Ahmadiyya und Dauphin von Auvergne: Unterschied zwischen den Seiten
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Die '''Dauphiné der Auvergne''' entstand durch die Teilung der [[Grafschaft Auvergne]] 1155, nachdem um 1147 Graf [[Wilhelm VII. (Auvergne)|Wilhelm VII. der Junge]] von seinem Onkel, Graf [[Wilhelm VIII. (Auvergne)|Wilhelm VIII. dem Alten]] verdrängt worden war. Dem jungen Grafen gelang es lediglich, [[Le Puy-en-Velay]] und [[Clermont-Ferrand]] für sich zu verteidigen. |
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{{Begriffsklärungshinweis|Für den auch ''Ahmadiyya'' genannten Sufi-Orden siehe [[Badawiyya]].}} |
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[[Datei:Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad2.jpg|mini|[[Mirza Ghulam Ahmad]], Begründer der Ahmadiyya]] |
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Die '''Ahmadiyya''', dt. auch '''Ahmadijja''' ({{urS|احمدیہ|b=[[Ahmad]]-tum}}), ist eine [[islam]]ische Gemeinschaft, die von [[Mirza Ghulam Ahmad]] in den 1880er Jahren in [[Britisch-Indien]] gegründet wurde. Ab 1889 leisteten ihm die Anhänger den [[baiʿa|Treueid]]. Sie ließen sich 1901 unter dem Namen „Ahmadiyya Musalmans“ in die offiziellen Zensuslisten der [[Britisch-Indien|britisch-indischen]] Verwaltung eintragen. |
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Wilhelm VII. und seine Nachfolger nannten sich danach ''Grafen der Auvergne und von Clermont'', später, nach 1281, ''Grafen von Clermont und Dauphins der Auvergne'' (im Testament des Grafen [[Robert II. (Dauphin der Auvergne)|Robert II.]] heißt es: ''Robertus comes Claromontensis et Alvernie Delphinus''). Roberts Nachfolger beschränkten sich dann auf den Titel '''Dauphin der Auvergne'''. |
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Die sich als Reformbewegung des Islams verstehende Religionsgemeinschaft hält an den islamischen Rechtsquellen – [[Koran]], [[Sunna]] und [[Hadith]] – fest, wobei zusätzlich die Schriften und Offenbarungen von Mirza Ghulam Ahmad eine erhebliche Bedeutung haben.<ref>{{Literatur |Hrsg=Dietrich Reetz |Titel=Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen |Verlag=Waxmann |Ort=Münster |Datum=2010 |Seiten=95}}</ref> Die Gemeinde sieht sich dem Islam zugehörig. Vonseiten der meisten anderen Muslime wird die Ahmadiyya-Lehre dagegen als [[Häresie]] betrachtet und abgelehnt.<ref>[http://www.sektenwatch.de/drupal/sites/default/files/files/ahmadiyya.pdf Fundamantalismus im Islam : Die Ahmadiyya-Bewegung: Zwischen muslimischer Missionssekte und Führerkult] (PDF; 80 kB)</ref> In islamischen Ländern werden die religiöse Gemeinde und deren Aktivitäten entsprechend bekämpft, was zu Beschränkungen und Verfolgung in diesen Ländern führte. |
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Der Namenszusatz ''Dauphin'' stammt von der Mutter [[Wilhelm VII. (Auvergne)|Wilhelms VII.]], einer Tochter des Grafen [[Guigues IV. (Albon)|Guigues IV. von Albon]], der sich selbst ''der Delfin'' (''le Dauphin'') nannte. Wilhelms Sohn wurde – in Erinnerung an seinen Urgroßvater – ebenfalls ''Dauphin'' genannt, |
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Die von Mirza Ghulam Ahmad gegründete Gemeinschaft spaltete sich in der Nachfolgefrage nach dem Tod seines Nachfolgers Nuur ud-Din in zwei Gruppen, die [[Ahmadiyya Muslim Jamaat]] (AMJ) und in die [[Lahore-Ahmadiyya-Bewegung|Ahmadiyya Andschuman Ischat-i-Islam Lahore]] (AAIIL),<ref>{{Literatur |Autor=Juan Eduardo Campo |Titel=Encyclopedia of Islam |Sammelwerk=Encyclopedia of world religions |Ort=New York |Datum=2009 |Verlag=Facts On File |Seiten=24}}</ref> wobei die AMJ die AAIIL weitgehend verdrängt hat. Die derzeitige Hauptverwaltung der AMJ befindet sich zur Zeit in [[London]] (Großbritannien), die AAIIL hat ihre internationale Zentrale in [[Lahore]]. Die Nachfolger Ghulam Ahmads werden von der AMJ als [[Khalifat ul-Massih]] (Nachfolger des Messias) bezeichnet. |
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Siehe auch: [[Grafschaft Auvergne]] – [[Herzogtum Auvergne]]. |
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== Entstehung und Namensgebung == |
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[[Datei:Qadian c.1899.jpg|mini|Mirza Ghulam Ahmad (Mitte) und seine frühen Anhänger. Zu seiner Rechten sitzt sein späterer Nachfolger [[Nuur ud-Din]]]] |
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Mirza Ghulam Ahmad entstammte einer aristokratischen Familie persischer Abstammung.<ref>{{Literatur |Autor=Cynthia Salvadori |Titel=Through open doors. a view of Asian cultures in Kenya |Verlag=Kenway Publications |Ort=Nairobi |Datum=1989 |Seiten=213}}</ref> 1882 brachte er die ersten zwei Bände seines Hauptwerks ''Barāhīn-i Ahmadiyya'' („Beweise des Ahmad-tums“) heraus,<ref>{{Literatur |Autor=James Thayer Addison u. a. |Titel=The Harvard Theological Review |Band=Volume XXII |Verlag=Harvard University Press |Ort=Cambridge |Datum=1929 |Seiten=2}}</ref> das anfangs unter den Muslimen als ein Werk voller Kraft und Originalität galt.<ref>{{Literatur |Autor=Howard Arnold Walter |Titel=The Ahmadiya movement |Verlag=Oxford University Press |Ort=New Delhi |Datum=1991 |JahrEA=1918 |Seiten=15f}}</ref> Mirza Ghulam Ahmad trat als islamischer Erneuerer ([[Mudschaddid]]) auf und lud Ende 1888 in einer öffentlichen Bekanntmachung alle Menschen, „die Sucher der Wahrheit sind, (ein) ihm den [[Baiat|Treueid]] zu leisten, um so den wahren Glauben, die wahre Reinheit der Religion und den Weg der Gottesliebe zu lernen.“<ref name="friedmann_89_5">Vgl. Friedmann 1989, 5.</ref> Die Zeremonie des Treueids fand dann am 23. März 1889 in [[Ludhiana]] statt. Dieses Ereignis wird als das eigentliche Gründungsdatum der Ahmadiyya-Bewegung betrachtet.<ref name="srv34f" /><ref>{{Literatur |Autor=Howard Arnold Walter |Titel=The Ahmadiya movement |Verlag=Oxford University Press |Ort=New Delhi |Datum=1991 |JahrEA=1918 |Seiten=16}}</ref> |
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== Liste der Dauphins der Auvergne {{Anker|Dauphins der Auvergne}} == |
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Im Dezember 1891 kündigte Ghulam Ahmad an, dass seine Bewegung jährliche Versammlungen in [[Qadian]] abhalten werde.<ref name="friedmann_89_5" /> Ahmad bezeichnete sich ab diesem Jahr als der vom Propheten [[Mohammed]] angekündigte [[Mahdi]] und verstand sich als die prophezeite Wiederkunft [[Jesus Christus|Jesu Christi]], [[Krishna]]s und [[Buddha]]s in einer Person.<ref>{{Literatur |Hrsg=Richard C. Martin |Titel=Encyclopedia of Islam and the Muslim World |Band=Band 1 |Verlag=Macmillan Reference USA |Ort=New York |Datum=2004 |Seiten=30}}</ref> Sein gottgegebener Auftrag sei die Vereinigung aller Religionen unter dem Banner des Islam.<ref>{{Literatur |Hrsg=Annemarie Schimmel |Titel=Der Islam III. Volksfrömmigkeit, Islamische Kultur, Zeitgenössische Strömungen |Band=Band 25 |Nummer=3 |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=1990 |Seiten=417}}</ref> |
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===[[Haus Auvergne]]=== |
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Ghulam Ahmads Anhänger stammten vor allem aus der literarisch gebildeten Mittelschicht, die seine komplexe Sprache zu verstehen wussten.<ref>{{Literatur |Autor=Spencer Lavan |Titel=The Ahmadiyah Movement. Past and Present |Verlag=Guru Nanak Dev University |Ort=Amritsar |Datum=1976 |Seiten=43}}</ref> Ihren Namen erhielt die Glaubensgemeinschaft offiziell erst anlässlich einer Volkszählung im Jahr 1901, als Ahmad seinen Anhängern empfahl, sich als „Ahmadiyya Musalmans“ registrieren zu lassen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Mission scientifique du Maroc |Titel=A short sketch of the Ahmadiyya Movement |Sammelwerk=Revue du monde musulman |Datum=1906 |Band=Band 1 |Nummer=1 |Ort=Paris |Verlag=La Mission scientifique du Maroc |Seiten=544}}</ref><ref name="census" /><ref>{{Literatur |Autor=Monika und Udo Tworuschka |Titel=Religionen der Welt. Grundlagen, Entwicklung und Bedeutung in der Gegenwart |Verlag=Bertelsmann Lexikon |Ort=München |Datum=1991 |Seiten=248}}</ref> Volkstümlich wurden sie bis dahin als „Qadiani“ oder „Mirzai“ bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=Howard Arnold Walter |Titel=The Ahmadiya movement |Verlag=Oxford University Press |Ort=New Delhi |Datum=1991 |JahrEA=1918 |Seiten=111}}</ref> |
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* 1155–1169: [[Wilhelm VII. (Auvergne)|Wilhelm VII.]] [[Graf der Auvergne]] um 1130–1155, Graf der Auvergne und von Clermont 1155–1169 |
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* 1169–1234: [[Robert I. (Dauphin der Auvergne)|Robert I.]] (oder Dauphin I.) (um 1150–1234) dessen Sohn, Graf der Auvergne und von Clermont |
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* 1234–1240: [[Wilhelm Dauphin II. (Dauphin der Auvergne)|Wilhelm Dauphin II.]], dessen Sohn, Graf von Clermont und Montferrand (um 1175–1240), dessen Sohn |
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* 1240–1262: [[Robert II. (Dauphin der Auvergne)|Robert II.]] (um 1210–1262), dessen Sohn |
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* 1262–1282: [[Robert III. (Dauphin der Auvergne)|Robert III.]] Dauphin der Auvergne und Graf von Clermont (1235–1282) |
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* 1282–1324: [[Robert IV. (Dauphin der Auvergne)|Robert IV.]] Dauphin der Auvergne und Graf von Clermont (um 1255–1324), dessen Sohn |
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* 1324–1351: [[Johann Dauphinet (Dauphin der Auvergne)|Johann Dauphinet]] (um 1280–1351), dessen Sohn |
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* 1351–1356: [[Berald I. (Dauphin der Auvergne)|Berald I.]] (um 1315–1356), dessen Sohn |
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* 1356–1399: [[Berald II. (Dauphin der Auvergne)|Berald II.]] (1333–1399), dessen Sohn ∞ I Johanna, Erbin der [[Grafschaft Forez]], ∞ II Margarete, Erbin der [[Grafschaft Sancerre]] |
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* 1399–1426: [[Berald III. (Dauphin der Auvergne)|Berald III.]] (um 1350–1426), Sohn Beralds II. und Margarete von Sancerre, Graf der Auvergne, 1419–1426 [[Graf von Sancerre]] |
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* 1426–1436: [[Johanna (Dauphin der Auvergne)|Johanna]] [[Dauphine (Adel)|Dauphine]] der Auvergne, (1412–1436), Tochter Beralds III. |
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* 1428–1486: [[Louis I. de Bourbon, comte de Montpensier|Ludwig von Montpensier]] (um 1403–1486), genannt ''Ludwig von Bourbon-Montpensier'', Ehemann Johannas und deren Testamentserbe, der die Grafschaft seinem Sohn aus zweiter Ehe vermacht (und damit – wohl auch nach dem Willen Johannas – ihren gemeinsamen Sohn übergeht). |
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=== [[Haus Bourbon]] === |
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Mirza Ghulam Ahmad leitete den Namen „Ahmadiyya“ vom zweiten Namen des Propheten [[Mohammed]] ab,<ref>[http://www.sahih-bukhari.com/Pages/Bukhari_6_60.php Sahih Bukhari Band 6, Buch 60, Nummer 419]</ref><ref>[http://www.britannica.com/EBchecked/topic/396226/Muhammad Muhammad], Encyclopædia Britannica Online, abgerufen am 23. März 2014.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Y. Haddad, Jane I. Smith |Titel=Mission to America. Five Islamic sectarian communities in North America |Verlag=University Press of Florida |Ort=Gainesville |Datum=1993 |Seiten=53}}</ref> der im [[Āya|Koranvers]] 61:6 von [[Isa ibn Maryam]] als [[Ahmad]] bezeichnet wird.<ref>{{Literatur |Autor=Lewis Bevan Jones |Titel=The people of the mosque. An introduction to the study of Islam with special reference to India |Ort=Calcutta |Datum=1959 |Verlag=Baptist Mission Press |Auflage=3. |Seiten=218}}</ref> |
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* 1486–1496: [[Gilbert de Bourbon-Montpensier|Gilbert von Bourbon-Montpensier]] (um 1448–1496), Sohn Ludwigs I. |
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* 1496–1501: [[Louis II. de Bourbon, comte de Montpensier|Ludwig II. von Bourbon-Montpensier]] (um 1483–1501) |
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* 1501–1527: [[Charles de Bourbon-Montpensier|Karl von Bourbon-Montpensier]] (1490–1527) [[Herzog der Auvergne]], [[Connétable von Frankreich]] |
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* 1527–1561: Luise von Bourbon-Montpensier, dessen Schwester, ∞ Ludwig I. Fürst von La-Roche-sur-Yon († 1520), Sohn des [[Jean VIII. de Bourbon, comte de Vendôme|Johann VIII.]] [[Graf von Vendôme]] |
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* 1561–1582: [[Ludwig II. (Montpensier)|Ludwig II.]], [[Herzog von Montpensier]], deren Sohn |
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* 1582–1592: [[François de Bourbon, duc de Montpensier|Franz]], Herzog von Montpensier, deren Sohn |
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* 1592–1608: [[Henri de Bourbon, duc de Montpensier|Heinrich]], Herzog von Montpensier, deren Sohn |
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* 1608–1627: [[Marie de Bourbon, duchesse de Montpensier|Marie]], Herzogin von Montpensier, deren Tochter |
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===[[Haus Orléans|Bourbon-Orléans]]=== |
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Der Name Mohammed bedeutet auf Arabisch „der Gepriesene“ bzw. „der Gelobte“. Mirza Ghulam Ahmad verstand hierunter das Wirken von Mohammed in der [[Mohammed#Die medinensische Periode der Prophetie|medinensischen Periode der Prophetie]], das von ihm als „triumphal“ charakterisiert wird. Ahmad bedeutet „der Preisende“ bzw. „der Lobende“. Dieser habe laut Mirza Ghulam Ahmad sich in der [[Mohammed#Die mekkanische Periode der Prophetie|mekkanischen Periode der Prophetie]] manifestiert, die Mirza Ghulam Ahmad mit der Lobpreisung Gottes verbindet.<ref>{{Literatur |Hrsg=Mission scientifique du Maroc |Titel=A short sketch of the Ahmadiyya Movement |Sammelwerk=Revue du monde musulman |Datum=1906 |Band=Band 1 |Nummer=1 |Ort=Paris |Verlag=La Mission scientifique du Maroc |Seiten=545}}</ref> |
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* 1627–1660: [[Gaston, Herzog von Orléans|Gaston]], deren Ehemann |
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* 1660–1701: [[Philippe I. de Bourbon, duc d’Orléans|Philipp]], dessen Neffe |
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[[Kategorie:Historisches Territorium (Frankreich)]] |
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Mirza Ghulam Ahmad begründete die Namensgebung damit, dass Mohammed für die Herrlichkeit und Erhabenheit („Jalali“) stehe, während Ahmad die Schönheit („Jamali“) betone.<ref name="census" /> Dadurch knüpft Ahmad an die frühe Zeit in Mohammeds Verkündung an.<ref>{{Literatur |Autor=Steffen Rink |Titel=Religionen feiern |Verlag=Diagonal-Verlag |Ort=Marburg |Datum=1997 |Seiten=137}}</ref> |
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[[Kategorie:Dauphin der Auvergne| ]] |
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[[en:Rulers of Auvergne]] |
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Die Herleitung des Begriffs „Ahmadiyya“ ist umstritten: „Die ''Aḥmadīs'' geben vor, ihren Namen nicht von dem des Sektengründers abzuleiten, sondern von der Verheißung über ihn im Koran“<ref name="EndeSteinbach">{{Literatur |
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|Autor=Khálid Durán, Munir D. Ahmed |
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|Hrsg=Werner Ende, Udo Steinbach |
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|Titel=Pakistan |
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|Sammelwerk=Der Islam in der Gegenwart |
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|Auflage=5 |
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|Verlag=C. H. Beck |
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|Ort=München |
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|Datum=2005 |
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|Seiten=355 |
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|ISBN=3-406-53447-3 |
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}}</ref>. In Abgrenzung zu diesem Anspruch findet auch der Begriff „Qādiyānīya“<ref name="EndeSteinbach" /> bzw. „Mirzaiyya“ Verwendung; entsprechend werden Anhänger „Qādiyānī“ bzw. „Mirzai“ genannt. |
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== Spaltung == |
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Nach dem Ableben Ahmads wurde der Arzt und Theologe [[Nuur ud-Din]] zum Oberhaupt der Ahmadiyya-Bewegung gewählt.<ref name="eb02" /> Mit seiner Wahl am 27. Mai 1908 wurde das Khalifat ''nach dem verheißenen Messias'' errichtet. |
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Schon bald kam Kritik am [[Khalifat ul-Massih|Kalifatsystem]] auf, das von den Gegnern als autokratisch empfunden wurde und wird.<ref>Die Lahore-Ahmadiyya-Bewegung in Europa, S. 270f.</ref> Nach Nuur ud-Dins Tod 1914 brach der Dissens darüber offen aus. Vor allem das [[exekutive]] Organ wurde von „[[Nuur ud-Din#Opposition|Kalifatsgegnern]]“ kontrolliert.<ref>{{Literatur |Hrsg=Werner Ende |Titel=Der Islam in der Gegenwart |Auflage=5. |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2005 |Seiten=730f}}</ref> |
