Ultra-Bewegung und Tadeusz Rybak: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Tadeusz Rybak''' (* [[7. November]] [[1929]] in [[Milanówek]]; † [[7. März]] [[2017]] in [[Legnica]]) war ein polnischer [[Geistlicher]] und römisch-katholischer [[Bischof]] von [[Bistum Legnica|Legnica]] ''(Liegnitz)''. |
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Die '''Ultra-Bewegung''' bezeichnet ursprünglich eine besondere Organisationsform für fanatische Anhänger einer [[Fußball]]mannschaft. Mittlerweile gibt es aber auch in anderen Sportarten Ultra-Gruppen. In der Regel fühlen sie sich als Kern der jeweiligen Fanschar. Die meisten Ultra-Gruppen haben Vertreter, die im Namen der Gruppe mit dem unterstützten Verein kommunizieren, zum Beispiel um Lagerräume für Fahnen oder Eintrittskarten für Auswärtsspiele zu organisieren. |
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== Leben == |
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Bei den Ultras handelt es sich um eine heterogene Bewegung. Es gibt große nationale Unterschiede und auch zwischen den jeweiligen Szenen unterscheiden sie sich teils hinsichtlich der Altersstruktur, der Art der Unterstützung, der politischen Überzeugungen und der Akzeptanz von Gewalt.<ref name=":0" /><ref>{{Literatur |Autor=Christoph Ruf |Titel=Kurven-Rebellen: Die Ultras – Einblicke in eine widersprüchliche Szene |Verlag=Verlag Die Werkstatt |Ort=Göttingen |Datum=2013 |ISBN=978-3-7307-0044-0}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jonas Gabler |Titel=Die Ultras. Fußballfans und Fußballkulturen in Deutschland |Verlag=Papyrossa |Datum=}}</ref><ref name=":5" /><ref name=":6" /> Für internationales Aufsehen sorgte die Beteiligung von Ultras am [[Arabischer Frühling|Arabischen Frühling]] und bei den [[Proteste in der Türkei 2013|Protesten in der Türkei 2013]].<ref name=":0" /><ref name=":4">{{Internetquelle |url=http://mideastsoccer.blogspot.de/ |titel=The Turbulent World of Middle East Soccer |autor=James M. Dorsey |hrsg= |werk= |datum= |zugriff=2016-03-27}}</ref><ref name=":5" /><ref name=":6" /> |
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Tadeusz Rybak besuchte die Volksschule und das Gymnasium seiner Heimatstadt Milanówek und trat nach dem Abitur 1948 in das [[Katholisches Priesterseminar|Priesterseminar]] des [[Erzbistum Breslau|Erzbistums Breslau]] ein. Der [[Weihbischof]] in [[Bistum Kielce|Kielce]], [[Franciszek Sonik]], spendete ihm am 2. August 1953 die [[Weihesakrament#Presbyterat|Priesterweihe]]. Vier Jahre arbeitete er in der Gemeindepastoral und begann 1957 ein Studium der [[Katholische Theologie|Theologie]] an der [[Katholische Universität Lublin|Katholischen Universität in Lublin]], wo er auch 1962 zum [[Doctor Theologiae|Dr. theol.]] [[Promotion (Doktor)|promoviert]] wurde. Er lehrte von 1962 bis 1977 [[Dogmatik]] am [[Katholisches Priesterseminar|Priesterseminar]] in Breslau, dessen Prorektor er war. Er war Mitglied der Kommission für den Klerus, des Pastoralrats und der Liturgie-Kommission des Erzbistums. 1969 erfolgte die Ernennung zum Päpstlichen Ehrenkaplan ([[Monsignore]]). |
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[[Datei:Football ultras.jpg|444px|mini|Ultra-Bewegung in Bulgarien]] |
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[[Papst]] [[Paul VI.]] ernannte ihn am 28. April 1977 zum [[Liste der Weihbischöfe in Breslau|Weihbischof in Breslau]] und [[Titularbischof]] von ''[[Benepota]]''. Die [[Weihesakrament#Episkopat|Bischofsweihe]] spendete ihm der [[Erzbischof]] von Breslau, [[Henryk Roman Gulbinowicz]], am 24. Juni desselben Jahres; [[Konsekration|Mitkonsekratoren]] waren [[Wladyslaw Miziolek]], Weihbischof in [[Erzbistum Warschau|Warschau]], und [[Józef Marek]], Weihbischof in Breslau. Sein [[Wahlspruch]] lautete: ''Per Christum in Spiritu ad Patrem'' „Durch Christus im Geist zum Vater“. |
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== Aktivitäten == |
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Bei Ultras handelt es sich um [[Fanatismus|fanatische]] Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen“. |
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Er war [[Generalvikar]] des Erzbischofs Gulbinowicz, Mitglied des Metropolitankapitels (1978) und Dompropst (1982). In der [[Polnische Bischofskonferenz|Polnischen Bischofskonferenz]] war er Vorsitzender der Liturgiekommission für den Klerus und das Laienapostolat. |
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Neben der [[Akustik|akustischen]] Unterstützung, die sehr häufig von einem sogenannten ''Capo'' (von italienisch ''il capo'' für Haupt oder Anführer) mittels [[Sprachrohr#Elektrisches Megafon|Megafon]] koordiniert und durch Trommeln begleitet wird, legen Ultras auch viel Wert auf [[optisch]]e Hilfsmittel wie [[Konfetti]]regen, [[Bengalisches Feuer|bengalische Feuer]] und [[Fahne]]n<nowiki/>meere. Außerdem kreieren, finanzieren und organisieren die Ultras farbige [[Choreografie (Fankultur)|Choreographien]]. Bei diesen Choreographien bereiten die Ultras Materialien vor, die zu Spielbeginn an alle Zuschauer (auch Nicht-Ultras) eines Stadionbereiches ausgegeben werden und die durch gleichzeitiges Hochhalten z. B. ein großflächiges Vereinswappen ergeben. Oft werden auch Überrollfahnen oder Wurfrollen verwendet. Unterstützung durch [[Sponsor]]en oder [[Verein]]e wird strikt abgelehnt. Ultras finanzieren sich meist durch eigene Mitgliedsbeiträge und durch den Verkauf von selbst kreierten Fan-Artikeln. |
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Papst [[Johannes Paul II.]] ernannte ihn am 25. März 1992 zum ersten Bischof des neugegründeten [[Bistum Legnica|Bistums Liegnitz]]. Am 24. Mai 1992 wurde er in der [[Legnica#Kathedrale St. Peter und Paul|Kathedrale St. Peter und Paul]] in sein Bistum eingeführt. |
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Ultras stehen der Vereinsführung in der Regel kritischer gegenüber als andere Fans. Für sie stehen Themen wie der Erhalt der Fan-Kultur und der Identität oft im Konflikt zu Entscheidungen der Verantwortlichen der Vereine, die die Ultras als wirtschaftlich motiviert bewerten bzw. als „[[Kommerzialisierung]] des Sports“ kritisieren. |
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Am 19. März 2005 nahm Papst Johannes Paul II. seinen altersbedingten Rücktritt an. Seit 2003 war er Ehrenbürger von Legnica (Liegnitz). |
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Ein weiteres wichtiges Thema ist der Protest gegen das als Willkür und „[[Unterdrückung|Repression]]“ empfundene Vorgehen von Polizei und Ordnern gegen Fußballfans aller Couleur, oftmals mit Sprechchören wie z. B. „All Cops Are Bastards – [[A.C.A.B.]]!“ oder in Deutschland mit „Fußballfans sind keine Verbrecher“. Besonders bei diesem Thema gibt es einen großen Zusammenhalt zwischen Ultra-Gruppierungen eigentlich rivalisierender Vereine. So bekundeten im Frühjahr 2008 mehrere Gruppen ihre Solidarität mit den ''Ultras Gelsenkirchen''. Einige Spieltage zuvor waren bei einem Großeinsatz der Polizei an einem Fan-Treffpunkt der Schalker die Daten von 190 Personen aufgenommen worden.<ref>[http://www.reviersport.de/47900---schalke-polizei-ueberpruefte-190-ultras-koerperverletzung-landfriedensbruch.html Schalke: Polizei überprüfte 190 Ultras]</ref> Protestaktionen richten sich auch gegen die den Ultras zufolge oft ungerechtfertigten [[Stadionverbot]]e. |
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== Weblinks == |
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Bei politischen Konflikten haben Ultra-Gruppen Stellung bezogen. So beteiligten sich die ''Ultras Al-Ahlawy'' des ägyptischen Vereins [[al Ahly Kairo]], die Ultras White Knights von Zamalek SC und andere Ultra-Gruppen an der [[Revolution in Ägypten 2011]].<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Ralf Heck |Hrsg= |Titel=Zwischen Eigentor und Aufstand. Ultras in den gegenwärtigen Revolten |Sammelwerk= |Band=Kosmoprolet |Nummer=4 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2015 |ISBN= |Seiten=}}</ref><ref name=":4" /><ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/sport/2011-10/interview-dorsey-fussball-revolution |titel=Interview mit James M. Dorsey: "Der Islam und der Fußball sind das Wichtigste" |autor=Christian Spiller |hrsg=Die Zeit |werk= |datum=2011-10-21 |zugriff=2016-03-26}}</ref> Sie traten als Verteidigung der Aufständischen des [[Tahrir-Platz]] gegenüber der Polizei auf. Darüber hinaus beteiligten sie sich auch an der Aufrechterhaltung der Infrastruktur der besetzten Plätze und an zahllosen Graffiti.<ref name=":0" /><ref name=":5">{{Internetquelle |url=http://fanzeit.de/lieder-der-revolte/25161 |titel=Lieder der Revolte |autor= |hrsg=fanzeit |werk= |datum= |zugriff=2016-03-26}}</ref> Im Februar 2012 wurden Fans und die ''Ultras Al-Ahlawy'' nach einem Fußballspiel angegriffen, was zu vielen Toten führte. Es wird vermutet, dass dieser Angriff von Revolutionsgegnern gesteuert wurde.<ref name=":4" /><ref>[http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,812846,00.html Angriff auf die Revolutionäre], [[SpOn]], 2. Februar 2012</ref><ref>[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,812827,00.html Tödliche Hatz im Fußballstadion], [[SpOn]], 2. Februar 2012</ref> |
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* {{Catholic-hierarchy|bishop|brybak}} |
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* [http://www.diecezja.legnica.pl/biskup-tadeusz-rybak-senior Homepage des Bistums Legnica] (polnisch) |
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{{Personenleiste|VORGÄNGER=—|NACHFOLGER=[[Stefan Cichy]]|AMT=[[Bistum Legnica|Bischof von Legnica]]|ZEIT=1992–2005}} |
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An den Protesten auf dem [[Taksim-Platz]] in Istanbul beteiligten sich Ultra-Gruppierungen der Vereine [[Fenerbahçe Istanbul]], [[Galatasaray Istanbul]] und [[Beşiktaş Istanbul]].<ref name=":4" /><ref name=":2">{{Internetquelle |url=http://footballuprising.blogsport.eu/2015/01/02/die-hippie-hools-vom-gezi-park/ |titel=Die Hippie-Hools vom Gezi-Park |autor=Ralf Heck |hrsg=Blickfang Ultra 34 |werk= |datum= |zugriff=2016-03-26}}</ref><ref>[http://www.zdfsport.de/Im-Stadion-Feinde-auf-dem-Taksim-Platz-Freunde-28381124.html Im Stadion Feinde, auf dem Taksim-Platz Freunde] ZDFsport.de, abgerufen am 8. Juli 2013</ref><ref name=":6">{{Internetquelle |url=http://www.der-toedliche-pass.de/footballuprising.html |titel=Zwischen Rebellion und Affirmation, oder: Ultras sind politisch und auch wieder nicht |autor= |hrsg=Der tödliche Pass |werk= |datum= |zugriff=2016-03-26}}</ref> |
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{{Normdaten|TYP=p|LCCN=n/2003/23268|VIAF=302603837}} |
