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Wallenstein und Hall in Tirol: Unterschied zwischen den Seiten

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{{österreichbezogen}}
{{Dieser Artikel|behandelt den Feldherrn Wallenstein; zu anderen Bedeutungen siehe [[Wallenstein (Begriffsklärung)]].}}
{{Infobox Gemeinde in Österreich
'''Wallenstein''', eigentlich '''Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein''', [[Tschechische Sprache|tschechisch]] '''Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna''' (* [[24. September]] [[1583]] in [[Heřmanice nad Labem|Hermanitz an der Elbe]]; † [[25. Februar]] [[1634]] in [[Cheb|Eger]]), war ein [[Königreich Böhmen|böhmischer]] [[Feldherr]] und Politiker. Er war [[Herzog]] von [[Herzogtum Friedland|Friedland]] und [[Herzogtum Sagan|Sagan]], von 1628 bis 1631 als Albrecht VIII. [[Herzog zu Mecklenburg]], Fürst zu Wenden, Graf von [[Grafschaft Schwerin|Schwerin]], Herr von [[Herrschaft Rostock|Rostock]], Herr von [[Herrschaft Stargard|Stargard]] und als [[Generalissimus]] zwischen 1625 und 1634 zweimal [[Oberbefehlshaber]] der [[Kaiserliche Armee (HRR)|kaiserlichen Armee]] im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]].
|Art = Stadt
|Name = Hall in Tirol
|Wappen = wappen at hall in tirol.png
|lat_deg = 47/17/00/N
|lon_deg = 11/30/00/E
|Höhe = 574
|PLZ = 6060
|Vorwahl = 05223
|Gemeindekennzahl = 70354
|NUTS = AT332
|Straße = Oberer Stadtplatz 1–2
|Website = [http://www.hall-in-tirol.at/ www.hall-in-tirol.at]
|Bürgermeister = [[Eva-Maria Posch]]
|Bürgermeistertitel = Bürgermeisterin
|Partei = ÖVP
|Gemeinderatanzahl = 21
|Gemeinderat = 8 [[Österreichische Volkspartei|ÖVP]]<br />3 Für Hall<br />3 [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SPÖ]]<br />3 [[Die Grünen – Die Grüne Alternative|Grüne]]<br />4 [[Freiheitliche Partei Österreichs|FPÖ]]
|Wahljahr = 2016
|Bild1 = Tirol Hall 01.jpg
|Bildbeschreibung1 = Münzerturm, Herz-Jesu-Basilika und Jesuitenkirche mit dem Karwendel im Hintergrund
}}


'''Hall in Tirol''' ({{rmS|{{Audio|Roh-vallader-Alla.ogg|''Alla''}}}}) ist eine [[Gemeinde (Österreich)|Stadt]] im [[Land (Österreich)|Bundesland]] [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] in [[Österreich]] auf {{Höhe|574|AT}} mit {{EWZ|AT|70354}} Einwohnern (Stand {{EWD|AT|7}}). Hall liegt im [[Inntal]], etwa zehn Kilometer<!-- B171 Ortsende Ibk – Loretto < 3&nbsp;km; Altstadt Ibk – Oberer Stadtplatz < 9&nbsp;km --> östlich der Landeshauptstadt [[Innsbruck]]. Von 1938 bis 1974 trug Hall den Namen „Solbad Hall“.
Wallenstein kämpfte auf Seiten des [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaisers]] und der [[Katholische Liga (1609)|Katholischen Liga]] gegen die [[Protestantische Union|protestantischen Mächte]] [[Heiliges Römisches Reich|Deutschlands]] sowie gegen [[Dänemark]] und [[Schweden]]. Er fiel jedoch später in Ungnade und wurde von kaisertreuen Offizieren ermordet.
[[Datei:Arolsen Klebeband 01 399 3.jpg|mini|Wallenstein – ''Albrecht von Waldstein'']]
[[Datei:Wallenstein Reiterbild.JPG|mini|Wallenstein: ''Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat und Kämmerer, Allerhöchster Obrist von Prag und ebensolcher General.'' Kupferstich 1625/28]]


== Leben ==
== Geografie ==
=== Jugend ===
=== Lage ===
Hall liegt etwa zehn Kilometer östlich der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck im mittleren Inntal. Das Stadtgebiet liegt am linken Ufer des Inn am Fuße eines ausgedehnten [[Schwemmkegel]]s des [[Weißenbach (Inn)|Weißenbachs]].
[[Datei:Wappen Waldstein Ende des 16. Jh.JPG|mini|Wappen der Herren von Wallenstein. ([[Blasonierung]]: „Geviert von Gold und Blau, in 1 und 4 ein rotbezungter, rotbewehrter blauer Löwe, in 2 und 3 ein rotbezungter, rotbewehrter goldener Löwe“.) Es stammt aus der Zeit, als Heinrich Felix von Waldstein († 1537) und sein Sohn Wilhelm die [[Burg Valdštejn]] in Besitz hatten. Die anderen Mitglieder des Geschlechts führten dann einander zugewandte Löwen im Wappen.]]
Albrecht Wenzel Eusebius, genannt Wallenstein, wurde am 24.&nbsp;September 1583 in [[Heřmanice nad Labem|Hermanitz]] an der Elbe geboren. Er entstammte dem alten böhmischen Herrengeschlecht [[Waldstein (Adelsgeschlecht)|von Waldstein]]. Wallensteins Großvater, Georg von Waldstein, hatte 1536 in seiner [[Grundherrschaft]] den [[Reformation|evangelisch-protestantischen Glauben]] eingeführt und sich 1546 dem [[Fürstenaufstand]] gegen Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl&nbsp;V.]] angeschlossen. Wallensteins Vater Wilhelm IV. Freiherr von Waldstein (aus dem Hause Horzicz-[[Hostinné|Arnau]]) auf Hermanitz, königlich böhmischer Hauptmann des [[Königgrätzer Kreis]]es, 1595 verstorben, war mit Margaretha Freiin Smirziczky von Smirzicz (1555–1593) verehelicht.<ref>[[Roman von Procházka]]: ''Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien.'' Neustadt an der Aisch 1973, dort: Stammfolge Friedland zu Mecklenburg aus dem Hause Waldstein, S. 94</ref>


=== Gemeindegliederung ===
Als fünfter Sohn hatte der Vater Wilhelm nur ein kleines Erbe erhalten; seine Ehefrau Freiin Margaretha [[Smiřický von Smiřice|von Smiřický]] stammte aus ebenso altem Adel wie die Wallensteins. Von ihren sieben Kindern überlebten die beiden Töchter und der jüngste Sohn Albrecht Wenzel Eusebius. Zwar war Hermanitz nur eine kleine Grundherrschaft, dass aber die Familie finanziell in bedrängten Verhältnissen lebte, soll wie vieles bei Wallenstein eine Legende aus späterer Zeit sein. Seinen Hauslehrer Johann Graf ernannte Wallenstein später zu seinem Kammersekretär, und er wurde in den erblichen Adelsstand erhoben.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende zwei Ortschaften (Einwohner Stand {{EWD|AT Ortschaft|STAND}}{{EWR|AT Ortschaft|QUELLE}}):


* Hall in Tirol ({{EWZ|AT Ortschaft|16549}})
Da Wallensteins Mutter am 22.&nbsp;Juli 1593, sein Vater am 25.&nbsp;Februar 1595 verstarb, wurde Albrecht im Alter von elf Jahren Vollwaise. Das Erbe, die Grundherrschaft Hermanitz und ein größeres Vermögen an Geld, Silber und Schmuck, fiel zu gleichen Teilen an ihn und seine zwei Schwestern. Sein testamentarischer Vormund Heinrich [[Slavata von Chlum und Koschumberg]], ein Schwager seiner Mutter, nahm Albrecht zu sich auf [[Burg Košumberk|Schloss Koschumberg]] und ließ ihn zusammen mit seinem eigenen Sohn von [[Böhmische Brüder|Böhmischen Brüdern]] erziehen. Wallenstein erlernte, neben seiner tschechischen Muttersprache, auch Deutsch, Latein und Italienisch. Im Herbst 1597 schickte er ihn zur weiteren Erziehung in die evangelische [[Lateinschule]] in [[Złotoryja|Goldberg in Schlesien]] und im Hochsommer 1599 an die [[Universität Altdorf|protestantische Akademie in Altdorf]], die Wallenstein schon im April 1600 wieder verlassen musste, nachdem er mehrfach durch Gewalttaten aufgefallen war und zuletzt seinen Diener in einem Anfall von Raserei halb totgeschlagen hatte. Inzwischen war sein Vormund gestorben, und Wallenstein begab sich nun bis 1602 auf eine [[Grand Tour]], von der Näheres nicht überliefert ist. Er studierte anscheinend an den Universitäten [[Universität Padua|Padua]] und [[Universität Bologna|Bologna]], da er anschließend über eine umfassende Bildung und Kenntnisse der [[Italienische Sprache|italienischen Sprache]] verfügte.
* [[Heiligkreuz (Gemeinde Hall in Tirol)|Heiligkreuz]] ({{EWZ|AT Ortschaft|16548}})


Die Gemeinde besteht aus den [[Katastralgemeinde]]n Hall, [[Heiligkreuz (Gemeinde Hall in Tirol)|Heiligkreuz&nbsp;I]] und Heiligkreuz&nbsp;II.
=== In Diensten verschiedener Herren ===
In der zweiten Hälfte des Jahres 1602 trat Wallenstein als [[Schildknappe]] in die Dienste des Markgrafen [[Karl von Burgau]]. Auf [[Schloss Ambras]] bei Innsbruck blieb er nicht ganz zwei Jahre. In diesen Jahren trat Wallenstein zum [[Katholizismus]] über, was ein nicht ungewöhnlicher und recht häufig praktizierter Vorgang war. Wann genau die Konversion stattfand, ist unklar. Quellen sprechen vom Jahr 1602 oder vom Herbst 1606. Im Jahr 1602 soll Wallenstein der Legende nach in einer Mußestunde am Fenster des Schlosses Ambras gestanden haben und eingeschlafen sein. Er stürzte hinunter und überlebte den Sturz ohne jeglichen Schaden. Der Historiograph Graf [[Franz Christoph von Khevenhüller]] berichtet, dass dieses wundersame Ereignis Wallenstein zum Übertritt bewogen haben soll, weil er glaubte, die [[Maria (Mutter Jesu)|Jungfrau Maria]] habe ihn gerettet. Für 1602 spricht auch, dass er in diesem Jahr der Kirche von Heřmanice eine Glocke gespendet hat, die zwei Sprüche<ref>Ps. 150, 5–6; Joh. 3, 14–15</ref> in tschechischer Sprache trägt, die zwar in den katholischen Bibeln, aber nicht in den Bibeln der Böhmischen Bruderschaft enthalten waren. Zudem ist die Glocke mit Abbildungen der Mutter Gottes und Abbildungen Maria Magdalenas geschmückt. Für einen Anhänger des protestantischen Glaubens mit seiner Bilder- und Marienfeindlichkeit wären diese Darstellungen sehr ungewöhnlich gewesen.


=== Nachbargemeinden ===
Anfang Juli 1604 wurde Wallenstein auf Empfehlung seines Vetters, des kaiserlichen Oberstallmeisters Adam von Waldstein, [[Fähnrich]] in einem Regiment kaiserlich-böhmischer Fußknechte, das auf Befehl Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolfs&nbsp;II.]] nach [[Königreich Ungarn|Ungarn]] zog. Das Heer, das 1604 gegen die aufständischen ungarischen Protestanten aufbrach, wurde von Generalleutnant [[Georg Basta]] kommandiert. Bei diesem Feldzug unter dem Befehlshaber Basta lernte Wallenstein die Taktik der siebenbürgischen leichten Reiterei kennen und beobachtete den damals 45 Jahre alten Kommandeur der kaiserlichen [[Artillerie]], Oberst [[Johann T’Serclaes von Tilly|Graf von Tilly]]. Der Feldzug endete durch einen frühen Wintereinbruch vorzeitig, und das Heer zog sich in die Winterquartiere nördlich von [[Košice|Kaschau]] in [[Oberungarn]] zurück. Wallenstein wurde zum [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] befördert und bei Kämpfen in der Nähe von Kaschau schwer an der Hand verletzt.
Das Stadtgebiet von Hall grenzt an folgende Gemeinden, die alle im [[Bezirk Innsbruck Land]] liegen:
{{Nachbargemeinden
| NORD = [[Absam]]
| NORDOST =
| OST = [[Mils bei Hall|Mils]]
| SUEDOST = [[Tulfes]]
| SUED = [[Ampass]]
| SUEDWEST=
| WEST = [[Thaur]]
| NORDWEST=
}}


=== Bevölkerungsentwicklung ===
Die Winterquartiere waren miserabel und die Verpflegung schlecht, daher entschloss sich General Georg Basta eine Delegation nach Prag zu schicken, um Geld und Verpflegung einzufordern. Wallenstein wurde als Vertreter der böhmischen Fußknechte ausgewählt und akzeptierte trotz seiner schlecht heilenden Verwundung. Der beschwerlichen Reise durch die [[Hohe Tatra]] und [[Schlesien]] war kein Erfolg beschieden, das Heer hungerte weiter und löste sich allmählich auf. Wallenstein blieb den Winter über in Prag und erkrankte aufgrund der Strapazen und der Verwundung an der Ungarischen Krankheit, einer Art [[Fleckfieber]]. Anfang 1605 entschlossen sich die böhmischen Stände, die Regimenter unter General Basta aufzulösen. Sie ernannten Wallenstein am 4.&nbsp;Februar 1605 zum Abdankungskommissar.
{{Zeitleiste Bevölkerungsentwicklung der Stadtgemeinde Hall in Tirol}}


== Geschichte ==
Nach der [[Demobilisierung]] der böhmischen Truppen wurde Wallenstein von den böhmischen Ständen zum [[Oberst|Obristen]] eines Regiments deutscher Fußtruppen ernannt. Der durch [[Matthias (HRR)|Matthias]], den Bruder Kaiser Rudolfs, erzwungene Frieden mit den Ungarn beendete Wallensteins erste militärische Karriere abrupt. Vermutlich wollte er diese fortsetzen und bat Kaiser Rudolf um ein Empfehlungsschreiben für den Statthalter der [[Spanische Niederlande|spanischen Niederlande]], Erzherzog [[Albrecht VII. von Österreich|Albrecht von Österreich]], das er erhielt. Warum er sich dann anders entschied und im April 1607 in die Dienste Erzherzog Matthias' als [[Kämmerer]] trat, ist nicht bekannt.
[[Datei:1632 Leopold V von Oesterreich-Tirol Avers.jpg|mini|Silberthaler von 1632, geprägt in Hall im Tirol]]
Hall wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt ({{laS|''„salina in Intal iuxta Tavr castrum“''}} „[[Saline]] im Inntal nahe der Burg [[Thaur]]“) – der typische [[Hall (Ortsname)|''Hall''-Name]] der Salzgewinnung erscheint 1256 und 1263 in einer Urkunde (''„ze Halle“'' „zu Hall“).<ref name="Moser_1" />


Seit dem 13.&nbsp;Jahrhundert bildete das [[Salzbergwerk]] im [[Halltal]] die zentrale Industrie der Stadt und der Umgebung. Die Wichtigkeit des Salzes ist auch im Stadtwappen dargestellt – zwei Löwen, die eine [[Salzkufe]] halten. Das Salz wurde bis in die Schweiz, den Schwarzwald und das Rheingebiet exportiert. Auch das Holz für die [[Saline]]n wurde aus weiten Teilen Tirols auf dem Inn nach Hall geflößt und dort mittels eines [[Flößerei#Trift|Holzrechens]] herausgefischt. Die Salzlauge musste deshalb aus dem Halltal bis in die Nähe des Flusses transportiert werden. Dazu wurden Holzleitungen verwendet. 1303 wurde Hall zur [[Stadtrecht|Stadt]] erhoben<ref name="Faistenberger">Andreas Faistenberger: ''Hall in Tirol. Das Stadtrecht von 1303.'' Innsbruck 2003.</ref> und auf Grund der damit verbundenen Rechte zur zentralen Markt- und Handelsstadt in Nordtirol ([[#Historische Marktstadt|siehe unten]]). 1371 werden in einer Urkunde Herzog [[Albrecht III. (Österreich)|Albrechts III.]] die Märkte der ''„statt ze Halle“'' sowie die ''„burger ze Halle“'' ausdrücklich genannt.<ref>{{Literatur| Autor=[[Hannes Obermair]]| Titel=Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500| Band=Band 1| Verlag=Stadtgemeinde Bozen| Ort= Bozen| Jahr=2005| Seiten=377, Nr. 783| ISBN=88-901870-0-X}}</ref> 1447 kam es zu einem herben Rückschlag in der Stadtentwicklung, als bei einem großen Stadtbrand große Teile der oberen Stadt von einer Feuersbrunst vernichtet wurden.
Das Jahr 1607 blieb Wallenstein am erzherzoglichen Hof in Wien. Es ist nicht bekannt, dass er sich an den Vorbereitungen Matthias' zum Feldzug gegen seinen Bruder in Prag beteiligt hätte. 1608 zog Matthias nach Prag und zwang Rudolf, auf die Krone Ungarns und den Besitz Österreichs zu verzichten. Rudolf, dem die Kaiserkrone und das Königreich Böhmen verblieb, musste im berühmten [[Majestätsbrief]] vom 9.&nbsp;Juli 1609 die Religionsfreiheit garantieren. Er soll hierzu durch ein Heer der böhmischen Stände unter [[Heinrich Matthias von Thurn]] gezwungen worden sein. Wallenstein befand sich im Gefolge des Erzherzog Matthias, trat aber nicht weiter in Erscheinung.


[[Datei:Hall im Inthal (Merian).jpg|mini|''Hall im Inthal'', Kupferstich in der ''Topographia Provinciarum Austriacarum'' von [[Matthäus Merian]], 1679]]
=== Keplers Horoskop ===
[[Datei:Lower Inn, Hall and Bettelwurfspitze, Tyrol, Austro-Hungary-LCCN2002711044.jpg|mini|Hall um 1900]]
[[Datei:Wallensteins erstes Horoskop 1608.JPG|mini|Ausschnitt aus dem ersten Horoskop für Wallenstein von Johannes Kepler. Die Randbemerkungen stammen von Wallenstein.]]
1477 verlegte Erzherzog [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Sigmund von Tirol]] die landesfürstliche [[Münzstätte]]<ref>Romedio Schmitz-Esser: ''Der Taler um 1500. Eine Haller Münze zwischen Arm und Reich.'' In: Haller Münzblätter 7/9–11 (2007), S. 207–284.</ref>
Während des Aufenthaltes in Prag ließ sich Wallenstein von dem kaiserlichen Hofmathematiker [[Johannes Kepler]] sein erstes [[Horoskop]] ausstellen. Dies war in jener Zeit üblich, und jeder, der auf sich hielt, besaß ein solches. Wallenstein erhielt keinen direkten Zugang zu Kepler auf dem [[Hradschin]] und bat einen Bekannten um Vermittlung. Der Hofmathematikus kam dem Wunsch nach. Für das Horoskop brauchte er nur den genauen Geburtstermin. Aus dem Namen und dem bisherigen Werdegang des unbedeutenden jungen Mannes konnte er nicht viel Verwertbares entnommen haben. Umso erstaunlicher ist die genaue Charakterzeichnung, die das Schriftstück enthält. Nach einer kurzen Warnung, nicht allein auf die Sterne zu vertrauen, schrieb Kepler, dass sein Klient:
von [[Meran]] nach Hall.<ref>Heinz Tursky: ''Die Münzstätte Hall in Tirol.'' In: ''Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas.'' Band 10, 1988, S. 233–246.</ref><ref>Karl Moeser, [[Fritz Dworschak]]: ''Die große Münzreform unter Erzherzog Sigmund von Tirol. Die ersten großen Silber- und deutschen Bildnismünzen aus der Münzstätte Hall im Inntal, mit einer Ikonographie Erzherzog Sigmunds.'' Wien 1936 (= ''Oesterreichisches Münz- und Geldwesen im Mittelalter'', 7: Tirol).</ref> Der Grund dafür ist wohl in der guten Befestigung der Stadt und ihrer Nähe zu den heute ausgebeuteten [[Silberbergwerk Schwaz|Silberminen]] in [[Schwaz]] zu suchen. Dementsprechend wundert es wenig, dass gerade in Hall 1486 die erste hochwertige Silbermünze mit der [[Münzprägung|Prägung]] des ersten [[Taler]]s geschlagen wurde. Auch im 16.&nbsp;Jahrhundert war die Münzprägestätte in Hall sehr innovativ; so setzte man hier zum ersten Mal für die reguläre Münzprägung Maschinen, die so genannten [[Walzenprägemaschine]]n, ein. Sie wurden ein Exportschlager und gelangten über das habsburgische Spanien ([[Segovia]]) bis nach [[Südamerika]] ([[Potosí]]), wo sich das letzte Exemplar einer Walzenprägemaschine (ein Streckwerk) erhalten hat. Das Münzmuseum in der Haller [[Burg Hasegg]]<ref name="muenze-hall">[http://www.muenze-hall.at/ www.muenze-hall.at: Seite des Museums Münze Hall & Münzerturm]</ref> verfügt seit seiner Neueröffnung 2003 über eine Rekonstruktion dieser damals revolutionären Maschine.


Im 15. und 16.&nbsp;Jahrhundert gehörte Hall zu den bedeutendsten Städten der habsburgischen Herrschaften. So findet sich eine Stadtansicht von Hall im ersten Hof des [[Palazzo Vecchio]] in [[Florenz]], dessen Malereien anlässlich der Hochzeit [[Franz I. (Toskana)|Francesco&nbsp;I. de Medici]] mit einer Tochter Kaiser [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinands&nbsp;I.]] angefertigt wurden. Ab 1501 war Hall zudem der Ort, an dem die bedeutende, vom Ritter [[Florian Waldauf]] gestiftete Reliquiensammlung den zahlreichen Pilgern gezeigt wurde. Die in Hall besonders früh auftretenden lutherischen Prediger, allen voran die bedeutenden Theologen [[Jacob Strauß]] und [[Urbanus Rhegius]], erreichten jedoch eine Abwendung von der übersteigerten Reliquienverehrung, die erst mit der [[Gegenreformation]] wieder an Zuspruch gewann.
{{Zitat|ein wachendes, aufgemuntertes, emsiges, unruhiges Gemüt habe, allerhand Neuerungen begierig, dem gemeines menschliches Wesen und Händel nicht gefallen, sondern der nach neuen, unversuchten, oder doch sonst seltsamen Mitteln trachte, doch viel mehr in Gedanken habe, als er äußerlich sehen und spüret lassen.|nach Golo Mann<ref>zitiert nach Golo Mann, S. 89</ref>}}


1567 wurde das [[Haller Damenstift]] gegründet; wenig später errichtete man auch Gebäude für den hier beheimateten Konvent der [[Jesuiten]] bei der neu erbauten Allerheiligenkirche. 1644 erfolgte der Baubeginn des [[Franziskanerkloster Hall in Tirol|Franziskanerklosters]] am jetzigen Standort. Ein großes Erdbeben am 17. Juli 1670 zerstörte die meisten Türme der Stadt und richtete großen Schaden an; die Erdbebenpfeiler zur Verstärkung älterer Häuser zeigen noch heute in der Altstadt die Ausmaße des damaligen Bebens. Dieses Beben wird auf eine Stärke von 5,2 auf der [[Richterskala]] geschätzt und gehört zu den [[Liste von Erdbeben in Österreich|stärksten Erdbeben in Österreich]].<ref>Sonja Burger, Martin Kugler: ''Verborgene Anzeichen für Erdbeben.'' In: ''Universum Magazin.'' Krems-Wien 2016. Heft 11/2106. {{ZDB|2092993-6}}. S. 59.</ref>
Das Horoskop charakterisiert Wallenstein als einen Menschen mit großem Ehrgeiz und Machtstreben. Gefährliche Feinde würden ihm erscheinen, er werde jedoch meist siegen. Sein Leben sei zwischen dem elften und dreizehnten Lebensjahr sehr unruhig gewesen, danach sei es aber wesentlich ruhiger verlaufen. Für das 21. Lebensjahr beschrieb Kepler eine gefährliche Krankheit, für das 33. eine stattliche Heirat mit einer nicht allzu schönen Frau, die jedoch reich an Herrschaften, Gebäuden und Vieh sei. Zum Schluss sagte er weniger angenehme Dinge voraus. Die ungünstige Stellung von Saturn und Jupiter würde bewirken, dass Wallenstein ein besonderer Aberglaube nachgesagt werde und er zum Rädelsführer einer ''maleconten'', also unzufriedenen, Rotte werden würde.


In [[Heiligkreuz (Gemeinde Hall in Tirol)|Heiligkreuz]] lebte und wirkte über viele Jahre hinweg der Tiroler Priester und Volksdichter [[Reimmichl]], [[Sebastian Rieger]].
Wallenstein war stark beeindruckt, insbesondere von der Ankündigung der Heirat, die allerdings sieben Jahre früher stattfand. Den besonderen Eindruck belegen auch die zahlreichen Randnotizen, mit denen er jahrelang akribisch die Vorhersagen mit den realen Ereignissen verglich. Als das erste Horoskop 1625 endete, ließ Wallenstein Kepler in Linz um eine Fortsetzung ersuchen. Die neue Prophezeiung enthielt eine ernsthafte, wenn auch nicht näher ausgeführte Warnung für den Beginn des Jahres 1634.<ref>Josef Janáček: ''Valdštejnova smrt''. Mladá Fronta, Prag 1970, S. 33</ref>


Während der [[K.u.K.]]-Monarchie bis 1914 war Hall Garnisonsstadt für das IV.&nbsp;Bataillon des [[K.u.k. Kaiserjäger|Tiroler Kaiserjäger]] Regiments Nr.&nbsp;4. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kam es aufgrund der Bombardierung des für die [[Unterinntalbahn|Inntalstrecke]] bedeutenden Bahnhofes zu erheblichen Schäden im Südwesten der Stadt; die Altstadt blieb von größeren Schäden verschont. Am 19.&nbsp;Dezember 1944 wurde die Bahnkreuzung bei [[Loretto (Tirol)|Loretto]] durch sieben Bombentreffer zerstört. Der Verkehr auf der Unterinntalbahn sowie auf der [[Localbahn Innsbruck–Hall i. Tirol|Straßenbahnlinie&nbsp;4]] konnte jedoch schon nach wenigen Wochen wieder aufgenommen werden. Am 16.&nbsp;Februar 1945 zerstörte ein Bombenteppich mit insgesamt 323 Einschlägen sämtliche Eisenbahnanlagen und umliegende Gebäude völlig. Damit blieb der Bahnhof Hall bis nach Kriegsende ausgeschaltet. Der zweite Bombenangriff forderte 70&nbsp;Tote und entfachte mehrere mittlere Brände. Als einziges kulturhistorisch bedeutendes Bauwerk wurde die Salvatorkirche bei dem Angriff vom 16.&nbsp;Februar 1945 getroffen. Allerdings wurde dabei an der östlichen Chorwand ein Fresko des Südtiroler Malers [[Hans von Bruneck]] entdeckt.<ref>[http://www.bda.at/text/136/821/7472/ Salvatorkirche: Restaurierung des gotischen Wandbildes]</ref>
=== Magnat in Mähren ===
Als am 3.&nbsp;Mai 1945 um 9:15&nbsp;Uhr amerikanische Panzer von Innsbruck her kommend am Unteren Stadtplatz einrückten, war für Hall der Zweite Weltkrieg vorüber.
Bereits 1608 hatte der [[Regens]] des [[Jesuiten]]konvikts in [[Olmütz]], Veit Pachta, der einen großen Einfluss auf Wallenstein besaß, eine Heirat mit der Witwe des Archleb Prusinowsky von Witschkow, Lukrezia Nekesch von Landek (1582–1614), auf Wsetin und Lukow<ref>([[Roman von Procházka]]: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien, Neustadt an der Aisch 1973, ISBN 3 7686 5002 2, Stammfolge Friedland zu Mecklenburg aus dem Hause Waldstein, Seite 94)</ref> vermittelt, weil er befürchtete, dass ihr riesiges Vermögen andernfalls in die Hände eines protestantischen Gatten fallen würde. Die Hochzeit fand im Mai 1609 statt. In der älteren Literatur wird, wie in Keplers Horoskop, immer wieder erwähnt, Lukrezia sei betagt und hässlich gewesen. Über ihr Aussehen ist nichts bekannt, jedoch haben Untersuchungen des Schädels der sterblichen Überreste ergeben, dass sie nur unwesentlich älter als Wallenstein gewesen sein kann.<ref>Huf, S. 19</ref>


Der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg verfolgte Gedanke, aus Hall einen Kurort zu machen<ref name="Moser_1">Heinz Moser: ''Von Apothekern, Ärzten, Badern und Hebammen. Zur Geschichte des Gesundheitswesens der Stadt Hall in Tirol.'' Hall in Tirol 1996.</ref> (daher auch die Umbenennung 1938 in ''Solbad Hall''), ließ sich durch die Kriegswirren nur in geringem Ausmaß umsetzen. Mit dem Aus der Saline begrub man auch die Pläne eines systematischen Ausbaus der Stadt zum Kurort, was sich 1974/75 in der Rückkehr zum alten Stadtnamen ''Hall in Tirol'' ausdrückte.<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=lgt&datum=1974&page=87&size=45 51. Kundmachung der Landesregierung vom 3. September 1974 über die Änderung des Namens der Stadtgemeinde Solbad Hall in Tirol in „Hall in Tirol“] (Landesgesetzblatt für Tirol, 1974, 14. Stück, 25. September 1974), abgerufen am 20. November 2015</ref>
Das gewaltige Vermögen der Lukretia, verwitwete Prusinowsky von Witschkow wird auf etwa 400.000 Gulden geschätzt und schuf die wirtschaftliche Basis für den Aufstieg Wallensteins. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Wallenstein Miteigentümer der mährischen [[Grundherrschaft]]en [[Vsetín]], [[Rymice]] und [[Burg Lukov|Lukov]] und zählte damit zu den größten mährischen Grundbesitzern. Am 11.&nbsp;November 1610 verkaufte Wallenstein das elterliche Gut in Hermanitz und begann, das Leben eines mährischen [[Magnat]]en zu führen. Bei der Leitung der Güter, die vorrangig im [[Uherské Hradiště|Hradischer Kreis]] im südlichen [[Mähren]] lagen, verfuhr Wallenstein genauso wie später bei seinen Herzogtümern. Er interessierte sich für jeden Vorgang auf seinen Gütern, beschränkte den [[Frondienst]] seiner Bauern, ein für diese Zeit unvergleichlicher Vorgang, erlaubte den Holzeinschlag in den Wäldern und hob das Fischereiverbot auf. Wallenstein wusste schon zu dieser Zeit, dass sich die Produktivität und damit das Einkommen seiner Güter enorm erhöhte, wenn er die Lebensbedingungen seiner Untertanen verbesserte. Ein Zusammenhang, den nur wenige Adlige und Gutsherren der Zeit verstanden. Wallenstein begann mit der [[Rekatholisierung]] seiner Untertanen, wie es Pater Veit Pachta von ihm erwartete und deutlich genug vor der Heirat ausgesprochen hatte. Versuchte er anfangs die Bekehrung durch Zwang, so ersetzte er diesen später durch weltliche Anreize, da ihn sein Schwager [[Karl der Ältere von Zerotein|Žerotin]], der [[Landeshauptmann]] von Mähren, um etwas größere Milde bat.


