Bauwerke in Bockenheim und Nothing But the Night: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Nothing But the Night''' ist das literarische [[Debüt]] des US-amerikanischen Autors [[John Williams (Autor)|John Williams]] aus dem Jahr 1948. Die Erzählung, die an einem einzigen Tag spielt, ist eine psychologische Studie über Angst und Verstörung eines Mannes, der in seiner Kindheit ein [[Trauma (Psychologie)#tTraumatisierende Ereignisse|traumatisches]] Erlebnis hatte, das sein ganzes späteres Leben bestimmen sollte. Die deutsche Übersetzung von [[Bernhard Robben]] erschien 2017 unter dem Titel ''Nichts als die Nacht''. |
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Bauwerke im Frankfurter Stadtteil [[Frankfurt-Bockenheim|Bockenheim]]. |
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== Inhalt == |
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Die Geschichte erzählt einen Tag im Leben Arthur Maxleys. Maxley wohnt in einem Appartement in San Francisco, geht offenbar weder einer Arbeit nach noch studiert er, hat aber genug Geld für Alkohol, Kneipenbesuche und Taxis. |
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=== St.-Elisabeth-Kirche === |
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{{Hauptartikel|St. Elisabeth (Bockenheim)}} |
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Die Erzählung beginnt mit dem Albtraum des [[Protagonist]]en, aus dem er benommen aufwacht, als er vom Telefon geweckt wird. |
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Römisch-katholische Kirche in neugotischem Stil, erbaut 1868 in Ziegelmauerwerk mit einem monumentalen Frontturm, bekrönt von einem Spitzhelm als Randbebauung am Kurfürstenplatz. Der Kirchenbau wurde 1944 zerstört. Am 30. April 1950 war ihr Wiederaufbau bereits beendet. |
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Er ist allein in seiner schmuddeligen Wohnung, die ihn anekelt. Es geht ihm schlecht, am Tag zuvor hat er wohl zu viel getrunken und geraucht. |
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Maxley hat offenbar eine Therapie hinter sich, in der ihm lange Spaziergänge empfohlen wurden, um die Dinge, die ihn bedrücken, aus dem Kopf zu bekommen. Er verlässt das Haus. |
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Es ist ein warmer Sommertag. Aber anstatt in den Park zugehen, betritt er ein Café und bestellt sich einen Drink. Die düstere Atmosphäre des Cafés, die Kellnerin, das Geschirrgeklapper, das Sonnenlicht, das durch die trüben Scheiben sickert, alles geht ihm auf die Nerven. Er stolpert hinaus, setzt sich auf eine Bank und verspricht sich, morgen in den Park zu gehen. Dabei kreisen immerfort Worte aus seinem nächtlichen Traum in seinem Kopf: „Vater unser, der du bist im Himmel“, „Vater unser…“ <ref>S. 19. Alle wörtlichen Zitate aus dem Buch übersetzt aus: John Williams: Nothing But the Night. Fayetteville 1990.</ref>, er kann sie nicht loswerden. |
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Er kehrt in das Appartementhaus zurück, betritt die jetzt saubere und aufgeräumte Wohnung und erhält von seiner Putzfrau einen Brief, den ein Bote abgegeben hat. Als er den Brief genauer ansieht, gerät er in Aufruhr, sein Herz fängt wie wild zu schlagen an. Der Brief stammt von seinem Vater, von dem er seit mindestens drei Jahren nichts gehört hat. Hollis Maxley entschuldigt sich in dem Brief, dass er wegen seiner weltweiten Geschäfte so selten geschrieben habe. Ein Brief sei wohl verlorenen gegangen, da er nie eine Antwort erhalten habe, und er erkundigt sich, ob Arthur regelmäßig seine Schecks bekommt. Da er für zwei Monate in den USA sein wird, heute auch in San Francisco, schlägt er ein Treffen im Hotel Regency vor. |
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=== Frauenfriedenskirche === |
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In Arthur steigen flüchtige Erinnerungen auf, schattenhafte Erinnerungen an eine Familienkatastrophe, an seine Mutter und an den letzten Anruf seines Vaters in Boston, als ausgelöst durch diese „vertraute, verhasste“ Stimme am Telefon, ihn unversehens ein brutales Bild jener brutalen Szene (''a violent image of that violent scene'') wie „ein wildes Tier in einem Dschungel“ ohne Vorwarnung angesprungen hat. (S. 27) Er hatte nach seiner Mutter gerufen und war schreiend zusammengebrochen. Man fand ihn schließlich keuchend und zusammengekrümmt auf dem Boden. Der Vater wurde gerufen, Arthur wurde in eine Klinik eingeliefert. Seine Erinnerungen an diese Zeit sind verschwommen und lückenhaft. Der Vater erhielt damals die dringende Empfehlung, in Zukunft jeden Kontakt mit dem Sohn zu meiden. |
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{{Hauptartikel|Frauenfriedenskirche}} |
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Während er auf dem Bett liegend seinen Erinnerungen nachhängt, sieht er plötzlich scharf das Bild seines Vaters vor sich. Ein fremdartiges Gefühl von Wärme gegenüber seinem Vater steigt in ihm auf. Er greift zum Telefonhörer, um sich mit ihm für den Abend zu verabreden und ist zu seiner eigenen Überraschung enttäuscht, als er hört, dass sein Vater ausgegangen ist. Trotzdem hinterlässt er ihm eine Nachricht. Er trinkt ein Glas Whiskey, legt sich aufs Bett, wartet auf die erhoffte Wirkung des Alkohols und dämmert vor sich hin. Ein Bild seiner Mutter kommt ihm in den Sinn, an das zu denken er die letzten Monate krampfhaft vermieden hat. Der Brief des Vaters scheint hier wie ein Dammbruch zu wirken. |
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Zeppelinallee 99–103, errichtet 1927 bis 1929 von [[Hans Herkommer]] Sie entstand auf Initiative von [[Hedwig Dransfeld]], der Vorsitzenden des [[Katholischer Deutscher Frauenbund|Katholischen Deutschen Frauenbundes]]. Die monumentale, architektonisch bedeutende und künstlerisch reich ausgestattete Kirche ist eine Stätte des Gedenkens an die Opfer der Kriege und des Gebets für den Frieden. |
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Er kramt aus seiner Kommode das in einen Seidenschal gewickelte Bildnis seiner Mutter. Ihre „geisterhaften“ Augen starren ihn aus knittrigem Papier an. Sein Blick streift darüber hinweg, hin in den „blauen Dunst einer verlorenen Zeit“ (=''the blue haze of a lost time'', S. 59). Eine Flut von Erinnerungen an die goldene Zeit seiner Kindheit steigt aus seinem Unterbewussten auf, als jeder Tag mit dem sehnlich erwartete Gute Nacht-Kuss der Mutter endete. |
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Plötzlich fällt ihmn ein, dass er sich mit Stafford Long in einer Bar verabredet hat. Stafford verspätet sich wie üblich. Als er endlich doch erscheint und mit seiner schrillen Stimme und seinem exaltierten Auftritt einiges Aufsehen in der Bar erregt, hat Arthur bereits eins/zwei Cocktails im Voraus getrunken. Stafford versucht Arthur um 500 Dollar für eins seiner windigen Projekte anzupumpen. Als Stafford ihn bittet, das Geld von seinem reichen Vater zu besorgen, rastet er völlig aus und wird vom Kellner unsanft vor die Tür gesetzt. |
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Stunden später trifft er mit seinem Vater im Speisesaal des Regency zusammen, der offenbar genau so unter Strom steht wie sein Sohn, sich aber nach Kräften bemüht, die Selbstkontrolle nicht zu verlieren. Während sie schweigend die Speisekarte studieren, beobachtet Arthur heimlich den Vater und überlegt, ob er ebenso von schrecklichen Erinnerungen heimgesucht wird wie er selbst. Einen Augenblick lang bemitleidet er ihn sogar, empfindet Sympathie für ihn. Der Vater fängt an zu reden, über die Unruhe, die ihn umtreibt, das rastlose Leben, das er führt, Geschäfte auf allen Kontinenten, die, wie er einräumt, ohne weiteres an andere delegiert werden könnten. Diese Art von Leben hat er satt. In diesem Moment glaubt Arthur eine Erscheinung zu haben: Eine Frau – sie sieht aus wie seine Mutter – nähert sich dem Tisch und spricht Hollis Maxwell an. Sie macht ihm sehr freundlich Vorhaltungen, warum er sie nicht angerufen und informiert hat, wo er ist. |
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=== St.-Jakobs-Kirche === |
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Hollis ist peinlich berührt, errötet und stellt Arthur, zu ihrer sichtlichen Überraschung, als seinen Sohn vor. Arthur reagiert schockiert, alles Flehen seines Vaters, wieder wie früher mit ihm zusammen zu sein, ihn und sich selbst aus ihrem Alleinsein zu erlösen, laufen ins Leere. Arthur fühlt, er wird den Vater nie wieder sehen und läuft mit Tränen in den Augen aus dem Raum. |
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{{Hauptartikel|St.-Jakobs-Kirche (Frankfurt am Main)}} |
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Die Jakobskirche (Am Kirchplatz 9) ist die älteste Kirche Bockenheims. Die Hallenkirche stammt aus dem späten 18. Jahrhundert, wurde 1944 zerstört und 1954 bis 1957 wiederhergestellt. Wichtigster Schmuck des Kirchenraums sind die Glasfenster von [[Charles Crodel]]. Seit der Zusammenlegung der Kirchengemeinde St. Jakob mit der Markusgemeinde 1997 ist die Jakobskirche Gemeindekirche der ''Evangelischen Gemeinde Bockenheim''. 2003 bis 2005 wurden die Kirche und die Außenanlagen umfassend renoviert. |
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Benommen bleibt er auf der Straße stehen, Geräusche, Lichter, die Unruhe der Großstadt stürmen auf ihn ein. Er betritt eine Bar. Es ist ein Tanzsalon, in dem ein Orchester spielt. Er ordert Brandy, vergisst alles, sich selbst, wieso er hier sitzt, wie er hierher gekommen ist. Irgendwann fällt ihm auf, dass eine junge Frau neben ihm sitzt. Sie beobachtet ihn, der Blick ist ein wenig glasig, die Zunge ein wenig schwer. Sie heißt Claire. Er bestellt Champagner, dann große Gläser Brandy. Sie tanzen, und er merkt, dass er allmählich betrunken wird. Sie plaudern ein wenig, er streichelt ihre Hände und denkt laut, „Wie allein wir sind. […] Wie immer allein.“ Der Raum verdunkelt sich, man erwartet den Auftritt einer berühmten Tänzerin, und eine plötzliche Angst durchzuckt ihn. Direkt vor seinem Tisch beginnt der wilde Tanz, die Musik steigert sich dramatisch, sie erfasst ihn wie ein Rausch. Das Gesicht seiner Mutter taucht vor ihm auf, dieses mal aber ganz fremd, dunkel, heiß und wild. Und schlagartig kehrt die Erinnerung wie in weißes Mondlicht getaucht zurück: Das Kind ist von einem lauten Streit seiner Eltern aufgewacht und die Treppe hinuntergetappt. Jedes kleine Detail dieser nächtlichen Szene steht ihm klar vor Augen. Er hört ganz deutlich ihre Stimmen, versteht jede Silbe, aber die Bedeutung ihrer Worte versteht er nicht. Er stößt leicht die angelehnte Tür des Musikzimmers auf und sieht, wie in Zeitlupe, den Vater mit dem Rücken zur Wand, die Arme hoch, Panik im Gesicht, von seinen Lippen kommen wimmernde Laute und vor ihm die Mutter, die das Gewehr auf ihn angelegt hat. Er kennt seine Mutter nicht wieder, aus ihren Augen lodern Wahnsinn und Ekstase. In diesem Moment drückt sie ab, der Vater bricht zusammen. Dann richtet sie den Lauf des Gewehrs in ihren Mund und drückt nochmals ab. |
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=== Ehemalige Markuskirche === |
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Als Arthur die Augen wieder öffnet, fühlt er die Arme seines Vaters um sich geschlungen, seine Hände sind blutig, das ganze Zimmer ist ein See von Blut. Er schreit, befreit sich aus dem Griff des Vaters, rennt aus dem Zimmer und wird bewusstlos. |
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{{Hauptartikel|Markuskirche (Frankfurt am Main)}} |
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Die Markuskirche in der Markgrafenstraße wurde 1909 bis 1912 errichtet, teilweise im Jugendstil. 1944 zerstört, wurde sie 1953 wieder aufgebaut. Nach der Zusammenlegung der beiden evangelischen Gemeinden Bockenheims erfolgte 2005 der Umbau zum ''Zentrum Verkündigung'' der [[Evangelische Kirche in Hessen und Nassau|Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau]]. |
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Als Claire ihn an der Bar sanft mit der Hand berührt, wacht er allmählich aus seiner Trance auf. Claire ist über seinen Zustand erschrocken und sagt, er sehe aus, als habe er einen Geist gesehen. Sie verlassen die Bar. Claire lädt Arthur zu sich in ihre Wohnung ein. Sie steigen in ein Taxi, das „davon schießt wie ein Projektil, das im dunklen Lauf eines Gewehrs explodiert ist“ (S. 111). Ekel an sich selbst und an allem, was ihn berührt, überfällt ihn. Er betrachtet Claire, die sich an ihn geschmiegt hat und ist sich der absoluten Isolierung und Einsamkeit eines jeden Individuums bewusst. Er folgt ihr in die Wohnung, die plötzlich von silbrigem Mondlicht erhellt wird, das ihre anmutige Gestalt umschmeichelt. Er schluchzt auf, der Atem bleibt ihm weg. Er nimmt sie in die Arme, drückt sie an sich und würgt sie. Noch bei Bewusstsein fällt sie zu Boden, ein dünner Blutfaden rinnt aus ihrem Mund. Sie ruft ihn beim Namen. In diesem Moment strömen 24 Jahre seines Lebens, unterdrückte Liebe, Hass, Mitleid, Schrecken, Langeweile, Angst, wie ein reißender Strom durch seinen Kopf. Er stürzt sich auf sie, schlägt und schlägt auf sie ein. Das Licht geht an, ein Nachbar tritt ein. Wie Claire es wünscht, nimmt er Arthur beim Arm und führt ihn hinunter auf die Straße. Auf der Straße prügelt er ihn durch, Fäuste treffen sein Gesicht, und er bleibt halbtot auf dem Pflaster liegen. Nach einer Weile rappelt er sich auf, schwankt über die Straße in die Dunkelheit „wo kein Licht war, wo die Nacht auf ihm lastete, wo nichts war, wo niemand auf ihn wartete, wo er – endlich – alleine war.“ (S. 123.) |
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=== Evangelische Dreifaltigkeitskirche === |
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{{Hauptartikel|Dreifaltigkeitskirche (Frankfurt am Main)}} |
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Die Evangelische Dreifaltigkeitskirche gehört zur Dreifaltigkeitsgemeinde im westlichen Teil von Bockenheim. Sie wurde von dem Frankfurter Architekten [[Werner W. Neumann]] geplant und 1965 eingeweiht. Der Kirchenraum ist in Naturstein gehalten. |
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== Hintergrund == |
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=== St. Pius Pfarrkirche === |
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Williams, der sich nach Abschluss der [[Highschool#Vereinigte Staaten|Highschool]] |
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{{Hauptartikel|St. Pius (Frankfurt)}} |
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in mehreren Jobs versucht und Kurse an einer Universität belegt hatte, meldete sich als 20-Jähriger freiwillig zu den ''United States Army Air Forces'' und wurde als Sergeant in Indien und Burma eingesetzt. Über seine Kriegserfahrungen hat er nichts geschrieben und sich auch mündlich nach Aussagen von Freunden und seiner Frau so gut wie nicht geäußert.<ref>[http://www.westword.com/news/sixteen-years-after-his-death-not-so-famous-novelist-john-williams-is-finding-his-audience-5110462 Alan Prendergast: Sixteen years after his death, not-so-famous novelist John Williams is finding his audience] Westword, 3. November 2010, abgerufen am 26. Dezember 2016</ref> |
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Die St. Pius-Pfarrkirche ist die römisch-katholische Kirche der [[Kuhwaldsiedlung]]. Sie wurde 1957 geweiht. Seit 1997 ist hier auch die slowakische römisch-katholische Gemeinde St. Gorasz sowie seit 2011 die äthiopisch-orthodoxe Exilgemeinde ansässig. |
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In dieser Zeit entstand sein erstes Buch ''Nothing But the Night'', das er ohne Erfolg mehreren Verlagen anbot. Schließlich akzeptierte der |
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Verleger, Poet und Universitätsprofessor Allan Swallow (1915–1966) das Buch, obwohl er es ziemlich „trostlos“ (''dreary'') fand und publizierte es 1948 in seinem anspruchsvollen [[Pressendruck|Pressenverlag]]. Swallow hatte in seinem Verlagsprogramm u. a. Werke von Janet Lewis (1899–1998), [[Anaïs Nin]], [[Allen Tate]], Frank Waters (1902–1995) und [[Yvor Winters]]. Wie es Swallow befürchtet hatte, wurde das Buch ein Misserfolg sowohl beim Publikum als auch in finanzieller Hinsicht und geriet bald in Vergessenheit. |
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Swallow empfahl aber seinem Autor, das Universitätsstudium fortzusetzen, und Williams schrieb sich nach Kriegsende an der [[University of Denver|Universität Denver]] ein. Er studierte englische Literatur, machte 1949 sein Examen und schloss das Studium 1950 mit dem [[Master of Arts#Der Master in den Vereinigten Staaten und in Kanada|Master of Arts]] ab. |
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Erst 12 Jahre später erschien sein zweites Buch, der Roman [[Butcher’s Crossing]]. Sein Erstlingswerk hat John Williams später praktisch verleugnet.<ref>[http://www.nybooks.com/articles/2014/08/14/hail-augustus-who-was-he/ Daniel Mendelsohn: Hail Augustus! But Who Was He?] The New York Review of Books, 14. August 2014, abgerufen am 26. Dezember 2016</ref> |
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=== Kirchen anderer Konfessionen === |
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[[Datei:Neuapostolische Kirche01.jpg|mini|Neuapostolische Kirche]] |
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* Kirche der griechisch orthodoxen Gemeinde in der Solmsstraße 1, [[Archimandrit]] [[Athenagoras Ziliaskopoulos]] und Priester Martin Petzolt. Die Gemeinde untersteht der [[Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland|Griechisch-Orthodoxen Metropolie]] in Bonn des [[Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel|Ökumenischen Patriarchats in Konstantinopel]] und ist dem Heiligen Propheten Elias geweiht. |
