Mineralwolle und Jiří Gruša: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Brno, koncert k listopadu 1989, Jiří Gruša.jpg|miniatur|Jiří Gruša (2009)]] |
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{{Infobox Dämmstoff |
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'''Jiří Gruša''' (zum Teil benutzte er die [[Pseudonym]]e ''Jaroslav Konečný'' und ''Josef Balvin''; * [[10. November]] [[1938]] in [[Pardubice]], [[Tschechoslowakei]]; † [[28. Oktober]] [[2011]] in [[Hannover]], Deutschland)<ref>[http://oe1.orf.at/artikel/289427 ORF Ö1: Jiří Gruša gestorben] (abgerufen am 28. Oktober 2011)</ref><ref>[http://derstandard.at/1319181496139/Schriftsteller-und-Politiker-Jiri-Grusa-gestorben Schriftsteller und Politiker Jiří Gruša gestorben], ''Der Standard'', 28. Oktober 2011</ref> war [[Tschechien|tschechischer]] [[Schriftsteller]], [[Lyriker]], [[Dissident]] und [[Diplomat]]. |
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| Name = Mineralwolle<ref name="Tabelle">[http://www.waermedaemmstoffe.com/htm/mineralwolle.htm Vergleichstabelle Glaswolle – Steinwolle] In: mineralwolle.de, abgerufen am 20. Oktober 2013</ref> |
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| Bild = Vielfalt_Mineralwolle.jpg |
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| Bildbeschreibung= Mineralwollematten |
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| Rohstoffe = siehe Auflistung links |
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| Primärenergieverbrauch (Herstellung) = Steinwolle: 150–400 kWh/m³gksnkcjjgfkwvcsödcgjsvddogsmflkb |
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== Leben == |
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<br />Glaswolle: 250–500 kWh/m³ |
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Gruša kam aus einer mittelständischen Familie. Vater Emanuel Gruša und Mutter Blažena Machková waren Beamte. 1957 schloss er in seiner Geburtsstadt das Gymnasium ab und studierte [[Philosophie]] und [[Geschichtswissenschaft|Geschichte]] an der [[Karls-Universität Prag]], wo er 1962 an der philosophischen Fakultät zum Dr. phil. [[Promotion (Doktor)|promovierte]].<ref name="Grusa">Eintrag "Grusa, Jirí" in Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, abgerufen am 29. Oktober 2011</ref> |
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| Wärmeleitfähigkeit λ = 0,030–0,045 W/(m·K) |
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| Spezifische Wärmekapazität c = 840–1000 J/(kg·bfu3 |
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| Dampfdiffusionswiderstand μ = 1–2 |
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| Baustoffklasse = A1 |
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| Einsatzbereiche = vor allem Dachdämmung und Kerndämmung |
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| Materialkosten = 45–150 €/m³ |
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[[Datei:Glaswolle Zerfaserungsmaschine.jpg|mini|Glaswolleherstellung im Blasverfahren: Flüssiges Glas läuft in eine Zerfaserungsmaschine (2012)]] |
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[[Datei:Fotothek df n-30 0000060 Facharbeiter für Glastechnik.jpg|mini|Glaswolleöfen bei VEB Trisola (1972)]] |
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[[Datei:Dachisolierung Steinwolle 01.jpg|mini|Dachdecker bei der Zwischensparrendämmung eines Altbaus mit Steinwolle.]] |
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Als Literat trat Gruša in den 1960er Jahren in Erscheinung. Er publizierte gemeinsam mit weiteren jungen Schriftstellern, darunter [[Jiří Pištora]], [[Petr Kabeš]], [[Jan Lopatka]], [[Václav Havel]], [[Zbyněk Hejda]] und [[Věra Linhartová]] in der 1963 mitbegründeten Zeitschrift ''Gesicht'' (Tvář), der ersten nichtkommunistischen Zeitschrift im Lande. Als er eine kritische Abrechnung mit der stalinistischen Poesie der 50er Jahre veröffentlichte, wurde das ''Gesicht'' zwangsweise eingestellt. Anschließend war er Mitbegründer und Mitarbeiter der literarischen Zeitschrift ''Hefte'' (Sešity), später arbeitete er als Redakteur der Wochenzeitschrift ''Zítřek''.<ref name="Grusa" /> |
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'''Mineralwolle''' bezeichnet einen weichen Werkstoff aus künstlich hergestellten [[mineral]]ischen [[Faser]]n. Je nach Ausgangsmaterial unterscheidet man [[Schlackenwolle]], '''''Glaswolle''''' und '''''Steinwolle'''''. |
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1968 beteiligte sich Gruša gemeinsam mit anderen Intellektuellen am [[Prager Frühling]]. Im Zuge der landesweiten Repressionen nach dem gescheiterten Aufstand während der sogenannten [[Normalisierung (Tschechoslowakei)|Normalisierung]] belegte ihn das tschechoslowakische Regime mit einem [[Berufsverbot]]. Er wurde strafrechtlich verfolgt, weil er teilweise seinen Roman ''Mimner aneb Hra o smrad'ocha'' (dt. 1986 Mimner oder das Tier der Trauer) in den Sešity veröffentlichte. Der Roman sollte wegen des [[Pornografie|pornografischen]] Inhalts verboten werden, das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Aufgrund des Berufsverbots musste er bei verschiedenen Bauunternehmen arbeiten. Ferner übersetzte er Theatervorlagen und war neben seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter eines Theaters ansonsten nur wenig künstlerisch aktiv. Unter anderem erschienen in der ebenfalls von ihm mitbegründeten, illegalen Samisdat-Reihe ([[Selbstverlag]]) ''Edice petlice'' (dt. Edition hinter Schloss und Riegel) einige seiner Werke.<ref name="Grusa" /> |
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Mineralwolle wird vorwiegend als nichtbrennbarer [[Dämmstoff]] für die [[Wärmedämmung]] von Häusern eingesetzt. In der Industrie wird sie insbesondere als Schall- und Brandschutz verwendet, z. B. zum Einhüllen von Tanks, Behältern, Heizkesseln und Turbinen. Mineralwolle wird meist als [[Vliesstoff]] hergestellt oder in stärkerer Verdichtung als Platten. Darüber hinaus wird ''Steinwolle'' auch als erdeloses [[Substrat (Boden)|Substrat]] zur [[Hydrokultur]] im industriellen Gemüse- und Zierpflanzenanbau eingesetzt. |
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Gruša gehörte zu einer antiideologischen Generation, die das [[Totalitarismus|totalitäre]] System nicht geschaffen hatte, aber darin leben musste. |
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== Herstellung == |
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Für die Herstellung von Mineralwolle gibt es drei Grundverfahren, das Ziehverfahren, das Blasverfahren und das Schleuderverfahren. Heute werden die Verfahren auch häufig kombiniert zum Schleuder-Ziehverfahren oder Schleuder-Blasverfahren. |
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In den 1960er Jahren veröffentlichte er drei Gedichtbände und in den 1970er Jahren im Eigenverlag seine erotische Gedichtsammlung ''Anbetung der Janinka'' ''(Modlitba k Janince)''. |
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Bei allen Verfahren werden die Rohstoffe zwischen 1.200 und 1.600 Grad Celsius geschmolzen. |
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=== Ziehverfahren === |
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Mit dem Ziehverfahren werden Endlosfasern hergestellt, die vorwiegend im Textilbereich zum Einsatz kommen. Besonders zu nennen ist hier das Stabtrommelabziehverfahren, das in den 1930er Jahren patentiert wurde, siehe [[Glasfaser]]. |
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In den nächsten Jahren verbreitete Gruša Bücher, die in Selbstverlagen erschienen. Er unterzeichnete die [[Charta 77]] und wurde 1978 von der Staatsgewalt wegen seines in [[Toronto]] erschienenen Romans ''Fragebogen'' ''(Dotazník)'' wegen Angriffs auf das gesellschaftliche System verfolgt. Nach zwei Monaten wurde er auch dank zahlreicher Intervention aus dem Ausland entlassen. |
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=== Blasverfahren === |
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Beim Blasverfahren zerfasert die Schmelze durch Anblasen. |
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Noch im gleichen Jahr wanderte Gruša nach Toronto aus.<ref>[[Eda Kriseová]]: ''Václav Havel. Dichter und Präsident''. Rowohlt, Berlin 1991, ISBN 3-87134-012-X, S. 188.</ref> 1980 erhielt er ein literarisches Stipendium an der [[MacDowell Colony]] in den [[Vereinigte Staaten|USA]], ging nach [[Deutschland]] und lebte in [[Bonn]]. 1981 wurden ihm die tschechoslowakischen Bürgerrechte aberkannt, zwei Jahre später erhielt er die [[deutsche Staatsangehörigkeit]]. Für tschechische Schulen in [[Österreich]] verfasste er ein Lesebuch. Nach der [[Samtene Revolution|samtenen Revolution]] wurde Gruša zum [[Liste der tschechischen Botschafter in Deutschland|tschechischen Botschafter in Deutschland]] ernannt. Von Juni bis November 1997 war er tschechischer Bildungsminister in der [[Regierung|Regierung Václav Klaus II]] von Václav Klaus, von 1998 bis 2004 Botschafter in Österreich. Von 2005 bis 2009 war Jiří Gruša Direktor der [[Diplomatische Akademie Wien|Diplomatischen Akademie Wien]]. Von 2004 bis 2009 bekleidete er die Funktion des Präsidenten des internationalen [[P.E.N.]]-Clubs. Jiří Gruša war von 1992 bis zu seinem Tode Vorstandsmitglied der [[Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft]]. Er war 1994 einer der Erstunterzeichner eines Aufrufs für die Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler – für ein Zentrum der verfolgten Künste“, den die Wuppertaler Gesellschaft gemeinsam mit dem PEN Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland („Exil-PEN“) initiiert hatte. |
