Deutsche Zwangsarbeiter nach 1945 und Teut Wallner: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Lager-Moschendorf-Denkmal.jpg|miniatur|Erinnerung an das Flüchtlings- und Grenzdurchgangslager [[Lager Moschendorf|Moschendorf]]. Hier wurden von 1945 bis 1957 unter anderen zurückkehrende Zwangsarbeiter aufgefangen.]] |
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Teut Wallner, geboren [[28. April|14. Juli 1923]] in [[Ülsbyholz|Berlin]], ist ein [[Deutschland|deutsch-schwedischer]] [[Psychologe]] und [[Graphologe]]. |
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Bei den '''deutschen Zwangsarbeitern nach 1945''' handelt es sich um deutsche [[Kriegsgefangene]] und [[Zivilist]]en, die nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] von den [[Siegermächte#Zweiter Weltkrieg|Siegermächten]] zur [[Zwangsarbeit]] verpflichtet wurden. Die Maßnahme diente vordergründig wirtschaftlichen Aspekten, besonders der [[Reparation]] deutscher Kriegsschäden und dem [[Wiederaufbau]] zerstörter Gebiete. |
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== '''Leben''' == |
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Bereits auf der [[Teheran-Konferenz]] 1943 forderte der sowjetische Staatschef [[Josef Stalin]] den Einsatz von 4 Millionen deutschen Arbeitern, um nach Kriegsende die Verwüstungen des [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Krieges gegen die Sowjetunion]] zu beseitigen.<ref>Eugene Davidson: ''The death and life of Germany: an account of the American occupation''. S. 22.</ref> [[Zwangsarbeit]] war außerdem Bestandteil des nie realisierten [[Morgenthau-Plan]]s und fand sich im Abschlussprotokoll der [[Konferenz von Jalta]] wieder,<ref>Davidson S. 121.</ref> welches vom britischen Premierminister [[Winston Churchill]] und US-Präsident [[Franklin D. Roosevelt]] mit unterzeichnet wurde. |
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Wallner studierte von 1949 bis 1953 Psychologie an der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]]. Parallel zum Studium erfolgte eine Ausbildung in [[Schriftpsychologie]] bei den Psychologen Wilhelm Helmut Müller und Alice Enskat, die er 1953 mit dem Graphologen-Examen in Berlin vor dem Prüfungsausschuss des Berufsamtes beim Senator für Arbeit abschloss. |
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Nach dem Studium ging er nach Schweden an das [[Institutet för tillämpad psykologi]] in [[Saltsjöbaden]], wo er als [[Arbeitspsychologie|Arbeitspsychologe]] tätig und auch mit schriftpsychologischen Forschungsaufgaben betraut war. |
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Im Jahr 1947 waren rund 4 Millionen Deutsche europaweit als Zwangsarbeiter eingesetzt.<ref>John Dietrich: ''The Morgenthau Plan: Soviet Influence on American Postwar Policy'', 2002, S. 123</ref> Schätzungen gehen von 600.000 bis 1.000.000 toten deutschen [[Kriegsgefangene]]n während des Krieges und danach aus. Das für die Suche nach Vermissten zuständige [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutsche Rote Kreuz]] verzeichnet 1,3 Millionen deutsche Kriegsgefangene, deren Schicksal niemals geklärt werden konnte; sie gelten bis heute offiziell als vermisst.<ref>[[Stern (Zeitschrift)|stern]]: ''[http://www.stern.de/politik/ausland/537667.html?eid=537265 Viele kamen nicht zurück]'', stern-Serie: Besiegt, befreit, besetzt – Deutschland 1945–1948, 14. März 2005</ref> |
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Da Wallner in Theorie und Praxis immer wieder auf Unklarheiten und Fragwürdigkeiten in der Schriftpsychologie stieß und seine kritischen Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnten, begann er 1955 mit eigenen Untersuchungen. Diese galten vor allem der Erfaßbarkeit (Objektivität und Reliabilität) der graphischen Variablen, der Gültigkeit (Validität) schriftpsychologischer Aussagen sowie der Methodenentwicklung (Datierung undatierter Manuskripte ausschließlich aufgrund der [[Handschrift]]; Versuche mit schematischer Auswertung von Handschriftenvariablen; Entwürfe von Auswertungsmodellen). |
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[[Robert H. Jackson]], amerikanischer Hauptanklagevertreter bei den [[Nürnberger Prozesse]]n, kommentierte im Oktober 1945 in einem Brief an den US-Präsidenten Harry S. Truman, dass die Alliierten selbst „genau die Dinge getan haben oder tun, für die wir die Deutschen anklagen. Die Franzosen verletzen die Genfer Abkommen bei der Behandlung der Kriegsgefangenen in einem Ausmaß, dass unser Kommando sie wieder zurücknimmt. Wir verfolgen strafrechtlich Ausbeutungshandlungen und unsere Alliierten praktizieren sie selbst. Wir sagen, dass aggressive Kriegshandlungen ein Verbrechen sind, und einer unserer Bündnispartner nimmt die Staatshoheit über die Baltischen Staaten in Anspruch, mit keinem anderen Titel als ihrer militärischen Eroberung.“<ref>David Luban: ''Legal Modernism'', University of Michigan Press, 1994. ISBN 978-0-472-10380-5, S. 360ff</ref> Nach Art. 87 Abs. 3 Genfer Abkommen III und Artikel 33 Genfer Abkommen IV zählen Kollektivstrafen zu den Kriegsverbrechen. Artikel 33 bestimmt, dass keine Person für ein Verbrechen verurteilt werden darf, das sie nicht persönlich begangen hat. |
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Seit Beginn seiner Forschungstätigkeit wurden von Teut Wallner über 90 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften auf Deutsch und Schwedisch publiziert. Des Weiteren entstand 2006 ein schriftpychologisches Kompendium namens "Grundlagen und Methoden der Schriftpsychologie" mit einer diagnostischen Auswertungsmethode nach streng wissenschaftlichen Kriterien. |
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Darüber hinaus wurden in der „[[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]]“ („DDR“) Häftlinge zur Zwangsarbeit in der Produktion von Waren für westliche („kapitalistische“) Firmen eingesetzt; dies diente vor Allem der Gewinnung von West-[[Devisen]] zur Aufbesserung des Staatshaushalts. |
