Benutzer:Kürschner/Pelztier4 und Martin Luther: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Dieser Artikel|behandelt den Reformator Martin Luther; zu weiteren Bedeutungen siehe [[Martin Luther (Begriffsklärung)]] und [[Luther (Begriffsklärung)]].}} |
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== Kürschnerei in Düsseldorf == |
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[[Datei:Lucas Cranach d.Ä. (Werkst.) - Porträt des Martin Luther (Lutherhaus Wittenberg).jpg|mini|Martin Luther (aus der Werkstatt [[Lucas Cranach der Ältere|Lucas Cranachs des Älteren]], 1529)]] |
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[[Datei:Pelzmodenschau im Düsseldorfer Hilton Hotel, 1971 (2).jpg|mini|Gemeinschaftsmodenschau der Düsseldorfer Kürschner mit der Beteiligung von 19 Betrieben im [[Hilton Worldwide|Hilton Hotel]] (1971)]] |
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[[Datei:Martin Luther - Signature.svg|rahmenlos|rechts|Signatur]] |
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Die '''[[Kürschnerei]] in [[Düsseldorf]]''' hatte seit Anfang des 20. Jahrhunderts in dem wohlhabenden Umfeld der, „[[Schreibtisch des Ruhrgebiets]]“ genannten, heutigen Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen bis um das Ende des 20. Jahrhunderts ein besonderes Niveau und Auskommen. Nahezu sämtliche Kürschnerbetriebe fertigten und verkauften die Pelze und eventuelle Nebenprodukte an die Endkundschaft, anders als beispielsweise in den Konfektionszentren Berlin, Frankfurt am Main und vor dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] auch Leipzig, wo viele Lohnkürschner und sogenannte Zwischenmeister für den Zwischen- und Einzelhandel tätig waren. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, einer besonderen Blütezeit der Pelzmode, gab es in der Stadt mit knapp 500.000 Einwohnern laut einem 1957er Fachadressbuch 66 Kürschnereien, fast alle verbunden mit einem Ladenlokal.<ref>''Winckelmann Fachadressbuch der Rauchwaren- u. Pelzwirtschaft und des Kürschnerhandwerks Deutschland Nr. 65, 1957''. Winckelmann Edition, New York, Zürich, S. 176-177.</ref> Die Stadt mit der [[Igedo]] als großer nationaler und internationaler Messeplatz für Mode entwickelte sich schnell zu einem Schwerpunkt des modischen Schaffens im Kürschnerhandwerk, nachdem nach dem Krieg sich viele Kürschnereibetriebe aus der Gegend des früheren Pelzzentrums des [[Brühl (Leipzig)|Leipziger Brühls]] zu den heimischen Fachbetrieben hinzukamen.<ref name="KHD1" /> |
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'''Martin Luther''' (* [[10. November]] [[1483]] in [[Lutherstadt Eisleben|Eisleben]], [[Mansfeld (Adelsgeschlecht)|Grafschaft Mansfeld]]; † [[18. Februar]] [[1546]] ebenda) war ein [[Heiliges Römisches Reich|deutscher]] [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischer]] Priester und Professor der Theologie. Er ist die zentrale Persönlichkeit der [[Reformation]], deren Wirken kirchengeschichtliche und weltgeschichtliche Bedeutung gewann. |
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Als Mitglied des [[Augustinerorden]]s sah er das Wesen des christlichen [[Glauben]]s in [[Gott (Christentum)|Gottes]] [[Gnade]]nzusage und in der [[Rechtfertigung (Theologie)|Rechtfertigung]]. Seine Frömmigkeit war auf [[Jesus Christus]] als persönlichen Erlöser ausgerichtet. Auf dieser Basis wollte Luther von ihm als Fehlentwicklungen wahrgenommene Erscheinungen der [[Römisch-katholische Kirche|Kirche]] seiner Zeit beseitigen und sie in ihrer ursprünglichen [[evangelisch]]en Gestalt wiederherstellen („re-formieren“). Entgegen Luthers Absicht kam es jedoch zu einer [[Schisma|Kirchenspaltung]], aus der [[evangelisch-lutherische Kirchen]] und im Lauf der Reformation weitere [[Konfession]]en des [[Protestantismus]] entstanden. |
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Düsseldorf mit seiner exklusiven Einkaufsstraße [[Königsallee (Düsseldorf)|Königsallee]] gilt bis heute als Modestadt mit einem Hang zum [[Schickimicki]]. Symbolhaft für das Image der Luxusmeile galten jahrzehntelang die flanierenden, im Winter ihren Pelz zur Schau Damen und immer noch, die lautstark um die Kö kurvenden, mit teuren, möglichst offenen Kraftfahrzeugen protzenden Männer. |
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Luthers Theologie und Kirchenpolitik wie auch seine [[Bibelübersetzung]] ([[Lutherbibel]]), [[Predigt]] und [[Lied]]dichtung trugen zu den Veränderungen der europäischen Gesellschaft und Kultur in der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] bei. |
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Der Einzugsbereich des Einzelhandels reicht weit über die Stadt hinaus, bis ins Ruhrgebiet oder in die nahen Niederlande. Für die an der Königsallee ansässigen Kürschner stellten außerdem zuletzt Besucher aus den arabischen Emiraten und aus Russland einen wichtigen Kundenkreis. |
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== Leben == |
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=== Herkunft und Name === |
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Anders als in den meisten anderen Branchen erfordert der Pelz wegen der Unterschiedlichkeit seiner Ausgangsprodukte, unterschiedliche Fellen von unterschiedlichen Tierarten und Individuen, eine dem Einzelfell angepasste handwerkliche Verarbeitung. Dies hat sich seit dem Mittelalter, bis auf die Erfindung der erheblich Arbeitszeit sparenden [[Pelznähmaschine]] nur wenig verändert. Allerdings erfordert auch das Nähen mit der Maschine eine erhebliche Übung und Geschicklichkeit. Auch das [[Zwecken]], das Aufspannen der Felle und Pelze erfolgt heute in der Regel nicht mehr mit Zwecknägeln und Zweckzange, sondern mit Presslufttacker und Zweckzange. Eine Rationalisierung durch Industrialisierung ist daher nur begrenzt möglich. |
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[[Datei:Hans and Magrethe Luther.jpg|mini|Luthers Eltern [[Hans Luder (Hüttenmeister)|Hans]] und Margarethe Luther (Lucas Cranach der Ältere)]] |
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{{Hauptartikel|Hans Luder (Hüttenmeister)}} |
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Die Anfertigung eines Pelzmantels nimmt unter Umständen einige Tage Arbeitszeit in Anspruch. Da das Ausgangsmaterial häufig teuer ist, hat der Lohnkostenanteil bei hochwertigen Pelzen, wie beispielsweise Nerz, nicht unbedingt einen entscheidenden Einfluss auf den Anteil am Verkaufspreis. Das ermöglicht es einem kleinen Kürschner-Handwerksbetrieb prinzipiell, auch in dem Höchstlohnland Bundesrepublik zu überleben, zumal sein Produkt in der Regel individueller und sorgfältiger gearbeitet sein sollte. Der oft hohe Wert macht es zudem für den Verbraucher sinnvoll, den Pelz von Zeit zu Zeit aktualisieren zu lassen, eventuelle Reparaturen oder andere Serviceleistungen ausführen zu lassen, oder ihn sogar den Sommer über zum Kürschner in die Pelzkonservierung zu geben. Das galt vor allem bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts, als sich dann doch erhebliche Schwierigkeiten eröffneten. |
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Luthers Eltern waren der Montanunternehmer und spätere [[Ratsherr]] [[Hans Luder (Hüttenmeister)|Hans Luder]] (* [[1459]] in [[Möhra]]; † [[29. Mai]] [[1530]] in [[Mansfeld]]), und die aus dem Eisenacher Bürgertum stammende Margarethe, geb. Lindemann (* 1459 in [[Neustadt an der Saale]], † 30. Juni 1531 in Eisleben). Die Familie des Vaters führte ihren Nachnamen in unterschiedlichen Varianten: ''Lüder, Luder, Loder, Ludher, Lotter, Lutter'' oder ''Lauther''.<ref>Horst Herrmann: ''Martin Luther. Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann.'' München 1999, ISBN 3-572-10044-5, S. 14.</ref> Martin Luther wählte seine Nachnamensform etwa 1512 oder 1517. Er leitete sie vom Herzog [[Leuthari II.]] oder von dem Wort ''eleutheros'' ({{grcS|''ἐλεύθερος'' ‚eleutheros‘ frei}}) ab und benutzte vorübergehend die daraus abgeleitete Form „Eleutherios“ (der Freie).<ref>Bernd Moeller, K. Stackmann: ''Luder – Luther – Eleutherius. Erwägungen zu Luthers Namen.'' In: ''Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen.'' Phil.-Hist. Klasse 1981, Nr. 7.</ref> |
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=== Geburtsdatum und -ort === |
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Die Bundesrepublik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg recht schnell weltweit zum größten Pelzverbrauchsland, zumindest was den Pro-Kopf-Verbrauch betraf. Als gegen Ende der 1980er Jahre die ersten warmen Winter begannen, und gleichzeitig aus Tierschutzkreisen und der veganen Bewegung zuallererst das Pelztragen angegriffen wurde, verließen viele Pelzanbieter die Branche und viele Kürschnerkinder gingen erstmals nicht den Beruf ihrer Eltern. Nach Erreichung der Altersgrenze stellten die teilweise seit vielen Generationen bestehenden Unternehmen ihren Betrieb ein. Auch zeigte sich zunehmend, dass der Kürschner, der auf gute bis sehr gute Geschäftslagen angewiesen ist, kann er doch nicht gänzlich auf Laufkunden verzichten, die entsprechenden hohen Mieten nicht mehr erwirtschaften konnte, die während des außerordentlichen Pelzbooms der Nachkriegsjahrzehnte kein größeres Problem darstellten. Die Kürschnerei ist im Wesentlichen ein Saisongeschäft, den Sommer überbrückt der Handwerker mit Umänderungen, Reparaturen, [[Pelzkonservierung]] und anderen Serviceleistungen. In Innenstadtlagen muss er jedoch, bei gleicher Miete, mit Geschäften konkurrieren, zunehmend mit Filialbetrieben, die ganzjährig ihre Produkte verkaufen. Es blieb zudem die Witterungsabhängigkeit bei anhaltendem Klimawandel. Pelz unterliegt inzwischen beinahe ebenso der Mode wie Textilien. In der darauffolgenden Saison haben seine Pelze nicht mehr die gleichen Verkaufschancen, insbesondere nicht bei seiner Stammkundschaft, die seine Modelle aus der Modenschau des vergangenen Jahres kennt. Die seit der Jahrtausendwende wieder verstärkt aufgekommene Mode von Pelzbesätzen auf Kragen und an Kapuzen hat für die hiesigen Detailkürschner vom Umsatzanteil her nur wenig Bedeutung. Der Internetverkauf stellte bisher dagegen kaum eine Konkurrenz oder einen zusätzlichen, wesentlichen Geschäftszweig dar, der Käufer möchte die Pelze vor dem Kauf fühlen und anprobieren. |
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Luthers Mitarbeiter [[Philipp Melanchthon]] veröffentlichte nach Luthers Tod dessen Biografie mit folgenden, vielfach von anderen Autoren übernommenen Angaben: Die Mutter habe sich erinnert, dass die Geburt am 10. November nachts stattgefunden habe und das Kind am folgenden Tag bei der Taufe den Namen des Tagesheiligen [[Martin von Tours]] erhalten habe. Doch in Bezug auf das Jahr sei sie unsicher gewesen. Der jüngere Bruder Jakob habe Melanchthon versichert, die Meinung der Familie sei, dass Martin Luther im Jahr 1483 geboren wurde. Zu Luthers Lebzeiten und von ihm selbst wurde jedoch entweder 1482 oder 1484 als Geburtsjahr genannt, und falls 1484 zuträfe, wäre der Geburtsort nicht Eisleben, wo die Familie nur kurz wohnte, sondern Mansfeld, wo sie seit Sommer 1484 ansässig war.<ref>{{Literatur |Autor=Jens Bulisch |Titel=Wie alt ist Martin Luther geworden? Zum Geburtsjahr 1482 oder 1484 |Hrsg=Albrecht Beutel et al. |Sammelwerk=Lutherjahrbuch |Band=77 |Datum=2010 |Seiten=29-39 |Kommentar=Hier S. 33.37}}</ref> Das Geburtsjahr 1482 würde gut mit Luthers Altersangabe (22 Jahre) anlässlich seiner Magisterprüfung 1505 zusammenpassen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=13}}</ref> |
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=== Kindheit, Jugend, Grundstudium === |
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== Geschichte == |
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Hans Luder, Sohn des wohlhabenden Bauern Heine Luder, wollte sich im Mansfelder Revier eine Existenz als Hüttenmeister aufbauen und brachte dazu das nötige Startkapital und (durch die Verwandtschaft seiner Frau) persönliche Kontakte mit; ab 1491 war er Mitglied des Mansfelder Stadtrates. In Mansfeld wohnte die Familie zunächst zur Untermiete. Wenig später bezogen die Luders ein gegenüber dem Schloss gelegenes repräsentatives Wohnhaus. Hier wuchs Martin Luther mit seinen jüngeren Geschwistern auf. Martin hatte einen Bruder namens Jacob (1490–1571) und drei Schwestern. Die Schwestern wurden mit Hüttenmeistern verheiratet, der Bruder machte eine Ausbildung im Bergwerk und übernahm später die väterliche Pacht. |
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<gallery mode="packed" class="float-right" heights="200" caption="Der Schneider-Altar in St. Lambertus"> |
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Sankt Lambertus Düsseldorf Altar der Schneiderzunft 1.jpg |
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Sankt Lambertus Düsseldorf Altar der Schneiderzunft 4.jpg|Almutia aus Fehrückenfell |
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In der Mansfelder Lateinschule lernte Martin vor allem Grammatik sowie ein wenig Logik, Rhetorik und Musik.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=24}}</ref> Von Frühjahr 1497 bis Ostern 1498 besuchte er die [[Domgymnasium Magdeburg|Magdeburger Domschule]]. Luther war bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben untergebracht und verkehrte im Haus des ebenfalls aus einer Mansfelder Bergbauunternehmerfamilie stammenden Paul Moßhauer, [[Offizial]] des [[Ernst II. von Sachsen|Magdeburger Erzbischofs]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=27-28}}</ref> |
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Für die frühe Zeit in der damals noch kleinen Stadt Düsseldorf scheint über eine Kürschnerei kaum etwas oder nichts bekannt zu sein. Erst die aufbewahrten Kabinettsrechnungen der seit 1691 in Düsseldorf residierenden ''[[Anna Maria Luisa de’ Medici|Anna Maria Luisa von der Pfalz]]'' zeugen von dem Vorhandensein eines Kürschnerhandwerks in Düsseldorf im 17. Jahrhundert. Daraus ersichtlich hatte die Kurfürstin einigen Bedarf an Kürschnerartikeln für sich und als Präsent für ihren Umkreis und an Dienstleistungen ihres Kürschners. Eine noch vorhandene Anweisung aus dem Jahr 1699 zum „Aufheben und Putzen des Pelzwerks der Kurfürstin“ der in Düsseldorf residierenden ''[[Anna Maria Luisa de’ Medici|Anna Maria Luisa von der Pfalz]]'' an den dortigen Kürschner, den „Bundwirker“ ''Johann Welen (Johann Wolon?)'' zeigt, dass bereits zu der Zeit die Pelzwerker bei genügend betuchter Kundschaft die [[Pelzkonservierung|Aufbewahrung und die Pflege]] der Kundenpelze übernommen hatten. Die Kurfürstin bezahlte am 2. Juli für diese Dienstleistung vier Reichstaler, die Anzahl und Art der dafür aufbewahrten Pelze wurde offenbar nicht erwähnt.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1. Klartext Verlag, Essen, 2015, S. 353.</ref> |
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Zur Vorbereitung auf das Studium begab sich Martin Luther anschließend nach [[Eisenach]], wo Verwandte mütterlicherseits wohnten. Eisenach war um 1500 eine kleine Stadt mit ungefähr 4000 Einwohnern, deren wirtschaftliche Entwicklung stagnierte. Es gab drei Pfarrkirchen mit zahlreichen Altären, dazu die Klöster der [[Dominikaner]], [[Franziskaner (OFM)|Franziskaner]] und [[Kartäuser]], so dass der Anteil der Geistlichkeit an der Einwohnerschaft relativ hoch war.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=29}}</ref> Auf der [[Pfarrschule]] zu St. Georgen vertiefte Martin Luther seine [[Latein]]kenntnisse, so dass er diese Sprache fließend sprechen und schreiben konnte. Luther bezeichnete Wigand Güldenapf als seinen Eisenacher Lehrer, dem er vieles verdanke; der Kontakt blieb weiter bestehen.<ref name=":8">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=31-32}}</ref> In seiner ersten Zeit in Eisenach musste Luther als [[Kurrende]]nsänger seinen Unterhalt bestreiten. Dann fand er Aufnahme im Haus, das die Bürgerfamilien Cotta und Schalbe gemeinsam bewohnten. Es stand in der Georgenvorstadt, ist aber nicht identisch mit dem heutigen „[[Lutherhaus Eisenach|Lutherhaus]]“.<ref name=":7">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=30}}</ref> Heinrich Schalbe war 1495 und 1499 Eisenacher Bürgermeister.<ref name=":7" /> Luther lernte so das Collegium Schalbense kennen, eine franziskanisch geprägte Gemeinschaft von Mönchen und Bürgern, die eine eigene Frömmigkeit in Form einer Gebetsgemeinschaft und der Lektüre frommer Schriften übten.<ref name=":7" /> Zudem nahm Luther an Treffen im Haus des Priesters und Stiftsvikars [[Johannes Braun (Stiftsvikar)|Johannes Braun]] teil, bei denen gemeinsam musiziert, gebetet und über geistliche, aber auch humanistische Texte gesprochen wurde.<ref name=":8" /> In diesem Kreis wurde auch die Annenverehrung gepflegt. |
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Aus den Kabinettsrechnungen gehen diverse weitere Arbeiten und Kleidungsstücke hervor, die die Kurfürstin an den inzwischen zum Hofkürschner ernannten ''Franz David Geilmeier'' gab. Siehe dazu am Ende dieses Artikels ([[#Pelze der Anna Maria Luisa von der Pfalz während ihrer Zeit in Düsseldorf, 1691 bis 1717|→ Pelze der Anna Maria Luisa von der Pfalz während ihrer Zeit in Düsseldorf für die Jahre 1691 bis 1717]]). Als Anna Maria Luisa 1917 nach Florenz zurückkehrte, wird es den Hofkürschner schwer getroffen haben. Nicht nur die Kurfürstin, sondern auch der restliche Hofstaat dürfte zu seinen Kunden gezählt haben. Allerdings blieb Düsseldorf Verwaltungszentrum und Wohnsitz zahlreicher adliger Familien.<ref>Klaus Müller: ''Unter pfalz-neuburgischer und pfalz-bayerischer Herrschaft (1614-1806)''. In: ''Düsseldorf - Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert''. S. 179.</ref> |
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[[Erfurt]] gehörte mit etwa 20.000 Einwohnern zu den größten Städten des Reichs, war seit 1392 Universitätsstadt und ein bedeutendes Zentrum des [[Waid (Gattung)|Waidanbaus]]. Doch gelang es Erfurt nicht, reichsfrei zu werden; vielmehr musste die Stadt 1483 endgültig die Oberherrschaft des [[Mainzer Erzbischof]]s anerkennen und wegen der Kontributionen eine hohe Schuldenlast auf sich nehmen (1509: 550.000 Gulden), was ihren Bankrott herbeiführte. Diese lange verschleierte Krise führte dann 1509 zu den sozialen Unruhen des „tollen Jahrs “.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=33-34}}</ref> Im Sommersemester 1501 wurde „Martinus Ludher ex Mansfeldt“ in die Matrikel der [[Artistenfakultät]] der [[Hierana|Universität Erfurt]] eingetragen;<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Josef Pilvousek |Titel=Askese, Brüderlichkeit und Wissenschaft. Die Ideale der Erfurter Augustiner-Eremiten und ihre Bemühungen um eine innovative Umsetzung |Hrsg=Christoph Bultmann et al. |Sammelwerk=Luther und das monastische Erbe |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=2007 |ISBN=978-3-16-149370-6 |Seiten=39-55 |Kommentar=Hier S. 49}}</ref> da er als vermögend eingeschätzt wurde, hatte er die volle Einschreibgebühr zu entrichten.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=39}}</ref> Wo Luther als Student der ''Artes'' wohnte, ist nicht mit Sicherheit feststellbar; nahm die ältere Forschung an, dass er in der [[Georgenburse]] lebte, so haben neuerdings Indizien an Gewicht gewonnen, die auf das [[Collegium Porta Coeli]] weisen.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Pilvousek |Titel=Askese, Brüderlichkeit und Wissenschaft. Die Ideale der Erfurter Augustiner-Eremiten und ihre Bemühungen um eine innovative Umsetzung |Hrsg=Christoph Bultmann et al. |Sammelwerk=Luther und das monastische Erbe |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=2007 |ISBN=978-3-16-149370-6 |Seiten=39-55 |Kommentar=Hier S. 50}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=40}}</ref> Das studentische Leben in einer Burse war stark reglementiert und hatte klosterähnliche Züge.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=41-42}}</ref> |
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Im Jahr 1703, einer Zeit des Wirtschaftswachstums, wurde die Zahl der in- und auswärtigen Bürgerschaft der jetzt Residenzstadt auf insgesamt 8578 beziffert.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1. Klartext Verlag, Essen, 2015, S. 138.</ref> Das Handwerk allgemein war zwar damals Düsseldorfs wichtigster Wirtschaftsfaktor, belieferte im Wesentlichen jedoch nur die örtliche Bevölkerung. Im Jahr 1616 beklagte der Düsseldorfer Magistrat zudem, die meisten Bürger seien „arme unvermögende handwerksleute“, „so von sich selbsten und ire weib und kinder das tegliche liebe brot in itzigen zeiten, darinnen dieses orts gar und gantz keine nahrung noch hantirung getrieben wird, nicht zu verdienen wüssten“.<ref>Klaus Müller: ''Unter pfalz-neuburgischer und pfalz-bayerischer Herrschaft (1614-1806)''. In: ''Düsseldorf - Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert''. Band 2, ''Von der Residenzstadt zur Beamtenstadt (1614-1900)''. S. 173. Primärquelle: Küch, Landtagsakten, S. 172.</ref> Klaus Müller erwähnte in seiner Schilderung der Geschichte Düsseldorfs bis Ende 1900 diverse Zusammenschlüsse von Handwerkern, die Kürschner sind nicht dabei. Für das Jahr 1798 gab er an, dass Produkte wie Wein oder Pelze zu den gängigen importierten Handelsprodukten der Stadt gehörten.<ref>Klaus Müller: ''Unter pfalz-neuburgischer und pfalz-bayerischer Herrschaft (1614-1806)''. In: ''Düsseldorf - Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert''. S. 197.</ref> Das Adressbuch des Jahres 1856 führt fünf oder sechs Kürschner auf, wobei nicht ersichtlich ist, ob sie ihren Beruf alle selbständig ausübten. Um 1859 war Düsseldorf so groß geworden, dass die Nummerierung nach Häusern geändert wurde in durchgehende Hausnummern der Straßen. Der Wechsel vom weit überwiegend nach Auftrag produzierenden zum auch Fertigware vorhaltenden Handwerker fand seinen Ausdruck, indem um 1880 neben den Kürschnern erstmalig „Pelz-Waarenhandlungen“ separat im Düsseldorfer Adressbuch aufgeführt wurden. |
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Am 29. September 1502 legte Luther zum frühestmöglichen Zeitpunkt das [[Bakkalaureat]]s-Examen ab. Luther bestand das Examen als 30. von 57 Graduierten.<ref name=":9">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=43}}</ref> Eine Verletzung am Oberschenkel mit dem Degen, den er als Student trug, zwang ihn 1503 oder 1504, das Bett zu hüten; er nutzte die Zeit, um [[Laute]]spielen zu lernen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=55}}</ref> Zwischen 1504 und 1505 grassierte die Pest in Erfurt und Umgebung. Einige Kollegen und Professoren Luthers starben, was Luther in eine Krise stürzte. Am 6. Januar 1505 schloss er mit dem ''[[Magister artium]]'' seine akademische Grundausbildung als zweiter von 17 Kandidaten ab.<ref name=":2" /><ref name=":9" /> |
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Die Unterlagen der Kreishandwerkerschaft geben 1934 als Gründungsjahr der heutigen Kürschnerinnung Düsseldorf an, das Jahr, als nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten das gesamte deutsche Handwerkswesen mit Zwangsinnungen neu organisiert wurde.<ref name="KHD1" /> |
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Die philosophische Grundausbildung, die Luther bis dahin erhalten hatte, war [[Aristoteles]] in mittelalterlich-scholastischer Interpretation. Wichtig im Blick auf die Abgrenzungen, die Luther später vollzog, ist hier besonders der Habitus-Begriff, der eine besondere Qualität des menschlichen Handelns beschreibt. Aristoteles erläuterte am Beispiel des Musikers: Durch Spielpraxis wird aus dem Zitherspieler ein Virtuose. Er handelt „leicht, sicher, lustvoll und vollkommen“. Die Scholastik übernahm den Habitus-Begriff und formte ihn um: der tugendhafte Christ tut leicht, spontan und freudig, was Gott fordert.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |Seiten=86-87}}</ref> Luther bezeichnete [[Jodocus Trutfetter]] von Eisenach und [[Bartholomäus Arnoldi]] von Usingen als seine akademischen Lehrer, zu denen er auch in näherem Kontakt stand.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=44}}</ref> |
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Als am 9. Mai 1925 eine Studienkommission deutscher Kürschner und Pelzwarenfabrikanten „mit Deutschlands schönstem und größtem Dampfer“ [[Columbus (Schiff, 1924)|Columbus]] nach den USA aufbrach, um durch den Ersten Weltkrieg locker gewordene Beziehungen zu festigen und die dort ganz anders geartete amerikanische Pelzfertigung und das Marketing kennen zu lernen, waren unter den zwölf Teilnehmern auch die beiden Düsseldorfer Franz Häupler und Arnold Bisegger.<ref name="Nasse" /> |
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=== Augustinermönch (1505–1511) === |
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Im Besitz der Kürschnerfamilie Schenkenbach befinden sich zwei Fotos, die einen Wagen der Kürschnerinnung Düsseldorf während eines Handwerkerumzugs im Jahr 1930 zeigen, vier Jahre vor der [[Gleichschaltung]] der Verbände und Vereinigungen. Der Wagen ist mit Felltafeln, Fuchs- und Leopardfellen geschmückt, davor stehen Meister und Gesellen in ihren, für die Pelzbranche einmal typischen, weißen Kitteln, daneben der Innungsvorstand mit dem Obermeister Franz Häupler, Jean Schenkenbach, Paul Albert und Hubert Wolff. |
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[[Datei:Luther Cranach the Elder BM 1837-0616.363.jpg|mini|200px|Luther als Augustinermönch ([[Lucas Cranach der Ältere]], 1520)]] |
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Auf väterlichen Wunsch setzte Luther zum Sommersemester sein Studium an der [[Rechtswissenschaft|Juristenfakultät]] fort. Martin als der älteste Sohn sollte als Jurist in die gräfliche Verwaltung eintreten und später das Familienunternehmen leiten. Das eigentliche Jurastudium begann am 19. Mai 1505 mit dem Zivilrecht. Doch am 2. Juli 1505 überraschte ihn nach einem Besuch bei seinen Eltern in Mansfeld bei [[Stotternheim]] ein schweres Gewitter. In Todesangst gelobte er der [[Anna (Heilige)|Heiligen Anna]], [[Mönch]] zu werden, wenn sie ihn rette.<ref>John Balserak: ''Das mittelalterliche Erbe Martin Luthers''. In: Alberto Melloni (Hrsg.): ''Martin Luther. Ein Christ zwischen Reformen und Moderne (1517–2017)'', Teilband 1, Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2017, ISBN 978-3-11-049825-7, S. 147–162, hier 150 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref> Weshalb der junge Luther gerade dieses [[Gelübde]] ablegte und einen klösterlichen Lebensweg einschlug, ist „naturgemäß schwer rekonstruierbar.“<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Kaufmann |Titel=Martin Luther |Verlag=C. H. Beck |Ort=München |Datum=2006 |Seiten=32}}</ref> |
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Nach Einschätzung von [[Martin Brecht]] (1981) war der Klostereintritt Ausdruck einer Zuspitzung, eines Höhepunkts oder Lösung für eine [[Lebenskrise]], als deren Auslöser er auch das Jurastudium sah.<ref>[[Martin Brecht]]: ''Martin Luther: sein Weg zur Reformation, 1483-1521.'' Bd. 1, Calwer, Stuttgart 1981, ISBN 3-7668-3310-3, S. 55–58</ref> Ähnlich urteilt [[Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker)|Thomas Kaufmann]]: Das Jurastudium, womöglich auch Planungen für eine reiche Heirat als Thema des aktuellen Besuchs bei seinen Eltern, seien bedrückende Perspektiven gewesen, die in Erfurt wütende Pest und dann das Gewittererlebnis hätten Luther die Schutzlosigkeit des eigenen Existenz vor Augen geführt. Gott habe nach seinem Leben gegriffen, und das Selbstopfer sei Luther als angemessene Antwort erschienen.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Kaufmann |Titel=Martin Luther |Verlag=C. H. Beck |Ort=München |Datum=2006 |ISBN= |Seiten=32-33}}</ref> |
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Einen Hinweis darauf, dass die Kürschner vielleicht zusammen mit den Schneidern einmal in einer Zunft vereinigt waren, gibt eventuell der aus dem 15. Jahrhundert stammende „Schneider-Altar“ in [[St. Lambertus (Düsseldorf)|St. Lambertus]], der Mutterkirche der Stadt. Bekrönt wird er von der Figur des heiligen [[Martin von Tours]], dem Patron der Schneider.<ref>Hermann J. Richartz: ''Basilika St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt''. Katholische Kirchengemeinde St. Lambertus (Hsgr.), undatiert (vor 2011), S. 18.</ref> Eigentlich in allen Städten lagen die Kürschner immer wieder einmal mit den Schneidern im Streit, weil jede Seite meinte, die andere pfusche zu Unrecht in ihr Handwerk hinein. Bei dem Bild des Buß-Altars fällt in diesem Zusammenhang auf, dass der links unten auffallend abgebildete [[Stiftsherr]] eine sehr detailliert und realistisch gemalte [[Almutia]] aus Fehrückenfell trägt, dem einmal üblichen Attribut seines Standes. Oben rechts befindet sich zudem ein Harfenspieler mit einem Kragen aus Hermelinfell. Beides waren Arbeiten, die nach damaligem, einklagbarem Handwerksbrauch ausschließlich den Kürschnern vorbehalten waren. |
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Am Morgen des 17. Juli 1505<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Kaufmann |Titel=Martin Luther |Verlag=C. H. Beck |Ort=München |Datum=2006 |Seiten=33}}</ref> bat Luther beim [[Augustinerkloster (Erfurt)|Kloster der Augustiner-Eremiten]] an der Comthurgasse um Aufnahme. Zunächst war er nahe der Pforte wie ein Gast untergebracht und legte vor dem Prior Winand von Diedenhofen seine erste Generalbeichte ab.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=65}}</ref> Vermutlich schon im Herbst 1505 wurde er im [[Kapitelsaal]] in Gegenwart des ganzen Konvents, etwa 50 Mönchen, als [[Novize]] aufgenommen und für ein Probejahr dem [[Novizenmeister]] [[Johannes von Paltz|Johann Greffenstein]] übergeben. Er führte Luther in die Lebensweise der Gemeinschaft ein.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=66-68}}</ref> |
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Für das Jahr 1888 verzeichnet das Düsseldorfer Adressbuch zehn Kürschner und Pelzwarenhändler, darunter J. Bisegger-Kühn, Joh. Schenkenbach, die Geschwister Schwenkenberg und den Hofkürschner Julius Baumeier am Carsplatz 18.<ref name="Adressbuch 1889" /> |
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Am 3. April 1506 kam es zur ersten Begegnung Luthers mit [[Johann von Staupitz]], dem Generalvikar der Augustinereremiten. Dieser besuchte im Rahmen einer Visitationsreise die Erfurter Ordensniederlassung. Staupitz wurde Luthers Beichtvater und Seelsorger. Nach Einschätzung von [[Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker)|Thomas Kaufmann]] war Luthers frühe Klosterzeit gekennzeichnet durch das Zutrauen, das die Ordensoberen in Luthers Entwicklung hatten, die Erwartungen, die man in ihn setzte, und das Ungenügen, das dieser selbst empfand.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Kaufmann |Titel=Martin Luther |Verlag=C. H. Beck |Ort=München |Datum=2006 |Seiten=34}}</ref> |
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Bis in das 19. Jahrhundert wurde unter einem Pelz ein pelzgefütterter Tuchmantel verstanden, der hauptsächlich von Männern getragen wurde. In den großen Städten war die pelzgefütterte [[Schaube]] ein Statussymbol, sie wurde bei entsprechenden Anlässen auch im Sommer gezeigt. Das änderte sich ganz wesentlich um 1900, begünstigt durch die Erfindung der Pelznähmaschine, die eine sehr viel wirtschaftliche Produktion und aufwändigere Verarbeitungstechniken ermöglichte. Beginnend mit einer Sealjacke kamen jetzt nicht mehr nur die für Damen bisher schon üblichen Pelzverbrämungen, Muffe und Pelzschals in Mode, sondern Persianer-, Nerz- und andere Pelze, die mit dem Haar nach außen getragen wurden. Erstmals erschloss sich der Pelz einem breiten bürgerlichen Kundenkreis, preiswerte Pelzarten, vor allem Kanin in vielen Veredlungsarten, machten Pelze auch für weniger bemittelte Käufer erschwinglich. Das Kürschnerhandwerk und auch die Pelzkonfektion erfuhren einen ungeheuren Aufschwung. |
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Im September 1506 legte Luther seine [[Profess]] ab. Damit war er feierlich und endgültig als Mönch in das Kloster aufgenommen. Seine Vorgesetzten bestimmten, dass Luther Priester werden sollte, was im Blick auf seine akademische Vorbildung keine Überraschung sein konnte, und auch das anschließende Theologiestudium war naheliegend. Um sich auf die Zelebration der Messe, seine wichtigste priesterliche Aufgabe, vorzubereiten, studierte Luther die Auslegung des [[Canon Missae|Meßkanons]] durch [[Gabriel Biel]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=77-78}}</ref> Schon am 27. Februar 1507 wurde er zum [[Diakon]] und am 4. April desselben Jahres im [[Erfurter Dom]]<ref name=":3">{{Literatur |Autor=Johannes Wallmann |Titel=Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation |Auflage=3 |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=1993 |ISBN=3-8252-1355-2 |Seiten=17}}</ref> durch [[Weihbischof]] [[Johann Bonemilch von Laasphe]] zum [[Priester]] geweiht. Am 2. Mai 1507 las er in der [[Augustinerkloster (Erfurt)|Kirche des Augustinerklosters]] zu Erfurt seine [[Primiz|erste Messe]]. Hierzu lud er seine Mansfelder Verwandten und Freunde aus Eisenach ein. |
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=== Nach 1900 === |
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Im Jahr 1925 tagte der ''Deutsche Kürschner-Verband'' in Düsseldorf,<ref>''Düsseldorfer Stadtchronik für das Jahr 1925 (… aus Verwaltungsberichten der Stadt Düsseldorf)''. Stadtarchiv.</ref> es könnte vermutet werden, dass dies auf Einladung einer hier bereits bestehenden Kürschnervereinigung erfolgte? |
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==== Studium der Theologie und Promotion ==== |
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Pelzeinbrüche um 1930 |
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[[Datei:Augustinerkloster Erfurt 25.JPG|mini|Schlußstein mit Augustinus-Portrait, aus dem Augustinerkloster Erfurt]] |
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Nach seiner Priesterweihe begann Luther mit dem Studium der Theologie. Sein wichtigstes Lehrbuch war der Sentenzenkommentar (''Collectorium'') des [[Gabriel Biel]], in dem die Lehre Wilhelms von Ockham in moderater Form präsentiert wurde, nämlich verglichen und harmonisiert mit anderen scholastischen Lehrmeinungen.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |Seiten=82}}</ref> [[Johannes Wallmann]] charakterisierte Biels Ockhamismus so: Hier werde „der Freiheit des in eine majestätische Ferne entrückten Gottes eine Freiheit eines Menschen gegenübergestellt, der aus dem Vermögen seiner natürlichen Kräfte Gott lieben und damit die Bedingungen eines Gnadenempfangs leisten kann“ – ein [[Pelagianismus|pelagianistisches]] Verständnis von Willensfreiheit, das im Widerspruch zu [[Thomas von Aquin]] wie auch zur späteren [[Konzil von Trient|tridentinischen]] Gnadenlehre stehe, zugleich aber das Gegenteil von Luthers späterer reformatorischer Theologie sei.<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Wallmann |Titel=Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation |Auflage=4 |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=1993 |ISBN=3-8252-1355-2 |Seiten=18}}</ref> |
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Auf Empfehlung durch den [[Generalvikar#Generalvikare in Ordensgemeinschaften|Generalvikar]] Johann von Staupitz versetzte das Kapitel der deutschen [[Kongregation (Ordensgemeinschaft)|Kongregation]] in München Luther am 18. Oktober 1508 nach [[Lutherstadt Wittenberg|Wittenberg]]. Dort sollte er kurzfristig seinen Mitbruder Wolfgang Ostermayer vertreten, der sich auf seine Promotion vorbereiten musste,<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=98}}</ref> und an der [[Artistenfakultät]] Moralphilosophie lehren. Nach der Organisationsweise der damaligen Universität war Luther jetzt sowohl Lehrender als auch Lernender. Im März 1509 erwarb Luther den Grad des ''Baccalareus biblicus''. Nach einem weiteren Semester disputierte er für den nächsten Grad des ''Baccalaureus sententiarius''. Bevor Luther jedoch seine Antrittsvorlesung halten konnte, erreichte ihn der plötzliche Rückruf seines [[Augustinerkloster (Erfurt)|Erfurter Klosters]]. Da dies weder mit von Staupitz abgesprochen noch von ihm genehmigt war, gibt es Anlass, den Schritt als einen frühen Akt des Protestes der Erfurter gegen Staupitz’ Wahl zum sächsisch-thüringischen Provinzial zu interpretieren.<ref name=":0">Thomas Kaufmann: ''Erlöste und Verdammte: Eine Geschichte der Reformation.'' C.H.Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69608-4, S. 98</ref> |
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=== Nach 1945 === |
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Befanden sich vor dem Zweiten Weltkrieg die Kürschnereien vor allem in der Altstadt, in Richtung Königsallee bis zum Steigenberger Hof, waren die exklusivsten Pelzanbieter jetzt auf der Königsallee. Die in der Altstadt verbliebenen Kürschner, Schenkenbach und Wolff, besaßen dort eigene Geschäftshäuser und bedienten hauptsächlich die mittlere, aber auch die gehobene Preisklasse. Eine zweite Konzentration befand sich für einige Jahrzehnte auf der Friedrichstraße, eine 2-A-Geschäftslage südlich der Königsallee. |
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Dass Luther noch 1509 wieder in seinem Erfurter Mutterkloster eintraf, geht aus seiner eigenhändigen Notiz auf dem Titelblatt eines Bandes der Klosterbibliothek hervor: „Augustinus starb im Jahr des Herrn 433. Jetzt, nämlich 1509, ist er seit 1076 Jahren verstorben.“<ref>{{Literatur |Autor=Hans Schneider |Titel=Martin Luthers Reise nach Rom - neu datiert und neu gedeutet |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=102}}</ref> Es ist ein Band einer gedruckten Augustinus-Werkausgabe; auch das ist interessant. Jetzt, nach dem ersten Wittenberger Intermezzo, las Luther erstmals Originalschriften seines Ordensvaters Augustinus (unter anderem: ''[[De trinitate]]'', ''[[De civitate Dei]]'').<ref name=":6" /> Er bemerkte durch Stilvergleich, dass nicht alle Augustinus zugeschriebenen Texte echt waren. Allerdings stieß Luther dabei nicht auf die Werke Augustinus’ in Auseinandersetzung mit den [[Pelagianismus|Pelagianern]], so dass die Augustinus-Lektüre noch nicht die spätere Faszination für ihn besaß.<ref name=":6">{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2006 |Seiten=83}}</ref> |
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Die beim jährlich stattfindenden Leistungswettbewerb des deutschen Kürschnerhandwerks verliehene Goldmedaille verlor in Düsseldorf zeitweilig etwas an Werbewert. Die hier ansässigen Betriebe waren modisch und handwerklich so leistungsstark, dass zum Beispiel im Jahr 1985 von deutschlandweit 141 ausgezeichneten Betrieben zwölf in Düsseldorf ansässig waren. Zum Vergleich, in den weitaus größeren Städten Berlin waren es zehn, in Hamburg und München je vier mit „Gold“ prämierte Kürschnereien.<ref>[[:Datei:Modellwettbewerb des deutschen Kürschnerhandwerks 1985.jpg|Modellwettbewerb des deutschen Kürschnerhandwerks 1985 - Liste der Ausgezeichneten]]</ref> |
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Schon im Herbst 1509 hielt Luther im ''Auditorium Coelicum'' am Dom zu Erfurt seine [[Sentenzenvorlesung]]; seine Ernennung zum ''Baccalaureus sententiarius'' folgte danach.<ref>Andreas Lindner: ''Der lange Schatten Erfurts in Luthers Werk.'' S. 1–15 Ringvorlesung "Erfurter Gesellschaftsbilder" (Wintersemester 2010/11), abgerufen am 13. Januar 2019 ([https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00021865/Luther-Erfurt-Erbe.pdf PDF] PDF; 79 KB, auf www.db-thueringen.de).</ref> Luther lehrte als Sententiar in Erfurt vom Frühjahr, also dem Wintersemester 1510 bis zum Sommersemester 1511.<ref name=":0" /> Danach siedelte er endgültig nach Wittenberg über.<ref>[[Hans Schneider (Theologe)|Hans Schneider]]: ''Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet.'' In: [[Werner Lehfeldt]] (Hrsg.): ''Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte.'' Walter de Gruyter, Berlin/ New York 2011, ISBN 978-3-11-025175-3, S. 45 f., abgerufen am 10. April 2018 [https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-002C-DC52-4/9783110251753_AdW10_01_%20HANS%20SCHNEIDER%20%20Martin%20Luthers%20Reise%20nach%20Rom.pdf?sequence=1]</ref> |
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Die den deutschsprachigen Raum umfassende Vereinigung Initiative Pelzgestaltung (V.I.P.) hatte zeitweise, trotz gemeinsamer, sich bei vielen Kunden überschneidenden Werbemittel, gleich vier Düsseldorfer Mitglieder. An einer Gemeinschaftsmodenschau der Kürschnerinnung im Düsseldorfer Hilton-Hotel nahmen 19 Betriebe teil.<ref>''Pel-Revue der Kürschner-Innung im „Hilton“''. In: ''Wirtschaftsberichte'' Nr. 18, 30. September 1971, Tüffers Auskunftei und Wirtschaftsverlag, S. 12.</ref> Alljährlich erschienen zusammen mit der Innung zu Beginn der Wintersaison Gemeinschaftsanzeigen in den Tageszeitungen. Vieles deutet auf ein kollegiales Verhältnis der in Konkurrenz zueinander stehenden Kürschner hin. Auseinandersetzungen fanden vor allem mit nicht der Innung angehörenden Unternehmen statt, insbesondere in Zusammenhang mit fragwürdigen Räumungsverkäufen und fehlender oder unkorrekter Warenauszeichnung. |
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Obgleich Luther die zentrale Person des Erfurter Humanismus, [[Mutianus Rufus]], erst im Jahre 1515 kennenlernte, hatte er doch zu dem Erfurter Humanisten [[Crotus Rubeanus]] intensiven Kontakt, wie aus einem Brief aus dem April 1520 hervorgeht.<ref>[[Weimarer Ausgabe (Luther)|WAB]] 2; 91,3 f.</ref><ref>[[Albrecht Beutel]] (Hrsg.): ''Luther Handbuch.'' 3. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 978-3-16-153892-6, S. 91 f.</ref> |
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Räumungsverkäufe von Pelzanbietern mit tatsächlichen oder vorgeblichen Preisnachlässen beunruhigten die Kürschner zeitweilig in erheblichem Umfang. Im Jahr 1975 wird außerdem von etwa 30 einstweiligen Verfügungen berichtet, die Kürschner gegen Warenhäuser, Ladenketten und Einzelunternehmen in der Vergangenheit erwirkten, die „besonders hochwertige Pelze zu einmalig günstigen Preisen“ in der Tagespresse inserierten, allerdings ohne erkennbaren Erfolg.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Preiskämpfe in Düsseldorf - und die Antwort der Kürschner-Innung''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt Nr. 309, 31. Oktober 1975, S. 4.</ref> Besonders fiel immer wieder der Name ''Christen'' auf, auch „Haus der Pelze Christen“, am Graf-Adolf-Platz. Schon im Oktober 1971 hatte es einen 50%-igen Vergleich bei einer Forderung von 4,5 Millionen Mark an ''Christen-Pelze, Düsseldorf'' mit deren Gläubigern gegeben, bei dem die vier Läden der Firma an die Hauptgläubiger übergingen.<ref>Ohne Autorenangabe: ''50 Prozent Vergleich bei Frankfurter Pelzmoden, Christen-Pelze, Düsseldorf''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'', 22. Oktober 1971, S. 9.</ref> Beim Konkurs der Firma ''Kurt H. Christen, Haus der Pelze'', Hauptsitz Wuppertal im Jahr 1980, wurde vermutet, dass es sich möglicherweise um den bis dahin größten Konkurs der deutschen Pelzgeschichte handelte. Gleichzeitig lief ein Konkursverfahren gegen den Geschäftsführer des Unternehmens. Mit zu der Zeit acht Läden in den Spitzenlagen in verschiedenen deutschen Großstädten betrug der Jahresumsatz von Kurt H. Christen deutlich über 20 Millionen Mark.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Christen-Konkurs eröffnet: Größter der Pelzgeschichte?'' In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 567, 14. November 1980, S. 1-2.</ref> Unter mehreren Besitzerwechseln kündigten Christen-Unternehmen regelmäßig einen erneuten Räumungsverkauf an. Zu der Zeit war noch streng geregelt, dass nur die regulär, auch sonst nur in dem Umfang vorhandene Ware im Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe angeboten werden durfte. Ein „Nachschieben“ von Ware war untersagt. Nach immer wieder auftretenden Auseinanderstzungen mit der Kürschnerinnung veranlasste der Obermeister, zusammen mit der Industrie- und Handelskammer, dass sämtliche, bei Beginn des letzten Räumungsverkaufs der Firma vorhandenen Pelze mit einer Plombe gekennzeichnet wurden. |
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Martin Luthers Studium endete formal am 18./19. Oktober 1512 mit der Promotion zum ''[[doctor theologiae]]'' an der Universität zu Wittenberg. Der Prüfer war [[Andreas Bodenstein|Andreas Bodenstein]]. |
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[[Datei:Düsseldorf, Schadowstraße, Nachwuchswerbung für Kürschner 1990 (1).jpg|mini|Nachwuchswerbung auf der Schadowstraße (1990)]] |
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Bedeutende Pelzanbieter aus der Textilbranche waren, wie auch in anderen Städten, im gehobenen Bereich seit 1971 der Filialist Boecker, Jan-Wellem-Platz 1 (Konkurs 2004) mit seiner, bei der Eröffnung 10. Filiale.<ref>''Boecker jetzt auch in Düsseldorf''. In: ''Gelbe Hefte'', Tüffers Auskunftei- und Wirtschaftsverlag GmbH, Wirtschaftsspiegel, Nr. 19, 1971, S. 16.</ref> Der Anbieter vor allem in der untersten Preisklasse, aber mit Deutschlands jahrelang größtem Pelzumsatz war das Bekleidungshaus [[C&A|C&A Brenninkmeyer]], mit seinem deutschen Hauptsitz in Düsseldorf. |
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Schon zu Beginn seiner Ordenszeit setzte sich Luther mit der [[Hebräische Sprache|hebräischen Sprache]] auseinander, so erwarb er bald nach dem Erscheinen im Jahre 1506 das von [[Johannes Reuchlin]] verfasste Werk ''De rudimentis hebraicis''. Die Schrift eröffnete die Möglichkeit zum [[Autodidaktik|Selbststudium]] des Hebräischen. Sie bestand aus einer [[Althebräische Grammatik|Grammatik]] mit einem [[Wörterbuch]]. Luther arbeitete das Lehrbuch systematisch durch und erwarb zusätzlich eine im Jahre 1512 von Reuchlin herausgegebene Edition der sieben Bußpsalmen (''Septem psalmi poenitentiales'') mit dem hebräischen Text, der lateinischen Übersetzung und grammatischen Erläuterungen.<ref>Siegfried Hermle: [https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/luther-martin-at/ch/096b73dea059367db64121980f613a25/#h2 ''Luther, Martin (AT): Luthers Hebräischkenntnisse''.] In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): ''[[Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet]]'' (WiBiLex), Stuttgart, Januar 2008, abgerufen am 25. März 2018.</ref> |
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Ein besonderes Geschäftskonzept hatte ''Percy Müller'' (* 1945). Von der Bild-Zeitung wurde er nachträglich als „Hofkürschner der holländischen Königin Beatrix“ bezeichnet. Auf der Suitbertusstraße 137 betrieb er seinen „Salonverkauf“, nur ein kleines Schild ''„ℳcreation“'' wies auf die Firma hin.<ref>[[:Datei:Suitbertusstraße 137, Düsseldorf a.jpg|Hauseingang Percy Müller mit Firmenschild.]]</ref> Seinen Pelzverkauf im hochwertigen Bereich betrieb er hauptsächlich mit Modenschauen, in Kurorten, in Verbindung mit Modemagazinen auch in Düsseldorf, vor allem aber auf Kreuzfahrtschiffen. Das Unternehmen bestand bis in die 2010er Jahre.<ref>[https://www.bild.de/regional/duesseldorf/modedesigner/percy-mueller-absturz-koe-legende-31540406.bild.html J. Offermanns, G. Altenhofen: ''Absturz einer Kö-Legende'']. In: ''Bild-Zeitung'', 25. Juli 2013. Zuletzt abgerufen 13. Dezember 2018.</ref><ref>[http://www.vipnews.de/news/news0411-rollsroycesaenger.htm VIP-News International: ''Rolls Royce & Feine Leute Rolls-Royce-Sänger & Feine Nerze '']. Dortmund, 2002 oder 2003. Zuletzt abgerufen 13. Dezember 2018.</ref> |
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==== Aufgaben in Ordenspolitik und Verwaltung ==== |
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Am 28. November 1987 fand eine Anti-Pelz-Demonstration von Tierversuchsgegnern mit einem Marsch an den Pelzgeschäften vorbei statt. Die Demonstration wurde mit Auflagen genehmigt „und die Polizei hat den Kürschnergeschäften ihren Schutz zugesagt“. Es war wahrscheinlich die erste von weiteren solchen und ähnlichen Aktionen, von Farbbeutelwürfen und Buttersäureattaken auf Pelzgeschäfte.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Anti-Pelz-Demonstrationen in Düsseldorf''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 926, 20. November 1987, S. 9</ref> |
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{{Hauptartikel|Martin Luthers Romreise}} |
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Im Auftrag seines Ordens und von einem Mitbruder begleitet, reiste der junge Augustinereremit Luther nach Rom. Dies war die längste und weiteste Reise seines Lebens, da er den thüringisch-sächsischen Raum zuvor noch nie verlassen hatte; sie gilt als ein Schlüsselerlebnis, denn Luther hat in späteren Schriften und Reden immer wieder diese Reise erwähnt. Luther nutzte seinen etwa vierwöchigen Romaufenthalt auch persönlich, um seine dritte General[[Beichte#Römisch-katholische Kirche|beichte]] abzulegen, und besuchte zahlreiche Gnadenorte.<ref>{{Literatur |Autor=Hans Schneider |Titel=Luthers Romreise |Hrsg=Michael Matheus et al. |Sammelwerk=Martin Luther in Rom: Die Ewige Stadt als kosmopolitisches Zentrum und ihre Wahrnehmung |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Walter de Gruyter |Ort=Berlin / Boston |Datum=2017 |ISBN= |Seiten=23}}</ref> Er zweifelte nicht an der römischen Buß- und [[Ablass]]praxis. Er war allerdings entsetzt über den Unernst und den Sittenverfall, die ihm in [[Rom]] begegneten.<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Wallmann |Titel=Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=4 |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=1993 |ISBN=3-8252-1355-2 |Seiten=19 |Zitat=Die Reise zeigt ihn als treuen Sohn seiner Kirche, der die reichen Gelegenheiten des Ablaßerwerbs nicht vorübergehen läßt und sich durch die scharf beobachteten Verfallserscheinungen in seinem Glauben nicht beirrt zeigt.}}</ref> ([[Volker Leppin]] hinterfragt diese in protestantischen Lutherbiografien gängige Sicht: frühe Zeugnisse Luthers zeigten noch keine Irritationen durch sein Romerlebnis. So ist 1519 Rom für ihn die Kirche des Petrus und Paulus, geehrt durch die vielen Märtyrer, auf die Gott sein besonderes Augenmerk gerichtet habe.<ref>{{Literatur |Autor=Volker Leppin |Titel=„Salve, Sancta Roma“. Luthers Erinnerungen an seine Romreise |Hrsg=Michael Matheus et al. |Sammelwerk=Martin Luther in Rom: Die Ewige Stadt als kosmopolitisches Zentrum und ihre Wahrnehmung |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Walter de Gruyter |Ort=Berlin / Boston |Datum=2017 |ISBN= |Seiten=35}}</ref>) So wichtig die Reise für Luther persönlich wurde, so unklar ist die Mission, mit der Luther nach Rom entsandt wurde, sowie ihre zeitliche Einordnung. |
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Nach älterer Forschung soll sich Luther Ende 1510 zusammen mit einem Mitbruder nach Rom begeben haben, um dort im Auftrag seines Erfurter [[Konvent (Kloster)|Konvents]] gegen die von oben befohlene Vereinigung der strengen [[Augustinerorden|Observanten]] mit den liberaleren Augustinerklöstern der sächsischen [[Ordensprovinz|Provinz]] zu protestieren. Diese Hypothese wurde von [[Heinrich Böhmer]] (''Martin Luthers Romfahrt'', 1914) vorgelegt und wird auch heute noch von einigen Historikern vertreten, beispielsweise von [[Heinz Schilling (Historiker)|Heinz Schilling]] (''Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs'', 2013). |
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[[Datei:Kö-Hund mit Nerz, Januar 2012.jpg|mini|[[Boston Terrier]] auf der Königsallee mit Nerzhalsband (2012)]] |
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Eine alternative Datierung der Romreise auf die Jahre 1511/12 hat [[Hans Schneider (Theologe)|Hans Schneider]] 2009 vorgeschlagen. Mehrere Kirchenhistoriker haben sich seitdem Schneiders Hypothese angeschlossen, so [[Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker)|Thomas Kaufmann]], [[Bernd Moeller (Kirchenhistoriker)|Bernd Moeller]], [[Volker Leppin]] und [[Ulrich Köpf]]. |
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Während der Kürschner üblicherweise versucht, das gesamte Geschäft und den kompletten Service um den Pelz abzudecken, beschäftigte sich fast niemand mit dem Handel gebrauchter Pelze. Zu groß waren die Bedenken, dass der Kunde vermuten könnte, dass ihm anstelle eines neuen Pelzes ein getragenes Teil untergeschoben wurde. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wuchs, vor allem durch Erbschaften, der Nachfragedruck, was mit den überraschend erhaltenen, teilweise erheblichen Mengen Pelzwaren geschehen soll. Mehr und mehr Kürschner gaben dem nach und nahmen Kundenpelze in Zahlung. Meist wurden sie wohl an Zwischenhändler weiter verkauft, die sie vor allem in die Ostländer exportierten, andere dienten zur Reparatur und und vielleicht auch zur Ergänzung bei der Umgestaltung der Kundenpelze. Den Einzelhandel mit dem An- und Verkauf und in Kommission genommener Pelze nahmen ansonsten Second-Hand-Firmen der Textilbranche und vereinzelt Spezialgeschäfte mit gebrauchten Pelzen wahr, die in der Regel auch eine kleine Werkstatt unterhielten. In Düsseldorf gab es einige wenige solche Firmen, die wesentlichste war wohl bis 1999 ''Pelura'' (Abkürzung für „Pelze und Rauchwaren“) in Bahnhofsnähe, ein Firmenschild zeugte noch 2019 davon.<ref>[[:Datei:Pelura Pelze, Düsseldorf.jpg|Pelura-Firmenschild im Jahr 2010.]]</ref> Etwa 2014 eröffnete ein Oberhausener Kürschnermeister eine Filiale auf der Düsseldorfer Corneliusstraße, die sich speziell mit dem An- und Verkauf getragener Pelze befasst. Kürschnereien, die sich mit dem Handel modisch aktualisierter Pelze befassen, wie sie in einigen anderen Orten bestehen, gab es bis 2018 in Düsseldorf nicht. |
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Am 5. Mai 1512 nahm Luther am [[Ordenskapitel]] der Augustinereremiten in [[Köln]] teil. Wahrscheinlich unterstützte Luther seinen Förderer von Staupitz in den ordensinternen Auseinandersetzungen. Die Kölner Ordensversammlung bestimmte Luther zum [[Subprior]] der Wittenberger Ordensniederlassung und empfahl ihn auch für eine Promotion und eine universitären Laufbahn an der [[Leucorea]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=126–127}}</ref> |
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Mit der Aufweichung von für solide Kürschner bisher ehernen Geschäftsprinzipien, kein Ankauf getragener Pelze, kamen auch weitere, bisher eher als unseriös angesehene Werbemethoden auf. Besonders hervor tat sich dabei Udo du Bellier, in der Altstadt auf der Grabenstraße 7. Er lobte in Kundenanschreiben neben der Inzahlungnahme zum halben Neupreis im Jahr 1982 gleichzeitig einen handlichen Zweitfernseher für die Empfehlung eines Neukunden aus und empfahl 1984 eine Baubetreuungs-GmbH, für die er sich verbürgte.<ref>[[:Commons:Category:Furrier's collection, Kuhn|Sammlung Kuhn]]</ref> |
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In Wittenberg übernahm Luther vielfältige Tätigkeiten sowohl im Kloster als auch an der Universität. Seit 1512 war er Studienleiter des Wittenberger Konvents und Klosterprediger. Auf dem Kongregationskapitel in Gotha am 1. Mai 1515 wurde Martin Luther zum [[Provinzial]]vikar ernannt und übernahm damit bereits in jungen Jahren zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit in Wittenberg Leitungsaufgaben in seinem Orden, die mit einer erheblichen [[Visitation]]s- und Reisetätigkeit verbunden waren.<ref>Christoph Burger: ''Luther im Spannungsfeld zwischen Heiligungsstreben und dem Alltag eines Ordensmannes.'' In: Christoph Bultmann, Volker Leppin, Andreas Lindner (Hrsg.): ''Luther und das monastische Erbe.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2007, S. 181.</ref> Als Vikar unterstanden ihm zehn Konvente, darunter sein ehemaliger Heimatkonvent in Erfurt, in dem er 1516 [[Johann Lange (Theologe)|Johannes Lange]] zum [[Prior]] einsetzte. In Wittenberg war er Stellvertreter des Priors und stand damit an zweiter Stelle in der Klosterhierarchie, zugleich war er aber als Vikar dessen Vorgesetzter.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=155}}</ref> |
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Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Düsseldorf eine [[Pelzzutatenhandlung]], ein Teil der Musterkarten der Firma ''Carl Gentz'', Cranachstraße 12 waren bei der [[Düsseldorf-Gerresheim|Gerresheimer]] Kürschnerei ''Pelz-Orlob'' noch erhalten ([[Commons:Category:Carl Gentz, furrier supplier in Germany|→ siehe Karl Gentz]]). Nach dem Krieg gründete sich die Pelzzutatenhandlung ''K & B Karschinierow & Barkowsky'' auf der Fischerstr. 49.<ref>[[:Datei:Fur trimmings wholesale dealer Karschinierow & Barkowsky, Düsseldorf, advertisement 1950-09.jpg|Anzeige K & B Karschinierow & Barkowsky vom September 1950]].</ref> Bald als ''Gustav Karschinierow'' firmierend, jetzt auf der Vulkanstraße 13, belieferte man nicht nur die Düsseldorfer Kundschaft, sondern als zeitweilig größter deutscher Pelzzutatenhändler, mit eigener [[Pelzseide]]weberei in [[Rheydt]] und einer Filiale in Frankfurt am Main, ganz Europa.<ref>[[:Datei:Ingredients fur trader Gustav Karschinierow, Düsseldorf, Germany (advertisement) - Pelzzutatenhändler (Anzeige) 1975.jpg|Anzeige Gustav Karschinierow vom April 1975.]]</ref> Der Sohn Uriel Karschinierow (* 3. September 1938; † 1. Juli 2011) fuhr als Reisender seiner Firma mit den Mustern der [[Pelzzutaten]] bis nach Süditalien und Skandinavien. Durch Fehlinvestitionen und veränderte Ansprüche der Pelzverarbeitung ging die Firma ''Gustav Karschinierow'' in Konkurs, als Kleinstunternehmen führte Uriel Karschinierow sie noch einige Zeit weiter. |
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=== Wittenberg als Wirkungsstätte Luthers === |
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Einige wenige Rauchwarenhändler, die Grossisten für den Fellhandel, waren in Düsseldorf ansässig. Ihre Abnehmer waren über Deutschland, eventuell auch darüber hinaus, verteilt, wohl nur in geringem Umfang bedienten sie die Düsseldorfer Kürschner. Eine Ausnahme bildete die Firma ''Erich Mantel'' auf der Stresemannstraße, bei der sich die Kürschner zuletzt vor allem ihre Zupasser besorgten, die Felle, die zur Reparatur und Ergänzung bei Umgestaltungen gebraucht werden. Gegründet wurde die Firma am 1. Juli 1930 durch Erich Mantel, „Handel mit Kürschnersortimenten aller gangbaren Artikel“. Erich Mantel besuchte die Oberrealschule in Breslau. Er lernte bei Firma ''Bittmann'' in Breslau und war nach anschließendem Kriegsdienst für verschiedene Firmen als Reisender und Vertreter tätig. Die Vorgängerfirma seines in Düsseldorf eröffneten Großhandels war die Firma ''Jonni Wende'' auf der Kaiser-Wilhelm-Straße 18, es bestanden Zweigstellen in Leipzig, Brühl 37/39 und Hamburg, Bergstraße 14. Während des Zweiten Weltkriegs führte Ehefrau die Firma Erich Mantel weiter, die wegen Ausbombung fünf mal verlegt werden musste.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Erich Mantel begeht 30jähriges Geschäftsjubiläum''. In: ''Die Pelzwirtschaft'', Berlin Juni 1960, Heft 6, S. 320.</ref><ref>Ohne Autorenangabe: ''Erich Mantel, Düsseldorf, 70 Jahre''. In: ''Die Pelzwirtschaft'' Juli 1966, S. 69.</ref> Der letzte Inhaber der Firma Erich Mantel war der Rauchwarenhändler Dieter Cofalla, der Neffe des Gründers Erich Mantel. |
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[[Datei:Albrecht Dürer 076.jpg|mini|[[Friedrich III. (Sachsen)|Friedrich der Weise]] um 1500; Luthers Landes- und Schutzherr, 1486–1525 [[Kurfürst]] von [[Kurfürstentum Sachsen|Sachsen]] ([[Ernestiner|Ernestinische Linie]]); Porträt von [[Albrecht Dürer]]]] |
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Auf von Staupitz’ Initiative siedelte Luther im September 1511 nach Wittenberg um, wo er sich für ein theologisches Doktorat bewarb. „Aus der damaligen Großstadt Erfurt kam er in die zunächst unscheinbare, unattraktive, arme kleinere Mittelstadt Wittenberg, die mit ihren Vorstädten etwa 400 Häuser und nicht mehr als 2000 bis 2500 Einwohner zählte“;<ref name=":10">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=111}}</ref> ähnlich bescheiden nahm sich die noch im Aufbau begriffene Leucorea neben der etablierten Universität Erfurt aus und die bei seiner Ankunft noch unfertige Wittenberger Ordensniederlassung im Vergleich zu seinem traditionsreichen Erfurter Kloster. Und doch war das kleine Wittenberg die Hauptstadt des Territorialstaats Kursachsen; Luther begab sich nicht vom Zentrum an die Peripherie (auch wenn das so scheinen konnte), sondern in ein politisches Kräftefeld, das für seine weitere Entwicklung wichtig wurde.<ref name=":10" /> |
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Kirchenpolitisch profitierte Luthers Landesherr Friedrich der Weise davon, dass sein Territorium zu mehreren Bistümern gehörte (Meißen, Naumburg, Mainz, Halberstadt, Magdeburg, Brandenburg, Bamberg und Würzburg), so dass er sich in der stärkeren Position befand. Das Allerheiligenstift in Wittenberg samt der inkorporierten [[Stadtkirche Lutherstadt Wittenberg|Stadtkirche]] unterstand direkt dem Papst und war damit der Kontrolle des Brandenburger Bischofs entzogen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=116}}</ref> Als Prediger an der Stadtkirche hätte der Kantor des Allerheiligenstifts fungieren sollen, Ulrich von Dinstedt, der diese Aufgabe aber nicht wahrnahm. So erging der Predigtauftrag schließlich an Luther, wobei die rechtliche Form nicht ganz klar ist. Luther bezog daraus seine für lange Zeit einzigen persönlichen Einkünfte (jährlich 8 [[Gulden]] 12 [[Groschen]]).<ref name=":11">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=150}}</ref> Die ersten sicher datierbaren Predigten stammen aus dem Jahr 1514.<ref name=":11" /> |
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Im Jahr 2019 bestanden noch zwei Kürschnereien in Düsseldorf, beide alteingesessen: In der Altstadt das ''Pelzhaus Schenkenbach'' und im der Altstadt auf der anderen Rheinseite gegenüberliegenden Oberkassel die ''Halfmann Pelzmanufaktur'', eine weitere Kürschnerin, ''Elisabeth Fritzsche'', ''Modeatelier Fritzsche'', auf der abseits gelegenen Felix-Klein-Straße 1 in Düsseldorf-Golzheim hatte für Anfang 2019 ihre Geschäftsaufgabe angekündigt. Außerdem unterhielt ein Oberhausener Kürschner seit 2014 in einem Ladenlokal eine Filiale, der Werbung nach vorwiegend zum Zweck des Ankauf gebrauchter Pelze.<ref>[[:Commons:Category:Pelze Nies|Pelze Nies]]</ref> |
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=== Professur für Bibelauslegung (1512) === |
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[[Datei:Wolfenbuetteler Psalter Auslegung zu Psalm 6 von Martin Luther Herzog August Bibliothek cropped.jpg|mini|Handschriftliche Notizen Luthers zur ersten Psalmenvorlesung (Wolfenbütteler Psalter)]] |
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# 1934 - 01.06.1945 Franz Häupler |
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Im Oktober 1512 war Luther zum Doktor der Theologie promoviert worden. Er leistete einen Doktoreid, der ihn auf die ''Heilige Schrift'' verpflichtete, sowohl im engeren Sinne auf die Bibel, als auch auf die theologische Erschließung ihres Gehaltes. Später, im Konflikt mit der Papstkirche, berief er sich darauf.<ref>[[Albrecht Beutel]] (Hrsg.): ''Luther Handbuch.'' 3. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 978-3-16-153892-6, S. 108 f.</ref> |
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# 01.06.1945 - 09.02.1951 Carl Langner |
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# 09.02.1951 - 19.05.1954 Franz Häupler |
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# 19.05.1954 - 10.09.1967 Hubert Wolff |
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# 24.05.1968 - 18.05.1972 Karl Heinz Schäfer |
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# 18.05.1972 - 24.04.2008 Fredi Vesterling |
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# 24.04.2008 - 2014 Alexander Slupinski |
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# Seit 1914 H.-Bernd Schenkenbach.<sup>Stand 2019</sup> |
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Luther bot in Wittenberg eine zweistündige Vorlesung pro Semester an, und zwar montags und freitags um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr. Ab 1516 las er mittags um 13 Uhr.<ref name=":5">{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |Seiten=63}}</ref> Von diesen Vorlesungen sind einige Originalmanuskripte, studentische Nachschriften und Arbeitstexte erhalten. Die früheste Quelle von Luthers Theologie ist der [[Wolfenbütteler Psalter]], Luthers Handexemplar der ersten Psalmenvorlesung (''Dictata super Psalterium'', 1513 bis 1515); zugrunde liegt der lateinische Text der [[Vulgata]]. Luther arbeitete mit der überkommenen Methode des [[Vierfacher Schriftsinn|vierfachen Schriftsinns]], doch deutete sich bereits für ihn Typisches an: Alle Psalmen handeln von Christus, und da sie vor dem irdischen Leben des Jesus von Nazareth entstanden sind, tun sie dies im Literalsinn, aber auf prophetische Weise (''sensus litteralis propheticus''). Diesen [[Hermeneutik|hermeneutischen]] Zugang verdankte Luther seinem Mentor und Seelsorger Staupitz.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2006 |Seiten=70}}</ref> |
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== Bedeutende Unternehmen == |
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Von 1515 bis 1516 folgte die [[Römerbriefvorlesung (Martin Luther)|Römerbriefvorlesung]]. Im Hintergrund gab es einige Neuentwicklungen: Luther legte für seine Studenten zwar den lateinischen Text zugrunde, bereitete seine Vorlesung aber anhand des griechischen Neuen Testaments vor. Allmählich rückte er vom vierfachen Schriftsinn ab, den er allerdings in der Römerbriefauslegung noch oft nutzte. Außerdem ist die Vorlesung „gespickt mit Augustinuszitaten“<ref name=":4">{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |Seiten=83}}</ref>: Luther hatte den achten Band einer 1506 in Basel gedruckten Augustinus-Werkausgabe in die Hand bekommen. Darin las er ''De spiritu et littera'' sowie andere antipelagianische Texte. Vermutlich griff er zu diesem Buch, um eine hermeneutische Hilfe für die Vorbereitung seines Römerbriefkollegs zu finden. „Was er bekommt, ist viel mehr: eine systematisch-theologische Hilfe zum Verständnis des Römerbriefs und der paulinischen Theologie überhaupt.“<ref name=":4" /> |
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=== Bisegger / Bisegger-Kühn === |
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* Alleestr. 38: 1950, 1953, 1954, 1955, 1956, 1957 (1966 nicht mehr); E. G. Bisegger, Kaiser-Wilhelm-Ring 22: 1956 (nur dieses Jahr) |
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[[Datei:Geschäftshaus für Pelze an der Grabenstraße, Ecke Kasernenstraße 11 in Düsseldorf, erbaut für J. Bisegger-Kühn, Firma gegründet 1868.jpg|mini|Bisegger-Kühn, Geschäftshaus Kasernen- Ecke Grabenstraße]] |
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{{Commonscat|Hanns_Bisegger|Kürschnerfamilie Bisegger}} |
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Im Düsseldorfer Adressbuch des Jahres 1870 ist die ''Pelzhandlung Bisegger'' im Zentrum der Düsseldorfer Altstadt auf der [[Flinger Straße|Flingerstraße]] 21 verzeichnet.<ref>[http://505083.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_505083.1387395050.1119147648.1119147648.1.adressbuch_duesseldorf_auszug-rheinische_ahnen_und.html Datenbank und Informationsaustausch zur Ahnen- und Familienforschung entlang des Rheins und dem Kreis Mettmann: ''Rheinische Ahnen - Auf den Spuren der Vorfahren'']. Primärquelle ''Adressbuch Düsseldorf 1870''. Abgerufen 21. März 2018.</ref> |
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Im Wintersemester 1516/1517 las er über den ''[[Brief des Paulus an die Galater]]''. Es folgte eine zweisemestrige Vorlesung über den ''[[Brief an die Hebräer|Hebräerbrief]]'', die gleichzeitig mit dem Ablassstreit gehalten wurde, unabhängig von den zwei möglichen Datierungen (Ostern 1517 bis Ostern 1518 oder aber Wintersemester 1517/18 und Sommersemester 1518).<ref name=":5" /> |
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Nachdem der erste Inhaber, Johannes Bisegger verstorben war, war 1890 unweit davon, auf der Casernenstraße 11, seine Witwe ''Josefine Wilhelmine geb. Kühn'' im Adressbuch als neue Inhaberin eingetragen.<ref>[http://505083.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_505083.1387395050.1120083799.1120083799.1.adressbuch_oberbuergermeisterei_duesseldorf_fuer_jahr-rheinische_ahnen_und.html Datenbank und Informationsaustausch zur Ahnen- und Familienforschung entlang des Rheins und dem Kreis Mettmann: ''Rheinische Ahnen - Auf den Spuren der Vorfahren'']. Primärquelle ''Adressbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf für das Jahr 1890''. Abgerufen 21. März 2018.</ref> |
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Unterbrochen von einigen wichtigen lebensgeschichtlichen Ereignissen fand Luthers Vorlesung über ein biblisches Buch, die ''lectura in biblia'', regelmäßig bis zum November 1545 statt.<ref>Christoph Markschies, Michael Trowitzsch (Hrsg.): ''Luther, zwischen den Zeiten: eine Jenaer Ringvorlesung.'' Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 978-3-16147-236-7, S. 28</ref> Luther wählte sein Thema auffällig oft aus dem Alten Testament, die längste Vorlesung erstreckte sich über zehn Jahre und behandelte das [[1. Buch Mose]] (Genesis). Ein Grund lag wahrscheinlich darin, dass er seine hebräischen Sprachkenntnisse höher bewertete als seine Kenntnis des Griechischen. Von den insgesamt zweiunddreißig Jahren am Katheter waren lediglich vier Jahre neutestamentlichen Büchern gewidmet.<ref>Luther, Siegfried Hermle: Martin (AT) (1483-1546). Erstellt: Januar 2008, www.bibelwissenschaft.de, abgerufen 2. Dezember 2018 [https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/luther-martin-at/ch/096b73dea059367db64121980f613a25/#h8]</ref> |
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In der ''Düsseldorfer Theater Rundschau'' von 1913 empfahl sich der Hoflieferant ''Bisegger-Kühn'', gegründet 1868, weiterhin auf der Kasernenstr. 11, Ecke Grabenstrasse mit dem Angebot feiner Pelzwaren sowie der [[Pelzkonservierung|Aufbewahrung von Pelzwaren]], Schirmen und Stöcken.<ref>[http://505083.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_505083.1387395183.1120272550.1120272550.1.duesseldorfer_hoflieferanten-ahnenforschung_rund_duesseldorf.html Datenbank und Informationsaustausch zur Ahnen- und Familienforschung entlang des Rheins und dem Kreis Mettmann: ''Rheinische Ahnen - Auf den Spuren der Vorfahren'']. Primärquelle ''Düsseldorfer Theater Rundschau 1913'', Heft 1. Abgerufen 21. März 2018.</ref> |
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Im August 1518 berief die [[Universität Wittenberg]] [[Philipp Melanchthon]] an den neu eingerichteten Lehrstuhl für [[Altgriechische Sprache|griechische Sprache]]. Er wurde Luthers engster Mitarbeiter. |
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Arnold Bisegger reiste im Jahr 1924 zusammen mit dem Düsseldorfer Franz Häupler im Rahmen einer Studienreise deutscher Kürschner und Pelzfabrikanten in die USA.<ref name="Nasse" /> Zusammen mit zwei weiteren Kollegen leitete Häupler bis zur Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1934 den Reichsbund deutscher Kürschner.<ref>[[Philipp Manes]]: ''Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte''. Berlin 1941 Band 3. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 128-129 ([[:Datei:Philipp Manes, Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940 - Versuch einer Geschichte, Band 3 (4).jpg|→ Inhaltsverzeichnis]]).</ref> |
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=== Reformatorische Wende === |
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In der klassischen Lutherforschung wurde lange gestritten, wann Luther das Prinzip der [[Gerechtigkeit]] Gottes ''[[sola gratia]]'' (allein aus Gnade) zuerst formulierte. In einer späteren Eigenaussage beschrieb er diesen Wendepunkt als unerwartete [[Erleuchtung]], die ihm in seinem Arbeitszimmer im Südturm des Wittenberger Augustinerklosters widerfahren sei. Manche datieren dieses Turmerlebnis auf die Jahre 1511 bis 1513, andere um 1515 oder um 1518, wieder andere nehmen eine allmähliche Entwicklung der reformatorischen Wende an. Datierung und nähere inhaltliche Bestimmung dieser Entdeckung hängen wechselseitig voneinander ab. |
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Unstrittig ist, dass Luther sein Erlebnis in seinem späteren Rückblick von 1545 als große Befreiung beschrieb. Er habe sich auf seine zweite Psalmenvorlesung vorbereitet (damit datierte er selbst dieses Ereignis zwischen Frühjahr und Herbst 1518).<ref name=":12">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=219}}</ref> Ein Brief an Staupitz zeigt, dass Probleme mit dem Bußsakrament der Grund für die erhebliche innere Spannung waren, in der Luther sich in dieser Zeit befand: er fühlte sich trotz seines untadeligen Lebens als Mönch vor Gott als Sünder, außerstande, den strafenden Gott zu lieben.<ref name=":12" /> In der einsamen [[Meditation]] über den Bibelvers {{B|Röm|1|17|LUT}} habe er plötzlich entdeckt, was er seit einem Jahrzehnt vergeblich gesucht hatte: |
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{{Zitat|Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.}} |
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Dieser Bibelvers führte, so der Bericht, schließlich zu seinem neuen Schriftverständnis: Gottes ewige Gerechtigkeit sei ein reines Gnadengeschenk, das dem Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus gegeben werde. Keinerlei Eigenleistung könne dieses Geschenk erzwingen. Auch der Glaube, das Annehmen der zugeeigneten Gnade, sei kein menschenmögliches Werk. Damit war, so die gängige protestantische Deutung dieser Erfahrung als „reformatorische Wende“, für Luther die gesamte mittelalterliche Theologie zerbrochen. [[Volker Leppin]] dagegen hebt hervor, dass Luthers Entwicklung gerade nicht bruchhaft erfolgte, sondern er habe an die spätmittelalterliche innerliche Frömmigkeit angeknüpft, die er 1515 in den Predigten Johannes Taulers kennengelernt habe.<ref>{{Literatur |Autor=Volker Leppin |Titel=Die fremde Reformation |Auflage=2 |Ort=München |Datum=2017 |ISBN=978-3-40669-081-5}}, S.39–43; 46 f., 204–211</ref> |
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=== Einfluss der Mystik === |
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Hanns Bisegger war der Sohn des früh verstorbenen Düsseldorfer Kürschnermeisters ''Adolf Bisegger''. Hanns besuchte das humanistische Gymnasium in Düsseldorf, um dann an den Universitäten Leipzig und München, Paris und [[Montpellier]] Jura zu studieren. 1928 legte er nach der Ausbildung im Pelz- und Textilhandel die Gesellenprüfung und 1930/31 die Meisterprüfung ab. Nach der Betätigung als Einkaufs- und Abteilungsleiter im In- und Ausland, in Berlin in den Häusern Kersten und Tuteur und mehrjähriger Tätigkeit bei ''[[C. A. Herpich Söhne]]'', eröffnete er 1938 in Berlin ein eigenes Engros-Geschäft und den Pelzsalon der Wiener Firma ''Peniczek & Rainer'' auf der Straße [[Unter den Linden]] 75, neben dem [[Hotel Adlon]].<ref name="Haute Fourrure" /><ref name="Branchenbuch 1941" /> Als die Berliner Filiale der hochangesehenen Firma „in andere Hände übergehen sollte, kam er einzig in Betracht. Nur er war befähigt, dem repräsentativen Pelzgeschäft der Reichshauptstadt in dem bisherigen Rahmen vorzustehen.“ Was der jüdische Branchenkollege [[Philipp Manes]] mit „in andere Hände übergehen“ vorsichtig umschreibt, ist die Enteignung und Arisierung des Betriebs mit bis dahin jüdischstämmigen Inhabern.<ref name="Manes 4" /> |
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Luthers Theologie hat auch [[Christliche Mystik|mystische]] Wurzeln.<ref>[[Volker Leppin]]: ''Die fremde Reformation: Luthers mystische Wurzeln.'' C.H.Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-69081-5, S. 35–60</ref> Während seiner [[#Mansfelder Stadtschule (1490–1497), Magdeburger Domschule (1497–1498)|Magdeburger Schulzeit]] von 1497 bis 1498 kam Luther mit den [[Brüder vom gemeinsamen Leben|Brüdern vom gemeinsamen Leben]], jenen Vertretern der [[Devotio moderna]] in Berührung. Sie betonten eine persönlich erfahrene und gelebte Religiosität. So ging es u. a. um die [[Nachfolge Christi]], wie auch der Titel einer weit verbreiteten Erbauungsschrift (1418) von [[Thomas von Kempen]] lautete. Aus dem Umfeld der ''Devotio moderna'' stammte noch ein anderes Werk, das der junge Erfurter Augustiner hoch schätzte: das ''Rosetum'' (1494), eine Anleitung zur Meditation, zusammengestellt durch [[Johannes Mauburnus]].<ref>Gerhard Wehr: ''Martin Luther. Mystik und Freiheit des Christenmenschen.'' marixverlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-86539-264-0, S. 13[https://www.verlagshaus-roemerweg.de/eshop/Leseproben/00372.pdf] (Leseprobe)</ref> Johann von Staupitz vermittelte Luther als Seelsorger und Beichtvater die spätmittelalterliche mystische Tradition. |
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Im Eckhaus der Kommandantenstraße in Berlin-Mitte gründeten Hanns Bisegger und seine Ehefrau im Jahr 1936 in Berlin ihre eigene Firma. In den ersten Jahren gab es noch keine Warenbeschränkungen, „er konnte noch frei kaufen und Material wählen, wie es seinem feinen Geschmack zusagte, dem das Beste gerade gut genug schien“. Er verstand es von Anfang an, dem Unternehmen eine sich von anderen Pelzgeschäften abhebende eigene Note zu geben, und zwar „durch die erlesene Form und Qualität seiner Erzeugnisse. So gestaltete sich jedes Stück, das aus seinen Händen hervorging, zu einem wirklichen Modell, das einmalig war. […] Hanns Bisegger brachte die Eignung mit, an erster Stelle zu stehen, nicht nur besaß er die fachlichen Qualitäten, auch seine ganze Persönlichkeit, die Würde und ernste Zurückhaltung seines Wesens machten ihn für den Posten als Führer der Branche gleichsam vorherbestimmt.“ Bereits ein Jahr darauf, 1937, exportierte die Firma „sehr bedeutend“.<ref name="Manes 4" /> |
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Im Jahre 1516 veröffentlichte Luther die ''[[Theologia deutsch]]'', das Werk eines unbekannten Mystikers, den er mit [[Johannes Tauler]] identifizierte. Das Buch bestärkte ihn in seiner wachsenden Ablehnung äußerlicher kirchlicher Riten. Es wurde 1516 zunächst als fragmentarischer [[Traktat]] in der Druckerei von [[Johann Gronenberg]] erstellt und später 1518 von einer Leipziger Druckerei als vollständiger Text herausgegeben. Durch Luther wurde die ''Theologia deutsch'' zu einem Spitzenwerk der mystischen Literatur, worin eine der ersten Wirkungen zu sehen ist, die von Luther ausgehen. Karlstadt und Müntzer wurden von der Lektüre beeinflusst, über [[Johann Arndt]] wurde sie im Pietismus rezipiert und, da von Luther empfohlen, vermittelte sie dem Protestantismus mittelalterlich-mystische Traditionen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=2 |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |ISBN= |Seiten=142-143}}</ref> |
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Johannes Bisegger (* in Düsseldorf) wollte eigentlich Diplomat werden, er übernahm später das Amt eines Konsuls. Auf Drängen seines Vaters erlernte er jedoch die Kürschnerei und trat in das elterliche Pelzgeschäft ein. In Berlin eröffnete er zwei große Pelzsalons, 1940 den zweiten am [[Kurfürstendamm]] 230.<ref name="muku2014" /><ref name="Branchenbuch 1941" /> |
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Als Luther sich um ein neues Heilsverständnis bemühte und eine eigene Kreuzestheologie, ''[[Theologia crucis]]'' entwickelte, setzte er sich auch mit de''r'' mystischen Literatur intensiv auseinander. Gott kann nach seiner Ansicht wahrhaft nur auf dem Weg des Kreuzes erkannt werden, den er selbst in seinem menschgewordenen Sohn gegangen ist. Hier schein Luther von Taulers Kreuzesmystik geprägt zu sein. Diese betonte die mortifikatorischen Akte der Reinigung von der Sünde, die in der mystischen Erfahrung gewöhnlich der Erleuchtung vorausgehen. Tauler identifizierte diese Reinigung mit der inneren Trübsal, die in Demut und Gelassenheit ertragen werden müsse.<ref>Rudolf Hermann: Luthers Theologie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1967, ISBN 3-525-55314-5, S. 70</ref><ref>Thorsten Dietz: ''Der Begriff der Furcht bei Luther.'' Bd. 147 Beiträge zur historischen Theologie, Mohr Siebeck, Heidelberg 2009, ISBN 3-16-149893-3, S. 144 f</ref> |
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In Berlin am Kurfürstendamm hatte die Firma Hanns Bisegger sein exklusives Geschäft in einem Neubau, dass den schönen Laden von [[Edelpelze Berger]] an „Raumkunst noch weit übertroffen“ hat. Philipp Manes schrieb, unmittelbar bevor er als Jude in das [[Konzentrationslager Theresienstadt]] verschleppt und kurz vor Kriegsende im [[Konzentrationslager Auschwitz]] ermordet wurde: |
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{{Zitat|Endlich haben wir das »Pelzpalais«, das sich unsere Branche seit Jahren gewünscht. |
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Dennoch widersprach Luther auch einigen Grundannahmen der Mystik. Mit seinem Verständnis von der Erlösung ''sola gratia'' lehnte Luther die mitwirkende Rolle des Menschen im mystischen Erlebnis ab. Schließlich verneinte Luther auch die Möglichkeit, der Mensch könne sich mit Gott oder des Menschen Wille mit dem Willen Gottes in diesem Leben vereinigen (''[[unio mystica]]''). Insgesamt bestritt er die mittelalterliche Annahme, dass Rechtfertigung und Heiligung im Heilsprozess miteinander verbunden seien.<ref>Volker Leppin: ''Luther – Reformator mit mystischen Wurzeln.'' Textauszug aus Volker Leppin: ''Die fremde Reformation.'' C.H. Beck Verlag, München 2016, ISBN 978-3-406-69081-5 ([http://ehemalige.phille.de/wp-content/uploads/sites/3/2017/11/Volker-Leppin-Text.pdf Online], PDF)</ref><ref>Hartmut Rosenau: Von der Freiheit eines Christenmenschen: Grundzüge und Aktualität reformatorischer Theologie. Bd. 15 Kieler Theologische Reihe, LIT Verlag, Münster 2017, ISBN 3-643-13606-4, S. 54</ref><ref>Berndt Hamm: ''Der frühe Luther: Etappen reformatorischer Neuorientierung.'' Mohr Siebeck, Heidelberg 2010, ISBN 3-16-150604-9, S. 242</ref> |
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Mit auserlesenem Geschmack eingerichtet, sehr ruhig und vornehm, gedämpfte Farben des Teppichs, der Vorhänge und der Sessel, der Wände. Alles unaufdringlich, zweckmäßig, doch in jedem kleinsten Gerät erkennt man die Hand des Künstlers, der hier seinen eigenen Stil dokumentieren konnte. |
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Auch die Schriften von [[Bernhard von Clairvaux]]<ref>Theo M.M. A.C. Bell: ''Die Rezeption Bernhards von Clairvaux bei Luther.'' Archiv für Reformationsgeschichte, Band 90, Heft jg, S. 72–102, {{DOI|10.14315/arg-1999-jg04}}.</ref>, [[Pseudo-Dionysius Areopagita|Dionysius Areopagita]] sowie [[Jean Gerson|Jean le Charlier de Gerson]] waren Luther gut bekannt.<ref>''6. Luther und die Mystik.'' Referat auf dem 3. Internationalen Kongress für Lutherforschung in Järvenpää, Finnland, 11.-16. August 1966. In: Ivar Asheim (Hrsg.): ''Kirche, Mystik, Heiligung und das Natürliche bei Luther.'' Göttingen 1967, 60-83, abgerufen am 9. April 2018 [http://www.unifr.ch/iso/assets/files/Iserloh/6.pdf]</ref> Bei Bernhard steht die ''humanitas'', das irdische Leben Jesu von der Menschwerdung bis zu seinem Tod, das Bernhard als Ganzes als [[Passion]] sah, im Mittelpunkt seiner Theologie. Durch die erinnernde Betrachtung der Passion solle der Mensch zum Mitleiden mit Christus bewegt werden. Daraus folge, dass jeder Gläubige mit Jesus direkt in Beziehung treten dürfe. Aus der „Kreuzesfrömmigkeit“ des Bernhard lernte Luther, dass Gott nicht nur einigen, sondern allen Menschen die Sünden vergebe und ewiges Heil zusage. Bewundernd schrieb Luther in den ''Predigten über das 2. Buch Mose'' (1525): „Ich schätze den heiligen Bernhard höher als alle Mönche und Geistlichen auf Erden. Seinesgleichen habe ich weder gehört noch gelesen.“ |
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Und das ist während des Krieges im Winter 1940/41 geschaffen worden. Hier ist die junge Generation am Werk, die aus eigenem Können heraus mutig sich an das Grösste heranwagt. und gar mancher Kürschner in der Provinz kann sich ein Beispiel an der Bisegger’schen Einrichtung nehmen, wie man einen schönen Verkaufsraum auch mit eigenen Mitteln - Material und Form richtig angewandt - schaffen kann.|Philipp Manes, 1942<ref name="Manes 4" />}} |
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=== Ablass, 95 Thesen (1517) und Heidelberger Disputation (1518) === |
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{{Hauptartikel|1=95 Thesen |2=Heidelberger Disputation |titel 1=95 Thesen| titel 2=Heidelberger Disputation}} |
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[[Datei:Pope Leo X.jpg|mini|Papst Leo X. (Raffael)]] |
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[[Datei:Albrecht-v-Brandenburg-1520.jpg|mini|Albrecht von Brandenburg unter dem Kreuz (Lucas Cranach der Ältere, 1520/25; Alte Pinakothek München)]] |
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[[Datei:Stralsund, KHM, Ablassbriief (2007-03-10).JPG|mini|Ablassbrief von 1513 (Kulturhistorisches Museum Stralsund)]] |
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Die [[Ablass]]<nowiki/>bulle ''Sacrosancti salvatoris et redemptoris nostri'' von Papst [[Leo X.]] war auf den 31. März 1515 datiert und sollte dem Neubau der [[Petersdom|Peterskirche]] in Rom dienen, daneben aber auch dem [[Mainzer Erzbischof]] [[Albrecht von Brandenburg]] ermöglichen, mit einem Teil der Einnahmen seine Schulden beim Bankhaus der [[Fugger]] zu bezahlen. Sie beinhaltete einen sogenannten Plenarablass, wie er ursprünglich nur an Jubeljahren oder durch eine Romwallfahrt zu erlangen war: zwei Mal, nämlich sofort und in der Todesstunde, konnte den Besitzern des entsprechenden [[Ablassbrief|Ablassbriefes]] bei einer Beichte die zeitliche Sündenstrafe im [[Fegefeuer]] für fast alle Sünden erlassen werden, einschließlich Ehevergehen und Erwerb von unrechtem Gut. Fast alle Gelübde (außer Klostergelübden) konnten mit diesem Plenarablass umgewandelt und also abgegolten werden. Dieser Ablass sollte acht Jahre lang in den Kirchenprovinzen Mainz und Magdeburg sowie in Brandenburg vertrieben werden; andere Ablässe waren während dieser Zeit aufgehoben, andere Predigten waren zugunsten der Ablasspredigt zu unterlassen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=175-177}}</ref> Luthers Kurfürst Friedrich III. war entschieden gegen die Werbung für den Plenarablass in der Nähe zu seinen Landesgrenzen. Er sah im Ablasshandel eine schädliche Konkurrenz für seine Pilgerstätte, die Reliquiensammlung in Wittenberg.<ref>Lyndal Roper: ''Der Mensch Martin Luther – Die Biographie.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S. 110.</ref> |
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Am 22. Januar 1517 wurde in Magdeburg der Dominikaner [[Johann Tetzel]] als Generalsubkommissar für die Kampagne vereidigt. Er veranlasste den Druck einer überarbeiteten, vergröbernden Version der Ablassinstruktion; diese bekam Luther im Spätsommer 1517 zu lesen. Tetzel versuchte, den finanziellen Ertrag der Kampagne zu maximieren, an der er auch persönlich gut verdiente (80 Gulden im Monat und weitere Vergünstigungen). In Kursachsen durfte Tetzel nicht aktiv werden, jedoch war das brandenburgische [[Jüterbog]] 35 km von Wittenberg entfernt, und dort oder in [[Zerbst/Anhalt|Zerbst]] erwarben viele Wittenberger ihren Ablassbrief. Der Preis war nach dem Vermögen des Käufers gestaffelt: Bürger und Kaufleute beispielsweise zahlten 3 Gulden, Handwerker einen Gulden, Mittellose sollten fasten und beten.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=179-181}}</ref> |
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Für Luther hatte die Beschäftigung mit dem Ablassthema einen Außen- und eine Innenseite. Sie brachte ihn in zunehmenden Konflikt mit kirchlichen Autoritäten und versetzte ihn ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, damit verflochten kam Luther aber auch zu persönlichen Glaubenseinsichten im Bezug auf das Bußsakrament, das ihn schon länger beunruhigte.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=173-174}}</ref> Bereits in der ersten Psalmenvorlesung, um 1514, äußerte er, dass die Kirche „den Weg zum Himmel durch Ablässe leicht und mit minimalistischen Anforderungen – ein Seufzer genügt – die Gnade billig“ mache;<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=182}}</ref> ähnliche Kritik findet sich in der Römerbriefvorlesung und in Predigten. |
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Vater Adolf fand 1924 in der Branche Erwähnung, als er auf dem ''Rheinisch-Westfälischen Kürschnertag'' erfolgreich für eine Studienreise deutscher Pelzbranchenangehöriger nach den USA warb (die gewünschten Zuschüsse wurden bewilligt).<ref name="Manes 2" /> Bis zur [[Gleichschaltung]] im Jahr 1933 leitete er neben Adolf Doll und Gustav Henke den ''Reichsbund der Kürschner- und Mützenmacher Deutschlands''.<ref name="Manes 3" /> |
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Im Sommer 1517 wandte sich Luther überraschenderweise einem neuen Thema zu, der Auseinandersetzung mit der Scholastik; im Hintergrund scheint er aber Studien zum Ablassthema getrieben zu haben, die in einen ''Traktat über die Ablässe'' eingingen. Darin rang sich der Verfasser zu einer teilweisen Bejahung der Ablässe durch.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |ISBN= |Seiten=186}}</ref> Am 4. September 1517 stellte Luther zunächst 97 Thesen vor, um einen [[Disputation|Disput]] über die [[Scholastik|scholastische]] Theologie unter seinen Mitdozenten anzuregen. Luther, dem die Lehre der [[Scholastik]] vornehmlich in der Interpretation Wilhelm Ockhams vermittelt worden war, welcher vor allem die Möglichkeit sah, durch (gute) Werke das Heil zu gewinnen, wandte sich mit seiner Publikation ''Disputatio contra scholasticam theologiam'' erstmalig ausführlich gegen die herrschende scholastische Theologie, die auf der Philosophie des Aristoteles aufbaute.<ref>Sascha Salatowsky: ''De Anima.'' Bd. 43 Bochumer Studien zur Philosophie, B.R. Grüner, John Benjamins Publishing, Amsterdam/Philadelphia 2006, ISBN 978-9-0603-2374-8, S. 39 f.</ref> |
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1946, nach Ende des Krieges und nach Verlust der Berliner Pelzunternehmungen ging er nach Nordrhein/Westfalen und errichtete in [[Bielefeld]] eine neue Firma, aus der die Firma ''JOBIS'' (JOhannes BISegger) hervorging. 1957 gehörte die Firma zu den führenden Unternehmungen der Branche und beschäftigte etwa 1000 Arbeitnehmer. Das Berliner Geschäftslokal befand sich jetzt auf dem [[Kurfürstendamm]] 36, wo auch während den [[Berliner Durchreise]]n die Jobis-Kollektionen vorgeführt wurden.<ref name="Haute Fourrure" /> Johannes Bisegger war Mitbegründer der Düsseldorfer Modemesse ''[[Igedo]]''. Das Unternehmen Jobis fertigte Damenkostüme, -Wollmäntel und -Popelinemäntel. Im April 1953 nahm Johannes Bisegger auch das Berliner Pelzunternehmen wieder auf, jetzt mit Sitz in Bielefeld, mit Niederlassungen in Berlin, Frankfurt und Düsseldorf.<ref name="Haute Fourrure" /><ref>[http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/28957570] Firmenanzeige ''Hanns Bisegger''. In: ''Der Spiegel'' 29. September 1954. Abgerufen 27. März 2017, S. 9. </ref> |
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Mit einem auf den 31. Oktober 1517 datierten Brief wandte sich Luther direkt an den Mainzer Erzbischof. Wie es ihm als Bettelmönch zukam, war das Schreiben sehr devot im Ton; Luther meldete sich als Seelsorger zu Wort, der besorgt sei über Missverständnisse, die in der Bevölkerung über den Ablass entständen – von der Ablassinstruktion nahm Luther an, dass sie ohne Kenntnis und Zustimmung Albrechts verfasst worden sei. Dass hinter der Kampagne der Papst stand, wurde mit keinem Wort erwähnt. Luther unterschrieb als Doktor der Theologie und legte dem Brief seine ''[[95 Thesen]]'' bei. Mit weiteren Briefen scheint sich Luther an die Bischöfe von Brandenburg, Merseburg, eventuell auch Zeitz, Lebus und Meißen gewandt zu haben.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=187-189}}</ref> Die Thesen waren aber nicht primär für den Erzbischof geschrieben, sondern sollten eine akademische Debatte anregen. Luther sandte sie deshalb verschiedenen Gelehrten zu, deren Meinung er einholen wollte. Erhalten ist der Brief an [[Johann Lange (Theologe)|Johann Lang]] in Erfurt (11. November 1517).<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=198}}</ref> Luther protestierte darin weniger gegen die Finanzpraktiken der römischen Kirche, die auch vielen Fürsten und Bürgern missfielen, als gegen die im Ablasswesen zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung.<ref>[[Christiane Laudage]]: ''Das Geschäft mit der Sünde. Ablass und Ablasswesen im Mittelalter.'' Herder, Freiburg/Basel/Wien 2016, S. 243–245.</ref> Dabei griff er den [[Leo X.|Papst]] noch nicht direkt an, sondern wähnte ihn – zumindest rhetorisch – noch auf seiner Seite. Allerdings sah er dessen Aufgabe nur in der [[Fürbitte]] für die Gläubigen und sprach ihm damit die [[Schlüsselgewalt]] ab, die den Gläubigen nach der schultheologischen Ablasslehre letzte Gewissheit über die Aufhebung jenseitiger Sündenstrafen verschaffen sollte. |
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Der Firmenname „Jobis“ steht für Johannes Bisegger. Die Textilkollektion der Marke Jobis verkörperte einen klassischen Modestil im besonders hochwertigen Genre. Bereits in den 1950er Jahren führte man anspruchsvolle Kostüme, in den 1980er Jahren kamen Blazer und Kleinkonfektion, wie Röcke, Blusen, Hosen und Strick hinzu.<ref name="Modeopfer" /> |
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Der Text der Thesen kursierte handschriftlich und wurde erst später gedruckt. Dies geschah wohl im Dezember 1517 in Nürnberg, Leipzig und Basel, wobei genauere Informationen für Nürnberg vorliegen: Der Wittenberger Stiftsherr Ulrich von Dinstedt ließ den Text dem Nürnberger [[Christoph Scheurl]] zukommen; dieser verbreitete ihn in seinem Bekanntenkreis ([[Konrad Peutinger|Conrad Peutinger]], die Patrizierfamilien Pirckheimer und Tucher). Der Ratsherr Caspar Nützel übersetzte den Text ins Deutsche. In dieser Version las ihn [[Albrecht Dürer]] und sandte Luther zum Dank ein Geschenk zu. [[Erasmus von Rotterdam]] schickte die Thesen am 5. März 1518 an [[Thomas Morus]] nach England.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=199-200}}</ref> |
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Im Jahr 1953, zumindest noch bis 1957, hatte die Firma Bisegger-Kühn einen Eintrag im Fachadressbuch auf der Alleestraße 38, der heutigen Heinrich-Heine Allee, im Gebäude des Luxushotels [[Breidenbacher Hof]].<ref> Fachverzeichnisse Winckelmann 1953, 1957</ref> Wohl anschließend residierte dort die erste Düsseldorfer Zweigstelle des Berliner Pelzhauses Herpich. |
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[[Philipp Melanchthon]] zufolge soll Luther die Thesen am 31. Oktober am Hauptportal der [[Schlosskirche (Lutherstadt Wittenberg)|Schlosskirche]] in Wittenberg angeschlagen haben. Der Thesenanschlag wurde lange Zeit als Legende ohne historisches Fundament betrachtet, gilt jedoch nach der Entdeckung einer Notiz [[Georg Rörer]]s im Jahr 2006 wieder als wahrscheinlicher, wenn auch immer noch strittig; einer anderen Auffassung nach wurden seine ''Propositiones'' durch ihn als Vorsitzenden einer Disputation (''praeses'') an der Universität an seine Kollegen verschickt.<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg=Joachim Ott und Martin Treu |Titel=Faszination Thesenanschlag – Faktum oder Fiktion |Ort=Leipzig |Datum=2008 |ISBN=978-3-374-02656-2}}, S. 143</ref> Fest steht, dass die Ablassthesen unabhängig von ihrem möglichen Anschlag an der Kirchentür bekannt waren, kursierten und von den Gelehrten diskutiert wurden, sodass der Aushang nicht erst als Anlass der ablasstheologischen Diskussion angesehen werden kann, sondern allenfalls bereits auf deren Höhepunkt stattfand. |
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Die Thesen fanden großen öffentlichen Widerhall, was Luther selbst erst im Februar 1518 wahrnahm, und zwar, mit der Wirkung von Druckwerken noch unvertraut, als eine Art Wunder. Erzbischof Albrecht bat die [[Universität Mainz]] um ein Gutachten, das am 17. Dezember 1517 vorlag. Darin wurde empfohlen, die Thesen von der Kurie prüfen zu lassen, da sie die Macht des Papstes zur Ablasserteilung anscheinend begrenzten und dadurch von der Kirchenlehre abwichen. Unabhängig davon hatte Albrecht bereits Rom über die Sache informiert (was keine Anzeige darstellte).<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=200-201}}</ref> |
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=== Buchheim === |
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* Karl Buchheim, Kirchfeldstr. 64: 1966, 1967; Talstr. 99: 1973, 1979; Collenbachstr. 3: 1973, 1979, 1989; Bilker Allee 211: 1991 |
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Die 95 Thesen erreichten auch Johann Tetzel, der versuchte, Luther nicht juristisch, sondern auf akademischer Ebene entgegenzutreten. Er disputierte an der brandenburgischen [[Universität Frankfurt an der Oder|Landesuniversität Frankfurt an der Oder]] im üblichen Rahmen am 20. Januar 1518 über den Ablass. Die Thesen hatte Konrad Koch, genannt [[Konrad Wimpina|Wimpina]], für ihn aufgestellt; sie bekämpften Luthers Thesen als Irrtümer, interpretierten Buße strikt als sakramentale Buße und bekräftigten die gängige Ablasspraxis und die dahinter stehende [[Ekklesiologie]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=202-203}}</ref> |
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<gallery class="float-right" widths="170" heights="220" caption="Pelzmoden Buchheim, noch in Langensalza"> |
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Furrier Buchheim from Langensalza 16a.jpg|Das Ladeninnere 1907 |
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Furrier Buchheim from Langensalza 01.jpg|[[:Commons:Category:Pelzmoden 1907-08, Otto Buchheim, Langensalza|Prospekt von 1907]] |
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Letzte Adressen: Düsseldorf-Bilk, Bilker Allee 211 (1991).<ref>Winckelmann Wandtabelle ''Pelzeinzelhandel Nord = PLZ 00000 - 59999, 1998-2000'', Winckelmann Verlag Frankfurt am Main.</ref> Düsseldorf-Friedrichstadt, Talstraße 99 und Düsseldorf-Pempelfort, Collenbachstraße 3 (1973, 1987).<ref>Winckelmann Fachadressbücher 1973, 1987.</ref> Düsseldorf-Friedrichstadt, Kirchfeldstraße 64 (1966).<ref>Winckelmann Fachadressbuch 1966.</ref> |
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Verständlich waren die Ablassthesen nur dem gelehrten Fachpublikum. Für die breitere Bevölkerung verfasste Luther deshalb Anfang März 1518 in deutscher Sprache den ''Sermon von dem Ablass und Gnade''. Ablass, so hieß es nun, sei etwas für faule Christen, man solle lieber den Armen helfen und zum Bau der Peterskirche Geld spenden. Ob der Ablass den Toten nütze, sei ungewiss; Luther empfahl statt dessen die Fürbitte für sie. Der Brandenburger Bischof [[Hieronymus Schulz|Hieronymus Schulze]] hatte Luther geraten, eine Weile zu schweigen, damit sich die Sache beruhige. Luther stimmte zu, indes war der Sermon bereits im Druck und wurde Luthers erster großer literarischer Erfolg.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=203-204 |Kommentar=Von dem Schweigeversprechen ließ sich Luther Anfang April wieder entbinden (ebd., S. 212)}}</ref> Unterdessen hatte sich mit [[Johannes Eck]] in Ingolstadt ein literarisch und theologisch gewandter Gegner Luthers zu Wort gemeldet; beide lieferten sich einen polemischen Schlagabtausch, wobei Christoph Scheurl zu vermitteln suchte.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=205-208}}</ref> |
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Die in Düsseldorf kleine, eher unauffällige Kürschnerei Buchmann hatte eine lange Tradition. Ihr Firmengründer war Karl Gottlieb Buchheim, der sich 1794 in [[Langensalza]] selbständig gemacht hatte.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Karl August Buchheim begeht 80. Geburtstag''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 882, Frankfurt am Main, 16. Januar 1987, S. 14.</ref> Im Jahr 1924 besuchte ein Redakteur einer Fachzeitschrift einen der Nachfolger, den Kürschner Otto Buchheim in Langensalza. Er fand ein ausgezeichnet organisiertes Geschäft vor, mit großen, modernen, schön eingerichteten Räumen, dass neben Pelzwaren eine besondere Herrenabteilung führte. Besonders beeindruckte ihn die Kundenwerbung, die wegen der geringen Größe des Ortes auch weiter weg wohnende Kunden ansprechen musste, wenn auch in früheren Jahren die reichgewordenen Bauern viel Geld für Pelze ausgegeben hatten. Zum einen ließ der Inhaber und seine „geschäftstüchtigen Gattin mit sicher wirkendem Geschmack“ einen Prospekt drucken, dessen Bilder ein „eigenartiger Künstler“ gestaltete. Aber man machte auch Werbung, „und zwar in einer ganz neuen, eigenartigen Form. Er ließ einen Werbefilm in Berlin anfertigen. In Form einer Modenschau wurden die Aufnahmen gemacht und in allen Lichtspielhäusern von ganz Thüringen gezeigt. Der Erfolg war selbstverständlich ausgezeichnet, und der Name der Firma wurde weit über Thüringens Grenzen hinaus bekannt“.<ref>„M“ [Philipp Manes]: ''Kürschner da draußen! Fachliche Eindrücke in Langensalza und Eisenach''. In: ''Der Rauchwarenmarkt'' Nr. 79, 1924; S. 2.</ref> |
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Für den 25. April 1518 war in Heidelberg das nächste Generalkapitel der sächsischen Reformkongregation der Augustinereremiten angesetzt. Luther hatte hier als Distriktsvikar zu erscheinen; sein Landesherr sicherte die Reise ab, was also schon für nötig gehalten wurde. Von den Verhandlungen ist nur bekannt, dass Staupitz als Vikar wiedergewählt und Lang Luthers Nachfolger als Distriktsvikar wurde. Am 26. April fand im Rahmen dieser Zusammenkunft eine öffentliche Disputation im Vorlesungssaal des Heidelberger Augustinerklosters statt, wobei Luther den Vorsitz hatte. Es ging nicht um den Ablass. Luther gewann unter den anwesenden jüngeren Theologen eine Reihe von Anhängern, die später zu Reformatoren wurden: [[Martin Bucer]], [[Erhard Schnepf]], [[Martin Frecht]], [[Theobald Billicanus|Theobald Billican]], [[Johannes Brenz]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=208-211}}</ref> |
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Das Geschäft ging an den Sohn ''Karl Eduard Buchheim'' über, dessen Nachfolger war in direkter Folge ''Karl Hermann Buchheim''. Dieser verlegt das Unternehmen 1868 von Langensalza nach [[Eisenach]] in Thüringen, wo bessere Voraussetzungen für das Verkaufsgeschäft bestanden.<ref name="Qualitätspelze" /> Dessen Sohn, ''Karl August Buchheim'' (* 21. Januar 1907 in Eisenach; † 6. Dezember 1991 in Düsseldorf), erlernte das Kürschnerhandwerk in Frankfurt am Main. Nach der Lehrzeit von 1924 bis 1927 ging er erst einmal in das elterliche Geschäft, dann zu zwei weiteren Fortbildungsjahren nach München, mit Unterbrechungen anschließend in die Schweiz, nach [[Rapperswil SG|Rapperswil]] und Zürich. Seine Meisterprüfung legte er 1932 in Leipzig nach dem Besuch der ''Deutschen Kürschnerschule'' ab. Im Jahr 1987 übernahm er das Geschäft in Langensalza. Im darauffolgenden Jahr heiratete er ''Charlotte Pfau'', Tochter des Schuhhandelskaufmanns ''Artur Pfau'', Eisenach. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, 1934 die Tochter Inge, die später in der Nähe Düsseldorfs wohnte, 1938 der Sohn Karl-Heinz und 1943 Sohn Günter.<ref name="Goldener Meisterbrief" /> |
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Luthers nächstes Projekt nach der Rückkehr aus Heidelberg war ein gedruckter Kommentar zu den 95 Thesen, die ''Resolutiones''. Er konnte mit diesem Kommentar deutlich machen, dass die Thesenreihe nicht einfach identisch war mit seiner persönlichen Meinung sondern, wie in dem Genre üblich, die Diskussion anregen sollte. Je ein Exemplar der ''Resolutiones'' schickte er mit beigefügter Widmung dem Bischof von Brandenburg und – über seinen Generalvikar von Staupitz – an Papst Leo X. Die ''Resolutiones'' zeigen eine Weiterentwicklung in Luthers Überlegungen zum Thema Fegefeuer: „Mit dem strafenden Umgang Gottes mit den Toten konnte Luther nichts anfangen. Entweder sind ihnen die Sünden vergeben, dann sind die Toten in der Gemeinschaft Gottes, oder sie sind ihnen nicht vergeben, dann sind sie in der Hölle.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=215}}</ref> |
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Karl Buchheim (* 1907) übernahm 1983 das Eisenacher Unternehmen.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Karl Buchheim beging 75. Geburtstag''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 627, 22. Januar 1082, S. 22.</ref> Im Jahr 1943, während des letzten Weltkriegs, ist der Betrieb dort auf der Schlageterstraße 1, der vorherigen Goldschmiedenstraße, und unter Hainweg 3 im Adressbuch verzeichnet.<ref>[http://wiki-de.genealogy.net/w/index.php?title=Datei:Eisenach-AB-1943.djvu&page=311 wiki-de.genealogy.net: ''Adressbuch Eisenach 1943'', S. 90, 190, 260]. Zuletzt abgerufen 23. Januar 2019.</ref> Kriegsbedingt war das Geschäft jedoch zum Erliegen gekommen. |
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=== Römischer Prozess (1518), Augsburger Reichstag (1518) und Leipziger Disputation (1519) === |
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Karl Buchheim kehrte erst 1950 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück und ging nach Düsseldorf. Nachdem auch die Familie aus der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]] nach Düsseldorf übergesiedelt war, machte der Senior Karl August nach langem Warten auf eine günstige Gelegenheit und Beschäftigung als Kürschnermeister in verschiedenen Betrieben sich dort am 1. Februar 1958 wieder selbständig. Zuerst auf der Kopernikusstraße 26-30, von wo aus er 1960 auf die Kirchfeldstraße 64 umsiedelte. Am 1. Juli 1963 übernahm er zusätzlich das bisherige Ladenlokal von Kürschnermeister ''O. Hartig'' auf der Collenbachstraße 3, das seine Frau als Filiale leitete. Im Jahr 1969 musste er mit seinem Hauptbetrieb wegen eines Neubaus erneut umziehen, zur Talstraße 99. Vor 1972 beschäftigte man durchschnittlich acht bis zehn Fachkräfte.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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{{Hauptartikel|1=Reichstage zu Augsburg#1518 |2=Leipziger Disputation |titel 1=„1518“ im Artikel Reichstage zu Augsburg| titel 2=Leipziger Disputation}} |
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[[Datei:Luther-vor-Cajetan.jpg|mini|Martin Luther in Augsburg vor dem [[Thomas Cajetan|Kardinal Cajetan]], kolorierter Holzschnitt, 1557]] |
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Der Sohn ''Karl-Heinz Buchheim'' (* 22. März 1938), die sechste Kürschnergeneration, bekam in Düsseldorf eine Lehrstelle bei dem Kollegen ''Klaus Boddenberg'', Königsallee 18. Noch zu Lebzeiten seines Vaters übernahmen er uns und seine Ehefrau Angelika die Leitung der Firma. Im Jahr 1982 hatte das Unternehmen kein Schaufenster, sondern, wie es im Mai 1962 anlässlich der Verleihung des „Goldenen Meisterbriefes“ der Handwerkskammer zum 60-jährigen Berufsjubiläum hieß: „die Tüchtigkeit und das Fachwissen sorgen durch Mund-zu-Mund-Propaganda für das weitere Fortbestehen der Kürschnerei mit nur Eigenanfertigungen für die Kundschaft“. Dabei verfügte das Unternehmen jedoch „über eine große Werkstatt und viele Fachkräfte“.<ref name="Goldener Meisterbrief" /> Das letzte kleine Ladenlokal auf der Bilker Allee hatte jedoch wieder ein Schaufenster. Alle wechselnden Adressen waren keine typischen oder gar exklusiven, für ein Pelzgeschäft vermutete Geschäftslagen. Im Jahr 2000 erschien eine Anzeige zum Verkauf des Betriebs.<ref>''Winckelmann Pelzmarkt''.</ref> |
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{| class="wikitable" |
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! Name des Papstes |
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! Pontifikate während |
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!Luthers reformatorischem Wirken |
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| '''[[Julius II.#Politik|Julius II.]]'''|| 1. November [[1503]]|| 21. Februar [[1513]] |
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| '''[[Leo X.#Protestantische Reformation|Leo X.]]'''|| 11. März [[1513]]|| 1. Dezember [[1521]] |
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| '''[[Hadrian VI.#Protestantische Reformation|Hadrian VI.]]'''|| 9. Januar [[1522]]|| 14. September [[1523]] |
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| '''[[Clemens VII. (Papst)|Clemens VII.]]'''|| 18. November [[1523]] || 25. September [[1534]] |
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| '''[[Paul III.#Protestantische Reformation|Paul III.]]'''|| 13. Oktober [[1534]]|| 10. November [[1549]] |
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Der Mainzer Erzbischof und Kardinal [[Albrecht von Brandenburg|Albrecht]] „gab die Sache nach Rom weiter, indem er die Thesen am 13. Dezember an den päpstlichen Hof sandte. […] Albrechts Reaktion lag irgendwo zwischen der Annahme, dass dieser Vorfall keine größere Bedeutung haben würde, und der Sorge um die Ordnung.“<ref>Robert Kolb: ''Luthers Appell an Albrecht von Mainz – Sein Brief vom 31. Oktober 1517.'' In Irene Dingel, Hennig P. Jürgens: ''Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, ISBN 978-3-579-08170-0, S. 88.</ref> Das Schreiben Albrechts traf wahrscheinlich Januar 1518 dort ein, damit wurde der Fall (''Causa lutheri'') in der römischen Kurie aktenkundig.<ref>Christopher Spehr: ''Luther und das Konzil: zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit.'' Bd. 153 Beiträge zur historischen Theologie, Mohr Siebeck, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-16-150474-7, S. 52.</ref> Leo X. wandte sich mit einem [[Breve (Schriftstück)|Breve]] vom 3. Februar 1518<ref>Bernhard Alfred R. Felmberg: ''De Indulgentiis: Die Ablasstheologie Kardinal Cajetans 1469-1534.'' Bd. 66 Studies in medieval and reformation thought / Studies in medieval and reformation thought, Brill, Amsterdam 1998, ISBN 978-90-04-11091-5, S. 74.<br />Hans Schneider: ''Die Echtheitsfrage des Breve Leos Χ. vom 3. Februar 1518 an Gabriele della Volta Ein Beitrag zum Lutherprozeß.'' Archiv für Diplomatik, Band 43, Heft JG, Seiten 455–496, ISSN (Online) 2194-5020, ISSN (Print) 0066-6297.</ref> an den Protomagister und [[Generalsuperior|Generalprior]] der Augustiner-Eremiten [[Gabriel della Volta]], Gabriel Venetus (um 1468–1537), um auf jenen Priester seines Ordens so einzuwirken, dass er dem Volk keine neuen Lehren verkünde.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=201}}</ref> |
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Während sich die Augustiner-Eremiten im März 1518 fast gänzlich hinter Luther stellten, klagten ihn die sächsischen Dominikaner im gleichen Monat wegen Ketzerei in Rom an. Der Papst beauftragte daraufhin einen Hoftheologen, [[Silvester Mazzolini]] genannt Prierias, mit einem Gutachten zu Luthers Thesen.<ref>Volker Leppin: ''Die fremde Reformation. Luthers mystische Wurzeln.'' C.H.Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69081-5, S. 89–90.</ref> Prierias arbeitete in seiner Stellungnahme (''In praesumptuosas Martini Lutheri conclusiones de potestate papae dialogus)'' das Grundproblem deutlich heraus: die Frage der Autorität von Kirche und Papst.<ref name=":13">Karl-Heinz Zur Mühlen: ''Reformation und Gegenreformation.'' Teil 1, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 978-3-525-34014-1, S. 57.</ref> Er ging in letzter Konsequenz so weit, nicht nur die Lehre, sondern auch die Praxis der Kirche für unfehlbar zu erklären, indem er formulierte: „Wer mit Blick auf die Ablässe sagt, die römische Kirche dürfe das nicht tun, was sie tatsächlich tut, der ist ein Ketzer.“<ref>{{Literatur |Autor=Heiko A. Oberman |Titel=Luther. Mensch zwischen Gott und Teufel |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Siedler |Ort=Berlin |Datum=1982 |ISBN=3-442-12827-7 |Seiten=206}}</ref> Weitere von Leo X. für die ''Causa lutheri'' beauftragte Beamte waren der päpstliche Fiskal[[prokurator]], ''Procurator fiscalis'' Mario de Perusco, der eines der höchsten juristischen Ämter an der Kurie innehatte und der Bischof und spätere [[Nuntius]] [[Girolamo Ghinucci]], dem es in seiner Funktion als ''auditor generalis'' oblag, allgemein die Qualität von Rechtsfällen zu untersuchen. Er hatte eine entscheidende Bedeutung für die Einleitung eines kanonischen Prozesses gegen Luther.<ref>Volker Reinhardt: ''Luther, der Ketzer: Rom und die Reformation.'' C.H.Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68829-4.</ref> |
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Der dritte Sohn von Karl August, ''Günter Buchmann'', war in 7. Generation in der Branche als Rauchwarenkaufmann und Pelzkonfektionär tätig. Er lernte in im Düsseldorfer Pelzgroßhandelsunternehmen ''Hans Strelow'' (* 1924; † 11. April 1981 in Düsseldorf)<ref>Ohne Autorenangabe: ''Hans Strelow gestorben''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 588, 16. April 1981, S. 16.</ref> und blieb dort bis zur Auflösung der Firma. Am 1. Juli 1980 machte er sich mit einem Rauchwarengroßhandel auf der Bülowstraße 3 selbständig, seine Mutter Charlotte war zuvor unverhofft verstorben.<ref>Ohne Autorenangabe: ''80. Geburtstag von Karl August Buchheim''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 884, Frankfurt am Main, 30. Januar 1987, S. 14.</ref><ref name="Goldener Meisterbrief" /><ref>Ohne Autorenangabe: ''Günter Buchheim macht sich selbständig''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'', Nr. 577, 27. Juni 1980, S. 13.</ref> |
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Im Juli 1518 eröffnete die römische [[Kurie]] ein Verfahren gegen Luther, dessen Ergebnis ihm als ''citatio'' am 7. August 1518 zugestellt wurde. Er sollte sich binnen 60 Tagen in Rom einfinden, um sich gegen den Vorwurf der [[Häresie]] zu rechtfertigen. Sein Landesherr [[Friedrich III. (Sachsen)|Friedrich der Weise]] erwirkte bei der Kurie Luthers Verhör auf dem Reichstag zu Augsburg.<ref name=":13" /> Als die ''Resolutiones'' in Rom bekannt wurden, verschlechterte sich Luthers Situation im anstehenden Prozess einschneidend: in einem päpstlichen Breve vom 23. August 1518 wurde seine notorische, also offenkundige Ketzerei festgestellt, die Beweiserhebung war damit schon weitgehend abgeschlossen. Kardinal [[Thomas Cajetan|Thomas de Vio]] genannt Cajetan, der als päpstlicher Legat am Reichstag zu Augsburg teilnahm, war beauftragt, Luther in seine Gewalt zu bringen. Auch auf anderen Wegen suchte die Kurie Luther zu inhaftieren. Am 25. August 1518 schreib der Protomagister der Augustinereremiten an den sächsischen Provinzial des Ordens, [[Gerhard Hecker]], er solle Luther kraft apostolischer Autorität festnehmen; die Angehörigen der Reformkongregation sollten ihn hierin unterstützen, und er könne über alle, die Luther halfen, das [[Interdikt (Kirchenrecht)|Interdikt]] verhängen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=239-240}}</ref> |
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=== Feilitsch Pelze Avantgarde === |
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[[Datei:Feilitsch, fur shop in Düsseldorf 2011 (1).jpg|mini|Feilitsch (Kö-Galerie, 2011)]] |
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{{Commonscat|Feilitsch Pelze}} |
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Kürschnermeister ''Helmut Feilitsch'' (* 25. Mai 1926 in Leipzig; † August 2005 in [[Thailand]]), Düsseldorfer Straße 12 (Ecke Niddastraße), Frankfurt am Main.<ref>Fachverzeichnisse Winckelmann 1988</ref> |
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[[Datei:Empire-Roman-Emperor-Charles-V.jpg|mini|Europäischer Herrschaftsbereich [[Karl V. (HRR)|Karls V.]], der im Jahre 1519 zum [[Römisch-deutscher König|römisch-deutschen König]] bzw. [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] gewählt wurde. |
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Helmut Feilitsch begründete seine Selbständigkeit als Kürschner 1951 in Frankfurt am Main. Seine Mutter, Ilse Feilitsch, geboren in Leipzig, „die gute Seele des Geschäfts in der Düsseldorfer Straße in Frankfurt, […] in der Branche sehr bekannt und geachtet“ starb 1994 im 96. Lebensjahr.<ref>''Winckelmann Pelzmarkt'', 22. April 1994, S. 2.</ref> Als er 1990 nach Düsseldorf kam, hatte er sich in Frankfurt am Main bereits als herausragender Fachmann mit zudem ausgefallenen Ideen einen besonderen Ruf in der Pelzbranche erworben. Seinen Abschluss der Fachprüfung machte er als Bundessieger, sofort anschließend machte er sich als Lohnkürschner selbständig und arbeitete sich ständig zu einem der führenden Kürschner hoch. Sein erstes Detailgeschäft bezog er 1959 im Frankfurter Carlton-Hotel. 1974 konnte er zwei neue, exklusive Läden eröffnen, den einen in der Düsseldorfer Straße 12, den zweiten im Juni einen in der Niddastraße 74.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Helmut Feilitsch eröffnet zusätzlichen Laden in der Niddastraße''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 237, 7. Juni 1974, S. 8.</ref><ref>Ohne Quellenangabe: ''50. Geburtstag von Helmut Feilitsch''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 329, 26. März 1976, S. 16.</ref> Beim jährlichen Leistungswettbewerb des Kürschnergewerbes war er zeitweilig gleich Sieger in mehreren Ausschreibungsgruppen. Aufsehen hatten seine Nerzmäntel in Pfauenfederoptik erregt, die er durch eine aufwändige Arbeitstechnik erzielte. |
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{{Farblegende|#972058|[[Königreich Kastilien|Kastilien]] (weinrot)}} |
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{{Farblegende|#a9251a|[[Krone von Aragonien|Besitzungen Aragons]] (rot)}} |
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{{Farblegende|#e49d34|[[Haus Burgund|Burgundische Besitzungen]] (orange)}} |
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{{Farblegende|#f9edaf|[[Heiliges Römisches Reich]] (blassgelb)}}]] |
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Vom Dienstag, dem 12. bis Donnerstag, dem 14. Oktober 1518 fanden mehrere Begegnungen Luthers mit Cajetan im [[Fuggerhäuser|Fuggerschen Stadtpalast]], zugleich Cajetans Domizil während des Reichstages, statt. Luther wohnte im [[Karmelitenkloster Augsburg|Augsburger Karmelitenkloster]], dessen Prior [[Johannes Frosch]] ein Wittenberger Lizentiat war; ihm hatte der Kurfürst als Gegenleistung für Luthers Beherbergung die Kostenübernahme bei seiner anstehenden Promotion versprochen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=242-243}}</ref> Cajetan war bereit, Luthers Widerruf väterlich anzunehmen; Luther aber wollte disputieren. Am [[Thomas Cajetan#Donnerstag, der 14. Oktober, dritter und letzter Tag des Verhörs|dritten]] und letzten Tag seines Verhörs durch Cajetan legte Luther eine schriftliche Ausarbeitung vor, in dem er die Notwendigkeit der Glaubensgewissheit beim Sakramentsempfang hervorhob und sein neu gewonnenes Verständnis der Bibelstelle Röm 1,17 erläuterte.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=246}}</ref> |
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Sein kleines Ladenlokal auf der Düsseldorfer Straße lag direkt am Durchgang zur Niddastraße, zu der Zeit ein Zentrum des deutschen und internationalen Fell- und Pelzkonfektionshandels. Man sagte ihm nach, dass, wenn etwas nicht vorrätig war, er die Kundin bat, etwas zu warten, er ginge eben mal an sein Lager. Von den benachbarten Firmen konnte er dann, durch die Hintertür, Pelze in beliebiger Art und Menge vorlegen. |
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Nach dem Verhör wartete Luther einige Tage ab, ungewiss, was nun mit ihm erfolgen würde. Nichts geschah. Er verabschiedete sich mit einem auf den 18. Oktober datierten Brief von Cajetan; da er nicht widerrufen wolle, könne er nicht vor den Kardinal zurückkehren und wolle sich von Augsburg „anderswohin“ begeben. Am Abend des 20. Oktober, die Stadttore waren schon geschlossen, ließen ihn Freunde durch ein kleines Tor im Norden aus der Stadt hinaus. Der Ramsauer Prior Martin Glaser hielt ein Pferd für ihn bereit, in einem nächtlichen Ritt gelangte er bis [[Monheim (Schwaben)|Monheim]].<ref name=":14">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=250 |Zitat=... so daß er von seinen Freunden durch ein kleines Tor im Norden zur Stadt hinausgelassen werden mußte, ein Vorgang, dessen sich später auch die Legende bemächtigt hat.}}</ref> Über Nürnberg erreichte Luther am 31. Oktober wieder Wittenberg.<ref name=":14" /> |
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Im Juli 1975 eröffnete er für seinen Konfektionsgroßhandel ein Ladenlokal mit Showroom auf der Düsseldorfer Straße 12.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Helmut Feilitsch eröffnete neuen Show-Room''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 294, 18. Juli 1975, S. 6; Nr. 297, 8. August 1975, S. 11.</ref> Auch für seinen Düsseldorfer Einzelhandel hatte Helmut Feilitsch später eine ausgefallene, ganz neue Idee. Auf der Königsallee hatte ein Auktionshaus aufgemacht, das den ganzen Tag über bis in die Nacht in einem Ladenlokal Auktionen veranstaltete, mit Antiquitäten und vor allem mit Orientteppichen. Als Auktionshaus war es nicht an die damals noch rigiden Öffnungszeiten gebunden. Die Versteigerungen hatten einen hohen Unterhaltungswert und die Räume waren überaus gut besucht, zeitweilig waren sie übervoll. Helmut Feilitsch mietete sich in einer Nische des Ladens ein und hatte in „seinem“ fast immer vollen Laden einen regen Zuspruch. In unmittelbarer Nähe befanden sich die Pelzfirmen ''Slupinski'' und ''Lipsia'', etwas weiter entfernt unter anderem ''Georg Krampe'', ''Wolff'' und ''Schenkenbach''. Als Erstes ließen die Mitbewerber der Firma Feilitsch untersagen, länger als gesetzlich zulässig ihren Verkaufsstand offen zu halten. Im Oktober 1991 erwirkte die Kürschnerinnung Düsseldorf vor dem Landgericht dann ein Urteil gegen Helmut Feilitsch, in dem ihm die Behauptung untersagt wurde, er verkaufe Ware aus seinem eigenen Atelier, ohne eine Werkstatt zu besitzen. Aus den Prozessunterlagen geht hervor, dass Helmut Feilitsch am 30. November 1988 aus der Frankfurter Handwerksrolle ausgetragen wurde und jetzt nur noch einen Pelzeinzelhandel in Düsseldorf unterhielt.<ref>Landgericht Düsseldorf, Beschluss vom 7. Oktober 1991 (AZ. 42 0 563/91).</ref> |
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Cajetan hatte in Augsburg erkannt, dass die kirchliche Ablasslehre durch die Bulle ''[[Unigenitus Dei filius (1343)|Unigenitus]]'' (1343) dogmatisch zu wenig abgesichert war. Das hatte Luther Möglichkeiten für seine eigene Argumentation eröffnet. Am 9. November 1518 erfolgte eine von Cajetan mitformulierte dogmatische Fixierung: In der [[Dekretale]] ''Cum postquam'' stellte Leo X. fest, „der Papst könne kraft seiner Schlüsselgewalt Sündenstrafen nachlassen durch die Austeilung des Schatzes der Verdienste Christi und der Heiligen. Der Ablass für die Toten wirke fürbittweise.“<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Decot |Titel=Geschichte der Reformation in Deutschland |Verlag=Herder |Ort=Freiburg / Basel / Wien |Datum=2015 |ISBN=978-3-451-31190-1 |Seiten=81}}</ref> Eine Begründung durch Bibel- oder Kirchenväterzitate wurde nicht gegeben. Diese nachgereichte Präzisierung erlaubte es, Luthers Position als häretisch zu kennzeichnen. |
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Später bezog die Firma ''Feilitsch GmbH'' Verkaufräume in der [[Kö-Galerie]], Königsallee 58. Das Unternehmen wurde von ''Patrick Gabriel'' (19. September 1965), dem Stiefsohn von Helmut Feilitsch, und ''Manuela Gabriel'' weitergeführt. Ende des Jahres 2014 erfolgte ein Räumungsverkauf wegen „Geschäftsaufgabe in der Kö-Galerie“.<ref>[[:Datei:Düsseldorf, Königsallee, 2014-10-10 (2).jpg|Foto: Räumungsverkauf, wandelnde (ruhende) Litfasssäulen der Firma Feilitsch GmbH, Pelzgeschäft in Düsseldorf, Königsallee 58 (Kö-Galerie)]]</ref> Ende 2015 bis Ende Januar 2016 man für eine Wintersaison wieder in die Kö-Galerie, diesmal auf die erste Etage mit nur geringer Laufkundschaft. Im Jahr 2017 war die ''Feilitsch GmbH'', Brühler Weg 5a, 40667 Meerbusch, mit einem Verkaufsstand auf der Düsseldorfer Messe „[[Boot (Messe)|Boot]]“ präsent. |
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Unterdessen hatte Kurfürst Friedrich der Weise von Cajetan einen Brief erhalten, in dem dieser mitteilte, wie väterlich und gütig er gegen Luther verfahren sei, wie halsstarrig aber dieser den Widerruf seiner irrigen Meinungen verweigert habe. Es sei jetzt an dem Kurfürsten, den Mönch entweder nach Rom auszuliefern, oder ihn aus dem [[Kurfürstentum Sachsen]] zu vertreiben. Der Kurfürst, dem es außer um den Schutz Luthers auch um den Ruf der Wittenberger Universität ging, antwortete am 7. Dezember, dass Luthers Sache noch nicht genügend von Gelehrten diskutiert worden sei. Bis dies geschehen sei, betrachte man ihn in Kursachsen nicht als Ketzer und behalte ihn im Lande. Rom hätte mit der [[Kirchenbann|Bannung]] Luthers reagieren müssen, dies geschah aber aus politischen Rücksichten nicht.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=251.254-255}}</ref> |
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Am 12. Januar 1519 verstarb Kaiser Maximilian I. in der Burg von Wels. Er hatte seinen Enkel [[Karl V. (HRR)|Carlos I.]], den König von Spanien, zu seinem Nachfolger bestimmt. Da dieser aber auch König [[Königreich beider Sizilien|der beiden Sizilien]] war, drohte dem Kirchenstaat eine Umklammerung. In diesem Kontext kam nun Luthers Landesherrn Friedrich III. als Mitglied des Kurfürstenkollegiums eine wichtige Rolle zu.<ref>Volker Leppin: ''Die Reformation.'' WBG, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-534-26875-7, S. 34.</ref> Deshalb ließ Leo X. Luthers Prozess zunächst ruhen und beauftragte [[Karl von Miltitz (Nuntius)|Karl von Miltitz]], den Kurfürsten für eine friedliche Lösung in der Glaubensfrage zu gewinnen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=255–260}}</ref> |
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Die dabei erzielten Vereinbarungen blieben aber wirkungslos durch die Kontroverse zwischen [[Andreas Bodenstein|Karlstadt]] und [[Johannes Eck|Eck]], in die Luther bald hineingezogen wurde und die auf der [[Leipziger Disputation]] (4. bis 14. Juli 1519) vor einer akademischen Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Die Initiative dazu ging von Karlstadt aus, der Eck herausgefordert hatte. Während noch geprüft wurde, ob Luther bei der Veranstaltung der [[Universität Leipzig]] als weiterer Disputant zugelassen werden könne, veröffentlichte Luther seine Thesenreihe gegen Eck, mit der völlig ungeschützten Schlußthese: „Daß die römische Kirche über die anderen gestellt sei, wird bewiesen aus den ganz kalten Dekreten der römischen Päpste, die in den letzten 400 Jahren entstanden sind. Gegen sie stehen die anerkannte Geschichtsdarstellung von 1100 Jahren, der Text der [Heiligen] Schrift und das Dekret des für alle heiligen [[Konzil von Nicäa|Konzils von Nicaea]]“, welches die Gleichrangigkeit der altkirchlichen [[Patriarchat (Kirche)|Patriarchate]] festgelegt hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=289}}</ref> Luthers hatte sich damit auch im Kollegenkreis isoliert und vertiefte sich in Kirchenrecht und Kirchengeschichte, um Ecks Angriffen auf diese These begegnen zu können. Dadurch radikalisierten sich seine Positionen: das Papsttum konnte er als irdische Institution noch anerkennen, aber ohne den Nimbus einer überirdischen Stiftung und Berufung. Die Päpste seien nicht irrtumslos und hätten nicht das Monopol der richtigen Bibelauslegung. Im Hintergrund begann die Frage Luther umzutreiben, ob der Papst womöglich der [[Antichrist]] sei.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=291–294}}</ref> |
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Höhepunkt der Veranstaltung war die Auseinandersetzung zwischen Eck und Luther über den päpstlichen Primat. Luther argumentierte mit der Gleichrangigkeit der altkirchlichen Patriarchate; Eck bezeichnete ihn daraufhin als Anhänger des als Häretiker verbrannten [[Jan Hus]], der diese Meinung vertreten habe. Indem Eck Luther mit der Autorität des [[Konzil von Konstanz|Konzils von Konstanz]] konfrontierte, das Hus verurteilt hatte, brachte er ihn in argumentative Schwierigkeiten. Denn Luther versuchte, an der Autorität von Konsensentscheidungen der versammelten Bischöfe festzuhalten, musste dann aber einräumen: „Auch Konzile können irren.“ Damit stand er nach Ecks Urteil außerhalb der Kirchengemeinschaft.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=302–307}}</ref> |
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=== Halfmann manufaktur === |
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[[Datei:Halfmann manufaktur 2013 (1).jpg|mini|Halfmann manufaktur (2013)]] |
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* Alfred Halfmann, Luegallee 49: 1950, 1953, 1954, 1955, 1956, 1957, 1966, 1967; Rolf D. Halfmann: 1973, 1979, 1989, 1991 |
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{{Commonscat|Pelzatelier Halfmann}} |
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Nachdem Karl am 28. Juni 1519 zum Kaiser gewählt worden war, nahm die Kurie Luthers Häresieprozess im Frühjahr 1520 wieder auf. Nach einem weiteren ergebnislosen Verhör vor Cajetan erließ der Papst am 15. Juni 1520 die [[Päpstliche Bulle|Bannandrohungsbulle]] ''[[Exsurge Domine]]''. Sie verdammte 41 Sätze, die bis auf einen sinngemäß formulierten Satz wörtliche Zitate aus Luthers Schriften sind. Die Themenkreise Buße, Ablass, Fegefeuer, Papsttum und [[Anthropologie]] wurden damit angesprochen. Eine argumentative Widerlegung dieser Sätze gab es nicht; Luther und seinen Anhängern wurden 60 Tage für den Widerruf ihrer Irrtümer eingeräumt. Mit der Bekanntmachung der Bulle wurden Johannes Eck (Sachsen, Kursachsen, Oberdeutschland) und der Humanist [[Hieronymus Aleander]] (Niederlande, Westdeutschland) als päpstliche Nuntien beauftragt.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=372–378}}</ref> |
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Die ''Halfmann manufaktur'', bis März 2013 ''Pelzatelier Halfmann'', befindet sich in Oberkassel, das ist das links des Rheins, der Altstadt gegenüberliegende Stadtviertel. Hier und im Umland wohnt ein überdurchschnittlich großer Anteil wohlhabender Bürger. Die Geschäftsräume sind seit Anbeginn auf der Luegallee 49, der Haupt- und Geschäftsstraße der linken Rheinseite. Im Jahr 1971 wird erwähnt, dass es nach wie vor das einzige Fachgeschäft seiner Branche in Oberkassel sei.<ref name="Qualitätspelze" /> Man sagt den Oberkasseler Bürgern nach, dass sie nicht gerne über den Rhein fahren, sondern lieber in ihrem Stadtteil einkaufen.<ref>[https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/stadtteile/oberkassel/serie-meine-einkaufsstrasse-in-duesseldorf-die-luegallee-ist-eine-einkaufsstrasse-zum-bummeln_aid-35567439 Merlin Bartel: ''Die Kö der anderen Rheinseite'']. 11. Januar 2019. Zuletzt abgerufen 17. Januar 2019.</ref> So haben sich hier noch viele weitere inhabergeführte Spezialgeschäfte behaupten können. |
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Als es 1518 in Augsburg zwischen Luther und dem päpstlichen Gesandten und Kardinal Cajetan zu einer offenen Konfrontation gekommen war, entband [[Johann von Staupitz]] seinen Schützling, dem er nach Augsburg nachgereist war, von seiner Gehorsamspflicht gegenüber dem Augustinerorden.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=248}}</ref> War dies eine Maßnahme, die wohl dem Schutz Luthers diente, so lässt sich von Staupitz’ Rücktritt von seinen Ordensämtern im Jahr 1520 als Distanzierung von der sich radikalisierenden reformatorischen Entwicklung verstehen. |
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Das Düsseldorfer Adressbuch des Jahres 1856 führt sieben Personen mit dem Namen Halfmann auf. Auffallend ist, dass drei davon Näherinnen und eine Putzmacherin waren, also bereits in der Bekleidungsbranche tätig waren. |
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=== Reichstag zu Worms, Reichsacht und vorgetäuschte Gefangennahme (1521) === |
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Das Pelzgeschäft Halfmann mit angeschlossener Kürschnerei wurde im Oktober 1932 von Kürschnermeister ''Alfred Halfmann'' gegründet, nachdem er, unter anderem in Leipzig, entsprechende Fachkenntnisse und Erfahrungen gesammelt hatte. In der nächsten Generation führte das Unternehmen ''Rolf Dieter Halfmann'' (* 6. April 1934). Seine Lehre hatte er in einem namhaften Duisburger Branchenbetrieb absolviert, im September 1963 legte er die Meisterprüfung ab. Als er den Betrieb Anfang 1969 übernahm, ließ er das Ladenlokal noch im selben Jahr nach modernen Gesichtspunkten umbauen. Die Werkstatt, die sich bis dahin noch im gegenüberliegenden Haus befunden hatte, zog in die erste Etage oberhalb des Geschäfts um. Vor 1972 waren dort durchschnittlich etwa zehn Mitarbeiter beschäftigt.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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{{Hauptartikel|1=Reichstag zu Worms (1521)|2=Wormser Edikt |titel 1=Reichstag zu Worms (1521)| titel 2=Wormser Edikt}} |
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[[Datei:Charles V. - after Bernaerd van Orley - depot Louvre-Musée de Brou, Bourg-en-Bresse.jpg|mini|Karl V. um 1520 (Gemälde nach Bernaerd van Orley)]] |
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Im Oktober 1520 widmete Luther Papst Leo X. seine Schrift ''[[Von der Freiheit eines Christenmenschen]]'' und appellierte an ein neues Konzil. Am 10. Dezember 1520 fand auf dem [[Schindanger]] vor dem Wittenberger [[Luthereiche (Lutherstadt Wittenberg)|Elstertor]] eine Bücherverbrennung statt, zu der Melanchthon die Universitätsangehörigen eingeladen hatte. [[Johann Agricola (Theologe)|Johann Agricola]] organisierte diese Aktion und warf mehrere Bände des [[Kanonisches Recht|Kanonischen Rechts]], das Beichthandbuch des [[Angelus de Clavasio]] (''Summa angelica''), sowie einige Schriften von [[Johannes Eck|Eck]] und [[Hieronymus Emser|Emser]] ins Feuer. (Er hatte auch die Summe des [[Thomas von Aquin]] und den Sentenzenkommentar des [[Johannes Duns Scotus|Duns Scotus]] angefordert, aber die Wittenberger Theologen gaben sie nicht heraus.) Dann trat Luther hinzu und warf einen Druck der Bannandrohungsbulle in die Flammen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |ISBN= |Seiten=403–404}}</ref> |
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Am 3. Januar 1521 wurde Luther mit der [[Bannbulle]] ''[[Decet Romanum Pontificem]]'' [[Exkommunikation|exkommuniziert]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |ISBN= |Seiten=406–407}}</ref> Dies und seine reformatorischen Hauptschriften machten Luther im ganzen Reich bekannt. Der [[Buchdruck]], die allgemeine soziale Unzufriedenheit und politische Reformbereitschaft verhalfen ihm zu einem außergewöhnlichen publizistischen Erfolg: Bis zum Jahresende waren bereits 81 Einzelschriften und Schriftsammlungen von ihm erschienen, vielfach in andere Sprachen übersetzt, in insgesamt 653 [[Auflage (Publikation)|Auflagen]].<ref>[[Bernd Moeller (Kirchenhistoriker)|Bernd Moeller]]: ''Deutschland im Zeitalter der Reformation.'' 2. Auflage. 1981, S. 62.</ref> In vielen Ländern regten sich ähnliche Reformbestrebungen, die sehr stark von den politischen Spannungen zwischen Fürstentümern und Zentralmächten bestimmt wurden.[[Datei:Luther-in-Worms-auf-Rt.jpg|mini|Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1556]] |
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Der heutige Inhaber ist Guido Halfmann (* 24. Oktober 1961), der Enkel des Firmengründers. Guido Halfmann führt das Geschäft in dritter Generation zusammen mit ''Anja Halfmann''. Mit der Aktualisierung des Firmennamens im Jahr 2013 erfolgte eine völlige Umgestaltung des Ladenlokals und der Schaufensterfront. Der Sohn ''Robin'' erlernte ebenfalls das Kürschnerhandwerk und arbeitet im elterlichen Betrieb.<sup>Stand 2019</sup> |
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Kurfürst Friedrich der Weise erreichte durch zähes Verhandeln, dass Luther seine Position vor dem nächsten Reichstag nochmals erläutern und verteidigen durfte.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |ISBN= |Seiten=424–425}}</ref> |
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Luther begab sich mit seinen Gefährten am 2. April 1521 auf die Reise nach Worms, wofür die Stadt Wittenberg ihm ein Zehrgeld mitgab und einen Rollwagen mit Schutzdach zur Verfügung stellte. Da Mönche traditionell zu zweit reisten, wurde er von dem Mitbruder [[Johannes Zacharias Petzensteiner|Johann Petzensteiner]] begleitet. Zur Reisegesellschaft gehörten außerdem [[Nikolaus von Amsdorf|Nikolaus von Amsdorff]], der pommersche Adlige [[Petrus Suawe|Peter von Suaven]] sowie (ab Erfurt) [[Justus Jonas der Ältere|Justus Jonas]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=427}}</ref> |
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=== Franz Häupler === |
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* Königsallee 15: 1950, 1953, 1954, 1955, 1956, 1957 (1966 nicht mehr) |
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[[Datei:Pelzhaus Häupler, Düsseldorf sucht Kürschner, Anzeige 1922.jpg|mini|Stellenangebot des Pelzhauses Häupler (1922)]]. |
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Das Pelzhaus Häupler hatte sein Ladenlokal 1922 auf der Königsallee 15, wo es noch mindestens bis zum Jahr 1957 im Fachverzeichnis geführt wurde.<ref>Winckelmann Fachadressbuch 1957</ref> |
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Am 17. April 1521 stand Luther vor Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] und dem [[Reichstag zu Worms (1521)|Reichstag zu Worms]], wurde vor den im dortigen [[Bischofshof (Worms)|Bischofshof]] versammelten Fürsten und Reichsständen verhört und letztmals zum Widerruf aufgefordert. Nach einem Tag Bedenkzeit und im Wissen, dass dies seinen Tod bedeuten könne, lehnte er mit der Begründung ab: |
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Der Inhaber Franz Häupler war der erste Obermeister nach der Gleichschaltung der Kürschnerinnung durch die Nationalsozialisten. Er hatte das Amt von 1934 bis zum 1. Juni 1945 inne, und und noch einmal nach dem Krieg vom 5. Februar 1954 bis zum 19. Mai 1954.<ref name="KHD1" /> Auch wird sein Name im Zusammenhang mit der Leitung des ''Reichsbundes der deutschen Kürschner'' genannt.<ref>[https://www.kuerschner-innung.de/files/2_organistation.pdf www.kuerschner-innung.de, C. Schmitz: ''Die Organisation des Kürschnerhandwerks''] Zuletzt abgerufen 9. Dezember 2018.</ref> |
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{{Zitat|… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!|ref=<ref>Dt. Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Band II, n. 80, S. 581–582.</ref>}} |
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Etwa Anfang der 1960er Jahre ist das ''Pelzhaus Franz Häupler e. K.'' im Handelsregister erloschen.<ref>[https://www.northdata.de/Pelzhaus+Franz+H%C3%A4upler,+D%C3%BCsseldorf/HRA+111263 www.northdata.de: ''Pelzhaus Franz Häupler e. K., Düsseldorf''].</ref> |
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Am Morgen des 19. April verhandelte der Kaiser mit den Ständen über das weitere Vorgehen. Die Stände baten um Bedenkzeit. Der Kaiser ließ daraufhin seine eigene Position vortragen: Im Bewußtsein seiner dynastischen Tradition sehe er sich als Schutzherr des katholischen Glaubens, und gewiss sei ein einzelner Ordensbruder im Irrtum, wenn seine Meinung gegen die der ganzen Christenheit stehe. Er werde alles in seiner Macht Stehende gegen diesen notorischen Häretiker unternehmen; das erwarte er auch von den Ständen. Die Stände wollten aber am 20. April noch einen Ausgleichsversuch unternehmen. Ein weiteres Gelehrtengespräch sollte Luther von seinen Irrtümern überzeugen. Dazu gewährte der Kaiser am 22. April drei Tage Zeit, danach sollte die Reichsacht unmittelbar ausgehen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=440–442}}</ref> Eine reichsständische Kommission versuchte daraufhin, Luther um der Einheit der Kirche willen zum Einlenken zu bewegen. Hieronymus Vehus (Kanzler des [[Markgrafen von Baden]]) und [[Konrad Peutinger|Conrad Peutinger]] (für die Stadt Augsburg), zwei Humanisten, kamen Luther als Unterhändler dabei sehr weit entgegen. Jedoch blieben auch diese Gesprächsgänge ergebnislos. Am Abend des 25. April teilte ein kaiserlicher Rat Luther daher offiziell mit, er solle aufbrechen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=442–447}}</ref> Luther war aber auch darüber informiert, dass sein Landesherr ihn in Sicherheit bringen würde. Am 28. April schrieb er ganz offen an [[Lucas Cranach der Ältere|Lukas Cranach]]: „Ich laß mich eintun und verbergen, weiß selbst noch nicht wo.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=448}}</ref> |
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Von Worms aus trat die Reisegruppe am Freitag, den 26. April 1521 den Rückweg nach Wittenberg an. Über [[Frankfurt am Main]], [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]], [[Grünberg (Hessen)|Grünberg]] und [[Bad Hersfeld|Hersfeld]] wurde [[Eisenach]] am 2. Mai erreicht. Luther ließ [[Hieronymus Schurff]], Jonas und Suaven allein weiterreisen, da er seine Verwandten in [[Möhra]] besuchen wolle. Er hatte jetzt nur noch Petzensteiner und den in die Planungen eingeweihten von Amsdorff bei sich. In einem [[Hohlweg]] bei der [[Schloss Altenstein|Burg Altenstein]] fand am 4. Mai der geplante Überfall mehrerer mit Armbrust bewaffneter Reiter auf Luthers Reisewagen statt. Petzensteiner flüchtete, Amsdorff protestierte laut, und Luther wurde von den Bewaffneten auf Umwegen zur [[Wartburg]] gebracht, wo er spät abends eintraf.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=450}}</ref> |
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Im von Düsseldorf nicht weit entfernten Köln bestand unter der Firmenbezeichnung ''Gebr. Häupler, Specialhaus eleganter Pelzmoden'' ein Kürschnergeschäft in der ebenfalls hervorragenden Geschäftslage Schildergasse 72/74. Im Kriegsjahr 1940 entschuldigte man sich dort bei einer Kundin für den veranschlagten hohen Preis für der Reparatur ihres [[Indisch Lamm|Indisch-Lamm-Mantels]]: „Ausserdem haben wir als letzten Kürschner nur noch unseren hochbezahlten Werkstattleiter, wodurch sich der Arbeitslohn dementsprechend erhöht“. Dem Briefkopf ist zu entnehmen, dass die Firma im Jahr 1920 auf der Neuheiten-Ausstellung in Leipzig eine Auszeichnung erhalten hat.<ref>[[:Datei:Gebr. Häupler, Specialhaus eleganter Pelzmoden, Köln, 1940.jpg|Kostenanschlag Gebr. Häupler vom 29. August 1940]].</ref> |
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Am 26. Mai 1521 verhängte der Reichstag das vom Kaiser gezeichnete ''[[Wormser Edikt]]'' über ihn. Man hatte es auf den 8. Mai zurückdatiert. Es verbot unter Berufung auf die [[Bannbulle]] im gesamten Reich, Luther zu unterstützen oder zu beherbergen, seine Schriften zu lesen oder zu drucken, und gebot, ihn festzusetzen und dem Kaiser zu überstellen. Das Edikt war über ein Jahrzehnt ein effektives Werkzeug zur Unterdrückung der reformatorischen Bewegung. Obwohl nur dürftige Daten die Zusammenhänge belegen, sie sind in den [[Reichstagsakten|Deutsche Reichstagsakten, jüngere Reihe (DRTA.Jr)]]<ref>Bd. 2 (1896) Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. (1519–1523), DRTA.Jr 2 (659) Anmerk. 1</ref> hinterlegt, hatte Friedrich der Weise am Donnerstag den 23. Mai 1521, kurz vor seiner Abfahrt mit Kaiser Karl V. eine Absprache bezüglich der Anwendung der Reichsacht auf seinem Territorium getroffen: [[Kurfürstentum Sachsen|Kursachsen]] erhielt kein Achtmandat zugestellt.<ref>Christopher Spehr: ''Luther und das Konzil: zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit.'' Bd. 153 Beiträge zur historischen Theologie, Mohr Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150474-7, S. 318</ref> Der Kaiser riskierte keinen Konflikt mit einem mächtigen Reichsfürsten, und diese Konstellation rettete Luther. „Der sächsische Kurfürst konnte jahrelang so tun, als existiere das Wormser Edikt für ihn nicht.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 |Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=451–453}}</ref> |
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=== Wartburgzeit (1521–1522) === |
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[[Datei:Junker-Jörg-ML.jpg|mini|hochkant|200px|Martin Luther als „Junker Jörg“. Lucas Cranach der Ältere, 1522]] |
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[[Datei:Einnähetiketten Düsseldorfer Pelzfirmen (Ausschnitt Herpich).jpg|mini|Herpich, Webetikett]] |
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[[Datei:WartburgLutherstube1900.jpg|mini|Rekonstruierte Lutherstube auf der Wartburg]] |
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* Julius Herpich KG., Im Breidenbacher Hof“: (noch nicht 1950) 1953, 1954, 1955, 1956, 1957; Julius Herpich OHG, Theodor-Körner-Str. 3 und 7: 1966, 1967, 1973; Herpich KG, Königsallee 30: 1979, 1989, 1991 |
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Auf der Wartburg gab es ein Quartier für adlige Gefangene (Stube und Schlafkammer); hier war Luther vom 4. Mai 1521 bis zum 1. März 1522 unter der Aufsicht des Burghauptmanns [[Hans Sittich von Berlepsch|Hans von Berlepsch]] untergebracht. Er legte die äußeren Kennzeichen des Mönchs ([[Habit]], [[Tonsur]]) ab und nahm in Kleidung, Haar- und Barttracht die Identität eines Ritters („Junker Jörg“) an.<ref>Albrecht Beutel: ''Lutherjahrbuch 79. Jahrgang 2012: Organ der internationalen Lutherforschung.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-647-87444-9, S. 66 f.</ref> Alle Kontakte nach außen liefen über [[Georg Spalatin|Spalatin]], der die ein- und abgehenden Schriften im Sinne der kursächsischen Politik weitergab oder zurückhielt.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=15}}</ref> Luther entfaltete eine intensive schriftstellerische Tätigkeit. Er versuchte, auf die von der Reformation ausgelösten sozialen und gottesdienstlichen Veränderungen in Wittenberg ([[Wittenberger Bewegung]]) Einfluss zu nehmen. Diese wurden durch [[Andreas Bodenstein|Karlstadt]] als Prediger an der Stadtkirche und [[Gabriel Zwilling]] als Prediger im Augustinerkloster vorangebracht; Melanchthon wurde als Laie in dieser Rolle nicht akzeptiert (Luther versuchte, ihm einen Predigtauftrag zu verschaffen, aber das Allerheiligenstift lehnte ab).<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=34}}</ref> Die Dynamik der Veränderungen war erheblich. Karlstadt feierte am [[Weihnachten|Christfest]] 1521 das [[Abendmahlsgottesdienst|Abendmahl]] in einer schlichten Form. Die zahlreichen Gemeindemitglieder, darunter die Repräsentanten von Stadt und Universität, empfingen Brot und Wein, ohne gebeichtet und [[Eucharistische Nüchternheit|gefastet]] zu haben, und nahmen den [[Kelchkommunion|Kelch]] selbst in die Hände. An Neujahr, dem folgenden Sonntag und an [[Erscheinung des Herrn|Epiphanias]] [[Kommunion|kommunizierten]] jeweils über tausend Menschen. Im Blick auf die damalige [[Eucharistie|eucharistische]] Frömmigkeit war das etwas völlig Neues.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=42,46}}</ref> |
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{{Commonscat|Herpich Söhne|Herpich, Berlin und Düsseldorf}} |
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{{Hauptartikel|C. A. Herpich Söhne}} |
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Im Mai 1521 heirateten die ersten Priester und zogen damit die Konsequenz aus Luthers Kritik am [[Zölibat]]. Sie waren Disziplinarmaßnahmen ihrer Bischöfe ausgesetzt, trotzdem folgten 1521/22 zahlreiche [[Klerus|Kleriker]] ihrem Beispiel. Eine Klosteraustrittsbewegung kam hinzu, wodurch sich das Problemfeld um die Gültigkeit der Klostergelübde vergrößerte. Luthers eigener Konvent geriet in eine schwere Krise. [[Wenzeslaus Linck]] berief deswegen für den 6. Januar 1522 ein außerordentliches Kapitel nach Wittenberg ein. In dieser Situation schrieb Luther im November 1521 ein Gutachten über die Mönchsgelübde (''De votis monasticis … iudicium''). Darin fand er seine Lösung der Gelübdefrage in der Freiheit des Evangeliums: Ein Gelübde, das gegen die evangelische Freiheit verstoßt, ist nichtig, wenn es unter der Voraussetzung abgelegt wurde, dass der Ordensstand notwendig ist, um Gerechtigkeit und Heil zu finden. Spalatin hielt diese brisante Schrift bis zum Februar 1522 zurück.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=32}}</ref> |
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Anfang Dezember 1521 unternahm Luther einen Ritt nach Wittenberg, um sich inkognito ein Bild der Lage zu machen. Er wohnte bei Melanchthon. In einem Brief an Spalatin äußerte er sich erfreut über die Veränderungen und wünschte die Freigabe seiner zurückgehaltenen Schriften.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=38}}</ref> Bei diesem Treffen regte Melanchthon an, das [[Neues Testament|Neue Testament]] ins Deutsche zu übersetzen, was Luther für den Rest seines Wartburgaufenthalts beschäftigte. Grundlage für Luthers Arbeit war die zweite Auflage des von [[Erasmus von Rotterdam|Erasmus]] herausgegebenen griechischen Neuen Testaments. Diese Edition enthielt auch Erasmus’ Übersetzung ins Lateinische und erklärende Anmerkungen, „deren sich Luther vielfach bediente, auch wenn er sie in der Eile nicht ganz ausschöpfte.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=55}}</ref> Luther schloss die Arbeit in nur elf Wochen ab ([[Septembertestament]]). |
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Um die Jahreswende 1521/22 kamen die sogenannten [[Zwickauer Propheten]] nach Wittenberg, von denen der ehemalige Wittenberger Student Markus Thomae genannt Stübner am meisten in Erscheinung trat. Melanchthon und Amsdorff waren von dessen [[Biblische Exegese|Schriftauslegung]] beeindruckt und hielten es für möglich, dass die Zwickauer vom [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] inspiriert seien. Stübner kritisierte die [[Säuglingstaufe]]. An Neujahr beriet sich der Kurfürst deswegen mit Amsdorff und Melanchthon in [[Stadt Prettin|Prettin]]. Eine Rückberufung Luthers, von Melanchthon gewünscht, schien dem Kurfürsten unnötig. Die Zwickauer sollten aus der Bibel belehrt werden, aber kein Forum für eine Disputation erhalten. Die Brisanz des Themas Säuglingstaufe wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt – auch von Luther nicht, der sich brieflich zu Wort meldete. Er kritisierte, dass die Zwickauer anscheinend keine Anfechtungen erlebten, diese aber zu einer authentischen Gotteserfahrung dazugehörten. Von den Zwickauer Propheten blieb nur Stübner länger in Wittenberg und gewann hier einzelne Anhänger.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=44-45}}</ref> |
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde wurde das Unternehmen von ''Julius Herpich'' und seiner Frau ''Hilde'' von Berlin nach Düsseldorf verlegt, wo man im Jahr 1983 das 150-jährige Bestehen feierte. Zu der Zeit wurde es von der Tochter ''Monika'' und dem Schwiegersohn ''Henning Walter'' geleitet, die 1973 in die Firma eingetreten waren.<ref>Ohne Autorenangabe: ''150-jähriges Jubiläum der Firma Herpich''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 709, 26. August 1983, S. 14.</ref> |
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Am 24. Januar beschloss der Wittenberger Rat eine [[Kirchenordnung]], an der auch die Professorenschaft beratend beteiligt gewesen war. Neben der Abschaffung der Altäre und Heiligenbilder und der Reform des Gottesdienstes waren soziale Änderungen vorgesehen. Aus den kirchlichen Einnahmen wurde der „Gemeine Kasten“ begründet, ein Fonds, der Arme direkt oder mit Darlehen unterstützen sollte. Bettelei wurde verboten. Die unerwarteten Folgen waren ein gewaltsamer [[Ikonoklasmus|Bildersturm]] sowie ein Abwandern der Studenten aus Wittenberg – teils wurden sie von ihren Familien zurückgerufen, teils waren sie für ihren Unterhalt aufs Betteln angewiesen gewesen. Die kurfürstliche Regierung verbot am 13. Februar alle Neuerungen. Sie untersagte Karlstadt und Zwilling, die man für die Unruhen verantwortlich machte, das weitere Predigen. Am 9. Februar begann ein neues Amtsjahr des Stadtrats, dem mit [[Lucas Cranach der Ältere|Lucas Cranach]] und [[Christian Döring (Verleger)|Christian Döring]] nun zwei enge Freunde Luthers angehörten. Sie setzten sich für eine Rückkehr Luthers nach Wittenberg ein. Der Kurfürst war im Blick auf die politischen Risiken unentschieden. Luther selbst strebte schon länger nach Wittenberg zurück. Ihm fehlte der kollegiale Austausch, den er für seine schriftstellerische Tätigkeit, besonders die Bibelübersetzung, brauchte. Der Jurist [[Hieronymus Schurff]] half Luther, im Auftrag des Kurfürsten ein Schreiben zu verfassen, in dem er die Gründe seiner Rückkehr – Sorge für die Gemeinde, Verhinderung eines Aufstands des gemeinen Mannes – darlegte. So hoffte man, künftigen reichsrechtlichen Problemen durch Luthers Auftreten in Wittenberg begegnen zu können.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=46-53}}</ref> |
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=== Prediger in Wittenberg (1522–1524) === |
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[[Datei:Martin Luther (1483-1546) de Lucas Cranach l'Ancien.jpg|mini|200px|Martin Luther in der Kleidung eines Augustiner-Eremiten, aber ohne Tonsur.[[Lucas Cranach der Ältere]] (Werkstatt), 1522-24]] |
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Luther verstand sich in den Jahren 1522 bis 1524 in erster Linie als Prediger an der Wittenberger Stadtkirche. An die Universität kehrte er, der Geächtete, zunächst nicht zurück.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |ISBN= |Seiten=64}}</ref> Er trat nach seiner Rückkehr von der Wartburg in der Wittenberger Öffentlichkeit im Habit und mit frischgeschnittener Tonsur auf. Vom Sonntag [[Invocavit]], dem 9. März 1522, an predigte er acht Tage in Folge ([[Invokavitpredigten]]) und nahm zu den Reformen Stellung, die die Wittenberger durchgeführt hatten: Abschaffung von Messe und Beichte, Priesterehe, Aufhebung der Fastengebote, Beseitigung der religiösen Bilder, Abendmahl unter beiderlei Gestalt. „Durchweg hält Luther die Forderungen der Reformer für richtig, ja er erkennt sie als Frucht seiner eigenen Gedanken an. Nicht ''was'' reformiert worden ist, sondern ''wie'' reformiert worden ist, greift er an: […] daß man auf die Schwachen, noch am Hergebrachten Hängenden keine Rücksicht nahm …“<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Wallmann |Titel=Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation |Auflage=4 |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=1993 |ISBN=3-8252-1355-2 |Seiten=50}}</ref> Er zog wieder ins Augustinerkloster ein und lebte dort mit den wenigen verbliebenen Mönchen. Die Einkünfte brachen dem Kloster weg, die finanzielle Situation war prekär. Zuletzt wohnten nur noch der Prior [[Eberhard Brisger]] und Luther selbst in dem weitläufigen Bau. Am 9. Oktober 1524 erschien Luther erstmals in weltlicher Kleidung in der Öffentlichkeit.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=99–100}}</ref> |
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Die Veränderungen der Messe wurden im März 1522 vollständig zurückgenommen bis auf die Möglichkeit, auf eigenen Wunsch das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu empfangen. In seinen Predigten kritisierte Luther aber kontinuierlich die herrschende Praxis. Damit erreichte er z. B., dass das Sakrament bei der [[Fronleichnam|Fronleichnamsprozession]] nicht mehr mitgeführt wurde; 1524 wurde Fronleichnam in Wittenberg nicht mehr begangen, wohl aber im benachbarten [[Kemberg]]. Ab Anfang 1523 hielt Luther die Gemeinde für so weit vorbereitet, dass das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht wurde; wer damit ein Problem hatte, galt jetzt als verstockt. Im Allerheiligenstift behauptete sich zunächst unter dem Schutz des Kurfürsten der alte Ritus, für den aber Ende 1524 nur mehr drei Stiftsherren eintraten, die sich einem Ultimatum des Rats und der Universität beugten.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |ISBN= |Seiten=125-132}}</ref> |
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Die ''Julius Herpich KG'' im Hotel [[Breidenbacher Hof]], Seite Heinrich-Heine-Allee galt als besonders exklusive Pelzadresse.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44447412.html www.spiegel.de: Ohne Autorenangabe: ''Unfaßlich in dieser Welt'',] 16. Februar 1950. Zuletzt abgerufen 27. November 2014.</ref> Offenbar waren sie in den Räumen Nachfolger des zumindest bis etwa 1957 dort ansässigen Pelzhauses Bisegger-Kühn. Noch 1981 ist Herpich im Fachadressbuch dort vermerkt.<ref>''Winckelmann Deutschland 1981'', Winckelmann Verlag, Frankfurt am Main, S. 241</ref> |
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Luther wurde zu Predigten in anderen Städten eingeladen, so unternahm er im April und Mai 1522 eine Rundreise nach [[Borna]], Altenburg, [[Zwickau]] und [[Torgau]]. Er hielt die Wahl des Predigers für ein Recht der Gemeinde und setzte sich daher für Gabriel Zwilling ein, den man in Altenburg gewählt hatte – letztlich erfolglos, denn wegen Zwillings Rolle in Wittenberg akzeptierte der Hof diese Besetzung nicht, und Wenzeslaus Linck trat die Stelle in Altenburg an. In Wittenberg wählte der Stadtrat [[Johannes Bugenhagen]] als Prediger der Stadtkirche, womit Luther neben Melanchthon einen weiteren engen Mitarbeiter, zugleich auch seinen persönlichen Seelsorger fand.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=74,77-78}}</ref> |
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Ende Mai 1522 erschien das ''Betbüchlein'', das ein großer buchhändlerischer Erfolg war. Zu Luthers Lebzeiten erschienen etwa 35 Auflagen. Das Buch enthielt Auslegungen zu den [[Zehn Gebote|zehn Geboten]], dem [[Apostolisches Glaubensbekenntnis|Glaubensbekenntnis]], [[Vaterunser]] und [[Ave Maria]]. Es sollte an die Stelle der bisher beliebten [[Beichtspiegel]] und Andachtsbücher treten. Das etwa gleichzeitige ''Taufbüchlein'' war eine sehr konservative Übertragung des wohl in Wittenberg üblichen lateinischen Formulars (Exorzismus, Salzgabe, Ohrenöffnung, Salbung, [[Westerhemd]], [[Taufkerze]]); 1526 erschien eine überarbeitete Version.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=123-125}}</ref> |
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1991 ist die Firma dann unter der noch feineren Anschrift [[Königsallee (Düsseldorf)|Königsallee]] 30 im neu erbauten [[Kö-Center]] angegeben.<ref>''Winckelmann Deutschland 1991/92'', Winckelmann Verlag, Frankfurt am Main, S. 77.</ref> Am 15. November 2001 erfolgte ein Eintrag in das Handelsregister als ''Julius Herpich GmbH Pelze & Modellbekleidung'',<ref>[http://www.moneyhouse.de/de/c/julius-herpich-gmbh-pelze-modellbekleidung_2173506 www.moneyhouse.de] Zuletzt abgerufen 28. November 2014.</ref> inzwischen ist der Eintrag gelöscht.<ref>[https://www.firmenkontor24.com/details/3104633/Julius-Herpich-KG-Pelze-Modellkleidung www.firmenkontor24.com: ''Julius-Herpich-KG-Pelze-Modellkleidung'']. Zuletzt abgerufen 28. November 2014</ref> Im Herbst 1998 erfolgte der Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. |
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=== Luthers Positionierung im Bauernkrieg (1524–1525) === |
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Werkstattleiter war über Jahre hinweg der Kürschnermeister Karl-Wilhelm Killich (* 10. November 1930; † ca. 2007). Nachmittags fand man ihn regelmäßig zum Kaffeetrinken gegenüber im Gourmetrestaurant ''Victorian'' (XXXXX oder doch Breidenbacher Hof?), bis er sich selbständig machte auf der Friedrichstraße 100 die Geschäftsräume des Pelzgeschäfts ''Helene Oel'' übernahm. Helene Oel (geb. Schichberg) hatte ihr Unternehmen im Juli 1932 im Haus Wehrhahn 32 gegründet und war im September 1954 auf die Friedrichstraße umgezogen. Ihm zur Seite stand dort sein Lebenspartner Ferid Jalouli (* 27. Mai 1951), der den Betrieb nach dem Tod von Killich bis 2009 weiterführte. |
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[[Datei:Wider die Mordischen vnd Räubischen Rotten der Bawren.jpg|mini|''Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern'' (Druck von Hans Hergot, Nürnberg 1525)|alternativtext=]] |
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Luther erfand für seine Gegner eine Reihe von wertenden Bezeichnungen, die von der konfessionellen Geschichtsschreibung unbesehen übernommen wurden und sich auf diese Weise etablierten: „Schwärmer“ nannte er Christen, die irgendwie Unruhe verursachten (dahinter steht das Bild schwärmender Bienen). Wer religiöse Bilder aus Kirchen entfernte, war ein „Bilderstürmer“, wer sich in abgesonderten Gruppen traf, ein „Rottengeist“; diese beiden Begriffe beinhalten den Aspekt des Illegitimen und Gewalttätigen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=139}}</ref> |
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In deutschen Gebieten kam es 1524 bis 1526 zum [[Deutscher Bauernkrieg|Großen Bauernkrieg]]. Ausgehend von schweizerischen, [[Schwaben|schwäbischen]] und [[Markgrafschaft Baden|badischen]] Bauern breiteten sich die Aufstände rasch aus. Auch in einigen Städte erhoben sich ärmere Schichten gegen herrschende Patrizier und den Klerus. Mit den [[12 Artikel]]n gaben sich die Aufständischen einheitliche Ziele, die von der bloßen Wiederherstellung ihrer Gewohnheitsrechte bis zur Aufhebung der [[Leibeigenschaft]] und zu demokratischen Grundrechten reichten. Sie beriefen sich dabei auf das „göttliche Recht“ und Luthers Schriftprinzip ''sola scriptura''. Wie er erklärten sie sich bereit, ihre Forderungen fallenzulassen, sobald man ihnen aus der Bibel ihr Unrecht beweise. Dies gab ihren schon früher religiös begründeten Hoffnungen auf soziale Befreiung erstmals Durchschlagskraft.<ref>Bernd Moeller: ''Deutschland im Zeitalter der Reformation.'' 1981, S. 94.</ref> |
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Luther distanzierte sich von den 12 Artikeln wegen ihrer aus seiner Sicht falschen Berufung auf die Bibel. In der wohl vor dem 6. Mai gedruckten Flugschrift ''Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauerschaft in Schwaben'' griff er einige berechtigte Forderungen der Bauern auf (die er hier allerdings schon als „Rotten- und Mordgeister“ etikettierte) und wies sowohl sie als auch die Fürsten zurecht. Die Ermahnung fand zwar mit 19 Drucken 1525 eine recht weite Verbreitung, kam aber zeitlich zu spät, um auf den Gang der Ereignisse Einfluss zu nehmen. Auf einer Reise nach Eisleben Anfang Mai 1525 predigte Luther über die Leidensbereitschaft des Christen und traf auf eine aggressive Zuhörerschaft. Hier standen die Bauern unter dem Eindruck von [[Thomas Müntzer]]s Lehre von der Gleichheit aller Menschen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=174-178}}</ref> Direkt nach der Rückkehr nach Wittenberg am 6. Mai verfasste Luther seine Schrift ''[[Wider die Mordischen und Reuberischen Rotten der Bawren|Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern]]''. In ihr verdammte er die Aufstände als Werk des Teufels und forderte alle Fürsten – unabhängig von ihrer Konfession – dazu auf, die Bauern mit aller notwendigen Gewalt niederzuschlagen. Münzer sei der „Erzteufel von Mühlhausen“. Er forderte: „Drum soll hie zuschmeißen (zerschmettern), würgen, und stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, denn ein aufrührerischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muß, schlägst du nicht, so schlägt er dich und ein ganzes Land mit dir.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=179}}</ref> Am 15. Mai wurden die thüringischen Bauern bei [[Schlacht bei Frankenhausen|Frankenhausen]] durch Philipp von Hessen, Georg von Sachsen, Heinrich von Braunschweig sowie Albrecht und Ernst von Mansfeld vernichtend geschlagen. Müntzer wurde wenige Tage später gefasst und enthauptet. Luther hat sich später in Predigten und vor allem Tischreden gern auf Müntzer als auf seinen theologischen Erzfeind bezogen: „Ich (!) habe Müntzer getötet, der Tod liegt auf meinem Hals. Ich habe es aber deswegen getan, weil er meinen Christus töten wollte.“<ref name=":16">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=184}}</ref> Durch Propagandaschriften aus Luthers Umkreis ([[Johann Agricola (Theologe)|Agricola]]: ''Ein nützlicher Dialog zwischen einem müntzerischen Schwärmer und einem evangelischen Bauern'', Melanchthon: ''Historie Thomas Müntzers'') wurde das Bild Müntzers in der Geschichtsschreibung stark geprägt.<ref name=":16" /> |
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=== Heirat mit Katharina von Bora (1525) === |
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[[Datei:Katharina-v-Bora-1526-1.jpg|mini||Katharina von Bora. Lucas Cranach der Ältere, um 1526]] |
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Ende Mai oder Anfang Juni wurde in Wittenberg bekannt, dass Luther [[Katharina von Bora]] heiraten wolle, eine von insgesamt elf [[Zisterzienserinnen|Zisterzienser]]-[[Ordensschwester|Nonnen]], die 1523 aus dem [[Kloster Marienthron]] nach Wittenberg geflohen waren; sie hatte danach Aufnahme im Hause [[Lucas Cranach der Ältere|Lucas Cranach]]<nowiki/>s gefunden. Die Meinung der Freunde zu dieser Ehe war einhellig negativ. Um weiterer Kritik zuvorzukommen, erfolgten die nächsten Schritte nun rasch. Am Abend des 13. Juni fand im Augustinerkloster als dem Hochzeitshaus die Verlobung statt; Zeugen waren Bugenhagen, Justus Jonas, [[Johann Apel (Humanist)|Johann Apel]] und das Ehepaar Cranach. Direkt danach vollzog Bugenhagen die Trauung. In bürgerlichen Familien war es damals üblich, im eigenen Haus zu heiraten. Die Zeugen geleiteten das Brautpaar anschließend in die Schlafkammer, wo sich die beiden auf das Ehebett legten. Am Folgetag luden sie die Zeugen zu einem kleinen Essen ein, wodurch das Ereignis in der Stadt bekannt wurde. Melanchthon war bei den Planungen übergangen worden und äußerte sich in einem (aus Gründen der Diskretion griechisch abgefassten) Brief an [[Joachim Camerarius der Ältere|Joachim Camerarius]] kritisch: er missbilligte erstens den Zeitpunkt mitten im Bauernkrieg und zweitens die Braut, eine ehemalige Nonne.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=197}}</ref> Das Hochzeitsfest mit den auswärtigen, dazu eingeladenen Gästen wurde auf den 27. Juni angesetzt. „Die Stadt schenkte Luther aus diesem Anlaß 20 Silbergulden und ein Faß Einbeckisches Bier.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=198}}</ref> |
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Das Ehepaar war mehr oder weniger mittellos, aber durch die Hochzeitsgeschenke kam die Basis für den gemeinsamen Hausstand zusammen. Sogar [[Albrecht von Brandenburg|Albrecht von Mainz]] schenkte 20 Gulden. Kurfürst [[Johann der Beständige]] überließ Luther das ehemalige Augustinerkloster als Wohnung und setzte ihm 200 Gulden als Professorengehalt aus.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |ISBN= |Seiten=200}}</ref> Wie in einem Professorenhaushalt üblich, betrieb Katharina Luther eine [[Burse]], die eine zusätzliche Einnahmequelle darstellte. |
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=== Pelzhaus Jordan === |
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[[Datei:Pelzhaus F. W. Jordan, Düsseldorf, ca. 1975 (3).jpg|mini|Pelzhaus Jordan, Königsallee (1975)]] |
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<div style="background:#F9F9F9; float:right; border:1px solid #AAAAAA; margin:6px 0 6px 15px; padding:0.2em 0.4em; width:265px;"> |
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'''Das Pelzhaus Jordan auf der Friedrichstraße, Werk des Architekten [[Peter Neufert]] (1970)<br /><small>Externer Weblink</small>''' |
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* <small>http://elpub.bib.uni-wuppertal.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-296/d050001b.pdf</small> |
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</div></div> |
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Martin und Katharina Luther hatten drei Töchter und drei Söhne, die alle in Wittenberg geboren wurden: |
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* Königsallee 100: 1955, 1956, 1957, 1973; F. W. Jordan KG., Graf-Adolf-Str. 9: 1966, 1967; Graf-Adolf-Straße 21: 1973, 1979; F. W. Jordan GmbH & Co. KG, Königstraße 3: 1981, 1982:; F. W. Jordan GmbH & Co. KG, Kaiserstraße 5: 1983, 1984, 1985; Goebenstraße 3: 1989, 1991 |
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# Johannes (* 7. Juni 1526 in Wittenberg, † 27. Oktober 1575 in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]]), |
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* Friedrichstr. 110: (noch nicht 1950), 1953, 1954, 1955, (1957 nicht aufgeführt); Friedrichstr. 73: 1956, 1966 (Pelzhaus Jordan KG), 1967; Friedrichstr. 17 (Pelzhaus Jordan KG), (1979 nicht aufgeführt) |
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# Elisabeth (* 10. Dezember 1527 in Wittenberg, † 3. August 1528 in Wittenberg), |
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# Magdalena (* 4. Mai 1529 in Wittenberg, † 20. September 1542 in Eisleben), |
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# Martin (* 9. November 1531 in Wittenberg, † 2. März 1565 in [[Wachsdorf]]), |
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# [[Paul Luther (Mediziner)|Paul]] (* 28. Januar 1533 in Wittenberg, † 8. März 1593 in Leipzig), |
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# [[Margarete von Kunheim|Margarete]] (* 17. Dezember [[1534]] in Wittenberg, † 1570 in [[Morąg|Mohrungen]], [[Herzogtum Preußen]]). |
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=== Auseinandersetzung mit Erasmus von Rotterdam === |
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[[Datei:Desidrius Erasmus by Hans Holbein.jpg|mini|Desiderius Erasmus um 1523 (Gemälde von Hans Holbein d. J.)]] |
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Bauernkrieg und Heirat Luthers waren verzögernde Momente in der Kontroverse mit [[Erasmus von Rotterdam]], deren Anfänge weit zurückreichen. „Luther verdankte dem [[Humanismus]] die Kenntnis der biblischen Sprachen, im Kern seiner Theologie war er jedoch von ihm wenig berührt.“<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Wallmann |Titel=Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation |Auflage=4 |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=1993 |ISBN=3-8252-1355-2 |Seiten=64}}</ref> Erasmus hatte seit Bekanntwerden der [[95 Thesen]] die Erwartung, dass sich daraus die von ihm erhoffte Reform der Kirche entwickeln könnte; seine Korrespondenz zeigt, dass er Luthers Aktivitäten im Blick hatte, ohne dessen Parteigänger zu werden. Um nicht in den Prozess Luthers verwickelt zu werden, betonte er aber ab 1521 immer deutlicher seine Distanz zu ihm, was Luther als „Feindschaft“ interpretierte. Beide Seiten hatten kein Interesse, den Konflikt auf offener Bühne auszutragen und beließen es einstweilen bei Warnungen, die der je anderen Seite durch Indiskretionen bekannt werden sollten.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=210–212}}</ref> |
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Am 1. September 1524 erschien Erasmus’ Schrift „Gespräch oder Vergleichung vom freien Willen“ (''[[De libero arbitrio (Erasmus von Rotterdam)|De libero arbitrio]] ΔΙΑΤΡΙΒΗ sive collatio'') im Druck. Sie war schon länger fertiggestellt, und nachdem ihre Existenz gerüchteweise bekannt worden war, konnte oder wollte der Verfasser sie nicht länger zurückhalten. Erasmus plädierte für ein schlichtes, praktisch ausgerichtetes Christentum. Er nahm „irgendeine Kraft des freien Willens“ an. Der Christ solle sich den Vorschriften für ein gutes Leben zuwenden, die er in Bibel und Tradition finde, alles Gute, was daraus entstehe, der Güte Gottes zuschreiben und sich unnötiger Spekulationen enthalten. In der Bibel gebe es dunkle Stellen, zu deren Verständnis man die Auslegungstradition der Kirche brauche.<ref name=":17">[[Christine Christ-von Wedel]], [[Sven Grosse]]: ''Auslegung und Hermeneutik der Bibel in der Reformationszeit.'' Bd. 14 Historia Hermeneutica. Series Studia, Walter de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-110-46792-5, S. 48–49</ref> Die Schrift war im Ton ein unpolemischer Vermittlungsvorschlag.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=216–220}}</ref> |
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{{Commonscat|Pelzhaus Jordan}} |
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>>> ACHTUNG: Namen Matthias, Tobias gehen durcheinander. |
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Ende September wurde ''De libero arbitrio'' in Wittenberg bekannt. Ein Reflex Luthers darauf findet sich in der damals verfassten Vorrede auf den [[Prediger Salomo]]; nach Luthers Meinung war dieses ganze biblische Buch gegen den freien Willen gerichtet (was dessen Rezeption im Luthertum prägen sollte). Von verschiedenen Seiten wurde Luther zu einer Widerlegung des Erasmus gedrängt, da die Reformation unter Humanisten Anhänger verlor. Aber die Fertigstellung schleppte sich hin. Am 31. Dezember 1525 erschien schließlich ''[[De servo arbitrio]]'' im Druck. Der Titel „Vom geknechteten (versklavten) Willen“ ist ein [[Augustinus von Hippo|Augustinus]]-Zitat. Luther kritisierte, dass Erasmus, einerseits Skeptiker, andererseits Festsetzungen der Bibel und der kirchlichen Tradition [[Positivismus|positivistisch]] anerkenne und sich ihnen unterwerfe. Die Bibel sei kein dunkles, sondern ein klares Buch, das von seiner Mitte Jesus Christus her verständlich sei. Dunkle seien durch klare Bibelstellen erklärbar.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=220–223}}</ref> |
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Luthers hier entwickeltes Konzept von der ''claritas scripturae'', der Klarheit der Schrift, als Prinzip aller Theologie wurde zur reformatorischen Wende, zum [[Biblische Exegese#Reformation und Konzil von Trient|exegetischen]] und [[Hermeneutik#Reformation|hermeneutischen]] Paradigmenwechsel.<ref>[[Ulrich H. J. Körtner]]: ''Einführung in die theologische Hermeneutik.'' WBG, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-534-15740-2, S. 94</ref> ''Sola scriptura'' heißt, dass einer sachgerechten Bibelauslegung der Vorzug gegenüber kirchlicher Tradition und sonstigen möglichen Quellen für theologische Urteils- und Lehrbildung zu geben ist. Die Bibel kann allein dieser Aufgabe gerecht werden, weil sie nach Luthers Überzeugung in sich selbst klar genug ist. Das erkenntnisleitende Prinzip ist eine doppelte Klarheit. So präsentiert der Inhalt der Bibel, die äußere Klarheit des Textes, ''claritas externa'', und wird durch die innere Klarheit, ''claritas interna'', die der Heilige Geist im Herzen des [[Rezipient]]en, des [[Adressat (Linguistik)|Hörers]], bzw. [[Lesen|Lesers]], bewirkt, bestätigt. Die Bibel gewinnt die notwendige Klarheit dort, wo sie sich selbst interpretiert, ''sacra scriptura sui ipsius interpres'', das heißt die Schrift sorgt also selbst für ihre Auslegung, sie ist ihr eigener Interpret.<ref>[[Friedrich Beißer]]: ''Claritas scripturae bei Martin Luther.'' Bd. 18 Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1966, ISBN 978-3-525-55121-9, S. 75 f. </ref> So lege die Schrift sich selbst aus, weil sie durch [[Heiliger Geist|Gottes Geist oder dem Heiligen Geist]] erschlossen wird - durch das innere Wort, ''verbum internum'' des Heiligen Geistes, das als ''verbum externum'' hinzutritt - darin zeige sich auch ihre Inspiration und ihre Offenbarungstätigkeit. Angemessen auslegen und verstehen kann der Leser die Schrift nur, wenn man sich „ihren Worten“, ''claritas externa'' stelle und von „ihrer Sache“, ''claritas interna'', ergriffen sei. |
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Im Jahr 1920 gründete in [[Magdeburg]] ''Friedrich Wilhelm Jordan'' (14. Februar 1900 in Magdeburg)<ref name="75 J. W. Jordan" /> das ''Pelzhaus Jordan''. Sein Bruder ''Werner Jordan'' (̈* 30. September 1902 in [[Ottersleben|Groß-Ottersleben]]) trat nach kurzer Zeit als Teilhaber der Firma bei. Nach Ablegung der Meisterprüfung von Friedrich Wilhelm Jordan wurde die Firma als F. u. W. Jordan in das Handelsregister eingetragen. Sie erwarb in Magdeburg „einen guten Ruf und gehörte, in den schön gediegenen Räumen im eigenen Hause, zu den führenden Pelzhäusern Magdeburgs“ (Ulrichstraße 14). Friedrich Wilhelm bekleidete in Magdeburg viele Ämter in der Handwerkerbewegung, unter anderem war er von 1946 bis 1951 Obermeister der Innung,<ref name="75 J. W. Jordan" /> geschäftsführender Vorstand der Lieferungsgenossenschaft für die Provinz Sachsen-Anhalt und wurde als Beirat in die Handwerkskammer gewählt.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Friedrich Wilhelm Jordan 65 Jahre alt''. In: ''Rund um den Pelz'' Nr. 2, Februar 1965, S. 6-7.</ref> |
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Erasmus antwortete auf die gegen ihn als Person und seinen Glauben gerichtete scharfe Polemik Luthers mit einer schriftlichen Selbstverteidigung (''Hyperaspites'', „Schildhalter (zur Abwehr von Spitzen)“, für die sich Luther aber nicht weiter interessierte, so dass die Auseinandersetzung abbrach. Nach Einschätzung von [[Martin Brecht]] wurde ''De servo arbitrio'' von den Zeitgenossen nicht als pauschale Absage an den Humanismus verstanden. „Der Humanismus lebte zunächst fort in dem Rahmen, den die reformatorische oder die altgläubige Seite ihm einräumten.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=231}}</ref> |
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Nach dem 2. Weltkrieg kamen die beiden Brüder Jordan aus Magdeburg nach Düsseldorf und eröffneten, jetzt getrennt, zwei Pelzgeschäfte, die, sogar mit dem gleichen Schriftzug, „Pelzhaus Jordan“, warben. |
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=== Konsolidierung der Reformation === |
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* Mit Königsallee 100 hatte Friedrich Wilhelm Jordan die „feinere“ Adresse gewählt, allerdings am südlichen Ende, dem auch „Kleine Kö“ genannten Stück, dass durch die stark befahrene Graf-Adolf-Straße von der eigentlichen Einkaufsstraße abgetrennt ist. Seine Meisterprüfung hatte er in Magdeburg abgelegt. Zu den Ehrenämtern, die er dort innehatte, gehörte auch die des Obermeisters der Kürschnerinnung, des vereidigten Sachverständigen, des geschäftsführenden Vorstandes der Lieferungsgenossenschaft Sachsen-Anhalt und des Beiratsmitgliedes der Handwerkskammer. |
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[[Datei:Lucas Cranach d.Ä. - Bildnis Johanns des Beständigen, Kurfürst von Sachsen.jpg|mini|Johann der Beständige, 1526 (Lucas Cranach d. Ä.)]] |
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Friedrich der Weise war mitten im Bauernkrieg verstorben. Es war bekannt, dass sein Nachfolger [[Johann der Beständige]] der Reformation wohlwollend gegenüberstand. Lief die Kommunikation Luthers mit seinem Landesherrn bisher nur über Spalatin und betrieb der Hof in vielen Punkten eine bremsende und abwartende Politik, so wurde dies unter seinem Nachfolger anders. Johann der Beständige stand in direktem Austausch mit Luther und traf ihn mehrfach. Die sieben Jahre seiner Regierung ermöglichten den Aufbau von neuen kirchlichen Ordnungen in Kursachsen.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=235}}</ref> |
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Nachdem eine Reihe von Städten ([[Nördlingen]], [[Basel]], [[Allstedt]], [[Reutlingen]], [[Nürnberg]], [[Straßburg]]) seit 1522 die [[Heilige Messe|Messe]] in deutscher Sprache eingeführt hatten, wurde die Arbeit an einer deutschen Liturgie Ende 1525 auch von Luther begonnen. Er ließ sich dabei von [[Johann Walter|Johann Walther]] und dem kurfürstlichen Kapellmeister Konrad Ruppsch beraten. Am 29. Oktober wurde der Entwurf der Wittenberger Gemeinde vorgestellt; der Liturg war [[Georg Rörer]]. An Weihnachten wurde die [[Deutsche Messe (Gottesdienst)|Deutsche Messe]] dann offiziell eingeführt und erschien zum Jahresende im Druck. Sie war für die des Lateins unkundige Bevölkerung da, die auf diese Weise stärker beteiligt wurde. Lateinische Messen sollten weiterhin für die Lateinkundigen stattfinden, damit sie auch künftig in der Lage wären, in anderen Ländern am Gottesdienst teilzunehmen. Daneben schlug Luther eine dritte Form des Abendmahlsgottesdienstes für „die ienigen, so mit ernst Christen wollen seyn und das Euangelion mit hand und munde bekennen“<ref>[[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA]] 19, 75, 5–6.</ref> vor. Dabei hatte Luther wohl eine Art „Kerngemeinde“ vor Augen, die sich in Privathäusern trifft und Gottesdienst hält und wo die Mitglieder sich gegenseitig ermahnen, wenn sie untereinander Sünden begehen, ganz nach dem Befehl Christi. Diese Gottesdienstform wurde zu Luthers Zeit nicht realisiert. Luther verdankte diesen Impuls wohl [[Kaspar von Schwenckfeld]], der ihn im Dezember 1525 besuchte. Luther war wichtig, dass seine Messordnungen nicht als allgemein verbindlich angesehen werden sollten. Vielmehr sah er sie als Beispiele eines evangeliumsgemäßen Gottesdienstes. Im Januar 1526 legte ihm [[Matthäus Alber]] die Reutlinger Gottesdienstordnung vor (oberdeutscher [[Prädikantengottesdienst]]), und Luther hieß diese gut. Die Akzeptanz der Deutschen Messe in Wittenberg war aus Luthers Sicht unbefriedigend. Ein Jahr später war die Gemeinde mit den neuen Melodien noch nicht vertraut, und zwei Jahre später wurden die Lieder auch noch nicht beherrscht.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |Seiten=246–252}}</ref> |
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: Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse verließen er (1951)<ref name="75 J. W. Jordan" /> und sein Bruder nach dem Krieg Magdeburg, am 22. Oktober 1953 erfolgte für seine Firma die Eintragung mit der eigentlichen Firmenbezeichnung ''F. W. Jordan K. G.'' in das Düsseldorfer Handelsregister (Löschung ohne Liquidation im Handelsregister etwa August 1974<ref>„HRA 2303 Pelzhaus Jordan K. G., Düsseldorf. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Die Firma ist ohne Liquidation erloschen.“ In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 246, 9. August 1974, S. 10.</ref>). Seine Frau ''Ursula Jordan'' war als Kommanditistin beteiligt, seit 1962 auch die Söhne ''Thomas'' (* 18. Januar 1940; † 14. November 1998), ''Andreas'' (* 1944) und ''Matthias'' (* 1946), die alle ebenfalls ihre Meisterprüfung ablegten.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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=== Reichstag zu Augsburg (1530) === |
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Nach der Eröffnung eines, vom bisherigen Laden 700 Meter entfernten, eleganten Zweitgeschäfts auf der Königstraße 3 im Jahr 1962, einer kurzen Nebenstraße der Königsallee, befand man sich nun auch mitten im exklusivsten Einkaufsteil Düsseldorfs.<ref name="75 J. W. Jordan" /> |
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[[Datei:Lutherzimmer Veste Coburg by Vincent Eisfeld.jpg|mini|Lutherzimmer in der [[Veste Coburg]]]] |
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Beim [[Reichstag zu Augsburg]] 1530 wollten Luthers Anhänger den protestantischen Glauben reichsrechtlich anerkennen lassen. Dazu verfasste Melanchthon das protestantische [[Glaubensbekenntnis]], die ''[[Confessio Augustana]]'', die Kaiser Karl in Augsburg überreicht und schließlich von ihm geduldet wurde. Luther konnte als Geächteter nicht am Reichstag teilnehmen, doch unterstützte er seine Anhänger von der [[Veste Coburg]] aus, kritisierte aber auch einige der Kompromissformeln Melanchthons als zu entgegenkommend. |
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Luther reiste am 14. April 1530, dem [[Gründonnerstag]], unter dem Schutz des kurfürstlichen Reisezugs, bestehend aus 70 Edelleuten, 7 Rittern, insgesamt 120 Reisenden und Soldaten, von [[Gräfenthal]] aus über die Heer- und Handelsstraße Nürnberg-Coburg-Saalfeld-Leipzig nach [[Neustadt bei Coburg|Neustadt]] und dann weiter nach [[Coburg]]. Am [[Karfreitag]] erreichte der Reformator zusammen mit den Theologen [[Philipp Melanchthon]] und [[Justus Jonas der Ältere|Justus Jonas]] als Begleiter des Kurfürsten [[Johann der Beständige|Johann des Beständigen]] auf dem Weg nach Augsburg die Stadt, wobei der Tross durch das Coburger [[Liste der Denkmäler in Coburg/S#Spitaltor|Spitaltor]] ritt. Anschließend reiste der Kurfürst mit den Aufzeichnungen Luthers und Melanchthon weiter nach Augsburg, um dort auf dem Reichstag die evangelische Konfession zu verteidigen. Da der Reformator unter [[Anathema|Kirchenbann]] und [[Reichsacht]] stand, musste er auf der sicheren [[Veste Coburg]] zurückbleiben und konnte nicht am [[Reichstag zu Augsburg]] teilnehmen. |
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: Im Jahr 1971, ein Jahr nach dem 50jährigen Geschäftsjubiläum, standen vier Kürschnermeister an der Spitze des Unternehmens, der Senior und Gründer Friedrich Wilhelm Jordan und seine Söhne Thomas, Andreas und Matthias. Außerdem gehörte die Seniorchefin und Mitgesellschafterin ''Ursula Jordan'' (geb. Nitsche) zur Geschäftsleitung. Durchschnittlich fünfzig Mitarbeiter waren zu der Zeit mit der Produktion und dem Verkauf beschäftigt.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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Luther lebte und arbeitete vom 24. April 1530 bis zum 4. Oktober 1530 auf der Veste zusammen mit seinem Sekretär [[Veit Dietrich]] und seinem Neffen [[Cyriacus Lindemann]]. Es standen ihm ein Arbeitszimmer und ein Schlafraum zur Verfügung. Luther stand mit seinen Freunden in Augsburg in engem brieflichen Kontakt. Er verfasste in der Zeit 16 Schriften (''Sermone''), übersetzte Bücher des Alten Testaments, die Fabeln des [[Äsop]] und schrieb rund 120 Briefe. Er trat dann am 5. Oktober 1530 mit dem Kurfürsten die Heimreise an. Auf der Veste Coburg wurde Luther im Juni 1530 von seinem jüngeren Bruder Jacob Luther (1490–1571) besucht.<ref>Otmar Hesse: ''Martin Luthers Brüder. Hüttenmeister Jacob Luther (1490–1571).'' Harz-Zeitschrift 2016. Harzverein für Geschichte und Altertumskunde e.V., Lukas Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86732-252-2, S. 104.</ref> Jacob hatte Martin Luther auch 1521 auf seinem Weg zum Reichstag in Worms begleitet. |
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=== Spätzeit und Tod (1535–1546) === |
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Im Jahr 1997 waren als Geschäftsführer die Kürschnermeister Tobias und Thomas Jordan eingetragen. |
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{{Hauptartikel|Augsburger Reichs- und Religionsfrieden}} |
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Nach dem Augsburger Reichstag trat Luther nur noch als Seelsorger und Publizist hervor. Er hielt bis 1545 Vorlesungen in Wittenberg, ab 1535 fast ausschließlich über die [[Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)|Schöpfungsgeschichte]]. Mit verschiedenen Stellungnahmen zu theologischen und politischen Einzelfragen versuchte er zudem weiterhin, den Fortgang der Reformation zu beeinflussen, jedoch mit weit weniger direkter Wirkung. In den [[Türkenkriege]]n (1521–1543) benutzte Luther die Gefahr der [[Osmanisches Reich#Osmanisches Weltreich: 1451 bis 1566|osmanischen Expansion]] zunächst für seine kirchenpolitischen Zwecke.<ref>{{Literatur |Autor=Michael Klein |Titel=Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive |Ort=Hamm |Datum=2004 |Seiten=69–78 |Kommentar=[[Dissertation]] an der [[Fernuni Hagen]] |Online=[http://deposit.fernuni-hagen.de/34/1/Titel_Osmanen.pdf PDF; 841 KB] |Abruf=2013-02-19}}</ref> |