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In der Ukraine waren im Rahmen der [[Euromaidan]]-Proteste Ultra-Gruppierungen verschiedener Vereine der [[Premjer-Liha]] an den (zum Teil gewalttätigen) Aktionen aktiv beteiligt.<ref>[http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1553539/Ukraine_Klitschkos-ZweifrontenKampf ''Ukraine: Klitschkos Zweifronten-Kampf''], [[Die Presse]] vom 25. Januar 2014</ref><ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.freitag.de/autoren/footballuprising/vom-maidan-an-die-front |titel=Vom Maidan an die Front |datum= |zugriff=2016-03-26}}</ref><ref name=":3">{{Internetquelle |url=https://www.woz.ch/-54b5 |titel=Krieger in coolen Turnschuhen |autor=Daniel Ryser, Philipp Natzke |hrsg= |werk= |datum= |zugriff=2016-03-26}}</ref> |
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Jedoch agieren viele Ultra-Gruppierungen "unpolitisch" in dem Sinne, dass sie sich auf Sportpolitik sowie Politik, die sich auf die Fankultur direkt auswirkt, beschränken. |
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Viele Ultra-Gruppierungen pflegen Freundschaften zu Gruppierungen anderer Vereine und unterstützen sich oft gegenseitig. |
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== Gruppenstruktur == |
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Ultragruppen sind in der Regel wie folgt strukturiert; |
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* Direttivo (italienisch für Vorstand bzw. Leitung); Die gewählten Anführer der Ultragruppe. Die Anzahl schwankt in der Regel zwischen 2 und 10 Mitgliedern. Als Anführer vertreten sie die Gruppe gegenüber Außenstehenden und bestimmen den Kurs der Ultragruppe. Häufig, aber nicht immer, ist der Capo (Vorsänger) Teil des Direttivos. |
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* Membri (italienisch für (Stamm-)Mitglieder): feste, in die Gruppenstrukturen eingebundene Mitglieder, die häufig wichtige Aufgaben innerhalb der Gruppe wahrnehmen (Verkauf von selbst produzierten Fanartikeln, Schreiben des Spieltagflyers bzw. Kurvenheft, Organisation der Auswärtsfahrten, Anschaffung der Choreographie Materialien, ec.) |
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* Membri Convogliatori (italienisch für (Förder-)Mitglieder): In der Regel für Interessierte der erste Anlaufpunkt um in die Gruppe aufgenommen zu werden. Als Fördermitglied zahlt man monatlich bzw. jährlich den Gruppenbeitrag und darf an verschiedenen Aktivitäten der Gruppe teilnehmen, allerdings sind sie keine vollwertigen Mitglieder und dürfen in der Regel das Direttivo nicht wählen. |
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* Gruppo Juniores (italienisch für Nachwuchsgruppe): Für Jugendliche, die ein Alter unter dem Mindestalter für die Aufnahme als Mitglied haben (in der Regel unter 16 oder 18) und trotzdem am Gruppenleben teilhaben wollen. Häufig werden sie bei Erreichen des Mindestalters in die Gruppe aufgenommen. |
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== Geschichte der Bewegung == |
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=== Die Anfänge (1950 bis 1960) === |
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Die Ultra-Bewegung hat ihre Wurzeln im [[Italien]] der frühen 1950er und 1960er, als sich erstmals „Fußballverrückte“ in Gruppen zusammenschlossen, um ihre jeweiligen Lieblingsmannschaften gemeinsam organisiert zu unterstützen. Der Name der Bewegung geht angeblich auf eine italienische Zeitung zurück, die Anhänger des [[AC Torino]] als „Ultra“ bezeichnete, als diese nach einer 2:3-Niederlage einen Schiedsrichter bis zum Flughafen verfolgten. ''Ultra'' ist ein [[latein]]isches Wort und bedeutet auf Deutsch ''darüber hinaus''. |
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Welche Ultragruppierung genau die erste Gruppe war, lässt sich nicht genau feststellen und wird bis heute in der Ultraszene heftig diskutiert. |
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Die Ultras ''Fedelissimi Granata'' (gegründet 1951) aus Turin und ''Ultras Sant Alberto'' aus Genua dürften aber auf jeden Fall zu den ersten Ultras in Italien zählen. Beide kamen aus wichtigen Städten der Arbeiterbewegung und übernahmen die Fahnen, Trommeln, Transparente, Megafone und Pyrotechnik der Demonstrationen in jener aufgeheizten politischen Zeit in Italien und brachten diese mit in die Stadien. |
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Ebenfalls den Titel als erste Ultragruppierung Europas beansprucht die [[Torcida]] 1950 vom Verein [[HNK Hajduk Split|Hajduk Split]] aus [[Kroatien]], welche allerdings sich nach dem Vorbild der brasilianischen Torcidas gründete (siehe auch Abschnitt; ähnliche Subkulturen) und erst später sich der Ultrabewegung zu gewandt hat. |
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=== Etablierung der Bewegung in Italien und Entwicklung der "Ultra-Mentalität" (1960er Jahre) === |
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Nach dem Vorbild aus Genua und Turin gründeten sich rasch landesweit Ultragruppen, wenngleich diese in der Anfangszeit eher normalen [[Supporter]]n glichen. Als erste Gruppe, die sich selber ein Manifest auflegte und den Ultragedanken mit Leben und Regeln füllten, gelten die Fossa dei Leoni des [[AC Mailand]], die sich 1968 gründeten und deren Mentalität sich viele Gruppen in [[Italien]] und bis heute weltweit zum Vorbild nehmen. |
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Nach dem Manifest der Fossas sollten Ultras unter anderem sich autonom von Vereinen, Verbänden, Polizei und anderen Autoritäten sein und um die Eigenständigkeit zu schützen, sich selbst finanzieren durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. |
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In Griechenland gründete sich mit der Gate 13 1966 des Hauptstadtklubs [[Panathinaikos Athen (Fußball)|Panathenaikos Athen]] eine der ersten Ultragruppen außerhalb Italiens. |
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=== Höhepunkte der Ultras in Italien und Ausbreitung der Bewegung in andere Länder (1970er und 1980er Jahre) === |
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Die Ultrabewegung entwickelte sich ab den 1970er Jahren immer mehr zur Massenbewegung. Da der italienische Staat Mühe hatte zu dieser Zeit die öffentliche Ordnung auf den Straßen zu gewährleisten und die politischen Auseinandersetzungen immer bürgerkriegsähnlicher wurden, hatten die Ultras zu dieser Zeit freie Hand auf den Tribünen und konnten sich ungestört entwickeln. Einige Gruppierungen erreichten Mitgliederzahlen von mehr als 10.000 Mitgliedern. |
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Bekannte Gruppen jener Zeit sind neben den Fossa dei Leoni und den Granata Torino die Black & White Fighters Storico 1977 ([[Juventus Turin]]), die Commando Ultras Napoli 1972 ([[SSC Neapel]]), Boys S.A.N. 1969 ([[Inter Mailand]]), Colletttivo Autonomo Viola ([[AC Florenz]]), BNA Atalanta ([[Atalanta Bergamo]]), Brigate Gialloblu 1971 ([[Hellas Verona]]), Commando Ultra Curva Sud ([[AS Rom]]) und viele weitere. |
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In Spanien entstand mit der Biris Norte in Sevilla 1975 die erste Ultragruppe Spaniens. Bald breitete sich die Bewegung auch in Spanien aus. |
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Ebenso gründete sich 1976 die erste Ultragruppierung Portugals, die Juventude Leonida von Sporting Lissabon. |
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Auch in Griechenland verbreitete sich die Bewegung in den 1970ern stark und es wurden bekannte Gruppen wie Gate 4 ([[PAOK Thessaloniki (Fußball)|PAOK Saloniki]]), Gate 7 ([[Piräus]]) oder Super 3 ([[Aris Thessaloniki (Fußball)|Aris Saloniki]]) gegründet. |
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In Frankreich entstanden in Marseille und Paris die ersten Gruppen in den 1980er Jahren. |
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Im deutschsprachigen Raum waren die Fortuna Eagles Supporters 1986 von Fortuna Köln die ersten, zwei Jahre später entstand die erste österreichische Ultragruppe, die [[Ultras Rapid]] 1988. |
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=== Ausbreitung in Europa und Stagnation in Italien (1990er Jahre) === |
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In Italien kam es in 1990er Jahre zu einer Stagnation der Bewegung, da der italienische Staat härter gegen Ultras vorging und es auf den Tribünen zu politischen Flügelkämpfen zwischen Ultragruppen kam. Auch die in Italien omnipräsente Mafia versuchte ab jener Zeit ihren Einfluss auf einige Ultragruppen auszubauen. |
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Auch in Spanien entwickelte sich die Situation zunehmend negativ für die Ultras, da sie ab den späten 1980er Jahren sich stark mit der Kultur der Skinheads vermischte und häufig deren politische Radikalität übernahmen. |
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Für die deutsche, österreichische und schweizerische Szene gelten die 1990er Jahre als Gründungs-und Experimentierphase. |
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Durch die Öffnung des eisernen Vorhangs verbreiteten sich Ultras auch in osteuropäische Länder, wobei hier noch mindestens bis zur Jahrtausendwende die Hooligan-Gruppierungen einen größeren Zulauf zu verzeichnen hatten. |
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=== Boom in Europa und Anfänge außerhalb Europas (2000er Jahre) === |
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Ab den 2000ern wuchsen insbesondere im deutschsprachigen Raum Ultragruppen explosionsartig und auch in vielen anderen europäischen Ländern wuchs die Bewegung. |
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Währenddessen kam die italienische Bewegung spätestens mit dem Tod des Polizisten Filippo Raciti 2007 stark in Bedrängnis. <ref>{{Literatur|Titel=altravita.com > Fussball > Details zum Tod des Polizisten Filippo Raciti|Sammelwerk=altravita.com|Datum=2007-11-17|Online=http://www.altravita.com/neue-details-zum-tod-des-polizisten-filippo-raciti.php|Abruf=2017-10-02}}</ref> |
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Gleichzeitig lösten sich viele bekannte Ultragruppen, die die italienische Ultraszene geprägt haben, auf und es kam zu einem drastischen Mitgliederschwund. |
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In Nordafrika gründeten sich bereits in Tunesien Ende der 1990er erste Ultragruppen. In den 2000er Jahren entstanden in ganz Nordafrika, in vielen Ländern im Nahen Osten, in den USA, Kanada, Australien, Japan, Südkorea, China, Vietnam, Indonesien, Indien, Thailand und einigen weiteren Ländern erstmals Ultragruppen. |