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* [[St. Markus Koptisch-Orthodoxe Kirche Frankfurt]], 1998 im ehemaligen Bürgertreff ''Käthe-Kollwitz-Haus'' des Wohnviertels [[Industriehof (Frankfurt am Main)|Industriehof]], Lötzener Straße 33, eingerichtet. Die Kirchengemeinde St. Markus ist die größte koptische Gemeinde in Deutschland. |
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* Imposantes Kirchengebäude der [[Neuapostolische Kirche|neuapostolischen]] Gemeinde in der Sophienstraße 50 |
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* Kirche der [[Ungarische griechisch-katholische Kirche|ungarisch-katholischen]] Christengemeinde in der [[Ludwig-Landmann-Straße]] 365 |
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* Neuzeitlicher Kirchenbau der Christengemeinschaft in der Frauenlobstraße 2 |
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* Die Kirche der Altkatholischen Gemeinde in der Basaltstraße 32. Hier befindet sich das Gemeinde- und Pfarramt und das Bildungswerk. Im ehemaligen Café wurde eine Kapelle eingerichtet. |
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* Gemeinde Treffpunkt Leben in der Kurfürstenstraße 14. Treffpunkt Leben für Frankfurt ist Mitglied im Freikirchlichen Evangelischen Gemeindewerk e. V. |
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* Freireligiöse [[Herrnhuter Brüdergemeine|Evangelische Brüdergemeine]] (Evangelische Brüder-Unität der Herrnhuter) im Rhein-Main-Gebiet, auch Moravian Church genannt, die mit den Predigten des [[Jan Hus]] ihren Anfang nahmen, sind in Frankfurt, Mulanskystraße 21 vertreten. |
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* Bockenheimer-Weinstock-Gemeinde, Kurfürstenplatz 34. Koreanische Missionare gründeten in Korea, USA und in Deutschland den CMI (Campus Mission International e.V.) als christlichen, freikirchlichen Verein, aus dem diese selbständige sogenannte Weinstock-Gemeinde als Ortsgemeinde für den Frankfurter Stadtteil Bockenheim hervorging. Viele Gemeindemitglieder haben koreanischen Hintergrund; trotzdem sind sie eine deutschsprachige Gemeinde. Die Bockenheimer Weinstock-Gemeinde ist eine von zur Zeit insgesamt zwölf selbständigen Ortsgemeinden des CMI. |
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== Kritik == |
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=== Grempstraße 23, ehemaliger evangelisch reformierter Gemeindebau === |
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Der italienische Übersetzer von ''Nothing But the Night'', Stefano Tummolini, schreibt über das Buch, dass sich in Williams’ schriftstellerischem Debüt bereits im Ganzen das literarische Talent eines der größten amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts zeige.<ref>[https://fazieditore.it/catalogo-libri/nulla-solo-la-notte/ Stefano Tummolini: Nulla, solo la notte] abgerufen am 26. Dezember 2016</ref> |
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[[Datei:Ffm Häusergasse 64.jpg|mini|hochkant|Ehemaliger evangelisch reformierter Gemeindebau]] |
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Die ehemalige reformierte Kirche und Schule (von 1732 bis 1789) liegt in der heutigen Grempstraße 23. Frankfurt war lange Zeit eine fast ausschließlich [[Evangelisch-lutherische Kirchen|lutherische]] Stadt. Doch gab es durch Zuwanderung auch reformierte Einwohner, denen aber nach einer kurzen Zeit der Duldung, die Feier ihrer Gottesdienste innerhalb Frankfurts untersagt wurde. Die nahen nördlichen heutigen Stadtteile des damals lutherischen Frankfurt, unter ihnen das Dorf Bockenheim, gehörten aber zur [[Calvinismus|reformierten]] Grafschaft Hanau-Münzenberg. Die reformierten Frankfurter feierten deshalb über 200 Jahre lang ihre Gottesdienste in Bockenheim. Am heute noch bestehende Gebäude zeigt ein massives Untergeschoss, wo Schule und Lehrerwohnung Platz fanden. Im Obergeschoss, in Fachwerk errichtet, befand sich der Betsaal mit Orgel. Im historischen Dachgebälk ist noch ein Rest des ehemaligen Glockentürmchens nachweisbar. Nach der Renovierung ist es nun ein Familienhaus. Die frühere Küferei im Hinterhof beherbergt nun ein Café für Eltern und Kinder, das Zebuloncafé. |
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== Ausgaben == |
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=== Islamische Glaubenszentren === |
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* ''Nothing But the Night''. 1948. Denver: Swallow 1948. [Erstausgabe] |
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==== Schiitische Glaubensrichtung ==== |
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* ''Nothing But the Night''. Fayetteville, London: University of Arkansas Press 1990. (The University of Arkansas Reprint Series.) ISBN 1-55728-113-0 |
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Im Juni 2009 hat die Planung zum Bau einer Moschee am Rande des [[Industriehof (Frankfurt am Main)|Industriehofs]] begonnen. Sie soll [[Fātima bint Muhammad|Fatima Zahra]] Moschee heißen und wird von türkisch-pakistanischen schiitischen Muslimen betrieben. Die Architektur ist modern gehalten und hat nur wenige dezent [[Orientalisierende Architektur|orientalisierende Elemente]]. Das Gemeindehaus hat ein Kuppelaufbau und zwei [[Minarett]]e, die mit 16 Meter Höhe den vier- bis fünfstöckigen Gebäudekomplex geringfügig überragen. Neben Gebetsräumen soll das Gebäude über mehrere Läden, ein Bistro sowie Mehrzweckräume für Gemeinde- und Jugendarbeit verfügen. Durch den Bau eines angrenzenden Wohnhauses soll das Projekt finanziert werden. Das Mehrfamilienhaus wurde 2013 fertiggestellt, die Bodenplatte der zukünftigen Moschee 2013 gelegt.<ref>[http://www.gesamtplanungsbuero.de/projekte/sakralbau/moscheebau/fatimazahra/fatimazahra.htm Webseite des Architekturbüros zum Projekt ''Fatima Zehra Moschee'']</ref> |
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* ''Nichts als die Nacht''. Mit einem Nachwort von Simon Strauß, dt. von [[Bernhard Robben]]; [[dtv Verlagsgesellschaft|dtv]], München 2017. ISBN 978-3-423-28129-4 |
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== Weblinks == |
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==== Sunnitische Glaubensrichtung ==== |
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* [http://www.westword.com/news/sixteen-years-after-his-death-not-so-famous-novelist-john-williams-is-finding-his-audience-5110462 Alan Prendergast:Sixteen years after his death, not-so-famous novelist John Williams is finding his audience] In: Westword, 30. November 2010 |
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Ein Sunnitisches Glaubenszentrum findet sich im benachbarten [[Frankfurt-Hausen]] |
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* [https://fazieditore.it/stoner/la-giornata-di-un-giovane-borghese/ Sergio Pent: La giornata di un giovane borghese] Inhaltsangabe und Kritik, italienisch |
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== Einzelnachweise == |
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=== Ehemalige „neue“ Synagoge === |
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<references /> |
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Bockenheim595.JPG|Gedenkplatte von Willi Schmidt (* 1924) |
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Frankfurt-Bockenheim Bockenheimer Synagoge 1874.jpg|Ehemalige Bockenheimer Synagoge von 1874 |
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</gallery> |
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Auf dem Grundstück Schlossstraße 3–5 wurden 1874, kurz nach der sog. Reichsgründung von 1871, eine „neue“ [[Synagoge]] und ein kleines Gemeindehaus von der jüdischen Gemeinde Bockenheim noch vor der Eingemeindung Bockenheims 1895 errichtet. In der [[Novemberpogrome 1938|Pogromnacht]] vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch dieses Gebäude vorsätzlich in Brand gesetzt. So wie über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte und Wohnungen im Deutschen Reich, wurden auch in Bockenheim in dieser Nacht nicht nur diese Synagoge, sondern auch Geschäfte und Wohnungen von Bockenheimer Bürgern beschädigt oder zerstört. Zeitgleich wurden zahlreiche jüdische Mitbürger verhaftet und misshandelt. So verstarb z. B. der 60-jährige Arzt Dr. [[Otto Loewe]] am 12. November 1938 an den Folgen seiner Misshandlung in der Festhalle. Die Synagoge wurde später abgerissen.<ref>Stadt Frankfurt am Main, Volkshochschule Frankfurt am Main (Hrsg.): ''Ein Streifzug kreuz und quer durch Bockenheim zwischen gestern und morgen.'' 1980, mit Bildaufnahme S. 37.</ref> Sechs Jahre später wurden durch Bombenangriffe die Gebäude der Nachbarschaft großflächig zerstört. Heute will eine Bodenplatte des Künstlers Willi Schmidt (* 1924) an die Brandschatzung dieser Synagoge und seine unmittelbaren Folgen erinnern. |
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{{Navigationsleiste Romane von John Williams}} |
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=== Buddhistisches Glaubenszentrum === |
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Seit 2005 befindet sich in Bockenheim das Tibethaus Deutschland Chödzong e. V. in der Kaufunger Straße 4, das Haus der Buddhistischen Gemeinschaft. Es steht unter der Schirmherrschaft des 14. Dalai Lama. Hier wird über den tibetischen Buddhismus hinaus die gesamte tibetische Kultur und Medizin in Form von Vorträgen, Seminaren und gemeinsamen Festen vermittelt. Angeschlossen ist dies Tibethaus dem 1955 gegründeten buddhistischen Dachverband Deutschlands, die Deutsche Buddhistische Union (DBU) in Frankfurt. |
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=== Hinduistisches Glaubenszentrum === |
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Sri Nagapooshani Amman Thevasthaanam Hinduistischer Kulturverein Inthumantram Frankfurt am Main e.v, Adalbertstr. 61, 60487 Frankfurt am Main (www.ammankovil.de) |
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== Profane Bauwerke == |
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! colspan="3" class="hintergrundfarbe6"| Höchste Gebäude Bockenheims |
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| 1. |
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| [[Europaturm]] ''(Ginnheimer Spargel)'' |
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| 331 Meter |
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| 2. |
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| [[Messe Torhaus]] |
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Ludwig-Erhard-Anlage 1<br /><small>Baujahr 1984/Architekt Oswald Mathias Ungers</small><br /><small>Nutzer [[Messe Frankfurt|Frankfurter Messe]]</small> |
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| 117 Meter |
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| 3. |
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| [[IBC (Frankfurt am Main)|IBC]] |
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Theodor-Heuss-Allee 70<br />Baujahr 2003/Architekt Köhler Architekten<br /><small>Nutzer unter anderem [[Deutsche Bank]]</small> |
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| 112 Meter |
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| 4. |
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| [[Radisson Blu Hotel Frankfurt|Radisson SAS Hotel]] |
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Franklinstraße 81–83<br /><small>Baujahr 2005/Architekten John Seifert Architects</small><br /><small>Nutzer Hotel [[Radisson Blu|Radisson SAS]]</small> |
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| 87 Meter |
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| 5. |
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| [[American Express-Hochhaus]] |
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Theodor-Heuss-Allee 112<br />Baujahr 1991–1993/Architekt Novotny, Mähner & Assoziierte<br /><small>Hauptmieter ist [[American Express]]</small> |
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| 75 Meter |
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| 5. |
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| Theodor-Heuss-Allee 80 |
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Goldenes Haus-Bürocenter an der Messe<br /><small>Baujahr 1984/</small><br /><small>Hauptmieter vormals <abbr title="Gesellschaft für Zahlungssysteme">GZS</abbr>, zurzeit [[Royal Bank of Scotland|The Royal Bank of Scotland]]</small> |
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| 75 Meter |
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| 6. |
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| Scala – Solmsstraße 91<br /><small>Baujahr 2001/Architekt Christoph Mäckler& Assoziierte</small> |
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| 73 Meter |
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| 7. |
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| Theodor-Heuss-Allee 110<br /><small>Baujahr 1982/Architekt Richard Heil</small><br /><small>Nutzer vormals Wayss & Freitag Bauunternehmen</small> |
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| 72 Meter |
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| 8. |
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| Cielo – Theodor-Heuss-Allee 100<br /><small>Baujahr 2003/Architekt Gewers, Kühn & Kühn</small><br /><small>vormals Nutzer u. a. Dresdner Bank, z. Z. noch DiBa</small> |
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| 70 Meter |
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|- |
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| 8. |
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| [[Finanz Informatik]]/Drehscheibe Frankfurt- |
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Theodor-Heuss-Allee 90–98<br /><small>Baujahr 2003/MOW Architekten</small><br /><small>Sparkassen Informatik</small> |
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| 70 Meter |
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|- |
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| 9. |
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| [[Zentrale der Deutschen Bundesbank]] |
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Wilhelm-Epstein-Straße 14<br /><small>Baujahr 1962/ABB Architekten</small> |
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| 54 Meter |
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|} |
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=== Bockenheimer Warte === |
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[[Datei:Bockenheimer Warte Anton Radl 1800.jpg|mini|hochkant|links|Bockenheimer Warte um 1800]] |
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{{Hauptartikel|Bockenheimer Warte (Wartturm)}} |
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Dieses Wahrzeichen Bockenheims steht gar nicht auf Bockenheimer Gebiet, sondern gehört noch zum Westend. Es entstand 1434 bis 1435 im Zuge des Baus der [[Frankfurter Landwehr]], ist also der äußere westliche Vorposten des der Stadt Frankfurt vorgelagerten Verteidigungssystems, nicht etwa der östlichste Bockenheims. |
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=== Bockenheimer Depot === |
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{{Hauptartikel|Bockenheimer Depot}} |
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Das Bockenheimer Depot ist ein ehemaliger Betriebshof und die ehemalige Hauptwerkstatt der [[Straßenbahn Frankfurt am Main|Straßenbahn]] in [[Frankfurt am Main]]. Das Gebäude an der Bockenheimer Warte aus dem Jahr 1900 wird heute als Spielstätte der [[Städtische Bühnen Frankfurt|Städtischen Bühnen]] genutzt und ist ein [[Kulturdenkmal]] nach dem [[Denkmalschutzgesetz (Hessen)|Hessischen Denkmalschutzgesetz]]. |
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=== Campus Bockenheim === |
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{{Hauptartikel|Campus Bockenheim}} |
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Der Campus Bockenheim ist der Traditionsstandort der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Johann Wolfgang Goethe-Universität]]. Er gehört allerdings zum größten Teil nicht zu Bockenheim, sondern liegt überwiegend im Stadtteil Westend. Bedeutende Bauwerke sind das [[Jügelhaus]] sowie die hauptsächlich von [[Ferdinand Kramer (Architekt)|Ferdinand Kramer]] geprägten Nachkriegsgebäude. Der Campus soll bis 2020 aufgelöst und seine Gebäude größtenteils abgebrochen werden. |
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Auch die [[Historismus|historistischen]] Bauten des Senckenberg-Museums und des [[Physikalischer Verein|Physikalischen Vereins]] liegen im Bereich des Campus Bockenheim, aber nicht in Bockenheim. |
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=== Europaturm === |
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{{Hauptartikel|Europaturm}} |
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Der 337 Meter hohe Fernmeldeturm wird im Volksmund auch ''Ginnheimer Spargel'' genannt, obwohl er nicht in der Gemarkung [[Frankfurt-Ginnheim|Ginnheim]] liegt, sondern in Bockenheim. Er ist das höchste Bauwerk der Stadt mit einem auf 222 Metern Höhe gelegenen ehemaligen Dreh-Restaurant, das höchstgelegene in Deutschland und der EU. 1979 eingeweiht, wurde es bereits zwanzig Jahre später ab 1999 für die Öffentlichkeit wegen fehlender Brandfluchtwege geschlossen.<!-- Ab 2017 wird der Europaturm nur noch das zweithöchste Bauwerk der Stadt sein, weil ab Herbst 2013 mit dem Bau des 369 Meter hohen [[Millennium Tower (Frankfurt am Main)|Millennium Towers]] begonnen werden soll. Bitte ein Beleg, dann kann man es gerne wieder sichtbar machen --> |
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=== Ginnheimer Landstraße 40/42, Studentenwohnheime === |
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[[Datei:Ffm Studentenwohnheim Ginnheimer Landstrasse 03 (fcm).jpg|mini|Studentenwohnheime in der Ginnheimer Landstraße 40 und 42]] |
