Melchior Cano und Klaviersonate: Unterschied zwischen den Seiten
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Eine '''Klaviersonate''' ist eine [[Sonate|''Solosonate'']] für [[Klavier]]. |
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Sie entwickelt sich im Laufe des [[17. Jahrhundert]]s als Werkgattung für ein [[Tasteninstrument]] allein. |
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ca. 1509 bis 30. September 1560, Theologe, Verfasser der einflussreichen [[Locus Theologicus |Loci Theologici]] |
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== Der Begriff "Klavier" == |
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Bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts kann "Klavier" bzw "Clavier" (Schreibung z.B. bei Carl Philipp Emanuel Bach) prinzipiell jedes Tasteninstrument bezeichnen, also z.B. das [[Cembalo]], das [[Klavichord]], auch die [[Orgel]] sowie verschiedene Sonderformen. |
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Stärker als bei anderen Gattungen ist die musikalische Entwicklung der Klaviersonate von der Entwicklung der Tasteninstrumente abhängig. So läßt das Cembalo keine Anschlags- sondern lediglich eine [[Registrierungsdynamik]] ([[Terrassendynamik]]) zu; das Klavichord besitzt bei begrenztem [[Tonumfang]] ein sehr kleines Volumen, läßt jedoch mit der sog. [[Bebung]] das Vibrato auf dem einmal angeschlagenen Ton zu. |
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Klaviermusik nach heute gängigen Klangvorstellungen entsteht erst mit der Erfindung des [[Hammerklavier]]s. |
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== Frühzeit == |
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Die ersten so genannten und heute erhaltenen Klaviersonaten stammen von dem italienischen Komponisten [[Gian Pietro del Buono]] aus [[Palermo]]. Es handelt sich um Bearbeitungen über das "Ave Maris Stella" aus dem Jahr 1645. Es folgten vereinzelte Werke für Tasteninstrument mit der Bezeichnung "Sonate", z. B. von [[Gregorio Strozzi]] aus dem Jahr 1687. |
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Nimmt man nicht das Klavier (Cembalo), sondern Tasteninstrumente allgemein als Ausgangspunkt (s. Kapitel 1), so kann der Beginn der Gattung auch im Jahr 1605 mit Orgelkompositionen des Italieners [[Adriano Banchieri]] festgelegt werden, die den Titel "Sonate" tragen. |
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Die Gattung wurde mit dem ausgehenden 17. Jahrhundert populär; eine frühe musiktheoretische Erwähnung findet sich im Musiklexikon von [[Sebastién de Brossard]] ([[1703]]). |
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Die erste weithin bekannte Reihe von Klaviersonaten schrieb der Thomaskantor [[Johann Kuhnau]]. Es handelt sich um die "Musicalischen Vorstellungen einiger biblischer Historien, in 6 Sonaten auff dem Claviere zu spielen", die 1700 in Leipzig erschienen. Die illustrativen Stücke geben verschiedene Geschichten des alten Testaments auf dem Tasteninstrument wieder; Vergleiche mit der Programmusik sind zwar musikhistorisch zweifelhaft, drängen sich jedoch auf. |
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Die Bezeichnung "Sonate" ist hier wahrscheinlich lediglich als Abgrenzung gemeint. Die übliche Weise, sich musikalisch an eine Handlungsvorlage anzunähern, ist um 1700 bereits die [[Oper]] bzw., wenn es sich um biblische Vorlagen handelt, das szenische [[Oratorium]]. Die Bezeichnung weist auf den rein instrumentalen Charakter hin. |
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== Barock und Vorklassik == |
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Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts werden Klaviersonaten recht bald zu einer populären Gattung. Zahlreiche Komponisten schreiben Klavierwerke, die sie "Sonate nennen. Die Formen bzw. die Satzanzahl sind in dieser Zeit vielfältig. So schreibt [[Domenico Scarlatti]] einsätzige Stücke, gleiches gilt für andere Komponisten der iberischen Halbinsel, wie z.B. Pater [[Antonio Soler]] oder [[Carlos Seixas]]. |
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Sowohl französische als auch italienische Komponisten vermeiden die Bezeichnung "Sonate" weitgehend, sofern es sich um Kompositionen für Klavier alleine handelt; [[François Couperin]] verwendet z.B den Begriff "Ordre" für seine Klavierwerke, die in Wirklichkeit Suiten sind und aus mehreren aufeinanderfolgenden Tanzsätzen bestehen. Der Begriff "Sonate" wird in diesen Regionen eher für Werke für Melodieinstrumente oder Melodieinstrumente und B.c. verwendet. |