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Zuerst belächelt und von europäischen Ultras nicht ernst genommen, wuchsen die dortigen Ultraszenen stetig. |
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=== Boom in nicht-europäischen Ländern und Erholung der italienischen Szene (ab 2010) === |
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Durch das Internet ergaben sich für die Ultraszenen weltweit neue Möglichkeiten des Austauschs und des gegenseitigen Vergleichs. Insbesondere Youtube wurde in den Ultraszenen sehr populär, um die Choreographien, Pyroshows, etc. aus anderen Ländern oder Szenen zu betrachten und auch häufig zu kopieren. Insbesondere in Nordafrika entwickelt sich die Ultraszene seit den 2000er Jahren rasant zu einer ähnlichen Massenbewegung wie in Italien in den 1980er Jahren, teilweise auch mit starkem politischen Einfluss, wie die Ereignisse in Ägypten 2011 zeigten. [http://www.zeit.de/sport/2015-06/fussball-aegypten-ultras-politik] |
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Währenddessen erholte sich die italienische Ultraszene, die seit 2007 von vielen tot geredet wurde, wieder. Sie bleibt aber hinter ihren Hochzeiten der 1980er Jahre zurück, als die italienische Ultraszene mehr als 200.000 Mitglieder zählte. |
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=== Organisierte Ultra-Bewegung gegen den DFB in Deutschland (ab 2017) === |
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Nachdem der Spalt zwischen der deutschen Ultra-Bewegung und DFB immer größer wurde, erklärte die Ultraszene "Ultras Dynamo" im Juni 2017 dem DFB den "Krieg". Im Armee-Outfit zogen rund 2.000 Dresdner durch Karlsruhe, zündeten Feuerwerkskörper, stürmten das Stadion und hielten einen Banner mit der Aufschrift "Krieg dem DFB". Während die Aktion der Dresdner aufgrund des martialischen Auftritts stark kritisiert wurde, folgten am kommenden Spieltag über 30 Bekundungen anderer Ultraszenen, die dem Deutschen Fußballbund ebenfalls dem Krieg erklärten. <ref name=":7" /> |
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Der Dresdner Vormarsch gilt als Beginn der ersten szenenübergreifenden organisierten Ultrabewegung in Deutschland und war der Anlass, dass sich nahezu alle Ultraszenen (über 50 Stück) erstmalig untereinander Vernetzten und zu Gesprächen trafen, um einen gemeinsamen Protest zu organisieren. Diese Treffen, die selbst mit untereinander verhassten Szenen stattfand, war in Deutschland bisher einzigartig. Die Ultraszenen einigten sich auf gewisse Themen und fordern eine Aufklärung des Sommermärchens, das Ende der Spieltagszertstückelung<ref name=":7" />, fangerechte Anstoßzeiten, Abschaffung von Kollektivstrafen, ein Ende der Korruption, der Erhalt der 50+1-Regel, eine Transparenz des Sportgerichts und ein Ende der Eventisierung. |
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Nach diesen Absprachen folgte in der ersten DFB-Pokal Hauptrunde im August 207 bundesweit ein ähnlich lautender Protest gegen den Verband. In 28 Pokalspielen folgten 32 Proteste. <ref name=":7" /> Der Druck auf den DFB wurde so groß, dass der DFB noch im August 2017 verkündete, bis auf Weiteres auf Kollektivstrafen zu verzichten und bot einen "dieses mal ernst gemeinten Dialog" an. |
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== Abgrenzung zu Hooligans == |
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[[Datei:Fußballanhänger(Ultras Hapoel Tel Aviv).JPG|mini|Ultras Hapoel Tel Aviv]] |
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Während bei [[Hooligan]]s die gewalttätige Auseinandersetzung mit anderen Gruppen im Vordergrund steht und Fußballspiele oft nur einen Anlass dazu bieten, steht bei Ultras der Sport im Vordergrund; allerdings sind bei manchen Ultra-Gruppierungen Schlägereien und Krawalle ein akzeptiertes Mittel der Durchsetzung von Faninteressen und der Auseinandersetzung mit gegnerischen Fan-Gruppen. Aus diesem Grund werden die Ultras in Medien und öffentlicher Wahrnehmung oft mit 'Hooligans' bzw. mit Gewaltbereitschaft assoziiert. Ein großer Teil der deutschen Ultraszene betont jedoch, dass man sich nicht als 'Gewalt suchend' definiere. Allerdings setze man sich bei körperlichen Übergriffen auf die eigene Gruppe entsprechend zur Wehr. Viele Ultragruppierungen in Deutschland beklagen auch, dass die Polizei zunehmend versuche ihnen ein Stigma der Gewaltbereitschaft anzuheften, da diese nach dem Zerfall der klassischen Hooliganszene nun ein neues Betätigungsfeld im Rahmen von Fußballspielen brauche.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.jugendszenen.com/szenen/ultras/intro|text=Ultras|wayback=20140221093451}}</ref> |
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Das Stehlen von gegnerischen Fanutensilien, insbesondere von Schals und Fahnen, kann Schlägereien auslösen. Die [[Zaunfahne]] ist bei vielen Gruppen das Herzstück; sie repräsentiert die jeweilige Gruppe und zeigt die Präsenz, ein Verlust stellt somit eine symbolische Niederlage dar und hat oft die komplette Auflösung der Gruppe zufolge. |
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Das Verhältnis zwischen Hooligans und Ultras war lange Zeit insbesondere in Deutschland schwierig. Zeitweise gab es in vielen Städten regelrechte Revierkämpfe zwischen den beiden Subkulturen. Mittlerweile sind die Ultras daraus als die dominante Subkultur hervorgegangen und viele Alt-Hooligans haben sich mit den Ultras inzwischen arrangiert. In jüngerer Zeit ist bei einem Teil der Ultras eine gewisse Radikalität zu beobachten, die unter anderem vom Fanforscher Dr. Pilz als Hooltras bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um Ultras, die sich selber als solche sehen, aber teilweise wie Hooligans agieren. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die mittlerweile aufgelöste Gruppe 0231 Riot (Borussia Dortmund), die von vielen als Wegbereiter für diesen Typus gesehen wird. |
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== Ähnliche Subkulturen (Barra Brava und Torcida) == |
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In [[Argentinien]] entstanden die [[Barra Brava]]s und in [[Brasilien]] die Torcidas unabhängig von der aus [[Italien]] stammenden Ultra-Bewegung. |
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Die [[Barra Brava]]s entstanden 1958 mit der Barra ''La Guardia Imperial'' von [[Racing Club (Avellaneda)|Racing Club]]. Schnell entstanden in ganz Argentinien Nachahmer dieser Barra. |
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Die Barras haben besonders in Argentinien eine nahezu totale Kontrolle über die Vereinspolitik und verdienen unter anderem bei [[Spielertransfer]]s jedes Jahr hunderttausende Euro. Auch durch Geldwäsche und Drogenhandel, welcher durch die [[Korruption]] im Polizei- und Staatsapperat unterstützt wird. |
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Über die Jahre entstanden in ganz Südamerika (außer dem Großteil von Brasilien) und in Mittelamerika Barra Bravas, auch wenn diese die Bedeutung der Argentinischen Barras nicht erreichen. |
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Die Torcidas in [[Brasilien]] entstanden in den 1920er und 1930er Jahren und verbreiteten sich anschließend in ganz Brasilien. |
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Die Torcidas zeichnet anders als europäische Ultragruppen aus, dass sie nahezu jeden jedes Alters, jedes Geschlecht, jeder Hautfarbe aufnimmt und so viele Gruppen mehr als 20.000 (z.T. sogar 50.000) Mitglieder haben. Die Mitglieder identifizieren sich häufig stärker mit der Torcida als mit der [[Fankurve]], die sie sich z.T. mit andern Torcidas teilen, mit welchen sie sogar zum Teil verfeindet sind. Aufgrund dessen singt häufig jede Torcida für sich seine Fanlieder. |
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Viele Torcidagruppen stellen auch eigene Samba-Schulen für den lokalen [[Karneval in Rio|Karneval]]. |
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== Kritik == |
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=== Kritik innerhalb der Fußballfanszene === |
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Ein Kritikpunkt an den Ultras ist, dass durch die vorgegebenen Gesänge des „Capos“ die Spontanität, also der Bezug zum aktuellen Spielgeschehen, verloren geht. Dieser Aspekt und jener, dass Ultras eher Gesängen als kurzen Schlachtrufen zugeneigt sind, führe nicht zum gewollten „Pushing“ der eigenen Mannschaft. |
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In vielen Fanszenen spielen die Ultras allein schon deswegen eine dominante Rolle, weil es keine weiteren Gruppierungen gibt, die ihnen ihren Status streitig machen könnten. Das daraus resultierende Missverständnis, die Ultras hätten einen Alleinvertretungsanspruch der Kurve und Befehlsgewalt über den Fanblock, führt immer wieder zu Konflikten zwischen Ultras und unorganisierten Fans. So kommt es gelegentlich auch zu Auseinandersetzungen innerhalb einer Kurve. Auslöser dafür sind oft Rufe von Personen, die verlangen, dass die Ultras z. B. die Fahnen am Boden halten sollen (da diese die Sicht versperren). |
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=== Der Vorwurf von Gewalttätigkeit und unerlaubter Pyrotechnik === |
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Ultras stehen auch in der Kritik wegen körperlicher Angriffe, des Diebstahls von Fanmaterial wie Fahnen oder Schals oder der Einschüchterung von Nicht-Ultras. Daneben ernten Ultras auch Kritik für das Abbrennen von Pyrotechnik (Feuerwerkskörper, bengalische Feuer etc.), das in Deutschland wegen der Gefahr für unbeteiligte Umstehende verboten ist und entsprechend verfolgt wird. Es kommt jedoch vor, dass Feuerwerkskörper von „normalen“ Fans gezündet werden, welche keine Verbindung zur Ultra-Bewegung haben, dies jedoch der Gruppierung zugerechnet wird. |
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== Verbreitung in Europa == |
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=== Italien === |
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[[Datei:Grazie curva nord inter 15.jpg|mini|Choreographie der Curva Nord von Inter Mailand]] |