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Er erklärte, dass es zunächst gelte, den „inneren Türken“, also den Papst zu besiegen, bevor man sich daran machen könne, gegen den Großtürken von [[Geschichte Istanbuls#Osmanische Zeit (ab 1453)|Istanbul]] loszuschlagen, die er beide für Inkarnationen des Antichristen hielt. Als die Gefahr mit der [[Erste Wiener Türkenbelagerung|Belagerung Wiens]] durch die Truppen Sultan [[Süleyman I.|Süleymans]] 1529 auch Mitteleuropa betraf, differenzierte er seine Haltung.<ref>{{Literatur |Autor=Michael Klein |Titel=Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive |Ort=Hamm |Datum=2004 |Seiten=137 |Kommentar=[[Dissertation]] an der [[Fernuni Hagen]] |Online=[http://deposit.fernuni-hagen.de/34/1/Titel_Osmanen.pdf PDF; 841 KB] |Abruf=2013-02-19}}</ref> In seiner ''Schrift Vom Kriege wider die Türken'' erläuterte er, dass der Papst den Türkenkrieg bisher nur als Vorwand zum Kassieren von Ablassgeldern benutzt habe. Die Misserfolge in der Abwehr der osmanischen Expansion erklärte er mit seiner Zwei-Reiche-Lehre: Es sei nun einmal nicht Aufgabe der Kirche, zu Kriegen aufzurufen oder sie selbst zu leiten – dies ist eine deutliche Anspielung auf den ungarischen Bischof [[Pál Tomori]], der als einer der Kommandanten für die verheerende [[Schlacht bei Mohács (1526)|Niederlage von Mohács]] verantwortlich war. Für die Verteidigung gegen die Türken sei allein die weltliche Obrigkeit zuständig, der jeder Mensch Gehorsam schulde, die mit dem Glauben jedoch nichts zu tun habe. Mit dieser Argumentation war jede Vorstellung von einem [[Kreuzzug]] gegen die Osmanen unvereinbar. Den Krieg gegen die Türken selbst rechtfertigte Luther als [[Verteidigungskrieg]] und mahnte zu gemeinsamem Handeln. |
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Diese strikte Trennung von geistlichen und weltlichen Zuständigkeiten hob Luther wenige Monate später wieder auf, als er im Herbst 1529 in seiner ''Heerpredigt wider die Türken'' diese als Feinde Christi und eschatologische Vorzeichen des bevorstehenden [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] hinstellte und es zur Aufgabe gerade der Christen erklärte, „getrost dreinzuschlagen“. Mit diesen entschiedenen Tönen wollte er Vorwürfen den Boden entziehen, er habe sich durch Untergraben der Einheit des Christentums zum Handlanger der Türken gemacht.<ref>Klaus-Peter Matschke: ''Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege.'' Artemis & Winkler, Düsseldorf/ Zürich 2004, S. 249–252.</ref> |
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Am 25. Mai 1539, also zu Pfingsten, predigte Luther in der [[Thomaskirche (Leipzig)|Thomaskirche]] die Festrede zur Einführung der Reformation. Die Kirche wurde später der Sitz des ersten Superintendenten und damit Hauptkirche Leipzigs. Das er vom Erker des [[Barthels Hof]]s aus zu den Leipziger Bürger gepredigt haben soll, ist nicht belegt. [[Heinrich Stromer]] bot ihm während seines Aufenthaltes in Leipzig [[Unterkunft|Quartier]]. |
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: umgezogen zur Kaiserstraße 100 |
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: umgezogen zur Goebenstraße 3 (Jordan GmbH & Co KG) |
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: Mai 1999 wurde das Unternehmen aufgelöst, Liquidator war Matthias Jordan (* 15. Dezember 1945), letzte Geschäftsführer waren Thomas und Andreas Jordan. |
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: Tobias und Matthias Jordan anschließend in der Textilbranche |
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* Kaufmann Werner Jordan, Düsseldorf, |
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: seit 1954 Friedrichstraße 73 |
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: dann Friedrichstraße 110 |
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: dann Friedrichstraße 17 (später dort Pelzhaus Gerson)<ref>Ohne Autorenangabeː ''Werner Jordan 70 Jahre''. In: ''Rund um den Pelz International'', 1972, Heft 10, S. 76.</ref> |
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In seiner Schrift ''[[Wider Hans Worst]]'' aus dem Jahre 1541 polemisierte er gegen Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich von Braunschweig zu Wolfenbüttel]],<ref>Dieter Demandt: ''Die Auseinandersetzungen des Schmalkaldischen Bundes mit Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel im Briefwechsel des St. Galler Reformators Vadian.'' Zwingliana XXII, 1995, S. 45–66 [http://www.zwingliana.ch/index.php/zwa/article/viewFile/370/281]</ref> der auf seinem Territorium am Katholizismus festhielt. Im Frühjahr des Jahres 1538 war zwischen dem Braunschweig-Wolfenbütteler und dem verstorbenen [[Johann Friedrich I. (Sachsen)|Johann Friedrich I.]], Kurfürst von Sachsen sowie dem Landgrafen [[Philipp I. (Hessen)|Philipp I.]] eine offene Feindschaft ausgebrochen, durch die sich Luther selbst angegriffen sah. Als Ende 1540 im Auftrage von Heinrich II. einige Schriften erschienen<ref>Abgedruckt im 4. Buch von [[Friedrich Hortleder]]: ''Der römischen Keyser- und königlichen Maiesteten....Handlungen und Ausschreiben: Von den Ursachen des teutschen Kriegs Kaiser Carl V., wider die Schmalkaldische Bundesoberste.'' 2 Bde., Folianten, Gotha, Endter, 1645, mit 62 Kupfern [http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd17/content/titleinfo/377967]</ref>, in denen die Protestanten als abtrünnige, gotteslästernde Ketzer gebrandmarkt wurden und behauptet wurde, Luther habe seinen Landesherrn als „Hans Worst“ tituliert, verfasste er eine Gegenschrift, in der Luther seine [[Ekklesiologie]] ausbreitete.<ref>Bernhard Lohse: ''Martin Luther: eine Einführung in sein Leben und sein Werk.'' C.H.Beck, München 1997, ISBN 978-3-406-41982-9, S. 103</ref> |
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*dessen Sohn Klaus Jordan |
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: 1958 in Köln auf der Hohestraße in eigenen Räumen |
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: 1983 wurde Klaus Jordan erneut zum Obermeister der Kürschnerinnung Köln-Bonn gewählt.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Klaus Jordan als Obermeister wiedergewählt''. In: ''Pelz International'', Nr. 12, Dezember 1983, S. 24.</ref> |
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Trotz eines schon länger währenden Herzleidens reiste Luther im Januar 1546 über Halle nach Eisleben, um einen Streit der Grafen von Mansfeld zu schlichten. Luther logierte vermutlich im Haus des [[Albrecht VII. von Mansfeld|Albrecht VII. von Mansfeld-Hinterort]] (1480–1560), dem Eisfelder Stadtpalais. Albrecht VII. stand schon früh, seit dem Jahre 1518, in engem Kontakt zu Luther. Er hatte seinen Auftritt auf dem Wormser Reichstag 1521 persönlich miterlebt und ihm den ersten Teil seiner Kirchenpostille gewidmet. Später und nicht zuletzt unter dem Einfluss seiner Berater, die teilweise zum engeren Freundeskreis des Wittenberger Reformators gehörten, förderte Albrecht VII. aktiv den reformatorischen Prozess und den langwierigen Aufbau der evangelischen Kirchenorganisation in der Grafschaft Mansfeld. Martin Luther hatte Albrecht VII. im Jahre 1521 ein Buch gewidmet, in dem er an den Grafen schrieb: „Gottes Gnade wolle den Grafen für Menschenlehren gnädig behüten und auf göttlicher Lehre richtig und fest behalten.“ Nur ein Jahr später forderte Herzog [[Georg der Bärtige|Georg von Sachsen]] den Grafen Albrecht auf, seine Untertanen im alten katholischen Glauben zu halten und alle zu bestrafen, die von der katholischen Lehre abweichen. 1523 versuchte Graf Albrecht VII. zwischen Martin Luther und dem Herzog von Sachsen zu vermitteln. Das adelige [[Stammliste von Mansfeld#Die Grafen von Mansfeld (1353–1492)|Geschlecht der Grafen von Mansfeld]] war hinsichtlich seiner Zuwendung zur Reformation gespalten. Graf [[Ernst II. von Mansfeld-Hinterort]] (1479–1531), ein Sohn von Albrecht III. (V.) und Susanna von Bickenbach, hatte 22 Kinder, er gehörte zu den Räten des Herzogs von Sachsen, [[Georg der Bärtige|Georg dem Bärtigen]]; beide blieben Rom und dem altem Glauben treu. Ernst II. residierte auf der [[Festung Heldrungen]]. Einige seiner Söhne führten auf ihren Territorien das protestantische Bekenntnis ein. Die Söhne des [[Stammliste von Mansfeld#Ernst1|Grafen Ernst I. von Mansfeld-Hinterort]] (1475–1485/1586), Gebhard VII. von Mansfeld-Mittelort (1478–1558) und sein Bruder, der besagte Albrecht VII. von Mansfeld-Hinterort (1480–1560), standen der Reformation sehr nahe. Die Aufteilung der überschuldeten Grafschaft unter die vielen Söhne und die Abfindung der Töchter führten zu langwierigen und erheblichem Streitigkeiten. Luther reiste im Januar, begleitet von seinen drei Söhnen, über Halle in seine Geburtsstadt Eisleben, um dort die Erb- und Rechtsstreitigkeiten innerhalb der Mansfeldischen Grafenfamilie beilegen zu helfen. An den abschließenden Verhandlungen am 17. Februar nahm er, von der winterlichen Reise geschwächt und unter [[Angina pectoris]] leidend, nicht mehr teil; die Verhandlungen endeten jedoch erfolgreich. |
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Kürschnermeister ''Thomas Jordan'' (* 18. Januar 1940), † 14. November 1998), 1997 Geschäftsführer Kürschnermeister ''Matthias Jordan'' (* 15. Dezember 1945, war im Jahr 2004 nicht mehr berufstätig) und Kürschnermeister ''Tobias Jordan''. 1999 Auflösung der ''Pelzhaus Jordan GmbH Düsseldorf.'' |
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Er starb am Zielort in der Nacht vom 17. zum 18. Februar 1546 morgens um 3 Uhr in Anwesenheit von Graf Albrecht VII. und seiner Frau, Gräfin Anna von Honstein-Klettenberg (1490–1559). Das heutige [[Martin Luthers Sterbehaus|Haus Andreaskirchplatz 7]] wird als sein Sterbehaus bezeichnet, gilt aber nach letzten Forschungen nicht mehr als der historische Ort, an dem Luther verstarb – das wirkliche Sterbehaus war vermutlich das Stadtschloss (Markt 56) des Grafen [[Albrecht VII. von Mansfeld]], in dem sich heute das Hotel Graf von Mansfeld befindet. Sein Leichnam wurde nach Wittenberg überführt und am 22. Februar in der Schlosskirche beigesetzt. Vormund seiner Kinder wurde sein treuer Anhänger und Freund, der Arzt [[Matthäus Ratzenberger]]. |
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Als seine letzten schriftlichen Worte wird eine lateinische Notiz auf einem Zettel vom 16. Februar betrachtet, der nach Luthers Tod gefunden wurde: |
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=== Pelzhaus Kimmeskamp === |
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{{Zitat|Die Hirtengedichte Vergils kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Hirte gewesen. Die Vergilschen Dichtungen über die Landwirtschaft kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Ackermann gewesen. Die Briefe Ciceros kann niemand verstehen, er habe denn 25 Jahre in einem großen Gemeinwesen sich bewegt. Die Heilige Schrift meine niemand genügsam geschmeckt zu haben, er habe denn hundert Jahre lang mit Propheten wie Elias und Elisa, Johannes dem Täufer, Christus und den Aposteln die Gemeinden regiert. Versuche nicht diese göttliche Aeneis, sondern neige dich tief anbetend vor ihren Spuren! Wir sind Bettler, das ist wahr. |
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* Leo Kimmeskamp, Hindenburgwall 39: 1950 (Leo K.), 1953, 1954, 1955, 1956, 1957, 1966 (Heinrich-Heinrich-Allee 37), 1967, 1973 (Pelzhaus Kimmeskamp), 1979 (1989 nicht mehr aufgeführt) |
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|Autor= |
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[[Datei:Pelzhaus Kimmeskamp, Düsseldorf, Heinrich-Heine-Allee (Briefkopf, 1971).jpg|mini|Briefkopf Pelzhaus Kimmeskamp (1971)]] |
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|Quelle= |
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''Pelzhaus Kimmeskamp'' (Inhaber Frau Wieler-Kimmeskamp), Heinrich-Heine-Allee-37. Seit 1875 in Düsseldorf. |
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|ref=}} |
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Im Januar 1545 schrieb [[Johannes Calvin]] einen Brief an Luther, darin bat er ihn „in ein paar Worten zu schreiben“, wie er über das Verhalten der „[[Nikodemismus|Nikodemiten]]“ in Frankreich urteilte und über Calvins Schrift, in der er deren Glaubenspraxis scharf ablehnte, also die Weise, bei evangelischer Gesinnung weiterhin an den römisch-katholischen Zeremonien teilzunehmen. Melanchthon wagte jedoch nicht den Brief an Martin Luther zu übergeben, so dass dieser den Wittenberger Reformator nicht erreichte. Johannes Calvin und Martin Luther waren sich nicht persönlich begegnet. Luther äußerte sich wohlwollend über Calvins ''Kleinen Abendmahlstraktat'' (1541). |
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Im Jahr 1928 Düsseldorf meldete eine Fachzeitschrift, „das Pelzhaus Kimmeskamp, vorm. Wessoly, Hindenburgdamm 39 ''[die heutige Heinrich-Heine-Allee]'', das seit 1875 besteht, führt zurzeit einen größeren Neubau aus, durchgehend bis zur Neustraße. In den hinzugekommenen Räumen wird eine Spezialabteilung für Damen-Mäntel (Pelz) eingerichtet. Im Keller wird eine größere Tresoranlage zur Aufbewahrung von Pelzen geschaffen.“<ref>In: ''Das Pelzgewerbe'' Nr. 67, Leipzig, 4. Juni 1928.</ref> Im September desselben Jahres verkündete die Firma die Fertigstellung des angegliederten Neubaus. |
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== Martin Luther und die Druckmedien == |
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Als letztes Familienmitglied führte Hilde Wieler-Kimmeskamp (7. Juni 1911; † 18. August 2003) geb. Busch das Unternehmen, jahrelang unterstützt von der als resolut bekannten Direktrice ''Fräulein Meising'' (* 1910; † nach 2000). |
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Die Geschichte und der Verlauf der Reformation sind auch [[Mediengeschichte]], in die sich Luther, vor allem zu Beginn, auch direkt einbrachte. So verteilte er Druckaufträge an verschiedene Druckereien, begutachtete die Druckqualität und beklagte sich häufig über schlechte Ergebnisse.<ref>[[Olaf Mörke]]: ''Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung.'' Oldenbourg, München 2011, ISBN 978-3-486-59987-9, S. 132 f.<br />Andreas Würgler: ''Medien in der frühen Neuzeit.'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2013, ISBN 3-486-75521-8.<br />Marcel Nieden: [http://ieg-ego.eu/de/threads/europaeische-medien/europaeische-medienereignisse/marcel-nieden-die-wittenberger-reformation-als-medienereignis ''Die Wittenberger Reformation als Medienereignis.''], 23. April 2012.</ref> Luther und seinen Mitstreitern gelang es durch die Verbreitung seiner Schriften, d. h. durch Herstellung von [[Öffentlichkeit]], den theologischen [[Diskurs]] in eine größere Leserschaft zu tragen. |
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Nachdem sich seit Mitte des 15. Jahrhunderts der [[Buchdruck]] mehr und mehr [[Ausbreitung des Buchdrucks|verbreitet]] hatte, kam es um die Jahrhundertwende zu einer gewissen Stagnation im Verlags- und Druckwesen. Dies änderte sich u. a. durch den Beginn der Reformation: Innerhalb kürzester Zeit stiegen die [[Auflage (Publikation)|Auflage]]nzahlen immens an.<ref>[[Helga Schnabel-Schüle]] (Hrsg.): ''Reformation. Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch.'' Metzler, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-476-02593-7, S. 298–310.</ref> So sahen Pettegree (2016)<ref>Andrew Pettegree: ''Die Marke Luther. Wie ein unbekannter Mönch eine deutsche Kleinstadt zum Zentrum der Druckindustrie und sich selbst zum berühmtesten Mann Europas machte - und die protestantische Reformation lostrat.'' Insel, Berlin 2016, ISBN 978-3-458-17691-6, S. 119–129; 155.</ref> bzw. Pettegree und Hall (2004)<ref>Andrew Pettegree, Matthew Hall: ''The reformation and the book. A reconsideration.'' The Historical Journal 47, 2004, S. 785–808.</ref> in der gelungenen Verbindung zwischen Buchdruck, der [[Umgangssprache|Volkssprachlichkeit]], dem vermehrten Gebrauch von [[Illustration]]en, so etwa aus der Werkstatt von Lucas Cranach, aber auch in der dezentralen Verbreitung der Druckerzeugnisse wichtige Säulen für die Ausbreitung der reformatorischen Ideen. Während die vorhandenen bzw. sich entwickelnden [[Brief]]netzwerke das zentrale Informationsaustauschmedium für [[Humanismus|humanistische]] und reformatorische Inhalte unter der [[Bildungselite]] waren, öffneten die [[Druckmedien]] diese Botschaften einem immer größer werdenden Kreis der [[Lesekompetenz|literalen]] Leserschaft. |
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In den letzten Jahren ihres Bestehens gehörte die Firma zur Pelzhandelsgesellschaft Rosenberg & Lenhart, Frankfurt am Main, zeitweilig mit dem Werkstattleiter Klaus Müller, der bereits vor dem Besitzerwechsel dort tätig war. |
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Luther hatte sich nach seiner Übernahme der Wittenberger Professur, ''lectura in biblia'' im Jahr 1512 mit Druckveröffentlichungen zunächst zurückgehalten. Erst als unautorisierte Nachdrucke seiner „95 Ablassthesen“, die nach 1517 in Nürnberg, Leipzig und Basel erschienen waren, kam es offenbar zu einem Wechsel in der Publikationsstrategie.<ref>Peter Ukena: ''Flugschriften und verwandte Medien im Kommunikationsprozeß zwischen Reformation und Frühaufklärung.'' In: Hans-Joachim Köhler (Hrsg.): ''Flugschriften als Massenmedium der Reformationszeit: Beiträge zum Tübinger Symposion 1980.'' Spätmittelalter und frühe Neuzeit 13, Klett-Cotta, Stuttgart 1981, ISBN 978-3-12-911630-2, S. 163–170</ref> |
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In Luthers ''[[Predigt|Sermon]] von Ablass und Gnade'' (1518)<ref>Martin Luther: ''Ein Sermon von Ablaß und Gnade (1517/1518).'' In: Reinhard Brandt: ''Übertragung in heutiges deutsch, Einführung und Erläuterung zu: Ein Sermon vom Ablass und von der Gnade durch den würdigen Dr. Martin Luther, Augustiner zu Wittenberg.'' In: Luther (Lutherzeitschrift der Luther-Gesellschaft), Jg. 73 (2002), Heft 1, S. 4–9.</ref> gelang es ihm, seine Gedanken in einer prägnanten und kurzen Ausdrucksweise darzulegen. Die Schrift erschien bei einem seiner ersten Drucker, [[Johann Gronenberg]], in mehreren Auflagen und stellte gewissermaßen die Ausarbeitung seiner ''[[95 Thesen]]'' dar. Zuvor war im Jahr 1517 bei [[Jacob Thanner]] in Leipzig ein offenbar von Luther selbst beauftragter Einblattdruck (Folioblatt in zwei Spalten) des lateinischen Textes seiner 95 Thesen gefertigt worden, mit dessen Druckqualität der Autor aber nicht zufrieden war. Weitere bedeutende Druckerei-Handwerksbetriebe waren die von [[Melchior Lotter der Ältere|Melchior Lotter dem Älteren]], [[Melchior Lotter der Jüngere|Melchior Lotter dem Jüngeren]], [[Hans Lufft]] und [[Georg Rhau]].<ref>Stefan Oehmig (Hrsg.): ''Buchdruck und Buchkultur im Wittenberg der Reformationszeit.'' Bd. 21, Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-04078-0, Textauszug [https://www.eva-leipzig.de/material/leseproben/pdf/zw_9783374040780_digital_LP.pdf PDF; 2.1 MB, 37 Seiten]</ref> |
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=== Pelz Kunze === |
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[[Datei:Pelz Kunze, Düsseldorf (Logo 1969).jpg|mini|Pelz Kunze, Firmenschriftzug]] |
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* Pelz-Kunze KG, Heinrich-Heine-Allee 38: 1966, 1967; Martin-Luther-Platz 32: 1973, 1979, 1989 (1991 nicht mehr aufgeführt) |
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1967: Heinrich-Heine-Allee 38<ref name="Winckelmann 75" />f> |
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1520, auf dem Zenit von Luthers publizistischem Schaffen, kamen im deutschsprachigen Raum etwa 500.000 seiner Schriften und [[Flugschrift]]en auf den Markt, obgleich das [[Analphabetentum]] in jener Zeit hoch war. Geschätzt konnten nur etwas mehr als eine Million von knapp zwölf Millionen Einwohnern des Heiligen Römischen Reiches lesen. Eine von Luthers meistverkauften Flugschriften, ''An den christlichen Adel deutscher Nation'', wurde in ihrem Erscheinungsjahr 1520 insgesamt fünfzehnmal aufgelegt, bei bis zu 4000 Exemplaren pro Auflage. |
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Im September 1962 eröffnete ''Erich Kunze'' in Düsseldorf auf der Düsseldorfer Heinrich-Heine Allee 38 die Firma ''Pelz Kunze KG'', hervorgegangen aus seinem seit 1951 am Kurfürstendamm und ab 1972 auf der Meinekestraße gelegenen exklusiven früheren Berliner Geschäfts. Persönlich haftende Gesellschafterin der von der Berliner Firma unabhängigen Pelz Kunze KG war ''Hildegard Kunze'', während ihr Ehemann ''Erich Kunze'' und der Kaufmann ''Konrad Hellermann'' kommanditistisch beteiligt waren. Der Berliner Betrieb beschäftigte rund 40 Mitarbeiter. Im August 1970 verlegte man das Düsseldorfer Geschäft mit Werkstatt zum Martin-Luther-Platz in das Gebäude des Simon-Bank-Centers. |
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Im Zusammenhang der von Wittenberg ausgehenden reformatorischen Bewegung traten auch andere Autoren publizistisch hervor. Berechnungen zufolge wurden alleine im Jahr 1524 ca. 2.400 Flugschriften mit einer geschätzten Gesamtanzahl von 2,4 Millionen Exemplaren veröffentlicht.<ref>Hans-Joachim Köhler: ''Erste Schritte zu einem Meinungsprofil der frühen Reformationszeit.'' In: Volker Press, Dieter Stievermann (Hrsg.): ''Martin Luther: Probleme seiner Zeit.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1986 (Spätmittelalter und frühe Neuzeit 16), S. 244–281.</ref> |
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Die Verbreitung der Reformation beruhte wesentlich auf der Einbeziehung der volkssprachlichen Leserschaft. Sie erfuhr von der gesamten Entwicklung, ausgehend von der Ablasskritik und später zu den kirchenreformerischen Vorschlägen erst, als sich reformatorische Autoren bewusst mit volkssprachlichen Texten, insbesondere mit Flugschriften, an sie wandten.<ref>Hans-Joachim Köhler (Hrsg.): ''Flugschriften als Massenmedium der Reformationszeit. Beiträge zum Tübinger Symposion 1980.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1981, ISBN 978-3-12-911630-2.</ref> So hatte Luther in den Jahren 1518 bis 1519 festgestellt, dass lateinische und deutschsprachige Texte zwei intellektuell wie sozial verschiedene Rezipientenkreise erreichen. Er unterschied zwischen Gelehrten, unter denen er Lateinkundige, vor allem Theologen, verstand, und Laien, die den weitaus größeren Teil der [[Untertan]]en im Heiligen Römischen Reich bildeten und höchstens über volkssprachliche Lesefertigkeiten verfügten.<ref>Christoph Galle: ''Die Reformation als Sprachereignis. Martin Luther, die Reformation und die Entwicklung einer deutschen Volkssprache.'' NR. 11, November 2016, abgerufen am 20. Januar 2019 [https://literaturkritik.de/die-reformation-als-sprachereignis-martin-luther-reformation-entwicklung-einer-deutschen,22086.html] auf Literaturkritik.de</ref><ref>[[Mark U. Edwards]]: ''Printing, Propaganda and Martin Luther.'' University of California Press, Berkeley/Los Angeles/Oxford 1994. [https://publishing.cdlib.org/ucpressebooks/view?docId=ft3q2nb278;query=;brand=ucpress] auf UC Press E-Books Collection, 1982-2004.</ref> |
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Geführt wurde die Düsseldorfer Dependance von Kürschnermeister ''Joachim Frede'' (* 1924), der in Berlin bei Kunze gelernt hatte, und seiner Ehefrau ''Gisela Frede''. Joachim Frede kam aus Frankfurt am Main, wo er bei dem renommierte Pelzhaus Adolf Doll und Söhne gearbeitet hatte. ''Adolf Doll'' war ein bekannter selbständiger Kürschner mit vielen Ehrenämtern in Berlin - unter anderem Vorsitzender des deutschen Reichsbundes der Kürschner - er war Joachim Fredes Großvater. 1955 legte er in Koblenz seine Meisterprüfung ab und bestand gleichzeitig das Handelsabitur. Bis 1962 arbeitete er im Betrieb seines Vaters in Trier. Auch die Ehefrau Gisela kam aus der Pelzbranche, sie hatte ebenfalls das Kürschnerhandwerk im Berliner Stammhaus der Kunzes erlernt.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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== Sprachprägende Wirkung == |
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Luthers Sprachform war das [[Ostmitteldeutsch]]e seiner Heimat, in dem nord- und süddeutsche Dialekte schon teilweise verschmolzen waren, was eine große Verbreitung seiner Schriften ermöglichte. Luthers Sprache ist nach [[Werner Besch]] (2014) außerdem eingebunden in die maßgebliche kursächsische Schreibtradition Wittenbergs.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=[[Werner Besch]] |Titel=Luther und die deutsche Sprache: 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte im Lichte der neueren Forschung |Verlag=Erich Schmidt Verlag |Ort=Berlin |Datum=2014 |ISBN=978-3-503-15522-4}}</ref> Erst durch Luthers theologische Autorität gab seine Bibelübersetzung dem [[Obersächsischer Dialekt|obersächsisch]]-meißnischen Dialekt den Impuls zum allgemeinsprachlichen [[Frühneuhochdeutsch]] in ganz Deutschland, vor allem im niederdeutschen Raum, später auch im Oberdeutschen. „Das Deutsch seiner Bibel ist wohl der wichtigste Steuerungsfaktor in der jüngeren Sprachgeschichte“, so das Fazit von Besch.<ref name=":1" /> |
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Mit der [[Bibelübersetzung]], einem Gemeinschaftswerk Luthers, Melanchthons und weiterer Wittenberger Theologen, erzielte der Reformator eine große Breitenwirkung. Die endgültige sprachliche Gestaltung behielt sich Luther vor, so dass die Bezeichnung [[Lutherbibel]] zutreffend ist. Es gab vorher schon vierzehn hochdeutsche und vier niederdeutsche [[Vorlutherische deutsche Bibeln]]. Die Prinzipien seiner Übersetzungsarbeit hat Luther selbst in seinem ''[[Sendbrief vom Dolmetschen]]'' von 1530 ausführlich dargestellt und gegen den katholischen Vorwurf der Textverfälschung gerechtfertigt. |
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Seine unterste Preisgrenze lag bei [[Nutriafell|Hochschurnutria]], eine mittlere Preislage im damaligen Pelzsortiment.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Mehr Laufkundschaft als am Kudamm''. In: ''Die Pelzwirtschaft'' Heft 10, Berlin 1972, S. 10-11.</ref> |
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Luther übersetzte nicht wortgetreu, sondern versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Sinn ''(sensus literalis)'' ins Deutsche zu übertragen. Dabei legte er die Bibel gemäß seiner Auffassung von dem her aus, „was Christum treibet“, und dies hieß für ihn, auszugehen von Gottes Gnade in Christus als Ziel und Mitte der ganzen Schrift. Er begriff das Evangelium „eher als mündliche Botschaft denn als literarischen Text, und von daher erhielt die Übersetzung ihren sprechsprachlichen, hörbezogenen Charakter.“<ref name=":15">{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1986 |ISBN= |Seiten=57}}</ref> Seine sprachliche Gestaltung wirkte bis zur Gegenwart stil- und sprachbildend. Im Bereich des [[Lexikologie|Wortschatzes]] ersann er Ausdrücke wie „Sündenbock“, „Lückenbüßer“, „Lockvogel“ oder „Dachrinne“. Auch [[Metapher|metaphorische]] [[Phraseologie|Redewendungen]] wie „Perlen vor die Säue werfen“ gehen auf ihn zurück. Neben diesen Neuerungen bewahrte er aber auch historische Formen der [[Morphologie (Linguistik)|Morphologie]], die schon weitgehend durch [[Apokope (Sprachwissenschaft)|Apokope]] verschwunden waren, wie das [[Lutherisches e|lutherische e]] in Plural, [[Präteritum]] und anderen Wortformen. Für die Rechtschreibung führte seine Übersetzung dazu, dass die [[Großschreibung]] der Nomen beibehalten wurde. Luthers Bibel gilt daneben auch dichterisch als große Leistung, da sie bis in den Silbenrhythmus ([[Prosodie]]) hinein durchdacht ist.<ref name=":15" /> Sie ist eine wichtige Basis der [[Kirchenmusik]]: viele Kompositionen verwenden Luthers Textfassung für [[Choral|Choräle]], [[Kantate]]n, [[Motette]]n und andere musikalische Formen. |
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== Theologie == |
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=== Grundbegriffe === |
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[[Datei:Einnähetiketten Düsseldorfer Pelzfirmen (Ausschnitt Lipsia).jpg|mini|hochkant=0.7|Lipsia, Webetikett]] |
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==== Heilsgewissheit ==== |
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Dieses Motiv ist für Luthers reformatorische Wende 1518 sehr wichtig. Luther formulierte damit etwas Neues. Die abendländische theologische Tradition lehrte, der Mensch könne nie sicher sein, ob er im „Stand der Gnade“ sei, denn erstens sei Gott frei, seine Gnade zu schenken, wie er es wolle, und zweitens würde der Mensch, wäre er seines Gnadenstandes sicher, leichtsinnig und vermessen. Luther identifizierte die lebenslange Unsicherheit und damit Angst, die die Frömmigkeit unter dem Papsttum präge, als „Monstrum“, „Hölle“, „Pest“.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=131-132}}</ref> Was Luther mit Heilsgewissheit meinte, muss aber vor einer Reihe von Missverständnissen geschützt werden: es ist weder eine Sicherheit, die meint, die Lebensführung sei egal und man könne machen, was man wolle. Auch kann man, laut Luther, den Glauben und das subjektive Gefühl des Trostes nicht wie einen permanenten Besitz verbuchen – beides sei gefährdet und könne verloren gehen. Schließlich solle der Christ über Gottes Pläne mit dem Menschen ([[Prädestination]]) keine Spekulationen anstellen.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=136-137}}</ref> Heilsgewissheit im Sinne Luthers ist „die Erkenntnisseite des Glaubens, das Bewußtsein von dem, was im Glauben geschieht: die empfangende Annahme der rettenden Gemeinschaft mit Gott.“<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=139-140}}</ref> |
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==== Wort – Glaube – Sakrament ==== |
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* Pelz Import Lipsia, Am Wehrhahn 25: 1955 (1. Eintrag), 1956; Am Wehrhahn 34: 1956, 1966, 1967; Oststr. 1: 1973 (Lipsia-Pelz-Import), 1979; Königsallee 28-30: 1989, 1991 (H. Kraft-Nastri) |
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In der ''Hebräerbriefvorlesung'' bricht bei Luthers Auslegung von Hebr 5,1 die Sakramentsfrage so dringlich auf, dass die neuere Forschung hier einen Zusammenhang mit der reformatorischen Wende sieht.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=167-168}}</ref> Voll ausformuliert ist Luthers Sakramentsverständnis dann 1520 in der Hauptschrift ''[[Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche]]''. Hintergrund der Argumentation Luthers ist die Sakramentspraxis seiner Zeit. Eines der sieben Sakramente hatte für den normalen christlichen Laien damals außerordentliche Bedeutung: das [[Bußsakrament]]. Um dieses herum hatte sich ein reiches seelsorgerliches Angebot gebildet; ein Kernsatz dabei war, das Sakrament wirke durch den Vollzug (''ex opere operato''), sofern der Empfänger es nicht nur zum Schein, sondern bejahend annehme (''non ponit obicem''). Damit verschob sich das Interesse auf die objektiv feststellbare, aufzählbare Erfüllung bestimmter Bedingungen, unter denen das Bußsakrament seine Wirksamkeit entfalten konnte.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=155-157}}</ref> Ein Korrektiv zu dieser Entwicklung war die hochmittelalterliche, an den Kirchenvätern geschulte Sakramentenlehre, etwa bei [[Thomas von Aquin]]: im Sakrament werde die „Heilstat Christi erinnert, ihre gegenwärtige Heilswirkung gefeiert und ausgeteilt, die ewige Vollendung erahnt und im «Angeld» vorweggenommen.“<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=155}}</ref> Das Wort (konkret: das neutestamentliche Stiftungswort) mache aus der mehrdeutigen sakramentalen Handlung das eindeutige sakramentale Zeichen. Luther schätzte die Formulierung des Augustinus, die er häufig zitierte: ''Accedit verbum ad elementum et fit sacramentum.''<ref>{{Literatur |Autor=Albrecht Beutel |Titel=In dem Anfang war das Wort: Studien zu Luthers Sprachverständnis |Hrsg= |Sammelwerk=Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie |Band=27 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Mohr Siebeck |Ort=Tübingen |Datum=1991 |ISBN= |Seiten=473 |Kommentar=Fundstelle des Augustinus-Zitats: Tractatus in Iohannis Evangelium 80,3}}</ref> Allerdings blieb dieser große theologische Entwurf abseits der Gemeindefrömmigkeit, wurde auch von vielen Klerikern nicht verstanden. Hier setzte Luther ein, der in immer neuen Formulierungen die Verbindung von Wort, Glaube und Sakrament in der Frömmigkeit jedes Christen verankern wollte; ein Beispiel: Gott ist überall „in allen Kreaturen und ich möchte ihn im Stein, im Feuer, im Wasser oder auch im Strick finden, wie er denn gewißlich da ist, will er doch nicht, daß ich ihn da suche ohne das Wort und mich ins Feuer oder ins Wasser werfe oder an den Strick hänge. Überall ist er, er will aber nicht, daß du überall nach ihm tappest, sondern wo das Wort ist, da tappe nach, so ergreifst du ihn recht.“<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=159-160 |Kommentar=Fundstelle des Luther-Zitats: WA 19, 492, 19}}</ref> |
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==== Freiheit eines Christenmenschen ==== |
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Letzte Adresse: Königsallee 30; außerdem Am Wehrhahn 25, Eingang Oststraße (Werkstatt). 1967: Heinrich-Heine-Allee 38.<ref name="Winckelmann 75" /> |
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Die Schrift [[Von der Freiheit eines Christenmenschen]] (1520) hat ihre Pointe darin, viele der frommen Aktivitäten, die zu Luthers Zeit üblich waren, für überflüssig zu erklären. Gott habe sie nicht geboten, auch suche jeder darin nur das Seine, nämlich sein eigenes Seelenheil. Wirklich gute Werke aber seien solche, die dem Mitmenschen nützten.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=201-202}}</ref> |
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Dagegen lehnte Luther die menschliche Willensfreiheit in pointierten Formulierungen ab. Der freie Wille sei nach dem Sündenfall eine „Sache bloßen Namens“ (''res de solo titulo'') – so schon in der Heidelberger Disputation. Gegenüber der Kritik [[Erasmus von Rotterdam|Erasmus’ von Rotterdam]] bekräftigte Luther 1525, dass er zu dieser These von der Unfreiheit des Willens stehe, sie sei sogar der „Angelpunkt der Sache“ (''cardo rerum''). Luther vertritt damit aber keinen [[Determinismus]], sondern bestreitet, dass der Mensch sich selbst in das „richtige“ Verhältnis zu Gott setzen könnte. Das ist eine Konsequenz aus der Rechtfertigungslehre: der Mensch ist passiv gegenüber dem Heilshandeln Gottes. Dagegen ist der Mensch nach Luther frei, in seinem Alltagshandeln zu entscheiden; die alltäglichen Freiheitserfahrungen, die er dabei mache, seien kein unwirklicher Schein. Ja noch mehr: der Mensch sei imstande und frei, dem rechtfertigenden Gott durch sein Alltagshandeln zu antworten. Er könne freiwillig am Aufbau des Reiches Gottes in der Welt mitwirken.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=203-205}}</ref> |
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Die Firma ''Lipsia'' gehörte, schon durch ihre hervorragende Lage in eigenen Räumen im Pavillon des neuerbauten Kö-Centers, zu den führende Pelzanbietern im hochpreisigen Bereich. Der Name Lipsia, lateinisch für Leipzig, wies auf die Pelzstadt Leipzig hin, von wo der griechische Inhaber in die Bundesrepublik gekommen war. Die Firma ''Lipsia Pelze Achilles Pappageorgis, Frankfurt am Main'' wurde am 10. März 1975 im Handelsregister gelöscht.<ref>HRG. ''A 16.678''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 285, S. 75.</ref> |
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==== Gerecht und Sünder zugleich ==== |
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Im Fachverzeichnis ist Lipsia erstmals im Jahr 1966 mit der Adresse Am Wehrhahn 30 eingetragen. Die letzten Geschäftsjahre befand sich dort nur noch die Werkstatt. Befreundet mit seiner Mitarbeiterin ''Helga Kraft'' überschrieb er ihr den Düsseldorfer Teil des Unternehmens, ein zweites Geschäft bestand wohl in Griechenland. Auffallend war Helga Krafts Vorliebe für etwas ungewöhnliche Pelzfarben, insbesondere rosa. Während der Zeit ihrer Selbständigkeit heiratete sie den Italiener ''Gennaro Nastri'' († Mai 2005), der eine florierende Eisdiele auf der Insel [[Capri]] besaß, und nahm dessen Namen mit an. Die Änderung im Handelsregister von ''Lipsia-Pelzimport Helga Kraft'' zu ''Lipsia Pelze Helga Kraft-Nastri'' erfolgte im Jahr 1982.<ref>''Neues aus dem Handelsregister''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 661, 17. September 1982.</ref> |
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Nach scholastischer Theologie war es undenkbar, dass Sünde und Gnade auch nur einen Augenblick „zugleich“ den Menschen bestimmen könnten. Er befinde sich stets im Stand der Sünde oder dem Stand der Gnade, und das ganz. Luthers These, der Mensch sei zugleich gerecht und Sünder (''simul iustus et peccator'') wird verständlicher, wenn man wahrnimmt, dass er in Beziehungen dachte: „Sünde ist die vom Menschen begonnene Beziehung der Feindschaft gegen Gott, des Widerstands, der Verachtung […]. Gnade, Gerechtigkeit dagegen ist die Beziehung […], die Gott mit dem Menschen ''trotz'' seiner Sünden, ''gegen'' seine Sünde immer wieder neu begründet.“<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Mainz |Datum=2004 |ISBN= |Seiten=218}}</ref> |
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==== Rechtfertigung ==== |
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Kürschnermeister ''Wilhelm Werner'', gelernt im Pelzhaus Jordan, Friedrichstraße, war seit 1974 bis kurz vor Schließung der ''Lipsia Pelze Haute Couture GmbH'' Werkstattleiter im Atelier auf dem Wehrhahn und führte die Anproben auf der Königsallee aus. Anschließend ging er zu den Brüdern ''Slupinski'', beide selbst Kürschnermeister, ebenfalls auf der Königsallee. |
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Gott allein kann den Menschen annehmen und rechtfertigen. Dieser Vorgang der [[Rechtfertigung (Theologie)|Rechtfertigung]] ist in der reformatorischen Theologie eine Tat Gottes allein aus Gnade ([[sola gratia]]). Kein Werk, keine gute Tat des Menschen kann, nach reformatorischem Verständnis, diese Rechtfertigung herbeiführen. Der Gnadenakt der Rechtfertigung gründe, nach reformatorischer Theologie, in der ''Erwählung des Menschen durch Gott in [[Jesus Christus]]'', d. h. im ''[[Passion#Kreuzestheologie|Kreuzestod]] [[Jesus Christus|Jesu Christi]]'' und der damit verbundenen [[Soteriologie|Erlösung]]. |
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Im seiner Auslegung des 51. Psalms, „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte“ {{B|Ps|51|3|LU}} findet sich die klarste Position Luthers zum rechtfertigenden Gott und zu den sündigen Menschen. Dieser Psalm enthält nach Luther die Hauptstücke seiner Religion, nämlich die Wahrheit über [[Sünde]], [[Buße (Religion)|Buße]], [[Gnade]] und [[Rechtfertigung (Theologie)|Rechtfertigung]]. In diesem Psalm ginge es nicht nur um [[David]] und dessen sündhafte Beziehung zu [[Batseba]], sondern vielmehr um die „Wurzel der Gottlosigkeit“, um das Verstehen von Sünde und Gnade. |
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Im Jahr 1995 erfolgte der Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe; in die Geschäftsräume zog das ebenfalls inhabergeführte Damenmodegeschäft ''[[Albert Eickhoff|Eickhoff]]'', vorher Königsallee 56. Seit 2014 befindet sich dort das französische Modehaus ''[[Christian Dior]]''. Die Werkstatteinrichtung übernahm das Pelzhaus ''Erna Schäfer'', Nordstraße 110, später Münsterstraße 27, zu dem auch eine der Verkäuferinnen wechselte, eine der Schwestern von Helga Nastri.<div style="clear:both;"></div> |
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Zur wahren Buße gehört nach Luther zweierlei: |
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=== Pelzhaus Gebr. Loos === |
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* Albert Loos, Pfalzstr. 11: 1950, Ackerstr. 122: 1953, 1954; Paul Loos, Duisburger Str. 5: 1953; Paul Loos, Duisburger Straße 5: 1950, Blumenstr. 7: 1954; Gegr. Loos, Ackerstr 122: 1955 (1956 erstmals nicht mehr); Gebr. Loos, Duisburger Str. 5: 1955, 1956, 1957; Gebr. Loos, Klosterstr. 42: 1955, 1956, 1957, 1966, 1967, 1973 (1989 nicht mehr verzeichnet); Gebr. Loos, Nordstr. 25a: 1966, 1967 (1979 nicht mehr verzeichnet) |
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* erstens die Erkenntnis der Sünde und der Gnade, |
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Gegründet wurde das ''Pelzhaus Gebr. Loos'' im Jahr 1924 von ''Albert Loos'' auf der Klosterstraße 38. Seine Söhne ''Paul'' und ''Walter Loos'' († 1970), beide Kürschnermeister, arbeiteten schon frühzeitig im väterlichen Betrieb mit. Als 1938 auf der Nordstraße 25 a eine Filiale eröffnet wurde, betraute der Inhaber seinen Sohn Paul mit deren Leitung, während Walter Loos eine führende Position im Hauptgeschäft ausübte, bis er nach dem Tod seines Vaters dort die Geschäftsleitung übernahm. Als Walter Loos 1970 starb wurde das Geschäft auf der Nordstraße aufgegeben. Paul Loos widmete sich nun ganz dem, wie es hieß, eleganten Geschäft mit zwei großen Schaufenstern auf der Klosterstraße. In der Werkstatt arbeiteten fast durchgängig sieben bis acht Fachkräfte.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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* zweitens die Furcht vor Gott und das Vertrauen zu seiner [[Barmherzigkeit]]. |
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Beides gelte es immer wieder neu zu erlernen; denn auch die vom [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] erleuchteten Menschen blieben auf das Wort Gottes angewiesen. Aber nicht die einzelne Verfehlung stehe zur Debatte, sondern das gesamte Wesen der Sünde, ihre Quelle und ihr Ursprung müsse bedacht werden. Sünde bestehe nicht nur in Gedanken, Worten und Werken, Sünde sei das ganze Leben, das wir von [[Erbsünde|Vater und Mutter übernommen haben]] und auf dieser Grundlage entstünden dann die einzelnen Vergehen. Die natürliche [[Konstitution]] des Menschen sei nicht intakt, nicht im zivilen und auch nicht im geistlichen Bereich. Infolge der Sünde hätten sich die Menschen von Gott abgewandt und suchten ihren eigenen Ruhm. Der Glaubende fühle die Last des [[Zorn Gottes|Zornes Gottes]] und ebenso sinnlich erführe er die Gnade Gottes, wenn er schließlich voll Freude feststelle: Zwar kann ich vor mir selbst nicht bestehen aber in Christus bin ich gerechtfertigt und gerecht, gerecht gemacht durch Christus, der gerecht ist und gerecht macht.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hans-Martin Barth]] |Titel=Die Theologie Martin Luthers |Verlag=Güterloher Verlagshaus |Ort=Gütersloh |Datum=2009 |ISBN=978-3-579-08045-1 |Kapitel=B. Wahrnehmungen: Luthers Theologie als Provokation - 1. ''Konflikt'' zwischen Theologie und Philosophie - 1.3. Theologie emanzipiert und emanzipierend - 1.3.1 Der rechtfertigende Gott und der sündige Mensch: Gegenstand der Theologie |Seiten=117-118}}</ref> Deshalb sei zentraler Inhalt und entscheidendes Kriterium der Schrift Christus, denn wenn man Christus aus der Schrift herausnehme, könne man nichts Wesentliches mehr in ihr finden: Die ganze Heilige Schrift spreche überall allein von Christus.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hans-Martin Barth]] |Titel=Die Theologie Martin Luthers |Verlag=Güterloher Verlagshaus |Ort=Gütersloh |Datum=2009 |ISBN=978-3-579-08045-1 |Kapitel=B. Wahrnehmungen: Luthers Theologie als Provokation - 2. ''Rivalität'' zwischen Heiliger Schrift und menschlicher Tradition - 2.3. Gottes Wort und die Heilige Schrift - 2.3.3 Die Mitte der Schrift: Christus |Seiten=154}}</ref> |
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''Franz Loos'' (* 1919 in Düsseldorf; † 31. Dezember 2006) war über 40 Jahre als Fellhändler tätig. Seit den 1980er Jahren bis zur Geschäftsaufgabe im Jahr 1998 führte sein Sohn das Geschäft weiter. |
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Für Luther als Theologe des [[Kreuz (Christentum)|Kreuzes]] eine ''[[Theologia crucis]]'' vertretend gehörten das [[Kreuzigung#Christentum|Kreuz Christi]], das Kreuz der einzelnen Christen und das der gesamten Kirche zusammen. In einer Theologie der Herrlichkeit, ''Theologia gloriae'', die einzig nach der Größe und Macht Gottes sucht und sich von ihr beeindrucken lässt bestünde nicht der Weg eines gläubigen Christen. Die ''Theologia crucis'' hingegen führe auf dem Weg der Sündenerkenntnis zur Annahme der Erlösungsgnade Christi. Das Kreuz sei keine Idee, die man sich abstrakt vergegenwärtigen könne. Nur wer sich laut Luther auf das Kreuz einlässt, verstehe, was es mit dem Kreuz auf sich hat. Daher sei das Kreuz in der christlichen Theologie auch nicht ein Thema neben anderen, sondern das Thema schlechthin.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hans-Martin Barth]] |Titel=Die Theologie Martin Luthers |Verlag=Güterloher Verlagshaus |Ort=Gütersloh |Datum=2009 |ISBN=978-3-579-08045-1 |Kapitel=B. Wahrnehmungen: Luthers Theologie als Provokation – 3. ''Alternative'' zwischen Kreuz und Selbstbestimmung – 3.4. Theologia crucis als theologische Gesamtperspektive |Seiten=180}}</ref> |
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Seine intensive Auseinandersetzung mit [[Paulinismus|Paulus]] und Augustinus von Hippo führte zu einer Vertiefung und Radikalisierung seines Sündenverständnisses. Luther war dabei getragen von einer gewissenhaft-skrupulösen Selbstbeobachtung. Der Prozess führte letztendlich zur Absetzung von der Lehre, der Mensch könne mit seinen natürlichen Kräften Gottes Gebote erfüllen, sowie zur Problematisierung und Infragestellung der traditionellen Unterscheidung von ''[[Todsünde|peccata mortalia]]'' und ''[[Lässliche Sünde|peccata venialia]]''.<ref>Bernhard Lohse: ''Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang.'' Forschungen Zur Systematischen und Ökumenischen Theologie, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-52196-0, S. 32</ref> |
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=== Adolf Nagel === |
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[[Datei:Plaudereien um Pelze, Adolf Nagel, 1965.jpg|mini|„Plaudereien um Pelze“ mit Widmung von Adolf Nagel]] |
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* Königstr. 8: 1950, 1953; Königstr. 7: 1954, 1955, 1956, 1957, 1966, 1967, 1973 --- Rolf Boucher, Königstraße 7: 1979, 1989, 1991 |
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1967: Königstraße 7.<ref name="Winckelmann 75" /> |
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==== Solus Christus, sola gratia, sola fide, sola scriptura ==== |
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Kürschnermeister Adolf Nagel hatte seinen exklusiven Laden auf der Königstraße, einer kurzen Nebenstraße der Königsallee, gegenüber dem Kö-Center. |
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Im Zentrum der reformatorischen Theologie stand der Wandel von der [[Werkgerechtigkeit]] zur Glaubensgerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit ist der Drehpunkt der Rechtfertigungslehre Luthers, um sie kreist die Frage: Wie wird der sündige Mensch gerecht vor Gott? Der eigentliche Gegenstand seiner Theologie ist der schuldige und verlorene Mensch und der rechtfertigende und rettende Gott. Ursprünglich verstand Luther unter der Gerechtigkeit vor Gott eine Strafgerechtigkeit, in der Gott über die Menschen ähnlich einem gerechten Richter urteile. Das trieb Luther anfangs zu den beschriebenen Selbstzweifeln und in eine tiefe Angst vor eben dem strafenden Gott, bis er sich intensiv mit dem [[Römerbrief]] von [[Paulus von Tarsus|Paulus]] auseinandersetzte. Hieraus zog er den Schluss, dass sich die Gerechtigkeit vor Gott im Rechtfertigungsgeschehen fundamental von einer Strafgerechtigkeit und damit auch von allen anderen Gerechtigkeitsformen im menschlichen Miteinander unterscheidet. Gottes Gerechtigkeit äußere sich so in der Gerechterklärung des Glaubenden durch Gottes Barmherzigkeit, den bußfertigen Glaubenden würde ihre Schuld nicht zugerechnet werden, sondern gnädig vergeben. Gottesgerechtigkeit sei Gnadengerechtigkeit. Sie werde gnädig geschenkt, aber nicht durch menschliche Werke verdient. Hierzu steht die lutherische Interpretation im Sinne seiner ''theologica crucis'', dass das allumfassende [[Erlösung#Christentum|Erlösungshandeln]] von Jesus Christus am Kreuz nicht durch menschliche Mitwirkung geschmälert und dadurch entwertet werden könne. Allein im Glauben an das Heil durch Jesu Kreuzesopfer werde den Sündern die Rechtfertigung und Erlösung Gottes aus Gnade zuteil.<ref>Martin Heckel: ''Martin Luthers Reformation und das Recht.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 978-3-16-154468-2, S. 130</ref> |
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In der 62. These seiner 95 Thesen, ''Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum'' (1517) wird als der wahre Schatz der Kirche das allerheiligste [[Evangelium (Buch)|Evangelium]] von der Herrlichkeit und Gnade Gottes angesehen. Damit wird die Haltung der römisch-katholischen Kirche zum [[Gnadenschatz]], ''Thesaurus meritorum'' oder ''Thesaurus ecclesiae'' konterkariert. Nicht das Verdienst der [[Heiliger|Heiligen]], sondern einzig und allein im Evangelium finde sich die Herrlichkeit und Gnade Gottes, es sei der wahre Schatz der Kirche.<ref>Athina Lexutt: ''Luther.'' UTB, Böhlau, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3021-0, S. 67</ref> |
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Adolf Nagel war ein feingeistiger Mensch. Er verfasste ein 122 Seiten umfassendes, im Frühjahr 1965 erschienenes Poesiebändchen, „Plaudereien um Pelze“, in dem er auch profane, eher trockene Sachverhalte der Kürschnerei und Pelztierkunde gereimt zu erklären versuchte. Im Vorwort bemerkte er dazu: „Gespräche über Pelze waren während meiner jahrzehntelangen beruflichen Tätigkeit eine gewohnte Übung. Es lag zeitweilig verlockend nahe auch tangierende Themen miteinzubeziehen und mit dem gleichen heiteren Ernst zu behandeln. So gestaltete sich ganz von selbst manches sonst nüchterne Fachgespräch zu einer köstlichen und anregenden »Plauderei um Pelze«“. Bei Modenschauen in seinem Ladenlokal trug er schon einmal daraus vor: |
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: ''Südamerikanische [[Schmasche]]n'' |
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: ''(Schmasche = totgebornes Lamm)'' |
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: ''sind [[Borregos-Lamm|Boregos]], [[Embrosfell|Embros]]. Raschen'' |
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: ''Laufs, gefärbt, geschoren, kam'' |
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: ''[[Lincoln-Lamm|Lincoln]] an die erste Stell'' |
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: ''als [[Bueno-Breitschwanz]]fell. |
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: ''Spanisch' Schmaschen: Lieferanten'' |
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: ''der [[Caloyos|Calajos]], jedenfalls'' |
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: ''leicht und haltbar und Garanten'' |
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: ''guten Mantelmat'rials.'' |
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: ''Seiner Güte wegen droht,'' |
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: ''wie man sagt der »Kürschnertod«.'' |
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: ''[…]'' |
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Luthers komplexe Theologie wird systematisch oft mit dem vierfachen „Allein“ (''solus/sola'') zusammengefasst: |
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Im Jahr 1964 ging das Handelsgeschäft Adolf Nagel, Düsseldorf im Wege des Rechtsgeschäfts auf ''Rolf Boucher'' (* 29. September 1937), Kürschnermeister aus Nürnberg, über.<ref>HRA 4653</ref> In der Wintersaison 2001/02 beendete Boucher den Düsseldorfer Geschäftsbetrieb mit einem Räumungsverkauf bei einer angemeldeten Warensumme von 3,8 Millionen Mark und zog mit seiner Ehefrau ''Angelika'' in die Gegend von [[Baden-Baden]], wo er 2007 wieder einen Gewerbebetrieb „zur Herstellung von Damenoberbekleidung aus Pelzen“ mit einem „Einzel- und Großhandel mit Damenoberbekleidung aus Textilien, Leder und Pelzen“ anmeldete. |
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* [[solus Christus]]: „Allein Jesus Christus“, der wahre Mensch und wahre Gott, schaffe durch seine stellvertretende Hingabe am Kreuz ein für alle Mal des Glaubenden Rechtfertigung und Heiligung, die ihm im mündlichen [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] und im [[Sakrament]] des [[Eucharistie|Abendmahls]] zugeeignet werde. Dies sei der tragende Grund der übrigen drei Prinzipien: |
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* [[sola gratia]]: „Allein durch Gnade“, ohne jedes eigene Zutun werde der Mensch von Gott gerechtfertigt. |
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* [[sola fide]]: „Allein durch den Glauben“, die geschenkte (nicht geleistete) Annahme Jesu Christi, komme unser Heil zustande. |
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* [[sola scriptura]]: „Allein die Heilige Schrift“ sei die Quelle dieses Glaubens an und des Wissens von Gott und daher der kritische Maßstab allen christlichen Redens und Handelns. Sie sei aber von ihrer „Mitte“ Jesus Christus her kritisch zu beurteilen. |
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=== Luthers Schriften === |
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Bei seinen deutschen Texten verwendete Luther das [[Meißner Kanzleideutsch]] und auch [[mittelhochdeutsch]]es Wortgut floss in seine Schriftsprache ([[Thüringisch-obersächsische Dialektgruppe]]) ein. Bei der quantifizierten Betrachtung des Schriftwerks Luthers fällt die intensive Arbeit an den Texten des ''[[Altes Testament|Alten]]'' und ''[[Neues Testament|Neuen Testaments]]'' auf, die den größten Teil seines [[Gesamtwerk|Œuvre]] kenntlich machen bzw. auszeichnen. Dadurch qualifiziert sich Luther als [[Exeget]]. Die exegetische Auseinandersetzung mit der Schrift wurde für Luther und damit für den Reformationsprozess bestimmend und erst sekundär und in dessen konsequenter Folge stand die Ablasskritik und die Auseinandersetzung mit dem römischen Papsttum.<ref>Athina Lexutt: ''Luther.'' UTB, Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2008, ISBN 978-3-8252-3021-0, S. 29 f.</ref> |
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[[Datei:Furrier in Düsseldorf Schenkenbach 09-08-16.jpg|mini|Pelzhaus Schenkenbach 140 Jahre (2009)]] |
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* Johann Schenkenbach, Mittelstr. 1: 1950, 1953, 1954, 1955, 1956, 1957, 1966, 1967, 1973, 1979, 1989 (Pelzhaus Schenkenbach), 1991 |
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{{Commonscat|Pelzhaus Schenkenbach}} |
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[[Datei:Luthers Rechtfertigungslehre n. P. Blickle.PNG|mini|hochkant=1.2|Schematische Darstellung zu [[Rechtfertigung (Theologie)#Rechtfertigung und Reformation|Luthers Rechtfertigungslehre]], modifiziert nach [[Peter Blickle (Historiker)|P. Blickle]] (1992)<ref>[[Peter Blickle (Historiker)|Peter Blickle]]: ''Die Reformation im Reich.'' 2. Aufl., UTB 1181, Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-2626-5, S. 44.</ref> ]] |
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Das heute und über lange Zeit älteste, auch 2019 noch bestehende Pelzgeschäft Düsseldorfs ist das ''Pelzhaus Schenkenbach'' in der Altstadt auf der Mittelstraße 1. Offiziell nahm das zwar die benachbarte Firma Wolff für sich in Anspruch, dies war jedoch nur durch die ehemalige Übernahme der älteren Firma der Geschwister Schwenkenberg zustande gekommen. Die Beschreibung aus dem Jahr 1971 traf auf das zwischenzeitlich vorsichtig renovierte Ladenlokal durchaus auch im Jahr 2019 noch zu: „Man sieht es diesem eleganten Geschäft äußerlich nicht an, dass es eine über 100jährige Tradition wahrt und zu den ältesten seiner Art am Platze gehört, aber man spürt in seinen vornehm ausgestatteten Räumen die gediegene Atmosphäre, die jenen Unternehmen anhaftet, wo über Generationen hinweg fachtüchtige und solide Handwerksmeister ihre Arbeit präsentieren.“<ref name="Qualitätspelze" /> |
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==== Wichtige Frühschriften ==== |
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Der Gründer ''Johann Schenkenbach'' (* 1840 in Arnoldsdorf (Kreis Neiße); † 1909) kam im Jahr 1866 nach Düsseldorf und heiratete hier die Düsseldorferin ''Wilhelmine Weißmüller''. Im Jahr 1868 eröffnete er in der Straße Am Stadtbrückchen 1 ein Pelzgeschäft, wie damals üblich mit Schirmen, Herrenhüten und Stöcken. Laut dem Verzeichnis der Bürgermeisterei Düsseldorf zahlte er an Steuern im ersten Jahr sechs Reichstaler. Bald darauf erfolgte der Umzug in die ''Flinger Straße'', neben dem heutigen Laden (im Jahr 1888 noch die Nr. 21), das ist das Eckhaus zur Mittelstraße.<ref>Adressbuch Düsseldorf 1889</ref> Düsseldorf fing um diese Zeit durch die einsetzende Industrialisierung erst an, eine Großstadt zu werden. Der damit verbundene Aufschwung trug zur Entwicklung der Stadt und auch des Pelzhauses bei. Zudem scheint Johann Schenkenbach im Düsseldorfer Brauchtum gut vernetzt gewesen zu sein, „als Meister des rheinischen Humors“ spielte er im Vereinsleben eine bedeutende Rolle. Bereits 1906 kann er das Grundstück Mittelstraße 1 erwerben, wo die Firma noch im Jahr 2019 besteht.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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Schon in seinen ''Randbemerkungen'' zu Augustin und [[Petrus Lombardus]] (1509/10) betonte Luther gegen die Scholastik, aber noch mit dem Ockhamismus den Gegensatz zwischen Glauben und Wissen und die Autorität der Bibel gegenüber der kirchlichen Tradition. Er grenzte Glauben von einem menschlichen ''habitus'' ab und betonte seine Identität mit Hoffnung und Liebe, so dass er nicht neben unrechtem Handeln (Sünde) bestehen könne.<ref>Bernhard Lohse: ''Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, S. 55.</ref> |
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Indem Luther die menschliche Antwort auf Gottes Wort radikalisierte, wurde ihm Gottes Gerechtigkeit selbst zum Problem. Obwohl er alle damaligen theologischen Denkschulen genau kannte, legte er die Bibel in seiner ersten Psalmenvorlesung (1512/13) fast ohne scholastische Begriffe aus und grenzte ihren Wortlaut gegen die überkommenen, besonders die aristotelischen Deutungsmuster ab. Dabei fasste er den [[Literalsinn]] des Bibeltextes unmittelbar als Hinweis auf Christus auf: Dieser selbst war für ihn der Ausleger der Psalmen, der Geist in allen Buchstaben, der Grundtext, der sich selbst mitteilt und Glauben an ihn schafft. Der Mensch könne sein Dasein nur entweder aus dem Gesetz oder dem Glauben, dem Sichtbaren oder dem Unsichtbaren, der sinnlichen Wahrnehmung oder dem Von-Gott-erkannt-Sein heraus verstehen. Das, was Menschen aus dieser wahrnehmbaren Welt heraus für das höchste, göttliche Wesen halten, könne im Angesicht Jesu Christi nur der Gipfel ihrer Selbstgerechtigkeit und Heuchelei sein. Eine Vermittlung ist undenkbar.<ref>{{RGG|Auflage=3|4|499||Martin Luther|Gerhard Ebeling}}</ref> Die ''theologia crucis'' (Gottes aktuelles Urteil im Gekreuzigten) und die ''theologia gloriae'' (der zum Eigenruhm menschlichen Erkenntnisvermögens geschaffenen Gottesbegriff der aristotelischen Metaphysik) schließen einander unbedingt aus ([[Römerbriefvorlesung (Martin Luther)|Römerbriefvorlesung]] 1515; Heidelberger Disputation 1518). Der Begriff der Kreuzestheologie, ''theologia crucis'', wurde im Jahr 1517 gebildet. Aus dem Briefwechsel mit [[Christoph Scheurl]] geht hervor, dass damit eine Ablehnung der Scholastik und des Humanismus des [[Erasmus]] gemeint ist. |
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Der älteste Sohn und Nachfolger ''Jean Schenkenbach'' (* 1873 in Düsseldorf; Ehefrau ''Anna Katharina Schenkenbach''), legte im Jahr 1909 die Meisterprüfung im Kürschnerhandwerk ab. Er modernisierte den Laden und spezialisierte sich ab jetzt auf die immer stärker in Mode gekommenen Pelze. Die Werkstatt wurde mit einem neun Monate dauernden Umbau erweitert, unter der Zunahme des neuerworbenen Nachbargrundstücks und eine großzügigen Schaufensterpassage wurde geschaffen. Es wurden für die Pelzverarbeitung wichtige, gut belichtete Arbeitsräume geschaffen sowie technisch moderne [[Pelzaufbewahrung]]sräume mit den notwendigen Sicherungsanlagen, die durch einen Personenaufzug miteinander verbunden sind. Die damals geschaffene großzügige Außenwerbung befindet sich noch 2019 an der Hausfront.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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==== Reformatorische Hauptschriften ==== |
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Jeans Sohn, ''Hans Schenkenbach'' (* 1910; Ehefrau ''Edith, geb. Weyand''), lernte das Kürschnerhandwerk im elterlichen Betrieb und bildete sich anschließend in seinem Beruf und im kaufmännischen Bereich im In-und Ausland weiter. Im Januar 1933 legte er in Berlin seine Meisterprüfung ab. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im Jahr 1945 übernahm er den elterlichen Betrieb. Achtzehn Jahre nach Kriegsende, im Jahr 1963 erfolgte ein Totalumbau des firmeneigenen Geschäftshauses, zu dem auch ein Schaufenster auf der Flinger Straße gehört.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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[[Datei:Christlicher-Adel-de.jpg|mini|hochkant|200px|''An den christlichen Adel'']] |
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Mit der Schrift ''An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung'' (deutsch) rief Luther die Fürsten auf, die Reformation praktisch durchzuführen, weil die Bischöfe darin versagt hätten. Denn die „Romanisten“ hätten die kirchliche Obrigkeit über die weltliche gestellt und behauptet, nur der Papst dürfe die Bibel auslegen und ein Konzil einberufen.<ref>[[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA]] 6, 406–407.</ref> [[Bildung]] solle allen zugänglich sein, nicht nur dem [[Klerus]]. Zölibat und Kirchenstaat sollten abgeschafft, das [[Zins]]nehmen eingeschränkt und das Betteln zugunsten einer geregelten [[Fürsorge|Armenfürsorge]] verboten werden. |
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Er verwarf das Papsttum, das katholische Bischofsamt und das [[Sakrament]] der [[Priesterweihe]], weil das ''Neue Testament'' das „allgemeine Priestertum“ der Gläubigen lehre. Die Geistlichen sollten nur die Gemeinde leiten, besonders im Gottesdienst, mit Unterricht und Seelsorge. Jede Kirchengemeinde dürfe ihre Lehrer (Pfarrer) wählen und gegebenenfalls abwählen (''Daß eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen'', 1523). Dieser Grundsatz wurde nach dem [[Dritter Geldrischer Erbfolgekrieg|Klevischen Krieg]] 1543 und dem [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieg]] 1546/47, den Luther nicht mehr erlebte, nicht weiterverfolgt. Das als Provisorium gedachte „landesherrliche Kirchenregiment“, das auch das Ein- und Absetzen von „Notbischöfen“ (Luther) umfasste, blieb bis 1918 bestehen. |
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1967 legte der heutige Inhaber, ''H.-Bernd Schenkenbach'', in Düsseldorf in vierter Generation seine Meisterprüfung ab. Er hatte zuvor seine Berufserfahrung in den Weltstädten Zürich, London, Stockholm, Montreal und New York gesammelt.<ref name="Qualitätspelze" /> Im Jahr 2014 wurde er zum Obermeister der inzwischen stark verkleinerten Kürschnerinnung Düsseldorf gewählt.<sup>Stand 2019</sup> |
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[[Datei:Luther1.jpg|mini|hochkant|200px|''Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche'']] |
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Für den Verkauf übernahm die Firma zwei der Schwestern von Frau ''Nastri'' (Frau ''Jung'' vorher bei ''Erna Schäfer'', Nordstraße), der Inhaberin des ehemaligen ''[[#Lipsia|Pelzhauses Lipsia]]'' auf der Königsallee. |
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Die Schrift ''[[Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche]]'' (1520) (lateinisch) reduziert die sieben katholischen Sakramente auf jene drei, die Jesus im ''Neuen Testament'' selbst eingesetzt habe: [[Taufe]], Abendmahl und Buße (Beichte). Er betonte in der Schrift die fundamentalen Bestandteile des Sakraments: a) Das Zeichen, b) die Bedeutung und c) den Glauben. Gerade dem Glauben maß Luther die größte Bedeutung zu, womit er dem katholischen Konzept des ''[[ex opere operato]]'' die Signifikanz absprach. Er hingegen betonte die Wichtigkeit des Glaubenden, d. h. des Subjekts und somit das Konzept des ''opus operantis''. Bahnbrechend war vor allem die theologische Begründung: Jesu eigenes, gepredigtes Wort vermittle das Heil. Die Sakramente veranschaulichten seine Zusage und dienten ihrer Vergewisserung, fügten ihr aber nichts hinzu. |
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Luthers Schrift ''[[Von der Freiheit eines Christenmenschen]]'' (1520) fasst die „[[evangelische Freiheit]]“ eines Christen in Anlehnung an [[Paulus von Tarsus]] in zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan – durch den Glauben. – Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan – durch die Liebe.“ |
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=== Slupinski === |
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[[Datei:German furrier's Slupinski, Düsseldorf 2.jpg|mini|Slupinski (2009)]] |
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* Heinr. Slupinski, Alleestraße 44: 1950; Graf-Adolf-Str. 106: 1953, 1954, 1955, 1956, 1957; 1966 (Heinrich Slupinski jr.), 1967; Heinz Slupinski, Marktstr. 16-18: 1973, 1979; P. & A. Slupinski, Königsalllee 92: 1989, 1991 |
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In der Schrift ''[[De servo arbitrio]]'' (1525) wandte er sich gegen die in [[Erasmus von Rotterdam]]s Schrift ''[[De libero arbitrio (Erasmus von Rotterdam)|De libero arbitrio]]'' entfaltete Lehre von der Vorherbestimmung zum Heil und vom Willen zum Guten. Luther selbst maß seiner Schrift höchste Bedeutung zu. Mit dem Thema habe Erasmus von Rotterdam den ''cardo rerum'', den Dreh- und Angelpunkt der Theologie getroffen.<ref>[[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA]] 18, 614.</ref> Wie Klaus Schwarzwäller hervorhebt, könne die Rechtfertigung allein durch Christus und allein durch Gnade nicht gedacht werden ohne den unfreien Willen des Menschen zur Seligkeit.<ref>Klaus Schwarzwäller: ''Das Gotteslob der angefochtenen Gemeinde.'' Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1970, ISBN 978-3-78870-003-4.</ref> |
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{{Commonscat|Slupinski}} |
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Nachdem ''Lipsia Pelze'' ihr Geschäft auf der Königstraße geschlossen hatte, war die Firma Slupinski in der Wahrnehmung unangefochten das feinste Pelzgeschäft in der Stadt. Eine Filiale befand sich im Schweizer Wintersportort [[St. Moritz]]. |
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=== Der erste (1527) und der zweite antinomistische Streit (1537) === |
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Peter und Alexander Slupinski, beide Kürschnermeister (Übernahme von den Eltern 1986), in Düsseldorf zuletzt Königsallee 92 (ca. bis 15. Dezember 1912, Anfang 2013). |
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{{Hauptartikel|Antinomistischer Streit}} |
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: Gegründet 1920 <sup>http://www.wz.de/lokales/duesseldorf/slupinski-die-maenner-fuer-alle-felle-gehen-1.1086966</sup> |
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Der erste antinomistische Streit war eine im Jahr 1527 entfachte theologische Kontroverse, die um die Frage der Geltung und Bedeutung des [[Gesetz (Theologie)|Gesetzes der Tora]] insbesondere der [[Zehn Gebote]] im Leben eines Christen geführt wurde.<ref>Heinz-Erich Eisenhuth: [https://www.ekmd.de/asset/Poo4FxkPSL-nToAR63JlRg/eisenhuth-luther-und-der-antinomismus.pdf ''Luther und der Antinomismus'']. In: ''„In disciplina Domini“ – In der Schule des Herrn.'' (= Thüringer kirchliche Studien; Bd. 1). Berlin 1963, S. 18–44, abgerufen am 22. Juli 2018 (PDF; 168 kB).<br />[[Theologische Realenzyklopädie]] 13 (1984), S. 86.</ref> |
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: Via Maistra 10, 7500 St. Moritz, Schweiz („Die Dieter Wyssbrod AG konzentriere sich auf den 2014 neu übernommenen Standort «Slupinski Furs» in St. Moritz.“<sup>http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/27244152</sup>) |
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Bei ihren [[#Luthers Visitationsreisen|Visitationen]] hatten Luther und Melanchthon beobachtet, dass die Predigt des Evangeliums in manchen Gemeinden leichtfertig vorgenommen wurde und zu einer ungebundenen Freiheit führte. Melanchthon kam zu der Überzeugung, dass das Gesetz, die Gebote Gottes, wieder stärker verkündigt werden müssten. Er verfasste im Jahre 1527 die Schrift ''Articuli de quibus egerunt per visitatores'', zu der Luther ein Vorwort schrieb. In seinem Aufsatz forderte er, dass eine christliche Verkündigung die Predigt von der Buße und die von der Vergebung der Sünden enthalten müsse. Die Predigt von der Buße setzt aber das Gesetz voraus. Dieser Position widersprach [[Johannes Agricola]]. Er behauptete, dass für den Christen als Erweckungsmittel zur [[Buße (Religion)|Buße]] nicht die Befolgung der religiösen Gesetze des [[Altes Testament|Alten Testamentes]], sondern nur das [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] notwendig sei. Luther, der zunächst die Diskussion als „Wortgezänk“ nicht näher verfolgt hatte, konnte dann auf dem [[Torgau]]er Colloquium (vom 26. bis 29. November 1527) mit seiner Unterscheidung zwischen „fides generalis“ (an das richtende Gesetz) und „fides specialis“ (an die Vergebung des Evangeliums) die Streitigkeiten zwischen den beiden Gegnern und ihren Anhängern vorerst beigelegen. Luther hatte sich bei diesem ersten antinomistischen Streit sogar auf Agricolas Seite geschlagen. |
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Im August 1955 übernahm ''Heinz Slupinski'' (* 12. Dezember 1920) die Leitung des Unternehmens.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Heinz Slupinski wird 60''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 570, 5. Dezember 1980, S. 26.. </ref> |
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Als Agricola 1537 nach Wittenberg kam, brachte er in einer (zweiten) Disputation seine Ansichten erneut vor, wurde aber von Luther widerlegt und 1540 zum Widerruf genötigt. Dieser zweite antinomistische Streit wurde in insgesamt vier akademischen Disputationen ausgetragen. |
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Immer wieder wurden Düsseldorfer Pelzbetriebe, trotz teilweise aufwändiger Sicherungsanlagen, von Einbrechern heimgesucht. Am 28. März 1974 wurden bei Slupinski Felle und Mäntel im Verkaufswert von wohl drei bis vier Millionen Mark gestohlen, für deren Wiederbeschaffung Heinz Slupinski eine Belohnung von 60.000 aussetzte. Die Einbrecher stahlen zuerst seine Geschäftsschlüssel bei einem Einbruch in die Privatwohnung, gelangten damit in die Geschäftsräume in der Altstadt und stellten die Alarmanlage ab. Es handelte sich bei der gestohlenen Ware zum Teil um bereits verkaufte, noch nicht ausgelieferte Ware.<ref>Anzeige der Firma: ''Belohnung DM 60.000,-''. --- Ohne Autorenangabe: ''Großeinbruch in der Düsseldorfer Altstadt. Schaden über 600.000,-. Belohnung DM 60.000,-. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 228, 5. Mai 1974, S. 16, 20.</ref> |
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=== Abendmahl und Marburger Religionsgespräch (1529) === |
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Am 1. Oktober erfolgte ein Neueintrag im Handelsregister unter dem Namen ''P. und A. Slupinski'', Düsseldorf, Königsallee 27; die Gesellschafter waren jetzt Peter und Udo Alexander Slupinski.<ref>''Neues aus dem Handelsregister''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 736, 9. März 1984, S. 9.</ref> |
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{{Hauptartikel|Marburger Religionsgespräch |Marburger Artikel}} |
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Die katholische Kirche versteht die [[Eucharistie]] als Opfer, in dem der Kreuzestod Christi vergegenwärtigt und Gnade für die Sünden der Menschen erwirkt wird. Luther sah im [[Heilige Messe|Messopfer]] jedoch ein Opfer, welches neben den Kreuzestod Christi trat. Weil schon das Anschauen der [[Konsekration]] als segensvoll galt, nahmen viele mittelalterliche Messbesucher nicht an der Eucharistie teil. |
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Peter Slupinski pflegte als Hobby das Polospiel. Er siegte mit seinem Team bei einem Turnier in [[Sao Paulo]], Brasilien, zu dem 25 Mannschaften angetreten waren. Im Jahr 2009 war er zweiter Vorsitzender das Rhein Polo Clubs. |
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Luther galt die römische Messe als „das größte und schrecklichste Greuel“ von allen „päpstlichen Abgöttereien“. Für ihn war Christi Opfer am Kreuz immer gültig, so dass der Pfarrer den Gläubigen im Abendmahl die durch Christus erwirkte Gnade nur austeilt. Seit dem Hochmittelalter war es üblich geworden, den Gläubigen nur die [[Hostie]], nicht aber den Kelch zu reichen ([[Kommunion]]). Luther führte den „[[Laienkelch]]“ ein. |
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Als das Pelzhaus Lipsia auf der Köngsallee im Jahr 1995 schloss, kam dessen Werkstattleiter Wilhelm Werner zu Slupinski. Er blieb hier bis zum Eintritt in seinen Ruhestand, half jedoch noch weiterhin bei entsprechendem Arbeitsanfall aus. |
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Luther wies in seinen Katechismen die Auffassung zurück, dass das Sakrament auch ohne den Glauben der Empfänger Heil bewirke ([[ex opere operato]]). Entscheidend war für ihn der Glaube an die [[Realpräsenz]] (wirkliche Gegenwart) von Christi Leib und Blut in Brot und Wein entsprechend der Zusage Christi („Das ist mein Leib; das ist mein Blut“, einer ''communio sub utraque specie'', Abendmahl [[Kelchkommunion|in beiderlei Gestalt]] – [[Eucharistie#Die eucharistischen Gestalten Brot und Wein|Brot '''und''' Wein]]). Wer als Empfänger des Abendmahl daran nicht glaube, empfange mit Brot und Wein nicht die Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, sondern das ewige Gericht. So setze das Abendmahl den Glauben voraus, wecke ihn aber auch. |
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=== Pelze Toursel === |
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{{Mehrere Bilder | align =right | Richtung = horizontal | Kopfzeile = Pelze Toursel | Bild1 = Pelze Toursel, Firmengeschichte (18).JPG | Breite1 = 118 | Untertitel1 = Ladenlokal | Bild2 = Pelze Toursel, Firmengeschichte (29a).jpg | Breite2 = 235 | Untertitel2 = Das Ladeninnere nach einem Umbau im Jahr 1980 | Bild3 = Pelze Toursel, Firmengeschichte (34).jpg | Breite3 = 117 | Untertitel3 = Der Farnhof}} |
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Weil es Luther auf den individuellen Empfang des Heils ankam, machte er das Abendmahl neben Predigt und Lesung des Evangeliums in deutscher Sprache zum festen Bestandteil jedes Gottesdienstes ''(Deutsche Messe)''. Er verwarf die römische [[Transsubstantiation]]slehre nicht, betrachtete sie aber nicht als verbindliches [[Dogma]], sondern kritisierte ihre Dogmatisierung beim [[Viertes Laterankonzil|IV. Laterankonzil (1215)]] als unbiblische und für den Glauben unnötige „Sophisterei“. Für ihn war das Sakrament eine besondere, sichtbare Gestalt des Wortes Gottes ''verbum visibile''. |
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* Kölner Str. 63: 1966, 1967, 1973, 1979, 1989, 1991 |
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{{Commonscat|Pelze Rudolf Toursel}} |
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[[Datei:Luthers-Abendmahl.png|mini|hochkant|„Luthers Abendmahl“, eine symbolische und phantastische Darstellung der „Realpräsenz Christi beim Abendmahl“ nach einem Holzschnitt von [[Lucas Cranach der Ältere|Lucas Cranach d. Ä]] um 1550; Links: Martin Luther und Kurfürst Johann von Sachsen; Rechts: Jan Hus und Kurfürst Friedrich der Weise; In der Mitte: Ein Altar und ein Brunnen mit dem Wasser des Lebens, gespeist aus den Wunden des Gekreuzigten.]] |
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Der Verkaufraum des Kürschnermeisters ''Rudolf Toursel'' (* 1931) auf der Kölner Straße 63, Nähe [[Worringer Platz (Düsseldorf)|Worringer Platz]], war klein, für ein Pelzgeschäft eher winzig. Dafür war sein Ruf als hervorragender Fachmann umso größer. Die Werkstatt befand sich eine Etage höher und der Laden war von dort nur, nach Eintreten eines Kunden so schnell wie möglich, durch das Treppenhaus über eine Hintertür zu erreichen. In denselben Räumen befand sich nach der Geschäftsaufgabe im Jahr 1991 bis 2007 die Kürschnerei von Kürschnermeister Alfred Klemm (* 29. Mai 1935), der seinen Betrieb ab Juli 1960 auf der Steinstraße 28 und bis dahin auf der Nordstraße 25a hatte.<ref name="Qualitätspelze" />) |
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Luther führte sein Verständnis der [[Realpräsenz]] Christi in Brot und Wein seit 1523 auch gegenüber anderen christlichen Glaubensrichtungen aus: Wer das ißt in Jesu Zusage „Das ist mein Leib/mein Blut“ nicht wörtlich verstehe, der entferne sich vom rechtfertigenden Glauben ([[Konsubstantiation]]). |
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Rudolf Toursel war humorvoll, gebildet und überzeugend bered. Nicht nur nach heutigen Sicherheitsbestimmungen unzulässig, ließ sich die von außen offene Ladentür nach verschiedenen Trickdiebstählen von innen nur noch durch das Drücken eines versteckten Knopfes öffnen. Als Toursel eines Tages mit der Waffe zur Herausgabe seines Geldes gezwungen werden sollte, gelang es ihm nach einem furchtlosen 20-minütigem Gespräch bei geöffneter Kasse, Inhalt etwa 500 Mark, und dem Hinweis, er könne ohne seine Hilfe den Laden nicht verlassen und er möge sich doch nicht durch eine solche Art von Einkommen sein Leben zerstören, den Räuber zur Aufgabe zu bewegen. Der nahm erschöpft das Magazin aus der Waffe um zu zeigen, dass sie nicht geladen sei, und der Inhaber ließ ihn mit 20 Mark frei. Sein späterer Kommentar: „Ganz cool war ich im Nachhinein jedoch keinesfalls!"<ref name="Aufzeichnungen Toursel" /> |
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Dagegen vertraten Andreas Karlstadt und [[Ulrich Zwingli]] ab 1523 eine signitative Auffassung des Abendmahls: Brot und Wein seien nur Zeichen der leibhaften Anwesenheit Christi. Es sei ein reines Erinnerungsmahl an den einmaligen Opfertod Christi am Kreuz. Daraus entwickelte sich der innerprotestantische Abendmahlsstreit bis zur direkten Begegnung Luthers und Zwinglis im [[Marburger Religionsgespräch]] (1. bis 4. Oktober 1529). Dabei konnten sich beide in 14 von 15 Punkten einigen. Zentrale Differenz blieb die Auslegung von {{B|Joh|6|53–63|LUT}} und damit die [[Allgegenwart (Theologie)|Ubiquitätslehre]]. |
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Toursel stammt aus einer alten Thüringer Kürschnerfamilie: Sein Urgroßvater ''Theodor Toursel'', Kürschnermeister und Fellhändler, gründete das Unternehmen im Jahr 1860 in [[Stadtilm]]. Auch der Großvater ''Eduard Toursel'' war in dem Beruf tätig, ebenso Rudolf Toursels Vater, sein Bruder, sein Onkel (''Fritz Toursel'', † 1994 im Alter von fast 90 Jahren) und seine Nichte Claudia (Tochter von Kürschnermeister Egon Toursel, ''Claudia Pelze'', Kürschnermeisterin in Potsdam). |
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=== Luthers Zwei-Reiche- und Drei-Stände-Lehre (1520) === |
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Der Großvater von Rudolf Toursel gründete als Kürschnermeister und Fellhändler 1893 ein weiteres Stammhaus in [[Kranichfeld]], Thüringen. Nachdem sein Sohn Rudolf, der Vater von Rudolf II, Kürschner und Mützenmacher, in den Betrieb eingetreten war, nannten sie die Firma um in ''Eduard Toursel & Sohn''.<ref name="Aufzeichnungen Toursel" /> 1923 legte Rudolf Toursel sen, der Vater von Rudolf Toursel, mit 22 Jahren nach Absolvierung der Meisterschule die Meisterprüfung ab. Die Firma ''Egon Toursel'' aus Bernburg (Saale) gewann im ersten Pelzmodellwettbewerb der DDR im Jahr 1964 eine Medaille.<ref>Zeitschrift ''Der Brühl'' Nr. 3, Mai/Juni 1964, S. 14.</ref> |
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Die [[soziale Ordnung]] im Europa des 16. Jahrhunderts war stringent [[Ständeordnung|ständisch]] strukturiert, wobei die Formen der Herrschaftsausübung und Machtteilhabe regional erheblich variierten. Die Teilnahme der Stände in den einzelnen europäischen Regionen an den Agenturen und Administrationen der [[Herrschaft|Herrschenden]] gliederte sich zweifach. So bestanden auf Land- und Ständetagen für die höhere römisch-katholische Geistlichkeit und den Adel im Grundsatz Möglichkeiten zur Teilhabe an den Herrschaftinstitutionen bzw. -entscheidungen, für die Bauern, Handwerker und Bürger hingegen kaum. Die bestehenden Ständegrenzen waren nicht ohne weiteres durchlässig. Man wurde innerhalb eines Standes geboren und starb auch zumeist in den eigenen Standesgrenzen. Die ständische Ordnung galt als gottgegeben, durch die Schöpfung begründet. An der Spitze der Gesellschaft standen Kaiser und Papst, der (Hoch-)Adel, die regierenden Fürsten und Könige, sowie der sich wesentlich daraus rekrutierende hohe Klerus, die Bischöfe, Äbte und Prälaten.<ref>Thomas Kaufmann: ''Kirche, Staat und Gesellschaft um 1500.'' aej-Fachtagung Reformation 24. April 2015, www.evangelische-jugend.de, abgerufen am 21. November 2018 [https://www.evangelische-jugend.de/fileadmin/user_upload/aej/Glaube_und_Leben/Downloads/Reformation_2017/Fachtagung_Reformation_2015/Vortraege/15_04_24_Kaufmann_Kirche_Staat_und_Gesellschaft_um_1500.pdf PDF; 98 KB, 15 Seiten]</ref> |
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In Luthers Schrift ''[[Von der Freiheit eines Christenmenschen|Von der Freyheyt eyniß Christen menschen]]'' (lat. ''De libertate christiana'') (1520) schränkte er die Freiheit ausschließlich auf die Beziehung des Individuums zu Gott ein. Im irdischen Leben habe dagegen jedermann, ohne aufzubegehren, an seinem Platz in der ständischen Ordnung zu verharren. Für Luther gab es prinzipiell zwei von Gott geführte, gottgewollte Regimente: Das weltliche Regiment (''civitas terrena'') wurde durch die Agenturen und Administrationen ausgeführt; ihre Zuständigkeit war die Einhaltung von Recht und Ordnung. Das geistliche Regiment (''civitas dei'') wurde durch das Wort Gottes geführt. Luthers Auffassung fand ihren Ursprung in der Theologie des Augustinus, er sah die Machtstellung Gottes geteilt, so trennte Augustinus diese in eben die „civitas dei“, das Reich Gottes und „cititas terrena“, das weltliche Reich. Die beiden Regimente durften nicht vermischt werden und ihre jeweiligen Vertreter durften keinen Einfluss auf das jeweils andere Reich nehmen. |
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Der später nach Düsseldorf übersiedelnde Rudolf Toursel jun. war von 1949 bis 1951 als Kürschnergehilfe in Dessau-Roßlau. Von 1952 bis 1953 besuchte er die Kürschnerschule in Leipzig, wo er den Aufstand des 17. Juli miterlebte. Im September 1953 legte er die Meisterprüfung als Kürschner und Mützenmacher ab.<ref name="Qualitätspelze" /> In den Jahren 1956 bis 1963 arbeitete er als Meister bei der Firma ''Gustav Kriech'' in Frankfurt am Main. In dieser Zeit verfasste er die vielen, bis 1965 in der Fachzeitschrift „Rund um den Pelz“ erschienenen, mit detaillierten Zeichnungen versehenen Fachartikel über die Verarbeitung der unterschiedlichen [[Pelzarten]]. Am 1. April 1963 trat er als Mitinhaber in die Firma ''Beitz & Toursel'' ein. Nachkriegsbedingt herrschte bei vielen seiner Kürschnerkollegen noch lange ein großer Nachholbedarf an aktuellem Fachwissen.<ref name="Aufzeichnungen Toursel" /> |
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Dennoch kann man in der Drei-Stände-Lehre Luthers<ref>Luthers Stände-Lehre graphisch dargestellt. Aus: Thomas Schirrmacher, Titus Vogt, Andreas Peter: ''Die vier Schöpfungsordnungen: Kirche, Staat, Wirtschaft, Familie – bei Martin Luther und Dietrich Bonhoeffer.'' VTR, Nürnberg 2001 [http://www.die-voegte.de/docs/Luthers_Staendelehre_graphisch.pdf]</ref> eine gewisse Modifikationen innerhalb des geläufigen Ständeschemas erkennen. Durch Luthers strikte Trennung des geistlichen vom weltlichen Reich ([[Zwei-Reiche-Lehre]]) war die alte Frage, wem die Oberherrschaft im weltlichen Bereich (Kaiser oder Papst) zukam, klar für Kaiser und Fürsten entschieden. Der dritte Stand wurde zudem nun vornehmlich als Hausstand definiert, innerhalb dessen der Hausvorstand über die anderen Hausangehörigen herrschte. Die Unterordnungsverhältnisse fassten Luther und seine Nachfolger innerhalb des Schemas nicht mehr zwischen den drei Ständen, sondern verlegten sie in die drei Hauptstände: |
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Am 1. April 1965 übernahm er das von Kürschnermeister ''Werner Haase'' geführte Pelzgeschäfts, vormals Worringer Straße 122,<ref>Winckelmann, Fachadressbuch Nr. 65, 1957.</ref> mit Kürschnerei auf der Kölner Straße 63 unter dem neuen Namen ''Rudolf Toursel, Kürschnermeister'' Düsseldorf. Er sich bereits einen besonderen Ruf in der Branche erworben, so dass er noch im selben Jahr in den Vorstand der Kürschner-Innung Düsseldorf gewählt wurde, in dem er bis zu seiner Geschäftsaufgabe im Jahr 1990 tätig blieb. |
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* in der ''ecclesia'' (Kirche) standen die Prediger der Gemeinde gegenüber, |
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* in der ''politia'' (weltlicher Regierstand) die Obrigkeit den Untertanen und |
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* in der ''oeconomia'' (Hausstand) das Elternpaar den Kindern und dem Gesinde. |
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Da auch protestantische Geistliche verheiratet sein sollten, befanden auch sie sich im Hausstand. Auf diese Weise waren alle Menschen zugleich in allen drei Ständen verortet, die deshalb auch als ''genera vitae'' (Lebensbereiche) bezeichnet wurden. Theoretisch waren damit die drei Stände nebeneinander und nicht mehr untereinander angeordnet. In der Wirklichkeit wurden die Herrschaftsverhältnisse dadurch jedoch nicht angetastet. Der dritte Stand blieb weiterhin (im Widerspruch zu dem theoretischen Modell) zugleich auch der Untertanenstand.<ref>Erwin Iserloh, Gerhard Müller (Hrsg.): ''Luther und die politische Welt. Wissenschaftliches Symposion in Worms vom 27. bis 29. Oktober 1983.'' Bd. 9 Historische Forschungen, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-515-04290-3</ref><ref>Takashi Kibe: ''Frieden und Erziehung in Martin Luthers Drei-Stände-Lehre Ein Beitrag zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Integration und Sozialisation im politischen Denken des frühneuzeitlichen Deutschlands.'' Reihe: Europäisches Forum, Peter Lang, Frankfurt/M./Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1996, ISBN 978-3-631-49485-1, S. 223</ref> |
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=== Abgrenzungen, Unterschiede === |
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In dem bis dahin trostlosen Hinterhof seiner Kürschnerei hatte er einen Farngarten angelegt, den er von seiner Werkstatt aus einsehen konnte. Von seinen Urlauben brachte er verschiedene Farnarten mit, die in dem schattigen Hof offensichtlich gut gediehen. Als alleiniger Einzelsieger wurde er Rahmen des nordrhein-westfälischen Wettbewerbs des Jahres 1984 „Mehr Grün in die Stadt“ ausgezeichnet und kam damit im Jahr darauf in das Fernsehen des Westdeutschen Rundfunks. Rudolf Toursel erinnerte sich: „Leider kamen darauf viele Innenhofbesichtiger, jedoch wenig potentielle Kunden“.<ref>[[:Datei:Pelze Toursel, Firmengeschichte (34).jpg|Rudolf Toursel, Anmerkung zum Foto der Hofbepflanzung.]]</ref> |
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Insgesamt fünf wesentliche Punkte unterschieden die reformatorische Theologie von der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen]] Lehre: |
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* die Lehre von der Rechtfertigung |
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* die fehlende Übereinstimmung mit der Papstkirche |
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* die differierende Auffassung zum Abendmahl |
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* fehlende Akzeptanz des päpstlichen Primats |
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* die Ablehnung des Mönchsgelübde<ref>Athina Lexutt: ''Luther.'' UTB, Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2008, ISBN 978-3-8252-3021-0, S. 49</ref> |
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== Musik == |
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Auch noch im Ruhestand im rheinland-pfälzischen Luftkurort [[Straßenhaus]] pflegt er sein Hobbys weiter, Klavierspiel, Fotografie, ein Tagebuch und eine Familiengeschichte (gegen Ende 2016 mit 1700 handgeschriebenen DIN-A-4-Seiten), Lesen, Reisen und wieder ein großer Ziergarten mit etlichen selbstgestalteten künstlerischen Gartenobjekten. Bis gegen Ende 2016 entstanden etwa vierzig Gedichte. Er ist Mitglied in zwei Chören, wirkt in [[Neuwied]] in großen Projektchören mit (Schöpfung/Elias/Paulus). Häufig erfüllt er Wünsche für Moderationen und humoristische Vorträge. Im Jahr 2017 konnte man nach einer Veranstaltung „Kunst in den Gärten“ lesen: „Im Garten Toursel begegnete man als Besucher einem Herrn, der im Schatten von Bäumen und Sträuchern ruhend neben einer Mönchs-Statue Goethe-Gedichte rezitierte“.<ref>[https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Heimische-Kuenstler-kamen-bestens-an-270840.html www.blick-aktuell.de: ''Jahrsfeld glänzte mit Kunst in kunstvollen Gärten. Heimische Künstler kamen bestens an.''] 12. Juni 2017. Zuletzt abgerufen 13. Januar 2018.</ref> |
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{{Siehe auch|Liste der Kirchenlieder Luthers}} |
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=== Luthers Wege zur Musik === |
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Schon früh kam Luther mit der Musik in Berührung, wichtige Markierungspunkte dürften die Zeit in Eisenach von 1498 bis 1501 gewesen sein, wo er als Kurrendensänger sein Lebensunterhalt verbesserte und im ''Chorus musicus'' der Georgenkirche sang. Sein Studium der Sieben Freien Künste, ''Septem artes liberales'' in Erfurt führte ihn auch musiktheoretischen Themen zu. Als er im April 1503 in der Nähe von Erfurt durch einen Degenstich verletzt wurde, zwang ihn die stark blutende Stichverletzung am Oberschenkel zur nachhaltigen Bettruhe. Während des Krankenlagers lernte und verbesserte er sein [[Laute]]nspiel. Luther erhielt dabei Unterricht von Erfurter Studenten. Auch mit dem Niederschreiben von Musikstücken, etwa der [[Intabulierung]], einem damals üblichen Verfahren, Singstimmen ([[Vokalmusik]]), also Gesänge in Instrumentalmusik zu übertragen befasste er sich vermehrt in dieser Zeit. So verstand er es im polyphonen Stil seiner Zeit zu komponieren. Seine besondere Wertschätzung fanden die [[Komposition (Musik)|Kompositionen]] von [[Josquin Desprez]] und [[Ludwig Senfl]], zu dem er um 1520 brieflichen Kontakt hielt. |
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Denn während seiner Romreise von 1511 bis 1512 lernte er in Italien, die sich wandelnde Kirchenmusik kennen. So war er durch die Kompositionen von Josquin des Prez stark bewegt, seine Werke beeinflussten nachhaltig Luthers Vorstellungen von einer reformatorischen Kirchenmusik.<ref>Ursula Jürgens: ''Luthers Einfluss auf die Kirchenmusik. Zur Kulturrevolution von Heinrich Schütz bis Johann Sebastian Bach.'' Vortrag im Rahmen der Blankeneser Gespräche vom 5. September 2017 [https://blankenese.de/files/blankenese/pdf/blankeneser_gespraeche_PDF/Luther-Internet-Fassung.pdf]</ref> |
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Kurfürst Friedrich der Weise, der auf reichhaltige Hofmusik bedacht war, stellte um das Jahr 1525 [[Johann Walter]] als Sänger und Komponist in die kursächsische Hofkapelle zu Torgau ein. Der Kurfürst starb bereits im selben Jahr. Sein Nachfolger Kurfürst [[Johann der Beständige]] legte hingegen keinen Wert auf Figuralmusik und löste 1526 die Hofkantorei auf, nachdem Walter noch im Herbst 1525 zusammen mit Martin Luther in Wittenberg die Reform der [[Deutsche Messe (Gottesdienst)|deutschen Messe]] in die Wege geleitet hatte. Für die Reformation wurde der Gemeindegesang, bis dahin in der römisch-katholischen Messe unüblich, zu einem wesentliches Element der Gottesdienste. Obzwar es seit dem Mittelalter in der [[Katholische Kirche|Römischen oder Lateinischen Kirche]] Bücher mit liturgischen Gesängen gab, wie [[Graduale]] und [[Antiphonale]], waren sie nicht für den Gemeindegesang bestimmt. Sie enthielten lateinische Gesänge des [[Gregorianischer Choral|Gregorianischen Chorals]] und waren für den Chor oder die [[Choralschola]] ausgelegt. |
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=== Unger Pelz-Import === |
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* Erich Unger: 1956 (erster Eintrag); Pelze-Unger, Am Schwanenspiegel, Haroldstr. 32: 1957, 1966 (Pelze-Unger), 1967 (Unger Pelz-Import), 1973, 1979 (1991 nicht mehr aufgeführt) |
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Luther maß der Musik wie der Theologie höchste Bedeutung für das [[Seelenheil]] des Menschen zu, weil sie „den Teufeln zuwider und unerträglich sei“ und „solches vermag, was nur die Theologie sonst verschafft, nämlich die Ruhe und ein fröhliches Gemüte.“<ref>Karin Bornkamm, Gerhard Ebeling (Hrsg.): ''Martin Luther: Ausgewählte Schriften.'' Band 6, Insel Verlag, 1982, S. 134 (Brief an Ludwig Senfl, 1. Oktober 1530).</ref> Er war selbst ein geübter Sänger, Lautenspieler und Liedkomponist und kannte Werke von Komponisten wie Josquin Desprez, Ludwig Senfl, [[Pierre de la Rue]] und [[Heinrich Finck]].<ref>[[Horst Herrmann (Theologe)|Horst Herrmann]]: ''Martin Luther. Eine Biographie.'' 2. Auflage. Aufbau Taschenbuch-Verlag, Berlin 2003, S. 488.</ref> |
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Der erste Eintrag für einen ''Erich Unger'' im Fachadressbuch erfolgte 1956 für die Adersstraße 49. Bereits im folgenden Jahr war die Firma als ''Pelze-Unger'' unter der nicht weit entfernten, endgültigen Adresse Am Schwanenspiegel, Haroldstr. 32 als ''Pelze-Unger'' verzeichnet. Spätestens 1967 firmierte sie unter dem, den Handel herausstreichenden Namen ''Unger Pelz-Import'', im Gegensatz zu den sich hauptsächlich als Handwerksbetrieb profilierenden Konkurrenten.<ref>''Winckelmann'' Fachadressbücher der entsprechenden Jahre.</ref> |
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[[Datei:Nun frewtgruber136.2.jpg|mini|„[[Nun freut euch, lieben Christen g’mein]]“ im Achtliederbuch]] |
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Dabei wies Luther im Unterschied zum mittelalterlichen Verständnis der Musikausübung, ''musica practica'' eine stärkere Bedeutung bei als der [[Musiktheorie]] und [[Musikphilosophie]] '', musica speculativa''.<ref>[[Oskar Söhngen]]: ''Theologie der Musik.'' Johannes Stauda Verlag, Kassel 1967, S. 84.</ref> So reimte er in seiner Vorrede auf alle guten Gesangbücher von 1583 als Lob der „Frau Musica“: „Hier kann nicht sein ein böser Mut, / wo da singen Gesellen gut. / Hie bleibt kein Zorn, Zank, Haß noch Neid / weichen muß alles Herzeleid. / Geiz, Sorg und was sonst hart anleiht / fährt hin mit aller Traurigkeit. […] Dem Teufel sie sein Werk zerstört / und verhindert viel böser Mörd.“ Laut [[Friedrich Schorlemmer]] fasste er damit therapeutische, [[Katharsis (Psychologie)|kathartische]], [[Sublimierung (Psychoanalyse)|sublimierende]] und friedensstiftende Funktionen der Musik zusammen.<ref>Friedrich Schorlemmer: ''Hier stehe ich – Martin Luther.'' Aufbau-Verlag, Berlin 2003, S. 95f.</ref> |
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Luther sah Musik als notwendigen Teil der schulischen und universitären Ausbildung. Jeder Schulmeister müsse singen können und auch der angehende Pfarrer solle theoretische und praktische Fertigkeiten in der Musik mitbringen.<ref>[[Christoph Krummacher]]: ''Musik als praxis pietatis – zum Selbstverständnis evangelischer Kirchenmusik.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, S. 17.</ref> Er sagte etwa in einer Tischrede: „Könige, Fürsten und Herren müssen die Musica erhalten. Denn grossen Potentaten und Regenten gebühret, über guten freyen Künsten und Gesetzen zu halten. […] Man muß Musicam von Noth wegen in Schulen behalten. […] Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie machet fein geschickte Leute.“<ref>Helmar Junghans, Johann Aurifaber (Hrsg.): ''Luthers Tischreden.'' Neuauflage. Edition Leipzig, Lizenzausgabe für Drei Lilien Verlag, 1981 (Nr. 6248).</ref> |
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Die Firma Unger-Pelz-Import lag mit ihrem geräumigen Ladenlokal Nähe des Graf-Adolf-Platzes am Rand der City. Dies versuchte die Geschäftsführung durch eine intensive, auch preisbezogene Werbung wett zu machen. Sie geriet damit gelegentlich in Konflikt mit ihren Wettbewerbern. An der Fassade warb man mit der Abbildung einer Hand, mit der Aufschrift „Aus erster Hand“. Die Kollegen ließen es der Firma erfolgreich untersagen, weiterhin mit dieser Aussage zu werben. Mit der Begründung, das sei eine unzulässige Herausstellung, schließlich würde üblicherweise kein Kürschner, auch keiner der Mitbewerber Pelze aus zweiter Hand verkaufen. |
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[[Datei:VomHimmel00007012.jpg|mini|hochkant|Luthers Choral [[Vom Himmel hoch, da komm ich her]], 1567]] Luther wandte sich gegen Tendenzen in der Reformationsbewegung, für ein rein innerlich-geistiges Glaubensverständnis auf Kunst und Musik zu verzichten:<ref>Christoph Krummacher: ''Musik als praxis pietatis – zum Selbstverständnis evangelischer Kirchenmusik.'' Göttingen 1994, S. 16.</ref> „Auch daß ich nicht der Meinung bin, daß durchs Evangelion sollten alle Künste zu Boden geschlagen werden und vergehen, wie etliche Abergeistliche fürgeben, sondern ich wollt alle Künste, sonderlich die Musica, gerne sehen im Dienst des, der sie geben und geschaffen hat.“<ref>Zitiert nach Georg Merz, Hans Heinrich Borcherdt (Hrsg.): ''Martin Luther. Ausgewählte Werke.'' Band 3, Christian Kaiser, München 1962, S. 322.</ref> |
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Als die zuletzt von Frau Unger geleitete Firma etwa 1986 von dem Kürschnermeister ''Claus Fritzsche'' übernommen wurde,<ref>Winckelmann Fachadressbuch Nr. 96, 1988.</ref> kam es erneut zu einer Auseinandersetzung. Da das Unternehmen zuvor einen Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe veranstaltet hatte, durfte der neue Inhaber gemäß den damaligen Bestimmungen für zwei Jahre dort nur eine Werkstatt ohne Lagerverkauf unterhalten. |
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=== Luther und die Kirchenmusik === |
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Nach Aufgabe der Geschäftsräume Am Schwanenspiegel eröffnete das Ehepaar auf der Felix-Klein-Straße 1 in Düsseldorf-Golzheim ein kleines Ladenlokal mit Werkstatt. Anfangs war der Inhaber Claus Fritzsche.<ref>''Winckelmann-Tabelle 1998-2000, Pelzeinzelhandel Nord = PLZ 00000-59999''.</ref> Für Anfang 2019 kündigte ''Elisabeth Fritzsche'', ''Modeatelier Fritzsche'', die Aufgabe des Geschäfts an. |
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In den reformatorischen [[Liturgie]]n gehörte der Gemeindegesang von Anfang an zu den fundamentalen Handlungselementen des Gottesdienstes. Um die Gemeinde stärker aktiv zu beteiligen, plädierte Luther für deutsche Lieder an bestimmten Stellen des Gottesdienstes. Nach seiner Schrift ''Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts'' von 1526 sollten deutschsprachige Gemeindelieder, sogenannte Ordinariumslieder, lateinische Teile der Messe ersetzen oder ergänzen.<ref>Karl Heinrich Wörner, Wolfgang Gratzer, Lenz Meierott: ''Geschichte der Musik – Ein Studien- und Nachschlagebuch.'' 8. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, S. 233.</ref> Dabei wollte er nicht nur den lateinischen Text übersetzen, sondern auch die Melodik den Erfordernissen der deutschen Sprache anpassen:<ref>Horst Herrmann: ''Martin Luther. Eine Biographie.'' Berlin 2003, S. 487.</ref> „Es muß beide, Text und Noten, Accent, Weise und Geberbe aus rechter Muttersprache und Stimme kommen; sonst ist Alles ein Nachahmen wie die Affen thun.“<ref>Helmar Junghans, Johann Aurifaber (Hrsg.): ''Luthers Tischreden.'' Leipzig 1981 (Nr. 6739).</ref> |
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Von Luther sind 36 Lieder überliefert. Wahrscheinlich verfasste er insgesamt 45 Lieder und Gesänge und komponierte für mindestens 20 davon auch die Melodien selbst (Zu Luthers Bedeutung vgl. auch [[Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent#Martin Luther und sein Umfeld|Geschichte des geistlichen Liedes; Umfeld Martin Luthers]]). Bei einigen unterstützten ihn der kurfürstliche Sangmeister [[Konrad Rupff]] und der Kantor [[Johann Walter]].<ref>Horst Herrmann: ''Martin Luther. Eine Biographie.'' Berlin 2003, S. 490; Friedrich Schorlemmer: ''Hier stehe ich – Martin Luther.'' Berlin 2003, S. 97.</ref> Dabei verwendete Luther viele Formen der Übersetzung, Erweiterung und [[Kontrafaktur]] und schuf auch freie neue Lieder und Texte.<ref>Karl Heinrich Wörner, Wolfgang Gratzer, Lenz Meierott: ''Geschichte der Musik – Ein Studien- und Nachschlagebuch.'' Göttingen 1998, S. 233.</ref> Er übersetzte traditionelle lateinische [[Gregorianischer Choral|gregorianische Hymnen]] und veränderte bei Bedarf die Melodie, um sie dem [[Duktus (Linguistik)|Duktus]] der deutschen Sprache anzupassen. Seine eigenen dichterischen Fähigkeiten sah er dabei mit Äußerungen wie „garstige und schnöde Poeterey“ durchaus kritisch.<ref>Manfred Lemmer: ''Beiträge zur Sprachwirkung Martin Luthers im 17./18. Jahrhundert.'' Teil 2. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1988, S. 98.</ref> Daneben verwandte er Melodien von Volks- oder Weihnachtsliedern sowie Studenten- oder Kirchenliedern und wandelte sie teilweise geringfügig ab.<ref>Andrew Wilson-Dickson: ''Geistliche Musik – Ihre großen Traditionen – Vom Psalmengesang zum Gospel.'' Brunnen Verlag, Gießen 1994, S. 63.</ref> Durch neue Texte wollte er damals populäre weltliche Lieder allmählich dem geistlichen Gebrauch widmen:<ref>Zitiert nach [[Friedrich Blume (Musikwissenschaftler)|Friedrich Blume]]: ''Geschichte der evangelischen Kirchenmusik.'' Bärenreiter, Kassel 1965, S. 20.</ref> „Gassenhauer, Reiter- und Bergliedlein christlich, moraliter und sittlich verändert, damit die bösen ärgerlichen Weisen, unnützen und schandbaren Liedlein auf der Gassen, Feldern, Häusern und anderswo zu singen, mit der Zeit abgehen möchten, wenn man christliche, gute, nützliche Texte und Worte darunter haben könnte.“ |
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=== Pelzhaus Vesterling === |
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[[Datei:Einnähetiketten Düsseldorfer Pelzfirmen (Ausschnitt Vesterling).jpg|mini|Modellpelze Vesterling, Webetikett]] |
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* Bismarckstr. 63: 1966. Bismarckstraße 60: 1967, 1973 (Vesterling-Pelze); Oststr. 164: 1979, 1989 |
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{{Commonscat|Vesterling Pelze}} |
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Luthers Lieder werden in Gattungen gegliedert:<ref>Birger Petersen-Mikkelsen, Axel Frieb-Preis (Hrsg.): ''Kirchenmusik und Verkündigung – Verkündigung als Kirchenmusik.'' 2003, S. 33.</ref> |
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Die beiden Brüder und Kürschnermeister, ''Fredi Vesterling'' (* 25.08 1933 in Halberstadt/Harz; † 14.09.2010 in Düsseldorf) und ''Günter Vesterling'' gründeten die ''Pelzhaus Vesterling KG'' im Juni 1958 im damals neu errichteten Haus Bismarckstraße 60.<ref name="Qualitätspelze" /> Von dort zogen sie, nicht weit davon entfernt, 1969 in ein eigenes Mietshaus auf der Oststraße 164, fast gegenüber dem damaligen Kaufhaus Horten. Auf etwa 80 qm Ladenfläche zeigten sie gediegen modische Pelze, die Werkstatt umfasste 90 qm.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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* Hymnenbearbeitungen und -übertragungen wie ''[[Nun komm, der Heiden Heiland]]'' ([[Evangelisches Gesangbuch|EG]] 4), ''[[Christum wir sollen loben schon]]'', ''Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist'' (EG 126)<ref>Christoph Markschies, Michael Trowitzsch: ''Luther zwischen den Zeiten – Eine Jenaer Ringvorlesung.'' Mohr/Siebeck, Tübingen 1999, S. 215–219.</ref> |
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* Katechismuslieder wie ''[[Dies sind die heilgen zehn Gebot]]'' (EG 231), ''Mensch, willst du leben seliglich'', ''[[Wir glauben all an einen Gott]]'' (EG 183), ''Vater unser im Himmelreich'' (EG 344). |
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* [[Leise]]n wie ''[[Gelobet seist du, Jesu Christ]]'' (EG 23), ''[[Nun bitten wir den Heiligen Geist]]'' (EG 124), ''[[Christ ist erstanden]]'' (EG 99). |
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* [[Liturgie|Liturgische]] Gesänge: ein deutsches ''[[Sanctus]]'', ein ''[[Kyrie]]'' (EG 192), ein ''[[Agnus Dei]]'' (EG 190.2), das ''[[Te Deum]] [[Herr Gott, dich loben wir (Luther)|Herr Gott, dich loben wir]]'' (EG 191), ''[[Mit Fried und Freud ich fahr dahin]]'' (EG 519). |
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* Psalmlieder wie ''[[Aus tiefer Not schrei ich zu dir]]'' (EG 299), ''Wär Gott nicht mit uns diese Zeit'', ''[[Ach Gott, vom Himmel sieh darein]]'' (EG 273), ''[[Es wolle Gott uns gnädig sein|Es woll uns Gott genädig sein]]'' (EG 280), Lieder zu den Psalmen 14, 128. Diese Gattung gilt als „ureigenste Erfindung Luthers“, die alte Gesänge und Gebete Israels für die Christen seiner Zeit zugänglich machen und ihre Formen im reformatorischen Gottesdienst erhalten sollte.<ref>[[Martin Rößler]]: ''Liedermacher im Gesangbuch, Band 1 mit Martin Luther, Ambrosius Blarer, Nikolaus Herman, Philipp Nicolai, Johann Heermann.'' 2. Auflage. Calwer Taschenbibliothek, 2002, S. 21 ff.</ref> |
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* Eigene Schöpfungen wie ''Ein neues Lied wir heben an'' (über die ersten [[Märtyrer]] der [[Reformation]] [[Hendrik Vos]] und [[Johannes van Esschen]]) und [[Ein feste Burg ist unser Gott]] (EG 362, angelehnt an Ps 46). Bei anderen Lutherliedern sind textliche und musikalische Vorbilder nicht auszuschließen. |
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Die Lutherchoräle erschienen erstmals 1523/24 im [[Achtliederbuch]] und 1524 in Wittenberg in einem evangelischen Gesangbuch. Sie wurden zu einer Säule des reformatorischen Gottesdienstes und prägten die [[Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent]] nachhaltig. |
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Während der Schwerpunkt von Günter Vesterling auf der Werkstattarbeit lag, war dies bei Fredi die Geschäftsführung. Günter hatte seine Fachkenntnisse nach der Lehre in Betrieben in Düsseldorf, Luzern und Zürich vervollkommnet und 1960 mit der Meisterprüfung in Düsseldorf abgeschlossen.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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== Verhältnis zu verschiedenen Gruppen == |
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Fredi Vesterling war der am längsten amtierende Obermeister der Kürschnerinnung Düsseldorf. Im Jahr 1968 wurde er zum Stellvertreter gewählt, von 1972 bis 2008 war er Innungsobermeister, 1981 wurde er Vizepräsident des Zentralverbands des Kürschnerhandwerks. Ab war er 1975 Fachdozent an der Meisterschule des Kürschnerhandwerks Düsseldorf und Mitglied des Meisterprüfungsausschusses, seit 1980 Vorstandsmitglied der Innungskrankenkasse Düsseldorf. Sein Hauptaugenmerk, in der Branche aufmerksam verfolgt, galt der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs.<ref>Redaktion: ''Fredi Vesterling 50 Jahre.'' In: ''Pelz International'', September 1983, S. 57.</ref> |
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=== Böhmen === |
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[[Johannes Eck]] zwang Luther auf der [[Leipziger Disputation]], sich zu Positionen des vom [[Konzil von Konstanz|Konstanzer Konzil]] verurteilten [[Jan Hus]] zu bekennen. Dies wurde in Böhmen aufmerksam beobachtet. Johann Poduška und Wenzel von Roždalowsky, zwei Humanisten, die der gemäßigten Richtung der [[Utraquisten]] angehörten, schrieben an Luther und übersandten ihm auch Hus’ Hauptwerk ''Über die Kirche''. Luther, der sich zuvor von den [[Hussiten]] möglichst distanziert hatte, entdeckte 1518/20 Ähnlichkeiten, etwa in der Kirchenauffassung und der Frage des [[Laienkelch|Laienkelchs]].<ref>{{Literatur |Autor=Martin Brecht |Titel=Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521 Auflage=2 |Ort=Stuttgart |Datum=1983 |Seiten=316}}</ref> [[Böhmische Brüder|Böhmischen Brüder]] und Utraquisten bewahrten unter seinem Einfluss ihre hussitische Tradition.<ref>Winfried Eberhard: ''Konfessionsbildung und Stände in Böhmen 1478–1530.'' Oldenbourg, München 1981, ISBN 3-486-49531-3, S. 26 ({{Google Buch |BuchID=4aZySsCUeFEC |Seite=26}}).</ref> |
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=== Juden === |
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Im Jahr 1971 gaben die Brüder an, ausschließlich Pelze aus eigener Fertigung zu verkaufen. Zu der Zeit beschäftigten sie durchschnittlich acht bis zehn Mitarbeiter. Sie gehörten zu den ersten Düsseldorfer Kürschnern, die auf den internationalen Auktionen Rohware kauften.<ref name="Qualitätspelze" /> |
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{{Hauptartikel|Martin Luther und die Juden}} |
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Luther beurteilte das Judentum mit Papsttum und Islam als werkgerechte Gesetzesreligion,<ref>{{Literatur |Autor=Walter Dietrich, Wolfgang Lienemann |Titel=Religionen – Wahrheitsansprüche – Konflikte: Theologische Perspektiven |Verlag=Theologischer Verlag Zürich |Datum=2010 |ISBN=978-3-290-17558-0 |Seiten=118 |Online=https://books.google.de/books?id=sItsRDW7Uv0C&pg=PA118&dq=Luther+Judentum++islam++Gesetzesreligion&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Luther%20Judentum%20%20islam%20%20Gesetzesreligion&f=false |Abruf=2017-01-29}}<br />{{Literatur |Autor=Andreas Renz, Stephan Leimgruber |Titel=Lernprozess Christen Muslime: gesellschaftliche Kontexte, theologische Grundlagen, Begegnungsfelder |Verlag=LIT Verlag Münster |Datum=2002 |ISBN=978-3-8258-6165-0 |Online=https://books.google.de/books?id=Nt2a9WA4xugC&pg=PA129&dq=luther+islam+judentum+papsttum+gesetzesreligion&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjZrP-5vefRAhUSGhQKHcWaAvIQ6AEIIjAB#v=onepage&q=luther%20islam%20judentum%20papsttum%20gesetzesreligion&f=false |Abruf=2017-01-29}}</ref> die Gottes Gnade im [[Kreuzigung|gekreuzigten]] Jesus Christus verleugne und damit den wahren Glauben gefährde.<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Ehmann |Titel=Luther, Türken und Islam: eine Untersuchung zum Türken- und Islambild Martin Luthers (1515–1546) |Verlag=Gütersloher Verlagshaus |Datum=2008 |ISBN=978-3-579-05371-4 |Online=https://books.google.de/books?id=Q0slAQAAIAAJ&pg=PA54&dq=karl+heinz+ratschow+die+religionen+luther+judentum&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=karl%20heinz%20ratschow%20die%20religionen%20luther%20judentum&f=false |Abruf=2017-01-29}}<br />{{Literatur |Autor=Heinz Schilling |Titel=Der Reformator Martin Luther 2017: Eine wissenschaftliche und gedenkpolitische Bestandsaufnahme |Verlag=Walter de Gruyter |Datum=2015 |ISBN=978-3-11-044351-6 |Seiten=81 |Online=https://books.google.de/books?id=sYU_CgAAQBAJ&pg=PA79&dq=luther+angst+juden&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=luther%20angst%20juden&f=false |Abruf=2017-01-29}}</ref> Er hielt an Israels ursprünglicher, zeitlich begrenzter und seit Christus abgeschlossener Erwählung zum Volk Gottes fest,<ref>{{Literatur |Autor=Folker Siegert |Titel=Israel als Gegenüber: vom Alten Orient bis in die Gegenwart : Studien zur Geschichte eines wechselvollen Zusammenlebens |Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht |Datum=2000 |ISBN=3-525-54204-6 |Seiten=343 |Online=https://books.google.de/books?id=siG1kMDJHk0C&pg=PA343#v=onepage&q&f=false |Abruf=2017-01-29}}</ref> verwarf aber ganz im Gegensatz zur üblichen Praxis noch 1523 ''(Dass Christus ein geborener Jude sei)'' Gewaltmission, Legenden von Ritualmord und Hostienfrevel. Er warb dabei nicht aus Toleranz für eine menschliche Behandlung der Juden, sondern weil er es noch für möglich hielt, viele Juden zum evangelischen Glauben zu bekehren. Später betrachtete er diese judenfreundliche Position als schweres Versagen.<ref>[[Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker)|Thomas Kaufmann]]: ''Luther und die Juden.'' Vortrag in Lüneburg am 19. November 2016.<!-- Prof Kaufmann Luther und die Juden.pdf, S. 13.--></ref><!-- auch hier sollten Belege stehen, nicht nur im Hauptartikel, für den ersten Satz im Ganzen (seit 1513, konstant) finde ich keinen Beleg. --> |
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Nach einem Räumungsverkauf ab September 2007 setzten sich die beiden Brüder zur Ruhe. Fredi Vesterling starb im September 2010. |
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Eine angebliche Gefahr der [[Proselytismus|Konversion zum Judentum]] sowie angebliche „judaisierende“ Tendenzen unter den Reformierten verstärkten Luthers Angst um den Erfolg seiner Bemühungen und dienten seiner Darstellung der Gefährlichkeit des Judentums. Er unterstellte Juden Missionierung, Subversion und verführerische Propaganda, geheuchelte Konversion, Mordabsichten gegen ihn persönlich<ref>{{Literatur |Autor=Heinz Schilling |Titel=Der Reformator Martin Luther 2017: Eine wissenschaftliche und gedenkpolitische Bestandsaufnahme |Verlag=Walter de Gruyter |Datum=2015 |ISBN=978-3-11-044351-6 |Seiten=79 |Online=https://books.google.de/books?id=sYU_CgAAQBAJ&pg=PA79&dq=luther+angst+juden&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=luther%20angst&f=false |Abruf=2017-01-29}}</ref> und Vernichtungsabsichten gegen das Christentum allgemein. 1537 wies er den Gesprächswunsch [[Josel von Rosheim]]s ab, des Anwalts der Juden im [[Heiliges Römisches Reich|Reich]]. 1538 führte er die Entstehung der christlichen Sekte der [[Sabbater]], die die Sabbatheiligung wiederherstellen wollten, wider besseres Wissen auf jüdischen Einfluss zurück, um die Vertreibung der Juden aus [[Mähren]] zu erreichen. |
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[[Datei:1543 On the Jews and Their Lies by Martin Luther.jpg|mini|hochkant|200px|1543 Von den Juden und ihren Lügen]] |
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1543 ''(Von den Juden und ihren Lügen)'' griff er sämtliche damaligen [[Antijudaismus|antijudaistischen Stereotype]] auf, um die evangelischen Fürsten zur Vertreibung der Juden aus ihren Gebieten zu bewegen. Er rief dazu auf, ihre Synagogen, Schulen und Häuser zu zerstören, befürwortete Zwangsarbeit in Form harter körperlicher Arbeit und forderte das Verbot ihrer Religionsausübung und ihrer Geldgeschäfte. Private Gewaltakte gegen Juden lehnte er jedoch weiterhin ab. |
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Zudem verhöhnte und entwürdigte er die Juden mithilfe von Interpretationen des Bildmotivs der „[[Judensau]]“, das in Form eines Sandsteinreliefs am Südostflügel der [[Stadtkirche Lutherstadt Wittenberg|Stadtkirche Wittenbergs]] gegenüber dem jüdischen Ghetto dargestellt ist. Die [[Rabbinische Literatur|rabbinische Bibelexegese]] wird hier durch die Darstellung [[Sodomie|sodomitischer]] Handlungen als ekelerregend und abstoßend dargestellt. In seiner Schrift ''[[Vom Schem Hamphoras]]'' interpretiert Luther das Bildmotiv im Einzelnen und bezieht sich dabei hauptsächlich auf die Bedeutung des [[Talmud]]s für das Judentum. Indem er den [[Kabbala|kabbalistischen]] Gottesnamen ''[[Ha-Schem Ha-Mephorasch|Šem ha-Meforaš]]'' mit den obszönen Handlungen an einem Schwein in Verbindung bringt, bekommt seine Darstellung außerdem den Charakter der [[Blasphemie]] und Dämonisierung<ref>Alex Töllner: ''Judensau.'' In: [[Wolfgang Benz]] (Hrsg.): ''Handbuch des Antisemitismus, Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien.'' Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-023379-7, S. 159–160 ({{Google Buch |BuchID=z_MBtFRPAGQC |Seite=159}}).</ref>, die jeden weiteren Dialog unmöglich machte.<ref>Folker Siegert: ''Israel als Gegenüber: Vom Alten Orient bis in die Gegenwart. Studien zur Geschichte eines wechselvollen Zusammenlebens.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-54204-6, S. 299 ({{Google Buch |BuchID=siG1kMDJHk0C |Seite=299}}) und Fn. 39; S. 355.</ref> |
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=== Pelz-Wolff === |
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* Hubert Wolff, Mittelstr. 8; Mittelstr 8/17: 1950, 1954, 1955 (8-17), 1956, 1957, 1966, 1967 (1973 nicht aufgeführt), 1979, 1989, 1991 (Wolff Pelzhaus) |
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{{Commonscat|Pelzhaus Wolff, Düsseldorf}} |
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* Letzte Adresse: Altstadt, Mittelstraße 17. |
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Kurz vor seinem Tod fasste er seine Haltung zusammen: Den Juden solle man als Brüdern zunächst die christliche Taufe anbieten; im Fall ihrer Taufverweigerung solle man sie vertreiben, da ihre Religionsausübung sonst [[Gotteslästerung]] fortsetze und damit auch das Christentum bedrohe. Grund dafür war, dass er nur seine christologische Bibelauslegung als wahr gelten ließ und eine Gefährdung der Reformation durch die rabbinische Bibelauslegung befürchtete.<ref>Peter von der Osten-Sacken: ''Martin Luther und die Juden.'' Stuttgart 2002, S. 137–138.<br />Thomas Kaufmann: ''Luthers „Judenschriften“.'' Tübingen 2011, S. 146–155.</ref> |
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Das Pelzhaus Wolff führte sich mit seinem Gründungsdatum 27. Oktober 1806 auf die Familie ''Schwenkenberg'' zurück, die ihr Geschäft in der Altstadt, Bolkerstraße im Haus „Zum schwarzen Hündchen hatten“. Deren Angebot bestand hauptsächlich aus selbstgeferigten Fußsäcken und Galanteriewaren, wie Muffe, Pelzbesätze und auch Innenfutter für Herrenmäntel, Pelzmäntel in der späteren Art waren noch nicht bekannt.<ref name="Wolff 175" /> Unter der letzten Adresse der Firma Wolff, Mittelstraße 8, firmierte im Jahr 1863 Andreas Möller, ein Kappenmacher und Kürschner.<ref>Adressbuch Düsseldorf 1863.</ref> |
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Das [[Kurfürstentum Sachsen]] (1536), [[Böhmen]] (1542), das [[Herzogtum Braunschweig]] (1546), die [[Landgrafschaft Hessen]] und die [[Mansfeld (Adelsgeschlecht)|Grafschaft Mansfeld]] (beide 1547) sowie einige [[Reichsstadt|Reichsstädte]] folgten Luthers Vertreibungsforderung. Andere lutherische Regionen und Städte lehnten diese jedoch ebenso wie einige andere [[Reformator]]en ab. Aus der [[Kurpfalz]] und dem [[Herzogtum Württemberg]] waren die Juden schon vorher vertrieben worden.<ref>Thomas Kaufmann: ''Konfession und Kultur: lutherischer Protestantismus in der zweiten Hälfte des Reformationsjahrhunderts.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-16-149017-7, S. 138 ({{Google Buch |BuchID=UJfym9fjqt4C |Seite=138}}).</ref> In [[Schweden]] wurde das bestehende Ansiedlungsverbot für Juden auch unter Berufung auf Luther begründet.<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Benz |Titel=Länder und Regionen |Verlag=Walter de Gruyter |Datum=2010 |ISBN=978-3-11-023137-3 |Online=https://books.google.de/books?id=YFcBT2sL2osC&pg=PA311-IA1&lpg=PA311-IA1&dq=juden+schweden+16.+Jahrhundert+luther&source=bl&ots=Bdk-hFRKVr&sig=tV8aZr05nMn7zEHPXJIh_V7Eq9c&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwivsND7vOzRAhVB0RQKHa0NC_UQ6AEIIDAB#v=onepage&q=juden%20schweden%2016.%20Jahrhundert%20luther&f=false |Abruf=2017-01-31}}</ref><ref>Der [[Pietismus]] des 18. Jahrhunderts begründete seine gewaltfreie [[Judenmission]] mit Luthers Schrift von 1523. Diese war auch für die lutherischen Kirchenleitungen im 19. Jahrhundert maßgebend. Siehe Dan Diner: ''Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur Band 3: He–Lu.'' Springer, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-476-01218-0, S. 233 ({{Google Buch |BuchID=KE7_DAAAQBAJ |Seite=233}}). Dagegen vereinnahmten [[Antisemitismus (bis 1945)|Antisemiten]] seit der Gründung des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]] 1870 Luthers judenfeindliche Spätschriften. Seit 1923 dienten diese auch zur [[NS-Propaganda]]. Die [[Deutsche Christen|Deutschen Christen]] rechtfertigten damit seit 1933 den Ausschluss von [[Judenchristen]] aus der evangelischen Kirche und die staatliche Judenverfolgung, besonders im Kontext der [[Novemberpogrome]] 1938. |
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[[Datei:Geschwister Schwenkenberg, Pelzwarenhandlung, Düsseldorf, Deckel eines Muffkartons (ca. 1900).jpg|mini|Deckel eines Muffkartons der Pelzwarenhandlung Geschwister Schwenkenberg]] |
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Ab 1950 distanzierten sich die evangelischen Kirchen allmählich von Luthers Antijudaismus. Die Lutherforschung führte Luthers judenfeindliche Forderungen seit 1960 nicht mehr nur auf enttäuschte Missionserwartungen zurück, sondern begriff sie als Folge seiner antijudaistischen Theologie. Mit drei Denkschriften revidierte die [[Evangelische Kirche in Deutschland]] (EKD) bis 2000 die Thesen von Bundesverlust, Christenfeindlichkeit und wertloser Bibelexegese des Judentums. Siehe Harry Oelke: ''„Luther und die Juden“ in der kirchengeschichtlichen Forschung''; [[Wolfgang Kraus (Theologe)|Wolfgang Kraus]]: ''„Luther und die Juden“ in den kirchenpolitischen Entwicklungen.'' Beide in: Harry Oelke, Wolfgang Kraus, [[Gury Schneider-Ludorff]], Axel Töllner, Anselm Schubert (Hrsg.): ''Martin Luthers „Judenschriften“. Die Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-647-55789-2, S. 218–224, 289–306.</ref> |
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Der spätere Namensgeber Hubert Wolff stammt aus einer Familie mit einer noch weiter zurückreichenden Kürschnertradition. Die 1782 in Hagen in Westfalen durch den Kürschnermeister und Hutmacher J. B. Wolff als handwerkliche Hutmacherei gegründete Firma bekam um 1815 durch maschinell arbeitende Hutfabbriken überstarke Konkurrenz. Die Wolffs verlegten sich daher immer mehr auf die Kürschnerei.<ref>[[:de:Richard König, Rauchwarenhandlung|Richard König]]: ''200-Jahr-Feier im Hause Wolff-Pelze, Hagen. In: ''Die Pelzwirtschaft'' Heft 11, 30. November 1982, S. 54-58</ref> Im Jahr 1881 vermachte der kinderlos gebliebene ''J. B. Friedrich Wolff'' das Geschäft seinem Neffen ''Fritz Wolff'' (9 Kinder) für einen Abschlag von 6000 Goldmark und eine Jahresmiete von 450 Goldmark. Als einer der ersten Hagener Unternehmen erhielt er eine Eintragung ins Handelsregister, als ''Pelz- & Rauchwaren-Handlung Fritz Wolff jun.'' Im Jahr 1932 folgte ''Josef P. Wolff'' (* 29. Juni 1890), ältester Sohn von Fritz Wolff (* 29. Juni 1890). |
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=== Täufer === |
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Die beiden Brüder Hubert und Anton machten sich in Düsseldorf als Kürschner selbständig. 1920 übernahm der Kürschnermeister ''Hubert Wolff'' den Betrieb Schwenkenberg und legte mit dem ''Pelzhaus H. Wolff'' den Grundstein zu einem modernen, eleganten Pelzgeschäft. Zwanzig Jahre lang stand ihm seine Tochter Emmi, Düsseldorfs erste Kürschnermeisterin, zur Seite. Hubert Wolff leitete als Obermeister die Innung vom 19. Mai 1954 bis zum 10. September 1967.<ref name="KHD1" /> Als er 1971 starb, führte Emmi das Unternehmen zunächst allein weiter. Sie arbeitete dann den Neffen Werner Wolff und dessen aus der Damenoberbekleidung kommende Frau Irmgard als Nachfolger ein, bevor sie sich 1969 aus dem Geschäftsleben zurückzog. Lehrlingswart Werner Wolff erteilte nebenberuflich regelmäßig Berufsschulunterricht.<ref name="Wolff 175" /> |
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{{Hauptartikel|Täuferbewegung}} |
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In seinen Frühschriften warb Luther noch um Toleranz für abweichende religiöse Positionen. So schrieb er 1524, dass Häretikern mit der Schrift und nicht mit dem Feuer begegnet werden solle.<ref>{{Literatur |Autor=[[Marc Lienhard]] |Hrsg=[[Norbert Fischer (Historiker)|Norbert Fischer]] und [[Marion Kobelt-Groch]] |Titel=Die Grenzen der Toleranz. Martin Luther und die Dissidenten seiner Zeit |Sammelwerk=Aussenseiter zwischen Mittelalter und Neuzeit |Ort=Brill |Datum=1997 |Seiten=128}}</ref> In seiner Ende 1527 verfassten Schrift ''Von der Wiedertaufe an zween Pfarrherrn'' wies Luther die Forderung der reformatorischen [[Täuferbewegung]] nach einer Bekenntnistaufe zwar zurück, kritisierte jedoch auch die bereits begonnenen Verfolgungen der noch jungen Bewegung. So schreibt er, es sei ihm „nicht recht und wahrlich leid, dass man solche elenden Leute so jämmerlich ermorde, verbrenne und greulich umbringe […] Man soll einen jeglichen lassen glauben, was er will. Glaubt er unrecht, so hat er genug Strafen an dem ewigen Feuer“.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Gottfried Seebaß (Theologe)|Gottfried Seebass]], [[Irene Dingel]], Christine Kress |Titel=Die Reformation und ihre Außenseiter. Gesammelte Aufsätze und Vorträge |Ort=Brill |Datum=1997 |Seiten=270}}</ref> Allein die täuferischen Anführer sollten außer Landes gewiesen werden. |
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Ab 1530 jedoch wollte auch Luther die Todesstrafe für die Täufer nicht mehr ausschließen.<ref>{{Literatur |Autor=Reinhard Schwarz |Titel=Luther |Ort=Göttingen |Datum=1998 |Seiten=219}}</ref> Dieser Umschwung ist eventuell auf den Einfluss [[Philipp Melanchthon|Melanchthons]] und auf das ein Jahr zuvor vom Reichstag erlassene [[Wiedertäufermandat]] zurückzuführen. Im Jahr 1531 unterschrieb Luther zusammen mit Melanchthon schließlich ein Gutachten, das sich ausdrücklich für die Todesstrafe für Täufer aussprach. Luther sah die Täufer nun vor allem unter den Aspekten des Aufruhrs und der [[Blasphemie]]. Staatliche Stellen sollten sie nicht wegen ihres abweichenden Glaubens, sondern vor allem aufgrund des durch sie geschürten [[Aufruhr]]s verfolgen.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Christian Hege (Journalist)|Christian Hege]], [[Christian Neff]] |Titel=Martin Luther |Sammelwerk=[[Mennonitisches Lexikon]] |Band=II |Verlag=Eigenverlag |Datum=}}</ref> Für ihn waren die Täufer von einem „mörderischen, aufrührerischen, rachgierigen Geist, dem der Odem nach dem Schwert stinkt“.<ref>{{Literatur |Autor=Clarence Baumann |Hrsg=[[Hans-Jürgen Goertz]] |Titel=Gewaltlosigkeit als Kennzeichen der Gemeinde |Sammelwerk=Die Mennoniten |Verlag=Evangelisches Verlagswerk |Ort=Stuttgart |Datum=1971 |Seiten=129}}</ref> Die infolge der zunehmenden Verfolgung geheim abgehaltenen Zusammenkünfte der Täufer waren für Luther „ein gewiss Zeichen des Teufels“.<ref>{{Literatur |Hrsg=Christian Hege, Christian Neff |Titel=Martin Luther |Sammelwerk=Mennonitisches Lexikon. |Band=II |Verlag=Eigenverlag |Ort=Frankfurt am Main und Weierhof (Pfalz) |Datum=1932 |Seiten=704}}</ref> Luther sprach selbst stets mit anti-täuferischer Tendenz von Wiedertäufern.<ref>{{Literatur |Hrsg=Christian Hege, Christian Neff |Titel=Martin Luther |Sammelwerk=Mennonitisches Lexikon |Band=II |Verlag=Eigenverlag |Ort=Frankfurt am Main und Weierhof (Pfalz) |Datum=1932 |Seiten=703}}</ref> |
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In Hagen heiratete 1962 die Tochter von Josef P. Wolff, die Kürschnerin Tochter Christine Wolff, den Kürschnermeister Kurt Schleuter (* 16. Dezember 1929).<ref>Ohne Autorenangabe: ''200 Jahre Wolff-Pelze, Hagen''. In: ''Pelz International'', Nr. 10, Oktober 1982, Rhenania-Fachverlag, Hamburg, S. 20</ref><ref>Ohne Autorenangabe: ''Kürschnermeister Josef Wolff, Hagen, 75 Jahre alt.'' In: ''Rund um den Pelz'', Nr. 8 August 1985, Verlag Dr. Zühlsdorf, S. 73</ref><ref>[[:Datei:Pelzhaus Wolff, Düsseldorf, 125 Jahre (1931).jpg|Ohne Autorenangabe: ''125jähriges Geschäftsjubiläum - Die Firma Pelzhaus H. Wolff. vorm. Schwenkenberg in Düsseldorf'']]. In: ''Der Rauchwarenmarkt'' Nr. 127, Leipzig 24. Oktober 1931.</ref> Sein Sohn Kürschnermeister Jochen Schleuter und Ehefrau Ute Grünewald-Schleuter führen seitdem in Hagen die Firma unter dem auf das Alter bezugnehmenden Namen ''Wolff 1782'' als Mode- und Pelzhaus weiter.<sup>Stand 2018</sup> Eine weitere verwandte Wolff-Kürschner-Familie hatte von 1975 bis 1994 ein Pelzhaus in Bochum, Harmoniestraße 14.<ref>[https://www.northdata.de/Pelz+Wolff,+Bochum/HRA+1977 www.northdata.de: ''Pelz Wolff, Bochum †'']. Zuletzt abgerufen 3. Dezember 2018.</ref> Eine frühe Postkarte zeigt das dortige Geschäft ''Pelz Wolff'' auf der Bongardstraße. |
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=== „Hexen“ === |
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Luther glaubte wie viele seiner Zeitgenossen an die Existenz von [[Hexe]]n. In seiner Erklärung der [[Zehn Gebote]] von 1518 forderte er die [[Exkommunikation]] der als Hexen verdächtigten Frauen. In einer Predigtreihe über das [[2. Buch Mose]] predigte er zwischen März und Mai 1526 auch über {{B|Ex|22|17|LUT}}: |
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{{Commonscat|Pelz Orlob}} |
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{{Zitat|[…] sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen; […] Sie können ein Kind verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird; […] Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann; […] Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder… Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.}} |
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'''Pelz-Orlob''' wurde 1889 durch ''Hubert Orlob'', Kürschner- und Mützenmacher, und Frau ''Adele'', auf der Linienstraße 18 gegründet. Die Firma bestand noch bis 1992 oder 1993 in Düsseldorf-Gerresheim, Ellerstraße 161. Das Ladenlokal der Geschwister ''Paul Heinz'' (gest. 1991) und ''Gerda Orlob'' (geb. 26. Mai 1921, gest. 10. April 2008) war ein Kuriosum, es muss wohl schon bei seiner Neueinrichtung 1943 während des Krieges antiquiert gewesen sein. Über dem Anprobenspiegel befand sich ein oder mehrere Geweihe, die ausliegenden Pelzmodezeitschriften waren uralt, vorn auf dem betagten Verkaufstresen stand ein weißes Kaninchen mit einem Zylinderhut. Das originellste waren aufrecht stehend präparierte weiße Frettchen oberhalb der Regale. Gerda Orlob konnte sie mit Namen benennen, sie lebten einmal auf dem hinter dem Laden befindlichen Hof. Dort befand sich ein Gehege, dass durch einen rund um den Hinterhof befindlichen Auslauf, durch Abwasserrohre hindurch, für die Tiere ergänzt wurde. Neben Kürschnartikeln und den zugehörenden Serviceleistungen wurden bis zum Schluss Hutwaren und Schirme angeboten. |
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Damit forderte er die [[Todesstrafe]] für vermeintliche [[Schadenszauberei]]. Zwar betätigte Luther sich nicht als Hexenjäger, doch wurden 1540 in Wittenberg [[Prista Frühbottin]] und andere als Hexen angeklagte Personen verbrannt. Die Urteile fällte der Stadtrichter Ambrosius Reuther und [[Lucas Cranach der Ältere|Lucas Cranach d. Ä.]] als Bürgermeister bestätigte sie. Am Dienstag, den 29. Juni 1540 wurden Prista Frühbottin und ihre Mitangeklagten hingerichtet.<ref>Hartmut Hegeler: ''1540 Hexenprozess in Wittenberg.'' S. 1–12, abgerufen am 24. Januar 2018 [http://www.anton-praetorius.de/downloads/1540%20Hexenprozess%20in%20Wittenberg.pdf PDF].</ref> Martin Luther war seit dem 20. Juni nicht in Wittenberg, sondern auf einer Reise nach [[Eisenach]] und hielt sich am 29. Juni in [[Weimar]] auf.<ref>Georg Buchwald: ''Luther-Kalendarium.'' In: ''Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte (SVRG)'' 47, Leipzig 1929, S. 137.</ref> |
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'''Georg Krampe''' (* 27. Mai 1941, † 6. Oktober 2014) begann mit einem Ladenlokal auf der Kölner Straße, Haus Nummer 280. Dort betrieb bereits sein sein Vater ''Fritz Krampe'' nicht nur einen Handel mit Fellen und Pelzwaren, sondern auch eine Gaststätte. Seine Lehre hatte Georg Krampe in Düsseldorf im [[C. A. Herpich Söhne|Pelzhaus Herpich]] absolviert, als Geselle arbeitete er in den Düsseldorfer Werkstätten der Firmen ''Loos'', ''Lefin'' und ''Jordan'' (Friedrichstraße). Seine Meisterprüfung hatte er im Alter von nur 21 Jahren nach Besuch der Meisterschule Hamburg abgelegt, damit dürfte er wohl der jüngste jemals in Düsseldorf tätige Kürschnermeister gewesen sein. Bevor er sich Anfang 1966 unter dem Namen ''Pelzmoden Krampe'' selbständig machte, ging er noch als Zuschneider und Modellentwerfer für Pelzbekleidung ins Ausland.<ref name="Qualitätspelze" /> Lag sein Schwerpunkt anfangs auf der Maßanfertigung, änderte sich dies nach seinem Umzug zur Trinkausstraße 1, etwa 1987<ref>Winckelmann Fachadressbuch 1988, S. 173.</ref>. Das Eckgeschäft lag zwischen der Königsallee und der und der Altstadt und hatte bald vor allem Laufkundschaft, für die meisten seiner bisherigen Kunden war sein Angebot jetzt zu modisch und zu hochpreisig. Im Dezember 2008 gab er sein Geschäft auf, wohl wegen einer sich bereits anbahnenden Krankheit, er starb im Jahr 2014. |
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>>> DATEN?: |
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'''Jochen Korth''' war nur kurz in der Passage parallel der Königsallee. Am 25. August 1973 eröffnete er zusammen mit seiner Frau ''Renate'' das Fachgeschäft, dass „vorwiegend elegante Modelle im guten Genre“ führen sollte.<ref>Ohne Autorenangabe: ''Eröffnung des Pelzsalons Korth in Düsseldorf''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 197, 24. August 1973, S. 12.</ref> Der Kürschnermeister, Sohn des renommierten Frankfurter Rauchwarenhändlers ''Heinrich Korth'', Spezialität [[Zobelfell]]e, hatte sich diese exklusive Geschäftsadresse für seinen Geschäftsbeginn ausgesucht. Die Stadtsparkasse hatte dort ein neues Gebäude errichtet, mit einem „Kö-Passage“ genannten Durchgang von der Graf-Adolf-Straße zur Bahnstraße. Es bestand jedoch keine Notwendigkeit für die Passanten, diese Passage zu benutzen, es fehlte zudem die Großzügigkeit der übrigen Ladencenter. Obwohl sich hier die meiste Zeit neben weiteren Geschäften auch ein Kino befand, wurde die Passage mit den schwer zu vermietenden Ladenlokalen später zurückgebaut; Korth war zuvor zur Lindemannstraße 15b am Brehmplatz umgezogen. Anschließend verlegte er seinen Betrieb in die nahegelegene Rethelstraße 144. Nach der Geschäftsaufgabe, noch im besten Mannesalter, widmete er sich ganz seinem Hobby, der Modelleisenbahn. Er ist Vorsitzender eines Modellbahn-Clubs; die Vereins-Außenanlage mit 1300 Meter Gleisen auf einem ehemaligen Bahngelände in der Nähe des [[Unterbacher See]]s ist an bestimmten Tagen für die Öffentlichkeit zugängig. |
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{{Commonscat|Clemens Grosse-Segerath}} |
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'''Clemens Große-Segerath''' firmierte von 1991 bis März 1995 mit seinem Betrieb unter der Postadresse Königsallee 21, auf der sogenannten „stillen Seite“ der Kö. Tatsächlich lag das Geschäft am hinteren Ende des Trinkaus-Centers, Trinkausstraße Ecke Heinrich-Heine-Allee, gegenüber von ''Pelzmoden Krampe''. Den Düsseldorfer Verkauf leitete seine Ehefrau, sein Hauptbetrieb mit Werkstatt war in Oberhausen, von wo aus er auch einen Pelzkonfektions-Großhandel betrieb. Als besonders kreativer Kürschner besaß er einen guten Ruf in der Pelzbranche. Besonders erfolgreich waren seine nappierten Herrenjacken und -mäntel aus Persianer, insbesondere in der braunen [[Surpersianer|Persianerfarbe „sur“]]. Im März 2016 kündigte Klemens Große-Segerath im Alter von 83 Jahren auch für Dortmund die bevorstehende Geschäftsaufgabe an. |
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Dennoch scheint Luther in einem Brief vom 10. Juli 1540 an seine Frau Katharina auf die Hinrichtung in Wittenberg Bezug zu nehmen: |
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== Pelze der Anna Maria Luisa von der Pfalz während ihrer Zeit in Düsseldorf, 1691 bis 1717 == |
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{{Zitat|Nichts Neues, denn daß auch hie in diesen Landen der Teufel auch tobet mit schrecklichen Exempeln seiner Bosheit, und die Leute treibet [zu] Mord, Brand, Eigenmord etc. Werden auch flugs darüber gefangen und gerichtet, damit uns Gott vermahnet zu glauben, zu fürchten und zu beten. Denn es ist Gottes Strafe über die Undankbarkeit und Verachtung seines lieben Worts. |ref=<ref>Brief vom 10. Juli 1540, [[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA BR]] 9, 172. 17–22, S. 2488.</ref>}} |
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''[[Anna Maria Luisa de’ Medici]]'' lebte seit ihrer Vermählung mit [[Johann Wilhelm (Pfalz)|Johann Wilhelm von der Pfalz]] („Jan Wellem“) im Jahr 1691 bis zu ihrer Rückkehr nach Florenz nach dem Tod ihres Gatten im Jahr 1717 als Kurfürstin von der Pfalz im Zentrum Düsseldorfs. |
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Über andere Aspekte der mittelalterlichen [[Hexenlehre]] wie [[Teufelspakt]], [[Teufelsbuhlschaft]] und [[Hexensabbat]] äußerte sich Luther eher kritisch. So beriefen sich später sowohl Befürworter der Hexenverfolgung als auch Gegner wie [[Johann Georg Gödelmann]] (1591) auf ihn. |
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Weitere der noch vorhandenen Belege der Hofhaltung der Anna Maria Luisa von der Pfalz, außer dem bereits genannten über eine Pelzreinigung und Aufbewahrung durch den Kürschner ''Johann Welen'', nennen folgende Pelzteile, [[Pelzzutaten]] oder Pelz-Dienstleistungen, für die Kurfürstin oder als von ihr beabsichtigtes Geschenk, oft auf Veranlassung ihres Kammerdieners und Leibschneiders ''Arnold Rütten'': |
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=== Behinderte === |
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* 1 Pelzhaube vom Hauben-Kürschner ''Johannes Bader''.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 119 (12. Juni 1691).</ref> |
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Zur Zeit Luthers wurden mit [[Behinderung]]en geborene Kinder [[Wechselbalg|Wechselbälger]] genannt, weil man sich ihre später ausgeprägte Behinderung damit erklärte, dass der Teufel das gesund geborene Kind heimlich gegen das behinderte Kind ausgewechselt habe. Luther übernahm diese Sicht und beschrieb Behinderte in seinen Reden und Schriften ausnahmslos als Teufelsgeschöpfe. Er folgte damit den Quellen, auf die er sich berief.<ref>Luther-Gesellschaft (Hrsg.): ''Luther-Jahrbuch.'' Band 41, 1974, S. 107–110.</ref> |
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* 1 mit [[Zobelfell|Zobel]] gefütterter Pelz; ein grüner Samtpelz; 1 ½ [[Lot (Einheit)|Lot]] graue Seide sowie 1 ½ Lot weiße und isabellfarbene Seide, mit angehängtem Zettel über Verwendung für den Pelz der Kurfürstin; rosenfarbenes [[Moiré]] zu einem mit Zobel gefütterten Pelz, Weiß auf den grünen Samtpelz, an einen Pelz.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 143 (11. Februar 1692).</ref> |
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* 1 Pelzwerk [Innenfutter] aus 100 Mexikanischen [[Eichhörnchenfell]]en für 8 ½ Reichstaler und 1 ½ Reichstaler Macherlohn zuzüglich 1 Reichstaler für den [Über-]Rock vom jetzt als Beruf „Bundführer“ genannten ''Johann Wilhelm (Wolon)''.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 170 (30. März 1693).</ref> |
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* 1 [[Hermelinpelz]] an dem für 1 ½ Reichstaler Arbeitslohn anfiel, zuzüglich einer Veränderung von 30 Alb. [in Köln kamen 80 [[Albus (Münze)|Albus]] auf einen Reichsthaler]. 1 [[Rotfuchsfell|Fuchs]]-[[Muff (Kleidung)|Muff]] („Stuch“) für Franck aus Heidelberg für 12 Sn.[wohl [[Silbergroschen]]]. Beides vom Hof[[bandwirker]] ''Johann Vehlen''.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 189 (30. Januar 1694).</ref> |
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* 1 Pelzkragen für 45 Alb.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 198 (30. April 1694).</ref> |
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* Pelzkragen und Handschuhe für 40 Kr., für Güttigs Töchterchen.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 257 (14. Februar 1696).</ref> |
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* Pelzkanten an 2 Kleider für 12 ¾ Rtl. für Frau Steingens und 1 Paar Mützen (¾ Rtl.). Vom „Hofbundführer“ ''Johannes Wohlen (Wolon)'' für das Kind Güttigs 1 weißen Muff (¾ Rtl.), 1 Pelzkragen (¼ Rtl. 5 Alb.) und 1 Paar Pelzhandschuhe (20 Alb.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 308 (13. April 1697 für Pelzkanten; Rest undatiert).</ref> |
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* Laut einer vom „»Hofbundsführer« ''Johannes Nolon (Nohlen)'' für die Anfertigung gemäß der durch Kammerdiener und Leibschneider Rütten überbrachten Anordnung der Kurfürstin von 1 Muff („Stauchen“ [besonders ein kurzer enger Muff]) und 1 Pelzkragen für das Töchterchen des Güdig („Judeligs“) (2 Oberländische Gld.) sowie 1 „Fantanzsche“ (1 Oberländischer Gld.)“.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 334 (26. September 1697).</ref> |
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* 1 Moskowitische [[Bärenhaut]], gekauft beim „Buntfrärs“ ''David Geilmeyer''.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 466 (18. März 1702).</ref> |
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* 2 Garnituren Hermelin wurden vom Hofkürschner ''Franz David Geilmeier'' gesäubert und gebleicht und eine Garnitur aus 32 Stück Hermelin, das Stück zu 32 Sbr. (16 Rtl.) „sowie Auffrischung des Alten (3 Rtl.)“.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 499 (15. Dezember 1702).</ref> |
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* 1 Pelz-[[Fibel (Schließe)|Falbula]] (24 Gld.), 1 blaue Falbula (12 Gld.), 1 rosenfarbene (15 Gld.) und eine kaffeefarbene mit Silber (25 Gld.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 531 (28. Dezember 1703).</ref> |
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* Vom Kürschner ''Franz David Geilmeier'' 1 [[Palatin (Kragen)|Palatine]] aus 3 Zobeln (20 Rtl.), 1 Kräglein dazu (2 Rtl. 30 Sbr.), 1 Paar Samthandschuhe (1 Rtl. 30 Sbr.), Bleichen von 8 Ellen Hermelin für die Kurfürstin (8 Rtl.) und Fertigung von 2 ¼ Ellen neuen Hermelin (5 Rtl.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 592 (16. Januar 1705).</ref> |
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* Vom Kürschner ''Franz David Geilmeier'' 1 Paar weiße Samthandschuhe mit weißem englischen [[Kaninfell|Kaninchenfutter]] für 2 Rtlr. 30 Sbr. (2 Rtl. 40 Alb.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 1., S. 650 (9. März 1706).</ref> |
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* Dem Kürschner ''Franz David Geilmeier'' in Auftrag gegebene 1 Paar schwarze Samthandschuhe mit Englischem Kaninchenfellfutter (2 Rtl. 30 Sbr.) und Macherlohn (15 Sbr.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 762 (6. April 1709).</ref> |
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* Vom Kürschner ''Franz David Geilmeier'' bestellt 1 Paar weiße Samthandschuhe mit weißem englischen Kaninchenfutter aus 5 Stück Kaninchen.<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 804 (17. März 1710).</ref> |
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* Per Postwagen 6 [[Silberfuchsfell|schwarze Füchse]] (362 Gld. 12 Sbr.) und 2 Muffs (6 Gld. 10 Sbr.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 835 (10. Dezember 1710).</ref> |
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* 1 goldsilberne Kette mit Fransen für den Muff des kleinen Zwergs der Kurfürstin (10 Rtl.) sowie 1 Silberring für den Muff (2 ½ Rtl.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 879 (25. September 1711).</ref> |
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* 7 „Zimber“ [1 [[Zimmer (Einheit)|Zimmer]] = 40 Stück] Moskauer feine Hermeline für 98 Rtl. (95 Rtl. 44 Alb.) vom Frankfurter Kaufhändler ''Johann Peter Thiel(en).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 891-892 (29. Dezember 1711).</ref> |
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* 2 Stück aus 7 „[[Zimmer (Einheit)|Zimer]]“ Hermelin gearbeitete „Handreck“, einer davon mit Falbeln und Schwänzen, der andere mit Schwarzscheckigen verziert, für 30 Rtl. Arbeitslohn, und 1 Hermelin-Staupe mit Fey [​[[Fehfell]]​] gefüttert, wozu die Hermeline gegeben wurden (6 Rtl.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 892 (29. Dezember 1711).</ref> |
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* Ein Überrest des Fellwerks wurde geputzt (9 Sbr.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 898 (29. Januar 1712, Auftrag vom 5. Oktober).</ref> |
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* Vom Hofkürschner ''Franz David Geilmeier'' gefertigtes Paar Samthandschuhe mit Englischem Kaninchenfutter aus 5 Fellen (2 Rtl. 30 Sbr.) und Macherlohn (15 Sbr.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 905 (26. März 1712).</ref> |
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* Pelze und Fellwerk wurden geputzt (15 Gr.)<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 934 (29. November 1712).</ref> |
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* Pelze und Fellwerk wurden geputzt (1 Rtl. 5 Sbr.) und eine Bärenhaut repariert (1 Rtlr. 5 Sbr.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 981 (7. November 1713).</ref> |
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* 3 reiche Pelzsachen (45 Rtl.), 2 desgleichen (24 Rtl.), 2 Muffs (2 Rtl.), 1 Schärpe (35 Rtl.), 632 Ellen [[Chenille]] (21 Rtl. 4 Sbr.), 1 Muff (2 Rtl.) und anderes, bezahlt an die Witwe ''Picard (Pickart).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 1040 (28. Februar 1715).</ref> |
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* Von der Witwe Picard 1 Kinderhaube (5 Rtl.), 1 grauer Muff (4 Rtl.), 1 Fächer (1 Rtl. 30 Sbr.) und 6 Paar Handschuhe (1 Rtl. 30 Sbr.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 1076 (17. Dezember 1715).</ref> |
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* Auf Bestellung vom Hofkürschner ''Franz David Geillmeyer'' gearbeitete Arbeiten, und zwar Füttern 1 Nachtrock mit 2 Moskowitiwschen [[Luchsfell|Luchs-Fellen]] (10 Rtl.), für die Ärmel 26 Stück [[Feh (Kleidung)|Grau-Wercks-Felle]] (9 Rtl.) und Macherlohn ( 1 Rtl. 30 Sbr.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 1141 (30. Dezember 1716).</ref> |
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* Vom Schneider ''Matthiaß Zeltz'', neben anderem, Arbeitslohn für 1 Pelzrock (1 Rtl.).<ref>Jürgen Rainer Wolf (Hsgr.): ''Die Kabinettsrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)'', Band 2., S. 1158 (12. April 1717).</ref> |
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Zwei Tischreden (Nr. 4513<ref>Martin Luther, Tischreden Nr. 4513 – Weimarer Ausgabe, Abt. 2, Tischreden, Bd. 4, S. 357; [https://ia600301.us.archive.org/10/items/werketischreden10204luthuoft/werketischreden10204luthuoft.pdf PDF].</ref> und 5207<ref>Martin Luther, Tischreden Nr. 5207 – Weimarer Ausgabe, Abt. 2, Tischreden, Bd. 5, S. 9; [https://ia902705.us.archive.org/12/items/werketischreden10205luthuoft/werketischreden10205luthuoft_bw.pdf PDF].</ref>) werden oft für Luthers Haltung zu Behinderten zitiert: Darin beschrieb er den Fall eines geistig schwer behinderten Kindes, zu dem zwei Fürsten seinen Rat als Autorität für [[Dämonologie]] eingeholt hatten. Er beschrieb das Kind als „Fleischmasse“, das keine Seele besitze. In ihm habe der Teufel den Platz der Seele eingenommen. Deshalb habe er den Fürsten geraten, es im Fluss zu ertränken. Als Fürst hätte er diese Tötung ([[Lateinische Sprache|lat.]] ''homicidium'') durchgeführt, doch man habe nicht auf ihn gehört. Darum habe er dann zum Beten eines [[Vaterunser]]s für das Kind geraten. Auf Nachfrage befürwortete er die Taufe solcher „Wechselbälger“, da man ihnen die Behinderung nach der Geburt noch nicht ansehen könne. |
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== Daten == |
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! colspan="4"|Obermeister der Kürschnerinnung seit ihrer Gründung im Jahr 1934: |
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| Franz Häupler ||1934 || bis || 1. Juni 1945<ref name="KHD1" /> |
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| Carl Langner ||1. Juni 1945 || bis || 9. Februar 1951<ref name="KHD1" /> |
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| Franz Häupler || 9. Februar 1951 || bis || 19. Mai 1954<ref name="KHD1" /> |
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| Hubert Wolff || 19. Mai 1954 || bis || 10. September 1967<ref name="KHD1" /> |
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| Karl Heinz Schäfer || 24. Mai 1968 || bis || 18. Mai 1972<ref name="KHD1" /> |
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| Fredi Vesterling || 18. Mai 1972 || bis || 2008<ref name="KHD1" /> |
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| Alexander Slupinski || 2008 || bis || |
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| Bernd Schenkenbach || 2014 || bis || |
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| || Beispiel || bis || Beispiel |
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* In der Zeit seit Gründung [? Gleichschaltung und Umstrukturierung der Handwerksorganisationen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ] der Innung im Jahr 1934 bis zum Jahr 1973 wurden, bei wohl jeweils regulärer dreijähriger Lehrzeit, etwa 170 Kürschnerlehrlinge ausgebildet, aus Düsseldorf, Neuss und Umgegend kommend. Die etwa 350 ausgebildeten Pelznäherinnen hatten eine Lehrzeit von zwei Jahren.<ref>Handschriftliche Listen: ''Lehrlings-Verzeichnis I der Kürschner-Innung Düsseldorf ab 1. Juni 1935''; ''Stammrolle II. der Pelznähanlernlinge''; ''Stammrolle III. der Pelznähanlernlinge''.</ref> |
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Dass seine Hörer das Töten Behinderter hinterfragten und die Fürsten Luthers Rat ablehnten, zeigt, dass diese Praxis damals unüblich war und blieb.<ref>Nils Petersen: ''Geistigbehinderte Menschen – im Gefüge von Gesellschaft, Diakonie und Kirche.'' Lit Verlag, 2003, ISBN 3-8258-6645-9, S. 58–69 ({{Google Buch |BuchID=EHc1uI4ul7kC |Seite=58}}).<br />M. Miles: [http://www.independentliving.org/docs7/miles2005b.html ''Martin Luther and Childhood Disability in 16th Century Germany: What did he write? What did he say?''] In: ''Journal of Religion, Disability & Health.'' 5 (4), S. 5–36.</ref> Luther war überzeugt, dass er nicht die Tötung eines Menschen, sondern eines teuflischen Dämonen befürwortete.<ref>Katrin Moeller: [https://www.historicum.net/de/themen/hexenforschung/akih-eskript/heft-4-2012/artikel/der-wechselbalg/'' Der Wechselbalg. Magie als konfessionelles Konstrukt (Abstract)'']. In: ''Historicum.'' Heft 4, 2012, S. 8–17.</ref> |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Furriers in Düsseldorf|Kürschner in Düsseldorf}} |
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=== Türken === |
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{{Hauptartikel|Martin Luther und die Türken}} |
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<references > |
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Luther bezog seine [[Koran]]kenntnisse hauptsächlich aus dem Werk eines Dominikanermönches [[Ricoldo da Monte di Croce|Ricoldus de Montecrucis]] aus dem Florentiner Kloster St. Maria Novella, auch Monte Croce genannt. Die für dessen Orientmission geschriebene Koranwiderlegung ''Contra legem Sarracenorum'' (1300) (Gegen das Gesetz der [[Sarazen]]en, also den Koran) hatte große Bedeutung und wurde mehrfach übersetzt, unter anderem 1542 von Luther ins Deutsche unter dem Titel ''Verlegung des Alcoran''.<ref>[http://www.harrassowitz-verlag.de/dzo/artikel/201/582_201.pdf?t=1215095113 Kommentierte lateinisch-deutsche Textausgabe von Johannes Ehmann]</ref> Es war eine Schrift gegen die das [[Byzantinisches Reich|Oströmische Reich]] bedrohenden Osmanen, die [[Demetrios Kydones]] (1324–1397) um 1530 aus dem Lateinischen ins Griechische übertragen und die [[Bartholomäus Picenus de Monte Arduo|Bartholomäus Picenus]] von Monte Arduo 1506 wieder ins Lateinische zurückübersetzt hatte. Sie diente als Streitschrift gegen den [[Islam]] und als Aufforderung an König [[Ferdinand II. (Aragón)|Ferdinand II. von Aragón]] zum Kreuzzug. Der lateinische Titel lautete: ''Confutatio Alcorani seu legis Saracenorum/ex graeco nuper in latinum traducta''. |
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<ref name="75 J. W. Jordan">Ohne Autorenangabe: ''75. Geburtstag von F. W. Jordan''. In: ''Winckelmann Pelzmarkt'' Nr. 272, 14. Februar 1975, S. 12.</ref> |
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Der gesamte vordere Orient und der östliche Mittelmeerraum standen zum Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts unter türkischer Herrschaft bzw. territorialen Expansionsbestrebungen. Die politisch-militärische Krise spitzte sich zu in der Niederlage der Ungarn ([[Schlacht bei Mohács (1526)|Schlacht von Mohács]] 1526 und der [[Erste Wiener Türkenbelagerung|Ersten Wiener Türkenbelagerung]] 1529). |
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<ref name="Adressbuch 1889">J. Schmitz: ''Adreß-Buch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf für das Jahr 1889. Nach dem Stande vom 15. November 1888''. Nachdruck Verlag Beleke, Essen 1989.</ref> |
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Luther hat drei große Türkenschriften verfasst: [[Martin Luther und die Türken#Vom Kriege wider die Türken|''Vom Kriege wider die Türken'']] (1528), [[Martin Luther und die Türken#Heerpredigt wider die Türken|''Heerpredigt wider die Türken'']] (1530) und [[Martin Luther und die Türken#Vermahnung zum Gebet wider den Türken|''Vermahnung zum Gebet wider den Türken'']] (1541). In seinen Türkenschriften reagierte Luther auf eine aktuelle Bedrohung. In der Einleitung zum ersten Teil von ''Vom Kriege wider die Türken'' erklärte er: „Die Veranlassung zu dieser Schrift war die Besorgniß vor einem Einfalle der Türken in Deutschland und der durch einige Prediger erzeugte Wahn, man solle und dürfe den Türken nicht widerstehen.“ 1529 standen die Türken erstmals vor Wien. Luthers große Türkenschrift ''Heerpredigt wider die Türken'' folgte 1530. Zugleich begriff Luther den Türkeneinbruch heilsgeschichtlich als Strafe Gottes: Der Türke „ist Gottes rute und des Teuffels diener, das hat keinen Zweifel“, so urteilt Luther in ''Vom Kriege wider die Türken''. Dass durch den Türkenglauben der Teufel wirke, begründet Luther mit Verweis auf {{Bibel|Joh|8|44}}, wo der Teufel als Lügner und Mörder identifiziert wird. Der Türkenglaube sei nicht mit Predigen, sondern mit Schwert und Morden so weit gekommen. |
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== Wissenschaftliche Rezeption, Lutherforschung == |
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<ref name="Aufzeichnungen Toursel">Aufzeichnungen Rudolf Toursel, 28. November 2016.</ref> |
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Luthers Theologie wird seit 1800 erforscht, systematisch seit etwa 1900. Ihre Deutung war stets eng mit der Zeitgeschichte verbunden. Wichtige Lutherforscher waren [[Theodosius Harnack]] (konfessionelle preußisch-konservative Restauration), [[Albrecht Ritschl (Theologe)|Albrecht Ritschl]] und [[Wilhelm Herrmann]] (neukantianischer Individualismus), [[Karl Holl (Theologe)|Karl Holl]] und [[Erich Seeberg]] ([[Lutherrenaissance]]), wichtige Lutherinterpreten waren [[Friedrich Gogarten]], [[Rudolf Bultmann]], [[Gerhard Ebeling]] (existentiale Interpretation), [[Walther von Loewenich]], [[Ernst Wolf (Theologe)|Ernst Wolf]] und [[Hans Joachim Iwand]] (sozialkritisches Luthertum nach 1945). |
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Die kritische Weimarer Gesamtausgabe entstand seit 1883. Bis 1920 wurden viele Luthermanuskripte entdeckt (Vorlesungen 1509–1518, Predigtnachschriften, Disputationsprotokolle 1522–1546). 1918 wurde die [[Luther-Gesellschaft]] gegründet, die sich der Erforschung des Lebens und Wirkens Martin Luthers widmet und die Zeitschrift [[Luther (Zeitschrift)|Luther]] sowie die ''Lutherjahrbücher'' herausgibt. Seit 1945 finden im mehrjährigen Turnus interkonfessionelle und internationale [[Internationaler Kongress für Lutherforschung|Kongresse für Lutherforschung]] in verschiedenen Städten weltweit statt. Ein Wendepunkt war der 3. Internationale Kongress für Lutherforschung in Helsinki 1966; seitdem nehmen katholische Fachleute an diesem Austausch auf allen Ebenen teil.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |Seiten=22}}</ref> |
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Zahlreiche Studien zu bestimmten Lebensabschnitten oder Einzelfragen erschienen. Dabei wurde auf evangelischer Seite lange vorrangig die reformatorische Wende erforscht. Neuere Textfunde und interkonfessionelle Forschungsprojekte hellten allmählich das differenzierte und komplexe Verhältnis Luthers zur katholischen Tradition auf.<ref>{{RGG|Auflage=3|4|495|496|Martin Luther|Gerhard Ebeling}}</ref> Der Kirchenhistoriker [[Otto Scheel]] stellte als Erster fest, dass Luther vor seinem Theologiestudium mit keinen häretischen, humanistischen und kirchenkritischen Strömungen seiner Zeit in Berührung gekommen war.<ref>Otto Scheel: ''Die Entwicklung Luthers bis zum Abschluß der Vorlesung über den Römerbrief.'' Leipzig 1910; ''Dokumente zu Luthers Entwicklung (bis 1519).'' Tübingen 1911. Dazu K. D. Schmidt, S. 276.</ref> Der [[Psychoanalyse|Psychoanalytiker]] [[Erik H. Erikson]] versuchte 1958, Luthers Theologie aus frühkindlichen Deformationen seiner [[Sexualität]] und angestauten Schuld- und Hassgefühlen gegen seinen Vater zu erklären.<ref>Erik H. Erikson: ''Der junge Mann Luther. Eine psychoanalytische und historische Studie.''</ref> Für die neuere katholische Lutherforschung ist der Ansatz von [[Joseph Lortz]] wichtig, dessen Spitzensatz lautete: „Luther rang in sich einen Katholizismus nieder, der nicht katholisch war.“ Gemeint war der Ockhamismus und die fehlende Vertrautheit mit Thomas von Aquin, während Luthers lebenslange Bezugnahme auf Augustinus als „katholisches Erbe“ des Reformators von Lortz begrüßt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Otto Hermann Pesch |Titel=Hinführung zu Luther |Ort=Mainz |Datum=2004 |Seiten=32}}</ref> <!--Diese Erklärung gilt heute als überholt.--> |
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<ref name="Branchenbuch 1941">[https://digital.zlb.de/viewer/fulltext/15849340_1941/569 ''Amtliches Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Berlin, Reichspostdirektion Berlin'' (Hsgr.). ''Branchen-Fernsprechbuch''. Ausgabe 1941]. Zuletzt abgerufen 21. März 2018. </ref> |
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== Rezeption, Museen == |
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{{Hauptartikel|Martin-Luther-Rezeption}} |
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=== Bilder === |
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[[Datei:LutherAltdorfer.jpg|mini|hochkant|Martin Luther, Holzschnitt von [[Albrecht Altdorfer]], vor 1530]] |
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Luther gehört zu den am häufigsten abgebildeten Personen der deutschen Geschichte. Zu Lebzeiten schuf die Cranach-Werkstatt rund 500 Bilder von ihm, davon mindestens 306 Porträts. Viele davon beruhen auf elf Porträts, die [[Lucas Cranach der Ältere]] und seine Söhne als Hofmaler des sächsischen Kurfürsten herstellten und für die Luther Modell saß. Originale Federzeichnungen erstellte außerdem [[Johann Wilhelm Reifenstein]], der auch die Lutherrose schuf. Das Totenbild schuf [[Lucas Furtenagel]]. Zudem malten fast alle damalige wichtigen Künstler nicht persönlich autorisierte Lutherbilder. Nur [[Albrecht Dürer]], der Luthers Lehren seit 1520 anhing und wünschte, ihn abbilden zu dürfen, fehlt aus unbekannten Gründen. Zudem wird eine hohe Dunkelziffer verschollener Lutherbilder aller Art vermutet.<ref>Günter Schuchardt: ''Cranach, Luther und die Bildnisse. Thüringer Themenjahr „Bild und Botschaft“'' Katalog zur Sonderausstellung auf der Wartburg, 2. April bis 19. Juli 2015. Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-2977-5, S. 9.</ref> |
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Verschiedene Bildmerkmale kennzeichnen bestimmte Aspekte seiner Biografie: Luther als Mönch (mit Tonsur und Mönchskutte), Theologe (mit Doktorhut), Junker Joerg (mit Vollbart), Ehemann (mit Katharina von Bora), Prediger bzw. Kirchenvater (in schwarzem Gewand, mit Buch oder Schriftrolle), Professor (in [[Schaube]] mit Pelzkragen).<ref>Johannes Ficker: ''Die Bildnisse Luthers aus der Zeit seines Lebens.'' In: ''Lutherjahrbuch.'' 1934, S. 103–161.</ref> |
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=== Gedenken und Museen === |
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{{Siehe auch|Liste Martin Luther als Namensstifter}} |
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{{Hauptartikel|Martin-Luther-Rezeption#Geburts- und Sterbehaus in Eisleben}} |
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{{Hauptartikel|Martin-Luther-Rezeption#Lutherhaus in Eisenach}} |
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{{Hauptartikel|Martin-Luther-Rezeption#Lutherhaus in Wittenberg}} |
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Zum 500. Luthergeburtstag 1983 prägten die Bundesrepublik Deutschland und die DDR jeweils eine silberne Gedenkmünze. Die Postverwaltung der Bundesrepublik emittierte [[Briefmarken-Jahrgang 1983 der Deutschen Bundespost|1983]] aus demselben Anlass eine Sondermarke, die der DDR [[Briefmarken-Jahrgang 1982 der Deutschen Post der DDR|1982]] und [[Briefmarken-Jahrgang 1983 der Deutschen Post der DDR|1983]] insgesamt 5 Sondermotive, nachdem sie sein Porträt mit Doktorhut bereits [[Briefmarken-Jahrgang 1967 der Deutschen Post der DDR|1967]] anlässlich des 450. Jahrestages der Reformation ins Markenbild gerückt hatte. |
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Viele Kirchengebäude heißen [[Lutherkirche]]. In der [[St. Michael (Jena)|Stadtkirche St. Michael]] in [[Jena]] steht seit 1571 sein Grabstein. Der [[Evangelischer Namenkalender|Evangelische Namenkalender]] hebt vielfach seinen Geburtstag (10. November), Todestag (18. Februar) und seine Übersetzung des ''Neuen Testaments'' (20. September) hervor, an die auch Gottesdienste erinnern.<ref>[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Martin_Luther.html Martin Luther im Ökumenischen Heiligenlexikon]; [http://www.evangelische-liturgie.de/EL_Gedenktage/Gedenktage/02-18MartinLuther09.html evangelische-liturgie.de].</ref> Anglikaner und Lutheraner feiern die Reformation jährlich am 31. Oktober mit besonderen Gottesdiensten im [[Kirchenjahr]]. |
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Im September 2008 eröffnete der [[Lutherischer Weltbund|Lutherische Weltbund]] die [[Luther-Dekade]], die auf das 500-jährige Jubiläum des Thesenanschlags in Wittenberg hinführen und die weltweite Bedeutung der Reformation vermitteln soll. Dazu wird ein [[Luthergarten Wittenberg]] angelegt. |
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== Werke == |
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=== Handschriften === |
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* Die [[Universitätsbibliothek Heidelberg]] verfügt im [[Codices Palatini germanici|Codex Palatinus Germanicus]] über 10 Luther-Handschriften, beispielsweise [[Cod. Pal. germ. 732|Luthers Übersetzung des Buchs der Weisheit]] (Cpg 732). |
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=== Werkausgaben === |
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* [[Weimarer Ausgabe (Luther)|Weimarer Lutherausgabe]] ('''WA'''), 120 Bände, 1883–2009 (Sonderedition 2000–2007), ISBN 3-7400-0945-4. |
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* [[Kurt Aland]] (Hrsg.): ''Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart'', 10 Bände, ein Registerband, ein Ergänzungsband. 1. Auflage 1957–1974. 4. Auflage: Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991, ISBN 3-8252-1656-X. |
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:: Kurt Aland (Hrsg.): ''Martin Luther. Gesammelte Werke.'' (= ''CD-Rom, Digitale Bibliothek.'' Band 63). Directmedia, Berlin 2002, ISBN 3-89853-639-4. |
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* ''Martin Luther. Studienausgabe in 6 Bänden.'' Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 1987–1999. |
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== Literatur == |
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[[Datei:Tomus secundus omnium operum.tif|mini|200px|''Tomus secundus omnium operum'', 1562]] |
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=== Bibliographien === |
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* [[Josef Benzing]], Helmut Claus: ''Lutherbibliographie: Verzeichnis der gedruckten Schriften Martin Luthers bis zu dessen Tod'' (= ''Bibliotheca bibliographica Aureliana''). Band 2 mit Anhang: ''Bibel und Bibelteile in Luthers Übersetzung 1522–1546''. Koerner, Baden-Baden 1989, 1994. |
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=== Historische Überblicke === |
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* [[Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker)|Thomas Kaufmann]]: ''Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation.'' C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69607-7. |
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* Thomas Kaufmann: ''Geschichte der Reformation.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-458-71024-0. |
|||
* [[Heinz Schilling (Historiker)|Heinz Schilling]]: ''1517. Weltgeschichte eines Jahres.'' C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70069-9. |
|||
* [[Luise Schorn-Schütte]]: ''Die Reformation. Vorgeschichte, Verlauf, Wirkung.'' 6. Auflage. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69358-8. |
|||
* Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg.): ''Martin Luther. Schätze der Reformation.'' Sandstein Verlag, Dresden 2016, ISBN 978-3-95498-221-9, Unvollständige Ausgabe, abgerufen am 20. November 2018 [https://verlag.sandstein.de/reader/98-221_LutherKatalogDt/2/] |
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=== Biografien === |
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* [[Tillmann Bendikowski]]: ''Der deutsche Glaubenskrieg. Martin Luther, der Papst und die Folgen''. Bertelsmann, München 2016, ISBN 978-3-570-10197-1. |
|||
* Wolfgang Beutin: ''Der radikale Doktor Martin Luther. Ein Streit- und Lesebuch.'' Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-631-65787-4. |
|||
*[[Martin Brecht]]: ''Martin Luther'', 3 Bände. Calwer Verlag, Stuttgart 1981 ff. |
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** Band 1: ''Sein Weg zur Reformation 1483–1521.'' 1981, ISBN 3-7668-0678-5. |
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** Band 2: ''Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532.'' 1986, ISBN 3-7668-0792-7. |
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** Band 3: ''Die Erhaltung der Kirche 1532–1546.'' 1987, ISBN 3-7668-0825-7. |
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* [[Georg Gotthilf Evers]]: ''Martin Luther: Leben und Charakterbild, von ihm selbst gezeichnet.'' 6 Bände. 1886, Verlag Franz Kirchheim, Mainz |
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* Heinrich Fausel: ''D. Martin Luther: Leben und Werk.'' 2 Bände. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1996, ISBN 3-7751-2440-3. |
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* [[Christian Feldmann (Schriftsteller)|Christian Feldmann]]: ''Martin Luther.'' Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-50706-9. |
|||
* [[Richard Friedenthal]]: ''Luther: Sein Leben und seine Zeit'' (1967). 8. Auflage. Piper, München/ Zürich 1996, ISBN 3-492-20259-4. |
|||
* [[Horst Herrmann (Theologe)|Horst Herrmann]]: ''Martin Luther: Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann.'' Orbis, München 1999, ISBN 3-572-10044-5. |
|||
* Horst Herrmann: ''Martin Luther: Eine Biographie.'' Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-7466-1933-5. |
|||
* [[Friedrich Wilhelm Kantzenbach]]: ''Martin Luther: Der bürgerliche Reformator.'' Musterschmidt, Göttingen 1972, ISBN 3-7881-0068-0. |
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* {{ADB|19|660|692|Luther, Martin|[[Julius Köstlin]]|ADB:Luther, Martin}} |
|||
* [[Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker)|Thomas Kaufmann]]: ''Martin Luther.'' 2., durchgesehene Auflage. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-50888-2.. |
|||
* [[Christian Graf von Krockow]]: ''Porträts berühmter deutscher Männer: Von Martin Luther bis zur Gegenwart.'' List-Verlag, München 2001, ISBN 3-548-60447-1, S. 11–56. |
|||
* [[Volker Leppin]]: ''Martin Luther.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-17961-7. |
|||
* Volker Leppin: ''Martin Luther. Vom Bauernsohn zum Reformator.'' Lambert Schneider, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-650-25639-3. |
|||
* Volker Leppin: ''Die fremde Reformation. Luthers mystische Wurzeln''. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69081-5. |
|||
* Athina Lexutt: ''Luther.'' UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3021-0. |
|||
*[[Klaus-Rüdiger Mai]]: ''Martin Luther – Prophet der Freiheit.'' Romanbiografie. Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-61226-8. |
|||
* [[Peter Manns]]: ''Martin Luther: Der unbekannte Reformator.'' Herder, Freiburg 1982, ISBN 3-451-08188-1. |
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* {{NDB|15|549|561|Luther, Martin|[[Gerhard Müller (Theologe)|Gerhard Müller]]|118575449}} |
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* [[Heiko Augustinus Oberman]]: ''Luther: Mensch zwischen Gott und Teufel.'' Severin und Siedler, Berlin 1981. |
|||
*[[Volker Reinhardt (Historiker)|Volker Reinhardt]]: ''Luther, der Ketzer. Rom und die Reformation''. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68828-7. |
|||
*[[Lyndal Roper]]: ''Der Mensch Martin Luther – Die Biographie''. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6. |
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* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070709050559/http://www.bautz.de/bbkl/l/luther_m.shtml |autor=[[Manfred Schulze (Theologe)|Manfred Schulze]]|artikel=Luther, Martin|band=5|spalten=447-482}} |
|||
* [[Heinz Schilling (Historiker)|Heinz Schilling]]: ''Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie.'' C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63741-4; 4. aktualisierte Auflage, München 2016, ISBN 978-3-406-70105-4. |
|||
*[[Willi Winkler (Autor)|Willi Winkler]]: ''Luther. Ein deutscher Rebell''. Rowohlt, Berlin 2016, ISBN 978-3-87134-723-8. |
|||
*[[Heinz Zahrnt]]: ''Martin Luther: Reformator wider Willen.'' Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2000, ISBN 3-374-01838-6. |
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=== Biografische Einzelthemen === |
|||
*[[Hans-Joachim Neumann]]: ''Luthers Leiden: Die Krankheitsgeschichte des Reformators.'' Wichern, Berlin 1995, ISBN 3-88981-081-0. |
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*[[Andrew Pettegree]]: ''Die Marke Luther''. Insel Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-458-17691-6. |
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* Lyndal Roper: ''Der feiste Doktor – Luther, sein Körper und seine Biographen''. [[Wallstein Verlag|Wallstein]], Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1158-9. |
|||
*Hans Schneider: ''Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet'' ([https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-002C-DC52-4/9783110251753_AdW10_01_%20HANS%20SCHNEIDER%20%20Martin%20Luthers%20Reise%20nach%20Rom.pdf?sequence=1 PDF]) |
|||
*[[Jürgen Udolph]]: ''Martinus Luder – Eleutherius – Martin Luther. Warum änderte Martin Luther seinen Namen?'' (= ''Indogermanische Bibliothek. Dritte Reihe: Untersuchungen''). [[Universitätsverlag Winter]], Heidelberg 2016, ISBN 978-3-8253-6640-7. |
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=== Theologie === |
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* [[Hans-Martin Barth]]: ''Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2009, ISBN 978-3-579-08045-1. |
|||
* [[Oswald Bayer]]: ''Martin Luthers Theologie. Eine Vergegenwärtigung''. Mohr Siebeck Verlag, 2004, ISBN 3-16-148122-4. |
|||
* [[Albrecht Beutel]] (Hrsg.): ''Luther Handbuch.'' 2. Auflage. Mohr & Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-8252-3416-4. |
|||
* [[Gerhard Dünnhaupt]] (Hrsg.): ''The Martin Luther Quincentennial.'' Wayne State University Press, Detroit 1985, ISBN 0-8143-1774-X. |
|||
* [[Volker Leppin]], [[Gury Schneider-Ludorff]] (Hrsg.): ''Das Luther-Lexikon.'' Bückle & Böhm, Regensburg 2014, ISBN 978-3-941530-05-8. |
|||
*[[Bernhard Lohse]]: ''Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-52197-9. |
|||
*[[Otto Hermann Pesch]]: ''Hinführung zu Luther.'' Grünewald, Mainz 2004. ISBN 3-7867-2525-X. |
|||
* Reinhard Schwarz: ''Martin Luther. Lehrer der christlichen Religion.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2015, ISBN 978-3-16-151880-5. |
|||
* Christopher Spehr: ''Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit.'' Mohr/Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150474-7. |
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=== Theologische Einzelthemen === |
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* [[Jörg Haustein]]: ''Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen.'' Kohlhammer, Stuttgart 1990, ISBN 3-17-010769-0. |
|||
* Jörg Haustein: ''Zwischen Aberglaube und Wissenschaft: Zauberei und Hexen in der Sicht Martin Luthers.'' In: Rosemarie Knape (Hrsg.): ''Martin Luther und der Bergbau im Mansfelder Land.'' Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Eisleben 2000, ISBN 3-9806328-7-3, S. 327–337. |
|||
*[[Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker)|Thomas Kaufmann]]: ''Luthers „Judenschriften“: Ein Beitrag zu ihrer historischen Kontextualisierung.'' Mohr & Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150772-4 |
|||
*[[Josef Pilvousek]], [[Klaus Bernward Springer|Klaus-Bernward Springer]]: ''Die Erfurter Augustiner-Eremiten: eine evangelische „Brüdergemeinde“ vor und mit Luther (1266–1560)''. In: Lothar Schmelz, Michael Ludscheid (Hrsg.): ''Luthers Erfurter Kloster. Das Augustinerkloster im Spannungsfeld von monastischer Tradition und protestantischem Geist.'' Erfurt 2005. ISBN 3-937981-10-1. S.37–58. |
|||
* Volker Stümke: ''Das Friedensverständnis Martin Luthers: Grundlagen und Anwendungsbereiche seiner politischen Ethik.'' Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019970-5. |
|||
*[[Martin Treu (Historiker)|Martin Treu]]: ''Martin Luther und das Geld.'' Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Wittenberg 2000, ISBN 3-9806328-9-X. |
|||
*[[Peter Zimmerling]]: ''Evangelische [[Mystik]].'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-57041-8. ''Martin Luther (1483–1546): Demokratisierung der Mystik.'' S. 37–57. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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{{Wikisource}} |
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{{Wikisource|Scriptor:Martinus Luther|Martinus Luther|lang=la}} |
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{{Wikisource|Luther und Augustin|Hermann von Bezzel Luther und Augustin}} |
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* [https://www.facebook.com/DrMartinLutherPhilatelie/ '''Luther in der Welt der Briefmarken und Stempel'''] |
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<ref name="KHD1">''Chronik der Kreishandwerkerschaft Düsseldorf: 25. Kürschner-Innung''. Kopie vom 24. August 2006.</ref> |
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{{Commonscat|Commemorative DM coins of West Germany|Bilder von westdeutschen DM Gedenkmünzen (1948–1990)}} |
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<ref name="Goldener Meisterbrief">Ohne Autorenangabe: ''Goldener Meisterbrief für Karl Buchheim''. In: ''Pelz & Design'', 1982/3. - Mit gleichem Text in: ''Pelz International'', 6-7/1982, S. 29.</ref> |
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'''Biographien''' |
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<ref name="Haute Fourrure">Ohne Autorenangabe: ''Haute Fourrure - Hanns Bisegger''. Zeitschrift ''Hermelin'', 1957 Nr. 1/2, Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps, Berlin, Leipzig, Wien, S. 35. </ref> |
|||
* {{Mennonitisches Lexikon|Luther_Martin|Autor=Thomas Kaufmann}} |
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* {{Hl-Lex|b|Martin_Luther.html| }} |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=x-8lT7W7oPY&feature=related Martin Luther – Allein aus Glaube] Video in 4 Teilen |
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'''Quellen''' |
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<ref name="Manes 2">[[Philipp Manes]]: ''Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte''. Berlin 1941 Band 2. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 49 ([[commons:Category:Collection G. & C. Franke|Kollektion G. & C. Franke]]). </ref> |
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* {{DDB|Person|118575449}} |
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* {{dmoz|World/Deutsch/Gesellschaft/Religion_und_Spiritualität/Christentum/Theologie/Personen/Luther,_Martin/|Martin Luther}} |
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* {{DNB-Portal|118575449}} |
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* {{VerzDtDrucke |VD=16 |PPN=118575449}} |
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* {{VerzDtDrucke |VD=17 |PPN=004000463}} |
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* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Luther,+Martin}} |
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* {{PGDA|392}} (Lieder, Fabeln, Predigten und die ''revidierte'' Bibel von 1912) |
|||
* [http://digital.slub-dresden.de/id328043192 Commentarius in psalmos Davidis] digitalisierte Handschrift des lateinischen Kommentars Luthers zu den Psalmen an der [http://www.slub-dresden.de/ SLUB Dresden] |
|||
* [http://www.philological.bham.ac.uk/bibliography/li.html Nachweis lateinischer Werke im WWW] |
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* [http://www.archiv-vegelahn.de/nachschlagwerke_luther.html Martin Luther – Eine Bibliographie] |
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* [http://geb.uni-giessen.de/geb/frontdoor.php?source_opus=3646 Die Lutherhandschriften der Universitätsbibliothek Gießen] |
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* [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00093491/images ''Dr. Martin Luther’s (eigenhändig geschriebene) Ermanunge zum Fride auff die zwelff artikel der bawerschafft ynn Schwaben''] (BSB Cgm 4101)<!--ggf. Linkname anpassen--> |
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* [http://www.martinluther.de/ Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt] |
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* [http://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:l:luther:start Über 300 Luthertexte in der Glaubensstimme] |
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* [http://www.portraitindex.de/db/apsisa.dll/ete?action=queryGallery&index=person&desc=%22Luther,%20Martin%22 Druckgraphische Portraits von Martin Luther] |
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* [http://www.lutheriden.de/contao_2-11-2/index.php/de/ Lutheriden-Vereinigung] Nachkommen von Martin Luther und Katharina von Bora |
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'''Luther und die Juden''' |
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<ref name="Manes 3">[[Philipp Manes]]: ''Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte''. Berlin 1941 Band 3. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 129 ([[:Datei:Philipp Manes, Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940 - Versuch einer Geschichte (4).jpg |→ Inhaltsverzeichnis]]). </ref> |
|||
* [http://ursulahomann.de/MartinLutherUndDieJuden/inhalt.html Martin Luther und die Juden] |
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<ref name="Winckelmann 75">''Winckelmann Fachadressbuch der Rauchwaren u. Pelzwirtschaft und des Kürschnerhandwerks Deutschland''. Nr. 75, Ausgabe 1976, Winckelmann Verlag, Frankfurt am Main, S. 145-146.</ref> |
|||
* [http://www.sgipt.org/sonstig/metaph/luther/judens.htm Martin Luthers Antijudaismus, seine Wirkung und Aufarbeitung im Protestantismus] |
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* [http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=631&letter=L Jewishencyclopedia (englisch)] |
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* [http://web.uni-frankfurt.de/irenik/relkultur01.PDF Luthers Bedeutung für eine multikulturelle Gesellschaft] (PDF-Datei; 80 kB) |
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'''Luther und das Alte Testament''' |
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<ref name="Manes 4">[[Philipp Manes]]: ''Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte''. Berlin 1941 Band 4. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 150-152, 327-328 ([[:Datei:Philipp Manes, Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940 - Versuch einer Geschichte (5).jpg |→ Inhaltsverzeichnis]]). </ref> |
|||
* {{WiBiLex|Luther, Martin|Autoren=Siegfried Hermle}} |
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'''Luther und die Hexenverfolgung''' |
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<ref name="Nasse">[[:Datei:Amerikas Pelzindustrie - Ergebnisse einer Studienreise deutscher Kürschner und Pelzwarenfabrikanten, Max Nasse.jpg|Max Nasse: ''Amerikas Pelzindustrie - Ergebnisse einer Studienreise deutscher Kürschner und Pelzwarenfabrikanten'']]. Reichsbund der Deutschen Kürschner, Bezirksverband Berlin und Brandenburg e. V., Berlin, 1925, S. 2.</ref> |
|||
* [http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/lexikon/personen/art/Martin_Luther/html/artikel/6975/ca/23947ab0f6/ Kurze Abhandlung von Volker Leppin im Historicum.net zu Luther und die Hexenverfolgung] |
|||
'''Luther und seine Testamente (1537 und 1542)''' |
|||
<ref name="Modeopfer">[http://www.modeopfer110.de/mode/labels/jobis.html] www.modeopfer110.de: ''JOBIS''. Abgerufen 23. März 2017. </ref> |
|||
* [https://www.uni-erfurt.de/studienstaette-protestantismus/protestantismus-digital/digitale-praesentationen/luthers-gothaer-testament-von-1537/ Luthers Gothaer Testament von 1537] |
|||
* [http://home.mnet-online.de/nikodemus/Luther/LuthersTestament.htm Text des Testaments von 1542] |
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== Anmerkungen == |
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<ref name="muku2014">[http://www.muku-bielefeld.de/hanns-bisegger-wettbewerb/223-witthaus-steht-der-bisegger-stiftung-vor] www.muku-bielefeld.de, Musik- und Kunstschule Bielefeld, Thomas Güntter: ''Witthaus steht der Bisegger-Stiftung vor''. 1. November 2014. Abgerufen 23. März 2017. </ref> |
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<references responsive /> |
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{{Gesprochene Version |
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<ref name="Qualitätspelze">Ohne Autorenangabe: ''Qualitätspelze sind eine solide Geldanlage. Düsseldorf - ein Zentrum der deutschen Pelzmode''. In: ''Wirtschaftsberichte'' Nr. 19, 15. Oktober 1971, Tüffers Auskunftei und Wirtschaftsverlag GmbH, S. 3-15.</ref> |
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|exzellent = nein |
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}} |
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{{Lesenswert|10. Januar 2007|26223513}} |
|||
<ref name="Wolff 175">Ohne Autorenangabe: ''175 Jahre Pelz-Wolff Düsseldorf''. In: ''Pelz International'' Nr. 10, 1981, S. 40.</ref> |
|||
{{Normdaten|TYP=p|GND=118575449|LCCN=n/79/89628|NDL=00448237|VIAF=14773105}} |
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</references> |
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{{SORTIERUNG:Luther, Martin}} |
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== TEST == |
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[[Kategorie:Martin Luther| ]] |
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[[Kategorie:Augustiner-Eremit]] |
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[[Kategorie:Reformator]] |
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[[Kategorie:Luthertum]] |
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[[Kategorie:Exkommunizierte Person]] |
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Leucorea)]] |
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[[Kategorie:Person (Eisleben)]] |
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[[Kategorie:Bibelübersetzer]] |
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[[Kategorie:Übersetzer aus dem Altgriechischen]] |
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[[Kategorie:Übersetzer aus dem Hebräischen]] |
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[[Kategorie:Übersetzer aus dem Latein]] |
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[[Kategorie:Übersetzer ins Deutsche]] |
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[[Kategorie:Autor (Antisemitismus)]] |
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[[Kategorie:Walhalla]] |
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[[Kategorie:Lutherischer Theologe (16. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Person des Christentums (Lutherstadt Wittenberg)]] |
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[[Kategorie:Person des evangelischen Namenkalenders]] |
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[[Kategorie:Reformation (Literatur)]] |
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[[Kategorie:Christliche Literatur]] |
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[[Kategorie:Politischer Mythos]] |
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[[Kategorie:Kirchenlieddichter]] |
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[[Kategorie:Sachbuchautor (Theologie)]] |
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[[Kategorie:Sachliteratur (Theologie)]] |
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[[Kategorie:Literatur (16. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] |
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[[Kategorie:Lyrik]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Geboren 1483]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1546]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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|GEBURTSDATUM=10. November 1483 |
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Version vom 14. Februar 2019, 15:58 Uhr