Im Jahr 1967 wurde der Salzbergbau beendet, anschließend funktionierte man die ''Herrenhäuser'' im [[Halltal]], die bis dahin die Unterkunft der Bergarbeiter waren, zu einem kleinen Bergbaumuseum um. Die Herrenhäuser wurden jedoch 1999 von einer Lawine teilweise zerstört.
Dieses Vorgehen hob sein Ansehen bei den meist protestantischen mährischen Ständen, und sie ernannten den Katholiken Wallenstein 1610 zum Musterungskommissar und beauftragten ihn, ein Regiment von [[Musketier]]en zu werben, das die mährische Grenze gegen das [[Passauer Kriegsvolk|Passauische Kriegsvolk]] schützen sollte. Dieses Kriegsvolk hatte Kaiser Rudolf gegen seinen Bruder Matthias geworben, um die erst einige Jahre zuvor abgetretenen Länder mit Gewalt zurückzugewinnen. Der schlechte Ruf der Passauer, mehr Bande als Kriegsvolk, und die Vermutung, dass der Kaiser die Passauer auch gegen die böhmischen Stände einsetzen werde, veranlassten diese, ebenfalls Truppen aufzustellen und Matthias um Hilfe zu bitten. Matthias entsandte daraufhin 8.000 Mann nach Böhmen. Nachdem die Passauer wieder aus Prag vertrieben waren, baten die böhmischen Stände Matthias, die böhmische Königskrone anzunehmen, da Rudolf zu alt und zu schwach sei. Rudolf musste die Abdankung unterschreiben. Gemeinsam mit Matthias zog auch Wallenstein im März 1611 in seiner Eigenschaft als Kämmerer des neuen böhmischen Königs in Prag ein.


''' Historische Marktstadt '''
Nach dem Tode Rudolfs und der [[Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser|Wahl Matthias' zum neuen Kaiser]] im Mai 1612 wurde Wallenstein kaiserlicher Kämmerer. In Mähren wurde er 1612 in einen Ausschuss für Rechtsstreitigkeiten gewählt, entwickelte aber sonst keinerlei Aktivitäten auf politischem Gebiet. Er fiel nur durch seinen Reichtum, durch seine Prachtentfaltung und seinen Prunk auf. Denn im Gegensatz zum Hof des Kaisers, der immer in Geldschwierigkeiten steckte und riesige Schulden aufhäufte, schien Wallenstein keine Finanzsorgen zu kennen. Seine Kasse schien immer gut gefüllt zu sein, und er kam in regelmäßigen Abständen mit einem Aufwand nach Wien, der den Zeitgenossen ins Auge stach. Den Beobachtern war die Quelle seines Reichtums unerklärlich und nicht ganz geheuer. Die aufwendigen Auftritte entsprachen aber Wallensteins Naturell und dem barocken Zeitgeist. Und sie verschafften ihm Reputation bei Hofe.


Die Stadt Hall blickt auf eine lange Tradition als einer der bedeutendsten Marktplätze in Tirol zurück.<ref name="Brandstätter">Klaus Brandstätter: ''Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter.'' (Tiroler Wirtschaftsstudien 54). Innsbruck 2002.</ref><ref name="Noflatscher-Posch">Helga Noflatscher-Posch: ''Die Jahrmärkte von Hall in Tirol. Ein Handelszentrum Tirols in der frühen Neuzeit.'' Hall in Tirol 1992.</ref><ref name="Verdroß-Droßberg">Ernst Verdroß-Droßberg: ''Florian Waldauf von Waldenstein. Festschrift zur 450-Jahr-Feier der Haller [[Stubengesellschaft]].'' (Schlern-Schriften 184). Innsbruck 1958.</ref>
Am 23.&nbsp;März 1614 starb Wallensteins Frau Lukrezia. Er ließ sie mit großem Pomp in der Wallfahrtskirche von [[Štípa|Stiep]] in der Herrschaft Lukov beisetzen und gründete dort 1616 ihr zu Ehren ein [[Kartäuser (Orden)|Kartäuserkloster]], dem er das Dorf Stiep und 30.000 Gulden in bar schenkte. Zugleich brach er das Testament von Lukrezias Onkel Wenzel Nekesch von Witschkow, der seiner Nichte Lukov als lebenslangen Besitz vermacht hatte, jedoch im Falle ihres Todes ihren Bruder Wilhelm von Witschkow auf [[Bystřice pod Hostýnem|Bistritz]] und in dessen Nachfolge den Ältesten des Geschlechts der [[Prusinowitz (Adelsgeschlecht)|Prusinowitz von Witschkow]] als Erben eingesetzt hatte.<ref>[http://www.hradlukov.cz/index.php?sekce=historie Geschichte der Burg Lukov]</ref>


Dabei stellte nicht nur der Vertrieb des Haller Salzes einen wichtigen Impuls für die Haller Märkte dar. Der zur Salzproduktion nötige Holzrechen durch den Inn machte Hall zum Ausgangspunkt der Innschifffahrt und damit zur Kopfstation des Handels über den Inn und die Donau. Das Stadtrecht von 1303<ref name="Faistenberger" /> sah darüber hinaus das [[Niederlagsrecht]] für die Stadt vor, was in der Praxis bedeutete, dass jeder Händler hier seine Waren „niederlegen“ musste.
Insgesamt war Wallenstein in diesen Jahren des heraufziehenden Krieges nichts anderes als ein normaler mährischer Adliger, der höchstens durch seinen ungewöhnlichen Reichtum auffiel. Ansonsten aber schienen ihm seine Güter und sein Seelenheil am wichtigsten gewesen zu sein. Von der in der Empfehlung für Matthias angesprochenen großen Karriere, die Wallenstein machen wolle, ist bei dem 31-Jährigen nichts zu sehen. Da er faktisch am Rande des allgemeinen Interesses lebte, ist auch deshalb die Quellenlage aus diesen Jahren sehr dünn.


Doch Hall war schon vor 1303 ein Marktort, wie die landesfürstlichen [[Urbar (Verzeichnis)|Urbare]] (Einnahmelisten) zeigen. Demnach besaß die Stadt spätestens seit den 1280er Jahren das [[Marktrecht]]. Zunächst handelte es sich noch um einen Markt der Nahversorger, also hauptsächlich von Lebensmitteln aus der Umgegend der Stadt zur Versorgung der [[Knappe (Bergbau)|Knappen]] und der ständig wachsenden Bevölkerung. Diese Märkte wurden in der einstigen Marktgasse (heute Salvatorgasse) und am Oberen Stadtplatz abgehalten; um die Schmied- und Marktgasse bildete sich ein Marktviertel heraus.
1615 wurde er von den mährischen Ständen zum Obristen eines Regiments Fußvolk ernannt, kurz nachdem er eine schwere Krankheit überwunden hatte, wie er selbst später am Rande des Keplerschen Horoskopes vermerkte. Diese Krankheit dürfte eine Folge seines starken Weingenusses gewesen sein, ebenso wie sein späteres [[Gicht]]leiden. Der Obristenposten stand faktisch nur auf dem Papier, und seine Ernennung war kein Resultat besonderer militärischer Befähigung, sondern zeigte seine finanziellen Möglichkeiten, da er dieses Regiment im Kriegsfalle auf eigene Kosten hätte aufstellen müssen. Zudem war die Ernennung wohl ein Zeichen für seine Zurückhaltung in politischen und religiösen Fragen. Im selben Jahr nahm er zwei weitere Kämmererposten an. Am 28.&nbsp;September 1615 ernannten ihn Erzherzog [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand von Innerösterreich]] und wenig später Erzherzog [[Maximilian III. (Vorderösterreich)|Maximilian von Vorderösterreich]] zu ihren Kammerherren. Was genau der Hintergrund der Ernennungen war, ist unbekannt, ändert aber nichts an der Tatsache, dass Wallenstein in diesen Jahren ein unbeschriebenes Blatt war, ''reich, aber ohne Profil''.<ref>Diwald, S. 75</ref>


1356 verlieh Markgraf [[Ludwig V. (Bayern)|Ludwig von Brandenburg]] den Hallern das Recht, zusätzlich zwei Jahrmärkte abzuhalten. Die mittelalterlichen Jahrmärkte hatten – im Gegensatz zum normalen Markt – überregionale Funktion. So zogen auch die Haller Jahrmärkte auswärtige Händler in großer Zahl an. Hier wurde von Lebensmitteln bis zu Luxusgütern praktisch alles angeboten, was der Haller Kaufmann oder der einfache Bürger brauchte.
=== Beginn der militärischen Karriere ===
==== Friauler Krieg ====
Die erste Chance, sich auf militärischem Gebiet hervorzutun, kam für Wallenstein, als sich Erzherzog Ferdinand, der spätere Kaiser [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand&nbsp;II.]], 1615 in den [[Friauler Krieg]] gegen die im Mittelmeer vorherrschende Seemacht [[Republik Venedig|Venedig]] verwickeln ließ. Im Februar 1617 wurden die militärische und finanzielle Lage und die Versorgung der Truppen so schlecht, dass Ferdinand zum äußersten Mittel griff und an seine Stände und Vasallen appellierte, ihm auf eigene Kosten Truppen zu senden. Nur Wallenstein kam dem Hilfegesuch nach.


Die Jahrmärkte dauerten jeweils acht Tage und begannen im Frühjahr am zweiten Sonntag nach [[Georg (Heiliger)|St.&nbsp;Georg]] (23.&nbsp;April), im Herbst am zweiten Sonntag nach [[Gallus (Heiliger)|St.&nbsp;Gallus]] (16.&nbsp;Oktober); seit 1536 wurde der Termin jeweils um eine Woche nach hinten verschoben, so dass der Jahrmarkt nun jeweils am dritten Sonntag nach St.&nbsp;Georg bzw. St.&nbsp;Gallus stattfand. Seine Eröffnung wurde durch das Ritual der „Marktberufung“ gefeiert: Am Eröffnungssonntag verkündete nach dem feierlichen Gottesdienst um 10&nbsp;Uhr der [[Fronbote]] vom Balkon an der Mauer des Rathaushofes der versammelten Menge am Oberen Stadtplatz, dass die bedeutendsten Haller Amts- und Würdenträger mit dem Bürgermeister an der Spitze anwesend seien; es folgte die öffentliche Verlesung der Marktordnung. Noch heute erinnert eine Wandmalerei auf der Rückwand des Balkones an den Trommler, der dieses Ereignis begleitete.
Sofort nach Eintreffen des Hilfeersuchens antwortete Wallenstein dem Erzherzog und warb in aller Eile eine kleine Armee an: zwei [[Kompanie (Militär)|Kompanien]] schwerer [[Kavallerie|Reiterei]], insgesamt 180 [[Kürassier]]e und eine Abteilung von 80 [[Musketier]]en. Die Truppe wurde makellos ausgerüstet und bewaffnet und im Mai 1617 mit Wallenstein an der Spitze auf den 700&nbsp;km langen Weg nach Friaul gebracht. Auf einem Zwischenstopp in der erzherzöglichen Residenz [[Graz]] traf er vermutlich erstmals auf [[Hans Ulrich von Eggenberg|Johann Ulrich von Eggenberg]]. Der kaiserliche Hofkammerpräsident wurde später ein enger Freund und der größte Förderer Wallensteins. In der ersten Julihälfte traf Wallenstein mit seiner Truppe im Feldlager vor dem von den Venezianern belagerten [[Gradisca d’Isonzo|Gradisca]] ein.


Als Herzog [[Leopold IV. (Habsburg)|Leopold&nbsp;IV.]] den Hallern 1406 das Rathausgebäude schenkte, vermachte er der Stadt zugleich auch den hinter dem Rathaus liegenden Baumgarten. Dieser wurde daraufhin als Marktanger der neue Marktplatz der Stadt. Die Märkte fanden nun vor allem am Oberen Stadtplatz und am heute mit der Neuen Mittelschule überbauten Marktanger zwischen Bachlechnerstraße, Krippgasse und Rathausrückseite statt. Das Portal der einstigen Durchfahrt, die beide Hauptplätze miteinander verband, ist heute noch auf der linken Seite der Fassade des Rathauscafés gut zu erkennen. Über der Durchfahrt steht die Figur des [[Roland (Statue)|Roland]], der ursprünglich den Brunnen am Oberen Stadtplatz zierte und zur Zeit des Marktes ein Schwert in der Hand hielt; er gilt als Zeichen der Marktfreiheit und Marktgerichtsbarkeit eines Ortes.
Da die Besatzung Gradiscas am Verhungern war, entschloss sich der Befehlshaber der erzherzöglichen Truppen, [[Heinrich von Dampierre]], nach der Ankunft der wallensteinischen Kürassiere einen Angriff auf die venezianischen Besatzer zu wagen. Am 13.&nbsp;Juli 1617 gelang es durch einen Angriff der von Wallenstein angeführten Kürassiere, einen gewaltigen Wagenzug mit Proviant in die Festung zu transportieren und alle Verletzten und Kranken in Sicherheit zu bringen. Nach einem zweiten Angriff am 22.&nbsp;September, der ebenfalls von Wallenstein angeführt wurde, willigte Venedig in einen Frieden ein. Ferdinand erinnerte sich noch später an die Hilfeleistungen seines Kämmerers. Nicht nur, dass Wallenstein Truppen geworben, sondern dass er diese auch selbst nach Friaul und in den Kampf geführt hatte, beeindruckte Ferdinand.


1648 und 1656 wurden die beiden Haller Jahrmärkte mit dem [[Privileg]] erweitert, auch Vieh verkaufen zu dürfen, doch die große Blütezeit der Haller Jahrmärkte ging spätestens im 18. und 19.&nbsp;Jahrhundert dem Ende entgegen, als man zunehmend ausländischen Händlern den Zugang zu den Märkten verwehrte und die Bedeutung der Märkte durch die zunehmende Zentralisierung generell abnahm. In jüngerer Zeit geht der Trend wieder zurück zur alten Marktstruktur. Bis heute gibt es einen wöchentlich stattfindenden Bauernmarkt, und der Adventmarkt am Oberen Stadtplatz gehört zu den beliebtesten Adventmärkten Tirols.
Deshalb beauftragte Ferdinand Wallenstein noch im gleichen Jahr, einen neuen [[Artikelbrief]], eine Art Gesetzbuch für die Söldnertruppen, zu entwerfen. Das ''Wallensteinische Reutter Recht'' wurde später für das gesamte kaiserliche Heer verbindlich und erst 1642 durch ein neues Kriegsrecht ersetzt.


In der Zollstraße wurde Februar 2016 österreichweit die erste [[Traglufthalle]] als Quartier für 240 [[Flüchtling]]e errichtet.<ref>http://tirol.orf.at/news/stories/2756194/ Traglufthalle für Flüchtlinge in Hall fertig, orf.at, 6. Februar 2016, abgerufen 6. Februar 2016.</ref>
==== Prager Fenstersturz ====
Die konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen in Böhmen gingen unterdessen unvermindert weiter. So gelang es Kaiser Matthias 1617, den entschiedenen Katholiken Ferdinand als seinen Nachfolger zum böhmischen König krönen zu lassen. Die böhmischen Stände stimmten der Wahl Ferdinands nur widerwillig zu, denn dieser hasste den Majestätsbrief und tat alles, um Böhmen zu rekatholisieren. Nur ein Jahr später schritten die evangelischen Stände Böhmens deshalb zur offenen Rebellion. Ausdruck dessen war der [[Zweiter Prager Fenstersturz|Prager Fenstersturz]] vom 23. Mai 1618.
[[Datei:Prager Fenstersturz Wahrhafftige Zeitung aus Prag.JPG|mini|Der Prager Fenstersturz auf einem zeitgenössischen Holzschnitt, 1618]]
Einen Tag später bildeten die böhmischen Stände eine [[Direktorium (Böhmen)|provisorische Regierung]] von 30 Direktoren. Graf [[Heinrich Matthias von Thurn]] wurde zum Generalleutnant ernannt und sollte die Landesverteidigung organisieren. Mitte Juni hatte Thurn 4.000 Mann beisammen und zog nach Süden in Richtung Wien. Die mährischen Stände unter Kardinal [[Franz Seraph von Dietrichstein]], dem Landeshauptmann [[Zerotin|Karl von Žerotin]] und dem Fürsten [[Karl I. (Liechtenstein)|Karl von Liechtenstein]] blieben vorerst strikt neutral, organisierten aber ebenfalls die Landesverteidigung. Alle Obristen, darunter Wallenstein, wurden in ihren Ämtern bestätigt und beauftragt, Truppen zu werben.


== Politik ==
Wallenstein hielt vom [[Ständeaufstand in Böhmen (1618)|böhmischen Aufstand]] nichts, seine Loyalität galt Ferdinand, trotzdem hielt er sich an seine Bestallungsurkunde und warb ein [[Regiment]] Musketiere mit 3.000 Mann an. Standort des Regiments war [[Jihlava|Iglau]], im Dezember 1618 wurden sechs [[Fähnlein]] nach Olmütz verlegt.
=== Gemeinderat ===
Die letzten Bürgermeisterwahlen fanden gleichzeitig mit den Gemeinderatswahlen am 28. Februar 2016 statt. Da keiner der fünf angetretenen Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte, sollte es am 13. März zur Stichwahl gegen Eva Maria Posch (ÖVP Hall) und Karl-Ludwig Faserl (FPÖ) kommen.<ref>{{Internetquelle|url=https://wahlen.tirol.gv.at/gemeinderats_und_buergermeisterwahlen_2016/gemeinden/hall_in_tirol.html|titel=Land Tirol – Wahlen|datum=2016-05-19|archiv-url=https://web.archive.org/web/20160519153007/https://wahlen.tirol.gv.at/gemeinderats_und_buergermeisterwahlen_2016/gemeinden/hall_in_tirol.html|archiv-datum=2016-05-19|zugriff=2016-05-19}}</ref> Da der Kandidat der Haller Freiheitlichen jedoch im ersten Wahlgang deutlich weniger Stimmen als die bisher amtierende Bürgermeisterin von der ÖVP erhielt, verzichtete er auf die Stichwahl. Somit blieb Eva Maria Posch Bürgermeisterin von Hall in Tirol.<ref>{{Internetquelle|url=http://tirol.orf.at/news/stories/2760674/|titel=Stichwahl: Bürgermeisterkandidaten verzichten – tirol.ORF.at|datum=2016-05-19|archiv-url=https://web.archive.org/web/20160519152841/http://tirol.orf.at/news/stories/2760674/|archiv-datum=2016-05-19|zugriff=2016-05-19}}</ref>


{| class="wikitable sortable zebra"
Als Ferdinand im August 1618 als Stellvertreter des Kaisers den mährischen Landtag besuchte, bot ihm Wallenstein an, auf eigene Kosten für 40.000 Gulden ein Kürassierregiment gegen Böhmen zu werben. Wallenstein hatte sich 20.000 Gulden geliehen und 20.000 der eigenen Schatulle entnommen. Im Herbst reiste er nach Wien, wurde zum kaiserlichen Obristen ernannt und zu den Werbungen ermächtigt. Wallenstein war nun also gleichzeitig mährisch-ständischer und kaiserlicher Oberst. Im März 1619 war sein in den Niederlanden geworbenes Regiment abmarschbereit. Kurz darauf warb Wallenstein noch etwa 300 [[Arkebuse|Arkebusiere]] und kehrte Anfang April nach Olmütz zurück. Kaiser Matthias war kurz zuvor am 20.&nbsp;März 1619 gestorben.
|- class="hintergrundfarbe6"
! Wählergruppe !! Prozent !! Stimmen !! Mandate
|-
| Bürgermeisterliste Dr. Eva Maria Posch – ÖVP Hall || 37,71 % || 2230 || 8
|-
| Gerhard Mimm „Sozialdemokratie-Hall und Parteifreie“ – SPÖ+PF || 13,17 % || 779 || 3
|-
| FÜR HALL – Unabhängige Bürgerliste || 14,93 % || 883 || 3{{0}}
|-
| Die Grünen Hall – GRÜNE || 13,21 % || 781 || 3
|-
| Haller Freiheitliche – FPÖ || 20,97 % || 1240 || 4
|}


=== Wappen ===
Bis zum 20. April 1619 hatten sich die mährischen Stände noch nicht entschieden, ob sie am böhmischen Aufstand teilnehmen sollten. Mehrere Gespräche böhmischer Abgesandter mit Žerotin konnten diesen nicht umstimmen, auf die böhmische Seite zu treten. Deshalb überschritt zwei Tage später ein böhmisches Heer unter von Thurn die mährische Grenze, um die mährischen Stände zu zwingen, Farbe zu bekennen. Der Befehlshaber der mährischen Truppen, Kardinal von Dietrichstein, ließ sich nicht zu einer entschlossenen Gegenwehr bewegen, so dass von Thurn auf keinen Widerstand traf und von der Bevölkerung enthusiastisch empfangen wurde. Bis Ende April war fast ganz Mähren in seiner Hand, und die mährischen Stände wollten sich auf einem Landtag in [[Brünn]] am 2.&nbsp;Mai dem Aufstand anschließen. Der als kaisertreu bekannte Wallenstein aber dachte trotz Einladung nicht daran, den Landtag zu besuchen, da er fest mit seiner Verhaftung rechnete.
[[Blasonierung|Beschreibung]]: „In Rot eine von zwei gekrönten goldenen [[Löwe (Wappentier)|Löwen]] gehaltene silberne [[Salzkufe]] mit goldenen Reifen.“


Das seit 1316 nachweisbare Stadtwappen zeigt mit der Salzkufe die Bedeutung des Salzbergbaus für die Stadt. Die Löwen sind eine [[Wappenmehrung|Wappengabe]] von Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian&nbsp;I.]] aus dem Jahr 1501.<ref>Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: ''Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste …'', Verlag von Johann Friedrich Gleditsch Leipzig 1827, S. 260</ref><ref>{{Literatur | Autor=Eduard Widmoser | Titel=Tiroler Wappenfibel | Auflage= | Verlag=Tyrolia-Verlag | Ort=Innsbruck | Jahr=1978 | ISBN=3-7022-1324-4 | Seiten=20}}</ref>
Zusammen mit dem Obristen des mährischen Heeres, Georg [[Náchod (Adelsgeschlecht)|Březnický von Náchod]], versuchte Wallenstein, sein mährisches Regiment nach Wien zu bringen, um es dem Einfluss der böhmischen Aufständischen zu entziehen und mit der kaiserlichen Armee zu vereinigen. Von Náchods Regiment widersetzte sich jedoch dem Plan, und dieser musste fliehen. Auch Wallenstein konnte nur durch Tötung eines Oberstwachtmeisters verhindern, dass sein Regiment meuterte.<ref>Geoff Mortimer: ''Wallenstein. Rätselhaftes Genie des Dreißigjährigen Krieges''. Darmstadt 2012, S. 38.</ref> Da er wusste, dass sich die Kasse der mährischen Stände in Olmütz befand, entschloss er sich, diese mitzunehmen, und zwang am 30.&nbsp;April den Steuereinnehmer, das Geld herauszugeben:


=== Städtepartnerschaften ===
{{Zitat|Abends zwischen 9 und 10 Uhr ist der Obrist Wallenstein zum Steuereinnehmer gekommen, hat die Schlüssel zur Kasse begehrt und endlich mit bloßem Degen und Androhung des Henkens abgenötigt und 96.000 Reichstaler aus der Kasse genommen und noch in der derselben Nacht in Begleitung eines Fähnleins Soldaten damit von dannen gezogen.|nach Milger<ref>zitiert nach Milger S. 51</ref>}}
* {{DEU|#}} [[Iserlohn]]<ref>[http://hall-in-tirol.at/de/links.html hall-in-tirol.at: Links: Befreundete Städte]</ref> (Nordrhein-Westfalen/Deutschland), seit 1967
* {{CHE|#}} [[Winterthur]] (Schweiz), seit 1948
* {{ITA|#}} [[Sommacampagna]], 12&nbsp;km von Verona (Italien) entfernt gelegen, etwa 14.000 Einwohner


== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
Wallenstein brachte das Geld und die im Rentamt vorgefundenen Waffen nach Wien, das er am 5.&nbsp;Mai erreichte. Dabei verlor er fast die Hälfte seines Regiments. Die Soldaten gingen entweder zu den Rebellen über oder desertierten. Das Geld wurde dem Kaiser übergeben, der es im Wiener Landhaus deponierte und später an die mährischen Stände zurückgab. Die Aktion Wallensteins rief bei den mährischen Ständen große Verärgerung hervor und stärkte die Partei, die für ein Bündnis mit Böhmen eintrat.
{{weitereBDA}}


=== Sehenswürdigkeiten ===
Wallenstein hatte auf unmissverständliche Art und Weise deutlich gemacht, dass er auf der Seite Ferdinands stand. Ob er durch den Abzug seines Regiments gegenüber den mährischen Ständen eidbrüchig war und Verrat geübt hatte, wurde später heftig diskutiert. Nach Ansicht [[Hellmut Diwald]]s stand den mährischen Ständen zwar das Recht zu, eigene Truppen zu werben und zu unterhalten. Dies schloss aber nicht das Recht ein, Bündnisse gegen den Souverän zu schließen und diese Truppen gegen ihn einzusetzen, da das ständische Recht durch den König bestätigt werden musste. Wenn also einem Soldat befohlen wurde, gegen seinen obersten Herrn in den Krieg zu ziehen, so konnte er sich von seinem Eid gegenüber den Ständen entbunden fühlen. Genau dies tat Wallenstein.
Der Obere Stadtplatz in der Altstadt bietet ein mittelalterliches Ambiente. Hier befinden sich das städtische Rathaus, dessen Ratssaal als Trausaal verwendet wird, und die gotische [[Pfarrkirche St. Nikolaus (Hall in Tirol)|Pfarrkirche St.&nbsp;Nikolaus]].


Am Stiftsplatz erheben sich die Stiftskirche ([[Herz-Jesu-Basilika (Hall in Tirol)|Herz-Jesu-Basilika]]), deren Fassade Elemente der Renaissance aus ihrer Erbauungszeit bewahrt hat, und die Allerheiligenkirche (ehemalige [[Jesuitenkirche (Hall in Tirol)|Jesuitenkirche]]), die erste Barockkirche Nordtirols. Im Südwesten der Altstadt liegt die kleine Salvatorkirche, die mit einem ''Jüngsten Gericht'' aus der Zeit um 1418 eine der wenigen hochgotischen Malereien Nordtirols besitzt.
Wallenstein wurde von den mährischen Ständen am 11.&nbsp;Mai 1619 für immer des Landes verwiesen. Er verlor alle seine Güter und weiteren Besitztümer in Mähren. Von nun an war er kein reicher Magnat mehr, sondern ein vermeintlich mittelloser Söldner in kaiserlichen Diensten.


In und um Hall gibt es mehrere historische [[Ansitz]]e: Rainegg (16. Jh.), Sommerhaus (vor 1630), Stubenhaus, Thurnfeld und das [[Thöml-Schlössl]].
==== Schlacht am Weißen Berg ====
Anfang Mai 1619 zog Wallenstein seinem in Flandern geworbenem Regiment entgegen und traf dieses in Passau. Das Regiment unter Oberstleutnant Peter Lamotte (von Frintropp) mit 1.300 [[Kürassier]]en wurde von ihm sofort nach Südböhmen weitergesendet, wo der kaiserliche General [[Charles Bonaventure de Longueval|Charles de Bucquoy]] dringend auf Verstärkungen wartete. Zusammen mit anderen Truppen stand ihm ein Heer von rund 6.500 Mann zur Verfügung.
[[Datei:Schlacht von Zablat Hogenbersche Geschichtsblätter.JPG|mini|Darstellung der Schlacht bei Záblat aus den Hogenbergschen Geschichtsblättern, um 1630, deutlich erkennbar im Vordergrund die Wallensteinischen Kürassiere]]
Am 10. Juni 1619 kam es bei dem Dörfchen Záblat zum Kampf (siehe [[Schlacht bei Sablat]]) gegen die Truppen des Söldnerführers in böhmischen Diensten [[Peter Ernst II. von Mansfeld|Graf Ernst von Mansfeld]], der die Truppen Bucquoys zerschlagen sollte. Wallenstein führte seine Kürassiere selbst ins Gefecht und es gelang, die Truppen Mansfelds komplett aufzureiben. Mansfeld musste Hals über Kopf fliehen. Die kaiserlichen Truppen erbeuteten Gold im Wert von rund 100.000 Gulden und 300 Wagen mit Proviant. Diese Schlacht stellte den Wendepunkt im Böhmischen Krieg dar, auch wenn der größte Teil der böhmischen Truppen unter von Thurn in Mähren stand und immer noch Wien bedrohte. Denn am 31.&nbsp;Mai hatte von Thurn die österreichische Grenze überschritten und stand am 5.&nbsp;Juni in den östlichen Vororten Wiens. Nach wenigen Tagen musste er aber wieder abziehen, da er nicht die erforderliche [[Artillerie]] hatte, um Wien zu belagern, und die Stadt ihm nicht wie erhofft die Tore geöffnet hatte. Das [[Theatrum Europaeum]] bilanzierte die Schlacht folgendermaßen:


Moderne Gebäude finden sich im Umfeld der Altstadt, so etwa das Ensemble um den Kurpark.
{{Zitat|Und obwohl dieser Sieg in Ansehung der Anzahl des Mansfeldischen Kriegsvolks nicht sonderlich groß schien, so war er doch Ihrer Majestät König Ferdinand sehr nützlich. Der Graf Thurn gab die Belagerung der Stadt Wien auf und mußte wieder nach Böhmen ziehen. Der Sieg hat auch Ihrer Majestät Erhebung zum Römischen Kaiser Vorschub getan.|nach Milger<ref>zitiert nach Milger, S. 59</ref>}}


=== Museen ===
Um sich gegen den zu erwartenden Einmarsch der kaiserlichen Truppen abzusichern, schlossen die Stände der [[Böhmische Kronländer|böhmischen Kronländer]] mit der [[Böhmische Konföderation|Böhmischen Konföderation]] ein Schutz- und Trutzbündnis ab. Im Anschluss wurde Ferdinand&nbsp;II. durch den Generallandtag aller böhmischen Länder des Throns für verlustig erklärt. Am 16.&nbsp;August traten auch die Stände Ober- und Niederösterreichs dem antihabsburgischen Bündnis bei. Der Erzbischof und Kurfürst von [[Erzbistum Köln|Köln]], der Wittelsbacher [[Ferdinand von Bayern (1577–1650)|Ferdinand von Bayern]], äußerte zu den Vorgängen in Böhmen fast prophetisch:
Hall beherbergt mehrere Museen. Insbesondere in der ''[[Burg Hasegg]]'' südlich der Stadt entstand ein Kulturzentrum, in dem mehrere Museen und die zentralen Institutionen der stadtgeschichtlichen Forschung beherbergt sind. Das 2003 neu eröffnete ''Münzmuseum''<ref name="muenze-hall" /> in der Burg beleuchtet die bedeutende Stellung der Haller Münze für die Entwicklung der europäischen Münztechnik. Seit 2005 kann der Besucher des Museums auch das Wahrzeichen der Stadt, den restaurierten Münzerturm in der Burg Hasegg, besuchen. Seit dem Sommer 2007 ist die ''Stadtarchäologie Hall'' ebenfalls in den Museumsparcours integriert. Das 2010–2013 erweiterte ''Stadtmuseum'' beherbergt bedeutende Kunstschätze aus der Stadtgeschichte.


