Liszt-Haus Weimar und Hiram Edson: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Hiram Edson''' (* [[1. Januar]] [[1806]] in [[Gorham (Maine)]]; † [[16. Juli]] [[1888]]; nach anderen Angaben: 1807–1882/1915 ([[LCCN]])) war ein Pionier der [[Siebenten-Tags-Adventisten]]. Er wurde dadurch bekannt, dass er die Doktrin des ''Heiligtums im Himmel'' verbreitete. Hiram Edson gehörte zu den [[William Miller (Baptist)|milleritischen]] [[Adventisten]] und entwickelte sich zu einem Siebenten-Tags-Adventisten. Wie alle Milleriten erwartete Edson die [[Parusie|Zweite Wiederkunft]] [[Jesus Christus|Jesu Christi]] am 22. Oktober 1844. |
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Das '''Liszt-Haus Weimar''' ist das heute als Museum genutzte frühere Wohnhaus des Komponisten und Pianisten [[Franz Liszt]] in [[Weimar]]. Es befindet sich in der Marienstraße südlich des Weimarer Stadtzentrums. |
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Hiram Edson war ein wohlhabender Farmer aus [[Ontario County]], [[New York (Bundesstaat)|N.Y.]] Seine erste Frau starb 1839 und hinterließ ihn mit drei Kindern. Bald darauf heiratet er in [[Port Gibson (New York)|Port Gibson]] erneut.<ref name=Maxwell>{{cite book | first = Mervyn | last = Maxwell | title = Tell It to the World | pages = 46–50 | publisher = Review and Herald Publishing Association, Hagerstown, MD }}</ref> Zu dieser Zeit war Edson Steward einer [[Methodistische und Wesleyanische Kirchen|methodistischen]] Kirche, die im Frühjahr 1843 den Millerismus angenommen hatte. Sein Heim in Port Gibson wurde bald zu einem Zentrum der Gläubigen in der Region. |
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== Verbindung mit den Milleriten == |
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== Geschichte == |
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Die Ideen der Milleriten erreichten [[Rochester (New York)|Rochester]] 1843 und verbreiteten sich bald nach Port Gibson. [[William Miller (Baptist)|William Miller]] hatte vorausgesagt, dass Christus um das Jahr 1843 wiederkommen würde. Später wurde das genaue Datum auf den 22. Oktober 1844 festgelegt. Diese Idee basierte auf einer biblischen Prophezeiung in {{B|Dan|8|LUT}}, nach der in ''2300 Tagen'' das ''Heiligtum gereinigt'' werde, und auf dem so genannten ''day-year-principle'', nach dem ein Tag in dieser Prophezeiung einem historischen Jahr entspreche. Die Milleriten hielten diese Prophezeiung für eine Vorhersage der Wiederkehr Christi, bei der Christus die Erde reinigen würde. |
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Das Haus wurde 1798/99 als Wohn- und Dienststelle des großherzoglichen Hofgärtners erbaut. Die Pläne für das Haus entwarf der Hofarchitekt [[Rudolf Steiner (Architekt)|Johann Friedrich Rudolf Steiner]]. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite entstand 1816/17 ein ähnliches Gebäude, welches von Steiners Sohn [[Carl Friedrich Christian Steiner]] und [[Clemens Wenzeslaus Coudray]] entworfen wurde. Beide Gebäude, die damals am Südrand des Stadtgebietes lagen, bilden eine Art ''Eingangstor'' zur Stadt. Im Jahr 1819 wurde das Haus unter der Leitung des Architekten Coudray grundlegend umgestaltet, so dass es heute zu den charakteristischen Beispielen der Weimarer Klassik gehört. |
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Edson hörte und übernahm die Lehre aus einer Reihe von evangelikalen Vorträgen. Nach dem letzten dieser Vorträge bekam Edson den Eindruck, dass er einen sterbenden Nachbarn besuchen sollte und im Namen des Herrn um seine Heilung beten sollte. Er setzte seinen Gedanken noch spät am selben Abend in die Tat um und legte ihm die Hände auf. Die folgende Genesung des Nachbarn interpretierte er als Heilungswunder.<ref name=Maxwell/> In derselben Nacht bekam Edson den Eindruck, dass er die Botschaft vom nahenden Advent seinen Freunden und Nachbarn weitergeben sollte. Mehrere Tage kämpfte er mit diesem Gedanken, hatte jedoch durchschlagenden Erfolg, als er ihn in die Tat umsetzte: Mehr als dreihundert seiner Nachbarn traten der Glaubensgemeinschaft bei.<ref name=Maxwell/> |