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# Etwa 1.500–2.000 Befürworter des Kalifats wählten [[Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad]] zum zweiten Kalifen und damit zum neuen geistigen Führer.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=21}}</ref> Das Komitee (Anjuman) ist den Anweisungen des Kalifen unterworfen.<ref>{{Literatur |Autor=Howard Arnold Walter |Titel=The Ahmadiya movement |Verlag=Oxford University Press |Ort=New Delhi |Datum=1991 |JahrEA=1918 |Seiten=113}}</ref> Die in Qadian verbleibende Gruppe nannte sich später [[Ahmadiyya Muslim Jamaat]] (AMJ). Die Kalifen der AMJ werden von einem [[Khalifat ul-Massih#Die Wahl|Wahlkomitee]] auf Lebenszeit gewählt. Seit 2003 ist [[Mirza Masrur Ahmad]] als Khalifat ul-Massih V. das geistliche Oberhaupt der AMJ.<ref>{{Literatur |Autor=Simon Ross Valentine |Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=56}}</ref> |
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# Rund 50 Ahmadis – angeführt von [[Muhammad Ali (Ahmadiyya)|Muhammad Ali]] und [[Khwaja Kamal ud-Din]] – verweigerten Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad die Gefolgschaft und errichteten in [[Lahore]] ein von einem [[Emir]] geführtes Präsidium. Auf das [[Baiat]] und eine spirituelle Leitung sollte verzichtet werden. Die nach Lahore ausziehende Gruppe nannte sich später [[Lahore-Ahmadiyya-Bewegung|Ahmadiyya Andschuman Ischat-i-Islam Lahore]] (AAIIL).<ref>{{Literatur |Autor=Johanna Pink |Titel=Neue Religionsgemeinschaften in Ägypten. Minderheiten im Spannungsfeld von Glaubensfreiheit, öffentlicher Ordnung und Islam |Sammelwerk=Kultur, Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften |Band=Band 2 |Verlag=Ergon |Ort=Würzburg |Datum=2003 |Seiten=41}}</ref> |
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Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad konnte zwar die Mehrzahl der Anhänger für sich gewinnen, doch war die Qadian-Gruppe (AMJ) unter dem 25-jährigen, unerfahrenen Führer und ohne eine intellektuelle, exekutive und administrative Elite empfindlich geschwächt.<ref>{{Literatur |Hrsg=Werner Ende |Titel=Der Islam in der Gegenwart |Auflage=5. |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2005 |Seiten=731f}}</ref> Die Lahore-Gruppe (AAIIL) war zugleich finanzstärker und konnte bald Missionsstationen in [[Woking Muslim Mission|Woking]] und [[Berlin Muslim Mission|Berlin]] eröffnen. Später kamen Missionsstationen in [[Suriname]] und den [[Niederlande]]n hinzu. |
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[[Datei:Liwa-e-Ahmadiyya 1-2.svg|mini|Fahne der Ahmadiyya Muslim Jamaat]] |
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Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad konnte jedoch die Qadian-Gruppe (AMJ) während seiner Amtszeit festigen und zu einer schlagkräftigen Organisation ausbauen. In der Folge konnte die AMJ kräftig Mitglieder hinzugewinnen, während die AAIIL stagnierte. Die AAIIL ist bis heute mit Publikationen und Missionsarbeit aktiv, spielt jedoch zahlenmäßig keine Rolle mehr und ist in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht.<ref>{{Literatur |Hrsg=Annemarie Schimmel |Titel=Der Islam III. Volksfrömmigkeit, Islamische Kultur, Zeitgenössische Strömungen |Band=Band 25 |Nummer=3 |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=1990 |Seiten=419}}</ref> Seit der Spaltung sind beide Gruppen ebenfalls unter den Bezeichnungen ''Qadiani'' (für AMJ) und ''Lahori'' (für AAIIL) vor allem in Indien und Pakistan bekannt. Diese Bezeichnungen werden von Ahmadiyya-Gegnern abwertend verwendet.<ref name="srv34f" /> |
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{{Siehe auch|Ahmadiyya Muslim Jamaat|Lahore-Ahmadiyya-Bewegung}} |
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== Lehre == |
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{{Hauptartikel|Ahmadiyya-Lehre}} |
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Mirza Ghulam Ahmad sah sich als Prophet, Messias, [[Mahdi]] und die Endzeitverkörperung [[Krischna]]s. Die Lehre der Ahmadiyya basiert weiterhin auf dem [[Koran]], der [[Hadith]] und der [[Sunna]], jedoch haben die Schriften und Offenbarungen von [[Mirza Ghulam Ahmad]] eine erhebliche Bedeutung. Die Lehrmeinung der Ahmadiyya weicht insbesondere in der Stellung Mirza Ghulam Ahmads, der Person [[Jesus von Nazareth]] ([[Isa ibn Maryam]], [[Yuz Asaf]]), der Rolle des [[Mahdi]], des [[Dschihad]] und in der Behandlung der [[Apostasie]] erheblich vom orthodoxen Islam ab. Die Ahmadiyya-Lehre wird unter den orthodoxen Gelehrten als Irrweg angesehen und die Anhänger dieser Lehre als Apostaten betrachtet. |
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== Ausbreitungsgeschichte == |
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=== Südasien === |
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Die Ahmadiyya setzte von Anfang an sehr stark auf Expansion in Form von Missionierung. Schon Ghulam Ahmad gründete mehrere Zeitschriften, um seine Lehre zu verbreiten, so 1897 ''al-Hakam'' und 1902 ''al-Badr'' auf [[Urdu]] und 1902 als erste englischsprachige Zeitschrift ''The Review of Religions''.<ref>Vgl. Friedmann 11.</ref> Mit dieser Missionstätigkeit hatte die Ahmadiyya zunächst vor allem in [[Britisch-Indien]] Erfolg. Bis zur [[Mountbattenplan|Teilung]] des indischen Subkontinents befanden sich etwa 74 % der indischen Ahmadiyya-Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Staates Pakistan.<ref>{{Literatur |Autor=Mian Muhammad Sadullah |Titel=The Partition of the Punjab 1947. A compilation of official documents |Verlag=National Documentation Centre |Ort=Lahore |Datum=1983 |Seiten=428}}</ref> Die bisherige Zentrale der AMJ in Qadian verblieb in Indien, weswegen sie nach der Unabhängigkeit ihr Zentrum verlassen musste. Zum Schutz ihrer Institutionen, Lehranstalten, Bibliotheken, Druckereien, des Friedhofs und weiterer Immobilien ließen sie 313 Ahmadis, genannt Derwischan-e-Qadian, zurück.<ref>{{Literatur |Autor=Simon Ross Valentine |Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=viii}}</ref> Das Hauptzentrum wurde vorübergehend nach Lahore verlegt.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=38}}</ref> Von der pakistanischen Regierung kaufte die Bewegung ein Stück Ödland, wo sie am 20. September 1948 den Grundstein für die Stadt [[Chenab Nagar|Rabwah]] legte. Im September 1949 wurde der Hauptsitz schließlich nach Rabwah verlegt. Wegen der sich verschärfenden Verfolgungssituation in Pakistan verlegte [[Mirza Tahir Ahmad]] den Sitz 1984 nach [[London]]. |
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Die [[Alphabetisierung (Lesefähigkeit)|Alphabetisierung]] der etwa vier Millionen in Pakistan lebenden männlichen und weiblichen Ahmadis ist mit etwa 100 % deutlich höher als der nationale Durchschnitt von 54,9 %.<ref name="ReferenceB">{{Literatur |Autor=Betsy Udink |Titel=Allah & Eva. Der Islam und die Frauen |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2007 |Seiten=143}}</ref><ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/pk.html The World Factbook: Parkistan]</ref> Damit machen die Ahmadis zwar knapp 2 % der Gesamtbevölkerung aus, doch sie repräsentieren etwa 20 % der gebildeten Bevölkerung.<ref>{{Literatur |Autor=Amjad Mahmood Khan |Titel=Persecution of the Ahmadiyya Community in Pakistan. An analysis under international law and international relations |Sammelwerk=Harvard Human Rights Journal |Band=Band 16 |Verlag=Harvard Law School |Ort=Cambridge |Datum=2003 |Seiten=243}}</ref> Folglich waren viele Ahmadis in hohe Posten der Verwaltung und bei den Streitkräften tätig, was allerdings die Missgunst einiger Gruppierungen erweckte.<ref name="ReferenceB" /> Der erste Außenminister Pakistans und der einzige pakistanische Präsident des [[Internationaler Gerichtshof|Internationalen Gerichtshofs]], [[Muhammad Zafrullah Khan]], sowie der bislang einzige pakistanische und erste muslimische [[Liste der Nobelpreisträger für Physik|Nobelpreisträger in Physik]], [[Abdus Salam]], waren Mitglieder der Ahmadiyya. |
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=== Europa === |
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In den Zwischenkriegsjahren begannen sowohl die AAIIL als auch die AMJ in Europa Missionsstationen zu errichten.<ref>{{Literatur |Hrsg=Nathalie Clayer und Eric Germain |Titel=Islam in inter-war Europe |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=27}}</ref> |
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==== Vereinigtes Königreich ==== |
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Nachdem der englische Konvertit Lord Headly unter der Leitung des indischen Juristen [[Khwaja Kamal ud-Din]] die [[Shah-Jahan-Moschee (Woking)|Shah-Jahan-Moschee]] in [[Woking]] erworben hatte,<ref>{{Literatur |Autor=Monika und Udo Tworuschka |Titel=Religionen der Welt. Grundlagen, Entwicklung und Bedeutung in der Gegenwart |Verlag=Bertelsmann Lexikon |Ort=München |Datum=1991 |Seiten=237}}</ref> richtete Khwaja Kamal ud-Din die „Woking Muslim Mission“ ein. Die Missionsstation wurde von der AAIIL bis in die 1930er Jahre betrieben.<ref>{{Literatur |Autor=David Westerlund und Ingvar Svanberg |Titel=Islam outside the Arab world |Verlag=St. Martin’s Press |Ort=New York |Datum=1999 |Seiten=359}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Christopher T. R. Hewer |Titel=Understanding Islam. The first ten steps |Verlag=scm press |Ort=London |Datum=2006 |Seiten=190}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jorgen S Nielsen |Titel=Towards a European Islam |Ort=New York |Verlag=St. Martin's Press |Datum=1999 |Seiten=5}}</ref> Neben der [[Wilmersdorfer Moschee]] und der [[Moschee und Synagoge Keizerstraat|Moschee Keizerstraat]] errichtete die AAIIL 1913 eine [[Woking Muslim Mission|Missionsstation in Woking]] und betrieb dort die [[Shah-Jahan-Moschee (Woking)|Shah-Jahan-Moschee]] bis in die 1930er Jahre. Jedoch überdauerten die Missionsstationen der AAIIL den Zweiten Weltkrieg nicht. |
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Einzig Fateh Muhammad Sayaal, der als erster Auslandsmissionar 1913 in England eintraf, konnte durch die Errichtung der ersten Moschee in London ([[Fazl-Moschee]]) im Jahre 1924 einen nennenswerten Erfolg verzeichnen.<ref>{{Literatur |Autor=Simon Ross Valentine |Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=71}}</ref> Als erste [[Moschee]] der AMJ in Europa wurde 1924 die [[Fazl-Moschee]] in [[London]] eingeweiht. Mit dem [[Bait ul-Futuh]] wurde am 3. Oktober 2003 eine 4.500 Gläubige fassende Moschee in London eingeweiht.<ref group="A">Die Moschee im Bait ul-Futuh fasst 4.500 Gläubige, das Gebäude mit allen zum Gebet nutzbaren Räumen fast 10.000 Besucher.</ref> |
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==== Deutschland ==== |
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[[Datei:Wilmersdorfer Mosque.JPG|mini|Älteste noch erhaltene Moschee Deutschlands in Berlin-Wilmersdorf]] |
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[[Datei:Deutsche Muslimische Gesellschaft e.V..jpg|mini|NSDAP-Reichsleitung, Abteilung Verbände am 13. April 1937]]Am 9. Oktober 1924 legte die AAIIL in [[Berlin]] den Grundstein für die [[Wilmersdorfer Moschee]].<ref>{{Literatur |Autor=Bernd Bauknecht |Titel=Muslime in Deutschland von 1920 bis 1945 |Sammelwerk=Religionswissenschaft |Band=Band 3 |Verlag=Teiresias Verlag |Ort=Köln |Datum=2001 |Seiten=61f}}</ref> Die älteste erhaltene Moschee Deutschlands wurde am 26. April 1925 eröffnet und war zunächst unter dem Namen „Berliner Moschee“ bekannt. Die Berliner Moscheegemeinde gab von 1924 bis 1940 die Zeitschrift ''Moslemische Revue'' heraus.<ref>{{Literatur |Autor=Marfa Heimbach |Titel=Die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft in Deutschland seit 1961 |Sammelwerk=Islamkundliche Untersuchungen |Band=Band 242 |Verlag=Klaus Schwarz Verlag |Ort=Berlin |Datum=2001 |Seiten=50f}}</ref> Die Berliner Moschee verlor aber ihre zentrale Stellung noch während des Zweiten Weltkriegs und konnte sie nie wiederherstellen.<ref>{{Literatur |Autor=Ina Wunn |Titel=Muslimische Gruppierungen in Deutschland |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=2007 |Seiten=159}}</ref> |
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Während der Zeit des [[Nationalsozialismus]] konnte sich die Gemeinde nicht organisiert halten und begann erst nach dem Krieg mit dem Wiederaufbau.<ref>{{Literatur |Autor=Steffen Rink |Titel=Religionen feiern |Verlag=Diagonal-Verlag |Ort=Marburg |Datum=1997 |Seiten=138}}</ref> Einige Missionare kehrten wieder nach Indien zurück, die anderen wichen nach England aus. Die „Islamische Gemeinde Berlin“ beziehungsweise die „Berliner Moschee“ wurde von deutschen Muslimen weiter betreut. Seit dem 22. März 1930 führte die Moscheegemeinde den Namen ''Deutsch-Muslimische Gesellschaft e. V.'' Mit dieser Umbenennung war ein ungewöhnliches Programm verbunden: Die neue Gemeinschaft nahm auch Christen und Juden als Mitglieder auf, was für die damalige Zeit ungewohnt war.<ref>{{Literatur |Autor=Bernd Bauknecht |Titel=Muslime in Deutschland von 1920 bis 1945 |Sammelwerk=Religionswissenschaft |Band=Band 3 |Verlag=Teiresias Verlag |Ort=Köln |Datum=2001 |Seiten=72}}</ref> Doch genau das wurde der Gemeinschaft mit ihrer Moschee am [[Fehrbelliner Platz]] in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] zum Verhängnis, denn die Nationalsozialisten sahen in der „Deutschen Muslimischen Gesellschaft e. V.“ einen „Zufluchtsort für Kurfürstendammjuden“.<ref>Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 30 Berlin C Tit. 148B, Nr. 1350.</ref> Nach dem Tod des syrischen Studenten [[Muhammad Nafi Tschelebi]] im Sommer 1933 führte die Deutsch-Muslimische Gesellschaft nur noch ein Schattendasein.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.islamarchiv.de/iarchiv/hoepp.pdf |autor=Gerhard Höpp |titel=Muslime unterm Hakenkreuz |seiten=2 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20070814121823/http://www.islamarchiv.de/iarchiv/hoepp.pdf |archiv-datum=2007-08-14 |format=PDF |zugriff=2009-03-10}}</ref> Den Nationalsozialisten gelang es in der Folge, die islamische Gemeinde zu instrumentalisieren und die Moschee für Propagandaauftritte mit [[Mohammed Amin al-Husseini]] zu missbrauchen, z. B. anlässlich des [[Islamisches Opferfest|Opferfestes]] im Jahr 1942.<ref>{{Literatur |Autor=Bernd Bauknecht |Titel=Muslime in Deutschland von 1920 bis 1945 |Sammelwerk=Religionswissenschaft |Band=Band 3 |Verlag=Teiresias Verlag |Ort=Köln |Datum=2001 |Seiten=114f}}</ref> Im Jahre 1962 wurde die ''Deutsch-Muslimische-Gesellschaft'' von der AAIIL wiederbelebt und hat heute ihren Sitz in der Wilmersdorfer Moschee in [[Berlin]].<ref>{{Literatur |Autor=Marfa Heimbach |Titel=Die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft in Deutschland seit 1961 |Sammelwerk=Islamkundliche Untersuchungen |Band=Band 242 |Verlag=Klaus Schwarz Verlag |Ort=Berlin |Datum=2001 |Seiten=37}}</ref> |
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Der AMJ kam in den Zwischenkriegsjahren keine große Bedeutung zu.<ref>{{Literatur |Hrsg=Nathalie Clayer und Eric Germain |Titel=Islam in inter-war Europe |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=103}}</ref> Der Bau einer Moschee am [[Kaiserdamm]] in der Nähe des [[Bahnhof Berlin Messe Nord/ICC (Witzleben)|Bahnhofs Witzleben]] musste aus finanziellen Gründen abgebrochen werden.<ref>{{Literatur |Autor=Muhammad S. Abdullah |Titel=Geschichte des Islams in Deutschland |Sammelwerk=Islam und westliche Welt |Band=Band 5 |Verlag=Verlag Styria |Ort=Graz |Datum=1981 |Seiten=28}}</ref> |
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[[Sadr ud-Din]] legte 1939 die erste deutsche [[Koranübersetzung]] aus der Feder der Ahmadiyya vor, wobei diese Übersetzung mit Lehren der Ahmadiyya durchsetzt ist.<ref group="A">''Der Koran. Arabisch-Deutsch.'' Übersetzung, Einleitung und Erklärung von Maulana [[Sadr ud-Din]]; Verlag der Moslemischen Revue (Selbstdruck), Berlin 1939; 3. unveränderte Auflage 2006, [http://berlin.ahmadiyya.org/berlin-mission-june06.pdf Die Berliner Moschee und Mission der Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung des Islam (Lahore)] (PDF; 597 kB), S. 27.</ref> Da Sadr ud-Din ungenügend Deutsch sprach, arbeitete er mit dem Konvertiten Hamid Markus zusammen, der jedoch kein Arabisch konnte. Aus dieser Zusammenstellung folgten etliche Unklarheiten. Nach dem Krieg arbeitete [[Mohammed Aman Hobohm]] an einer Überarbeitung, die er jedoch nie abschließen konnte.<ref>{{Literatur |Autor=Marfa Heimbach |Titel=Die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft in Deutschland seit 1961 |Sammelwerk=Islamkundliche Untersuchungen |Band=Band 242 |Verlag=Klaus Schwarz Verlag |Ort=Berlin |Datum=2001 |Seiten=38}}</ref> |
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Erst 1954 wurde von der AMJ eine eigene Koranübersetzung auf Deutsch herausgebracht,<ref group="A">[[Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad]] (Hrsg.): ''Koran. Der Heilige Qur-ân.'' Islam International Publications, 1954; zuletzt: [[Mirza Masrur Ahmad]]: ''Koran der heilige Qur-ân; arabisch und deutsch.'' 8., überarbeitete Taschenbuchauflage, Verlag Der Islam, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-921458-00-6.</ref> die schließlich die von Sadr ud-Din herausgegebene Übersetzung weitgehend verdrängte. |
