Norbert Gebbeken und Suchmuster: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Norbert Gebbeken''' (* [[16. Februar]] [[1954]] in [[Meppen]], [[Niedersachsen]]) ist ein deutscher Bauingenieur. Er ist seit 1995 Professor für [[Baustatik]] und Leiter des Labors für [[Ingenieurinformatik]] an der [[Universität der Bundeswehr München]], Gründer und Sprecher des Forschungszentrums RISK – Risiko, Infrastruktur, Sicherheit und Konflikt, Gründer und Präsident der International Association of Protective Structures und Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Gebbekens Forschungsinteresse gilt der Sicherheit baulicher Anlagen vor außergewöhnlichen Einwirkungen, wie [[Erdbeben]] oder [[Explosion]]. |
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{{Begriffsklärungshinweis|Zur musterbasierten (z. B. Text-) Suche siehe [[Pattern Matching]].}} |
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[[Datei:Emergency Tow Vessel Anglian Princess and Royal Navy Search and Rescue Helicopter -22 in Carrick Roads.jpg|mini|Auslaufen zweier Rettungseinheiten]] |
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'''Suchmuster''' werden von Suchmannschaften in der [[Seenotrettung]] verwendet, um vermisste oder sich in Not befindliche Personen oder Schiffe zu finden. Sie können auch dabei helfen, wenn ein Schiff eine über Bord gegangene Person aus den Augen verloren hat und wiederfinden muss. |
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== Grundsätzliches == |
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Wenn Personen auf See in Not geraten, müssen sie so schnell als möglich gefunden werden, denn andernfalls droht der Tod durch [[Hypothermie|Unterkühlung]], [[Erschöpfungstod|Erschöpfung]] oder, falls sich die Personen noch auf einem Schiff oder einer [[Rettungsinsel]] befinden, durch [[Verdursten]] oder [[Verhungern]]. Das Meer ist eine im Verhältnis zum gesuchten Ziel riesengroße Fläche und das Ziel kann durch Wind und Wellen abdriften und nicht mehr an der Stelle sein, an der ein Notruf abgesetzt wurde oder es zuletzt gesehen wurde. Je weiter weg vom Land sich das Gesuchte befindet, um so länger dauert es in der Regel, bis Suchmannschaften vor Ort sind, umso weiter weg vom ursprünglichen Ort kann es also sein. |
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Nach der Fachhochschulreife im Jahr 1972 in [[Rheine]] absolvierte Gebbeken von 1972 bis 1975 ein Studium des Bauingenieurwesens an der [[Fachhochschule Münster]], das er mit Auszeichnung bestand. Nach selbständiger Tätigkeit als Tragwerksplaner sowie Ableistung des Wehrdienstes absolvierte er von 1977 bis 1983 das Studium des Bauingenieurwesens an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|Universität Hannover]] mit den Vertiefungen in Konstruktivem Ingenieurbau und Angewandter Numerischer Mechanik. Von 1983 bis 1988 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Statik der Universität Hannover. 1988 wurde er zum Dr.-Ing. an der Universität Hannover mit ''[[Dissertation|summa cum laude]]'' promoviert. Von 1988 bis 1990 war er dort [[Akademischer Rat]] am Institut für Statik, wurde 1990 zum Akademischen Oberrat und 1991 zum Akademischen Direktor ernannt. |
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== Suchabstände == |
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In den Jahren 1992 und 1993 erfolgten jeweils mehrmonatige Aufenthalte als Visiting Scholar am Texas Institute for Computational Mechanics am Department of Aerospace Engineering and Engineering Mechanics der [[University of Texas at Austin|University of Texas]] in Austin. |
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[[Datei:010529-N-0000W-001_RTC_Battle_Stations_Drill.jpg|mini|Größenvergleich einiger möglicher Suchziele]] |
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Die meisten Suchmuster verwenden den Rasterabstand S (engl: ''recommended track spacing'') als zentrale Größe zur Angabe der „Dichte“ des Suchmusters. Diese ist abhängig von der Größe des gesuchten Zielobjektes und den Wetterbedingungen. Er wird so gewählt, dass jeder Punkt des Suchgebietes eingesehen werden kann und die Suchzeit gleichzeitig minimiert wird. |
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Der Wert von S kann anhand einer Formel geschätzt werden: |
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1995 folgten die Habilitation und die [[Venia Legendi]] für das Fachgebiet Statik an der Universität Hannover. Seit September 1995 ist er C4-Professor für Baustatik am Institut für Mechanik und Statik der [[Universität der Bundeswehr München]]. Zwei weiteren Rufen an die Universität Leipzig und an die ETH Zürich folgte er nicht. |
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<math>S = S_u * f_w</math> |
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Von 2001 bis 2002 war er [[Dekan (Hochschule)|Dekan]], 2003 Mitglied des akademischen Senats der Universität der Bundeswehr München sowie Mitglied im Verwaltungsrat. Von 2003 bis 2004 war er Vizepräsident der Universität der Bundeswehr München. |
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Dabei ist <math>S_u</math> der unkorrigierte Abstand und <math>f_w</math> der Korrekturfaktor. |
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Im Jahr 2004 initiierte er den wiederkehrenden Workshop BAU-Protect (Buildings And Utilities Protection), der seitdem alle zwei Jahre gemeinsam mit einem [[Fraunhofer-Institut]] stattfindet. Er ist Mitgründer und Mitglied des [[NATO]]-Team of Experts for Bridge Assessment, 2009 Mitgründer und Mitherausgeber des „International Journal of Protective Structures“, seit 2010 Präsident der International Association of Protective Structures und Vizepräsident des Deutschen Institutes für Prüfung und Überwachung (DPÜ) in Berlin. Im Jahr 2011 erfolgte die Gründung des Forschungszentrums RISK (Risiko, Infrastruktur, Sicherheit und Konflikt) an der Universität der Bundeswehr München, dessen Sprecher er ist. Seit 2015 ist er Vorsitzender der Forschungsvereinigung „Baustatik-Baupraxis“ und seit 2016 Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. |
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{| class="wikitable" |
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!Empfohlene Rasterabstände <math>S_u</math><br/>(Seemeilen) |
