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Friedhof Am Palastweiher und Philippus-Kapelle (Berlin-Alt-Hohenschönhausen): Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Friedhof Am Palastweiher''' (auch ''Alter Friedhof'' genannt) ist einer von drei [[Friedhof|Friedhöfen]] im Ortszentrum von [[Königswinter]], einer Stadt im nordrhein-westfälischen [[Rhein-Sieg-Kreis]]. Er geht auf das Jahr 1808 zurück und steht als [[Denkmalschutzgesetz (Nordrhein-Westfalen)|Baudenkmal]] unter [[Denkmalschutz]].<ref>[[Liste der Baudenkmäler in Königswinter|Denkmalliste der Stadt Königswinter]], Nummer [[Liste der Baudenkmäler in Königswinter#A 76|A 76]]</ref>
|- class="hintergrundfarbe8"
! colspan="2" style="text-align:center; font-size:110%;" | Philippus-Kapelle
|-
| colspan="2" | [[Datei:Philippus-Kapelle, B.-Alt-Hohenschönhausen, 2018-01-02 ama fec.jpg|rahmenlos|220px|Kapelle, Westansicht]]
|-
| style="vertical-align:top;" {{!}} '''Adresse'''
| style="vertical-align:top;" | Berlin-Alt-Hohen&shy;schönhausen, Treffurter Straße 10
|-
|'''Konfession'''|| evangelisch
|-
|'''Gemeinde'''|| Landeskirchliche Gemeinschaft
|-
|'''Aktuelle Nutzung'''|| Kapelle für Gottesdienste
|- class="hintergrundfarbe8"
! colspan="2" style="text-align:center; font-size:110%;"|Gebäude
|-
|'''Baujahr(e)'''|| 1952–1954
<!--|-
|'''Stil'''|| -->
|}


Die '''Philippus-Kapelle''' (Schreibweise auch: ''Philippuskapelle'') im [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Alt-Hohenschönhausen |Alt-Hohenschönhausen]] befindet sich in der Treffurter Straße&nbsp;10. Das [[Evangelische Kirche|evangelische]] Gotteshaus wurde 1954 [[Kirchweihe#Evangelische Kirche|eingeweiht]] und gehört zur Landeskirchlichen Gemeinschaft (LKG) Berlin-Hohenschönhausen innerhalb der [[Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz |Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz]].
== Lage ==