Martin Luther (* 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda) war ein deutscher römisch-katholischer Priester und Professor der Theologie. Er ist die zentrale Persönlichkeit der Reformation, deren Wirken kirchengeschichtliche und weltgeschichtliche Bedeutung gewann.
Als Mitglied des Augustinerordens sah er das Wesen des christlichen Glaubens in Gottes Gnadenzusage und in der Rechtfertigung. Seine Frömmigkeit war auf Jesus Christus als persönlichen Erlöser ausgerichtet. Auf dieser Basis wollte Luther von ihm als Fehlentwicklungen wahrgenommene Erscheinungen der Kirche seiner Zeit beseitigen und sie in ihrer ursprünglichen evangelischen Gestalt wiederherstellen („re-formieren“). Entgegen Luthers Absicht kam es jedoch zu einer Kirchenspaltung, aus der evangelisch-lutherische Kirchen und im Lauf der Reformation weitere Konfessionen des Protestantismus entstanden.
Luthers Theologie und Kirchenpolitik wie auch seine Bibelübersetzung (Lutherbibel), Predigt und Lieddichtung trugen zu den Veränderungen der europäischen Gesellschaft und Kultur in der frühen Neuzeit bei.
Leben
Herkunft und Name

Luthers Eltern waren der Montanunternehmer und spätere Ratsherr Hans Luder (* 1459 in Möhra; † 29. Mai 1530 in Mansfeld), und die aus dem Eisenacher Bürgertum stammende Margarethe, geb. Lindemann (* 1459 in Neustadt an der Saale, † 30. Juni 1531 in Eisleben). Die Familie des Vaters führte ihren Nachnamen in unterschiedlichen Varianten: Lüder, Luder, Loder, Ludher, Lotter, Lutter oder Lauther.[1] Martin Luther wählte seine Nachnamensform etwa 1512 oder 1517. Er leitete sie vom Herzog Leuthari II. oder von dem Wort eleutheros (altgriechisch ἐλεύθερος ‚eleutheros‘ frei ) ab und benutzte vorübergehend die daraus abgeleitete Form „Eleutherios“ (der Freie).[2]
Geburtsdatum und -ort
Luthers Mitarbeiter Philipp Melanchthon veröffentlichte nach Luthers Tod dessen Biografie mit folgenden, vielfach von anderen Autoren übernommenen Angaben: Die Mutter habe sich erinnert, dass die Geburt am 10. November nachts stattgefunden habe und das Kind am folgenden Tag bei der Taufe den Namen des Tagesheiligen Martin von Tours erhalten habe. Doch in Bezug auf das Jahr sei sie unsicher gewesen. Der jüngere Bruder Jakob habe Melanchthon versichert, die Meinung der Familie sei, dass Martin Luther im Jahr 1483 geboren wurde. Zu Luthers Lebzeiten und von ihm selbst wurde jedoch entweder 1482 oder 1484 als Geburtsjahr genannt, und falls 1484 zuträfe, wäre der Geburtsort nicht Eisleben, wo die Familie nur kurz wohnte, sondern Mansfeld, wo sie seit Sommer 1484 ansässig war.[3] Das Geburtsjahr 1482 würde gut mit Luthers Altersangabe (22 Jahre) anlässlich seiner Magisterprüfung 1505 zusammenpassen.[4]
Kindheit, Jugend, Grundstudium
Hans Luder, Sohn des wohlhabenden Bauern Heine Luder, wollte sich im Mansfelder Revier eine Existenz als Hüttenmeister aufbauen und brachte dazu das nötige Startkapital und (durch die Verwandtschaft seiner Frau) persönliche Kontakte mit; ab 1491 war er Mitglied des Mansfelder Stadtrates. In Mansfeld wohnte die Familie zunächst zur Untermiete. Wenig später bezogen die Luders ein gegenüber dem Schloss gelegenes repräsentatives Wohnhaus. Hier wuchs Martin Luther mit seinen jüngeren Geschwistern auf. Martin hatte einen Bruder namens Jacob (1490–1571) und drei Schwestern. Die Schwestern wurden mit Hüttenmeistern verheiratet, der Bruder machte eine Ausbildung im Bergwerk und übernahm später die väterliche Pacht.
In der Mansfelder Lateinschule lernte Martin vor allem Grammatik sowie ein wenig Logik, Rhetorik und Musik.[5] Von Frühjahr 1497 bis Ostern 1498 besuchte er die Magdeburger Domschule. Luther war bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben untergebracht und verkehrte im Haus des ebenfalls aus einer Mansfelder Bergbauunternehmerfamilie stammenden Paul Moßhauer, Offizial des Magdeburger Erzbischofs.[6]
Zur Vorbereitung auf das Studium begab sich Martin Luther anschließend nach Eisenach, wo Verwandte mütterlicherseits wohnten. Eisenach war um 1500 eine kleine Stadt mit ungefähr 4000 Einwohnern, deren wirtschaftliche Entwicklung stagnierte. Es gab drei Pfarrkirchen mit zahlreichen Altären, dazu die Klöster der Dominikaner, Franziskaner und Kartäuser, so dass der Anteil der Geistlichkeit an der Einwohnerschaft relativ hoch war.[7] Auf der Pfarrschule zu St. Georgen vertiefte Martin Luther seine Lateinkenntnisse, so dass er diese Sprache fließend sprechen und schreiben konnte. Luther bezeichnete Wigand Güldenapf als seinen Eisenacher Lehrer, dem er vieles verdanke; der Kontakt blieb weiter bestehen.[8] In seiner ersten Zeit in Eisenach musste Luther als Kurrendensänger seinen Unterhalt bestreiten. Dann fand er Aufnahme im Haus, das die Bürgerfamilien Cotta und Schalbe gemeinsam bewohnten. Es stand in der Georgenvorstadt, ist aber nicht identisch mit dem heutigen „Lutherhaus“.[9] Heinrich Schalbe war 1495 und 1499 Eisenacher Bürgermeister.[9] Luther lernte so das Collegium Schalbense kennen, eine franziskanisch geprägte Gemeinschaft von Mönchen und Bürgern, die eine eigene Frömmigkeit in Form einer Gebetsgemeinschaft und der Lektüre frommer Schriften übten.[9] Zudem nahm Luther an Treffen im Haus des Priesters und Stiftsvikars Johannes Braun teil, bei denen gemeinsam musiziert, gebetet und über geistliche, aber auch humanistische Texte gesprochen wurde.[8] In diesem Kreis wurde auch die Annenverehrung gepflegt.
Erfurt gehörte mit etwa 20.000 Einwohnern zu den größten Städten des Reichs, war seit 1392 Universitätsstadt und ein bedeutendes Zentrum des Waidanbaus. Doch gelang es Erfurt nicht, reichsfrei zu werden; vielmehr musste die Stadt 1483 endgültig die Oberherrschaft des Mainzer Erzbischofs anerkennen und wegen der Kontributionen eine hohe Schuldenlast auf sich nehmen (1509: 550.000 Gulden), was ihren Bankrott herbeiführte. Diese lange verschleierte Krise führte dann 1509 zu den sozialen Unruhen des „tollen Jahrs “.[10] Im Sommersemester 1501 wurde „Martinus Ludher ex Mansfeldt“ in die Matrikel der Artistenfakultät der Universität Erfurt eingetragen;[11] da er als vermögend eingeschätzt wurde, hatte er die volle Einschreibgebühr zu entrichten.[12] Wo Luther als Student der Artes wohnte, ist nicht mit Sicherheit feststellbar; nahm die ältere Forschung an, dass er in der Georgenburse lebte, so haben neuerdings Indizien an Gewicht gewonnen, die auf das Collegium Porta Coeli weisen.[13][14] Das studentische Leben in einer Burse war stark reglementiert und hatte klosterähnliche Züge.[15]
Am 29. September 1502 legte Luther zum frühestmöglichen Zeitpunkt das Bakkalaureats-Examen ab. Luther bestand das Examen als 30. von 57 Graduierten.[16] Eine Verletzung am Oberschenkel mit dem Degen, den er als Student trug, zwang ihn 1503 oder 1504, das Bett zu hüten; er nutzte die Zeit, um Lautespielen zu lernen.[17] Zwischen 1504 und 1505 grassierte die Pest in Erfurt und Umgebung. Einige Kollegen und Professoren Luthers starben, was Luther in eine Krise stürzte. Am 6. Januar 1505 schloss er mit dem Magister artium seine akademische Grundausbildung als zweiter von 17 Kandidaten ab.[11][16]
Die philosophische Grundausbildung, die Luther bis dahin erhalten hatte, war Aristoteles in mittelalterlich-scholastischer Interpretation. Wichtig im Blick auf die Abgrenzungen, die Luther später vollzog, ist hier besonders der Habitus-Begriff, der eine besondere Qualität des menschlichen Handelns beschreibt. Aristoteles erläuterte am Beispiel des Musikers: Durch Spielpraxis wird aus dem Zitherspieler ein Virtuose. Er handelt „leicht, sicher, lustvoll und vollkommen“. Die Scholastik übernahm den Habitus-Begriff und formte ihn um: der tugendhafte Christ tut leicht, spontan und freudig, was Gott fordert.[18] Luther bezeichnete Jodocus Trutfetter von Eisenach und Bartholomäus Arnoldi von Usingen als seine akademischen Lehrer, zu denen er auch in näherem Kontakt stand.[19]
Augustinermönch (1505–1511)