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=== Schleuderverfahren === |
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Das Schleuderverfahren ähnelt der Herstellung von [[Zuckerwatte]]. Die Schmelze aus Glas oder Stein wird zu Fasern versponnen, indem sie tröpfchenweise auf eine sich schnell drehende Schwungscheibe treffen und durch die Drehbewegung zu Fasern geschleudert werden. Dabei werden den Fasern [[Bindemittel|Binde-]] und Imprägniermittel zugesetzt. Es entsteht ein Faser[[Vliesstoff|vlies]], das auf einem Kettenband durch einen Härteofen bei ungefähr 230 °C transportiert wird. In einem anderen Verfahren wird die Schmelze über schnell rotierende Walzen geführt oder die Schmelze wird mit Hochdruckbrennern zerfasert. |
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Bis zu seinem Tod 2011 lebte er mit seiner deutschen Frau bei Bonn.<ref>[[Dirk Schümer]]: ''[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/tschechien-die-geburt-eines-nationalisten-1622501.html Die Geburt eines Nationalisten.]'' [[FAZ]], 21. April 2011</ref> |
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=== Energiebedarf === |
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Der österreichische [[Wieser Verlag]] begann 2014 eine zehnbändige Jiří-Gruša-Werkausgabe,<ref>http://www.czechlit.cz/de/nachrichten/jiri-grusa-werkausgabe-startet-im-marz-2014/</ref> die 2018 abgeschlossen wurde. |
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Die Herstellung von Mineralwolle benötigt Energie u. a. zum Aufschmelzen der Rohstoffe. Die Gütegemeinschaft Mineralwolle e. V. nennt folgende erforderliche Mengen an [[Primärenergie]]: |
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== Auszeichnungen == |
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* Steinwolle: 150…400 kWh/m³ |
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* 1976 [[Jiří Kolář|Jiří-Kolář-Preis]] |
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* Glaswolle: 250…500 kWh/m³ |
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* 1978 ''Egon-Hostovsky-Preis'' |
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* 1996 (?) [[Andreas-Gryphius-Preis]] |
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* 1998 [[Internationaler Brückepreis]] |
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* 1998 [[Goethe-Institut|Inter Nationes]]-Kultur-Preis |
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* 1997 [[Adelbert-von-Chamisso-Preis]] (Ehrengabe) |
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* 1999 [[Goethe-Medaille]] |
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* Ehrenmitglied des [[Exil-P.E.N.]] |
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* 2004 [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref>[http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/welt/weltpolitik/313920_Ein-besonders-wichtiger-Botschafter.html Klestil würdigt tschechischen Botschafter Jiří Gruša bei Abschiedsbesuch] in der [[Wiener Zeitung]] vom 16. Februar 2004 abgerufen am 14. April 2015</ref><ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952] (PDF-Datei; 6,59 MB)</ref> |
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* 2006 Großes [[Bundesverdienstkreuz]] mit Stern<ref>http://www.radio.cz/de/artikel/74543</ref> in Deutschland |
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* 2007 [[Ehrenlegion|Chevalier de la Légion d’honneur]]<ref>[http://www.ambafrance-at.org/Uberreichung-der-franzosischen,2880 Überreichung der französischen Auszeichnung "Officier de la Légion d’Honneur" an Herrn Direktor Jiří Gruša (27.11.2007)] abgerufen am 28. Oktober 2011</ref> |
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* 2011 [[Manès-Sperber-Preis]] (posthum; an seine Witwe überreicht 26. Jänner 2012)<ref>[http://www.bmukk.gv.at/ministerium/ministerin/reden/grusa.xml Rede] von Bundesministerin [[Claudia Schmied]]</ref><ref>[http://derstandard.at/1326503842446/Manes-Sperber-Preise-Die-Buchteln-sind-Anfang-und-Ende Laudatio] von [[Miguel Herz-Kestranek]], 2000–2010 Vizepräsident P.E.N. Club Österreich</ref> |
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== Mitgliedschaften == |
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Zum Vergleich: Die Herstellung von Polystyrolpartikelschaum (EPS) hat einen Primärenergiebedarf von 200–760 kWh/m³, jene von Polystyrolextruderschaum (XPS) einen solchen von 450–1000 kWh/m³.<ref>[http://www.waermedaemmstoffe.com zu Polystyrolpartikelschaum (EPS) und Polystyrolextruderschaum (XPS)], abgerufen am 6. Jan. 2017</ref> In diesen Werkstoffen ist jedoch ein Großteil der Energie chemisch gebunden weiterhin vorhanden, während Mineralwolle keine chemische Energie enthält. |
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* [[P.E.N.]]-Club von Deutschland und Österreich, Präsident des Internationalen P.E.N. 2003–2009 |
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* [[Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung]] |
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* [[Freie Akademie der Künste in Hamburg]] |
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* [[Österreichische Gesellschaft für Europapolitik]] |
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* Förderverein Gefangenenbüchereien e.V. [http://www.fvgb.de/] |
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* [[Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft]] |
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== Werke == |
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=== Gedichte === |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-61004-0001, Ilmenau, Institut für Glastechnik.jpg|mini|Werbefoto für Glaswollfasern, DDR 1958]] |
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* ''Torna (Der Tornister).'' Prag 1962. |
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* Glaswollefasern |
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* ''Světlá lhůta (Die helle Frist).'' Prag 1964. |
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** bis zu 70 % [[Altglas]] |
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* ''Cvičení mučení (Lernen-Leiden).'' Prag 1969. |
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** [[Sand]] |
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* ''Der Babylonwald.'' Gedichte, Stuttgart 1990. |
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** [[Kalkstein]] |
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* ''Wandersteine.'' Gedichte, Stuttgart 1994. |
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** [[Natriumcarbonat|Soda]] |
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** 0,5–7 % [[Bindemittel]] (etwa [[Phenoplast|Phenolharze]]) |
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** 0,5 % [[Mineralöl]] zur Staubbindung |
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* Steinwollefasern |
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** [[Feldspat|Spat]], [[Dolomit (Mineral)|Dolomit]], [[Basalt]], [[Diabas]], [[Anorthosit]] sowie Recyclingmaterial |
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** [[Koks]], als Energielieferant |
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** 0,5–7 % [[Bindemittel]] (Phenolharze) |
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** 0,5 % [[Mineralöl]] zur Staubbindung und Luftreinigung. |
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* Zusatzstoffe |
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** [[Magnesium]] |
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** [[Zement]] (Bindemittel) |
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=== Kinderbücher === |
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Die Gesteine werden zumeist im [[Tagebau]] gewonnen. |
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* ''Kudláskovy příhody (Kudlaseks Abenteuer).'' Prag 1969. |
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=== Romane === |
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* ''Mimner.'' Prag 1972 |
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Mineralwolle ist beständig gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer. |
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* ''Modlitba k Janince (Gebet an Janinka).'' Prag 1972. |