Ein ''[[Bergbaumuseum]]'' in der Altstadt, in dem u.&nbsp;a. ein begehbarer Stollen, Schächte und eine Rutschbahn nachgebildet wurden, gibt noch einen guten Eindruck von der harten Arbeit unter Tage in den Halltaler Stollen. Als Museumsgebäude dient die ehemalige ''Schmalzwaage'', das frühere Lager für die Naturalien, mit denen die Bergleute anteilig entlohnt wurden.
{{Zitat|Sollte es so sein, daß die Böhmen im Begriffe ständen, Ferdinand abzusetzen und einen Gegenkönig zu wählen, so möge man sich nur gleich auf einen zwanzig-, dreißig- oder vierzigjährigen Krieg gefaßt machen.|nach Golo Mann<ref>zitiert nach Golo Mann: ''Wallenstein'', S. 146</ref>}}


=== Denkmalschutz und Stadtarchäologie ===
Die Stände der böhmischen Länder schritten nun gemäß den Regeln der Konföderation zur gemeinsamen Wahl eines neuen Königs. Am 26.&nbsp;August fiel der siebenbürgische Fürst [[Gabriel Bethlen|Gábor Bethlen]] verabredungsgemäß mit seinem Heer ins habsburgische [[Oberungarn]] ein, und am gleichen Tag wurde Kurfürst [[Friedrich V. (Pfalz)|Friedrich&nbsp;V. von der Pfalz]], ein Calvinist, mit den Stimmen aller in der Böhmischen Konföderation zusammengeschlossenen Länder zum König von Böhmen gewählt. Die Wahl Ferdinands&nbsp;II. zum Kaiser zwei Tage später konnte Friedrich jedoch angesichts der katholischen Mehrheit im Kurgremium nicht verhindern. Auch die Stimmen der protestantischen Kurfürsten aus [[Kurfürstentum Sachsen|Sachsen]] und [[Mark Brandenburg|Brandenburg]] gingen an den Habsburger, und selbst Friedrich&nbsp;V. schloss sich zuletzt dieser Mehrheit an, um Einstimmigkeit bei der Kaiserwahl zu erreichen. Genau zum Wahltag in Frankfurt traf dort aber aus Prag die Nachricht von der Wahl Friedrichs&nbsp;V. zum König von Böhmen ein.
Der [[Denkmalschutz]]<ref name="Moser_2">Heinz Moser: ''Hall in Tirol. Entwicklung und Erneuerung der Altstadt.'' Hall in Tirol 1989.</ref> spielt in der Stadt, die über die größte erhaltene mittelalterliche Altstadt in Nordtirol verfügt, eine zentrale Rolle. Seit mehreren Jahrzehnten versucht man hier die historische Bausubstanz zu erhalten und zu erneuern. Dabei sollen die alten Häuser bewahrt werden, die Stadt aber zugleich ein lebendiger Ort des Austauschs bleiben. Für ihre Bemühungen erhielt die Stadt bereits 1984 den ersten Österreichischen Staatspreis für Denkmalschutz; 1986 wurde ihr die Europafahne für ihre Verdienste im Denkmalschutz verliehen. Als ständige die Stadt beratende Institution für sensible Planungsfragen in der Altstadt wurde 1971 ein eigener Altstadtausschuss eingerichtet.


Hall ist Mitglied im Verband ''[[Kleine historische Städte]],'' die Stadt bemüht sich überdies um überregionale Projekte im Bereich des Denkmalschutzes, etwa zusammen mit der Partnerstadt [[Sommacampagna]] in Italien oder der Stadt [[Segovia]] in Spanien.
Gabor Bethlen gelang es innerhalb von sechs Wochen, die Gebiete nördlich der Donau zu erobern. Am 14.&nbsp;Oktober 1619 nahm er Preßburg und kam bis auf 30&nbsp;km an Wien heran. Die böhmischen Rebellen wurden während dieses Herbstes durch die siebenbürgischen Angriffe stark entlastet, unternahmen aber nichts, um ihr marodes, schlecht bezahltes und ausgerüstetes Heer zu verbessern.


Seit 1996 verfügt die Stadt Hall als erste und bislang einzige Stadt Westösterreichs über eine eigene Stadtarchäologie, die seither wesentliche Erkenntnisse zur Stadt- und Regionalgeschichte beigetragen hat. So konnten etwa die weitreichenden Handelsbeziehungen der Stadt im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit auch archäologisch mehrfach nachgewiesen werden. Auch das bedeutende [[Stadtarchiv]] der Stadt Hall, das als größtes Gemeindearchiv Österreichs gilt, verfügt über reiche Bestände seit der Zeit der Stadterhebung (1303). Seit 2006 geben Stadtarchiv und Stadtarchäologie eine interdisziplinäre Reihe unter dem Titel ''Forum Hall in Tirol. Neues zur Geschichte der Stadt'' heraus.
Um Wien zu schützen, musste Bucquoy den Plan, Prag anzugreifen, aufgeben. Er brach am 19.&nbsp;September 1619 in Richtung Süden auf. Im Heer befand sich weiterhin Wallenstein mit seinem Reiterregiment. Bereits Anfang August hatte Wallenstein mit weiteren Werbungen in den spanischen Niederlanden begonnen, 700 Kürassiere und Arkebusiere. Woher Wallenstein das für die Werbungen notwendige Geld nahm, ist unklar. Die Schuldsumme Ferdinands bei ihm belief sich jedenfalls zu diesem Zeitpunkt bereits auf über 80.000 Rheinische Gulden.


=== Kulturelle Ereignisse ===
Am 24. Oktober trafen das kaiserliche Heer, rund 20.000 Mann, und das vereinigte böhmisch-mährisch-siebenbürgische Heer, etwa 35.000 Mann, aufeinander. Bucquoy beschloss, seine Truppen über die Donau nach Wien zurückzunehmen. Wallenstein gelang es dabei mit seinen Kürassieren, den Übergang des Heeres und des riesigen Trosses gegen die heftigen Angriffe Gabor Bethlens zu sichern und anschließend die Brücke abzubrechen. Wien war vorerst gesichert. Endgültig zogen sich Bethlen und von Thurn erst zurück, als der polnische König und Schwager Ferdinands, [[Sigismund III. Wasa|Sigismund&nbsp;III.]], Hilfe sandte.
* [[Sprachsalz]], Internationales Literaturfestival Hall&nbsp;i.T., das seit 2003 jedes Jahr rund 20&nbsp;internationale Autoren im September zu Lesungen einlädt, die hauptsächlich im Parkhotel stattfinden.
* ''Haller Gassenspiele'': Komödienspiele im Sommer, an verschiedenen Plätzen in der Haller Altstadt. 2012 mit Moliere`s George Dandin Gewinner des Tiroler Volksbühnenpreises
* ''Theater Szenario Tirol'': Lobkowitzgebäude, Saline 15. Freies Theater, gegründet 2005 vom Haller Theatermacher Wolfgang Klingler.
* Die ''[[Partisaner Garde zu Hall in Tirol]]'', eine Ehrengarde zum Schutze des Allerheiligsten bei Prozessionen, wurde 2013 von der [[UNESCO]] unter der Bezeichnung ''Sakramentsgarden in Tirol'' in das ''[[Immaterielles Kulturerbe in Österreich|UNESCO-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich]]'' aufgenommen.


== Wirtschaft und Infrastruktur ==
Anfang Januar 1620 wurde Wallenstein wieder zur Werbung neuer Truppen in den spanischen Niederlanden ermächtigt. Die Werbungen musste Wallenstein ebenfalls aus eigener Tasche vorstrecken, erneut etwa 80.000 Gulden. Das angeworbene Doppelregiment Kavallerie, 1.500 Kürassiere und 500 Arkebusiere, traf bereits im Februar beim kaiserlichen Heer ein. Nach mehreren Gefechten mit böhmischen Truppen, an denen auch Wallenstein und seine Regimenter beteiligt waren, wurde Wallenstein im Juli 1620 bettlägerig, die Krankheit, die ihn auch die späteren Jahre plagen sollte, begann zunehmend heftiger zu werden. Über diese Krankheit notierte Wallenstein auf dem Keplerschen Horoskop:
In Hall befindet sich das [[Landeskrankenhaus Hall]], die [[Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik]] (UMIT) und ein [[Gerichtsorganisation in Österreich|Bezirksgericht]]. Außerdem ist Hall Sitz der [[FELDER-Gruppe]], die Maschinen für die Holzbearbeitung herstellt.


=== Verkehr ===
{{Zitat|Anno 1620 in Julio bin ich uf den Tod krank gewest, und die Krankheit vermein ich, daß ich mirs mit drincken causirt hab.|nach Diwald<ref>zitiert nach Diwald, S. 140</ref>}}
[[Datei:Tiroler Mittelland 2013-07 Mattes (272).JPG|mini|Vorplatz und Hauptgebäude des Bahnhofs]]
Hall ist durch mehrere Regionalbuslinien sowie einen Bahnhof an der [[Unterinntalbahn]] an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Bis 1974 war Hall durch eine Überlandstraßenbahn ([[Haller (Innsbruck)|Haller]]) mit Innsbruck verbunden. Heute erreicht man die Stadt von Innsbruck aus mit der [[S-Bahn Tirol|S-Bahn]] und den [[Innsbrucker Verkehrsbetriebe]]-Buslinien&nbsp;501, 503, 504 und&nbsp;505.


Der [[Bahnhof Hall in Tirol|Bahnhof von Hall in Tirol]] wird pro Tag von 1900 Reisenden frequentiert und ist Verschiebebahnhof des Eisenbahnknotens Innsbruck.<ref>[http://www.vvt.at/page.cfm?vpath=aktuell/presse/archiv&genericpageid=5495 Moderner Vorplatz und Park+Ride Anlage Hall in Tirol eröffnet]. Pressemitteilung des Verkehrsverbundes Tirol, 21. März 2013.</ref>
Zur gleichen Zeit überschritt am 23.&nbsp;Juli 1620 [[Maximilian I. (Bayern)|Maximilian&nbsp;I.]] mit 25.000 Mann des Heeres der [[Katholische Liga (1609)|Katholischen Liga]] die Grenze von Bayern nach Österreich, um zuerst die protestantischen Stände der [[Erblande]] des Kaisers zu unterwerfen. Nachdem Maximilian diese in [[Linz]] besiegt hatte, vereinigte er sich mit dem kaiserlichen Heer und überschritt am 26.&nbsp;September die böhmische Grenze. Kurz darauf, am 5.&nbsp;Oktober, fiel [[Johann Georg I. (Sachsen)|Johann Georg]], der Kurfürst von Sachsen, von Norden her in Böhmen ein. Bei [[Rokycany|Rokitzan]] traf Maximilian auf das bunt zusammengewürfelte, schlecht bezahlte, mangelhaft ausgerüstete und kurz vor einer Meuterei stehende Heer Friedrichs, das etwa 15.000 Mann umfasste. Nach einer Reihe folgenloser Scharmützel zog Friedrich am 5.&nbsp;November seine Armee in Richtung Prag zurück, die kaiserlichen Truppen folgten. Am Abend des 7.&nbsp;Novembers hielt Friedrichs Heer nur wenige Meilen vor Prag und bezog Stellung auf dem Gipfel des [[Bílá Hora|Weißen Berges]]. Am Morgen des 8.&nbsp;Novembers wurde es dort in der [[Schlacht am Weißen Berg]] vernichtend geschlagen.


Die Stadt ist mit den Anschlussstellen ''Hall-Mitte'' und ''Hall-West'' an die [[Inntal Autobahn|Inntalautobahn]] A&nbsp;12 angebunden.
Wallenstein erhielt den Auftrag, mit einer Sonderabteilung den Nordwesten Böhmens zu besetzen. Seine eigenen Regimenter verblieben unter de la Motte und [[Torquato Conti]] bei der Hauptstreitmacht. Nach der Besetzung [[Louny|Launs]] folgten alle Städte Nord- und Nordwestböhmens, so [[Slaný|Schlan]], [[Litoměřice|Leitmeritz]], [[Ústí nad Labem|Aussig]], [[Most (Tschechien)|Brüx]], [[Chomutov|Komotau]] und [[Kadaň|Kaaden]]. Alle Städte mussten den Treueeid auf den Kaiser schwören. Sein Hauptquartier richtete Wallenstein in Laun ein. Frischgeworbene Söldner bildeten die Besatzung der Städte, da Wallensteins eigene Truppen dafür nicht ausgereicht hätten. Für die Werbung der Truppen wurden den Städten [[Kontribution]]en auferlegt. Im Dezember 1620 verlegte Wallenstein sein Hauptquartier nach Prag. Faktisch war er damit Militärbefehlshaber von Nordböhmen.


== Persönlichkeiten ==
Landesverweser und Statthalter in Böhmen war [[Karl I. (Liechtenstein)|Karl von Liechtenstein]]. Wallenstein blieb auch weiterhin General [[Charles Bonaventure de Longueval]]-Bucquoy unterstellt und warb neue Regimenter für die kaiserliche Armee. Anfang 1621 wurde Wallenstein zum Mitglied des Hofkriegsrates in Wien ernannt. Wallenstein reiste aber nicht nach Wien, sondern ließ sich entschuldigen und blieb in Prag. In der ersten Hälfte des Jahres 1621 wurden seine Vollmachten ständig erweitert, so dass praktisch keinerlei Entscheidungen mehr ohne ihn getroffen werden konnten.
=== Söhne und Töchter der Stadt ===
[[Datei:Hinrichtung auf dem Altstädter Ring.JPG|mini|Die [[Hinrichtung]] der böhmischen Rebellen auf einem zeitgenössischen Flugblatt|alternativtext=]]
* [[Johannes Fuchsmagen]] (um 1450–1510), Humanist
Als Sofortmaßnahme gegen die besiegten Aufständischen wurden die entflohenen Direktoren geächtet und deren Güter eingezogen. Doch viele an der Rebellion Beteiligte waren nicht geflohen, da sie mit milden Strafen rechneten. Ferdinand ließ jedoch ein Exempel statuieren. 45 protestantischen Adligen wurde der Prozess gemacht. Wegen Rebellion, Landfriedensbruch und Beleidigung der kaiserlichen Majestät wurden 27 von ihnen [[Todesstrafe|zum Tode verurteilt]], 18 zu Gefängnis und körperlicher Züchtigung. Die Güter der Angeklagten wurden eingezogen und der kaiserlichen Vermögensverwaltung übergeben. Am 16.&nbsp;Mai bestätigte Ferdinand das Urteil, und am 21.&nbsp;Juni wurde die Hinrichtung vor dem [[Altstädter Ring#Altstädter Rathaus|Altstädter Rathaus]] in einem viereinhalbstündigen Spektakel durchgeführt. Wallenstein wohnte der Hinrichtung bei, und seine Soldaten sicherten den Exekutionsplatz und die Stadt, um Unruhen zu vermeiden. Die Köpfe von zwölf Hingerichteten und die rechte Hand des Grafen [[Joachim Andreas von Schlick]], eines der wichtigsten Führer des Aufstandes, wurden an den [[Altstädter Brückenturm|Altstädter Turm]] der [[Karlsbrücke]] genagelt, wo sie zur Abschreckung zehn Jahre lang blieben.
* [[Blasius Amon]] (um 1558–1590), Franziskaner, Komponist
* [[Christoph Grienberger]] (1561–1636), Jesuit, Mathematiker, Theologe und Astronom. Zeitgenosse von Galilei und Kepler
* [[Israel Rumpler]] (um/nach 1580–1635), württembergischer Maler
* [[Sebastian Achamer]] (1623–1694), Orgelbauer
* [[Johann Franz Khuen von Belasi|Johann Franz Graf von Khuen]] (1649–1702), Fürstbischof von Brixen
* [[Ulrich Glantschnigg]] (1661–1722), Maler
* [[Franz Zacherle]] († um 1790), Bildhauer
* [[Josef Martin Lengauer]] (1727/28–1793), Bildhauer
* [[Matthias Kirchner]] (1735–1805), Barockmaler
* [[Joseph Alois Holzmann]] (1762–1815), Organist und Komponist
* [[Georg Wachter]] (1809–1863), Maler
* [[Josef Plank (Maler, 1815)|Josef Plank]] (1815–1901), Maler
* [[Otto Stolz (Mathematiker)|Otto Stolz]] (1842–1905), Mathematiker
* [[Friedrich Stolz (Philologe)|Friedrich Stolz]] (1850–1915), Philologe
* [[Franz Xaver Fuchs]] (1868–1944), Kunstmaler
* [[Dominikus Dietrich (Geistlicher)|Dominikus Dietrich]] (1871–1951), Prämonstratenser-Chorherr und Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat
* [[Bruno Huber (Botaniker)|Bruno Huber]] (1899–1969), Botaniker und Hochschulprofessor
* [[Heinrich Andergassen]] (1908–1946), SS-Offizier und Kriegsverbrecher
* [[Franz Viertl]] (1910–1966), Bildschnitzer und Restaurator
* [[Ila Egger-Lienz]] (1912–2003), Schriftstellerin
* [[Nikolaus Grass]] (1913–1999), Rechts- und Staatswissenschaftler
* [[Josef Bachlechner der Jüngere]] (1921–1979), Bildhauer
* [[Walther Reyer]] (1922–1999), Theater- und Filmschauspieler
* [[Franz Gamillscheg]] (1924–2018), Rechtswissenschaftler
* [[Otto Grünmandl]] (1924–2000), Kabarettist, Volksschauspieler und Schriftsteller
* [[Rudolf Millonig]] (* 1927), Bildhauer
* [[Hellmut Bruch]] (* 1936), Maler und Bildhauer der [[Konkrete Kunst|Konkreten Kunst]]
* [[Max Peintner]] (* 1937), Maler und Architekt
* [[Werner Pirchner]] (1940–2001), Komponist und Jazzmusiker
* [[Peter Willburger]] (1942–1998), Maler und Radierer
* [[Klaus Dibiasi]] (* 1947), Olympiasieger im Wasserspringen
* [[Ernst Caramelle]] (* 1952), Künstler und Hochschullehrer
* [[Franz Posch]] (* 1953), Volksmusiker
* [[Franz Pitschmann]] (* 1954), Ringer
* [[Franz Baur (Komponist)|Franz Baur]] (* 1958), Komponist
* [[Helmut Kraft]] (* 1958), Fußballtrainer
* [[Eva Schlegel]] (* 1960), Künstlerin
* [[Andreas Felder]] (* 1962), Skispringer
* [[Barbara Hundegger]] (* 1963), Schriftstellerin
* [[Ernst Vettori]] (* 1964), Skispringer und Olympiasieger
* [[Hermann Geißler (Theologe)|Hermann Geißler]] (* 1965), katholischer Theologe
* [[Thomas Schroll]] (* 1965), Bobfahrer und Olympiasieger
* [[Walter Posch (Iranist)|Walter Posch]] (* 1966), Iranist und Islamwissenschaftler
* [[Oliver Anthofer]] (* 1967), Winter-Behindertensportler
* [[Ludwig Gredler]] (* 1967), Biathlet
* [[Christoph Bieler]] (* 1977), Nordischer Kombinierer
* [[Ingrid Felipe]] (* 1978), Politikerin (Grüne)
* [[Verena Pötzl]] (* 1978), Sängerin
* [[Manfred Pranger]] (* 1978), Skirennfahrer
* [[Christoph Pepe Auer]] (* 1981), Jazzmusiker
* [[Andreas Linger]] (* 1981), Rennrodler und Olympiasieger
* [[Andreas Schrott]] (* 1981), Fußballspieler
* [[Markus Kniepeiß]] (* 1982), Illusionsmaler und Restaurator
* [[Wolfgang Linger]] (* 1982), Rennrodler und Olympiasieger
* [[Michael Tschuggnall]] (* 1982), Sänger
* [[Christian Nagiller]] (* 1984), Skispringer
* [[Claudia Giner]] (* 1985), Schlagersängerin
* [[David Gleirscher]] (* 1994), Rennrodler
* [[Felix Leitner]] (* 1996), Biathlet


=== In Hall in Tirol wirkende Persönlichkeiten ===
Neben den Hauptbeschuldigten wurden aber auch die anderen Aufständischen in Böhmen, Mähren, Schlesien, Ober- und Niederösterreich vollständig oder teilweise enteignet. Als Rebellen wurden alle angesehen, die beim Fenstersturz, bei der Abwahl Ferdinands, bei der Wahl Friedrichs und beim Feldzug der böhmischen Truppen nach Wien beteiligt waren. Der päpstliche [[Nuntius]] [[Carlo Carafa (Kardinal)|Carlo Carafa]] schätzte den Wert der konfiszierten Güter auf 40 Millionen Gulden. Kardinal Carafa vermerkte aber auch:
* [[Peter Hartenbeck]] (um 1550–1616), Stempelschneider und Medailleur in der Münze Hall
* [[Hippolyt Guarinoni]] (1571–1654), Arzt und Universalgelehrter, der in Hall praktizierte
* [[Christoph Sätzl]] (um 1592–1655), österreichischer Komponist
* [[Michael Gasser]] († 1677), Barockbildhauer
* [[Gregor Fritz]] (1693–1774), Barockbildhauer
* [[Anton Zoller]] (1695–1768), Barockmaler
* [[Josef Anton Zoller]] (1730–1791), Barockmaler
* [[Alfons Siber]] (1860–1919), Kunstmaler und Dichter
* [[Josef Andergassen]] (1861–1929), österreichischer Altarbauer und Bildhauer
* [[Josef Bachlechner der Ältere]] (1871–1923), österreichischer Bildhauer
* [[Cyriel Verschaeve]] (1874–1949), [[Flamen|flämisch]]-nationaler Priester und Autor
* Andreas Crepaz (1877–1963), Tiroler Bildhauer
* [[Peter Sellemond]] (1884–1942), österreichischer Bildhauer und Bildschnitzer
* Rudolf Reinhart (1897–1975), österreichischer Metallplastiker<ref>[http://www.hall-tirol.at/index_sm.html?http://www.hall-tirol.at/hall/ortsrundgang/Sigmundsbrunnen.htm Hall in Tirol – Österreich Austria<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref><ref> [https://www.sn.at/wiki/Rudolf_Reinhart Rudolf Reinhard - Salzburgwiki] </ref>
* [[Helmut Rehm]] (1911–1991), österreichischer Grafiker, Landschafts- und Porträtmaler
* Franz Pöhacker (* 1927), österreichischer Bildhauer und Zeichner<ref>[http://www.basis-wien.at/cgi-bin/f/22837 basisarchiv:kunst<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref><ref> [http://www.webmuseumtirol.at/kuenstler/Po-hacker_Franz/ Franz Pöhacker - Webmuseum Tirol] </ref>
* [[Heinz D. Heisl]] (* 1952), Schriftsteller, Musiker und Kurator im Team des Literaturfestivals [[Sprachsalz]]
* [[Barbara Schramm-Skoficz]] (* 1963), Stadträtin und Landtagsabgeordnete


<gallery>
{{Zitat|Die Freigebigkeit von S. M., die üble Verwaltung, und anderes sind die Ursache, daß die Beschlagnahme für den ausstehenden Sold und zur Bezahlung anderer Verpflichtungen nicht ausreicht, vor allem gegenüber Bayern und Sachsen.|nach Milger<ref>zitiert nach Milger, S. 107</ref>}}
Tirol Hall 02.jpg|[[Pfarrkirche St. Nikolaus (Hall in Tirol)|Kirche ''St. Nikolaus'']] im historischen Zentrum von Hall
Hall-in-Tirol-0048.JPG|Turm der [[Pfarrkirche St. Nikolaus (Hall in Tirol)|Stadtpfarrkirche]]
Hall-in-Tirol-0026.JPG|Langer Graben im Zentrum von Hall
Hall-in-Tirol-0043-Jesuitenkirche.jpg|[[Jesuitenkirche (Hall in Tirol)|Jesuitenkirche]]
Hall in Tirol.JPG|Haller Altstadt mit [[Bettelwurf]]
Hall in Tirol, straatzicht Rosengasse-Mustergasse foto1 2012-08-09 16.19.jpg|Oberer Stadtplatz – Blick zur Rosengasse
</gallery>


== Literatur ==
Hauptursache hierfür war, dass die kaiserliche Vermögensverwaltung die Güter zu hastig verkaufte oder unter Wert verpfändete. Manche der Güter wurden als Belohnung für treue Dienste verschenkt, so an die Heerführer Bucquoy, Huerta Freiherr von Welhartitz, [[Baltasar von Marradas|Baltazar de Marradas]] und an den Prager Erzbischof und an die [[Jesuiten]].
; Allgemeines:
* Fotoclub Hall in Tirol (Hrsg.): ''Hall in Tirol. Seinerzeit und heute'', Hall in Tirol 2006, (Texte Romedio Schmitz-Esser; viersprachig in Deutsch, Italienisch, Englisch und Spanisch).
* [[Franz-Heinz Hye]]: ''Hall in Tirol, Gründung und Werdegang einer Salzstadt''. In: ''Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas'', Band 10: ''Stadt und Salz'', hgg. v. Wilhelm Rausch, Linz 1988.


; Quellen, Reihen und Sammelbände zur Stadtgeschichte:
Gegen ein neues Darlehen in Höhe von 85.000 Gulden überschrieb Ferdinand an Wallenstein die [[Grundherrschaft]]en [[Frýdlant v Čechách|Friedland]] und [[Liberec|Reichenberg]] als Pfand. Die Urkunde trägt das Datum der Hinrichtung auf dem Altstädter Ring. Ob dies Zufall oder perfide Absicht war, muss dahingestellt bleiben. Bis zu diesem Tag hatte Ferdinand bei Wallenstein Schulden für Werbungen und Kriegskosten in Höhe von 195.000 Gulden. Dafür wurden Wallenstein als Gegenleistung die Güter [[Jitschin]], [[Český Dub|Böhmisch Aicha]], [[Hrubá Skála|Groß Skal]], [[Semil]] und [[Horitz]] als Pfand übertragen.
* [[Klaus Brandstätter]]: ''Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter''. (Tiroler Wirtschaftsstudien 54), Innsbruck 2002.
* Günter Hagen: ''Hall in Tirol. Stadtentwicklung im Spannungsfeld von Altstadterneuerung und Ausländersituation''. In: Innsbrucker Geographische Studien 34, Innsbruck 2003.
* Stadtgemeinde Hall in Tirol (Hrsg.): ''Hall in Tirol. Stadtbuch''. Landsberg am Lech 1996 (2. Auflage).
* ''Haller Buch. Festschrift zur 650-Jahrfeier der Stadterhebung''. (Schlern-Schriften 106), Innsbruck 1953.
* Heinz Moser: ''Urkunden der Stadt Hall in Tirol.''
**Teil 1: ''1303–1600''. (Tiroler Geschichtsquellen 26), Innsbruck 1989.
**Teil 2: ''1601–1877''. (Tiroler Geschichtsquellen 30), Innsbruck 1990.
* Heinz Moser: ''Die Urkunden der Pfarre Hall in Tirol 1281–1780''. (Tiroler Geschichtsquellen 39), Innsbruck 1998.
* Heinz Moser: ''Waldaufstiftung Hall in Tirol. Urkunden aus den Jahren 1490–1856''. (Tiroler Geschichtsquellen 44), Innsbruck 2000.
* Heinz Moser: ''Die Urkunden des königlichen Damenstiftes Hall in Tirol 1334–1750''. (Tiroler Geschichtsquellen 50), Innsbruck 2004.
* Herta Öttl (= Arnold): ''Die Ansitze von Hall in Tirol und Umgebung''. (Schlern-Schriften 257), Innsbruck 1970.
* David Schönherr (Hrsg.): ''Franz Schweygers Chronik der Stadt Hall 1303–1572''. (Tirolische Geschichtsquellen 1), Innsbruck 1867.
* Alexander Zanesco, Romedio Schmitz-Esser (Hrsg.): ''Forum Hall in Tirol. Neues zur Geschichte der Stadt.''
** Band 1, Nearchos. Sonderheft 14, ''Hall in Tirol 2006''.
** Band 2, Nearchos. Sonderheft 16, ''Hall in Tirol 2008''.