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Im Erdgeschoss wohnten bis zum Jahr 1918 die Weimarer [[Hofgärtner]]. Von 1854 bis 1868 diente die obere Etage den Kunstmalern [[Friedrich Preller der Ältere|Friedrich Preller]] d. Ä. und [[Hermann Wislicenus]] als Atelier. Liszt wohnte, bevor er das Haus bezog, von 1848 bis 1861 inoffiziell und de facto in der sogenannten [[Altenburg Weimar|Altenburg]] in Weimar, offiziell dagegen im Weimarer ''Hotel Erbprinz''. [[Carl Alexander (Sachsen-Weimar-Eisenach)|Carl Alexander]] stellte 1869 Franz Liszt die obere Etage der Hofgärtnerei zur Verfügung, in der der Komponist bis zu seinem Tod 1886 jährlich mehrere Monate (im Wechsel mit Rom und Budapest) verbrachte. Die Einrichtung der Wohnräume in der oberen Etage für Liszt erfolgte durch die Großherzögin, [[Sophie von Oranien-Nassau]]. |
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== Die große Enttäuschung == |
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Nach dem Tode Liszts am 31. Juli 1886 verfügte Carl Alexander, dass die obere Etage museal genutzt werden solle. Der [[C. Bechstein Pianofortefabrik|Bechstein-Flügel]], der Liszt bereits zu Lebzeiten von der Herstellerfirma zur Verfügung gestellt worden war, ist ein Geschenk von [[Carl Bechstein]] an das neu gegründete Museum. Nach der [[Abdikation|Abdankung]] von [[Wilhelm Ernst (Sachsen-Weimar-Eisenach)|Wilhelm Ernst]] und dem damit verbundenen Ende des Großherzogtums [[Sachsen-Weimar-Eisenach]] 1918 wurde das Liszt-Haus Eigentum des Landes Thüringen und als solches vom [[Goethe-Nationalmuseum]] verwaltet. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Haus stark beschädigt und zu Beginn der 50er-Jahre umfangreich restauriert. 1954 übernahmen die ''Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar'' (heute [[Klassik Stiftung Weimar]]) das Gebäude, die in den Folgejahren umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durchführten. |
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Edson verbrachte den 22. Oktober 1844 mit Freunden in Erwartung der Rückkehr Jesu. Er war zutiefst enttäuscht, als die erwarteten Ereignisse nicht eintrafen. Er schrieb später: |
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„Unsere schönsten Hoffnungen und Erwartungen waren zerplatzt und solch ein Geist des Jammerns überkam uns, wie ich es niemals zuvor erlebt habe. Es schien, dass der Verlust aller Freunde in der Welt kein Vergleich damit darstellte. Wir weinten und weinten bis zum Morgengrauen.“<ref>"Our fondest hopes and expectations were blasted, and such a spirit of weeping came over us as I never experienced before. It seemed that the loss of all earthly friends could have been no comparison. We wept, and wept, till the day dawn." {{cite book | first = Hiram | last = Edson | title = manuscript fragment on his "Life and Experience," n.d. | pages = 4–5 | location = Ellen G. White Research Center, James White Library, Andrews University, Berrien Springs, Mich. }}</ref> |
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Im Verlauf der Nacht machte sich Edson Gedanken zu den Ereignissen des vergangenen Jahres. Er glaubte, dass er die Macht bekommen habe, Kranke zu heilen, und er hatte viele hundert Menschen sich infolge seiner Predigten zu Jesus wenden sehen. Seine Zuversicht kam wieder zurück und er schlug vor, dass er und einige Freunde die Adventisten in der Nähe besuchen sollten, um sie zu ermutigen. Morgens am 23. Oktober 1844 gingen sie auf dem sichtgeschützten Weg durch sein Maisfeld, um der Häme der Nachbarn zu entgehen.<ref>The Life and Work of Hiram Edson by James Nix, Thesis. Andrews University, Berrien Springs, 1971, S. 18–20. From Edson's Manuscript.</ref> In diesem Feld hatte Edson eine Vision. Er gelangte zu der Auffassung, dass mit der ''Reinigung des Heiligtums'' nicht die Wiederkunft Christi auf die Erde gemeint war, sondern dass Jesus vom Heiligen Ort zum [[Allerheiligstes (Judentum)|Allerheiligsten]] im Himmlischen Heiligtum gekommen war.<ref>"We started, and while passing through a large field I was stopped about midway of the field. Heaven seemed opened to my view, and I saw distinctly and clearly that instead of our High Priest coming out of the Most Holy of the heavenly sanctuary to come to this earth on the tenth day of the seventh month, at the end of the 2300 days, He for the first time entered on that day the second apartment of that sanctuary; and that He had a work to perform in the Most Holy Place before coming to the earth." {{cite book | author = Francis D. Nichol | title = The Midnight Cry | page = 458 }}</ref> |
