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Wila und Friedrich Wilhelm Schindler: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:FriedrichWilhelmSchindler1856 1920.jpg|miniatur|hochkant|Friedrich Wilhelm Schindler]]
{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen sind unter [[Wila (Begriffsklärung)]] angegeben.}}
'''Friedrich Wilhelm Schindler''' (* [[1. Juni]] [[1856]] in [[Mollis]], [[Schweiz]]; † [[19. November]] [[1920]] in [[Kennelbach]], [[Österreich]]) war ein österreichisch-schweizerischer [[Unternehmer]] und [[Erfinder]], Pionier der [[Elektrizitätswirtschaft]] und [[Elektrotechnik]].<ref name="ÖBL" />
<!--schweizbezogen-->{{Infobox Ort in der Schweiz
| NAME_ORT = Wila
| BILDPFAD_KARTE = Karte Gemeinde Wila 2016.png
| BILDPFAD_WAPPEN = Wila-blazon.svg
| BILD = Wila.JPG
| BESCHREIBUNG = Wila
| REGION-ISO = CH-ZH
| BEZIRK = [[Pfäffikon (Bezirk)|Pfäffikon]]
| IMAGEMAP = Bezirk Pfäffikon
| BFS = 0181
| PLZ = 8492
| BREITENGRAD = 47.418611
| LÄNGENGRAD = 8.849441
| HÖHE = 566
| FLÄCHE = 9.21
| EINWOHNER = 1903<!-- Metadaten, bitte nicht per Hand aktualisieren-->
| STAND_EINWOHNER = 31. Dezember 2007<!-- Metadaten, bitte nicht per Hand aktualisieren-->
| WEBSITE = www.wila.ch
}}
'''Wila''' ist eine [[politische Gemeinde]] im [[Bezirk (Schweiz)|Bezirk]] [[Pfäffikon (Bezirk)|Pfäffikon]] des [[Kanton (Schweiz)|Kantons]] [[Kanton Zürich|Zürich]] in der [[Schweiz]].
[[Datei:ETH-BIB-Wila (Tösstal)-Inlandflüge-LBS MH01-002622.tif|mini|Wila, historisches Luftbild von 1920, aufgenommen von [[Walter Mittelholzer]]]]
== Wappen ==
[[Blasonierung]]
: ''In Rot drei silberne Ringe (2, 1)''


== Familie und Ausbildung ==
Das Wappen wurde 1926 vom Schild der Herren von [[Landenberg#Breitenlandenberg|Breiten-Landenberg]] übernommen.


Friedrich Wilhelm Schindler kam noch in der Stammheimat der Familie im Schweizer Kanton Glarus zur Welt. Er war der Sohn des Textilfabrikanten und Malers ''Samuel Wilhelm Schindler'', Neffe von [[Dietrich Schindler (Staatsmann)|Dietrich Schindler]], Urenkel von [[Samuel Schindler]] und Bruder des Textilindustriellen [[Cosmus Schindler]]. Er besuchte Schulen in [[St. Gallen]] und [[Lausanne]], erhielt zusammen mit seinem Bruder ''Cosmus'' eine kaufmännische Ausbildung in [[Livorno]] (Italien) und hielt sich dann zu Studienzwecken in Frankreich und drei Jahre in England auf. Seine berufliche Karriere begann er im elterlichen Spinnereiunternehmen ''Jenny & Schindler'' in Kennelbach, an dem er 1888 Anteile seines Vaters ''Samuel Wilhelm'' erwarb.<ref name="ÖBL" /> Diese Firma hatte sich seit den 1820er Jahren in Hard und später in Kennelbach entwickelt und fasste eine automatisierte Spinnerei, Weberei, Bleiche, Färberei und Druckerei in einem Betrieb zusammen.<ref name="AustriaForum" />
== Geographie ==
Wila liegt im [[Tösstal]] zwischen den Gemeinden [[Turbenthal]] und [[Bauma]]. Im Osten grenzt die Gemeinde an den [[Kanton Thurgau]] und im Westen an die Gemeinde [[Wildberg ZH|Wildberg]]. Weiler in der näheren Umgebung von Wila sind: Schalchen (SW), Tablat (SO), Aegetswil (O), Au (S) und Sitzberg (NO). Der Landwirtschaft dienen 38,3 % der Gemeindefläche, 51 % ist Wald, besiedelt ist 6,4 % und 2,9 % dient dem Verkehr.