== Weblinks ==
=== Prager Münzkonsortium ===
{{Commonscat}}
Von Juni bis August 1621 operierte Wallenstein mit einem kleinen Truppenaufgebot, wahrscheinlich nicht mehr als ein Regiment, in Mähren, um den Markgrafen von [[Herzogtum Jägerndorf|Jägerndorf]] an einer Vereinigung mit den Truppen [[Gabriel Bethlen|Gábor Bethlens]] zu hindern. Dies gelang allerdings nicht. Ende Juli vereinigten sich die beiden Heere bei [[Trnava|Tyrnau]], Wallenstein zog sich nach [[Uherské Hradiště|Ungarisch Hradisch]] zurück und warb neue Truppen. Bei einem Gefecht mit Bethlen war kurz zuvor General Bucquoy gefallen, und Wallenstein war damit faktisch Oberbefehlshaber in Mähren.
{{Wikisource|Topographia Austriacarum: Hall im Inthal|Hall im Inthal in der Topographia Austriacarum (Matthäus Merian)}}

{{Wikisource|Topographia Austriacarum: Hall|Hall im Anhang der Topographia Austriacarum (Matthäus Merian)}}
Als Hauptproblem sah Wallenstein die Verpflegung und Versorgung der Truppen an. Darüber konferierte er mit dem gegenreformatorisch gesinnten Kardinal [[Franz Seraph von Dietrichstein]], der den Überlegungen Wallensteins nicht zustimmte. Das Protokoll der Unterredung enthält das früheste Zeugnis des berüchtigten [[Kontribution]]ssystems Wallensteins. Dietrichstein wollte den größten Teil des Unterhalts der Truppen aus Böhmen beziehen und verständlicherweise Mähren schonen. Wallenstein sah dieses jedoch als illusorisch an. Wallenstein argumentierte in einem Brief an den Kardinal wie folgt:
* [http://www.hall-in-tirol.at/ www.hall-in-tirol.at Offizielle Internetseite Stadtamt Hall in Tirol]

* [http://www.hall-wattens.at/ www.hall-wattens.at Offizielle Internetseite der Region Hall Wattens]
{{Zitat|Wird das Kriegsvolk nit schnellstens ordentliche Unterhaltung haben, so werden sie mit Unordnung aus den Quartieren auslaufen und nehmen, was sie werden bekommen und was ich ihnen nicht werde zu erwehren vermögen, dieweil sie allein von Wasser und Brot nit travaglieren können.|nach Diwald<ref>zitiert nach Diwald, S. 154</ref>}}
* {{GeschichteTirol|orte/nordtirol/bezirk-innsbruck-land/1069-hall-in-tirol.html}}

* [http://www.hall-tirol.at/hall-in-tirol/hall-in-tirol/ortsrundgang/ Ortsrundgang mit vielen Fotos]
Die Plünderungen würden zwangsläufig das bereits verwüstete Land endgültig ruinieren und die Disziplin der Truppe völlig untergraben. Eine Niederlage des kaiserlichen Heeres sei damit absehbar. Insofern müssten alle österreichischen [[Erblande]] zur Bezahlung der Truppen herangezogen werden.
* [http://hall360.at/ 360° Panoramatour durch Hall in Tirol]

* [http://www.muenze-hall.at/ www.muenze-hall.at], Offizielle Internetseite Münze Hall, Münzerturm und Burg Hasegg
Wallenstein gelang es bis Oktober 1621, das kaiserliche Heer auf 18.000 Mann auszubauen. Das vereinigte Heer unter Gábor Bethlen hatte hingegen rund 30.000 Mann. Gábor Bethlen konnte zwar in dieser Zeit einige mährische Städte erobern, Wallenstein gelang es aber durch geschicktes Taktieren, ein Vorrücken Bethlens auf Wien zu verhindern. Ende Dezember kam es zu einem Friedensvertrag mit dem Siebenbürger. Wallenstein wurde angesichts seines erfolgreichen Agierens zum Obristen von Prag ernannt. Ferdinand ernannte am 18.&nbsp;Januar 1622 [[Karl I. (Liechtenstein)|Fürst von Liechtenstein]] zum mit unbeschränkten Vollmachten ausgestatteten zivilen Statthalter von Böhmen im Rang eines Vizekönigs und Wallenstein zum militärischen ''[[Gubernator]]'' des Königreichs Böhmen.
* [http://mapire.eu/oesterreichischer-staedteatlas/hall-in-tirol/#OV_19_1 Hall in Tirol] im österreichischen Städteatlas

Am gleichen Tag wurde eine anfangs wenig beachtete Urkunde unterzeichnet. Es ist der Vertrag über die Einrichtung eines groß angelegten Münzkonsortiums. Vertragspartner waren einerseits die kaiserliche [[Hofkammer]] zu Wien, zuständig für alle finanziellen Dinge des Hofes, und andererseits der Prager Bankier niederländischer Herkunft [[Hans de Witte]] als Vertreter und Hauptgeschäftsführer des Konsortiums. Die weiteren Beteiligten wurden in dem Dokument nicht namentlich aufgeführt, aber in anderen Dokumenten erwähnt. Neben de Witte waren dies u.&nbsp;a. der kaiserliche Hofbankier [[Jacob Bassevi]] von Treuenberg, als Initiator Fürst [[Karl I. (Liechtenstein)|Karl von Liechtenstein]], der Sekretär der böhmischen Kammer [[Michna von Vacínov|Paul Michna von Vacínov]] und Wallenstein. Dem Konsortium wurde für die Dauer von einem Jahr gegen die Zahlung von sechs Millionen Gulden das [[Münzregal|Münzprägerecht]] in Böhmen, Mähren und Niederösterreich verpachtet, beginnend mit dem 1.&nbsp;Februar 1622, was mit zum Höhepunkt der berüchtigten [[Kipper- und Wipperzeit]] führte.<ref>Steffen Leins: ''Das Prager Münzkonsortium 1622/23. Ein Kapitalgeschäft im Dreißigjährigen Krieg am Rand der Katastrophe.'' Aschendorff-Verlag, Münster 2012, Vertragstext S. 166–173 </ref>
[[Datei:Der Lachend und wainend Müntz Legat.JPG|mini|''Der Lachend und wainend Müntz Legat:'' Zeitgenössische Flugschrift mit [[Valvationstabelle]], die den Verfall verschiedener Währungen während der [[Kipper- und Wipperzeit]] zeigt]]
Bereits zu Zeiten der Herrschaft des Winterkönigs war der Silbergehalt der Münzen verringert worden, um damit Geld für die Finanzierung des Krieges zu erhalten. Damit fuhr man nach dem Sieg des Kaisers auf der Gegenseite fort. Liechtenstein erhöhte die Silberproduktion stark und ließ mit Bassevi Silberbruch einschmelzen, um eine größere Menge an Silbermünzen prägen zu können, eine Praxis, die mit dem Münzkonsortium aufs Maximale ausgedehnt wurde. Silberhändler Bassevis und de Wittes reisten durch Mitteleuropa, um gegen mit Kupfer gestreckte Silbermünze vollwertiges Silber von der Bevölkerung in großem Stil aufzukaufen. Das erhöhte Geldaufkommen löste eine galoppierende [[Inflation]] aus, so dass die Geldprobleme des Kaisers damit nicht gelöst werden konnten, zumal man kaum Vorstellungen darüber hatte, wie eine Inflation entsteht und welche Auswirkungen eine solche auf die Wirtschaft eines Landes hat. Später fing Liechtenstein auch an, die Silbermenge pro Münze zu senken, gleichzeitig die Nominalwerte zu erhöhen. Diese Münzen wurden „lange Münzen“ genannt. Die Gewinnmöglichkeit für den Fiskus lag darin, dass der Preis des Silbers nicht so schnell stieg, wie die Münzen verschlechtert werden konnten. Für die Verpachtung der Prägerechte erhielt der Kaiser im Gegenzug wöchentlich garantierte Zahlungen von Seiten des Konsortiums. Das Geld wurde dringend für die Fortsetzung des Krieges im Reich benötigt. Das Kippen und Wippen der [[Kipper- und Wipperzeit]] wurde ab sofort gewissermaßen von Staats wegen betrieben.

Der Pachtvertrag enthielt detaillierte Festlegungen, ohne die das Vorhaben nicht funktioniert hätte. Umlauf und Ausfuhr fremder Münzen wurde unter Androhung harter Strafen verboten. Alte hochwertige Münzen mussten zu einem festgelegten Preis beim Konsortium abgeliefert werden. Das Konsortium erhielt ein [[Monopol]] auf den Ankauf von Silber, egal ob aus Bergwerken oder Bruchsilber, zu festgelegten Preisen. Pro [[Mark (Gewicht)|Mark Silber]] (ca. 230&nbsp;g) sollten 79 Gulden geprägt werden.<ref> Leins, S. 166–173 </ref> Ursprünglich waren pro Mark noch 19 Gulden geschlagen worden. Die Mitglieder wurden mit "langen Münzen" aus der eigenen Produktion bezahlt. Aber entsprechend den tatsächlichen Machtverhältnissen und dem sozialen Status des Einliefernden war eine Mark eingeliefertes Silber nicht gleich viel wert. So erhielt Wallenstein für seine 5.000 Mark eingelieferten Silbers jeweils 123 Gulden, Fürst Liechtenstein jedoch 569 Gulden pro Mark. Den weitaus größten Teil des Silbers lieferte der calvinistische Bankier Hans de Witte mit 402.652 Mark ein, wofür er nur 78 Gulden pro Mark erhielt. Wallenstein war also nicht die treibende Kraft hinter dem Münzkonsortium, konnte aber viele für die spätere Zeit wichtige Geschäftskontakte knüpfen und profitierte auch von der Inflation. Insgesamt wurden 42 Millionen Gulden geprägt, wovon 30 Millionen in den ersten beiden Monaten ausgegeben wurden, was für die bereits durch den Krieg zerrütteten Wirtschaften faktisch den Ruin bedeutete.

Nach einem Jahr fand eine [[Währungsreform]] statt. Dies zeigt nach Ansicht von [[Golo Mann]], wie stark während der Zeit des Konsortiums der [[Feingehalt]] des Guldens insgeheim verschlechtert worden war. Dies wurde notwendig, da dem Fiskus die wöchentlichen Zahlungen nicht mehr ausreichten und er nach weiteren Anleihen von de Witte verlangte. Zudem lief der [[Silberpreis]] der Inflation voraus und betrug am Ende 85 Gulden pro Mark und mehr. Rechnet man die Kosten und die Gewinne hinzu, so kann man erahnen, wie viele Gulden pro Mark geprägt werden mussten.<ref>Golo Mann, S. 199</ref>

Nach einem Jahr übernahm Kaiser Ferdinand II. das Münzwesen wieder. Ab Sommer 1623 wurden Gulden mit dem alten Feingehalt ausgegeben, da die neuen Gulden fast keinerlei Wert mehr hatten, trotz Androhung der Todesstrafe von Händlern und Handwerkern nicht angenommen wurden und zu Meutereien unter den Söldnern geführt hatten, deren Lohn faktisch nichts wert war. Außerdem litt die böhmische Bevölkerung deswegen Hunger. Die "langen Münzen" sollten zum Kurs von 8:1 gegen den neuen alten Gulden getauscht werden. Über 40 Jahre dauerte die Nachgeschichte des Konsortiums, z.&nbsp;B. gab es heftige Streitigkeiten darüber, ob Darlehen, die mit dem Inflationsgeld aufgenommen wurden, auch wieder in voller Höhe mit dem neuen Gulden zurückzuzahlen seien.

Golo Mann schätzt den Gewinn Wallensteins auf insgesamt 20.000 Gulden.<ref>Golo Mann, S. 201</ref> Die Mitgliedschaft im Konsortium ist also nicht die Quelle für den riesigen Reichtum Wallensteins. Eher dürfte ihm seine neue Bekanntschaft mit einem der wichtigsten Bankiers des Kaisers [[Hans de Witte]] und weitere Kreditaufnahmen ermöglicht haben, das zu kaufen, was ihn zu einem Landesherrn, zu einem Fürsten machen würde: Großgrundbesitz, der aufgrund der Konfiszierungen der [[Grundherrschaft]]en der protestantischen böhmischen Stände ab Herbst 1622 sowie aufgrund der entstandenen Inflation in großer Menge weit unter Wert zum Verkauf stand.<ref> Leins, S. 111–116 </ref> Ein langjähriger Gegner Wallensteins am Wiener und Prager Hof, sein Vetter [[Wilhelm Slavata]], verfasste bereits 1624 eine 42 Punkte umfassende Anklageschrift gegen ihn, welche die Spekulationen um die Währungsreform zum Gegenstand hatte.<ref>Golo Mann, S. 204f.</ref>

=== Herzog von Friedland ===
[[Datei:Czechia, Jicin, Wallenstein's square aerial.jpg|mini|Der Wallenstein-Platz in [[Jičín]] (Gitschin), der Residenz des [[Herzogtum Friedland|Herzogtums Friedland]]]]
[[Datei:Zámek, Valdštejnovo nám. 1, Jičín - pohled z náměstí.JPG|mini|Wallensteins Gitschiner Stadtpalais]]
Anfangs versuchte die kaiserliche Verwaltung, die konfiszierten Güter selbst zu bewirtschaften und den Gewinn in die kaiserlichen Kassen fließen zu lassen. Es gelang jedoch nicht, auf diese Weise genügend Geld einzunehmen. Ab Herbst 1622 entschloss sich [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand II.]] deshalb, die Güter zu verkaufen. Wallenstein gab daraufhin ein Kaufangebot für die Grundherrschaft Friedland ab, die ihm bereits verpachtet worden war und auf die er ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekommen hatte. Karl von Liechtenstein setzte sich beim Kaiser dafür ein, dass Wallenstein die Grundherrschaft erwerben könne. Die Hofkammer verkaufte die Herrschaften Friedland und Reichenberg an Wallenstein als ewiges Erblehen und schließlich [[Fideikommiss]]. Wallenstein durfte seinem Namen ''von Friedland'' hinzufügen.

Wallenstein hat einen geringen Preis für die Herrschaften bezahlt, zumal das Geld in "langer Münze" zu zahlen war. Die geforderte Summe war durch die Hofkammer festgelegt und durch Wallenstein bezahlt worden. Die Ursache für den geringen Preis liegt darin begründet, dass der Kaiser nach wie vor stark geldbedürftig war. Für die Beteiligung Sachsens und [[Kurfürstentum Bayern|Bayerns]] am böhmischen Krieg hatte Ferdinand II. Schulden in Höhen von knapp 20 Millionen Gulden angehäuft. Außerdem waren die Zahl der finanzkräftigen Interessenten im Vergleich zur Menge des verfügbaren Landes und somit auch der erzielbare Preis sehr gering. Hinzu kommt, dass die kaiserliche Regierung gegen die Preissteigerungen infolge der selbstausgelösten [[Inflation]] ankämpfte und somit bezüglich der geforderten Summe an der Fiktion der Gleichwertigkeit von altem und "langem" Gulden festhielt.

Festzuhalten bleibt, dass Wallenstein die Chance, in Böhmen eine Landesherrschaft zu erwerben, nüchtern ergriff. Bis 1623 verkaufte er den größten Teil seiner mährischen Besitztümer und 1625 auch den Rest. Er kaufte und verkaufte nun zahlreiche Güter in Böhmen, teils um aus Preisdifferenzen Gewinn zu ziehen, teils um sich ein arrondiertes Territorium zusammenzustellen. Nach einigen Jahren besaß er ein geschlossenes Herrschaftsgebiet, das [[Herzogtum Friedland]], das mit rund 9.000&nbsp;km² zwischen Friedland im Norden und [[Nymburk|Neuenburg an der Elbe]] im Süden, zwischen [[Mělník|Melnik]] im Westen und [[Hostinné|Arnau]] im Osten ein knappes Fünftel des [[Liste der Bezirke in Böhmen|Königreichs Böhmen]] umfasste. Bis Ende 1624 soll Wallenstein Güter im Werte von 4,6 Millionen<ref>Diwald, S. 194, Golo Mann, S. 207</ref> erworben haben. Einen erheblichen Teil dieser Grundherrschaften verkaufte er aber nach kurzer Zeit wieder, und zwar mit erheblichen Gewinnen. Übrig bleibt demnach eine Summe von rund 1,86 Millionen Gulden, für die er Land in Böhmen erwarb.

Wallenstein baute sich also ein geschlossenes Großterritorium in Nordostböhmen auf. Dazu arbeitete er eng mit Karl von Liechtenstein zusammen, der den Wert der Güter enteigneter böhmischer Adliger zusammen mit der Hofkammer festlegte. Wallenstein profitierte bei seinen Aufkäufen von der Inflation durch das Münzkonsortium. Außerdem erhielt er den Titel "Hoch- und Wohlgeboren" sowie die Würde eines Hofpfalzgrafen mit den entsprechenden Rechten und Privilegien. Der Kaiser ernannte ihn schließlich zum erblichen Reichsfürsten von Friedland und begründete dies auch mit Wallensteins Diensten bei der Niederschlagung des böhmischen Aufstands.<ref> Leins, S. 112–115, 118f. </ref> Wallenstein begann 1623 [[Jičín|Gitschin]] zu seiner Residenz auszubauen. Er siedelte [[Jesuiten]] und [[Kartäuser]] an und plante, einen Bischofssitz einzurichten.

Wallenstein etablierte seine Herrschaft in Friedland mit dem Aufbau einer straffen Verwaltungsstruktur und baute die Wirtschaftsunternehmen des Landes, die größtenteils ihm selbst gehörten, zu einer effizienten und lukrativen Versorgungsproduktion für den Warenbedarf seiner Truppen aus. 1628 erließ er eine ''Wirtschaftsordnung'', ließ Zollstationen an den Grenzen einrichten, Straßen bauen sowie Maße und Gewichte vereinheitlichen, Fachleute aus dem Ausland holen und jüdische Händler fördern.

=== Elisabeth, geb. Gräfin Harrach, Herzogin von Friedland ===
[[Datei:Isabelle von Harrach.jpg|mini|Elisabeth (genannt: Isabella) von Harrach, Wallensteins zweite Ehefrau.]]
Der neue böhmische Grundbesitzer heiratete am 9. Juni 1623 erneut. Zu seiner zweiten Frau erwählte er die 22-jährige Isabella, eine Tochter des [[Reichsgraf]]en [[Karl von Harrach]] zu Rohrau, Freiherrn zu Prugg und Pürrhenstein, der kaiserlicher Minister, Berater und Mitglied des Hofkriegsrates war. Durch diese Heirat öffneten sich für Wallenstein alle Türen am Hofe. Neben den politischen Gründen für die Heirat muss es seitens Isabellas so etwas wie Liebe und Zuneigung zu Wallenstein gegeben haben, was Wallenstein wohl nicht unerwidert ließ. Dies belegen ihre zahlreichen Briefe an Wallenstein, in denen sie Sehnsucht und Freude über ein zukünftiges Wiedersehen mit Wallenstein äußert und echte Anteilnahme erkennbar wird, wenn die Krankheit ihn wieder an das Bett fesselte oder ihm Schmerzen in den Beinen bereitete.

Sie hatten eine Tochter, Maria Elisabeth, die 1645 Rudolf Freiherrn von [[Kaunitz (Adelsgeschlecht)|Kaunitz]] heiratete, und einen im November 1627 frühgeborenen und alsbald verstorbenen Sohn Albrecht Carl. Nach Wallensteins Tod durfte Isabella lediglich das [[Schloss Nový Zámek]] und die Herrschaft [[Böhmisch Leipa]] behalten.<ref>Golo Mann, ''Wallenstein'', S. 1123, 1140</ref>

=== Fortsetzung des Krieges ===
Eigentlich hätte der Krieg 1622 oder 1623 beendet sein können: Die böhmischen Rebellen waren besiegt, der Kriegsunternehmer von Mansfeld war Tilly in der [[Schlacht bei Wimpfen]] unterlegen, und [[Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel]], genannt der ''tolle Halberstädter'', hatte die [[Schlacht bei Höchst]] 1622 und danach die [[Schlacht bei Stadtlohn]] Ende Juli 1623 verloren. Die Pfalz war seit Ende 1622 durch Spanien und Bayern besetzt. Der Krieg wäre zu Ende gegangen, sofern nur noch einige wenige Zusatzbedingungen erfüllt gewesen wären. So hätte Friedrich&nbsp;V. sich Ferdinand unterwerfen müssen, und eines der wichtigsten Motive zur Fortsetzung des Krieges wäre entfallen. Ebenso war der Griff Maximilians&nbsp;I. von Bayern nach der pfälzischen Kurwürde, die ihm am 23.&nbsp;Februar 1623 durch Ferdinand verliehen wurde, ein willkommener Grund für die Fortsetzung des Krieges durch die protestantische Partei.

Bereits am 3. Juni 1623 hatte Ferdinand&nbsp;II. Wallenstein zum Generalwachtmeister und General Caraffa zum Oberkommandierenden des kaiserlichen Heeres ernannt. Die meisten böhmischen Regimenter waren im Reich bei den Truppen der [[Katholische Liga (1609)|katholischen Liga]] des [[Johann T’Serclaes von Tilly|Generals Tilly]], als Ende August 1623 Gabor Bethlen mit 50.000 Mann erneut in Oberungarn einfiel. Gerade einmal 7.500 bis 9.000 schlecht versorgte und ausgerüstete Soldaten konnten seitens des Kaisers gegen ihn aufgebracht werden. Zuvor hielt der Hofkriegsrat Werbungen neuer Truppen nicht für notwendig.

Wallenstein dagegen fing sofort an, auf eigene Faust Truppen zu werben und für sie Ausrüstung und Waffen zu kaufen, nachdem er vom Angriff Bethlens erfahren hatte. Der Kaiser erkannte die Initiative seines Feldherrn in Böhmen dankbar an. Angesichts der Bedrohung durch den Siebenbürger müssten ohnehin alle anderen Dinge zurückstehen. Ein Regiment unter Collalto wurde eilends aus dem Reich wieder nach Böhmen beordert.

Wenige Tage später, am 3. September 1623, wurde Wallenstein von Ferdinand in den ersehnten [[Reichsfürst]]enstand erhoben. Ob die Erhöhung in direktem Zusammenhang mit den Truppenwerbungen stand, ist nicht bekannt. Er durfte sich ab sofort ''Von Gottes Gnaden'' vor seinen Namen setzen, und ihm kam die Anrede ''Euer Liebden'' oder ''Euer Fürstlichen Gnaden'' zu. Die alten Fürsten des Reiches, insbesondere die Kurfürsten, waren verärgert ob dieser Standeserhöhung und verweigerten teilweise die dem Fürsten gebührenden Anreden. Wallenstein, empfindlich in solchen Fragen, beklagte sich daraufhin, dass ihm nicht der ihm gebührende Respekt gezollt werde. Neid und Ärger rief die Erhöhung aber auch bei seinen ehemaligen Standesgenossen hervor, so z.&nbsp;B. bei seinem Vetter Adam von Waldstein. Als Wahlspruch wählte Wallenstein: ''Invita Invidia'' (Dem Neide zum Trotz).

Im September zog das kleine Heer unter Caraffa von Böhmen in Richtung Preßburg, um Wien zu schützen. Es kam aber aufgrund wiederholter Angriffe der leichten Reiterei Bethlens nicht weiter als bis [[Göding]] am rechten Ufer der [[March (Fluss)|March]]. Am 28.&nbsp;Oktober wurde beschlossen, dass Wallenstein sich mit den Fußtruppen in Göding verschanzen und Caraffa zusammen mit Marradas mit der Kavallerie nach [[Kremsier]] weiterziehen solle. Die Lage Gödings war zwar günstig, aber die Versorgungslage schrecklich. Das gesamte Gebiet war durch die Truppen Bethlens bereits verheert und ohne Lebensmittel. Nach Meinung Wallensteins konnte sich Göding nur acht bis zehn Tage halten. In einem Brief an seinen Schwiegervater schrieb Wallenstein, dass die versprochenen 6.000 Mann aus Polen unbedingt eintreffen müssten.

{{Zitat|[Denn] kommen die Polacken unterdessen, so haben wir’s gewonnen, wo nicht, weiß ich nicht, wie’s gehen wirdt, drumb bitt ich, man feier nicht und wenn Erzbischof Dietrichstein oder sonsten jemand was vorplodert'' [Unsinn reden]'', daß man’s nicht glaubt, denn bis dato stehen unsere Sachen gar nicht wohl.|nach Diwald<ref>zitiert nach Diwald, S. 214</ref>}}

Sie kamen aber nie. Am 30.&nbsp;Oktober war Göding durch 40.000 Mann komplett eingeschlossen. Allerdings hatte Bethlen keine Artillerie, so dass er versuchte, Göding auszuhungern. Da die Truppen Gabor Bethlens aber genauso Hunger litten und der erhoffte Durchbruch der Truppen unter Christian von Anhalt nach Böhmen und Mähren aufgrund der Niederlage gegen Tilly nicht erfolgte, wurde am 19.&nbsp;November 1623 ein Waffenstillstand mit dem Kaiser geschlossen. Der Kaiser hatte also in Göding Glück gehabt, denn die Wallensteinischen Truppen hatten nur noch für wenige Tage zu essen und fast keine Munition mehr.

In den drängenden Briefen, die Wallenstein während der Belagerung an Harrach, den Hofkriegsrat, schrieb, analysierte Wallenstein die Konsequenzen weiterer Verzögerungen seitens des Hofes und gab detaillierte Vorschläge für Stärke, Bewaffnung und Aufmarschpositionen neu zu werbender Truppen. Immer trieb er dabei zur Eile an und schalt alle Lügner, die die Lage rosiger malten, als sie tatsächlich war. Dabei verlor er allerdings die Leiden seiner Soldaten nie aus den Augen und schilderte diese ebenfalls in den Briefen an den Hofkriegsrat. Diwald urteilt über Wallenstein, er habe in dieser Zeit einen außerordentlichen strategischen Überblick bewiesen und sei in der Lage gewesen, die Situation klar und nüchtern zu beurteilen. Auch wenn Wallenstein die Lage vielleicht düsterer sah, als sie tatsächlich war, hasste er doch die Neigung des kaiserlichen Hofes, das Heer aus finanziellen Gründen verfallen zu lassen, und äußerte dies wenig verklausuliert.

=== Erstes Generalat ===
==== Ernennung ====
[[Datei:Wallenstein Hondius 1625.JPG|mini|Wallenstein: ''Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat und Kämmerer, Allerhöchster Obrist von Prag und ebensolcher General.'' Kupferstich von [[Hendrik Hondius]], 1625/28]]

''Siehe auch:'' [[#Wallenstein als Landesfürst|Wallenstein als Landesfürst]]

1624 konnte sich Wallenstein fast ausschließlich um sein neues Fürstentum kümmern und baute dies innerhalb eines Jahres zu einem leistungsfähigen und blühenden Land aus. Wallenstein entwickelte von seinem Amtssitz Prag aus einen fast hektisch zu nennenden Eifer, in seiner Herrschaft die geplanten Projekte, wie Gründung eines Jesuitenkollegs, einer Schule, einer Universität, ja sogar eines Bistums voranzubringen. Wallenstein entfachte eine gewaltige Bautätigkeit, reorganisierte die Landesverwaltung und die [[Kameralwissenschaft|kameralistischen]] Angelegenheiten, verbesserte die Rechtspflege und gab dem Fürstentum eine neue Landesverfassung. Er interessierte sich für jedes noch so kleine Detail seines Landes. Als Statthalter in Friedland hatte Wallenstein mit [[Gerhard von Taxis]] einen Offizier der kaiserlichen Truppen eingesetzt, den er seit 1600 kannte und wegen seines Organisationstalentes schätzte. Am 12. März 1624 erhob Ferdinand den Besitz Wallensteins in den Rang eines selbständigen Fürstentums und eines Erblehens, der Titel war nun also an das Fürstentum gebunden und nicht mehr allein an die Person Wallenstein.

Inzwischen hatte sich im Norden des Reiches eine neue Bedrohung für den Kaiser und die Liga ergeben. Im Laufe des Jahres 1624 wurde eine große Koalition aus Frankreich, England, Dänemark und den Generalstaaten geschlossen, vorgeblich um die deutschen Fürsten gegen den Kaiser in ihre alten Rechte einzusetzen. Hauptsächlich war die Koalition aber gegen Spanien und die Habsburger gerichtet. Außerdem wollte König [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christian&nbsp;IV. von Dänemark]] für seinen Sohn [[Friedrich III. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich]] die Administration der Bistümer [[Bistum Münster|Münster]] und [[Bistum Halberstadt|Halberstadt]] erreichen. Da Christian als Herzog von [[Herzogtum Holstein|Holstein]] auch gleichzeitig die Reichsstandschaft besaß und Mitglied des [[Niedersächsischer Reichskreis|Niedersächsischen Reichskreises]] war, ließ er sich im Frühjahr 1625 auf den vakanten Posten des Kreisobersten wählen. Der Kreistag beschloss auf Drängen Christians trotz des Friedens im Reich zur Verstärkung der allgemeinen Verteidigungsfähigkeit eigene Truppen zu werben. Damit konnten die dänischen Truppen als Kreisarmee ausgegeben werden und in den Reichskreis einmarschieren. Mitte Juni 1625 überquerten Christians Truppen die Elbe und im Juli in [[Hameln]] die Weser und marschierten damit in kreisfremdes Gebiet ein. Bei [[Höxter]] traf Christian auf Truppen Tillys, der dem Dänenkönig aus seinem Hauptquartier in Hersfeld entgegengezogen war. Zur gleichen Zeit zog Ernst von Mansfeld, diesmal in englischen Diensten, mit 5.000 Mann aus den Niederlanden heran. Der Krieg setzte sich somit nach einer kurzen Atempause als gesamteuropäischer Konflikt fort.

Im gesamten Jahr 1624 und im ersten Halbjahr 1625 hatte der Kaiser die Anzahl seiner Regimenter aus Geldnot drastisch reduzieren müssen. Die wenigen vorhandenen Regimenter besaßen weit weniger Männer, als ihre Sollstärke auswies. Deshalb appellierte der bayerische Herzog an den Kaiser, neue Werbungen durchzuführen und wenigstens die vorhandenen Regimenter wieder kampffähig zu machen. Aus Geldmangel lehnte Ferdinand das Ansinnen aber ab. Im Februar 1625 waren die Rüstungen des kaiserlichen Hofes auf einem Tiefpunkt angekommen. In dieser Situation erschien Wallenstein im Januar 1625 am Wiener Hof und unterbreitete dem Kaiser das Angebot, innerhalb kürzester Zeit, ohne Verzögerung und auf eigene Kosten eine Armee mit 20.000 Mann aufzustellen, 15.000 Mann zu Fuß und 5.000 zu Pferd. Auf die ungläubige Frage, ob er denn in der Lage sei, 20.000 Mann zu unterhalten, antwortete Wallenstein: ''20.000 nicht, wohl aber 50.000''.

Nach monatelangen Verhandlungen in Wien ließ Ferdinand&nbsp;II. am 7.&nbsp;April 1625 ein Ernennungsdekret für Wallenstein ausstellen. In diesem Dekret wurde Wallenstein zum Führer und Haupt aller kaiserlichen Truppen im Reich ernannt, allerdings ohne das Recht, dieses Heer auch aufzustellen. Nach weiteren Verhandlungen und Gesprächen mit dem weiterhin zögerlichen Hofkriegsrat, insbesondere mit dessen Präsidenten Graf [[Rambold XIII. von Collalto|Rambold Collalto]], erhielt Wallenstein am 13.&nbsp;Juni die Direktiven für die Kriegsführung. Diese waren insofern von politischer Bedeutung, als Ferdinand dem bayerischen Kurfürsten Maximilian, dem Anführer der katholischen Liga, im Vertrag von 1619 zugestanden hatte, dass eine kaiserliche Armee dem ligistischen Heer nur assistieren werde. Die Kompetenzen, die Wallenstein erhielt, und seine Erhöhung zum Herzog von Friedland am gleichen Tag widersprachen aber dem Geist dieses Vertrages, denn Wallenstein wurde damit über alle ligistischen Generale erhöht. Und sieht man vom Kurfürstentitel Maximilians ab, stand Wallenstein auch mit diesem in nahezu gleichem Rang. Eine Unterordnung Wallensteins unter die ligistische Führung war damit praktisch ausgeschlossen. [[Friedrich Schiller]] in seinem Geschichtswerk ''Geschichte des 30-jährigen Kriegs'' über die Zeit von Januar bis Juni 1625:

{{Zitat|Niemand war, der diesen Vorschlag nicht als die schimärische Geburt eines brausenden Kopfes verlachte – aber der Versuch war noch immer reichlich belohnt, wenn auch nur ein Theil des Versprechens erfüllt würde.|Friedrich Schiller<ref>Friedrich Schiller: ''Geschichte des 30-jährigen Kriegs'', Schillers Werke (Nationalausgabe): 18. Band (1976): Historische Schriften: Zweiter Teil, S. 113, zitiert nach [[s:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs/Zweytes Buch|Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs, Zweytes Buch, S. 136]] auf [[Wikisource]]</ref>}}

Von diesem Augenblick an steigerte Wallenstein das Tempo der Rüstungen, die er bereits vor seiner offiziellen Ernennung begonnen hatte, auf das Äußerste. Am 27.&nbsp;Juni unterschrieb der Kaiser das Dekret, dass Wallenstein ein Heer von 24.000 Mann aufstellen solle. Darin betonte der Kaiser, die Waffen seien ihm von seinen Gegnern in die Hand gedrückt worden. Er führe sie nur zur

{{Zitat|Wiederbringung des allgemeinen hochnotwendigen Friedens, zur Erhaltung Unserer kaiserlichen Hoheit, Rechte und Gerechtigkeit, Schutz und Defendierung der Reichskonstitutionen, Satzungen und Rechten.|nach Diwald<ref>zitiert nach Diwald, S. 260.</ref>}}

Ausdrücklich erhielt Wallenstein die Auflage, die protestantischen Stände, die weiterhin kaisertreu seien, zu verschonen. Jeglicher Eindruck, dass aufgrund der Religion zu den Waffen gegriffen wurde, sollte wie schon zuvor vermieden werden. Gegen die halsstarrigen Feinde sollten aber die militärischen Mittel ihr Recht erhalten. Weiterhin solle unter den Soldaten strenge Disziplin gehalten werden, da der Krieg sonst nichts anderes als Räuberei sei. Auch wurde Wallenstein anempfohlen, den guten Rat des ligistischen Generals Tilly zu suchen, wenn Wallenstein dies als vorteilhaft empfinde und es zum Nutzen des Kaisers sei. Wallenstein erhielt damit praktisch einen Freibrief für eigenständige Kriegsführung unabhängig von der Liga. Ferdinand tat dies aber weniger für Wallenstein als für die Autorität und Entscheidungsfreiheit des Kaisers im Reich.