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Das Studierendenwohnhaus, Ginnheimer Landstraße 40, Baujahr 1972 (saniert 1998) mit 286 Wohnhausplätzen und das benachbarte Studierendenwohnhaus, Ginnheimer Landstraße 42, Baujahr 1974 mit 445 Wohnhausplätzen bilden das größte Studentenheim des Studentenwerks Frankfurt am Main. Die Gebäude wurden auf einer Liegenschaft genannt ''Perlenfabrik'' errichtet.<ref>Vgl.: Petra Meyer: ''Das Westendheim (Perlenfabrik), Ginnheimer Landstr. 40–42 (vor und nach der Übernahme durch die Nationalsozialisten). Dokumentation i. A. des Magistrats der Stadt Frankfurt am Main''. Bestandskürzel: S6a, Signatur 304.</ref> 1846 betrieb hier die spätere [[Evonik Degussa|Degussa]] ein chemisches Unternehmen (Herstellung von Kunstdünger), wo seit 1857 Gold- und Stahlperlen fabriziert wurden. Einer der letzten Direktoren war Franz Rücker (1843–1908), Namensgeber der nahe gelegenen Franz-Rücker-Allee. Er hinterließ per Testament Gelder für eine Armenstiftung. 1903 endete das Unternehmen im Konkurs. Die Immobilie wurde von der Stadt Frankfurt übernommen, die es zunächst als Armenhaus, dann als Erziehungs- bzw. Fürsorgeheim für Jugendliche unter dem Namen „Westendheim“ nutzten. 1933 errichtete hier das NS-Regime zunächst unter der Herrschaft der SA eines der ersten Lager zum Weitertransport von Regimegegnern nach Osthofen, Dachau und Buchenwald. Eine Bronzetafel von Wolf Spemann am Studierendenwohnhaus, Ginnheimer Landstraße 42 sollte an diese Vorgänge mahnend erinnern. Seit erneuter Sanierung 2012 wieder entfernt und 2015 durch zwei Schilder in deutscher und englischer Sprache ersetzt. |
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=== Delkeskampsches Haus === |
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[[Datei:Delkeskampsche haus 1.jpg|mini|Das Delkeskampsche Haus am Anfang der Leipziger Straße]] |
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Das Haus Leipziger Straße 9 wurde um 1826 von dem Architekten und späteren Bürgermeister Philipp Brandt erbaut. Hier wohnte unter anderem der am [[Oper Frankfurt|Frankfurter Theater]] tätige Kapellmeister, Musiker und Theaterunternehmer [[Carl Wilhelm Ferdinand Guhr]] bis zu seinem Tode 1848. Später wohnte hier der bekannte Maler und Kupferstecher [[Friedrich Wilhelm Delkeskamp]] bis zu seinem Tod 1872. Er und seine Ehefrau Elise, Schwester des Bockenheimer Malers Johann Christian Heerdt, wurden auf dem Bockenheimer Friedhof in der späteren Solmsstraße beerdigt.<ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=71E9C44834&dm=1&auft=1 Gedenktafel für] [[Friedrich Wilhelm Delkeskamp]] auf dem Bockenheimer Friedhof Solmsstraße</ref> Im Jahre 1904 wurde die Familie Delkeskamp Eigentümer, die dort eine Brennstoff- und Kohlenhandlung betrieb. Deren Verwandtschaft betrieb im Industriegelände unter anderem das Dampfsägewerk Delkeskamp & Schönberg und die Bau- und Möbelfabrik Carl Delkeskamp. Es ist ein spätklassizistisches Haus mit markantem fünfeckigem Grundriss. 1980/1981 wurde es von der Stadt saniert und das Sanierungsbüro Bockenheim zog ein. 1995 zog das Büro aus und eine Ärztin betrieb hier ihre Praxis. Seit 2013 ist die Liegenschaft unvermietet, deren Außenmauern aber weiterhin Ziel diverser Graffiti-Versuche. In unmittelbarer Nachbarschaft steht der einzige große Laubbaum der Leipziger Straße. |
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=== Passivhaus-Komplex SophienHof === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Sophienhof 03.JPG|mini|Passivhaus-Komplex SophienHof]] |
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Im Geviert Ginnheimer Landstraße, Sophienstraße, Konrad-Broßwitz-Straße (damals Werder-Straße) entstand von 1877 bis 1879 ein Militärlazarett für 109 Kranke, später wurde es von der Polizei, bzw. Bereitschaftspolizei, benutzt. Auf der Seite der Konrad-Broßwitz-Straße wurde in der Zeit des Zweiten Weltkriegs ein Luftschutzbunker errichtet, der nach dem Krieg teilweise als Wohnheim benutzt wurde. Von 2005 bis 2006 wurde an dieser Stelle der aktuell größte [[Passivhaus]]-Komplex in Europa, der sogenannte SophienHof errichtet.<ref>[http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/PDB_Sophienhof.pdf Zum Passivhaus-Komplex SophienHof] (PDF; 118 kB).</ref><ref>[http://www.abg-fh.com/bauen/passivhaus/passivhaus-projekte/sophienhof.html Projekt SophienHof in Frankfurt-Bockenheim]</ref> |
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=== „Wohnen bei St. Jakob“ Wohnanlage im Passivhausstandard, Grempstraße 45 === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Grempstraße 22.jpg|mini|Passiv-Mehrfamilienhaus in der Grempstraße 45]] |
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Unter der Bezeichnung „Wohnen bei St. Jakob“ bzw. „Energieprojekt: Grempstr PH“ wurde das erste Passiv-Mehrfamilienhaus für neunzehn Parteien in Frankfurt als Geschosswohnungsbau errichtet. Diese Wohnanlage wurde 2009 von einer Fachjury des Dezernats Umwelt und Gesundheit der Stadt Frankfurt am Main im Rahmen des neuen der Architekturpreises „Green Building Frankfurt“ für Vorreiter nachhaltiges Bauen zur Nominierung vorgeschlagen.<ref>[http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=8686&_ffmpar[_id_inhalt]=50498 ''Bockenheim: Passiv-Mehrfamilienhaus Wohnen bei St. Jakob''] auf: ''frankfurt.de''</ref> |
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=== Schönhof === |
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{{Hauptartikel|Wasserburg Schönhof}} |
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Der Schönhof, eine ehemalige [[Wasserburg]], und später das ehemals größte [[Gutshof|Hofgut]] im Westen Bockenheims, dessen neuere Bauten aus den Jahren 1810 bis 1820 von den Architekten [[Nicolas Alexandre Salins de Montfort]] und [[Friedrich Rumpf (Architekt)|Friedrich Rumpf]] stammten. 1944 im Krieg fast völlig zerstört, wurde es danach nur das Herrenhaus wieder aufgebaut. Die letzte Sanierung des Herrenhauses durch die Stadt erfolgte 1981. Heute wird der Schönhof als Wohngebäude und Restaurant mit großem Biergarten und der westliche Neubau als Musikübungszentrum genutzt. |
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=== Liegenschaft Adalbertstraße 44–48 === |
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Frankfurt-Bockenheim Adalbertstraße 44-11.jpg|Adalbertstraße 44–48 nach dem Umbau: Studentenheim HEAD-QUARTER |
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Das Grundstück wurde während der Industrialisierung Bockenheims vor und nach dem Ersten Weltkrieg bis 1939 gewerblich genutzt. Es lag verkehrsgünstig nahe dem Westbahnhof, zu dem damals noch ein Stichgleis von der Bockenheimer Warte aus führte. Ehemals war es Firmensitz der Frankfurter Strohhutfabrik AG, Adalbertstraße 44, deren Geschäftsführer und Aktionär Paul Gross (1883 Beindersheim – 1942 deportiert und ermordet in [[Ghetto Litzmannstadt|Lodz]])<ref>[http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=1907322&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=4292789 Frankfurter Strohhutfabrik AG und Schicksal ihres Geschäftsführers und Aktionärs Paul Gross und seiner Familie]</ref> war. Er, seine Ehefrau Elsa Gross, geb. Mayer (1895–1942), sowie deren Eltern und Schwester wurden ebenfalls deportiert und in Lodz ermordet. Nach 1939 produzierten auf dem Gelände Adalbertstraße 44–48 die Präzisionswerkstätten Seeger & Co. (Kolben-Seeger),<ref>[http://www.kolben-seeger.com/motorenservice-chronik.html Chronik der Firma Kolben-Seeger, ehemals Frankfurt, Adalbertstraße 44–48]</ref> die 1970–1972 ihre Firmenzentrale nach Eschborn und 2003 nach Steinbach am Taunus verlegten. |
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Im Zweiten Weltkrieg wohl vollständig zerstört, wurde auf dem Grundstück nach 1949 ein Verwaltungsgebäude errichtet, das in den vergangenen Jahrzehnten u. a. das Verwaltungsgericht und Büroräume verschiedener Firmen beherbergte. |
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Nach einem Leerstand wurde der, auch als „blaues Gebäude“ bekannte, Komplex an einen privaten Investor verkauft, der es bis 2012 zu einem privaten Studentenwohnheim mit gehobenen Standard umbauen ließ. |
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=== Liegenschaft Adalbertstraße 10 === |
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Frankfurt-Bockenheim Adalbertstraße 10-16 1906.jpg|Adalbertstraße 10-16 Photo ca. 1906 |
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Ffm Adalbertstraße 21.jpg|Wohn- und Geschäftszentrum Adalbertstraße, Photo 1984 |
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Boston 1970 protest against the Vietnam War.jpg|FREE ANGELA DAVIS 1970 |
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Frankfurt Parkhaus Hauptwache 3.jpg|Skulptur MODULOR 1993 von Eberhard Fiebig |
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Blick um 1906 auf die Bebauung der Adalbertstraße 10-16 Nordsteite. Links sieht man einen Teil des Hotel/Restaurant "Zum Rheingauer Hof", dann die Restauration "Zum schönen Aussicht" und rechts eine Fahrradhandlung. Gebäudeensembel einschließlich der Hinterhofbebauung wurde 1944 durch Fliegerbomben stark zerstört. Im Hinterhof dieser Liegenschaft, etwa auf Höhe der gegenüber befindlichen Kiesstraße, lag die sogenannte Fabrik. Dieses mehrstöckige Gebäude wurde nur notdürftig nach Bombenschäden repariert. Die bekannte US-amerikanische Bürgerrechtlerin und Schriftstellerin [[Angela Davis]] (* 1944) beschrieb in ihrem Buch Mein Herz wollte Freiheit Eine Autobiographie, Hanser Verlag 1975, später ihre erbärmliche Unterkunft. Sie studierte 1965-1967 Soziologie und Philosophie auf Empfehlung Professor [[Herbert Marcuse]] am wiedereröffneten [[Institut für Sozialforschung]] der nahen Goethe-Universität <ref>[http://www.muk.uni-frankfurt.de/48876700/296? Angela Davis Studium in Frankfurt]</ref>. Auch der deutsche Bildhauer [[Eberhard Fiebig]] (* 1930) hatte hier zu dieser Zeit ein Atelier, ebenso wie der jetzt in Köln lebende Autor und Filmemacher David Wittenberg (* 1940). Wittenberg und Edith Schmidt drehten 1974/75 den Film Pierburg:Ihr Kampf ist unser Kampf über den Streick gegen Lohndiskriminierung in der westdeutschen Autozulieferungsfirma Solex-Alfred Pierburg, Neuss, heute Rheinmetall Automotive. Die Liegenschaft wurde 1983 mit Nachbarimmobilien komplett niedergelegt und 1984 auf ca. 17.000 m² ein großes Wohn- und Geschäftszentrum mit der Ladengalerie Bockenheimer Warte und Tiefgarage erbaut, dass von der Bilfinger Real Estate Frankfurt verwaltet wird. Die einst hohen Erwartungen an die Ladengalerie haben sich auch hier, zum großen Teil wegen der hohen Ladenmieten, nicht erfüllt. |
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=== Immobilie Adalbertstraße 9 === |
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Frankfurt-Bockenheim, Adalbertstr.11-5.jpg|Adalbertstraße 9 (1906) |
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Ffm Adalbertstraße 9A-2013.jpg|Adalbertstraße 9 (2013) |
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Im ehemaligen Gewerbegebiet um die Bockenheimer Warte entwickelte sich bereits in der Gründerzeit und verstärkt nach der Eingemeindung der selbständigen Stadt Bockenheim 1895 aus der Straße ''Schöne Aussicht'' die mit mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshäusern bebaute Adalbertstraße. Der Namenspatron dieser Straße wurde [[Adalbert Hengsberger]] (1853–1923), letzter Bockenheimer Bürgermeister bis zur Eingemeindung 1895, danach Erster Stadtrat der Stadt Frankfurt am Main. Das 1846/47 erbaute fassadenschlichte, eingeschossige, dreiachsige Wohn- und Geschäftshaus Adalbertstraße 9 wurde von Dr. med Fr. Leßdorf erbaut und 1882 an Tierarzt Dr. F. Jelkmann verkauft. Ab 1904 betrieb A. Gerlich im Hinterhof eine Kohlenhandlung, die ab 1927 von der Kohlenhandlung Noll & Co. abgelöst wurde.<ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Hermann Ludwig, S. 202, Adalbertstraße 9, Häuserchronik] (PDF; 50,6 MB)</ref><ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.'' Wartberg, 2002, ISBN 3-8313-1279-6, S. 53, Adalbertstraße 9</ref> Der Bombenangriff auf Bockenheim 1944 zerstörte auch diese Liegenschaft, während die mehrgeschossigen Nachbarhäuser rechts und links in ihrer Substanz überdauerten. Einzig das linke untere Fenster dieses Hauses Adalbertstraße 9 hat noch seinen historischen Baubezug mit der Rundung des Oberlichts erhalten. Der vormalige Hinterhofzugang wurde vollständig überbaut, die Geschosszahl verdoppelt. Heute wird die Liegenschaft ausschließlich als Wohnhaus genutzt. Ein Ladengeschäft wurde im Gegensatz zu den Nachbarhäusern nicht eingebaut. |
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=== Ökohaus Arche === |
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ÖkohausFFM.JPG|Ökohaus Frankfurt |
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Nördlich des Westbahnhofs und in unmittelbarer Nähe des Bernusparks steht in der Salvador-Allende-Straße (früher Kasseler Straße) das 1992 fertiggestellte ''Ökohaus Arche''. Das mit dem Bau beauftragte Architekturbüro wollte sowohl [[Ökologie]] und [[Baubiologie]] als auch [[Wirtschaft|Ökonomie]] und Alltagstauglichkeit in dem Vorhaben verwirklicht sehen. Das Objekt wurde von verschieden Banken und durch einen Grundstückstausch des KBW ([[Kommunistischer Bund Westdeutschland]]) finanziert. Das auch außerhalb Frankfurts bekannte Haus ist innen und außen begrünt und bewässert. Auf den Dächern wachsen inzwischen Bäume. Mieter sind etwa 30 verschiedene Gewerbe, darunter Verlage und Redaktionen, Ärzte, eine Einrichtung zur Erwachsenenbildung, ein Restaurant sowie ein Veranstaltungszentrum mit Seminarräumen. |
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=== Taubenhaus am Westbahnhof === |
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In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG wurde 2007 das erste Taubenhaus am Westbahnhof für 200 Tauben errichtet.<ref>[http://www.comedius-server3.de/webs/ssl/webs/comedius_presenter_easy_web_v3/system/webs_vorlagen/stadttaubenprojekt_49652/seite_1.php?f_id=1 Taubenhaus am Westbahnhof-Stadttaubenprojekt Frankfurt e. V.]</ref> Die Bahn stellt kostenfrei den Raum, die Mitarbeiter des Stadttaubenprojektes arbeiten ehrenamtlich. Nach erfolgreichem Debüt wurden bereits drei weitere Frankfurter Taubenhäuser an der Hauptwache, an der Messe und im Gallusviertel eröffnet. Nach dem sog. „Augsburger Modell“ werden die Tiere in diesen betreuten Taubenhäusern angesiedelt, dort artgerecht gefüttert und ihre Eier durch Kunststoffattrappen ersetzt. Durch die Fütterung im Schlag wird gewährleistet, dass die Tiere nicht mehr gezwungen sind, sich ihr Futter in Fußgängerzonen oder bei der Freiluftgastronomie zu suchen. Nicht nur die Verkotung der Umgebung durch Tauben ging merklich zurück, sondern der Eieraustausch reduziert auch die Bestände. Das Stadttaubenprojekt Frankfurt e. V. wurde 2007 mit dem Hessischen Tierschutzpreis ausgezeichnet. |
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=== Rohmerstraße 8, Mehrfamilienwohnhaus === |
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Frankfurt-Bockenheim Greifstraße 13.jpg|Greifstraße / Ecke Rohmerstraße 8 |
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Frankfurt-Bockenheim Rohmerstraße A12.jpg|Rohmerstraße 8 |
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In der um 1912 angelegten Rohmerstraße wurde in den 1920er Jahren ein an Florentiner Palazzi erinnerndes Mehrfamilienhaus errichtet. Das Erdgeschoss dieses 100-jährigen Eckgebäudes in der Rohmerstraße 8/Ecke Greifstraße wurde mit dem damals modischen, in der Antike üblichen, [[Bossenwerk]] versehen, das die [[Renaissance]] wieder neu belebt hatte. Hierbei wurden grob behauene Steinquader mit imitierendem Verputz versehen. Im Historismus bezeichnete man in der Weise hergestelltes Mauerwerk als Rustika.<ref>[http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_1314.html Gebäude mit] [[Bossenwerk]], Frankfurt-Bockenheim, Rohmerstraße 8</ref> Es soll optisch eine scheinbare Wehrhaftigkeit bezeugen. |
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=== Kurfürstenstraße 4, Wohnhaus === |
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Frankfurt-Bockenheim Kurfürstenstraße AltD29.jpg|Kurfürstenstraße 4 bis 22 (1905) |
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Frankfurt-Bockenheim Kurfürstenstraße D19.jpg|Kurfürstenstraße 4+6 (2013) |
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Das mehrstöckige Wohnhaus Kurfürstenstraße 4 mit ausgestaltenen markanten Fassadenteilen, wie Loggien, Fenstergiebel und Fenstergewändern, wurde bereits vor 1900 im Verlauf der Bebauung der rechten Straßenseite errichtet, die zur Großen Seestraße am Kurfürstenplatz führt. Neben dieser Liegenschaft stand seit 1837 ein 1944 zerstörtes fünfachsiges kurhessisches Amtshaus mit Mittel[[risalit]], [[Frontispiz]], Eckbossen, Türportal mit Wappenschild, das dann 1866 nach Annexion Kurhessens durch Preußen Sitz des preußischen Justizfiskus, bzw. später Sitz des Bockenheimer Polizeirevier Nr. X wurde.<ref>Stadt Frankfurt am Main, Volkshochschule Frankfurt am Main (Hrsg.): ''Ein Streifzug kreuz und quer durch Bockenheim zwischen gestern und morgen.'' 1980, S. 44.</ref> Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde hier ebenfalls ein mehrstöckiges Wohnhaus erbaut. Auf der linken Straßenseite der Kurfürstenstraße befand sich bis 1925 der Park der Rohmerschen Liegenschaft. Danach entstanden hier Wohnhäuser des Beamten-Wohnungsvereins<ref>[http://www.bwv-frankfurt.de/ BWV Beamten-Wohnsverein Frankfurt]</ref> und die Greifstraße, benannt nach dem 1884 verstorbenen Bockenheimer Stadtrat Philipp Greif.<ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Stadtrat Philipp Greif + 1884] (PDF)</ref> |
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=== Wohnanlage am Kurfürstenplatz === |
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Frankfurt-Bockenheim Wohnanlage WSV Bockenheim 01.jpg|Wohnanlage am Kurfürstenplatz (1930) |
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Frankfurt-Bockenheim Rohmerstraße A14.jpg|100-jährige Wohnanlage Rohmerstraße (2013) |