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Seit Juli 2006 werden die historischen Wohnräume durch eine Dauerausstellung im Erdgeschoss zu Liszts Leben und Wirken ergänzt, ein Kooperationsprojekt der Klassik Stiftung Weimar mit der [[Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar]] und der [[Bauhaus-Universität Weimar]]. 2010/2011 erfolgte eine denkmalpflegerische Instandsetzung der historischen Innenräume des Obergeschosses und die Sanierung von Dach und Fassade. |
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<div align="center"><gallery widths="150" perrow="4" caption="Historische Ansichten"> |
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Datei:Liszthaus Weimar 1900.jpg|Liszt-Haus um 1900 |
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Datei:Bundesarchiv Bild 183-38152-0001, Weimar, Liszt-Haus.jpg|Rückseite mit Eingang (1959) |
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Datei:Bundesarchiv Bild 183-1986-0725-017, Weimar, Liszt-Gedenkstätte.jpg|Straßenansicht (1986) |
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Edson teilte seinen Glaubensgenossen diese Vision mit, wodurch viele ermutigt wurden, und begann daraufhin mit zwei anderen, [[O. R. L. Crosier]] und Franklin B. Hahn in der Bibel zu forschen. Sie veröffentlichten die Schrift ''Day-Dawn'' (Tages-Anbruch). In einer Auslegung zum [[Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen]], in der zehn Frauen beschrieben werden, die bei einer Hochzeit auf den Bräutigam warten, versuchten sie zu erklären, warum der Bräutigam (Jesus Christus) sich verspätet habe. |
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'''Obergeschoss''': Der Rundgang beginnt im Obergeschoss mit dem '''Musiksalon''' in dem Liszt zwischen 1869 und 1886 seine regelmäßigen Sonntagsmatineen stattfinden ließ. Hier steht der Bechsteinflügel und das Ibachklavier, auf denen Liszt seine Schüler unterrichtete. Das daneben liegende '''Arbeitszimmer''' enthält einen großen Schreibtisch und einen kleinen Sekretär über dem ein Porträtrelief des Großherzogs Carl Alexander hängt. Von hier gelangt man auch auf die andere Seite des Gebäudes in Liszts schlicht eingerichtetes '''Schlafzimmer'''. Die Einrichtung (Bett, Waschtisch, Stühle, Paravent) ist durch eine Inventarliste des Jahres 1887 bezeugt. Hier steht auch ein verschließbarer Bücherschrank, der Liszt zur Aufbewahrung von Noten diente. Vom Schlafzimmer gelangt man in das '''Speisezimmer''', dessen Ausstattung nicht aus diesem Haus ist, aber aus Liszts Besitz stammen. Als drittes Obergeschosszimmer auf dieser Gebäudeseite ist das '''Dienerzimmer''' für Liszts Kammerdiener Fortunato zu besichtigen, das aber keine originalen Möbel von Liszt mehr enthält. |
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Die Ideen von Crosier, Hahn und Edson führten zu einem neuen Verständnis des ''Himmlischen Heiligtums''. Sie erklärten, wieso es ein Heiligtum im Himmel gab, das Christus, der himmlische Hohepriester reinigen musste. Die Gläubigen verbanden dies mit der Vorstellung der 2300 Tage bei Daniel. Heute ist diese besondere Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten bekannt als das ''[[Investigative Judgment]]''. Crosiers Bericht über Edsons Vision kam in den Besitz von [[James Springer White|James White]] (Ehemann von [[Ellen G. White]]) und von [[Joseph Bates (Adventist)|Joseph Bates]]. Der letztere hatte Edson in Port Gibson besucht und ihn zum Adventistmus bekehrt. |
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'''Erdgeschoss''': Im Erdgeschoss wird in fünf Räumen eine Dauerausstellung zur Biografie und den Wirkungsbereichen Liszts als Dirigent, Organisator und Pianist gezeigt. Ein Raum enthält ein Hörkabinett, in dem zweimal täglich ein wechselndes Musikprogramm mit Klavierstücken und Orgelwerken von Liszt zu hören sind. Der letzte Raum stellt Liszt als Komponisten und Pädagogen auch in Bezug auf seine Religiosität vor. |
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Liszthaus Weimar 2.JPG|miniatur|Arbeitszimmer im Liszt-Haus, Weimar |
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Liszt Speisezimmer 1.JPG|miniatur|Speisezimmer im Liszt-Haus, Weimar |
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Liszt Speisezimmer 2.JPG|miniatur|Speisezimmer Liszt-Haus, Weimar, andere Seite |
