Franz Joseph von Lamberg und Amt Lichtenau (Hessen): Unterschied zwischen den Seiten
Gge (Diskussion | Beiträge) AZ: Die Seite wurde neu angelegt: '''Franz Joseph von Lamberg''' (* 29. Oktober 1637 in Innsbruck; † 2. November 171… |
Aka (Diskussion | Beiträge) K →Zugehörige Orte: Halbgeviertstrich |
||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Das '''Amt Reichenbach''', ab 1490 '''Amt Lichtenau''' genannt, war eine territoriale Verwaltungseinheit der [[Landgrafschaft Hessen]] und ab 1567 der [[Landgrafschaft Hessen-Kassel]]. |
|||
'''Franz Joseph von Lamberg''' (* [[29. Oktober]] [[1637]] in [[Innsbruck]]; † [[2. November]] [[1712]] in [[Steyr]]) war ein deutscher [[Reichsfürst]] und [[Landeshauptmann]] des Erzherzogtums [[Oberösterreich|Österreich ob der Enns]]. |
|||
Bis zur Verwaltungs- und Gebietsreform des Kurfürstentums Hessen im Jahr 1821 und der damit verbundenen Auflösung bildete das [[Amt (Verwaltungsgliederung)|Amt]] Lichtenau den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und [[Frondienst]]e, für [[Polizeibegriff|Polizei]], Rechtsprechung und [[Heeresfolge]]. |
|||
== Leben == |
|||
== Geographische Lage == |
|||
Franz Joseph, Reichsgraf, später Fürst von Lamberg, stammte aus der älteren, heute erloschenen Linie derer von [[Lamberg (Adelsgeschlecht)|Lamberg]]. Er war der älteste Sohn des Grafen Johann Maximilian von Lamberg aus dessen Ehe mit Judith Rebecca Eleonora Gräfin Wrbna. |
|||
Das Amt Lichtenau lag im Norden der Landgrafschaft Hessen-Kassel zwischen [[Kaufunger Wald]] im Norden, dem [[Hoher Meißner|Hohen Meißner]] im Osten und dem [[Stölzinger Gebirge]] im Süden und dem [[Söhre]]wald im Westen. Die von diesen Höhenzügen umgebene Talsenke des [[Fulda-Werra-Bergland]]es wird [[Hessisch-Lichtenauer Becken]] genannt und von der Wasserscheide zwischen [[Fulda (Fluss)|Fulda]] und [[Werra]] in Süd-Nord-Richtung zweigeteilt. Während die westlichen Amtsorte mit Lichtenau an dem von Südosten nach Nordwesten fließenden Fulda-Nebenfluss [[Losse (Fluss)|Losse]] liegen, werden die östlich liegenden Orte von der das Becken von Norden nach Süden passierenden [[Wehre]] durchflossen, die über das [[#Waldkappeler Wehretal|Waldkappeler Wehretal]] nach Südosten der Werra zufließt. |
|||
Der Großteil des einstigen Amtsgebiets liegt heute im Nordosten des Landes [[Hessen]] und gehört zum [[Werra-Meißner-Kreis]]. Nur die nordwestlichen Orte St. Ottilien und Eschenstruth liegen heute im [[Landkreis Kassel]]. |
|||
1662, von längeren Reisen zurückgekehrt, wurde er kaiserlicher Kämmerer und 1664 [[Reichshofrat]]. 1686 wurde er wirklicher geheimer Rat und Landeshauptmann in Österreich ob der Enns, 1694 Ritter des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom goldenen Vlies]], 1704 Staats- und Konferenzrat. 1666 wurde er der Braut des Kaisers [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]], Margaretha Maria Theresia von Spanien, bis an die venetianische Grenze entgegengeschickt, um sie nach Wien zu begleiten, und später von Kaiser Leopold in besonderer Mission nach Spanien entsandt. |
