„Congrès Internationaux d’Architecture Moderne“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Weissenhof-Luftbild-2004.01.jpg|thumb|right|350px|[[Weißenhofsiedlung]] [[Stuttgart]] 1927. Anlass für die Vereinigung CIAM war die Förderung der aufkommenden modernen Architektur im "kubistischen" Stil wie: [[Bauhaus]], Weißenhof, [[De Stijl]] und moderne Völkerbundsprojekte in [[Genf]]. Parallele Architekturströmungen der 1920er Jahre waren: [[Expressionismus (Architektur)|Expressionismus]], [[Traditionalismus (Architektur)|Traditionalismus]], [[Art déco]] usw.]] |
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Die '''Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM)''' (dt.: ''Internationale Kongresse Moderner Architektur'') waren eine in den Jahren von 1928 bis 1959 stattfindende Reihe von Kongressen für [[Architektur|Architekten]] und [[Stadtplanung|Stadtplaner]], die als [[Denkfabrik]] zu verschiedensten Themen der Architektur und des Städtebaus fungierte |
Die '''Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM)''' (dt.: ''Internationale Kongresse Moderner Architektur'') waren eine in den Jahren von 1928 bis 1959 stattfindende Reihe von Kongressen für [[Architektur|Architekten]] und [[Stadtplanung|Stadtplaner]], die als [[Denkfabrik]] zu verschiedensten Themen der Architektur und des Städtebaus fungierte. |
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Das 20. Jahrhundert beschäftigte sich mit zahlreichen Manifesten zur Thematik der zeitgemäßen Architektur und Stadtplanungen. Einen wesentlichen Beitrag zum Gedankenaustausch lieferten international angesehene Architekten in der Gruppe ''CIAM''. 28 [[Europa|europäische]] Architekten gründeten auf |
Das 20. Jahrhundert beschäftigte sich mit zahlreichen Manifesten zur Thematik der zeitgemäßen Architektur und Stadtplanungen. Einen wesentlichen Beitrag zum Gedankenaustausch lieferten international angesehene Architekten in der Gruppe ''CIAM''. 28 [[Europa|europäische]] Architekten gründeten auf Chateau de la Sarraz im [[schweiz]]erischen [[La Sarraz]] nahe [[Lausanne]] im Juni 1928 den ''Congrès International d’Architecture Moderne'' (CIAM). Initiatoren waren [[Le Corbusier]] unterstützt von Hélène de Mandrot, der Eigentümerin des Schlosses, Gabriel Guévrékian und dem Kunsthistoriker [[Sigfried Giedion]], dem ersten Generalsekretär des CIAM. Giedion regte auch die Gründung der [[Modern Architectural Research Group|MARS-Gruppe]] in Großbritannien an, die sich im Februar 1933 als Zweig der CIAM formierte. |
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Die weiteren Gründungsmitglieder waren [[Walter Gropius]], [[Karl Coelestin Moser|Karl Moser]] (Gründungspräsident des CIAM), [[Uno Åhrén]], [[Hendrik Petrus Berlage|Hendrik Berlage]], [[Victor Bourgeois]], [[Pierre Chareau]], [[Josef Frank (Architekt)|Josef Frank]], Gabriel Guevrekian, [[Max Ernst Haefeli]], [[Hugo Häring]], [[Arnold Hoechel]], [[Huib Hoste]], [[Pierre Jeanneret]], [[André Lurçat]], [[Ernst May]], [[Max Cetto]], Fernando García Mercadal, [[Hannes Meyer]], [[Werner Max Moser]], Carlo Enrico Rava, [[Gerrit Rietveld]], Alberto Sartoris, [[Hans Schmidt (Architekt)|Hans Schmidt]], [[Mart Stam]], [[Rudolf Steiger (Architekt)|Rudolf Steiger]], [[Henri-Robert von der Mühll]] und Juan de Zavala. |