==== Der Krieg ernährt den Krieg ====
Wallenstein hatte sicherlich die finanziellen Mittel, um solch eine Armee aufzustellen. Trotzdem stellte sich die Frage, wie diese Armee, erst recht, wenn sie auf 50.000 Mann anwüchse, ernährt und erhalten werden und wie der Sold bezahlt werden sollte. Wallenstein streckte an Mitteln für Werbung und Unterhalt vor, was er selbst aufbringen konnte oder was ihm Hans de Witte im Vertrauen auf kaiserliche Rückzahlungen lieh. Für den regelmäßigen Unterhalt aber forderte Wallenstein, das bisher bekannte System der [[Kontribution]]en als Strafzahlungen besetzter Gebiete radikal zu ändern: Ab sofort sollten die Kontributionen als regelmäßige Kriegssteuer von allen Reichsständen, inklusive der Erbländer und Reichsstädte, erhoben werden.

Aufgrund der leeren kaiserlichen Kassen wurde sein Vorschlag schnell akzeptiert und im Dekret vom 27.&nbsp;Juni niedergelegt. Die Abgaben sollten aber nur so hoch sein, dass das Heer unterhalten werden könne. Sie waren kein Freibrief für Raub und Bereicherung. Wallenstein war sich bewusst, dass sein Kontributionssystem dauerhaft nur funktionieren konnte, wenn eine wirtschaftliche Schwächung der Zahlenden vermieden und man mit Rücksicht vorgehen würde. Voraussetzung war ebenso, dass die Truppenführer, allen voran er selbst, harte Disziplin im Heer hielten und ihren Söldnern Plünderungen streng untersagten.

Die ersten Kontributionen wurden in den kaiserlichen Erblanden erhoben. Hierfür war die kaiserliche Hofkammer zuständig. Für die Kontributionen aus dem Reich und seinem eigenen Herzogtum sorgte Wallenstein.

==== Schlacht bei Dessau ====
''Hauptartikel [[Schlacht bei Dessau]]''

Bis Ende Juli 1625 waren die Werbungen von 14 neuen Regimentern weitestgehend beendet. Hinzu kamen fünf Regimenter in Böhmen und zehn Regimenter, die von Ungarn bis ins Elsass verstreut waren und ebenfalls dem Oberbefehl Wallensteins unterstellt wurden. Die Hauptaufgaben bei der Musterung übernahm der ''Oberst-Muster-Zahlungs- und Quartiercommissarius'' [[Johann von Aldringen]]. Aldringen legte die Musterungsreviere und -plätze fest, meist Reichsstädte, die sich nur mit hohen Zahlungen von der lästigen Pflicht loskaufen konnten, und sorgte dafür, dass in nur vier Monaten bis Juli 1625 ein komplettes Heer mit über 50.000 Mann bei Eger zur Verfügung stand. Im August begann Wallenstein mit seiner neuen Armee ins Reich zu ziehen. Bis Ende September gelangte sie nach Göttingen, und Wallenstein traf sich am 13. Oktober südlich von Hannover mit Tilly, der die Monate zuvor den Dänenkönig Christian wieder in den niedersächsischen Reichskreis zurückdrängen konnte. Eine Belagerung der Stadt [[Nienburg/Weser|Nienburg an der Weser]] misslang Tilly jedoch, so dass er Wallenstein entgegenzog. Hier einigte man sich, dass Wallenstein Winterquartier in den Bistümern Magdeburg und Halberstadt nehmen und Tilly in der Gegend von Hildesheim und Braunschweig bleiben sollte. Dem Vorrücken Christians zu den Bistümern, die er für seinen Sohn gewinnen wollte, war damit vorerst Einhalt geboten worden.

Im Herbst 1625 und Winter 1625/26 wurden Verhandlungen zwischen den niedersächsischen Ständen und den kaiserlichen Generalen geführt, während Christian mit englischer und niederländischer Hilfe sein Heer auf 38.000 Mann aufstocken konnte. Nach vier Monaten brach Christian die ergebnislosen Verhandlungen am 8. März 1626 ab. Indessen blieb der Kriegsschauplatz frei von größeren Scharmützeln – lediglich einzelne Regimenter nutzten die Zeit, um sich in eine strategisch bessere Position zu bringen. Die meisten Truppen harrten jedoch in ihren Winterquartieren aus.

Bereits im Januar 1626 hatten Wallensteins Truppen starke Positionen an der Mittelelbe bezogen. Zwei Regimenter unter Aldringen und Collalto waren in Anhalt eingerückt und hatten [[Dessau]] und die Elbbrücke bei [[Roßlau (Elbe)|Roßlau]] besetzt, die mit starken Befestigungen versehen wurde. Wallenstein selbst verblieb in seinem Hauptquartier in [[Aschersleben]] und leitete die Werbungen, die ihm vom Kaiser genehmigt worden waren, um die Größe des Heeres auf 60.000 Mann zu verdoppeln.
[[Datei:Schlacht an der Dessauer Brücke.jpg|mini|Darstellung der Schlacht an der Dessauer Brücke auf dem Kupferstich eines Einblattdruckes von 1626<ref>[[s:Abbildung neben kurtzem Bericht welcher gestalt der Hertzog zu Friedland die Manßfeldische Armee von der Elbbrucken zu Dessa abgetrieben|Transkription des Blattes]] auf [[Wikisource]]</ref>]]
Nach dem Abbruch der Verhandlungen begann Mansfeld mit seinen Truppen in Richtung Süden zu ziehen, um nach Schlesien zu gelangen. Dort wollte er sich mit Gabor Bethlen vereinigen, der erneut in Oberungarn eingefallen war. Die Truppen unter dem dänischen General Fuchss, die das Mansfeldische Heer unterstützten sollten, wurden am Anfang April von Wallenstein in zwei Reitergefechten geschlagen, so dass sich Fuchss zurückziehen musste. Mansfeld, der mittlerweile [[Burg (bei Magdeburg)|Burg bei Magdeburg]] besetzt hatte, war nun ohne dänische Unterstützung und wollte den Übergang über die Elbe erzwingen. Nachdem er mehrere Tage vergeblich versuchte hatte, den von Aldringens Truppen gehaltenen Brückenkopf zu erobern, wurde er am 25. April 1626 in der [[Schlacht bei Dessau|Schlacht an der Dessauer Brücke]] durch die herbeigeeilten Truppen Wallensteins vernichtend geschlagen. Die von Mansfeld eroberten Städte wurden besetzt und teilweise geplündert. Die Flucht des Grafen endete erst in Brandenburg. Doch Wallenstein folgte ihm nicht.

Der Sieg über Mansfeld war der erste militärisch wichtige Erfolg Wallensteins und fiel in eine Phase verstärkter Spannungen mit dem Wiener Hof. Er festigte vorübergehend die Stellung Wallensteins und seiner Anhänger, auch wenn heftige Kritik geübt wurde, dass er Mansfeld nicht bis zur endgültigen Vernichtung verfolgt hatte.

==== Zug nach Ungarn ====
Wallenstein beobachtete die Wiederaufrüstung Mansfelds, konzentrierte sich aber zunächst auf die Abwehr eines vermuteten Angriffs des Hauptheeres des dänischen Königs, ergriff jedoch seinerseits keine offensiven Aktionen. Dies begründete er mit einem Mangel an Verpflegung und Geld für die Besoldung. Die ausstehenden Gelder in Höhe von 100.000 Gulden waren auch die Hauptursache für die Spannungen mit dem Wiener Hof. Schon im Herbst des Vorjahres trafen die versprochenen Soldzahlungen meist unpünktlich und nicht in ausreichender Höhe bei Wallenstein ein. Hinzu kamen ausbleibende Lieferungen von Lebensmitteln. Im Herbst und Winter hatte Wallenstein aus eigener Tasche Sold vorgeschossen und aus seinem Herzogtum für die Verpflegung der Truppe gesorgt. Persönliche Spannungen mit Collalto verschärften die Lage und führten zu einer langanhaltenden Feindschaft.

Im Juni 1626 vereinbarte Wallenstein mit Tilly, dass sie ihre Heere vereinigen und die Elbe entlang nach Norden ziehen sollten, um Christian anzugreifen. Doch Wallenstein wartete vergebens auf Tilly, der die Vereinbarung brach und stattdessen Göttingen belagerte. Im Juli wurde die finanzielle Situation des Heeres so dramatisch, dass Wallenstein sogar erwog seinen Befehl niederzulegen.

Die Nachricht, dass Mansfeld mit seinen erholten und neu geworbenen Truppen nach Schlesien aufbrechen wollte, um sich dort mit Gabor Bethlen zu vereinigen, überraschte Wallenstein nicht, da er mehrfach beim brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm energisch insistiert hatte, dass dieser die Neuformierung der Mansfeldischen Truppen nicht zulassen möge. Außerdem war er durch seine Spione genau über die Absichten Mansfelds informiert. Dementsprechend reagierte Wallenstein sehr schnell auf die neue Bedrohung der 20.000 Mann unter Mansfelds Kommando. Noch am 13. Juli wartete Wallenstein auf Tilly für den gemeinsamen Zug nach Norden und bereits am 16. Juli war er entschlossen Mansfeld zu verfolgen.

Am 21. Juli hatte Mansfeld Schlesien erreicht, und ein Wallensteinisches [[Kroatische Reiter|Kroatisches Reiterkorps]] von 6.000 Mann traf kurz darauf dort ein. Nur der Abmarsch der Hauptstreitmacht Wallensteins, die in der Lage gewesen wäre Mansfeld zu schlagen, verzögerte sich durch Bedenken Tillys und des bayerischen Kurfürsten. Zudem forderten sie, Wallenstein solle einen großen Teil seiner Truppen zur Unterstützung der ligistischen Truppen zurücklassen. Wallenstein stand vor einem Dilemma, blieb er in Norddeutschland, setzte er die Erblande einer großen Gefahr aus. Eilte er hingegen hinter Mansfeld hinterher, könnte Christian nach Süden vorrücken. Der kaiserliche Hofrat half bei der Entscheidung nicht und wälzte die gesamte Verantwortung auf Wallenstein ab. Zudem führte das Verlangen des Hofrates, dass Wallenstein Mansfeld im Reich schlagen solle, obwohl dieser längst in Schlesien stand, bei Wallenstein zu einem Tobsuchtsanfall.

Am 27. Juli entschloss sich Wallenstein zur Verfolgung Mansfelds, der mittlerweile [[Glogau]] erreicht hatte, und setzte sein Heer am 8. August in Marsch. Kurz zuvor hatte sich der Kaiser doch dazu entschlossen die Verfolgung Mansfelds zu billigen. Mit nur 14.000 Mann eilte Wallenstein – er hatte sein Heer geteilt und Truppen unter Herzog [[Georg (Calenberg)|Georg von Lüneburg]] zurückgelassen – in für die Zeit einmaliger Geschwindigkeit in Richtung Schlesien und Ungarn und überschritt bereits am 6. September die ungarisch-mährische Grenze. In nur 30 Tagen hatte sein Heer eine Strecke von mehr als 800 Kilometern zurückgelegt. Wallenstein in einem Brief an Harrach während des Marsches:

: ''Ich versichere ihn, daß keine Armee nie so stark marschiert hat als diese.''<ref>zitiert nach Diwald, S. 354</ref>

Mansfeld war unterdessen auch in Richtung Ungarn weitergezogen, da sich Gabor mit seinen türkischen Hilfstruppen den Berichten nach noch in Siebenbürgen aufhalten sollte und eine Vereinigung der Heere in Schlesien damit aussichtslos geworden war. Mansfeld sah daraufhin keine Chance mehr die beiden Heere zu vereinigen und unternahm auch keinerlei Versuche dazu. Wallenstein schlug am 9. September in der westlichen Slowakei bei [[Hlohovec|Neuhäusel]] ein Lager auf, um den ermüdeten und stark dezimierten Truppen eine Erholungspause zu ermöglichen. Unterwegs waren von Wallensteins Truppen 3.000 Mann durch Krankheit, Erschöpfung und Hunger gestorben. Am Rastort gab es, trotz der Zusage des Hofkriegsrates, keinerlei Lebensmittel und Vorräte für das Heer, so dass Wallenstein eine Meuterei befürchtete und dies auch wutentbrannt nach Wien meldete. Um wenigstens die notwendigste Versorgung seiner Truppen aufrechtzuerhalten, ließ Wallenstein in seinem eigenen Herzogtum alle rückständigen Zahlungen einziehen und bestellte 31.000 Sack Getreide bei seinem Landeshauptmann. Ebenso ließ er Ausrüstung und Munition auf eigene Kosten heranschaffen.

Am 18. September brach Wallenstein wieder auf und marschierte auf das belagerte [[Neograd]] zu, worauf sich die Belagerer sofort zurückzogen. Am 30. September trafen die Wallensteinische und die siebenbürgische Armee aufeinander. Bethlen bot sofort einen Waffenstillstand an und zog sich in der darauffolgenden Nacht heimlich zurück, ohne sich auf eine Schlacht mit Wallenstein einzulassen.

Auf Anraten seines Kriegsrates verfolgte Wallenstein das Heer Gabor Bethlens nicht, sondern kehrte ins Lager bei Neuhäusel zurück. In den folgenden Wochen begnügten sich beide Seiten mit Truppenverschiebungen, Besetzungen und Belagerungen befestigter Orte, ohne dass es zu einer entscheidenden Schlacht kam. Währenddessen wurde die Versorgungslage immer dramatischer. Das Heer Wallensteins ernährte sich mangels Brot von unreifen Feldfrüchten, was zu einer [[Bakterienruhr|ruhrähnlichen]] Epidemie führte. Für Wallenstein bestätigte sich seine ursprüngliche Auffassung, dass ein ungarischer Feldzug unsinnig sei, solange die Macht des Kaisers im Reich nicht entscheidend gefestigt worden war.

Mansfeld, der nicht mehr entscheidend eingreifen konnte und ebenfalls durch Hunger und Erschöpfung einen großen Teil seiner Männer eingebüßt hatte, überließ die Reste seiner Truppen gegen eine Abfindung Gabor Bethlen und versuchte sich nach Venedig durchzuschlagen, um dort neue Truppen zu werben. Am 5. November 1626 brach der erschöpfte, ausgemergelte und kranke Graf von [[Esztergom|Gran]] aus mit einer kleinen Einheit Soldaten auf und starb am 30. November in der Nähe Sarajevos. Der Legende nach soll Mansfeld auf sein Schwert gestützt und von seinen Gefährten unter den Achseln gehalten im Stehen gestorben sein.

Am 20. Dezember 1626 schlossen Gabor Bethlen und der Kaiser den [[Friede von Pressburg (1626)|Frieden von Preßburg]]. Einen Tag zuvor war die kaiserliche Armee ins Winterquartier aufgebrochen. Bis dahin hatte sich der Zustand des Heeres weiter verschlimmert. Und weiterhin bewiesen der kaiserliche Hof und die ungarischen Behörden ihre Unfähigkeit, die Versorgung der Armee zu sichern. Auf dem Weg in die Quartiere starben nochmals 2.000 Soldaten an Erschöpfung oder erfroren. In den Wochen bis zum Friedensvertrag verschlechterten sich Wallensteins Beziehungen zum Hof rapide und er resümierte den Feldzug bitter:

: ''Diese Armee denkt man nicht, daß sie noch einmal nach Ungarn wird zu bringen sein, denn dieses Schelmenland ist nicht wert, daß so viele ehrliche Leute malamente dahie aus Not haben sterben müssen.''<ref>zitiert nach Diwald, S. 362</ref>

Wallenstein war während dieses seltsamen Feldzuges nach Ungarn klar geworden, dass die Zusammenarbeit mit dem Hofkriegsrat keine ausreichende Basis für eine effiziente Kriegsführung war. Er hatte zwar schon zuvor versucht, die Reden und das Geschwätz am Wiener Hof zu ignorieren, da dies jedem geschehe, der eine kaiserliche Armee kommandiere. Trotzdem war er fest entschlossen, sein Kommando niederzulegen.

==== Brucker Konferenz ====
Sein Schwiegervater Harrach versuchte Wallenstein zu beschwichtigen und bat ihn, die Entscheidung bis zu einer mündlichen Unterredung aufzuschieben. Diese fand am 25. und 26. November 1626 in [[Bruck an der Leitha]] auf dem Harrach'schen [[Schloss Prugg]] statt. Harrach wurde von Fürst Eggenberg nach Bruck begleitet. Die Unterredungen zwischen Wallenstein und den Hofräten fanden in einer Situation statt, in der die kaiserliche Macht im Reich fast auf ihrem Höhepunkt war. Die von Wallenstein für Tilly bereitgestellten Truppen hatten entscheidend dazu beigetragen, dass dem dänischen König in der [[Schlacht bei Lutter]] am 27. August 1626 eine wichtige Niederlage beigebracht worden war. Und im Südosten war das Heer Mansfeld zerstreut worden. Dessen Führer war tot und der siebenbürgische Fürst hatte sich zurückziehen müssen.

Von der Konferenz existiert kein offizielles Dokument, das die besprochenen Punkte festhält. Ein Bericht in italienischer Sprache, der später auch in Deutsch publiziert wurde, war anonym verfasst worden und für Kurfürst Maximilian von Bayern bestimmt. Golo Mann und Hellmut Diwald vermuten, dass der Verfasser aus dem unmittelbaren Umfeld Harrachs, Eggenbergs oder des Wiener Hofes stammen müsse. [[Moriz Ritter]] und später Golo Mann meinen den Sekretär Harrachs, den Kapuziner [[Valerian von Magnis]], als Verfasser identifizieren zu können.<ref>[[Moriz Ritter]]: ''Untersuchungen zur Geschichte Wallenstein’s, 1625–1629'' in ''Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft'' Bd. 4 (1890), S. 36ff. ([[s:Untersuchungen zur Geschichte Wallenstein’s, 1625-1629|Volltext bei Wikisource]])</ref> Dieser Bericht brachte den Kurfürsten und die katholische Liga zum Schäumen, da offenbar nur die Vereinbarungen erwähnt wurden, die Wallenstein als Feind der Liga und der Reichsfürsten erscheinen lassen mussten. So sollte dem Bericht zufolge der Krieg von den kaiserlichen Erbländern ferngehalten werden. In das Reich aber sollte ein so großes Heer gelegt werden, ''daß es der Schrecken von ganz Europa wäre''.<ref>zitiert nach Golo Mann, S. 369</ref> Auch sollten nun ebenfalls die katholischen Länder zu Kontributionen, wenigstens aber zur Quartierpflicht herangezogen werden. Der Bericht schildert die Aufgabe der Armee Wallensteins als reine Defensivarmee, die nur die Reichsstände bedrücken und diesen durch Drangsalierung jede Kriegslust nehmen sollte. Maximilian fand seine schlimmsten Befürchtungen über Wallenstein bestätigt. Auf einem Ligatag am 21. Februar 1627 war dieser Bericht der Haupttagesordnungspunkt, und die Teilnehmer verfassten eine Protestnote an den Kaiser. Erklärtes Ziel der versammelten Fürsten war es seitdem, Wallenstein abzusetzen und sein Heer abzurüsten oder mit dem ligistischen zu vereinen.

Die Verhandlungen drehten sich aber vorrangig um die Bedingungen, unter denen Wallenstein bereit war, sein Kommando aufrechtzuerhalten. Einige der mündlichen Absprachen wurden erst im April 1628 durch den Kaiser schriftlich niedergelegt, auch wenn Wallenstein die betreffenden Rechte bereits seit der Konferenz wahrnahm. Folgende Punkte wurden vereinbart:
# Einräumung des Quartiersrechts in den habsburgischen Erblanden zur Erneuerung der Armee
# Zumessung der Kontributionen aus Böhmen direkt an Wallenstein ohne Einschaltung der kaiserlichen Finanzverwaltung, da sonst zu viele Gelder versickern würden. Wallenstein würde im Gegenzug, wie bisher auch, jeden einzelnen Heller und Pfennig direkt gegenüber dem Reichshofrat abrechnen.
# Vergrößerung der Armee auf 70.000 Mann.
Der letzte Punkt der Vereinbarung war Wallensteins größter Erfolg bei den Verhandlungen, da er durch die Reichsstände insbesondere im Hinblick auf die Größe seine Armee heftigst angefeindet worden war, dass er die Armee bereits über die tatsächliche Notwendigkeit vergrößert habe und nur die ''[[Ständische Libertät|teutsche Liberalität]]'' unterdrücken wolle. Weiterhin stellte Wallenstein seine Kriegsziele für das Jahr 1627 vor. Demnach sollte Schlesien befreit werden und der Krieg in den Norden verlagert werden, um den dänischen König zu vertreiben. Außerdem gelang es Wallenstein, zusätzliche Rechte bei der Ernennung seiner Offiziere zu erlangen.

==== Niedersächsisch-Dänischer Krieg ====
Nach der Niederlage in der [[Schlacht bei Lutter]] war der dänische König Christian eifrig bemüht, seine Truppen wieder in eine kampffähige Stärke zu bringen. Dies gelang ihm erst im April 1627, als sein Heer auch durch französische und englische Hilfe wieder auf 13.000 Mann angewachsen war. Ebenso war auch Wallenstein bemüht, das kaiserliche Heer wiederherzustellen. Er war im Januar 1627 mit seiner Frau Isabella und seiner im Mai oder Anfang Juni geborenen Tochter nach Jitschin zurückgekehrt und organisierte von dort aus den Neuaufbau des Heeres.

In dieser Zeit musste Wallenstein aber auch gegen die ligistischen Proteste ankämpfen, die ihm die vom Kaiser genehmigten Neuwerbungen vorwarfen und ihn beschuldigten, er wolle die Kurfürsten ihres Vorranges und ihrer Macht berauben. Im Frühjahr des Jahres 1627 liefen in Wien Klagen über vermeintliche oder tatsächliche Vergehen der kaiserlichen Truppen und über die Last der Kontributionen ein. Wallenstein versuchte zwar zu beschwichtigen, hatte aber insbesondere bei den mährischen Ständen und bei Maximilian von Bayern wenig Erfolg damit. Eine Einladung zu einer vom Kaiser einberufenen Konferenz vor den Feldzügen des Sommers nahm Wallenstein auch nur widerwillig an, über die Ergebnisse konnte er aber zufrieden sein, da ihm abermals die Zustimmung des Kaisers zum Aufbau einer großen Streitmacht gegeben wurde.

Zuerst wollte Wallenstein die dänische Besetzung Schlesiens beenden. In den Städten befanden sich Besatzungen, die während des Durchzugs von Mansfeld zurückgelassen wurden, und im Januar stießen Reste der Mansfeldischen Armee dazu. Durch Neuwerbungen aufgefüllt, standen etwa 14.000 Mann unter dänischem Kommando in Schlesien. Trotzdem befand sich die kleine Armee im Juni 1627 in einer hoffnungslosen Lage, Bethlen konnte nicht mehr helfen, und auch der dänische König war nicht in der Lage, Entsatz zu schicken; da seine Truppen durch Tilly im Reich gebunden waren, zog die Truppen aus Schlesien aber auch nicht ab.

Am 10. Juni 1627 traf Wallenstein mit großem Pomp und prunkvoller Begleitung in [[Nysa|Neiße]] ein, wo 40.000 Mann seiner 100.000 Köpfe zählenden Armee zusammengezogen worden waren. Der Feldzug begann am 19. Juni. Da er sich nicht mit langen Belagerungen aufhalten wollte, zog er vor eine Stadt und schlug der Besatzung vor, sich zu ergeben und unter freiem Geleit abzurücken. Nur wenige Städte leisteten gegen die riesige Übermacht Widerstand, so dass bis Ende Juli Schlesien von den dänischen Truppen befreit war. Am 2. August trat das Heer den Rückmarsch nach Neiße an. Der Jubel in Wien war angesichts des raschen Sieges so groß wie schon seit langem nicht mehr.

Am 7. August brach das Wallensteinische Heer, in zwei Marschsäulen getrennt, nach Norden auf. Etwa 14.000 Mann befehligte Wallenstein selbst, zehn Regimenter Reiterei wurden von Feldmarschall [[Heinrich Schlik zu Bassano und Weißkirchen|Graf Schlick]] kommandiert. Bereits während des Feldzuges in Schlesien war eine Vorausabteilung unter [[Hans Georg von Arnim]], einem protestantischen Obristen, der bereits in schwedischen, polnischen und Mansfeldischen Diensten gestanden hatte, in die Mark Brandenburg aufgebrochen. Arnim passierte am 13. August die Grenze nach Mecklenburg-Güstrow und drang weiter in Richtung [[Neubrandenburg]] vor. Dorthin hatte sich das dänische Hauptkontingent unter dem badischen Markgrafen [[Georg Friedrich (Baden-Durlach)|Georg Friedrich]] zurückgezogen, lag nun aber untätig auf der Insel [[Poel]].

Auch Wallenstein kam rasch voran, am 21. August erreichte er [[Cottbus]], am 28. August [[Perleberg]], am 29. August wurde die mecklenburgische Grenzfeste [[Dömitz]] genommen, und am 1. September traf er in Tillys Hauptquartier in [[Lauenburg/Elbe|Lauenburg]] an der Elbe mit diesem zusammen. Tilly war in der Zwischenzeit ebenfalls weit vorgerückt, da sich auch die anderen dänischen Verbände unter dem böhmischen Graf [[Heinrich Matthias von Thurn]] seltsam passiv verhielten und sich nach Holstein zurückgezogen hatten. Ein Friedensangebot von Tilly und Wallenstein vom 2. September an den dänischen König wurde von diesem wie erwartet aufgrund der unannehmbaren Bedingungen abgelehnt.

Auch wenn das hohe Marschtempo wie im letzten Jahr zu großen Verlusten unter den Fußsoldaten Wallensteins geführt hatte, brachen bereits am 6. September die Heere Wallensteins und Tillys nach Norden auf, um Christian endgültig zu besiegen. In kurzer Folge fielen Trittau, Pinneberg, Oldesloe, Segeberg, Rendsburg, Elmshorn und Itzehoe. Nach einer Verletzung Tillys übernahm Wallenstein den Oberbefehl über beide Heere, was insbesondere den bayerischen Kurfürsten wurmte. Die Armeen drangen schnell nach Dänemark vor, und bereits am 18. Oktober waren alle dänischen Truppen auf dem Festland vernichtet, was Wallenstein stolz dem Kaiser meldete. Christian selbst konnte sich mit einigen Begleitern auf die Insel [[Sjælland|Seeland]] retten. Über den atemberaubenden Sieg in nur sechs Wochen schrieb der Hofkammerpräsident am Wiener Hof:

: ''Der Herren Kriegsprozeß ist, sonderlich in so kurzer Zeit, so groß, daß jedermänniglich darüber stutzt und sagt: Quid est hoc?''<ref>zitiert nach Diwald, S. 387</ref>

==== Belagerung Stralsunds ====
Nach dem Sieg über den dänischen König gab es Hoffnungen auf einen allgemeinen Frieden im Reich. Wallenstein warnte jedoch eindringlich davor, unannehmbare Forderungen zu stellen. Vielmehr solle ein gerechter und konstruktiver Frieden geschlossen werden, der Christian helfen würde, das Gesicht zu wahren. Zusätzlich sei dies die einmalige Chance, die vorhandene Armee gegen die Türken zu wenden und Österreich, das Reich, ja ganz Europa gegen den islamischen „Erbfeind“ zu verteidigen. Wallenstein bedrängte den Kaiser, er solle schnellstens den Frieden mit Dänemark suchen. Die Richtigkeit der Überlegungen Wallensteins, dass die Schwerpunkte der habsburgischen Politik im Südosten liegen müssten, wurde mit den [[Türkenkriege]]n des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts bitter bestätigt.

Am 19. November 1627 trafen der Kaiser Ferdinand&nbsp;II. und Wallenstein in [[Brandýs nad Labem-Stará Boleslav|Brandeis]] bei Prag zusammen, um über die weiteren Schritte zu beraten. Wallenstein wurden Ehren zuteil, die sonst nur den höchsten Fürsten des Reiches zukamen. Ferdinand bot Wallenstein sogar den dänischen Thron an, den dieser aber ablehnte. Wallenstein schrieb darüber an von Arnim:

: ''aber ich habe mich gar schön bedankt, denn ich könnte mich nicht darmit manutenieren.<ref>schützen</ref> Will unterdessen mit dem andern fürlieb nehmen, denn dies ist sicherer.''<ref>zitiert nach Diwald, S. 405</ref>

Das ''Andere'' war das Herzogtum Mecklenburg, das Wallenstein, als Ausgleich für die Gelder, die er dem Kaiser vorgeschossen oder geliehen hatte, als Lehen erhalten sollte.

Die Kurfürsten schickten einen Beschwerdebrief an den Kaiser, in welchem Änderungen in der kaiserlichen Heeresführung verlangt wurden, da Wallenstein alleine für die Verwüstungen und Plünderungen des kaiserlichen Heeres verantwortlich sei. In einem geheimen Gutachten an Maximilian, das Wallenstein erneut scharf angriff, wurde dieser zudem des Hochverrats beschuldigt, da er sich der Kaiserkrone bemächtigen und das Reich in absolute Monarchie umwandeln wolle.

Ferdinand beantwortete das Schreiben der Kurfürsten kühl und knapp, dass man für bessere Disziplin im Heer sorgen werde. Noch war Ferdinand unempfindlich gegenüber den hasserfüllten Anschuldigen der Reichsfürsten gegen den Mann, der ihm alle seine Hoffnungen und Wünsche erfüllt hatte. Wallenstein selbst verwies auf drakonische Strafen gegenüber Plünderern und Mördern, als Ausdruck seines Willens, auf Disziplin zu achten. Er ließ sogar adlige Offiziere hinrichten, die es zu sehr auf die Spitze getrieben hatten, erinnerte den Kaiser aber daran, dass sein Heer nur durch pünktliche Soldzahlungen im Zaum gehalten werden könne, denn die Zahlungsrückstände der Hofkammer waren zu diesem Zeitpunkt bereits in astronomische Höhen angestiegen.

Am 1. Februar 1628 wurde Wallenstein mit Mecklenburg belehnt und zwei Wochen später zum ''General des Ozeanischen und Baltischen Meeres'' sowie zum Herzog von Sagan erhoben. Christian versuchte nochmals, die drohende Niederlage abzuwenden, und unternahm Angriffe von See aus auf das Festland, verlor beim Angriff auf [[Wolgast]] allerdings seine letzten Truppen.
[[Datei:Belagerung Stralsunds durch Wallenstein 3.jpg|mini|Darstellung der Belagerung Stralsunds auf einem kolorierten Kupferstich aus den Hogenbergschen Geschichtsblättern]]
Währenddessen spitzte sich die Lage um die Stadt [[Stralsund]] zu, die offiziell zum [[Herzogtum Pommern]] gehörte, als selbstbewusste [[Hanse]]stadt jedoch eine gewisse Selbständigkeit erlangt hatte. Noch im Herbst 1627 unternahm Wallenstein den Versuch, den Rat friedlich davon zu überzeugen, die kaiserliche Obergewalt anzuerkennen und eine kaiserliche Garnison in die Stadt zu lassen. Wallenstein war auf eine gütliche Einigung aus und wollte die Freiheiten der Stadt überhaupt nicht antasten. Denn sein Ziel war es, die norddeutschen Städte, insbesondere die der Hanse, zu einer wohlwollenden Neutralität ihm gegenüber zu bewegen. Wallenstein wusste, dass er die Finanz- und Wirtschaftskraft der norddeutschen Städte im weiteren Kriegsverlauf dringend brauchen würde. Deshalb ging Wallenstein ihnen gegenüber verhältnismäßig vorsichtig vor. Trotzdem lehnte der Rat das Ansinnen Wallensteins ab.