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Die mitgliederstärksten Jahre der italienischen Ultra-Bewegung waren die 80er-Jahre. So zählte z. B. die Gruppierung [[Drughi]] Bianconeri (Juventus Turin) zwischenzeitlich mehr als 10.000 Mitglieder. Aber auch heute noch gibt es einige Gruppen, die mehr als 10.000 Mitglieder haben. Einige wichtige Gruppen sind: [[Irriducibili Lazio]], ''Ultras Granata, Brigate rossonere Milan, Brescia MU 1911, Curva Nord Bergamo''. Die berühmtesten Gruppierungen, die die italienische Ultra-Mentalität geprägt haben, haben sich wegen der andauernden Repression seitens der Lega-Calcio und der Polizei aufgelöst; hierbei sind anzuführen: ''Brigate Gialloblu 71 Verona, Bna Atalanta, Commando Ultras Napoli, Verona Front, Collettivo Autonomo Viola.<ref name="canisciolti">[http://www.blickfang-ultra.de/mb_main.php?men=15&id=38&pos=38 Domenico Mungo: '' Streunende Köter. Ein Roman über zwei Jahrzehnte italienische Ultrakultur, Freundschaften, Kämpfe und Drogen.'' 1. dt. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2011]</ref>'' Einen Wendepunkt der Bewegung markiert das Jahr 2007, als die Toten Filippo Raciti (Polizist) und Gabriele Sandri (Lazio-Fan) zum Anlass genommen wurden, die Repression weiter zu verschärfen, Pyrotechnik und Megaphone zu verbieten, nur noch autorisierte Spruchbanner im Stadion zuzulassen und die Fankarte „Tessera del Tifoso“ für Auswärts- und Dauerkarten zur Pflicht zu machen.<ref name="tifarecontro">[http://www.blickfang-ultra.de/mb_main.php?men=68&hg=5 Giovanni Francesio: ''Tifare Contro. Eine Geschichte der italienischen Ultras.'' 1. dt. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2010]</ref> |
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Auf Grund der sehr hohen Mitgliederzahlen einiger Gruppen haben diese aber oft einen großen Einfluss auf die Vereinspolitik. So durfte z. B. die mittlerweile aufgelöste ''Fossa dei Leoni'' entscheiden, was von wem in ihrer Fankurve verkauft werden darf. Allein wegen dieser vereinspolitischen Macht verschrieben sich einzelne Gruppen auch einer bestimmten politischen Richtung. So gibt es rechtsextreme Fan-Gruppen wie die [[Irriducibili Lazio]], rechtsoffene wie die Skins (mittlerweile aufgelöst) oder die Viking Inter<ref name="teppista">[http://shop.blickfang-ultra.de/index.php?cPath=10 Giorgio Specchia: ''Il Teppista. 30 verfluchte Jahre in Mailand.'' 1. dt. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2012]</ref>, aber auch neutrale oder linksextreme wie die mittlerweile aufgelöste [[Brigate Autonome Livornesi]]<ref name="gruber">[http://shop.blickfang-ultra.de/index.php?cPath=8 Josef Gruber: ''Ultras Italien. Bildband 1998-2006'' 1. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2012]</ref> des [[AS Livorno Calcio]]. Heute sind mehr als 445 registrierte Ultra-Gruppen mit mehr als 74.000 Mitgliedern bekannt.<ref>[http://www.jugendkultur-ultras.de/ In der Buchveröffentlichung von Sommerey, Marcus: Die Jugendkultur der Ultras - Zur Entstehung einer neuen Generation von Fußballfans(ab Seite 53)]</ref> |
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=== Frankreich === |
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[[Datei:OM-PSG CF finale-2.jpg|mini|290px|Choreographie des Commando Ultra 84, Ultra-Gruppierung von Olympique Marseille]] |
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Begünstigt durch die Nähe zu [[Italien]] entwickelte sich in den 80er Jahren besonders im südlichen [[Frankreich]] ebenfalls eine Ultra-Szene. Die ersten Gruppen bildeten sich in [[Marseille]], nämlich das 'Commando Ultra 84<ref>{{Internetquelle |url=http://www.commandoultra84.com/ |titel=CU 84 |datum= |zugriff=2016 Juli}}</ref> und die 'South Winners 87'<ref>[http://www.sw87.com/ www.sw87.com]</ref>. |
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Beide Gruppen sind heute noch aktiv<ref>[http://www.commandoultra84.com/ www.commandoultra84.com]</ref> und gehören in der Szene zu den kreativsten und meistgeachteten Gruppen. Darüber hinaus sind sie für ihre [[Antifaschismus|antifaschistische]] und [[Antirassismus|antirassistische]] Grundeinstellung bekannt. |
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Im Laufe der Jahre bildeten sich weitere Ultragruppen in [[Marseille]]; die "Yankee Nord 1987" <ref>{{Internetquelle |url=http://www.yankee-nord.com/ |titel=Yankee Nord |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref>, "Fanatiks 1988"<ref>{{Internetquelle |url=http://www.fanatics-marseille.net/ |titel=Fanatics Marseille |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref>, "Dodgers 1992"<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dodgers1992.com/ |titel=Dodgers Marseille |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> & die "Marseille Trop Puissant 1994<ref>{{Internetquelle |url=http://www.mtp-1994.com/ |titel=MTP |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref>". Jede einzelne Gruppe hat mehrere tausend Mitglieder. Die einzelnen Ultra-Gruppen haben feste Plätze in den beiden Fankurven und bekommen seitens des Vereins das Recht, die Karten für ihren jeweiligen Bereich inklusive eines mit dem Verein vereinbarten [[Aufschlag]] zu verkaufen. Mit dem Aufschlag finanzieren die Ultras in Marseille die Choreographien und die Auswärtsfahrten.<ref>{{Internetquelle |url=www.faszination-fankurve.de/download/heft_18/.../download.php?...marseille... |titel=Ultras in Marseille |autor=Faszination Fankurve |hrsg=Faszination Fankurve |werk=Ultras in Marseille |datum= |zugriff=2006-Juni}}</ref> |
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In [[Saint-Étienne]] bildete sich mit den Gruppen "Magic Fans 1991" und "Green Angels 1992" eine große Ultra-Szene, die sich genauso wie in Paris, Lyon und Marseille auf zwei Fankurven verteilt und zu den größten und kreativsten des Landes zählen.<ref>[http://www.europeanultras.com/tag/magic-fans/ http://www.europeanultras.com/]</ref><ref>[http://membres.multimania.fr/cosmosmaster/Greenangels.html http://membres.multimania.fr/]</ref> |
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In [[Lyon]] ist die Gruppe "Bad Gones 1987"<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bg87.com/ |titel=Bad Gones 87 |datum= |zugriff=2016 Juli}}</ref> auf der Virage Nord aktiv und zählt zu den bekanntesten Ultragruppen des Landes. Auf der anderen Seite des Stadions stehen die "Lyon 1950"<ref>{{Internetquelle |url=http://lyon1950.fr/ |titel=Lyon 1950 |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> |
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In [[Nantes Métropole|Nantes]] existiert die Gruppe "Brigade [[Loire]] 1999", welche ebenfalls als sehr bedeutend in der französischen Fanszene gilt. |
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In [[Bordeaux]] existieren die "Ultramarines Bordeaux 1987"<ref>{{Internetquelle |url=http://ultramarines87.blogspot.de/ |titel=Ultramarines Bordeaux 1987 |datum= |zugriff=2016-juli}}</ref>, welche sehr bekannt für ihre politisch linke Einstellung sind. |
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In [[Paris Saint-Germain|Paris]] bildete sich mit den ''Boulogne Boys''<ref>[http://www.boulogne-boys.org/ www.boulogne-boys.org/]</ref> auf dem "Kop de Boulogne" im Jahre 1985 ebenfalls eine erste Ultra-Gruppe. Diese Gruppe, die oft durch extrem gewaltbereites Auftreten sowie [[Rechtsextremismus|rechtsextreme]] Parolen und Symbolik bis hin zu [[Hakenkreuz]]en<ref>[http://www.bpb.de/themen/4IFKR4,1,0,Fu%DFball_und_Rechtsextremismus_in_Europa.html bpb.de]</ref> aufgefallen ist, wurde 2008 vom Innenministerium verboten. Kurz zuvor hatten sie ein Spruchband mit der Aufschrift „Pädophile, Arbeitslose und Inzest-Gezeugte, willkommen bei den Nordfranzosen“<ref>in Anspielung auf den damals aktuellen Film „[[Willkommen bei den Sch’tis]]“</ref> bei einem Ligapokalendspiel gegen den [[RC Lens]] präsentiert. Auf der anderen Fankurve von PSG, der "Virage Auteuil", versammelten sich die Gruppen ''Supras Auteuil, Lutece Falco, Authentiks, Grinta'' sowie bis zu ihrer Auflösung die ''Tigris Mystic''.<ref>{{Internetquelle |url=http://stadionfans.de/showthread.php?tid=12 |titel=Ultraszene in Frankreich |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> |
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Die Fankurven standen sich aufgrund der unterschiedlichen politischen Ausrichtung (Kop de Boulogne = eher rechts, weiß und französisch; VA = multikulturell, eher links) sehr feindselig gegenüber, was in zahlreichen Schlägereien untereinander mündete, eine sogar mit Todesfolge.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.rp-online.de/sport/fussball/international/andere-ligen/psg-nach-fan-tod-unter-druck-aid-1.1710832 |titel=Tod eines PSG Fan nach Ausschreitungen |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> Sämtliche Pariser Ultra- und Hooligangruppen wurden daraufhin 2010 durch das französische [[Innenministerium]] verboten und sämtliche Fans in den beiden Fankurven erhielten [[Stadionverbot]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Das-Ende-der-Pariser-Fanszene,180712.html |titel=das Ende der Pariser Fanszene |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> Erst 2016 wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem neuen Fanzusammenschluss ''Collectif Ultras Paris'', der Vereinsführung und der Polizei die Rückkehr von organisierten Ultras in den [[Prinzenparkstadion|Prinzenpark]] unter Auflagen ermöglicht.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.faszination-fankurve.de/index.php?head=%E2%80%8BUltras-duerfen-zu-Paris-SG-zurueckkehren&folder=sites&site=news_detail&news_id=13809 |titel=Ultras dürfen zu Paris SG zurückkehren |werk=faszination-fankurve.de |datum=2016-09-30 |zugriff=2016-09-30}}</ref> |
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Es existieren zahlreiche weitere Ultragruppen bei anderen Vereinen auch in den tieferen Ligen. |
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=== Deutschland === |
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[[Datei:Eintrachtadler.JPG|mini|Choreographie der UF97, Ultra-Gruppierung von Eintracht Frankfurt]] |
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[[Datei:FW Happelstadion3.jpg|mini|Choreographie der Ultras Rapid, Ultra-Gruppierung des SK Rapid Wien]] |
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[[Datei:Fans of the Portuguese national football team in Cologne - flag of the Ultras.jpg|mini|Fans der portugiesischen Nationalmannschaft mit Flagge der Ultras zur [[Fußball-Weltmeisterschaft 2006]] in Köln]] |
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Die ersten Gruppen auf deutschem Boden waren wohl 1986 die ''Fortuna Eagles Supporters'' aus [[SC Fortuna Köln|Köln]]<ref>[http://www.fortuna-eagles.de/ fortuna-eagles.de] [http://www.fortuna-eagles.de/joomla/index.php/f-e-s-86/ueber-die-eagles Die Eagles]</ref> und 1989 die ''Soccer Boyz'' (heute: ''Ultras Leverkusen'') aus [[Bayer 04 Leverkusen|Leverkusen]] und die ''Havelszene 89'' aus [[Blau-Weiß 90 Berlin|Berlin]].<ref>ultras-leverkusen.de: [http://www.ultras-leverkusen.de/historie Die Geschichte der Leverkusener Ultra-Szene]</ref> In den 1990er Jahren wuchs die 'Szene' in Deutschland langsam; nach der Jahrtausendwende übernahmen in vielen Vereinen die Ultras die „Vorherrschaft“ in den [[Fankurve]]n gegenüber unorganisierten oder in herkömmlichen Fanclubs organisierten Fans. |