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== Veröffentlichungen == |
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== Deutsche Demokratische Republik (DDR) == |
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'''2006''' |
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Die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] erzielte in den 1980er Jahren zur Stützung ihres maroden Staatshaushalts etwa 200 Mio. DM West-[[Devisen]] mit der Zwangsarbeit von Häftlingen in der Produktion von Waren für West-Firmen wie [[Aldi|ALDI]], [[IKEA]], [[Neckermann (Versandhandel)|Neckermann]], [[Kaufhof]], [[Quelle]], [[VW]] etc. sowie z. B. mit [[Blutspende#DDR-Bezirksinstitut für Blutspende- und Transfusionswesen|von Häftlingen erzwungenen Blutspenden]], die beispielsweise das [[Bayerisches Rotes Kreuz|bayrische Rote Kreuz]] über einen Schweizer Zwischenhändler ankaufte.<ref>[[spiegel.de]], 7. Dezember 2012, Christoph Gunkel: [http://www.spiegel.de/einestages/zwangsarbeit-in-der-ddr-ikea-neckermann-und-quelle-profitierten-von-der-ausbeutung-a-947821.html ''„Dann habe ich heimlich losgeheult“''] (11. Oktober 2016)</ref><ref>[[focus.de]], 14. 1. 2014: [http://www.focus.de/politik/deutschland/blutkapitalismus-im-sozialismus-ddr-haeftlinge-schuften-fuer-aldi-bluten-fuer-die-stasi-2_id_3538966.html ''Blutkapitalismus im Sozialismus: DDR-Häftlinge: Schuften für Aldi, bluten für die Stasi''];<br /> |
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[http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/millionen-devisen-fuer-ddr-zwangsarbeit-und-blut-von-haeftlingen_id_3541229.html ''Millionen Devisen für DDR-Zwangsarbeit und Blut von Häftlingen''] (11. Oktober 2016)</ref><ref>[[faz.net]], 19.Januar 2014: [http://www.faz.net/aktuell/politik/zwangsarbeit-ddr-haeftlinge-schufteten-fuer-westdeutsche-moebelhaendler-12758652.html ''DDR-Häftlinge schufteten für westdeutsche Möbelhändler''] (11. Oktober 2016)</ref><ref>[[spiegel.de]], 28. August 2015: [http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ddr-zwangsarbeiter-galeria-kaufhof-schlaegt-fonds-vor-a-1050462.html ''Kaufhof schlägt Fonds für DDR-Zwangsarbeiter vor''] (11. Oktober 2016)</ref> Der Historiker Tobias Wunschik z. B. untersuchte das in seiner 2014 veröffentlichten, im Auftrag des [[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen|Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen]] erstellten Studie ''Knastware für den Klassenfeind. Häftlingsarbeit in der DDR, der Ost-West-Handel und die Staatssicherheit (1970–1989)''.<ref>[[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen|Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)]]: [http://www.bstu.bund.de/DE/BundesbeauftragterUndBehoerde/Aktuelles/20140113_knastware-fuer-den-klassenfeind_haeftlingsarbeit_ikea_devisen.html bstu.bund.de: ''Knastware für den Klassenfeind''] (11. Oktober 2016)</ref> |
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Wallner, T., Joos, R., Gosemärker, R. (2006): [https://books.google.de/books/about/Grundlagen_und_Methoden_der_Schriftpsych.html?hl=de&id=f8ypGAAACAAJ Grundlagen und Methoden der Schriftpsychologie]. Norderstedt: Books on Demand. |
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Im „Chemiedreieck“ zwischen [[Dessau]], [[Halle (Saale)|Halle]] und [[Bitterfeld]], dem größten Industrieballungsgebiet der DDR, mangelte es aufgrund der schlechten Umwelt-, Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Region Mitte der 1960er-Jahre zunehmend an Arbeitskräften, sodass ab 1968 vermehrt Strafgefangene, Armeeangehörige, ab 1986 auch [[Bausoldat]]en zwangsverpflichtet wurden.<ref>Justus Vesting: ''Zwangsarbeit im Chemiedreieck: Strafgefangene und Bausoldaten in der Industrie der DDR''. 2012, Ch. Links Verlag, ISBN 978-3861536758; [http://www.christoph-links-verlag.de/index.cfm?view=3&titel_nr=675 christoph-links-verlag.de] (11. Oktober 2016)</ref> |
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'''1998''' |
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== Osteuropa == |
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[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-107546, Köln-Bonn, Adenauer, Mutter eines Kriegsgefangenen.jpg|miniatur|[[Heimkehr der Zehntausend]]: Die Mutter eines Kriegsgefangenen dankt Bundeskanzler [[Konrad Adenauer|Adenauer]] bei seiner Rückkehr von Verhandlungen in Moskau. Er hatte erreicht, dass bis Ende 1955 tausende Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zurückkehren konnten.]] |
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Wallner, T. (1998): [https://books.google.de/books?id=TTh0NQAACAAJ&dq=Grundlegung+einer+systematisierten+Handschriften+Diagnostik&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj--MnDnurdAhVptosKHZNaB0MQ6AEILTAB Lehrbuch der Schriftpsychologie: Grundlegung einer systematisierten Handschriftendiagnostik]. Heidelberg: Asanger. |
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Die katastrophale Versorgungslage und die in Trümmern liegende [[Infrastruktur]] bedeuteten für die in Osteuropa Inhaftierten zusätzliche Entbehrungen: Unter [[Hitler]] und [[Stalin]] waren bereits Millionen Menschen bei der Zwangsarbeit umgekommen – die deutschen Häftlinge erwartete ein ähnlich hartes Schicksal: Viele starben in Arbeitslagern, nur ein Teil konnte Jahre später zurückkehren. |
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{{SORTIERUNG:Wallner, Teut}} |
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=== Sowjetunion === |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1983-0422-308, Heimkehrerlager Polte Nord.jpg|miniatur|August 1947: Frauen und Mädchen, die in sowjetische Kriegsgefangenschaft kamen, im Heimkehrlager [[Polte Nord]], wo sie nach 14-tägiger Quarantäne in ihre Heimatorte entlassen wurden]] |
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[[Kategorie:Schwede]] |