Auf väterlichen Wunsch setzte Luther zum Sommersemester sein Studium an der Juristenfakultät fort. Martin als der älteste Sohn sollte als Jurist in die gräfliche Verwaltung eintreten und später das Familienunternehmen leiten. Das eigentliche Jurastudium begann am 19. Mai 1505 mit dem Zivilrecht. Doch am 2. Juli 1505 überraschte ihn nach einem Besuch bei seinen Eltern in Mansfeld bei Stotternheim ein schweres Gewitter. In Todesangst gelobte er der Heiligen Anna, Mönch zu werden, wenn sie ihn rette.[20] Weshalb der junge Luther gerade dieses Gelübde ablegte und einen klösterlichen Lebensweg einschlug, ist „naturgemäß schwer rekonstruierbar.“[21]
Nach Einschätzung von Martin Brecht (1981) war der Klostereintritt Ausdruck einer Zuspitzung, eines Höhepunkts oder Lösung für eine Lebenskrise, als deren Auslöser er auch das Jurastudium sah.[22] Ähnlich urteilt Thomas Kaufmann: Das Jurastudium, womöglich auch Planungen für eine reiche Heirat als Thema des aktuellen Besuchs bei seinen Eltern, seien bedrückende Perspektiven gewesen, die in Erfurt wütende Pest und dann das Gewittererlebnis hätten Luther die Schutzlosigkeit des eigenen Existenz vor Augen geführt. Gott habe nach seinem Leben gegriffen, und das Selbstopfer sei Luther als angemessene Antwort erschienen.[23]
Am Morgen des 17. Juli 1505[24] bat Luther beim Kloster der Augustiner-Eremiten an der Comthurgasse um Aufnahme. Zunächst war er nahe der Pforte wie ein Gast untergebracht und legte vor dem Prior Winand von Diedenhofen seine erste Generalbeichte ab.[25] Vermutlich schon im Herbst 1505 wurde er im Kapitelsaal in Gegenwart des ganzen Konvents, etwa 50 Mönchen, als Novize aufgenommen und für ein Probejahr dem Novizenmeister Johann Greffenstein übergeben. Er führte Luther in die Lebensweise der Gemeinschaft ein.[26]
Am 3. April 1506 kam es zur ersten Begegnung Luthers mit Johann von Staupitz, dem Generalvikar der Augustinereremiten. Dieser besuchte im Rahmen einer Visitationsreise die Erfurter Ordensniederlassung. Staupitz wurde Luthers Beichtvater und Seelsorger. Nach Einschätzung von Thomas Kaufmann war Luthers frühe Klosterzeit gekennzeichnet durch das Zutrauen, das die Ordensoberen in Luthers Entwicklung hatten, die Erwartungen, die man in ihn setzte, und das Ungenügen, das dieser selbst empfand.[27]
Im September 1506 legte Luther seine Profess ab. Damit war er feierlich und endgültig als Mönch in das Kloster aufgenommen. Seine Vorgesetzten bestimmten, dass Luther Priester werden sollte, was im Blick auf seine akademische Vorbildung keine Überraschung sein konnte, und auch das anschließende Theologiestudium war naheliegend. Um sich auf die Zelebration der Messe, seine wichtigste priesterliche Aufgabe, vorzubereiten, studierte Luther die Auslegung des Meßkanons durch Gabriel Biel.[28] Schon am 27. Februar 1507 wurde er zum Diakon und am 4. April desselben Jahres im Erfurter Dom[29] durch Weihbischof Johann Bonemilch von Laasphe zum Priester geweiht. Am 2. Mai 1507 las er in der Kirche des Augustinerklosters zu Erfurt seine erste Messe. Hierzu lud er seine Mansfelder Verwandten und Freunde aus Eisenach ein.
Studium der Theologie und Promotion
Nach seiner Priesterweihe begann Luther mit dem Studium der Theologie. Sein wichtigstes Lehrbuch war der Sentenzenkommentar (Collectorium) des Gabriel Biel, in dem die Lehre Wilhelms von Ockham in moderater Form präsentiert wurde, nämlich verglichen und harmonisiert mit anderen scholastischen Lehrmeinungen.[30] Johannes Wallmann charakterisierte Biels Ockhamismus so: Hier werde „der Freiheit des in eine majestätische Ferne entrückten Gottes eine Freiheit eines Menschen gegenübergestellt, der aus dem Vermögen seiner natürlichen Kräfte Gott lieben und damit die Bedingungen eines Gnadenempfangs leisten kann“ – ein pelagianistisches Verständnis von Willensfreiheit, das im Widerspruch zu Thomas von Aquin wie auch zur späteren tridentinischen Gnadenlehre stehe, zugleich aber das Gegenteil von Luthers späterer reformatorischer Theologie sei.[31]
Auf Empfehlung durch den Generalvikar Johann von Staupitz versetzte das Kapitel der deutschen Kongregation in München Luther am 18. Oktober 1508 nach Wittenberg. Dort sollte er kurzfristig seinen Mitbruder Wolfgang Ostermayer vertreten, der sich auf seine Promotion vorbereiten musste,[32] und an der Artistenfakultät Moralphilosophie lehren. Nach der Organisationsweise der damaligen Universität war Luther jetzt sowohl Lehrender als auch Lernender. Im März 1509 erwarb Luther den Grad des Baccalareus biblicus. Nach einem weiteren Semester disputierte er für den nächsten Grad des Baccalaureus sententiarius. Bevor Luther jedoch seine Antrittsvorlesung halten konnte, erreichte ihn der plötzliche Rückruf seines Erfurter Klosters. Da dies weder mit von Staupitz abgesprochen noch von ihm genehmigt war, gibt es Anlass, den Schritt als einen frühen Akt des Protestes der Erfurter gegen Staupitz’ Wahl zum sächsisch-thüringischen Provinzial zu interpretieren.[33]
Dass Luther noch 1509 wieder in seinem Erfurter Mutterkloster eintraf, geht aus seiner eigenhändigen Notiz auf dem Titelblatt eines Bandes der Klosterbibliothek hervor: „Augustinus starb im Jahr des Herrn 433. Jetzt, nämlich 1509, ist er seit 1076 Jahren verstorben.“[34] Es ist ein Band einer gedruckten Augustinus-Werkausgabe; auch das ist interessant. Jetzt, nach dem ersten Wittenberger Intermezzo, las Luther erstmals Originalschriften seines Ordensvaters Augustinus (unter anderem: De trinitate, De civitate Dei).[35] Er bemerkte durch Stilvergleich, dass nicht alle Augustinus zugeschriebenen Texte echt waren. Allerdings stieß Luther dabei nicht auf die Werke Augustinus’ in Auseinandersetzung mit den Pelagianern, so dass die Augustinus-Lektüre noch nicht die spätere Faszination für ihn besaß.[35]
Schon im Herbst 1509 hielt Luther im Auditorium Coelicum am Dom zu Erfurt seine Sentenzenvorlesung; seine Ernennung zum Baccalaureus sententiarius folgte danach.[36] Luther lehrte als Sententiar in Erfurt vom Frühjahr, also dem Wintersemester 1510 bis zum Sommersemester 1511.[33] Danach siedelte er endgültig nach Wittenberg über.[37]
Obgleich Luther die zentrale Person des Erfurter Humanismus, Mutianus Rufus, erst im Jahre 1515 kennenlernte, hatte er doch zu dem Erfurter Humanisten Crotus Rubeanus intensiven Kontakt, wie aus einem Brief aus dem April 1520 hervorgeht.[38][39]
Martin Luthers Studium endete formal am 18./19. Oktober 1512 mit der Promotion zum doctor theologiae an der Universität zu Wittenberg. Der Prüfer war Andreas Bodenstein.
Schon zu Beginn seiner Ordenszeit setzte sich Luther mit der hebräischen Sprache auseinander, so erwarb er bald nach dem Erscheinen im Jahre 1506 das von Johannes Reuchlin verfasste Werk De rudimentis hebraicis. Die Schrift eröffnete die Möglichkeit zum Selbststudium des Hebräischen. Sie bestand aus einer Grammatik mit einem Wörterbuch. Luther arbeitete das Lehrbuch systematisch durch und erwarb zusätzlich eine im Jahre 1512 von Reuchlin herausgegebene Edition der sieben Bußpsalmen (Septem psalmi poenitentiales) mit dem hebräischen Text, der lateinischen Übersetzung und grammatischen Erläuterungen.[40]
Aufgaben in Ordenspolitik und Verwaltung
Im Auftrag seines Ordens und von einem Mitbruder begleitet, reiste der junge Augustinereremit Luther nach Rom. Dies war die längste und weiteste Reise seines Lebens, da er den thüringisch-sächsischen Raum zuvor noch nie verlassen hatte; sie gilt als ein Schlüsselerlebnis, denn Luther hat in späteren Schriften und Reden immer wieder diese Reise erwähnt. Luther nutzte seinen etwa vierwöchigen Romaufenthalt auch persönlich, um seine dritte Generalbeichte abzulegen, und besuchte zahlreiche Gnadenorte.[41] Er zweifelte nicht an der römischen Buß- und Ablasspraxis. Er war allerdings entsetzt über den Unernst und den Sittenverfall, die ihm in Rom begegneten.[42] (Volker Leppin hinterfragt diese in protestantischen Lutherbiografien gängige Sicht: frühe Zeugnisse Luthers zeigten noch keine Irritationen durch sein Romerlebnis. So ist 1519 Rom für ihn die Kirche des Petrus und Paulus, geehrt durch die vielen Märtyrer, auf die Gott sein besonderes Augenmerk gerichtet habe.[43]) So wichtig die Reise für Luther persönlich wurde, so unklar ist die Mission, mit der Luther nach Rom entsandt wurde, sowie ihre zeitliche Einordnung.
Nach älterer Forschung soll sich Luther Ende 1510 zusammen mit einem Mitbruder nach Rom begeben haben, um dort im Auftrag seines Erfurter Konvents gegen die von oben befohlene Vereinigung der strengen Observanten mit den liberaleren Augustinerklöstern der sächsischen Provinz zu protestieren. Diese Hypothese wurde von Heinrich Böhmer (Martin Luthers Romfahrt, 1914) vorgelegt und wird auch heute noch von einigen Historikern vertreten, beispielsweise von Heinz Schilling (Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs, 2013).
Eine alternative Datierung der Romreise auf die Jahre 1511/12 hat Hans Schneider 2009 vorgeschlagen. Mehrere Kirchenhistoriker haben sich seitdem Schneiders Hypothese angeschlossen, so Thomas Kaufmann, Bernd Moeller, Volker Leppin und Ulrich Köpf.
Am 5. Mai 1512 nahm Luther am Ordenskapitel der Augustinereremiten in Köln teil. Wahrscheinlich unterstützte Luther seinen Förderer von Staupitz in den ordensinternen Auseinandersetzungen. Die Kölner Ordensversammlung bestimmte Luther zum Subprior der Wittenberger Ordensniederlassung und empfahl ihn auch für eine Promotion und eine universitären Laufbahn an der Leucorea.[44]
In Wittenberg übernahm Luther vielfältige Tätigkeiten sowohl im Kloster als auch an der Universität. Seit 1512 war er Studienleiter des Wittenberger Konvents und Klosterprediger. Auf dem Kongregationskapitel in Gotha am 1. Mai 1515 wurde Martin Luther zum Provinzialvikar ernannt und übernahm damit bereits in jungen Jahren zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit in Wittenberg Leitungsaufgaben in seinem Orden, die mit einer erheblichen Visitations- und Reisetätigkeit verbunden waren.[45] Als Vikar unterstanden ihm zehn Konvente, darunter sein ehemaliger Heimatkonvent in Erfurt, in dem er 1516 Johannes Lange zum Prior einsetzte. In Wittenberg war er Stellvertreter des Priors und stand damit an zweiter Stelle in der Klosterhierarchie, zugleich war er aber als Vikar dessen Vorgesetzter.[46]
Wittenberg als Wirkungsstätte Luthers