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* ''Der 16. Fragebogen (Dotazník aneb modlitba za jedno město a přitele).'' Roman, Reich Verlag, Luzern, Schweiz 1979. |
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** als Ullstein Taschenbuch: Ullstein Verlag, Frankfurt am Main/Berlin 1991, ISBN 3-548-22600-0. |
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* ''Dr. Kokeš, mistr Panny.'' Toronto 1983, auf Deutsch ''Dr. Kokeš - Meister der Jungfrau'', Band 6 der bis 2018 erschienenen zehnbändigen Werkausgabe des Wieser-Verlags |
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* ''Franz Kafka aus Prag.'' Frankfurt 1983. |
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* ''Janinka.'' Roman, Köln 1984. |
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* ''Mimner oder Das Tier der Trauer.'' Köln 1986, Band 3 der bis 2018 erschienenen zehnbändigen Werkausgabe des Wieser-Verlags |
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=== Novellen === |
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Während Steinwolle eine hohe Temperaturbeständigkeit von in der Regel 1000 °C hat, liegt diese bei konventioneller Glaswolle üblicherweise bei ca. 700 °C. Diese Eigenschaft hat Auswirkungen auf die Eignung des Dämmstoffes bei Abschottungen bzw. bei der Dämmung von Tragwerken. Aus brandschutztechnischen Gründen kann daher bei Abschottungen (zum Beispiel bei Leitungsdurchführungen) oder bei der Dämmung von nicht feuerwiderstandsfähigen Tragwerken (in der Regel Stahl- oder Holztragwerke) der Einsatz der höher temperaturbeständigen Steinwolle notwendig werden. |
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* ''Dámský gambit (Damengambit).'' Prag 1974, Toronto 1978. |
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=== Anthologien === |
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Steinwolle hat ein höheres akustisches Dämmvermögen und unter oxidierenden Bedingungen auch eine hohe thermische Stabilität. Unter reduzierenden Bedingungen sintert sie bei ca. 800 °C zusammen, was durch eine Wärmevorbehandlung unterbunden werden kann. Steinwolle ist biolöslich in der menschlichen [[Lunge]]<ref>[http://www.waermedaemmstoffe.com/htm/mineralwolle.htm "''Neuere Produkte, die als „biolöslich“ gekennzeichnet sind, haben eine Halbwertszeit von etwa 60 Tagen. Alte Steinwolle-Fasern haben eine höhere Biopersistenz (Beständigkeit) und eine Halbwertszeit von ca. 300 Tagen.''] In: waermedaemmstoffe.com, abgerufen am 20. Oktober 2013</ref> und ist somit keine Gesundheitsgefahr. |
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* ''Hodina naděje (Stunde namens Hoffnung).'' Frankfurt 1978. |
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* ''Verfemte Dichter. Anthologie verbotener tschechischer Autoren.'' Köln 1983. |
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=== Erzählungen === |
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Glaswolle ist elastisch, Steinwolle dagegen nicht oder kaum. |
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* ''Umělec v hladovení (Ein Hungerkünstler)'' |
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Steinwolle hat eine höhere Rohdichte als Glaswolle - sie wiegt bis zu 200 kg/m³. |
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* ''První hoře (Erstes Leid)'' |
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Das bedeutet: |
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* ''Starost hlavy rodiny (Die Sorge des Hausvaters)'' |
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* Steinwolleisolationen haben bei gleicher Isolation ein höheres Eigengewicht als solche aus Glaswolle. |
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* ''Obchodník (Der Kaufmann)'' |
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* [[Wärmeschutz]]: Steinwolle hat eine geringere [[Temperaturleitfähigkeit]], daher wird tagsüber eingestrahlte sommerliche Wärme stärker verzögert an die darunterliegende Bausubstanz abgegeben als bei Glaswolle. |
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* ''Z deníku'' (Auszug aus den Tagebüchern, 1921). |
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* ''Gebrauchsanweisung für Tschechien und Prag''. 4. Auflage, Piper, München / Zürich 2011 (Erstausgabe 1999), ISBN 978-3-492-27526-2. |
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** in tschechischer Sprache: ''Česko – návod k použití'' (übersetzt von Jiří Gruša und Mojmír Jeřábek), Barrister & Principal, Brno 2009, ISBN 978-80-87029-72-5. |
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* ''Das Gesicht – der Schriftsteller – der Fall. Literatur in Mitteleuropa''. Dresdner Poetikdozentur. Thelem Universitätsverlag, Dresden 1999. |
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* ''Klub přátel poezie – Mladá Fronta.'' 1999. |
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=== Sonstige Veröffentlichungen === |
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== Geschichte der Schlackenwolle == |
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* ''Slovník českých spisovatelů 1948–1978 (Lexikon der tschechischen Schriftsteller).'' Initiator und Mitherausgeber, Prag 1980. |
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Frühzeitig ist bei der Eisenherstellung beobachtet worden, dass sich beim Durchpressen der Verbrennungsluft an undichten Stellen der Hochofenwand wolleartige Flocken aus Schlackenfasern bildeten.<ref name="ReferenceA">Herbert M. Ulrich. Handbuch der chemischen Untersuchung der Textilfaserstoffe – Zweiter Band: Chemismus, Eigenschaften und Einsatz der textilen (nicht veränderten) Faserstoffe und ihre Prüfung. Springer-Verlag, Wien 1956; S. 731</ref> Die Möglichkeit, aus Hochofenschlacke Schlackenwolle herstellen zu können, ist ab Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. |
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* ''[[Samisdat]].'' Toronto 1982.<!-- nähere Angaben? --> |
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Erste größere Mengen von Schlackenwolle sind wohl schon 1840 durch Edward Parry in Wales hergestellt worden, aber der Prozess ist nicht beherrscht und deshalb aufgegeben worden.<ref>Charles Wood: ''Utilization and properties of blast furnace slag''. in. Van Nostrand`s Engineering Magazine. Volume XXIII. July – December 1880. D. Van Nostrand Publisher, New York 1880, S. 144</ref> Laut einer anderen Quelle wurde Schlackenwolle erst 1864 durch George Parry, ebenfalls in Wales, erstmals fabrikmäßig erzeugt.<ref name="ReferenceA"/><ref>Ludwig Darmstaedter (Hrsg.): ''Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik''. Zweite, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Verlag von Julius Springer, Berlin 1908, S. 637 ([https://archive.org/stream/handbuchzurgesc01unkngoog#page/n641/mode/2up online]).</ref> Die erste kommerzielle Herstellung gelang 1871 im Stahlwerk des [[Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein]]s in [[Georgsmarienhütte]].<ref>Swapna Mukherjee: ''Applied Mineralogy: Applications in Industry and Environment.'' Springer, Dordrecht (Niederlande) 2012, ISBN 978-94-007-1161-7</ref><ref>[https://trutechguy.files.wordpress.com/2012/09/haps-building-science-timeline.pdf Building "Science" Timeline]</ref> |
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* ''Prager Frühling – Prager Herbst. Blicke zurück und nach vorn'' Mitherausgeber mit Tomáš Kosta, Bund, Köln 1988, ISBN 3-7663-3124-8. |
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[[Datei:Rockwool 4lbs per ft3 fibrex3.jpg|alternativtext=Steinwolle: Ein aus einer Steinwollmatte abgeschnittener Quader ist auf die Schnittfläche gestellt und von vorn oben fotografiert. Die Fasern sind gelb bis hellgrau und verlaufen in unregelmäßigen Wellen vorherschend parallel zu den ungeschnittenen Flächen recht und links. An der dem Betrachter zugewandten Kante ist die Matte etwas aufgelockert (worden?) und wo die Fasern weniger fest aneinanderhafteten sind schnale Räume entstanden, die teils mit vereinzelten Faser durchzogen sind.|miniatur|Steinwolle]] |
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* mit Eda Kriseová und Petr Pithart: ''Prag – einst Stadt der Tschechen, Deutschen und Juden.'' (übersetzt von Joachim Brus). Langen Müller, München 1993, ISBN 3-7844-2411-2. |
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Entgegen kam dieser Art der Verwertung der [[Schlacke (Metallurgie)]], dass der Bedarf nach hitzeunempfindlichen Dämmstoffen für Rohrleitungs- und Kesseldämmungen in der Industrie ab Mitte des 19. Jahrhunderts stieg, um damit die Wärmeverluste der Maschinen und Apparate zu verringern und somit den Wirkungsgrad zu erhöhen. Gleichzeitig entwickelte sich auch eine [[Kühlkette]] in Wirtschaft und Handel, die feuchteunempfindliche Dämmstoffe benötigte.<ref>Wener Eicke Hennig: Kleine Geschichte der Dämmstoffe, Erster Teil. wksb Zeitschrift für Wärmeschutz ∙ Kälteschutz ∙ Schallschutz ∙ Brandschutz, 56. Jahrgang, Heft 65/2011, S. 8</ref> Diesen Anforderungen wurde die Schlackenwolle gerecht. |