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!colspan="5"|für Handelsschiffe |
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!colspan="3"|für Helikopter |
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!Suchobjekt / Meteorologische [[Sichtweite]] |
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!3 |
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!5 |
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!10 |
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!15 |
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!20 |
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!1 |
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!5 |
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!>20 |
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|Einzelne Person im Wasser |
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|0,4 |
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|0,5 |
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|0,6 |
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|0,7 |
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|0,7 |
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|0,0† |
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|0,1 |
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|0,2 |
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|- |
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|4-Personen-[[Rettungsinsel]] |
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|2,3 |
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|3,2 |
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|4,2 |
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|4,9 |
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|5,5 |
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|0,5 |
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|1,7 |
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|2,9 |
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|- |
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|6-Personen-Rettungsinsel |
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|2,5 |
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|3,6 |
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|5,0 |
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|6,2 |
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|6,9 |
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|0,5 |
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|2,1 |
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|3,8 |
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|- |
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|15-Personen-Rettungsinsel |
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|2,6 |
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|4,0 |
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|5,1 |
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|6,4 |
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|7,3 |
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|0,6 |
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|2,4 |
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|4,5 |
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|- |
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|25-Personen-Rettungsinsel |
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|2,7 |
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|4,2 |
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|5,2 |
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|6,5 |
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|7,5 |
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|0,6 |
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|2,8 |
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|5,7 |
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|- |
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|Boot, <5 m |
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|1,1 |
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|1,4 |
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|1,9 |
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|2,1 |
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|2,3 |
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|0,5 |
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|1,6 |
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|2,5 |
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|- |
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|Boot, 7 m |
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|2,0 |
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|2,9 |
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|4,3 |
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|5,2 |
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|5,8 |
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|0,7 |
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|3,0 |
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|5,9 |
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|- |
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|Boot, 12 m |
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|2,8 |
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|4,5 |
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|7,6 |
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|9,4 |
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|11,6 |
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|0,7 |
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|3,9 |
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|9,1 |
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|- |
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|Boot, 24 m |
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|3,2 |
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|5,6 |
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|10,7 |
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|14,7 |
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|18,1 |
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|0,8 |
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|5,7 |
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|18,5 |
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|} |