Der Friedhof liegt am Rande der Altstadt unmittelbar östlich der [[Rechte Rheinstrecke|rechtsrheinischen Eisenbahnstrecke]] zwischen der namensgebenden Straße ''Am Palastweiher'' im Westen und der ''Winzerstraße'' im Osten. Südlich grenzt das städtische [[Wilhelm-Auguste-Viktoria-Haus]], nordwestlich grenzen Industrieflächen an.
== Beschreibung ==
Das [[Kirchengebäude]] ist ein schlichter rechteckiger Bau mit weiß verputzter Fassade (an den Längsseiten wie Schindeln strukturiert – in [[Manierismus|manieristischer]] Art), einem hölzernen Vorbau zur Straße hin und einem mit roten Dachziegeln eingedeckten [[Pultdach]]. Es erhielt seinen Namen bei der Einweihung nach dem [[Philippus |Apostel Philippus]]. Der Bau begann 1952 und gehörte in dieser Zeit zum Kirchenkreis [[Berlin-Weißensee]].<ref>[http://kab.scopearchiv.ch/archivplansuche.aspx?ID=54090 Archivplan im Kirchlichen Archivzentrum Berlin], abgerufen am 29. Dezember 2017.</ref>
Über dem Vorbau, der einen bogenförmigen Eingang mit zweiflügeliger Tür schützt, ist am First des Westgiebels ein einfaches weißes Holzkreuz angebracht.
Mit seiner Größe und dem schlichten Aussehen fügt sich das Gebäude gut in die Umgebung ein, die von kleinen Einfamilienhäuschen dominiert wird. Die Grundmaße des Kirchenraumes betragen etwa 13&nbsp;m ×&nbsp;8,5&nbsp;m. An den Längsseiten sind je fünf einfache unbunte Kirchenfenster eingelassen. Die Kapelle besitzt keinen Turm und keine Glocke. Zum Gebäude gehört ein größerer Garten, im Norden vom Allendorfer Weg begrenzt, mit einem Baumbestand und kleinem hölzernen [[Gartenlaube |laubenartigen]] Gemeinderaum.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Baugeschichte ===
Der Friedhof wurde 1808 aufgrund einer unter [[Frankreich|französischer]] Besatzung erlassenen Verordnung angelegt und löste den Friedhof an der [[St. Remigius (Königswinter)|Pfarrkirche]] ab, von dem einige Grabkreuze hierher versetzt wurden. Die erste Beisetzung fand am 23. Mai 1808 statt. 1835 und 1853 erfolgten Erweiterungen des Friedhofs.<ref name="Rundschau2011">''Ein Zeuge der Geschichte des Ortes'', [[Kölnische Rundschau]]/Bonner Rundschau, 4. November 2011</ref>
Die ''Evangelische Pfarr- und Glaubenskirchengemeinde in [[Bezirk Lichtenberg#Geschichte|Lichtenberg]]'' hatte nach dem Krieg zahlreiche neue Mitglieder hinzubekommen. So wurde geplant, im Bereich [[Berlin-Alt-Hohenschönhausen|Hohenschönhausen]] einen ''kirchlichen Stützpunkt'' einzurichten, wozu eine Immobilie in der damaligen ''[[Konrad-Wolf-Straße|Berliner Straße]]'' vorgesehen war. Dieses Projekt kam aus verschiedenen Gründen nicht voran. Die Christen nutzten daher die Gelegenheit, ein ihnen zum Kauf angebotenes Grundstück in der [[Kleingartenanlage|''Gartenkolonie'']] um den [[Liste der Gewässer im Berliner Bezirk Lichtenberg#Mostpfuhl|Mostpfuhl]] zu erwerben. Die 821&nbsp;m² große Parzelle – gelegen an der Treffurter Straße&nbsp;10 Ecke Allendorfer Weg 26&nbsp;– hatte der Pfarrerswitwe Amanda Bergmann gehört. Für einen geringen Betrag von 1476&nbsp;[[Mark (DDR)#Umtausch der Banknoten mit Kupon 1948|Mark]] zuzüglich Steuern und Kosten für Wasser- und Stromanschluss wurde die Kirchengemeinde am 13.&nbsp;November 1952 Eigentümer des Baugrundstücks. Am 27.&nbsp;November erteilte das ''Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburg'' die (nachträgliche) Zustimmung zum Ankauf des Grundstücks mit folgender Begründung: „Das Fehlen kirchlicher Stützpunkte im Grenzgelände zwischen Marzahn und Berlin-Friedrichsfelde ist bis in die letzte Zeit hinein offen beklagt worden. […] Ein Grundstückserwerb ist im Interesse sämtlicher Nachbarkirchengemeinden dringend geboten.“<ref name="Elab8931">Akte 35/8931 im Evangelischen Landes-Archiv Berlin.</ref>