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[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F005116-0001, Lager Friedland, wartende Kriegsheimkehrer.jpg|mini|[[Lager Friedland]]: Heimkehr von Wissenschaftlern aus der Zwangsarbeit in [[Sochumi]] (Februar 1958)]] |
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[[Kategorie:Geboren 28]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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1944/45 wurden mehr als eine halbe Million Deutsche (Jugendliche, Frauen, Männer) als „lebende [[Reparation]]en“ zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt.<ref>''LernCafe, Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung/für bildungsinteressierte ältere Menschen.'', ''ViLE - Virtuelles und reales Lern- und Kompetenznetzwerk älterer Erwachsener e. V.'' (Hrsg.), Ausgabe 44/''[[Sklaverei]]'', Hildegard Neufeld, [http://www.lerncafe.de/static_pages/lerncafe/44/index-option=com_content&task=view&id=214&Itemid=312.php.html lerncafe.de: ''Zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion''] (11. Oktober 2016)</ref> Viele davon waren inhaftierte Soldaten des [[Ostheer]]es. Zusätzlich dazu überließen die US-Amerikaner den Sowjets einen Teil ihrer Gefangenen.<ref>Dietrich S. 124.</ref> Diese wurden dann auf Arbeitslager wie das [[Kriegsgefangenenlager 126 Nikolajew]] aufgeteilt. Ein großer Teil der Männer kam infolge von Unterversorgung und Krankheit ums Leben.<ref>Thomas Wittfeld: [http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/100697.html ''Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion.''] 2001.</ref> Von den wenigen, die den Mangel und die Zwangsarbeit überlebten, kehrten die letzten 1955 nach Deutschland zurück. |
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|NAME=Wallner, Teut |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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Im Rahmen der [[Aktion Ossawakim]] wurden etwa 2.000 Wissenschaftler aus der Ostzone zur geistigen Zwangsarbeit in Technik und Wissenschaft der Sowjetunion verbracht; Ingenieure mussten z. B. Unterstützung bei der Entwicklung der sowjetischen Raketentechnik leisten.<ref>[[spiegel.de]], 28. September 2007, Simone Schlindwein: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/zwangsarbeit-fuer-sowjetische-raumfahrt-deutsche-raketensklaven-im-luxus-gulag-a-507961.html ''Deutsche Raketensklaven im Luxus-Gulag''] (11. Oktober 2016)</ref> |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutsch-schwedischer Psychologe und Graphologe |
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|GEBURTSDATUM=28 |
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Der sowjetischen Geheimdienst [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]] verschleppte unzählige Zivilisten: Ein Drittel der Entführten starb während der Haft oder beim Transport an Hunger, Seuchen und Kälte.<ref>[[Freya Klier]]: ''Verschleppt ans Ende der Welt. Schicksale deutscher Frauen in sowjetischen Arbeitslagern''. Ullstein 1996, ISBN 3-550-07094-2.</ref> Schon kurz nach den Eroberungen durch die [[Rote Armee]] kam es zur Deportation deutscher Minderheiten. Zahllose Zivilpersonen, vor allem aus [[Rumänien]] und [[Jugoslawien]], waren betroffen. Hier wurden im Dezember 1944 zehntausende [[Volksdeutsche]] im Alter von 18 bis 40 Jahren ergriffen, ein Großteil davon Frauen. 16 Prozent der Gefangenen überlebten die Arbeitslager des [[Donezbecken]]s nicht.<ref>Steffen Prauser, Arfon Rees: ''The Expulsion of 'German' Communities from Eastern Europe at the end of the Second World War'', European University Institute, Florence. HEC No. 2004/1, S. 55.</ref> |
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|GEBURTSORT=[[Ülsbyholz|Berlin]] |
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|STERBEDATUM= |
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''Siehe auch'' → Abschnitte ''[[#Jugoslawien|Jugoslawien]]'' und ''[[#Rumänien|Rumänien]]'' |
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|STERBEORT= |
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=== Sowjetische Besatzungszone === |
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Die [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland|Militärverwaltung]] der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)]] nötigte viele Arbeiter, bei der [[Demontage (Reparation)|Demontage]] von Industrieanlagen zu helfen. In der Landwirtschaft gehörten Frondienste zum Alltag. Die Besatzer zwangen Deutsche außerdem zur riskanten Arbeit in den [[Uran]]minen des [[Erzgebirge]]s, um Rohmaterial für das [[Sowjetisches Atombombenprojekt|sowjetische Atombombenprojekt]] zu fördern.<ref>[[Life (Magazin)|Life]]: [http://books.google.com/books?id=60oEAAAAMBAJ&pg=PA73#v=onepage&q&f=false ''The secret mines of Russia's Germany''], 25. September 1950, {{ISSN|0024-3019}}, S. 73–83</ref> 1947 beschäftigte dieses gewaltige Vorhaben 60.000 Zwangsarbeiter. |
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=== Jugoslawien === |
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{{Hauptartikel|Jugoslawiendeutsche}} |
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Nach dem Einmarsch der [[Rote Armee|Roten Armee]] und der nachrückenden [[Tschetnik|jugoslawischen Partisaneneinheiten]] war der in der [[Vojvodina]] verbleibende Teil der [[jugoslawiendeutsche]]n Bevölkerung bereits in den ersten Wochen Massenerschießungen, Verhaftungen, Misshandlungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Zwangsarbeit ausgeliefert.<ref>[[Zoran Janjetović]]: ''Die Konflikte zwischen Serben und Donauschwaben.'' In ''Der Einfluss von Nationalsozialismus auf Minderheiten in Ostmittel- und Südeuropa'', Herausgeber: [[Mariana Hausleitner]] und Harald Roth, IKS Verlag München 2006, S. 162. (Wissenschaftliche Reihe "Geschichte und Zeitgeschichte" der Ludwig-Maximilians-Universität München Band 107: Herausgegeben von Edgar Hösch, Thomas Krefeld und Anton Schwob)</ref><ref>Branko Petranović, Momčilo Zečević: ''Jugoslovenski federalizam: ideje i stvarnost : tematska zbirka dokumenata'', Belgrad, 1987, S. 145 ff.