Die weiteren Gründungsmitglieder waren [[Walter Gropius]], [[Karl Coelestin Moser|Karl Moser]] (Gründungspräsident des CIAM), [[Uno Åhrén]], [[Hendrik Petrus Berlage|Hendrik Berlage]], [[Victor Bourgeois]], [[Pierre Chareau]], [[Josef Frank (Architekt)|Josef Frank]], [[Gabriel Guevrekian]], [[Max Ernst Haefeli]], [[Hugo Häring]], [[Arnold Hoechel]], [[Huib Hoste]], [[Pierre Jeanneret]], [[André Lurçat]], [[Ernst May]], [[Max Cetto]], Fernando García Mercadal, [[Hannes Meyer]], [[Werner Max Moser]], Carlo Enrico Rava, [[Gerrit Rietveld]], Alberto Sartoris, [[Hans Schmidt (Architekt)|Hans Schmidt]], [[Mart Stam]], [[Rudolf Steiger (Architekt)|Rudolf Steiger]], [[Henri-Robert von der Mühll]] und Juan de Zavala. |
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Die urbanistischen Modelle der CIAM verstehen Städtebau weniger als Fortentwicklung historischer Städte, sondern als umfassenden, rationalistisch geplanten Neubau. Dabei soll die Stadt nach Funktionsbereichen unterteilt werden wie Wohnen, Arbeit, Erholung und Verkehr. Ältere Städte sind dementsprechend in ihren Funktionen zu entflechten. Die Mitglieder der CIAM kritisierten die akademischen Entwurfsprinzipien, insbesondere der [[Beaux-Arts-Architektur]], sowie Architektur und Städtebau des [[Historismus]]. Sie setzen sich für die modernistischen Architekturströmungen wie das [[Neues Bauen|Neue Bauen]] oder die [[Neue Sachlichkeit (Architektur)|Neue Sachlichkeit]] ein. |
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Das Programm der Gründungskonferenz stellte Le Corbusier zusammen. Karl Moser führte den ersten Vorsitz. Die verschiedenen Ländergruppen der europäischen Staaten waren durch Delegierte des CIRPAC – |
Das Programm der Gründungskonferenz stellte Le Corbusier zusammen. Karl Moser führte den ersten Vorsitz. Die verschiedenen Ländergruppen der europäischen Staaten waren durch Delegierte des CIRPAC – „Comité International pour la Réalisation des Problèmes d’Architecture Contemporaine“ vertreten. |
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Die Gründungserklärung aus CIAM I im Sommer 1928 beinhaltete folgenden zentralen Aussagen: |
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* Architektur hat eine wirtschaftliche und soziologische Aufgabe im Dienste des Menschen |
* Architektur hat eine wirtschaftliche und soziologische Aufgabe im Dienste des Menschen |
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Aus der Konferenz CIAM von 1933 entwickelte sich die [[Charta von Athen (CIAM)|Charta von Athen]] für den Städtebau der Zukunft. Die CIAM hatte eine nachhaltige Wirkung. Der letzte vom [[Team X]] organisierte Kongress der CIAM in Otterloo im Jahre 1959 wird auch als Geburt des „strukturalistischen Denkens“ in der Architektur und im Städtebau angesehen ( |
Aus der Konferenz CIAM von 1933 entwickelte sich die [[Charta von Athen (CIAM)|Charta von Athen]] für den Städtebau der Zukunft. Die CIAM hatte eine nachhaltige Wirkung. Der letzte vom [[Team X]] organisierte Kongress der CIAM in Otterloo im Jahre 1959 wird auch als Geburt des „strukturalistischen Denkens“ in der Architektur und im Städtebau angesehen ([[Strukturalismus (Architektur)|Strukturalismus]]). |
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== Kritik == |
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Seit den 1970er Jahren wurde die städtebauliche Doktrin der CIAM zunehmend durch Vertreter eines kontextuellen Bauens kritisiert, die eine Erneuerung und Weiterentwicklung der historischen Stadt aus sich selbst heraus propagierten (beginnend mit [[Team 10]], später z. B. [[Aldo Rossi]], [[Josef Paul Kleihues]]). |