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* Alle Werte in der Tabelle sind in [[Seemeilen]] angegeben |
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Gebbeken ist als wissenschaftlicher Gutachter u. a. für die DFG , für die [[Europäische Kommission]], für Sonderforschungsprogramme der Länder und für internationale Wissenschaftsförderprogramme tätig. Er hat die Bundesministerien für Verteidigung, Bau, Umwelt, Inneres und Auswärtiges sowie angegliederte Bundesämter in Angelegenheiten des baulichen Schutzes beraten. Im Verband der bayerischen Wirtschaft ist er Mitglied im Ausschuss „Bildung und Innovation“. Darüber hinaus ist er Hochschulbeauftragter der Kammer. |
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* † Unter diesen Voraussetzungen (Suche mit Luftrettungsmitteln bei Nebel) ist ein Erfolg sehr unwahrscheinlich |
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* Die Tabelle zeigt auch gut, weshalb es wichtig ist, so lange als irgend möglich auf oder beim sinkenden Boot zu bleiben: Es ist besser erkennbar als die Rettungsinsel. |
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{| class="wikitable" |
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Er ist Kurator am Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer Gesellschaft, am Architekturmuseum der Technischen Universität München in der [[Pinakothek der Moderne]] und bei der Messe-Bau der Messe München. |
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! Faktor <math>f_w</math> für Wetterbedingungen |
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! Das Suchziel ist eine Person im Wasser |
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! Gesucht wird eine Rettungsinsel |
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|- |
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| Wind bis maximal 15 [[Knoten (Einheit)|kn]] und maximal 1 m Seegang |
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| 1,0 |
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| 1,0 |
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|- |
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| Wind zwischen 15 und 25 kn oder Seegang bis 1,5 m |
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| 0,5 |
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| 0,9 |
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|- |
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| Wind über 25 kn oder Seegang über 1,5 m |
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| 0,25 |
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| 0,6 |
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|} |
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== Muster zur Selbsthilfe == |
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Gebbeken hat seit 1995 ca. 120 Forschungsvorhaben zum Schutz baulicher Infrastrukturen bearbeitet. Er ist Beratender Ingenieur, Prüfingenieur für Baustatik und Prüfsachverständiger für Standsicherheit sowie Mitinhaber der Ingenieurgesellschaften AJG und MJG mit Sitz in München. Er hat national und international Bauwerke gegen Erdbeben, Explosion und Impakt ausgelegt und Gutachten angefertigt. |
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Diese Muster können angewendet werden, wenn auf einem Boot eine Person über Bord geht und trotz eingeleitetem [[Mann-über-Bord-Manöver]] außer Sicht gerät. Die letzte bekannte Position soll dann sofort (in der Regel durch Drücken einer entsprechenden MOB-Taste am Navigationsgerät) gespeichert werden und dient als Ausgangspunkt für die Suche. Besonders unglücklich ist natürlich, wenn das Unglück erst mit Verzögerung festgestellt wird, etwa weil der Wachgänger nachts alleine an Deck war und sein Fehlen erst am Morgen festgestellt wird. |
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=== Sektorensuche === |
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Gebbeken ist verheiratet, hat drei Kinder. |
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[[Datei:Búsqueda por sectores.jpg|mini|Sektorsuche]] |
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Die Sektorensuche eignet sich zur Suche in einem relativ kleinen Gebiet, wenn ein einigermaßen genauer Bezugspunkt (z. B. MOB-Position) bekannt ist. Die gegebene Position wird zuerst markiert, z. B. mit einer Markierungsboje, damit die Drift sichtbar wird, von der das Opfer ja auch betroffen ist. |
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Die Suche beginnt, indem man sich von der Boje in einer bestimmten Richtung – der Einfachheit halber oft nach Norden – entfernt, bis man den gewünschten Radius erreicht hat. Dieser ist oft statisch und beträgt zwischen 2 und 5 Seemeilen. Alternativ kann auch die ''Erwartete Sichtweite (ES)'' (engl: ''Expected Detection Range (EDR)'') verwendet werden. Dies ist die Distanz, in der man die Markierung in noch 50 % der Zeit sehen kann. Dies ist eine Schätzung für den Rasterabstand S. |
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== Forschung == |
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Gebbeken beschäftigt sich insbesondere mit der Sicherheit baulicher Infrastruktur vor außergewöhnlichen Einwirkungen wie Naturgefahren (Erdbeben, Hochwasser, Sturzfluten, Steinschlag), technischen Unfällen (Auto- und Schiffsanprall, Explosionen, Verpuffung, Fragmentierungen) und terroristischen Anschlägen (Explosion, schmutzige Bomben, Fahrzeuge). Die Forschung reicht von der Entwicklung und Untersuchung neuer Materialien, über explosionssichere Scheiben und Fassaden bis hin zu sicheren Gebäuden und baulichen Infrastrukturen. Seit 2011 arbeitet seine Forschungsgruppe „BauProtect“ verstärkt an ganzheitlichen Konzepten für sichere urbane Räume. Hierzu gehören die Untersuchung und Implementierung von intelligenter Stadtmöblierung und intelligenter Landschaftsgestaltung, z.B. mit Hilfe von Explosionsschutzpflanzen. Bei der Forschung werden sowohl analytische und numerische Methoden (digitale Modellierung) eingesetzt als auch Experimente im Labor und im Freifeld. Die Risikoforschung und das Risikomanagement sind weitere Forschungsgebiete. Seit Gründung des Forschungszentrums RISK werden die technischen Aspekte des baulichen Schutzes im gesellschaftlichen Kontext multidisziplinär behandelt. Dabei geht es z.B. um Fragestellungen wie „Wieviel Sicherheit verträgt die Gesellschaft?“. |