== Geschichte ==
== Wasserkraftwerke ==
Bei archäologischen Grabungen anlässlich der Kirchenrenovation von 1978–1980 stiess man auf Spuren einer [[Holzkirche]] aus dem 7. bis 8. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einem Steuerrodel des [[Bistum Konstanz|Bistums Konstanz]] aus dem Jahr 1275.


Auf der ersten elektrotechnischen Ausstellung in Paris 1881 erkannte er bereits die Bedeutung der Elektrizität und erwarb einen Edisonschen Stromgenerator, mit dem er zu Hause in Kennelbach die ersten Glühlampen in Österreich zum Leuchten brachte. 1884 rüstete er dann seine Spinnerei als ersten österreichischen Betrieb mit elektrischer Beleuchtung aus. 1891 nahm er ein kleines Wasserkraftwerk in Betrieb und verkaufte ab 1901 die überschüssige Energie an die Gemeinde Kennelbach zum Betrieb ihrer Straßenlaternen. Zur Versorgung des Bregenzer Stadtteils Rieden-Vorkloster baute er in Rieden ein leistungsfähigeres Kraftwerk und erwarb eine Konzession für Elektroinstallationsarbeiten.
Die Herren von [[Landenberg|Breitenlandenberg]] besassen lange Zeit die [[Kollatur]] sowie bis 1796 auch die niedere Gerichtsbarkeit.


Zur Finanzierung größerer Projekte entstanden die Elektrowerke Jenny und Schindler OHG. 1904 kaufte er die ausgearbeiteten Pläne für den Bau eines Werkes in [[Andelsbuch]], das die Wasserkraft der [[Bregenzer Ache]] nutzen sollte. Unter der Leitung des renommierten Schweizer Wasserkraftexperten [[Gabriel Narutowicz]], der 1922 – etwa zwei Jahrzehnte später – als erster gewählter Präsident der [[Zweite Polnische Republik|zweiten polnischen Republik]] einem Attentat zum Opfer fallen sollte, ging 1908 das [[Kraftwerk Andelsbuch]] als damals größtes Kraftwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie in Betrieb.<ref name="ÖBL" />
Das [[Ortsmuseum Wila]] wurde 2010 eingerichtet.


Schindler war Pionier der [[Elektrizitätswirtschaft]] und [[Elektrotechnik]]. Er stellte 1893 auf der [[World’s Columbian Exposition|Weltausstellung]] in [[Chicago]] die erste vollelektrische [[Küche]] vor und erhielt dafür eine Goldmedaille. 1898 gründete er die Firma [[Elektra Bregenz]]. Er trug einen bedeutenden Teil zum Aufbau des [[Vorarlberg]]er [[Stromnetz]]es bei und war treibende Kraft bei den ''Jenny & Schindler'' Elektrowerken, die 1916 in die [[Vorarlberger Kraftwerke]] umgewandelt wurden.
== Sehenswürdigkeiten ==
{{Siehe auch|Liste der Kulturgüter in Wila}}


Schindler errichtete in Kennelbach den ersten [[Elektrischer Generator|elektrischen Generator]] Österreichs. Erst ein Jahr später wurde ein kleines Kraftwerk in New York errichtet. Friedrich Wilhelm lebte in der [[Villa Grünau]], wo er auch viele seiner Erfindungen machte. Das prunkvolle Gebäude hatte er 1887 anlässlich der Hochzeit mit Maria Margaretha Verena Jenny von seinem Vater Samuel Wilhelm als Geschenk bekommen.
== Wirtschaft ==
Landesweit bekannt war die ''Schwarz Sprengtechnik AG''. Sie war untrennbar verbunden mit dem Namen des Gründers und Inhabers Günter Schwarz und ging im Jahr 2005 Konkurs. Die Nachfolgerin nennt sich ''Schwarz Spreng- und Felsenbau AG''.