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Mittlerweile existieren bei fast allen Vereinen der oberen drei Ligen Gruppen, die sich selbst als Ultras sehen, außerdem auch in hierarchisch tieferen Spielklassen. Insgesamt soll es in Deutschland mehr als 25.000 Ultras geben, organisiert in mehr als 300 Gruppen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.unter-anderen.de/articles/ultras |titel=Unter Anderem / Ultras |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> |
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=== Österreich === |
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Auch in [[Österreich]] gibt es einige Ultra-Gruppierungen mit einem unterschiedlichen Grad an Aktivität und Bekanntheit. |
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Die älteste und international bekannteste Gruppe sind die ''[[SK Rapid Wien#Fans und die „Rapidviertelstunde“|Ultras Rapid 1988]]'', die bis zum Abriss des Stadions im Jahr 2014 auf der „Block West“ genannten Westtribüne des [[Gerhard-Hanappi-Stadion|St. Hanappi-Stadion]] den [[SK Rapid Wien]] unterstützen. Seit der Saison 2016/17 machen sie dies im neu erbauten [[Allianz Stadion|Weststadion]] auf der Südtribüne, die jedoch weiterhin den Namen "Block West" trägt. Die Ultras Rapid wurden 2005 von der T.I.F.O. (Torcida International Fans Organisation) zur Gruppierung mit den besten Choreographien in Europa gewählt und haben derzeit ca. 800 Mitglieder. |
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Weitere Ultragruppen bei [[SK Rapid Wien|Rapid Wien]] sind die ''Tornados Rapid 1996'',<ref>{{Internetquelle |url=http://www.tornadosrapid.at/ |titel=Tornados Rapid |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> ''Lords Rapid 2004'',<ref>{{Internetquelle |url=http://www.lordsrapid.at/ |titel=Lords Rapid |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> ''Green Lions 2003'',<ref>{{Internetquelle |url=http://www.greenlions.at/ |titel=Green Lions |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> ''Spirits Rapid 1999'',<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiritsrapid.at/ |titel=Spirits Rapid |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref>'', Gladiatori & Gioventu'' (als Nachwuchsgruppe der [[Ultras Rapid]]). |
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Beim Stadtrivalen [[FK Austria Wien]] sind vor allem die Gruppen ''Viola Fanatics 2001'', ''Kai 2000, Boys Viola,'' ''Industry Viola bekannt.'' |
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Die Kurve des [[SK Sturm Graz]] beheimatet neben den drei führenden Gruppen, der ''Brigata Graz 1994'' der ''Grazer Sturmflut 96'' und den ''Jewels Sturm'' noch kleinere Gruppen wie die ''Generation Chaos, Bastion Nord, Black Storm, Unita, Black Soul, Schwarze Szene Wien'', u.a. Die Ultrá-orientierten Fans von Sturm Graz treten auch gemeinsam unter dem Namen "Kollektiv 1909" auf und setzen sich, neben anderen Aktionen wie der Zeitschrift Schwarzmalerei, gegen Rassismus ein. |
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Die Salzburger Gruppierungen ''Union Ultra '99'',''Tough Guys Salzburg 92'', ''Lunatics 1999, Fraternite Violette 2007'' litten sehr stark unter der Übernahme ihres Klubs [[FC Red Bull Salzburg|Austria Salzburg]] durch [[Red Bull GmbH|Red Bull]], da diese in weiten Teilen der Salzburger Fanszene auf Ablehnung stieß. Die 4 Ultra-Gruppierungen unterstützen jetzt die [[Initiative Violett-Weiß|neue Austria Salzburg]]. |
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Zu erwähnen ist auch die Ultra-Fan-Szene des [[FC Wacker Innsbruck (2002)|FC Wacker Innsbruck]], wo die ''Verrückten Köpfe 1991, Green Black Danube, Il Furiosi, Brigade Unterland'' beheimatet sind. |
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Auch hervorzuheben wären die Ultras des GAK, vor allem die von der Fan-Gruppierung ''Red Firm'' und "Society Graz" und die Ultras des [[LASK Linz]], vor allem die ''Viking Linz'' und der Fanclub ''Linzer Jungs'', sowie die ''Linzer Pyromanen'' und die ''Linzer Blauhelme 03'' des [[FC Blau-Weiß Linz]], ebenso die Gruppe ''Supras'' der [[SV Ried]]. Vor allem seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga 2011 gibt es auch beim [[FC Admira Wacker]] starken Fanzuwachs. |
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=== Schweiz === |
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[[Datei:Yb xamax.jpg|mini|Choreographie der [[BSC Young Boys|YB]] Ultra-Bewegung «Ostkurve Bern»|262x262px]]In der Schweiz entstanden die ersten Ultra-Gruppierungen Mitte der neunziger Jahre in Genf („Generation Ultra“/„Section Grenat“), in Lugano („Armata“) sowie in Sion (siehe unten). In den letzten Jahren sind auch bei den meisten Deutschschweizer Vereinen Ultra-Gruppierungen entstanden; die wichtigsten sind in [[Basel]], [[Bern]], [[Zürich]], [[Luzern]] und [[St. Gallen]] beheimatet. In Zürich findet man die Ultras in der sogenannten „Zürcher Südkurve“, welche den [[FC Zürich]] unterstützt. Sie sind in der ganzen Schweiz bekannt für sehr kreative und aufwändige Choreographien. Vor allem aber auch beim Stadtrivalen [[Grasshoppers Zürich]] (GC) gibt es zwei große Ultra-Gruppierungen („Blue Side“, „Bulldogs“) in der sogenannten „Estrade Ost“. Zu erwähnen sind auch die „Blue White Eagles Luzern“ („BWEL“), „Formation Luzern“ („FL“) oder die „Blue White Generation“ („BWG“), welche den [[FC Luzern]] unterstützen, die „Ultras Sion“, „Freaks Sion“, „Lousy Scum“ oder „Red Side“ des [[FC Sion]], die „Green Power“, die „Greenflash“, „Saint Brothers“, „Jokers“ und die „Green-Fires“ beim FC St. Gallen im Espenblock und die Ultra-Gruppierungen in der Ostkurve Bern der [[BSC Young Boys|Young Boys Bern]] wie ''Maniacs'', ''Urban Squad'', ''Amici Berna'', ''Bernerkanone'', ''Schurken'' oder ''Wankdorf Supporters''. |
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Hervorzuheben sind auch die „Inferno Basel“, „Fanatics“, „Goodfellas“ und „Kaos“ vom [[FC Basel]], die in der „Muttenzer Kurve“ beheimatet sind. Obwohl die Basler Fans für ihre aufwendigen Choreos bekannt sind, machte die Basler Szene auch immer wieder negative Schlagzeilen. Nach der knapp verpassten Meisterschaft 2006 (letztes Spiel) im eigenen Stadion gegen den FC Zürich [[Schande von Basel|kam es zu einem Platzsturm und Ausschreitungen]] im und außerhalb des Stadions, nachdem der FC Zürich in der 93. Minute das meisterschaftsentscheidende Tor schoss. Die Basler Ultra-Szene ist für ihre Krawalle bekannt; so wurde der Gästesektor im [[Hardturm (Stadion)|Stadion Hardturm]] der Grasshoppers Zürich mehrmals in Brand gesetzt und dadurch Sachschaden verursacht. |
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Ende 2006 kritisierten viele Schweizer Städte die Liga und die Vereine, weil der größte Teil nichts an die inzwischen notwendig gewordenen hohen Ausgaben der Städte für die Sicherheit (ab 100.000 CHF pro Heimspiel) bezahlt. In den letzten Jahren wurde die Gewalt bei Schweizer Fußballspielen (von Ultras und Hooligans) von Medien und Politik stärker als früher registriert und ist deshalb heute ein großes Gesprächsthema. Dies, obwohl sowohl Gewalt wie auch Sachschäden in den letzten Jahren deutlich zurück gingen. Das beste Beispiel für eine nicht-repressive Fanpolitik wird in Basel derzeit umgesetzt, durch Selbstregulierung innerhalb der Fankurve konnten u.a. Ausschreitungen deutlich reduziert bzw. verhindert werden. |
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=== Niederlande === |
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Eine große Ultraszene hat insbesondere der Hauptstadtverein [[Ajax Amsterdam]] mit der bis 2016 agierenden Hauptgruppe Vak-410. Die Gruppe löste sich u.a. wegen der baulichen Veränderungen zur neuen Saison (so gibt es in Zukunft eine komplette Stehplatzkurve im Unterrang) auf und trat in die berühmt-berüchtigte F-Side ein, welche in der jüngeren Vergangenheit zunehmend ebenfalls sich in Richtung der Ultrakultur entwickelten. Weitere Gruppen sind ''South Crew'', ''North Up Allianz'' und ''4th''. |
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Auch [[Feyenoord Rotterdam]] hat eine große Ultraszene mit den ''Vak X'', ''Tifo Rotterdam'' und Feyenoord Lyrics. |
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Weitere bekannte Ultraszenen haben die Vereine [[FC Twente Enschede|FC Twente]] (''Ultras Vak-P, Born Fanatics''), [[FC Groningen]] (''Groningen Fanatics''), [[SC Heerenveen]] (''Feanfan''), [[NEC Nijmegen]] (''Legio Noviomagum'') u.a.<ref>{{Internetquelle |url=http://z6.invisionfree.com/UltrasTifosi/index.php?showtopic=4453 |titel=http://z6.invisionfree.com/UltrasTifosi/index.php?showtopic=4453 |datum= |zugriff=2016}}</ref> |
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=== Polen === |
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Die polnische Ultraszene ist sicher eine der größten Ultraszenen im europäischen Ländervergleich und es existieren selbst in der 7. Liga noch Ultragruppen. Die polnische Ultraszene ist stark mit der Hooliganszene verwoben und zum Teil auch mit ihr identisch. |
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Als größte Szenen gelten die Szenen von [[Legia Warschau]] sowie von [[Lech Posen]]. |
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=== Großbritannien === |
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Anders als auf dem europäischen Festland konnte eine Etablierung von großen Ultraszenen nie erreicht werden, was vor allem auf die repressiven Ordnungskräfte, das Verbot von zahlreichen Tifo-Materialien (Fahnen, Konfetti, Doppelhalter, Blockfahnen, Choreographien, etc.), das Verbot von Stehplätzen, hohe Kartenpreise sowie eine große Ablehnung vonseiten zahlreicher (älterer) Fans gegenüber der Ultra-Bewegung zurückzuführen ist.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.goal.com/de/news/3642/hintergrund/2015/03/26/10203852/keine-stehpl%C3%A4tze-teure-tickets-in-england-formiert-sich |titel=Fanfeindliche Politik in GB |datum= |zugriff=2016 Juli}}</ref> |
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Dennoch existieren bei den Vereinen [[Crystal Palace (Fußballverein)|Crystal Palace]] (''Holmesdale Fanatics'') und [[Celtic Glasgow]] (''Green Brigade'') sowie bei zahlreichen unterklassigen Vereinen Ultragruppen, wobei die ''Holmesdale Fanatics'' und die ''Green Brigade'' mit mehr als 150 Mitgliedern sicher die größten sind. <ref>{{Internetquelle |url=http://www.11freunde.de/artikel/ultras-von-crystal-palace |titel=11 Freunde / England Ultras |datum= |zugriff=2016/ Juli}}</ref> |