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] gründete [[Sheikh Nasir Ahmad]] von 1946 bis 1962 Missionsstellen der AMJ im deutschsprachigen Raum. Es wurde ihm von der alliierten Besatzungsmacht gestattet, Deutschland von der [[Schweiz]] aus zu bereisen. In [[Hamburg]] entstand eine kleine Ahmadiyya-Gemeinde, die am 11. Juni 1948 vom Missionar S. N. Ahmad erstmals besucht wurde. Am 27. April 1949 sendete der [[Nordwestdeutscher Rundfunk|NWDR]] Hamburg einen Vortrag von S. N. Ahmad, die wahrscheinlich erste Rundfunksendung Deutschlands zum Thema Islam. Schließlich erhielt die AMJ die Genehmigung für eine feste Missionsstelle, und am 20. Januar 1949 übernahm Missionar Abdul Latif die Leitung der ersten Lokalgemeinde in Hamburg. Am 9. August 1955 gründete die AMJ in Hamburg den Verein ''Ahmadiyya Bewegung in der Bundesrepublik Deutschland e. V.''<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Lemmen |Titel=Muslime in Deutschland. eine Herausforderung für Kirche und Gesellschaft |Sammelwerk=Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung |Band=Band 46 |Verlag=Nomos Verlagsgesellschaft |Ort=Baden Baden |Datum=2001 |Seiten=30}}</ref> Im Jahre 1969 verlegte sie den Vereinssitz nach Frankfurt am Main und nennt sich seit 1988 ''Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Bundesrepublik Deutschland e. V.'' Bald wurden die beiden ersten Moscheen in der Nachkriegsgeschichte gebaut, die [[Fazle-Omar-Moschee]] in Hamburg (1957) und die [[Nuur-Moschee]] in Frankfurt am Main (1959).<ref>{{Literatur |Autor=Ina Wunn |Titel=Muslimische Gruppierungen in Deutschland |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=2007 |Seiten=156}}</ref> |
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[[Datei:Bait us-Sabuh.jpg|mini|Bait us-Sabuh, Zentrale der AMJ in Deutschland]] |
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In der Nachkriegszeit gelang es der Ahmadiyya Muslim Jamaat, als erste muslimische Gemeinde in Deutschland aktiv zu werden.<ref>{{Literatur |Autor=Muhammad S. Abdullah |Titel=Geschichte des Islams in Deutschland |Sammelwerk=Islam und die westliche Welt |Band=Band 5 |Verlag=Verlag Styria |Ort=Graz |Datum=1981 |Seiten=52}}</ref> Der hohe Organisationsgrad und die straffe Struktur innerhalb der AMJ machte sie anfangs zu einem wichtigen Gesprächspartner für kirchliche und staatliche Institutionen.<ref>{{Literatur |Autor=Marfa Heimbach |Titel=Die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft in Deutschland seit 1961 |Verlag=Klaus Schwarz Verlag |Ort=Berlin |Datum=2001 |Seiten=41f}}</ref> So beispielsweise beim ersten Beitrag zum christlich-muslimischen Dialog 1966 in der [[Katholische Akademie|Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg]] in Mannheim, bei dem ausschließlich die Ahmadiyya den Islam repräsentierte.<ref>{{Literatur |Autor=Muhammad S. Abdullah |Titel=Geschichte des Islams in Deutschland |Sammelwerk=Islam und die westliche Welt |Band=Band 5 |Verlag=Verlag Styria |Ort=Graz |Datum=1981 |Seiten=53}}</ref> |
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Mit der zunehmenden Organisation der meist türkischen Gastarbeiter verlor die AMJ seit Ende der 1970er an Bedeutung,<ref>{{Literatur |Hrsg=Dietrich Reetz |Titel=Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen |Verlag=Waxmann |Ort=Münster |Datum=2010 |Seiten=103}}</ref> zumal sie von der Bundesregierung – auf Druck bestimmter islamischer Gruppierungen – aus Entscheidungsprozessen ausgegrenzt wurde und wird.<ref>{{Literatur |Hrsg=Dietrich Reetz |Titel=Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen |Verlag=Waxmann |Ort=Münster |Datum=2010 |Seiten=104f}}</ref> |
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1992 wurde in [[Groß-Gerau]] das [[Bait ul-Schakur]] gebaut. Es ist mit Platz für etwa 850 Gläubige und 600 m² Gebetsfläche die größte Moschee der Gemeinschaft in Deutschland. In Berlin wurde in [[Berlin-Heinersdorf#Politik|Heinersdorf]] die [[Khadija-Moschee (Berlin)|Khadija-Moschee]] gebaut. Die Spenden wurden von den [[Lajna Imaillah|Ahmadifrauen]] aufgebracht. |
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Im Jahre 2002 kaufte die AMJ ein Industrieareal in [[Frankfurt-Bonames]] und richtete dort die neue Deutschland-Zentrale ein. Sie erhielt den Namen ''Bait us-Sabuh'' (Haus des sehr Reinen). Seit 1973 ist Haider Ali Zafar der Missionsleiter Deutschlands. [[Abdullah Wagishauser|Abdullah Uwe Wagishauser]] ist amtierender Emir.<ref>{{Literatur |Autor=Ina Wunn |Titel=Muslimische Gruppierungen in Deutschland |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=2007 |Seiten=164}}</ref> |
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AMJ verfolgt in Deutschland ein „[[100-Moscheen-Plan|100-Moscheen Projekt]]“. Die Durchführung dieses Plans wird in Teilen der Bevölkerung kritisch gesehen und führte in einigen Orten zur Gründung von Bürgerinitiativen, so in [[Schlüchtern#Gegenwart|Schlüchtern]]<ref>{{Literatur |Autor=Christine Brunn |Titel=Moscheebau-Konflikte in Deutschland. Eine räumlich-semantische Analyse auf der Grundlage der Theorie der Produktion des Raumes von Henri Lefebvre |Verlag=Wissenschaftlicher Verlag Berlin |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=52}}</ref> und [[Berlin-Heinersdorf#Politik|Heinersdorf]]. Die AMJ verfügt nach eigenen Angaben zurzeit in Deutschland über 30 Moscheen und 70 Gebetszentren. |
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Im April 2013 ist die ''Ahmadiyya Muslim Jamaat'' in Hessen als erste muslimische Gemeinde in Deutschland als [[Körperschaft des öffentlichen Rechts (Deutschland)|Körperschaft des öffentlichen Rechts]] anerkannt worden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/article117076904/Der-Islam-gehoert-nun-offiziell-zu-Deutschland.html |titel=Der Islam gehört nun offiziell zu Deutschland |autor=Freia Peters |hrsg=welt.de |datum=2013-06-13 |zugriff=2013-06-13}}</ref> |
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Im Mai 2014 verlieh auch [[Hamburg]] der Ahmadiya Muslim Jamaat den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts<ref> [http://www.abendblatt.de /hamburg/eimsbuettel/article128464078/Muslimische-Ahmadiyyas-werden-Kirchen-gleich-gestellt.html Muslimische Ahmadiyyas werden Kirchen gleich gestellt]</ref> |
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==== Österreich ==== |
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Der österreichische Anthropologe [[Omar Rolf von Ehrenfels|Rolf Freiherr von Ehrenfels]] konvertierte zur Ahmadiyya, nachdem er vom Bau der Berliner Moschee gehört hatte, und organisierte in Österreich die „Wien Muslim Mission“.<ref>{{Literatur |Hrsg=Nathalie Clayer und Eric Germain |Titel=Islam in inter-war Europe |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=99}}</ref> Die Mission brach jedoch 1938 nach dem [[Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich]] zusammen, als Rolf von Ehrenfels nach Indien auswanderte. |
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==== Schweiz ==== |
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{{Hauptartikel|Ahmadiyya in der Schweiz}} |
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Der Grundstein der [[Mahmud-Moschee (Zürich)|Mahmud-Moschee]] wurde am 25. August 1962 durch Amatul Hafiz Begum, Tochter des Gründers Mirza Ghulam Ahmad, gelegt. Sie wurde am 22. Juni 1963 durch Sir [[Muhammad Zafrullah Khan]] in Anwesenheit des Stadtpräsidenten von Zürich [[Emil Landolt]] eröffnet. Die Mahmud-Moschee in Zürich ist die erste Moschee in der [[Schweiz|Eidgenossenschaft]] und die Zentrale der AMJ Schweiz. Die Gemeinde hat etwa 700 Mitglieder und ihr Emir ist Walid Tariq Tarnutzer. |
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==== Andere europäische Länder ==== |
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[[Datei:Nusrat Djahan Mosque Hvidove Copenhagen Denmark 02.jpg|mini|1967: Nusrat-Jehan-Moschee – Erste Moschee Skandinaviens]] |
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Ab 1927 versuchte die AAIIL von [[Albanien]] aus den Balkan zu missionieren, indem sie ihre bereits in England und Deutschland publizierten Zeitschriften ins Albanische übersetzte und diese als einzelne Artikel in Zeitschriften veröffentlichten ließ.<ref>{{Literatur |Hrsg=Nathalie Clayer und Eric Germain |Titel=Islam in inter-war Europe |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=100}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Marc Gaborieau |Titel=De l'Arabie à l'Himalaya: chemins croisés. en hommage à Marc Gaborieau |Datum=2004 |Ort=Paris |Verlag=Maisonneuve & Larose |Seiten=214}}</ref> Mit Beginn der kommunistischen Diktatur 1944 fanden ihre Bestrebungen ein Ende.<ref>{{Literatur |Autor=Marc Gaborieau |Titel=De l'Arabie à l'Himalaya: chemins croisés. en hommage à Marc Gaborieau |Datum=2004 |Ort=Paris |Verlag=Maisonneuve & Larose |Seiten=226}}</ref> Außerdem gab es wenig erfolgreiche Missionsarbeit in den Ländern Ungarn und Polen sowie Spanien und Italien.<ref>{{Literatur |Hrsg=Nathalie Clayer und Eric Germain |Titel=Islam in inter-war Europe |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=29}}</ref> |
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] missionierte die AMJ im nicht-kommunistischen Europa. Die 1955 eröffnete [[Mobarak-Moschee (Den Haag)|Mobarak-Moschee]] war die erste Moschee der [[Niederlande]],<ref>{{Literatur |Autor=Tomas Gerholm, Yngve Georg Lithman |Titel=The New Islamic presence in Western Europe |Verlag=Mansell Publishing |Ort=London |Datum=1988 |Seiten=2}}</ref> und die ersten niederländischen Konvertiten zum Islam in den 50er und 60er Jahren waren ebenfalls Mitglieder der Ahmadiyya.<ref>{{Literatur |Autor=Shireen T. Hunter |Titel=Islam, Europe’s second religion. The new social, cultural, and political landscape |Verlag=Praeger Publishers |Datum=2002 |Ort=Westport |Seiten=99}}</ref> Bei der 1967 eröffneten Nusrat-Jehan-Moschee nahe [[Kopenhagen]] handelte es sich um die erste Moschee in den [[Nordische Länder|nordischen Ländern]].<ref>{{Literatur |Autor=David Westerlund, Ingvar Svanberg |Titel=Islam outside the Arab world |Verlag=St. Martin’s Press |Datum=1999 |Ort=New York |Seiten=392}}</ref> Im selben Jahr gab die AMJ auch noch die erste komplette [[Dänische Sprache|dänische]] Koranübersetzung heraus.<ref>{{Literatur |Autor=David Westerlund, Ingvar Svanberg |Titel=Islam outside the Arab world |Verlag=St. Martin’s Press |Datum=1999 |Ort=New York |Seiten=393}}</ref> 1955 baute sie mit der [[Mobarak-Moschee (Den Haag)|Mobarak-Moschee]] in [[Den Haag]] die erste Moschee in den Niederlanden. |
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Am 10. September 1982 wurde die [[Bascharat-Moschee]] in [[Pedro Abad]] von Mirza Tahir Ahmad eingeweiht. Dies war der erste [[Moscheebau]] in Spanien nach der Herrschaft der Muslime vor über 500 Jahren.<ref>{{Literatur |Autor=Y. Haddad, Jane I. Smith |Titel=Mission to America. Five Islamic sectarian communities in North America |Verlag=University Press of Florida |Ort=Gainesville |Datum=1993 |Seiten=49}}</ref> |
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Seit 2010 hat die Ahmadiyya Muslim Jamaat Missionsstationen in ganz Europa, ausgenommen in [[Griechenland]], [[Lettland]] und der [[Slowakei]].<ref>{{Literatur |Hrsg=Dietrich Reetz |Titel=Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen |Verlag=Waxmann |Ort=Münster |Datum=2010 |Seiten=99}}</ref> |
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[[Datei:Hazrat Abd ur-Rahim Nayyar.jpg|mini|Abd ur-Rahim Nayyar – Erster Missionar in Westafrika]] |
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=== Nigeria === |
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Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] konnte die Ahmadiyya in [[Nigeria]] Fuß fassen.<ref>{{Literatur |Autor=Kenneth Kirkwood u. a. |Titel=African Affairs Number One |Verlag=Southern Illinois University Press |Ort=Carbondale |Datum=1961 |Seiten=61}}</ref> Abd ur-Rahim Nayyar war der erste indische Missionar in [[Westafrika]] und erreichte [[Lagos]] am 8. April 1921. Er sollte die in [[Lagos]] ansässigen Ahmadis und [[Fante (Volk)|Fante]]-Muslime bei ihren Bildungsanstrengungen unter westafrikanischen Muslimen unterstützen. |
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Zu dem Zeitpunkt waren in Nigeria fünf islamische Gruppen tätig, zum einen die „Jamaat“ (die größte Gruppe), die „Lemomu party“, „Ahl-i Koran von Aroloya“ (eine schwache und immer kleiner werdende Gruppe), die „Anhänger von Ogunro“ (ebenfalls eine kleine Gruppe) und die Ahmadiyya (die kleinste Gruppe von allen).<ref>{{Literatur |Autor=Humphrey J. Fisher |Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1963 |Seiten=98f}}</ref> |
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Nayyar knüpfte sehr früh Beziehungen mit der Gruppe der Jamaat und den Ahl-i Koran. Am 6. Juni 1921, zwei Tage vor dem [[Fest des Fastenbrechens|Id ul-Fitr]] legten Mitglieder der Ahl-i Koran, darunter auch ihr Imam Dabiri das [[Baiat]] auf Nayyar ab. In einem Telegramm nach Indien wurde die Anzahl der Konvertiten mit 10.000 angegeben. Tatsächlich sollen es ein Viertel davon gewesen sein.<ref>{{Literatur |Autor=Humphrey J. Fisher |Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1963 |Seiten=100}}</ref> Die [[Konversion (Religion)|Konversion]] mancher Anhänger der Ahl-i Koran gilt als voreilig und oberflächlich. So konvertierten einige nur, weil ihr bisheriger Imam Dabiri konvertierte und wandten sich nach seinem Tod im Jahre 1928 wieder ab.<ref name="kk69" /> |
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Nayyars Vorhaben, die Unruhen in den muslimischen Gemeinden beizulegen, scheiterte. Schließlich eskalierten die Auseinandersetzung zwischen der Jamaat und den Ahmadis. So störten Zwischenrufer der Jamaat eine Versammlung der Ahmadis mit beleidigenden Liedern und gingen mit Gewalt gegen Ahmadis vor. In einem späteren Gerichtsverfahren wurden zwei Männer verhaftet.<ref>{{Literatur |Autor=Humphrey J. Fisher |Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1963 |Seiten=103f}}</ref> Nayyar besuchte noch [[Kano]] und [[Zaria]], bis er im September 1922 wieder in Lagos eintraf. Ende dieses Jahres verließ Nayyar Westafrika für immer.<ref>{{Literatur |Autor=Kenneth Kirkwood u. a. |Titel=African Affairs Number One |Verlag=Southern Illinois University Press |Ort=Carbondale |Datum=1961 |Seiten=73}}</ref> |
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Die Ahmadis in Nigeria verlangten nach einem neuen indischen Missionar, worauf Fazl ur-Rahman Hakim 1935 in Nigeria eintraf. Bei seiner Ankunft machten sich zwei Gruppierungen innerhalb der Ahmadiyya-Gemeinschaft erkennbar: die Loyalisten („Loyalists“), die den Kalifen anerkannten und damit den Missionar, und die Autonomen („Independents“), die zwar den Gründer Mirza Ghulam Ahmad anerkannten, jedoch der Auffassung waren, dass jede nationale Sektion autonom und ohne den Kalifen agieren solle.<ref>{{Literatur |Autor=Humphrey J. Fisher |Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1963 |Seiten=109}}</ref> Der Konflikt zwischen den beiden Parteien wurde immer mehr ein Konflikt zwischen zwei Personen. Der bisherige Imam sollte für den Missionar Hakim zurücktreten. Die Loyalisten argumentierten, dass ihm als Repräsentanten des Kalifen ein höherer Rang zustehe. Die Autonomen wollten dies nicht akzeptieren, da ein Imam nicht kurzerhand abgesetzt werden könne.<ref>{{Literatur |Autor=Humphrey J. Fisher |Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1963 |Seiten=110f}}</ref> Die Spaltung spitzte sich bei der Entscheidung über das Eigentumsrecht der ersten Schule der Ahmadiyya in Nigeria zu, bei der letzten Endes sie Autonomen siegten.<ref>{{Literatur |Autor=Kenneth Kirkwood u. a. |Titel=African Affairs Number One |Verlag=Southern Illinois University Press |Ort=Carbondale |Datum=1961 |Seiten=82}}</ref> Ende 1939 verlangte die internationale Zentrale in [[Qadian]] Hakim, dass jeder Ahmadi sein [[Baiat]] zu erneuern habe. Volkstümlich nannte man die beiden Gruppen weiterhin „Independents“ und „Loyalists“, offiziell hießen sie entsprechend „Ahmadiyya Movement-in-Islam (Nigeria)“ (1974 in „Anwar-ul Islam Movement of Nigeria“ umbenannt) und „Sadr Anjuman Ahmadiyya“ (später zu „Ahmadiyya Muslim Jamaat Nigeria“ umbenannt). Die Spaltung blieb endgültig, hatte jedoch nur nationales Ausmaß.<ref>{{Literatur |Autor=Humphrey J. Fisher |Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1963 |Seiten=112f}}</ref> 1943 schaffte es [[Muhammad Zafrullah Khan|Sir Muhammad Zafrullah Khan]], die Autonomen dazu zu bewegen, ein Telegramm nach Qadian zu schicken. Diese erklärten sich zur Erneuerung des Baiat bereit, unter der Bedingung, dass die Loyalisten alle Ämter wiederherstellen, wie vor Hakims Ankunft. Der Kompromissvorschlag wurde von der Zentrale in Qadian jedoch abgelehnt.<ref>{{Literatur |Autor=Kenneth Kirkwood u. a. |Titel=African Affairs Number One |Verlag=Southern Illinois University Press |Ort=Carbondale |Datum=1961 |Seiten=84}}</ref> Versöhnungsgespräche wurden weiterhin geführt, blieben jedoch erfolglos.<ref group="A">Zuletzt auch 2008 beim Afrika-Besuch von Mirza Masrur Ahmad (entnommen aus der Freitagsansprache vom 9. Mai 2008)</ref> |
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[[Datei:Der zweite Kalif und zwei Missionare für West Afrika.jpg|mini|Von rechts: Fazl ur-Rahman Hakim; Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad und Abd ur-Rahim Nayyar.]] |
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=== Ghana === |