|||
== Angrenzende Verwaltungseinheiten == |
|||
Sein ältester Sohn [[Leopold Mathias Sigismund von Lamberg|Leopold Mathias]], ein enger Vertrauter Kaiser [[Joseph I.|Josephs I.]], erlangte, nachdem der Vater diese Würde abgelehnt hatte, 1707 die Reichsfürstenwürde. Da er aber schon 1711, erst 44 Jahre alt, starb, ereignete sich der seltene Fall, dass ihm sein noch lebender Vater Franz Joseph in der Fürstenwürde nachfolgte (Diplom vom 22. März 1711), von dem sie nach seinem im nächsten Jahr, 1712, erfolgten Tod auf seinen drittgeborenen Sohn [[Franz Anton von Lamberg|Franz Anton]] überging. |
|||
Das Gebiet des Amts grenzte: |
|||
* im Norden an das [[Amt Kassel]] (Gericht Neustadt), Amt [[Großalmerode]] (1817–1821) |
|||
* im Nordosten an das hessische [[Amt Witzenhausen]], |
|||
* im Osten an das hessische [[Amt Eschwege]], |
|||
* im Südosten an die amtsfreie Stadt [[Waldkappel]], |
|||
* im Süden an das hessische [[Amt Spangenberg]], |
|||
* im Südwesten an das hessische [[Amt Melsungen]], |
|||
* im Westen an das [[Amt Kassel]] (Gericht Neustadt). |
|||
== Geschichte == |
|||
Weitere Kinder aus der 1663 in [[Prag]] geschlossenen Ehe mit Anna Maria Gräfin Trautmannsdorf-Weinsberg (1642–1727) waren der Passauer Fürstbischof und Kardinal [[Joseph Dominikus von Lamberg]] (1680–1761) und sein [[Suffragan]] [[Franz Alois von Lamberg]] (1692–1732). |
|||
=== Burg und Amt Reichenbach === |
|||
Die [[Burg Reichenbach (Hessen)|Burg Reichenbach]] entstand in der Mitte des 11. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war sie im Besitz eines Zweiges der Grafen [[Gozmar]], die sich ab 1089 [[Reichenbach (Adelsgeschlecht)|Grafen von Reichenbach]] nannten (siehe auch [[Stammliste der Grafen von Reichenbach]]). 1185 kam die Burg Reichenbach durch Heirat in den Besitz der [[Ludowinger|ludowingischen]] Landgrafen von Thüringen. Nach dem Aussterben der Ludowinger eroberten die Truppen von [[Sophie von Brabant]] im [[Thüringisch-hessischer Erbfolgekrieg|Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg]] 1249 die Burg Reichenbach für ihren Sohn [[Heinrich I. (Hessen)|Heinrich]], den späteren ersten Landgrafen von Hessen. In der Folgezeit gehörte die Burg zur Landgrafschaft Hessen. Zumindest seit 1315 ist das landgräflich-hessische „Amt Reichenbach“ beurkundet. In dieser Zeit wurde die Burg von den Landgrafen als Jagdschloss genutzt. Um 1454 umfasste das Amt Reichenbach 29 Orte, von denen später zwölf als wüst erwähnt wurden.<ref>[http://lagis-hessen.de/de/subjects/gsearch/pageSize/50/sn/ol?q=%22Amt+Lichtenau%22 Orte des Amtes Lichtenau im Historisches Ortslexikon für Hessen]</ref> |
|||
Die Burg Reichenbach blieb bis 1490 Verwaltungsmittelpunkt. Die Burg verfiel nach der Verlegung des Amts- und Gerichtssitzes nach [[Hessisch Lichtenau|Lichtenau]] und wurde 1550 zerstört. |
|||
== Literatur == |
|||
=== Amt Lichtenau === |
|||
* {{BLKÖ|Lamberg, Franz Joseph Fürst von|14|28|}} |
|||