Seit den 1970er Jahren wurde die städtebauliche Doktrin der CIAM zunehmend durch Vertreter eines kontextuellen Bauens kritisiert, die eine Erneuerung und Weiterentwicklung der historischen Stadt aus sich selbst heraus propagierten (beginnend mit [[Team 10]], später z. B. [[Aldo Rossi]], [[Josef Paul Kleihues]]). |
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Ein übergreifendes Thema der heutigen Stadtplanung ist der [[New Urbanism|Neue Urbanismus]], der auch als scharfe Kritik an der Athen-Charta zu verstehen ist. Nach dem Erkennen der strukturellen Fehler der vor allem seit der [[Moderne (Architektur)|Moderne]] und der Charta von Athen entstandenen aufgelockerten [[Siedlung (Städtebau)|Siedlungen]] (bzw. [[Trabantenstadt|Trabantenstädte]]), kommt es seit den 1980er Jahren mit dieser Urbanismusbewegung zur Wiederentdeckung der [[Blockrandbebauung]] und Mischnutzung von Quartieren und damit städtischer Dichte. Demnach unterstütze diese früher durch die Siedlungsplaner beklagte urbane Bebauungsart die Vorzüge städtischen Lebens, in Verbindung mit gesunder sozialer und wirtschaftlicher Durchmischung und einer erheblichen Einsparung von Ressourcen (Anfahrtswege, Heizkosten, Infrastrukturkosten usw.) gegenüber den verschwenderischen Siedlungen.<ref>[http://www.dr-kegler.de/charter.htm Charta des ''New Urbanism'' |
Ein übergreifendes Thema der heutigen Stadtplanung ist der [[New Urbanism|Neue Urbanismus]], der auch als scharfe Kritik an der Athen-Charta zu verstehen ist. Nach dem Erkennen der strukturellen Fehler der vor allem seit der [[Moderne (Architektur)|Moderne]] und der Charta von Athen entstandenen aufgelockerten [[Siedlung (Städtebau)|Siedlungen]] (bzw. [[Trabantenstadt|Trabantenstädte]]), kommt es seit den 1980er Jahren mit dieser Urbanismusbewegung zur Wiederentdeckung der [[Blockrandbebauung]] und Mischnutzung von Quartieren und damit städtischer Dichte. Demnach unterstütze diese früher durch die Siedlungsplaner beklagte urbane Bebauungsart die Vorzüge städtischen Lebens, in Verbindung mit gesunder sozialer und wirtschaftlicher Durchmischung und einer erheblichen Einsparung von Ressourcen (Anfahrtswege, Heizkosten, Infrastrukturkosten usw.) gegenüber den verschwenderischen Siedlungen.<ref>[http://www.dr-kegler.de/charter.htm Charta des ''New Urbanism''] - deutsche Übersetzung der engl. ''Charter of the New Urbanism''</ref> |
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== Konferenzen == |
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[[Datei:Congres Team 10 in Otterlo - Team 10 Meeting in Otterlo.jpg|thumb|right|350px|[[Otterlo]]-Kongress 1959 (auch CIAM '59 genannt), der durch das [[Team X|Team Ten]] organisiert wurde, 43 Teilnehmer. Tagungsort war das [[Kröller-Müller Museum]] im Nationalpark De [[Hoge Veluwe]]. Am Ende des Kongresses wurde die CIAM-Vereinigung aufgelöst.]] |
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* 1928 |
* 1928, CIAM I, [[La Sarraz]], [[Schweiz]] – Konstituierung des CIRPAC (Comité International pour la Réalisation du Problème Architectural Contemporain) |
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* 1929 |
* 1929, CIAM II, [[Frankfurt am Main]] – ''„Die Wohnung für das Existenzminimum“'' - Verabschiedung der Frankfurter Statuten (Congrès als Hauptversammlung, CIRPAC als Problemlösungskomitee, drei Arbeitsgruppen). Bildung nationaler Sektionen. Den Vorsitz hatte [[Ernst May]] |
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* 1930 |
* 1930, CIAM III, [[Brüssel]] – ''„Rationelle Bebauungsweisen“'' - Befassung mit dem Problem der Grundstücksbeschaffung |