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Im März 1921 erreichte Abd ur-Rahim Nayyar [[Saltpond]], der nach einem Monat Nigeria besuchte. Während dieses kurzen Aufenthalts in [[Ghana]] konnte er jedoch nahezu alle [[Fante (Volk)|Fante]]-Muslime zur Ahmadiyya bekehren, die anders als in Nigeria nicht rückfällig wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Humphrey J. Fisher |Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1963 |Seiten=118}} 118</ref> Im Jahr darauf war Fazl ur-Rahman Hakim dauerhaft für die [[Goldküste (Westafrika)|Goldküste]] zuständig. 1923 errichtete er in [[Saltpond]] eine Zentrale und leitete eine Grundschule.<ref>{{Literatur |Autor=C. K. Graham |Titel=The history of education in Ghana from the earliest times to the declaration of Independence |Verlag=Cass |Ort=London |Datum=1971 |Seiten=151}}</ref> |
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Die Ahmadiyya Muslim Jamaat, in Ghana mit dem Namen „Ahmadiyya Muslim Mission“ aktiv, konnte wegen ihrer durchstrukturierten Organisation ihren Einfluss in Ghana ständig mit dynamischen und öffentlichen Predigten steigern und ist wohl die charismatischste islamische Gemeinschaft.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=87}}</ref> Bei ihren Vorträgen bedienten sich die Missionare neben dem Koran auch der Bibel und versuchten damit, die [[Christologie|Lehren des Christentums]] zu widerlegen.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=89}}</ref> Mit dieser Arbeitsweise konnte ein überproportionaler Anstieg der Ahmadis festgestellt werden. So waren 1939 in [[Wa (Ghana)|Wa]] 100 Ahmadis bekannt,<ref>{{Literatur |Autor=Ivor Wilks |Titel=Wa and the Wala. Islam and polity in northwestern Ghana |Sammelwerk=African studies series |Band=Band 63 |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=1989 |Seiten=183}}</ref> während sich 1948 in Ghana 22.572 Menschen zur Ahmadiyya bekannten.<ref>{{Literatur |Autor=J. Spencer Trimingham |Titel=Islam in West Africa |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=1959 |Seiten=231}}</ref> Bei der Volkszählung aus dem Jahr 1960 wurde die Anzahl der Ahmadis mit 175.620 beziffert.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=59}}</ref> Damit waren heftige Provokationen gegen die Ahmadiyya verbunden, besonders vonseiten der [[Wala (Volk)|Wala]], die ihren bislang toleranten Ruf aufgaben und einen Konfrontationskurs gegenüber der Ahmadiyya einnahmen.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=91f}}</ref> Der in [[Wa (Ghana)|Wa]] geborene Händler Mallam Salih kam 1932 in der [[Kumasi]]-Region mit der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Kontakt und trat einen Monat später in Saltpond der Ahmadiyya bei. In der [[Ashanti Region]] predigte er nun und konnte seine Handelspartner und die [[Aschanti (Volk)|Aschanti]] zur Ahmadiyya bekehren. Als er nach Wa zurückkehren wollte, vertrieben ihn orthodoxe Gegner aus der Stadt.<ref name="Humphrey 120" /> Seine von reformatorischem Eifer geprägten Predigten waren den [[Sunnit]]en und [[Tidschani]] ein Dorn im Auge. Ihm und seiner Familie wurde nicht gestattet, Wasser und Nahrungsmittel zu besorgen und sein Haus zu verlassen.<ref>{{Literatur |Autor=Ivor Wilks |Titel=Wa and the Wala. Islam and polity in northwestern Ghana |Sammelwerk=African studies series |Band=Band 63 |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=1989 |Seiten=180}}</ref> Ab dem 23. März 1933 war Mallam Salih offiziell ein Missionar und besuchte Ahmadis in [[Tamale (Ghana)|Tamale]] und predigte in den Dörfern auf dem Weg dorthin. Auf seinem Rückweg war Polizeischutz notwendig. In [[Dagbon]], der Heimat der [[Dagomba (Volk)|Dagomba]], und in [[Yendi]] predigte Salih von 1939 bis 1940, wobei er sich erneut die Sunniten und Tidschani als Zielgruppe suchte. Den verbalen Angriffen der Ahmadiyya auf die Lehren der Sunniten begegneten die Tidschanis unter anderem mit körperlicher Gewalt. So bewogen Tidschanis die Menschen in Dagbon dazu, Kinder mit Steinen zu bewerfen und Ahmadi-Prediger auszupfeifen.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=96}}</ref> Im November 1943 wurde ein Anschlag auf eine Ahmadiyya-Moschee verübt, die sich auf Salihs Grundstück befand.<ref name="Humphrey 120" /> |
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Anfang 1944 reichten die Ahmadis beim Gouverneur von Ghana, [[Alan Cuthbert Maxwell Burns]], eine Klageschrift ein – nach Gesprächen verbesserte sich schließlich das gereizte Klima.<ref>{{Literatur |Autor=Ivor Wilks |Titel=Wa and the Wala. Islam and polity in northwestern Ghana |Sammelwerk=African studies series |Band=Band 63 |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=1989 |Seiten=184}}</ref> Für eine gemäßigte Stimmung sorgte auch der erste Konvertit zur Ahmadiyya unter den Wala [[Mumuni Koray]], der später von 1949 bis 1953 als König von Wa regierte.<ref>{{Literatur |Autor=Ivor Wilks |Titel=Wa and the Wala. Islam and polity in northwestern Ghana |Sammelwerk=African studies series |Band=Band 63 |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=1989 |Seiten=177f}}</ref> Dennoch wurden Ahmadis auf Großveranstaltungen wie etwa beim [[Freitagsgebet]] angegriffen, sodass diese von den 1950er bis zu den 70er Jahren nur unter Polizeischutz stattfinden konnten.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=196f}}</ref> Ab den 70er Jahren verlagerte die Ahmadiyya den Schwerpunkt ihrer Missionsarbeit immer mehr auf Christen, sodass die Aggressionen vonseiten der Sunniten und Tidschani immer geringer wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=245}}</ref> |
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Die Ahmadiyya leistete von Anbeginn an humanitäre Hilfe für Ghana, errichtete Krankenhäuser und Schulen, die unabhängig von ihrer Religion für alle Schüler und Lehrer zugänglich sind.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=182}}</ref> |
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{| class="wikitable" |
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! |
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! 1921–1974<ref name="Tabelle" /> |
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! 1974–2000<ref name="Tabelle" /> |
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| Vorschulen || 0 || 102 |
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| Grundschulen || 42 || 323 |
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| weiterführende Schulen || 1 || 6 |
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| Krankenhäuser/Kliniken || 4 || 11 |
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| Missionare || 51 || 128 |
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| Gemeinden || 365 || 593 |
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| Moscheen || 184 || 403 |
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Der rasche Anstieg der sozialen Einrichtungen der Ahmadiyya in Ghana wurde zum einen durch [[Mirza Nasir Ahmad]]s initiiertes „Nusrat-Jahan-Projekt“ begünstigt, das die finanzielle Unterstützung des Bildungs- und Gesundheitswesens der Ahmadiyya für Afrika sichern sollte.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=308f}}</ref> So errichtete man in [[Wa (Ghana)|Wa]] das nach dem Projekt benannte „Nusrat Jahan Teachers Training College“, um die benötigte Kapazität an Lehrern zu gewährleisten. 1966 wurde auch eine theologische Schule (Jamia Ahmadiyya) eröffnet, um den Bedarf an Missionaren decken zu können. Zum anderen sind die Bemühungen von der Vorstellung motiviert, eine „Wiederbelebung des Islam in Ghana“ zu erreichen.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=170}}</ref> So hieß es bei der Eröffnung des vierten Krankenhauses: |
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{{Zitat|Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen in diesem Land zu erbauen gehört zu unserem Ziel, die verlorene Ehre des Islam wiederherzustellen.|Bascharat Ahmad Baschir|Eröffnungsrede vom 25. November 1971}} |
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Im sozialen Engagement der Ahmadiyya sahen die Sunniten und Tidschani indes eine Entstellung des Islam in Ghana. Infolge der weltweiten Hetze gegen die Ahmadiyya wurde in der vom 9. bis 10. Oktober 1970 stattfindenden Nationalen Konferenz der Sunniten eine 7 Punkte umfassende Resolution verabschiedet, worin die Ahmadiyya-Bewegung zur „Schande für den Islam in Ghana“ erklärt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Nathan Samwini |Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |Band=Band 7 |Verlag=LIT Verlag |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=194}}</ref> |
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=== USA === |
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Die erste Bekanntschaft mit dem amerikanischen Kontinent entstand bereits 1886 in einem Briefwechsel zwischen Mirza Ghulam Ahmad und [[Alexander Russell Webb]].<ref>{{Literatur |Autor=Edward E. Curtis IV |Titel=Muslims in America. A short history |Verlag=Oxford University Press |Ort=New York |Datum=2009 |Seiten=26}}</ref> Zu diesem Zeitpunkt war Mirza Ghulam Ahmad noch ein angesehener Gelehrter unter den indischen Muslimen.<ref>{{Literatur |Autor=Umar F. Abd-Allah |Titel=A Muslim in Victorian America. The Life of Alexander Russell Webb |Verlag=Oxford University Press |Ort=New York |Datum=2006 |Seiten=61}}</ref> Alexander Russell Webb konvertierte später zum Islam. Bei seiner Reise durch Indien im Jahre 1892 äußerte er seinen Wunsch, Mirza Ghulam Ahmad zu besuchen, da er ihm den „großen Gefallen“ getan habe, ihn näher zum Islam gebracht zu haben.<ref>{{Literatur |Autor=Umar F. Abd-Allah |Titel=A Muslim in Victorian America. The Life of Alexander Russell Webb |Verlag=Oxford University Press |Ort=New York |Datum=2006 |Seiten=124}}</ref> Orthodoxe Muslime hielten ihn jedoch von einem Besuch ab. Als erster amerikanischer Ahmadi gilt Mirza Ahmad Anderson, der 1901 nach einem Briefwechsel zur Ahmadiyya konvertierte.<ref>{{Literatur |Autor=Umar F. Abd-Allah |Titel=A Muslim in Victorian America. The Life of Alexander Russell Webb |Verlag=Oxford University Press |Ort=New York |Datum=2006 |Seiten=63}}</ref> |
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[[Datei:Dr. Maulana Mufti Muhammad Sadiq.jpg|mini|Muhammad Sadiq – Erster Ahmadiyya-Missionar in den USA]] |
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Muhammad Sadiq, der ursprünglich als Missionar für die [[Shah-Jahan-Moschee (Woking)|Woking Moschee]] zugeteilt war,<ref name="Glazier24" /> reiste am 24. Januar 1920 Richtung [[USA]]. Auf der Überfahrt erregte sein grün-goldener Turban die Aufmerksamkeit mancher Mitreisenden, sodass er anfing, über die [[Ahmadiyya-Lehre|Lehren der Ahmadiyya]] zu predigen; sieben Mitreisende konnte er so zur Konversion zur Ahmadiyya bewegen.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=114–115}}</ref> Sadiq kam als erster Missionar der AMJ für [[Amerika]] am 15. Februar 1920 in [[Philadelphia]] an. Er wurde sogleich von den amerikanischen Behörden verhaftet, weil er eine Religion predigte, welche auch die [[Polygamie]] erlaubt.<ref>{{Literatur |Autor=Aminah Mohammad-Arif |Titel=Salaam America. South Asian Muslims in New York |Verlag=Anthem Press |Ort=London |Datum=2002 |Seiten=29}}</ref> Gefangen im [[Philadelphia Detention House]] predigte er weiter und konnte weitere 20 Anhänger hinzugewinnen.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=116}}</ref> Unter der Auflage, nichts zum Thema Polygamie zu predigen, wurde er nach zwei Monaten freigelassen.<ref name="Arif30" /> |
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Als Absolvent der [[University of London]] und Kenner der [[Arabische Sprache|arabischen]] und [[Hebräische Sprache|hebräischen]] Sprache begann Muhammad Sadiq, Artikel zum Islam zu schreiben – es erschienen bis Mai 1920 zwanzig Artikel in amerikanischen Zeitschriften und Zeitungen, darunter auch in der [[The New York Times]].<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=118}}</ref> Im Herbst 1920 arbeitete er mit dem Herausgeber der arabischen Zeitung „Alserat“ zusammen und gründete einen Verein nahe Detroit.<ref>{{Literatur |Autor=Y. Haddad, Jane I. Smith |Titel=Mission to America. Five Islamic sectarian communities in North America |Verlag=University Press of Florida |Ort=Gainesville |Datum=1993 |Seiten=60}}</ref> Dieser Verein, zu dessen Vorsitzenden Sadiq gewählt wurde, sollte orthodoxe und heterodoxe Gemeinden zusammenbringen, um den Islam zu schützen.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=120–121}}</ref> Ab Juli 1921 begann Muhammad Sadiq, ein vierteljährlich erscheinendes Magazin mit dem Namen „The Moslem Sunrise“ herauszugeben<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=30–31}}</ref><ref group="A">1950 in „The Muslim Sunrise“ umbenannt</ref> in dem der amerikanischen Öffentlichkeit ein friedlicher, progressiver und modernisierter Islam präsentiert wurde.<ref name="Glazier24" /> Während des Zeitraums der ersten Ausgabe wurden 500 Briefe über den Islam zusammen mit einer Ausgabe des „The Moslem Sunrise“ an [[Freimaurerloge]]n der Vereinigten Staaten und etwa 1000 Ahmadiyya-Bücher an bedeutende Büchereien geschickt. Auch Berühmtheiten wie [[Thomas Edison]], [[Henry Ford]] und der damalige Präsident [[Warren G. Harding]] erhielten Ahmadiyya-Literatur.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=121}}</ref> |
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Sadiq gründete 1921 die „Chicago Muslim Mission“ und errichtete die später nach ihm benannte [[Al-Sadiq-Moschee]]. Er hielt weiterhin Vorträge in Schulen und Logen an der [[Ostküste der Vereinigten Staaten|Ostküste]] und im [[Mittlerer Westen|Mittleren Westen]] der Vereinigten Staaten, die gut aufgenommen wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=125}}</ref> Im September 1923 beendete Sadiq seine Arbeit in Amerika und kehrte nach Indien zurück.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=130}}</ref> 1923, 1925 und 1928 folgten weitere Missionare für die USA.<ref name="Arif30" /> Die Ahmadiyya bemühte sich vor allem um die immigrierten Muslime, die nach ihrer Ankunft nach einer Leitung suchten. Die Missionare der Ahmadiyya standen den amerikanischen Medien ablehnend gegenüber und kritisierten die Gesellschaft wegen ihrer rassistischen Haltungen. Dieser Punkt fand unter den Afroamerikanern Zustimmung, sodass zwischen 1921 und 1924 über 1000 Neuzugänge verzeichnet wurden.<ref name="Arif30" /> Auch einige 40 Mitglieder der [[Universal Negro Improvement Association]] ließen sich von der Ahmadiyya anziehen.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Brent Turner |Titel=Islam in the African-American Experience |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=1997 |Seiten=127–128}}</ref> Bis zur Gründung der [[Nation of Islam]] in 1930er Jahren konnte die AMJ die meisten Konvertiten unter den Afroamerikanern hinter sich versammeln.<ref>{{Literatur |Autor=Y. Haddad, Jane I. Smith |Titel=Mission to America. Five Islamic sectarian communities in North America |Verlag=University Press of Florida |Ort=Gainesville |Datum=1993 |Seiten=62}}</ref> Bis 1940 stieg die Anzahl der Konvertiten auf fünf- bis zehntausend.<ref>{{Literatur |Autor=Jane I. Smith |Titel=Islam in America |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=1999 |Seiten=74}}</ref> |
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[[Chicago]] diente als nationales Hauptquartier der AMJ bis 1950. Danach wurde es in die [[American Fazl Moschee]] in Washington, D.C. bis 1994 verlegt. Seit jeher befindet sich das Hauptquartier im [[Bait ul-Rehman]] in [[Silver Spring]].<ref>{{Literatur |Autor=Aminah Mohammad-Arif |Titel=Salaam America. South Asian Muslims in New York |Verlag=Anthem Press |Ort=London |Datum=2002 |Seiten=156}}</ref> |
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Die AAIIL eröffnete 1948 ihr erstes Zentrum in den USA, das jedoch 1956 wegen mangelnder Belegschaft wieder geschlossen werden musste.<ref>{{Literatur |Autor=Stephen D. Glazier |Titel=Encyclopedia of African and African-American religions |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=2001 |Seiten=25}}</ref> |
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In den USA herrschte, im Gegensatz zu Deutschland, ein reges Gemeinschaftsleben innerhalb der Ahmadis, von denen die große Mehrheit Afroamerikaner waren.<ref>{{Literatur |Autor=Clara Petievich |Titel=The expanding landscape. South Asians and the diaspora |Verlag=Manohar Publishers & Distributors |Ort=Neu-Delhi |Datum=1999 |Seiten=125}}</ref> Die Lage änderte sich, als sich ganze Familien aus Südasien in den Vereinigten Staaten niederließen und gleichzeitig Afroamerikaner aus der Ahmadiyya-Bewegung austraten.<ref name="Diaspora130" /> Die Migranten beteiligten sich am Gemeindeleben in der Moschee, was einzelnen Afroamerikaner reizte.<ref>{{Literatur |Autor=Clara Petievich |Titel=The expanding landscape. South Asians and the diaspora |Verlag=Manohar Publishers & Distributors |Ort=Neu-Delhi |Datum=1999 |Seiten=131}}</ref> Dabei spielten kulturelle Differenzen eine weitaus größere Rolle als die religiöse Praxis.<ref>{{Literatur |Autor=Clara Petievich |Titel=The expanding landscape. South Asians and the diaspora |Verlag=Manohar Publishers & Distributors |Ort=Neu-Delhi |Datum=1999 |Seiten=134}}</ref> In einer Umfrage gaben die Frauen ihre interkulturelle Verständigung als solide an, während die amerikanischen und pakistanischen Männer das Bedürfnis anerkennen, die Verständigung zwischen den beiden ethnischen Gruppen weiter aufzubauen.<ref name="Diaspora130" /> |
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=== Kanada === |