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Nach dem dreifachen der ES dreht man um 120° nach Steuerbord, und fährt weitere dreimal ES. Danach geht es nach einem Kurswechsel wieder 120° nach Steuerbord zum Ausgangspunkt zurück und der nächste Sektor beginnt direkt geradeaus. War die Suche nach drei Schenkeln nicht erfolgreich, beginnt man den ersten Sektor des zweiten Umgangs in Richtung 30°. |
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== Lehre == |
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Schwerpunkte seiner Lehre sind neben der Vermittlung der Grundlagen in der [[Baustatik]] und [[Baudynamik]] die Theorien, Simulations- und Konstruktionsmethoden, die benötigt werden, um bauliche Infrastrukturen gegen Hoch- und Höchstgeschwindigkeitseinwirkungen (Explosion, Beschuss) zu dimensionieren. Dieses Lehrangebot ist in Europa einzigartig. Darüber hinaus ist Gebbeken Dozent an der bayerischen Ingenieurakademie. |
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{{Anker|Suche im sich erweiternden Quadrat}} |
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== Auszeichnungen == |
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1979 erhielt Gebbeken ein Hochbegabtenstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. |
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=== Suche im sich erweiternden Quadrat (erweiterte Suche) === |
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2011 erhielt Gebbeken die bayerische Staatsauszeichnung für besondere Verdienste um die [[Bayerisches Rotes Kreuz|BRK]]-Wasserwacht in Bayern (Ausbildung der Bau-Fachberater für den Katastrophenschutz). |
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War die Sektorensuche nicht erfolgreich oder ist die letzte bekannte Position nur ungenau bestimmt worden, kann mit der erweiterten Suche eine größere Fläche abgesucht werden. Auch dieses Suchmuster funktioniert jedoch nicht effizient bei allzu ungenauem Suchziel. Diese Methode ist die primäre Suchvariante von professionellen SAR-Einheiten. Die Methode kann jedoch nicht von mehreren Schiffen gleichzeitig angewendet werden und funktioniert auch nicht für niedrig fliegende Flugzeuge, da der Operationsradius zu klein ist und sich die Suchmannschaften gegenseitig gefährden würden. |
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2014 wurde er vom Fraunhofer Ernst-Mach-Institut mit der [[Ernst Mach|Ernst-Mach]]-Medaille für seine Verdienste für das Ernst-Mach-Institut und für die Verbreitung der Mach‘schen Ideale ausgezeichnet. |
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[[Datei:Iamsar searchpattern.JPG|mini|GPS-Track einer MOB-Übung mit Suche im sich erweiternden Quadrat. Hier wurde mit der Suche direkt nach Feststellen der MOB-Situation begonnen und der erste Schenkel in Fahrtrichtung gelegt (Mitte der Darstellung).]] |
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== Veröffentlichungen == |
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Die Suche im sich erweiternden Quadrat beginnt ebenfalls typischerweise auf einem Nordkurs. Hier werden als Schenkellänge D allerdings nur dreiviertel der ES verwendet (oder 100 % der ES, wenn zuvor bereits eine Sektorensuche stattfand, da der Bereich dann bereits zweimal durchsucht wurde). Zunächst wird einmal D nach Norden gefahren, dann einmal D nach Osten, dann zweimal D nach Süden, zweimal D nach Westen, dann dreimal D nach Norden, etc. Nach jeweils zwei Schenkeln wird also die zu fahrende Distanz um ein D erhöht, womit eine sich erweiternde rechtwinklige „Spirale“ entsteht, deren Schenkel mit maximal dem Abstand D aneinander vorbei führen. |
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* ''Warum scheitern Großprojekte?'' Deutsches Ingenieureblatt DIB 10/2017, ISSN 0946-2422. |
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* ''Urbane Sicherheit bei Explosionen - Schutz durch Bepflanzung''. Berlin Verlag Ernst & Sohn: [https://www.ernst-und-sohn.de/bautechnik Bautechnik] 94 (2017) Heft 5, 295-306, ISSN 0932-8351. |
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* Mit M. Romano und I. Ehrlich: ''Structural mechanics material damping in fabric reinforced composites: A review.'' [http://www.archivesmse.org Archives of Materials Science and Engineering] (ACMSE) 2017, ISSN 1897-2764. |
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* Mit E. Pfeiffer, I. Videkhina und L. Rüdiger: ''Entwicklung einer webbasierten Plattform für Sicherheitsanalysen und Schutz von baulichen Infrastrukturen bei terroristischen Bedrohungen''. Proceedings, Neue Technologien 2017. |
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* Mit P. Warnstedt und L. Rüdiger: ''Ring Mesh with Water Curtain for the Protection of Urban Areas''. [https://us.sagepub.com/en-us/nam/international-journal-of-protective-structures/journal202501 International Journal of Protective Structures] 2017, Woodhead Publishing, ISSN 2041-4196. |
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== SAR-Suchmuster == |
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Greifen Suchmannschaften von [[Search and Rescue|SAR]]-Verbänden in die Suche ein, ist meist ein wesentlich größeres Gebiet zu durchsuchen, weil entweder die Nahbereitssuche nicht erfolgreich war, der letzte Aufenthaltsort des Ziels nur sehr wage bekannt ist, oder seit der Alarmierung schon viel Zeit vergangen ist. Diese Suchmuster werden, insbesondere wenn mehrere Schiffe oder Flugzeuge beteiligt sind, vom [[On-Scene-Coordinator]] koordiniert und ggf. geplant. |
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* Berichte aus dem Konstruktiven Ingenieurbau, Universität der Bundeswehr München, ISSN 1431-5122. |
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* Berichte des Lehrstuhls für Baustatik, Universität der Bundeswehr München, ISSN 1435-3555. |
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* International Journal of Protective Structures. Multi-Science Publishing Co Ltd. UK, ISSN 2041-4196. |
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== |
=== Routensuche === |