Als Gemeindehaus war eine hölzerne Baracke des Herstellers ''VEB Mibar'' aus Sachsen vorgesehen, deren Kauf und Aufstellung jedoch nicht genehmigt wurde: eine baupolizeiliche Verfügung für Berlin aus dem Jahr 1951 verbot die Aufstellung neuer Baracken in der Stadt. Die interessierten Gemeindemitglieder mit ihrem geschäftsführenden Pfarrer beauftragten daraufhin den Architekten Paul Schulz,<ref>{{Berliner Adressbuch|1943|2789| Schulz, Paul; Architekt, Lichtenberg, Möllendorffstr. 43|Teil=I|Seite=2759}}</ref><ref>[https://digital.zlb.de/viewer/image/15849352_1950/431/ Amtliches Telefonbuch Berlin 1952: Schulz, Paul, Architekt; Architekturbüro in der Lichtenberger Rathausstraße 6], abgerufen am 20. Januar 2018.</ref> einen Entwurf für „ein kleines Gemeindezentrum in massiver Bauweise bei gleichen Kosten wie die Erstellung einer Holzbaracke“ anzufertigen. Im März 1953 schrieb der Pfarrer<!-- Schulz/Schultz XXX Name nur aus einer Unterschrift abgeleitet--> an das Konsistorium: „Unsere Gemeinde ist bemüht, noch in diesem Jahre auf diesem Grundstück eine Predigtstelle zu schaffen.“ Das evangelische Hilfswerk hatte finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt.<ref name="Elab8931"/>
Die Eintragung des Friedhofs in die [[Denkmalliste]] der Stadt Königswinter erfolgte am 1. August 1988. Seit der Schließung des Friedhofs Oberweingartenweg am Eingang des ''Nachtigallentals'' zum Jahresbeginn 2011 ist der Friedhof Am Palastweiher der einzige für Neubelegungen offene Friedhof der Königswinterer Altstadt.<ref>''[http://www.rundschau-online.de/lokales/bevoelkerungsentwicklung--keine-zentralisierung-der-friedhoefe-,15185494,15376690.html „Keine Zentralisierung der Friedhöfe“]'', [[Kölnische Rundschau]], 9. September 2010</ref>


Die Firma ''Wirtschaftsbau Berlin-Lichtenberg'', [[Herzbergstraße]] 94/9, erhielt den Auftrag zum Bau einer kleinen einfachen [[Kapelle (Kirchenbau)|Kapelle]]. Die Fertigstellung und Einweihung erfolgte zum 8.&nbsp;November 1954 mit einem Festakt.<ref>Eine Rechnung der Gastwirtin der Gaststätte ''Weiße Taube'', [[Landsberger Allee#Geschichte |Landsberger Chaussee]] 78, weist ein Festessen für die Kirchengemeinde mit rund 180&nbsp;[[Mark (DDR)|Mark]] anlässlich der Einweihung aus.</ref><ref name="Elab8931"/>
== Beschreibung ==

Die ältesten erhaltenen [[Grabstätte]]n sind unter anderem einige als qualitätvoll geltende in [[Neogotik|neogotischen]] Formen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu den bekanntesten gehören neben dem mit einem [[Grabkreuz]] erhaltenen des letzten [[Mönch]]s der [[Abtei Heisterbach]] Aloys Olzem (1771–1859)<ref>[http://www.virtuellesbrueckenhofmuseum.de/vmuseum/historie/zeige_objekt.php?auswahl=1420&reihe=-3319-3349-2949-3233-3307-594-1141-1540-1719-1950-2167-238-1228-3131-24-1420-1302-3164-2535-2700-1176-10 Das Grabmal des letzten Mönchs von Heisterbach], Virtuelles [[Brückenhofmuseum]]</ref> und den Familiengräbern der Industriellenfamilie [[Ferdinand Mülhens|Mülhens]] sowie der Familie Kurtzrock-Wellingsbüttel (Erbauer der [[Villa Leonhart]]) die Gräber von [[Stephan von Sarter]] (1833–1902), Erbauer von [[Schloss Drachenburg]], sowie eines späteren Besitzers dieses Anwesens, [[Paul Spinat]] († 1989). Die Familie Lemmerz, aus der der Gründer des gleichnamigen Königswinterer [[Autofelge|Felgenwerks]] entstammt, ist auf dem Friedhof mit einer als tempelartige [[Marmor]]halle ausgeführten Grabstätte vertreten, die in [[Neoklassizismus (Bildende Kunst)|neoklassizistischen]] Formen gehalten ist. Eine neogotische [[Grabkapelle]] geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die [[Friedhofskapelle]] ist ein [[Neoromanik|neoromanischer]] [[Putz (Baustoff)|Putzbau]] aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts, das Friedhofskreuz besteht aus [[Trachyt]] und umfasst einen mächtigen, gestuften Sockel sowie ein hohes Kreuz mit Steinkorpus.
Die Finanzierung der Bauarbeiten, für die eine Rechnung über 9721,99&nbsp;Mark gestellt worden war, bereitete der Gemeinde anschließend etliche Schwierigkeiten, denn der Bau war ohne vorher eingeholte kirchenaufsichtliche Genehmigung begonnen worden. Die Bezahlung wurde im Nachhinein über einen Kredit mit zehnjähriger Laufzeit geregelt.