Auf von Staupitz’ Initiative siedelte Luther im September 1511 nach Wittenberg um, wo er sich für ein theologisches Doktorat bewarb. „Aus der damaligen Großstadt Erfurt kam er in die zunächst unscheinbare, unattraktive, arme kleinere Mittelstadt Wittenberg, die mit ihren Vorstädten etwa 400 Häuser und nicht mehr als 2000 bis 2500 Einwohner zählte“;[47] ähnlich bescheiden nahm sich die noch im Aufbau begriffene Leucorea neben der etablierten Universität Erfurt aus und die bei seiner Ankunft noch unfertige Wittenberger Ordensniederlassung im Vergleich zu seinem traditionsreichen Erfurter Kloster. Und doch war das kleine Wittenberg die Hauptstadt des Territorialstaats Kursachsen; Luther begab sich nicht vom Zentrum an die Peripherie (auch wenn das so scheinen konnte), sondern in ein politisches Kräftefeld, das für seine weitere Entwicklung wichtig wurde.[47]
Kirchenpolitisch profitierte Luthers Landesherr Friedrich der Weise davon, dass sein Territorium zu mehreren Bistümern gehörte (Meißen, Naumburg, Mainz, Halberstadt, Magdeburg, Brandenburg, Bamberg und Würzburg), so dass er sich in der stärkeren Position befand. Das Allerheiligenstift in Wittenberg samt der inkorporierten Stadtkirche unterstand direkt dem Papst und war damit der Kontrolle des Brandenburger Bischofs entzogen.[48] Als Prediger an der Stadtkirche hätte der Kantor des Allerheiligenstifts fungieren sollen, Ulrich von Dinstedt, der diese Aufgabe aber nicht wahrnahm. So erging der Predigtauftrag schließlich an Luther, wobei die rechtliche Form nicht ganz klar ist. Luther bezog daraus seine für lange Zeit einzigen persönlichen Einkünfte (jährlich 8 Gulden 12 Groschen).[49] Die ersten sicher datierbaren Predigten stammen aus dem Jahr 1514.[49]
Professur für Bibelauslegung (1512)