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Nördlich der Alpen beginnt ein regelmäßiges und systematisches Komponieren von Klaviersonaten erst mit den Söhnen Johann Sebastian Bachs. So schreibt [[Carl Philipp Emanuel Bach]] zahlreiche Klaviersonaten; er unterscheidet auch zwischen dem aufkommenden Hammerklavier und dem Cembalo; Bachs Söhne leben genau in der Zeit der Ablösung des letzteren durch ersteres. |
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Die Entwicklung von Klavichord und Hammerklavier bedeutet auch in der Komposition einen tiefgreifenden Umbruch; erstmals haben Kompositionen für Klavier alleine die Möglichkeit kleinräumiger dynamischer Differenzierung. Hiervon machen die Bach-Söhne, insbesondere Carl Philipp Emanuel und [[Johann Christian Bach]], regen Gebrauch; es kommt zur Ausprägung des galanten und empfindsamen Stils in der Klaviermusik. |
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Die Werke Carl Philipp Emanuels und des nahezu zeitgleich lebenden Joseph Haydn haben für spätere Komponisten, insbesondere für Mozart und Beethoven, Vorbildcharakter. Zwar sind Satzfolge und Form noch nicht festgeschrieben, die Mehrsätzigkeit wird jedoch zur Regel, und immer häufiger wird als struktureller Nukleus die Umklammerung eines langsamen Satzes durch zwei schnelle Sätze. |
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== Wiener Klassik == |
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Ihren ersten gattungsgeschichtlichen Höhepunkt erlebt die Klaviersonate ohne Zweifel in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, der sogenannten "Wiener Klassik". Die wichtigsten Verfasser von Klaviersonaten sind: [[Joseph Haydn]] (etwa 40 Sonaten), [[Wolfgang Amadeus Mozart]] (18 Sonaten) und [[Ludwig van Beethoven]] (32 Sonaten). |
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Das gesamte Sonaten-Oeuvre für Klavier ist spätestens ab 1770 auch quantitativ nicht mehr leicht zu überblicken. Von gattungsgeschichtlicher Bedeutung sind in besonderem Maße die Sonaten von [[Johann Christian Bach]], jedoch ebenso Sonaten von [[Muzio Clementi]], [[Joseph Martin Kraus]], [[Georg Christoph Wagenseil]] und zahlreichen anderen. |
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Die Klaviersonate leitet sich - und dies bestimmt ihre jeweilige Gestalt - aus zwei Gattungen ab: Aus dem klassischen Konzert oder aus der Sonata da camera, die in der Abfolge der Sätze der barocken Suite entsprechen kann. |
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Wie verschieden die Satzfolgen sein können, sei an drei Klaviersonaten W. A. Mozarts deutlich gemacht: Die Sonate Es-Dur KV 282 (1774) beginnt mit einem langsamen Satz, es schließt sich ein Menuett mit Trio (von Mozart als Menuett II bezeichnet) an, die Sonate endet mit einem schnellen Satz. Hier liegt die Verwandtschaft zur "Sonata da Camera" nahe. Die Sonate A-Dur KV 331 ("Alla Turca", 1778) beginnt mit einem mäßig schnellen Variationssatz, ähnlich wie später Beethovens Klaviersonate Nr. 12 As-Dur op. 26. Dagegen ist die Sonate D-Dur KV 576 (1789) ein sehr brillantes Werk, dessen Satztechnik bis hin zu erkennbaren Tutti-solo-Wechseln stark vom Konzert beeinflußt ist. |
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=== Beginn der Formdiskussion im 18. Jahrhundert === |
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Es ist eine weit verbreitete Ansicht, die Klaviersonate folge seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einem bestimmten Schema, was die Abfolge des Sätze bzw. die Form der Sätze anbetrifft. dies läßt sich anhand der Gestalt der aus dem 18. Jahrhundert vorliegenden Werke nicht belegen. Sonaten können einen bis viele Sätze besitzen (in der Regel nicht mehr als vier), die in vielfältige Formen und Satztechniken gefaßt sein können. Die Kombinationsmöglichkeiten sind beinahe unüberschaubar. Es läßt sich eher eine personal- oder allenfalls regionalstilistische formale Verwandtheit zwischen Werken erkennen. Eine darüber hinausgehende Systematik der Gestalt ist auch in Ansätzen nicht zu erkennen. |
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So sind die auf der iberischen Halbinsel verfaßten Werke oft einsätzige, von zeitgenössischen Instrumentaltänzen beeinflußte Stücke (Scarlatti, Seixas, Soler). Dahingegen scheint Italien eher die Verwandtschaft zum Konzert als Formvorlage zu bevorzugen. Diese als epochentypisch zu sehende Freiheit spiegelt sich ebenfalls im Sonatenschaffen Mozarts, Haydns und Beethovens wieder. |