Die Stadt Lichtenau, welche im Jahre 1490 Sitz des nunmehrigen „Amts Lichtenau“ wurde, war 1289 durch Landgraf Heinrich von Hessen am Schnittpunkt von zwei Handelsstraßen auf der Gemarkung von sechs Siedlungen gegründet worden. Sie erhielt sofort die [[Stadtrecht]]e und eine eigene Gerichtsbarkeit. Ab 1383 ist eine Zugehörigkeit der Stadt Lichtenau zum Amt Reichenbach belegt, 1454 wird sie als „Vorort“ (Gerichtssitz) des Amts Reichenbach genannt.<ref>{{LAGIS|titel=Hessisch Lichtenau |DB=OL |ID=5993 |datum=2014-11-11 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> 1530 kamen die Lichtenauer Amtsorte [[Vockerode-Dinkelberg|Dinkelberg]], [[Vockerode-Dinkelberg|Vockerode]] und [[Weidelbach (Spangenberg)|Weidelbach]] im Tausch gegen [[Quentel (Hessisch Lichtenau)|Quentel]] an das [[Amt Spangenberg]]. |
|||
* Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 540 (Familienartikel, teilweise fehlerhaft) |
|||
Nach dem Tod des [[Graf#Landgraf|Landgrafen]] [[Philipp I. (Hessen)|Philipp I.]] von Hessen erfolgte 1567 eine Erbteilung der Landgrafschaft Hessen. Der älteste Sohn Philipps, [[Wilhelm IV. (Hessen-Kassel)|Wilhelm IV.]], erhielt mit der Landgrafschaft Hessen-Kassel etwa die Hälfte des Territoriums einschließlich der Hauptstadt [[Kassel]]. Zu diesem Gebiet kam auch das Amt Lichtenau. 1575/85 kamen zum Amt Lichtenau noch die Orte Epterode (um 1747 nicht mehr zum Amt gehörig) und das Gericht Harmuthsachsen mit der Burg und dem Ort Harmuthsachsen und dem Ort Küchen hinzu. 1699 entstand der Ort [[St. Ottilien (Helsa)|St. Ottilien]] durch Zuzug von elf französischen [[Hugenotten]]familien aus der [[Dauphiné]] und dem [[Vivarais]].<ref>{{LAGIS|titel=St. Ottilien |DB=OL |ID=1969 |datum=2014-02-26 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> Der Ort [[Friedrichsbrück]] entstand 1777 auf Veranlassung der Stadt Lichtenau, die auf ihrem Grund Hugenotten aus [[Oberhessen]] und [[Nassau-Weilburg]] ansiedelte.<ref>{{LAGIS|titel=Friedrichsbrück |DB=OL |ID=5741 |datum=2014-02-26 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> |
|||
{{Normdaten|TYP=p|GND=123623790|LCCN=|NDL=|VIAF=}} |
|||
Im Jahre 1803 wurde der Landgraf von Hessen-Kassel zum [[Kurfürst]]en ernannt. Während der französischen Besetzung gehörte das Amtsgebiet von 1807 bis 1813 zum [[Napoléon Bonaparte|napoleonischen]] [[Königreich Westphalen]] und wurde folgendermaßen aufgeteilt: |
|||
{{SORTIERUNG:Lamberg, Franz Joseph von}} |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|+ Aufteilung der Orte des Amts Lichtenau während der französischen Besetzung |
|||
! style="background:#CCCCCC" width="200"|Departement |
|||
! style="background:#CCCCCC" width="100"|Distrikt |
|||
! style="background:#CCCCCC" width="100"|Kanton |
|||
! style="background:#CCCCCC" width="500"|Zugehörige Ortschaften |
|||
|- |
|||
|[[Departement der Werra]] |
|||
|[[Distrikt Eschwege|Eschwege]] |
|||
|[[Kanton Lichtenau (Departement der Werra)|Kanton Lichtenau]] |
|||