Daraufhin zog im Frühjahr 1628 Oberst von Arnim Truppen rund um die Stadt zusammen, um Druck auf die Bevölkerung und den Rat auszuüben. Weitere Kompromissvorschläge von Seiten Wallensteins und von Arnims wurden allerdings vom Stadtrat abgelehnt, so dass Wallenstein Anfang Mai 1628 zusätzlich 15 Regimenter nach Stralsund entsandte, um die Stadt militärisch zur Anerkennung der kaiserlichen Macht zu zwingen. Von Arnim beschoss ab Mitte Mai die gut zu verteidigende Stadt, die von drei Seiten durch die Ostsee und Sümpfe vor den Belagerern geschützt war. Der Rat der Stadt ersuchte nunmehr beim dänischen und beim schwedischen König um Beistand gegen die kaiserlichen Truppen. Mit Schweden schloss Stralsund sogar einen zwanzig Jahre geltenden Allianzvertrag. Am 13. Mai standen 1.000 geworbene Söldner und 1.500 Mann Bürgerwehr gegen 8.000 Mann unter von Arnim. Am 28. Mai trafen dänische Hilfstruppen ein, die sofort das Kommando in der Stadt übernahmen und erste Angriffe von Arnims abwehrten, der die Stadt erobern wollte, bevor Wallenstein mit der Verstärkung vor der Stadt erschien.

Nachdem am 7. Juli Wallenstein, von Jitschin kommend, vor der Stadt eingetroffen war, wurde der ernsthaftere Versuch zur Eroberung unternommen, der aber erneut abgewiesen wurde. Der Legende nach war Wallenstein wütend und ließ die Mauern der Stadt ununterbrochen berennen. Und er soll geschworen haben:

: ''Stralsund muss herunter, und wenn es mit Ketten an den Himmel gefesselt wäre.''

Tatsächlich ist dies aber eine Erfindung aus einer späteren Flugschrift. Und auch die angeblich verbissene Belagerung fand nicht statt. Fast ununterbrochen wurde zwischen Wallenstein und dem Rat verhandelt, der am 14. Juli auch die Kapitulation annahm, aber durch die Bürgerschaft überstimmt wurde. Nachdem ihm der pommersche Herzog [[Bogislaw XIV.]] versicherte, dass Stralsund dem Kaiser gegenüber loyal bleiben und alle Bedingungen Wallensteins erfüllen werde, entschloss sich Wallenstein zum Rückzug. Die Eroberung der Stadt hätte die Entblößung der Ostseeküste und damit den fast ungehinderten Zugang der schwedischen und dänischen Truppen zum Reich nicht aufgewogen. Drei Tage nachdem Christian mit 100 Schiffen und 8.000 Mann an Bord bei Rügen erschienen war, zog Wallenstein ab.

Spät, aber nicht zu spät hatte Wallenstein die Konsequenzen aus einem missglückten Abenteuer gezogen. Nach dem Abzug wurden die dänischen Truppen durch schwedische ausgetauscht, und aus dem Bündnisvertrag wurde die vollständige Inkorporierung der Stadt in das schwedische Königreich. Die stolze Hansestadt wurde zu einem schwedischen Provinzstädtchen: Stralsund verblieb bis 1814 unter schwedischer Herrschaft.

Eine Niederlage war der Rückzug aber nicht, wie die spottende und jubelnde protestantische Propaganda und die spätere Geschichtsschreibung glauben machen wollte. Wie richtig der Entschluss Wallensteins zum Rückzug war, zeigte sich kurze Zeit später, als er den Landungsversuch Christians auf Rügen zurückschlagen konnte und am 2. September 1628 die kurzzeitig vom dänischen König eroberte Stadt Wolgast wieder in seine Gewalt zu bringen vermochte. Christian war nun endgültig geschlagen und zog sich nach Kopenhagen zurück.

==== Mecklenburg ====
Wallenstein erhielt das Herzogtum Mecklenburg 1628 zunächst als Pfandbesitz in Abgeltung seiner enormen privaten Auslagen für das kaiserliche Heer, das in erheblichem Umfang aus dem Herzogtum Friedland beliefert und versorgt wurde, dann als förmliches Reichslehen. Die beiden Herzöge [[Adolf Friedrich I. (Mecklenburg)|Adolf Friedrich von Schwerin]] und [[Johann Albrecht II. (Mecklenburg)|Johann Albrecht von Güstrow]] hatten sich 1625 trotz kaiserlicher Abmahnungen mit [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel|Braunschweig]], [[Herzogtum Pommern|Pommern]], [[Mark Brandenburg|Brandenburg]], den freien Reichsstädten und [[Herzogtum Holstein|Holstein]] unter Führung des Königs [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christian IV. von Dänemark]] zu einem Defensivbündnis zusammengeschlossen. Obwohl beide Herzöge sich unmittelbar nach der [[Schlacht bei Lutter]] 1626 vom Dänenkönig losgesagt hatten, wurden sie 1628 durch Kaiser Ferdinand II. [[Ächtung|geächtet]] und abgesetzt und durch Wallenstein als Herzog ersetzt.

Wallenstein wählte das neu erbaute [[Schloss Güstrow]] als Residenz, ließ es prächtig möblieren und verbrachte dort ab Juli 1628 ein Jahr; von dort aus reformierte er in seiner kurzen Amtszeit (1628 bis 1630) das Staatssystem des Landes. Zwar ließ er die alte landständische Verfassung und deren Vertretung bestehen, formte das übrige Staatssystem aber weitreichend um. Zum ersten Mal in der Geschichte Mecklenburgs trennte er Justiz und Verwaltung (sog. „Kammer“) voneinander.<ref>Golo Mann: ''Wallenstein'', Kapitel ''Mecklenburg'', S. 550–577</ref> Er errichtete eine „[[Kabinett (Politik)|Kabinetts-Regierung]]“, an deren Spitze er selbst stand. Diese bestand aus jeweils einem Kabinett für Kriegs-, Reichs- und Haus-Angelegenheiten und einer Regierungs-Kanzlei für die Oberleitung der Regierung. Er erließ eine Armenversorgungs-Ordnung und führte gleiche Maße und Gewichte ein.

==== Friede von Lübeck ====
[[Datei:Titelblatt Luebecker Frieden.jpg|mini|Titelblatt eines Druckes mit dem Inhalt des Lübecker Friedens<ref name="friede">Vollständiger Text des Vertrags: ''[[s:Friede von Lübeck|Friede von Lübeck]]'' auf [[Wikisource]]</ref>]]
''Hauptartikel [[Lübecker Friede]]''
[[Datei:Wallenstein 3 Groschen.JPG|mini|Drei-Groschen-Münze mit Wallensteins Porträt aus dem Jahr 1629]]
Am 24. Januar 1629 begannen in Lübeck die ersten Vorgespräche zwischen dänischen und kaiserlich-ligistischen Abgesandten. Und wieder gab es gegensätzliche Interessen zwischen Wallenstein, der Liga – speziell Maximilian – und dem Kaiser. Der Kaiser sann auf einen Rachefrieden mit großen territorialen Zugeständnissen des dänischen Königs, während Maximilian es gern gesehen hätte, wenn sich die kaiserlichen Truppen weiterhin im Norden hätten engagieren müssen. Hinzu kamen der schwedische König [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf]], der Christian unbedingt im Krieg gegen den Kaiser halten wollte, und der französische Kardinal [[Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu|Richelieu]], der erste diplomatische Kontakte zu den Kriegsgegnern des Kaisers knüpfte, während er gleichzeitig die ligistische Partei unterstützte.

Wallenstein nahm die Bedingungen, die der Wiener Hof durchzusetzen hoffte, nicht ernst. Im Gegenteil: Er wandte sich am 26. Februar in einem Gutachten an den Kaiser, in dem er seine Ansichten zum Friedensschluss erklärte. Danach sei Dänemark nicht geschlagen, sondern zur See immer noch eine Macht. Auch werde Christian niemals in einen Frieden einwilligen, der die Abtretung Schleswig-Holsteins und Jütlands enthalte. Zumal er von allen Seiten gedrängt werde, den Krieg fortzusetzen. In Wien verstand man Wallenstein nicht und weigerte sich seiner Verhandlungslinie zuzustimmen.

Da sich die offiziellen Verhandlungen hinzogen, entschloss sich Wallenstein zu Geheimverhandlungen mit Hilfe von Vermittlern. Auch [[Johann t’Serclaes von Tilly|Tilly]], der anfangs noch wesentlich härtere Friedensbedingungen befürwortete, konnte von Wallenstein schnell überzeugt werden. Vermutet wird hier, dass dies nicht nur der Persönlichkeit Wallensteins zuzuschreiben war: Tilly und Pappenheim sollten nämlich zunächst das Herzogtum Braunschweig erhalten, dessen Herzog [[Friedrich Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Friedrich Ulrich]] sich an dem Feldzug Christians beteiligt hatte. Daraus wurde allerdings nichts, denn der bayrische Kurfürst Maximilian intervenierte erfolgreich zugunsten des Herzogs gegen dessen Enteignung.

Am 19. Juni setzten Tilly und Wallenstein ihre Unterschriften unter ein Gutachten, das Wallensteins Plan befürwortete. In Kopenhagen und nun auch in Wien war man damit einverstanden. Wallenstein gelang es, die schwedischen Emissäre, die das Ausbrechen Christians aus der antikaiserlichen Koalition verhindern wollten, von den Verhandlungen fernzuhalten. Außerdem scheiterte ein französischer Plan, einen Separatfrieden zwischen der Liga und Dänemark auszuhandeln und damit einen Frieden zwischen Dänemark und dem Reich zu verhindern. Am 22. Mai wurde der Lübecker Frieden geschlossen, am 5. Juni tauschte man die Urkunden aus und am 30. Juni traf die kaiserliche Ratifikation des Vertrages in Lübeck ein. Im Wesentlichen enthielt der Friedensvertrag folgende Festlegungen:<ref name="friede" />

* Der dänische König mischt sich in Angelegenheiten des Reiches nur ein, soweit sie ihn als Herzog von Holstein und Reichsfürst betreffen.
* Beide Seiten verzichten auf Schadensersatz und Christian&nbsp;IV. erhält seine Herzogtümer in Norddeutschland zurück.
* Die Gefangenen beider Seiten sind unverzüglich freizulassen.

Der Friede von Lübeck ist der maßvollste Vertrag des Dreißigjährigen Krieges. Hellmut Diwald nennt ihn sogar die einzige staatsmännische Leistung, zu der es diese Epoche gebracht hat.<ref>Diwald, S. 415</ref> Die Hoffnungen Wallensteins erfüllten sich: Christian wurde unerschütterlicher Parteigänger des Kaisers und griff 1643 sogar auf dessen Seite in den Krieg gegen Frankreich und Schweden ein. Wallenstein war die nächsten anderthalb Jahre ein General ohne Feind.

==== Entlassung ====
Die Belehnung mit Mecklenburg hatte unter den alteingesessenen Reichsfürsten für Unmut gesorgt, nicht nur bei den Protestanten. Ferdinand hatte die beiden Herzöge als Brecher des [[Ewiger Landfriede|Landfriedens]] enteignet und das Herzogtum an Wallenstein, den Kriegsunternehmer, der die kaiserliche Armee vorfinanzierte, den „Emporkömmling“ und vermeintlichen Zerstörer der ''[[Ständische Libertät|teutschen Libertät]]'', zu Lehen gegeben. Für die Kurfürsten, zuallererst Maximilian, bestätigten sich die alten Befürchtungen gegen Wallenstein. Wenn er die Absetzung der mecklenburgischen Herzöge erreichen konnte, war es nicht mehr weit zur Entmachtung der Kurfürsten und der anderen Reichsfürsten. Wallenstein war nach ihrer Meinung bereits der wahre Herrscher des Reiches. Sie hatten insofern recht, als Wallenstein mit seiner riesigen Armee den wichtigsten Machtfaktor im Reich darstellte. Die katholischen Reichsfürsten der Liga, deren Armee bis 1624 fast allein den Krieg gegen protestantische Fürsten, selbst in den kaiserlichen Erblanden Böhmen, Mähren, Schlesien und Österreich, geführt hatte, waren über den großen kaiserlichen Machtzuwachs in Norddeutschland beunruhigt. Sie versuchten, ebenso wie einige Berater Ferdinands in Wien, den konfessionell wenig gebundenen und ehrgeizigen Feldherrn als für die katholischen Ziele unzuverlässig hinzustellen.

Auf die Macht der kaiserlichen Armee in Norddeutschland hoffte sich Ferdinand stützen zu können, als er noch während der Verhandlungen zum Frieden von Lübeck am 6. März 1629 am Kulminationspunkt seiner Herrschaft das [[Restitutionsedikt]] erließ, womit er auch Wünschen der katholischen Parteigänger nachkam. Insbesondere sollten alle von den Protestanten eingezogenen Kirchengüter und Bistümer den Katholiken zurückgegeben werden. Wallenstein selbst lehnte das Restitutionsedikt als politisch unvernünftig ab, weil es die Gefahr gegnerischer protestantischer Koalitionen verstärkte. Kaiser Ferdinand und seine spanischen Verwandten verärgerte er durch seine Ablehnung eines umfangreichen Engagements im [[Achtzigjähriger Krieg|Spanisch-Niederländischen Krieg]] und im [[Mantuanischer Erbfolgekrieg|Mantuanischen Erbfolgekrieg]], weil er sich auf die zu erwartende schwedische Landung an der Ostseeküste konzentrieren wollte. Nach Mantua und in die Niederlande schickte er nur widerwillig einzelne Regimenter. Die Niederlande und Frankreich befürchteten eben dieses Engagement der kaiserlichen Armee unter Wallenstein und unterstützten die protestantischen bzw. katholischen Reichsfürsten und Kurfürsten in ihren diplomatischen Protesten gegen Wallensteins Oberkommando.

Auf dem [[Regensburger Kurfürstentag (1630)|Regensburger Kurfürstentag]] im Sommer 1630 zwangen die Kurfürsten (unterstützt von einer französischen Delegation mit [[Père Joseph]]) den Kaiser, Wallenstein, der ihnen zu mächtig geworden war, zu entlassen und die eigenen Truppen zu vermindern.<ref>Dieter Albrecht: ''Maximilian I. von Bayern 1573-1651.'' München 1998, S. 735–746 (der Beschluss des Kaisers zur Entlassung Wallensteins erfolgte am 13. August 1630).</ref> Durch dieses Zugeständnis hoffte der Kaiser erfolglos, die Königswahl seines Sohnes [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand]] durch die Kurfürsten und (ebenfalls erfolglos) ein militärisches Engagement der ligistischen Armee unter Tilly gegen die Niederlande und in Mantua zu erreichen. Die Absetzungsmitteilung wurde Wallenstein in seinem Kriegslager im Fuggerbau der Stadt [[Memmingen]] am 6. September 1630 überreicht.<ref>[[Josef Polišenský]]/Josef Kollmann: ''Wallenstein. Feldherr des Dreißigjährigen Krieges''. Köln 1997, S. 215; Wedgewood S. 200–232.</ref> Befürchtungen in Regensburg, er werde sich der Entlassung womöglich gewaltsam widersetzen, bewahrheiteten sich nicht.<ref>Golo Mann: ''Wallenstein'', S. 689f.</ref>

=== Eingreifen Gustav Adolfs ===
''Hauptartikel (Unterkapitel) [[Gustav II. Adolf#Dreißigjähriger Krieg|Gustav&nbsp;II. Adolf (Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg)]]''

Für den Kaiser aber kam es noch schlimmer: Im Frühsommer 1630 landete [[Gustav II. Adolf]] auf der Insel Usedom und griff so aktiv in den Krieg ein. Er besetzte im Herbst 1630 weite Teile Mecklenburgs, bis auf die befestigten Hafenstädte Rostock und Wismar. Die beiden abgesetzten Herzöge kehrten in seinem Gefolge im Triumph zurück. [[Johann t’Serclaes von Tilly|Tilly]], der Wallenstein im Oberkommando der Kaiserlichen abgelöst hatte, zog den Schweden im Januar 1631 bis [[Neubrandenburg]] entgegen. Solange es ging, bezog Wallenstein aus den nicht besetzten Teilen Mecklenburgs noch Steuern und Einkünfte und ließ sie sich nach Prag überweisen.

1631 fügte Gustav Adolf den kaiserlichen Truppen zahlreiche Niederlagen zu. Tilly verstand es nicht, aus seiner [[Magdeburger Hochzeit|Zerstörung Magdeburgs]] im Mai 1631 strategische Vorteile zu ziehen. Gegen den Willen des Kaisers und Kurfürst Maximilians fiel er in das bis dahin neutrale [[Kursachsen]] ein, nahm [[Merseburg]] und [[Leipzig]] und bewirkte damit ein schwedisch-sächsisches Bündnis, dem er bereits am 17. September 1631 in der [[Schlacht bei Breitenfeld (1631)|Schlacht bei Breitenfeld]] unterlag, wobei er seine gesamte Artillerie verlor. Die Schweden zogen über Thüringen weiter nach Franken und Bayern, die Sachsen fielen in Böhmen ein – unter dem Kommando von Wallensteins einstigem Truppenführer und Vertrautem [[Hans Georg von Arnim-Boitzenburg|Arnim]]. In dieser nahezu aussichtslosen Lage schien einzig Wallenstein das Blatt noch einmal zu Gunsten des Kaisers wenden zu können. Wallenstein hatte sich seit seiner Absetzung zwar als Privatmann in sein Herzogtum Friedland zurückgezogen und aus dem Kriegsgeschehen völlig herausgehalten, doch ließ er seine Verhandlungsbereitschaft erkennen. Auch war er stets gut informiert, da er Berichte nicht nur von kaiserlichen Generälen erhielt, sondern auch mit Führern der Gegenseite korrespondierte. Sein Schwager [[Adam Erdmann Trčka von Lípa|Trčka]] hatte über den Emigrantenanführer [[Heinrich Matthias von Thurn|Thurn]] sogar einen teils brieflichen, teils über Mittelsmänner laufenden Kontakt zu Gustav Adolf hergestellt, in der Hoffnung, Wallenstein auf die schwedische Seite zu ziehen.<ref>Golo Mann, ''Wallenstein'', Kapitel ''Fäden im Dunkeln'', S. 732–744.</ref> Da sich der König aber auf der Siegesstraße befand, hatte er nicht allzu viel Interesse an Wallenstein; diesem dürfte es eher um eine Rückversicherung wegen Friedland gegangen sein, in das sächsische Truppen eingedrungen waren und in ihrem Gefolge enteignete Emigranten.<ref>Golo Mann, S. 743</ref> In kaiserlichem Auftrag traf sich Wallenstein aber am 30. November 1631 mit Arnim auf dem Schloss [[Kounice|Kaunitz]], um einen Separatfrieden mit Kursachsen zu sondieren.<ref>Golo Mann, S. 754 ff.</ref>

=== Zweites Generalat ===
Unter dem Druck der Niederlagen des Jahres 1631 wurde Wallenstein aus Wien gedrängt, das Generalat erneut zu übernehmen. Der Weg zum zweiten Generalat erfolgte in zwei Stufen: Am 15. Dezember 1631 ernannte Ferdinand II. Wallenstein zum ''General-Capo'' über die kaiserliche Armee mit dem Auftrag, ein schlagkräftiges Heer aufzustellen. Die Ernennung war befristet bis Ende März 1632 und war das Ergebnis von Verhandlungen, die Wallenstein mit dem kaiserlichen Minister [[Hans Ulrich von Eggenberg]] in [[Znaim]] geführt hatte. Die unbefristete Ernennung Wallensteins erfolgte erst mit der am 13. April 1632 abgeschlossenen, erneut mit Fürst Eggenberg ausgehandelten, ''[[Göllersdorf]]er Vereinbarung''.<ref>Diese Vereinbarung, über die in Flugschriften Gerüchte kursierten, ist in keinem Archiv erhalten, weshalb jüngere Historiker eher annehmen, dass sie kein formaler Vertrag, sondern eine mündliche Absprache (wenn überhaupt) war, nach der evtl. Wallenstein die kaiserliche Armee wieder organisierte und befehligte, aber nicht mehr vorwiegend allein vorfinanzierte und gewisse Verhandlungsvollmachten besonders mit Kursachsen und Kurbrandenburg hatte, nicht ohne Wien über entscheidende Schritte zu informieren, vgl. Golo Mann S. 826–834. Weil die Grenzen seiner Verhandlungsrechte unbekannt sind, ist umstritten, ab welchem Punkt er – der mit vielen europäischen Persönlichkeiten Korrespondenzen unterhielt, auch wenn sie auf die Gegenseite gewechselt waren – seine Kompetenzen überschritt. Vgl. Rebitsch S. 58–59.</ref> Wallenstein wurde zum ''Generalissimus'' mit weitergehenden Vollmachten bestellt: er erhielt die uneingeschränkte Kommandoführung über die Armee, die unbegrenzte Befugnis, Offiziere zu ernennen, das Recht, Konfiskationen vorzunehmen, und die Entscheidungsgewalt in Sachen Waffenstillstand und Friedensschluss. Wallensteins Position nach der ''Göllersdorfer Vereinbarung'' wurde zeitgenössisch als ''directorium absolutum'' bezeichnet.<ref>Josef Polišenský/Josef Kollmann: ''Wallenstein. Feldherr des Dreißigjährigen Krieges''. Köln 1997, S. 236–239, Zitat S. 238.</ref> Die Frage, wie weit Wallenstein seine Vollmachten ohne Absprache mit dem Kaiserlichen Hof ausnutzen durfte, gab schließlich dem Kaiser die formale Möglichkeit zum Vorwurf des Landesverrates gegen ihn und zu seiner Ermordung.

Zu Beginn seines zweiten Generalats vertrieb die kaiserliche Armee Wallensteins die in Nordböhmen eingefallenen sächsischen Truppen unter dem Kommando [[Hans Georg von Arnim]]s wieder nach Sachsen.

==== Heerlager bei Nürnberg ====
Nach seiner Neuberufung sah sich Wallenstein mit der militärischen Lage konfrontiert, dass König [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf]] große Teile Bayerns und im Mai 1632 auch München besetzt hatte. Als Meister der Defensivstrategie entschloss er sich, mit seinem in Böhmen neu aufgestellten Heer dem weit im Süden stehenden schwedischen Heer, das auch im kommenden Winter versorgt werden musste, in Böhmen und Franken die Rückzugswege abzuschneiden. Dazu vertrieb er zunächst die mit den Schweden verbündeten Sachsen aus Böhmen und begann mit ihnen Waffenstillstandsverhandlungen, durch die König Gustav Adolf das Vertrauen zu seinen Verbündeten verlor. Dann entschloss sich Wallenstein, den Schweden den Weg in Franken zu verstellen. Für sein neues sehr gut ausgerüstetes und versorgtes Heer, ließ er im Westen von Nürnberg ein riesiges Feldlager für über 50.000 [[Landsknecht]]e nebst Tross aufbauen, in dem das Heer wochenlang lagern konnte. Das war für die seit dem 31. März 1632 mit König Gustav Adolf eng verbündete Stadt Nürnberg eine starke Bedrohung, blockierte die Stadt als Nachschubzentrum für das Schwedische Heer in Bayern und führte später in Nürnberg selbst und in der Umgebung zu großen Versorgungsschwierigkeiten. Durch den Aufbau und die Auswirkungen des Heerlagers von Wallenstein bei Nürnberg wurde Gustav Adolf und das schwedische Heer gezwungen, die verbündete Stadt Nürnberg zu entlasten und zu schützen und von Bayern ebenfalls in die Nähe von Nürnberg zu ziehen und dort ein Lager aufzubauen. So geschah es, wobei sich für die Schweden sehr bald zeigte, dass sie mit erheblichen Versorgungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten und tausende von Pferden und Soldaten durch Hunger und Krankheit verloren.<ref> Wedgwood, S. 280–282.</ref>

Von Juli bis September 1632 standen sich Gustav Adolfs Söldner bei Nürnberg und Wallensteins Söldner bei der Burgruine [[Alte Veste]] in Zirndorf, nahe der Nachbarstadt Fürth, direkt gegenüber.
Der zweimonatige Stellungskrieg verwüstete die Region um Nürnberg und löste in der durch Flüchtlinge und Soldaten überfüllten Stadt durch Hunger und Seuchen ein Massensterben aus. Der Höhenzug rund um die Alte Veste wurde dann im September 1632 für einige Tage Schauplatz einer verheerenden Schlacht zwischen den kaisertreuen katholischen Truppen unter Wallenstein und den schwedischen Truppen unter König Gustav&nbsp;II. Adolf ([[Schlacht an der Alten Veste]]):

Die schwedischen Truppen, die in Nürnberg lagerten, griffen die Stellungen der [[Katholische Liga (1609)|katholischen Liga]] in Zirndorf und Umgebung aus dem Osten an. Nach zwei Tagen schweren Gefechts und Tausenden von Toten auf beiden Seiten wurde die Schlacht durch die Schweden abgebrochen. Nach Ansicht der Historiker hat Wallenstein in der Schlacht die Oberhand behalten, da die bislang siegreichen Schweden sie nicht gewinnen konnten und schließlich aufgaben. Von den dortigen blutigen Gefechten geschwächt, räumten die Schweden das Feld. Damit zeichnete sich jetzt ab, dass der letzte Kampf des Schwedenkönigs wieder in Sachsen ausgefochten werden würde.

==== Schlacht bei Lützen ====
{{Hauptartikel|Schlacht bei Lützen}}
[[Datei:Wallenstein Hilfegesuch an Pappenheim 1632.jpg|mini|Hilfegesuch Wallensteins an Pappenheim vom 15. November 1632, sofort umzukehren, nachdem er ihn am Vortag nach Halle geschickt hatte<ref>eine Transkription des Briefes ist auf Wikisource verfügbar: [[s:Wallenstein Hilfegesuch an Pappenheim 1632|Wallenstein Hilfegesuch an Pappenheim 1632]]</ref>. Der gefaltete Befehl ist außen von Pappenheims Blut verfärbt.]]
Nachdem der Schwedenkönig [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf]] von Nürnberg nach Südwesten und Süden gezogen war, dachte man zunächst, dass er versuchen werde, Württemberg und Bayern erneut zu erobern und dort zu überwintern,<ref>Gustav Adolfs Strategie ist unter Historikern umstritten und schwankt zwischen vermuteter Ratlosigkeit und der Hypothese einer neuen Offensive im Bündnis mit süddeutschen protestantischen Fürsten, vgl. Schormann S. 47</ref> weshalb die Armee der katholischen Liga, nach Tillys Tod kurzzeitig unter dem Kommando Maximilians von Bayern, ihr folgte, um Bayern zu verteidigen. Wallenstein verweigerte Maximilians Bitten, die kaiserliche Armee ebenfalls nach Süden zu beordern, und wollte sich stattdessen mit den beiden zuletzt an der Weser und in Westsachsen operierenden kaiserlichen Heeresgruppen unter [[Gottfried Heinrich zu Pappenheim]] und [[Heinrich von Holk]] vereinigen (Vereinigung der Heere am 6. November 1632), um das Kurfürstentum Sachsen anzugreifen und es zu zwingen, das Bündnis mit Schweden zu verlassen und so die schwedischen Nachschub- und Rückzugswege zur Ostsee zu unterbrechen.<ref>Wedgwood S. 283–284, Schormann S. 47–48.</ref> Schneller, als Wallenstein erwartete, war Gustav Adolf gezwungen, ihn nach Sachsen zu verfolgen, um diesen Plan zu verhindern. Wallenstein, der die Nähe der schwedischen Hauptarmee nicht ahnte, teilte seine Armee am 14. November bei [[Weißenfels]] auf und schickte Pappenheims Reiter nach [[Halle (Saale)|Halle]] zur Überwinterung.<ref>Schmidt S. 53–54.</ref> Danach erfuhr er von einem Spähtrupp, dass sich überraschenderweise Gustav Adolf in seiner Nähe befand, woraufhin er Pappenheim befahl, möglichst rasch wieder zu ihm zu stoßen. Tatsächlich hatte der Schwedenkönig bei der Verfolgung Wallensteins zuvor in [[Naumburg (Saale)|Naumburg]] ein Lager bezogen und wollte in Sachsen vordringen, um Kurfürst [[Johann Georg I. (Sachsen)|Johann Georg]] zu unterstützen. Die Schweden hatten sofort ihre Chance erkannt, Wallensteins durch den Abzug Pappenheims geschwächte Armee bei [[Lützen]] zu besiegen. Aber auch Wallenstein hatte schnell reagiert, Pappenheim zurückbeordert und Schanzen bauen lassen.

Am nächsten Tag, am {{JULGREGDATUM|16|11|1632}} begann die Schlacht nach vergeblichen schwedischen Angriffen auf die Schanzen wegen Nebels und Rauchs erst mittags, als bald nach Beginn Pappenheim durch sein schnelles Eintreffen die defensiv aufgestellte kaiserliche Armee am linken Flügel verstärkte und die für Wallenstein schon kritisch gewordene Lage stabilisieren konnte. Jedoch wurde Pappenheim tödlich verletzt, ebenso wie bald darauf König Gustav Adolf, dessen Platz als Kommandeur der schwedischen Seite [[Bernhard von Sachsen-Weimar|Bernhard von Weimar]] einnahm. Am Ende des Tages waren beide Seiten erschöpft, und Wallenstein, der sich trotz starker Gicht-Schmerzen zu Pferd in der Schlacht hervorgetan hatte, weigerte sich, mit frisch eingetroffenen Truppen einen neuen Angriff zu unternehmen. Er räumte das Feld und zog sich nach Böhmen zurück. So konnten die Schweden behaupten, die Schlacht gewonnen zu haben. In Wahrheit war die Schlacht bei Lützen ein propagandistischer Sieg für den Kaiser, da die Moral der Protestanten durch den Tod Gustav Adolfs sehr geschwächt war. Wallenstein erhielt Glückwunschbotschaften aus Wien und war als Generalissimus vollauf akzeptiert. De facto hatte auch Wallenstein durch den Tod des loyalen und sowohl bei einfachen Söldnern als auch bei Offizieren sehr bewunderten Pappenheim einen schweren Verlust erlitten. Als Wallenstein dann in Prag auch noch 13 Offiziere wegen Feigheit und Flucht in der Schlacht bei Lützen hinrichten ließ, verlor er das Vertrauen vieler seiner Offiziere.<ref>C. V. Wedgwood, S. 303f. </ref>

==== Friedensbemühungen ====
Im Frühjahr 1633 ließ Wallenstein das Kurfürstentum Sachsen noch einmal durch Holk angreifen, widmete sich danach aber Friedensverhandlungen mit Sachsen, um es gegen den vom schwedischen Kanzler [[Axel Oxenstierna]] gegründeten [[Heilbronner Bund]] west- und südwestdeutscher protestantischer Fürsten und Städte in Stellung zu bringen. In dieser Zeit, vom Herbst 1632 bis Frühjahr 1634, lag die kaiserliche Armee nahezu untätig in Nordwestböhmen, was sich für die Region zu einer Belastung entwickelte. Dringende Bitten Kaiser Ferdinands II., wieder in die Offensive zu gehen, lehnte Wallenstein ab. Nur noch einmal, am 11. Oktober 1633 gelang Wallenstein ein militärischer Erfolg: Bei [[Ścinawa|Steinau an der Oder]] kam es zu einem Gefecht mit einem schwedischen [[Korps]] unter [[Heinrich Matthias von Thurn]], welches die Waffen streckte. Thurn wurde gefangen genommen, nach der Herausgabe sämtlicher von den böhmischen Vertriebenen gehaltenen Städte in [[Schlesien]] von Wallenstein jedoch wieder freigelassen.<ref>Friedemann Bedürftig, ''Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg'', Piper-Verlag, München/ Zürich 1998, 212 f.</ref> In Wien, wo man über die Gefangennahme des „Erzrebellen“ und militärischen Anführers des böhmischen Aufstandes von 1618 hocherfreut war, brachte dessen baldige Freilassung Wallenstein erneut in Misskredit. Die übrige Zeit widmete sich Wallenstein seinen zunehmend undurchsichtigen Verhandlungen.