</ref> Die [[Jugoslawiendeutsche|deutsche Volksgruppe in Jugoslawien]] wurde mit den Beschlüssen des [[Antifaschistischer Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens|Antifaschistischen Rats der Nationalen Befreiung Jugoslawiens]] (AVNOJ) vom 21. November 1943 und am selben Datum 1944 ohne Gerichtsverfahren und unter Anwendung der These der [[Kollektivschuld]], wonach die Volksdeutschen als [[Kriegsverbrecher]] galten,<ref>[[Marie-Janine Calic]]: ''Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert'', C.H.Beck, München, 2010, S. 179</ref> zu Feinden [[Jugoslawien]]s erklärt, entrechtet und enteignet.<ref>[[Dieter Blumenwitz]]: ''Vorwort zum Rechtsgutachten über die Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944-48.'' Zitiert in: Oliver Bagaric: ''[http://www.vda-sachsen.de/auslandbeitraege/bagaric%20jugoslawien.htm Die deutsche Minderheit in Jugoslawien und den Nachfolgestaaten von 1945-2005]'', Vortrag anlässlich des Forums des [[Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland|Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland]]: ''Brennpunkt Südosteuropa – Deutsche Minderheiten 1920-1945-2005'', Dresden, 15. Oktober 2005</ref> Gegenüber der [[Donauschwaben|donauschwäbischen]] Bevölkerung entluden sich nach vier Jahren deutscher Besatzungsherrschaft die aufgestauten Vergeltungsbedürfnisse.<ref>Thomas Casagrande, Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“, Campus Verlag 2003, S. 299</ref> |
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Am 29. November 1944 gab die Kommandantur der [[Volksbefreiungsarmee (Jugoslawien)|Volksbefreiungsarmee]] des serbischen [[Banat]]s, der [[Batschka]] und der [[Komitat Baranya (historisch)|Baranya]] den Befehl zur [[Internierung]] aller deutschen Männer zwischen 16 und 60 Jahren in Lager. Bis zum Frühjahr 1945 waren ca. 90 % der jugoslawiendeutschen Bevölkerung interniert.<ref>[[Michael Portmann]], [[Arnold Suppan]]: ''Serbien und Montenegro im Zweiten Weltkrieg.'' Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut : Serbien und Montenegro: Raum und Bevölkerung - Geschichte - Sprache und Literatur - Kultur - Politik - Gesellschaft - Wirtschaft - Recht, LIT Verlag, 2006, S. 277 f.</ref><ref>Michael Portmann: ''Politik der Vernichtung'', in: Danubiana Carpathica, Bd. 1, 2007, S. 342ff.</ref> |
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Im Januar 1946 beantragte die jugoslawische Regierung bei den Westalliierten die Ausweisung von – nach jugoslawischen Angaben – 110.000 in Jugoslawien verbliebenen Jugoslawiendeutschen nach Deutschland. Dies wurde jedoch abgelehnt.<ref>Foreign Relations of the United States: ''Diplomatic Papers 1946'', Ausgabe V, S. 135</ref> 1948 konnten kleinere Gruppen ausreisen oder flüchten. Nach Gründung der [[Bundesrepublik Deutschland]] organisierte Jugoslawien die Ausreise eines Großteils der überlebenden Donauschwaben.<ref name="Eberl">[[Immo Eberl]], Konrad G. Gündisch, Ute Richter, Annemarie Röder, Harald Zimmermann: ''[http://www.sulinet.hu/oroksegtar/data/magyarorszagi_kisebbsegek/2009/nemetek/Die_donauschwaben/pages/000_Konyveszeti_adatok.htm Die Donauschwaben. Deutsche Siedlung in Südosteuropa, Ausstellungskatalog.]'' Wissenschaftliche Leitung der Ausstellung: Harald Zimmermann, Immo Eberl, und Mitarbeiter Paul Ginder. Innenministerium Baden-Württemberg, Sigmaringen, 1987, ISBN 3-7995-4104-7, S. 260–265</ref> |
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Parallel zu dieser Entwicklung waren Ende Dezember 1944 zwischen 27.000 und 30.000 Donauschwaben aus dem serbischen Banat, der Batschka und der Baranya in sowjetische Arbeitslager zwischen [[Charkiw|Charkow]] und [[Rostow am Don|Rostow]] zur Zwangsarbeit deportiert worden. Die jugoslawischen Behörden hielten jedoch Handwerker und Facharbeiter zur Verwendung im eigenen Land zurück. Nach Schätzungen starben 16 Prozent der Deportierten wegen mangelhafter Ernährung und schlechter ärztlicher Betreuung in der Sowjetunion. Kranke Deportierte wurden 1945 noch nach Jugoslawien, ab 1946 aber auf das Gebiet der späteren [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] (DDR) abgeschoben. Nach der Auflösung der Arbeitslager ab dem Herbst 1949 wurden die Deportierten ebenfalls in die DDR verbracht.<ref name="Eberl" /> |
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=== Polen === |
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Polnische Staatsangehörige deutscher Abstammung wurden nach Kriegsende inhaftiert und zwangsverpflichtet, bis man sie später aus Polen vertrieb. Ein ''Gesetz zum Ausschluss feindlicher Elemente aus der Gesellschaft'' enteignete die Betroffenen und entzog ihnen die Staatsbürgerschaft.<ref>Institute of National Remembrance: ''{{Webarchiv | url=http://www.ipn.gov.pl/eng/eng_swietoch_histor.html | wayback=20060228092635 | text=Creation of Concentration, Extermination and Labor Camps}}'', 20. Februar 2002</ref> |
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Vor 1939 in Polen lebende Personen, die sich in die [[deutsche Volksliste]] eintragen ließen, und Angehörige der polnischen Minderheit in [[Oberschlesien]] waren von den [[Unterdrückung#Politische Unterdrückung|Repressionen]] betroffen. Grund dafür war ihre [[Kollaboration]] mit den Nationalsozialisten, jedoch sollten sie nach abgearbeiteter Schuld in Polen bleiben können. Anders erging es Menschen, die als rein deutsch eingestuft waren. Diese wurden, mit Ausnahme weniger Technikspeziallisten, sofort nach dem Krieg vertrieben. |