|Stadt Lichtenau, Friedrichsbrück, Fürstenhagen, Rommerode, Laudenbach, Velmeden, Hausen, Steinholz, Walburg, Hambach, Retterode, Bransrode (zeitweise wüst), Hopfelde, Glimmerode, Hollstein, Reichenbach, Wickersrode |
|||
|- |
|||
|[[Departement der Werra]] |
|||
|[[Distrikt Eschwege|Eschwege]] |
|||
|[[Kanton Bischhausen|Bischhausen]] |
|||
|Harmuthsachsen mit Wollstein (Gut), Hasselbach, Küchen |
|||
|- |
|||
|[[Departement der Fulda]] |
|||
|[[Distrikt Kassel|Kassel]] |
|||
|[[Kanton Kaufungen|Kaufungen]] |
|||
|Eschenstruth, Quentel, St. Ottilien |
|||
|} |
|||
Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen im Jahr 1813 wurde das Kurfürstentum Hessen mit seiner vormaligen Verwaltungsstruktur wieder hergestellt. Das kurhessische Amt Lichtenau bestand noch bis 1821 und wurde dann im Zuge der kurhessischen Verwaltungsreform dem [[Landkreis Witzenhausen]] zugeordnet. |
|||
[[Kategorie:Landeshauptmann (Oberösterreich)]] |
|||
[[Kategorie:Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1637]] |
|||
[[Kategorie:Gestorben 1712]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
== Zugehörige Orte == |
|||
{{Personendaten |
|||
;Städte |
|||
|NAME=Lamberg, Franz Joseph von |
|||
* [[Hessisch Lichtenau|Lichtenau]] |
|||
|ALTERNATIVNAMEN= |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Reichsfürst |
|||
;Dörfer |
|||
|GEBURTSDATUM=29. Oktober 1637 |
|||
|GEBURTSORT=[[Innsbruck]] |
|||
{| |
|||
|STERBEDATUM=2. November 1712 |
|||
| valign="top" | |
|||
|STERBEORT=[[Steyr]] |
|||
* [[Eschenstruth]] |
|||
}} |
|||
* [[Friedrichsbrück]] (1777 gegründet) |
|||
* [[Fürstenhagen (Hessisch Lichtenau)|Fürstenhagen]] |
|||
* [[Harmuthsachsen]] (ab 1575/85) |
|||
* [[Hasselbach (Waldkappel)|Hasselbach]] |
|||
| valign="top" | |
|||
* [[Hausen (Hessisch Lichtenau)|Hausen]] |
|||
* [[Hollstein (Hessisch Lichtenau)|Hollstein]] |
|||
* [[Hopfelde]] |
|||
* [[Küchen (Hessisch Lichtenau)|Küchen]] (ab 1575/85) |
|||
* [[Laudenbach (Großalmerode)|Laudenbach]] |
|||
| valign="top" | |
|||
* [[Quentel (Hessisch Lichtenau)|Quentel]] (seit 1530) |
|||
* [[Reichenbach (Hessisch Lichtenau)|Reichenbach]] |
|||
* [[Retterode]] |
|||
* [[Rommerode]] |
|||
* [[St. Ottilien (Helsa)|St. Ottilien]] (1699 gegründet) |
|||
| valign="top" | |
|||
* [[Velmeden]] |
|||
* [[Walburg (Hessisch Lichtenau)|Walburg]] |
|||
* [[Wickersrode]] |
|||
|} |
|||
;Dörfer, die nur zeitweise zum Amt Lichtenau gehörten |
|||
* [[Epterode]] (1575/85–1747) |
|||
* [[Vockerode-Dinkelberg|Dinkelberg]] (bis 1530) |
|||
* [[Vockerode-Dinkelberg|Vockerode]] (bis 1530) |
|||
* [[Weidelbach (Spangenberg)|Weidelbach]] (bis 1530) |
|||
;Burgen und Schlösser |
|||
* [[Burg Reichenbach (Hessen)|Burg Reichenbach]] (nach 1490 unbewohnt, 1550 zerstört) |
|||
* Burg Harmuthsachsen |
|||
;Höfe und Güter |
|||
* [[Harmuthsachsen#Kloster Marienheide|Wollstein]] |
|||
* Glimmerode (bei Hopfelde)<ref>{{LAGIS|titel=Glimmerode (Gut) |DB=OL |ID=63600606001 |datum=2014-01-22 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> |
|||