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Eine der ältesten Genossenschaften in Frankfurt am Main gründete sich am 18. März 1899 als Selbsthilfeeinrichtung der Frankfurter Beamtenschaft<ref>[http://www.bwv-frankfurt.de/ BWV Beamten-Wohnungs-Verein Bockenheim]</ref> und hat noch heute 1368 Wohnungen im Bestand. 1912, nach Verkauf der Liegenschaft der Familie Rohmer samt großem Park an die Stadt Frankfurt, errichtete diese Genossenschaft 1913 u. a. auf dem Grundstücksbereich Kurfürstenstraße 13–25, Große Seestraße 33–39 und Rohmerstraße 22–30 eine mehrgeschossige Wohnanlage als Blockrandbebauung, die sich auch nach 100 Jahren noch heute in ihrem Bestand befindet und von ihr gepflegt wird. Bis ungefähr 1910 Jahren herrschte bei Stadterweiterungen in Europa ein Konsens: Man baute Blockränder – um einen halb privaten Innenhof geordnete, vier- bis sechsstöckige Häuser, die gegen außen direkt an die Straße grenzen und so klare Räume schaffen.<ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/leben/wohnen/Die-Rueckkehr-der-Mietskaserne/story/31701677 Blockrandbebauung-Die Rückkehr der Mietskaserne]</ref> |
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=== Häusergasse 10 === |
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Frankfurt-Bockenheim Häusergasse Alt1914.jpg|Häusergasse Nr.10 (1914) |
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Frankfurt-Bockenheim Häusergasse 2013a.jpg|Häusergasse Nr.10 (2013) |
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Die Häusergasse hat ihren Namen vom Weg bzw. Gasse nach dem benachbarten Dorf Hausen. Sie liegt nahe dem Kirchplatz, dem historistorischen Zentrum des ehemaligen Dorfes Bockenheim. Die Gasse bildete die Verlängerung der Schloßstraße und wurde historisch in ihrem linken Bereich von der Außenmauer des Parkgeländes des Guthofs Schönhof begrenzt. Die Häusergasse führte über die Häuserwiesen und dem Ochsengraben zum benachbarten Dorf Hausen. Heute verläuft der Ochsenabend jedoch meist unterirdisch, nur zwischen der Häusergasse bis zum St. Elisabethen-Krankenhaus ist der Ochsengraben als offener Graben begehbar. Auf den Häuserwiesen wurde früher die Wäsche getrocknet. Nach der Begradigung der Nidda und mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft veränderte sich die Landschaft, auch die Häuserwiesen jedoch weitgehend. Die Wiesen wurden in Äcker umgewandelt, später in Kleingärten. Der heutige Wooggraben und auch der Ochsengraben werden überwiegend aus der Einleitung von Niederschlagswasser aus den Ortsteilen Ginnheim, Eschersheim und Bockenheim gespeist. Heute haben die Gewässer eine Gesamtlänge von 3,4 km um dann in Bockenheim in die Nidda zu münden.<ref>[http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=3060&_ffmpar[_id_inhalt]=42170 Der Ochsengraben in Bockenheim]</ref> Einschneidend für die Häusergasse war der Bau der [[Main-Weser-Bahn]], bzw. 1914 der Bau der die Gleiskörper überbrückenden [[Paul von Breitenbach|Breitenbachbrücke]]. Ihrem Grundstücksbedarf fiel der Grund und Bogen der linken Seite der Häusergasse zum Opfer. Dies wiederholte sich nochmals 1966 beim Neubau der Breitenbachbrücke und der Schließung, bzw. der Beseitigung des Häuser-Gassen-Bahnübergangs. Seitdem wird die Häusergasse links durch die Betonwände der Auffahrt der neuen Breitenbachbrücke samt Teilstrecke der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Straße und Straßenbahngleisen begrenzt. Die Häusergasse selbst endet heute an den eingezäunten Gleiskörper der Eisenbahnstrecke und wird links von der Straße „An den Bangerten“ und rechts von dem „Knöterichweg“, bzw. anschließend dem Bockenheimer Wiesenweg zu den Sportplätzen weitergeführt. Unterirdisch wird die Häusergasse von der U-Bahn-Strecke vom Kirchplatz ausgehend untertunnelt. Das dreigeschossige Haus Häusergasse 10 mit ausgebautem markantem Dach, siehe Foto von 1914,<ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.'' Wartberg, 2002, ISBN 3-8313-1279-6, die Häusergasse.</ref> ist über 100 Jahre alt und hat, wenn auch beschädigt, die Bombardierung Bockenheims von 1944 überdauert. Das Haus Nr. 10 in der Häusergasse Ecke Fritzlarer Straße hat seine beiden [[Erker]] der Hausfassade ebenso erhalten wie seine Zieranker. Die neueingebauten Fenster und die farbige Hausfassade verjüngen die Optik des Gebäudes, das heute als Apartmenthaus vermietet wird. Rechts führt die Fritzlarer Straße zum Kirchplatz. |
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=== Wohnanlage von 1906 am Kirchplatz === |
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Frankfurt-Bockenheim Kirchplatz A1.jpg|Altes Rathaus am Kirchplatz (1754–1871) |
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Frankfurt-Bockenheim Kirchplatz A4.jpg|Wohnanlage von 1906 am Kirchplatz (2013) |
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Um 1906 wurde im Bereich Rödelheimer Landstraße-Kirchplatz-Fritzlarer Straße eine große Wohnanlage der Straßenbahner-Bau und Sparverein<ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.'' Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1279-6.</ref> errichtet, die seitdem den Platz dominiert. Dafür wurde ein Doppelhaus von 1754 niedergelegt, dessen linke Hälfte als Rathaus von Bockenheim und dessen rechte Hälfte als Schule genutzt worden war. 1869/71 zog dann das Rathaus in den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Neubau am Kurfürstenplatz um und in die rechten Schulräume zog bis zum Abriss des alten Doppelhauses der Pfarrer, nachdem 1888 auf dem benachbarten Hofgut der Familie Passavant in der Ginnheimer Straße 3–5 die neue Franckeschule erbaut worden war. Deren Gebäude gehört seit 1945 dem katholischen St. Elisabethen-Krankenhaus.<ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.'' Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1279-6.</ref> |
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=== Leipziger Straße 71, Bock-Apotheke === |
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Petra462.JPG|Bock-Apotheke |
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Am 26. November 1819 bewarb sich der [[Apotheker]] Friedrich Georg Wörner um die Errichtung einer Apotheke in Bockenheim. Nach drei Jahren, am 13. November 1822, erhielt er die Konzession von Kurfürst [[Wilhelm II. (Hessen-Kassel)|Wilhelm II.]] und eröffnet unter dem Namen „Löwen Apotheke“ die erste Apotheke in Bockenheim in der Frankfurter Straße (heute: Leipziger Straße 71). Fünfmal wechseln die Eigentümer, bevor 1907 Bruno Bock die Apotheke übernahm und sie sogleich in „Bock Apotheke“ umbenannte. Aufsehen erweckte er mit seinem Marketing-Gag Medikamente mit einem kleinen Leiterwagen, gezogen von einer Ziege, auszufahren und manches Mal Kinder auszufahren. Dennoch wurde bereits nach sechs Jahren die „Bock Apotheke“ weiterverkauft. 1938 wurde im der Liegenschaft angeschlossenen sogenannten „Apothekergarten“ der erste [[Luftschutzbunker]] gebaut, den 1944 eine Luftmine traf. 180 Menschen starben im Bunker, der Apotheker blieb im Bunker unverletzt, die Apotheke wurde nur leicht beschädigt. 1988 wurde das Haus umfassend saniert, das Fachwerkhaus entkernt und das alte [[Pagode]]ndach rekonstruiert.<ref>[http://www.bock-apotheke.de/historie/geschichtliches.htm Geschichte der „Bock Apotheke“]</ref> |
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=== Leipziger Straße 54/56, Offener Bücherschrank === |
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Frankfurt-Bockenheim Leipziger Straße, Bücherschrank 01.jpg|Offener Bücherschrank |
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Die Idee dieser kostenlosen Bibliotheken entwickelte sich bereits in den 1990er Jahren. Die ersten Bücherschränke standen Ende der 1990er Jahre in Darmstadt und Hannover. Heute stehen sie in zahlreichen Städten Deutschlands wie Bonn, Saarbrücken, Erfurt oder Karlsruhe.<ref>Siehe auch: Unvollständige [[Liste öffentlicher Bücherschränke in Deutschland]].</ref> Auch in Frankfurt finden sich Bücherschränke beispielsweise im Oeder Weg, in der Berger Straße, im Brentanobad und wie hier in der Leipziger Straße 54/56.<ref>[https://www.welt.de/regionales/frankfurt/article108373860/Offene-Buecherschraenke-fuer-Alle.html Offene Bücherschränke für Alle in Frankfurt]</ref> Hier ist das städtische Amt für Straßenbau und Erschließung, insbesondere dessen Projektgruppe Nahmobilität, dafür zuständig. Leider sind sie auch oft Ziel von Vandalismus und Zerstörungswut.<ref>[http://www.fnp.de/rhein-main/frankfurt/Buecherschrank-umgestossen;art675,424715 Nächtliche Attacke auf unbewachten öffentlichen Bücherschrank]</ref> |
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=== Leipziger Straße 12 === |
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Frankfurt-Bockenheim Leipziger Str. Haus 12.jpg|Leipziger Str. 12 (1905) |
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Ffm Leipziger Straße 29B.jpg|Leipziger Str. 12 (2013) |
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PolytechnischeGesellschaft11.jpg|Briefkopf der [[Polytechnische Gesellschaft|Polytechnischen Gesellschaft]] |
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In der wilhelminischen Gründerzeit wurden viele ältere Häuser und Gewerbebetriebe abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Aus der Frankfurter Straße wurde 1895 nach der Eingemeindung Bockenheims die Leipziger Straße, die sich dann zur Hauptgeschäftsstraße Bockenheims entwickelte. Besonders Lebensmittelgeschäfte siedelten sich an um die Versorgung des rasch wachsenden Stadtteil Bockenheims zu sicher. So betrieb in diesem Haus Leipziger 12 zeitweise ein Ludwig Brenner als Mieter eine Filiale seines Fischhauses nebst z. B. Angebote für Butter, Eier und Käse. Das Hauptgeschäft wird heute noch im Frankfurter Nordend in der Spohrstraße betrieben. Das nur zweiachsige Haus zeichnet sich durch seinen markanten Fassadenschmuck aus. Auffällig sind die zwei [[Zwerchhaus|Zwerchhäuser]], eines mit [[Volute]]nornamenten in Muschelform, ein ausgearbeitetes Gesimsband als [[Konsolenfries]]e ist ein dekoratives Element der Fassadengestaltung, sowie markante Fensterstürze und die zwei Wappen der bis 1895 selbständigen Stadt Bockenheim als Fassadenschmuck. Diese zweifachen steinernen Stadtwappen der Stadt Bockenheim machen es zu einem Unikat dieses Stadtteils.<ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.'' Wartberg, 2002, ISBN 3-8313-1279-6, zur Leipziger Straße 12.</ref> Die Wappen zeigen einen Bienenkorb mit fliegenden Bienen als Sinnbild des Gewerbefleißes dar, das 1819 Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel anlässlich der Erhebung zur Stadt verliehen hatte. Dieses Stadtwappen wurde auch als Logo der [[Polytechnische Gesellschaft|Polytechnischen Gesellschaft]] von 1822, ein heute noch gemeinnütziges Institut geschaffen zum Wohle der Mitbürger, adaptiert.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.aufbau-ffm.de/doku/Archiv/1822.html | wayback=20060215012822 | text=Die Frankfurter Polytechnischen Gesellschaft von 1822}}</ref> Das linke und auch das rechte Nachbarhaus fielen den Bomben von 1944 zum Opfer und wurden in der Nachkriegszeit in zeitentsprechendem Stil neu errichtet. Das Haus Leipziger Straße 12 blieb fast unzerstört, wurde saniert und zählt heute zu den auffälligen architektonischen Perlen des Stadtteils. |
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=== Torbogen Industriehof === |
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Frankfurt-Bockenheim Torbogen Industriehof T1.jpg|Torbogen und Kaserneneingang (1938) |
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Torbogen02.jpg|Torbogen als Einfahrt zum ehemaligen Industriehof (2007) |
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Ehemaliger Torbogen zum Eingang in die vormals größte [[Flugabwehrkanone|Flak]]-Kaserne des Deutschen Reiches (jetzt Eingang [[Industriehof (Frankfurt am Main)|Industriehof]]). Ende 1938 wurde das 30.000 Quadratmeter große Gelände, von einer teilweise heute noch sichtbaren Steinmauer vollständig umgeben, vom Flak-Regiment 29 in Betrieb genommen.<ref>[http://www.afsbw.de/index.php/wir-ueber-uns/geschichte/geschichte-der-kaserne Die Geschichte der Flak-Kaserne im späteren Industriehof]</ref> 1944 und 1945 war das Gelände oftmals Bombenziel der alliierten Luftstreitkräfte. Nach dem Krieg wurde es teilweise von neu gegründeten Industriefirmen genutzt. 1956 eröffnete der Autohof West, später war hier ein neuer Standort für Dienstleister, aber auch des U.S. Army Equipment Maintenance Centers der amerikanischen Streitkräfte, das dort Anfang der 1980er Jahre im Geheimen [[MGM-31 Pershing|Pershing-II-Raketen]] montierte und nach Bekanntwerden öffentlichem Protest und Demonstrationen ausgesetzt war. Auf dem ehemaligen Gelände der US-Armee wurde im Jahr 2000 der neue Sitz der [[Börse Frankfurt|Neuen Börse]] fertiggestellt, die 2010 nach [[Eschborn]] umzog. |
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== Sonstige geschichtsträchtige Bauwerke == |
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=== Ehemaliges Bockenheimer Schlösschen, Schloßstraße === |
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{{Hauptartikel|Bernus (Adelsgeschlecht) }} |
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{{Hauptartikel|Von-Bernus-Park}} |
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{{Hauptartikel|Henriette Amalie von Anhalt-Dessau (1720–1793) }} |
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Frankfurt-Bockenheim Bockenheimer Schloß A1.jpg|Bockenheimer Schlösschen |
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Luthmer VI-008-Bockenheim Haus Bernus Grundriss.jpg|Grundriss |
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Luthmer VI-009-Bockenheim Haus Bernus Gartenansicht.jpg|Gartenansicht |
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Frankfurt-Bockenheim Haus Bernus Gartenansicht Bockenheimer Schlösschen4.jpg|Gartenseite |
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Frankfurt-Bockenheim Haus Bernus Gartenansicht Bockenheimer Schlösschen2.jpg|Gartenseite |
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Frankfurt-Bockenheim Haus Bernus Gartenansicht Bockenheimer Schlösschen3.jpgBockenheim Schlösschen3.jpg|Straßenansicht |
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=== Ehemaliges kaiserliches Postamt in der unteren Kurfürstenstraße 49, frühere Bahnhofstraße === |
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Frankfurt-Bockenheim ehemaliges Kaiserliches Postamt 01.jpg|ehemaliges Kaiserliches Postamt Bockenheim |
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AltePost01.jpg|Wiederaufgebautes ehemaliges Kaiserliches Postamt Bockenheim |
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Das ehemaliges Gebäude der Kaiserlichen Post in Frankfurt Bockenheim, früher in der Bahnhofstraße, jetzt untere Kurfürstenstraße 49, wurde 1887 als Kaiserliches Postamt noch für die selbständige Stadt Bockenheim im 1866 durch das Königreich Preußen okkupierten Kurhessen erbaut und 1888 bezogen. Mit der Eröffnung tauschte das Hauptpostamt auf der Zeil bereits mehrfach täglich mittels der [[Poststraßenbahn Frankfurt am Main]] Briefbeutel mit diesem Postamt aus <ref>[Günter H. Köhler: Post und Tram. Bühl 1998, ISBN 3-934873-99-5 Günter H. Köhler: Post und Tram. Bühl 1998, ISBN 3-934873-99-5]</ref>. Es wurde über das Ende des Ersten Weltkriegs bis 1920 benutzt. Die rasante Entwicklung des Postwesens machte dann einen Umzug in einen Neubau am Rohmerplatz notwendig. Das alte Gebäude wurde fortan als Kathasteramt genutzt. Durch den Bombenangriff 1944 wurde es teilweise zerstört. Nach Kriegsende wurde es mit zeitkonformer vereinfachter Fassade wiederaufgebaut, wobei die alte Eingangstürfassade rekonstruiert wurde. Später wurde es mit geändertem Dachausbau aufgestockt. Heute wird die Liegenschaft als Bürogebäude eines Verlages genutzt. |
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=== Ehemaliges Bockenheimer Postamt, frühere Deutsche Reichspost === |
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Bockenheim, Postamt.JPG|Postamt Frankfurt 13 der Deutschen Reichspost |
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Das sogenannte neue Postamt 13 in der Rohmerstraße wurde nach dem Ersten Weltkrieg von der Deutschen Reichspost erbaut und 1920<ref>{{LAGIS|ref=nein|DB=HD|ID=183-003|titel=„Das Postamt Frankfurt am Main-West 13 (Bockenheim), 1920-1941“ (ab 1920, Postamt 13)}}</ref> eröffnet. Hier, bei der Deutschen Reichspost in Bockenheim, war er von 1912 bis 1932 – nur unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg – [[Jakob Sprenger (Politiker)|Jakob Sprenger]] (1884–1945) in der Hauptkasse als Oberpostinspektor tätig. Das Postamtgebäude erhielt 1943 einen Bombentreffer im Zentralbau, wurde aber nach dem Krieg wieder aufgebaut. Im Jahre 2000 wurde die Liegenschaft von der Post an einen Immobilienfonds verkauft, der das Gebäude totalsanierte. Die Deutsche Post AG und die Postbank AG sind heute Mieter.<ref>[http://www.immobilien-zeitung.de/ausgaben-archiv/2013/03 Weiterverkauf des Gebäudeensembles Rohmerplatz 33]</ref> |
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=== Ehemalige Militär-Bauten === |
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[[Datei:Lehrschmiede120.JPG|mini|hochkant=0.6|Ehemalige Militär-Lehrschmiede]] |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Lehrschmiede11.jpg|mini|historische Militär-Lehrschmiede von 1891]] |