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2016 führte Celtic Glasgow als erster Profiverein auf der Insel wieder [[Stehplatz|Stehplätze]] (''Safe Standing'') ein, welche unter anderem von der ''Green Brigade'' benutzt werden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.11freunde.de/interview/celtic-fuehrt-wieder-stehplaetze-ein |titel=11 Freunde / Stehplätze in England |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> |
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=== Portugal === |
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Die ''Juventude Leonina'' von [[Sporting Lissabon]], gegründet im Jahr 1976, ist die größte und älteste Ultra-Gruppierung in Portugal. Die ''Diablos Vermelhos'' und ''No Name Boys'' (abgekürzt NN) hingegen unterstützen den Stadtrivalen [[Benfica Lissabon|Benfica]]. Außerdem gibt es die ''Super Dragões'' und ''Directivo'' vom [[FC Porto]] sowie die ''Torcida Verde'', ''Directivo XXI'' und die ''Brigada'', alle ebenfalls von Sporting. Andere Ultra-Gruppierungen sind weniger bekannt. |
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=== Türkei === |
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Wie im gesamten Balkanraum gehört auch die Szene in der Türkei zu den ausgeprägtesten Ultra-Bewegungen Eurasiens. Neben den Gruppen der İstanbuler Großklubs ''ultrAslan'' ([[Galatasaray Istanbul|Galatasaray]]), ''Genç FB'' ([[Fenerbahçe Istanbul|Fenerbahçe]]) und ''Çarşı'' ([[Beşiktaş Istanbul|Beşiktaş]]) gibt es auch etablierte Gruppen vieler anatolischer Mannschaften, wie z.B. ''Vira'' ([[Trabzonspor]]), ''Teksas ''([[Bursaspor]]), ''Gecekondu'' ([[MKE Ankaragücü]]), ''Şimşekler Grubu'' ([[Adana Demirspor]]), ''Tatangalar'' ([[Sakaryaspor]]) und ''Karşıyaka Çarşı'' ([[Karşıyaka SK]]). |
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Der [[Türkiye Futbol Federasyonu|Türkische Fußballverband]] und die Vereinsvorstände entscheiden zu Saisonbeginn, ob Ultra-Gruppierungen Spiele in den Stadien der „Erzrivalen“ besuchen dürfen. Bei den Istanbuler Stadtderbys und bei Spielen der rivalisierenden Clubs aus Izmir, Karşıyaka SK und [[Göztepe Izmir]], kommt es nicht selten zu Ausschreitungen.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=XJa5hd8kiRI&feature=related Britische TV-Reportage über die Rivalität zwischen Galatasaray- und Fenerbahce-Ultras sowie der Göztepe und Karşıyaka-Ultras]</ref> Insbesondere bei den Protesten auf dem [[Taksim-Platz]] im Jahr 2013 stellten die Ultras einen großen Teil der radikalen Demonstranten.<ref name=":0" /><ref name=":4" /><ref name=":2" /> Die Çarşı von Beşiktaş wird z.T. als kriminelle Vereinigung angesehen.<ref name=":2" /><ref>''«Wir haben gewonnen.» Fußballfans bei den Taksim-Protesten.'' In: TAZ, 22. Juni 2013, online: [http://www.taz.de/!118580/ taz.de]</ref> |
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=== Griechenland === |
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[[Datei:Panathinaikos Supporters.jpg|250px|mini|Choreographie der GATE 13 bei einem Basketballheimspiel von Panathinaikos]] |
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Die Szene in Griechenland gilt als eine der extremsten Europas. Bei Duellen der großen Clubs im Großraum Athen ([[Olympiakos Piräus (Fußball)|Olympiakos Piräus]], [[Panathinaikos Athen (Fußball)|Panathinaikos Athen]], [[AEK Athen]]) kommt es häufig zu schweren Ausschreitungen. Deshalb ist es den dortigen Ultra-Gruppierungen seit einigen Jahren verboten, Derbys im Stadion des Gegners zu besuchen. Die bekanntesten Gruppen sind ''Thyra 13'' (''Gate 13'', Panathinaikos), ''Thyra 7'' (Olympiakos Piräus), ''Thyra 4'' (PAOK), ''Autonomous Gate 10'' (Iraklis Thessaloniki), ''Super3'' (Aris Thessaloniki), ''Monsters'' (AEL) und ''Original 21'' (AEK Athen). |
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=== Kroatien === |
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Die älteste Ultra-Gruppierung in Kroatien ist die sog. [[Torcida]] von [[Hajduk Split]]. Die Gruppe hat ihre Wurzeln im Jahr 1950, als im Vorfeld eines entscheidenden Meisterschaftsspiels eine nach heutigen Maßstäben ultraartige Unterstützung organisiert wurde. Nach dem raschen Verbot durch die jugoslawische Staatsführung und der in den folgenden Jahren zwangsweise unorganisierten Anhängerschaft erfolgte 1980 eine Wiedergeburt. Heute sind die 1986 gegründeten [[Bad Blue Boys]] vom Hauptstadtklub [[Dinamo Zagreb]] die größten Rivalen in der Szene. Zwischen den Mitgliedern der rivalisierenden Gruppen kommt es häufig zu schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen. Während den verheerenden Waldbränden rund um Split im Sommer 2017 unterstützen, zum Teil verfeindete Ultragruppierungen (z.B. von Hajduk Split und Dinamo Zagreb), gemeinschaftlich mit mehreren Hundert Anhänger die Feuerwehren bei der Brandbekämpfung.<ref>{{Literatur|Autor=Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart, Germany|Titel=Waldbrände in Kroatien: Fußball-Fans helfen bei den Löscharbeiten|Sammelwerk=stuttgarter-nachrichten.de|Online=http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.waldbraende-in-kroatien-fussball-fans-helfen-bei-den-loescharbeiten.ab98461f-07fa-4bed-b4e3-8ac7cc71e4ab.html|Abruf=2017-09-13}}</ref> Des Weiteren erwähnenswert ist die Gruppe ''Armada'', die den Verein [[HNK Rijeka]] unterstützt. |
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=== Serbien === |
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[[Datei:Delije sever.jpg|mini|Pyrotechnik der ''Delije'']] |
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Auch in Serbien gibt es bei vielen Vereinen Ultra-Gruppierungen. Die größten Gruppen sind die ''Delije'' von [[FK Roter Stern Belgrad|Roter Stern Belgrad]] und die ''Grobari'' von [[FK Partizan Belgrad|Partizan Belgrad]], aber auch bei [[OFK Belgrad]],[[Rad Belgrad]],[[FK Novi Pazar]] und [[Vojvodina Novi Sad]] gibt es größere Gruppierungen. Weiter ist aber zu erwähnen, dass die Wörter ''Delije'' und ''Grobari'' eher zur allgemeinen Bezeichnung von Fans von Roter Stern Belgrad und Partizan Belgrad benutzt werden. Was auch heißt, jeder Fan von Roter Stern ist somit automatisch ein ''Delija'' und ein Fan von Partizan automatisch ein ''Grobar''. Innerhalb der ''Delijas'' und der ''Grobaris'' gibt es neben unzähligen Fan-Gruppen und Fan-Clubs Ultra-Gruppierungen. Im Marakana-Stadion von Roter Stern Belgrad sind in ihrer „Nordkurve“ die Stühle so eingerichtet, dass sie in Rot-weiß und in [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischer Schrift]] das Wort ''Delije'' (Mehrzahl von ''Delija'') bilden. Die Benutzung von Pyrotechnik gehört in serbischen Stadien zum Alltag, außerdem kommt es im Umfeld von Fußballspielen häufig zu Gewaltausbrüchen. |
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=== Bosnien und Herzegowina === |
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Die drei größten Ultragruppierungen in Bosnien und Herzegowina sind die der beiden Hauptstadtclubs ''Horde Zla'' des [[FK Sarajevo]] und ''The Maniacs 1987'' des [[FK Željezničar Sarajevo]] sowie die aus [[Mostar]] stammende Gruppierung ''Ultras Mostar''. Der Gebrauch von Pyrotechnik ist in Bosnien und Herzegowina zwar verboten, gehört dort in den Stadien jedoch zum Alltag. Weitere bekannte Fangruppierungen sind die ''Lesinari'', ''Robijasi'', ''Fukare'', ''Red Army Mostar ([[FK Velež Mostar]])'' und ''Škripari'' |
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=== Dänemark === |
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Bedeutendste Ultragruppen sind die ''Urban Crew'' vom [[FC Kopenhagen]] sowie die Gruppen ''Alpha Brøndby'', ''Deling 43'' und ''Fri Sport'' von [[Brøndby IF]]. |
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Weitere Gruppen sind die ''Nysir'' ([[Aarhus GF]]), ''Shamrock Ultras Viborg'' ([[Viborg FF]]), ''Ultras Midtjylland'' ([[FC Midtjylland]]), ''Nordvestkurve Esbjerg 2009'' ([[Esbjerg fB|Esbjerg FB]]), Vesttribunen ([[Aalborg BK]]). |
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Gerade das Hauptstadtderby (FCK gegen Brøndby) ist immer sehr hitzig und wird von beiden Fankurven mit großen Choreographien, Pyroshows und Corteos begleitet. |
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=== Schweden === |
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Die Fanszenen der drei Hauptstadtclubs gelten als sehr kreativ und mitgliederstark, darunter sind auch zahlreiche Ultragruppen. Hier zu nennen wären: ''Ultra Caos Stockholm 2003'' ([[Djurgårdens IF|Djurgården]]), ''Hammarby Ultras 1993, Söder Bröder 1998, Ultra Boys 1999'' ([[Hammarby IF|Hammarby]]), ''Black Army, Sol Invictus, Ultras Nord 2002'' ([[AIK Solna|AIK]]). |
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Auch außerhalb der Hauptstadt existieren bei Vereinen wie [[Malmö FF]] (''Supras Malmö, Rex Scania, Brigada Malmö),'' [[IF Elfsborg]] (''Yellow Fanatiks''), [[Örgryte IS|Orgryte]] (''Inferno Orgryte''), [[GAIS Göteborg|GAIS]] (''GAIS Tifo'') oder [[IFK Göteborg]] (''Ultras Göteborg)'' Ultragruppen.<ref>{{Internetquelle |url=http://stadionfans.de/showthread.php?tid=152 |titel=Stadionfans / Schweden |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> |
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=== Ukraine === |
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[[Datei:Ультрас Динамо Київ (збільшено).jpg|mini|Ultras von Dynamo Kiew 2008]] |
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In der Ukraine zeichnen sich vor allem die Ultras von [[Dynamo Kiew]] durch Gewalttätigkeit aus, die bei Spielen gegen Vereine aus dem [[Donbass]] wie [[Schachtar Donezk]] häufig eskalierten. Bei den Kämpfen auf dem [[Euromajdan|Majdan]] 2014 traten sie z.T. bewaffnet auf.<ref>Alexander Neumann-Delbarre: ''Fußball-Ultras kämpfen in den Revolutionskriegen an vorderster Front.'' In: ''Focus'', 11. Mai 2014, online: [http://www.focus.de/panorama/welt/best-of-playboy/menschen-und-storys/kairo-kiew-istanbul-fussball-ultras-kaempfen-in-den-revolutionskriegen-an-vorderster-front_id_3831082.html focus.de]</ref> Die Ultras von [[Schachtjor Donezk]] schlossen mit ihnen, [[Metalurh Saporischschja]] und anderen im Januar 2014 einen Burgfrieden, um gemeinsam auf dem Majdan zu demonstrieren.<ref name=":1" /><ref name=":5" /><ref>Julia Smirnova: ''Die brutalsten Ultras stellen ihre Schlachten ein.'' In: Die Welt, 31. März 2014, online: [https://www.welt.de/politik/ausland/article126372903/Die-brutalsten-Ultras-stellen-ihre-Schlachten-ein.html welt.de]</ref> Die ukrainischen Ultras gelten als nationalistisch und beteiligen sich auch am [[Krieg in der Ukraine seit 2014|Krieg]] im Osten des Landes.<ref name=":1" /><ref name=":3" /><ref name=":6" /> |