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Ist die Position des gesuchten Ziels unbekannt und kennt man lediglich seine vorgesehene Route, wird zunächst eine Suche entlang dieser Route gestartet. Dabei wird zunächst auf der einen Seite der Route gesucht und beim Rückweg auf der anderen. Für diese Art der Suche werden wegen der weiten Distanzen vor allem Flugzeuge eingesetzt. |
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* [https://portal.dnb.de/opac.htm?index=tit&term=&operator=and&index=per&term=Gebbeken%2C+Norbert&operator=and&index=inh&term=&operator=and&index=sw&term=&operator=and&index=jhr&term=&index=wvn&wvnStart=&wvnEnd=15.11.2017&method=enhancedSearch Literatur von und über Norbert Gebbeken] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek |
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* [https://www.unibw.de/baustatik/mitarbeiter/aktuelle-mitarbeiter/gebbeken Norbert Gebbeken auf der Website der Universität der Bundeswehr München] |
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=== Parallelsuche === |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=1055788875|LCCN=n/90/688492|VIAF=309720181}} |
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Zwei SAR-Einheiten (z. B. ein Schiff und ein Helikopter) werden das Suchgebiet in einem Gitterraster mit Gitterabstand S absuchen, eine Einheit mit Linien in Ost-West und die andere in Nord-Süd-Richtung. Dabei versuchen sie, möglichst Strömungs- und Winddaten des betroffenen Gebietes mit einzubeziehen, um den wahrscheinlichen Ort des Ziels zu schätzen. |
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Alternativ sucht eine Einheit in Parallelen vom Suchzentrum aus nach rechts, die andere nach links. Dieses Muster ist mit beliebig vielen Einheiten durchführbar. |
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{{SORTIERUNG:Gebbeken, Norbert}} |
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[[Kategorie:Bauingenieur]] |
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[[Kategorie:Hochschullehrer (UniBw München)]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Geboren 1954]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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[[Datei:Búsqueda por transversales.jpg|mini|Kombinierte Suche Schiff-Flugzeug]] |
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{{Personendaten |
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Ein Flugzeug und ein Schiff zusammen können eine kombinierte Suche durchführen, die berücksichtigt, dass das Flugzeug deutlich schneller ist als das Schiff, letzteres aber genauer navigieren kann und näher am Wasser ist: Während das Flugzeug ein Gitterraster abfliegt, fährt das Schiff quer dazu nur geradeaus und gibt dem Flugzeug so eine Navigationsmarke vor, mit der dieses sein Muster abgleichen kann. |
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|NAME=Gebbeken, Norbert |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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=== Suche mit technischen Mitteln === |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Bauingenieur, Professor für Baustatik an der Universität der Bundeswehr München |
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Technische Hilfsmittel können zu spezialisierten Suchmustern führen, etwa zum Auffinden einer [[Search and Rescue Radar Transponder|SART-Boje]] oder eines [[EPIRB]] oder [[Emergency Locator Transmitter|ELT-Signals]]. Ein zweimaliges Überfliegen des Gebietes und etwas Kartengeometrie sollte dabei ausreichen, um die Position der sendenden Boje mit hinreichender Präzision bestimmen zu können. Dabei macht man sich zunutze, dass die Sendereichweite des Signals auf See ziemlich genau rund ist, der Abstand vom Ziel, bei dem das Signal außer Reichweite gerät, also konstant ist. |
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|GEBURTSDATUM=16. Februar 1954 |
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|GEBURTSORT=[[Meppen]] |
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Natürlich kann auch das [[Radar]]gerät für die Suche eingesetzt werden. Die Reichweite von Radargeräten ist auch von der Größe des Zielobjektes abhängig. Ein 10000-[[Bruttoraumzahl|BRZ]]-Schiff kann schon auf etwa 18 sm geortet werden, während ein 9-m-Boot im Schnitt nur auf 2,7 nm Distanz erkannt werden kann (bei 30 m Radarhöhe, bei 15 m Radarhöhe nur noch rund 70 % davon). |
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|STERBEDATUM= |
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|STERBEORT= |
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== Suche an Land == |
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}} |
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Die Suche an Land unterscheidet sich von der Suche auf See in einigen wichtigen Punkten. Wegen eventuell vorhandener [[Vegetation]] ist das Entdecken des Zielobjektes üblicherweise schwieriger als auf See, daher muss das Gebiet oft mehrmals abgeflogen werden. Der Gitterabstand für die Suche nach einer Person beträgt nur fünf bis acht Meter. Heute werden auch [[Forward Looking Infrared|FLIR]]-Kameras eingesetzt, mit denen Personen besonders nachts aufgrund ihrer Körperwärme entdeckt werden können. Die Suche allein durch Bodenteams ist meistens nicht praktikabel, kann aber in kleinen Gebieten hilfreich sein. |
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Zur Parallelsuche an Land werden Menschenketten gebildet, die das Gebiet in vorgegebenen Abstand durchkämmen. So können 20 bis 25 Personen eine Fläche von einem Quadratkilometer in etwa anderthalb Stunden durchsuchen. |
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== Beenden der Suche == |
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Es gibt mehrere Gründe, weshalb die Suche nicht erfolgreich sein kann. Das kann an einer falschen Angabe der letztbekannten Zielposition liegen, etwa durch Übermittlungsfehler oder wegen navigatorischer Fehler. Der Drift des Objektes kann falsch eingeschätzt werden. Bei rauen Wetterbedingungen ist es möglich, dass das Objekt schlicht übersehen wird, obwohl es sich im Suchgebiet befunden hat. Dass ein Boot spurlos untergeht, ist eher die Ausnahme, meist bleiben mindestens einige Trümmer oder Ölflecken an der Oberfläche zurück. |