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Drei Jahre nach der Annexion Kurhessens durch Preußen, wurde 1869–1873 in der damaligen Rödelheimer Chaussee, der jetzigen Rödelheimer Landstraße, die im Zweiten Weltkrieg (1943) zerstörte und danach nur teilweise wieder aufgebaute Kaserne einschließlich eigenem Gleisanschluss errichtet. Neben dem eigentlichen Kasernengebäude entstanden 1876–1879 die Proviantgebäude. Am 13. Oktober 1873 bezogen drei [[Schwadron]]en vom Rheinischen Dragoner-Regiment Nr. 5 die Kaserne. Im Herbst folgten drei Schwadronen vom Husaren-Regiment (1. Kurhessisches) Nr. 13 ein. Diesem Regiment wurde später feierlich der Namenszusatz [[Husaren-Regiment „König Humbert von Italien“ (1. Kurhessisches) Nr. 13|„König Humbert von Italien“]] verliehen. Regimentskommandeur war zuletzt Georg von dem Bussche-Haddenhausen (11. Mai 1869 bis 23. März 1923), der Großvater von [[Claus von Amsberg]], verstorbener Prinz der Niederlande. Aufstellungsort, bzw. Garnison bei Beginn des Ersten Weltkriegs war für dieses Regiment Diedenhofen (heute: [[Thionville]]) im damaligen [[Reichsland Elsaß-Lothringen]]. Auch diente in diesem Regiment unter anderem [[Adolph von Holzhausen]] im Rang eines Rittmeisters, der als letzter Spross einer alten Frankfurter Familie der Stadt Frankfurt sein gesamtes Vermögen vermachte. Bis auf das Holzhausenschlösschen sind die umfangreichen Vermögenswerte untergegangen. Der verbliebene Rest der Kaserne gehört der Spedition H.C. Fermont, die Teile der Liegenschaft untervermietet hat. Das umliegende Gelände gehört zum Immobilienbesitz der Firma Siemens, die hier Gebäude für eine Niederlassung errichtete. Zeitweise wurde von ihr auch eine zusätzlich umfangreiche Bebauung der vorhandenen Brache namens SIEMENSSTADT erwogen, diese Pläne wurden aber hinfällig. Heute stehen der Verkauf dieses hiesigen Siemens-Areals vor dem Abschluss. Ein neues Wohnquartier für 2.000 Bewohner im Sinne der städtischen Verdichtung ist gewünscht und geplant. Der neue Bebauungsplan 834 wurde erstellt und soll baldigst verabschiedet werden.<ref>[http://www.fr-online.de/stadtentwicklung/wohnungsbau-quartier-fuer-2000-menschen,26042926,25915430.html Bebauungsplan 834 für südliche Rödelheimer Landstraße liegt zur Verabschiedung vor. Ein neues Wohnquartier soll entstehen.]</ref><ref>[http://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/show.php?ID=7378&psid=28b66001c8ffd3e8080deea3e094a33e Stadtplanungsamt Frankfurt am Main Bebauungsplan 834 vom 2. März 2009]</ref> An den früheren militärischen Verwendungszweck dieses Geländes erinnert heute nur noch die dortige Bushaltestelle ''Kasernenstraße''. |
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[[Datei:Kaserne1.jpg|mini|Kaserne der 13er Husaren in der Rödelheimer Chaussee (um 1900)]] |
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Zwanzig Jahre später wurden in der Kaiserzeit zwei weitere Militärbauten in Bockenheim errichtet. 1891 wurde im Bereich Kies-/Gräfstraße In Bockenheim eine von acht kaiserlichen Militär-Lehrschmieden des Reiches, ähnlich wie die in Berlin, Breslau, Königsberg, Gottesaue, Hannover, Dresden und München eröffnet.<ref>[http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=119458 In Bockenheim bei Frankfurt wurde 1891 die achte Kaiserliche Militär-Lehrschmiede des Reiches eröffnet.]</ref> Von der umfangreichen Bebauung einschließlich drei großer markanten Schornsteinen, zeugt nach Ende des Zweiten Weltkriegs nur noch ein solitärer 1881 gebauter klassizistischer mehrstöckiger Klinkerbau mit Kranzgesims im Zierverbund ohne erkennbare damalige Funktionshinweise in der Kiesstraße 4, der heute als Wohnhaus genutzt wird. Spurenlos verschwunden ist auch die Bebauung des ehemaligen Militär-Lazarettes längs der Sophien-/Ginnheimer Straße. Hier befindet sich heute der Passivhaus-Komplex Sophienhof, eine neuzeitliche Wohnanlage. |
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=== Ehemaliges Dampfschmirgelwerk J. Schönberg & Co., Adalbertstraße 61 === |
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Adalbertstraße 61, 60486 Frankfurt am Main - panoramio.jpg|Frankfurt Bockenheim Adalbertstraße 61 |
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Fünfzehn Jahre nach Gründung des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreiches]] wurde 1886 das Dampfschmirgelwerk als Raffinerie, Schmelzerei und Metallhandlung J. Schönberg & Co. in der Adalbertstraße 61 gegründet <ref>[https://books.google.de/books?id=HNZOAAAAYAAJ&q="J.+Schönberg"+"Schmirgel"&dq="J.+Schönberg" Fabrikarchitektur in Frankfurt Am Main, 1774-1924: Die Geschichte Der Industrialisierung Im 19. Jahrhundert, Volker Rödel, Societäts-Verlag, 1986]</ref>. Schönberg betrieb hier in der Nähe bereits das Dampfsägewerk Delkeskamp & Schönberg. Bald verbesserte sich auch für dies Unternehmen die Infrastruktur entscheidend. 1888 wurde der Frankfurter Hauptbahnhof als damals größter Eisenbahnhof Europas eröffnet und der naheliegende Bahnhof Bockenheim angebunden. 1891 beantragte J. Schönberg aus Bockenheim bei Frankfurt für seine Schärfmaschine ein Reichspatent. (* D. R. P. Nr. 57363 vom 3. Januar 1891. Fig. 24) <ref>[http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj281/ar281082 Reichspatent für die Schärfmaschine des J. Schönberg aus Bockenheim bei Frankfurt]</ref>. 1892, sechs Jahre nach Gründung, zählte das Unternehmen, nach der Umstellung auf Schmirgelprodukte, bereits sechzig Arbeiter und zehn Angestellte einschließlich vier technischer Leiter. Damit gehörte es damals zu den größten Arbeitgebern Bockenheims. |
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1944 wurde die Liegenschaft, wie auch viele Nachbargrundstücke, bei einem Bombenangriff großflächig zerstört. Wiederaufgebaut wurde sie, den neuen Bedürfnissen entsprechend, als Mehrfamilienhaus mit schmuckloser Fassade. Zurzeit betreibt in einem einfachen Gebäudeteil der umfangreichen Hinterhofbebauung aus der Nachkriegszeit dieser Liegenschaft der talmilische Kulturverein ''Sri Nagapoosani Ambal'' <ref>[http://www.ammankovil.de/ Talmilische Kulturverein Sri Nagapoosani Ambal, Adalbertstr.61]</ref>, einer von derzeit vier hinduistischen Gemeinden in Frankfurt, seinen Treffpunkt bzw. seinen Tempel. Der Name entstammt dem [[Sanskrit]] und lässt sich in zwei deutsche Begriffe aufteile: ''Nagam'' bedeutet ''Schlange'' und ''Pooshan'' bedeutet ''Juwel''. |
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Im Erdgeschoss des Vorderhauses betreibt ein deutschlandweiter Anbieter von Glückspielen unter dem Namen ''Big Cash Casino GmbH'' eine seiner zahlreichen Frankfurter Filialen. |
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Spuren der historischen Bebauung des ehemaligen Dampfschmirgelwerkes J. Schönberg & Co. sind nicht mehr vorhanden. |
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=== Ehemalige Frankfurter Fischkonservenfabrik Willi Klös KG, Nauheimer Straße 10 === |
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Frankfurt-Bockenheim, Nauheimer Straße 10, 02353.jpg|Nauheimer Straße 10, Hausfassade |
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Frankfurt-Bockenheim Nauheimer Straße Hinterhof 02350.jpg|Nauheimer Straße 10, Hinterhof |
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Frankfurt-Bockenheim Nauheimer Straße 02351.jpg|Nauheimer Straße, Basaltuntergrund |
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Unter der Nauheimer Straße in Frankfurt-Bockenheim liegt einer der letzten Basalt-Ausläufer des vulkanreichen Vogelsberg.<ref>[http://www.hdschat.de/m.pdf Erdgeschichte und Bockenheim, S. 4 ff.] (PDF)</ref> Deutlich sichtbar ist das Straßengefälle der kurzen Nauheimer Straße von der Kreuzung Adalbertstraße Schloßstraße zur Hamburger Allee / Voltastraße. In der Nauheimer Straße 10 betrieb Leopold Eisemann vor dem Ersten Weltkrieg seine Frankfurter Fischkonservenfabrik. Das historische Produktionsgebäude hat sich als Teil der umfangreichen Hinterhofbebauung bis heute erhalten. Der heutige Hauseingang Nauheimer Straße 10 mit seiner steinplattenmäßigen Erdgeschossverkleidung der heute als Gastwirtschaft benutzen Gewerbefläche lässt das historische Geschehen nicht mehr erkennen. Fand hier doch eine der seltenen Fälle sogenannter freundlicher Geschäftsübernahme anlässlich der meist brutalen Gewaltaktionen während der [[Arisierung]] jüdischer Unternehmenstatt statt, die Benno Nietzel in seiner [[Doissertation]] ''Handeln und Überleben: Jüdische Unternehmer aus Frankfurt am Main 1924–1964'' (= ''[[Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft]].'' Band 204, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-37024-7) erforschte und veröffentlichte. Er erforschte die Übernahme der Frankfurter Fischkonservenfabrik in Frankfurt Bockenheim, Nauheimer Straße 10. Der jüdische Inhaber Leopold Eisemann verkauft gegen einen geringen Kaufpreis seinen Geschäftsbetrieb im Mai 1938 an seinen langjährigen nicht-jüdischen Prokuristen Willi Klös, der als Lehrling in seinem Betrieb angefangen hatte. Forthan wurde das Unternehmen als Frankfurter Fischkonservenfabrik-Willi Klös KG-weitergeführt.<ref>[https://books.google.de/books?id=ffDb0gWj8SoC&pg=PA252&lpg=PA252&dq=%22fischkonservenfabrik%22+%22willi+klös%22&source=bl&ots=4dkE-qUh-i&sig=wWueLiE19M5hzuBnOV4c5ndgewU&hl=de&sa=X&ei=-2LhVMSiK4TzavOLgcAE&ved=0CBQQ6AEwAA#v=onepage&q=%22fischkonservenfabrik%22%20%22willi%20klös%22&f=false Geschäftsübernahme Leopold Eisemann auf Willy Klös]</ref> Den Grundbesitz des Unternehmens überschrieb Eisemann einer Immobilien-Verwaltungs-GmbH, die seiner inzwischen von ihm geschiedenen Ehefrau gehörte. Diese später vielfache eingeübte Betriebsaufspaltung überstand die NS-Zeit.<ref>[http://www.ffmhist.de/ffm33-45/portal01/portal01.php?ziel=t_isg_zwangsarbeiter_lager_tabelle_01 Zwangsarbeiter der Frankfurter Fischkonservenfabrik Willi Klös KG, Nauheimer Straße 10]</ref> Leopold Eisemann flüchtete über die Schweiz nach Marokko und trat dort in die französische Fremdenlegion ein. Nach dem Krieg kehrte Leopold Eisemann wieder nach Deutschland zurück und trat wieder in das Unternehmen ein. Der Produktionsort von Fischkonserven war aber bald hier nicht mehr erfolgreich. Der Betrieb wurde eingestellt und die Liegenschaft vermietet. |
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=== Ehemaliger Schuhmaschinenhersteller Merko Karl Merkelbach, Robert-Mayer-Straße 52 === |
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Frankfurt-Bockenheim Robert-Mayer Straße 52 02354.jpg|Robert-Mayer Straße 52 |
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In dieser Liegenschaft betrieb Karl Merkelbach vor dem Ersten bis nach dem Zweiten Weltkrieg seine Schuhmaschinenherstellerfirma Merko Karl Merkelbach. Spezialisiert hatte sich das seit 1843 <ref>[http://www.saarland-lese.de/index.php?article_id=754 1843-Gründungsjahr des Schuhmaschinen-Unternehmens Merkelbach]</ref> bestehendes Maschinenbau-Unternehmen auf Schuster-Nagelmaschinen, die auch mit Patenten gesichert wurden. Antiquarisch werden immer noch spezielle Schuster-Nagelmaschinen angeboten, die Nägel durch mechanischen Druck im Schuhe einbrachten <ref>[http://www.museum-digital.de/sachsen/index.php?t=objekt&oges=482 Nagelmaschine vor 1940 der Merko Karl Merkelbach Frankfurt]</ref> <ref>[ http://www.dhd24.com/archiv/2013/38/5284/1/Antiquitaeten-Kunst--Sammlungen/91/Technik-Sonstiges/79008668/alte-Schuster-Nagelmaschine.html Angebot einer historischen Merko Karl Merkelbach Schuster-Nagelmaschine von 1910]</ref>. Karl Merkelbach stammte aus einer [[Westerwälder Steinzeug]]-Keramik-Manufaktur-Dynastie, die zurückgeht auf das Jahr 1661 in [[Merkelbach]] im Westerwaldkreis <ref>[ www.schilz-keramik.de Historie der Keramik-Manufaktur Dynastie]</ref>. |
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Karl Merkelbach war verheiratet mit der deutsch-lothringischen Regionalschriftstellerin und Volkskundlerin [[Angelika Merkelbach-Pinck]] (1885-1972). Er finanzierte als Mäzen u.a. Verwandte und Bekannte seiner Ehefrau, wie die Illustrationen ihres Bruders des Pfarrers [[Louis Pinck]] (1873-1940) in dessen Liedersammlungen ''Verklingende Weisen'' mit Zeichnungen des lothringischen Künstlers [[Henri Bacher]] (1890–1934). Das Ehepaar hatte mit Norbert und Lothar zwei Kinder, wobei Norbert als Soldat im Zweiten Weltkrieg fiel. Sohn Lothar war als Dr. phil. 27 Jahre lang bis 1988 Leiter der Tübinger Dienststelle des [[Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg|Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg]]. |
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Das 1903 erbaute Haus in der Robert-Mayer-Straße 52 wurde durch Bomben stark beschädigt und nach Kriegsende mit vereinfachter Fassade wieder aufgebaut. 2012 erfolgte eine aufwendige Sanierung mit energieverträglicher Dämmung. Die Fenster wurden wegen der nach Kriegsende erfolgten Aufstockung nach oben gehend kleiner. Auch deshalb wurden oberhalb der Fenster Stuck-Sprossen angebracht, um sie optisch zu vergrößern. Um den Sandstein im Hochparterre zu erhalten, wurden dort eine Innendämmung vorgenommen <ref>[ http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Neuer-Look-fuers-alte-Haus;art675,374872,G::pic692,219456 Sanierung der Robert-Mayer-Straße 52]</ref>. |
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=== Ehemalige Bauersche Gießerei, Hamburger Allee 45 === |
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{{Hauptartikel|Bauersche Gießerei}} |
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{{Hauptartikel|Georg Hartmann (Fabrikant)}} |
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{{Hauptartikel|Hamburger Allee (Frankfurt am Main)}} |
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Frankfurt, Hamburger Allee 45.JPG|Hamburger Allee 45 |
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In der heutigen Hamburger Allee 45, der früheren Moltke-Allee, wurde 1904 von [[Georg Hartmann (Fabrikant)|Georg Hartmann]] ein neues Fabrikgebäude errichtet. Es gilt als exemplarisch für die Bockenheimer Industriearchitektur der Architekten [[Josef Rindsfüßer]] & Martin Kühn in Formen des Industriejugendstils. Die damals modernsten Maschinen wurden hier aufgestellt. Zusammen mit den künstlerischen Anstrengungen wurde hier ein international bekanntes Unternehmen geschaffen. 1914 hatte man 400 Arbeiter und 100 Maschinen. Die Bauersche Gießerei wuchs auch durch zahlreiche Übernahmen, etwa im Jahre 1916 die der Frankfurter Schriftgießerei Flinsch, die selbst ein weltweit agierendes Unternehmen war. 1927 wurde ein Büro in New York eröffnet. Durch Bombenangriffe wurde die Liegenschaft stark zerstört, nach Kriegsende aber bald wieder aufgebaut. 1972 wurden die Aktivitäten am Stammsitz Frankfurt, Hamburger Allee 45, eingestellt und auf die ehemalige Tochtergesellschaft ''Fundición Tipográfica Neufville'' in Barcelona übertragen. Fortan wurden die Räumlichkeiten vermietet. Heute gilt es als ein Medienzentrum Frankfurts. Werbe- und andere Mediengesellschaften, so das private Galli-Theater, das Kino-Restaurant ''Orfeo's Erben'' und das Institut für sozial-ökologische Forschung sowie die ''european school of design'', gehören zu den zahlreichen Mietern. |
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=== Ehemalige Pokorny & Wittekind AG, nachmalige FMA Frankfurter Maschinenbau-AG, nachmalige DEMAG === |
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{{Hauptartikel|Demag}} |
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{{Hauptartikel|CompAir}} |
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[[Datei:FMA Donar.jpg|mini|Lkw DONAR der FMA]] |
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Die Maschinenfabrik zwischen dem Westbahnhof und dem Gaswerk West wurde 1872 als offene Handelsgesellschaft (OHG) unter der Firma ''Gendebien & Naumann'' gegründet. Nach der Übernahme durch Ludwig Pokorny und Carl Wittekind firmierte das Unternehmen seit 1. Januar 1900 als ''Pokorny & Wittekind AG''; es stellte Dampfmaschinen und Dampfturbinen her.<ref>[http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen0/firmadet1151.shtml ''Frankfurter Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Pokorny & Wittekind'']</ref> 1913 änderte sich die Firma in ''Frankfurter Maschinenbau AG (FMA) vormals Pokorny & Wittekind''<ref>[https://www.gtue-oldtimerservice.de/nutzfahrzeug/marke/DONAR,+FMA/4441/ Frankfurter Maschinenbau AG (FMA) vormals Pokorny & Wittekind, spätere] [[Demag|DEMAG AG]]</ref> und begann 1918 mit der Produktion seiner ersten Lastwagen, die zunächst als Modell ''Frankfurter'' von der FMA angeboten wurden. 1919 bis 1927 wurde das baugleiche Modell als ''Donar'' mit 4.5 Tonnen Nutzlast als Kipper, Tank- und Langholz- und Schienenlastwagen sowie als 28-sitziger Omnibus angeboten. Dem Donar folgte 1929 ein 2.1-Tonnen-Modell vom Typ ''Express'', der ebenfalls als 20-sitziger Omnibus erhältlich war. Nach 1929 stellte die FMA ihren Fahrzeugbau ein und widmete sich der Presslufttechnik. Schwerpunkt wurde die Herstellung von [[Verdichter|Kompressoren]] und [[Druckluft|Pressluftwerkzeugen]]. Das Unternehmen stieg zum Weltmarktführer auf. 1955 erwarb die bereits beteiligte [[Demag]] die Aktienmehrheit. 1973 übernahm der [[Mannesmann]]-Konzern die Demag. Er verlagerte 1982 die Produktion mit 630 Arbeitsplätzen von Frankfurt-Bockenheim nach [[Simmern/Hunsrück]]. |
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Das ehemalige Betriebsgelände, das in Bockenheim noch immer als ''Pokorny & Wittekind'' oder ''Demag-Gelände'' bekannt ist, wurde revitalisiert und gehört heute einer Immobiliengesellschaft, die an unterschiedliche Dienstleister Gewerberäume vermietet. |
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=== Ehemalige G. Schiele & Co. GmbH Bockenheim, Solmsstraße 26, nachmalig Eschborn === |
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Frankfurt-Bockenheim Solmsstraße 29.jpg|Solmsstraße, Ventilatorenfabrik G.Schiele & Co., 1875–1908 |
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Frankfurt-Bockenheim Solmsstraße 28.jpg|Solmsstraße, Ventilatorenfabrik G.Schiele & Co., 1875–1908 (1905) |
