Joseph Knecht und An den Mond: Unterschied zwischen den Seiten
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'''An den Mond''' ist ein Gedicht von [[Johann Wolfgang Goethe]] aus dem Jahr 1778. |
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'''Joseph Knecht''' (* [[1864]] in der [[Bukowina]]; † [[30. Mai]] [[1931]] in [[Manhattan]]) war ein österreichisch-amerikanischer Geiger und Kapellmeister. |
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== Inhalt == |
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[[Datei:Cole Thomas Moonlight 1833-34.jpg|mini|[[Thomas Cole]]: „Mondlicht“]] |
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Knecht wurde 1864 in der damals zum Kaiserreich [[Österreich-Ungarn]] gehörigen [[Bukowina]] geboren und lernte schon früh, Violine zu spielen. An der Technischen Universität Wien begann er ein Ingenieursstudium, das er aber der Musik halber aufgab, um am [[Universität für Musik und darstellende Kunst Wien|Konservatorium in Wien]] Violine zu studieren. Nach seinem Abschluss wurde er Mitglied im Orchester der [[Wiener Staatsoper]], welches [[Hans Richter (Dirigent)|Hans Richter]] dirigierte. Wohl durch Vermittlung von [[Wilhelm Gericke]] wurde ihm eine Stelle im [[Boston Symphony Orchestra]] angeboten. Daraufhin ging er im September 1887 nach Amerika, wo er im Mai 1905 naturalisiert wurde. Nach dem Engagement als Orchestergeiger in Boston wechselte er nach New York, um dort an der [[Metropolitan Opera]] zum Assistenten des [[Konzertmeister|Konzertmeisters]], dann selbst zum Konzertmeister und anschließend zum Assistenten des amtierenden Dirigenten<ref> damals [[Arturo Toscanini]], vgl. Rosenberg S. 13: ''„Joseph Knecht, a former Toscanini assistant at the Metropolitan Opera“''</ref> aufzusteigen. |
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Das Gedicht beginnt mit den folgenden Versen: |
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Als 1908 der Präsident der [[Waldorf Astoria]]-Hotelkette, George C. Bold, ihn aufforderte, ein Symphonie-Orchester zusammenzustellen, das im Hotel während der Sommerpause der [[Metropolitan Opera|Met]] spielen sollte, willigte er ein. Die Neuerung erwies sich als so erfolgreich, dass sie ab 1912 für ihn zur Hauptbeschäftigung wurde. Sie blieb es bis 1926, als er sich davon zugunsten seiner Tätigkeit am Rundfunk<ref> ein Photo des Orchesters vor dem Mikrophon von 1925 bei [http://4.bp.blogspot.com/-6bd74dt6Tn8/Uh9RcJox0cI/AAAAAAAAHWw/jclX-I3B1A4/s1600/Waldorf+Radio+Orch+1925+tst.jpg Mike Brubaker] : Early Radio Orchestras, posted 31 August 2013 (retrieved 2018-03-05)</ref> zurückzog. Ab Februar 1925 dirigierte er die populäre ''B.F.Goodrich Silverton Cord-Band'' in den von der Reifenfirma [[Goodrich Corporation|B. F. Goodrich]] gesponserten Radioprogrammen. Mit dem irisch-amerikanischen Sänger [[Joseph M. White]], der als „The Silver Masked Tenor“<ref> zu diesem vgl. [http://victor.library.ucsb.edu/index.php/talent/detail/20451/Silver-Masked_Tenor_The_i.e._Joseph_M._White_vocalist_tenor_vocal ucsb.edu]</ref> inkognito auftrat, ging die Band auch auf Tournee durch die [[Vaudeville]]-Bühnen. |
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Laut Branchenblatt [[Variety]] vom 18. März 1925 waren das „Waldorf-Astoria Orchester“ und die „Silvertown Cord Band“ identisch. 15 mal in der Woche gingen die Musiker auf Sendung: bei der Station WEAF<ref> vgl. Settel S. 50 </ref> hießen sie als Studiokapelle „Silvertown Band“, mit ''dinner music''-Programmen wurden sie als „Waldorf Astoria Orchestra“ allabendlich aus dem ''Rose Room'' im Waldorf Astoria-Hotel übertragen ; Nachmittags- und Tanztee-Konzerte aus dem Commodore Hotel<ref> Abbildungen bei [http://www.nyc-architecture.com/GON/GON061.htm nyc-architecture.com]</ref> übertrug der Sender WJZ.<ref> vgl. Radio Broadcast, Band 7, 1925, Seite 755 : ''„The best dinner music on the radio is that furnished through weaf by Joseph Knecht’s Waldorf Astoria Rose Room orchestra and the Commodore Hotel concerts from wjz.“'' Zu den beiden Stationen vgl. Karl Willy Wagner, Berlin: Die Kulturaufgabe des Rundfunks, seine Organisation und Technik. In: Wagner, Aigner et al. 2013, S. 12: ''„»National Broadcasting Company« in New York ... als Hauptsender betreibt die Gesellschaft den von der American Telegraph and Telephone Co. erworbenen technisch vorzüglich eingerichteten Sender WEAF (491 Meter) in New York [...] Ausserdem bestehen Verbindungen mit den wichtigsten Hauptsendern anderer Gesellschaften, so z. B. mit WJZ (453,3 Meter) in Bound Brook (Radio Corporation of America) ...“''</ref> |
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Füllest wieder Busch und Tal |