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* ''Als ich ein Feuilleton versprach. Handbuch des Dissens und Präsens – Essays, Überlegungen und Interviews der Jahre 1964–2004''. Herausgegeben und übersetzt von [[Michael Stavarič]], Czernin, Wien 2004, ISBN 3-7076-0195-1. |
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* ''Beneš als Österreicher'' Wieser, Klagenfurt 2012 ISBN 978-3-990290-08-8 (Kritisches Buch zur Person [[Edvard Beneš]]), vergriffen; Neuauflage als Band 9 der bis 2018 erschienenen zehnbändigen Werkausgabe des Wieser-Verlags |
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** tschechische Ausgabe: ''Beneš jako Rakušan.'' Übersetzt von Jiří Gruša und Mojmír Jeřábek, Barrister & Principal, Brno 2011, ISBN 978-80-87474-12-9. |
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* mit Václav Havel: ''Die Macht der Mächtigen oder Die Macht der Machtlosen'', Wieser-Verlag, Klagenfurt 2006, ISBN 978-3-85129-601-3 |
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== Geschichte der Glaswolle == |
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Jules de Brunfaut entwickelte ab 1849 Glasfasern, die von erhitzten Glasstäben ausgezogen und auf eine Rolle gewickelt wurden.<ref name="Herrmann">Emanuel Herrmann: ''Miniaturbilder aus dem Gebiete der Wirthschaft.'', Nebert, 1872. S. 23–29.</ref> Beim Ablösen von der Rolle zogen sie sich zu spiralförmigen Fasern zusammen. Diese als Glaswolle bezeichneten Fasern wurden ursprünglich zur [[Textilien]]herstellung entwickelt und unter anderem für Textilien und in der Chemie als [[Filter (Fluidtechnik)|Filtermaterial]] verwendet.<ref name="Herrmann" /> |
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=== Kurzbeiträge, Vorträge === |
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Demgegenüber wurde die industrielle Herstellung von Glaswolle ab 1931 durch das sogenannte ''Hager-Verfahren''<ref>So genannt nach dem ersten Arbeitgeber, bei dem Rosengarth beschäftigt war, siehe dazu Artikel [[Friedrich Rosengarth]].</ref> von [[Friedrich Rosengarth]] möglich. Es ähnelt der Herstellung von [[Zuckerwatte]], indem flüssige Glasschmelze über eine rotierende Scheibe zu dünnen Fäden geschleudert und dadurch ein [[Vliesstoff|Vlies]] erzeugt wird. Das Produkt dieses Verfahrens nannte Rosengarth ''Glaswolle''<ref>[[Edmund Ruppert]]: ''Der Dämmstoff-Spitzenreiter ISOVER, seit 1931 in Bergisch Gladbach zu Hause'', in : [[Rheinisch-Bergischer Kalender]] 2010, ISBN 978-3-87314-444-6, {{ISSN|0722-7671}}, S. 239</ref><ref>{{Internetquelle | url=http://books.google.de/books?id=W4EWY1YJYBkC&pg=PA100&lpg=PA100&dq=Friedrich+Rosengarth&source=bl&ots=YTJG3i1GTt&sig=bdJF-lBvFARih4Zs2RLEsm1ecsM&hl=de&sa=X&ei=Su4tVOfVCYqAywOWpoDADQ&ved=0CDQQ6AEwBDgU#v=onepage&q=Friedrich%20Rosengarth&f=false | titel=Horst Möller: Saint Gobain in Deutschland, Von 1853 bis zur Gegenwart, S. 100.| zugriff=2014-10-03}}</ref> Diese Erfindung machte er in den Jahren 1928/30.<ref Name="Garke">Karl-Hans Garke, Leopold Schneiders: ''Geschichte der Glas-Seide-Industrie GmbH, spätere Glaswatte GmbH, Bergisch Gladbach, spätere Glasfaser GmbH, Bergisch Gladbach bzw. Aachen, heute Grümzweig + Hartmann und Glasfaser AG, Werk Bergisch Gladbach'', Aachen 1978</ref> Ihm fehlte aber das Kapital, um seine Erfindung zu nutzen. So trat er seine Rechte am 15. Oktober 1931 für ''ein Verfahren zum Herstellen von Fasern oder Gespinsten aus Glas, Schlacke und ähnlichen in der Hitze plastischen Stoffen'' an die holländische Firma ''Naamlooze Vennootschap Maatschappij tot Beheer en Exploitatie van Octoien N.V.'' in [[den Haag]] ab. An dieser Patentverwertungsgesellschaft war die Firma [[Compagnie de Saint-Gobain|Saint Gobain]] beteiligt. Die Erfindung wurde am 30. November 1930 in Deutschland unter der Nummer 539738 patentiert.<ref Name="Patent">[http://worldwide.espacenet.com/captchaChallengeController?original_requestUrl=http%3A%2F%2Fworldwide.espacenet.com%2FespacenetDocument.pdf&original_request_method=GET&original_request_parameters=locale__en_EP%3B%3BNR__539738C%3B%3Bdate__19320219%3B%3BFT__D%3B%3BCC__DE%3B%3Bflavour__trueFull%3B%3BND__2%3B%3BKC__C Patent DE539738] (Scan, pdf)</ref> Zum Verfahren erklärt die Patentschrift unter anderem: |
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* ''Das europäische Spießbürgertum des Fortschritts.'' In: ''Literaturmagazin 22 – Ein Traum von Europa.'' Rowohlt, 1988. |
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{{Zitat|Die Herstellung von Fäden oder Gespinst aus geschmolzenem Glas (sogenannte Glaswolle) erfolgte bisher auf Spinnmaschinen, auf denen die Fäden von vorbereiteten Glasstäben oder durch Düsen aus der Schmelzmasse gezogen werden, während bei der Herstellung von Schlackenwolle durch Dampf oder Windgebläse die Fäden erzeugt werden. Bei der vorliegenden Erfindung wird ein anderer Weg eingeschlagen, und zwar wird nach dem neuen Verfahren die heiße flüssige Glas- oder Schlackenmasse in möglichst gleichmäßigem dünnem Strome auf eine zweckmäßig waagerechte, schnell rotierende Scheibe aus geeignetem Material geleitet. Die flüssige Masse zerspritzt hierbei in feinste Tropfen, die durch die Fliehkraft abgeschleudert werden und gleichzeitig dünne, feine Fäden bilden, die im Umkreis der umlaufenden Scheibe niedersinken und in gleichmäßiger Schicht aufgetragen werden können.|Reichspatentamt, 26. November 1931<ref Name="Patent"/>}} |
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* ''Václav Havel.'' In: ''Die neue Gesellschaft – Frankfurter Hefte.'' 5. Mai 1989. |
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* ''Migration und Emigration. Die Tschechen und ihre Literatur nach 1945.'' In: ''Zur tschechischen Literatur 1945 - 1985: mit einem Titelverzeichnis der Samisdat-Reihe „Hinter Schloss und Riegel“'', herausgegeben von [[Wolfgang Kasack]], Spiz - Berlin Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-87061-377-7 (= ''Osteuropaforschung'', Band 28). |
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* ''Reden über Deutschland.'' In: [[Hans-Dietrich Genscher]]; Kulturreferat der Landeshauptstadt München (Hrsg.): ''Reden über Deutschland 3. Die Reden wurden gehalten auf dem "Münchner Podium in den Kammerspielen '92".'' Bertelsmann, München 1992, ISBN 3-570-02381-8. |
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* ''Die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik seit Öffnung des eisernen Vorhangs.'' Regensburg 1993. |
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* ''Laudatio auf [[Eckhard Thiele]]''. In: ''Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 1994.'' Frankfurt am Main 1994 |
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* ''Wanderghetto.'' Sonderdruck Universität Jena, 1997. |
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* ''Theresienstadt – Terezín, Dokumentation einer deutsch-tschechischen Gedenkveranstaltung.'' In: ''Grenzüberschreitende Zusammenarbeit II.'' 1998. |
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* ''Deutschlandbild in Tschechien - Tschechienbild in Deutschland.'' In: ''Zeitschrift zur politischen Bildung.'' Eichholz Brief 4/98. |
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* ''Einführung'' in Zdenka Fantlová: ''„In der Ruhe liegt die Kraft“, sagte mein Vater.'' Weidle, Bonn 1999, ISBN 3-931135-38-1. |
|||
* ''Asymmetrie einer Nachbarschaft.'' In: [[Reinhard Appel]] (Hrsg.): ''50 Jahre Bundesrepublik – Erinnerungen und Perspektiven.'' Eco, Köln 1999, ISBN 3-933468-43-4. |
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=== Übersetzungen === |
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Erste Glaswolleprodukte wurden um 1936 in zwei Werken in Deutschland produziert. Das langfaserige Gespinst wurde anfänglich auch ''Glaswatte'' genannt.<ref>Werner Eicke-Hennig: [http://www.energiesparaktion.de/downloads/Kacheln/Energieeinsparung/Geschichte_Daemmung.pdf ''Kleine Geschichte der Dämmstoffe, Erster Teil'', S. 21] abgerufen am 1. Jänner 2016</ref> Der Tag der Bekanntmachung über die Erteilung des Patents für ''tot Beheer'' war der 26. November 1931. Der Erfinder wurde dabei allerdings nicht erwähnt.<ref Name="Patent"/> Ein ähnliches Verfahren wurde 1933 von Games Slayter bei [[Owens-Illinois]] entwickelt.<ref>[http://www.google.com/patents/US2133235?hl=de&dq=%22G.+Slayter%22 ''Patent US 2133235 A: Method and apparatus for making glass wool.'']</ref> |
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* [[Peter Hacks]]: ''Das Jahrmarktfest zu Plundersweilern nach J. W. von Goethe.'' (gemeinsam mit Karel Kraus). |
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* Peter Hacks: ''Chudý rytíř.'' Dilia 1979. |
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* [[Pierre Corneille]]: ''Magická Komedie.'' 1974 (aus dem Französischen übersetzt mit Karel Kraus). |
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* Petr Kabeš: ''Das Brockengespenst.'' Bonn 1993 (Übersetzung aus dem Tschechischen). |