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1875 wurde im rasant wachsenden Industriegebiet in der Solmsstraße 26 der damals noch selbständigen Stadt Bockenheim vor den Toren Frankfurts die Produktionsstätte der Firma G. Schiele & Co. bezogen.<ref>''G. Schiele & Co. GmbH, Frankfurt a.M.-Bockenheim.'' In: ''[[Historisch-biographische Blätter]]''. Industrie, Handels und Gewerbe, Der Regierungsbezirk Wiesbaden. VII. Lieferung, Berlin, o.J. (um 1914), ohne Seitenzählung. G. Schiele & Co. GmbH, Frankfurt-Bockenheim 1875–1908/25.</ref> Das Unternehmen war die erste Ventilatorenfabrik Deutschlands, die Ventilatoren, Exhaustoren und Zentrifugalpumpen zur Luftversorgung herstellte. Gegründet wurde sie bereits ca. zwanzig Jahre zuvor 1851 von dem Ingenieur Christin Schiele, Sohn des Unternehmers Johann Georg Schiele, der erfolglos kurzzeitig die erste Frankfurter Gasanstalt gebaut hatte. Der Gründer Christian übergab nach 15 Jahren den Betrieb seinem Vetter Remigius Schiele, der sich seinerseits nach 9 Jahren aus dem aktiven Geschäft zurückzog und seinen früheren Mitarbeitern Michel und Emmerich die Firma übergab. Die Familie Michel samt Schwiegersohn Alfred Luce führte das Unternehmen zu neuem Wachstum. Basis der Produktion blieb die Herstellung von Gebläsemaschinen; allerdings wurde das Produktionsprogramm durch technische Verbesserungen bestehender Apparate und durch Neukonstruktionen wie z. B. Ventilatoren zur Gasförderung und -reinigung, Hochdruck-Zentrifugalpumpen sowie Transport-, Entlüftungs- und Rauchabsauganlagen, z. B. für den Einsatz im Bergwerken, erheblich erweitert. |
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Eingeengt zwischen dem Bockenheimer Gaswerk und der Firma Pokorny & Wittekind, war selbst das weitläufige Fabrikgelände in der Solmsstraße in Bockenheim für die wachsende Produktion nicht mehr ausreichend. Da es in Bockenheim keine Erweiterungsflächen gab, erwarb die Gesellschaft 1908 im benachbarten Eschborn, unmittelbar an der Bahnlinie Frankfurt–Kronberg, ein rund 50.000 m² großes Grundstück, um dort eine neue Gießerei zu errichten. 1910 beschäftigte die G. Schiele GmbH an beiden Standorten 25 Angestellte, 6 Werkmeister und durchschnittlich 250 Arbeiter. Von diesem Zeitpunkt an wurden immer mehr Produktionsteile nach Eschborn verlagert, bis 1925 der Standort Frankfurt-Bockenheim nach 50 Jahren aufgegeben und die dort Fabrikhallen verpachtet wurden. |
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Am 1935 wurde die G. Schiele GmbH in eine offene Handelsgesellschaft unter der Firma G. Schiele & Co. umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg<ref>Gerhard Raiss: ''Die Demontage der Eschborner Firma Schiele & Co. nach dem Zweiten Weltkrieg.'' In: ''Zwischen Main und Taunus. Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises.'' 6 (1998), S. 52–57. Firma Schiele & Co. nach dem Zweiten Weltkrieg</ref> übernahm für 8 Jahre der Sohn Dr.-Ing. Alfred Luce die alleinige Geschäftsführung. Nach dessen unerwartetem Tod 1954 übernahm ein Familienfremder, der bisherige kaufmännische Leiter und Vertraute Luces, Walter Geisel, als persönlich haftender Gesellschafter in das Unternehmen ein und wurde zum Geschäftsführer bestellt. |
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Nach 17 Jahren wurde Schiele & Co. 1981 von der Ernst Hürner GmbH & Co, ein Kunststoff verarbeitendes Unternehmen mit Sitz in Frankfurt-Rödelheim, die ihrerseits zur Cremer-Gruppe gehörte, erworben. Nach weiteren 17 Jahren erfolgte 1998 die Verschmelzung der Schiele GmbH auf die Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig GmbH in Leipzig. Mit dem gleichzeitigen Umzug nach Frankfurt-Rödelheim in das Gebäude der nunmehrigen Muttergesellschaft, der [[Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer|Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG]] wandelte sich Schiele in ein reines Vertriebsunternehmen. Am 22. April 2002 übernahm die neu gegründete Schiele PGW Turbomaschinen GmbH mit Sitz in Leipzig das Werk als unselbständige Zweigniederlassung. |
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Anfang 2003 wurden die deutschen Standorte der Turbo-Lufttechnik GmbH von der Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG, Frechen, einschließlich ihrer Beteiligung an der Schiele PGW Turbomaschinen GmbH, Leipzig, an den Frankenthaler Maschinenbaukonzern [[Kühnle, Kopp & Kausch]],<ref>[http://www.industrieanzeiger.de/home/-/article/12503/28981283/Schiele-Beteiligungan-KKK-verkauft/art_co_INSTANCE_0000/maximized/ Verkauf der Firma Schiele an KK&K Frankenthal]</ref> Tochtergesellschaft von Daimler-Benz AG, verkauft. Sie firmieren danach als eigenständige Gesellschaft unter dem Namen TLT-Turbo GmbH. |
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Zu [[Kühnle, Kopp & Kausch]] gehörten neben der TLT-Turbo auch das nach Frankenthal verlagerte Unternehmen Schiele, die HV-Turbo (Dänemark) sowie die PGW-Turbo (Leipzig). TLT-Turbo beschäftigte an den Standorten in Zweibrücken, Bad Hersfeld, Oberhausen und Frankenthal insgesamt rund 400 Mitarbeiter. |
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Drei Jahre später wurde im November 2006 die Tochtergesellschaft von Daimler-Benz, die Kühnle, Kopp und Kausch AG (KK&K) selbst mit der TLT-Turbo GmbH durch die Siemens AG<ref>[http://www.tltturbo.com/geschichte.html Schiele, KK&K, TLT-Turbo, Siemens AG]</ref> übernommen und in das Geschäftsgebiet Siemens Power Generation Oil & Gas and Industrial Applications (PG I) eingegliedert. TLT-Turbo beschäftigt jetzt an den Standorten in Zweibrücken, Frankenthal, Bad Hersfeld und Oberhausen insgesamt rund 488 Mitarbeiter. |
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Im Oktober 2012 wird der Geschäftsbereich Gebäudeventilatoren mit Sitz in Bad Hersfeld von der Trox GmbH in Neunkirchen-Vluyn übernommen. Dieser Bereich firmiert künftig als 100%ige Tochter der Trox GmbH unter dem Namen Trox-TLT GmbH. |
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Die TLT-Turbo GmbH, nunmehr mit Sitz in Zweibrücken, ist weiterhin in der Siemens AG im Energie-Sektor integriert, jetzt Siemens Turbomachinery Equipment GmbH (STE), beheimatet in der Oil & Gas Division und beschäftigt rund 345 Mitarbeiter. |
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=== Ehemalige Niederlassung der Mannesmann-Mulag AG === |
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[[Datei:Bockenheim582.JPG|mini|Denkmalgeschützter Verwaltungsbau der [[Mannesmann-MULAG]] AG (2007)]] |
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Ein bemerkenswertes Bauwerk auf parabolisch überhöhten und nicht halbkreis-förmigen Grundriss von 1922 bis 1924 in der Hersfelder Straße 21–23 in Frankfurt-Bockenheim. Auch wegen des seltenen Grundrisses mit seiner Garagenanordnung, steht die Anlage heute unter Denkmalschutz. Die Garagen und das Verwaltungsgebäude wurden nach einem Entwurf der Frankfurter Architekten der Moderne [[Ernst Balser]] (1893–1964) und [[Franz Heberer]] (1883–1955) mit einer Backsteinmauerwerks-Fassade für die Frankfurter Niederlassung der nur von 1913 bis 1928 existierende [[Mannesmann-MULAG]] AG, Aachen gebaut. Die Mannesmann Familie verkaufte es bereits 1928 an [[Büssing AG|Büssing]], die 1971 vom [[MAN]]-Konzern aufgenommen wurden. |
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Die Immobilie ist z. Z. vermietet. |
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=== Ehemalige Elektrizitäts-AG vorm. Lahmeyer & Co. === |
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[[Datei:Frankfurt, Bockenheim, E-Werk, Ohmstraße.JPG|mini|historisches Bockenheimer E-Werk, Ansicht Ohmstraße]] |
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[[Wilhelm Lahmeyer]] (1859–1907),<ref>{{NDB|13|415|416|Lahmeyer, Wilhelm|Helmut Mielert|11664723X}}</ref> gründete 1890 in Frankfurt am Main die Wilhelm Lahmeyer & Co. KG, die später große Elektromaschinen und Kraftwerke baute. 1891 präsentierte er auf der [[Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891|Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung]] in Frankfurt am Main ein Gleichstromsystem mit einer Übertragung über 10 km von Offenbach zur Ausstellungshalle. Die Firma Lahmeyer machte dann schon vor mehr als 100 Jahren das, was heutzutage als ganz modern verkauft wird: Im Jahr 1893 baute die damalige [[Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co.|Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft Lahmeyer]] das Bockenheimer Elektrizitätswerk um mit ihren Generatoren<ref>[http://archiv.fitg.de/fitg_deutsch/aktiv/objekte_36/objekt_18.html Lahmeyer Generator Frankfurt-Bockenheim]</ref> preisgünstig den rasant anwachsenden Energiebedarf der rasch wachsenden Industrie von Bockenheim, speziell an der Solmsstraße zu decken und sie betrieb es auch. Die ansässige Industrie baute ihre eigenen energieerzeugenden Blockwerke ab und wurde Kunde von Lahmeyer. Erst sieben Jahre später kaufte die Stadt Frankfurt die Anlage und war von da an selbst dafür verantwortlich, dass sie ausreichend Strom auch für die Bevölkerung produzierte. Das E-Werk mit seinem gelben Klinkerbau mit roten [[Lisene]]n und abgesetzten Blendbögen befindet sich hinter einer symmetrischen Giebelfassade an der Kuhwaldstraße, während sich das ehemalige Verwaltungsgebäude und die Kondensationsanlage mit ihrer turmartigen Ausführung an der Ohmstraße befinden. Der Kamin wurde auf einen kunstvoll gemauerten Sockel errichtet. Das Gebäudeensemble selbst steht heute unter Denkmalschutz, ist aber schon länger funktionslos leer. Eigner ist seit 1989 ein Immobilienunternehmer, der Architekten mit bisher nicht genehmigten Umbauentwürfen beauftragt hat.<ref>[http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Areal_in_Frankfurt_Main_wird_neu_bebaut_14529.html baunetz.de vom 3. September 2003: ''Rücke vor bis zum E-Werk. Areal in Frankfurt/Main wird neu bebaut.'']</ref> Zurzeit (Stand 2009) kann das Gebäude für Veranstaltungen gemietet werden. |
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Unter dem Projektnamen DAS EDISON lässt seit 2014 eine Tochtergesellschaft der Landesbank Baden-Württemberg im Straßeneck Ohm-, Pfingsbrunnen- und Voltastraße eine Wohnanlage mit 54 Eigentumswohnungen mit 2017 als geplantem Fertigstellungstermin. Das vormalige Bauhindernis, ein ehemaliges Gleichrichterwerk der Mainova, wurde vorab fachgerecht demontiert. Für den Restbereich des denkmalgeschützten ehemaligen Bockenheimer Elektrizitätswerk hat der Grundstückseigner noch nicht genehmigtes Bauinteresse. Bisdato steht das Gebäude weiterhin leer.<ref>[http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?s=4081c7c521ffd7fd2834edb6687f2880&t=1463&page=2 Zur Bebauung des ehemaligen Bockenheimer Elektrizitätswerk]</ref><ref>[http://www.das-edison.de/projekt.html Bauprojekt DAS EDISON Frankfurt, Voltastraße]</ref> |
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=== Ehemalige J. D. Philipps & Söhne AG Frankfurter Musikwerke-Fabrik, Ohmstraße 48 === |
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{{Hauptartikel|J. D. Philipps|J.D.Philipps}} |
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=== Ehemalige GESWA Versandhaus GmbH, Ohmstraße 48 === |
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{{Hauptartikel|Diamant Schuhfabrik Otto Müller}} |
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[[Datei:Geswa Versandhandel GmbH, Frankfurt-Bockenheim, Ohmstraße 48, 1.jpg|mini|Geswa Versandhandel GmbH, Frankfurt-Bockenheim, Ohmstraße 48]] |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim, Philipps & Söhne AG, Frankfurter Musikwerke-Fabrik, Ohmstraße 68, 01.jpg|mini|Gründerbau der Firma [[J. D. Philipps]]]] |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Ohmstraße Solms-Haus a.jpg|mini|Frankfurt-Bockenheim, Solms-Haus]] |
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Die GESWA Versandhaus GmbH war ein bereits vor dem Zweiten Weltkrieg bestehendes Unternehmen für den Vertrieb von Haushaltswaren, Kurz- und Galanteriewaren in Frankfurt-Bockenheim, vormals Frankfurt am Main West 13, Ohmstraße 48. Der Geschäftssitz war ein Eckgebäude in der Ohmstraße 46-48, Philipp-Reis-Straße, heute Galvanistraße. Der Architekt Stoessel, G.A. errichtete das imposante Firmengebäude ursprünglich für die Frankfurter Musikwerke [[J. D. Philipps|Philipps & Söhne AG]]. |
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Mieter der Liegenschaft in der Galvanistraße 23 (ehemals Philipp-Reis-Straße), hier Seiteneingang Ohmstraße 48, ist u.a. das Umweltamt Stadt Frankfurt am Main im sanierten Altbau, im heutigen sogenanntem Solmshaus nach ihrem jetzigen Eigner, der GS Real Estate des Grafenhauses zu Solms-Laubach. Bei Kriegsende durch Bombentreffer ausgebrannt, dann instandgesetzt, war die Immobilie von 1947 bis 1957 auch Geschäftssitz und Produktionsort der Schuhfabrik ''Angulus-Patos Otto Müller KG'', Ohmstraße 48, bis diese als heute noch bestehende ''Diamant Schuhfabrik Otto Müller KG'' ins nahe Bad Soden im Taunus umzog. |
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Spärlich sind die heute noch vorhandenen Spuren über die untergegangene wirtschaftliche Existenz der GESWA. Erhalten hat sich ein im Schweizer Internet am 16. September 2016 angebotener Katalog mit der Preisliste Nr. 108, gültig ab September 1938, auf dessen Deckblatt sich das Versandhaus als rein arisches Unternehmen empfiehlt. Von April 1940 stammt der hier dargestellte 16seitige Katalog mit der Preisliste Nr. 116, gültig ab April 1940. Der Journalist Jörg Bohn, 47495 Rheinberg, hat im Internet unter www.wirtschaftswundermuseum.de u.a. die "Weihnachtspreisliste Nr.222" von 1955 der Geswa - "Das Spezialversandhaus für Haushaltsbedarf Frankfurt a/M" veröffentlicht. Auch wird antiquarisch eine Firmenpostkarte der Geswa, datiert vom 20. März 1957, angeboten. |
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Frankfurt Bockenheim GESWA 1940-Seite 1.jpg|GESWA-Katalog 1940, Seite 1 |
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Frankfurt Bockenheim GESWA 1940-Seite 2.jpg|GESWA-Katalog 1940, Seite 2 |
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Frankfurt Bockenheim GESWA 1940-Seite 3.jpg|GESWA-Katalog 1940, Seite 3 |
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Frankfurt Bockenheim GESWA 1940-Seite 4.jpg|GESWA-Katalog 1940, Seite 4 |
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=== Ehemalige Optische Fabrik Böhler & Co. GmbH, heute Arthur-von-Weinberg-Haus === |
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[[Datei:Frankfurt, Arthur von Weinberg-Haus.JPG|mini|[[Arthur von Weinberg|Arthur-von-Weinberg]]-Haus]] |
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Das [[Arthur von Weinberg|Arthur-von-Weinberg]]<ref>[http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/arthur-von-weinberg-herr-im-poelzig-bau-haeftling-in-theresienstadt-1410134.html Arthur von Weinberg]</ref>-Haus, Kuhwaldstr. 55, Ecke Voltastraße gehörte zur ehemaligen Brillenfabrik Böhler. Die Familie Böhler war eine alteingesessene Färber-Dynastie in Frankfurt am Main, u. a. mit markantem Ladengeschäft im Palais Böhler auf der historischen Zeil der vornapoleonischen Zeit. Vier Gebrüder Böhler<ref>[http://aciers.free.fr/index.php/2011/05/30/albert-bohler-1845-1999-german/ ein weltweites Industrieimperium Böhlerstahl und die Gebrüder Böhler aus Frankfurt am Main]</ref> eines Familienzweigs aus Frankfurt gründeten in Österreich das weltweite Industrieimperium Böhlerstahl.<ref>[http://www.bohler.de/german/391.php Geschichte der Firma Böhlerstahl]</ref> Auch stammt der berühmte Methodist [[Peter Böhler]] (1712–1786) aus dieser Frankfurter Familie. 1982 wurde diese ehemalige optische Fabrik in Frankfurt-Bockenheim vom [[Senckenberg Forschungsinstitut]] für deren geologisch/paläontologische und botanische Sammlung hergerichtet. Der Umzug erfolgte 1984.<ref>[http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=144&standort=true&standortID=1&abteilungID=0 Senckenberg Zum Forschungsinstitut Senckenberg in der Kuhwaldstraße]</ref> Ein an einer Gebäudewand angebrachtes großes Fassadenkunstwerk eines Sauriers aus Metall soll auf den Gebäudezweck hinweisen. Ein Umzug in zurzeit nutzungsfreie Räume auf dem Campus Bockenheim nahe dem [[Senckenberg Naturmuseum|Senckenberg-Museum]] ist beschlossen, deren Finanzierung aber noch nicht abschließend geklärt. |
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=== Ehemalige Maschinenfabrik Fontaine & Co., Kuhwaldstraße 49–51 === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Firma Schleifmittelwerk Fontaine & Co. Logo.jpg|mini|Firmenzeichen Fontaine & Co.]] |
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Ende 2014 wurden die baulichen Reste der Bockenheimer Naxos-Schmirgel-Schleifräder- und Maschinenfabrik Fontaine & Co. GmbH im vormaligen Industriegebiet in Bockenheim, Kuhwaldstraße 49–51 / Lise-Meitner-Straße beseitigt.<ref>[http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=4146&page=12November Gelände der ehemaligen Bockenheimer Maschinenfabrik Fontaine & Co. GmbH]</ref> Der niederländische Investor Bouwfonds errichtet hier eine Wohnanlage namens PATIO mit 287 Eigentumswohnungen und begrünten Innenhöfen<ref>[http://de.fontaine.putsch.he-hosting.de/unternehmen/unsere-geschichte/ 1857 Gründung des Unternehmens (Siebblechwerk) in Spa (Belgien) durch die Familie Fontaine]</ref><ref>[http://www.bpd-frankfurt.de/patio geplante Wohnanlage der bpd, vormals Bouwfonds Rhein-Main, namens PATIO Grüner Wohnen in der Stadt, auf dem ehemaligen Firmengelände der Fontaine & Co., Frankfurt, Kuhwaldstraße]</ref> Bouwfonds ist eine von mehreren Töchtern der weltweit tätigen niederländischen [[Rabobank]]-Gruppe.<ref>[https://www.rabobank.de/partnerschaften/ Der Bauherr bpd, vormals Bouwfonds Rhein-Main, eine Tochter der weltweit tätigen niederländischen Rabobank-Gruppe]</ref> und hat sich zu einer einem der größten Bauträger mit Schwerpunkt Aktivitäten in Europa entwickelt. Die Deutschlandzentrale dieser Rabobank liegt denn auch in steinwurfhafter Nähe zur Kuhwaldstraße in der Solmsstraße am Westbahnhof in Frankfurt Bockenheim. |