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Ab Dezember 1917 machte Knecht mit seinen Musikern auch Grammophon-Aufnahmen bei der [[Victor Talking Machine Company]] in Camden NJ., ab November 1918 auch für [[Columbia Records|Columbia]] und ab Oktober 1919 für [[Okeh]]. Weitere Gesellschaften wie [[Diamond Disc|Edison]], [[Gennett Records|Gennett]] und [[Pathé Frères]] folgten. |
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Still mit Nebelglanz, |
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Zwischen 1925 und 1928 spielte er mit seiner „B F Goodrich Silvertown Cord Band“ wieder für Victor. |
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Lösest endlich auch einmal |
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Meine Seele ganz; |
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In der ersten Version von 1778 lautete die erste Strophe noch folgendermaßen: |
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Knecht starb 1931 in [[Manhattan]] an einem Herzversagen. Er wurde 67 Jahre alt. Die [[New York Times]] widmete ihm einen Nachruf.<ref>[https://www.nytimes.com/1931/06/01/archives/joseph-knecht-dies-led-radio-orchestra-former-concertmaster-of.html Nachruf] in der New York Times vom 1. Juni 1931, S. 14 : ''„Joseph Knecht Dies. Led Radio Orchestra. Former Concertmaster of Metropolitan Opera Succumbs to Heart Disease“'' (retrieved 2018-03-05).</ref> |
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Füllest wieder 's liebe Tal |
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Still mit Nebelglanz, |
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Lösest endlich auch einmal |
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Meine Seele ganz; |
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Ausgehend von dem Naturerlebnis des aufgehenden Mondes sehnt sich das lyrische Ich nach Seelenruhe. |
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== Tondokumente (Hörbeispiele) == |
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* Victor 18526 (mx. B-22330) Beautiful Ohio, Waltz (Mary Earl) Waldorf-Astoria Dance Orchestra, Joseph Knecht director. Rec. Camden NJ., 11/29/1918<ref> anzuhören auf [https://archive.org/details/78_beautiful-ohio_joseph-knechts-waldorf-astoria-dance-orchestra-mary-earl_gbia0033571b archive.org]</ref> |
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Die beiden letzten der insgesamt 9 (erste Fassung: 6) Strophen sprechen vom Wunsch nach Rückzug aus der Welt in Gemeinschaft mit einem Freund. |
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* Columbia A 2783 (mx. 78552) Tell Me, Fox Trot (Kortlander) Waldorf-Astoria Dance Orchestra, Joseph Knecht director. Rec. 1919<ref> anzuhören auf [https://www.youtube.com/watch?v=ff5RnrrEBGQ Youtube]</ref> |
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* Pathé B-22136 Ruspana. Medley Fox Trot (Mary Earl) Waldorf-Astoria Dance Orchestra under the personal Direction of Joseph Knecht. Rec. 1919<ref> anzuhören auf [https://www.youtube.com/watch?v=jWfsRdTVQfs Youtube], ''label'' abgeb. bei [https://www.discogs.com/de/release/8638796-The-Red-Lantern-Ruspana/images discogs.com]</ref> |
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* His Masters Voice (CN) 216.236-B (mx. 900) “Russian Rag” (George L. Cobb), based on Sergei Rachmaninoff’s Prelude in C-sharp minor. Joseph Knecht’s Waldorf-Astoria Dance Orchestra. Rec. 1921<ref> anzuhören auf [https://www.youtube.com/watch?v=zFvqdoB-_LE Youtube]</ref> |
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Selig wer sich vor der Welt |
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* OkeH 4219-A (mx. S 7614 A) In My Sweet Little Alice Blue Gown, Waltz from musical comedy „Jrene“ (Harry Tierney) Joseph Knecht’s Waldorf-Astoria Dance Orchestra. Rec. February 1921.<ref> ''label'' abgeb. bei [https://www.discogs.com/de/Joseph-Knecht-s-Waldorf-Astoria-Dance-Orchestra-The-All-American-Five-In-My-Sweet-Little-Alice-Blue-/release/2536566 discogs.com]</ref> |
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Ohne Haß verschließt, |
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* Gennett 4693-A (mx. G 07452) Broken Moon, Fox Trot (Roberts – Callahan) Joseph Knecht’s Waldorf-Astoria Dance Orchestra. Rec. Febr. 1921.<ref> anzuhören auf [https://www.youtube.com/watch?v=ECz0H4zTOZk Youtube]</ref> |
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Einen Freund am Busen hält, |
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* Edison Diamond Disc 51579-L (mx. 10431) I wonder where we’ve met before? Fox Trot (Knecht) Joseph Knecht’s Waldorf-Astoria Dance Orchestra. Recorded New York, June 15, 1925.<ref> anzuhören auf [https://www.youtube.com/watch?v=B1HQJ4d_RI8 Youtube]</ref> |