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* [[Reiner Kunze]]: ''Bücher der anderen.'' Leipzig 1995. |
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* [[Johann Nestroy|Johann Nepomuk Nestroy]]: ''Sibal Kanibal'' (Übersetzung von ''[[Häuptling Abendwind]] oder Das greuliche Festmahl.'' gemeinsam mit [[Karl Kraus]]). |
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* [[Rainer Maria Rilke]]: ''Elegie z Duina'' (Übersetzung der [[Duineser Elegien]]). |
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=== Sekundärliteratur === |
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== Geschichte der Steinwolle == |
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* [[Bernhard M. Baron]], ''Jiří Gruša (1938–2011) – Brückenbauer zwischen Böhmen und der Oberpfalz. Dichter, Journalist, Humanist, Diplomat und PEN-Präsident,'' In: ''Oberpfälzer Heimatspiegel 2013,'' hrsg. von Bezirksheimatpfleger Dr. Franz Xaver Scheuerer, Pressath 2012, ISBN 978-3-939247-26-5, S. 41–47. |
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[[Carl Grünzweig]] erfand 1880 die Korkdämmplatte. Bereits zehn Jahre später beschäftigte die Firma ''Grünzweig Et Hartmann'' in Ludwigshafen 100 Mitarbeiter. 1909 entdeckte sein Sohn Max Grünzweig, dass Korkgranulat bei Erwärmung ohne Luftzufuhr sein Volumen um ein Mehrfaches vergrößert. Damit konnte das Gewicht der Kork-Dämmmaterialien erheblich reduziert werden. Mit der Erfindung der Glaswatte in Bergisch Gladbach entstand allerdings ein ernsthaftes Konkurrenzprodukt. Man begann daher, intensiv einen Faserstoff aus Materialien zu entwickeln, die dauerhaft zur Verfügung standen. Außerdem sollte das Produkt der Glaswatte überlegen sein. Nach vielen Schmelzversuchen gelang es 1939 nach vierjähriger Forschungsarbeit aus den Grundbestandteilen [[Mergel]] und [[Kalkstein|Kalk]] einen neuen Dämmstoff aus Mineralfaser zu produzieren, die Steinwolle. Der neue Dämmstoff wurde unter dem Produktnamen „Sillan“ als ungeharzte Wolle in loser Form, als Bahn auf Papierunterlage, als Zöpfe und als Wellmatten gefertigt.<ref>[[Edmund Ruppert]]: ''Der Dämmstoff-Spitzenreiter ISOVER, seit 1931 in Bergisch Gladbach zu Hause'', in : [[Rheinisch-Bergischer Kalender]] 2010, ISBN 978-3-87314-444-6, {{ISSN|0722-7671}}, S. 241f</ref> |
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* [[Wolfgang Greisenegger]], Wolfgang Lederhaas: ''Antworten. Jiří Gruša zum 70. Geburtstag''. [[Wieser Verlag|Wieser]], Klagenfurt 2008, ISBN 978-3-85129-819-2. |
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* [[Alfrun Kliems]]: ''Im Stummland. Zum Exilwerk von Libuše Moníková, Jiří Gruša und Ota Filip''. (zugleich Dissertation Humboldt-Universität zu Berlin 2000) Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-631-39983-5. |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste tschechischer Schriftsteller]] |
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{{Infobox Gefahrstoffkennzeichnung |
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* [[Tschechische Bibliothek]] |
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| Name = Mineralwolle |
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| CAS = |
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| Quelle GHS-Kz = <ref name="GESTIS">{{GESTIS|Name=Mineralwolle|ZVG= 531831|CAS= |Datum=29. Juli 2017}}.</ref> |
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| GHS-Piktogramme = {{GHS-Piktogramme|08}} |
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| GHS-Signalwort = Achtung |
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| H = {{H-Sätze|351}} |
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| EUH = {{EUH-Sätze|-}} |
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| P = {{P-Sätze|-}} |
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| Quelle P = <ref name="GESTIS" /> |
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| REACH = <!-- {{REACH|CAS= |Zulassungspflicht= |Artikel57= |Datum= }} --> |
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| MAK = <!-- ml·m<sup>−3</sup>, mg·m<sup>−3</sup> --> |
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| ToxDaten = <!-- {{ToxDaten|Typ= |Organismus= |Applikationsart= |Wert= mg·kg<sup>−1</sup>|Bezeichnung= |Quelle= }}--> |
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}} |
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== Weblinks == |
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* Die groben Fasern der Mineralwolle (dicker als 3 µm) führen bei Hautkontakt zu Hautreizungen und bei den meisten Menschen zu Juckreiz. Empfindliche Haut kann stärker reagieren, mit Rötung, Schwellung und Ähnlichem. |
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{{Commonscat}} |
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* [[Faserstaub]] älterer Mineralwolle wird als „möglicherweise [[Karzinogen|krebserregend]]“ eingestuft. Seit 1996 hergestellte Mineralwolle gilt aufgrund der geringeren [[Persistenz (Chemie)|Biopersistenz]] und der weniger lungengängigen Fasern dagegen als unbedenklich.<ref>[http://www.bgbau-medien.de/bau/g_minwolle/2.htm Stellungnahme der Berufsgenossenschaft Bau]</ref> |
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* {{DNB-Portal|123392683}} |
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* http://www.penclub.at/grusa/ |
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Die gesundheitliche und arbeitsschutzrechtliche Bewertung von künstlichen Mineralfasern (KMF), zu denen auch Glas- und Steinwollefasern gehören, ist in der [[TRGS|Technischen Regel für Gefahrstoffe]] (TRGS 521) oder in der [[Gefahrstoffverordnung]] (GefStoffV) geregelt. |
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Mineralwolle darf nur noch verkauft oder weitergegeben werden, wenn sie frei von Krebsverdacht ist, das heißt, wenn sie mindestens eine der folgenden Eigenschaften besitzt (Freizeichnungskriterium): |
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* der [[Kanzerogenitätsindex]] muss bei Ki ≥ 40 liegen |
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* der [[Chemiefaser|Filamentdurchmesser]] muss größer als 3 µm, also nicht [[Alveolengängiger Staub|lungengängig]] sein |
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* seit 1998: Der (im Allgemeinen durch [[Tierversuch]] erbrachte) Nachweis einer ausreichend hohen Biolöslichkeit (Eigenschaft von feinen Fasern, im Körper durch körpereigene Substanzen aufgelöst und abgebaut zu werden) muss vorliegen; ein Fasertyp wird dabei nur dann freigezeichnet, wenn die [[Halbwertzeit]] seiner Biolöslichkeit 40 Tage oder weniger beträgt. Es gilt: Je höher die Biolöslichkeit, desto niedriger die Halbwertzeit |
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Den Nachweis, dass eine Mineralwolle diesen Kriterien genügt, erkennt man am einfachsten am [[RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung|RAL]]-Gütezeichen „Erzeugnisse aus Mineralwolle“, mit Bezug auf die Richtlinie 97/69/EG der Kommission. |
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Neueste [[in vitro|in-vitro]]-Versuche an 23 Steinwolle-Proben aus Deutschland, Finnland, dem Vereinigten Königreich, Dänemark, Russland und China zeigen einen deutlichen Einfluss des Bindemittels auf die Biopersistenz der Fasern. Bei Anwesenheit des Bindemittels nimmt die Biopersistenz deutlich zu und liegt höher als in früheren Untersuchungen, die ohne Bindemittel durchgeführt wurden, etwa auf dem Niveau von Fasern vor 1995. Ob dieses Versuchsergebnis auch einen Indikator für eine mögliche Gesundheitsgefährdung darstellt, müsste noch mit [[in vivo|in-vivo]]-Versuchen geprüft werden.<ref>{{cite journal | first1=Wendel | last1=Wohlleben | first2=Hubert | last2=Waindok | first3=Björn | last3=Daumann | first4=Kai | last4=Werle | first5=Melanie | last5=Drum | first6=Heiko | last6=Egenolf | title=Composition, Respirable Fraction and Dissolution Rate of 24 Stone Wool MMVF with their Binder | journal=Particle and Fibre Toxicology | year=2017 | doi=10.1186/s12989-017-0210-8 | url=http://rdcu.be/uOmI}}</ref> |
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„Biopersistente Fasern“ (mit geringer Biolöslichkeit) – darunter fallen Glas- oder Steinwollen, die vor etwa 1995 hergestellt oder bis zum 1. Juni 2000 (Herstellungs-, Inverkehrbringungs- und Verwendungsverbot in Deutschland) verbaut wurden und nicht das [[RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung|RAL]]-Gütezeichen haben – dürfen nach deutscher [[GefStoffV]] nicht mehr in Verkehr gebracht, also in Deutschland nicht mehr hergestellt oder verkauft werden. Natürlich sind diese Materialien in vielen Altbauten verbaut. Vor größeren Sanierungs- oder Abbrucharbeiten (siehe [[TRGS]] 521) ist daher stets zu prüfen, wie alt das eingebaute Material ist (oder man nimmt vorsichtshalber an, dass es sich um altes Material handelt). Wurde es vor 1995 eingebaut, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Material geringerer Biolöslichkeit. Es gelten dann die entsprechenden Arbeitsschutzmaßnahmen gemäß TRGS 521. Handelt es sich dagegen um später eingebautes Material, kann man (zumindest bei Produkten großer Hersteller) davon ausgehen, dass es sich um die neue Generation biolöslicher Mineralwolle handelt. Im Zweifel sollte man den Hersteller fragen, denn der [[Kanzerogenitätsindex]] ist nicht das einzige der obengenannten Freizeichnungskriterien. |