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Liszthaus Weimar 4.JPG|miniatur|Schlafzimmer im Liszt-Haus, Weimar |
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== Späteres Leben == |
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'''Umgebung''': Unweit des Liszt-Hauses steht im [[Park an der Ilm]] das [[Liszt-Denkmal Weimar|Liszt-Denkmal]] aus weißem Carrara-Marmor, welches der Bildhauer [[Hermann Hahn (Bildhauer)|Hermann Hahn]] schuf und 1902 enthüllte. |
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Als die Erweckungsbewegung abebbte, wurde Edson 1855 als Ältester in einer Kirche vor Ort ordiniert.<ref>{{cite book | title = Seventh-day Adventist Encyclopedia | pages = 493–494 }}</ref> Noch lange Jahre nach dem so genannten Großen Enttäuschung des 22. Oktober 1844, als Jesus nicht wiederkam wie erwartet, wirkte Edson zusammen mit Joseph Bates, [[John Nevins Andrews|J. N. Andrews]] und [[John Norton Loughborough|J. N. Loughborough]] weiter als Prediger. Als Farmer kam er für seinen Lebensunterhalt selbst auf. 1850 verkaufte er jedoch eine seiner Farmen in Port Gibson um seine Glaubensgemeinschaft zu unterstützen. Zwei Jahre später verkaufte er eine zweite Farm in Port Byron, NY, damit [[James Springer White|James White]] in Rochester eine Druckerei erwerben konnte. Die Adventistische Bewegung wurde 1863 formell als die ''Seventh-day Adventist Church'' konstituiert und Edson wurde 1870 durch eine Berufung zum Pastor geehrt.<ref>{{cite book | title = Seventh-day Adventist Encyclopedia | pages = 493–494 }}</ref> |
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== Weblinks == |
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* ''[http://www.presenttruthmag.com/7dayadventist/1844/4.html The Great Disappointment]'' |
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== Einzelnachweise == |
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* Hedwig Weilguny: ''Das Liszthaus in Weimar'', Nationale Forschungs- u. Gedenkstätten der Klassischen Deutschen Literatur, 9. Aufl. Weimar 1978. |
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<references /> |
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* Infoflyer "Liszt-Haus" der "Klassik Stiftung Weimar" |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Liszthaus, Weimar|Liszt-Haus Weimar}} |
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* [http://www.klassik-stiftung.de/index.php?id=87 Beschreibung des Hauses auf den Seiten der ''Klassik Stiftung Weimar''] |
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{{SORTIERUNG:Edson, Hiram}} |
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{{Navigationsleiste Klassik Stiftung Weimar}} |
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{{Coordinate |NS=50/58/29.38/N |EW=11/19/47.98/E |type=landmark |region=DE-TH}} |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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|NAME=Edson, Hiram |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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[[Kategorie:Klassizistisches Bauwerk in Thüringen]] |
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|KURZBESCHREIBUNG=amerikanischer Siebenten-Tags-Adventist |
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[[Kategorie:Franz Liszt als Namensgeber|Weimar]] |
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|GEBURTSDATUM=1. Januar 1806 |
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|GEBURTSORT=[[Gorham (Maine)]] |
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[[Kategorie:Erbaut in den 1790er Jahren]] |
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|STERBEDATUM=16. Juli 1888 |
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|STERBEORT= |
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Version vom 5. März 2018, 23:03 Uhr
Hiram Edson (* 1. Januar 1806 in Gorham (Maine); † 16. Juli 1888; nach anderen Angaben: 1807–1882/1915 (LCCN)) war ein Pionier der Siebenten-Tags-Adventisten. Er wurde dadurch bekannt, dass er die Doktrin des Heiligtums im Himmel verbreitete. Hiram Edson gehörte zu den milleritischen Adventisten und entwickelte sich zu einem Siebenten-Tags-Adventisten. Wie alle Milleriten erwartete Edson die Zweite Wiederkunft Jesu Christi am 22. Oktober 1844.