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* 1933 |
* 1933, CIAM IV, an Bord der Patris zwischen [[Marseille]] und [[Athen]] – ''„Die funktionale Stadt“'' (ursprünglich ''„Die Funktionelle Stadt“''). Hier wurde außerdem die berühmte [[Charta von Athen (CIAM)|Charta von Athen]] beschlossen. |
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* 1937 |
* 1937, CIAM V, [[Paris]] – ''„Wohnung und Erholung“'' |
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* 1947 |
* 1947, CIAM VI, [[Bridgwater]], [[England]] – ''„Wiederaufbau der Städte“'' |
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* 1949 |
* 1949, CIAM VII, [[Bergamo]] – ''„Kunst und Architektur“'' |
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* 1951 |
* 1951, CIAM VIII, [[Hoddesdon]], [[England]] – ''„The Heart of the City“'' („Das Herz der Stadt“) - Auseinandersetzung mit den von den CIAM zuvor vernachlässigten Funktionen des Stadtzentrums |
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* 1953 |
* 1953, CIAM IX, [[Aix-en-Provence]] – ''„Habitat“'' |
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* 1956 |
* 1956, CIAM X, [[Dubrovnik]] – ''„Habitat“'' - Herausforderung durch die jüngere Architektengruppe Team X |
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* 1959 |
* 1959, CIAM XI, [[Otterlo]], organisiert vom [[Team X]], danach Auflösung des CIAM |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* M. Steinmann: ''CIAM'', Juni 1998, ISBN 3-7643-1022-7 |
* M. Steinmann: ''CIAM'', Juni 1998 (235 Seiten), ISBN 3-7643-1022-7 |
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* E. Mumford, K. Frampton: ''The CIAM Discourse on Urbanism, 1928–1960 |
* E. Mumford, K. Frampton: ''The CIAM Discourse on Urbanism, 1928–1960'', Sept. 2002;(395 Seiten) ISBN 0-262-63263-2 |
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* Birkhauser: ''Rassegna: The Last CIAMs |
* Birkhauser: ''Rassegna: The Last CIAMs,,52'', Januar 1998, ISBN 88-85322-10-7 |
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* Deutscher Werkbund Hessen e. |
* Deutscher Werkbund Hessen e.V. (Hg.): ''Neues Wohnen 1929/2009 - Frankfurt und der 2. Congres International d’Architecture Moderne'', JOVIS Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-86859-084-5 |
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* Helen Barr (Hg.): ''Neues Wohnen 1929-2009, Frankfurt und der 2. Congres International d’Architecture Moderne'', JOVIS Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-86859-084-5 |
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* '' |
* Konstanze Sylva Domhardt: ''The Heart of the City. Die Stadt in den transatlantischen Debatten der CIAM 1933–1951'', gta Verlag Zürich 2012, ISBN 978-3-85676-277-3 |
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* ''Atlas of the Functional City. CIAM 4 and Comparative Urban Analysis'', hrsg. von der EFL Stiftung und dem gta Archiv der ETH Zürich, Thoth, Bussum und gta Verlag Zürich 2015, ISBN 978-3-85676-338-1 |
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== Weblinks == |
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Version vom 29. November 2017, 23:45 Uhr

Die Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) (dt.: Internationale Kongresse Moderner Architektur) waren eine in den Jahren von 1928 bis 1959 stattfindende Reihe von Kongressen für Architekten und Stadtplaner, die als Denkfabrik zu verschiedensten Themen der Architektur und des Städtebaus fungierte.