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Aufgrund der hautreizenden Wirkung von Fasern und Staub sollte man beim Zuschneiden und Verbauen von Glas- oder Steinwolle stets Handschuhe und langärmlige Kleidung oder [[Schutzkleidung]] (etwa einen Einwegschutzanzug) tragen. Kontaminierte Haut sollte mit kaltem (statt warmem) Wasser gereinigt werden, weil sich die Fasern sonst in den Poren der Haut festsetzen können. |
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{{Staatslastig|DE}} |
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== Lieferformen == |
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* Lose in Säcken (gerupft, Verschnitt) ist die kostengünstigste Variante und wird zum Ausstopfen von Hohlräumen verwendet |
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* Mineralwolleflocken als Einblasdämmung zur Verfüllung von Hohlräumen und Hohlschichten |
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* Mineralwoll[[filz]]matten kaschiert mit [[Bitumen]]pappe oder mit versteppter Alufolie |
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* Mineralwollfilzmatten kunstharzgebunden |
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* Mineralwollvlies zwischen bituminösen Dichtungs- und Dachbahnen |
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* Mineralwollematten auf verzinktem oder Edelstahl-Drahtgeflecht versteppt |
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* Mineralwollematten (halbsteif und steif), als Keile geschnitten für die Zwischensparrendämmung etwa bei einem [[Kaltdach]] |
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* Lamellmatten mit versteppter Aluminiumfolie kaschiert |
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* Halbschalen |
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* Mineralwollfilzlamellen mit mineralhaltiger Farbe beschichtet (für bessere Haftung zum Auftragen von Putz) |
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* Mineralwollfilzplatten mit Vliesbeschichtung |
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* Mineralwollballen etwa 300 kg |
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Im industriellen Sektor werden geschleuderte Fasern zunehmend durch gezogene Fasern mit kontrollierter Geometrie ersetzt, da diese meist neben der gesundheitlichen Unbedenklichkeit auch bessere Vibrationsbeständigkeiten aufweisen. |
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== Marken und Hersteller == |
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Bedeutende Hersteller von Mineralwolle sind: |
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* [[Rockwool]], |
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* [[Compagnie de Saint-Gobain|Saint-Gobain-Gruppe]], zu der auch [[Isover]] gehört, |
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* [[Ursa]], |
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* [[Knauf Insulation]]. |
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Kleinere Hersteller: |
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* [[P-D Glasfaser Brattendorf]] (Thüringen) |
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== Umweltaspekte, Entsorgung == |
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Die Gesteine werden in [[Steinbruch|Steinbrüchen]] zumeist im [[Tagebau]] gewonnen. Das ist mit [[Eingriffsregelung|Eingriffen in Natur und Landschaft]] verbunden. |
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Glaswolle und Steinwolle sind [[deponie]]rbar.<ref name="Tabelle" /> |
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== Normen == |
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* EN 13162 ''Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW) – Spezifikation''. |
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== Ähnliche Materialien == |
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* [[Pele-Haar|Peles Haar]]: vulkanisches Glas, durch starke Winde zu feinen Fäden ausgezogen (natürliches Äquivalent zum oben aufgeführten [[#Blasverfahren|Blasverfahren]]) |
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* [[Glasfaser]] |
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* [[Schaumglas]] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references /> |
<references /> |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=123392683|LCCN=n/82/40285|VIAF=34457607}} |
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== Weblinks == |
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{{commonscat|Mineral wool|Mineralwolle}} |
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* [http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BerichteKompakt/2011/DL_1_2011.pdf?__blob=publicationFile&v=2 Künstliche Mineralfaserdämmstoffe] |
|||
* [http://www.bgbau.de/gisbau/publikationen/brosch/downloads/341_MineralwolleDaemstoffe_42015_Ansicht.pdf Handlungsanleitung zum Umgang mit Mineralwolle-Dämmstoffen der BG Bau] (PDF; 740 kB) |
|||
* [http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_32_kuenstliche_mineralfasern.pdf Mineralfaser-Infos des bayerischen Landesamtes für Umwelt] (595 kB; PDF) |
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<!-- * [http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_95/rubin3.htm Risiken von Mineralfasern] --> <!-- nix mit Mineralwolle ! --> |
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* [http://service.enev-online.de/bestellen/ggm_140704_50_antworten_waermedaemmung.pdf 50 Antworten zur modernen Dämmung der RAL Gütegemeinschaft Mineralwolle e. V.] (PDF; 4 MB) |
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{{SORTIERUNG:Grusa, Jiri}} |
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[[Kategorie:Dämmstoff]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Autor]] |
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[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Literatur (Tschechisch)]] |
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[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] |
|||
[[Kategorie:Roman, Epik]] |
|||
[[Kategorie:Unterzeichner der Charta 77]] |
|||
[[Kategorie:Übersetzer aus dem Deutschen]] |
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[[Kategorie:Übersetzer aus dem Französischen]] |
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[[Kategorie:Übersetzer aus dem Tschechischen]] |
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[[Kategorie:Übersetzer ins Deutsche]] |
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[[Kategorie:Übersetzer ins Tschechische]] |
|||
[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]] |
|||
[[Kategorie:Lyrik]] |
|||
[[Kategorie:Dramaturg]] |
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[[Kategorie:Direktor der Diplomatischen Akademie Wien]] |
|||
[[Kategorie:Bildungsminister (Tschechien)]] |
|||
[[Kategorie:Tschechischer Botschafter]] |
|||
[[Kategorie:Tschechischer Botschafter in Deutschland]] |
|||
[[Kategorie:Tschechischer Botschafter in Österreich]] |
|||
[[Kategorie:Emigrant]] |
|||
[[Kategorie:Mitglied des Österreichischen P.E.N.-Clubs]] |
|||
[[Kategorie:Träger des Silbernen Komturkreuzes mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich]] |
|||
[[Kategorie:Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich]] |
|||
[[Kategorie:Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern]] |
|||
[[Kategorie:Mitglied der Ehrenlegion (Ritter)]] |
|||
[[Kategorie:Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung]] |
|||
[[Kategorie:Tschechoslowake]] |
|||
[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Geboren 1938]] |
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[[Kategorie:Gestorben 2011]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
{{Personendaten |
|||
|NAME=Gruša, Jiří |
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|ALTERNATIVNAMEN=Grusa, Jiri; Konečný, Jaroslav (Pseudonym); Balvin, Josef (Pseudonym) |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=tschechischer Dichter, Prosaist und Diplomat |
|||
|GEBURTSDATUM=10. November 1938 |
|||
|GEBURTSORT=[[Pardubice|Pardubitz]] |
|||
|STERBEDATUM=28. Oktober 2011 |
|||
|STERBEORT=[[Hannover]], Deutschland |
|||
}} |
Version vom 28. Februar 2019, 10:55 Uhr

Jiří Gruša (zum Teil benutzte er die Pseudonyme Jaroslav Konečný und Josef Balvin; * 10. November 1938 in Pardubice, Tschechoslowakei; † 28. Oktober 2011 in Hannover, Deutschland)[1][2] war tschechischer Schriftsteller, Lyriker, Dissident und Diplomat.