Leben
Hiram Edson war ein wohlhabender Farmer aus Ontario County, N.Y. Seine erste Frau starb 1839 und hinterließ ihn mit drei Kindern. Bald darauf heiratet er in Port Gibson erneut.[1] Zu dieser Zeit war Edson Steward einer methodistischen Kirche, die im Frühjahr 1843 den Millerismus angenommen hatte. Sein Heim in Port Gibson wurde bald zu einem Zentrum der Gläubigen in der Region.
Verbindung mit den Milleriten
Die Ideen der Milleriten erreichten Rochester 1843 und verbreiteten sich bald nach Port Gibson. William Miller hatte vorausgesagt, dass Christus um das Jahr 1843 wiederkommen würde. Später wurde das genaue Datum auf den 22. Oktober 1844 festgelegt. Diese Idee basierte auf einer biblischen Prophezeiung in Dan 8,LUT EU, nach der in 2300 Tagen das Heiligtum gereinigt werde, und auf dem so genannten day-year-principle, nach dem ein Tag in dieser Prophezeiung einem historischen Jahr entspreche. Die Milleriten hielten diese Prophezeiung für eine Vorhersage der Wiederkehr Christi, bei der Christus die Erde reinigen würde.
Edson hörte und übernahm die Lehre aus einer Reihe von evangelikalen Vorträgen. Nach dem letzten dieser Vorträge bekam Edson den Eindruck, dass er einen sterbenden Nachbarn besuchen sollte und im Namen des Herrn um seine Heilung beten sollte. Er setzte seinen Gedanken noch spät am selben Abend in die Tat um und legte ihm die Hände auf. Die folgende Genesung des Nachbarn interpretierte er als Heilungswunder.[1] In derselben Nacht bekam Edson den Eindruck, dass er die Botschaft vom nahenden Advent seinen Freunden und Nachbarn weitergeben sollte. Mehrere Tage kämpfte er mit diesem Gedanken, hatte jedoch durchschlagenden Erfolg, als er ihn in die Tat umsetzte: Mehr als dreihundert seiner Nachbarn traten der Glaubensgemeinschaft bei.[1]
Die große Enttäuschung
Edson verbrachte den 22. Oktober 1844 mit Freunden in Erwartung der Rückkehr Jesu. Er war zutiefst enttäuscht, als die erwarteten Ereignisse nicht eintrafen. Er schrieb später: „Unsere schönsten Hoffnungen und Erwartungen waren zerplatzt und solch ein Geist des Jammerns überkam uns, wie ich es niemals zuvor erlebt habe. Es schien, dass der Verlust aller Freunde in der Welt kein Vergleich damit darstellte. Wir weinten und weinten bis zum Morgengrauen.“[2]
Im Verlauf der Nacht machte sich Edson Gedanken zu den Ereignissen des vergangenen Jahres. Er glaubte, dass er die Macht bekommen habe, Kranke zu heilen, und er hatte viele hundert Menschen sich infolge seiner Predigten zu Jesus wenden sehen. Seine Zuversicht kam wieder zurück und er schlug vor, dass er und einige Freunde die Adventisten in der Nähe besuchen sollten, um sie zu ermutigen. Morgens am 23. Oktober 1844 gingen sie auf dem sichtgeschützten Weg durch sein Maisfeld, um der Häme der Nachbarn zu entgehen.[3] In diesem Feld hatte Edson eine Vision. Er gelangte zu der Auffassung, dass mit der Reinigung des Heiligtums nicht die Wiederkunft Christi auf die Erde gemeint war, sondern dass Jesus vom Heiligen Ort zum Allerheiligsten im Himmlischen Heiligtum gekommen war.[4]
Edson teilte seinen Glaubensgenossen diese Vision mit, wodurch viele ermutigt wurden, und begann daraufhin mit zwei anderen, O. R. L. Crosier und Franklin B. Hahn in der Bibel zu forschen. Sie veröffentlichten die Schrift Day-Dawn (Tages-Anbruch). In einer Auslegung zum Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen, in der zehn Frauen beschrieben werden, die bei einer Hochzeit auf den Bräutigam warten, versuchten sie zu erklären, warum der Bräutigam (Jesus Christus) sich verspätet habe.