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Neben dem [[Zentrales Arbeitslager Potulice|Zentralen Arbeitslager Potulice]] (dt. ''Potulitz'') existierte das [[Zentrales Arbeitslager Jaworzno|Zentrale Arbeitslager Jaworzno]] sowie die [[Lager Zgoda]] (dt. ''Eintrachthütte'') und [[Internierungslager Lamsdorf|Łambinowice]] (''Lambsdorf in Schlesien'').<ref>Martha Kent: ''[http://www.h-net.org/reviews/showrev.cgi?path=198721097755610 Eine Porzellanscherbe im Graben: Eine deutsche Flüchtlingskindheit.]'' Scherz, Bern 2003, ISBN 3-502-18390-2.</ref> Die Lage der Haftanstalten im westlichen [[Provinz Posen|Wartheland]] und in Oberschlesien deutet bereits auf die Zusammensetzung der darin Gefangenen hin. Etwa 200.000 Menschen starben in den polnischen und sowjetischen Einrichtungen.<ref>Karl Cordell, Stefan Wolff: ''[http://www.stefanwolff.com/working-papers/EthnicGermansPolandandCzechRepublic.pdf Ethnic Germans in Poland and the Czech Republic: A Comparative Evaluation.]'' (PDF; 191 kB) S. 9.</ref> |
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Freie deutschstämmige Polen hatten es nicht wesentlich besser, denn die Regierung verschärfte per Verordnung deren Erwerbssituation dramatisch. Die Wochenarbeitszeit betrug demnach 60 Stunden, bei 25 % bis 50 % des Gehalts polnischer Arbeiter. Diese Politik hatte entscheidenden Einfluss auf die Massenauswanderung [[Volksdeutsche]]r.<ref>Philipp Ther, Ana Siljak: ''[http://books.google.com/books?id=oGmTs2SceAgC&pg=PA56&dq=forced+laborers+looked+when+they+arived+back+in+Germany&cd=1#v=onepage&q=&f=false Redrawing nations: ethnic cleansing in East-Central Europe, 1944–1948]'', S. 58</ref> |
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Infolge einer Vereinbarung zwischen der [[Lubliner Komitee|Provisorischen Regierung der Nationalen Einheit]] und der sowjetischen Regierung vom 16. August 1945 "Zur Frage des Ausgleichs der durch die deutsche Okkupation verursachten Schäden" wurden 50 000 deutsche [[Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges#Deutsche Soldaten in sowjetischem Gewahrsam|Kriegsgefangene aus sowjetischem Gewahrsam]] zur Zwangsarbeit im [[Oberschlesisches Industriegebiet|schlesischen Kohlebergbau]] an Polen überstellt.<ref>Jerzy Kochanowski: ''In polnischer Gefangenschaft. Deutsche Kriegsgefangene in Polen 1945-1950''. [[Deutsches Historisches Institut Warschau]], fibre-Verlag, 2004, S. 47 ff., 51</ref> |
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=== Rumänien === |
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[[Datei:Russlanddeportation.jpg|mini|Rumäniendeutsche in Stalino (heute [[Donezk]]), 1946]] |
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{{Hauptartikel|Rumäniendeutsche}} |
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Der [[Rumäniendeutsche|deutschen Volksgruppe in Rumänien]] wurde von den von der Sowjetunion eingesetzten rumänischen Behörden eine Kollektivschuld an der „[[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Teilnahme Rumäniens am antisowjetischen Krieg und der Besetzung Rumäniens durch Nazideutschland]]“ zugewiesen. Es folgten Entrechtung, [[Enteignung in Rumänien 1945|Enteignung]], Diskriminierung und Zwangsarbeit. |
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Zwischen 70.000 und 80.000 Personen – davon etwa 5.000 [[Sathmarer Schwaben]], 30.000 [[Siebenbürger Sachsen]] und 33.000 [[Banater Schwaben]] – waren zwischen Januar 1945 bis zum Dezember 1949 von der [[Verschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion]] betroffen, wo sie auf Grund [[Ethnie|ethnischer]] Kriterien als [[Reparationen|Reparation]] überwiegend in den Bergwerken und der Schwerindustrie der [[Ukraine]], aber auch im [[Kaukasus]] Zwangsarbeit leisten mussten. Etwa zehn Prozent der Betroffenen überlebten die Deportation nicht.<ref>Siebenbürgische Zeitung: ''[http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/9365-seminar-die-russlanddeportation-der.html Seminar: Die Russlanddeportation der Rumäniendeutschen]'', 20. Oktober 2009</ref><ref>[[Wilhelm Weber (Heimatforscher)|Wilhelm Weber]]: ''[http://www.kulturraum-banat.de/Kriegsfolgen/Baragan/Baragan.htm kulturraum-banat.de Und über uns der blaue endlose Himmel - Die Deportation der Banater Schwaben in die Baragan-Steppe]'', [[Landsmannschaft der Banater Schwaben]], 1998, ISBN 3-00-002932-X, S. 399</ref> |
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Der Ministerrat der [[Volksrepublik Rumänien]] ermächtigte 1951 das ''Ministerium für innere Angelegenheiten'', „die Umsiedlung jedwelcher Personen aus überbevölkerten Gebieten zu verfügen, deren Anwesenheit in dieser Zeit nicht gerechtfertigt“ war, „sowie die Umsiedlung aus jedwelcher Ortschaft jener Personen anzuordnen, die durch ihre Einstellung dem werktätigen Volk gegenüber den Aufbau des Sozialismus in der rumänischen Volksrepublik“ schädigten. Den Umgesiedelten konnte „in jeder Ortschaft Zwangsaufenthalt verordnet werden“.<ref>Ministerrat der Rumänischen Volksrepublik: ''[http://www.birda.de/Zweiter-Weltkrieg-III.html#Verschleppung%20in%20die%20Baragansteppe Beschluss Nr. 344]'', 15. März 1951</ref> Im gleichen Jahr wurden über 40.000 Menschen unterschiedlicher [[Ethnie]]n aus dem westlichen [[Banat]] – davon etwa ein Viertel Rumäniendeutsche – in die zwischen der Hauptstadt [[Bukarest]] und der [[Donau]] gelegene [[Deportation in die Bărăgan-Steppe|Bărăgansteppe deportiert]]. Die Deportierten wurden unter freiem Himmel ausgesetzt und zum Bau von 18 neuen Dörfern gezwungen.<ref>[[Ingomar Senz]]: ''Die Donauschwaben'', Langen Müller, 1994, ISBN 3-7844-2522-4, S. 240</ref> Die Verschleppung endete 1956.<ref>[[Anneli Ute Gabanyi]]: '' {{Webarchiv|text=Der Anfang vom Ende: Krieg, Flucht, Verfolgung, Diskriminierung |url=http://www.arte.tv/de/der-anfang-vom-ende-krieg-flucht-verfolgung-diskriminierung/596472,CmC=596510.html |wayback=20140223021411 |archiv-bot=2018-04-06 09:01:03 InternetArchiveBot }}'', [[Arte]], 29. Juli 2004</ref> |
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=== Tschechoslowakei === |
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{{Hauptartikel|Sudetendeutsche}} |