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Die Suche wird in der Regel solange durchgeführt, bis das gesuchte Objekt oder die gesuchte Person gefunden wird. Das zuständige [[Maritime Rescue Coordination Centre|MRCC]] (oder, falls dieses nicht erreichbar ist, muss auch der [[On-scene-Coordinator]] (OSC) entscheiden) kann die Suche abbrechen, wenn die Aussicht auf Erfolg als nicht mehr realistisch betrachtet wird. Bei Einzelpersonen liegt diese Grenze, je nach Wassertemperatur, bei einigen Stunden bis maximal Tagen. Die folgende Tabelle gibt einige Richtwerte bei ohne Schutzanzug im Wasser treibenden Personen: |
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{| class="wikitable" |
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!Wassertemperatur (°C) |
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!Erwartete Überlebensdauer |
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|- |
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|< 2 |
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|Weniger als 3/4 h |
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|- |
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|2 bis 4 |
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|Weniger als 1 1/2 h |
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|- |
|||
|4 bis 10 |
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|Weniger als 3 h |
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|- |
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|10 bis 15 |
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|Weniger als 6 h |
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|- |
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|15 bis 20 |
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|Weniger als 12 h |
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|- |
|||
|über 20 |
|||
|Unbeschränkt (abhängig von der Erschöpfung des Opfers) |
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|} |
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Werden Schiffe oder Rettungsinseln gesucht, kann die Suche durchaus mehrere Wochen in Anspruch nehmen und entsprechende Kosten verursachen. Die Suche nach der Boing 777 des [[Malaysia-Airlines-Flug 370]] dauerte mehrere Monate und war bis heute nicht erfolgreich. |
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Wurde das gesuchte Objekt gefunden, beendet der OSC die Suche und informiert das MRCC über das Suchergebnis, sowie darüber, wohin die geborgenen Opfer gebracht werden und welche Schiffe diese transportieren. Er erbittet falls nötig weitere medizinische Hilfe für die Geborgenen. Falls das verunglückte Schiff eine Gefahr für andere Schiffe oder die Umwelt darstellt, muss das MRCC ebenfalls darüber informiert werden, damit Bergungsmassnahmen eingeleitet und weitere Schiffe auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden können. |
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== Quellen == |
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* Keith Colwell ''Sicherheit auf See''; Delius Klasing Verlag; Bielefeld 2012; ISBN 978-3-7688-3539-8 |
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* International Civil Aviation Organization and International Maritime Organization: ''[[International Aeronautical and Maritime Search and Rescue Manual|IAMSAR Manual]]'', Volume III : Mobile Facilities, 2007 Consolidated Edition. [http://dcaa.trafikstyrelsen.dk:8000/icaodocs/Doc%209731%20-%20AN%20958/ PDF] |
|||
[[Kategorie:Suchalgorithmus]] |
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[[Kategorie:Schifffahrt]] |
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[[Kategorie:Wasserrettung]] |
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[[Kategorie:Luftrettung]] |
Version vom 30. April 2018, 12:35 Uhr

Suchmuster werden von Suchmannschaften in der Seenotrettung verwendet, um vermisste oder sich in Not befindliche Personen oder Schiffe zu finden. Sie können auch dabei helfen, wenn ein Schiff eine über Bord gegangene Person aus den Augen verloren hat und wiederfinden muss.
Grundsätzliches
Wenn Personen auf See in Not geraten, müssen sie so schnell als möglich gefunden werden, denn andernfalls droht der Tod durch Unterkühlung, Erschöpfung oder, falls sich die Personen noch auf einem Schiff oder einer Rettungsinsel befinden, durch Verdursten oder Verhungern. Das Meer ist eine im Verhältnis zum gesuchten Ziel riesengroße Fläche und das Ziel kann durch Wind und Wellen abdriften und nicht mehr an der Stelle sein, an der ein Notruf abgesetzt wurde oder es zuletzt gesehen wurde. Je weiter weg vom Land sich das Gesuchte befindet, um so länger dauert es in der Regel, bis Suchmannschaften vor Ort sind, umso weiter weg vom ursprünglichen Ort kann es also sein.
Suchabstände

Die meisten Suchmuster verwenden den Rasterabstand S (engl: recommended track spacing) als zentrale Größe zur Angabe der „Dichte“ des Suchmusters. Diese ist abhängig von der Größe des gesuchten Zielobjektes und den Wetterbedingungen. Er wird so gewählt, dass jeder Punkt des Suchgebietes eingesehen werden kann und die Suchzeit gleichzeitig minimiert wird.
Der Wert von S kann anhand einer Formel geschätzt werden:
Dabei ist der unkorrigierte Abstand und der Korrekturfaktor.
Empfohlene Rasterabstände (Seemeilen) |
für Handelsschiffe | für Helikopter | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Suchobjekt / Meteorologische Sichtweite | 3 | 5 | 10 | 15 | 20 | 1 | 5 | >20 |
Einzelne Person im Wasser | 0,4 | 0,5 | 0,6 | 0,7 | 0,7 | 0,0† | 0,1 | 0,2 |
4-Personen-Rettungsinsel | 2,3 | 3,2 | 4,2 | 4,9 | 5,5 | 0,5 | 1,7 | 2,9 |
6-Personen-Rettungsinsel | 2,5 | 3,6 | 5,0 | 6,2 | 6,9 | 0,5 | 2,1 | 3,8 |
15-Personen-Rettungsinsel | 2,6 | 4,0 | 5,1 | 6,4 | 7,3 | 0,6 | 2,4 | 4,5 |
25-Personen-Rettungsinsel | 2,7 | 4,2 | 5,2 | 6,5 | 7,5 | 0,6 | 2,8 | 5,7 |
Boot, <5 m | 1,1 | 1,4 | 1,9 | 2,1 | 2,3 | 0,5 | 1,6 | 2,5 |
Boot, 7 m | 2,0 | 2,9 | 4,3 | 5,2 | 5,8 | 0,7 | 3,0 | 5,9 |
Boot, 12 m | 2,8 | 4,5 | 7,6 | 9,4 | 11,6 | 0,7 | 3,9 | 9,1 |
Boot, 24 m | 3,2 | 5,6 | 10,7 | 14,7 | 18,1 | 0,8 | 5,7 | 18,5 |
- Alle Werte in der Tabelle sind in Seemeilen angegeben
- † Unter diesen Voraussetzungen (Suche mit Luftrettungsmitteln bei Nebel) ist ein Erfolg sehr unwahrscheinlich
- Die Tabelle zeigt auch gut, weshalb es wichtig ist, so lange als irgend möglich auf oder beim sinkenden Boot zu bleiben: Es ist besser erkennbar als die Rettungsinsel.