Ein weiteres Problem zeigte sich 1955, als bei zwei Besichtigungen (im April und im Mai) durch Vertreter der Stadtsynode sowohl der Bau insgesamt als auch Details bemängelt wurden:<ref name="Elab8931"/>

„Der Konfirmandenraum erscheint in Lage und Gestaltung […] außerordentlich unglücklich.“<ref>Schreiben vom 20. April 1955</ref> Er soll umgebaut werden und vor allem soll die Kirchengemeinde „nachträglich einen ordnungmäßigen Baubeschluss“ fassen und dem Konsistorium zur Genehmigung vorlegen. Wegen der fehlenden kirchenaufsichtlichen Genehmigung „konnte es geschehen, daß<!--sic! --> einige Dinge an dem sonst mit großer Liebe und Opferbereitschaft aufgebauten Gemeindeheim nicht den Anforderungen entsprechen, die wir heute vom baukünstlerischen Gesichtspunkt aus auch an solch bescheidene Bauvorhaben stellen müssen und stellen können. […] So ist unter anderem der Außenputz in völlig überflüssiger manerierter Form ausgeführt worden. Ein glatter Kellenputz, mit Weißkalk geschlämmt, würde nicht nur sehr viel würdiger aussehen, sondern auch billiger gewesen sein. Auch die in der Leibung der verhältnismäßig flachen [[Altar]]nische angebrachte [[Leuchtröhre|Röhrenbeleuchtung]] erscheint in jeder Weise bedenklich.“<ref>Schreiben vom Mai 1955</ref>

Zwischen Juni 1955 und Juni 1956 wurde an der Nordostecke des Kapellenbaus ein Nebengebäude zur Lagerung von Brennmaterial und zusätzlichem Mobiliar nach den Plänen des Architekten und von der gleichen Baufirma für 2217,01&nbsp;Mark errichtet.<ref name="Elab8931"/>

=== Kirchenmusikinstrument ===
Zur Erstausstattung der Kapelle gehörte ein [[Harmonium]], das nach sieben Jahren kaum noch spielbar war, außerdem wurde 1961 die [[Organist]]enstelle der Gemeinde neu besetzt. Beides führte dazu, dass die Gemeinde den Kauf und die Installation einer kleinen Orgel, eines [[Positiv (Musikinstrument)|Positiv']], in Aussicht nahm. Dazu wurden Angebote (Preise und Lieferzeiten) der Orgelbaufirmen [[Jehmlich Orgelbau Dresden |Jehmlich aus Dresden]] und [[W. Sauer Orgelbau Frankfurt (Oder) |Sauer aus Frankfurt (Oder)]] eingeholt: Sauers Kostenvoranschlag mit 9400&nbsp;Mark war der günstigste. Dazu stellte die Gemeinde an das Konsistorium einen Finanzierungsantrag über einen Betrag von 4600&nbsp;Mark mit der Maßgabe, dass die Gemeinde selbst 1300&nbsp;Mark aufbringen wird, aus Spenden und Kollekten wolle man 1000&nbsp;Mark einnehmen, der bezirkliche Kirchenkreis hatte eine Beihilfe von 2500&nbsp;Mark zugesagt. Nachdem alles geregelt schien, gab es ein kleines Problem, weil für das Orgelpositiv mit vier [[Register (Orgel)|Registern]] und Pedal ein [[Ventilator |Kleinventilator]] benötigt wurde, der von einer [[West-Berlin]]er Firma bezogen werden sollte – die Einfuhrgenehmigung, zuerst nur befristet, wurde nicht erteilt.<ref>Die Probleme um Lieferungen und Finanzierungen von Leistungen vor und nach dem 13. August 1961 sind im Zusammenhang mit dem [[Berliner Mauer#Mauerbau|Mauerbau]] zu sehen.</ref> In Abstimmung mit der Orgelbauanstalt entschied die Gemeinde, eine [[Portativ|Kleinstorgel]] (Portativ) mit drei Registern und ohne Pedal zu kaufen, die nur knapp 3000&nbsp;Mark kostete und ohne Ventilator auskommt. Weil es sich um einen Serienbau handelte, musste die Orgelbauabteilung der Stadtsynode keine Abnahme durchführen lassen. Aufstellung und Einweihung fanden im Juli 1963 statt. Die bereits genehmigten aber nicht benötigten Summen wurden dem Orgelprojekt der [[Taborkirche]] zugeführt.<ref>Akten 35/4311, 35/4611 und 35/8931 im Evangelischen Landes-Archiv Berlin.</ref>