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Obwohl die [[Sudetendeutsche]]n 1945 ihre Heimat verlassen mussten, leisteten zwei Jahre später noch viele Vertreter der deutschen Volksgruppe als „Fachkräfte“ Zwangsarbeit in der [[Tschechoslowakei]].<ref>[[Herbert Hoover]]: ''[http://www.trumanlibrary.org/whistlestop/study_collections/marshall/large/documents/index.php?pagenumber=4&documentdate=1947-02-26&documentid=5166 Report: „German Agricultural and Food Requirements“]'', 26. Februar 1947, S. 4.</ref> Die Häftlinge trugen dabei weiße Armbinden mit dem Buchstaben N ({{CsS|''němec''}} → ''deutsch'') als Kennung. Selbst tschechische Juden deutscher Abstammung, die den [[Davidstern]] als ethnisches Kennzeichen auf ihrer Kleidung gerade erst abgelegt hatten, mussten sich auf diese Art nun als Deutsche zu erkennen geben.<ref>Bernard Wasserstein:, ''[http://books.google.com/books?id=mP7Jt7RoPLgC&pg=PA38&dq=white+armbands+with+the+letter+%22N%22+for+Nemec&cd=2#v=onepage&q=white%20armbands%20with%20the%20letter%20%22N%22%20for%20Nemec&f=false Vanishing Diaspora: The Jews in Europe Since 1945]'', S. 38</ref> |
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== Westeuropa == |
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Auf der Yalta-Konferenz im Januar 1945 stimmten die Alliierten der Zwangsarbeit der Deutschen zu. Artikel 75 der Genfer Abkommen (1929) bestimmt, dass die Rückführung von Kriegsgefangenen in ihr Heimatland schnellstmöglich nach Friedensschluss zu erfolgen hat. |
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=== Frankreich === |
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[[Datei:Remagen enclosure.jpg|mini|Lager Remagen (Rheinwiesenlager)]] |
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Die befreite Republik bat 1945 die Verbündeten, ihr Millionen deutsche Gefangene als Wiederaufbauhelfer zu überlassen.<ref>Dietrich S. 126.</ref> Die US-Amerikaner stellten daraufhin etwa 740.000 Zwangsarbeiter zur Verfügung. Viele kamen aus den überfüllten [[Rheinwiesenlager]]n und waren sehr schwach, teilweise wogen die Männer nur 50 kg.<ref>[[Zweites Deutsches Fernsehen]], [[Guido Knopp]]: '' {{Webarchiv|text=Zwischen Tod und Liebe |url=http://zeitgeschichte.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,1872,2065941,00.html?dr=1 |wayback=20090818050701 |archiv-bot=2018-04-06 09:01:03 InternetArchiveBot }}'', 12. Dezember 2009, Dokumentation</ref> |
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General [[George S. Patton]] notierte dazu in seinen Aufzeichnungen:„Ich bin auch dagegen, Kriegsgefangene als Sklavenarbeiter in fremde Länder zu schicken (insbesondere nach Frankreich), wo man viele verhungern lassen wird.“<ref>[[George S. Patton|George Smith Patton]], Martin Blumenson: ''The Patton Papers: 1940–1945.'' S. 750</ref> Der ''[[New York Herald Tribune]]'' verglich am 12. Oktober 1945 die Lage der Deutschen mit den ehemaligen Insassen des [[Konzentrationslager Dachau|Konzentrationslagers Dachau]].<ref>Dietrich S. 129.</ref> |
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Rund 50.000 Zwangsarbeiter entfernten unter Lebensgefahr Minen aus früheren Kampfgebieten,<ref name="Spiegel">[[Der Spiegel]]: ''[http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/2649/_rudi_war_total_durchloechert.html Zwangsarbeit als Minenräumer: Rudi war total durchlöchert.]'' Ausgabe 35/2008.</ref> während andere, auch arbeitsunfähige Menschen, in der Landwirtschaft und im Bergbau tätig waren. Die Zahl der dabei umgekommenen Häftlinge ist unbekannt.<ref>Dietrich S. 127.</ref> Die französischen Behörden rechneten im September 1945 bei der Minenräumung mit 2.000 bei Unfällen verstümmelten oder getöteten Gefangenen im Monat.<ref>S. P. MacKenzie: ''The Treatment of Prisoners of War in World War II'', The Journal of Modern History, Ausgabe 66, Nr. 3, September 1994, S. 487–520.</ref> |
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Historiker Simon MacKenzie zufolge war die französische Politik durch den dringenden Bedarf an Arbeitern geprägt und gleichzeitig von der Sehnsucht nach spürbarer Vergeltung bestimmt. Am 13. März 1947 unterzeichnete die Regierung auf Druck der USA eine Vereinbarung, welche 450.000 Gefangene betraf, und festlegte, jeden Monat 20.000 Zwangsarbeiter zu entlassen.<ref>Dietrich S. 134.</ref> |
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=== Norwegen === |
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[[Datei:Tysk fange.png|mini|Deutscher Soldat beim Minenräumen im norwegischen [[Stavanger]], 11. August 1945.]] |
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Verantwortliche des Landes zwangen nach Kriegsende deutsche Soldaten zum Minenräumen an früheren Kampfschauplätzen. Eine Liste Gefallener vom 29. August 1945 nannte in diesem Zusammenhang 275 Opfer der Arbeiten. Deutschland geißelte die Zwangsrekrutierungen durch Norwegen als Verstoß gegen geltendes Völkerrecht und Missachtung von Artikel 32 der [[Genfer Konventionen]]. |
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Norwegen widersprach vehement mit der Begründung, es handele sich bei den involvierten Personen nicht um Kriegsgefangene im eigentlichen Sinn, sondern um Angehörige einer zuvor aufgelösten Streitmacht. Die Räumungen wurden trotzdem unterbrochen, und 1946 unter besseren Vorzeichen fortgesetzt. Deutsche meldeten sich diesmal freiwillig, weil ein hoher Verdienst und medizinische Versorgung lockten.<ref>[[Verdens Gang]], Jonas Tjersland: ''[http://www.vg.no/nyheter/innenriks/artikkel.php?artid=166207 Tyske soldater brukt som mineryddere]'', 8. April 2006</ref> |
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=== Großbritannien === |
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Nach dem Krieg beschäftigte das Königreich 400.000 Kriegsgefangene der Verbündeten als Zwangsarbeiter.<ref name="Chomsky/Herman">Noam Chomsky, Edward S. Herman: ''After the Cataclysm: Postwar Indochina and the Reconstruction of Imperial Ideology.'' 1979, S. 35–37.</ref> Das Gros der Häftlinge half durch den Einsatz in der englischen Landwirtschaft die Versorgung der Insel substanziell zu verbessern. 1946 übernahmen Gefangene in diesem Bereich bereits 20 % aller Arbeiten.<ref name="Davidsson">Eugene Davidsson: ''The Trial of the Germans: An Account of the Twenty-Two Defendants Before the International Military Tribunal at Nuremberg.'' 1997, S. 518–519.</ref> Deutsche Funktionäre unter britischer Kontrolle sollten zusätzlich die Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft erlernen und akzeptieren.<ref name="BBC">[[British Broadcasting Corporation]], James Richards: ''[http://www.bbc.co.uk/history/british/britain_wwtwo/german_pows_01.shtml Life in Britain for German Prisoners of War]'', 5. November 2009</ref> |