Wallenstein und sein Heerführer [[Matthias Gallas]] hatten weitreichende geheime Kontakte zu ihren Gegnern, den kursächsischen Heerführern [[Hans Georg von Arnim]] und – seit Ende 1632 – [[Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg]], um Möglichkeiten für einen Friedensschluss auszuloten. Beide hatten am Anfang des Krieges zeitweise unter Wallensteins Kommando gedient. Eine weitere prominente Kontaktperson auf protestantischer Seite war der Böhme [[Wilhelm Graf Kinsky]], der nach der Schlacht am Weißen Berge nach Dresden gegangen war, aber von dort mit Genehmigung der Behörden Ferdinands II. lange Zeit frei zwischen Dresden und Prag pendelte, bevor er zuletzt ganz in Wallensteins Lager wechselte. In diesen Geheimkontakten versuchte jeder, die andere Seite auf die eigene hinüberzuziehen. Wallenstein versuchte offenbar, die Schweden und die Sachsen für seine eigenen Friedenspläne zu gewinnen. Oxenstierna verlangte von Wallenstein eine kaiserliche Vollmacht zu Verhandlungen. Als diese ausblieb, bot er ihm über Kinsky im Mai 1633 die böhmische Krone an, versuchte also ihn zum Verrat am Kaiser zu bewegen, unterstützt vom französischen Botschafter [[Manassès de Pas]].<ref>Golo Mann, S. 923–945.</ref> Dieses Angebot zum Hochverrat ließ Wallenstein über Monate unbeantwortet, weshalb umstritten ist, ob er wirklich vorhatte, wie er einmal sagte, „die Maskara fallen zu lassen“ und sich gegen den Kaiser zu wenden. Auch ein spanisches Angebot in den Krieg gegen die Niederlande einzusteigen und ihn zum Herzog von [[Provinz Friesland|Westfriesland]] zu ernennen, ließ er unbeantwortet.<ref>Schmidt, S. 56–57.</ref> Schließlich machte er sich Spanien und den Kaisersohn [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand]], der Ambitionen auf das Oberkommando der kaiserlichen Armee entwickelte zum Feind, als er Hilfegesuche für die spanischen Nachschubwege von Norditalien in die Niederlande, die am Oberrhein durch protestantische Truppen unter [[Bernhard von Sachsen-Weimar]] und schwedische Truppen unter [[Gustaf Horn]] gefährdet waren, brüsk ablehnte.<ref>Wedgwood, S. 305–306.</ref> Zu allem Überfluss verhandelte er auch mit Bernhard von Sachsen-Weimar.

Die kaiserlichen Zweifel an Wallensteins Loyalität und Fähigkeiten nahmen durch die Vorwürfe des bayerischen Kurfürsten Maximilian zu, der sich in vielen Briefen an Wallenstein und an den kaiserlichen Hof beklagte, dass Wallenstein nichts unternehme, um den sich im Laufe des Jahres 1633 abzeichnenden schwedischen Vormarsch vom Oberrhein nach Bayern und vielleicht bis Wien zu stoppen. Für Wallenstein war der angeblich drohende Vorstoß der Schweden nach Wien nur ein untergeordnetes, militärisch durch eine Blockade bei Passau leicht lösbares Problem. Im November 1633 wurde [[Kämpfe um Regensburg (1632–1634)|Regensburg von den Schweden erobert]]. Nach einer langen Zeit des Abwartens und hinhaltender Antworten entschloss sich Wallenstein zu spät zu einer Hilfsaktion und kehrte, als er in [[Furth im Wald]] Nachricht von der Einnahme Regensburgs durch die Schweden erhielt, nach [[Pilsen]] zurück. Der folgenden zweiten schwedischen Verwüstung Bayerns von November bis Ende Dezember 1633 sah Wallenstein tatenlos zu und argumentierte, die Liga-Armee, inzwischen unter seinem ehemaligen Unterbefehlshaber [[Johann von Aldringen]], solle die Verteidigung Bayerns übernehmen. Hilfegesuche Maximilians und Kaiser Ferdinands lehnte er ab. Damit endete die Geduld des Kaisers mit dem Generalissimus, am 31. Dezember 1633 fiel am Wiener Hof der geheime Beschluss, Wallenstein als Oberbefehlshaber loszuwerden.<ref>Wedgwood, S. 308–309.</ref>

Die Frage nach den Hintergründen und Zielen dieses riskanten und passiven Verhaltens ist die umstrittenste Frage der Wallenstein-Forschung.

==== Ermordung ====
Nachdem auch seine eigenmächtigen und geheimen Friedensbemühungen trotz monatelanger Dauer zu keinem Ergebnis geführt hatten und inzwischen in Wien kompromittierende Einzelheiten bekannt geworden waren, verurteilte ihn – hauptsächlich auf Betreiben der spanischen Habsburger – ein Geheimgericht wegen Verrats. Wallenstein wurde vom Kaiser für abgesetzt erklärt, was am 24. Januar 1634 beurkundet wurde. Ein Nachfolger, des Kaisers eigener Sohn, der spätere [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand&nbsp;III.]], stand schon bereit. Die drei wallensteinschen Generäle [[Johann von Aldringen|Aldringen]], [[Matthias Gallas|Gallas]] und [[Octavio Piccolomini (1599–1656)|Piccolomini]] wurden unter der Hand von der Absetzung instruiert und beauftragt, den abgesetzten Generalissimus tot oder lebendig auszuliefern. Eine Zeit lang unternahmen die genannten Offiziere aber nichts Konkretes, vermutlich weil die Anhängerschaft Wallensteins unter seinen Militärs noch zu groß war. Wallensteins Hauptanhänger waren [[Adam Erdmann Trčka von Lípa]], [[Christian von Ilow]], [[Wilhelm Kinsky von Wchinitz und Tettau|Wilhelm Graf Kinsky]] und der Rittmeister Niemann.

Wallenstein selbst hatte sich im Dezember 1633 nach Pilsen zurückgezogen, wo er von seiner Absetzung erfuhr. Nun überstürzten sich die Ereignisse. Am 18. Februar 1634 wurde in Prag öffentlich eine Hochverratsanklage angeschlagen. Eine bereits zuvor auf Ilows Betreiben erfolgte [[Ergebenheitsadresse]] der Truppenführer Wallensteins, der sogenannte erste [[Pilsener Schluss]] vom 12. Januar, ein zweiter erfolgte dann am 19. Februar, ursprünglich als Unterstützung Wallensteins dem Kaiser gegenüber gedacht, wurde nun für seine Gegner Grund zum beschleunigten Handeln, als sie bemerkten, dass sie nicht mehr in der ursprünglichen Form erneuert werden konnte, da Wallenstein inzwischen das Vertrauen seiner Armee mehr und mehr verloren hatte.
Der erste Pilsener Schluss war ein von Wallenstein durch Inaussichtstellung seines Rücktritts initiiertes Treuegelöbnis „bis zum Tode“ seiner Offiziere ihm gegenüber, der zweite eine halbherzige Relativierung, die jedoch den Verdacht des Hochverrats gegen den Kaiser nicht mehr entschärfen konnte.<ref>Vergl. Martin Heckel: ''Deutsche Geschichte''. Band 5, ''Deutschland im konfessionellen Zeitalter''</ref>
[[Datei:Ermordung-wallensteins-in-eger-anonymer-kupferstich 1-640x370.jpg|mini|Wallensteins Ermordung in Eger, zeitgenössische Radierung]]
[[Datei:Albrecht von waldstein.jpg|mini|Wallenstein, von [[Anthonis van Dyck]] († 1641), München Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Vorlage für einen seitenverkehrten Kupferstich von [[Pieter de Jode der Jüngere|Pieter de Jode dem Jüngeren]]<ref>[https://books.google.de/books?id=qmMpAAAAYAAJ&pg=PA132&q=wallenstein Szwykowski 1859] S. 7 und 132 f. und [http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/3659/pdf/Wallenstein-1959.pdf Gießen 1959] (PDF; 2,0&nbsp;MB) S. 5</ref>]]
Wallenstein erkannte – sehr spät – die unmittelbar drohende Gefahr und zog sich jetzt am 23. Februar von Pilsen nach Eger zurück, auf rechtzeitiges Eintreffen der Schweden hoffend. In Eger wurden zunächst die engsten Vertrauten Wallensteins Ilow, Trčka, Kinsky und Niemann vom Stadtkommandanten [[John Gordon (Oberst)|Gordon]], der in das Mordkomplott eingeweiht war, am Abend des 25. Februar zu einem Festbankett in den Speisesaal der Burg eingeladen, wo sie gemeinsam mit drei Dienern von einer Gruppe von Soldaten unter dem Kommando der Hauptleute Geraldin und [[Walter Deveroux]] ermordet wurden. Wallenstein selbst befand sich zu dieser Zeit im Haus des Stadtkommandanten, dem heutigen Pachelbel-Haus am Unteren Marktplatz 492. Hier wurde er am späten Abend des 25. Februar von einer Gruppe irischer bzw. schottischer Offiziere des Regiments [[Walter Butler (Oberst)|Walter Butler]], die unter dem Kommando von Deveroux stand, mit einer [[Partisane]] ermordet. Wallensteins Gegner einschließlich der Mörder wurden mit Wallensteins und Trčkas Vermögen ruhig gestellt, welches auf diese Weise schnell aufgebraucht war. Zu einer nachträglichen Untersuchung kam es nicht.

Wallensteins Witwe und sein einziges überlebendes Kind, die Tochter Maria Elisabeth (*&nbsp;1624), verloren sämtlichen Besitz und alle Titel. Isabellas Forderungen zum Trotz wurden ihr erst Jahre später „aus christlicher Milde“ die Herrschaften [[Schloss Nový Zámek|Neuschloss]] und [[Böhmisch-Leipa]], die ihr Wallenstein einst geschenkt hatte, zuerkannt.<ref>[http://www.koni.onlinehome.de/kurzbiographien/isabella Biographie Isabella Wallenstein]</ref> Maria Elisabeth heiratete 1645 Rudolf Freiherr von [[Kaunitz (Adelsgeschlecht)|Kaunitz]] (1628–1664).

=== Grablege ===
[[Datei:Mnichovo Hradiště castel chapel inside1.jpg|mini|Grablege von Wallenstein. Sein Grabmal trägt die Inschrift: „Quid lucidius sole? Et hic deficiet“ („Was leuchtet heller als die Sonne? Und auch sie weicht der Finsternis.“).]]
Bis zur Überführung in die Krypta der Klosterkirche [[Valdice|Karthaus Walditz]] bei [[Jitschin]] in Nordböhmen, die Wallenstein als Grablege für seine erste Frau gestiftet hatte, befand sich sein Sarg vom 1. März 1634 bis 27. Mai 1636 in [[Stribro|Mies]] bei Eger im Minoritenkloster ''St. Maria-Magdalena''. Die Quellen nennen unterschiedliche Aufbahrungsorte, einerseits die Minoritenkirche, andererseits das Konventsgebäude. Im Zuge der Josephinischen Reformen wurde 1782 das Kloster Karthaus aufgelöst; die Familie Waldstein ließ im selben Jahre die Gebeine Albrechts und Lukrezias von Waldstein in ihre Herrschaft [[Mnichovo Hradiště|Münchengrätz]] überführen, wo sie in der St.-Anna-Kapelle ihre letzte Ruhestätte fanden.

Die mit Wallenstein ermordeten Offiziere Freiherr Christian von Illow und Graf Adam Erdmann Trčka sowie Graf Wilhelm von Kinsky wurden in Mies am alten Friedhof beim Trauerberg beerdigt. Dagegen wurde Rittmeister Neumann, Trčkas Adjutant, am Galgenberg in Mies begraben. Dieses Grab mit der sogenannten Neumannsäule war noch 1946 vorhanden.<ref>vgl. dazu Holzschnitt von Albert Gröschl in: Weschta: ''Unser Egerland'', Eger 1934, S. 96</ref> Danach, seit dem Ausbau des Truppenübungsplatzes, ist die Säule an der Millikauer Straße verschwunden.<ref>vgl. Weschta, S. 144, u. „Mieser Zeitung“, Herausgeber Viktor Haßold, Mies 24. Februar 1934, Nr. 2171: Fritz Swieteczki: ''Vor der Katastrophe Wallensteins'', u. Georg Schmidt: ''Wallenstein in Mies'', mit 7 Holzschnitten von Albert Gröschl.</ref>

== Zur Person ==
=== Wallenstein als Landesfürst ===
[[Datei:WallensteinBrief.jpg|mini|Brief Wallensteins an den Landeshauptmann von Friedland bezüglich der Fortzahlung der Bezüge seines gestorbenen Baumeisters [[Andrea Spezza]] an dessen Söhne aus dem Jahre 1628.<ref>Transkription des Briefes: [[s:Wallenstein an den Landeshauptmann des Herzogtums Friedland|''Wallenstein an den Landeshauptmann des Herzogtums Friedland'']] auf [[Wikisource]].</ref>]]
[[Datei:Valdstejnsky Palace garden autumn.jpg|miniatur|''Salla terrena'' und Gartenanlage des Wallenstein-Palais in Prag. Im Hintergrund die Prager Burg mit dem St.-Veits-Dom.]]
Bereits der Autor des Artikels zu Wallenstein in der [[Allgemeine Deutsche Biographie|Allgemeinen Deutschen Biographie]] urteilte folgendermaßen:

: ''Wallenstein’s Fürstenberuf an sich ist zweifellos und steht, sowol auf dem Gebiete rationeller Staatsverwaltung als in cultureller Beziehung, fast ohne Beispiel in seiner trüben Zeit da.''<ref>ADB, Bd. 45, S. 639</ref>

Dass er seine Pflichten als Fürst ernst nahm, davon zeugt der nebenstehende Brief. Auch seine Repräsentanz in Prag war fürstlich, wie man darunter sehen kann.

=== Wallenstein als Feldherr ===
Als Feldherr war Wallenstein ein vorsichtiger Mann. Die meisten seiner Schlachten schlug er in defensiver Stellung seiner Armee ([[Schlacht bei Lützen|Lützen]]). Eine Ausnahme bildete eigentlich nur Wolgast, wo der Feind sich siegessicher glaubte und Wallensteins Truppen das Moor im Sturm durchquerten, welches der Gegner für unüberwindbar gehalten hatte. Belagerungen vollzog Wallenstein nicht gerne. Er scheiterte mit großen Verlusten vor Stralsund, beendete die Belagerung von Magdeburg 1629 nach drei Monaten, formierte allerdings die Belagerung Nürnbergs recht gelungen.

=== Name und Nationalität ===
Das böhmische Adelsgeschlecht, aus dem Wallenstein stammte, hieß auf Tschechisch ''z Valdštejna'' oder ''Valdštejnové''. Unter demselben Namen, zu deutsch „[[Waldstein (Adelsgeschlecht)|Waldstein]]“, existiert es noch heute. Der Name leitet sich von der [[Burg Valdštejn]], der Stammburg des Geschlechts ab, die im 13. Jahrhundert von deutschen Baumeistern erbaut wurde und von diesen auch ihren Namen erhielt. Der Name übertrug sich auf die Adelsfamilie. Er deutet also nicht auf eine deutsche Abstammung hin. Vielmehr waren sowohl Wallensteins väterliche als auch mütterliche Vorfahren – die [[Smiřický von Smiřice|Smiřický]] – tschechische Adlige.<ref>Golo Mann: ''Wallenstein. Sein Leben.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-10-047903-3, S.&nbsp;10f.</ref>

Wallenstein selbst sprach und schrieb bis zu seinem 15. Lebensjahr Tschechisch und nur sehr unvollkommen Deutsch. Später aber verwendete er fast ausschließlich die deutsche Sprache.

Die bekannte Namensform Wallenstein für den Herzog von Friedland setzte sich erst nach Friedrich Schiller durch und ist fast ausschließlich sein „Verdienst“. Jedoch unterschrieb Wallenstein selbst gelegentlich mit dieser Namensform und schon zu seinen Lebenszeiten wurde er als ''der Wallensteiner'' bezeichnet und seine Truppen als ''die Wallensteiner''.

=== Chronische Krankheit ===
Zu den ersten Symptomen gehörte 1620 die Gelenksentzündung in den Füßen. Wallenstein nannte „Podagra“ als Ursache, eine Krankheit, deren Symptome mit [[Gicht]] übereinstimmen. Sein Zustand verschlechterte sich rapide.
{{Zitat|Anno 1620 im Julio bin ich auf den Tod krank gewesen, und die Krankheit, vermein ich, dass ich mirs mit Trinken causiert hab.|nach Huf<ref>zitiert nach Hans-Christian Huf: ''Das Rätsel um Wallensteins Krankheit – Diagnose Syphilis.'' In: Hans-Christian Huf (Hrsg.): ''Mit Gottes Segen in die Hölle. Der Dreißigjährige Krieg.'' München 2003, S. 328–343, hier: S. 330.</ref>}}
Im November 1629 erkrankte er so schwer, dass er wochenlang darniederlag. Im März 1630 reiste er nach Karlsbad, um Linderung zu suchen. Das Gehen fiel ihm schwer. Bei der Schlacht von Lützen im November 1632 bestieg er sein Pferd unter heftigsten Schmerzen. Ein halbes Jahr später war ihm Reiten nicht mehr möglich. Auf seiner Flucht nach Eger 1634 musste er in der Sänfte liegend transportiert werden. Sein Skelett zeigt krankhafte Veränderungen, die [[Syphilis]] im Endstadium nahelegen.<ref>Hans-Christian Huf: ''Das Rätsel um Wallensteins Krankheit – Diagnose Syphilis.'' In: Hans-Christian Huf (Hrsg.): ''Mit Gottes Segen in die Hölle. Der Dreißigjährige Krieg.'' München 2003, S. 328–343, hier: S. 329ff.</ref>

=== Mythos ===
Neben dem Nimbus der Unbesiegbarkeit galt Wallenstein im soldatischen Aberglauben als unverwundbarer „[[Gefrorener]]“.

== Rezeption ==
=== Zeitgenossen ===
Bereits kurze Zeit nach der Ermordung Wallensteins erschienen mehrere Theaterstücke, Dichtungen und Zeitungen und eine Vielzahl von Flugschriften, die den Lebenslauf und den Tod schilderten. Die meisten dieser frühen Verarbeitungen sind heute völlig unbekannt und oftmals auch verschollen.<ref>Vgl. zur Rezeption Manfred Leber: ''Kriegstreiber, Verräter oder verhinderter Friedensstifter? Das schwankende Wallenstein-Bild vor, nach und bei Friedrich Schiller.'' In: [[Sikander Singh]] (Hrsg.): ''Erkundungen zwischen Krieg und Frieden.'' Saarbrücken 2017, S. 87–120 ([http://universaar.uni-saarland.de/monographien/volltexte/2017/162/pdf/170330_Buch_Ringvorlesung_Krieg_Frieden_ebook.pdf Volltext])</ref>

=== Schillers Wallenstein ===
[[Datei:Schillerhaus, Cheb Juli 2014.JPG|mini|Gedenktafel am Schillerhaus in Cheb]]
''Hauptartikel [[Wallenstein (Schiller)]]''

Schiller setzte Wallenstein zunächst als Historiker ein Denkmal in seiner umfangreichen ''Geschichte des 30-jährigen Kriegs''.<ref>Der wesentliche 2. Teil ist auf [[Wikisource]] vollständig einsehbar: [[s:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs/Zweytes Buch|''Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs, Zweytes Buch'']]</ref> Literarisch konzentrierte er sich in seiner bekannten Dramentrilogie (siehe oben) auf die letzte Lebenszeit Wallensteins (Pilsen und Eger). Der literarischen Darstellung ist nichts hinzuzufügen, da sie weitgehend den historischen Fakten entspricht. Nur das obligate Liebespaar der Dramentrilogie – Ottavio Piccolominis fiktiver Sohn Max und Wallensteins Tochter Thekla – bildet eine Ausnahme. Wallenstein hatte zwar eine Tochter Maria Elisabeth, die bei seinem Tod jedoch erst zehn Jahre alt war, und Piccolominis Adoptivsohn [[Joseph Silvio Max Piccolomini]] war nur ein Jahr älter.

=== Alfred Döblins expressionistischer Roman ===
''Hauptartikel [[Wallenstein (Roman, 1920)]]''

Der Titel des Romans von [[Alfred Döblin]], erschienen im Jahre 1920<ref>Alfred Döblin: ''Wallenstein.'' S. Fischer, Berlin 1920.</ref>, täuscht, denn in ihm steht nicht Wallenstein im Mittelpunkt, sondern der Kaiser [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand&nbsp;II.]], den Döblin konsequent ''Ferdinand den Anderen'' nennt. Auch sind die Abschnitte des Buches oft irreführend benannt. So heißt das erste Buch beispielsweise ''Maximilian von Bayern'', obwohl fast ausschließlich der Kaiser und seine Handlungen beschrieben werden. Der vermeintliche Protagonist dieses Teils wird nur am Rande erwähnt.

Anfangs schildert Döblin den Kaiser den historischen Tatsachen entsprechend, reichert diese Schilderungen aber mit fiktionalen Elementen an. Die Beschreibung des letzten Lebensabschnitts und des Todes Ferdinands haben dann nichts mehr mit der historischen Realität zu tun, sondern sind vollständig ein Resultat der künstlerischen Freiheit Döblins: Ferdinand, der sich bereits früh von der Außenwelt und besonders von seiner Machtposition innerlich entfernt hat und auch nicht mehr der anfänglichen Faszination des Feldherrn unterliegt, flüchtet sich in einen Wald, schließt sich einer Räuberbande an und wird schließlich von einem verwilderten Waldmenschen ermordet. Ferdinands Flucht in die vermeintlich friedliche Natur wird von Döblin damit also als Alternative zur brutalen Realität des Krieges abgelehnt.

Im zweiten Buch des Romans wird Wallenstein eher am Rande eingeführt. Erst mit den Ereignissen während seines Wirkens innerhalb des böhmischen Münzkonsortiums wird er präsent. Dies entspricht der Deutung Wallensteins durch Döblin in dem Roman insgesamt. Für Döblin überwiegt das ''Wirtschaftsgenie'' Wallenstein; Schlachten werden nur geschlagen, wenn sie sich nicht vermeiden lassen, denn Wallenstein wird von Döblin in der Hauptsache als moderner Manager langfristiger Kriegsplanungen dargestellt. Religiösen Fragen steht Wallenstein indifferent gegenüber und zwingt seine Partner und Gegenspieler damit, sich eine Lüge einzugestehen, derer sie sich nicht mal bewusst waren. Denn genauso wie Wallenstein streben diese nach Macht und Reichtum, verstecken dieses Streben aber hinter ihren religiösen Überzeugungen und Friedensbeteuerungen. Döblins Wallenstein hat keine politische Vision, und noch viel weniger möchte er das Reich reformieren. Für ihn zählen nur Reichtum und Macht. Döblins Urteil über Wallenstein steht damit der [[Marxismus|marxistischen]] Geschichtsschreibung nahe, die jegliches Handeln als Resultat von wirtschaftlichen Motiven ansieht.<ref>Konstantin Kountouroyanis: "Der Wallenstein-Stoff im Wandel der Zeit - Eine neue Studie beleuchtet, wie die historische Figur in den Werken von Alfred Döblin und Jaroslav Durych rezipiert wurde", Prager Zeitung [http://pragerzeitung.cz/index.php/home/kultur/20915-der-wallenstein-stoff-im-wandel-der-zeit Online-Ausgabe: 15.06.2016], Print-Ausgabe Nr. 24, 16.06.2016, Seite 5</ref>

=== Die Biographien Hellmut Diwalds und Golo Manns ===
[[Hellmut Diwald]] näherte sich der Biografie Wallensteins 1967 mit der Herausgabe von [[Leopold von Ranke]]s „Geschichte Wallensteins“, die er mit einer hundert Seiten umfassenden Einleitung versah. Zwei Jahre später erschien seine eigene Wallenstein-Darstellung, die bald schon als neues Standardwerk galt (''Für ihn [Diwald] ist Wallenstein nicht ein finsterer Machtmensch gewesen, sondern ein Mann, der die Macht gebrauchte „mit dem begleitenden Bewußtsein ihrer Vorläufigkeit“, nicht ehrgeiziger als Hunderte seiner Zeitgenossen und nicht prunksüchtiger als andere.'', so das Urteil von [[Alfred Schickel]]<ref>[http://www.hellmutdiwald.de/html/texte_uber__hd.html Website mit Pressezitaten zu Diwalds Wallenstein-Biographie]</ref>).
Golo Mann muss dies –&nbsp;zwei Jahre vor dem Erscheinen seiner Biografie ''[[Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann]]''&nbsp;– verärgert haben, ''vor dem [[wikt:apologetisch|apologetischen]] Hellmut Diwald ekelt es ihn nachgerade'' ([[Klaus-Dietmar Henke]]<ref>[http://www.sehepunkte.de/2007/04/pdf/12301.pdf Rezension der Briefausgabe Golo Manns, Göttingen 2006] (PDF; 72&nbsp;kB)</ref>). Der Herausgeber der Zeitschrift ''[[Der Spiegel]]'', [[Rudolf Augstein]], beurteilte das Werk Manns als eine ''sich objektiv gebende, höchst subjektive Darstellungskunst''.<ref>{{Der Spiegel|ID=43279017|Titel=Warten auf Arnim|Jahr=1971|Nr=42|Kommentar=Rezension}}</ref>

=== Volksfeste und Festspiele ===
In [[Memmingen]] finden alle vier Jahre zur Erinnerung an Wallensteins Aufenthalt in der Stadt 1630 [[Wallensteinfestspiele (Memmingen)|Wallensteinfestspiele]] statt. In [[Altdorf bei Nürnberg]] werden seit 1894 bis heute im dreijährlichen Rhythmus die [[Wallensteinfestspiele (Altdorf bei Nürnberg)|Wallenstein-Festspiele]] gefeiert. Dabei werden die Theaterstücke [[Wallenstein in Altdorf]] und eine Bearbeitung von Schillers Wallenstein-Trilogie aufgeführt. In der [[Stralsund|Hansestadt Stralsund]] findet mit den [[Wallensteintage]]n jedes Jahr das größte historische [[Volksfest]] in [[Norddeutschland]] statt und erinnert an die Befreiung der [[Stralsund|Hansestadt Stralsund]] von der [[#Belagerung Stralsunds|Belagerung durch Wallenstein]] im Jahre 1628.
[[Datei:HGM Schnorr v Carolsfeld Porträt Wallenstein.jpg|mini|Porträt Wallenstein von [[Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld]], 1823 (HGM)]]

=== Museale Rezeption ===
Durch die kaiserliche Entschließung von [[Franz Joseph I.]] vom 28. Februar 1863 wurde Wallenstein in die Liste der ''„berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“'' aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße [[Statue]] in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten ''[[kaiserlich-königlich|k.k.]] Hofwaffenmuseums'' (heute: [[Heeresgeschichtliches Museum]] Wien) errichtet wurde. Die Statue wurde 1877 vom [[Bildhauerei|Bildhauer]] [[Ludwig Schimek]] (1837–1886) aus [[Carrara-Marmor]] geschaffen, gewidmet wurde sie von Kaiser Franz Joseph selbst.<ref>[[Johann Christoph Allmayer-Beck]]: ''Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume''. Kiesel Verlag, Salzburg 1981, ISBN 3-7023-0113-5, S. 32</ref>

Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien sind weiters ausgestellt: eine bronzene Porträtbüste Wallensteins von [[Anton Brenek]];<ref name="Allmayer">''[[Johann Christoph Allmayer-Beck]]: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal I – Von den Anfängen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, Salzburg 1982 S. 26 f.''</ref> die taktische Aufstellung des kaiserlichen Heeres vor der Schlacht bei Lützen von eigener Hand Wallensteins; das Befehlsschreiben Wallensteins an Pappenheim vom Vorabend der Schlacht bei Lützen, welches mit dem Blut Pappenheims getränkt ist; Darstellungen der Ermordung Wallensteins; sowie ein [[Porträt]] Wallensteins von [[Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld]] nach [[Anthonis van Dyck|van Dyck]].<ref>''[[Manfried Rauchensteiner]], Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000, S. 13 f.''</ref>

Einen Einblick in das Leben des Generalissimus bietet eine Besichtigung des [[Waldsteinpalais]], das der Feldherr zwischen 1623 und 1630 auf der [[Prager Kleinseite]] erbauen ließ.

Das [[Museum Cheb|Regionalmuseum]] der Stadt Eger ([[Cheb]]) widmet Wallenstein eine Dauerausstellung. Neben Porträts und Gemälden sind dort sein ausgestopftes Pferd, das Zimmer seines Mordes und die Mordwaffe, die [[Partisane]], zu besichtigen.

Im Museum im [[Lützen#Schloss|Schloss Lützen]] wird Wallenstein als Feldherr im Dreißigjährigen Krieg und in der Schlacht bei Lützen dargestellt.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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== Quellen ==
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* ''Quellen zur Geschichte Wallensteins.'' Herausgegeben von [[Gottfried Lorenz]], Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, ISBN 3-534-01245-3.
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}}


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== Literatur ==
* {{ADB|45|582|641|Wallenstein, Albrecht Wenzel Eusebius von|[[Karl Wittich]]|ADB:Wallenstein, Albrecht Graf von}}
* [[Joachim Bahlcke]], Christoph Kampmann (Hrsg.): ''Wallensteinbilder im Widerstreit. Eine historische Symbolfigur in Geschichtsschreibung und Literatur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert.'' Böhlau, Köln u. a. 2011, ISBN 3-412-20609-1.
* [[Hellmut Diwald]]: ''Wallenstein. Eine Biographie''. Ullstein TB-Verlag, Berlin 1987 (zuerst 1969), ISBN 3-548-27550-8.
* [[Hans-Christian Huf]] (Hrsg.): ''Mit Gottes Segen in die Hölle. Der Dreißigjährige Krieg''. Econ, München 2003, ISBN 3-430-14873-1.
* [[Golo Mann]]: ''[[Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann|Wallenstein. Sein Leben]]''. S. Fischer, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-10-047903-3.
* Holger Mannigel: ''Wallenstein in Weimar, Wien und Berlin. Das Urteil über Albrecht von Wallenstein in der deutschen Historiographie von Friedrich von Schiller bis Leopold von Ranke.'' Matthiesen, Husum 2003, ISBN 3-7868-1474-0
* Peter Milger: ''Der Dreißigjährige Krieg. Gegen Land und Leute.'' Orbis-Verlag, München 2001, ISBN 3-572-01270-8.
* [[Josef Polišenský]], Josef Kollmann: ''Wallenstein. Feldherr des Dreißigjährigen Krieges''. Böhlau, Köln 1997, ISBN 3-412-03497-5.
* [[Leopold von Ranke]]: ''Geschichte Wallensteins''. Duncker & Humblot, Berlin 1869.
* [[Robert Rebitsch]]: ''Wallenstein. Biografie eines Machtmenschen.'' Böhlau. Wien u. a. 2010, ISBN 978-3-205-78583-5.
* [[Georg Schmidt (Historiker)|Georg Schmidt]]: ''Der Dreißigjährige Krieg.'' 6. Auflage. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49034-4.
* Gerhard Schormann: ''Der Dreißigjährige Krieg.'' 3. Auflage. Kleine Vandenhoeck-Reihe, Göttingen 2004, ISBN 3-525-33506-7.
* [[Cicely Veronica Wedgwood]]: ''Der 30-jährige Krieg''. Aus dem Englischen von A.G. Girschick. 8. Auflage. List, München u. a. 1995 (zuerst 1967), ISBN 3-471-79210-4.
* Inger Schuberth, Maik Reichel: ''Wallenstein. Die blut´ge Affair´ bei Lützen. Wallensteins Wende.'' Dössel 2012.