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Und mit dem genießt, |
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* Victor 19793 (mx. BVE-33500) Brown Eyes Why Are You Blue? Fox Trot (Geo W. Meyer – Alfred Bryant) B F Goodrich Silvertown Cord Band, Joseph M Knecht ; Vocalist: Joseph M White aka ‘The Silver-Masked Tenor’, rec. September 22, 1925.<ref> vgl. [https://adp.library.ucsb.edu/index.php/matrix/detail/800007776/BVE-33500-Brown_eyes_why_are_you_blue ucsb.edu], anzuhören auf [https://www.youtube.com/watch?v=r3Q_PBngQaU Youtube]</ref> |
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* Victor 20204 A (mx. BVE-36312) Mary Lou, Fox Trot (Waegner-Robinson-Lyman) B.F. Goodrich Silvertown Chord Orchestra. Vocal refrain by The Silver-Masked Tenor, rec. September 14, 1926.<ref> anzuhören auf [https://www.youtube.com/watch?v=oEwm8m_7FNo Youtube]</ref> |
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Was, von Menschen nicht gewusst |
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Oder nicht bedacht, |
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Durch das Labyrinth der Brust |
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Wandelt in der Nacht. |
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== Kommentar == |
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In Anthologien abgedruckt wird nicht nur die frühe Fassung des Gedichts aus der Zeit um 1776/ 78, die sich zwischen Briefen an [[Charlotte von Stein]] fand, sondern v. a. die Version von 1789, die vermutlich erst nach der Rückkehr von der Italienreise entstand. |
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Der beruhigende Rhythmus des Gedichts rührt von vier- und dreihebigen [[Trochäus|Trochäen]] sowie dem Zusammentreffen der Hebungen am Ende des Verses und am Beginn des nächsten, die immer wieder zu einem kurzen Halt zwingen. |
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Der Germanist [[Walter Hinck]] kommt bei seiner Interpretation dieses Gedichts zu dem folgenden Schluss: |
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{{Zitat|Im Gedicht An den Mond vollzieht sich die Beseelung der Freundschaftsdichtung, aber es ist auch die unergründliche Tiefe eines ‚Labyrinths‘, in die es weist.|Walter Hinck|Stationen der deutschen Lyrik}} |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Walter Hinck: ''Stationen der deutschen Lyrik. Von Luther bis in die Gegenwart — 100 Gedichte mit Interpretationen''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-20810-3. |
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* Artikel ''The popular dinner concert'', in: Radio Broadcast, Vol. 7. Verlag Doubleday, Page & Company, 1925. |
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* Jan Röhnert: ''Lotte meine Lotte. Die Briefe von Goethe an Charlotte von Stein''. Die Andere Bibliothek, Berlin 2014, ISBN 978-3-8477-0360-0. |
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* Ross Laird, Brian A. L. Rust, [[Brian Rust]] : ''Discography of OkeH Records, 1918–1934'' (= Band 92 von Discographies, ISSN 0192-334X ; Ausgabe 92 von Discographies: Association for Recorded Sound Collections Discographic Reference Series) Verlag Greenwood Publishing Group, 2004. ISBN 978-0313311420, 778 Seiten, hier S. 53, 78, 179. |
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* Deena Rosenberg: ''Fascinating Rhythm: The Collaboration of George and Ira Gershwin.'' Neuauflage, überarbeitet, illustrierte Ausgabe. Verlag University of Michigan Press, 1991. ISBN 978-0472084692, 520 Seiten. |
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* Brian Rust: ''The American Dance Band Discography 1917–1942: Arthur Lange to Bob Zurke'' (= Band 2 von The American Dance Band Discography 1917–1942) Verlag Arlington House, 1975. ISBN 978-0870002489, 2066 Seiten, hier S. 1295, 1374, 1542 und 1871. |
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* Irving Settel: ''A pictorial History of Radio.'' Neuauflage. Verlag Grosset & Dunlap, 1967. ISBN 978-0448019130, 192 Seiten. |
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* Karl Willy Wagner, Berlin: ''Die Kulturaufgabe des Rundfunks, seine Organisation und Technik''. In: NA Wagner, NA Aigner, NA Hahnemann, NA Hecht, Schottky, Salinger, Rüdenberg, Esau, Rukop, Möller : ''Die wissenschaftlichen Grundlagen des Rundfunkempfangs''. Jllustrierte Ausgabe. Springer-Verlag, 2013. ISBN 978-3642910081, 420 Seiten. Hier S. 1–17. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Wikisource|An den Mond|An den Mond (Version von 1789)}} |
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*Joseph Knecht-Diskographie bei [http://victor.library.ucsb.edu/index.php/talent/detail/56048/Knecht_Joseph_M._director ucsb.edu] |