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Im folgenden Jahr entbrannte ein öffentlicher Disput um die Zwangsarbeit. Medien und Politiker des [[House of Commons]] verwendeten dabei auch den Begriff „Sklaverei“. Das Landwirtschaftsministerium lehnte eine schnelle Heimkehr der Häftlinge ab, weil eigene Kräfte fehlten. Die Behörde bot den Gefangenen aber die Freilassung und das Bleiberecht an, wenn sie weiter im Agrarsektor arbeiteten. 24.000 Deutsche überzeugte der Vorschlag, und einige blieben.<ref>Inge Weber-Newth, Johannes-Dieter Steinert: ''[http://books.google.com/books?id=hSxK1Hus-BIC German migrants in post-war Britain: an enemy embrace]'', Chapter 2: Immigration policy—immigrant policy, Routledge 2006, ISBN 978-0-7146-5657-1, S. 24–30</ref> Die übrigen kehrten bis November 1948 nach Hause zurück.<ref name="BBC" /> |
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=== Vereinigte Staaten und Amerikanische Besatzungszone === |
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[[Datei:Floessburgzwangsarbeit.jpg|mini|Die Bevölkerung rund um Neunburg: Exhumierungen von Toten und Leichentransport, die Amerikaner zwangen sie dazu. Teil der [[Kollektivschuld]]politik, als Konfrontationspolitik bezeichnet.<ref>Ein Gründungsdilemma der deutschen |
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Erinnerungskultur:Das Massaker von Gardelegen am 13. April 1945 und seine Folgen [http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/5435/1/GardelegenRitualforum.pdf] (PDF; 2,3 MB)</ref>]] |
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[[Datei:Germany occupation zones with border.jpg|mini|Deutschland – Besatzungszonen 1946. In blau die Frontlinie bei der Kapitulation, von der die USA Streitkräfte im Juli 1945 zurückzogen.]] |
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Die USA entließen ihre Kriegsgefangenen hauptsächlich zur Zwangsarbeit nach Großbritannien und Frankreich. Auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten kamen Gefangene während der Erntezeit nur mit Verzögerung frei.<ref name="Chomsky/Herman" /> In ihrer Besatzungszone zwangen die Amerikaner Zivilisten im Alter von 14 bis 65 Jahren zur Arbeit, indem sie Gefängnis oder den Entzug von Essensmarken androhten.<ref name="Davidsson" /> |
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Die USA schickte im Mai 1945 mehrere hunderttausende deutsche Kriegsgefangene, gemäß Edward Peterson als "Geste der Freundschaft", in die Sowjetunion.<ref>Edward N. Peterson, "The American Occupation of Germany", p. 116: "Some hundreds of thousands who had fled to the Americans to avoid being taken prisoner by the Russians were turned over in May to the Red Army in a gesture of friendship."</ref> Die USA-Streitkräfte weigerten sich auch, die Kapitulation der deutschen Truppen in Sachsen und Böhmen zu akzeptieren, sie schickten sie in die Sowjetunion.<ref>Heinz Nawratil, "Die deutschen Nachkriegsverluste unter Vertriebenen, Gefangenen und Verschleppter: mit einer Übersicht über die europäischen Nachkriegsverluste", Munich and Berlin, 1988, p. 36f</ref> |
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== Wiedergutmachung == |
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Das [[Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz]] (KgfEG) von 1954 gewährte den Berechtigten wegen Freiheitsentziehung und Arbeitsleistung im ausländischen Gewahrsam eine Entschädigung von 30 bzw. 60 [[Deutsche Mark|DM]] pro Kalendermonat der Gefangenschaft. Das Gesetz betraf insbesondere die aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Westdeutschland heimgekehrten ehemaligen [[Wehrmacht]]sangehörigen. Mit dem [[Heimkehrerentschädigungsgesetz]] von 2008 wurden auch die ehemaligen Kriegsgefangenen, die in die DDR und nach Berlin (Ost) entlassen worden waren und die bis dahin keine Ansprüche nach dem KgfEG hatten geltend machen können, in den Kreis der Anspruchsberechtigten einbezogen |
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2002 lehnte der damalige Außenminister [[Joschka Fischer]] (Die Grünen) Wiedergutmachungsleistungen für zivile deutsche Zwangsarbeiter ab: "Den Wind, den wir da säen würden, würden wir in Form eines Reparationsorkans ernten".<ref>[[Rheinische Post]]: ''[http://www.rp-online.de/politik/fischer-poltert-heftige-kritik-an-stoiber-1.2252694 Fischer poltert: Heftige Kritik an Stoiber]'', 20. Mai 2002</ref> |
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19 (von 50.000) überlebende Minenräumer in Frankreich haben im Jahr 2008 die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angeschrieben. |
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Eine Antwort kam vom Bundesverwaltungsamt: "Forderungen aus Arbeitsleistungen ehemaliger deutscher Kriegsgefangener können nicht mehr geltend gemacht werden", unter dem Aktenzeichen IIIB4-1.12.12.1. war die Causa bereits seit dem 29. September 1978 verjährt.<ref name="Spiegel" /> |
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2011 lehnte Innenminister [[Hans-Peter Friedrich]] (CSU) Wiedergutmachungsleistungen für deutsche Zwangsarbeiter ab. |