<gallery>
=== Öffentlicher Verkehr ===
Datei:SchindlerKüche1893.jpg|Für die Vorstellung der ersten vollelektrischen Küche auf der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 erhielt Schindler eine Goldmedaille und ein Ehrendiplom.
Die {{S-Bahn Zürich|S26|x|x}} der [[S-Bahn Zürich]] verkehrt ab dem Haltepunkt '''Wila'''. Zusätzlich gibt es eine [[Postauto]]linie nach Sitzberg, Schmidrüti und Wildberg.
Datei:KW_Weidach1891Jenny_Schindler.jpg|Die 1891 von den Jenny & Schindler Elektrowerken in Weidach in Betrieb genommene Anlage zur Stromerzeugung.
Datei:Pfänder_Zahnradbahn.jpg|Das Projekt [[Pfänderbahn]] konnte von ihm nicht mehr realisiert werden.
</gallery>


== Politik ==
== Abstammungsliste ==
Gemeindepräsident ist seit 2016 Hans-Peter Meier ([[Schweizerische Volkspartei|SVP]]).<ref>[http://zol.ch/bezirk-pfaeffikon/wila/Wilemer-Gemeindepraesidium-Meier-haengt-Pohl-ab/story/25664818 zol.ch].</ref><ref>[http://www.wila.ch/xml_1/internet/de/application/d5/f112.cfm.Gemeinderat auf wila.ch]</ref><ref>[http://www.svp-wila.ch/behoerdenvertreter/index.html.Behördenvertreter der SVP Wila]</ref>


Der Kennelbacher Zweig der Familie Schindler stammte aus Mollis im [[Kanton Glarus]] (Schweiz).
{| class="wikitable"
! colspan="4" bgcolor="#d2d2d2" | Mitglieder des Wiler Gemeinderats (2014–2018)
|-
! Name !! Amtsantritt !! Funktion !! Partei
|-
| Hans-Peter Meier
| / 2016
| Präsident / Land- und Forstwirtschaft / Gesundheit
| align="center" |[[Schweizerische Volkspartei|SVP]]
|-
| Hanspeter Egli
|
| Liegenschaften / Sicherheit
| align="center" |[[Schweizerische Volkspartei|SVP]]
|-
| Sandro Turcati
|
| Tiefbau
| align="center" |SP
|-
| Daniel Lerch
|
| Soziales
| align="center" |parteilos
|-
| Fredi Waldvogel
|
| 1. Vizepräsident / Hochbau
| align="center" |parteilos
|-
| Sacha Huber
|
| Wasserversorgung / Kanalisation
| align="center" |parteilos
|-
| Simon Mösch<ref>[http://zueriost.ch/pfaeffikon/wila/die-wahlresultate-des-bezirks-pfaeffikon/350806 Wahlresultate des Bezirks Pfäffikon, auf züriost.ch]</ref>
| 2016
| Finanzen
| align="center" |[[Bürgerlich-Demokratische Partei|BDP]]
|}


