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Kartäuserkloster Seiz und Reimschema: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein '''Reimschema''' ist in der [[Verslehre]] eine spezifische Form [[Metrische Notation|metrischer Notation]] und beschreibt in abstrahierender Form die Reimfolge, das heißt die Abfolge und Art der Korrespondenzen in einer Strophe oder einem Gedicht. Dabei entspricht jedem Vers ein (Klein-)Buchstabe, für reimende Verse werden gleiche Buchstaben verwendet.
[[Datei:Žiče Charterhouse 2015 159.JPG|mini|300px|rechts|Kartause Seiz]]


Beispiel: Das Reimschema
Das '''Kartäuserkloster Seiz''' ([[Slowenische Sprache|slowenisch]]: ''Kartuzijanski samostan Žiče'') ist ein heutzutage nur noch in Ruinen erhaltenes, abgegangenes Kartäuserkloster bei [[Žiče]] (deutsch: ''Seitz'') in [[Slowenien]] nahe [[Slovenske Konjice]]/Gonobitz.
:{{Reim|abab acac bbcc}}
beschreibt eine Gedichtform aus drei vierzeiligen Strophen mit drei je viermal erscheinenden Reimen {{Reim|a}} (Verse 1.1, 1.3, 2.1 und 2.3), {{Reim|b}} (1.2, 1.4, 3.1 und 3.2) und {{Reim|c}} (Verse 2.2, 2.4, 3.3 und 3.4).


Nicht reimende Verse werden als [[Waise (Verslehre)|Waisen]] bezeichnet. Im Reimschema werden solche Verse, die sich mit keiner anderen Zeile reimen, häufig mit {{Reim|x}} oder {{Reim|w}} notiert.
== Alternative Schreibweisen ==
''Seitz'' (1185), ''Sitze'' (1186, 1243), ''Seiz'' (1202, 1234), ''Sishe'' (1229), ''Seitis'' (1233), ''Sits'' (1235, 1257), ''Siz'' (1237), ''Syces'' (1240), ''Sic'' (1243), ''Syces'' (1245), ''Siths'' (1247), ''Seits'' (1257)


Besondere Reimformen werden durch die Verwendung von Großbuchstaben angezeigt, insbesondere ein Refrain oder Kehrreim:
== Geschichte ==
:{{Reim|abbA accA …}}
[[Datei:Žiče Charterhouse 1730 163.JPG|250px|rechts|mini]]
wäre eine Reimfolge für vierzeilige Strophen, wobei in jeder Strophe der vierte Vers sich identisch wiederholt und mit dem ersten Vers reimt.
[[Datei:ZiceKartuzija1.JPG|mini|150px|rechts|Ruinen, Kapelle, Mauer mit Wehrtürmen]]
Markgraf [[Ottokar III. (Steiermark)|Ottokar III.]] gründete das Kloster im Jahre [[1165]] und vertraute es dem [[Kartäuser]]orden an. Für die abgelegenen Ländereien entschädigte er seinen Lehnsmann [[Ortolf von Gonobitz]] mit anderen Gütern. Sowohl Ottokar III. selbst als auch seine Frau und sein Sohn [[Ottokar IV. (Steiermark)|Ottokar IV.]] wurden im Kloster begraben.


Gelegentlich wird außer der reinen Reimfolge auch noch Silbenzahl und [[Reimgeschlecht]] notiert. Beispiel:
Nach wechselhafter Geschichte wurde das Kloster als eines der ersten von Kaiser [[Joseph II. (HRR)|Josef II.]] im Jahre 1782 aufgelöst und die zu dieser Zeit umfangreichen Besitzungen einschließlich dem [[Seizerhof]] sowie der Herrschaft [[Gonobitz]] dem [[Religionsfonds]] einverleibt. Die Kartause selbst war dem Verfall preisgegeben. Erst 1826 wurde sie mit der Herrschaft Gonobitz an Weriand Fürst zu [[Windisch-Grätz]] verkauft.
:{{Versmaß|7wa 6mb 6mb 7wa}}

wäre die Beschreibung einer [[Vierzeiler|vierzeiligen]] Strophe mit [[umarmender Reim|umarmendem Reim]], wobei der 1. und 4. Vers [[Siebensilbler]] mit [[Weiblicher Reim|weiblichem Reim]] und der 2. und 3. Vers [[Sechssilbler]] mit [[Männlicher Reim|männlichem Reim]] sind.
== Kulturelle Bedeutung ==
In Seiz verfasste Anfang des 14. Jahrhunderts der Kartäusermönch ''Philipp von Seiz'' ein gereimtes [[Marienleben]] mit mehr als 10.000 Versen.<ref>{{ADB|26|71|72|Philipp von Seitz|Edward Schröder|ADB:Philipp von Seitz}}</ref> Von 1342 bis 1345 war [[Konrad von Hainburg]] Prior von Seitz.