== Gemeindeleben ==
Die etwa 600 Mitglieder veranstalten neben regelmäßigen [[Gottesdienst]]en Bibel-Gesprächskreise, Gesprächskreise für Suchende und Fragende, Lebens- und Berufsberatung. Ein [[Gospel|Gospel-]] und ein [[Posaune]]nchor werden unterhalten.

Der Pfarrer Walter Hykel war im Jahr 1983 Mitorganisator der „Friedenswerkstatt“, an der sich mehrere [[Ost-Berlin]]er evangelische Kirchengemeinden beteiligten. Im Nachgang bot er auch [[Homosexualität |homosexuellen]] Personen seine Unterstützung an. Auf Initiative von [[Christian Pulz]] gründete sich in dieser Kapelle der Arbeitskreis ''Schwule in der Kirche – Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe'', der später neue Räumlichkeiten im Bezirk Treptow-Köpenick zu seinen Treffen zur Nutzung erhielt.


Der gegenwärtige Pfarrer ist Reiner Meise (Stand: Ende 2017).
Am Nordrand des Friedhofs befindet sich ein [[Soldatenfriedhof]] mit Gräbern von Gefallenen aus dem [[Erster Weltkrieg|Ersten]] und [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] nebst [[Kriegerdenkmal]] des Königswinterer Architekten und Bildhauers [[Franz Josef Krings]].
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2013-03-16 Friedhof, Am Palastweiher, Königswinter IMG 4248.jpg|Friedhofskapelle
2013-03-16 Friedhof, Am Palastweiher, Königswinter IMG 4254.jpg|Kriegerdenkmal
2013-03-16 Friedhof, Am Palastweiher, Königswinter IMG 4253.jpg|Grabstätte der Familie Lemmerz
Königswinter Friedhof (04).png|Gruftkapelle der Familie von Kurtzrock-Wellingsbüttel
Grab Aloys Olzem Heisterbach.jpg|Grab von Aloys Olzem
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Kaspar Elm, Hans-Dietrich Loock: ''[https://books.google.de/books?id=aowDDgAAQBAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s Seelsorge und Diakonie in Berlin: Beiträge zum Verhältnis von Kirche und Großstadt im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert]'', darin: Philippus-Kapelle in Hohenschönhausen, Walter de Gruyter GmbH & Co., 1990.
* [[Angelika Schyma]]: ''Stadt Königswinter.'' (= ''[[Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland]], Denkmäler im Rheinland'', Band 23.5.) Rheinland-Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7927-1200-8, S. 111.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://philippuskapelle.de/ Website der Philippus-Kapelle]
{{Commonscat|3=S}}
* [http://kab.scopearchiv.ch/detail.aspx?id=54644 Bauplan im Maßstab 1:100 im Dokument 35/4865 des ELAB]
* Erwin Bidder: ''Geschichte(n) auf dem Gottesacker''. In: ''Rheinkiesel'', 15. Jahrgang, [http://www.rheinkiesel.de/pdf/rk1111.pdf November 2011] (PDF; 1,9&nbsp;MB), S. 4–6.
* Günter Hank, Sybille von der Hagen: ''Geschichte(n) vom Gottesacker. Der Alte Friedhof am Palastweiher in Königswinter'', Quartett-Verlag, Rheinbreitbach 2011.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise und Anmerkungen==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Friedhof im Rhein-Sieg-Kreis]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Berlin]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Königswinter]]
[[Kategorie:Berlin-Alt-Hohenschönhausen]]
[[Kategorie:Königswinter (Stadtteil)]]
[[Kategorie:Philippus-der-Apostel-Kirche]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1950er Jahren]]