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=== Bulgarien === |
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Die bedeutendsten Szenen in Bulgarien haben [[ZSKA Sofia]] und [[Lewski Sofia]].<ref>{{Internetquelle |url=http://z6.invisionfree.com/UltrasTifosi/index.php?showtopic=4639&st=143 |titel=Ultras.Tifo Net Bulgaria |datum= |zugriff=2016-Juli}}</ref> |
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Die Ultragruppen von ZSKA sammeln sich im Sektor G. Die bedeutendsten Gruppen dort sind die ''Ofanziva'' und die ''Animals.''<ref name=":7">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.fussballmafia.de/kurvennews/liveticker-anti-dfb-aktionen-zur-1-dfb-pokalhauptrunde/ |titel=organisierte Proteste der Ultras |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2017-10 |sprache=}}</ref> |
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Die Gruppen von Lewski stehen im Sektor B. Einen weiteren bedeutenden Ultra-Anhang hat [[Lokomotive Plowdiw]] mit der ''Lauta Army''. |
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=== Rumänien === |
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Die erste Ultragruppe entstand 1992 mit den ''Ultras Farul'' in [[Constanța|Constanta]]. |
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Im Verlauf der 1990er Jahre entstanden in Rumänien weitere Nachahmer dieser Gruppierung, wobei die 1995 gegründete ''Commando Viola Ultra Curva Sud'' vom Verein [[FC Politehnica Timișoara|Politehnica Timisoara]] von den meisten ultraorientierten Fans in Rumänien als erste "richtige" Ultragruppierung aufgrund ihrer Mentalität und des Auftretens angesehen wurde und wird.<ref>{{Internetquelle |url=http://z6.invisionfree.com/UltrasTifosi/index.php?showtopic=1210&st=0 |titel=History of Rumanian Ultras |datum= |zugriff=2016}}</ref> |
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Heutzutage haben die drei Hauptstadtvereine [[Rapid Bukarest]] (''Ultras Unione 1998; O-H 1998; Maniacs 1999; Brigada 921''), [[Steaua Bukarest]] (''Chaos, Nukleo, Tineretului Korps, Vacarm, Ultras, Stil Ostil, Ragazzi, Hunters, Asalt, Banda Ultra'') sowie [[Dinamo Bukarest]] (''Nuova Guardia, Mad Men, Brigate, Panzer, Energizatii, Dogs of War, Tifosi)'' die größten und meisten Ultragruppen des Landes. |
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Bei [[FC Politehnica Timișoara|Politehnica Timisoara]] agieren unter dem Dachverband CVUCS die Gruppen ''Urban Guerilla'', ''Masseria'', ''UltraNativ'' und ''Drojdierii''. |
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Auch weitere Vereine wie [[FC Universitatea Craiova|Universitatea Craiova]] (''Ultras, Sezione Ultra', Praetoria''), [[Petrolul Ploiești|Petrolul Ploiesti]] (''Knot,Lethal Gang''), [[FC Vaslui]] (''Dorobantii, Brigada Suprema, Radical''), u.a. haben bekannte Ultraszenen. |
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=== Slowenien === |
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In Slowenien gibt es aktive Ultra-Fanszenen in [[Ljubljana]] (''Green Dragons''), [[Maribor]] (''Viole'') und [[Nova Gorica]] (''Terror Boys''), die Ende der 80er Jahre/Anfang der 90er Jahre entstanden. |
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=== Spanien === |
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In Spanien entwickelte sich die Ultraszene ab den 1970er und 1980er Jahren, wobei man sich hier sehr stark an Italien orientierte. Die wichtigsten Gruppen sind Biris Norte 1975 ([[FC Sevilla]]), Ultras Sur 1980 ([[Real Madrid]]); Boixos Nois 1981 ([[FC Barcelona]]); Frente Atlético ([[Atlético Madrid]]), Bukaneros ([[Rayo Vallecano]]), Riazor Blues 1975 ([[Deportivo La Coruña]]). |
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Nahezu jeder Verein der oberen drei Ligen verfügt über mindestens eine Ultragruppierung. |
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Ab Mitte der 1980er Jahre vermischte sich die spanische Ultraszene stark mit der Subkultur der [[Skinhead]]s und übernahm auch häufig die politische Radikalität sowie die extreme Gewaltbereitschaft. So werden Gruppen wie Ultras Sur, Frente Atlético, Ultras Yomus ([[FC Valencia]]) und viele andere zum rechtsextremen Spektrum gezählt, Gruppen wie Biris Norte, Bukaneros und andere zum linksextremen Spektrum. Andere wie Riazor Blues sind bekannt für ihre separatistischen Ansichten und treten offen für die Unabhängigkeit ihrer Region von Spanien ein. |
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Aufgrund mehrerer Todesfälle im Zusammenhang mit Gewalt durch Ultras und die extreme politische Einstellung vieler Gruppen ist der Ruf der Ultras in Spanien sehr schlecht und die Vereine und die Polizei gehen je nach Situation hart gegen die Ultras vor. Die Boixos Nois haben zum Beispiel seit 2003 beim FC Barcelona Stadionverbot. |
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Seit einigen Jahren entwickelt sich eine zweite Generation von Ultras, die sich wieder mehr am Support der Mannschaft orientieren und sich von der politischen Radikalität und der extremen Gewalt der ersten Generation deutlich distanzieren. Seit 2016 dürfen 1.200 Mitglieder von 5 Ultragruppen, die dieser zweiten Generation zugerechnet werden, wieder in das Stadion des FC Barcelona. |
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Auch Real Madrid versucht mittels des Fanverbands RMCF den Einfluss der extremen Ultras Sur zurückzudrängen und Abspaltungen von jener wie die Veteranos oder Orgulo Vikingo in dieser aufzufangen und zu mäßigen. |
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== Andere Sportarten == |
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=== Handball === |
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Seit dem Jahre 2000 entstehen auch beim Handball Ultra-Gruppierungen. Als erste und wichtigste gelten die ''Ultras Flensburg'',<ref>[http://www.ultras-flensburg.de/ ultras-flensburg.de] [http://www.ultras-flensburg.de/ Handball Ultras Flensburg]</ref> Sie konnten sich durch die größte Stehplatztribüne der deutschen [[Handball-Bundesliga]] entwickeln. Später entstanden auch bei anderen deutschen Handballclubs Ultra-Gruppen. Im Ausland gibt es noch die ''Boys'' aus Aalborg (Dänemark) und die ''Florijani'' aus Celje (Slowenien). Dazu kommen viele Gruppen in den Ligen der osteuropäischen Länder. |
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=== Eishockey === |
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[[Datei:ETC Einlauf Fans.jpg|mini|Ultras des ETC Crimmitschau]] |
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* Deutschland: Hauptsächlich seit 2000/2001 setzte sich der Ultra-Gedanke auch in der deutschen [[Eishockey]]-Fanszene durch, und so sind in vielen Eishallen und Arenen von der [[Deutsche Eishockey-Liga|DEL]] bis in die Oberligen diverse Ultra-Gruppierungen zu finden. Erste ultraähnliche Gruppierungen bildeten sich jedoch schon früher. Mitte der 1990er Jahre gab es in [[München]] die ersten Choreographien zu sehen und es bildeten sich die ''Munich Supporters''. In [[Krefeld]] gründete sich 1996 der Ultra-Club ''Red Line''. Aber auch in [[Augsburg]] (''Augsburg 98 (2017 aufgelöst)'') und [[Villingen-Schwenningen|Schwenningen]] (''SERC-Supporters 99'') bildeten sich noch vor der Jahrtausendwende Gruppen. Choreographien und sonstige Ultra-Eigenschaften wurden zu dem Zeitpunkt noch sehr skeptisch gesehen, gehören heute aber in vielen Hallen zum Usus. Zu den bekanntesten und größten Gruppierungen gehören heute die Fanatics Ost(Eisbären Berlin). Auch die Ultras des [[ETC Crimmitschau]], die ''Kultras'', sind deutschlandweit bekannt. Charakteristisch für viele Eishockey-Ultras ist die Identifikation mit Ultra-Gruppierungen aus der [[Schweiz]] und die gleichgültige bis feindselige Haltung der übrigen Fans am jeweiligen Standort. In der recht kleinen Szene bestehen sehr viele Kontakte unter den aktiven Leuten der verschiedenen Gruppen. |
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* Schweiz: In [[Lugano]] sind die ''Ragazzi della Nord'' anzutreffen, in [[HC Ambrì-Piotta|Ambri]] die ''Gioventù Bianco Blù''. Diese beiden Ultra-Gruppierungen und ihre Kurven gehörten lange zu den qualitativ stärksten in der [[Schweiz]], die Ultra-Mentalität prägte die Kurven dieser zwei Tessiner Clubs viele Jahre, diese wurden aber inzwischen eingeholt durch die Szenen aus Biel, Kloten und Lausanne. Die Ultra-Bewegung in Kloten ist seit langem für ihre großen und aufwändigen Choreographien bekannt, welche von den ''Blue Eagles [[Kloten]]''und der ''South-Side Kloten 2001'' organisiert werden, andere Schweizer Kurven werden ebenfalls praktisch ausschließlich von Ultra-Gruppierungen geprägt:''Clockwork Biel-Bienne'', ''Insieme Bienna'' und ''Ultima Ratio'' [[EHC Biel|Biel]], ''IG'' [[Genf]], ''Fanatics'', ''Wild Boys Rapperswil'' [[SCRJ]], ''Sektion Uruguay'', ''Pathos, Predators, Division'' [[ZSC]], ''North Side, Blue Kinghts'', ''Black Crew''[[EV Zug]], ''Blue Devilz'', ''Kategorie Davos'' und ''Young Supporters'' ([[HC Davos]]). Auch in der zweithöchsten Spielklasse formieren sich viele Ultra-Gruppierungen. Insbesondere die Szenen in [[Langenthal]], [[Olten]], [[Langnau im Emmental|Langnau]] und [[Ajoie]] sind dabei stark von der Ultra-Mentalität geprägt. |
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* Österreich: Die größten Gruppen existieren in [[Linz]] (''Wings United''), [[Wien]] (''ICEFIRE'', ''Kuchenblock''), [[Klagenfurt]] (''Vikings'', ''Red-White Dragons'', ''Stiege 19''), [[Graz]] (''Niners'', ''Grazer Lions'', ''Grazer Oranje''), [[Villach]] (''Absolut Villach'') und [[Feldkirch]] (''Südchaos Feldkirch''). |
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=== Basketball === |
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Ende der 90er Jahre entstanden auch im Basketball Ultra-Gruppierungen, vor allem in südeuropäischen Staaten wie Serbien, Kroatien, Griechenland, Italien und Spanien. Aber auch in der Türkei und Russland entwickelten sich im Basketball fanatische Fan-Gruppierungen. In Serbien, der Türkei und vor allem in Griechenland gehören Choreografien und Pyrotechnik (trotz großer Brandgefährlichkeit in den Hallen) zum Alltag. In einigen Ländern, so zum Beispiel in Griechenland und Kroatien, unterstützen die Ultras eines Vereins sowohl die Fußball- als auch die Basketballmannschaft des Klubs. In Deutschland oder Frankreich gibt es trotz großer Beliebtheit des Basketballs so gut wie keine Ultra-Gruppierungen, jedoch Fanclubs wie die Ultras Nördlingen, welche Merkmale von Ultra-Gruppierungen aufweisen. Weil Basketball aber in den letzten Jahren bis heute immer mehr an Beliebtheit gewinnt (Tendenz weiter steigend), ist nicht auszuschließen, dass sich auch in nicht-südeuropäischen Staaten in den nächsten Jahren im Basketball Ultra-Gruppierungen entwickeln könnten. In Südamerika (vor allem in Argentinien), aber auch in China gibt es im Basketball Ultra- und ultra-ähnliche Gruppierungen. In den USA, dem Mutterland des Basketballs, gibt es bis heute keine Ultra-Gruppierungen. |