=== Bibliothek ===
[[Datei:Schriftstück im Kartäuserkloser Seiz, Slowenien.jpg|150px|rechts|mini|Seizer Buchkunst]]
Seitz besaß einst eine der reichsten Bibliotheken in ganz [[Europa]]. Am 30. Mai 1487 besuchte der Bischof von Caorle als Gesandter des Patriarchen von [[Aquileia]] das Kloster. Sein Sekretär [[Paolo Santonino]] schrieb in seiner Reisebeschreibung<ref>Paolo Santonino: Itinerario in Carinzia, Stiria e Carniola (1485-1487) ISBN 88-8147-202-3</ref>, dass die Mönche mehr als 2.000 Bände (Manuskripte) besaßen. Heute sind davon nur noch 120 bekannt, weitere 100 sind als Fragmente erhalten.

Als das Kloster Mitte des 16. Jahrhunderts fast verlassen war, ordnete [[Karl II. (Innerösterreich)|Erzherzog Karl II.]] den Transport der Bücher in die Bibliothek der Jesuitenhochschule in [[Graz]] an.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Dieter Burdorf, Christoph Fasbender, Burkhard Moennighoff (Hrsg.): ''Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen.'' 3. Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01612-6, S.&nbsp;640.
* Graus: ''Die älteste Kartause Deutschlands'', Kirchenschmuck 1872
* [[Gero von Wilpert]]: ''Sachwörterbuch der Literatur.'' 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S.&nbsp;675.
* Muchar: ''Geschichte des Herzogtums [[Steiermark]]'', [[Graz|Gratz]] 1844
* Stepischnegg: ''Das Kartäuser-Kloster Seiz'', [[Maribor|Marburg]] 1884

'''[[Slowenische Sprache|Slowenisch]]''':
* Stegenšek, Avguštin ''Konjiška dekanija'' Maribor 1909 {{COBISS|ID=17588993}}
* Golob, Nataša, ''Srednjeveški rokopisi iz Žičke kartuzije (1160-1560)'' Narodna galerija, Ljubljana 2006 {{COBISS|ID=229689600}}
* [[Marijan Zadnikar]], ''Žička kartuzija'' Maribor 1973 {{COBISS|ID=5950720}}
* Zdravič Polič, Nina, ''Gotika v Sloveniji''. Narodna galerija, Ljubljana 1995 {{COBISS|ID=48900096}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|Žiče Charterhouse|Kartäuserkloster Seiz}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Coordinate |NS=46.3111 |EW=15.392607 |type=city |region=SI}}

{{Normdaten|TYP=k|GND=4226462-5}}


[[Kategorie:Reim]]
{{SORTIERUNG:Kartauserkloster Seiz}}
[[Kategorie:Kloster (12. Jahrhundert)|Seiz]]
[[Kategorie:Ehemaliges Kartäuserkloster|Seiz]]
[[Kategorie:Kloster in Slowenien|Seiz]]
[[Kategorie:Slovenske Konjice]]
[[Kategorie:Gegründet 1165]]

Version vom 6. Februar 2019, 17:56 Uhr

Ein Reimschema ist in der Verslehre eine spezifische Form metrischer Notation und beschreibt in abstrahierender Form die Reimfolge, das heißt die Abfolge und Art der Korrespondenzen in einer Strophe oder einem Gedicht. Dabei entspricht jedem Vers ein (Klein-)Buchstabe, für reimende Verse werden gleiche Buchstaben verwendet.

Beispiel: Das Reimschema

[abab acac bbcc]

beschreibt eine Gedichtform aus drei vierzeiligen Strophen mit drei je viermal erscheinenden Reimen [a] (Verse 1.1, 1.3, 2.1 und 2.3), [b] (1.2, 1.4, 3.1 und 3.2) und [c] (Verse 2.2, 2.4, 3.3 und 3.4).

Nicht reimende Verse werden als Waisen bezeichnet. Im Reimschema werden solche Verse, die sich mit keiner anderen Zeile reimen, häufig mit [x] oder [w] notiert.

Besondere Reimformen werden durch die Verwendung von Großbuchstaben angezeigt, insbesondere ein Refrain oder Kehrreim:

[abbA accA …]

wäre eine Reimfolge für vierzeilige Strophen, wobei in jeder Strophe der vierte Vers sich identisch wiederholt und mit dem ersten Vers reimt.

Gelegentlich wird außer der reinen Reimfolge auch noch Silbenzahl und Reimgeschlecht notiert. Beispiel:

7wa 6mb 6mb 7wa

wäre die Beschreibung einer vierzeiligen Strophe mit umarmendem Reim, wobei der 1. und 4. Vers Siebensilbler mit weiblichem Reim und der 2. und 3. Vers Sechssilbler mit männlichem Reim sind.

Literatur

  • Dieter Burdorf, Christoph Fasbender, Burkhard Moennighoff (Hrsg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. 3. Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01612-6, S. 640.
  • Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S. 675.