Im Oktober 1512 war Luther zum Doktor der Theologie promoviert worden. Er leistete einen Doktoreid, der ihn auf die Heilige Schrift verpflichtete, sowohl im engeren Sinne auf die Bibel, als auch auf die theologische Erschließung ihres Gehaltes. Später, im Konflikt mit der Papstkirche, berief er sich darauf.[50]
Luther bot in Wittenberg eine zweistündige Vorlesung pro Semester an, und zwar montags und freitags um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr. Ab 1516 las er mittags um 13 Uhr.[51] Von diesen Vorlesungen sind einige Originalmanuskripte, studentische Nachschriften und Arbeitstexte erhalten. Die früheste Quelle von Luthers Theologie ist der Wolfenbütteler Psalter, Luthers Handexemplar der ersten Psalmenvorlesung (Dictata super Psalterium, 1513 bis 1515); zugrunde liegt der lateinische Text der Vulgata. Luther arbeitete mit der überkommenen Methode des vierfachen Schriftsinns, doch deutete sich bereits für ihn Typisches an: Alle Psalmen handeln von Christus, und da sie vor dem irdischen Leben des Jesus von Nazareth entstanden sind, tun sie dies im Literalsinn, aber auf prophetische Weise (sensus litteralis propheticus). Diesen hermeneutischen Zugang verdankte Luther seinem Mentor und Seelsorger Staupitz.[52]
Von 1515 bis 1516 folgte die Römerbriefvorlesung. Im Hintergrund gab es einige Neuentwicklungen: Luther legte für seine Studenten zwar den lateinischen Text zugrunde, bereitete seine Vorlesung aber anhand des griechischen Neuen Testaments vor. Allmählich rückte er vom vierfachen Schriftsinn ab, den er allerdings in der Römerbriefauslegung noch oft nutzte. Außerdem ist die Vorlesung „gespickt mit Augustinuszitaten“[53]: Luther hatte den achten Band einer 1506 in Basel gedruckten Augustinus-Werkausgabe in die Hand bekommen. Darin las er De spiritu et littera sowie andere antipelagianische Texte. Vermutlich griff er zu diesem Buch, um eine hermeneutische Hilfe für die Vorbereitung seines Römerbriefkollegs zu finden. „Was er bekommt, ist viel mehr: eine systematisch-theologische Hilfe zum Verständnis des Römerbriefs und der paulinischen Theologie überhaupt.“[53]
Im Wintersemester 1516/1517 las er über den Brief des Paulus an die Galater. Es folgte eine zweisemestrige Vorlesung über den Hebräerbrief, die gleichzeitig mit dem Ablassstreit gehalten wurde, unabhängig von den zwei möglichen Datierungen (Ostern 1517 bis Ostern 1518 oder aber Wintersemester 1517/18 und Sommersemester 1518).[51]
Unterbrochen von einigen wichtigen lebensgeschichtlichen Ereignissen fand Luthers Vorlesung über ein biblisches Buch, die lectura in biblia, regelmäßig bis zum November 1545 statt.[54] Luther wählte sein Thema auffällig oft aus dem Alten Testament, die längste Vorlesung erstreckte sich über zehn Jahre und behandelte das 1. Buch Mose (Genesis). Ein Grund lag wahrscheinlich darin, dass er seine hebräischen Sprachkenntnisse höher bewertete als seine Kenntnis des Griechischen. Von den insgesamt zweiunddreißig Jahren am Katheter waren lediglich vier Jahre neutestamentlichen Büchern gewidmet.[55]
Im August 1518 berief die Universität Wittenberg Philipp Melanchthon an den neu eingerichteten Lehrstuhl für griechische Sprache. Er wurde Luthers engster Mitarbeiter.
Reformatorische Wende
In der klassischen Lutherforschung wurde lange gestritten, wann Luther das Prinzip der Gerechtigkeit Gottes sola gratia (allein aus Gnade) zuerst formulierte. In einer späteren Eigenaussage beschrieb er diesen Wendepunkt als unerwartete Erleuchtung, die ihm in seinem Arbeitszimmer im Südturm des Wittenberger Augustinerklosters widerfahren sei. Manche datieren dieses Turmerlebnis auf die Jahre 1511 bis 1513, andere um 1515 oder um 1518, wieder andere nehmen eine allmähliche Entwicklung der reformatorischen Wende an. Datierung und nähere inhaltliche Bestimmung dieser Entdeckung hängen wechselseitig voneinander ab.
Unstrittig ist, dass Luther sein Erlebnis in seinem späteren Rückblick von 1545 als große Befreiung beschrieb. Er habe sich auf seine zweite Psalmenvorlesung vorbereitet (damit datierte er selbst dieses Ereignis zwischen Frühjahr und Herbst 1518).[56] Ein Brief an Staupitz zeigt, dass Probleme mit dem Bußsakrament der Grund für die erhebliche innere Spannung waren, in der Luther sich in dieser Zeit befand: er fühlte sich trotz seines untadeligen Lebens als Mönch vor Gott als Sünder, außerstande, den strafenden Gott zu lieben.[56] In der einsamen Meditation über den Bibelvers Röm 1,17 LUT habe er plötzlich entdeckt, was er seit einem Jahrzehnt vergeblich gesucht hatte:
„Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.“
Dieser Bibelvers führte, so der Bericht, schließlich zu seinem neuen Schriftverständnis: Gottes ewige Gerechtigkeit sei ein reines Gnadengeschenk, das dem Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus gegeben werde. Keinerlei Eigenleistung könne dieses Geschenk erzwingen. Auch der Glaube, das Annehmen der zugeeigneten Gnade, sei kein menschenmögliches Werk. Damit war, so die gängige protestantische Deutung dieser Erfahrung als „reformatorische Wende“, für Luther die gesamte mittelalterliche Theologie zerbrochen. Volker Leppin dagegen hebt hervor, dass Luthers Entwicklung gerade nicht bruchhaft erfolgte, sondern er habe an die spätmittelalterliche innerliche Frömmigkeit angeknüpft, die er 1515 in den Predigten Johannes Taulers kennengelernt habe.[57]
Einfluss der Mystik
Luthers Theologie hat auch mystische Wurzeln.[58] Während seiner Magdeburger Schulzeit von 1497 bis 1498 kam Luther mit den Brüdern vom gemeinsamen Leben, jenen Vertretern der Devotio moderna in Berührung. Sie betonten eine persönlich erfahrene und gelebte Religiosität. So ging es u. a. um die Nachfolge Christi, wie auch der Titel einer weit verbreiteten Erbauungsschrift (1418) von Thomas von Kempen lautete. Aus dem Umfeld der Devotio moderna stammte noch ein anderes Werk, das der junge Erfurter Augustiner hoch schätzte: das Rosetum (1494), eine Anleitung zur Meditation, zusammengestellt durch Johannes Mauburnus.[59] Johann von Staupitz vermittelte Luther als Seelsorger und Beichtvater die spätmittelalterliche mystische Tradition.
Im Jahre 1516 veröffentlichte Luther die Theologia deutsch, das Werk eines unbekannten Mystikers, den er mit Johannes Tauler identifizierte. Das Buch bestärkte ihn in seiner wachsenden Ablehnung äußerlicher kirchlicher Riten. Es wurde 1516 zunächst als fragmentarischer Traktat in der Druckerei von Johann Gronenberg erstellt und später 1518 von einer Leipziger Druckerei als vollständiger Text herausgegeben. Durch Luther wurde die Theologia deutsch zu einem Spitzenwerk der mystischen Literatur, worin eine der ersten Wirkungen zu sehen ist, die von Luther ausgehen. Karlstadt und Müntzer wurden von der Lektüre beeinflusst, über Johann Arndt wurde sie im Pietismus rezipiert und, da von Luther empfohlen, vermittelte sie dem Protestantismus mittelalterlich-mystische Traditionen.[60]
Als Luther sich um ein neues Heilsverständnis bemühte und eine eigene Kreuzestheologie, Theologia crucis entwickelte, setzte er sich auch mit der mystischen Literatur intensiv auseinander. Gott kann nach seiner Ansicht wahrhaft nur auf dem Weg des Kreuzes erkannt werden, den er selbst in seinem menschgewordenen Sohn gegangen ist. Hier schein Luther von Taulers Kreuzesmystik geprägt zu sein. Diese betonte die mortifikatorischen Akte der Reinigung von der Sünde, die in der mystischen Erfahrung gewöhnlich der Erleuchtung vorausgehen. Tauler identifizierte diese Reinigung mit der inneren Trübsal, die in Demut und Gelassenheit ertragen werden müsse.[61][62]
Dennoch widersprach Luther auch einigen Grundannahmen der Mystik. Mit seinem Verständnis von der Erlösung sola gratia lehnte Luther die mitwirkende Rolle des Menschen im mystischen Erlebnis ab. Schließlich verneinte Luther auch die Möglichkeit, der Mensch könne sich mit Gott oder des Menschen Wille mit dem Willen Gottes in diesem Leben vereinigen (unio mystica). Insgesamt bestritt er die mittelalterliche Annahme, dass Rechtfertigung und Heiligung im Heilsprozess miteinander verbunden seien.[63][64][65]
Auch die Schriften von Bernhard von Clairvaux[66], Dionysius Areopagita sowie Jean le Charlier de Gerson waren Luther gut bekannt.[67] Bei Bernhard steht die humanitas, das irdische Leben Jesu von der Menschwerdung bis zu seinem Tod, das Bernhard als Ganzes als Passion sah, im Mittelpunkt seiner Theologie. Durch die erinnernde Betrachtung der Passion solle der Mensch zum Mitleiden mit Christus bewegt werden. Daraus folge, dass jeder Gläubige mit Jesus direkt in Beziehung treten dürfe. Aus der „Kreuzesfrömmigkeit“ des Bernhard lernte Luther, dass Gott nicht nur einigen, sondern allen Menschen die Sünden vergebe und ewiges Heil zusage. Bewundernd schrieb Luther in den Predigten über das 2. Buch Mose (1525): „Ich schätze den heiligen Bernhard höher als alle Mönche und Geistlichen auf Erden. Seinesgleichen habe ich weder gehört noch gelesen.“
Ablass, 95 Thesen (1517) und Heidelberger Disputation (1518)


Die Ablassbulle Sacrosancti salvatoris et redemptoris nostri von Papst Leo X. war auf den 31. März 1515 datiert und sollte dem Neubau der Peterskirche in Rom dienen, daneben aber auch dem Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg ermöglichen, mit einem Teil der Einnahmen seine Schulden beim Bankhaus der Fugger zu bezahlen. Sie beinhaltete einen sogenannten Plenarablass, wie er ursprünglich nur an Jubeljahren oder durch eine Romwallfahrt zu erlangen war: zwei Mal, nämlich sofort und in der Todesstunde, konnte den Besitzern des entsprechenden Ablassbriefes bei einer Beichte die zeitliche Sündenstrafe im Fegefeuer für fast alle Sünden erlassen werden, einschließlich Ehevergehen und Erwerb von unrechtem Gut. Fast alle Gelübde (außer Klostergelübden) konnten mit diesem Plenarablass umgewandelt und also abgegolten werden. Dieser Ablass sollte acht Jahre lang in den Kirchenprovinzen Mainz und Magdeburg sowie in Brandenburg vertrieben werden; andere Ablässe waren während dieser Zeit aufgehoben, andere Predigten waren zugunsten der Ablasspredigt zu unterlassen.[68] Luthers Kurfürst Friedrich III. war entschieden gegen die Werbung für den Plenarablass in der Nähe zu seinen Landesgrenzen. Er sah im Ablasshandel eine schädliche Konkurrenz für seine Pilgerstätte, die Reliquiensammlung in Wittenberg.[69]
Am 22. Januar 1517 wurde in Magdeburg der Dominikaner Johann Tetzel als Generalsubkommissar für die Kampagne vereidigt. Er veranlasste den Druck einer überarbeiteten, vergröbernden Version der Ablassinstruktion; diese bekam Luther im Spätsommer 1517 zu lesen. Tetzel versuchte, den finanziellen Ertrag der Kampagne zu maximieren, an der er auch persönlich gut verdiente (80 Gulden im Monat und weitere Vergünstigungen). In Kursachsen durfte Tetzel nicht aktiv werden, jedoch war das brandenburgische Jüterbog 35 km von Wittenberg entfernt, und dort oder in Zerbst erwarben viele Wittenberger ihren Ablassbrief. Der Preis war nach dem Vermögen des Käufers gestaffelt: Bürger und Kaufleute beispielsweise zahlten 3 Gulden, Handwerker einen Gulden, Mittellose sollten fasten und beten.[70]
Für Luther hatte die Beschäftigung mit dem Ablassthema einen Außen- und eine Innenseite. Sie brachte ihn in zunehmenden Konflikt mit kirchlichen Autoritäten und versetzte ihn ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, damit verflochten kam Luther aber auch zu persönlichen Glaubenseinsichten im Bezug auf das Bußsakrament, das ihn schon länger beunruhigte.[71] Bereits in der ersten Psalmenvorlesung, um 1514, äußerte er, dass die Kirche „den Weg zum Himmel durch Ablässe leicht und mit minimalistischen Anforderungen – ein Seufzer genügt – die Gnade billig“ mache;[72] ähnliche Kritik findet sich in der Römerbriefvorlesung und in Predigten.
Im Sommer 1517 wandte sich Luther überraschenderweise einem neuen Thema zu, der Auseinandersetzung mit der Scholastik; im Hintergrund scheint er aber Studien zum Ablassthema getrieben zu haben, die in einen Traktat über die Ablässe eingingen. Darin rang sich der Verfasser zu einer teilweisen Bejahung der Ablässe durch.[73] Am 4. September 1517 stellte Luther zunächst 97 Thesen vor, um einen Disput über die scholastische Theologie unter seinen Mitdozenten anzuregen. Luther, dem die Lehre der Scholastik vornehmlich in der Interpretation Wilhelm Ockhams vermittelt worden war, welcher vor allem die Möglichkeit sah, durch (gute) Werke das Heil zu gewinnen, wandte sich mit seiner Publikation Disputatio contra scholasticam theologiam erstmalig ausführlich gegen die herrschende scholastische Theologie, die auf der Philosophie des Aristoteles aufbaute.[74]
Mit einem auf den 31. Oktober 1517 datierten Brief wandte sich Luther direkt an den Mainzer Erzbischof. Wie es ihm als Bettelmönch zukam, war das Schreiben sehr devot im Ton; Luther meldete sich als Seelsorger zu Wort, der besorgt sei über Missverständnisse, die in der Bevölkerung über den Ablass entständen – von der Ablassinstruktion nahm Luther an, dass sie ohne Kenntnis und Zustimmung Albrechts verfasst worden sei. Dass hinter der Kampagne der Papst stand, wurde mit keinem Wort erwähnt. Luther unterschrieb als Doktor der Theologie und legte dem Brief seine 95 Thesen bei. Mit weiteren Briefen scheint sich Luther an die Bischöfe von Brandenburg, Merseburg, eventuell auch Zeitz, Lebus und Meißen gewandt zu haben.[75] Die Thesen waren aber nicht primär für den Erzbischof geschrieben, sondern sollten eine akademische Debatte anregen. Luther sandte sie deshalb verschiedenen Gelehrten zu, deren Meinung er einholen wollte. Erhalten ist der Brief an Johann Lang in Erfurt (11. November 1517).[76] Luther protestierte darin weniger gegen die Finanzpraktiken der römischen Kirche, die auch vielen Fürsten und Bürgern missfielen, als gegen die im Ablasswesen zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung.[77] Dabei griff er den Papst noch nicht direkt an, sondern wähnte ihn – zumindest rhetorisch – noch auf seiner Seite. Allerdings sah er dessen Aufgabe nur in der Fürbitte für die Gläubigen und sprach ihm damit die Schlüsselgewalt ab, die den Gläubigen nach der schultheologischen Ablasslehre letzte Gewissheit über die Aufhebung jenseitiger Sündenstrafen verschaffen sollte.
Der Text der Thesen kursierte handschriftlich und wurde erst später gedruckt. Dies geschah wohl im Dezember 1517 in Nürnberg, Leipzig und Basel, wobei genauere Informationen für Nürnberg vorliegen: Der Wittenberger Stiftsherr Ulrich von Dinstedt ließ den Text dem Nürnberger Christoph Scheurl zukommen; dieser verbreitete ihn in seinem Bekanntenkreis (Conrad Peutinger, die Patrizierfamilien Pirckheimer und Tucher). Der Ratsherr Caspar Nützel übersetzte den Text ins Deutsche. In dieser Version las ihn Albrecht Dürer und sandte Luther zum Dank ein Geschenk zu. Erasmus von Rotterdam schickte die Thesen am 5. März 1518 an Thomas Morus nach England.[78]
Philipp Melanchthon zufolge soll Luther die Thesen am 31. Oktober am Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Der Thesenanschlag wurde lange Zeit als Legende ohne historisches Fundament betrachtet, gilt jedoch nach der Entdeckung einer Notiz Georg Rörers im Jahr 2006 wieder als wahrscheinlicher, wenn auch immer noch strittig; einer anderen Auffassung nach wurden seine Propositiones durch ihn als Vorsitzenden einer Disputation (praeses) an der Universität an seine Kollegen verschickt.[79] Fest steht, dass die Ablassthesen unabhängig von ihrem möglichen Anschlag an der Kirchentür bekannt waren, kursierten und von den Gelehrten diskutiert wurden, sodass der Aushang nicht erst als Anlass der ablasstheologischen Diskussion angesehen werden kann, sondern allenfalls bereits auf deren Höhepunkt stattfand.
Die Thesen fanden großen öffentlichen Widerhall, was Luther selbst erst im Februar 1518 wahrnahm, und zwar, mit der Wirkung von Druckwerken noch unvertraut, als eine Art Wunder. Erzbischof Albrecht bat die Universität Mainz um ein Gutachten, das am 17. Dezember 1517 vorlag. Darin wurde empfohlen, die Thesen von der Kurie prüfen zu lassen, da sie die Macht des Papstes zur Ablasserteilung anscheinend begrenzten und dadurch von der Kirchenlehre abwichen. Unabhängig davon hatte Albrecht bereits Rom über die Sache informiert (was keine Anzeige darstellte).[80]
Die 95 Thesen erreichten auch Johann Tetzel, der versuchte, Luther nicht juristisch, sondern auf akademischer Ebene entgegenzutreten. Er disputierte an der brandenburgischen Landesuniversität Frankfurt an der Oder im üblichen Rahmen am 20. Januar 1518 über den Ablass. Die Thesen hatte Konrad Koch, genannt Wimpina, für ihn aufgestellt; sie bekämpften Luthers Thesen als Irrtümer, interpretierten Buße strikt als sakramentale Buße und bekräftigten die gängige Ablasspraxis und die dahinter stehende Ekklesiologie.[81]
Verständlich waren die Ablassthesen nur dem gelehrten Fachpublikum. Für die breitere Bevölkerung verfasste Luther deshalb Anfang März 1518 in deutscher Sprache den Sermon von dem Ablass und Gnade. Ablass, so hieß es nun, sei etwas für faule Christen, man solle lieber den Armen helfen und zum Bau der Peterskirche Geld spenden. Ob der Ablass den Toten nütze, sei ungewiss; Luther empfahl statt dessen die Fürbitte für sie. Der Brandenburger Bischof Hieronymus Schulze hatte Luther geraten, eine Weile zu schweigen, damit sich die Sache beruhige. Luther stimmte zu, indes war der Sermon bereits im Druck und wurde Luthers erster großer literarischer Erfolg.[82] Unterdessen hatte sich mit Johannes Eck in Ingolstadt ein literarisch und theologisch gewandter Gegner Luthers zu Wort gemeldet; beide lieferten sich einen polemischen Schlagabtausch, wobei Christoph Scheurl zu vermitteln suchte.[83]
Für den 25. April 1518 war in Heidelberg das nächste Generalkapitel der sächsischen Reformkongregation der Augustinereremiten angesetzt. Luther hatte hier als Distriktsvikar zu erscheinen; sein Landesherr sicherte die Reise ab, was also schon für nötig gehalten wurde. Von den Verhandlungen ist nur bekannt, dass Staupitz als Vikar wiedergewählt und Lang Luthers Nachfolger als Distriktsvikar wurde. Am 26. April fand im Rahmen dieser Zusammenkunft eine öffentliche Disputation im Vorlesungssaal des Heidelberger Augustinerklosters statt, wobei Luther den Vorsitz hatte. Es ging nicht um den Ablass. Luther gewann unter den anwesenden jüngeren Theologen eine Reihe von Anhängern, die später zu Reformatoren wurden: Martin Bucer, Erhard Schnepf, Martin Frecht, Theobald Billican, Johannes Brenz.[84]
Luthers nächstes Projekt nach der Rückkehr aus Heidelberg war ein gedruckter Kommentar zu den 95 Thesen, die Resolutiones. Er konnte mit diesem Kommentar deutlich machen, dass die Thesenreihe nicht einfach identisch war mit seiner persönlichen Meinung sondern, wie in dem Genre üblich, die Diskussion anregen sollte. Je ein Exemplar der Resolutiones schickte er mit beigefügter Widmung dem Bischof von Brandenburg und – über seinen Generalvikar von Staupitz – an Papst Leo X. Die Resolutiones zeigen eine Weiterentwicklung in Luthers Überlegungen zum Thema Fegefeuer: „Mit dem strafenden Umgang Gottes mit den Toten konnte Luther nichts anfangen. Entweder sind ihnen die Sünden vergeben, dann sind die Toten in der Gemeinschaft Gottes, oder sie sind ihnen nicht vergeben, dann sind sie in der Hölle.“[85]
Römischer Prozess (1518), Augsburger Reichstag (1518) und Leipziger Disputation (1519)