Version vom 16. März 2018, 04:57 Uhr

Philippus-Kapelle
Kapelle, Westansicht
Adresse Berlin-Alt-Hohen­schönhausen, Treffurter Straße 10
Konfession evangelisch
Gemeinde Landeskirchliche Gemeinschaft
Aktuelle Nutzung Kapelle für Gottesdienste
Gebäude
Baujahr(e) 1952–1954

Die Philippus-Kapelle (Schreibweise auch: Philippuskapelle) im Berliner Ortsteil Alt-Hohenschönhausen befindet sich in der Treffurter Straße 10. Das evangelische Gotteshaus wurde 1954 eingeweiht und gehört zur Landeskirchlichen Gemeinschaft (LKG) Berlin-Hohenschönhausen innerhalb der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Beschreibung

Das Kirchengebäude ist ein schlichter rechteckiger Bau mit weiß verputzter Fassade (an den Längsseiten wie Schindeln strukturiert – in manieristischer Art), einem hölzernen Vorbau zur Straße hin und einem mit roten Dachziegeln eingedeckten Pultdach. Es erhielt seinen Namen bei der Einweihung nach dem Apostel Philippus. Der Bau begann 1952 und gehörte in dieser Zeit zum Kirchenkreis Berlin-Weißensee.[1] Über dem Vorbau, der einen bogenförmigen Eingang mit zweiflügeliger Tür schützt, ist am First des Westgiebels ein einfaches weißes Holzkreuz angebracht. Mit seiner Größe und dem schlichten Aussehen fügt sich das Gebäude gut in die Umgebung ein, die von kleinen Einfamilienhäuschen dominiert wird. Die Grundmaße des Kirchenraumes betragen etwa 13 m × 8,5 m. An den Längsseiten sind je fünf einfache unbunte Kirchenfenster eingelassen. Die Kapelle besitzt keinen Turm und keine Glocke. Zum Gebäude gehört ein größerer Garten, im Norden vom Allendorfer Weg begrenzt, mit einem Baumbestand und kleinem hölzernen laubenartigen Gemeinderaum.

Geschichte

Baugeschichte

Die Evangelische Pfarr- und Glaubenskirchengemeinde in Lichtenberg hatte nach dem Krieg zahlreiche neue Mitglieder hinzubekommen. So wurde geplant, im Bereich Hohenschönhausen einen kirchlichen Stützpunkt einzurichten, wozu eine Immobilie in der damaligen Berliner Straße vorgesehen war. Dieses Projekt kam aus verschiedenen Gründen nicht voran. Die Christen nutzten daher die Gelegenheit, ein ihnen zum Kauf angebotenes Grundstück in der Gartenkolonie um den Mostpfuhl zu erwerben. Die 821 m² große Parzelle – gelegen an der Treffurter Straße 10 Ecke Allendorfer Weg 26 – hatte der Pfarrerswitwe Amanda Bergmann gehört. Für einen geringen Betrag von 1476 Mark zuzüglich Steuern und Kosten für Wasser- und Stromanschluss wurde die Kirchengemeinde am 13. November 1952 Eigentümer des Baugrundstücks. Am 27. November erteilte das Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburg die (nachträgliche) Zustimmung zum Ankauf des Grundstücks mit folgender Begründung: „Das Fehlen kirchlicher Stützpunkte im Grenzgelände zwischen Marzahn und Berlin-Friedrichsfelde ist bis in die letzte Zeit hinein offen beklagt worden. […] Ein Grundstückserwerb ist im Interesse sämtlicher Nachbarkirchengemeinden dringend geboten.“[2]