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Die ersten Ahmadis kamen in den 1930ern nach [[Halifax (Nova Scotia)|Halifax]] um zu studieren oder wanderten ein, dies jedoch in seltenen Fällen. Erste Gemeinschaften entstanden, als in den 60ern immer mehr Ahmadis überwiegend nach [[Ontario]] migrierten. 1966 wurde die Gemeinschaft unter dem Namen „Ahmadiyya Movement in Islam, Ontario“ registriert.<ref>{{Literatur |Autor=Paul R. Magocsi |Titel=Encyclopedia of Canada’s peoples |Verlag=University of Toronto Press |Ort=Toronto |Datum=1999 |Seiten=178}}</ref> Am 17. Oktober 1992 wurde in Anwesenheit von Mirza Tahir Ahmad und vielen Regierungsmitgliedern am Stadtrand von [[Toronto]] das [[Bait ul-Islam (Maple)|Bait ul-Islam]] (Haus des Islam) eröffnet.<ref>{{Literatur |Autor=Antonio Gualtieri |Titel=The Ahmadis. Community, Gender, and Politics in a Muslim Society |Verlag=Mcgill-Queen’s University Press |Ort=Montreal |Datum=2004 |Seiten=vii}}</ref> Umliegende Gemeinden erklärten den 16. beziehungsweise 17. Oktober 1992 zum „Ahmadiyya-Moschee-Tag“ und die Woche vom 16. bis 23. Oktober 1992 zur „Ahmadiyya-Moschee-Woche“. Mit der [[Chutba|Freitagsansprache]] des [[Mirza Masrur Ahmad]] wurde am 4. Juli 2008 in [[Calgary]] das 15 Mio. [[Kanadischer Dollar|CAD]] teure [[Bait un-Nuur]] (Haus des Lichts) eröffnet. Mit der Grundfläche von 15.000 m² und einer Gebetsfläche von etwa 4.500 m² ist es die größte Moschee in [[Kanada]]. In East Mississauga gibt es eine theologische Ausbildungsstelle für Ahmadiyya-Missionare. |
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=== Irak === |
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1921 zeigte die Ahmadiyya Muslim Jamaat erste Versuche, die Arabische Halbinsel zu missionieren. Die erste [[Jalsa Salana]] wurde 1922 in [[Bagdad]] abgehalten und ein Brief an [[Faisal I.|König Faisal I.]] gesendet, in dem die [[Ahmadiyya-Lehre|Lehre der Ahmadiyya]] dargelegt wurde. Nach 1939 können keine Aktivitäten der Ahmadiyya nachgewiesen werden.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=24}}</ref> |
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=== Syrien === |
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Jalal ud-Din Shams kam als erster Missionar in [[Damaskus]] an. Nach einem Mordversuch auf ihn wurde er von französischen Behörden des Landes verwiesen. Für die späten 30er Jahre wird die Anzahl der Ahmadis auf etwa 50 Gläubige geschätzt. 1954 wurde eine Anti-Ahmadiyya-[[Fatwa]] veröffentlicht, dennoch war [[Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad]] in der Lage, das Land im darauffolgenden Jahr zu besuchen. 1958 konfiszierte Syrien das Eigentum der Ahmadiyya-Bewegung, sodass ihre Aktivitäten ein Ende nahmen.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=24–25}}</ref> |
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=== Israel === |
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Die Anstrengungen der Ahmadiyya in [[Haifa]] waren erfolgreich. 1928 errichtete Jalal ud-Din Shams nach seiner Ausweisung aus [[Syrien]] eine Moschee am [[Karmel (Gebirge)|Karmel-Gebirge]]. Trotz Widerstands konnte sich die Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Umgebung etablieren.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=25}}</ref> In den späten 1970er Jahren wurde die [[Mahmud-Moschee (Kababir)|Mahmud-Moschee]] in Kababir erbaut. |
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{{Siehe auch|Demografie Israels}} |
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=== Südostasien === |
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Schon in den 1920er Jahren wurde die Ahmadiyya durch Mission auch nach Südostasien getragen. Kamal-ud-Din, der Leiter der Lahore-Ahmadis tourte 1921 zwei Monate lang durch [[Föderierte Malaiische Staaten|Malaya]], [[Java (Insel)|Java]] und [[Rangoon]], um für seine Gemeinschaft zu werben.<ref name="sevea_138">Vgl. Sevea 138.</ref> Im Juli 1925 kamen über 2.000 Menschen in der Victoria Memorial Hall in [[Singapur]] zusammen, um gegen den Einfluss der Ahmadiyya auf den malaiischen Raum zu protestieren.<ref>Vgl. Sevea 134.</ref> In [[Niederländisch-Indien]] fasste die Lahore-Fraktion schon 1924 Fuß, die Qadian-Fraktion folgte 1925 mit der Ankunft des Missionars Maulvi Rehmat Ali in [[Sumatra]].<ref name="sevea_138" /> Nach der Unabhängigkeit Indonesiens wurde sie in diesem Land am 13. März 1953 von der indonesischen Regierung anerkannt.<ref>{{Literatur |Autor=Alfitri |Titel=Religious Liberty in Indonesia and the Rights of "Deviant" Sects |Sammelwerk=Asian Journal of Comparative Law |Band=Band 3 |Nummer=1 |Kapitel=Artikel 3 |Datum=2008 |Verlag=Berkeley Electronic Press |Ort=Singapore |Seiten=19}}</ref> |
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=== Gegenwärtige weltweite Situation === |
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Der World Christian Encyclopedia zufolge ist die Ahmadiyya weltweit die am stärksten wachsende muslimische Gruppierung, sowie die zweitstärkste wachsende religiöse Gruppierung.<ref group="A">Untersucht wurden 19 große Religionen mit 48 Gruppierungen. Berücksichtigt wurde dabei die bereinigte Geburten- und Konvertitenrate. Dabei kommt die Ahmadiyya auf eine Wachstumsrate von 3,25. Nur die [[Afroamerikanische Religionen]] liegen (zusammengefasst) mit einer Wachstumsrate von 3,3 höher.</ref><ref>{{Literatur |Autor=David B. Barrett |Titel=World Christian Encyclopedia. A comparative survey of churches and religions in the modern world |Verlag=Oxford University Press |Datum=2001 |Band=Band 1 |Ort=New York |Seiten=4}}</ref> Schätzungen zufolge hat die Ahmadiyya-Bewegung weltweit mehr als zehn Millionen Anhänger, von denen 8.202.000 in [[Südasien]] leben (Stand: 2002).<ref>{{Literatur |Autor=James Minahan |Titel=Encyclopedia of the stateless nations. Ethnic and national groups around the world |Verlag=Greenwood Press |Ort=Westport |Datum=2002 |Seiten=52}}</ref> Die Bewegung selbst hat die Zahl ihrer Anhänger zuletzt im zweistelligen Millionenbereich angegeben.<ref>„Die Gemeinde ist heute mit mehreren zehn Millionen Mitgliedern in 200 Ländern der Erde verbreitet“ in {{Internetquelle |url=http://www.jalsasalana.de/2012/data/Jalsa-Salana-Deutschland-2012-Einladung.pdf |titel=37. Jährliche Versammlung Jalsa Salana 2012 Deutschland |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120515053049/http://www.jalsasalana.de/2012/data/Jalsa-Salana-Deutschland-2012-Einladung.pdf |archiv-datum=2012-05-15 |zugriff=2012-06-23}}</ref> Für Pakistan geben staatliche Statistiken für 1998 einen Anteil von 0,22 % an.<ref group="A">{{Internetquelle |url=http://www.census.gov.pk/Religion.htm |titel=Population by Religion |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120415125929/http://www.census.gov.pk/Religion.htm |archiv-datum=2012-04-15 |zugriff=2012-08-25}} Dabei ist zu berücksichtigen, dass in Pakistan die Religionszugehörigkeit in den Personalpapieren festgehalten wird. Weil die Zugehörigkeit zur Ahmadiyya in Pakistan viele Nachteile nach sich zieht, verleugnen viele Ahmadiyya-Anhänger ihre Mitgliedschaft gegenüber staatlichen Behörden.</ref> Die Ahmadiyya boykottiert den Census seit 1974. Unabhängige Quellen geben die Anzahl der Ahmadis in Pakistan mit etwa 2–5 Millionen an.<ref>Über 2 Millionen: {{Internetquelle |hrsg=Immigration and Refugee Board of Canada |titel=Pakistan: The situation of Ahmadis, including legal status and political, education and employment rights; societal attitudes toward Ahmadis (2006 - Nov. 2008) |datum=2008-12-04 |url=http://www.unhcr.org/refworld/docid/49913b5f2c.html |zugriff=2012-06-28}}<br />3 Millionen: International Federation for Human Rights: ''International Fact-Finding Mission. Freedoms of Expression, of Association and of Assembly in Pakistan.'' Ausgabe 408/2, Januar 2005, S. 61 ([http://www.fidh.org/IMG/pdf/pk408a-2.pdf "IN MALA FIDE" Freedoms of expression, of association and of assembly in Pakistan (PDF; 842 kB)])<br />3–4 Millionen: Commission on International Religious Freedom: ''Annual Report of the United States Commission on International Religious Freedom.'' 2005, S. 130.<br />4.910.000: {{Literatur |Autor=James Minahan |Titel=Encyclopedia of the stateless nations. Ethnic and national groups around the world |Verlag=Greenwood Press |Ort=Westport |Datum=2002 |Seiten=52}}<br />Die Ahmadiyya gibt ihre Anhängerschaft in Pakistan mit 4 Mio. an: ''Religious Minorities in Pakistan.'' Minority Right Group International, 2002, S. 10.</ref> Die AMJ zählt in Deutschland etwa 35.000 Mitglieder in über 220 Gemeinden, darunter sollen 300 [[Konversion (Religion)|Konvertiten]] sein.<ref>{{Literatur |Hrsg=Dietrich Reetz |Titel=Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen |Verlag=Waxmann |Ort=Münster |Datum=2010 |Seiten=100–101}}</ref> |
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Größere Gemeinden der Ahmadiyya Muslim Jamaat bestehen außer in Südost-Asien in Europa, Nord-Amerika und Westafrika. Obwohl die Auslandsmissionen der Ahmadiyya in der westlichen Welt nur mäßig erfolgreich waren, stellten sie dennoch als erste muslimische Gemeinde eine Herausforderung für christliche Missionare dar.<ref name="autogenerated3" /> Zudem war das Netzwerk der Auslandsmission für die Aufnahme der Ahmadis aus Pakistan von Nutzen. Ihre größten Missionierungserfolge erzielte Ahmadiyya in West- und Ostafrika, wo sie sich auch im Bildungs- und Sozialwesen engagiert (Bau von Schulen und Krankenhäusern).<ref name="eb02" /> |
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Die AAIIL hat eine Gemeinde in [[Berlin-Wilmersdorf]] mit weniger als 20 Mitgliedern (Stand 2010).<ref>{{Literatur |Hrsg=Dietrich Reetz |Titel=Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen |Verlag=Waxmann |Ort=Münster |Datum=2010 |Seiten=98}}</ref> Die globale Mitgliederstärke wird mit 30.000 angegeben.<ref>{{Literatur |Autor=Simon Ross Valentine |Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=60}}</ref> Sie hat eine Moschee in Europa, die [[Wilmersdorfer Moschee]] in [[Berlin]]. In [[England]] sind 250 Mitglieder besonders in der Umgebung von London aktiv.<ref>{{Literatur |Autor=Simon Ross Valentine |Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=152}}</ref> |
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Weltweit sollen über 16.000 Moscheen der AMJ gehören. Die meisten sollen sich in Südasien und Afrika befinden. |
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== Verfolgung == |
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Die Ahmadiyya ist die meist verfolgte „muslimische“ Gemeinde.<ref>{{Literatur |Autor=Amjad Mahmood Khan |Titel=Persecution of the Ahmadiyya Community in Pakistan. An analysis under international law and international relations |Sammelwerk=Harvard Human Rights Journal |Band=Band 16 |Verlag=Harvard Law School |Ort=Cambridge |Datum=2003 |Seiten=242}}</ref> Die Ahmadiyya Muslim Jamaat wird wegen ihrer abweichenden [[Ahmadiyya-Lehre|Lehrmeinungen]] von vielen Muslimen als nicht-islamisch abgelehnt und ihre Anhänger in einigen Ländern religiös benachteiligt bzw. verfolgt.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=25–28}}</ref> In Pakistan wurden eigens Parteien gegründet, die sich den Kampf gegen den sogenannten Qadianismus als Hauptbestandteil ihres Parteiprogrammes gemacht haben,<ref name="islam_gegenwart_355" /> in [[Saudi-Arabien]] steht die vorherrschende Lehrmeinung der [[Wahhabiten]] im strikten Gegensatz zur Ahmadiyya-Lehre. So wurden Anhänger der Ahmadiyya-Bewegung rechtlich als Nichtmuslime erklärt und haben somit keinen rechtlichen Anspruch auf Visa, und können somit nicht am [[Haddsch]] teilnehmen.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=45}}</ref> |
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[[Datei:Hadhrat Shehzada Abdul Latif.jpg|mini|Abdul Latif – Einer der ersten [[Märtyrer]]]] |
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=== Afghanistan === |
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Abdul Latif fungierte als Lehrer und Berater in religiösen Angelegenheiten des [[Habibullah Khan]]. Nachdem er um 1893 etwas über die Ahmadiyya gelesen hatte, schickte er seinen Schüler Abd ur-Rahman nach Qadian. Als dieser die [[Ahmadiyya-Lehre#Das Fiqh der Ahmadiyya|Dschihad-Lehre der Ahmadiyya]] in [[Kabul]] publizierte, wurde er 1901 von [[Abdur Rahman Khan|Emir Abdur Rahman Khan]] der Apostasie für schuldig befunden und zum Tode verurteilt.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=26f}}</ref> Abdul Latif wurde 1903 nach seiner Ankunft aus Qadian in Kabul zunächst verhaftet. Sein ehemaliger Schüler und jetzt Emir von Afghanistan gab ihm die Möglichkeit seinen Glauben abzuschwören. Wegen der Verweigerung wurde er der Apostasie für schuldig befunden und im Juli 1903 [[Steinigung|gesteinigt]].<ref>{{Literatur |Autor=Simon Ross Valentine |Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=70}}</ref> Unter der Herrschaft des [[Amanullah Khan]] brach mit der Steinigung von Nimatullah am 31. August 1924 eine Verfolgungswelle aus, in der bis Februar 1925 weitere Ahmadis verhaftet wurden. Bei Abkehr wurden sie freigelassen, gegen zwei von ihnen wurde die Todesstrafe verhängt.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=28}}</ref> Seitdem sind in Afghanistan keine aktiven Ahmadis bekannt geworden.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=29}}</ref> |
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=== Pakistan === |
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==== Unruhen in den 1950er Jahren ==== |
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Die „Majlis-i Ahrar-i Islam“, die sich der [[Dar ul-Ulum Deoband]] zugehörig fühlt, war bereits in den 1930er Jahren in Indien aktiv,<ref>{{Literatur |Autor=Spencer Lavan |Titel=The Ahmadiyah Movement. A history and perspective |Verlag=Manohar Book Service |Ort=Delhi |Datum=1974 |Seiten=144–185}}</ref> doch konnten damals die meisten Anti-Ahmadiyya-Kampagnen durch ein Verbot der Majlis-i Ahrar-i Islam von der britischen Regierung eingedämmt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Verinder Grover, Ranjana Arora u. a. |Titel=The Islamic state of Pakistan. Role of religion in politics |Sammelwerk=Political system in Pakistan |Band=Band 4 |Verlag=Deep & Deep Publications |Ort=Neu-Delhi |Datum=1995 |Seiten=331}}</ref> Im neuen Staat formierten sich die Ahrar neu und forderten am 1. Mai 1949 erstmals öffentlich, dass die Ahmadiyya zu einer nichtmuslimischen Minderheit erklärt werde.<ref name="autogenerated1963">{{Literatur |Autor=Leonard Binder |Titel=Religion and Politics in Pakistan |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley and Los Angeles |Datum=1963 |Seiten=261}}</ref> Mit der Zeit plädierten die Ahrar auch dafür, dass der Ahmadi [[Muhammad Zafrullah Khan]] von seinem Posten als Außenminister Pakistans abgesetzt wird, und Ahmadis im gesellschaftlichen Umfeld boykottiert werden.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, trivial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=24}}</ref> Daneben setzte die [[Jamaat-e-Islami]] die regierende [[Muslimliga]] mit ihrer Forderung nach einem [[Islamischer Staat (Theorie)|islamischen Staat]] weiter unter Druck und forderte ebenfalls, die Ahmadiyya zu einer nichtmuslimischen Minderheit zu erklären.<ref name="autogenerated1963" /> |
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Im Juni 1952 bildeten die islamistischen Parteien eine Allianz, die nun verstärkt als außerparlamentarische Anti-Ahmadiyya-Front auftrat. Die erste geplante Aktion dieser „Majlis-i Amal“ genannten Allianz richtete sich an Ladenbesitzer; sie sollten die Ahmadis den Zutritt in ihren Geschäften verwehren.<ref>{{Literatur |Autor=Verinder Grover, Ranjana Arora u. a. |Titel=The Islamic state of Pakistan. Role of religion in politics |Sammelwerk=Political system in Pakistan |Band=Band 4 |Verlag=Deep & Deep Publications |Ort=Neu-Delhi |Datum=1995 |Seiten=332}}</ref> Die [[Muslimliga]] teilte ab Juli 1952 den Standpunkt mit den fundamentalistischen Parteien. Von ihrem Parteisitz in [[Gujranwala]] aus forderten sie erstmals am 17. Juli 1952 den Ausschluss der Ahmadiyya aus der islamischen Gemeinschaft.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travail and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=32}}</ref> Es folgten gewalttätige Übergriffe gegen Ahmadis vor allem im Westen der Provinz Punjab, um so die Muslimliga der Provinz zum Handeln zu bewegen. Zwar schaute die Muslimliga mit Bedenken auf die Randale der eigenen Partei, blieb aber passiv.<ref>{{Literatur |Autor=Leonard Binder |Titel=Religion and Politics in Pakistan |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley and Los Angeles |Datum=1963 |Seiten=264}}</ref> Die pakistanische Presse unterstütze zudem die islamistischen Parteien, indem sie Ahmadis als Nichtmuslime brandmarkte. Letztlich gab die Muslimliga der Provinz Punjab nach und sprach sich ebenfalls für die Klassifizierung der Ahmadis als Nichtmuslime aus.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travail and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=33}}</ref> Dabei war erstmals eine klare Tendenz erkennbar: Die „Ahmadiyya-Frage“ sollte nicht mehr aus einem religiösen Blickwinkel betrachtet werden – wie es die Majlis-i Ahrar und die Jamaat-e-Islami anstrebte – sondern verfassungsrechtlich geklärt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=34}}</ref> |