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== Literatur == |
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* Nanni Balestrini: ''I Furiosi /Die Wütenden''. ID-Verlag, Berlin 2001. |
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* Giovanni Francesio: ''Tifare Contro. Eine Geschichte der italienischen Ultras.'' 1. dt. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2010, ISBN 978-3-940159-07-6. |
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* Domenico Mungo: ''Streunende Köter. Ein Roman über zwei Jahrzehnte italienische Ultrakultur, Freundschaften, Kämpfe und Drogen.'' 1. dt. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2011, ISBN 978-3-940159-09-0. |
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* [[Jonas Gabler]]: ''Die Ultras: Fußballfans und Fankulturen in Deutschland'', erschienen im Oktober 2010, ISBN 978-3-89438-446-3. |
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* Giorgio Specchia: ''Il Teppista. 30 verfluchte Jahre in Mailand.'' 1. dt. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2012, ISBN 978-3-940159-11-3. |
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* Josef Gruber: ''Ultras Italien. Bildband 1998-2006'' 1. Auflage, Burkhardt & Partner Verlag, Freital 2012, ISBN 978-3-940159-10-6. |
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* [[Martin Thein]], Jannis Linkelmann (Hrsg.): ''Ultras im Abseits - Porträt einer verwegenen Fankultur'', 1.Auflage 2012 Verlag Die Werkstatt, ISBN 978-3-89533-847-2. |
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* Christoph Ruf: ''Kurvenrebellen: Die Ultras - Einblicke in eine widersprüchliche Szene'', 2. Auflage 2013, Verlag Die Werkstatt, ISBN 978-3-7307-0044-0. |
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* Ralf Heck: ''[http://www.kosmoprolet.org/zwischen-eigentor-und-aufstand-ultras-den-gegenwaertigen-revolten Zwischen Eigentor und Aufstand. Ultras in den gegenwärtigen Revolten].'' In: Kosmoprolet 4, Berlin 2015. |
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* Gabriel Duttler, Boris Haigis (Hrsg.): ''Ultras - Eine Fankultur im Spannungsfeld unterschiedlicher Subkulturen'', 1.Auflage 2016 [[transcript]] Verlag, ISBN 978-3-8376-3060-2. |
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* Peter Czoch (Hrsg.): ''Ultras in Deutschland'', 1.Auflage 2016 [[Archiv der Jugendkulturen|Hirnkost Verlag]], ISBN 978-3-943774-88-7. |
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== Audio == |
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* [http://www.deutschlandfunk.de/umgang-mit-fussball-ultras-das-sind-gar-keine-fans-das-sind.694.de.html?dram:article_id=393675 "Das sind gar keine Fans, das sind Chaoten".] Joachim Hermann im Gespräch mit Sarah Zerback. Deutschlandfunk. |
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* [http://www.deutschlandfunk.de/debatte-um-gewaltbereite-fans-ultragruppen-kochen-ihr.1346.de.html?dram:article_id=393358 "Ultragruppen kochen ihr eigenes Süppchen"]. Jonas Gabler im Gespräch mit Klaas Reese. Deutschlandfunk. |
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* [https://soundcloud.com/footballuprising/die-hippie-hools-vom-gezi-park-1/ Die Hippie-Hools vom Gezi-Park]. Feature von Ralf Heck, James Steen und Bob Dilan. footballuprising. |
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== Interview == |
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* [https://www.11freunde.de/interview/wie-kaputt-ist-der-italienische-fussball »Das System muss implodieren«]. Interview mit Kai Tippmann. Von Alex Raack. 11 Freunde. |
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* [https://fanzeit.de/das-grosse-interview-mit-fanforscher-jonas-gabler-teil-i/13939 Das große Interview mit Fanforscher Jonas Gabler – TEIL I]. Von Kim Heeß.fanzeit. |
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* [https://fanzeit.de/das-grosse-interview-mit-fanforscher-jonas-gabler-teil-ii/15471 Das große Interview mit Fanforscher Jonas Gabler – TEIL II]. Von Kim Heeß. fanzeit. |
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* [http://transparent-magazin.de/blog/pilz-interview-ultrakultur-gewaltkultur/ "Ultrakultur ist nicht in erster Linie Gewaltkultur"]. Interview mit Gunter A. Pilz. Von Peter Römer. Transparent. |
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* [http://www.reviersport.de/297919--2-christoph-ruf-ultras-werden-voellig-unterschaetzt.html Christoph Ruf über sein Buch "Kurvenrebellen"]. Von Heiko Buschmann. RevierSport. |
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* [http://footballuprising.blogsport.eu/2015/12/28/zwischen-rebellion-und-affirmation-oder-ultras-sind-politisch-und-auch-wieder-nicht/ Zwischen Rebellion und Affirmation, oder: Ultras sind politisch und auch wieder nicht]. Interview mit Ralf Heck. Von Stefan Erhardt. Der tödliche Pass. Heft 79. |
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* [https://fanzeit.de/lieder-der-revolte/25161 Lieder der Revolte]. Interview mit Ralf Heck. Von Florian Nussdorfer. fanzeit. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Ultras|Ultras}} |
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* [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/fussballfans-sie-koennen-sich-ihre-wappen-selber-basteln-1280229.html „Sie können sich ihre Wappen selber basteln“] Artikel der [[FAZ]] |
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* [http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,488211,00.html „Ultras, Hooligans, Hooltras?“] [[Spiegel Online]] |
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{{SORTIERUNG:Rybak, Tadeusz}} |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (20. Jahrhundert)]] |
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<references /> |
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[[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (21. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Weihbischof in Breslau]] |
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[[Kategorie:Generalvikar]] |
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[[Kategorie:Dompropst]] |
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[[Kategorie:Domherr (Breslau)]] |
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[[Kategorie:Ehrenbürger in der Woiwodschaft Niederschlesien]] |
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[[Kategorie:Pole]] |
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[[Kategorie:Geboren 1929]] |
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[[Kategorie:Gestorben 2017]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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[[Kategorie:Bistum Legnica]] |
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{{Personendaten |
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[[Kategorie:Ultra-Bewegung| ]] |
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|NAME=Rybak, Tadeusz |
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[[Kategorie:Sportfankultur]] |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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[[Kategorie:Einzelne Subkultur]] |
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|KURZBESCHREIBUNG=polnischer Geistlicher, römisch-katholischer Bischof von Legnica |
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|GEBURTSDATUM=7. November 1929 |
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|GEBURTSORT=[[Milanówek]] |
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|STERBEDATUM=7. März 2017 |
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|STERBEORT=[[Legnica]] |
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Version vom 8. Januar 2018, 08:31 Uhr
Tadeusz Rybak (* 7. November 1929 in Milanówek; † 7. März 2017 in Legnica) war ein polnischer Geistlicher und römisch-katholischer Bischof von Legnica (Liegnitz).
Leben
Tadeusz Rybak besuchte die Volksschule und das Gymnasium seiner Heimatstadt Milanówek und trat nach dem Abitur 1948 in das Priesterseminar des Erzbistums Breslau ein. Der Weihbischof in Kielce, Franciszek Sonik, spendete ihm am 2. August 1953 die Priesterweihe. Vier Jahre arbeitete er in der Gemeindepastoral und begann 1957 ein Studium der Theologie an der Katholischen Universität in Lublin, wo er auch 1962 zum Dr. theol. promoviert wurde. Er lehrte von 1962 bis 1977 Dogmatik am Priesterseminar in Breslau, dessen Prorektor er war. Er war Mitglied der Kommission für den Klerus, des Pastoralrats und der Liturgie-Kommission des Erzbistums. 1969 erfolgte die Ernennung zum Päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore).
Papst Paul VI. ernannte ihn am 28. April 1977 zum Weihbischof in Breslau und Titularbischof von Benepota. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzbischof von Breslau, Henryk Roman Gulbinowicz, am 24. Juni desselben Jahres; Mitkonsekratoren waren Wladyslaw Miziolek, Weihbischof in Warschau, und Józef Marek, Weihbischof in Breslau. Sein Wahlspruch lautete: Per Christum in Spiritu ad Patrem „Durch Christus im Geist zum Vater“.
Er war Generalvikar des Erzbischofs Gulbinowicz, Mitglied des Metropolitankapitels (1978) und Dompropst (1982). In der Polnischen Bischofskonferenz war er Vorsitzender der Liturgiekommission für den Klerus und das Laienapostolat.
Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 25. März 1992 zum ersten Bischof des neugegründeten Bistums Liegnitz. Am 24. Mai 1992 wurde er in der Kathedrale St. Peter und Paul in sein Bistum eingeführt.
Am 19. März 2005 nahm Papst Johannes Paul II. seinen altersbedingten Rücktritt an. Seit 2003 war er Ehrenbürger von Legnica (Liegnitz).
Weblinks
- Eintrag zu Tadeusz Rybak auf catholic-hierarchy.org
- Homepage des Bistums Legnica (polnisch)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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— | Bischof von Legnica 1992–2005 | Stefan Cichy |
Personendaten | |
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NAME | Rybak, Tadeusz |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Geistlicher, römisch-katholischer Bischof von Legnica |
GEBURTSDATUM | 7. November 1929 |
GEBURTSORT | Milanówek |
STERBEDATUM | 7. März 2017 |
STERBEORT | Legnica |