Faktor für Wetterbedingungen | Das Suchziel ist eine Person im Wasser | Gesucht wird eine Rettungsinsel |
---|---|---|
Wind bis maximal 15 kn und maximal 1 m Seegang | 1,0 | 1,0 |
Wind zwischen 15 und 25 kn oder Seegang bis 1,5 m | 0,5 | 0,9 |
Wind über 25 kn oder Seegang über 1,5 m | 0,25 | 0,6 |
Muster zur Selbsthilfe
Diese Muster können angewendet werden, wenn auf einem Boot eine Person über Bord geht und trotz eingeleitetem Mann-über-Bord-Manöver außer Sicht gerät. Die letzte bekannte Position soll dann sofort (in der Regel durch Drücken einer entsprechenden MOB-Taste am Navigationsgerät) gespeichert werden und dient als Ausgangspunkt für die Suche. Besonders unglücklich ist natürlich, wenn das Unglück erst mit Verzögerung festgestellt wird, etwa weil der Wachgänger nachts alleine an Deck war und sein Fehlen erst am Morgen festgestellt wird.
Sektorensuche

Die Sektorensuche eignet sich zur Suche in einem relativ kleinen Gebiet, wenn ein einigermaßen genauer Bezugspunkt (z. B. MOB-Position) bekannt ist. Die gegebene Position wird zuerst markiert, z. B. mit einer Markierungsboje, damit die Drift sichtbar wird, von der das Opfer ja auch betroffen ist.
Die Suche beginnt, indem man sich von der Boje in einer bestimmten Richtung – der Einfachheit halber oft nach Norden – entfernt, bis man den gewünschten Radius erreicht hat. Dieser ist oft statisch und beträgt zwischen 2 und 5 Seemeilen. Alternativ kann auch die Erwartete Sichtweite (ES) (engl: Expected Detection Range (EDR)) verwendet werden. Dies ist die Distanz, in der man die Markierung in noch 50 % der Zeit sehen kann. Dies ist eine Schätzung für den Rasterabstand S.
Nach dem dreifachen der ES dreht man um 120° nach Steuerbord, und fährt weitere dreimal ES. Danach geht es nach einem Kurswechsel wieder 120° nach Steuerbord zum Ausgangspunkt zurück und der nächste Sektor beginnt direkt geradeaus. War die Suche nach drei Schenkeln nicht erfolgreich, beginnt man den ersten Sektor des zweiten Umgangs in Richtung 30°.
Suche im sich erweiternden Quadrat (erweiterte Suche)
War die Sektorensuche nicht erfolgreich oder ist die letzte bekannte Position nur ungenau bestimmt worden, kann mit der erweiterten Suche eine größere Fläche abgesucht werden. Auch dieses Suchmuster funktioniert jedoch nicht effizient bei allzu ungenauem Suchziel. Diese Methode ist die primäre Suchvariante von professionellen SAR-Einheiten. Die Methode kann jedoch nicht von mehreren Schiffen gleichzeitig angewendet werden und funktioniert auch nicht für niedrig fliegende Flugzeuge, da der Operationsradius zu klein ist und sich die Suchmannschaften gegenseitig gefährden würden.
Die Suche im sich erweiternden Quadrat beginnt ebenfalls typischerweise auf einem Nordkurs. Hier werden als Schenkellänge D allerdings nur dreiviertel der ES verwendet (oder 100 % der ES, wenn zuvor bereits eine Sektorensuche stattfand, da der Bereich dann bereits zweimal durchsucht wurde). Zunächst wird einmal D nach Norden gefahren, dann einmal D nach Osten, dann zweimal D nach Süden, zweimal D nach Westen, dann dreimal D nach Norden, etc. Nach jeweils zwei Schenkeln wird also die zu fahrende Distanz um ein D erhöht, womit eine sich erweiternde rechtwinklige „Spirale“ entsteht, deren Schenkel mit maximal dem Abstand D aneinander vorbei führen.
SAR-Suchmuster
Greifen Suchmannschaften von SAR-Verbänden in die Suche ein, ist meist ein wesentlich größeres Gebiet zu durchsuchen, weil entweder die Nahbereitssuche nicht erfolgreich war, der letzte Aufenthaltsort des Ziels nur sehr wage bekannt ist, oder seit der Alarmierung schon viel Zeit vergangen ist. Diese Suchmuster werden, insbesondere wenn mehrere Schiffe oder Flugzeuge beteiligt sind, vom On-Scene-Coordinator koordiniert und ggf. geplant.
Routensuche
Ist die Position des gesuchten Ziels unbekannt und kennt man lediglich seine vorgesehene Route, wird zunächst eine Suche entlang dieser Route gestartet. Dabei wird zunächst auf der einen Seite der Route gesucht und beim Rückweg auf der anderen. Für diese Art der Suche werden wegen der weiten Distanzen vor allem Flugzeuge eingesetzt.
Parallelsuche
Zwei SAR-Einheiten (z. B. ein Schiff und ein Helikopter) werden das Suchgebiet in einem Gitterraster mit Gitterabstand S absuchen, eine Einheit mit Linien in Ost-West und die andere in Nord-Süd-Richtung. Dabei versuchen sie, möglichst Strömungs- und Winddaten des betroffenen Gebietes mit einzubeziehen, um den wahrscheinlichen Ort des Ziels zu schätzen.
Alternativ sucht eine Einheit in Parallelen vom Suchzentrum aus nach rechts, die andere nach links. Dieses Muster ist mit beliebig vielen Einheiten durchführbar.