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Am 21. Januar 1953 stellte die Aktionsfront Majlis-i Amal dem Premierminister [[Khawaja Nazimuddin]] das Ultimatum, die Ahmadiyya binnen eines Monats zu einer nichtmuslimischen Minderheit zu erklären und den Außenminister abzusetzen.<ref>{{Literatur |Autor=Verinder Grover, Ranjana Arora u. a. |Titel=The Islamic state of Pakistan. Role of religion in politics |Sammelwerk=Political system in Pakistan |Band=Band 4 |Verlag=Deep & Deep Publications |Ort=Neu-Delhi |Datum=1995 |Seiten=333}}</ref> Doch anstatt den Forderungen nachzukommen, verhaftete die Regierung am 27. Februar bedeutende Führer der Majlis-i Amal.<ref>{{Literatur |Autor=Leonard Binder |Titel=Religion and Politics in Pakistan |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley and Los Angeles |Datum=1963 |Seiten=294}}</ref> Dies gab Anlass für Proteste die in bis dahin heftigsten Unruhen endeten, wobei Ahmadis attackiert, geplündert und massakriert wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Carlo Caldarola |Titel=Religion and society |Sammelwerk=Asia and the Middle East |Band=Band 22 |Verlag=Verlag Walter de Gruyter |Ort=Berlin |Datum=1982 |Seiten=275}}</ref> Die Regierung sowie das Militär blieb in diesem Fall neutral und wandte erstmals in der Geschichte Pakistans das Kriegsrecht an.<ref name="islam_gegenwart_355" /> |
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Nach dem unfreiwilligen Rücktritt des Ministerpräsidenten der Provinz Punjab kehrte Ruhe ein. Im April wurden auch der Premierminister Khawaja Nazimuddin sowie sein Kabinett abgesetzt.<ref>{{Literatur |Autor=Lawrence Ziring |Titel=Pakistan in the twentieth century. A political history |Verlag=Oxford University Press |Ort=Karachi |Datum=1997 |Seiten=144}}</ref> In der neuen Regierung war Zafrullah Khan weiterhin im Außenministerium tätig.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=40}}</ref> |
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Einen Monat nach den Ausschreitungen wurde ein Untersuchungsausschuss damit beauftragt, die Unruhen von Punjab näher zu beleuchten. Der Abschlussbericht des Ausschusses griff die [[Ulema]] genannten Führer der islamistischen Parteien stark an und stellte fest, dass diese allein für die Unruhen verantwortlich seien. Bezüglich der Forderung dieser Ulema hieß es im Bericht: |
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{{Zitat| Text=If we adopt the definition given by any one of the ulama, we remain Muslims according to the view of that alim but kafirs according to the definition of every one else.| Quelle=Report of the Court of Inquiry constituted under Punjab act II of 1954 to enquire into the Punjab disturbances of 1953, S. 218}} |
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Nach diesem Rückschlag im Kampf gegen die Ahmadiyya blieb es in den kommenden 20 Jahren verhältnismäßig ruhig, zumal es [[Muhammed Ayub Khan]] gelang, den fundamentalistischen Parteien Einhalt zu gebieten. |
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==== Wiederaufbrechen des schwelenden Konfliktes in den 1970ern ==== |
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Enttäuscht von der Niederlage im [[Bangladesch-Krieg]] forderten die islamistischen Parteien und Interessensgruppen, dass die islamische Position in Pakistan gefestigt wird.<ref>{{Literatur |Autor=Verinder Grover, Ranjana Arora u. a. |Titel=The Islamic state of Pakistan. Role of religion in politics |Sammelwerk=Political system in Pakistan |Band=Band 4 |Verlag=Deep & Deep Publications |Ort=Neu-Delhi |Datum=1995 |Seiten=334}}</ref> Führer der islamistischen Parteien warfen 1973 die Ahmadiyya-Frage erneut auf und baten u. a. den saudi-arabischen König [[Faisal ibn Abd al-Aziz]], bei der Regierung Pakistans direkt zu intervenieren. Auf dem islamischen Gipfeltreffen im Februar 1974 in [[Lahore]] forderte er daraufhin, dass [[Zulfikar Ali Bhutto|Bhutto]] die Ahmadiyya-Frage schnellstmöglich klären möge und versprach dabei, Pakistan in seiner Wirtschaftsentwicklung finanziell zu unterstützen.<ref name="discrimination2">{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=43}}</ref> |
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Die [[Islamische Weltliga]] erklärte per [[Fatwa]] die Ahmadiyya-Bewegung im April 1974 zu [[Häresie|Irrlehre]] und ihre Anhänger zu [[Kāfir|Nichtmuslimen]] bzw. [[Apostasie im Islam|Apostaten]].<ref name="ReferenceC">{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=44}}</ref> |
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Von der Rede König Faisals angetan, bildeten die religiösen Gruppen im April 1974 die „Majlis Tahaffuz Khatam-i Nabuwat“ (kurz: MTKN)<ref name="discrimination2" /> – vergleichbar mit der 1953 gebildeten Majlis-i Amal. Die MTKN konnte erfolgreich konservative Studenten für sich gewinnen. Am 22. Mai machte eine Gruppe dieser Studenten bei ihrer Studienfahrt nach [[Peschawar]] an der Rabwah Railway Station einen Zwischenstopp. Dabei griffen die Studenten Ahmadis an, beleidigten und belästigten Ahmadi-Frauen.<ref name="autogenerated1975">{{Literatur |Hrsg=Deutscher Orient Institut |Titel=Orient. Deutsche Zeitschrift für Politik und Wirtschaft des Orients |Verlag=Deutsches Orient-Institut |Ort=Hamburg |Datum=1975 |Seiten=126}}</ref> Die Studenten führten ihre Reise fort und kündigten an, bei ihrer Rückfahrt das Szenario wiederholen zu wollen. Als diese dann am 29. Mai erneut an der Rabwah Railway Station anhielten, überfielen etwa 400–500 Ahmadi-Studenten den Zug und griffen die Studenten an. Dabei wurden 17 Studenten leicht verletzt, konnten aber ihre Reise fortsetzen.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=45}}</ref> Damit beging die Ahmadiyya den von der MTKN erwarteten folgenschweren Fehler. Die pakistanische Presse veröffentlichte kurz darauf verfälschte Berichte vom Vorfall in Rabwah und die MTKN nutzte diese für eine Verschärfung des Konfliktes.<ref name="autogenerated1975" /> Es wurde eine ähnliche Atmosphäre wie bei den Vorfällen von 1953 spürbar. In der Provinz Punjab kam es erneut zu heftigen Unruhen, bei denen 42 Menschen starben, davon 27 Ahmadis.<ref name="discrimination1996">{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=44}}</ref> Bhutto geriet immer weiter unter Druck, dennoch gab er am 13. Juni 1974 eine kategorische Erklärung in der Nationalversammlung ab, in der er allein die radikalen Parteien für den Vorfall in Rabwah verantwortlich machte.<ref name="discrimination1996" /> Eine Woche darauf traf sich Bhutto mit seinem Kabinett, das sich dafür aussprach die Ahmadiyya-Frage in der Nationalversammlung endgültig zu klären.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=48–49}}</ref> |
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Der dritte Khalifat ul-Massih [[Mirza Nasir Ahmad]] sowie vier weitere Ahmadi-Gelehrte standen in einer elf-tägigen Untersuchung dem Sonderausschuss der Nationalversammlung gegenüber. Zwar wurden alle Vorwürfe gegen die Ahmadiyya Muslim Jamaat von den fünf Gelehrten beantwortet. Die Verfassungsänderung vom 7. September 1974 konnte jedoch nicht verhindert werden, welche die Ahmadiyya zu einer nichtmuslimischen Minderheit erklärte.<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=42}}</ref> Formal wurden sie damit auf eine Stufe mit Juden, Christen, Buddhisten, Sikhs und Hindus gestellt, praktisch führte es zur Legitimierung von Gewalt gegen Ahmadis, ihre Moscheen wurden geschändet oder niedergebrannt. Damit wurden die Ahmadis von der Regierung Bhuttos fallengelassen, nachdem sie noch 1970 treue Wahlhelfer seiner Partei gewesen waren.<ref name="islam_gegenwart_355" /> Die „Exkommunizierung“ der Ahmadis per Parlamentsbeschluss ist in der islamischen Geschichte einmalig und wird von vielen Intellektuellen als beunruhigender Präzedenzfall angesehen.<ref name="autogenerated3">{{Literatur |Hrsg=Werner Ende |Titel=Der Islam in der Gegenwart |Auflage=5. |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2005 |Seiten=356}}</ref> In der Verfassungsänderung und der damit verbundenen Diskriminierung der Ahmadis sahen die sunnitischen Gelehrten einen weiteren Grund, um den Kampf gegen die Häresie der Ahmadis zu verschärfen.<ref>{{Literatur |Autor=Lawrence Ziring |Titel=Pakistan in the twentieth century. A political history |Verlag=Oxford University Press |Ort=Karachi |Datum=1997 |Seiten=394}}</ref> Vor allem in [[Punjab (Pakistan)|Punjab]] und in der [[Nordwestliche Grenzprovinz|Nordwestlichen Grenzprovinz]] wurden Ahmadis attackiert und ermordet beziehungsweise deren Geschäfte und Häuser in Brand gesetzt, während die Regierung nicht eingriff und obendrein Zensur verhängte.<ref>{{Literatur |Autor=Manfred Backhausen, Inayat Gill |Titel=Die Opfer sind schuld! Machtmissbrauch in Pakistan |Auflage=2. |Verlag=Akropolis-Verlag |Ort=München |Datum=1994 |Seiten=49–50}}</ref> Da es wiederholt zu solchen Massakern kam, suchten viele Ahmadi-Muslime Exil.<ref>{{Literatur |Autor=Steffen Rink |Titel=Religionen feiern |Verlag=Diagonal-Verlag |Ort=Marburg |Datum=1997 |Seiten=138}}138<br />{{Literatur |Autor=Manfred Backhausen, Inayat Gill |Titel=Die Opfer sind schuld! Machtmissbrauch in Pakistan |Auflage=2. |Verlag=Akropolis-Verlag |Ort=München |Datum=1994 |Seiten=50}}</ref> Zu den beliebtesten Aufnahmeländern gehörten England, Kanada, USA und auch Deutschland. |
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==== Entwicklung in den 1980ern unter Führung von Zia ul-Haq und Schaffung des Ordinance XX ==== |
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Nachdem [[Zia ul-Haq]] durch einen Militärputsch die Macht übernommen und Bhutto hatte hinrichten lassen, erklärte er öffentlich, dass er in Pakistan eine neue „islamische Ordnung“ errichten wolle.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=56–57}}</ref> Dies sprach die Fundamentalisten erneut an, denen die Verfassungsänderung von 1974 nicht weit genug ging. Zia ul-Haq nahm in seinem Islamisierungsprozess 1980 das islamische Steuersystem in Angriff. Die Regierung brachte Richtlinien für die Zahlung der islamischen Steuer heraus, in denen nichtmuslimischen Minderheiten, wozu nun rechtlich gesehen auch die Ahmadiyya gehörte, das Recht aberkannt wurde die [[Zakat]] zu zahlen.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=59–60}}</ref> Die Ahmadiyya hingegen beteuerte, dass sie nach wie vor die Zakat zahlen werde.<ref>{{Literatur |Autor=Verinder Grover, Ranjana Arora u. a. |Titel=The Islamic state of Pakistan. Role of religion in politics |Sammelwerk=Political system in Pakistan |Band=Band 4 |Verlag=Deep & Deep Publications |Ort=Neu-Delhi |Datum=1995 |Seiten=336}}</ref> |
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Die MTKN legte am 9. April 1984 der Regierung einen Forderungskatalog vor, worin sie folgendes forderte: |
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# Entlassung aller Ahmadis aus Schlüsselpositionen |
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# Festnahme von [[Mirza Tahir Ahmad]], dem vierten Kalifen der AMJ |
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# Durchsetzung der islamischen Ordnung in Pakistan |
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# Kennzeichnung von Ahmadis als Nichtmuslime auf Ausweisen und Pässen<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=64}}</ref> |
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Unter [[Zia-ul-Haq]] wurde am 26. April 1984 die Ordinance XX, welche das pakistanische Strafgesetzbuch um zwei Absätze erweiterte (298-B und 298-C), verabschiedet. Demnach wurde Ahmadis das Benutzen von [[Eulogie (Islam)|islamischen Eulogien]], des Gebetsrufs [[Adhān]], der Begrüßungsformel [[Salām]] und der [[Bismillah]] sowie die Bezeichnung ihrer Gebetshäuser als „Moschee“ unter einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren mit einer zusätzlichen Geldstrafe gestellt.<ref name="autogenerated2005">{{Literatur |Hrsg=Werner Ende |Titel=Der Islam in der Gegenwart |Auflage=5. |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2005 |Seiten=362}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Amjad Mahmood Khan |Titel=Persecution of the Ahmadiyya Community in Pakistan. An analysis under international law and international relations |Sammelwerk=Harvard Human Rights Journal |Band=Band 16 |Verlag=Harvard Law School |Ort=Cambridge |Datum=2003 |Seiten=234}}<br />{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=65}}<br />{{Literatur |Autor=Javaid Rehman |Titel=The weaknesses in the international protection of minority rights |Verlag=Kluwer Law International |Ort=The Hague |Datum=2000 |Seiten=150f}}</ref> Es wurden von ihren Moscheen Schilder mit der Aufschrift „Moschee“ entfernt und entsprechende Schriftzüge übermalt. Ferner sind jegliche Handlungen untersagt, welche die „religiösen Gefühle“ eines Muslimen verletzen könnten,<ref>{{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |Seiten=46}}</ref> sowie jegliche Missionstätigkeiten. Damit wurde das öffentliche Leben der Ahmadiyya-Gemeinde stark eingeschränkt bzw. unmöglich gemacht.<ref>{{Literatur |Autor=Amjad Mahmood Khan |Titel=Persecution of the Ahmadiyya Community in Pakistan. An analysis under international law and international relations |Sammelwerk=Harvard Human Rights Journal |Band=Band 16 |Verlag=Harvard Law School |Ort=Cambridge |Datum=2003 |Seiten=219}}</ref> |
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Einen Tag nach der Verabschiedung der Verordnung versammelte sich die MTKN und bedankte sich Zia ul-Haq und erinnerte ihn an die restlichen Forderungen. Von Fanatikern wurden Ahmadis ermordet und in [[Jhang]] und [[Multan]] Ahmadiyya-Moscheen zerstört.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=67}}</ref> Zwar protestieren einige Parteien gegen die Ordinance XX, es dominierten jedoch Stimmen, welche die Verordnung als einen großartigen Dienst für den Islam feierten.<ref>{{Literatur |Autor=Verinder Grover, Ranjana Arora u. a. |Titel=The Islamic state of Pakistan. Role of religion in politics |Sammelwerk=Political system in Pakistan |Band=Band 4 |Verlag=Deep & Deep Publications |Ort=Neu-Delhi |Datum=1995 |Seiten=338}}</ref> Der Kalif der Ahmadiyya forderte die Ahmadis in Pakistan auf, sich weiterhin friedlich zu verhalten und für eine Lösung des Problems zu beten.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=68}}</ref> |
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[[Datei:Hadhrat Mirza Tahir Ahmads Reisepass.jpg|mini|Trotz eines beabsichtigten Ausreiseverbots konnte der vierte Kalif Pakistan verlassen]] |
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Bereits im März 1984 informierte die US-amerikanischen Botschaft die Zentrale der Ahmadiyya in Rabwah, dass die pakistanische Regierung alsbald erste Schritte gegen die Ahmadiyya einleiten werde.<ref>{{Literatur |Autor=Iain Adamson |Titel=A man of God. The life of His Holiness Khalifatul Masshih IV of the Ahmadiyya Movement in Islam |Verlag=George Shepherd Publishers |Ort=Bristol |Datum=1991 |Seiten=180–181}}</ref> Nachdem die Ordinance XX verabschiedet worden war, traf sich der Kalif mit seinen engsten Beratern. Diese sprachen sich dafür aus, dass er Pakistan umgehend verlassen solle. Mirza Tahir Ahmad befand sich in der Tat in einer brenzligen Situation, denn jegliche islamische Handlungen hätten bis zu drei Jahre Haft bedeutet. Da ein Khalifat ul-Massih auf Lebenszeit gewählt wird, hätte das wiederum eine kopflose Gemeinde zur Folge gehabt. Bis zum Abreisetag am 30. April beauftrage Zia ul-Haq fünf Geheimdienste mit der Observation der Stadt Rabwah, die allerdings widersprüchliche Meldungen zum Aufenthaltsort des Kalifen machten.<ref>{{Literatur |Autor=Iain Adamson |Titel=A man of God. The life of His Holiness Khalifatul Masshih IV of the Ahmadiyya Movement in Islam |Verlag=George Shepherd Publishers |Ort=Bristol |Datum=1991 |Seiten=196}}</ref> Als sich herumsprach, der Kalif habe Rabwah verlassen, verhängte Zia ul-Haq an allen Grenzstellen sowie See- und Flughäfen ein Ausreiseverbot für den Kalifen.<ref>Iain Adamson: ''A man of God. The life of His Holiness Khalifatul Masshih IV of the Ahmadiyya Movement in Islam.'' George Shepherd Publishers, Bristol 1991, S. 197.</ref> Allerdings unterlief Zia ul-Haq der Fehler, dass er das Reiseverbot auf den bereits vor zwei Jahren verstorbenen Vorgänger und Halbbruder [[Mirza Nasir Ahmad]] verhängte. Mirza Tahir Ahmad konnte so ohne Hindernisse die Passkontrolle durchqueren und vom [[Flughafen Karatschi|Jinnah International Airport Karatschi]] nach Amsterdam und anschließend weiter nach London fliegen.<ref>{{Literatur |Autor=Iain Adamson |Titel=A man of God. The life of His Holiness Khalifatul Masshih IV of the Ahmadiyya Movement in Islam |Verlag=George Shepherd Publishers |Ort=Bristol |Datum=1991 |Seiten=198}}</ref> Bis zu seinem Tod im April 2003 blieb er im Londoner Exil.<ref>{{Literatur |Hrsg=Werner Ende |Titel=Der Islam in der Gegenwart |Auflage=5. |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2005 |Seiten=334}}</ref> |
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[[Datei:Kalima erasing from Ahmadiyya-Mosque.JPG|mini|links|Polizei entfernt die [[Schahāda]] von einer Ahmadiyya-Moschee]] |