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Die "Sonatenform" ist ein post festum von Theoretikern des 19. und 20. Jahrhunderts definiertes Gebilde, das eine Regelhaftigkeit postuliert, die so nicht existiert hat. |
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=== Eingrenzung des Gattungsbegriffs === |
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Es bieten sich statt der Verwendung der historisch fragwürdigen "Sonatenform"-Definition verschiedene Vorgehensweisen zur Eingrenzung der Gattung an, von dene drei hier genannt werden: |
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Zum einen ist dies, die Verwendung einzelner Satztypen in der Kompositionsgeschichte nachzuvollziehen. So kommt z. B. das Menuett als Sclußsatz bis ca. 1775 bei verschiedenen Komponisten noch gelegentlich vor, nicht nur in der Klaviersonate. Es wird dann immer ausschließlicher als Binnensatz verwendet, um schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts fast ganz aus dem Satztableau der Klaviersonate zu verschwinden. |
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Zum zweiten ist natürlich ein Zugang über den musikalischen Gehalt möglich und sinnvoll. Von der ursprünglichen Bedeutung des Kling-Stücks rein instrumentaler Prägung bildet sich nach und nach, mit einem ersten Höhepunkt in den späten Klaviersonaten Mozarts, ein bestimmter Anspruch, sowohl in kompositorischer als auch in ästhetischer Hinsicht, aus. Über ihn läßt sich die Gattung bis weit ins 19. Jahrhundert hinein treffend beschreiben, sieht man von rein didaktischen Werken bzw. Zyklen einmal ab. |
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Zum dritten sollte methodisch stets ein Abgleich der Form- und Gehaltsaspekte, wie oben beschrieben, mit der Terminologie erfolgen. Die Frage, was in einer bestimmten Epoche als Sonate bezeichnet wird, ist von entscheidender Bedeutung. Hier ist eine isolierte Betrachtung der Klaviersonate nicht zielführend. |
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==Zeit nach der Wiener Klassik== |
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[[Franz Schubert]] schrieb als einer der letzten noch eine größere Anzahl (21) an Klaviersonaten. (Von vielen wird Franz Schubert aber auch noch zur Wiener Klassik gezählt.) Nach Schubert werden zwar auch noch große und großartige Klaviersonaten komponiert, allerdings bei weitem nicht mehr so viele wie in der Zeit der Wiener Klassik. Einige wichtige Komponisten von Klaviersonaten im 19. Jahrhundert sind: |
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* [[Franz Schubert]] (21 Sonaten) |
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* [[Frédéric Chopin]] (3 Sonaten) |
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* [[Robert Schumann]] (3 Sonaten, C-Dur Fantasie op. 17 kann auch zu den "Sonaten" gerechnet werden) |
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* [[Franz Liszt]] (1 Sonate) |
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* [[Johannes Brahms]] (3 Sonaten) |
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In der Musik des [[20. Jahrhundert]]s wird die Klaviersonate überwiegend wieder von freieren Formen abgelöst. Dennoch starb sie nie ganz aus. Wichtige Komponisten von Klaviersonaten im 20. Jahrhundert sind: |
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*[[Alexander Skrjabin]] (10 Sonaten) |
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*[[Charles Ives]] (2 Sonaten) |
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*[[Joseph Haas]] (3 Sonaten) |
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*[[George Enescu]] (2 Sonaten) |
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*[[Emil Bohnke]] (1 Sonate) |
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*[[Sergei Prokofjew]] (9 Sonaten) |
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*[[Leo Ornstein]] (5 Sonaten) |
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*[[Paul Hindemith]] (3 Sonaten) |
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*[[Dimitri Kabalewski]] (3 Sonaten) |
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*[[Dimitri Schostakowitsch]] (2 Sonaten) |
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*[[Samuel Barber]] (1 Sonate) |
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[[Kategorie:Gattungen und Formen (Musik)]] |
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[[en:Piano sonata]] |
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[[ja:ピアノソナタ]] |
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[[nl:Pianosonate]] |
Version vom 23. Mai 2006, 14:15 Uhr
Eine Klaviersonate ist eine Solosonate für Klavier.