# Fridolin Schindler, Weber; ⚭ Magdalena Zopfi
== Söhne und Töchter der Stadt ==
## [[Samuel Schindler]] (* 1762 in Mollis; † 1830 in Hard); Schweizer Weber, Textilfabrikant, Glarner Ratsherr, Chorrichter, Mitglied des Kriminalgerichts; gründete mit seinen Söhnen Friedrich und Dietrich sowie dem Schwiegersohn Melchior Jenny das Unternehmen Jenny & Schindler; <br />⚭ 1) Barbara Schmid, ⚭ 2) Elisabeth Elmer
* [[Kaspar Gottfried Schweizer]] (1816–1873), Astronom
### [[Dietrich Schindler (Staatsmann)|Dietrich Schindler]] (* 1795 in Mollis; † 1882 in Zürich<ref>laut HLS in Wiesbaden gestorben</ref>); Schweizer Staatsmann, Unternehmer und Kunstsammler (Mutter: Barbara Schmid)
* [[Reinhold Rüegg]] (1842–1923), Pädagoge, Journalist und Mitglied des Zürcher Verfassungsrats
#### Maria Schindler, ⚭ 1861 [[Samuel Jenny]] (* 1837 in Hard; † 1901 in Hard), Industrieller und Altertumsforscher (Sohn von ''Melchior Jenny'', dem Geschäftspartner seines Vaters)
* [[Elisabeth Eidenbenz]] (1913–2011), Lehrerin, wurde als [[Gerechte unter den Völkern]] geehrt.
#### [[Caspar Schindler-Escher]] (* 1828 in Mollis; † 1902 in Zürich), Seidenstofffabrikant und Philanthrop; ⚭ 1853 Wilhelmine Elise Escher, Tochter des Seidenfabrikanten Martin Escher
##### [[Dietrich Schindler-Huber|Samuel Dietrich Schindler-Huber]] (* 1856 in Mollis; † 1936 in Zürich); Direktor der Maschinenfabrik Oerlikon
### Friedrich (Fridolin) Schindler (* 1788 in Mollis; † 1874 ebenda); Textilfabrikant
#### Samuel Wilhelm Schindler (1826–1903); Textilfabrikant und Maler, Bauherr der Villa Grünau
##### '''Friedrich Wilhelm Schindler''' (* 1856 in Mollis (Schweiz); † 1920 in Kennelbach); Unternehmer und Erfinder; ⚭ 1887 Maria Margaretha Verena Jenny (Tochter des Peter Jenny<ref>{{ADB|13|773|774|Jenny, Peter|Hermann Wartmann|ADB:Jenny, Peter}}</ref>);<ref name="FellerFest2012HLS" /> vier Töchter und einen Sohn, darunter:
###### Anna Margaretha Schindler (* 1892 in Kennelbach; † 1929 in Wien); Bildhauerin
###### Friedrich-Peter (Fritz) Schindler (* 1895 in Kennelbach; † 1969); Industrieller
##### Cosmus Schindler (* 1866 in Ennenda, Kanton Glarus; † 1950 in Zürich); Textilindustrieller
#### Caspar Conrad Arnold Schindler; Ingenieur und Wasserbautechniker
### Tochter NNN, ⚭ Melchior Jenny (* 1785 in Ennenda; † 1863 in Hard), Fabrikant (Vater von ''Samuel Jenny'')


== Literatur ==
== Literatur ==

* Hans Martin Gubler, ''Die Kunstdenkmäler des Kanton Zürich Band 3: Die Bezirke Pfäffikon und Uster.'' Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1978 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 66). ISBN 3-7643-0991-1. S.&nbsp;310–330.
* {{HLS|30052|Schindler, Friedrich Wilhelm|Autor=Veronika Feller-Vest}}, 2012
* {{ÖBL|10|151|152|Schindler Friedrich Wilhelm|Klaus Plitzner}}
* Klaus Plitzner: [http://wirtschaftsarchiv-v.at/pdf/Elektrizitaet.pdf Elektrizität in Vorarlberg - Vom Luxusgut zur alltäglichen Selbstverständlichkeit! Odr?]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat}}
{{Commonscat}}
* {{Austriaforum|AEIOU/Schindler,_Friedrich_Wilhelm}}
* [http://www.wila.ch/ Offizielle Website der Gemeinde Wila]
* [http://www.statistik.zh.ch/internet/justiz_inneres/statistik/de/daten/gemeindeportraet_kanton_zuerich.html#a-content Statistische Daten des Kantons zur Gemeinde Wila]
* {{HLS|126|Autor=Ueli Müller}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references />
<references>


<ref name="ÖBL">siehe Literatur K. Plitzner: Schindler Friedrich Wilhelm in der ÖBL</ref>
{{Navigationsleiste Bezirk Pfäffikon}}


<ref name="AustriaForum"> siehe Weblink N. Miljković: Schindler, Friedrich Wilhelm im AustriaForum </ref>
[[Kategorie:Ort im Kanton Zürich]]