[[Kategorie:Hochschul- oder Universitätsort in Österreich]]
'''Dramen'''
[[Kategorie:Ort am Inn]]
* [[Friedrich von Schiller]]: ''Wallenstein''. Insel, Frankfurt; Auflage: 6., (Januar 1984), ISBN 3-458-32452-6, ISBN 978-3-458-32452-2. (Siehe auch [[Wallenstein (Schiller)]] sowie Anmerkung [18].)
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* [https://www.zdf.de/dokumentation/3sat-dokus/die-deutschen-wallenstein-und-der-krieg-104.html ''Wallenstein und der Krieg. Genialer Feldherr oder Verräter?''] ZDF-Geschichtsdokumentation (mit Abrufvideo)

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{{Personendaten
|NAME=Wallenstein
|ALTERNATIVNAMEN=Waldstein, Albrecht Wenzel Eusebius von (wirklicher Name); Wallenstein, Albrecht von; Valdštejna, Albrecht Václav Eusebius z; Valdštejna, Vojtěch Václav Eusebius z
|KURZBESCHREIBUNG=General im Dreißigjährigen Krieg
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|STERBEDATUM=25. Februar 1634
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}}

Version vom 30. Dezember 2018, 22:12 Uhr

Stadtgemeinde
Hall in Tirol
Wappen Österreichkarte
Wappen von Hall in Tirol
Hall in Tirol (Österreich)
Hall in Tirol (Österreich)
Basisdaten
Staat: Osterreich Österreich
Land: Tirol Tirol
Politischer Bezirk: Innsbruck-Land
Kfz-Kennzeichen: IL
Fläche: 5,54 km²
Koordinaten: 47° 17′ N, 11° 30′ OKoordinaten: 47° 17′ 0″ N, 11° 30′ 0″ O
Höhe: 574 m ü. A.
Einwohner: 14.698 (1. Jän. 2025)
Bevölkerungsdichte: 2654 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6060
Vorwahl: 05223
Gemeindekennziffer: 7 03 54
Adresse der Gemeinde-
verwaltung:
Oberer Stadtplatz 1–2
6060 Hall in Tirol
Website: www.hall-in-tirol.at
Politik
Bürgermeisterin: Eva-Maria Posch (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2016)
(21 Mitglieder)

8 ÖVP
3 Für Hall
3 SPÖ
3 Grüne
4 FPÖ

Lage von Hall in Tirol im Bezirk Innsbruck-Land
Lage der Gemeinde Hall in Tirol im Bezirk Innsbruck-Land (anklickbare Karte)AbsamAldransAmpassAxamsBaumkirchenBirgitzEllbögenFlaurlingFritzensFulpmesGnadenwaldGötzensGries am BrennerGries im SellrainGrinzensGschnitzHall in TirolHattingInzingKematenInnsbruckKolsassKolsassbergLansLeutaschMatrei am BrennerMiedersMilsMuttersNattersNavisNeustift im StubaitalOberhofen im InntalObernberg am BrennerOberperfussPatschPettnauPfaffenhofenPolling in TirolRanggenReith bei SeefeldRinnRumSt. Sigmund im SellrainScharnitzSchmirnSchönberg im StubaitalSeefeldSellrainSistransSteinach am BrennerTelfes im StubaiTelfsThaurTrinsTulfesUnterperfussValsVölsVoldersWattenbergWattensWildermiemingZirlTirol
Lage der Gemeinde Hall in Tirol im Bezirk Innsbruck-Land (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Münzerturm, Herz-Jesu-Basilika und Jesuitenkirche mit dem Karwendel im Hintergrund
Münzerturm, Herz-Jesu-Basilika und Jesuitenkirche mit dem Karwendel im Hintergrund
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Hall in Tirol (rätoromanisch Alla/?) ist eine Stadt im Bundesland Tirol in Österreich auf 574 m ü. A. mit 14.698 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2025). Hall liegt im Inntal, etwa zehn Kilometer östlich der Landeshauptstadt Innsbruck. Von 1938 bis 1974 trug Hall den Namen „Solbad Hall“.

Geografie

Lage

Hall liegt etwa zehn Kilometer östlich der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck im mittleren Inntal. Das Stadtgebiet liegt am linken Ufer des Inn am Fuße eines ausgedehnten Schwemmkegels des Weißenbachs.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende zwei Ortschaften (Einwohner Stand 1. Jänner 2025[1]):

Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Hall, Heiligkreuz I und Heiligkreuz II.

Nachbargemeinden

Das Stadtgebiet von Hall grenzt an folgende Gemeinden, die alle im Bezirk Innsbruck Land liegen:

Absam
Thaur Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Mils
Ampass Tulfes

Bevölkerungsentwicklung


Geschichte

Silberthaler von 1632, geprägt in Hall im Tirol

Hall wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt (lateinisch „salina in Intal iuxta Tavr castrum“Saline im Inntal nahe der Burg Thaur“) – der typische Hall-Name der Salzgewinnung erscheint 1256 und 1263 in einer Urkunde („ze Halle“ „zu Hall“).[2]

Seit dem 13. Jahrhundert bildete das Salzbergwerk im Halltal die zentrale Industrie der Stadt und der Umgebung. Die Wichtigkeit des Salzes ist auch im Stadtwappen dargestellt – zwei Löwen, die eine Salzkufe halten. Das Salz wurde bis in die Schweiz, den Schwarzwald und das Rheingebiet exportiert. Auch das Holz für die Salinen wurde aus weiten Teilen Tirols auf dem Inn nach Hall geflößt und dort mittels eines Holzrechens herausgefischt. Die Salzlauge musste deshalb aus dem Halltal bis in die Nähe des Flusses transportiert werden. Dazu wurden Holzleitungen verwendet. 1303 wurde Hall zur Stadt erhoben[3] und auf Grund der damit verbundenen Rechte zur zentralen Markt- und Handelsstadt in Nordtirol (siehe unten). 1371 werden in einer Urkunde Herzog Albrechts III. die Märkte der „statt ze Halle“ sowie die „burger ze Halle“ ausdrücklich genannt.[4] 1447 kam es zu einem herben Rückschlag in der Stadtentwicklung, als bei einem großen Stadtbrand große Teile der oberen Stadt von einer Feuersbrunst vernichtet wurden.

Hall im Inthal, Kupferstich in der Topographia Provinciarum Austriacarum von Matthäus Merian, 1679
Hall um 1900

1477 verlegte Erzherzog Sigmund von Tirol die landesfürstliche Münzstätte[5] von Meran nach Hall.[6][7] Der Grund dafür ist wohl in der guten Befestigung der Stadt und ihrer Nähe zu den heute ausgebeuteten Silberminen in Schwaz zu suchen. Dementsprechend wundert es wenig, dass gerade in Hall 1486 die erste hochwertige Silbermünze mit der Prägung des ersten Talers geschlagen wurde. Auch im 16. Jahrhundert war die Münzprägestätte in Hall sehr innovativ; so setzte man hier zum ersten Mal für die reguläre Münzprägung Maschinen, die so genannten Walzenprägemaschinen, ein. Sie wurden ein Exportschlager und gelangten über das habsburgische Spanien (Segovia) bis nach Südamerika (Potosí), wo sich das letzte Exemplar einer Walzenprägemaschine (ein Streckwerk) erhalten hat. Das Münzmuseum in der Haller Burg Hasegg[8] verfügt seit seiner Neueröffnung 2003 über eine Rekonstruktion dieser damals revolutionären Maschine.

Im 15. und 16. Jahrhundert gehörte Hall zu den bedeutendsten Städten der habsburgischen Herrschaften. So findet sich eine Stadtansicht von Hall im ersten Hof des Palazzo Vecchio in Florenz, dessen Malereien anlässlich der Hochzeit Francesco I. de Medici mit einer Tochter Kaiser Ferdinands I. angefertigt wurden. Ab 1501 war Hall zudem der Ort, an dem die bedeutende, vom Ritter Florian Waldauf gestiftete Reliquiensammlung den zahlreichen Pilgern gezeigt wurde. Die in Hall besonders früh auftretenden lutherischen Prediger, allen voran die bedeutenden Theologen Jacob Strauß und Urbanus Rhegius, erreichten jedoch eine Abwendung von der übersteigerten Reliquienverehrung, die erst mit der Gegenreformation wieder an Zuspruch gewann.

1567 wurde das Haller Damenstift gegründet; wenig später errichtete man auch Gebäude für den hier beheimateten Konvent der Jesuiten bei der neu erbauten Allerheiligenkirche. 1644 erfolgte der Baubeginn des Franziskanerklosters am jetzigen Standort. Ein großes Erdbeben am 17. Juli 1670 zerstörte die meisten Türme der Stadt und richtete großen Schaden an; die Erdbebenpfeiler zur Verstärkung älterer Häuser zeigen noch heute in der Altstadt die Ausmaße des damaligen Bebens. Dieses Beben wird auf eine Stärke von 5,2 auf der Richterskala geschätzt und gehört zu den stärksten Erdbeben in Österreich.[9]

In Heiligkreuz lebte und wirkte über viele Jahre hinweg der Tiroler Priester und Volksdichter Reimmichl, Sebastian Rieger.

Während der K.u.K.-Monarchie bis 1914 war Hall Garnisonsstadt für das IV. Bataillon des Tiroler Kaiserjäger Regiments Nr. 4. Im Zweiten Weltkrieg kam es aufgrund der Bombardierung des für die Inntalstrecke bedeutenden Bahnhofes zu erheblichen Schäden im Südwesten der Stadt; die Altstadt blieb von größeren Schäden verschont. Am 19. Dezember 1944 wurde die Bahnkreuzung bei Loretto durch sieben Bombentreffer zerstört. Der Verkehr auf der Unterinntalbahn sowie auf der Straßenbahnlinie 4 konnte jedoch schon nach wenigen Wochen wieder aufgenommen werden. Am 16. Februar 1945 zerstörte ein Bombenteppich mit insgesamt 323 Einschlägen sämtliche Eisenbahnanlagen und umliegende Gebäude völlig. Damit blieb der Bahnhof Hall bis nach Kriegsende ausgeschaltet. Der zweite Bombenangriff forderte 70 Tote und entfachte mehrere mittlere Brände. Als einziges kulturhistorisch bedeutendes Bauwerk wurde die Salvatorkirche bei dem Angriff vom 16. Februar 1945 getroffen. Allerdings wurde dabei an der östlichen Chorwand ein Fresko des Südtiroler Malers Hans von Bruneck entdeckt.[10] Als am 3. Mai 1945 um 9:15 Uhr amerikanische Panzer von Innsbruck her kommend am Unteren Stadtplatz einrückten, war für Hall der Zweite Weltkrieg vorüber.

Der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg verfolgte Gedanke, aus Hall einen Kurort zu machen[2] (daher auch die Umbenennung 1938 in Solbad Hall), ließ sich durch die Kriegswirren nur in geringem Ausmaß umsetzen. Mit dem Aus der Saline begrub man auch die Pläne eines systematischen Ausbaus der Stadt zum Kurort, was sich 1974/75 in der Rückkehr zum alten Stadtnamen Hall in Tirol ausdrückte.[11]

Im Jahr 1967 wurde der Salzbergbau beendet, anschließend funktionierte man die Herrenhäuser im Halltal, die bis dahin die Unterkunft der Bergarbeiter waren, zu einem kleinen Bergbaumuseum um. Die Herrenhäuser wurden jedoch 1999 von einer Lawine teilweise zerstört.

Historische Marktstadt

Die Stadt Hall blickt auf eine lange Tradition als einer der bedeutendsten Marktplätze in Tirol zurück.[12][13][14]

Dabei stellte nicht nur der Vertrieb des Haller Salzes einen wichtigen Impuls für die Haller Märkte dar. Der zur Salzproduktion nötige Holzrechen durch den Inn machte Hall zum Ausgangspunkt der Innschifffahrt und damit zur Kopfstation des Handels über den Inn und die Donau. Das Stadtrecht von 1303[3] sah darüber hinaus das Niederlagsrecht für die Stadt vor, was in der Praxis bedeutete, dass jeder Händler hier seine Waren „niederlegen“ musste.

Doch Hall war schon vor 1303 ein Marktort, wie die landesfürstlichen Urbare (Einnahmelisten) zeigen. Demnach besaß die Stadt spätestens seit den 1280er Jahren das Marktrecht. Zunächst handelte es sich noch um einen Markt der Nahversorger, also hauptsächlich von Lebensmitteln aus der Umgegend der Stadt zur Versorgung der Knappen und der ständig wachsenden Bevölkerung. Diese Märkte wurden in der einstigen Marktgasse (heute Salvatorgasse) und am Oberen Stadtplatz abgehalten; um die Schmied- und Marktgasse bildete sich ein Marktviertel heraus.

1356 verlieh Markgraf Ludwig von Brandenburg den Hallern das Recht, zusätzlich zwei Jahrmärkte abzuhalten. Die mittelalterlichen Jahrmärkte hatten – im Gegensatz zum normalen Markt – überregionale Funktion. So zogen auch die Haller Jahrmärkte auswärtige Händler in großer Zahl an. Hier wurde von Lebensmitteln bis zu Luxusgütern praktisch alles angeboten, was der Haller Kaufmann oder der einfache Bürger brauchte.

Die Jahrmärkte dauerten jeweils acht Tage und begannen im Frühjahr am zweiten Sonntag nach St. Georg (23. April), im Herbst am zweiten Sonntag nach St. Gallus (16. Oktober); seit 1536 wurde der Termin jeweils um eine Woche nach hinten verschoben, so dass der Jahrmarkt nun jeweils am dritten Sonntag nach St. Georg bzw. St. Gallus stattfand. Seine Eröffnung wurde durch das Ritual der „Marktberufung“ gefeiert: Am Eröffnungssonntag verkündete nach dem feierlichen Gottesdienst um 10 Uhr der Fronbote vom Balkon an der Mauer des Rathaushofes der versammelten Menge am Oberen Stadtplatz, dass die bedeutendsten Haller Amts- und Würdenträger mit dem Bürgermeister an der Spitze anwesend seien; es folgte die öffentliche Verlesung der Marktordnung. Noch heute erinnert eine Wandmalerei auf der Rückwand des Balkones an den Trommler, der dieses Ereignis begleitete.

Als Herzog Leopold IV. den Hallern 1406 das Rathausgebäude schenkte, vermachte er der Stadt zugleich auch den hinter dem Rathaus liegenden Baumgarten. Dieser wurde daraufhin als Marktanger der neue Marktplatz der Stadt. Die Märkte fanden nun vor allem am Oberen Stadtplatz und am heute mit der Neuen Mittelschule überbauten Marktanger zwischen Bachlechnerstraße, Krippgasse und Rathausrückseite statt. Das Portal der einstigen Durchfahrt, die beide Hauptplätze miteinander verband, ist heute noch auf der linken Seite der Fassade des Rathauscafés gut zu erkennen. Über der Durchfahrt steht die Figur des Roland, der ursprünglich den Brunnen am Oberen Stadtplatz zierte und zur Zeit des Marktes ein Schwert in der Hand hielt; er gilt als Zeichen der Marktfreiheit und Marktgerichtsbarkeit eines Ortes.

1648 und 1656 wurden die beiden Haller Jahrmärkte mit dem Privileg erweitert, auch Vieh verkaufen zu dürfen, doch die große Blütezeit der Haller Jahrmärkte ging spätestens im 18. und 19. Jahrhundert dem Ende entgegen, als man zunehmend ausländischen Händlern den Zugang zu den Märkten verwehrte und die Bedeutung der Märkte durch die zunehmende Zentralisierung generell abnahm. In jüngerer Zeit geht der Trend wieder zurück zur alten Marktstruktur. Bis heute gibt es einen wöchentlich stattfindenden Bauernmarkt, und der Adventmarkt am Oberen Stadtplatz gehört zu den beliebtesten Adventmärkten Tirols.

In der Zollstraße wurde Februar 2016 österreichweit die erste Traglufthalle als Quartier für 240 Flüchtlinge errichtet.[15]

Politik

Gemeinderat

Die letzten Bürgermeisterwahlen fanden gleichzeitig mit den Gemeinderatswahlen am 28. Februar 2016 statt. Da keiner der fünf angetretenen Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte, sollte es am 13. März zur Stichwahl gegen Eva Maria Posch (ÖVP Hall) und Karl-Ludwig Faserl (FPÖ) kommen.[16] Da der Kandidat der Haller Freiheitlichen jedoch im ersten Wahlgang deutlich weniger Stimmen als die bisher amtierende Bürgermeisterin von der ÖVP erhielt, verzichtete er auf die Stichwahl. Somit blieb Eva Maria Posch Bürgermeisterin von Hall in Tirol.[17]

Wählergruppe Prozent Stimmen Mandate
Bürgermeisterliste Dr. Eva Maria Posch – ÖVP Hall 37,71 % 2230 8
Gerhard Mimm „Sozialdemokratie-Hall und Parteifreie“ – SPÖ+PF 13,17 % 779 3
FÜR HALL – Unabhängige Bürgerliste 14,93 % 883 30
Die Grünen Hall – GRÜNE 13,21 % 781 3
Haller Freiheitliche – FPÖ 20,97 % 1240 4

Wappen

Beschreibung: „In Rot eine von zwei gekrönten goldenen Löwen gehaltene silberne Salzkufe mit goldenen Reifen.“

Das seit 1316 nachweisbare Stadtwappen zeigt mit der Salzkufe die Bedeutung des Salzbergbaus für die Stadt. Die Löwen sind eine Wappengabe von Kaiser Maximilian I. aus dem Jahr 1501.[18][19]

Städtepartnerschaften

  • Deutschland Iserlohn[20] (Nordrhein-Westfalen/Deutschland), seit 1967
  • Schweiz Winterthur (Schweiz), seit 1948
  • ItalienItalien Sommacampagna, 12 km von Verona (Italien) entfernt gelegen, etwa 14.000 Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Der Obere Stadtplatz in der Altstadt bietet ein mittelalterliches Ambiente. Hier befinden sich das städtische Rathaus, dessen Ratssaal als Trausaal verwendet wird, und die gotische Pfarrkirche St. Nikolaus.

Am Stiftsplatz erheben sich die Stiftskirche (Herz-Jesu-Basilika), deren Fassade Elemente der Renaissance aus ihrer Erbauungszeit bewahrt hat, und die Allerheiligenkirche (ehemalige Jesuitenkirche), die erste Barockkirche Nordtirols. Im Südwesten der Altstadt liegt die kleine Salvatorkirche, die mit einem Jüngsten Gericht aus der Zeit um 1418 eine der wenigen hochgotischen Malereien Nordtirols besitzt.

In und um Hall gibt es mehrere historische Ansitze: Rainegg (16. Jh.), Sommerhaus (vor 1630), Stubenhaus, Thurnfeld und das Thöml-Schlössl.

Moderne Gebäude finden sich im Umfeld der Altstadt, so etwa das Ensemble um den Kurpark.

Museen

Hall beherbergt mehrere Museen. Insbesondere in der Burg Hasegg südlich der Stadt entstand ein Kulturzentrum, in dem mehrere Museen und die zentralen Institutionen der stadtgeschichtlichen Forschung beherbergt sind. Das 2003 neu eröffnete Münzmuseum[8] in der Burg beleuchtet die bedeutende Stellung der Haller Münze für die Entwicklung der europäischen Münztechnik. Seit 2005 kann der Besucher des Museums auch das Wahrzeichen der Stadt, den restaurierten Münzerturm in der Burg Hasegg, besuchen. Seit dem Sommer 2007 ist die Stadtarchäologie Hall ebenfalls in den Museumsparcours integriert. Das 2010–2013 erweiterte Stadtmuseum beherbergt bedeutende Kunstschätze aus der Stadtgeschichte.

Ein Bergbaumuseum in der Altstadt, in dem u. a. ein begehbarer Stollen, Schächte und eine Rutschbahn nachgebildet wurden, gibt noch einen guten Eindruck von der harten Arbeit unter Tage in den Halltaler Stollen. Als Museumsgebäude dient die ehemalige Schmalzwaage, das frühere Lager für die Naturalien, mit denen die Bergleute anteilig entlohnt wurden.

Denkmalschutz und Stadtarchäologie

Der Denkmalschutz[21] spielt in der Stadt, die über die größte erhaltene mittelalterliche Altstadt in Nordtirol verfügt, eine zentrale Rolle. Seit mehreren Jahrzehnten versucht man hier die historische Bausubstanz zu erhalten und zu erneuern. Dabei sollen die alten Häuser bewahrt werden, die Stadt aber zugleich ein lebendiger Ort des Austauschs bleiben. Für ihre Bemühungen erhielt die Stadt bereits 1984 den ersten Österreichischen Staatspreis für Denkmalschutz; 1986 wurde ihr die Europafahne für ihre Verdienste im Denkmalschutz verliehen. Als ständige die Stadt beratende Institution für sensible Planungsfragen in der Altstadt wurde 1971 ein eigener Altstadtausschuss eingerichtet.

Hall ist Mitglied im Verband Kleine historische Städte, die Stadt bemüht sich überdies um überregionale Projekte im Bereich des Denkmalschutzes, etwa zusammen mit der Partnerstadt Sommacampagna in Italien oder der Stadt Segovia in Spanien.

Seit 1996 verfügt die Stadt Hall als erste und bislang einzige Stadt Westösterreichs über eine eigene Stadtarchäologie, die seither wesentliche Erkenntnisse zur Stadt- und Regionalgeschichte beigetragen hat. So konnten etwa die weitreichenden Handelsbeziehungen der Stadt im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit auch archäologisch mehrfach nachgewiesen werden. Auch das bedeutende Stadtarchiv der Stadt Hall, das als größtes Gemeindearchiv Österreichs gilt, verfügt über reiche Bestände seit der Zeit der Stadterhebung (1303). Seit 2006 geben Stadtarchiv und Stadtarchäologie eine interdisziplinäre Reihe unter dem Titel Forum Hall in Tirol. Neues zur Geschichte der Stadt heraus.

Kulturelle Ereignisse

  • Sprachsalz, Internationales Literaturfestival Hall i.T., das seit 2003 jedes Jahr rund 20 internationale Autoren im September zu Lesungen einlädt, die hauptsächlich im Parkhotel stattfinden.
  • Haller Gassenspiele: Komödienspiele im Sommer, an verschiedenen Plätzen in der Haller Altstadt. 2012 mit Moliere`s George Dandin Gewinner des Tiroler Volksbühnenpreises
  • Theater Szenario Tirol: Lobkowitzgebäude, Saline 15. Freies Theater, gegründet 2005 vom Haller Theatermacher Wolfgang Klingler.
  • Die Partisaner Garde zu Hall in Tirol, eine Ehrengarde zum Schutze des Allerheiligsten bei Prozessionen, wurde 2013 von der UNESCO unter der Bezeichnung Sakramentsgarden in Tirol in das UNESCO-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Hall befindet sich das Landeskrankenhaus Hall, die Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik (UMIT) und ein Bezirksgericht. Außerdem ist Hall Sitz der FELDER-Gruppe, die Maschinen für die Holzbearbeitung herstellt.

Verkehr

Vorplatz und Hauptgebäude des Bahnhofs

Hall ist durch mehrere Regionalbuslinien sowie einen Bahnhof an der Unterinntalbahn an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Bis 1974 war Hall durch eine Überlandstraßenbahn (Haller) mit Innsbruck verbunden. Heute erreicht man die Stadt von Innsbruck aus mit der S-Bahn und den Innsbrucker Verkehrsbetriebe-Buslinien 501, 503, 504 und 505.

Der Bahnhof von Hall in Tirol wird pro Tag von 1900 Reisenden frequentiert und ist Verschiebebahnhof des Eisenbahnknotens Innsbruck.[22]

Die Stadt ist mit den Anschlussstellen Hall-Mitte und Hall-West an die Inntalautobahn A 12 angebunden.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

In Hall in Tirol wirkende Persönlichkeiten

Literatur

Allgemeines
  • Fotoclub Hall in Tirol (Hrsg.): Hall in Tirol. Seinerzeit und heute, Hall in Tirol 2006, (Texte Romedio Schmitz-Esser; viersprachig in Deutsch, Italienisch, Englisch und Spanisch).
  • Franz-Heinz Hye: Hall in Tirol, Gründung und Werdegang einer Salzstadt. In: Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas, Band 10: Stadt und Salz, hgg. v. Wilhelm Rausch, Linz 1988.
Quellen, Reihen und Sammelbände zur Stadtgeschichte
  • Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter. (Tiroler Wirtschaftsstudien 54), Innsbruck 2002.
  • Günter Hagen: Hall in Tirol. Stadtentwicklung im Spannungsfeld von Altstadterneuerung und Ausländersituation. In: Innsbrucker Geographische Studien 34, Innsbruck 2003.
  • Stadtgemeinde Hall in Tirol (Hrsg.): Hall in Tirol. Stadtbuch. Landsberg am Lech 1996 (2. Auflage).
  • Haller Buch. Festschrift zur 650-Jahrfeier der Stadterhebung. (Schlern-Schriften 106), Innsbruck 1953.
  • Heinz Moser: Urkunden der Stadt Hall in Tirol.
    • Teil 1: 1303–1600. (Tiroler Geschichtsquellen 26), Innsbruck 1989.
    • Teil 2: 1601–1877. (Tiroler Geschichtsquellen 30), Innsbruck 1990.
  • Heinz Moser: Die Urkunden der Pfarre Hall in Tirol 1281–1780. (Tiroler Geschichtsquellen 39), Innsbruck 1998.
  • Heinz Moser: Waldaufstiftung Hall in Tirol. Urkunden aus den Jahren 1490–1856. (Tiroler Geschichtsquellen 44), Innsbruck 2000.
  • Heinz Moser: Die Urkunden des königlichen Damenstiftes Hall in Tirol 1334–1750. (Tiroler Geschichtsquellen 50), Innsbruck 2004.
  • Herta Öttl (= Arnold): Die Ansitze von Hall in Tirol und Umgebung. (Schlern-Schriften 257), Innsbruck 1970.
  • David Schönherr (Hrsg.): Franz Schweygers Chronik der Stadt Hall 1303–1572. (Tirolische Geschichtsquellen 1), Innsbruck 1867.
  • Alexander Zanesco, Romedio Schmitz-Esser (Hrsg.): Forum Hall in Tirol. Neues zur Geschichte der Stadt.
    • Band 1, Nearchos. Sonderheft 14, Hall in Tirol 2006.
    • Band 2, Nearchos. Sonderheft 16, Hall in Tirol 2008.
Commons: Hall in Tirol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2025 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2025), (ODS, 500 KB)
  2. a b Heinz Moser: Von Apothekern, Ärzten, Badern und Hebammen. Zur Geschichte des Gesundheitswesens der Stadt Hall in Tirol. Hall in Tirol 1996.
  3. a b Andreas Faistenberger: Hall in Tirol. Das Stadtrecht von 1303. Innsbruck 2003.
  4. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 377, Nr. 783.
  5. Romedio Schmitz-Esser: Der Taler um 1500. Eine Haller Münze zwischen Arm und Reich. In: Haller Münzblätter 7/9–11 (2007), S. 207–284.
  6. Heinz Tursky: Die Münzstätte Hall in Tirol. In: Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas. Band 10, 1988, S. 233–246.
  7. Karl Moeser, Fritz Dworschak: Die große Münzreform unter Erzherzog Sigmund von Tirol. Die ersten großen Silber- und deutschen Bildnismünzen aus der Münzstätte Hall im Inntal, mit einer Ikonographie Erzherzog Sigmunds. Wien 1936 (= Oesterreichisches Münz- und Geldwesen im Mittelalter, 7: Tirol).
  8. a b www.muenze-hall.at: Seite des Museums Münze Hall & Münzerturm
  9. Sonja Burger, Martin Kugler: Verborgene Anzeichen für Erdbeben. In: Universum Magazin. Krems-Wien 2016. Heft 11/2106. ZDB-ID 2092993-6. S. 59.
  10. Salvatorkirche: Restaurierung des gotischen Wandbildes
  11. 51. Kundmachung der Landesregierung vom 3. September 1974 über die Änderung des Namens der Stadtgemeinde Solbad Hall in Tirol in „Hall in Tirol“ (Landesgesetzblatt für Tirol, 1974, 14. Stück, 25. September 1974), abgerufen am 20. November 2015
  12. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter. (Tiroler Wirtschaftsstudien 54). Innsbruck 2002.
  13. Helga Noflatscher-Posch: Die Jahrmärkte von Hall in Tirol. Ein Handelszentrum Tirols in der frühen Neuzeit. Hall in Tirol 1992.
  14. Ernst Verdroß-Droßberg: Florian Waldauf von Waldenstein. Festschrift zur 450-Jahr-Feier der Haller Stubengesellschaft. (Schlern-Schriften 184). Innsbruck 1958.
  15. http://tirol.orf.at/news/stories/2756194/ Traglufthalle für Flüchtlinge in Hall fertig, orf.at, 6. Februar 2016, abgerufen 6. Februar 2016.
  16. Land Tirol – Wahlen. 19. Mai 2016, archiviert vom Original am 19. Mai 2016; abgerufen am 19. Mai 2016.
  17. Stichwahl: Bürgermeisterkandidaten verzichten – tirol.ORF.at. 19. Mai 2016, archiviert vom Original am 19. Mai 2016; abgerufen am 19. Mai 2016.
  18. Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste …, Verlag von Johann Friedrich Gleditsch Leipzig 1827, S. 260
  19. Eduard Widmoser: Tiroler Wappenfibel. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1978, ISBN 3-7022-1324-4, S. 20.
  20. hall-in-tirol.at: Links: Befreundete Städte
  21. Heinz Moser: Hall in Tirol. Entwicklung und Erneuerung der Altstadt. Hall in Tirol 1989.
  22. Moderner Vorplatz und Park+Ride Anlage Hall in Tirol eröffnet. Pressemitteilung des Verkehrsverbundes Tirol, 21. März 2013.
  23. Hall in Tirol – Österreich Austria
  24. Rudolf Reinhard - Salzburgwiki
  25. basisarchiv:kunst
  26. Franz Pöhacker - Webmuseum Tirol
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