Überblick
Das 20. Jahrhundert beschäftigte sich mit zahlreichen Manifesten zur Thematik der zeitgemäßen Architektur und Stadtplanungen. Einen wesentlichen Beitrag zum Gedankenaustausch lieferten international angesehene Architekten in der Gruppe CIAM. 28 europäische Architekten gründeten auf Chateau de la Sarraz im schweizerischen La Sarraz nahe Lausanne im Juni 1928 den Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM). Initiatoren waren Le Corbusier unterstützt von Hélène de Mandrot, der Eigentümerin des Schlosses, Gabriel Guévrékian und dem Kunsthistoriker Sigfried Giedion, dem ersten Generalsekretär des CIAM. Giedion regte auch die Gründung der MARS-Gruppe in Großbritannien an, die sich im Februar 1933 als Zweig der CIAM formierte.
Die weiteren Gründungsmitglieder waren Walter Gropius, Karl Moser (Gründungspräsident des CIAM), Uno Åhrén, Hendrik Berlage, Victor Bourgeois, Pierre Chareau, Josef Frank, Gabriel Guevrekian, Max Ernst Haefeli, Hugo Häring, Arnold Hoechel, Huib Hoste, Pierre Jeanneret, André Lurçat, Ernst May, Max Cetto, Fernando García Mercadal, Hannes Meyer, Werner Max Moser, Carlo Enrico Rava, Gerrit Rietveld, Alberto Sartoris, Hans Schmidt, Mart Stam, Rudolf Steiger, Henri-Robert von der Mühll und Juan de Zavala.
Spätere Mitglieder waren unter anderem Alvar Aalto, Ernesto N. Rogers, Sverre Fehn, Cornelis van Eesteren und Max Bill.
Bedeutung
Die urbanistischen Modelle der CIAM verstehen Städtebau weniger als Fortentwicklung historischer Städte, sondern als umfassenden, rationalistisch geplanten Neubau. Dabei soll die Stadt nach Funktionsbereichen unterteilt werden wie Wohnen, Arbeit, Erholung und Verkehr. Ältere Städte sind dementsprechend in ihren Funktionen zu entflechten. Die Mitglieder der CIAM kritisierten die akademischen Entwurfsprinzipien, insbesondere der Beaux-Arts-Architektur, sowie Architektur und Städtebau des Historismus. Sie setzen sich für die modernistischen Architekturströmungen wie das Neue Bauen oder die Neue Sachlichkeit ein.
Das Programm der Gründungskonferenz stellte Le Corbusier zusammen. Karl Moser führte den ersten Vorsitz. Die verschiedenen Ländergruppen der europäischen Staaten waren durch Delegierte des CIRPAC – „Comité International pour la Réalisation des Problèmes d’Architecture Contemporaine“ vertreten.
Die Gründungserklärung aus CIAM I im Sommer 1928 beinhaltete folgenden zentralen Aussagen:
- Bauen ist eine elementare Tätigkeit des Menschen
- Architektur soll den Geist einer Epoche ausdrücken
- Die Umwandlung der sozialen und wirtschaftlichen Struktur benötigt eine entsprechende Umwandlung der Architektur
- Architektur hat eine wirtschaftliche und soziologische Aufgabe im Dienste des Menschen
Aus der Konferenz CIAM von 1933 entwickelte sich die Charta von Athen für den Städtebau der Zukunft. Die CIAM hatte eine nachhaltige Wirkung. Der letzte vom Team X organisierte Kongress der CIAM in Otterloo im Jahre 1959 wird auch als Geburt des „strukturalistischen Denkens“ in der Architektur und im Städtebau angesehen (Strukturalismus).
Kritik
Seit den 1970er Jahren wurde die städtebauliche Doktrin der CIAM zunehmend durch Vertreter eines kontextuellen Bauens kritisiert, die eine Erneuerung und Weiterentwicklung der historischen Stadt aus sich selbst heraus propagierten (beginnend mit Team 10, später z. B. Aldo Rossi, Josef Paul Kleihues).