Name des Papstes | Pontifikate während | Luthers reformatorischem Wirken |
---|---|---|
Beginn | Ende | |
Julius II. | 1. November 1503 | 21. Februar 1513 |
Leo X. | 11. März 1513 | 1. Dezember 1521 |
Hadrian VI. | 9. Januar 1522 | 14. September 1523 |
Clemens VII. | 18. November 1523 | 25. September 1534 |
Paul III. | 13. Oktober 1534 | 10. November 1549 |
Der Mainzer Erzbischof und Kardinal Albrecht „gab die Sache nach Rom weiter, indem er die Thesen am 13. Dezember an den päpstlichen Hof sandte. […] Albrechts Reaktion lag irgendwo zwischen der Annahme, dass dieser Vorfall keine größere Bedeutung haben würde, und der Sorge um die Ordnung.“[86] Das Schreiben Albrechts traf wahrscheinlich Januar 1518 dort ein, damit wurde der Fall (Causa lutheri) in der römischen Kurie aktenkundig.[87] Leo X. wandte sich mit einem Breve vom 3. Februar 1518[88] an den Protomagister und Generalprior der Augustiner-Eremiten Gabriel della Volta, Gabriel Venetus (um 1468–1537), um auf jenen Priester seines Ordens so einzuwirken, dass er dem Volk keine neuen Lehren verkünde.[89]
Während sich die Augustiner-Eremiten im März 1518 fast gänzlich hinter Luther stellten, klagten ihn die sächsischen Dominikaner im gleichen Monat wegen Ketzerei in Rom an. Der Papst beauftragte daraufhin einen Hoftheologen, Silvester Mazzolini genannt Prierias, mit einem Gutachten zu Luthers Thesen.[90] Prierias arbeitete in seiner Stellungnahme (In praesumptuosas Martini Lutheri conclusiones de potestate papae dialogus) das Grundproblem deutlich heraus: die Frage der Autorität von Kirche und Papst.[91] Er ging in letzter Konsequenz so weit, nicht nur die Lehre, sondern auch die Praxis der Kirche für unfehlbar zu erklären, indem er formulierte: „Wer mit Blick auf die Ablässe sagt, die römische Kirche dürfe das nicht tun, was sie tatsächlich tut, der ist ein Ketzer.“[92] Weitere von Leo X. für die Causa lutheri beauftragte Beamte waren der päpstliche Fiskalprokurator, Procurator fiscalis Mario de Perusco, der eines der höchsten juristischen Ämter an der Kurie innehatte und der Bischof und spätere Nuntius Girolamo Ghinucci, dem es in seiner Funktion als auditor generalis oblag, allgemein die Qualität von Rechtsfällen zu untersuchen. Er hatte eine entscheidende Bedeutung für die Einleitung eines kanonischen Prozesses gegen Luther.[93]
Im Juli 1518 eröffnete die römische Kurie ein Verfahren gegen Luther, dessen Ergebnis ihm als citatio am 7. August 1518 zugestellt wurde. Er sollte sich binnen 60 Tagen in Rom einfinden, um sich gegen den Vorwurf der Häresie zu rechtfertigen. Sein Landesherr Friedrich der Weise erwirkte bei der Kurie Luthers Verhör auf dem Reichstag zu Augsburg.[91] Als die Resolutiones in Rom bekannt wurden, verschlechterte sich Luthers Situation im anstehenden Prozess einschneidend: in einem päpstlichen Breve vom 23. August 1518 wurde seine notorische, also offenkundige Ketzerei festgestellt, die Beweiserhebung war damit schon weitgehend abgeschlossen. Kardinal Thomas de Vio genannt Cajetan, der als päpstlicher Legat am Reichstag zu Augsburg teilnahm, war beauftragt, Luther in seine Gewalt zu bringen. Auch auf anderen Wegen suchte die Kurie Luther zu inhaftieren. Am 25. August 1518 schreib der Protomagister der Augustinereremiten an den sächsischen Provinzial des Ordens, Gerhard Hecker, er solle Luther kraft apostolischer Autorität festnehmen; die Angehörigen der Reformkongregation sollten ihn hierin unterstützen, und er könne über alle, die Luther halfen, das Interdikt verhängen.[94]

Vom Dienstag, dem 12. bis Donnerstag, dem 14. Oktober 1518 fanden mehrere Begegnungen Luthers mit Cajetan im Fuggerschen Stadtpalast, zugleich Cajetans Domizil während des Reichstages, statt. Luther wohnte im Augsburger Karmelitenkloster, dessen Prior Johannes Frosch ein Wittenberger Lizentiat war; ihm hatte der Kurfürst als Gegenleistung für Luthers Beherbergung die Kostenübernahme bei seiner anstehenden Promotion versprochen.[95] Cajetan war bereit, Luthers Widerruf väterlich anzunehmen; Luther aber wollte disputieren. Am dritten und letzten Tag seines Verhörs durch Cajetan legte Luther eine schriftliche Ausarbeitung vor, in dem er die Notwendigkeit der Glaubensgewissheit beim Sakramentsempfang hervorhob und sein neu gewonnenes Verständnis der Bibelstelle Röm 1,17 erläuterte.[96]
Nach dem Verhör wartete Luther einige Tage ab, ungewiss, was nun mit ihm erfolgen würde. Nichts geschah. Er verabschiedete sich mit einem auf den 18. Oktober datierten Brief von Cajetan; da er nicht widerrufen wolle, könne er nicht vor den Kardinal zurückkehren und wolle sich von Augsburg „anderswohin“ begeben. Am Abend des 20. Oktober, die Stadttore waren schon geschlossen, ließen ihn Freunde durch ein kleines Tor im Norden aus der Stadt hinaus. Der Ramsauer Prior Martin Glaser hielt ein Pferd für ihn bereit, in einem nächtlichen Ritt gelangte er bis Monheim.[97] Über Nürnberg erreichte Luther am 31. Oktober wieder Wittenberg.[97]
Cajetan hatte in Augsburg erkannt, dass die kirchliche Ablasslehre durch die Bulle Unigenitus (1343) dogmatisch zu wenig abgesichert war. Das hatte Luther Möglichkeiten für seine eigene Argumentation eröffnet. Am 9. November 1518 erfolgte eine von Cajetan mitformulierte dogmatische Fixierung: In der Dekretale Cum postquam stellte Leo X. fest, „der Papst könne kraft seiner Schlüsselgewalt Sündenstrafen nachlassen durch die Austeilung des Schatzes der Verdienste Christi und der Heiligen. Der Ablass für die Toten wirke fürbittweise.“[98] Eine Begründung durch Bibel- oder Kirchenväterzitate wurde nicht gegeben. Diese nachgereichte Präzisierung erlaubte es, Luthers Position als häretisch zu kennzeichnen.
Unterdessen hatte Kurfürst Friedrich der Weise von Cajetan einen Brief erhalten, in dem dieser mitteilte, wie väterlich und gütig er gegen Luther verfahren sei, wie halsstarrig aber dieser den Widerruf seiner irrigen Meinungen verweigert habe. Es sei jetzt an dem Kurfürsten, den Mönch entweder nach Rom auszuliefern, oder ihn aus dem Kurfürstentum Sachsen zu vertreiben. Der Kurfürst, dem es außer um den Schutz Luthers auch um den Ruf der Wittenberger Universität ging, antwortete am 7. Dezember, dass Luthers Sache noch nicht genügend von Gelehrten diskutiert worden sei. Bis dies geschehen sei, betrachte man ihn in Kursachsen nicht als Ketzer und behalte ihn im Lande. Rom hätte mit der Bannung Luthers reagieren müssen, dies geschah aber aus politischen Rücksichten nicht.[99]
Am 12. Januar 1519 verstarb Kaiser Maximilian I. in der Burg von Wels. Er hatte seinen Enkel Carlos I., den König von Spanien, zu seinem Nachfolger bestimmt. Da dieser aber auch König der beiden Sizilien war, drohte dem Kirchenstaat eine Umklammerung. In diesem Kontext kam nun Luthers Landesherrn Friedrich III. als Mitglied des Kurfürstenkollegiums eine wichtige Rolle zu.[100] Deshalb ließ Leo X. Luthers Prozess zunächst ruhen und beauftragte Karl von Miltitz, den Kurfürsten für eine friedliche Lösung in der Glaubensfrage zu gewinnen.[101]
Die dabei erzielten Vereinbarungen blieben aber wirkungslos durch die Kontroverse zwischen Karlstadt und Eck, in die Luther bald hineingezogen wurde und die auf der Leipziger Disputation (4. bis 14. Juli 1519) vor einer akademischen Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Die Initiative dazu ging von Karlstadt aus, der Eck herausgefordert hatte. Während noch geprüft wurde, ob Luther bei der Veranstaltung der Universität Leipzig als weiterer Disputant zugelassen werden könne, veröffentlichte Luther seine Thesenreihe gegen Eck, mit der völlig ungeschützten Schlußthese: „Daß die römische Kirche über die anderen gestellt sei, wird bewiesen aus den ganz kalten Dekreten der römischen Päpste, die in den letzten 400 Jahren entstanden sind. Gegen sie stehen die anerkannte Geschichtsdarstellung von 1100 Jahren, der Text der [Heiligen] Schrift und das Dekret des für alle heiligen Konzils von Nicaea“, welches die Gleichrangigkeit der altkirchlichen Patriarchate festgelegt hatte.[102] Luthers hatte sich damit auch im Kollegenkreis isoliert und vertiefte sich in Kirchenrecht und Kirchengeschichte, um Ecks Angriffen auf diese These begegnen zu können. Dadurch radikalisierten sich seine Positionen: das Papsttum konnte er als irdische Institution noch anerkennen, aber ohne den Nimbus einer überirdischen Stiftung und Berufung. Die Päpste seien nicht irrtumslos und hätten nicht das Monopol der richtigen Bibelauslegung. Im Hintergrund begann die Frage Luther umzutreiben, ob der Papst womöglich der Antichrist sei.[103]
Höhepunkt der Veranstaltung war die Auseinandersetzung zwischen Eck und Luther über den päpstlichen Primat. Luther argumentierte mit der Gleichrangigkeit der altkirchlichen Patriarchate; Eck bezeichnete ihn daraufhin als Anhänger des als Häretiker verbrannten Jan Hus, der diese Meinung vertreten habe. Indem Eck Luther mit der Autorität des Konzils von Konstanz konfrontierte, das Hus verurteilt hatte, brachte er ihn in argumentative Schwierigkeiten. Denn Luther versuchte, an der Autorität von Konsensentscheidungen der versammelten Bischöfe festzuhalten, musste dann aber einräumen: „Auch Konzile können irren.“ Damit stand er nach Ecks Urteil außerhalb der Kirchengemeinschaft.[104]
Nachdem Karl am 28. Juni 1519 zum Kaiser gewählt worden war, nahm die Kurie Luthers Häresieprozess im Frühjahr 1520 wieder auf. Nach einem weiteren ergebnislosen Verhör vor Cajetan erließ der Papst am 15. Juni 1520 die Bannandrohungsbulle Exsurge Domine. Sie verdammte 41 Sätze, die bis auf einen sinngemäß formulierten Satz wörtliche Zitate aus Luthers Schriften sind. Die Themenkreise Buße, Ablass, Fegefeuer, Papsttum und Anthropologie wurden damit angesprochen. Eine argumentative Widerlegung dieser Sätze gab es nicht; Luther und seinen Anhängern wurden 60 Tage für den Widerruf ihrer Irrtümer eingeräumt. Mit der Bekanntmachung der Bulle wurden Johannes Eck (Sachsen, Kursachsen, Oberdeutschland) und der Humanist Hieronymus Aleander (Niederlande, Westdeutschland) als päpstliche Nuntien beauftragt.[105]
Als es 1518 in Augsburg zwischen Luther und dem päpstlichen Gesandten und Kardinal Cajetan zu einer offenen Konfrontation gekommen war, entband Johann von Staupitz seinen Schützling, dem er nach Augsburg nachgereist war, von seiner Gehorsamspflicht gegenüber dem Augustinerorden.[106] War dies eine Maßnahme, die wohl dem Schutz Luthers diente, so lässt sich von Staupitz’ Rücktritt von seinen Ordensämtern im Jahr 1520 als Distanzierung von der sich radikalisierenden reformatorischen Entwicklung verstehen.
Reichstag zu Worms, Reichsacht und vorgetäuschte Gefangennahme (1521)

Im Oktober 1520 widmete Luther Papst Leo X. seine Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen und appellierte an ein neues Konzil. Am 10. Dezember 1520 fand auf dem Schindanger vor dem Wittenberger Elstertor eine Bücherverbrennung statt, zu der Melanchthon die Universitätsangehörigen eingeladen hatte. Johann Agricola organisierte diese Aktion und warf mehrere Bände des Kanonischen Rechts, das Beichthandbuch des Angelus de Clavasio (Summa angelica), sowie einige Schriften von Eck und Emser ins Feuer. (Er hatte auch die Summe des Thomas von Aquin und den Sentenzenkommentar des Duns Scotus angefordert, aber die Wittenberger Theologen gaben sie nicht heraus.) Dann trat Luther hinzu und warf einen Druck der Bannandrohungsbulle in die Flammen.[107]
Am 3. Januar 1521 wurde Luther mit der Bannbulle Decet Romanum Pontificem exkommuniziert.[108] Dies und seine reformatorischen Hauptschriften machten Luther im ganzen Reich bekannt. Der Buchdruck, die allgemeine soziale Unzufriedenheit und politische Reformbereitschaft verhalfen ihm zu einem außergewöhnlichen publizistischen Erfolg: Bis zum Jahresende waren bereits 81 Einzelschriften und Schriftsammlungen von ihm erschienen, vielfach in andere Sprachen übersetzt, in insgesamt 653 Auflagen.[109] In vielen Ländern regten sich ähnliche Reformbestrebungen, die sehr stark von den politischen Spannungen zwischen Fürstentümern und Zentralmächten bestimmt wurden.

Kurfürst Friedrich der Weise erreichte durch zähes Verhandeln, dass Luther seine Position vor dem nächsten Reichstag nochmals erläutern und verteidigen durfte.[110]
Luther begab sich mit seinen Gefährten am 2. April 1521 auf die Reise nach Worms, wofür die Stadt Wittenberg ihm ein Zehrgeld mitgab und einen Rollwagen mit Schutzdach zur Verfügung stellte. Da Mönche traditionell zu zweit reisten, wurde er von dem Mitbruder Johann Petzensteiner begleitet. Zur Reisegesellschaft gehörten außerdem Nikolaus von Amsdorff, der pommersche Adlige Peter von Suaven sowie (ab Erfurt) Justus Jonas.[111]
Am 17. April 1521 stand Luther vor Kaiser Karl V. und dem Reichstag zu Worms, wurde vor den im dortigen Bischofshof versammelten Fürsten und Reichsständen verhört und letztmals zum Widerruf aufgefordert. Nach einem Tag Bedenkzeit und im Wissen, dass dies seinen Tod bedeuten könne, lehnte er mit der Begründung ab:
„… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“[112]
Am Morgen des 19. April verhandelte der Kaiser mit den Ständen über das weitere Vorgehen. Die Stände baten um Bedenkzeit. Der Kaiser ließ daraufhin seine eigene Position vortragen: Im Bewußtsein seiner dynastischen Tradition sehe er sich als Schutzherr des katholischen Glaubens, und gewiss sei ein einzelner Ordensbruder im Irrtum, wenn seine Meinung gegen die der ganzen Christenheit stehe. Er werde alles in seiner Macht Stehende gegen diesen notorischen Häretiker unternehmen; das erwarte er auch von den Ständen. Die Stände wollten aber am 20. April noch einen Ausgleichsversuch unternehmen. Ein weiteres Gelehrtengespräch sollte Luther von seinen Irrtümern überzeugen. Dazu gewährte der Kaiser am 22. April drei Tage Zeit, danach sollte die Reichsacht unmittelbar ausgehen.[113] Eine reichsständische Kommission versuchte daraufhin, Luther um der Einheit der Kirche willen zum Einlenken zu bewegen. Hieronymus Vehus (Kanzler des Markgrafen von Baden) und Conrad Peutinger (für die Stadt Augsburg), zwei Humanisten, kamen Luther als Unterhändler dabei sehr weit entgegen. Jedoch blieben auch diese Gesprächsgänge ergebnislos. Am Abend des 25. April teilte ein kaiserlicher Rat Luther daher offiziell mit, er solle aufbrechen.[114] Luther war aber auch darüber informiert, dass sein Landesherr ihn in Sicherheit bringen würde. Am 28. April schrieb er ganz offen an Lukas Cranach: „Ich laß mich eintun und verbergen, weiß selbst noch nicht wo.“[115]
Von Worms aus trat die Reisegruppe am Freitag, den 26. April 1521 den Rückweg nach Wittenberg an. Über Frankfurt am Main, Friedberg, Grünberg und Hersfeld wurde Eisenach am 2. Mai erreicht. Luther ließ Hieronymus Schurff, Jonas und Suaven allein weiterreisen, da er seine Verwandten in Möhra besuchen wolle. Er hatte jetzt nur noch Petzensteiner und den in die Planungen eingeweihten von Amsdorff bei sich. In einem Hohlweg bei der Burg Altenstein fand am 4. Mai der geplante Überfall mehrerer mit Armbrust bewaffneter Reiter auf Luthers Reisewagen statt. Petzensteiner flüchtete, Amsdorff protestierte laut, und Luther wurde von den Bewaffneten auf Umwegen zur Wartburg gebracht, wo er spät abends eintraf.[116]
Am 26. Mai 1521 verhängte der Reichstag das vom Kaiser gezeichnete Wormser Edikt über ihn. Man hatte es auf den 8. Mai zurückdatiert. Es verbot unter Berufung auf die Bannbulle im gesamten Reich, Luther zu unterstützen oder zu beherbergen, seine Schriften zu lesen oder zu drucken, und gebot, ihn festzusetzen und dem Kaiser zu überstellen. Das Edikt war über ein Jahrzehnt ein effektives Werkzeug zur Unterdrückung der reformatorischen Bewegung. Obwohl nur dürftige Daten die Zusammenhänge belegen, sie sind in den Deutsche Reichstagsakten, jüngere Reihe (DRTA.Jr)[117] hinterlegt, hatte Friedrich der Weise am Donnerstag den 23. Mai 1521, kurz vor seiner Abfahrt mit Kaiser Karl V. eine Absprache bezüglich der Anwendung der Reichsacht auf seinem Territorium getroffen: Kursachsen erhielt kein Achtmandat zugestellt.[118] Der Kaiser riskierte keinen Konflikt mit einem mächtigen Reichsfürsten, und diese Konstellation rettete Luther. „Der sächsische Kurfürst konnte jahrelang so tun, als existiere das Wormser Edikt für ihn nicht.“[119]
Wartburgzeit (1521–1522)


Auf der Wartburg gab es ein Quartier für adlige Gefangene (Stube und Schlafkammer); hier war Luther vom 4. Mai 1521 bis zum 1. März 1522 unter der Aufsicht des Burghauptmanns Hans von Berlepsch untergebracht. Er legte die äußeren Kennzeichen des Mönchs (Habit, Tonsur) ab und nahm in Kleidung, Haar- und Barttracht die Identität eines Ritters („Junker Jörg“) an.[120] Alle Kontakte nach außen liefen über Spalatin, der die ein- und abgehenden Schriften im Sinne der kursächsischen Politik weitergab oder zurückhielt.[121] Luther entfaltete eine intensive schriftstellerische Tätigkeit. Er versuchte, auf die von der Reformation ausgelösten sozialen und gottesdienstlichen Veränderungen in Wittenberg (Wittenberger Bewegung) Einfluss zu nehmen. Diese wurden durch Karlstadt als Prediger an der Stadtkirche und Gabriel Zwilling als Prediger im Augustinerkloster vorangebracht; Melanchthon wurde als Laie in dieser Rolle nicht akzeptiert (Luther versuchte, ihm einen Predigtauftrag zu verschaffen, aber das Allerheiligenstift lehnte ab).[122] Die Dynamik der Veränderungen war erheblich. Karlstadt feierte am Christfest 1521 das Abendmahl in einer schlichten Form. Die zahlreichen Gemeindemitglieder, darunter die Repräsentanten von Stadt und Universität, empfingen Brot und Wein, ohne gebeichtet und gefastet zu haben, und nahmen den Kelch selbst in die Hände. An Neujahr, dem folgenden Sonntag und an Epiphanias kommunizierten jeweils über tausend Menschen. Im Blick auf die damalige eucharistische Frömmigkeit war das etwas völlig Neues.[123]
Im Mai 1521 heirateten die ersten Priester und zogen damit die Konsequenz aus Luthers Kritik am Zölibat. Sie waren Disziplinarmaßnahmen ihrer Bischöfe ausgesetzt, trotzdem folgten 1521/22 zahlreiche Kleriker ihrem Beispiel. Eine Klosteraustrittsbewegung kam hinzu, wodurch sich das Problemfeld um die Gültigkeit der Klostergelübde vergrößerte. Luthers eigener Konvent geriet in eine schwere Krise. Wenzeslaus Linck berief deswegen für den 6. Januar 1522 ein außerordentliches Kapitel nach Wittenberg ein. In dieser Situation schrieb Luther im November 1521 ein Gutachten über die Mönchsgelübde (De votis monasticis … iudicium). Darin fand er seine Lösung der Gelübdefrage in der Freiheit des Evangeliums: Ein Gelübde, das gegen die evangelische Freiheit verstoßt, ist nichtig, wenn es unter der Voraussetzung abgelegt wurde, dass der Ordensstand notwendig ist, um Gerechtigkeit und Heil zu finden. Spalatin hielt diese brisante Schrift bis zum Februar 1522 zurück.[124]
Anfang Dezember 1521 unternahm Luther einen Ritt nach Wittenberg, um sich inkognito ein Bild der Lage zu machen. Er wohnte bei Melanchthon. In einem Brief an Spalatin äußerte er sich erfreut über die Veränderungen und wünschte die Freigabe seiner zurückgehaltenen Schriften.[125] Bei diesem Treffen regte Melanchthon an, das Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen, was Luther für den Rest seines Wartburgaufenthalts beschäftigte. Grundlage für Luthers Arbeit war die zweite Auflage des von Erasmus herausgegebenen griechischen Neuen Testaments. Diese Edition enthielt auch Erasmus’ Übersetzung ins Lateinische und erklärende Anmerkungen, „deren sich Luther vielfach bediente, auch wenn er sie in der Eile nicht ganz ausschöpfte.“[126] Luther schloss die Arbeit in nur elf Wochen ab (Septembertestament).
Um die Jahreswende 1521/22 kamen die sogenannten Zwickauer Propheten nach Wittenberg, von denen der ehemalige Wittenberger Student Markus Thomae genannt Stübner am meisten in Erscheinung trat. Melanchthon und Amsdorff waren von dessen Schriftauslegung beeindruckt und hielten es für möglich, dass die Zwickauer vom Heiligen Geist inspiriert seien. Stübner kritisierte die Säuglingstaufe. An Neujahr beriet sich der Kurfürst deswegen mit Amsdorff und Melanchthon in Prettin. Eine Rückberufung Luthers, von Melanchthon gewünscht, schien dem Kurfürsten unnötig. Die Zwickauer sollten aus der Bibel belehrt werden, aber kein Forum für eine Disputation erhalten. Die Brisanz des Themas Säuglingstaufe wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt – auch von Luther nicht, der sich brieflich zu Wort meldete. Er kritisierte, dass die Zwickauer anscheinend keine Anfechtungen erlebten, diese aber zu einer authentischen Gotteserfahrung dazugehörten. Von den Zwickauer Propheten blieb nur Stübner länger in Wittenberg und gewann hier einzelne Anhänger.[127]
Am 24. Januar beschloss der Wittenberger Rat eine Kirchenordnung, an der auch die Professorenschaft beratend beteiligt gewesen war. Neben der Abschaffung der Altäre und Heiligenbilder und der Reform des Gottesdienstes waren soziale Änderungen vorgesehen. Aus den kirchlichen Einnahmen wurde der „Gemeine Kasten“ begründet, ein Fonds, der Arme direkt oder mit Darlehen unterstützen sollte. Bettelei wurde verboten. Die unerwarteten Folgen waren ein gewaltsamer Bildersturm sowie ein Abwandern der Studenten aus Wittenberg – teils wurden sie von ihren Familien zurückgerufen, teils waren sie für ihren Unterhalt aufs Betteln angewiesen gewesen. Die kurfürstliche Regierung verbot am 13. Februar alle Neuerungen. Sie untersagte Karlstadt und Zwilling, die man für die Unruhen verantwortlich machte, das weitere Predigen. Am 9. Februar begann ein neues Amtsjahr des Stadtrats, dem mit Lucas Cranach und Christian Döring nun zwei enge Freunde Luthers angehörten. Sie setzten sich für eine Rückkehr Luthers nach Wittenberg ein. Der Kurfürst war im Blick auf die politischen Risiken unentschieden. Luther selbst strebte schon länger nach Wittenberg zurück. Ihm fehlte der kollegiale Austausch, den er für seine schriftstellerische Tätigkeit, besonders die Bibelübersetzung, brauchte. Der Jurist Hieronymus Schurff half Luther, im Auftrag des Kurfürsten ein Schreiben zu verfassen, in dem er die Gründe seiner Rückkehr – Sorge für die Gemeinde, Verhinderung eines Aufstands des gemeinen Mannes – darlegte. So hoffte man, künftigen reichsrechtlichen Problemen durch Luthers Auftreten in Wittenberg begegnen zu können.[128]
Prediger in Wittenberg (1522–1524)

Luther verstand sich in den Jahren 1522 bis 1524 in erster Linie als Prediger an der Wittenberger Stadtkirche. An die Universität kehrte er, der Geächtete, zunächst nicht zurück.[129] Er trat nach seiner Rückkehr von der Wartburg in der Wittenberger Öffentlichkeit im Habit und mit frischgeschnittener Tonsur auf. Vom Sonntag Invocavit, dem 9. März 1522, an predigte er acht Tage in Folge (Invokavitpredigten) und nahm zu den Reformen Stellung, die die Wittenberger durchgeführt hatten: Abschaffung von Messe und Beichte, Priesterehe, Aufhebung der Fastengebote, Beseitigung der religiösen Bilder, Abendmahl unter beiderlei Gestalt. „Durchweg hält Luther die Forderungen der Reformer für richtig, ja er erkennt sie als Frucht seiner eigenen Gedanken an. Nicht was reformiert worden ist, sondern wie reformiert worden ist, greift er an: […] daß man auf die Schwachen, noch am Hergebrachten Hängenden keine Rücksicht nahm …“[130] Er zog wieder ins Augustinerkloster ein und lebte dort mit den wenigen verbliebenen Mönchen. Die Einkünfte brachen dem Kloster weg, die finanzielle Situation war prekär. Zuletzt wohnten nur noch der Prior Eberhard Brisger und Luther selbst in dem weitläufigen Bau. Am 9. Oktober 1524 erschien Luther erstmals in weltlicher Kleidung in der Öffentlichkeit.[131]
Die Veränderungen der Messe wurden im März 1522 vollständig zurückgenommen bis auf die Möglichkeit, auf eigenen Wunsch das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu empfangen. In seinen Predigten kritisierte Luther aber kontinuierlich die herrschende Praxis. Damit erreichte er z. B., dass das Sakrament bei der Fronleichnamsprozession nicht mehr mitgeführt wurde; 1524 wurde Fronleichnam in Wittenberg nicht mehr begangen, wohl aber im benachbarten Kemberg. Ab Anfang 1523 hielt Luther die Gemeinde für so weit vorbereitet, dass das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht wurde; wer damit ein Problem hatte, galt jetzt als verstockt. Im Allerheiligenstift behauptete sich zunächst unter dem Schutz des Kurfürsten der alte Ritus, für den aber Ende 1524 nur mehr drei Stiftsherren eintraten, die sich einem Ultimatum des Rats und der Universität beugten.[132]
Luther wurde zu Predigten in anderen Städten eingeladen, so unternahm er im April und Mai 1522 eine Rundreise nach Borna, Altenburg, Zwickau und Torgau. Er hielt die Wahl des Predigers für ein Recht der Gemeinde und setzte sich daher für Gabriel Zwilling ein, den man in Altenburg gewählt hatte – letztlich erfolglos, denn wegen Zwillings Rolle in Wittenberg akzeptierte der Hof diese Besetzung nicht, und Wenzeslaus Linck trat die Stelle in Altenburg an. In Wittenberg wählte der Stadtrat Johannes Bugenhagen als Prediger der Stadtkirche, womit Luther neben Melanchthon einen weiteren engen Mitarbeiter, zugleich auch seinen persönlichen Seelsorger fand.[133]
Ende Mai 1522 erschien das Betbüchlein, das ein großer buchhändlerischer Erfolg war. Zu Luthers Lebzeiten erschienen etwa 35 Auflagen. Das Buch enthielt Auslegungen zu den zehn Geboten, dem Glaubensbekenntnis, Vaterunser und Ave Maria. Es sollte an die Stelle der bisher beliebten Beichtspiegel und Andachtsbücher treten. Das etwa gleichzeitige Taufbüchlein war eine sehr konservative Übertragung des wohl in Wittenberg üblichen lateinischen Formulars (Exorzismus, Salzgabe, Ohrenöffnung, Salbung, Westerhemd, Taufkerze); 1526 erschien eine überarbeitete Version.[134]
Luthers Positionierung im Bauernkrieg (1524–1525)

Luther erfand für seine Gegner eine Reihe von wertenden Bezeichnungen, die von der konfessionellen Geschichtsschreibung unbesehen übernommen wurden und sich auf diese Weise etablierten: „Schwärmer“ nannte er Christen, die irgendwie Unruhe verursachten (dahinter steht das Bild schwärmender Bienen). Wer religiöse Bilder aus Kirchen entfernte, war ein „Bilderstürmer“, wer sich in abgesonderten Gruppen traf, ein „Rottengeist“; diese beiden Begriffe beinhalten den Aspekt des Illegitimen und Gewalttätigen.[135]
In deutschen Gebieten kam es 1524 bis 1526 zum Großen Bauernkrieg. Ausgehend von schweizerischen, schwäbischen und badischen Bauern breiteten sich die Aufstände rasch aus. Auch in einigen Städte erhoben sich ärmere Schichten gegen herrschende Patrizier und den Klerus. Mit den 12 Artikeln gaben sich die Aufständischen einheitliche Ziele, die von der bloßen Wiederherstellung ihrer Gewohnheitsrechte bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft und zu demokratischen Grundrechten reichten. Sie beriefen sich dabei auf das „göttliche Recht“ und Luthers Schriftprinzip sola scriptura. Wie er erklärten sie sich bereit, ihre Forderungen fallenzulassen, sobald man ihnen aus der Bibel ihr Unrecht beweise. Dies gab ihren schon früher religiös begründeten Hoffnungen auf soziale Befreiung erstmals Durchschlagskraft.[136]
Luther distanzierte sich von den 12 Artikeln wegen ihrer aus seiner Sicht falschen Berufung auf die Bibel. In der wohl vor dem 6. Mai gedruckten Flugschrift Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauerschaft in Schwaben griff er einige berechtigte Forderungen der Bauern auf (die er hier allerdings schon als „Rotten- und Mordgeister“ etikettierte) und wies sowohl sie als auch die Fürsten zurecht. Die Ermahnung fand zwar mit 19 Drucken 1525 eine recht weite Verbreitung, kam aber zeitlich zu spät, um auf den Gang der Ereignisse Einfluss zu nehmen. Auf einer Reise nach Eisleben Anfang Mai 1525 predigte Luther über die Leidensbereitschaft des Christen und traf auf eine aggressive Zuhörerschaft. Hier standen die Bauern unter dem Eindruck von Thomas Müntzers Lehre von der Gleichheit aller Menschen.[137] Direkt nach der Rückkehr nach Wittenberg am 6. Mai verfasste Luther seine Schrift Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern. In ihr verdammte er die Aufstände als Werk des Teufels und forderte alle Fürsten – unabhängig von ihrer Konfession – dazu auf, die Bauern mit aller notwendigen Gewalt niederzuschlagen. Münzer sei der „Erzteufel von Mühlhausen“. Er forderte: „Drum soll hie zuschmeißen (zerschmettern), würgen, und stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, denn ein aufrührerischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muß, schlägst du nicht, so schlägt er dich und ein ganzes Land mit dir.“[138] Am 15. Mai wurden die thüringischen Bauern bei Frankenhausen durch Philipp von Hessen, Georg von Sachsen, Heinrich von Braunschweig sowie Albrecht und Ernst von Mansfeld vernichtend geschlagen. Müntzer wurde wenige Tage später gefasst und enthauptet. Luther hat sich später in Predigten und vor allem Tischreden gern auf Müntzer als auf seinen theologischen Erzfeind bezogen: „Ich (!) habe Müntzer getötet, der Tod liegt auf meinem Hals. Ich habe es aber deswegen getan, weil er meinen Christus töten wollte.“[139] Durch Propagandaschriften aus Luthers Umkreis (Agricola: Ein nützlicher Dialog zwischen einem müntzerischen Schwärmer und einem evangelischen Bauern, Melanchthon: Historie Thomas Müntzers) wurde das Bild Müntzers in der Geschichtsschreibung stark geprägt.[139]
Heirat mit Katharina von Bora (1525)

Ende Mai oder Anfang Juni wurde in Wittenberg bekannt, dass Luther Katharina von Bora heiraten wolle, eine von insgesamt elf Zisterzienser-Nonnen, die 1523 aus dem Kloster Marienthron nach Wittenberg geflohen waren; sie hatte danach Aufnahme im Hause Lucas Cranachs gefunden. Die Meinung der Freunde zu dieser Ehe war einhellig negativ. Um weiterer Kritik zuvorzukommen, erfolgten die nächsten Schritte nun rasch. Am Abend des 13. Juni fand im Augustinerkloster als dem Hochzeitshaus die Verlobung statt; Zeugen waren Bugenhagen, Justus Jonas, Johann Apel und das Ehepaar Cranach. Direkt danach vollzog Bugenhagen die Trauung. In bürgerlichen Familien war es damals üblich, im eigenen Haus zu heiraten. Die Zeugen geleiteten das Brautpaar anschließend in die Schlafkammer, wo sich die beiden auf das Ehebett legten. Am Folgetag luden sie die Zeugen zu einem kleinen Essen ein, wodurch das Ereignis in der Stadt bekannt wurde. Melanchthon war bei den Planungen übergangen worden und äußerte sich in einem (aus Gründen der Diskretion griechisch abgefassten) Brief an Joachim Camerarius kritisch: er missbilligte erstens den Zeitpunkt mitten im Bauernkrieg und zweitens die Braut, eine ehemalige Nonne.[140] Das Hochzeitsfest mit den auswärtigen, dazu eingeladenen Gästen wurde auf den 27. Juni angesetzt. „Die Stadt schenkte Luther aus diesem Anlaß 20 Silbergulden und ein Faß Einbeckisches Bier.“[141]
Das Ehepaar war mehr oder weniger mittellos, aber durch die Hochzeitsgeschenke kam die Basis für den gemeinsamen Hausstand zusammen. Sogar Albrecht von Mainz schenkte 20 Gulden. Kurfürst Johann der Beständige überließ Luther das ehemalige Augustinerkloster als Wohnung und setzte ihm 200 Gulden als Professorengehalt aus.[142] Wie in einem Professorenhaushalt üblich, betrieb Katharina Luther eine Burse, die eine zusätzliche Einnahmequelle darstellte.
Martin und Katharina Luther hatten drei Töchter und drei Söhne, die alle in Wittenberg geboren wurden:
- Johannes (* 7. Juni 1526 in Wittenberg, † 27. Oktober 1575 in Königsberg),
- Elisabeth (* 10. Dezember 1527 in Wittenberg, † 3. August 1528 in Wittenberg),
- Magdalena (* 4. Mai 1529 in Wittenberg, † 20. September 1542 in Eisleben),
- Martin (* 9. November 1531 in Wittenberg, † 2. März 1565 in Wachsdorf),
- Paul (* 28. Januar 1533 in Wittenberg, † 8. März 1593 in Leipzig),
- Margarete (* 17. Dezember 1534 in Wittenberg, † 1570 in Mohrungen, Herzogtum Preußen).
Auseinandersetzung mit Erasmus von Rotterdam

Bauernkrieg und Heirat Luthers waren verzögernde Momente in der Kontroverse mit Erasmus von Rotterdam, deren Anfänge weit zurückreichen. „Luther verdankte dem Humanismus die Kenntnis der biblischen Sprachen, im Kern seiner Theologie war er jedoch von ihm wenig berührt.“[143] Erasmus hatte seit Bekanntwerden der 95 Thesen die Erwartung, dass sich daraus die von ihm erhoffte Reform der Kirche entwickeln könnte; seine Korrespondenz zeigt, dass er Luthers Aktivitäten im Blick hatte, ohne dessen Parteigänger zu werden. Um nicht in den Prozess Luthers verwickelt zu werden, betonte er aber ab 1521 immer deutlicher seine Distanz zu ihm, was Luther als „Feindschaft“ interpretierte. Beide Seiten hatten kein Interesse, den Konflikt auf offener Bühne auszutragen und beließen es einstweilen bei Warnungen, die der je anderen Seite durch Indiskretionen bekannt werden sollten.[144]
Am 1. September 1524 erschien Erasmus’ Schrift „Gespräch oder Vergleichung vom freien Willen“ (De libero arbitrio ΔΙΑΤΡΙΒΗ sive collatio) im Druck. Sie war schon länger fertiggestellt, und nachdem ihre Existenz gerüchteweise bekannt worden war, konnte oder wollte der Verfasser sie nicht länger zurückhalten. Erasmus plädierte für ein schlichtes, praktisch ausgerichtetes Christentum. Er nahm „irgendeine Kraft des freien Willens“ an. Der Christ solle sich den Vorschriften für ein gutes Leben zuwenden, die er in Bibel und Tradition finde, alles Gute, was daraus entstehe, der Güte Gottes zuschreiben und sich unnötiger Spekulationen enthalten. In der Bibel gebe es dunkle Stellen, zu deren Verständnis man die Auslegungstradition der Kirche brauche.[145] Die Schrift war im Ton ein unpolemischer Vermittlungsvorschlag.[146]
Ende September wurde De libero arbitrio in Wittenberg bekannt. Ein Reflex Luthers darauf findet sich in der damals verfassten Vorrede auf den Prediger Salomo; nach Luthers Meinung war dieses ganze biblische Buch gegen den freien Willen gerichtet (was dessen Rezeption im Luthertum prägen sollte). Von verschiedenen Seiten wurde Luther zu einer Widerlegung des Erasmus gedrängt, da die Reformation unter Humanisten Anhänger verlor. Aber die Fertigstellung schleppte sich hin. Am 31. Dezember 1525 erschien schließlich De servo arbitrio im Druck. Der Titel „Vom geknechteten (versklavten) Willen“ ist ein Augustinus-Zitat. Luther kritisierte, dass Erasmus, einerseits Skeptiker, andererseits Festsetzungen der Bibel und der kirchlichen Tradition positivistisch anerkenne und sich ihnen unterwerfe. Die Bibel sei kein dunkles, sondern ein klares Buch, das von seiner Mitte Jesus Christus her verständlich sei. Dunkle seien durch klare Bibelstellen erklärbar.[147]
Luthers hier entwickeltes Konzept von der claritas scripturae, der Klarheit der Schrift, als Prinzip aller Theologie wurde zur reformatorischen Wende, zum exegetischen und hermeneutischen Paradigmenwechsel.[148] Sola scriptura heißt, dass einer sachgerechten Bibelauslegung der Vorzug gegenüber kirchlicher Tradition und sonstigen möglichen Quellen für theologische Urteils- und Lehrbildung zu geben ist. Die Bibel kann allein dieser Aufgabe gerecht werden, weil sie nach Luthers Überzeugung in sich selbst klar genug ist. Das erkenntnisleitende Prinzip ist eine doppelte Klarheit. So präsentiert der Inhalt der Bibel, die äußere Klarheit des Textes, claritas externa, und wird durch die innere Klarheit, claritas interna, die der Heilige Geist im Herzen des Rezipienten, des Hörers, bzw. Lesers, bewirkt, bestätigt. Die Bibel gewinnt die notwendige Klarheit dort, wo sie sich selbst interpretiert, sacra scriptura sui ipsius interpres, das heißt die Schrift sorgt also selbst für ihre Auslegung, sie ist ihr eigener Interpret.[149] So lege die Schrift sich selbst aus, weil sie durch Gottes Geist oder dem Heiligen Geist erschlossen wird - durch das innere Wort, verbum internum des Heiligen Geistes, das als verbum externum hinzutritt - darin zeige sich auch ihre Inspiration und ihre Offenbarungstätigkeit. Angemessen auslegen und verstehen kann der Leser die Schrift nur, wenn man sich „ihren Worten“, claritas externa stelle und von „ihrer Sache“, claritas interna, ergriffen sei.
Erasmus antwortete auf die gegen ihn als Person und seinen Glauben gerichtete scharfe Polemik Luthers mit einer schriftlichen Selbstverteidigung (Hyperaspites, „Schildhalter (zur Abwehr von Spitzen)“, für die sich Luther aber nicht weiter interessierte, so dass die Auseinandersetzung abbrach. Nach Einschätzung von Martin Brecht wurde De servo arbitrio von den Zeitgenossen nicht als pauschale Absage an den Humanismus verstanden. „Der Humanismus lebte zunächst fort in dem Rahmen, den die reformatorische oder die altgläubige Seite ihm einräumten.“[150]
Konsolidierung der Reformation

Friedrich der Weise war mitten im Bauernkrieg verstorben. Es war bekannt, dass sein Nachfolger Johann der Beständige der Reformation wohlwollend gegenüberstand. Lief die Kommunikation Luthers mit seinem Landesherrn bisher nur über Spalatin und betrieb der Hof in vielen Punkten eine bremsende und abwartende Politik, so wurde dies unter seinem Nachfolger anders. Johann der Beständige stand in direktem Austausch mit Luther und traf ihn mehrfach. Die sieben Jahre seiner Regierung ermöglichten den Aufbau von neuen kirchlichen Ordnungen in Kursachsen.[151]
Nachdem eine Reihe von Städten (Nördlingen, Basel, Allstedt, Reutlingen, Nürnberg, Straßburg) seit 1522 die Messe in deutscher Sprache eingeführt hatten, wurde die Arbeit an einer deutschen Liturgie Ende 1525 auch von Luther begonnen. Er ließ sich dabei von Johann Walther und dem kurfürstlichen Kapellmeister Konrad Ruppsch beraten. Am 29. Oktober wurde der Entwurf der Wittenberger Gemeinde vorgestellt; der Liturg war Georg Rörer. An Weihnachten wurde die Deutsche Messe dann offiziell eingeführt und erschien zum Jahresende im Druck. Sie war für die des Lateins unkundige Bevölkerung da, die auf diese Weise stärker beteiligt wurde. Lateinische Messen sollten weiterhin für die Lateinkundigen stattfinden, damit sie auch künftig in der Lage wären, in anderen Ländern am Gottesdienst teilzunehmen. Daneben schlug Luther eine dritte Form des Abendmahlsgottesdienstes für „die ienigen, so mit ernst Christen wollen seyn und das Euangelion mit hand und munde bekennen“[152] vor. Dabei hatte Luther wohl eine Art „Kerngemeinde“ vor Augen, die sich in Privathäusern trifft und Gottesdienst hält und wo die Mitglieder sich gegenseitig ermahnen, wenn sie untereinander Sünden begehen, ganz nach dem Befehl Christi. Diese Gottesdienstform wurde zu Luthers Zeit nicht realisiert. Luther verdankte diesen Impuls wohl Kaspar von Schwenckfeld, der ihn im Dezember 1525 besuchte. Luther war wichtig, dass seine Messordnungen nicht als allgemein verbindlich angesehen werden sollten. Vielmehr sah er sie als Beispiele eines evangeliumsgemäßen Gottesdienstes. Im Januar 1526 legte ihm Matthäus Alber die Reutlinger Gottesdienstordnung vor (oberdeutscher Prädikantengottesdienst), und Luther hieß diese gut. Die Akzeptanz der Deutschen Messe in Wittenberg war aus Luthers Sicht unbefriedigend. Ein Jahr später war die Gemeinde mit den neuen Melodien noch nicht vertraut, und zwei Jahre später wurden die Lieder auch noch nicht beherrscht.[153]
Reichstag zu Augsburg (1530)

Beim Reichstag zu Augsburg 1530 wollten Luthers Anhänger den protestantischen Glauben reichsrechtlich anerkennen lassen. Dazu verfasste Melanchthon das protestantische Glaubensbekenntnis, die Confessio Augustana, die Kaiser Karl in Augsburg überreicht und schließlich von ihm geduldet wurde. Luther konnte als Geächteter nicht am Reichstag teilnehmen, doch unterstützte er seine Anhänger von der Veste Coburg aus, kritisierte aber auch einige der Kompromissformeln Melanchthons als zu entgegenkommend.
Luther reiste am 14. April 1530, dem Gründonnerstag, unter dem Schutz des kurfürstlichen Reisezugs, bestehend aus 70 Edelleuten, 7 Rittern, insgesamt 120 Reisenden und Soldaten, von Gräfenthal aus über die Heer- und Handelsstraße Nürnberg-Coburg-Saalfeld-Leipzig nach Neustadt und dann weiter nach Coburg. Am Karfreitag erreichte der Reformator zusammen mit den Theologen Philipp Melanchthon und Justus Jonas als Begleiter des Kurfürsten Johann des Beständigen auf dem Weg nach Augsburg die Stadt, wobei der Tross durch das Coburger Spitaltor ritt. Anschließend reiste der Kurfürst mit den Aufzeichnungen Luthers und Melanchthon weiter nach Augsburg, um dort auf dem Reichstag die evangelische Konfession zu verteidigen. Da der Reformator unter Kirchenbann und Reichsacht stand, musste er auf der sicheren Veste Coburg zurückbleiben und konnte nicht am Reichstag zu Augsburg teilnehmen.
Luther lebte und arbeitete vom 24. April 1530 bis zum 4. Oktober 1530 auf der Veste zusammen mit seinem Sekretär Veit Dietrich und seinem Neffen Cyriacus Lindemann. Es standen ihm ein Arbeitszimmer und ein Schlafraum zur Verfügung. Luther stand mit seinen Freunden in Augsburg in engem brieflichen Kontakt. Er verfasste in der Zeit 16 Schriften (Sermone), übersetzte Bücher des Alten Testaments, die Fabeln des Äsop und schrieb rund 120 Briefe. Er trat dann am 5. Oktober 1530 mit dem Kurfürsten die Heimreise an. Auf der Veste Coburg wurde Luther im Juni 1530 von seinem jüngeren Bruder Jacob Luther (1490–1571) besucht.[154] Jacob hatte Martin Luther auch 1521 auf seinem Weg zum Reichstag in Worms begleitet.
Spätzeit und Tod (1535–1546)
Nach dem Augsburger Reichstag trat Luther nur noch als Seelsorger und Publizist hervor. Er hielt bis 1545 Vorlesungen in Wittenberg, ab 1535 fast ausschließlich über die Schöpfungsgeschichte. Mit verschiedenen Stellungnahmen zu theologischen und politischen Einzelfragen versuchte er zudem weiterhin, den Fortgang der Reformation zu beeinflussen, jedoch mit weit weniger direkter Wirkung. In den Türkenkriegen (1521–1543) benutzte Luther die Gefahr der osmanischen Expansion zunächst für seine kirchenpolitischen Zwecke.[155] Er erklärte, dass es zunächst gelte, den „inneren Türken“, also den Papst zu besiegen, bevor man sich daran machen könne, gegen den Großtürken von Istanbul loszuschlagen, die er beide für Inkarnationen des Antichristen hielt. Als die Gefahr mit der Belagerung Wiens durch die Truppen Sultan Süleymans 1529 auch Mitteleuropa betraf, differenzierte er seine Haltung.[156] In seiner Schrift Vom Kriege wider die Türken erläuterte er, dass der Papst den Türkenkrieg bisher nur als Vorwand zum Kassieren von Ablassgeldern benutzt habe. Die Misserfolge in der Abwehr der osmanischen Expansion erklärte er mit seiner Zwei-Reiche-Lehre: Es sei nun einmal nicht Aufgabe der Kirche, zu Kriegen aufzurufen oder sie selbst zu leiten – dies ist eine deutliche Anspielung auf den ungarischen Bischof Pál Tomori, der als einer der Kommandanten für die verheerende Niederlage von Mohács verantwortlich war. Für die Verteidigung gegen die Türken sei allein die weltliche Obrigkeit zuständig, der jeder Mensch Gehorsam schulde, die mit dem Glauben jedoch nichts zu tun habe. Mit dieser Argumentation war jede Vorstellung von einem Kreuzzug gegen die Osmanen unvereinbar. Den Krieg gegen die Türken selbst rechtfertigte Luther als Verteidigungskrieg und mahnte zu gemeinsamem Handeln.
Diese strikte Trennung von geistlichen und weltlichen Zuständigkeiten hob Luther wenige Monate später wieder auf, als er im Herbst 1529 in seiner Heerpredigt wider die Türken diese als Feinde Christi und eschatologische Vorzeichen des bevorstehenden Jüngsten Gerichts hinstellte und es zur Aufgabe gerade der Christen erklärte, „getrost dreinzuschlagen“. Mit diesen entschiedenen Tönen wollte er Vorwürfen den Boden entziehen, er habe sich durch Untergraben der Einheit des Christentums zum Handlanger der Türken gemacht.[157]
Am 25. Mai 1539, also zu Pfingsten, predigte Luther in der Thomaskirche die Festrede zur Einführung der Reformation. Die Kirche wurde später der Sitz des ersten Superintendenten und damit Hauptkirche Leipzigs. Das er vom Erker des Barthels Hofs aus zu den Leipziger Bürger gepredigt haben soll, ist nicht belegt. Heinrich Stromer bot ihm während seines Aufenthaltes in Leipzig Quartier.
In seiner Schrift Wider Hans Worst aus dem Jahre 1541 polemisierte er gegen Herzog Heinrich von Braunschweig zu Wolfenbüttel,[158] der auf seinem Territorium am Katholizismus festhielt. Im Frühjahr des Jahres 1538 war zwischen dem Braunschweig-Wolfenbütteler und dem verstorbenen Johann Friedrich I., Kurfürst von Sachsen sowie dem Landgrafen Philipp I. eine offene Feindschaft ausgebrochen, durch die sich Luther selbst angegriffen sah. Als Ende 1540 im Auftrage von Heinrich II. einige Schriften erschienen[159], in denen die Protestanten als abtrünnige, gotteslästernde Ketzer gebrandmarkt wurden und behauptet wurde, Luther habe seinen Landesherrn als „Hans Worst“ tituliert, verfasste er eine Gegenschrift, in der Luther seine Ekklesiologie ausbreitete.[160]
Trotz eines schon länger währenden Herzleidens reiste Luther im Januar 1546 über Halle nach Eisleben, um einen Streit der Grafen von Mansfeld zu schlichten. Luther logierte vermutlich im Haus des Albrecht VII. von Mansfeld-Hinterort (1480–1560), dem Eisfelder Stadtpalais. Albrecht VII. stand schon früh, seit dem Jahre 1518, in engem Kontakt zu Luther. Er hatte seinen Auftritt auf dem Wormser Reichstag 1521 persönlich miterlebt und ihm den ersten Teil seiner Kirchenpostille gewidmet. Später und nicht zuletzt unter dem Einfluss seiner Berater, die teilweise zum engeren Freundeskreis des Wittenberger Reformators gehörten, förderte Albrecht VII. aktiv den reformatorischen Prozess und den langwierigen Aufbau der evangelischen Kirchenorganisation in der Grafschaft Mansfeld. Martin Luther hatte Albrecht VII. im Jahre 1521 ein Buch gewidmet, in dem er an den Grafen schrieb: „Gottes Gnade wolle den Grafen für Menschenlehren gnädig behüten und auf göttlicher Lehre richtig und fest behalten.“ Nur ein Jahr später forderte Herzog Georg von Sachsen den Grafen Albrecht auf, seine Untertanen im alten katholischen Glauben zu halten und alle zu bestrafen, die von der katholischen Lehre abweichen. 1523 versuchte Graf Albrecht VII. zwischen Martin Luther und dem Herzog von Sachsen zu vermitteln. Das adelige Geschlecht der Grafen von Mansfeld war hinsichtlich seiner Zuwendung zur Reformation gespalten. Graf Ernst II. von Mansfeld-Hinterort (1479–1531), ein Sohn von Albrecht III. (V.) und Susanna von Bickenbach, hatte 22 Kinder, er gehörte zu den Räten des Herzogs von Sachsen, Georg dem Bärtigen; beide blieben Rom und dem altem Glauben treu. Ernst II. residierte auf der Festung Heldrungen. Einige seiner Söhne führten auf ihren Territorien das protestantische Bekenntnis ein. Die Söhne des Grafen Ernst I. von Mansfeld-Hinterort (1475–1485/1586), Gebhard VII. von Mansfeld-Mittelort (1478–1558) und sein Bruder, der besagte Albrecht VII. von Mansfeld-Hinterort (1480–1560), standen der Reformation sehr nahe. Die Aufteilung der überschuldeten Grafschaft unter die vielen Söhne und die Abfindung der Töchter führten zu langwierigen und erheblichem Streitigkeiten. Luther reiste im Januar, begleitet von seinen drei Söhnen, über Halle in seine Geburtsstadt Eisleben, um dort die Erb- und Rechtsstreitigkeiten innerhalb der Mansfeldischen Grafenfamilie beilegen zu helfen. An den abschließenden Verhandlungen am 17. Februar nahm er, von der winterlichen Reise geschwächt und unter Angina pectoris leidend, nicht mehr teil; die Verhandlungen endeten jedoch erfolgreich.
Er starb am Zielort in der Nacht vom 17. zum 18. Februar 1546 morgens um 3 Uhr in Anwesenheit von Graf Albrecht VII. und seiner Frau, Gräfin Anna von Honstein-Klettenberg (1490–1559). Das heutige Haus Andreaskirchplatz 7 wird als sein Sterbehaus bezeichnet, gilt aber nach letzten Forschungen nicht mehr als der historische Ort, an dem Luther verstarb – das wirkliche Sterbehaus war vermutlich das Stadtschloss (Markt 56) des Grafen Albrecht VII. von Mansfeld, in dem sich heute das Hotel Graf von Mansfeld befindet. Sein Leichnam wurde nach Wittenberg überführt und am 22. Februar in der Schlosskirche beigesetzt. Vormund seiner Kinder wurde sein treuer Anhänger und Freund, der Arzt Matthäus Ratzenberger.
Als seine letzten schriftlichen Worte wird eine lateinische Notiz auf einem Zettel vom 16. Februar betrachtet, der nach Luthers Tod gefunden wurde:
„Die Hirtengedichte Vergils kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Hirte gewesen. Die Vergilschen Dichtungen über die Landwirtschaft kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Ackermann gewesen. Die Briefe Ciceros kann niemand verstehen, er habe denn 25 Jahre in einem großen Gemeinwesen sich bewegt. Die Heilige Schrift meine niemand genügsam geschmeckt zu haben, er habe denn hundert Jahre lang mit Propheten wie Elias und Elisa, Johannes dem Täufer, Christus und den Aposteln die Gemeinden regiert. Versuche nicht diese göttliche Aeneis, sondern neige dich tief anbetend vor ihren Spuren! Wir sind Bettler, das ist wahr.“
Im Januar 1545 schrieb Johannes Calvin einen Brief an Luther, darin bat er ihn „in ein paar Worten zu schreiben“, wie er über das Verhalten der „Nikodemiten“ in Frankreich urteilte und über Calvins Schrift, in der er deren Glaubenspraxis scharf ablehnte, also die Weise, bei evangelischer Gesinnung weiterhin an den römisch-katholischen Zeremonien teilzunehmen. Melanchthon wagte jedoch nicht den Brief an Martin Luther zu übergeben, so dass dieser den Wittenberger Reformator nicht erreichte. Johannes Calvin und Martin Luther waren sich nicht persönlich begegnet. Luther äußerte sich wohlwollend über Calvins Kleinen Abendmahlstraktat (1541).
Martin Luther und die Druckmedien
Die Geschichte und der Verlauf der Reformation sind auch Mediengeschichte, in die sich Luther, vor allem zu Beginn, auch direkt einbrachte. So verteilte er Druckaufträge an verschiedene Druckereien, begutachtete die Druckqualität und beklagte sich häufig über schlechte Ergebnisse.[161] Luther und seinen Mitstreitern gelang es durch die Verbreitung seiner Schriften, d. h. durch Herstellung von Öffentlichkeit, den theologischen Diskurs in eine größere Leserschaft zu tragen.
Nachdem sich seit Mitte des 15. Jahrhunderts der Buchdruck mehr und mehr verbreitet hatte, kam es um die Jahrhundertwende zu einer gewissen Stagnation im Verlags- und Druckwesen. Dies änderte sich u. a. durch den Beginn der Reformation: Innerhalb kürzester Zeit stiegen die Auflagenzahlen immens an.[162] So sahen Pettegree (2016)[163] bzw. Pettegree und Hall (2004)[164] in der gelungenen Verbindung zwischen Buchdruck, der Volkssprachlichkeit, dem vermehrten Gebrauch von Illustrationen, so etwa aus der Werkstatt von Lucas Cranach, aber auch in der dezentralen Verbreitung der Druckerzeugnisse wichtige Säulen für die Ausbreitung der reformatorischen Ideen. Während die vorhandenen bzw. sich entwickelnden Briefnetzwerke das zentrale Informationsaustauschmedium für humanistische und reformatorische Inhalte unter der Bildungselite waren, öffneten die Druckmedien diese Botschaften einem immer größer werdenden Kreis der literalen Leserschaft.
Luther hatte sich nach seiner Übernahme der Wittenberger Professur, lectura in biblia im Jahr 1512 mit Druckveröffentlichungen zunächst zurückgehalten. Erst als unautorisierte Nachdrucke seiner „95 Ablassthesen“, die nach 1517 in Nürnberg, Leipzig und Basel erschienen waren, kam es offenbar zu einem Wechsel in der Publikationsstrategie.[165]
In Luthers Sermon von Ablass und Gnade (1518)[166] gelang es ihm, seine Gedanken in einer prägnanten und kurzen Ausdrucksweise darzulegen. Die Schrift erschien bei einem seiner ersten Drucker, Johann Gronenberg, in mehreren Auflagen und stellte gewissermaßen die Ausarbeitung seiner 95 Thesen dar. Zuvor war im Jahr 1517 bei Jacob Thanner in Leipzig ein offenbar von Luther selbst beauftragter Einblattdruck (Folioblatt in zwei Spalten) des lateinischen Textes seiner 95 Thesen gefertigt worden, mit dessen Druckqualität der Autor aber nicht zufrieden war. Weitere bedeutende Druckerei-Handwerksbetriebe waren die von Melchior Lotter dem Älteren, Melchior Lotter dem Jüngeren, Hans Lufft und Georg Rhau.[167]
1520, auf dem Zenit von Luthers publizistischem Schaffen, kamen im deutschsprachigen Raum etwa 500.000 seiner Schriften und Flugschriften auf den Markt, obgleich das Analphabetentum in jener Zeit hoch war. Geschätzt konnten nur etwas mehr als eine Million von knapp zwölf Millionen Einwohnern des Heiligen Römischen Reiches lesen. Eine von Luthers meistverkauften Flugschriften, An den christlichen Adel deutscher Nation, wurde in ihrem Erscheinungsjahr 1520 insgesamt fünfzehnmal aufgelegt, bei bis zu 4000 Exemplaren pro Auflage. Im Zusammenhang der von Wittenberg ausgehenden reformatorischen Bewegung traten auch andere Autoren publizistisch hervor. Berechnungen zufolge wurden alleine im Jahr 1524 ca. 2.400 Flugschriften mit einer geschätzten Gesamtanzahl von 2,4 Millionen Exemplaren veröffentlicht.[168]
Die Verbreitung der Reformation beruhte wesentlich auf der Einbeziehung der volkssprachlichen Leserschaft. Sie erfuhr von der gesamten Entwicklung, ausgehend von der Ablasskritik und später zu den kirchenreformerischen Vorschlägen erst, als sich reformatorische Autoren bewusst mit volkssprachlichen Texten, insbesondere mit Flugschriften, an sie wandten.[169] So hatte Luther in den Jahren 1518 bis 1519 festgestellt, dass lateinische und deutschsprachige Texte zwei intellektuell wie sozial verschiedene Rezipientenkreise erreichen. Er unterschied zwischen Gelehrten, unter denen er Lateinkundige, vor allem Theologen, verstand, und Laien, die den weitaus größeren Teil der Untertanen im Heiligen Römischen Reich bildeten und höchstens über volkssprachliche Lesefertigkeiten verfügten.[170][171]
Sprachprägende Wirkung
Luthers Sprachform war das Ostmitteldeutsche seiner Heimat, in dem nord- und süddeutsche Dialekte schon teilweise verschmolzen waren, was eine große Verbreitung seiner Schriften ermöglichte. Luthers Sprache ist nach Werner Besch (2014) außerdem eingebunden in die maßgebliche kursächsische Schreibtradition Wittenbergs.[172] Erst durch Luthers theologische Autorität gab seine Bibelübersetzung dem obersächsisch-meißnischen Dialekt den Impuls zum allgemeinsprachlichen Frühneuhochdeutsch in ganz Deutschland, vor allem im niederdeutschen Raum, später auch im Oberdeutschen. „Das Deutsch seiner Bibel ist wohl der wichtigste Steuerungsfaktor in der jüngeren Sprachgeschichte“, so das Fazit von Besch.[172]
Mit der Bibelübersetzung, einem Gemeinschaftswerk Luthers, Melanchthons und weiterer Wittenberger Theologen, erzielte der Reformator eine große Breitenwirkung. Die endgültige sprachliche Gestaltung behielt sich Luther vor, so dass die Bezeichnung Lutherbibel zutreffend ist. Es gab vorher schon vierzehn hochdeutsche und vier niederdeutsche Vorlutherische deutsche Bibeln. Die Prinzipien seiner Übersetzungsarbeit hat Luther selbst in seinem Sendbrief vom Dolmetschen von 1530 ausführlich dargestellt und gegen den katholischen Vorwurf der Textverfälschung gerechtfertigt.
Luther übersetzte nicht wortgetreu, sondern versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Sinn (sensus literalis) ins Deutsche zu übertragen. Dabei legte er die Bibel gemäß seiner Auffassung von dem her aus, „was Christum treibet“, und dies hieß für ihn, auszugehen von Gottes Gnade in Christus als Ziel und Mitte der ganzen Schrift. Er begriff das Evangelium „eher als mündliche Botschaft denn als literarischen Text, und von daher erhielt die Übersetzung ihren sprechsprachlichen, hörbezogenen Charakter.“[173] Seine sprachliche Gestaltung wirkte bis zur Gegenwart stil- und sprachbildend. Im Bereich des Wortschatzes ersann er Ausdrücke wie „Sündenbock“, „Lückenbüßer“, „Lockvogel“ oder „Dachrinne“. Auch metaphorische Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“ gehen auf ihn zurück. Neben diesen Neuerungen bewahrte er aber auch historische Formen der Morphologie, die schon weitgehend durch Apokope verschwunden waren, wie das lutherische e in Plural, Präteritum und anderen Wortformen. Für die Rechtschreibung führte seine Übersetzung dazu, dass die Großschreibung der Nomen beibehalten wurde. Luthers Bibel gilt daneben auch dichterisch als große Leistung, da sie bis in den Silbenrhythmus (Prosodie) hinein durchdacht ist.[173] Sie ist eine wichtige Basis der Kirchenmusik: viele Kompositionen verwenden Luthers Textfassung für Choräle, Kantaten, Motetten und andere musikalische Formen.
Theologie
Grundbegriffe
Heilsgewissheit
Dieses Motiv ist für Luthers reformatorische Wende 1518 sehr wichtig. Luther formulierte damit etwas Neues. Die abendländische theologische Tradition lehrte, der Mensch könne nie sicher sein, ob er im „Stand der Gnade“ sei, denn erstens sei Gott frei, seine Gnade zu schenken, wie er es wolle, und zweitens würde der Mensch, wäre er seines Gnadenstandes sicher, leichtsinnig und vermessen. Luther identifizierte die lebenslange Unsicherheit und damit Angst, die die Frömmigkeit unter dem Papsttum präge, als „Monstrum“, „Hölle“, „Pest“.[174] Was Luther mit Heilsgewissheit meinte, muss aber vor einer Reihe von Missverständnissen geschützt werden: es ist weder eine Sicherheit, die meint, die Lebensführung sei egal und man könne machen, was man wolle. Auch kann man, laut Luther, den Glauben und das subjektive Gefühl des Trostes nicht wie einen permanenten Besitz verbuchen – beides sei gefährdet und könne verloren gehen. Schließlich solle der Christ über Gottes Pläne mit dem Menschen (Prädestination) keine Spekulationen anstellen.[175] Heilsgewissheit im Sinne Luthers ist „die Erkenntnisseite des Glaubens, das Bewußtsein von dem, was im Glauben geschieht: die empfangende Annahme der rettenden Gemeinschaft mit Gott.“[176]
Wort – Glaube – Sakrament
In der Hebräerbriefvorlesung bricht bei Luthers Auslegung von Hebr 5,1 die Sakramentsfrage so dringlich auf, dass die neuere Forschung hier einen Zusammenhang mit der reformatorischen Wende sieht.[177] Voll ausformuliert ist Luthers Sakramentsverständnis dann 1520 in der Hauptschrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche. Hintergrund der Argumentation Luthers ist die Sakramentspraxis seiner Zeit. Eines der sieben Sakramente hatte für den normalen christlichen Laien damals außerordentliche Bedeutung: das Bußsakrament. Um dieses herum hatte sich ein reiches seelsorgerliches Angebot gebildet; ein Kernsatz dabei war, das Sakrament wirke durch den Vollzug (ex opere operato), sofern der Empfänger es nicht nur zum Schein, sondern bejahend annehme (non ponit obicem). Damit verschob sich das Interesse auf die objektiv feststellbare, aufzählbare Erfüllung bestimmter Bedingungen, unter denen das Bußsakrament seine Wirksamkeit entfalten konnte.[178] Ein Korrektiv zu dieser Entwicklung war die hochmittelalterliche, an den Kirchenvätern geschulte Sakramentenlehre, etwa bei Thomas von Aquin: im Sakrament werde die „Heilstat Christi erinnert, ihre gegenwärtige Heilswirkung gefeiert und ausgeteilt, die ewige Vollendung erahnt und im «Angeld» vorweggenommen.“[179] Das Wort (konkret: das neutestamentliche Stiftungswort) mache aus der mehrdeutigen sakramentalen Handlung das eindeutige sakramentale Zeichen. Luther schätzte die Formulierung des Augustinus, die er häufig zitierte: Accedit verbum ad elementum et fit sacramentum.[180] Allerdings blieb dieser große theologische Entwurf abseits der Gemeindefrömmigkeit, wurde auch von vielen Klerikern nicht verstanden. Hier setzte Luther ein, der in immer neuen Formulierungen die Verbindung von Wort, Glaube und Sakrament in der Frömmigkeit jedes Christen verankern wollte; ein Beispiel: Gott ist überall „in allen Kreaturen und ich möchte ihn im Stein, im Feuer, im Wasser oder auch im Strick finden, wie er denn gewißlich da ist, will er doch nicht, daß ich ihn da suche ohne das Wort und mich ins Feuer oder ins Wasser werfe oder an den Strick hänge. Überall ist er, er will aber nicht, daß du überall nach ihm tappest, sondern wo das Wort ist, da tappe nach, so ergreifst du ihn recht.“[181]
Freiheit eines Christenmenschen
Die Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520) hat ihre Pointe darin, viele der frommen Aktivitäten, die zu Luthers Zeit üblich waren, für überflüssig zu erklären. Gott habe sie nicht geboten, auch suche jeder darin nur das Seine, nämlich sein eigenes Seelenheil. Wirklich gute Werke aber seien solche, die dem Mitmenschen nützten.[182]
Dagegen lehnte Luther die menschliche Willensfreiheit in pointierten Formulierungen ab. Der freie Wille sei nach dem Sündenfall eine „Sache bloßen Namens“ (res de solo titulo) – so schon in der Heidelberger Disputation. Gegenüber der Kritik Erasmus’ von Rotterdam bekräftigte Luther 1525, dass er zu dieser These von der Unfreiheit des Willens stehe, sie sei sogar der „Angelpunkt der Sache“ (cardo rerum). Luther vertritt damit aber keinen Determinismus, sondern bestreitet, dass der Mensch sich selbst in das „richtige“ Verhältnis zu Gott setzen könnte. Das ist eine Konsequenz aus der Rechtfertigungslehre: der Mensch ist passiv gegenüber dem Heilshandeln Gottes. Dagegen ist der Mensch nach Luther frei, in seinem Alltagshandeln zu entscheiden; die alltäglichen Freiheitserfahrungen, die er dabei mache, seien kein unwirklicher Schein. Ja noch mehr: der Mensch sei imstande und frei, dem rechtfertigenden Gott durch sein Alltagshandeln zu antworten. Er könne freiwillig am Aufbau des Reiches Gottes in der Welt mitwirken.[183]
Gerecht und Sünder zugleich
Nach scholastischer Theologie war es undenkbar, dass Sünde und Gnade auch nur einen Augenblick „zugleich“ den Menschen bestimmen könnten. Er befinde sich stets im Stand der Sünde oder dem Stand der Gnade, und das ganz. Luthers These, der Mensch sei zugleich gerecht und Sünder (simul iustus et peccator) wird verständlicher, wenn man wahrnimmt, dass er in Beziehungen dachte: „Sünde ist die vom Menschen begonnene Beziehung der Feindschaft gegen Gott, des Widerstands, der Verachtung […]. Gnade, Gerechtigkeit dagegen ist die Beziehung […], die Gott mit dem Menschen trotz seiner Sünden, gegen seine Sünde immer wieder neu begründet.“[184]
Rechtfertigung
Gott allein kann den Menschen annehmen und rechtfertigen. Dieser Vorgang der Rechtfertigung ist in der reformatorischen Theologie eine Tat Gottes allein aus Gnade (sola gratia). Kein Werk, keine gute Tat des Menschen kann, nach reformatorischem Verständnis, diese Rechtfertigung herbeiführen. Der Gnadenakt der Rechtfertigung gründe, nach reformatorischer Theologie, in der Erwählung des Menschen durch Gott in Jesus Christus, d. h. im Kreuzestod Jesu Christi und der damit verbundenen Erlösung.
Im seiner Auslegung des 51. Psalms, „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte“ Ps 51,3 LU findet sich die klarste Position Luthers zum rechtfertigenden Gott und zu den sündigen Menschen. Dieser Psalm enthält nach Luther die Hauptstücke seiner Religion, nämlich die Wahrheit über Sünde, Buße, Gnade und Rechtfertigung. In diesem Psalm ginge es nicht nur um David und dessen sündhafte Beziehung zu Batseba, sondern vielmehr um die „Wurzel der Gottlosigkeit“, um das Verstehen von Sünde und Gnade.
Zur wahren Buße gehört nach Luther zweierlei:
- erstens die Erkenntnis der Sünde und der Gnade,
- zweitens die Furcht vor Gott und das Vertrauen zu seiner Barmherzigkeit.
Beides gelte es immer wieder neu zu erlernen; denn auch die vom Heiligen Geist erleuchteten Menschen blieben auf das Wort Gottes angewiesen. Aber nicht die einzelne Verfehlung stehe zur Debatte, sondern das gesamte Wesen der Sünde, ihre Quelle und ihr Ursprung müsse bedacht werden. Sünde bestehe nicht nur in Gedanken, Worten und Werken, Sünde sei das ganze Leben, das wir von Vater und Mutter übernommen haben und auf dieser Grundlage entstünden dann die einzelnen Vergehen. Die natürliche Konstitution des Menschen sei nicht intakt, nicht im zivilen und auch nicht im geistlichen Bereich. Infolge der Sünde hätten sich die Menschen von Gott abgewandt und suchten ihren eigenen Ruhm. Der Glaubende fühle die Last des Zornes Gottes und ebenso sinnlich erführe er die Gnade Gottes, wenn er schließlich voll Freude feststelle: Zwar kann ich vor mir selbst nicht bestehen aber in Christus bin ich gerechtfertigt und gerecht, gerecht gemacht durch Christus, der gerecht ist und gerecht macht.[185] Deshalb sei zentraler Inhalt und entscheidendes Kriterium der Schrift Christus, denn wenn man Christus aus der Schrift herausnehme, könne man nichts Wesentliches mehr in ihr finden: Die ganze Heilige Schrift spreche überall allein von Christus.[186]
Für Luther als Theologe des Kreuzes eine Theologia crucis vertretend gehörten das Kreuz Christi, das Kreuz der einzelnen Christen und das der gesamten Kirche zusammen. In einer Theologie der Herrlichkeit, Theologia gloriae, die einzig nach der Größe und Macht Gottes sucht und sich von ihr beeindrucken lässt bestünde nicht der Weg eines gläubigen Christen. Die Theologia crucis hingegen führe auf dem Weg der Sündenerkenntnis zur Annahme der Erlösungsgnade Christi. Das Kreuz sei keine Idee, die man sich abstrakt vergegenwärtigen könne. Nur wer sich laut Luther auf das Kreuz einlässt, verstehe, was es mit dem Kreuz auf sich hat. Daher sei das Kreuz in der christlichen Theologie auch nicht ein Thema neben anderen, sondern das Thema schlechthin.[187]
Seine intensive Auseinandersetzung mit Paulus und Augustinus von Hippo führte zu einer Vertiefung und Radikalisierung seines Sündenverständnisses. Luther war dabei getragen von einer gewissenhaft-skrupulösen Selbstbeobachtung. Der Prozess führte letztendlich zur Absetzung von der Lehre, der Mensch könne mit seinen natürlichen Kräften Gottes Gebote erfüllen, sowie zur Problematisierung und Infragestellung der traditionellen Unterscheidung von peccata mortalia und peccata venialia.[188]
Solus Christus, sola gratia, sola fide, sola scriptura
Im Zentrum der reformatorischen Theologie stand der Wandel von der Werkgerechtigkeit zur Glaubensgerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit ist der Drehpunkt der Rechtfertigungslehre Luthers, um sie kreist die Frage: Wie wird der sündige Mensch gerecht vor Gott? Der eigentliche Gegenstand seiner Theologie ist der schuldige und verlorene Mensch und der rechtfertigende und rettende Gott. Ursprünglich verstand Luther unter der Gerechtigkeit vor Gott eine Strafgerechtigkeit, in der Gott über die Menschen ähnlich einem gerechten Richter urteile. Das trieb Luther anfangs zu den beschriebenen Selbstzweifeln und in eine tiefe Angst vor eben dem strafenden Gott, bis er sich intensiv mit dem Römerbrief von Paulus auseinandersetzte. Hieraus zog er den Schluss, dass sich die Gerechtigkeit vor Gott im Rechtfertigungsgeschehen fundamental von einer Strafgerechtigkeit und damit auch von allen anderen Gerechtigkeitsformen im menschlichen Miteinander unterscheidet. Gottes Gerechtigkeit äußere sich so in der Gerechterklärung des Glaubenden durch Gottes Barmherzigkeit, den bußfertigen Glaubenden würde ihre Schuld nicht zugerechnet werden, sondern gnädig vergeben. Gottesgerechtigkeit sei Gnadengerechtigkeit. Sie werde gnädig geschenkt, aber nicht durch menschliche Werke verdient. Hierzu steht die lutherische Interpretation im Sinne seiner theologica crucis, dass das allumfassende Erlösungshandeln von Jesus Christus am Kreuz nicht durch menschliche Mitwirkung geschmälert und dadurch entwertet werden könne. Allein im Glauben an das Heil durch Jesu Kreuzesopfer werde den Sündern die Rechtfertigung und Erlösung Gottes aus Gnade zuteil.[189]
In der 62. These seiner 95 Thesen, Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum (1517) wird als der wahre Schatz der Kirche das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes angesehen. Damit wird die Haltung der römisch-katholischen Kirche zum Gnadenschatz, Thesaurus meritorum oder Thesaurus ecclesiae konterkariert. Nicht das Verdienst der Heiligen, sondern einzig und allein im Evangelium finde sich die Herrlichkeit und Gnade Gottes, es sei der wahre Schatz der Kirche.[190]
Luthers komplexe Theologie wird systematisch oft mit dem vierfachen „Allein“ (solus/sola) zusammengefasst:
- solus Christus: „Allein Jesus Christus“, der wahre Mensch und wahre Gott, schaffe durch seine stellvertretende Hingabe am Kreuz ein für alle Mal des Glaubenden Rechtfertigung und Heiligung, die ihm im mündlichen Evangelium und im Sakrament des Abendmahls zugeeignet werde. Dies sei der tragende Grund der übrigen drei Prinzipien:
- sola gratia: „Allein durch Gnade“, ohne jedes eigene Zutun werde der Mensch von Gott gerechtfertigt.
- sola fide: „Allein durch den Glauben“, die geschenkte (nicht geleistete) Annahme Jesu Christi, komme unser Heil zustande.
- sola scriptura: „Allein die Heilige Schrift“ sei die Quelle dieses Glaubens an und des Wissens von Gott und daher der kritische Maßstab allen christlichen Redens und Handelns. Sie sei aber von ihrer „Mitte“ Jesus Christus her kritisch zu beurteilen.
Luthers Schriften
Bei seinen deutschen Texten verwendete Luther das Meißner Kanzleideutsch und auch mittelhochdeutsches Wortgut floss in seine Schriftsprache (Thüringisch-obersächsische Dialektgruppe) ein. Bei der quantifizierten Betrachtung des Schriftwerks Luthers fällt die intensive Arbeit an den Texten des Alten und Neuen Testaments auf, die den größten Teil seines Œuvre kenntlich machen bzw. auszeichnen. Dadurch qualifiziert sich Luther als Exeget. Die exegetische Auseinandersetzung mit der Schrift wurde für Luther und damit für den Reformationsprozess bestimmend und erst sekundär und in dessen konsequenter Folge stand die Ablasskritik und die Auseinandersetzung mit dem römischen Papsttum.[191]
Wichtige Frühschriften
Schon in seinen Randbemerkungen zu Augustin und Petrus Lombardus (1509/10) betonte Luther gegen die Scholastik, aber noch mit dem Ockhamismus den Gegensatz zwischen Glauben und Wissen und die Autorität der Bibel gegenüber der kirchlichen Tradition. Er grenzte Glauben von einem menschlichen habitus ab und betonte seine Identität mit Hoffnung und Liebe, so dass er nicht neben unrechtem Handeln (Sünde) bestehen könne.[193]
Indem Luther die menschliche Antwort auf Gottes Wort radikalisierte, wurde ihm Gottes Gerechtigkeit selbst zum Problem. Obwohl er alle damaligen theologischen Denkschulen genau kannte, legte er die Bibel in seiner ersten Psalmenvorlesung (1512/13) fast ohne scholastische Begriffe aus und grenzte ihren Wortlaut gegen die überkommenen, besonders die aristotelischen Deutungsmuster ab. Dabei fasste er den Literalsinn des Bibeltextes unmittelbar als Hinweis auf Christus auf: Dieser selbst war für ihn der Ausleger der Psalmen, der Geist in allen Buchstaben, der Grundtext, der sich selbst mitteilt und Glauben an ihn schafft. Der Mensch könne sein Dasein nur entweder aus dem Gesetz oder dem Glauben, dem Sichtbaren oder dem Unsichtbaren, der sinnlichen Wahrnehmung oder dem Von-Gott-erkannt-Sein heraus verstehen. Das, was Menschen aus dieser wahrnehmbaren Welt heraus für das höchste, göttliche Wesen halten, könne im Angesicht Jesu Christi nur der Gipfel ihrer Selbstgerechtigkeit und Heuchelei sein. Eine Vermittlung ist undenkbar.[194] Die theologia crucis (Gottes aktuelles Urteil im Gekreuzigten) und die theologia gloriae (der zum Eigenruhm menschlichen Erkenntnisvermögens geschaffenen Gottesbegriff der aristotelischen Metaphysik) schließen einander unbedingt aus (Römerbriefvorlesung 1515; Heidelberger Disputation 1518). Der Begriff der Kreuzestheologie, theologia crucis, wurde im Jahr 1517 gebildet. Aus dem Briefwechsel mit Christoph Scheurl geht hervor, dass damit eine Ablehnung der Scholastik und des Humanismus des Erasmus gemeint ist.
Reformatorische Hauptschriften