Als Gemeindehaus war eine hölzerne Baracke des Herstellers VEB Mibar aus Sachsen vorgesehen, deren Kauf und Aufstellung jedoch nicht genehmigt wurde: eine baupolizeiliche Verfügung für Berlin aus dem Jahr 1951 verbot die Aufstellung neuer Baracken in der Stadt. Die interessierten Gemeindemitglieder mit ihrem geschäftsführenden Pfarrer beauftragten daraufhin den Architekten Paul Schulz,[3][4] einen Entwurf für „ein kleines Gemeindezentrum in massiver Bauweise bei gleichen Kosten wie die Erstellung einer Holzbaracke“ anzufertigen. Im März 1953 schrieb der Pfarrer an das Konsistorium: „Unsere Gemeinde ist bemüht, noch in diesem Jahre auf diesem Grundstück eine Predigtstelle zu schaffen.“ Das evangelische Hilfswerk hatte finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt.[2]

Die Firma Wirtschaftsbau Berlin-Lichtenberg, Herzbergstraße 94/9, erhielt den Auftrag zum Bau einer kleinen einfachen Kapelle. Die Fertigstellung und Einweihung erfolgte zum 8. November 1954 mit einem Festakt.[5][2]

Die Finanzierung der Bauarbeiten, für die eine Rechnung über 9721,99 Mark gestellt worden war, bereitete der Gemeinde anschließend etliche Schwierigkeiten, denn der Bau war ohne vorher eingeholte kirchenaufsichtliche Genehmigung begonnen worden. Die Bezahlung wurde im Nachhinein über einen Kredit mit zehnjähriger Laufzeit geregelt.

Ein weiteres Problem zeigte sich 1955, als bei zwei Besichtigungen (im April und im Mai) durch Vertreter der Stadtsynode sowohl der Bau insgesamt als auch Details bemängelt wurden:[2]

„Der Konfirmandenraum erscheint in Lage und Gestaltung […] außerordentlich unglücklich.“[6] Er soll umgebaut werden und vor allem soll die Kirchengemeinde „nachträglich einen ordnungmäßigen Baubeschluss“ fassen und dem Konsistorium zur Genehmigung vorlegen. Wegen der fehlenden kirchenaufsichtlichen Genehmigung „konnte es geschehen, daß einige Dinge an dem sonst mit großer Liebe und Opferbereitschaft aufgebauten Gemeindeheim nicht den Anforderungen entsprechen, die wir heute vom baukünstlerischen Gesichtspunkt aus auch an solch bescheidene Bauvorhaben stellen müssen und stellen können. […] So ist unter anderem der Außenputz in völlig überflüssiger manerierter Form ausgeführt worden. Ein glatter Kellenputz, mit Weißkalk geschlämmt, würde nicht nur sehr viel würdiger aussehen, sondern auch billiger gewesen sein. Auch die in der Leibung der verhältnismäßig flachen Altarnische angebrachte Röhrenbeleuchtung erscheint in jeder Weise bedenklich.“[7]

Zwischen Juni 1955 und Juni 1956 wurde an der Nordostecke des Kapellenbaus ein Nebengebäude zur Lagerung von Brennmaterial und zusätzlichem Mobiliar nach den Plänen des Architekten und von der gleichen Baufirma für 2217,01 Mark errichtet.[2]