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* [http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/mond.html Gedichttext] |
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*Waldorf Astoria Orchester bei [https://en.wikipedia.org/wiki/Waldorf%E2%80%93Astoria_Orchestra en.wiki] |
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* [http://freiburger-anthologie.ub.uni-freiburg.de/fa/fa.pl?cmd=gedichte&sub=show&add=&noheader=1&id=144 ältere Version] |
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* [http://mpg-trier.de/d7/read/goethe_mond_1_2_fassung.pdf Große Analyse] (PDF; 136 kB) |
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== Einzelnachweise == |
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* [http://norberto42.wordpress.com/2012/01/29/goethe-an-den-mond-aufbau-vergleich-der-beiden-fassungen-analyse/ Aufbau des Gedichts, Vergleich der beiden Fassungen] |
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<references /> |
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{{Navigationsleiste Goethe}} |
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{{SORTIERUNG:Knecht, Joseph M.}} |
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[[Kategorie:Geiger]] |
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[[Kategorie:Dirigent]] |
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[[Kategorie:US-Amerikaner]] |
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[[Kategorie:Geboren 1864]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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[[Kategorie:Literarisches Werk]] |
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|NAME=Knecht, Joseph |
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[[Kategorie:Literatur (18. Jahrhundert)]] |
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|ALTERNATIVNAMEN= Knecht, Joseph M. |
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[[Kategorie:1778]] |
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|KURZBESCHREIBUNG=österreichisch-amerikanischer Geiger, Kapellenleiter |
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[[Kategorie:Gedicht]] |
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|GEBURTSDATUM=1864 |
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[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] |
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|GEBURTSORT=[[Bukowina]] |
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[[Kategorie:Lyrik]] |
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|STERBEDATUM=30. März 1931 |
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[[Kategorie:Werk von Johann Wolfgang von Goethe]] |
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|STERBEORT=[[Manhattan]] |
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[[Kategorie:Mond in der Kultur]] |
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Version vom 14. März 2018, 19:04 Uhr
An den Mond ist ein Gedicht von Johann Wolfgang Goethe aus dem Jahr 1778.
Inhalt

Das Gedicht beginnt mit den folgenden Versen:
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
In der ersten Version von 1778 lautete die erste Strophe noch folgendermaßen:
Füllest wieder 's liebe Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Ausgehend von dem Naturerlebnis des aufgehenden Mondes sehnt sich das lyrische Ich nach Seelenruhe.
Die beiden letzten der insgesamt 9 (erste Fassung: 6) Strophen sprechen vom Wunsch nach Rückzug aus der Welt in Gemeinschaft mit einem Freund.
Selig wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält,
Und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewusst
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
Kommentar
In Anthologien abgedruckt wird nicht nur die frühe Fassung des Gedichts aus der Zeit um 1776/ 78, die sich zwischen Briefen an Charlotte von Stein fand, sondern v. a. die Version von 1789, die vermutlich erst nach der Rückkehr von der Italienreise entstand.
Der beruhigende Rhythmus des Gedichts rührt von vier- und dreihebigen Trochäen sowie dem Zusammentreffen der Hebungen am Ende des Verses und am Beginn des nächsten, die immer wieder zu einem kurzen Halt zwingen.
Der Germanist Walter Hinck kommt bei seiner Interpretation dieses Gedichts zu dem folgenden Schluss:
„Im Gedicht An den Mond vollzieht sich die Beseelung der Freundschaftsdichtung, aber es ist auch die unergründliche Tiefe eines ‚Labyrinths‘, in die es weist.“
Literatur
- Walter Hinck: Stationen der deutschen Lyrik. Von Luther bis in die Gegenwart — 100 Gedichte mit Interpretationen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-20810-3.
- Jan Röhnert: Lotte meine Lotte. Die Briefe von Goethe an Charlotte von Stein. Die Andere Bibliothek, Berlin 2014, ISBN 978-3-8477-0360-0.