Mit der Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (deutsch) rief Luther die Fürsten auf, die Reformation praktisch durchzuführen, weil die Bischöfe darin versagt hätten. Denn die „Romanisten“ hätten die kirchliche Obrigkeit über die weltliche gestellt und behauptet, nur der Papst dürfe die Bibel auslegen und ein Konzil einberufen.[195] Bildung solle allen zugänglich sein, nicht nur dem Klerus. Zölibat und Kirchenstaat sollten abgeschafft, das Zinsnehmen eingeschränkt und das Betteln zugunsten einer geregelten Armenfürsorge verboten werden.
Er verwarf das Papsttum, das katholische Bischofsamt und das Sakrament der Priesterweihe, weil das Neue Testament das „allgemeine Priestertum“ der Gläubigen lehre. Die Geistlichen sollten nur die Gemeinde leiten, besonders im Gottesdienst, mit Unterricht und Seelsorge. Jede Kirchengemeinde dürfe ihre Lehrer (Pfarrer) wählen und gegebenenfalls abwählen (Daß eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen, 1523). Dieser Grundsatz wurde nach dem Klevischen Krieg 1543 und dem Schmalkaldischen Krieg 1546/47, den Luther nicht mehr erlebte, nicht weiterverfolgt. Das als Provisorium gedachte „landesherrliche Kirchenregiment“, das auch das Ein- und Absetzen von „Notbischöfen“ (Luther) umfasste, blieb bis 1918 bestehen.

Die Schrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (1520) (lateinisch) reduziert die sieben katholischen Sakramente auf jene drei, die Jesus im Neuen Testament selbst eingesetzt habe: Taufe, Abendmahl und Buße (Beichte). Er betonte in der Schrift die fundamentalen Bestandteile des Sakraments: a) Das Zeichen, b) die Bedeutung und c) den Glauben. Gerade dem Glauben maß Luther die größte Bedeutung zu, womit er dem katholischen Konzept des ex opere operato die Signifikanz absprach. Er hingegen betonte die Wichtigkeit des Glaubenden, d. h. des Subjekts und somit das Konzept des opus operantis. Bahnbrechend war vor allem die theologische Begründung: Jesu eigenes, gepredigtes Wort vermittle das Heil. Die Sakramente veranschaulichten seine Zusage und dienten ihrer Vergewisserung, fügten ihr aber nichts hinzu.
Luthers Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520) fasst die „evangelische Freiheit“ eines Christen in Anlehnung an Paulus von Tarsus in zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan – durch den Glauben. – Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan – durch die Liebe.“
In der Schrift De servo arbitrio (1525) wandte er sich gegen die in Erasmus von Rotterdams Schrift De libero arbitrio entfaltete Lehre von der Vorherbestimmung zum Heil und vom Willen zum Guten. Luther selbst maß seiner Schrift höchste Bedeutung zu. Mit dem Thema habe Erasmus von Rotterdam den cardo rerum, den Dreh- und Angelpunkt der Theologie getroffen.[196] Wie Klaus Schwarzwäller hervorhebt, könne die Rechtfertigung allein durch Christus und allein durch Gnade nicht gedacht werden ohne den unfreien Willen des Menschen zur Seligkeit.[197]
Der erste (1527) und der zweite antinomistische Streit (1537)
Der erste antinomistische Streit war eine im Jahr 1527 entfachte theologische Kontroverse, die um die Frage der Geltung und Bedeutung des Gesetzes der Tora insbesondere der Zehn Gebote im Leben eines Christen geführt wurde.[198]
Bei ihren Visitationen hatten Luther und Melanchthon beobachtet, dass die Predigt des Evangeliums in manchen Gemeinden leichtfertig vorgenommen wurde und zu einer ungebundenen Freiheit führte. Melanchthon kam zu der Überzeugung, dass das Gesetz, die Gebote Gottes, wieder stärker verkündigt werden müssten. Er verfasste im Jahre 1527 die Schrift Articuli de quibus egerunt per visitatores, zu der Luther ein Vorwort schrieb. In seinem Aufsatz forderte er, dass eine christliche Verkündigung die Predigt von der Buße und die von der Vergebung der Sünden enthalten müsse. Die Predigt von der Buße setzt aber das Gesetz voraus. Dieser Position widersprach Johannes Agricola. Er behauptete, dass für den Christen als Erweckungsmittel zur Buße nicht die Befolgung der religiösen Gesetze des Alten Testamentes, sondern nur das Evangelium notwendig sei. Luther, der zunächst die Diskussion als „Wortgezänk“ nicht näher verfolgt hatte, konnte dann auf dem Torgauer Colloquium (vom 26. bis 29. November 1527) mit seiner Unterscheidung zwischen „fides generalis“ (an das richtende Gesetz) und „fides specialis“ (an die Vergebung des Evangeliums) die Streitigkeiten zwischen den beiden Gegnern und ihren Anhängern vorerst beigelegen. Luther hatte sich bei diesem ersten antinomistischen Streit sogar auf Agricolas Seite geschlagen.
Als Agricola 1537 nach Wittenberg kam, brachte er in einer (zweiten) Disputation seine Ansichten erneut vor, wurde aber von Luther widerlegt und 1540 zum Widerruf genötigt. Dieser zweite antinomistische Streit wurde in insgesamt vier akademischen Disputationen ausgetragen.
Abendmahl und Marburger Religionsgespräch (1529)
Die katholische Kirche versteht die Eucharistie als Opfer, in dem der Kreuzestod Christi vergegenwärtigt und Gnade für die Sünden der Menschen erwirkt wird. Luther sah im Messopfer jedoch ein Opfer, welches neben den Kreuzestod Christi trat. Weil schon das Anschauen der Konsekration als segensvoll galt, nahmen viele mittelalterliche Messbesucher nicht an der Eucharistie teil.
Luther galt die römische Messe als „das größte und schrecklichste Greuel“ von allen „päpstlichen Abgöttereien“. Für ihn war Christi Opfer am Kreuz immer gültig, so dass der Pfarrer den Gläubigen im Abendmahl die durch Christus erwirkte Gnade nur austeilt. Seit dem Hochmittelalter war es üblich geworden, den Gläubigen nur die Hostie, nicht aber den Kelch zu reichen (Kommunion). Luther führte den „Laienkelch“ ein.
Luther wies in seinen Katechismen die Auffassung zurück, dass das Sakrament auch ohne den Glauben der Empfänger Heil bewirke (ex opere operato). Entscheidend war für ihn der Glaube an die Realpräsenz (wirkliche Gegenwart) von Christi Leib und Blut in Brot und Wein entsprechend der Zusage Christi („Das ist mein Leib; das ist mein Blut“, einer communio sub utraque specie, Abendmahl in beiderlei Gestalt – Brot und Wein). Wer als Empfänger des Abendmahl daran nicht glaube, empfange mit Brot und Wein nicht die Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, sondern das ewige Gericht. So setze das Abendmahl den Glauben voraus, wecke ihn aber auch.
Weil es Luther auf den individuellen Empfang des Heils ankam, machte er das Abendmahl neben Predigt und Lesung des Evangeliums in deutscher Sprache zum festen Bestandteil jedes Gottesdienstes (Deutsche Messe). Er verwarf die römische Transsubstantiationslehre nicht, betrachtete sie aber nicht als verbindliches Dogma, sondern kritisierte ihre Dogmatisierung beim IV. Laterankonzil (1215) als unbiblische und für den Glauben unnötige „Sophisterei“. Für ihn war das Sakrament eine besondere, sichtbare Gestalt des Wortes Gottes verbum visibile.

Luther führte sein Verständnis der Realpräsenz Christi in Brot und Wein seit 1523 auch gegenüber anderen christlichen Glaubensrichtungen aus: Wer das ißt in Jesu Zusage „Das ist mein Leib/mein Blut“ nicht wörtlich verstehe, der entferne sich vom rechtfertigenden Glauben (Konsubstantiation).
Dagegen vertraten Andreas Karlstadt und Ulrich Zwingli ab 1523 eine signitative Auffassung des Abendmahls: Brot und Wein seien nur Zeichen der leibhaften Anwesenheit Christi. Es sei ein reines Erinnerungsmahl an den einmaligen Opfertod Christi am Kreuz. Daraus entwickelte sich der innerprotestantische Abendmahlsstreit bis zur direkten Begegnung Luthers und Zwinglis im Marburger Religionsgespräch (1. bis 4. Oktober 1529). Dabei konnten sich beide in 14 von 15 Punkten einigen. Zentrale Differenz blieb die Auslegung von Joh 6,53–63 LUT und damit die Ubiquitätslehre.
Luthers Zwei-Reiche- und Drei-Stände-Lehre (1520)
Die soziale Ordnung im Europa des 16. Jahrhunderts war stringent ständisch strukturiert, wobei die Formen der Herrschaftsausübung und Machtteilhabe regional erheblich variierten. Die Teilnahme der Stände in den einzelnen europäischen Regionen an den Agenturen und Administrationen der Herrschenden gliederte sich zweifach. So bestanden auf Land- und Ständetagen für die höhere römisch-katholische Geistlichkeit und den Adel im Grundsatz Möglichkeiten zur Teilhabe an den Herrschaftinstitutionen bzw. -entscheidungen, für die Bauern, Handwerker und Bürger hingegen kaum. Die bestehenden Ständegrenzen waren nicht ohne weiteres durchlässig. Man wurde innerhalb eines Standes geboren und starb auch zumeist in den eigenen Standesgrenzen. Die ständische Ordnung galt als gottgegeben, durch die Schöpfung begründet. An der Spitze der Gesellschaft standen Kaiser und Papst, der (Hoch-)Adel, die regierenden Fürsten und Könige, sowie der sich wesentlich daraus rekrutierende hohe Klerus, die Bischöfe, Äbte und Prälaten.[199]
In Luthers Schrift Von der Freyheyt eyniß Christen menschen (lat. De libertate christiana) (1520) schränkte er die Freiheit ausschließlich auf die Beziehung des Individuums zu Gott ein. Im irdischen Leben habe dagegen jedermann, ohne aufzubegehren, an seinem Platz in der ständischen Ordnung zu verharren. Für Luther gab es prinzipiell zwei von Gott geführte, gottgewollte Regimente: Das weltliche Regiment (civitas terrena) wurde durch die Agenturen und Administrationen ausgeführt; ihre Zuständigkeit war die Einhaltung von Recht und Ordnung. Das geistliche Regiment (civitas dei) wurde durch das Wort Gottes geführt. Luthers Auffassung fand ihren Ursprung in der Theologie des Augustinus, er sah die Machtstellung Gottes geteilt, so trennte Augustinus diese in eben die „civitas dei“, das Reich Gottes und „cititas terrena“, das weltliche Reich. Die beiden Regimente durften nicht vermischt werden und ihre jeweiligen Vertreter durften keinen Einfluss auf das jeweils andere Reich nehmen.
Dennoch kann man in der Drei-Stände-Lehre Luthers[200] eine gewisse Modifikationen innerhalb des geläufigen Ständeschemas erkennen. Durch Luthers strikte Trennung des geistlichen vom weltlichen Reich (Zwei-Reiche-Lehre) war die alte Frage, wem die Oberherrschaft im weltlichen Bereich (Kaiser oder Papst) zukam, klar für Kaiser und Fürsten entschieden. Der dritte Stand wurde zudem nun vornehmlich als Hausstand definiert, innerhalb dessen der Hausvorstand über die anderen Hausangehörigen herrschte. Die Unterordnungsverhältnisse fassten Luther und seine Nachfolger innerhalb des Schemas nicht mehr zwischen den drei Ständen, sondern verlegten sie in die drei Hauptstände:
- in der ecclesia (Kirche) standen die Prediger der Gemeinde gegenüber,
- in der politia (weltlicher Regierstand) die Obrigkeit den Untertanen und
- in der oeconomia (Hausstand) das Elternpaar den Kindern und dem Gesinde.
Da auch protestantische Geistliche verheiratet sein sollten, befanden auch sie sich im Hausstand. Auf diese Weise waren alle Menschen zugleich in allen drei Ständen verortet, die deshalb auch als genera vitae (Lebensbereiche) bezeichnet wurden. Theoretisch waren damit die drei Stände nebeneinander und nicht mehr untereinander angeordnet. In der Wirklichkeit wurden die Herrschaftsverhältnisse dadurch jedoch nicht angetastet. Der dritte Stand blieb weiterhin (im Widerspruch zu dem theoretischen Modell) zugleich auch der Untertanenstand.[201][202]
Abgrenzungen, Unterschiede
Insgesamt fünf wesentliche Punkte unterschieden die reformatorische Theologie von der römisch-katholischen Lehre:
- die Lehre von der Rechtfertigung
- die fehlende Übereinstimmung mit der Papstkirche
- die differierende Auffassung zum Abendmahl
- fehlende Akzeptanz des päpstlichen Primats
- die Ablehnung des Mönchsgelübde[203]
Musik
Luthers Wege zur Musik
Schon früh kam Luther mit der Musik in Berührung, wichtige Markierungspunkte dürften die Zeit in Eisenach von 1498 bis 1501 gewesen sein, wo er als Kurrendensänger sein Lebensunterhalt verbesserte und im Chorus musicus der Georgenkirche sang. Sein Studium der Sieben Freien Künste, Septem artes liberales in Erfurt führte ihn auch musiktheoretischen Themen zu. Als er im April 1503 in der Nähe von Erfurt durch einen Degenstich verletzt wurde, zwang ihn die stark blutende Stichverletzung am Oberschenkel zur nachhaltigen Bettruhe. Während des Krankenlagers lernte und verbesserte er sein Lautenspiel. Luther erhielt dabei Unterricht von Erfurter Studenten. Auch mit dem Niederschreiben von Musikstücken, etwa der Intabulierung, einem damals üblichen Verfahren, Singstimmen (Vokalmusik), also Gesänge in Instrumentalmusik zu übertragen befasste er sich vermehrt in dieser Zeit. So verstand er es im polyphonen Stil seiner Zeit zu komponieren. Seine besondere Wertschätzung fanden die Kompositionen von Josquin Desprez und Ludwig Senfl, zu dem er um 1520 brieflichen Kontakt hielt. Denn während seiner Romreise von 1511 bis 1512 lernte er in Italien, die sich wandelnde Kirchenmusik kennen. So war er durch die Kompositionen von Josquin des Prez stark bewegt, seine Werke beeinflussten nachhaltig Luthers Vorstellungen von einer reformatorischen Kirchenmusik.[204]
Kurfürst Friedrich der Weise, der auf reichhaltige Hofmusik bedacht war, stellte um das Jahr 1525 Johann Walter als Sänger und Komponist in die kursächsische Hofkapelle zu Torgau ein. Der Kurfürst starb bereits im selben Jahr. Sein Nachfolger Kurfürst Johann der Beständige legte hingegen keinen Wert auf Figuralmusik und löste 1526 die Hofkantorei auf, nachdem Walter noch im Herbst 1525 zusammen mit Martin Luther in Wittenberg die Reform der deutschen Messe in die Wege geleitet hatte. Für die Reformation wurde der Gemeindegesang, bis dahin in der römisch-katholischen Messe unüblich, zu einem wesentliches Element der Gottesdienste. Obzwar es seit dem Mittelalter in der Römischen oder Lateinischen Kirche Bücher mit liturgischen Gesängen gab, wie Graduale und Antiphonale, waren sie nicht für den Gemeindegesang bestimmt. Sie enthielten lateinische Gesänge des Gregorianischen Chorals und waren für den Chor oder die Choralschola ausgelegt.
Luther maß der Musik wie der Theologie höchste Bedeutung für das Seelenheil des Menschen zu, weil sie „den Teufeln zuwider und unerträglich sei“ und „solches vermag, was nur die Theologie sonst verschafft, nämlich die Ruhe und ein fröhliches Gemüte.“[205] Er war selbst ein geübter Sänger, Lautenspieler und Liedkomponist und kannte Werke von Komponisten wie Josquin Desprez, Ludwig Senfl, Pierre de la Rue und Heinrich Finck.[206]

Dabei wies Luther im Unterschied zum mittelalterlichen Verständnis der Musikausübung, musica practica eine stärkere Bedeutung bei als der Musiktheorie und Musikphilosophie , musica speculativa.[207] So reimte er in seiner Vorrede auf alle guten Gesangbücher von 1583 als Lob der „Frau Musica“: „Hier kann nicht sein ein böser Mut, / wo da singen Gesellen gut. / Hie bleibt kein Zorn, Zank, Haß noch Neid / weichen muß alles Herzeleid. / Geiz, Sorg und was sonst hart anleiht / fährt hin mit aller Traurigkeit. […] Dem Teufel sie sein Werk zerstört / und verhindert viel böser Mörd.“ Laut Friedrich Schorlemmer fasste er damit therapeutische, kathartische, sublimierende und friedensstiftende Funktionen der Musik zusammen.[208]
Luther sah Musik als notwendigen Teil der schulischen und universitären Ausbildung. Jeder Schulmeister müsse singen können und auch der angehende Pfarrer solle theoretische und praktische Fertigkeiten in der Musik mitbringen.[209] Er sagte etwa in einer Tischrede: „Könige, Fürsten und Herren müssen die Musica erhalten. Denn grossen Potentaten und Regenten gebühret, über guten freyen Künsten und Gesetzen zu halten. […] Man muß Musicam von Noth wegen in Schulen behalten. […] Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie machet fein geschickte Leute.“[210]

Luther wandte sich gegen Tendenzen in der Reformationsbewegung, für ein rein innerlich-geistiges Glaubensverständnis auf Kunst und Musik zu verzichten:[211] „Auch daß ich nicht der Meinung bin, daß durchs Evangelion sollten alle Künste zu Boden geschlagen werden und vergehen, wie etliche Abergeistliche fürgeben, sondern ich wollt alle Künste, sonderlich die Musica, gerne sehen im Dienst des, der sie geben und geschaffen hat.“[212]
Luther und die Kirchenmusik
In den reformatorischen Liturgien gehörte der Gemeindegesang von Anfang an zu den fundamentalen Handlungselementen des Gottesdienstes. Um die Gemeinde stärker aktiv zu beteiligen, plädierte Luther für deutsche Lieder an bestimmten Stellen des Gottesdienstes. Nach seiner Schrift Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts von 1526 sollten deutschsprachige Gemeindelieder, sogenannte Ordinariumslieder, lateinische Teile der Messe ersetzen oder ergänzen.[213] Dabei wollte er nicht nur den lateinischen Text übersetzen, sondern auch die Melodik den Erfordernissen der deutschen Sprache anpassen:[214] „Es muß beide, Text und Noten, Accent, Weise und Geberbe aus rechter Muttersprache und Stimme kommen; sonst ist Alles ein Nachahmen wie die Affen thun.“[215]
Von Luther sind 36 Lieder überliefert. Wahrscheinlich verfasste er insgesamt 45 Lieder und Gesänge und komponierte für mindestens 20 davon auch die Melodien selbst (Zu Luthers Bedeutung vgl. auch Geschichte des geistlichen Liedes; Umfeld Martin Luthers). Bei einigen unterstützten ihn der kurfürstliche Sangmeister Konrad Rupff und der Kantor Johann Walter.[216] Dabei verwendete Luther viele Formen der Übersetzung, Erweiterung und Kontrafaktur und schuf auch freie neue Lieder und Texte.[217] Er übersetzte traditionelle lateinische gregorianische Hymnen und veränderte bei Bedarf die Melodie, um sie dem Duktus der deutschen Sprache anzupassen. Seine eigenen dichterischen Fähigkeiten sah er dabei mit Äußerungen wie „garstige und schnöde Poeterey“ durchaus kritisch.[218] Daneben verwandte er Melodien von Volks- oder Weihnachtsliedern sowie Studenten- oder Kirchenliedern und wandelte sie teilweise geringfügig ab.[219] Durch neue Texte wollte er damals populäre weltliche Lieder allmählich dem geistlichen Gebrauch widmen:[220] „Gassenhauer, Reiter- und Bergliedlein christlich, moraliter und sittlich verändert, damit die bösen ärgerlichen Weisen, unnützen und schandbaren Liedlein auf der Gassen, Feldern, Häusern und anderswo zu singen, mit der Zeit abgehen möchten, wenn man christliche, gute, nützliche Texte und Worte darunter haben könnte.“
Luthers Lieder werden in Gattungen gegliedert:[221]
- Hymnenbearbeitungen und -übertragungen wie Nun komm, der Heiden Heiland (EG 4), Christum wir sollen loben schon, Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist (EG 126)[222]
- Katechismuslieder wie Dies sind die heilgen zehn Gebot (EG 231), Mensch, willst du leben seliglich, Wir glauben all an einen Gott (EG 183), Vater unser im Himmelreich (EG 344).
- Leisen wie Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 23), Nun bitten wir den Heiligen Geist (EG 124), Christ ist erstanden (EG 99).
- Liturgische Gesänge: ein deutsches Sanctus, ein Kyrie (EG 192), ein Agnus Dei (EG 190.2), das Te Deum Herr Gott, dich loben wir (EG 191), Mit Fried und Freud ich fahr dahin (EG 519).
- Psalmlieder wie Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299), Wär Gott nicht mit uns diese Zeit, Ach Gott, vom Himmel sieh darein (EG 273), Es woll uns Gott genädig sein (EG 280), Lieder zu den Psalmen 14, 128. Diese Gattung gilt als „ureigenste Erfindung Luthers“, die alte Gesänge und Gebete Israels für die Christen seiner Zeit zugänglich machen und ihre Formen im reformatorischen Gottesdienst erhalten sollte.[223]
- Eigene Schöpfungen wie Ein neues Lied wir heben an (über die ersten Märtyrer der Reformation Hendrik Vos und Johannes van Esschen) und Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362, angelehnt an Ps 46). Bei anderen Lutherliedern sind textliche und musikalische Vorbilder nicht auszuschließen.
Die Lutherchoräle erschienen erstmals 1523/24 im Achtliederbuch und 1524 in Wittenberg in einem evangelischen Gesangbuch. Sie wurden zu einer Säule des reformatorischen Gottesdienstes und prägten die Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent nachhaltig.
Verhältnis zu verschiedenen Gruppen
Böhmen
Johannes Eck zwang Luther auf der Leipziger Disputation, sich zu Positionen des vom Konstanzer Konzil verurteilten Jan Hus zu bekennen. Dies wurde in Böhmen aufmerksam beobachtet. Johann Poduška und Wenzel von Roždalowsky, zwei Humanisten, die der gemäßigten Richtung der Utraquisten angehörten, schrieben an Luther und übersandten ihm auch Hus’ Hauptwerk Über die Kirche. Luther, der sich zuvor von den Hussiten möglichst distanziert hatte, entdeckte 1518/20 Ähnlichkeiten, etwa in der Kirchenauffassung und der Frage des Laienkelchs.[224] Böhmischen Brüder und Utraquisten bewahrten unter seinem Einfluss ihre hussitische Tradition.[225]
Juden
Luther beurteilte das Judentum mit Papsttum und Islam als werkgerechte Gesetzesreligion,[226] die Gottes Gnade im gekreuzigten Jesus Christus verleugne und damit den wahren Glauben gefährde.[227] Er hielt an Israels ursprünglicher, zeitlich begrenzter und seit Christus abgeschlossener Erwählung zum Volk Gottes fest,[228] verwarf aber ganz im Gegensatz zur üblichen Praxis noch 1523 (Dass Christus ein geborener Jude sei) Gewaltmission, Legenden von Ritualmord und Hostienfrevel. Er warb dabei nicht aus Toleranz für eine menschliche Behandlung der Juden, sondern weil er es noch für möglich hielt, viele Juden zum evangelischen Glauben zu bekehren. Später betrachtete er diese judenfreundliche Position als schweres Versagen.[229]
Eine angebliche Gefahr der Konversion zum Judentum sowie angebliche „judaisierende“ Tendenzen unter den Reformierten verstärkten Luthers Angst um den Erfolg seiner Bemühungen und dienten seiner Darstellung der Gefährlichkeit des Judentums. Er unterstellte Juden Missionierung, Subversion und verführerische Propaganda, geheuchelte Konversion, Mordabsichten gegen ihn persönlich[230] und Vernichtungsabsichten gegen das Christentum allgemein. 1537 wies er den Gesprächswunsch Josel von Rosheims ab, des Anwalts der Juden im Reich. 1538 führte er die Entstehung der christlichen Sekte der Sabbater, die die Sabbatheiligung wiederherstellen wollten, wider besseres Wissen auf jüdischen Einfluss zurück, um die Vertreibung der Juden aus Mähren zu erreichen.

1543 (Von den Juden und ihren Lügen) griff er sämtliche damaligen antijudaistischen Stereotype auf, um die evangelischen Fürsten zur Vertreibung der Juden aus ihren Gebieten zu bewegen. Er rief dazu auf, ihre Synagogen, Schulen und Häuser zu zerstören, befürwortete Zwangsarbeit in Form harter körperlicher Arbeit und forderte das Verbot ihrer Religionsausübung und ihrer Geldgeschäfte. Private Gewaltakte gegen Juden lehnte er jedoch weiterhin ab.
Zudem verhöhnte und entwürdigte er die Juden mithilfe von Interpretationen des Bildmotivs der „Judensau“, das in Form eines Sandsteinreliefs am Südostflügel der Stadtkirche Wittenbergs gegenüber dem jüdischen Ghetto dargestellt ist. Die rabbinische Bibelexegese wird hier durch die Darstellung sodomitischer Handlungen als ekelerregend und abstoßend dargestellt. In seiner Schrift Vom Schem Hamphoras interpretiert Luther das Bildmotiv im Einzelnen und bezieht sich dabei hauptsächlich auf die Bedeutung des Talmuds für das Judentum. Indem er den kabbalistischen Gottesnamen Šem ha-Meforaš mit den obszönen Handlungen an einem Schwein in Verbindung bringt, bekommt seine Darstellung außerdem den Charakter der Blasphemie und Dämonisierung[231], die jeden weiteren Dialog unmöglich machte.[232]
Kurz vor seinem Tod fasste er seine Haltung zusammen: Den Juden solle man als Brüdern zunächst die christliche Taufe anbieten; im Fall ihrer Taufverweigerung solle man sie vertreiben, da ihre Religionsausübung sonst Gotteslästerung fortsetze und damit auch das Christentum bedrohe. Grund dafür war, dass er nur seine christologische Bibelauslegung als wahr gelten ließ und eine Gefährdung der Reformation durch die rabbinische Bibelauslegung befürchtete.[233]
Das Kurfürstentum Sachsen (1536), Böhmen (1542), das Herzogtum Braunschweig (1546), die Landgrafschaft Hessen und die Grafschaft Mansfeld (beide 1547) sowie einige Reichsstädte folgten Luthers Vertreibungsforderung. Andere lutherische Regionen und Städte lehnten diese jedoch ebenso wie einige andere Reformatoren ab. Aus der Kurpfalz und dem Herzogtum Württemberg waren die Juden schon vorher vertrieben worden.[234] In Schweden wurde das bestehende Ansiedlungsverbot für Juden auch unter Berufung auf Luther begründet.[235][236]
Täufer
In seinen Frühschriften warb Luther noch um Toleranz für abweichende religiöse Positionen. So schrieb er 1524, dass Häretikern mit der Schrift und nicht mit dem Feuer begegnet werden solle.[237] In seiner Ende 1527 verfassten Schrift Von der Wiedertaufe an zween Pfarrherrn wies Luther die Forderung der reformatorischen Täuferbewegung nach einer Bekenntnistaufe zwar zurück, kritisierte jedoch auch die bereits begonnenen Verfolgungen der noch jungen Bewegung. So schreibt er, es sei ihm „nicht recht und wahrlich leid, dass man solche elenden Leute so jämmerlich ermorde, verbrenne und greulich umbringe […] Man soll einen jeglichen lassen glauben, was er will. Glaubt er unrecht, so hat er genug Strafen an dem ewigen Feuer“.[238] Allein die täuferischen Anführer sollten außer Landes gewiesen werden.
Ab 1530 jedoch wollte auch Luther die Todesstrafe für die Täufer nicht mehr ausschließen.[239] Dieser Umschwung ist eventuell auf den Einfluss Melanchthons und auf das ein Jahr zuvor vom Reichstag erlassene Wiedertäufermandat zurückzuführen. Im Jahr 1531 unterschrieb Luther zusammen mit Melanchthon schließlich ein Gutachten, das sich ausdrücklich für die Todesstrafe für Täufer aussprach. Luther sah die Täufer nun vor allem unter den Aspekten des Aufruhrs und der Blasphemie. Staatliche Stellen sollten sie nicht wegen ihres abweichenden Glaubens, sondern vor allem aufgrund des durch sie geschürten Aufruhrs verfolgen.[240] Für ihn waren die Täufer von einem „mörderischen, aufrührerischen, rachgierigen Geist, dem der Odem nach dem Schwert stinkt“.[241] Die infolge der zunehmenden Verfolgung geheim abgehaltenen Zusammenkünfte der Täufer waren für Luther „ein gewiss Zeichen des Teufels“.[242] Luther sprach selbst stets mit anti-täuferischer Tendenz von Wiedertäufern.[243]
„Hexen“
Luther glaubte wie viele seiner Zeitgenossen an die Existenz von Hexen. In seiner Erklärung der Zehn Gebote von 1518 forderte er die Exkommunikation der als Hexen verdächtigten Frauen. In einer Predigtreihe über das 2. Buch Mose predigte er zwischen März und Mai 1526 auch über Ex 22,17 LUT:
„[…] sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen; […] Sie können ein Kind verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird; […] Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann; […] Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder… Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“
Damit forderte er die Todesstrafe für vermeintliche Schadenszauberei. Zwar betätigte Luther sich nicht als Hexenjäger, doch wurden 1540 in Wittenberg Prista Frühbottin und andere als Hexen angeklagte Personen verbrannt. Die Urteile fällte der Stadtrichter Ambrosius Reuther und Lucas Cranach d. Ä. als Bürgermeister bestätigte sie. Am Dienstag, den 29. Juni 1540 wurden Prista Frühbottin und ihre Mitangeklagten hingerichtet.[244] Martin Luther war seit dem 20. Juni nicht in Wittenberg, sondern auf einer Reise nach Eisenach und hielt sich am 29. Juni in Weimar auf.[245]
Dennoch scheint Luther in einem Brief vom 10. Juli 1540 an seine Frau Katharina auf die Hinrichtung in Wittenberg Bezug zu nehmen:
„Nichts Neues, denn daß auch hie in diesen Landen der Teufel auch tobet mit schrecklichen Exempeln seiner Bosheit, und die Leute treibet [zu] Mord, Brand, Eigenmord etc. Werden auch flugs darüber gefangen und gerichtet, damit uns Gott vermahnet zu glauben, zu fürchten und zu beten. Denn es ist Gottes Strafe über die Undankbarkeit und Verachtung seines lieben Worts.“[246]
Über andere Aspekte der mittelalterlichen Hexenlehre wie Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft und Hexensabbat äußerte sich Luther eher kritisch. So beriefen sich später sowohl Befürworter der Hexenverfolgung als auch Gegner wie Johann Georg Gödelmann (1591) auf ihn.
Behinderte
Zur Zeit Luthers wurden mit Behinderungen geborene Kinder Wechselbälger genannt, weil man sich ihre später ausgeprägte Behinderung damit erklärte, dass der Teufel das gesund geborene Kind heimlich gegen das behinderte Kind ausgewechselt habe. Luther übernahm diese Sicht und beschrieb Behinderte in seinen Reden und Schriften ausnahmslos als Teufelsgeschöpfe. Er folgte damit den Quellen, auf die er sich berief.[247]
Zwei Tischreden (Nr. 4513[248] und 5207[249]) werden oft für Luthers Haltung zu Behinderten zitiert: Darin beschrieb er den Fall eines geistig schwer behinderten Kindes, zu dem zwei Fürsten seinen Rat als Autorität für Dämonologie eingeholt hatten. Er beschrieb das Kind als „Fleischmasse“, das keine Seele besitze. In ihm habe der Teufel den Platz der Seele eingenommen. Deshalb habe er den Fürsten geraten, es im Fluss zu ertränken. Als Fürst hätte er diese Tötung (lat. homicidium) durchgeführt, doch man habe nicht auf ihn gehört. Darum habe er dann zum Beten eines Vaterunsers für das Kind geraten. Auf Nachfrage befürwortete er die Taufe solcher „Wechselbälger“, da man ihnen die Behinderung nach der Geburt noch nicht ansehen könne.
Dass seine Hörer das Töten Behinderter hinterfragten und die Fürsten Luthers Rat ablehnten, zeigt, dass diese Praxis damals unüblich war und blieb.[250] Luther war überzeugt, dass er nicht die Tötung eines Menschen, sondern eines teuflischen Dämonen befürwortete.[251]
Türken
Luther bezog seine Korankenntnisse hauptsächlich aus dem Werk eines Dominikanermönches Ricoldus de Montecrucis aus dem Florentiner Kloster St. Maria Novella, auch Monte Croce genannt. Die für dessen Orientmission geschriebene Koranwiderlegung Contra legem Sarracenorum (1300) (Gegen das Gesetz der Sarazenen, also den Koran) hatte große Bedeutung und wurde mehrfach übersetzt, unter anderem 1542 von Luther ins Deutsche unter dem Titel Verlegung des Alcoran.[252] Es war eine Schrift gegen die das Oströmische Reich bedrohenden Osmanen, die Demetrios Kydones (1324–1397) um 1530 aus dem Lateinischen ins Griechische übertragen und die Bartholomäus Picenus von Monte Arduo 1506 wieder ins Lateinische zurückübersetzt hatte. Sie diente als Streitschrift gegen den Islam und als Aufforderung an König Ferdinand II. von Aragón zum Kreuzzug. Der lateinische Titel lautete: Confutatio Alcorani seu legis Saracenorum/ex graeco nuper in latinum traducta.
Der gesamte vordere Orient und der östliche Mittelmeerraum standen zum Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts unter türkischer Herrschaft bzw. territorialen Expansionsbestrebungen. Die politisch-militärische Krise spitzte sich zu in der Niederlage der Ungarn (Schlacht von Mohács 1526 und der Ersten Wiener Türkenbelagerung 1529). Luther hat drei große Türkenschriften verfasst: Vom Kriege wider die Türken (1528), Heerpredigt wider die Türken (1530) und Vermahnung zum Gebet wider den Türken (1541). In seinen Türkenschriften reagierte Luther auf eine aktuelle Bedrohung. In der Einleitung zum ersten Teil von Vom Kriege wider die Türken erklärte er: „Die Veranlassung zu dieser Schrift war die Besorgniß vor einem Einfalle der Türken in Deutschland und der durch einige Prediger erzeugte Wahn, man solle und dürfe den Türken nicht widerstehen.“ 1529 standen die Türken erstmals vor Wien. Luthers große Türkenschrift Heerpredigt wider die Türken folgte 1530. Zugleich begriff Luther den Türkeneinbruch heilsgeschichtlich als Strafe Gottes: Der Türke „ist Gottes rute und des Teuffels diener, das hat keinen Zweifel“, so urteilt Luther in Vom Kriege wider die Türken. Dass durch den Türkenglauben der Teufel wirke, begründet Luther mit Verweis auf (Joh 8,44 EU), wo der Teufel als Lügner und Mörder identifiziert wird. Der Türkenglaube sei nicht mit Predigen, sondern mit Schwert und Morden so weit gekommen.
Wissenschaftliche Rezeption, Lutherforschung
Luthers Theologie wird seit 1800 erforscht, systematisch seit etwa 1900. Ihre Deutung war stets eng mit der Zeitgeschichte verbunden. Wichtige Lutherforscher waren Theodosius Harnack (konfessionelle preußisch-konservative Restauration), Albrecht Ritschl und Wilhelm Herrmann (neukantianischer Individualismus), Karl Holl und Erich Seeberg (Lutherrenaissance), wichtige Lutherinterpreten waren Friedrich Gogarten, Rudolf Bultmann, Gerhard Ebeling (existentiale Interpretation), Walther von Loewenich, Ernst Wolf und Hans Joachim Iwand (sozialkritisches Luthertum nach 1945).
Die kritische Weimarer Gesamtausgabe entstand seit 1883. Bis 1920 wurden viele Luthermanuskripte entdeckt (Vorlesungen 1509–1518, Predigtnachschriften, Disputationsprotokolle 1522–1546). 1918 wurde die Luther-Gesellschaft gegründet, die sich der Erforschung des Lebens und Wirkens Martin Luthers widmet und die Zeitschrift Luther sowie die Lutherjahrbücher herausgibt. Seit 1945 finden im mehrjährigen Turnus interkonfessionelle und internationale Kongresse für Lutherforschung in verschiedenen Städten weltweit statt. Ein Wendepunkt war der 3. Internationale Kongress für Lutherforschung in Helsinki 1966; seitdem nehmen katholische Fachleute an diesem Austausch auf allen Ebenen teil.[253]
Zahlreiche Studien zu bestimmten Lebensabschnitten oder Einzelfragen erschienen. Dabei wurde auf evangelischer Seite lange vorrangig die reformatorische Wende erforscht. Neuere Textfunde und interkonfessionelle Forschungsprojekte hellten allmählich das differenzierte und komplexe Verhältnis Luthers zur katholischen Tradition auf.[254] Der Kirchenhistoriker Otto Scheel stellte als Erster fest, dass Luther vor seinem Theologiestudium mit keinen häretischen, humanistischen und kirchenkritischen Strömungen seiner Zeit in Berührung gekommen war.[255] Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson versuchte 1958, Luthers Theologie aus frühkindlichen Deformationen seiner Sexualität und angestauten Schuld- und Hassgefühlen gegen seinen Vater zu erklären.[256] Für die neuere katholische Lutherforschung ist der Ansatz von Joseph Lortz wichtig, dessen Spitzensatz lautete: „Luther rang in sich einen Katholizismus nieder, der nicht katholisch war.“ Gemeint war der Ockhamismus und die fehlende Vertrautheit mit Thomas von Aquin, während Luthers lebenslange Bezugnahme auf Augustinus als „katholisches Erbe“ des Reformators von Lortz begrüßt wurde.[257]
Rezeption, Museen
Bilder

Luther gehört zu den am häufigsten abgebildeten Personen der deutschen Geschichte. Zu Lebzeiten schuf die Cranach-Werkstatt rund 500 Bilder von ihm, davon mindestens 306 Porträts. Viele davon beruhen auf elf Porträts, die Lucas Cranach der Ältere und seine Söhne als Hofmaler des sächsischen Kurfürsten herstellten und für die Luther Modell saß. Originale Federzeichnungen erstellte außerdem Johann Wilhelm Reifenstein, der auch die Lutherrose schuf. Das Totenbild schuf Lucas Furtenagel. Zudem malten fast alle damalige wichtigen Künstler nicht persönlich autorisierte Lutherbilder. Nur Albrecht Dürer, der Luthers Lehren seit 1520 anhing und wünschte, ihn abbilden zu dürfen, fehlt aus unbekannten Gründen. Zudem wird eine hohe Dunkelziffer verschollener Lutherbilder aller Art vermutet.[258]
Verschiedene Bildmerkmale kennzeichnen bestimmte Aspekte seiner Biografie: Luther als Mönch (mit Tonsur und Mönchskutte), Theologe (mit Doktorhut), Junker Joerg (mit Vollbart), Ehemann (mit Katharina von Bora), Prediger bzw. Kirchenvater (in schwarzem Gewand, mit Buch oder Schriftrolle), Professor (in Schaube mit Pelzkragen).[259]
Gedenken und Museen
Zum 500. Luthergeburtstag 1983 prägten die Bundesrepublik Deutschland und die DDR jeweils eine silberne Gedenkmünze. Die Postverwaltung der Bundesrepublik emittierte 1983 aus demselben Anlass eine Sondermarke, die der DDR 1982 und 1983 insgesamt 5 Sondermotive, nachdem sie sein Porträt mit Doktorhut bereits 1967 anlässlich des 450. Jahrestages der Reformation ins Markenbild gerückt hatte.
Viele Kirchengebäude heißen Lutherkirche. In der Stadtkirche St. Michael in Jena steht seit 1571 sein Grabstein. Der Evangelische Namenkalender hebt vielfach seinen Geburtstag (10. November), Todestag (18. Februar) und seine Übersetzung des Neuen Testaments (20. September) hervor, an die auch Gottesdienste erinnern.[260] Anglikaner und Lutheraner feiern die Reformation jährlich am 31. Oktober mit besonderen Gottesdiensten im Kirchenjahr.
Im September 2008 eröffnete der Lutherische Weltbund die Luther-Dekade, die auf das 500-jährige Jubiläum des Thesenanschlags in Wittenberg hinführen und die weltweite Bedeutung der Reformation vermitteln soll. Dazu wird ein Luthergarten Wittenberg angelegt.
Werke
Handschriften
- Die Universitätsbibliothek Heidelberg verfügt im Codex Palatinus Germanicus über 10 Luther-Handschriften, beispielsweise Luthers Übersetzung des Buchs der Weisheit (Cpg 732).
Werkausgaben
- Weimarer Lutherausgabe (WA), 120 Bände, 1883–2009 (Sonderedition 2000–2007), ISBN 3-7400-0945-4.
- Kurt Aland (Hrsg.): Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart, 10 Bände, ein Registerband, ein Ergänzungsband. 1. Auflage 1957–1974. 4. Auflage: Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991, ISBN 3-8252-1656-X.
- Kurt Aland (Hrsg.): Martin Luther. Gesammelte Werke. (= CD-Rom, Digitale Bibliothek. Band 63). Directmedia, Berlin 2002, ISBN 3-89853-639-4.
- Martin Luther. Studienausgabe in 6 Bänden. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 1987–1999.
Literatur

Bibliographien
- Josef Benzing, Helmut Claus: Lutherbibliographie: Verzeichnis der gedruckten Schriften Martin Luthers bis zu dessen Tod (= Bibliotheca bibliographica Aureliana). Band 2 mit Anhang: Bibel und Bibelteile in Luthers Übersetzung 1522–1546. Koerner, Baden-Baden 1989, 1994.
Historische Überblicke
- Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69607-7.
- Thomas Kaufmann: Geschichte der Reformation. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-458-71024-0.
- Heinz Schilling: 1517. Weltgeschichte eines Jahres. C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70069-9.
- Luise Schorn-Schütte: Die Reformation. Vorgeschichte, Verlauf, Wirkung. 6. Auflage. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69358-8.
- Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Martin Luther. Schätze der Reformation. Sandstein Verlag, Dresden 2016, ISBN 978-3-95498-221-9, Unvollständige Ausgabe, abgerufen am 20. November 2018 [11]
Biografien
- Tillmann Bendikowski: Der deutsche Glaubenskrieg. Martin Luther, der Papst und die Folgen. Bertelsmann, München 2016, ISBN 978-3-570-10197-1.
- Wolfgang Beutin: Der radikale Doktor Martin Luther. Ein Streit- und Lesebuch. Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-631-65787-4.
- Martin Brecht: Martin Luther, 3 Bände. Calwer Verlag, Stuttgart 1981 ff.
- Band 1: Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 1981, ISBN 3-7668-0678-5.
- Band 2: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. 1986, ISBN 3-7668-0792-7.
- Band 3: Die Erhaltung der Kirche 1532–1546. 1987, ISBN 3-7668-0825-7.
- Georg Gotthilf Evers: Martin Luther: Leben und Charakterbild, von ihm selbst gezeichnet. 6 Bände. 1886, Verlag Franz Kirchheim, Mainz
- Heinrich Fausel: D. Martin Luther: Leben und Werk. 2 Bände. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1996, ISBN 3-7751-2440-3.
- Christian Feldmann: Martin Luther. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-50706-9.
- Richard Friedenthal: Luther: Sein Leben und seine Zeit (1967). 8. Auflage. Piper, München/ Zürich 1996, ISBN 3-492-20259-4.
- Horst Herrmann: Martin Luther: Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann. Orbis, München 1999, ISBN 3-572-10044-5.
- Horst Herrmann: Martin Luther: Eine Biographie. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-7466-1933-5.
- Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Martin Luther: Der bürgerliche Reformator. Musterschmidt, Göttingen 1972, ISBN 3-7881-0068-0.
- Julius Köstlin: Luther, Martin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 660–692.
- Thomas Kaufmann: Martin Luther. 2., durchgesehene Auflage. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-50888-2..
- Christian Graf von Krockow: Porträts berühmter deutscher Männer: Von Martin Luther bis zur Gegenwart. List-Verlag, München 2001, ISBN 3-548-60447-1, S. 11–56.
- Volker Leppin: Martin Luther. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-17961-7.
- Volker Leppin: Martin Luther. Vom Bauernsohn zum Reformator. Lambert Schneider, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-650-25639-3.
- Volker Leppin: Die fremde Reformation. Luthers mystische Wurzeln. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69081-5.
- Athina Lexutt: Luther. UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3021-0.
- Klaus-Rüdiger Mai: Martin Luther – Prophet der Freiheit. Romanbiografie. Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-61226-8.
- Peter Manns: Martin Luther: Der unbekannte Reformator. Herder, Freiburg 1982, ISBN 3-451-08188-1.
- Gerhard Müller: Luther, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 549–561 (Digitalisat).
- Heiko Augustinus Oberman: Luther: Mensch zwischen Gott und Teufel. Severin und Siedler, Berlin 1981.
- Volker Reinhardt: Luther, der Ketzer. Rom und die Reformation. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68828-7.
- Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6.
- Manfred Schulze: Luther, Martin. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 447–482 .
- Heinz Schilling: Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie. C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63741-4; 4. aktualisierte Auflage, München 2016, ISBN 978-3-406-70105-4.
- Willi Winkler: Luther. Ein deutscher Rebell. Rowohlt, Berlin 2016, ISBN 978-3-87134-723-8.
- Heinz Zahrnt: Martin Luther: Reformator wider Willen. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2000, ISBN 3-374-01838-6.
Biografische Einzelthemen
- Hans-Joachim Neumann: Luthers Leiden: Die Krankheitsgeschichte des Reformators. Wichern, Berlin 1995, ISBN 3-88981-081-0.
- Andrew Pettegree: Die Marke Luther. Insel Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-458-17691-6.
- Lyndal Roper: Der feiste Doktor – Luther, sein Körper und seine Biographen. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1158-9.
- Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet (PDF)
- Jürgen Udolph: Martinus Luder – Eleutherius – Martin Luther. Warum änderte Martin Luther seinen Namen? (= Indogermanische Bibliothek. Dritte Reihe: Untersuchungen). Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-8253-6640-7.
Theologie
- Hans-Martin Barth: Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2009, ISBN 978-3-579-08045-1.
- Oswald Bayer: Martin Luthers Theologie. Eine Vergegenwärtigung. Mohr Siebeck Verlag, 2004, ISBN 3-16-148122-4.
- Albrecht Beutel (Hrsg.): Luther Handbuch. 2. Auflage. Mohr & Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-8252-3416-4.
- Gerhard Dünnhaupt (Hrsg.): The Martin Luther Quincentennial. Wayne State University Press, Detroit 1985, ISBN 0-8143-1774-X.
- Volker Leppin, Gury Schneider-Ludorff (Hrsg.): Das Luther-Lexikon. Bückle & Böhm, Regensburg 2014, ISBN 978-3-941530-05-8.
- Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-52197-9.
- Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Grünewald, Mainz 2004. ISBN 3-7867-2525-X.
- Reinhard Schwarz: Martin Luther. Lehrer der christlichen Religion. Mohr Siebeck, Tübingen 2015, ISBN 978-3-16-151880-5.
- Christopher Spehr: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit. Mohr/Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150474-7.
Theologische Einzelthemen
- Jörg Haustein: Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen. Kohlhammer, Stuttgart 1990, ISBN 3-17-010769-0.
- Jörg Haustein: Zwischen Aberglaube und Wissenschaft: Zauberei und Hexen in der Sicht Martin Luthers. In: Rosemarie Knape (Hrsg.): Martin Luther und der Bergbau im Mansfelder Land. Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Eisleben 2000, ISBN 3-9806328-7-3, S. 327–337.
- Thomas Kaufmann: Luthers „Judenschriften“: Ein Beitrag zu ihrer historischen Kontextualisierung. Mohr & Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150772-4
- Josef Pilvousek, Klaus-Bernward Springer: Die Erfurter Augustiner-Eremiten: eine evangelische „Brüdergemeinde“ vor und mit Luther (1266–1560). In: Lothar Schmelz, Michael Ludscheid (Hrsg.): Luthers Erfurter Kloster. Das Augustinerkloster im Spannungsfeld von monastischer Tradition und protestantischem Geist. Erfurt 2005. ISBN 3-937981-10-1. S.37–58.
- Volker Stümke: Das Friedensverständnis Martin Luthers: Grundlagen und Anwendungsbereiche seiner politischen Ethik. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019970-5.
- Martin Treu: Martin Luther und das Geld. Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Wittenberg 2000, ISBN 3-9806328-9-X.
- Peter Zimmerling: Evangelische Mystik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-57041-8. Martin Luther (1483–1546): Demokratisierung der Mystik. S. 37–57.
Weblinks
Biographien
- Thomas Kaufmann: Martin Luther. In: Mennonitisches Lexikon. Band 5 (MennLex 5).
- Martin Luther. In: Joachim Schäfer: Ökumenisches Heiligenlexikon
- Martin Luther – Allein aus Glaube Video in 4 Teilen
Quellen
- Werke von und über Martin Luther in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Linkkatalog zum Thema Martin Luther bei odp.org (ehemals DMOZ)
- Literatur von und über Martin Luther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Druckschriften von und über Martin Luther im VD 16.
- Druckschriften von und über Martin Luther im VD 17.
- Werke von Martin Luther bei Zeno.org.
- Werke von Martin Luther im Projekt Gutenberg-DE (Lieder, Fabeln, Predigten und die revidierte Bibel von 1912)
- Commentarius in psalmos Davidis digitalisierte Handschrift des lateinischen Kommentars Luthers zu den Psalmen an der SLUB Dresden
- Nachweis lateinischer Werke im WWW
- Martin Luther – Eine Bibliographie
- Die Lutherhandschriften der Universitätsbibliothek Gießen
- Dr. Martin Luther’s (eigenhändig geschriebene) Ermanunge zum Fride auff die zwelff artikel der bawerschafft ynn Schwaben (BSB Cgm 4101)
- Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
- Über 300 Luthertexte in der Glaubensstimme
- Druckgraphische Portraits von Martin Luther
- Lutheriden-Vereinigung Nachkommen von Martin Luther und Katharina von Bora
Luther und die Juden
- Martin Luther und die Juden
- Martin Luthers Antijudaismus, seine Wirkung und Aufarbeitung im Protestantismus
- Jewishencyclopedia (englisch)
- Luthers Bedeutung für eine multikulturelle Gesellschaft (PDF-Datei; 80 kB)
Luther und das Alte Testament
- Siegfried Hermle: Luther, Martin. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart, 2006 ff.
Luther und die Hexenverfolgung
Luther und seine Testamente (1537 und 1542)
Anmerkungen
- ↑ Horst Herrmann: Martin Luther. Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann. München 1999, ISBN 3-572-10044-5, S. 14.
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- ↑ Jens Bulisch: Wie alt ist Martin Luther geworden? Zum Geburtsjahr 1482 oder 1484. In: Albrecht Beutel et al. (Hrsg.): Lutherjahrbuch. Band 77, 2010, S. 29–39 (Hier S. 33.37).
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 13.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 24.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 27–28.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 29.
- ↑ a b Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 31–32.
- ↑ a b c Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 30.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 33–34.
- ↑ a b Josef Pilvousek: Askese, Brüderlichkeit und Wissenschaft. Die Ideale der Erfurter Augustiner-Eremiten und ihre Bemühungen um eine innovative Umsetzung. In: Christoph Bultmann et al. (Hrsg.): Luther und das monastische Erbe. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 978-3-16-149370-6, S. 39–55 (Hier S. 49).
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 39.
- ↑ Josef Pilvousek: Askese, Brüderlichkeit und Wissenschaft. Die Ideale der Erfurter Augustiner-Eremiten und ihre Bemühungen um eine innovative Umsetzung. In: Christoph Bultmann et al. (Hrsg.): Luther und das monastische Erbe. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 978-3-16-149370-6, S. 39–55 (Hier S. 50).
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 40.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 41–42.
- ↑ a b Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 43.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 55.
- ↑ Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 86–87.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 44.
- ↑ John Balserak: Das mittelalterliche Erbe Martin Luthers. In: Alberto Melloni (Hrsg.): Martin Luther. Ein Christ zwischen Reformen und Moderne (1517–2017), Teilband 1, Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2017, ISBN 978-3-11-049825-7, S. 147–162, hier 150 (abgerufen über De Gruyter Online).
- ↑ Thomas Kaufmann: Martin Luther. C. H. Beck, München 2006, S. 32.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther: sein Weg zur Reformation, 1483-1521. Bd. 1, Calwer, Stuttgart 1981, ISBN 3-7668-3310-3, S. 55–58
- ↑ Thomas Kaufmann: Martin Luther. C. H. Beck, München 2006, S. 32–33.
- ↑ Thomas Kaufmann: Martin Luther. C. H. Beck, München 2006, S. 33.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 65.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 66–68.
- ↑ Thomas Kaufmann: Martin Luther. C. H. Beck, München 2006, S. 34.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 77–78.
- ↑ Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 3. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1355-2, S. 17.
- ↑ Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 82.
- ↑ Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 4. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1355-2, S. 18.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 98.
- ↑ a b Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte: Eine Geschichte der Reformation. C.H.Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69608-4, S. 98
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- ↑ Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet. In: Werner Lehfeldt (Hrsg.): Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte. Walter de Gruyter, Berlin/ New York 2011, ISBN 978-3-11-025175-3, S. 45 f., abgerufen am 10. April 2018 [1]
- ↑ WAB 2; 91,3 f.
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- ↑ Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 4. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1355-2, S. 19: „Die Reise zeigt ihn als treuen Sohn seiner Kirche, der die reichen Gelegenheiten des Ablaßerwerbs nicht vorübergehen läßt und sich durch die scharf beobachteten Verfallserscheinungen in seinem Glauben nicht beirrt zeigt.“
- ↑ Volker Leppin: „Salve, Sancta Roma“. Luthers Erinnerungen an seine Romreise. In: Michael Matheus et al. (Hrsg.): Martin Luther in Rom: Die Ewige Stadt als kosmopolitisches Zentrum und ihre Wahrnehmung. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 35.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 126–127.
- ↑ Christoph Burger: Luther im Spannungsfeld zwischen Heiligungsstreben und dem Alltag eines Ordensmannes. In: Christoph Bultmann, Volker Leppin, Andreas Lindner (Hrsg.): Luther und das monastische Erbe. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, S. 181.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 155.
- ↑ a b Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 111.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 116.
- ↑ a b Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 150.
- ↑ Albrecht Beutel (Hrsg.): Luther Handbuch. 3. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 978-3-16-153892-6, S. 108 f.
- ↑ a b Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 63.
- ↑ Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2006, S. 70.
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- ↑ Christoph Markschies, Michael Trowitzsch (Hrsg.): Luther, zwischen den Zeiten: eine Jenaer Ringvorlesung. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 978-3-16147-236-7, S. 28
- ↑ Luther, Siegfried Hermle: Martin (AT) (1483-1546). Erstellt: Januar 2008, www.bibelwissenschaft.de, abgerufen 2. Dezember 2018 [2]
- ↑ a b Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 219.
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- ↑ Volker Leppin: Die fremde Reformation: Luthers mystische Wurzeln. C.H.Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-69081-5, S. 35–60
- ↑ Gerhard Wehr: Martin Luther. Mystik und Freiheit des Christenmenschen. marixverlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-86539-264-0, S. 13[3] (Leseprobe)
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 142–143.
- ↑ Rudolf Hermann: Luthers Theologie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1967, ISBN 3-525-55314-5, S. 70
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- ↑ Berndt Hamm: Der frühe Luther: Etappen reformatorischer Neuorientierung. Mohr Siebeck, Heidelberg 2010, ISBN 3-16-150604-9, S. 242
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- ↑ Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S. 110.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 179–181.
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- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1986, S. 186.
- ↑ Sascha Salatowsky: De Anima. Bd. 43 Bochumer Studien zur Philosophie, B.R. Grüner, John Benjamins Publishing, Amsterdam/Philadelphia 2006, ISBN 978-9-0603-2374-8, S. 39 f.
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- ↑ Christiane Laudage: Das Geschäft mit der Sünde. Ablass und Ablasswesen im Mittelalter. Herder, Freiburg/Basel/Wien 2016, S. 243–245.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 199–200.
- ↑ Joachim Ott und Martin Treu (Hrsg.): Faszination Thesenanschlag – Faktum oder Fiktion. Leipzig 2008, ISBN 978-3-374-02656-2. , S. 143
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 200–201.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 202–203.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 203–204 (Von dem Schweigeversprechen ließ sich Luther Anfang April wieder entbinden (ebd., S. 212)).
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 205–208.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 208–211.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 215.
- ↑ Robert Kolb: Luthers Appell an Albrecht von Mainz – Sein Brief vom 31. Oktober 1517. In Irene Dingel, Hennig P. Jürgens: Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, ISBN 978-3-579-08170-0, S. 88.
- ↑ Christopher Spehr: Luther und das Konzil: zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit. Bd. 153 Beiträge zur historischen Theologie, Mohr Siebeck, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-16-150474-7, S. 52.
- ↑ Bernhard Alfred R. Felmberg: De Indulgentiis: Die Ablasstheologie Kardinal Cajetans 1469-1534. Bd. 66 Studies in medieval and reformation thought / Studies in medieval and reformation thought, Brill, Amsterdam 1998, ISBN 978-90-04-11091-5, S. 74.
Hans Schneider: Die Echtheitsfrage des Breve Leos Χ. vom 3. Februar 1518 an Gabriele della Volta Ein Beitrag zum Lutherprozeß. Archiv für Diplomatik, Band 43, Heft JG, Seiten 455–496, ISSN (Online) 2194-5020, ISSN (Print) 0066-6297. - ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 201.
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- ↑ Volker Reinhardt: Luther, der Ketzer: Rom und die Reformation. C.H.Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68829-4.
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- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 246.
- ↑ a b Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 250: „... so daß er von seinen Freunden durch ein kleines Tor im Norden zur Stadt hinausgelassen werden mußte, ein Vorgang, dessen sich später auch die Legende bemächtigt hat.“
- ↑ Rolf Decot: Geschichte der Reformation in Deutschland. Herder, Freiburg / Basel / Wien 2015, ISBN 978-3-451-31190-1, S. 81.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 251.254–255.
- ↑ Volker Leppin: Die Reformation. WBG, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-534-26875-7, S. 34.
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- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 302–307.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 372–378.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 248.
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- ↑ Bernd Moeller: Deutschland im Zeitalter der Reformation. 2. Auflage. 1981, S. 62.
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- ↑ Dt. Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Band II, n. 80, S. 581–582.
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- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 448.
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 450.
- ↑ Bd. 2 (1896) Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. (1519–1523), DRTA.Jr 2 (659) Anmerk. 1
- ↑ Christopher Spehr: Luther und das Konzil: zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit. Bd. 153 Beiträge zur historischen Theologie, Mohr Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150474-7, S. 318
- ↑ Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 451–453.
- ↑ Albrecht Beutel: Lutherjahrbuch 79. Jahrgang 2012: Organ der internationalen Lutherforschung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-647-87444-9, S. 66 f.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 15.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 34.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 42,46.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 32.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 38.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 55.
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- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 64.
- ↑ Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 4. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1355-2, S. 50.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 99–100.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 125–132.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 74,77–78.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 123–125.
- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 139.
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- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 174–178.
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- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 216–220.
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- ↑ Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 231.
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- ↑ Michael Klein: Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive. Hamm 2004, S. 137 (PDF; 841 KB [abgerufen am 19. Februar 2013] Dissertation an der Fernuni Hagen).
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- ↑ Helmar Junghans, Johann Aurifaber (Hrsg.): Luthers Tischreden. Leipzig 1981 (Nr. 6739).
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Personendaten | |
---|---|
NAME | Luther, Martin |
ALTERNATIVNAMEN | Luder, Martin |
KURZBESCHREIBUNG | Mönch, Theologe und Reformator |
GEBURTSDATUM | 10. November 1483 |
GEBURTSORT | Eisleben, Grafschaft Mansfeld |
STERBEDATUM | 18. Februar 1546 |
STERBEORT | Eisleben, Grafschaft Mansfeld |
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