Leben
Gruša kam aus einer mittelständischen Familie. Vater Emanuel Gruša und Mutter Blažena Machková waren Beamte. 1957 schloss er in seiner Geburtsstadt das Gymnasium ab und studierte Philosophie und Geschichte an der Karls-Universität Prag, wo er 1962 an der philosophischen Fakultät zum Dr. phil. promovierte.[3]
Als Literat trat Gruša in den 1960er Jahren in Erscheinung. Er publizierte gemeinsam mit weiteren jungen Schriftstellern, darunter Jiří Pištora, Petr Kabeš, Jan Lopatka, Václav Havel, Zbyněk Hejda und Věra Linhartová in der 1963 mitbegründeten Zeitschrift Gesicht (Tvář), der ersten nichtkommunistischen Zeitschrift im Lande. Als er eine kritische Abrechnung mit der stalinistischen Poesie der 50er Jahre veröffentlichte, wurde das Gesicht zwangsweise eingestellt. Anschließend war er Mitbegründer und Mitarbeiter der literarischen Zeitschrift Hefte (Sešity), später arbeitete er als Redakteur der Wochenzeitschrift Zítřek.[3]
1968 beteiligte sich Gruša gemeinsam mit anderen Intellektuellen am Prager Frühling. Im Zuge der landesweiten Repressionen nach dem gescheiterten Aufstand während der sogenannten Normalisierung belegte ihn das tschechoslowakische Regime mit einem Berufsverbot. Er wurde strafrechtlich verfolgt, weil er teilweise seinen Roman Mimner aneb Hra o smrad'ocha (dt. 1986 Mimner oder das Tier der Trauer) in den Sešity veröffentlichte. Der Roman sollte wegen des pornografischen Inhalts verboten werden, das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Aufgrund des Berufsverbots musste er bei verschiedenen Bauunternehmen arbeiten. Ferner übersetzte er Theatervorlagen und war neben seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter eines Theaters ansonsten nur wenig künstlerisch aktiv. Unter anderem erschienen in der ebenfalls von ihm mitbegründeten, illegalen Samisdat-Reihe (Selbstverlag) Edice petlice (dt. Edition hinter Schloss und Riegel) einige seiner Werke.[3]
Gruša gehörte zu einer antiideologischen Generation, die das totalitäre System nicht geschaffen hatte, aber darin leben musste.
In den 1960er Jahren veröffentlichte er drei Gedichtbände und in den 1970er Jahren im Eigenverlag seine erotische Gedichtsammlung Anbetung der Janinka (Modlitba k Janince).
In den nächsten Jahren verbreitete Gruša Bücher, die in Selbstverlagen erschienen. Er unterzeichnete die Charta 77 und wurde 1978 von der Staatsgewalt wegen seines in Toronto erschienenen Romans Fragebogen (Dotazník) wegen Angriffs auf das gesellschaftliche System verfolgt. Nach zwei Monaten wurde er auch dank zahlreicher Intervention aus dem Ausland entlassen.
Noch im gleichen Jahr wanderte Gruša nach Toronto aus.[4] 1980 erhielt er ein literarisches Stipendium an der MacDowell Colony in den USA, ging nach Deutschland und lebte in Bonn. 1981 wurden ihm die tschechoslowakischen Bürgerrechte aberkannt, zwei Jahre später erhielt er die deutsche Staatsangehörigkeit. Für tschechische Schulen in Österreich verfasste er ein Lesebuch. Nach der samtenen Revolution wurde Gruša zum tschechischen Botschafter in Deutschland ernannt. Von Juni bis November 1997 war er tschechischer Bildungsminister in der Regierung Václav Klaus II von Václav Klaus, von 1998 bis 2004 Botschafter in Österreich. Von 2005 bis 2009 war Jiří Gruša Direktor der Diplomatischen Akademie Wien. Von 2004 bis 2009 bekleidete er die Funktion des Präsidenten des internationalen P.E.N.-Clubs. Jiří Gruša war von 1992 bis zu seinem Tode Vorstandsmitglied der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Er war 1994 einer der Erstunterzeichner eines Aufrufs für die Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler – für ein Zentrum der verfolgten Künste“, den die Wuppertaler Gesellschaft gemeinsam mit dem PEN Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland („Exil-PEN“) initiiert hatte.
Bis zu seinem Tod 2011 lebte er mit seiner deutschen Frau bei Bonn.[5] Der österreichische Wieser Verlag begann 2014 eine zehnbändige Jiří-Gruša-Werkausgabe,[6] die 2018 abgeschlossen wurde.
Auszeichnungen
- 1976 Jiří-Kolář-Preis
- 1978 Egon-Hostovsky-Preis
- 1996 (?) Andreas-Gryphius-Preis
- 1998 Internationaler Brückepreis
- 1998 Inter Nationes-Kultur-Preis
- 1997 Adelbert-von-Chamisso-Preis (Ehrengabe)
- 1999 Goethe-Medaille
- Ehrenmitglied des Exil-P.E.N.
- 2004 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[7][8]
- 2006 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern[9] in Deutschland
- 2007 Chevalier de la Légion d’honneur[10]
- 2011 Manès-Sperber-Preis (posthum; an seine Witwe überreicht 26. Jänner 2012)[11][12]
Mitgliedschaften
- P.E.N.-Club von Deutschland und Österreich, Präsident des Internationalen P.E.N. 2003–2009
- Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
- Freie Akademie der Künste in Hamburg
- Österreichische Gesellschaft für Europapolitik
- Förderverein Gefangenenbüchereien e.V. [1]
- Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft
Werke
Gedichte
- Torna (Der Tornister). Prag 1962.
- Světlá lhůta (Die helle Frist). Prag 1964.
- Cvičení mučení (Lernen-Leiden). Prag 1969.
- Der Babylonwald. Gedichte, Stuttgart 1990.
- Wandersteine. Gedichte, Stuttgart 1994.
Kinderbücher
- Kudláskovy příhody (Kudlaseks Abenteuer). Prag 1969.
Romane
- Mimner. Prag 1972
- Modlitba k Janince (Gebet an Janinka). Prag 1972.
- Der 16. Fragebogen (Dotazník aneb modlitba za jedno město a přitele). Roman, Reich Verlag, Luzern, Schweiz 1979.
- als Ullstein Taschenbuch: Ullstein Verlag, Frankfurt am Main/Berlin 1991, ISBN 3-548-22600-0.
- Dr. Kokeš, mistr Panny. Toronto 1983, auf Deutsch Dr. Kokeš - Meister der Jungfrau, Band 6 der bis 2018 erschienenen zehnbändigen Werkausgabe des Wieser-Verlags
- Franz Kafka aus Prag. Frankfurt 1983.
- Janinka. Roman, Köln 1984.
- Mimner oder Das Tier der Trauer. Köln 1986, Band 3 der bis 2018 erschienenen zehnbändigen Werkausgabe des Wieser-Verlags
Novellen
- Dámský gambit (Damengambit). Prag 1974, Toronto 1978.
Anthologien
- Hodina naděje (Stunde namens Hoffnung). Frankfurt 1978.
- Verfemte Dichter. Anthologie verbotener tschechischer Autoren. Köln 1983.
Erzählungen
- Umělec v hladovení (Ein Hungerkünstler)
- První hoře (Erstes Leid)
- Starost hlavy rodiny (Die Sorge des Hausvaters)
- Obchodník (Der Kaufmann)
- Z deníku (Auszug aus den Tagebüchern, 1921).