[[Kategorie:Schweizer Gemeinde]]
<ref name="FellerFest2012HLS"> siehe Literatur Veronika Feller-Vest: Schindler, Friedrich Wilhelm im HLS</ref>
[[Kategorie:Wila| ]]

</references>

{{Normdaten|TYP=p|GND=1029991766|VIAF=296053782}}

{{SORTIERUNG:Schindler, Friedrich Wilhelm}}
[[Kategorie:Persönlichkeit der Elektrotechnik]]
[[Kategorie:Unternehmer (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Unternehmer (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Erfinder]]
[[Kategorie:Unternehmer (Elektrotechnik)]]
[[Kategorie:Person (Österreich-Ungarn)]]
[[Kategorie:Schweizer]]
[[Kategorie:Geboren 1856]]
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[[Kategorie:Mann]]
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{{Personendaten
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|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer-schweizerischer Unternehmer und Erfinder
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Version vom 20. März 2019, 11:42 Uhr

Friedrich Wilhelm Schindler

Friedrich Wilhelm Schindler (* 1. Juni 1856 in Mollis, Schweiz; † 19. November 1920 in Kennelbach, Österreich) war ein österreichisch-schweizerischer Unternehmer und Erfinder, Pionier der Elektrizitätswirtschaft und Elektrotechnik.[1]

Familie und Ausbildung

Friedrich Wilhelm Schindler kam noch in der Stammheimat der Familie im Schweizer Kanton Glarus zur Welt. Er war der Sohn des Textilfabrikanten und Malers Samuel Wilhelm Schindler, Neffe von Dietrich Schindler, Urenkel von Samuel Schindler und Bruder des Textilindustriellen Cosmus Schindler. Er besuchte Schulen in St. Gallen und Lausanne, erhielt zusammen mit seinem Bruder Cosmus eine kaufmännische Ausbildung in Livorno (Italien) und hielt sich dann zu Studienzwecken in Frankreich und drei Jahre in England auf. Seine berufliche Karriere begann er im elterlichen Spinnereiunternehmen Jenny & Schindler in Kennelbach, an dem er 1888 Anteile seines Vaters Samuel Wilhelm erwarb.[1] Diese Firma hatte sich seit den 1820er Jahren in Hard und später in Kennelbach entwickelt und fasste eine automatisierte Spinnerei, Weberei, Bleiche, Färberei und Druckerei in einem Betrieb zusammen.[2]

Wasserkraftwerke

Auf der ersten elektrotechnischen Ausstellung in Paris 1881 erkannte er bereits die Bedeutung der Elektrizität und erwarb einen Edisonschen Stromgenerator, mit dem er zu Hause in Kennelbach die ersten Glühlampen in Österreich zum Leuchten brachte. 1884 rüstete er dann seine Spinnerei als ersten österreichischen Betrieb mit elektrischer Beleuchtung aus. 1891 nahm er ein kleines Wasserkraftwerk in Betrieb und verkaufte ab 1901 die überschüssige Energie an die Gemeinde Kennelbach zum Betrieb ihrer Straßenlaternen. Zur Versorgung des Bregenzer Stadtteils Rieden-Vorkloster baute er in Rieden ein leistungsfähigeres Kraftwerk und erwarb eine Konzession für Elektroinstallationsarbeiten.

Zur Finanzierung größerer Projekte entstanden die Elektrowerke Jenny und Schindler OHG. 1904 kaufte er die ausgearbeiteten Pläne für den Bau eines Werkes in Andelsbuch, das die Wasserkraft der Bregenzer Ache nutzen sollte. Unter der Leitung des renommierten Schweizer Wasserkraftexperten Gabriel Narutowicz, der 1922 – etwa zwei Jahrzehnte später – als erster gewählter Präsident der zweiten polnischen Republik einem Attentat zum Opfer fallen sollte, ging 1908 das Kraftwerk Andelsbuch als damals größtes Kraftwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie in Betrieb.[1]

Schindler war Pionier der Elektrizitätswirtschaft und Elektrotechnik. Er stellte 1893 auf der Weltausstellung in Chicago die erste vollelektrische Küche vor und erhielt dafür eine Goldmedaille. 1898 gründete er die Firma Elektra Bregenz. Er trug einen bedeutenden Teil zum Aufbau des Vorarlberger Stromnetzes bei und war treibende Kraft bei den Jenny & Schindler Elektrowerken, die 1916 in die Vorarlberger Kraftwerke umgewandelt wurden.