Die Ideen von Crosier, Hahn und Edson führten zu einem neuen Verständnis des Himmlischen Heiligtums. Sie erklärten, wieso es ein Heiligtum im Himmel gab, das Christus, der himmlische Hohepriester reinigen musste. Die Gläubigen verbanden dies mit der Vorstellung der 2300 Tage bei Daniel. Heute ist diese besondere Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten bekannt als das Investigative Judgment. Crosiers Bericht über Edsons Vision kam in den Besitz von James White (Ehemann von Ellen G. White) und von Joseph Bates. Der letztere hatte Edson in Port Gibson besucht und ihn zum Adventistmus bekehrt.
Späteres Leben
Als die Erweckungsbewegung abebbte, wurde Edson 1855 als Ältester in einer Kirche vor Ort ordiniert.[5] Noch lange Jahre nach dem so genannten Großen Enttäuschung des 22. Oktober 1844, als Jesus nicht wiederkam wie erwartet, wirkte Edson zusammen mit Joseph Bates, J. N. Andrews und J. N. Loughborough weiter als Prediger. Als Farmer kam er für seinen Lebensunterhalt selbst auf. 1850 verkaufte er jedoch eine seiner Farmen in Port Gibson um seine Glaubensgemeinschaft zu unterstützen. Zwei Jahre später verkaufte er eine zweite Farm in Port Byron, NY, damit James White in Rochester eine Druckerei erwerben konnte. Die Adventistische Bewegung wurde 1863 formell als die Seventh-day Adventist Church konstituiert und Edson wurde 1870 durch eine Berufung zum Pastor geehrt.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Mervyn Maxwell: Tell It to the World. Review and Herald Publishing Association, Hagerstown, MD, S. 46–50.
- ↑ "Our fondest hopes and expectations were blasted, and such a spirit of weeping came over us as I never experienced before. It seemed that the loss of all earthly friends could have been no comparison. We wept, and wept, till the day dawn." Hiram Edson: manuscript fragment on his "Life and Experience," n.d. Ellen G. White Research Center, James White Library, Andrews University, Berrien Springs, Mich., S. 4–5.
- ↑ The Life and Work of Hiram Edson by James Nix, Thesis. Andrews University, Berrien Springs, 1971, S. 18–20. From Edson's Manuscript.
- ↑ "We started, and while passing through a large field I was stopped about midway of the field. Heaven seemed opened to my view, and I saw distinctly and clearly that instead of our High Priest coming out of the Most Holy of the heavenly sanctuary to come to this earth on the tenth day of the seventh month, at the end of the 2300 days, He for the first time entered on that day the second apartment of that sanctuary; and that He had a work to perform in the Most Holy Place before coming to the earth." Francis D. Nichol: The Midnight Cry. S. 458.
- ↑ Seventh-day Adventist Encyclopedia. S. 493–494.
- ↑ Seventh-day Adventist Encyclopedia. S. 493–494.
Personendaten | |
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NAME | Edson, Hiram |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Siebenten-Tags-Adventist |
GEBURTSDATUM | 1. Januar 1806 |
GEBURTSORT | Gorham (Maine) |
STERBEDATUM | 16. Juli 1888 |