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Von London aus forderte der Kalif im Januar 1985 die Ahmadis in Pakistan dazu auf, sich weiterhin friedlich zu verhalten und die Wahl im Februar zu boykottieren.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=69}}</ref> Die Wahlen verliefen jedoch zu Gunsten Zia ul-Haqs, der mit einem starken Mandat seine Islamisierungspolitik verfolgen konnte.<ref>[http://www.zeit.de/1985/10/wahlen-in-pakistan-ohnmaechtige-opposition Wahlen in Pakistan: Ohnmächtige Opposition]</ref> Auf Druck der MTKN wurden von der Landesregierung Punjab Schriftzüge der [[Schahāda]] von Ahmadiyya-Moscheen entfernt. Zeitweise provozierten Ahmadis ihre Festnahme, indem sie die Schahāda offen am Körper trugen, um damit die in ihren Augen bestehende Sinnlosigkeit des Strafgesetzes aufzuzeigen.<ref name="autogenerated2005" /> Über Tausend Ahmadis wurden aufgrund dieses Vergehens zu mehreren Jahren Haft verurteilt. |
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Am 12. Oktober 1986 wurde die Beleidigung des Propheten Mohammed nach Paragraph 295-C unter Todesstrafe gestellt. Da die Islamisten das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses von einem Ahmadi an sich schon als eine Verunglimpfung des Propheten verstanden, wollten diese damit der Ahmadiyya jegliche Möglichkeiten entziehen sich selbst weiterhin als Muslime zu bezeichnen. Die indische Ahmadiyya-Gemeinde bat [[Amnesty International]] und den Premierminister Indiens, [[Rajiv Gandhi]], um Unterstützung. Beide erwiderten aber ihre Unfähigkeit, Hilfe für die Ahmadiyya zu leisten, da es sich hierbei um eine innenpolitische Angelegenheit Pakistans handele.<ref>{{Literatur |Autor=Surendra Nath Kaushik |Titel=Ahmadiya Community in Pakistan. Discrimination, travial and alienation |Sammelwerk=South Asia studies series |Band=Band 33 |Verlag=South Asian Publishers |Ort=Neu-Delhi |Datum=1996 |Seiten=70}}</ref> Später wurden auch Christen und andere Nichtmuslime aufgrund des Paragraphens strafrechtlich verfolgt.{{Absatz|links}} |
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! style="text-align:left"| Anklagegrund !! Prozesse (1984–2005)<ref>{{Literatur |Autor=Jonathan Ensor |Titel=Rabwah: A place for martyrs? Report of the Parliamentary Human Rights Group mission to Pakistan into internal flight for Ahmadis |Verlag=Parliamentary Human Rights Group |Datum=2007 |Seiten=55}}</ref> |
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| Darstellen der [[Schahāda]] || style="text-align:right" |756 |
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| Ausrufen des [[Adhān]] || style="text-align:right" |37 |
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| Sich als Muslim ausgegeben || style="text-align:right" |404 |
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| Benutzen von [[Eulogie (Islam)|islamischen Eulogien]] || style="text-align:right" |161 |
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| Verrichten der [[Salat (Gebet)|Pflichtgebete]] || style="text-align:right" |93 |
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| Predigen || style="text-align:right" |602 |
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| Verteilen eines Kommentars gegen die Ordinance XX || style="text-align:right" |27 |
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| Verstoß gegen [[Blasphemie]]-Gesetze (beispielsweise 295-C) || style="text-align:right" |229 |
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| Andere Verstöße || style="text-align:right" |1.156 |
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==== Weitere Verschärfung trotz Demokratisierungsphase unter Benazir Bhutto ==== |
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In der Demokratisierungsphase unter [[Benazir Bhutto]] schöpften Ahmadis Hoffnung, dass sie die Anti-Ahmadiyya Gesetzgebung abschaffen würde. Benazir Bhutto ließ aber bekannt geben: |
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{{Zitat| Text=Qadianis sind unter der Herrschaft meines Vaters zu Nicht-Muslimen erklärt worden. Wie könnte ich den größten Dienst, den mein Vater für den Islam geleistet hat, zunichtemachen? Meine Regierung wird den Qadianis keinerlei Konzession gewähren. Sie bleiben Nicht-Muslime.| Quelle=Daily Jasrat vom 9. Januar 1989}} |
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Der pakistanische Premierminister [[Nawaz Sharif]] verabschiedete 1993 ein [[Blasphemie]]-Gesetz, nachdem auch die [[Apostasie im Islam|Todesstrafe]] verhängt werden kann.<ref>{{Literatur |Autor=Antonio Gualtieri |Titel=The Ahmadis. Community, Gender, and Politics in a Muslim Society |Verlag=Mcgill-Queen’s University Press |Ort=Montreal |Datum=2004 |Seiten=135–136}}</ref> Aufgrund dieser Schwierigkeiten verließ Mirza Tahir Ahmad, der vierte Khalifat ul-Massih, [[Pakistan]] und wanderte nach London aus.<ref>{{Literatur |Hrsg=Richard C. Martin |Titel=Encyclopedia of Islam and the Muslim World |Band=Band 1 |Verlag=Macmillan Reference USA |Ort=New York |Datum=2004 |Seiten=31}}</ref> |
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Das Oberste Gericht Pakistans wies am 3. Juli 1993 acht Berufungen von Ahmadis zurück, die nach der Ordinance XX und Paragraph 295-C inhaftiert worden waren. Das Gericht begründete die Entscheidung zum einen damit, dass die Glaubenspraxis der Ahmadis zwar friedlich sei, aber die sunnitische Mehrheit in Pakistan verärgere und beleidige, zum anderen dürften Nichtmuslime keine islamischen Ausdrücke gebrauchen, da sie sonst „das Urheberrecht verletzen würden“.<ref>{{Literatur |Autor=Amjad Mahmood Khan |Titel=Persecution of the Ahmadiyya Community in Pakistan. An analysis under international law and international relations |Sammelwerk=Harvard Human Rights Journal |Band=Band 16 |Verlag=Harvard Law School |Ort=Cambridge |Datum=2003 |Seiten=228}}</ref> |
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[[Datei:Grave of Abdus Salam.jpg|mini|Grab von [[Abdus Salam]] in Rabwah – In der Beschreibung „First Muslim Nobel Laureate“ wurde das Wort „Muslim“ entfernt]] |
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Die [[Internationale Arbeitsorganisation]] kritisierte die Einführung von Personaldokumenten, bei denen erst der Begründer der Ahmadiyya als „Lügner“ und „Betrüger“ erklärt werden muss, um als Muslim zu gelten.<ref>{{Literatur |Hrsg=International Labour Conference 80th Session |Titel=Report of the Committee of Experts on the Application of Conventions and Recommendations. Report III (Part 4A) |Verlag=International Labour Organization |Ort=Genf |Datum=1993 |Seiten=355–356}}</ref> Erschwerend kommt noch hinzu, dass bei jeder Behörde und beim Eröffnen eines Bankkontos eine solche Erklärung unterzeichnet werden muss.<ref>{{Literatur |Autor=Manfred Backhausen, Inayat Gill |Titel=Die Opfer sind schuld! Machtmissbrauch in Pakistan |Auflage=2. |Verlag=Akropolis-Verlag |Ort=München |Datum=1994 |Seiten=53}}</ref> Zudem merkte die Sonderorganisation der Vereinten Nationen an, dass Ahmadis seit der Ordinance XX vermehrt Diskriminierungen am Arbeitsplatz und in Schulen ausgesetzt sind.<ref>{{Literatur |Hrsg=International Labour Conference 80th Session |Titel=Report of the Committee of Experts on the Application of Conventions and Recommendations. Report III (Part 4A) |Verlag=International Labour Organization |Ort=Genf |Datum=1993 |Seiten=354}}</ref> |
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==== Fortdauernde Verfolgung im 21. Jahrhundert ==== |
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Bei einem Anschlag auf zwei Ahmadiyya-Moscheen in [[Lahore]] wurden am 28. Mai 2010 während des Freitagsgebets 86 Ahmadis getötet. Pakistanische Taliban-Milizen bekannten sich zu den Angriffen. |
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{{Hauptartikel|Terroranschläge vom 28. Mai 2010 in Lahore}} |
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Im Oktober 2017 verurteilte ein Gericht in Sharaqpur Sharif ([[Punjab (Pakistan)|Provinz Punjab]]) drei Ahmadis aufgrund des Blasphemiegesetzes zum Tode. Ihnen war vorgeworfen worden, an ihrer Moschee im Dorf Bhoaywal bei Sharaqpur Sharif mehrere Banner mit „beleidigendem“ Inhalt angebracht zu haben.<ref>[[Katholische Nachrichtenagentur]], 12. Oktober 2017.</ref> |
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==== Flucht ins Ausland ==== |
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Aufgrund der [[Lynchjustiz]] in Pakistan suchten Ahmadis Exil im Ausland, wobei das Netzwerk der Auslandsmission für die Aufnahme der Ahmadis von Nutzen war.<ref name="autogenerated3" /> Das als Versammlungszentrum und Moschee genutzte Einfamilienhaus in Berlin hinter dem Flugfeld des [[Flughafen Tegel|Flughafens Tegel]] war neben der Nuur-Moschee in Frankfurt das wichtigste Zentrum der Ahmadiyya im deutschen Exil.<ref>{{Literatur |Hrsg=Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung |Titel=Ethnische Minderheiten in Deutschland. Arbeitsmigranten, Asylbewerber, Ausländer, Flüchtlinge, regionale und religiöse Minderheiten, Vertriebene, Zwangsarbeiter |Verlag=Edition Parabolis |Ort=Berlin |Datum=1992 |Seiten=3.2.7.-5}}</ref> Das Berliner Versammlungszentrum nahm aber vor allem exilpolitisch eine große Rolle ein, da für eine Vielzahl von Ahmadis aus Pakistan der [[Flughafen Berlin-Schönefeld|DDR- Flughafen Berlin-Schönefeld]] die erste Anlaufstelle nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere westeuropäische Staaten war.<ref>{{Literatur |Hrsg=Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung |Titel=Ethnische Minderheiten in Deutschland. Arbeitsmigranten, Asylbewerber, Ausländer, Flüchtlinge, regionale und religiöse Minderheiten, Vertriebene, Zwangsarbeiter |Verlag=Edition Parabolis |Ort=Berlin |Datum=1992 |Seiten=3.2.7.-7}}</ref> Bis Ende der 80er Jahre lehnte das [[Bundesamt für Migration und Flüchtlinge]] Asylanträge von Ahmadis aus Pakistan ab, die jedoch vereinzelt von den Entscheidungen der Verwaltungsgerichte aufgehoben wurden.<ref>Beispiele: [[Hessischer Verwaltungsgerichtshof|Hess.VGH]], Urteile vom 5. März 1993 ([http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=VGH%20Hessen&Datum=05.03.1993&Aktenzeichen=10%20UE%20453/88 10 UE 453/88]) und 9. Juni 1993 ([http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=VGH%20Hessen&Datum=09.06.1993&Aktenzeichen=10%20UE%202243/87 10 UE 2243/87]); [[Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg|VGH BW]], Urteil vom 8. Dezember 1992 ([http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=VGH%20Baden-W%FCrttemberg&Datum=08.12.1992&Aktenzeichen=A%2016%20S%201430/91 A 16 S 1430/91])<br />{{Literatur |Autor=Andreas Germershausen und Wolf-Dieter Narr |Titel=Flucht und Asyl. Berichte über Flüchtlingsgruppen |Verlag=Edition Parabolis |Ort=Berlin |Datum=1988 |Seiten=104}}</ref> Ab Anfang der 90er Jahre ließ die Bundesrepublik Deutschland Asylanträge leichter genehmigen, was zum raschen Wachstum der Ahmadiyya Gemeinde in Deutschland führte.<ref>{{Literatur |Autor=Marfa Heimbach |Titel=Die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft in Deutschland seit 1961 |Sammelwerk=Islamkundliche Untersuchungen |Band=Band 242 |Verlag=Klaus Schwarz Verlag |Ort=Berlin |Datum=2001 |Seiten=42f}}</ref> Vorzugsweise wurden junge Männer nach Deutschland entsandt, um in erster Linie finanzielle Mittel für die verbliebene Familie zu sichern.<ref>{{Literatur |Hrsg=Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung |Titel=Ethnische Minderheiten in Deutschland. Arbeitsmigranten, Asylbewerber, Ausländer, Flüchtlinge, regionale und religiöse Minderheiten, Vertriebene, Zwangsarbeiter |Verlag=Edition Parabolis |Ort=Berlin |Datum=1992 |Seiten=3.2.7.-8}}</ref> Dabei machten Ahmadis den Umstand zu Nutze, dass sie als Asylbewerber auf das Bundesgebiet verteilt wurden. Sie nutzen jeden Aufenthalt in einem Ort zur Mission,<ref>{{Literatur |Hrsg=Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung |Titel=Ethnische Minderheiten in Deutschland. Arbeitsmigranten, Asylbewerber, Ausländer, Flüchtlinge, regionale und religiöse Minderheiten, Vertriebene, Zwangsarbeiter |Verlag=Edition Parabolis |Ort=Berlin |Datum=1992 |Seiten=3.2.7.-9}}</ref> was dazu führte, dass das Leben in der Diaspora vielmehr zur religiösen Aufgabe wurde, ehe es zur unfreiwilligen Migration kam.<ref>{{Literatur |Hrsg=Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung |Titel=Ethnische Minderheiten in Deutschland. Arbeitsmigranten, Asylbewerber, Ausländer, Flüchtlinge, regionale und religiöse Minderheiten, Vertriebene, Zwangsarbeiter |Verlag=Edition Parabolis |Ort=Berlin |Datum=1992 |Seiten=3.2.7.-10}}</ref> |
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Der [[Europäischer Gerichtshof|Europäische Gerichtshof]] entschied im September 2012, dass pakistanischen Ahmadis, die in Deutschland [[Asylbewerber|Asyl]] suchen und sich auf ihre [[religiöse Verfolgung]] berufen, nicht zuzumuten sei, nach Pakistan zurückzukehren und sich dort nicht als Ahmadi zu erkennen zu geben. Denn das Asylrecht schütze nicht nur vor Eingriffen in die Religionsausübung den privaten Kreis betreffend, sondern auch die „Freiheit, diesen Glauben öffentlich zu leben.“<ref>[[Europäischer Gerichtshof|EuGH]], Urteil vom 5. September 2012 (Rechtssachen [http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=EuGH&Datum=05.09.2012&Aktenzeichen=C-71/11 C-71/11 und C-99/11]); nachgehend [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|BVerwG]], Urteile vom 20. Februar 2013 ([http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=BVerwG&Datum=20.02.2013&Aktenzeichen=10%20C%2020.12 10 C 20.12], [http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=BVerwG&Datum=20.02.2013&Aktenzeichen=10%20C%2021.12 10 C 21.12], [http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=BVerwG&Datum=20.02.2013&Aktenzeichen=10%20C%2022.12 10 C 22.12], [http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=BVerwG&Datum=20.02.2013&Aktenzeichen=10%20C%2021.12 10 C 23.12]) und [[Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg|VGH BW]], Urteil vom 12. Juni 2013 ([http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=VGH%20Baden-W%FCrttemberg&Datum=12.06.2013&Aktenzeichen=A%2011%20S%20757/13 A 11 S 757/13])<br />Christian Rath: ''Glaube darf sichtbar sein''. In [[Die tageszeitung|taz]], , {{ISSN|1434-2006}}, vom 6. September 2012, S. 6.</ref> |
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=== Bangladesch === |
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In [[Bangladesch]], dem ehemaligen Ostpakistan, sind dieselben orthodoxen Gruppen aktiv wie in Pakistan.<ref>{{Literatur |Autor=Hiranmay Karlekar |Titel=Bangladesh, the next Afghanistan? |Verlag=SAGE Publication |Ort=Neu-Delhi |Datum=2005 |Seiten=263}}</ref> Die schwersten Vorfälle ereigneten sich im Januar und Oktober 1999, als bei einem Angriff und einem Bombenanschlag auf Ahmadiyya-Moscheen jeweils sieben Ahmadis getötet wurden.<ref name="autogenerated4">{{Literatur |Autor=Hiranmay Karlekar |Titel=Bangladesh, the next Afghanistan? |Verlag=SAGE Publication |Ort=Neu-Delhi |Datum=2005 |Seiten=259}}</ref> Am 12. Dezember 2003 demonstrierten Anhänger der Anti-Ahmadiyya Front an der [[Bait ul-Mokarram]] und forderten, dass die Ahmadiyya zu Nichtmuslimen erklärt werde.<ref>{{Literatur |Autor=Hiranmay Karlekar |Titel=Bangladesh, the next Afghanistan? |Verlag=SAGE Publication |Ort=Neu-Delhi |Datum=2005 |Seiten=128}}</ref> Das Innenministerium verbannte Anfang 2004 das Schriftgut der Ahmadiyya, was erhebliche Bedenken bei Menschenrechtsorganisationen auslöste.<ref>{{Literatur |Hrsg=Abdou Filali-Ansary und Sikeena Karmali |Titel=The challenge of pluralism. paradigms from Muslim contexts |Ort=Edinburgh |Datum=2009 |Verlag=Edinburgh University Press |Sammelwerk=Exploring Muslim contexts |Seiten=43f}}</ref> Die USA erinnerten die bengalische Regierung ebenfalls daran, dass ihr Vorgehen mit der in der Verfassung garantierten Religionsfreiheit unvereinbar sei.<ref>{{Literatur |Autor=Aditya Pandey |Titel=Conflicts of South Asia |Sammelwerk=South Asia: Polity, Literacy and Conflict Resolution |Band=Band 2 |Ort=Delhi |Datum=2005 |Verlag=Isha Books |Seiten=277}}</ref> Die Ahmadiyya reichte mit der Unterstützung von mehreren Menschenrechtsorganisationen eine Klage an das High Court ein, die letztlich den Regierungsbeschluss aufhob.<ref name="autogenerated4" /> |
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=== Indonesien === |
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Die Majelis Ulama Indonesia (MUI) gab 1980 eine Fatwa heraus, die Ahmadiyya als „unislamisch, abweichlerisch und irreführend“ ausstieß.<ref>{{Literatur |Autor=Mohamad Atqa |Titel=Religious Expression in Indonesia – A Sociological Study of Ahmadiyya Movement |Sammelwerk=OIDA International Journal of Sustainable Development |Band=Band 1 |Nummer=6 |Datum=2010 |Verlag=Ontario International Development Agency |Ort=Sudbury |Seiten=26}}</ref> Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten hat 1984 in einem Rundbrief seine Regionalbüros angewiesen, Ahmadiyya als Irrlehre zu betrachten.<ref>{{Literatur |Autor=Reni Susanti |Titel=When Human Rights become So Political. State-Islam Relations and Its Impact on the Ahmadiyya Community in Indonesia. (Masterscriptie) |Sammelwerk=International Institute of Social Studies |Datum=2008 |Seiten=25}}</ref> Mit einer neuen Fatwa im Jahre 2005 machte die MUI ihr Bedürfnis deutlich, die Aktivitäten der Ahmadiyya in Indonesien zu verbieten.<ref>{{Literatur |Autor=Mohamad Atqa |Titel=Religious Expression in Indonesia – A Sociological Study of Ahmadiyya Movement |Sammelwerk=OIDA International Journal of Sustainable Development |Band=Band 1 |Nummer=6 |Datum=2010 |Verlag=Ontario International Development Agency |Ort=Sudbury |Seiten=25}}</ref> Seitdem verstärkten sich Übergriffe auf Einrichtungen der Ahmadiyya Muslim Jamaat, die letztlich mit dieser Fatwa gerechtfertigt werden. Bereits im selben Jahr musste die Polizei Teilnehmer der [[Jalsa Salana]] evakuieren.<ref>{{Literatur |Autor=Alfitri |Titel=Religious Liberty in Indonesia and the Rights of "Deviant" Sects |Sammelwerk=Asian Journal of Comparative Law |Band=Band 3 |Nummer=1 |Kapitel=Artikel 3 |Datum=2008 |Verlag=Berkeley Electronic Press |Ort=Singapore |Seiten=3}}</ref> Seit Anfang Juni 2008 ist der Ahmadiyya durch ein Regierungsdekret jegliche Tätigkeit in Indonesien untersagt.<ref>{{Literatur |Autor=Reni Susanti |Titel=When Human Rights become So Political. State-Islam Relations and Its Impact on the Ahmadiyya Community in Indonesia. (Masterscriptie) |Sammelwerk=International Institute of Social Studies |Datum=2008 |Seiten=34–35}}</ref> |