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1879 meldete der aus [[Spa (Stadt)|Spa]] stammende Belgier Firmin Fontaine seine ''Fontaine & Co. GmbH – Bockenheimer Naxos-Schmirgel-, Schleifräder u. Maschinenfabrik'' im Handelsregister an. Fontaine eiferte dem großen wirtschaftlichen Erfolg von Julius Pfungst (1834–1899) nach. Der gebürtige Mainzer Pfungst, ursprünglich Archäologe, hatte sich durch gute Kontakte zur griechischen Regierung ([[Georg I. (Griechenland)]]) und zu lokalen Behörden und Unternehmen das Recht auf den weltweiten Vertrieb von Naxos-Schmirgel sichern können und um 1870 im Frankfurter Osten die ''Naxos-Union Schleifmittel- und Schleifmaschinen- Fabrik'' für die Herstellung von Schleifmitteln, Schleifmaschinen und Maschinenteilen, wie Kurbelwellen für die aufkommende Maschinenindustrie gegründet. Im Jahr 1880 verarbeitete das Frankfurter Werk des Julius Pfungst<ref>[http://www.scharlau-online.de/DOKS/Schmirgel.pdf Der Schmirgel von Naxos von Winfried Scharlau] (PDF)</ref><ref>[http://www.frankfurterfrauenzimmer.de/dp10-detail.html Zur Familie Julius Pfungst, Gründer der Naxos-Union, Frankfurt]</ref> wöchentlich etwa acht Tonnen Rohschmirgel. Diese Geschäftsidee wollte auch Firmin Fontaine im Gründerzeitboom der neuen Kaiserzeit nutzen. So gründete Fontaine außerhalb der Stadt Frankfurt im damals selbständigen Bockenheim in der Frankfurter Straße (heute Leipziger Straße) seine ''Fontaine & Co. GmbH – Bockenheimer Naxos-Schmirgel-, Schleifräder u. Maschinenfabrik''. 14 Jahre nach seiner Unternehmensgründung, nach ökonomischen Krisen bedingt durch den sog. [[Gründerkrach]], verkaufte er 1893 seine Fabrik an seinen Prokuristen H. Endres, zog nach Aachen und fokussierte sich dort auf die Weiterentwicklung des Aachener Siebblechwerkes Fontaine & Co.<ref>[http://de.fontaine.putsch.he-hosting.de/unternehmen/unsere-geschichte/ 1857 Gründung des Unternehmens (Siebblechwerk) in Spa (Belgien) durch die Familie Fontaine]</ref><ref>[http://www2.putsch.com/Pu_Ge_Se/deutscheVersion/Ebene4/FraSets/FS_FiFo.html Fontaine & Co., 52070 Aachen, fortgeschriebener Firmenname]</ref> |
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1895 wurde Bockenheim von Frankfurt eingemeindet und die Firma ''Fontaine & Co.'' zog auf den günstigen, heutigen Standort Kuhwalstraße auf die grüne Wiese zunächst ohne Nachbarn und Infrastruktur. Erst später wurde die ''Optische Fabrik Böhler & Co. GmbH'' der unmittelbare Nachbar. Vor und nach dem Ersten Weltkrieg lag die Firma ''Maschinenfabrik Fontaine & Co.'' dann mitten im neu entstandenen Bockenheimer Industriegebiet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die ''Maschinenfabrik Fontaine & Co.'' stark zerstört, danach aber wieder aufgebaut und auch die Produktion wieder aufgenommen, wie eine noch 1954 erschienene Festschrift anlässlich des 75-jährigen Firmenjubiläums beweist. Die anfangs genannten, jetzt abgeräumten Gebäudereste entstammten dieser Zeit. Spuren dieser ''Maschinenfabrik Fontaine & Co.'' finden sich nur noch im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte.<ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=93E181CF22&dm=1&auft=1 ISG – Firma FONTAINE & Co., Bockenheimer Naxos-Schmirgel-Schleifräder- und Maschinenfabrik]</ref> |
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=== Ehemalige Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt Bückling & Baum, Solmsstraße 17 === |
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Frankfurt-Bockenheim Bückling & Baum 3.jpg|Maschinenfabrik und Mühlenbau-anstalt Bückling & Baum, ca. 1905 |
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Bockenheim, Neuer Friedhof Grab 6 Rh 15 - 5a Bückling.JPG|Grabstele Ehepaar H. + E.. Bückling, [[Neuer Friedhof Bockenheim|Neuer Friedhof Bockheim]] |
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Diese Firma entstand im damalig sich rasant entwickelnden Industriequartier in Frankfurt-Bockenheim, Solmsstraße 17, in unmittelbarer Nähe des neu errichteten Bahnhofs Bockenheim, nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. 50 Jahre später musste wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs und seiner unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen das Unternehmen geschlossen werden. |
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Alleiniger Inhaber der Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt Bückling & Baum war zuletzt Hermann Bückling (1853–1938). Laut Handelsregister-Nachrichten vom 4. März 1885, veröffentlicht in der Chemiker Zeitung – Central-Organ, Cöthen 4. März 1885, Jahrgang IX, Nummer 19, Seite 345, wurde er zunächst als Teilhaber der Firma S.Hansen & Baum, Müllerei Maschinen zu Frankfurt am Main, vom damaligen Alleininhaber Jacob Baum aufgenommen. Die Beiden führten zunächst das Geschäft unter der Firma Bückling & Baum in Gebäuden der Nähmaschinen- und Schraubenfabrik Gustav Colshorn weiter. Später wurde Hermann Bückling dann der alleinige Inhaber<ref>[http://www.frankfurt-nordend.de/fabrikarchitektur.htm Bückling & Baum, Nutzer der Industrieimmobilie Solmsstraße 17, vormals Nähmaschinen- und Schraubenfabrik Gustav Colshorn]</ref><ref>{{DDB|Objekt|M2PIUF5CKLDNKREJOAUYFYWAERR4RPS5| Gustav Colshorn AG Nähmaschinenfabrik}}</ref>. |
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Das ehemalige Firmengebäude der Firma Bückling & Baum in der Solmsstraße 17 wurde dann während des Zweiten Weltkriegs als Zivilarbeitslager für ausländische Zwangsarbeiter zwangsrequiriert <ref>[http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-lager-1/1933-1945-lager-f/index.html 1933–1945 Zivilarbeitslager in Frankfurt, Solmsstraße 17]</ref> 1944 wurde diese Immobilie durch Fliegerbomben komplett zerstört. Bauliche Spuren sind nicht mehr vorhanden. Heute befinden sich auf dem neu bebauten Grundstück Dienstleistungsbetriebe, so z. B. ein Unternehmen im Bereich Medienbeobachtung und Medienanalyse in Mitteleuropa <ref>[https://www.metacommunication.com/fileadmin/user_upload/Pressemitteilung_Michael_Maillinger.pdf Ein aktueller Nutzer des neuen Bürogebäudes Solmsstraße 17, Frankfurt.] (PDF)</ref>. |
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Das Grab des letzten Inhabers Hermann Bückling hat sich trotz zweier Weltkriege auf dem [[Neuer Friedhof Bockenheim|Neuen Friedhof Bockheim]] erhalten. |
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=== Ehemalige FTF Frankfurter Transformatorenfabrik M. Topp & Co., Solmsstraße 19 === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim, Solmsstraße 19, FTF Frankfurter Transformatoren-Fabrik M. Topp & Co. A1.jpg|mini|FTF Frankfurter Transformatoren-Fabrik M. Topp & Co., Frankfurt-Bockenheim, Solmsstraße 19]] |
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Das Unternehmen war als Bockenheimer Industrieunternehmen zwischen den beiden Weltkriegen erfolgreich tätig. Noch 2014 wurde eines ihrer Erzeugnisse, ein gebrauchter Außentransformator DO, Nr. 5018615, 160kVa, Primärspannung 15600V, Sekundärspannung 400-213V, GG 1020kg, Ölgewicht 250kg von einem Industrieverwerter zum Kauf angeboten (Seite 18 von 41)<ref>[http://www.voortimex.de/assets/plugindata/poola/Verkaufliste%20Rentweinsdorf%20Version%201.4.pdf Gelisteter gebrauchter Außentransformator DO der FTF Frankfurter Transformatorenfabrik M. Topp & Co., Solmsstraße 19, Frankfurt-Bockenheim] (PDF)</ref>. Als weiteres Zeichen hat sich u.a. eine Werbeanzeige in der renommierten ETZ Elektrotechnische Zeitschrift Verlag Julius Springer, Berlin, 48. Jahrgang, 1927 Heft 13 vom 31. März 1927 Anzeige Seite 77 von 84, erhalten <ref>[http://delibra.bg.polsl.pl/Content/23594/1927_13.pdf Werbeanzeige der FTF Frankfurter Transformatorenfabrik M. Topp & Co., Solmsstraße 19, Frankfurt-Bockenheim, in der ETZ Elektrotechnische Zeitschrift, 48. Jahrgang, 1927 Heft 13 vom 31. März 1927] (PDF)</ref>. Das Unternehmen lag in unmittelbarer Nachbarschaft der ehemaligen Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt Bückling & Baum, Solmsstraße 17, Frankfurt-Bockenheim des [[Hermann Bückling]]. Die Kriegswirtschaft und die zerstörerischen Bombenangriffe der Alliierten während des Zweiten Weltkrieges bedeuteten auch hier das Produktionsende und die Zerstörung der Firmengebäude. Die Nachkriegsbebauung wird 2016/2017 einer neuen großen Wohnanlage weichen <ref>[http://www.wohnkompanie.de/bockenheim-sophie.html geplante Wohnanlage SOPHIE "MAKE YOUR LIFE BETTER" Frankfurt-Bockenheim, Solmstraße 25]</ref>. |
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=== CompuNet Haus === |
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Ffm Hamburger Allee 76.jpg|Blick auf das CompuNet-Haus (links) |
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Die Firma CompuNet Computer AG & Co. OHG, [[Kerpen]], ließ 1997 in Frankfurt Bockenheim im Carré Volta-, Kreuznacher- und Lise-Meitner-Straße, nahe dem sogenannten Bahn[[viadukt]] in der Voltastraße 1, ein siebenstöckiges Bürohaus mit Vorhängefassade, das sog. CompuNet-Haus, für ihre Frankfurter Niederlassung errichten. |
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=== Ehemalige Maschinenfabrik Fellner & Ziegler, Kreuznacher Str. 29 === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim F & Z Fellner & Ziegler a.jpg|mini|ehemaliges Firmenlogo der F & Z Fellner & Ziegler, Frankfurt-Bockenheim]] |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim F & Z Fellner & Ziegler b.jpg|mini|Reklame für eine Zerkleinerungs-Maschgine von 1933 der F & Z Fellner & Ziegler, Frankfurt-Bockenheim]] |
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Gründer der Maschinenfabrik (Wärmetechnik) Fellner & Ziegler war der Ingenieur und Erfinder Johann Christian Fellner (1851–1902), ein Enkel des legendären letzten Bürgermeisters der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main [[Karl Konstanz Viktor Fellner]] (1807–1866). In den ersten Jahrzehnten nach Gründung der Maschinenfabrik Fellner & Ziegler, Bockenheim bei Frankfurt am Main, Kreuznacher Straße 29 (heute Frankfurt-Bockenheim City-West) im Jahre 1882, lag der Produktionsschwerpunkt auf dem Gebiet des Heizungsbaus, besonders bei der Einrichtung von zentralen Luft- und Dampfheizungen für öffentliche Wohn- und Fabrikgebäude. Hieraus erfolgte eine Spezialisierung in Trocknerei-Einrichtungen für die Holz-, Pappen-, Fell-, Filz- und Ziegeltrocknung. Um die Jahrhundertwende kam aus Amerika die Produktionsidee des [[Drehrohrofen]]s zur Herstellung von [[Zement]]. Ab 1893 begann die Zusammenarbeit der Mühlenbauanstalt, Maschinenfabrik, Eisengiesserei Amme, Giesecke & Konegen Aktiengesellschaft [[Braunschweig]], der späteren [[MIAG]] Mühlenbau und Industrie Aktiengesellschaft, sowie der [[ThyssenKrupp Resource Technologies|Polysius]] AG [[Dessau]] und der Maschinenfabrik Fellner & Ziegler, Bockenheim bei Frankfurt am Main durch Gründung der Brennofenanstalt Hamburg, deren führender Gesellschafter Fellner & Ziegler war. Elf Jahre später übernahm die Polysius AG Dessau unter [[Otto Polysius]] allein die Brennofenanstalt Hamburg. Fellner & Ziegler entwickelten den Drehofen weiter und stellten bald Drehöfen mit 3 Meter Durchmesser und 50–100 Meter Länge her. Dadurch konnte deren Tagesleistung von 40 Tonnen auf 300 Tonnen Zement gesteigert werden. Zunehmend erstellte Fellner & Ziegler komplette Zementfabriken. Daneben produzierte sie Maschinenteile für die keramische, chemische und Hüttenindustrie eigene Apparate und Maschinen in ihrem Werk in Frankfurt Bockenheim, später auch im nahen Eisenwerk [[Weilbach (Flörsheim)|Weilbach]] bei [[Flörsheim am Main]]. 1954 wurde Fellner & Ziegler, Frankfurt, spezialisiert u. a. auf Zementwerke-Bau, an die Kölsch-Fölzer-Werke AG, Siegen, verkauft, die sie 10 Jahre später 1964 wieder verkauften.<ref>[http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/bestand.jsp?archivNr=4&tektId=226 Kölsch-Fölzer-Werke AG, Siegen, von 1954–1964 Eigentümer der Firma Fellner & Ziegler, Frankfurt]</ref> Geschäftsunterlagen der Jahre 1949–1961 finden sich im Deutsche Wirtschafts-Archive, Bd. 1.-3; Franz Steiner Verlag; 1994; ISBN 3-515-06211-4. Ebenso hat sich antiquarisches das Buch Fellner & Ziegler Frankfurt/Main 1882–1957 anlässlich des 75 Jubiläums erhalten.<ref>Die Bockenheimer Firma Fellner & Ziegler, 75 Jahre von 1882–1957</ref> Auch finden sich heute noch Verkaufsangebote gebrauchter Maschinen der Firma Fellner & Ziegler.<ref>[http://www.costa-machinery.de/de/1014_de ReSale Angebot Granulatmühle der Firma Fellner & Ziegler]</ref> Die Firma Fellner & Ziegler verlor ihre Selbständigkeit mit ihrem Aufkauf durch die [[Buderus]] Wetzlar, die dann 2003 selbst von der [[Robert Bosch GmbH]] übernommen wurde. Die Robert Bosch GmbH verkaufte 2005 dann Teile der ehemaligen Buderus als [[Buderus Edelstahl|Buderus Edelstahl GmbH]] an die österreichische [[Böhler-Uddeholm|Böhler-Uddeholm AG]], deren Gründer Frankfurter Bürger waren. Die Böhler-Uddeholm AG wurde dann später in die österreichische [[Voestalpine]] AG eingegliedert. Auf dem ehemaligen Betriebsgrundstück der Fellner & Ziegler AG in Frankfurt-Bockenheim, Kreuznacher Straße 29, wurde 1997 von der Firma CompuNet Computer AG & Co. OHG, Kerpen ein siebenstöckiges Bürohaus für ihre Zweigniederlassung, das CompuNet Haus, errichtet. Spuren der ehemaligen Fellner & Ziegler AG sind nicht mehr vor Ort sondern nur noch im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt vorhanden.<ref>[http://www.ifaust.de:80/isg/rech.FAU?sid=94DC232112&dm=1&auft=0 ISG Institut für Stadtgeschichte Bockenheimer Maschinenfabrik Fellner & Ziegler]</ref> |
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=== Ehemalige Eisengießerei, Ofen- und Herdfabrik Julius Wurmbach, Solmsstraße 83 === |
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Nievernerhuette 01.png|[[Nieverner Hütte]] |
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Frankfurt-Bockenheim Firma Julius Wurmbach 01.jpg|Firma Julius Wurmbach (um 1903) |
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Frankfurt-Bockenheim 02384.jpg|Solmsstraße 83, SCALA |
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Julius Wurmbach gründete 1872 seine eigene Eisengießerei, Ofen- und Herdfabrik Julius Wurmbach in Bockenheim. Im Adressbuch der Stadt Frankfurt von 1877 wird er mit Sitz im Rödelheimer Sandweg, dem Vorgänger der heutigen Solmsstraße dokumentiert.<ref>[http://adressbuecher.genealogy.net/entry/show/3973735 Julius Wurmbach, Rödelheimer Sand ohne No., Bockenheim (1877)]</ref> Julius entstammte einer von Landwirtschaft und Hüttenwesen geprägten Familie. Sein Großvater Johann Georg (1739–1811) war Landwirt und Bergschöffe<ref>[http://gedbas.genealogy.net/person/show/1018100081 Julius Wurmbach Großvater Johann Georg (1739–1811)]</ref>, sein Vater [[Johann Wurmbach]] (* 1. April 1796 in Müsen; † 21. Dezember 1875 in Siegen; vollständiger Name: Johann Heinrich Wurmbach) war ein deutscher Bergingenieur und wirkte als Grubenverwalter in Ramsbeck.<ref>[http://gedbas.genealogy.net/person/show/1018100086 Julius Wurmbach Vater Johann Heinrich (1796–1875)]</ref> Wurmbach war verheiratet mit Charlotte Meinhard (* 3. Januar 1839 in [[Siegen]] † 1. Mai 1878 in Bockenheim). Ihr Sohn und späterer Firmenerbe war [[Julius Heinrich Friedrich Wurmbach jr.]] Auch er war ein deutscher Fabrikant und Kommunalpolitiker in Frankfurt am Main. Julius Wurmbach war bereits ab seinem 30. Lebensjahr zehn Jahre von 1861 bis 1871 an der [[Nieverner Hütte]], einer ehemaligen, heute unter Denkmalschutz stehenden [[Eisenwerk|Eisenhütte]] bei [[Fachbach]] an der [[Lahn]], nahe [[Bad Ems]], mit großem Eigenkapital beteiligt und auch dort im Management mit tätig. 1871 verkaufte er seine Beteiligung an der Nieverner Hütte. Nach Ausrufung des wilhelminischen Kaiserreiches in der [[Gründerzeit]] schuf er 1872 seine eigene Eisengießerei, Ofen- und Herdfabrik Julius Wurmbach in Bockenheim, ab 1895 eingemeindet und damit Stadtteil von [[Frankfurt am Main]]. Zuvor war 1864 in Frankfurt die Zunftordnung aufgehoben worden und eine erste industrielle Entwicklung brach an. 1866 okkupierte das Königreich Preußen das kurhessische Bockenheim mit ganz Kurhessen. Julius Wurmbach fokussierte sich am Anfang auf den steigenden Bedarf der chemischen Industrie an großen Gussstücken und Lehmgusskesseln, deren porenfreie Beschaffenheit besonders nachgefragt wurde. Daneben produzierte er auch Maschinen- und Baugussteile, sowie besonders verzierte Säulen und Kandelaber. Auch nahm er die Herstellung gusseiserner Öfen und Herde auf. |
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Die Ofen- und Herdfabrik Julius Wurmbach produzierte Ende des 19. Jahrhunderts mit ca. 35 Wettbewerbern im Deutschen Kaiserreich u. a. erfolgreich verschiedene Modelle von Gussöfen mit reichhaltigen Verzierungen, Emaillierungen und Bemalungen in nennenswerter Stückzahl. Es wurden zeitgemäße wahre gusseiserne Ungetümer mit ausgefeilter Luftführung und -regulierung hergestellt. Der Sammler und Restaurator Ronald Koch aus Günserode in Thüringen urteilte: {{"|War jemand reich, kam ein ‚Wurmbach‘ ins Haus, war er noch reicher, musste es ein bunter ‚Wurmbach‘ sein. Und wenn jemand etwas ganz Besonderes wollte, dann schaffte er sich gar ein weißes Exemplar an.}} Nicht nur seiner Einschätzung nach waren die Wurmbach-Öfen anerkannte Gebrauchskunst. Seine damals produzierten Stubenöfen werden heute antiquarisch gehandelt. Die mit der Gießerei verbundenen Bearbeitungswerkstätte entwickelte sich zu einer Maschinenfabrik, die u. a. Reinigungs- und Filtrieranlagen produzierte. Auch schwere Pfannen und Kessel für chemische Fabriken wurden hergestellt. Um die Jahrhundertwende zählte das Unternehmen mit 140 Arbeitern und u. a. mit einer 25 PS starken Dampfmaschine zu den größten Arbeitgebern Frankfurt-Bockenheims. |
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Der technische Fortschritt, besonders die Verdrängung von Gusseisen durch säurerestistente Stahl- und [[Aluminium]]produkte, die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs und die [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923]] beeinträchtigten Absatz, Umsatz und Beschäftigung. |