Sie entwickelt sich im Laufe des 17. Jahrhunderts als Werkgattung für ein Tasteninstrument allein.
Der Begriff "Klavier"
Bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts kann "Klavier" bzw "Clavier" (Schreibung z.B. bei Carl Philipp Emanuel Bach) prinzipiell jedes Tasteninstrument bezeichnen, also z.B. das Cembalo, das Klavichord, auch die Orgel sowie verschiedene Sonderformen.
Stärker als bei anderen Gattungen ist die musikalische Entwicklung der Klaviersonate von der Entwicklung der Tasteninstrumente abhängig. So läßt das Cembalo keine Anschlags- sondern lediglich eine Registrierungsdynamik (Terrassendynamik) zu; das Klavichord besitzt bei begrenztem Tonumfang ein sehr kleines Volumen, läßt jedoch mit der sog. Bebung das Vibrato auf dem einmal angeschlagenen Ton zu.
Klaviermusik nach heute gängigen Klangvorstellungen entsteht erst mit der Erfindung des Hammerklaviers.
Frühzeit
Die ersten so genannten und heute erhaltenen Klaviersonaten stammen von dem italienischen Komponisten Gian Pietro del Buono aus Palermo. Es handelt sich um Bearbeitungen über das "Ave Maris Stella" aus dem Jahr 1645. Es folgten vereinzelte Werke für Tasteninstrument mit der Bezeichnung "Sonate", z. B. von Gregorio Strozzi aus dem Jahr 1687.
Nimmt man nicht das Klavier (Cembalo), sondern Tasteninstrumente allgemein als Ausgangspunkt (s. Kapitel 1), so kann der Beginn der Gattung auch im Jahr 1605 mit Orgelkompositionen des Italieners Adriano Banchieri festgelegt werden, die den Titel "Sonate" tragen.
Die Gattung wurde mit dem ausgehenden 17. Jahrhundert populär; eine frühe musiktheoretische Erwähnung findet sich im Musiklexikon von Sebastién de Brossard (1703).
Die erste weithin bekannte Reihe von Klaviersonaten schrieb der Thomaskantor Johann Kuhnau. Es handelt sich um die "Musicalischen Vorstellungen einiger biblischer Historien, in 6 Sonaten auff dem Claviere zu spielen", die 1700 in Leipzig erschienen. Die illustrativen Stücke geben verschiedene Geschichten des alten Testaments auf dem Tasteninstrument wieder; Vergleiche mit der Programmusik sind zwar musikhistorisch zweifelhaft, drängen sich jedoch auf.
Die Bezeichnung "Sonate" ist hier wahrscheinlich lediglich als Abgrenzung gemeint. Die übliche Weise, sich musikalisch an eine Handlungsvorlage anzunähern, ist um 1700 bereits die Oper bzw., wenn es sich um biblische Vorlagen handelt, das szenische Oratorium. Die Bezeichnung weist auf den rein instrumentalen Charakter hin.
Barock und Vorklassik
Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts werden Klaviersonaten recht bald zu einer populären Gattung. Zahlreiche Komponisten schreiben Klavierwerke, die sie "Sonate nennen. Die Formen bzw. die Satzanzahl sind in dieser Zeit vielfältig. So schreibt Domenico Scarlatti einsätzige Stücke, gleiches gilt für andere Komponisten der iberischen Halbinsel, wie z.B. Pater Antonio Soler oder Carlos Seixas.