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Von 2007 bis 2010 wurden 342 Angriffe auf Ahmadis registriert,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.headlinerwatch.com/21199/indonesian-commission-investigate-deadly-ahmadiyah-attack-banten.htm |titel=Indonesian commission to investigate deadly Ahmadiyah attack in Banten |zugriff=2011-02-13}}</ref> und zuletzt am 6. Februar 2011 in einem Dorf der Provinz [[Banten]], bei dem etwa 1500 radikale Muslime in ein Gebäude der Ahmadiyya eindrangen und Ahmadis vor den Augen der Polizei hinrichteten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-pacific-12389097 |titel=Indonesia pressured over Ahmadiyah Muslim sect killings |zugriff=2011-02-13}}</ref> |
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=== Deutschland === |
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Der 1974 durch das pakistanische Parlament erfolgte Ausschluss der Ahmadis aus der Weltgemeinschaft der Muslime hat auch Auswirkungen für die in Europa lebenden Ahmadis gezeigt. Von [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] aus agieren verschiedene pakistanisch-islamische Organisationen unter der Bezeichnung „[[Pasban Khatme Nabuwwat]]“ (Bewahrer des Siegels des Prophetentums) gegen sie. Pakistanische Fundamentalisten setzten nicht nur ein Kopfgeld auf [[Salman Rushdie]] aus, sondern auch umgerechnet 250.000 Dollar für denjenigen, der Mirza Tahir Ahmad tötet, den in London lebenden 4. Khalifat ul-Massih. Der Mordaufruf wurde auch in einer pakistanischen Zeitung gedruckt, die in London erscheint. Diese Terrororganisation pakistanischer Extremisten hat das Ziel Ahmadis zu bekämpfen und zu töten.<ref>Dr. Yahya Hassan Bajwa in SFH-Infobörse: ''Verfolgungssituation der Ahmadi Muslime in Pakistan und Europa.'' April 1999, S. 38.</ref> |
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Bekannt wurde diese Organisation erstmals 1998, als es in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zu religiös motivierten Übergriffen auf Ahmadis kam.<ref>Dr. Yahya Hassan Bajwa in SFH-Infobörse: ''Verfolgungssituation der Ahmadi Muslime in Pakistan und Europa.'' April 1999, S. 37.</ref> Am 16. August 1998 veranstaltete der „Pakistanische Wohlfahrtsverein Mannheim e. V.“ zusammen mit dem Verein „Einheit des Islam e. V.“ aus Offenbach in den Räumen der Mannheimer [[Yavuz-Sultan-Selim-Moschee]] eine Khatme-Nabuwwat-Konferenz. In ihren Äußerungen sollen sich die Anhänger der „Khatme Nabuwwat“ dabei nicht nur gegen die Ahmadis gerichtet haben, sondern auch gegen die Bundesrepublik Deutschland, da diese der Ahmadiyya Schutz gewähre.<ref>Friedrich Ebert Stiftung: ''Islamische Organisationen in Deutschland.'' S. 72–73 [http://www.fes.de/fulltext/asfo/00803008.htm HTML]</ref> |
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== Literatur == |
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; Selbstdarstellung der Ahmadiyya |
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* {{Literatur |Autor=Maha Dabbous, [[Hadayatullah Hübsch]] |Titel=Sind Ahmadis Muslime? Eine Antwort auf den Artikel „Qadianis – eine nicht-muslimische Minderheit in Pakistan“ |Ort=Frankfurt |Datum=1987 |Verlag=Verlag der Islam |ISBN=3-921458-65-X |Online=[http://www.verlagderislam.de/media/products/0880914001195858975.pdf online] |Format=PDF |KBytes=85 kB}} |
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* {{Literatur |Autor=Masud Ahmad, Hadayatullah Hübsch |Titel=Jesus starb nicht am Kreuz. Drei Vorträge |Ort=Frankfurt |Verlag=Verlag der Islam |Datum=1992 |ISBN=3-921458-81-1}} |
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* {{Literatur |Autor=[[Muhammad Zafrullah Khan]] |Titel=Grundsätze der islamischen Kultur |Ort=Frankfurt |Verlag=Verlag der Islam |Datum=2005 |Auflage=4. |ISBN=3-921458-49-8}} |
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* {{Literatur |Autor=Muhammad Zafrullah Khan |Titel=Die Frau im Islam |Ort=Frankfurt |Verlag=Verlag der Islam |Auflage=3. |Datum=1997 |ISBN=3-921458-03-X}} |
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* {{Literatur |Autor=[[Mirza Ghulam Ahmad]] |Titel=Die Philosophie der Lehren des Islam |Ort=Frankfurt |Datum=2008 |Auflage=4. |Verlag=Verlag der Islam |ISBN=978-3-921458-97-6}} |
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* {{Literatur |Autor=Bashir A. Rafiq |Titel=Die Wahrheit über Ahmadiyyat |Verlag=Verlag der Islam |Datum=1992 |Ort=Frankfurt}} {{Falsche ISBN|3-921458-59-3}} |
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* {{Literatur |Hrsg=Manfred Backhausen |Titel=Die Lahore-Ahmadiyya-Bewegung in Europa |Verlag=Ahmadiyya Anjuman Lahore Publications |Ort=Wembley |Datum=2008 |ISBN=978-1-906109-05-9 |Online=[http://berlin.ahmadiyya.org/books/aaiil-europe.htm Die Lahore-Ahmadiyya-Bewegung in Europa]}} |
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; Stellungnahmen der Ahmadiyya zu aktuellen Themen |
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* {{Literatur |Hrsg=[[Abdullah Wagishauser]] |Titel=Rushdies Satanische Verse. Islamische Stellungnahmen zu den Provokationen Salman Rushdies sowie zum Mordaufruf radikaler iranischer Schiiten |Ort=Frankfurt |Datum=1992 |Verlag=Verlag der Islam |ISBN=3-921458-80-3 | Online= {{Webarchiv |url=http://ahmadiyya.de/library/rushdies_satanische_verse.pdf |wayback=20060209002455 |text=PDF, 114 KB}}}} |
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* {{Literatur |Autor=Hadayatullah Hübsch |Titel=Fanatische Krieger im Namen Allahs. Die Wurzeln des islamistischen Terrors |Ort=München |Datum=2001 |Verlag=Hugendubel/Diederichs |ISBN=3-7205-2296-2}} |
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* {{Literatur |Hrsg=Haider Ali Zafar |Titel=Glaube und Vernunft aus islamischer Perspektive. Antwort auf die Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt XVI |Ort=Frankfurt |Datum=2007 |Verlag=Verlag der Islam |ISBN=978-3-932244-87-2}} |
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* {{Literatur |Autor=[[Mirza Tahir Ahmad]] |Titel=Islam – Antworten auf die Fragen unserer Zeit |Ort=Frankfurt |Datum=2008 |Verlag=Verlag der Islam |ISBN=978-3-932244-31-5}} |
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; Historische Darstellungen |
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* {{Literatur |Autor=[[Lucien Bouvat]] |Titel=Les Ahmadiyya de Qadian |Ort=Paris |Datum=1928}} |
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* {{Literatur |Autor=Yohanan Friedmann |Titel=Prophecy Continuous. Aspects of Ahmadi Religious Thought and Its Medieval Background |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Neu-Delhi |Datum=2003 |ISBN=0-19-566252-0}} |
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* {{Literatur |Autor=Antonio Gualtieri |Titel=The Ahmadis. Community, Gender, and Politics in a Muslim Society |Verlag=Mcgill-Queen’s University Press |Ort=Montreal |Datum=2004 |ISBN=0-7735-2738-9}} |
|||
* Iqbal Singh Sevea: ''The Ahmadiyya Print Jihad in South and Southeast Asia.'' In: R. Michael Feener, Terenjit Sevea: ''Islamic Connections. Muslim Societies in South and Southeast Asia.'' Singapore 2009, S. 134–148. |
|||
* {{Literatur |Autor=Simon Ross Valentine |Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2008 |ISBN=978-0-231-70094-8}} |
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; Kritik an Ahmadiyya |
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* {{Literatur |Autor=[[Hiltrud Schröter]] |Titel=Ahmadiyya-Bewegung des Islam |Ort=Frankfurt |Datum=2002 |Verlag=Hänsel-Hohenhausen |ISBN=3-8267-1206-4}} |
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* {{Literatur |Autor=Mohammed A. Hussein |Titel=Der Qadjanismus. Destruktive Bewegungen |Verlag=Liga der islamischen Welt |Ort=Mekka |Datum=1990}} |
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; Verfolgung |
|||
* {{Literatur |Autor=Manfred Backhausen, Inayat Gill |Titel=Die Opfer sind schuld! Machtmissbrauch in Pakistan |Auflage=2. |Verlag=Akropolis-Verlag |Ort=München |Datum=1994 |ISBN=3-929528-08-8}} |
|||
* {{Literatur |Hrsg=Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland |Titel=Verfolgung der Ahmadi-Muslime. Jahresüberblick 2006. Sonderberichte über die Verfolgung der Ahmadis in Indonesien, Bangladesch, Saudi-Arabien und Sri Lanka |Datum=2006 | Online= {{Webarchiv |url=http://www.ahmadiyya.de/pdf/verfolgung_jahresueberblick_06.pdf |wayback=20120118125352 |text=PDF, 3,3 MB}}}} |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary}} |
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{{Commonscat}} |
|||
* [http://www.alislam.org/ Offizielle Webseite der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) Deutschland.] |
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* [http://www.aaiil.org/ Offizielle Webseite der Ahmadiyya Anjuman Isha’at-e-Islam Lahore (AAIIL)] |
|||
* [http://www.relinfo.ch/ahmadiyya/ahmadiyya.html Evangelische Informationsstelle – Ahmadiyya-Bewegung.] |
|||
* [http://www.koran-auf-deutsch.de/ Deutsche Koranübersetzung der Ahmadiyya-Gemeinde.] |
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== Anmerkungen == |
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<references group="A" /> |
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== Einzelnachweise == |
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<references> |
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<ref name="census">{{Literatur |
|||
|Autor=R.E. Enthoven |
|||
|Titel=Census of India 1901. Bombay. Part I. Report |
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|Band=Band IX |
|||
|Ort=Bombay |
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|Verlag=Government Central Press |
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|Datum=1902 |
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|Seiten=69}}</ref> |
|||
<ref name="Arif30">{{Literatur |
|||
|Autor=Aminah Mohammad-Arif |
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|Titel=Salaam America. South Asian Muslims in New York |
|||
|Verlag=Anthem Press |
|||
|Ort=London |
|||
|Datum=2002 |
|||
|ISBN=1-84331-009-0 |
|||
|Seiten=30}}</ref> |
|||
<ref name="eb02">Encyclopædia Britannica 2002 Deluxe Edition CD-ROM, Ahmadiyah</ref> |
|||
<ref name="islam_gegenwart_355">{{Literatur |
|||
|Hrsg=Werner Ende |
|||
|Titel=Der Islam in der Gegenwart |
|||
|Auflage=5. |
|||
|Verlag=C.H. Beck |
|||
|Ort=München |
|||
|Datum=2005 |
|||
|Seiten=355}}</ref> |
|||
<ref name="Glazier24">{{Literatur |
|||
|Autor=Stephen D. Glazier |
|||
|Titel=Encyclopedia of African and African-American religions |
|||
|Verlag=Routledge |
|||
|Ort=New York |
|||
|Datum=2001 |
|||
|ISBN=0-415-92245-3 |
|||
|Seiten=24}}</ref> |
|||
<ref name="Humphrey 120">{{Literatur |
|||
|Autor=Humphrey J. Fisher |
|||
|Titel=Ahmadiyyah. A study in contemporary Islam on the West African coast |
|||
|Verlag=Oxford University Press |
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|Ort=London |
|||
|Datum=1963 |
|||
|Seiten=120}}</ref> |
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<ref name="kk69">{{Literatur |
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|Autor=Kenneth Kirkwood u. a. |
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|Titel=African Affairs Number One |
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|Verlag=Southern Illinois University Press |
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|Ort=Carbondale |
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|Datum=1961 |
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|Seiten=69}}</ref> |
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<ref name="srv34f">{{Literatur |
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|Autor=Simon Ross Valentine |
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|Titel=Islam and the Ahmadiyya Jama’at. History, Belief, Practice |
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|Verlag=Columbia University Press |
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|Ort=New York |
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|Datum=2008 |
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|ISBN=978-0-231-70094-8 |
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|Seiten=34f}}</ref> |
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<ref name="Tabelle">{{Literatur |
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|Autor=Nathan Samwini |
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|Titel=The Muslim resurgence in Ghana since 1950. Its effects upon Muslims and Muslim-Christian relations |
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|Sammelwerk=Christentum und Islam im Dialog |
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|Band=Band 7 |
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|Verlag=LIT Verlag |
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|Ort=Berlin |
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|Datum=2006 |
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|ISBN=3-8258-8991-2 |
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|Seiten=169}}</ref> |
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<ref name="Diaspora130">{{Literatur |
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|Autor=Clara Petievich |
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|Titel=The expanding landscape. South Asians and the diaspora |
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|Verlag=Manohar Publishers & Distributors |
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|Ort=Neu-Delhi |
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|Datum=1999 |
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|ISBN=81-7304-279-9 |
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|Seiten=130}}</ref> |
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Version vom 15. Mai 2018, 18:42 Uhr
Die Dauphiné der Auvergne entstand durch die Teilung der Grafschaft Auvergne 1155, nachdem um 1147 Graf Wilhelm VII. der Junge von seinem Onkel, Graf Wilhelm VIII. dem Alten verdrängt worden war. Dem jungen Grafen gelang es lediglich, Le Puy-en-Velay und Clermont-Ferrand für sich zu verteidigen.
Wilhelm VII. und seine Nachfolger nannten sich danach Grafen der Auvergne und von Clermont, später, nach 1281, Grafen von Clermont und Dauphins der Auvergne (im Testament des Grafen Robert II. heißt es: Robertus comes Claromontensis et Alvernie Delphinus). Roberts Nachfolger beschränkten sich dann auf den Titel Dauphin der Auvergne.
Der Namenszusatz Dauphin stammt von der Mutter Wilhelms VII., einer Tochter des Grafen Guigues IV. von Albon, der sich selbst der Delfin (le Dauphin) nannte. Wilhelms Sohn wurde – in Erinnerung an seinen Urgroßvater – ebenfalls Dauphin genannt,
Siehe auch: Grafschaft Auvergne – Herzogtum Auvergne.
Liste der Dauphins der Auvergne
- 1155–1169: Wilhelm VII. Graf der Auvergne um 1130–1155, Graf der Auvergne und von Clermont 1155–1169
- 1169–1234: Robert I. (oder Dauphin I.) (um 1150–1234) dessen Sohn, Graf der Auvergne und von Clermont
- 1234–1240: Wilhelm Dauphin II., dessen Sohn, Graf von Clermont und Montferrand (um 1175–1240), dessen Sohn
- 1240–1262: Robert II. (um 1210–1262), dessen Sohn
- 1262–1282: Robert III. Dauphin der Auvergne und Graf von Clermont (1235–1282)
- 1282–1324: Robert IV. Dauphin der Auvergne und Graf von Clermont (um 1255–1324), dessen Sohn
- 1324–1351: Johann Dauphinet (um 1280–1351), dessen Sohn
- 1351–1356: Berald I. (um 1315–1356), dessen Sohn
- 1356–1399: Berald II. (1333–1399), dessen Sohn ∞ I Johanna, Erbin der Grafschaft Forez, ∞ II Margarete, Erbin der Grafschaft Sancerre
- 1399–1426: Berald III. (um 1350–1426), Sohn Beralds II. und Margarete von Sancerre, Graf der Auvergne, 1419–1426 Graf von Sancerre
- 1426–1436: Johanna Dauphine der Auvergne, (1412–1436), Tochter Beralds III.
- 1428–1486: Ludwig von Montpensier (um 1403–1486), genannt Ludwig von Bourbon-Montpensier, Ehemann Johannas und deren Testamentserbe, der die Grafschaft seinem Sohn aus zweiter Ehe vermacht (und damit – wohl auch nach dem Willen Johannas – ihren gemeinsamen Sohn übergeht).
- 1486–1496: Gilbert von Bourbon-Montpensier (um 1448–1496), Sohn Ludwigs I.
- 1496–1501: Ludwig II. von Bourbon-Montpensier (um 1483–1501)
- 1501–1527: Karl von Bourbon-Montpensier (1490–1527) Herzog der Auvergne, Connétable von Frankreich
- 1527–1561: Luise von Bourbon-Montpensier, dessen Schwester, ∞ Ludwig I. Fürst von La-Roche-sur-Yon († 1520), Sohn des Johann VIII. Graf von Vendôme
- 1561–1582: Ludwig II., Herzog von Montpensier, deren Sohn
- 1582–1592: Franz, Herzog von Montpensier, deren Sohn
- 1592–1608: Heinrich, Herzog von Montpensier, deren Sohn
- 1608–1627: Marie, Herzogin von Montpensier, deren Tochter
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