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Friedrich rechnete mit bis zu 100.000 noch lebenden Berechtigten, und das Bundesinnenministerium hat keine Mittel für Zahlungen ab 5.000 Euro an jeden Betroffenen. Gemäß Innenminister Friedrich gelte die Zwangsarbeit als Massenschicksal, das nicht entschädigt werden könne. Der CDU-Innenpolitiker Bosbach meinte: „Die deutschen Zwangsarbeiter haben auf Grund des erlebten Leids zumindest moralisch das Anrecht, in ähnlicher Weise entschädigt zu werden. Die Union muss in der Regierungsverantwortung das umsetzen, was sie in der Opposition aus gutem Grund gefordert hat.“<ref>[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]: ''[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/entschaedigung-fuer-zwangsarbeiter-friedrich-ein-massenschicksal-11126920.html Friedrich: Ein Massenschicksal]'', 28. August 2011</ref><ref>[[Süddeutsche Zeitung]]: ''[http://www.sueddeutsche.de/politik/innenminister-lehnt-zahlungen-ab-keine-entschaedigung-fuer-deutsche-zwangsarbeiter-1.1135891 Innenminister lehnt Zahlungen ab]'', 28. August 2011</ref> |
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2003 forderte Petr Mares (Stellvertretender Minister für Forschung und Entwicklung und Menschenrechte der Tschechoslowakei) tschechische Wiedergutmachung für Sudetendeutsche Zwangsarbeiter.<ref>[http://www.hri.org/news/balkans/rferl/2003/03-06-20.rferl.html#48 CZECH DEPUTY PREMIER WANTS TO ASSESS POSSIBLE COMPENSATION TO EXPELLED GERMANS RFE/RL Newsline, 03-06-20]</ref> |
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Am 13. November 2015 gab der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags bekannt, in den kommenden drei Jahren 50 Millionen Euro zugunsten der Entschädigung von deutschen Zwangsarbeitern zur Verfügung zu stellen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.cducsu.de/presse/pressemitteilungen/union-setzt-50-millionen-euro-fuer-die-entschaedigung-deutscher-zwangsarbeiter-durch|titel=Union setzt 50 Millionen Euro für die Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter durch|autor=|werk=|zugriff=2016-04-11}}</ref> |
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Seit dem 1. August 2016 regelt eine Richtlinie des Bundesinnenministeriums die Auszahlung einer einmaligen Sonderleistung in Höhe von € 2500 an deutsche Staatsangehörige und deutsche Volkszugehörige, die als Zivilpersonen während und nach dem Zweiten Weltkrieg für eine ausländische Macht Zwangsarbeit leisten mussten.<ref> [[Bundesministerium des Innern]]: [https://www.dokst.de/main/sites/default/files/u59/antrag_anerkennung_deutsche_zwangsarbeiter.pdf ''Bekanntmachung der Richtlinie über eine Anerkennungsleistung an ehemalige deutsche Zwangsarbeiter (ADZ-Anerkennungsrichtlinie)''] vom 7. Juni 2016, {{BAnz|AT 14.07.2016 B3}}. Webseite der [[Stiftung Sächsische Gedenkstätten]], abgerufen am 6. Oktober 2016</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Disarmed Enemy Forces]] |
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* [[JCS 1067]] |
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== Weblinks == |
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* [[Amnesty International]]: ''[http://www.amnesty.de/journal/2009/oktober/der-hungerengel Der Hungerengel]'' |
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* [[Deutsches Historisches Museum]]: ''[http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis/381/index.html Als Kriegsgefangener in Holland zum Minenräumen eingesetzt]'' |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Kriegsgefangenschaft und Internierung (Zweiter Weltkrieg)]] |
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[[Kategorie:Zwangsarbeit]] |
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[[Kategorie:Menschenrechte]] |
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[[Kategorie:Alliierte Besetzung Deutschlands]] |
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[[Kategorie:Besatzungsrecht]] |
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[[Kategorie:Deutsch-sowjetische Beziehungen]] |
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[[Kategorie:Wehrmacht nach der bedingungslosen Kapitulation]] |
Version vom 3. Oktober 2018, 19:41 Uhr
Teut Wallner, geboren 14. Juli 1923 in Berlin, ist ein deutsch-schwedischer Psychologe und Graphologe.
Leben
Wallner studierte von 1949 bis 1953 Psychologie an der Freien Universität Berlin. Parallel zum Studium erfolgte eine Ausbildung in Schriftpsychologie bei den Psychologen Wilhelm Helmut Müller und Alice Enskat, die er 1953 mit dem Graphologen-Examen in Berlin vor dem Prüfungsausschuss des Berufsamtes beim Senator für Arbeit abschloss.
Nach dem Studium ging er nach Schweden an das Institutet för tillämpad psykologi in Saltsjöbaden, wo er als Arbeitspsychologe tätig und auch mit schriftpsychologischen Forschungsaufgaben betraut war.
Da Wallner in Theorie und Praxis immer wieder auf Unklarheiten und Fragwürdigkeiten in der Schriftpsychologie stieß und seine kritischen Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnten, begann er 1955 mit eigenen Untersuchungen. Diese galten vor allem der Erfaßbarkeit (Objektivität und Reliabilität) der graphischen Variablen, der Gültigkeit (Validität) schriftpsychologischer Aussagen sowie der Methodenentwicklung (Datierung undatierter Manuskripte ausschließlich aufgrund der Handschrift; Versuche mit schematischer Auswertung von Handschriftenvariablen; Entwürfe von Auswertungsmodellen).
Seit Beginn seiner Forschungstätigkeit wurden von Teut Wallner über 90 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften auf Deutsch und Schwedisch publiziert. Des Weiteren entstand 2006 ein schriftpychologisches Kompendium namens "Grundlagen und Methoden der Schriftpsychologie" mit einer diagnostischen Auswertungsmethode nach streng wissenschaftlichen Kriterien.
Veröffentlichungen
2006
Wallner, T., Joos, R., Gosemärker, R. (2006): Grundlagen und Methoden der Schriftpsychologie. Norderstedt: Books on Demand.
1998
Wallner, T. (1998): Lehrbuch der Schriftpsychologie: Grundlegung einer systematisierten Handschriftendiagnostik. Heidelberg: Asanger.
Personendaten | |
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NAME | Wallner, Teut |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-schwedischer Psychologe und Graphologe |
GEBURTSDATUM | 28 |
GEBURTSORT | Berlin |