Schindler errichtete in Kennelbach den ersten elektrischen Generator Österreichs. Erst ein Jahr später wurde ein kleines Kraftwerk in New York errichtet. Friedrich Wilhelm lebte in der Villa Grünau, wo er auch viele seiner Erfindungen machte. Das prunkvolle Gebäude hatte er 1887 anlässlich der Hochzeit mit Maria Margaretha Verena Jenny von seinem Vater Samuel Wilhelm als Geschenk bekommen.

Abstammungsliste

Der Kennelbacher Zweig der Familie Schindler stammte aus Mollis im Kanton Glarus (Schweiz).

  1. Fridolin Schindler, Weber; ⚭ Magdalena Zopfi
    1. Samuel Schindler (* 1762 in Mollis; † 1830 in Hard); Schweizer Weber, Textilfabrikant, Glarner Ratsherr, Chorrichter, Mitglied des Kriminalgerichts; gründete mit seinen Söhnen Friedrich und Dietrich sowie dem Schwiegersohn Melchior Jenny das Unternehmen Jenny & Schindler;
      ⚭ 1) Barbara Schmid, ⚭ 2) Elisabeth Elmer
      1. Dietrich Schindler (* 1795 in Mollis; † 1882 in Zürich[3]); Schweizer Staatsmann, Unternehmer und Kunstsammler (Mutter: Barbara Schmid)
        1. Maria Schindler, ⚭ 1861 Samuel Jenny (* 1837 in Hard; † 1901 in Hard), Industrieller und Altertumsforscher (Sohn von Melchior Jenny, dem Geschäftspartner seines Vaters)
        2. Caspar Schindler-Escher (* 1828 in Mollis; † 1902 in Zürich), Seidenstofffabrikant und Philanthrop; ⚭ 1853 Wilhelmine Elise Escher, Tochter des Seidenfabrikanten Martin Escher
          1. Samuel Dietrich Schindler-Huber (* 1856 in Mollis; † 1936 in Zürich); Direktor der Maschinenfabrik Oerlikon
      2. Friedrich (Fridolin) Schindler (* 1788 in Mollis; † 1874 ebenda); Textilfabrikant
        1. Samuel Wilhelm Schindler (1826–1903); Textilfabrikant und Maler, Bauherr der Villa Grünau
          1. Friedrich Wilhelm Schindler (* 1856 in Mollis (Schweiz); † 1920 in Kennelbach); Unternehmer und Erfinder; ⚭ 1887 Maria Margaretha Verena Jenny (Tochter des Peter Jenny[4]);[5] vier Töchter und einen Sohn, darunter:
            1. Anna Margaretha Schindler (* 1892 in Kennelbach; † 1929 in Wien); Bildhauerin
            2. Friedrich-Peter (Fritz) Schindler (* 1895 in Kennelbach; † 1969); Industrieller
          2. Cosmus Schindler (* 1866 in Ennenda, Kanton Glarus; † 1950 in Zürich); Textilindustrieller
        2. Caspar Conrad Arnold Schindler; Ingenieur und Wasserbautechniker
      3. Tochter NNN, ⚭ Melchior Jenny (* 1785 in Ennenda; † 1863 in Hard), Fabrikant (Vater von Samuel Jenny)

Literatur

Commons: Friedrich Wilhelm Schindler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c siehe Literatur K. Plitzner: Schindler Friedrich Wilhelm in der ÖBL
  2. siehe Weblink N. Miljković: Schindler, Friedrich Wilhelm im AustriaForum
  3. laut HLS in Wiesbaden gestorben
  4. Hermann Wartmann: Jenny, Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 773 f.
  5. siehe Literatur Veronika Feller-Vest: Schindler, Friedrich Wilhelm im HLS