* Hambach (bei Walburg),<ref>{{LAGIS|titel=Hambach |DB=OL |ID=5897 |datum=2014-01-22 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> ehemalige Burg<ref>{{AlleBurgen|14102|Wasserburg Hambach}}</ref> |
|||
* Steinholz (bei Rommerode)<ref>{{LAGIS|titel=Steinholz |DB=OL |ID=7011 |datum=2014-01-22 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> |
|||
;Wüstungen |
|||
* bei der Burg Reichenbach: Deinebach, Eppenrode, Gerolderode und Schlicher, Habichsgeren, Lindau, Mesche, Suckenrode, Ober- und Nieder-Weißbach und Breitenrode |
|||
* im Stadtgebiet von Lichtenau: Vortriden, Siegershausen, Kamphis, Herzelshagen, Hönrode und Boppenhagen |
|||
* bei Harmuthsachsen: Ailstech |
|||
* bei Hasselbach: Geisenrod, Steinbach, Ichendorf |
|||
* bei Hausen: Steinbach<ref>{{LAGIS|titel=Steinbach |DB=OL |ID=6996 |datum=2014-03-28 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> |
|||
* bei Küchen: Weissner, Welbach, Geisenroder |
|||
* bei Retterode: Haukerode, Walbach, Oberndorf |
|||
* bei Walburg: Rechfeld, Siegershausen und Weningenrode |
|||
* bei Wollstein: Vorderwolfstein<ref>{{LAGIS|titel=Vorderwolfstein |DB=OL |ID=7174 |datum=2014-02-17 |zugriff=2015-09-14 }}</ref>, Hinterwolfstein<ref>{{LAGIS| titel=Hinterwolfstein |DB=OL |ID=63601216001 |datum=2014-02-17 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> |
|||
* am Hohen Meißner: Bransrode <ref>{{LAGIS|titel=Bransrode |DB=OL |ID=5443 |datum=2014-01-22 |zugriff=2015-09-14 }}</ref> |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
== Weblinks == |
|||
* [http://lagis-hessen.de/de/subjects/gsearch/pageSize/50/sn/ol?q=%22Amt+Lichtenau%22 Die Orte des Amts Lichtenau im Historischen Ortslexikon von Hessen] |
|||
{{SORTIERUNG:Lichtenau, Amt}} |
|||
[[Kategorie:Amt der Landgrafschaft Hessen]] |
|||
[[Kategorie:Hessisch Lichtenau]] |
|||
[[Kategorie:Waldkappel]] |
|||
[[Kategorie:Großalmerode]] |
|||
Version vom 16. Juni 2018, 13:58 Uhr
Das Amt Reichenbach, ab 1490 Amt Lichtenau genannt, war eine territoriale Verwaltungseinheit der Landgrafschaft Hessen und ab 1567 der Landgrafschaft Hessen-Kassel.
Bis zur Verwaltungs- und Gebietsreform des Kurfürstentums Hessen im Jahr 1821 und der damit verbundenen Auflösung bildete das Amt Lichtenau den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, für Polizei, Rechtsprechung und Heeresfolge.
Geographische Lage
Das Amt Lichtenau lag im Norden der Landgrafschaft Hessen-Kassel zwischen Kaufunger Wald im Norden, dem Hohen Meißner im Osten und dem Stölzinger Gebirge im Süden und dem Söhrewald im Westen. Die von diesen Höhenzügen umgebene Talsenke des Fulda-Werra-Berglandes wird Hessisch-Lichtenauer Becken genannt und von der Wasserscheide zwischen Fulda und Werra in Süd-Nord-Richtung zweigeteilt. Während die westlichen Amtsorte mit Lichtenau an dem von Südosten nach Nordwesten fließenden Fulda-Nebenfluss Losse liegen, werden die östlich liegenden Orte von der das Becken von Norden nach Süden passierenden Wehre durchflossen, die über das Waldkappeler Wehretal nach Südosten der Werra zufließt.