- Gebrauchsanweisung für Tschechien und Prag. 4. Auflage, Piper, München / Zürich 2011 (Erstausgabe 1999), ISBN 978-3-492-27526-2.
- in tschechischer Sprache: Česko – návod k použití (übersetzt von Jiří Gruša und Mojmír Jeřábek), Barrister & Principal, Brno 2009, ISBN 978-80-87029-72-5.
- Das Gesicht – der Schriftsteller – der Fall. Literatur in Mitteleuropa. Dresdner Poetikdozentur. Thelem Universitätsverlag, Dresden 1999.
- Klub přátel poezie – Mladá Fronta. 1999.
Sonstige Veröffentlichungen
- Slovník českých spisovatelů 1948–1978 (Lexikon der tschechischen Schriftsteller). Initiator und Mitherausgeber, Prag 1980.
- Samisdat. Toronto 1982.
- Prager Frühling – Prager Herbst. Blicke zurück und nach vorn Mitherausgeber mit Tomáš Kosta, Bund, Köln 1988, ISBN 3-7663-3124-8.
- mit Eda Kriseová und Petr Pithart: Prag – einst Stadt der Tschechen, Deutschen und Juden. (übersetzt von Joachim Brus). Langen Müller, München 1993, ISBN 3-7844-2411-2.
- Als ich ein Feuilleton versprach. Handbuch des Dissens und Präsens – Essays, Überlegungen und Interviews der Jahre 1964–2004. Herausgegeben und übersetzt von Michael Stavarič, Czernin, Wien 2004, ISBN 3-7076-0195-1.
- Beneš als Österreicher Wieser, Klagenfurt 2012 ISBN 978-3-990290-08-8 (Kritisches Buch zur Person Edvard Beneš), vergriffen; Neuauflage als Band 9 der bis 2018 erschienenen zehnbändigen Werkausgabe des Wieser-Verlags
- tschechische Ausgabe: Beneš jako Rakušan. Übersetzt von Jiří Gruša und Mojmír Jeřábek, Barrister & Principal, Brno 2011, ISBN 978-80-87474-12-9.
- mit Václav Havel: Die Macht der Mächtigen oder Die Macht der Machtlosen, Wieser-Verlag, Klagenfurt 2006, ISBN 978-3-85129-601-3
Kurzbeiträge, Vorträge
- Das europäische Spießbürgertum des Fortschritts. In: Literaturmagazin 22 – Ein Traum von Europa. Rowohlt, 1988.
- Václav Havel. In: Die neue Gesellschaft – Frankfurter Hefte. 5. Mai 1989.
- Migration und Emigration. Die Tschechen und ihre Literatur nach 1945. In: Zur tschechischen Literatur 1945 - 1985: mit einem Titelverzeichnis der Samisdat-Reihe „Hinter Schloss und Riegel“, herausgegeben von Wolfgang Kasack, Spiz - Berlin Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-87061-377-7 (= Osteuropaforschung, Band 28).
- Reden über Deutschland. In: Hans-Dietrich Genscher; Kulturreferat der Landeshauptstadt München (Hrsg.): Reden über Deutschland 3. Die Reden wurden gehalten auf dem "Münchner Podium in den Kammerspielen '92". Bertelsmann, München 1992, ISBN 3-570-02381-8.
- Die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik seit Öffnung des eisernen Vorhangs. Regensburg 1993.
- Laudatio auf Eckhard Thiele. In: Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 1994. Frankfurt am Main 1994
- Wanderghetto. Sonderdruck Universität Jena, 1997.
- Theresienstadt – Terezín, Dokumentation einer deutsch-tschechischen Gedenkveranstaltung. In: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit II. 1998.
- Deutschlandbild in Tschechien - Tschechienbild in Deutschland. In: Zeitschrift zur politischen Bildung. Eichholz Brief 4/98.
- Einführung in Zdenka Fantlová: „In der Ruhe liegt die Kraft“, sagte mein Vater. Weidle, Bonn 1999, ISBN 3-931135-38-1.
- Asymmetrie einer Nachbarschaft. In: Reinhard Appel (Hrsg.): 50 Jahre Bundesrepublik – Erinnerungen und Perspektiven. Eco, Köln 1999, ISBN 3-933468-43-4.
Übersetzungen
- Peter Hacks: Das Jahrmarktfest zu Plundersweilern nach J. W. von Goethe. (gemeinsam mit Karel Kraus).
- Peter Hacks: Chudý rytíř. Dilia 1979.
- Pierre Corneille: Magická Komedie. 1974 (aus dem Französischen übersetzt mit Karel Kraus).
- Petr Kabeš: Das Brockengespenst. Bonn 1993 (Übersetzung aus dem Tschechischen).
- Reiner Kunze: Bücher der anderen. Leipzig 1995.
- Johann Nepomuk Nestroy: Sibal Kanibal (Übersetzung von Häuptling Abendwind oder Das greuliche Festmahl. gemeinsam mit Karl Kraus).
- Rainer Maria Rilke: Elegie z Duina (Übersetzung der Duineser Elegien).
Sekundärliteratur
- Bernhard M. Baron, Jiří Gruša (1938–2011) – Brückenbauer zwischen Böhmen und der Oberpfalz. Dichter, Journalist, Humanist, Diplomat und PEN-Präsident, In: Oberpfälzer Heimatspiegel 2013, hrsg. von Bezirksheimatpfleger Dr. Franz Xaver Scheuerer, Pressath 2012, ISBN 978-3-939247-26-5, S. 41–47.
- Wolfgang Greisenegger, Wolfgang Lederhaas: Antworten. Jiří Gruša zum 70. Geburtstag. Wieser, Klagenfurt 2008, ISBN 978-3-85129-819-2.
- Alfrun Kliems: Im Stummland. Zum Exilwerk von Libuše Moníková, Jiří Gruša und Ota Filip. (zugleich Dissertation Humboldt-Universität zu Berlin 2000) Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-631-39983-5.
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Jiří Gruša im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.penclub.at/grusa/
Einzelnachweise
- ↑ ORF Ö1: Jiří Gruša gestorben (abgerufen am 28. Oktober 2011)
- ↑ Schriftsteller und Politiker Jiří Gruša gestorben, Der Standard, 28. Oktober 2011
- ↑ a b c Eintrag "Grusa, Jirí" in Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, abgerufen am 29. Oktober 2011
- ↑ Eda Kriseová: Václav Havel. Dichter und Präsident. Rowohlt, Berlin 1991, ISBN 3-87134-012-X, S. 188.
- ↑ Dirk Schümer: Die Geburt eines Nationalisten. FAZ, 21. April 2011
- ↑ http://www.czechlit.cz/de/nachrichten/jiri-grusa-werkausgabe-startet-im-marz-2014/
- ↑ Klestil würdigt tschechischen Botschafter Jiří Gruša bei Abschiedsbesuch in der Wiener Zeitung vom 16. Februar 2004 abgerufen am 14. April 2015
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF-Datei; 6,59 MB)
- ↑ http://www.radio.cz/de/artikel/74543
- ↑ Überreichung der französischen Auszeichnung "Officier de la Légion d’Honneur" an Herrn Direktor Jiří Gruša (27.11.2007) abgerufen am 28. Oktober 2011
- ↑ Rede von Bundesministerin Claudia Schmied
- ↑ Laudatio von Miguel Herz-Kestranek, 2000–2010 Vizepräsident P.E.N. Club Österreich
Personendaten | |
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NAME | Gruša, Jiří |
ALTERNATIVNAMEN | Grusa, Jiri; Konečný, Jaroslav (Pseudonym); Balvin, Josef (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Dichter, Prosaist und Diplomat |
GEBURTSDATUM | 10. November 1938 |
GEBURTSORT | Pardubitz |
STERBEDATUM | 28. Oktober 2011 |
STERBEORT | Hannover, Deutschland |
- Philosoph (20. Jahrhundert)
- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Tschechisch)
- Literatur (Deutsch)
- Roman, Epik
- Unterzeichner der Charta 77
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- Übersetzer aus dem Französischen
- Übersetzer aus dem Tschechischen
- Übersetzer ins Deutsche
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- Lyrik
- Dramaturg
- Direktor der Diplomatischen Akademie Wien
- Bildungsminister (Tschechien)
- Tschechischer Botschafter
- Tschechischer Botschafter in Deutschland
- Tschechischer Botschafter in Österreich
- Emigrant
- Mitglied des Österreichischen P.E.N.-Clubs
- Träger des Silbernen Komturkreuzes mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Mitglied der Ehrenlegion (Ritter)
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