Sowohl französische als auch italienische Komponisten vermeiden die Bezeichnung "Sonate" weitgehend, sofern es sich um Kompositionen für Klavier alleine handelt; François Couperin verwendet z.B den Begriff "Ordre" für seine Klavierwerke, die in Wirklichkeit Suiten sind und aus mehreren aufeinanderfolgenden Tanzsätzen bestehen. Der Begriff "Sonate" wird in diesen Regionen eher für Werke für Melodieinstrumente oder Melodieinstrumente und B.c. verwendet.
Nördlich der Alpen beginnt ein regelmäßiges und systematisches Komponieren von Klaviersonaten erst mit den Söhnen Johann Sebastian Bachs. So schreibt Carl Philipp Emanuel Bach zahlreiche Klaviersonaten; er unterscheidet auch zwischen dem aufkommenden Hammerklavier und dem Cembalo; Bachs Söhne leben genau in der Zeit der Ablösung des letzteren durch ersteres.
Die Entwicklung von Klavichord und Hammerklavier bedeutet auch in der Komposition einen tiefgreifenden Umbruch; erstmals haben Kompositionen für Klavier alleine die Möglichkeit kleinräumiger dynamischer Differenzierung. Hiervon machen die Bach-Söhne, insbesondere Carl Philipp Emanuel und Johann Christian Bach, regen Gebrauch; es kommt zur Ausprägung des galanten und empfindsamen Stils in der Klaviermusik.
Die Werke Carl Philipp Emanuels und des nahezu zeitgleich lebenden Joseph Haydn haben für spätere Komponisten, insbesondere für Mozart und Beethoven, Vorbildcharakter. Zwar sind Satzfolge und Form noch nicht festgeschrieben, die Mehrsätzigkeit wird jedoch zur Regel, und immer häufiger wird als struktureller Nukleus die Umklammerung eines langsamen Satzes durch zwei schnelle Sätze.
Wiener Klassik
Ihren ersten gattungsgeschichtlichen Höhepunkt erlebt die Klaviersonate ohne Zweifel in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, der sogenannten "Wiener Klassik". Die wichtigsten Verfasser von Klaviersonaten sind: Joseph Haydn (etwa 40 Sonaten), Wolfgang Amadeus Mozart (18 Sonaten) und Ludwig van Beethoven (32 Sonaten).
Das gesamte Sonaten-Oeuvre für Klavier ist spätestens ab 1770 auch quantitativ nicht mehr leicht zu überblicken. Von gattungsgeschichtlicher Bedeutung sind in besonderem Maße die Sonaten von Johann Christian Bach, jedoch ebenso Sonaten von Muzio Clementi, Joseph Martin Kraus, Georg Christoph Wagenseil und zahlreichen anderen.
Die Klaviersonate leitet sich - und dies bestimmt ihre jeweilige Gestalt - aus zwei Gattungen ab: Aus dem klassischen Konzert oder aus der Sonata da camera, die in der Abfolge der Sätze der barocken Suite entsprechen kann.
Wie verschieden die Satzfolgen sein können, sei an drei Klaviersonaten W. A. Mozarts deutlich gemacht: Die Sonate Es-Dur KV 282 (1774) beginnt mit einem langsamen Satz, es schließt sich ein Menuett mit Trio (von Mozart als Menuett II bezeichnet) an, die Sonate endet mit einem schnellen Satz. Hier liegt die Verwandtschaft zur "Sonata da Camera" nahe. Die Sonate A-Dur KV 331 ("Alla Turca", 1778) beginnt mit einem mäßig schnellen Variationssatz, ähnlich wie später Beethovens Klaviersonate Nr. 12 As-Dur op. 26. Dagegen ist die Sonate D-Dur KV 576 (1789) ein sehr brillantes Werk, dessen Satztechnik bis hin zu erkennbaren Tutti-solo-Wechseln stark vom Konzert beeinflußt ist.
Beginn der Formdiskussion im 18. Jahrhundert
Es ist eine weit verbreitete Ansicht, die Klaviersonate folge seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einem bestimmten Schema, was die Abfolge des Sätze bzw. die Form der Sätze anbetrifft. dies läßt sich anhand der Gestalt der aus dem 18. Jahrhundert vorliegenden Werke nicht belegen. Sonaten können einen bis viele Sätze besitzen (in der Regel nicht mehr als vier), die in vielfältige Formen und Satztechniken gefaßt sein können. Die Kombinationsmöglichkeiten sind beinahe unüberschaubar. Es läßt sich eher eine personal- oder allenfalls regionalstilistische formale Verwandtheit zwischen Werken erkennen. Eine darüber hinausgehende Systematik der Gestalt ist auch in Ansätzen nicht zu erkennen.