Der Großteil des einstigen Amtsgebiets liegt heute im Nordosten des Landes Hessen und gehört zum Werra-Meißner-Kreis. Nur die nordwestlichen Orte St. Ottilien und Eschenstruth liegen heute im Landkreis Kassel.
Angrenzende Verwaltungseinheiten
Das Gebiet des Amts grenzte:
- im Norden an das Amt Kassel (Gericht Neustadt), Amt Großalmerode (1817–1821)
- im Nordosten an das hessische Amt Witzenhausen,
- im Osten an das hessische Amt Eschwege,
- im Südosten an die amtsfreie Stadt Waldkappel,
- im Süden an das hessische Amt Spangenberg,
- im Südwesten an das hessische Amt Melsungen,
- im Westen an das Amt Kassel (Gericht Neustadt).
Geschichte
Burg und Amt Reichenbach
Die Burg Reichenbach entstand in der Mitte des 11. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war sie im Besitz eines Zweiges der Grafen Gozmar, die sich ab 1089 Grafen von Reichenbach nannten (siehe auch Stammliste der Grafen von Reichenbach). 1185 kam die Burg Reichenbach durch Heirat in den Besitz der ludowingischen Landgrafen von Thüringen. Nach dem Aussterben der Ludowinger eroberten die Truppen von Sophie von Brabant im Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg 1249 die Burg Reichenbach für ihren Sohn Heinrich, den späteren ersten Landgrafen von Hessen. In der Folgezeit gehörte die Burg zur Landgrafschaft Hessen. Zumindest seit 1315 ist das landgräflich-hessische „Amt Reichenbach“ beurkundet. In dieser Zeit wurde die Burg von den Landgrafen als Jagdschloss genutzt. Um 1454 umfasste das Amt Reichenbach 29 Orte, von denen später zwölf als wüst erwähnt wurden.[1]
Die Burg Reichenbach blieb bis 1490 Verwaltungsmittelpunkt. Die Burg verfiel nach der Verlegung des Amts- und Gerichtssitzes nach Lichtenau und wurde 1550 zerstört.
Amt Lichtenau
Die Stadt Lichtenau, welche im Jahre 1490 Sitz des nunmehrigen „Amts Lichtenau“ wurde, war 1289 durch Landgraf Heinrich von Hessen am Schnittpunkt von zwei Handelsstraßen auf der Gemarkung von sechs Siedlungen gegründet worden. Sie erhielt sofort die Stadtrechte und eine eigene Gerichtsbarkeit. Ab 1383 ist eine Zugehörigkeit der Stadt Lichtenau zum Amt Reichenbach belegt, 1454 wird sie als „Vorort“ (Gerichtssitz) des Amts Reichenbach genannt.[2] 1530 kamen die Lichtenauer Amtsorte Dinkelberg, Vockerode und Weidelbach im Tausch gegen Quentel an das Amt Spangenberg.