Ein übergreifendes Thema der heutigen Stadtplanung ist der Neue Urbanismus, der auch als scharfe Kritik an der Athen-Charta zu verstehen ist. Nach dem Erkennen der strukturellen Fehler der vor allem seit der Moderne und der Charta von Athen entstandenen aufgelockerten Siedlungen (bzw. Trabantenstädte), kommt es seit den 1980er Jahren mit dieser Urbanismusbewegung zur Wiederentdeckung der Blockrandbebauung und Mischnutzung von Quartieren und damit städtischer Dichte. Demnach unterstütze diese früher durch die Siedlungsplaner beklagte urbane Bebauungsart die Vorzüge städtischen Lebens, in Verbindung mit gesunder sozialer und wirtschaftlicher Durchmischung und einer erheblichen Einsparung von Ressourcen (Anfahrtswege, Heizkosten, Infrastrukturkosten usw.) gegenüber den verschwenderischen Siedlungen.[1]
Konferenzen

- 1928, CIAM I, La Sarraz, Schweiz – Konstituierung des CIRPAC (Comité International pour la Réalisation du Problème Architectural Contemporain)
- 1929, CIAM II, Frankfurt am Main – „Die Wohnung für das Existenzminimum“ - Verabschiedung der Frankfurter Statuten (Congrès als Hauptversammlung, CIRPAC als Problemlösungskomitee, drei Arbeitsgruppen). Bildung nationaler Sektionen. Den Vorsitz hatte Ernst May
- 1930, CIAM III, Brüssel – „Rationelle Bebauungsweisen“ - Befassung mit dem Problem der Grundstücksbeschaffung
- 1933, CIAM IV, an Bord der Patris zwischen Marseille und Athen – „Die funktionale Stadt“ (ursprünglich „Die Funktionelle Stadt“). Hier wurde außerdem die berühmte Charta von Athen beschlossen.
- 1937, CIAM V, Paris – „Wohnung und Erholung“
- 1947, CIAM VI, Bridgwater, England – „Wiederaufbau der Städte“
- 1949, CIAM VII, Bergamo – „Kunst und Architektur“
- 1951, CIAM VIII, Hoddesdon, England – „The Heart of the City“ („Das Herz der Stadt“) - Auseinandersetzung mit den von den CIAM zuvor vernachlässigten Funktionen des Stadtzentrums
- 1953, CIAM IX, Aix-en-Provence – „Habitat“
- 1956, CIAM X, Dubrovnik – „Habitat“ - Herausforderung durch die jüngere Architektengruppe Team X
- 1959, CIAM XI, Otterlo, organisiert vom Team X, danach Auflösung des CIAM
Literatur
- M. Steinmann: CIAM, Juni 1998 (235 Seiten), ISBN 3-7643-1022-7
- E. Mumford, K. Frampton: The CIAM Discourse on Urbanism, 1928–1960, Sept. 2002;(395 Seiten) ISBN 0-262-63263-2
- Birkhauser: Rassegna: The Last CIAMs,,52, Januar 1998, ISBN 88-85322-10-7
- Deutscher Werkbund Hessen e.V. (Hg.): Neues Wohnen 1929/2009 - Frankfurt und der 2. Congres International d’Architecture Moderne, JOVIS Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-86859-084-5
- Helen Barr (Hg.): Neues Wohnen 1929-2009, Frankfurt und der 2. Congres International d’Architecture Moderne, JOVIS Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-86859-084-5
- Konstanze Sylva Domhardt: The Heart of the City. Die Stadt in den transatlantischen Debatten der CIAM 1933–1951, gta Verlag Zürich 2012, ISBN 978-3-85676-277-3
- Atlas of the Functional City. CIAM 4 and Comparative Urban Analysis, hrsg. von der EFL Stiftung und dem gta Archiv der ETH Zürich, Thoth, Bussum und gta Verlag Zürich 2015, ISBN 978-3-85676-338-1
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Charta des New Urbanism - deutsche Übersetzung der engl. Charter of the New Urbanism