Kirchenmusikinstrument

Zur Erstausstattung der Kapelle gehörte ein Harmonium, das nach sieben Jahren kaum noch spielbar war, außerdem wurde 1961 die Organistenstelle der Gemeinde neu besetzt. Beides führte dazu, dass die Gemeinde den Kauf und die Installation einer kleinen Orgel, eines Positiv', in Aussicht nahm. Dazu wurden Angebote (Preise und Lieferzeiten) der Orgelbaufirmen Jehmlich aus Dresden und Sauer aus Frankfurt (Oder) eingeholt: Sauers Kostenvoranschlag mit 9400 Mark war der günstigste. Dazu stellte die Gemeinde an das Konsistorium einen Finanzierungsantrag über einen Betrag von 4600 Mark mit der Maßgabe, dass die Gemeinde selbst 1300 Mark aufbringen wird, aus Spenden und Kollekten wolle man 1000 Mark einnehmen, der bezirkliche Kirchenkreis hatte eine Beihilfe von 2500 Mark zugesagt. Nachdem alles geregelt schien, gab es ein kleines Problem, weil für das Orgelpositiv mit vier Registern und Pedal ein Kleinventilator benötigt wurde, der von einer West-Berliner Firma bezogen werden sollte – die Einfuhrgenehmigung, zuerst nur befristet, wurde nicht erteilt.[8] In Abstimmung mit der Orgelbauanstalt entschied die Gemeinde, eine Kleinstorgel (Portativ) mit drei Registern und ohne Pedal zu kaufen, die nur knapp 3000 Mark kostete und ohne Ventilator auskommt. Weil es sich um einen Serienbau handelte, musste die Orgelbauabteilung der Stadtsynode keine Abnahme durchführen lassen. Aufstellung und Einweihung fanden im Juli 1963 statt. Die bereits genehmigten aber nicht benötigten Summen wurden dem Orgelprojekt der Taborkirche zugeführt.[9]

Gemeindeleben

Die etwa 600 Mitglieder veranstalten neben regelmäßigen Gottesdiensten Bibel-Gesprächskreise, Gesprächskreise für Suchende und Fragende, Lebens- und Berufsberatung. Ein Gospel- und ein Posaunenchor werden unterhalten.

Der Pfarrer Walter Hykel war im Jahr 1983 Mitorganisator der „Friedenswerkstatt“, an der sich mehrere Ost-Berliner evangelische Kirchengemeinden beteiligten. Im Nachgang bot er auch homosexuellen Personen seine Unterstützung an. Auf Initiative von Christian Pulz gründete sich in dieser Kapelle der Arbeitskreis Schwule in der Kirche – Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe, der später neue Räumlichkeiten im Bezirk Treptow-Köpenick zu seinen Treffen zur Nutzung erhielt.

Der gegenwärtige Pfarrer ist Reiner Meise (Stand: Ende 2017).

Literatur

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Archivplan im Kirchlichen Archivzentrum Berlin, abgerufen am 29. Dezember 2017.
  2. a b c d e Akte 35/8931 im Evangelischen Landes-Archiv Berlin.
  3. Schulz, Paul; Architekt, Lichtenberg, Möllendorffstr. 43. In: Berliner Adreßbuch, 1943, I, S. 2759.
  4. Amtliches Telefonbuch Berlin 1952: Schulz, Paul, Architekt; Architekturbüro in der Lichtenberger Rathausstraße 6, abgerufen am 20. Januar 2018.
  5. Eine Rechnung der Gastwirtin der Gaststätte Weiße Taube, Landsberger Chaussee 78, weist ein Festessen für die Kirchengemeinde mit rund 180 Mark anlässlich der Einweihung aus.
  6. Schreiben vom 20. April 1955
  7. Schreiben vom Mai 1955
  8. Die Probleme um Lieferungen und Finanzierungen von Leistungen vor und nach dem 13. August 1961 sind im Zusammenhang mit dem Mauerbau zu sehen.
  9. Akten 35/4311, 35/4611 und 35/8931 im Evangelischen Landes-Archiv Berlin.

Koordinaten: 52° 32′ 11,5″ N, 13° 31′ 5″ O