Nach dem Tod des Landgrafen Philipp I. von Hessen erfolgte 1567 eine Erbteilung der Landgrafschaft Hessen. Der älteste Sohn Philipps, Wilhelm IV., erhielt mit der Landgrafschaft Hessen-Kassel etwa die Hälfte des Territoriums einschließlich der Hauptstadt Kassel. Zu diesem Gebiet kam auch das Amt Lichtenau. 1575/85 kamen zum Amt Lichtenau noch die Orte Epterode (um 1747 nicht mehr zum Amt gehörig) und das Gericht Harmuthsachsen mit der Burg und dem Ort Harmuthsachsen und dem Ort Küchen hinzu. 1699 entstand der Ort St. Ottilien durch Zuzug von elf französischen Hugenottenfamilien aus der Dauphiné und dem Vivarais.[3] Der Ort Friedrichsbrück entstand 1777 auf Veranlassung der Stadt Lichtenau, die auf ihrem Grund Hugenotten aus Oberhessen und Nassau-Weilburg ansiedelte.[4]
Im Jahre 1803 wurde der Landgraf von Hessen-Kassel zum Kurfürsten ernannt. Während der französischen Besetzung gehörte das Amtsgebiet von 1807 bis 1813 zum napoleonischen Königreich Westphalen und wurde folgendermaßen aufgeteilt:
| Departement | Distrikt | Kanton | Zugehörige Ortschaften |
|---|---|---|---|
| Departement der Werra | Eschwege | Kanton Lichtenau | Stadt Lichtenau, Friedrichsbrück, Fürstenhagen, Rommerode, Laudenbach, Velmeden, Hausen, Steinholz, Walburg, Hambach, Retterode, Bransrode (zeitweise wüst), Hopfelde, Glimmerode, Hollstein, Reichenbach, Wickersrode |
| Departement der Werra | Eschwege | Bischhausen | Harmuthsachsen mit Wollstein (Gut), Hasselbach, Küchen |
| Departement der Fulda | Kassel | Kaufungen | Eschenstruth, Quentel, St. Ottilien |
Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen im Jahr 1813 wurde das Kurfürstentum Hessen mit seiner vormaligen Verwaltungsstruktur wieder hergestellt. Das kurhessische Amt Lichtenau bestand noch bis 1821 und wurde dann im Zuge der kurhessischen Verwaltungsreform dem Landkreis Witzenhausen zugeordnet.
Zugehörige Orte
- Städte
- Dörfer
|
|
|
- Dörfer, die nur zeitweise zum Amt Lichtenau gehörten
- Epterode (1575/85–1747)
- Dinkelberg (bis 1530)
- Vockerode (bis 1530)
- Weidelbach (bis 1530)
- Burgen und Schlösser
- Burg Reichenbach (nach 1490 unbewohnt, 1550 zerstört)
- Burg Harmuthsachsen
- Höfe und Güter
- Wollstein
- Glimmerode (bei Hopfelde)[5]
- Hambach (bei Walburg),[6] ehemalige Burg[7]
- Steinholz (bei Rommerode)[8]
- Wüstungen
- bei der Burg Reichenbach: Deinebach, Eppenrode, Gerolderode und Schlicher, Habichsgeren, Lindau, Mesche, Suckenrode, Ober- und Nieder-Weißbach und Breitenrode
- im Stadtgebiet von Lichtenau: Vortriden, Siegershausen, Kamphis, Herzelshagen, Hönrode und Boppenhagen
- bei Harmuthsachsen: Ailstech
- bei Hasselbach: Geisenrod, Steinbach, Ichendorf
- bei Hausen: Steinbach[9]
- bei Küchen: Weissner, Welbach, Geisenroder
- bei Retterode: Haukerode, Walbach, Oberndorf
- bei Walburg: Rechfeld, Siegershausen und Weningenrode
- bei Wollstein: Vorderwolfstein[10], Hinterwolfstein[11]
- am Hohen Meißner: Bransrode [12]
Einzelnachweise
- ↑ Orte des Amtes Lichtenau im Historisches Ortslexikon für Hessen
- ↑ Hessisch Lichtenau. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 11. November 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ St. Ottilien. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 26. Februar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Friedrichsbrück. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 26. Februar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Glimmerode (Gut). Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. Januar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Hambach. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. Januar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Wasserburg Hambach in der privaten Datenbank Alle Burgen.
- ↑ Steinholz. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. Januar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Steinbach. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 28. März 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Vorderwolfstein. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 17. Februar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Hinterwolfstein. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 17. Februar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.
- ↑ Bransrode. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. Januar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 14. September 2015.