So sind die auf der iberischen Halbinsel verfaßten Werke oft einsätzige, von zeitgenössischen Instrumentaltänzen beeinflußte Stücke (Scarlatti, Seixas, Soler). Dahingegen scheint Italien eher die Verwandtschaft zum Konzert als Formvorlage zu bevorzugen. Diese als epochentypisch zu sehende Freiheit spiegelt sich ebenfalls im Sonatenschaffen Mozarts, Haydns und Beethovens wieder.
Die "Sonatenform" ist ein post festum von Theoretikern des 19. und 20. Jahrhunderts definiertes Gebilde, das eine Regelhaftigkeit postuliert, die so nicht existiert hat.
Eingrenzung des Gattungsbegriffs
Es bieten sich statt der Verwendung der historisch fragwürdigen "Sonatenform"-Definition verschiedene Vorgehensweisen zur Eingrenzung der Gattung an, von dene drei hier genannt werden:
Zum einen ist dies, die Verwendung einzelner Satztypen in der Kompositionsgeschichte nachzuvollziehen. So kommt z. B. das Menuett als Sclußsatz bis ca. 1775 bei verschiedenen Komponisten noch gelegentlich vor, nicht nur in der Klaviersonate. Es wird dann immer ausschließlicher als Binnensatz verwendet, um schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts fast ganz aus dem Satztableau der Klaviersonate zu verschwinden.
Zum zweiten ist natürlich ein Zugang über den musikalischen Gehalt möglich und sinnvoll. Von der ursprünglichen Bedeutung des Kling-Stücks rein instrumentaler Prägung bildet sich nach und nach, mit einem ersten Höhepunkt in den späten Klaviersonaten Mozarts, ein bestimmter Anspruch, sowohl in kompositorischer als auch in ästhetischer Hinsicht, aus. Über ihn läßt sich die Gattung bis weit ins 19. Jahrhundert hinein treffend beschreiben, sieht man von rein didaktischen Werken bzw. Zyklen einmal ab.
Zum dritten sollte methodisch stets ein Abgleich der Form- und Gehaltsaspekte, wie oben beschrieben, mit der Terminologie erfolgen. Die Frage, was in einer bestimmten Epoche als Sonate bezeichnet wird, ist von entscheidender Bedeutung. Hier ist eine isolierte Betrachtung der Klaviersonate nicht zielführend.
Zeit nach der Wiener Klassik
Franz Schubert schrieb als einer der letzten noch eine größere Anzahl (21) an Klaviersonaten. (Von vielen wird Franz Schubert aber auch noch zur Wiener Klassik gezählt.) Nach Schubert werden zwar auch noch große und großartige Klaviersonaten komponiert, allerdings bei weitem nicht mehr so viele wie in der Zeit der Wiener Klassik. Einige wichtige Komponisten von Klaviersonaten im 19. Jahrhundert sind:
- Franz Schubert (21 Sonaten)
- Frédéric Chopin (3 Sonaten)
- Robert Schumann (3 Sonaten, C-Dur Fantasie op. 17 kann auch zu den "Sonaten" gerechnet werden)
- Franz Liszt (1 Sonate)
- Johannes Brahms (3 Sonaten)
In der Musik des 20. Jahrhunderts wird die Klaviersonate überwiegend wieder von freieren Formen abgelöst. Dennoch starb sie nie ganz aus. Wichtige Komponisten von Klaviersonaten im 20. Jahrhundert sind:
- Alexander Skrjabin (10 Sonaten)
- Charles Ives (2 Sonaten)
- Joseph Haas (3 Sonaten)
- George Enescu (2 Sonaten)
- Emil Bohnke (1 Sonate)
- Sergei Prokofjew (9 Sonaten)
- Leo Ornstein (5 Sonaten)
- Paul Hindemith (3 Sonaten)
- Dimitri Kabalewski (3 Sonaten)
- Dimitri Schostakowitsch (2 Sonaten)
- Samuel Barber (1 Sonate)