Ein Flugzeug und ein Schiff zusammen können eine kombinierte Suche durchführen, die berücksichtigt, dass das Flugzeug deutlich schneller ist als das Schiff, letzteres aber genauer navigieren kann und näher am Wasser ist: Während das Flugzeug ein Gitterraster abfliegt, fährt das Schiff quer dazu nur geradeaus und gibt dem Flugzeug so eine Navigationsmarke vor, mit der dieses sein Muster abgleichen kann.
Suche mit technischen Mitteln
Technische Hilfsmittel können zu spezialisierten Suchmustern führen, etwa zum Auffinden einer SART-Boje oder eines EPIRB oder ELT-Signals. Ein zweimaliges Überfliegen des Gebietes und etwas Kartengeometrie sollte dabei ausreichen, um die Position der sendenden Boje mit hinreichender Präzision bestimmen zu können. Dabei macht man sich zunutze, dass die Sendereichweite des Signals auf See ziemlich genau rund ist, der Abstand vom Ziel, bei dem das Signal außer Reichweite gerät, also konstant ist.
Natürlich kann auch das Radargerät für die Suche eingesetzt werden. Die Reichweite von Radargeräten ist auch von der Größe des Zielobjektes abhängig. Ein 10000-BRZ-Schiff kann schon auf etwa 18 sm geortet werden, während ein 9-m-Boot im Schnitt nur auf 2,7 nm Distanz erkannt werden kann (bei 30 m Radarhöhe, bei 15 m Radarhöhe nur noch rund 70 % davon).
Suche an Land
Die Suche an Land unterscheidet sich von der Suche auf See in einigen wichtigen Punkten. Wegen eventuell vorhandener Vegetation ist das Entdecken des Zielobjektes üblicherweise schwieriger als auf See, daher muss das Gebiet oft mehrmals abgeflogen werden. Der Gitterabstand für die Suche nach einer Person beträgt nur fünf bis acht Meter. Heute werden auch FLIR-Kameras eingesetzt, mit denen Personen besonders nachts aufgrund ihrer Körperwärme entdeckt werden können. Die Suche allein durch Bodenteams ist meistens nicht praktikabel, kann aber in kleinen Gebieten hilfreich sein.
Zur Parallelsuche an Land werden Menschenketten gebildet, die das Gebiet in vorgegebenen Abstand durchkämmen. So können 20 bis 25 Personen eine Fläche von einem Quadratkilometer in etwa anderthalb Stunden durchsuchen.
Beenden der Suche
Es gibt mehrere Gründe, weshalb die Suche nicht erfolgreich sein kann. Das kann an einer falschen Angabe der letztbekannten Zielposition liegen, etwa durch Übermittlungsfehler oder wegen navigatorischer Fehler. Der Drift des Objektes kann falsch eingeschätzt werden. Bei rauen Wetterbedingungen ist es möglich, dass das Objekt schlicht übersehen wird, obwohl es sich im Suchgebiet befunden hat. Dass ein Boot spurlos untergeht, ist eher die Ausnahme, meist bleiben mindestens einige Trümmer oder Ölflecken an der Oberfläche zurück.
Die Suche wird in der Regel solange durchgeführt, bis das gesuchte Objekt oder die gesuchte Person gefunden wird. Das zuständige MRCC (oder, falls dieses nicht erreichbar ist, muss auch der On-scene-Coordinator (OSC) entscheiden) kann die Suche abbrechen, wenn die Aussicht auf Erfolg als nicht mehr realistisch betrachtet wird. Bei Einzelpersonen liegt diese Grenze, je nach Wassertemperatur, bei einigen Stunden bis maximal Tagen. Die folgende Tabelle gibt einige Richtwerte bei ohne Schutzanzug im Wasser treibenden Personen:
Wassertemperatur (°C) | Erwartete Überlebensdauer |
---|---|
< 2 | Weniger als 3/4 h |
2 bis 4 | Weniger als 1 1/2 h |
4 bis 10 | Weniger als 3 h |
10 bis 15 | Weniger als 6 h |
15 bis 20 | Weniger als 12 h |
über 20 | Unbeschränkt (abhängig von der Erschöpfung des Opfers) |
Werden Schiffe oder Rettungsinseln gesucht, kann die Suche durchaus mehrere Wochen in Anspruch nehmen und entsprechende Kosten verursachen. Die Suche nach der Boing 777 des Malaysia-Airlines-Flug 370 dauerte mehrere Monate und war bis heute nicht erfolgreich.
Wurde das gesuchte Objekt gefunden, beendet der OSC die Suche und informiert das MRCC über das Suchergebnis, sowie darüber, wohin die geborgenen Opfer gebracht werden und welche Schiffe diese transportieren. Er erbittet falls nötig weitere medizinische Hilfe für die Geborgenen. Falls das verunglückte Schiff eine Gefahr für andere Schiffe oder die Umwelt darstellt, muss das MRCC ebenfalls darüber informiert werden, damit Bergungsmassnahmen eingeleitet und weitere Schiffe auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden können.
Quellen
- Keith Colwell Sicherheit auf See; Delius Klasing Verlag; Bielefeld 2012; ISBN 978-3-7688-3539-8
- International Civil Aviation Organization and International Maritime Organization: IAMSAR Manual, Volume III : Mobile Facilities, 2007 Consolidated Edition. PDF