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Nach dem unerwarteten Herztod des Firmengründers 1901 und schon vor dem Suizid des Sohns und Firmenerben Julius Heinrich Friedrich Wurmbach jr. (1860–1926) in Berlin kam das Unternehmen in den Besitz des Frankfurter Bankiers Clemens Harlacher, Frankfurt, Hohenzollernplatz 14, der später im Verlauf der [[Arisierung]] seines Vermögens beraubt wurde. Das Unternehmen nannte sich jetzt ''Bockenheimer Eisengießerei und Maschinenfabrik GmbH'', Frankfurt-Bockenheim, Solmsstraße 83, taumelte durch Wirtschaftskrisen, den Zweiten Weltkrieg und Kriegszerstörungen in Folge von Bombentreffern durch die Zeit. Nach Kriegsende wurde es 1947 von der benachbarten Firma Fritz Voltz Sohn, Frankfurt, Solmsstraße 62–68 durch den Unternehmer Fritz Voltz gekauft und später fusioniert. |
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Auf Teilen des ehemals großen Firmengeländes, das von der Solmsstraße bis zum Kreisel reichte, wurde u. a. 2001 das 73 m hohe, 17-stöckige SCALA-Hochhaus errichtet.<ref>[http://www.scalawest.de/ Scala Hochhaus der DEKA-Immobilien, Frankfurt-Bockenheim, Solmsstraße 83]</ref> Der maßgebliche Architekten war Christoph Mäckler. Vor ihrem Absturz war hier die [[American International Group|AIG]] Versicherung Deutschland Ankermieter.<!-- Alleinmieter.--> 2008 meldete der Eigentümer, die Immobiliengesellschaft DEKA der Sparkasse<ref>[http://www.deka-sterne-ffm.de/scala/start.html Scala Hochhaus, Frankfurt-Bockenheim, Solmsstraße 83]</ref>, dass als neuer Ankermieter das Finanzdienstleistungsunternehmen und Depotbank [[State Street]] aus Boston unterschrieben hätte. Vom ehemals produzierenden Gewerbe finden sich hier keine Spuren mehr.<ref>[http://www.immobilien-zeitung.de/73840/deka-immobilien-hat-im-scala-hochhaus-an-solmsstrasse-83-in Scala Hochhaus 2008 mit neuem Ankermieter]</ref> |
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=== Ehemalige Firma FVS Fritz Voltz Sohn Apparatebau, Solmsstraße 58–68 === |
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Frankfurt-Bockenheim Fritz Voltz Sohn 01.jpg|FVS Fritz Voltz Sohn, Betriebsgebäude |
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Frankfurt-Bockenheim Fritz Voltz Sohn - Logo.jpg|FVS Fritz Voltz Sohn, Waren- und Markenzeichen |
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Im 16. Jahrhundert begann bereits die Flucht französischsprachiger reformierter Christen zunächst Wallonen aus den Niederlanden, die dem Druck Herzog Albas und der spanischen Besatzer entwichen waren und vor allem entlang des Rheins in Wesel, Köln, Frankfurt, Hanau, in der Pfalz und in Straßburg eine neue Heimat fanden. Die Wallonen, wie auch später die Hugenotten, waren keine Wirtschaftsflüchtlinge, die in anderen Ländern günstigere Lebensbedingungen suchten. Sie verließen in der Regel gesicherte finanzielle Verhältnisse und wussten nicht, was sie im Refuge erwartete. Der einzige Grund für sie, das Land zu verlassen, war der Wunsch, als reformierte Christen ohne Verfolgungen und Einschränkungen in ihrem Glauben und ihrer Überzeugung leben zu können. Sie waren Glaubensflüchtlinge.<ref>[http://www.ghk-neu-isenburg.de/forschung09.php Wallonen und Hugenotten in Bockenheim und Hessen]</ref> So auch der am 16. August 1673 in Hanau als Hufschmied verstorbene August Voltz. Er war der Vater des am 30. August 1663 geborenen Johann Georg Voltz, Bürger und Hufschmied in der Hanauer Neustadt. Am 8. August 1833 wurde Fritz Voltz (1833–N.N.) geboren. Er nannte sich noch Frédéric Charles Voltz, stolz auf seine wallonische Herkunft und seinen reformierten Glauben dank der Hanauer Landgrafen. Er war Sohn eines Schmieds, Firmengründer und hatte sieben Kinder. Sein Unternehmen, eine Kupferschmiede in Hanau, erhielt er 1858 als Dank für seinen beruflichen Einsatz durch seinen damaligen Dienstherrn Meister Jacob Theodor Petsch. Nach dem Tod der Ehefrau übernahm 1895 Sohn Ludwig Voltz (1869–1945) übernahm die väterliche Firma. Mitgesellschafter der OHG wurden die langjährigen Mitarbeiter Otto Velte (N.N.–1956) und Edmund Küchler. Dipl.Ing. Fritz Voltz trat am 1. Januar 1940 in das Unternehmen ein und wurde später Firmenleiter. Auch war er später Vorsitzender der Landesvertretung Hessen im Bundesverband der Deutschen Industrie und Stellvertretender Vereinspräsident der „VHI Vereinigung hessischer Industrieller e. V“. Laut Dokumenten des Firmenarchiv erhalten im ISG Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, erwarb Fritz Voltz und dessen Ehefrau Elisabeth Toska geb. Brust, 1941 das unbebautes Grundstück, Solmsstr. 58–68, in der Gemarkung Frankfurt-Bockenheim, Kartenblatt O, Parzelle 636/50 des Freiherrn Wilhelm Carl von Rothschild. Auch wurde der Schwiegersohn des Mitgesellschafters Otto Velte (N.N.-1956) Gerhard Türk Mitgesellschafter, später alleiniger Geschäftsführer. Das Aufkommen säurefester Edelstähle, wie sie von Krupp 1912 entwickelt wurden, begünstigten den wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens, zumal das bisherige Kupfer und dessen Legierungen nicht mehr den Ansprüchen der verarbeitenden Industriekundschaft genügten. Somit spaltete sich das Fabrikationsprogramm der FVS in den chemischen Apparatebau, die Armaturenfabrikation und den Bereich Gießereierzeugnisse. Bald nach Kriegsende integrierte und fusionierte man die benachbarte ''Bockenheimer Eisengießerei und Maschinenfabrik GmbH'', Frankfurt-Bockenheim, Solmsstraße 83. 1966 schenkte man als bekanntes Apparatebauunternhmen FVS Fritz Voltz Sohn der Forschungsstelle Papiergeschichte in Mainz ein das Modell eines Sulfitzellstoffkochers.<ref>[https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D1035912422 Geschenk eines Sulfitzellstoffkochers der Firma Fritz Voltz Sohn, Apparatebau, Frankfurt am Main, 1966, für die Forschungsstelle Papiergeschichte in Mainz]</ref> 1989 entwickelte der Zweckverband Sondermüll-Entsorgung Mittelfranken (ZVSMM) und die Firma Fritz Voltz Sohn, Frankfurt, ein Verfahrenskonzept zur Eindampfung von Sickerwasser. Es wurde eine Eindampfungsanlage mit einer Verdampfungsleistung vn 3,6 t/h Sickerwasser erstellt. Da mit derartigen großtechnischen Anlagenkonzeptionen noch keinerlei Erfahrungen vorlagen, sollte ein begleitendes Forschungsprogramm durchgeführt werden mit dem Ziel, die Eindampfung zu einem die Umwelt nur gering belastenden, dem Stand der Technik entsprechenden Verfahren zu entwickeln.<ref>[https://www.baufachinformation.de/literatur/1991009500138 1989 Entwicklung eines Verfahrenskonzeptes zur Sondermüll-Entsorgerung unter Mitarbeit der Firma Fritz Voltz Sohn, Frankfurt]</ref> Heute ist das damalige Betriebsgrundstück nach zwischenzeitlicher Bebauung mit mehrstöckigen Wohn- und Geschäftsgebäuden unbebaut. Das Unternehmen Fritz Voltz Sohn GmbH mit Geschäftssitz Bad Vilbel vertreibt heute noch Valves (Ventile) in alle Welt. |
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=== Ehemalige Fittingsfabrik Wilhelm Hage, Solmsstraße 36 === |
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Frankfurt-Bockenheim Solmsstraße 36.jpg|Ehemalige Fittingsfabrik Wilhelm Hage |
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Fast 60 Jahre, von 1923 bis 1980, hatte die bedeutende Bockenheimer [[Fitting]]sfabrik Wilhelm Hage Ende der Solmsstraße 70–74 ihren Geschäfts- und Produktionssitz, den 1890 der Wagen- und Hufschmied Wilhelm Hage<ref>[http://www.ikz.de/1996-2005/1999/04/9904072.php ehemalige Fittingsfabrik Wilhelm Hage in der Solmsstraße 70–74]</ref> in [[Bad Schussenried|Schussenried]] gegründet hatte und 1923 während der Weltwirtschaftskrise nach Frankfurt-Bockenheim verlegt hatte. Die Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg zerstörten viele Unternehmensteile, jedoch wurde die Produktion nur kurzzeitig unterbrochen. Bald konnte die Herstellung u. a. von nahtloser Stahlrohr-Schweißbögen, Kupferlötfittings sowie Edelstahl-Schweißbogen und Gewindefittings wieder aufgenommen werden. Absatz und Umsatz stiegen über das Vorkriegsniveau. Nach ca. 60 Jahren musste die Verlagerung des gesamten Betriebs von Frankfurt Bockenheim nach [[Rodgau]]-Dudenhofen, ca. 20 km südöstlich von Frankfurt am Main, vollzogen werden. Heute betreibt weiterhin die Familie Hage (in der 4. Generation) das Unternehmen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebauten, ehemaligen Firmengebäude werden von einem Dienstleistungsunternehmen genutzt. |
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=== Ehemalige Andreae-Noris Zahn AG, jetzt Alliance Healthcare Deutschland, Solmsstraße 39 === |
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Ffm Solmsstraße 39.jpg|Alliance Healthcare AG vormals ANZAG Pharmagroßhändler |
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[[Alliance Healthcare Deutschland]] (vormals Andreae-Noris Zahn AG, ANZAG), mit Sitz in Frankfurt am Main, Solmsstraße 25<ref>[http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/wirtschaft/news/2013/04/02/anzag-jetzt-alliance-healthcare/9763.html Anzag heißt jetzt Alliance-Healthcare]</ref> ist der drittgrößte Pharmagroßhändler in Deutschland und verfügt mit zahlreichen Niederlassungen über ein dichtes Auslieferungsnetz. Im August 2014 übernahm Walgreens ihren britisch-schweizerischen Konkurrenten Alliance Boots komplett´und nennt sich fortan [[Walgreens Boots Alliance]]. Ein Einsparergebnis ist der vollzogene Verkauf der bisherigen Hauptverwaltung in Frankfurt am Main, Solmsstraße 25. Das noch recht neue Bürogebäude wird abgerissen; ein anderer Investor errichtet 2016–2017 an gleicher Stelle ein bereits geplantes neues Wohngebäude. Für die Hauptverwaltung werden in der Solmsstraße neue Büroräume angemietet <ref>[http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/markt/nachricht-detail-markt/grosshaendler-alliance-healthcare-umzug-zentrale-geplant/?L= Umzug der alliance-healthcare zentrale, Ffm., Solmsstr.25]</ref>. |
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=== Ehemalige Gebr. Schmidt GmbH, Druckfarben-Fabriken, Solmsstraße 31, später Gaugrafenstraße 4-8, Rödelheim === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Solmsstraße 31.jpg|mini|Solmsstraße 31, Einfahrt zum Betriebsgelände der Mainova AG; ehemaliges Firmengelände der Gebr. Schmidt Buch- und Steindruckfarben-Fabrik]] |
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Im November 1878 gründeten die Brüder Ernst und Rudolph Schmidt in der Solmsstraße 31 <ref>[https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/EPZOQEBQ3NAKWYGUWZVLOSEIQ3CTEZ25 Gebr. Schmidt Druckwarenfabrik, Solmsstraße 31]</ref> im damals noch selbstständigen Bockenheim eine Druckfarbenfabrik <ref>[Lothar Fecher: Gesammeltes: aus 100 Jahren Firmengeschichte der Druckfarbenfabriken Gebr. Schmidt 1878 - 1978, Druckfarbenfabrik Gebrüder Schmidt, Frankfurt, Main, 1978 100 Jahren Firmengeschichte der Druckfarbenfabriken Gebr. Schmidt 1878 - 1978, Druckfarbenfabrik Gebrüder Schmidt, Frankfurt, Main, 1978]</ref>. |
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Die „Farbenbude“, wie sie anfangs etwas despektierlich die Bockenheimer nannten, entwickelte sich binnen weniger Jahre zu einem respektablen Unternehmen der Druckfarbenindustrie, das auf der [[Weltausstellung Paris 1900]] mit einer Goldenen Medaille für ihre Qualität ausgezeichnet wurde. Bereits 1889 war der jüngere Bruder Rudolph nach Berlin übergesiedelt, um mit den dortigen Verlagen und Druckereien ins Geschäft zu eine kleine Fabrik, in der nach den notwendigen Um- und Ausbaumaßnahmen die Gebrüder Schmidt die Massenproduktion von Zeitungs-Rotationsfarben aufnahmen. Zum 50-jährigen Betriebsjubiläum 1928, gab es Zweigwerke in zehn europäischen Ländern und die GS-Druckfarben genossen in der Branche weltweit den Ruf einer Qualitätsmarke. |
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1943 übernahm [[Druckfarbenfabriken Gebrüder Schmidt|Gebr.Schmidt]] die Druckfarbenfabrik A. Haller GmbH in Frankfurt-Rödelheim. Da dieses Werk die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs vergleichsweise glimpflich überstand, wurde die Gaugrafenstraße 4-8 zum Ausgangspunkt des Wiederaufbaus, der nach der Währungsreform begann. Im In- und Ausland entstanden neue Werke, und überall wurde ausgebaut, vergrößert und modernisiert. |
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1970 beschäftigte die Gebr. Schmidt GmbH 1.137 Mitarbeiter und gehörte damit weltweit zu den größten Druckfarbenherstellern. 2001 beschäftigte die nach wie vor als Familienunternehmen geführte „Gebr. Schmidt GmbH“ etwa 1000 Mitarbeiter und erzielte mit der Herstellung von Farbsystemen für Offsetdruck (Zeitungen, Verpackungen, Banknoten) einen Umsatz von ca. 250 Millionen Euro pro Jahr. |
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Die Verschärfung des Wettbewerbs infolge der Globalisierung veranlasste die Familie Schmidt, das Unternehmen am 5. April 2002 mit der europäischen Niederlassung des 1920 gegründeten Unternehmens „Flint Ink“ aus Michigan, USA zusammenzuschließen und firmierte nun in Europa unter Flint-Schmidt. Die ehemalige Eigentümerfamilie Schmidt schied aus dem Unternehmen aus und finanzierte aus dem Familienvermögen einen Härtefallfond. |
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Im Juli 2005 erwarb eines der weltweit zehn größten [[Private-Equity]]-Finanzunternehmen, der Finanzinvestor [[CVC Capital Partners]], das Joint-Venture. CVC formte so gemeinsam mit der kurz davor erworbenen Druckfarbensparte der „BASF“ und dem Farbenhersteller „ANI Printing“ einen Konzern namens FLINT-GROUP <ref>[https://www.wer-zu-wem.de/firma/XSYS.html Flint-in und Gebr.Schmidt gehen andie Flint-Group]</ref> |
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<ref>[http://www.flintgrp.com/ Flint-Group Luxemburg, Käufer der Flint-Schmidt Gruppe]</ref> von 2,1 Mrd. Euro Jahresumsatz. Die zur Finanzierung des Mehrfachmergers aufgenommenen Bankkredite wurden auf die fusionierten Unternehmen überschrieben. Für den Kapitaldienst wurde es notwendig, die Unternehmens-Rendite von branchenüblichen 1–2 % auf 10 % zu steigern. Dieses wurde durch umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen unter Freisetzung vieler Arbeitsplätze und Schließung großer Teile des Werkes erreicht. 2007 waren noch 280 Mitarbeiter in Frankfurt tätig, blieb aber das Zentrum für Publikationsdruckfarben (Illustrationstiefdruckfarben, Heatset bzw. Rollenoffsetfarben). |
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Im April 2014 verkauft die CVC den Druckfarben-Hersteller Flint Group an den US-Konzern [[Koch Industries]] und die Investment-Sparte von Goldman Sachs. Der Mischkonzern Koch Industries ist mit 115 Mrd. Dollar Umsatz eines der größten nicht börsennotierten Unternehmen der USA. Die Eigentümer Charles und David Koch gelten als große Unterstützer der konservativen „Tea Party“-Bewegung <ref>[http://www.print.de/News/Markt-Management/Flint-Group-wird-an-Goldman-und-Koch-Industries-verkauft_3411 2014 Flint-Group verkauft an den US-Konzern Koch Industries undan die Investment-Sparte von Goldman Sachs]</ref>. |
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Das historische, im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Bombenangriffe stark zerstörte Firmengelände in der Solmsstraße 31, wurde Eigentum der [[Stadtwerke Frankfurt am Main]], bzw. der Maingaswerke, aus der die [[Mainova]] AG entstand. Heute findet man in der Solmsstraße 31 deren Einfahrt zum Betriebsgelände. |
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=== Ehemaliges JUZ Bockenheim, Varrentrappstraße 38 === |
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Frankfurt, Bismarckschule, von Varrentrappstraße.JPG|Varrentrappstraße 38 (2013) |
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Die Stadt Frankfurt richtete 1975 in diesem Teilbereich der Gutenbergschule, der ehemaligen Villa für Rektor und Schulverwaltung in der Varrentrappstraße 38, ein Jugendzentrum für Bockenheim ein.<ref>[http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2835&_ffmpar[_id_inhalt]=61753 1975 – Übergabe des Hauses Varrentrappstraße 38 als Jugendzentrum für die Bockenheimer]</ref> Daraus entwickelte sich bald das selbstverwaltetes JUZ Bockenheim, das u. a. zu einem bundesweit bekannten Zentrum der damaligen Punk Jugendkultur wurde. Gruppen wie [[Böhse Onkelz]] und [[Die Toten Hosen]] hatten hier einige ihrer ersten, noch amateurhaften Musikauftritte. Das Haus war eines der ersten selbstverwalteten Jugendzentren in Deutschland und hatte damals einen hohen Bedeutungs- und Bekanntheitsgrad. Nachdem die ursprünglichen Nutzer durch Alterung nicht mehr im JUZ Bockenheim aktiv tätig waren und die Räumlichkeiten 2001 verlassen. Die Stadt Frankfurt eröffnete ein neues Jugendzentrum in der nahen Schloßstraße. Ohne hinreichende Gebäudeinvestitionen verfiel die Bausubstanz im Laufe der Jahre. Die Stadt investiere hohe Summen in die Sanierung des Berufsschulkomplexes Hamburger Allee 23 und baute insbesondere die Gutenbergschule<ref>[http://www.gutenberg-frankfurt.de/Schullaufbahnen.41.0.html Schullaufbahnen an der Gutenbergschule Frankfurt am Main]</ref> und die Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode,<ref>[http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=8668&_ffmpar[_id_inhalt]=21243 Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode Frankfurt am Main]</ref> beide in der Hamburger Allee 23, kostenintensiv um und aus. Die Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode meldete bei der Stadt Frankfurt zusätzlichen Raumbedarf u. a. für ihre Schulverwaltung an und erhielt auch einen positiven Bescheid. Am 2. August 2008 besetzte die Initiative „Faites votre jeu!“ mit einer Eröffnungsparty ehemalige JUZ Bockenheim. Das seit 7 Jahren leerstehende Haus wurde mit dem Ziel besetzt Räume für die Initiative zu schaffen.<ref>[http://faitesvotrejeu.blogsport.de/images/FAZ_090120_Foto_web.jpg Foto des noch besetzten JUZ Bockenheim, Varrentrappstraße]</ref> Die Gruppe verweigerte einen baldigen Auszug.<ref>[http://faitesvotrejeu.blogsport.de/ 2008 Besetzung des JUZ Bockenheim durch Gruppe faites votre jeu]</ref> Nach anhaltenden Protesten mit Polizeieinsatz und Einschaltung eines Vermittlers,<ref>[http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/vermittler-brumlik-soll-mit-juz-besetzern-reden-1751845.html Vermittler redet mit JUZ-Besetzern faites votre jeu]</ref> schlug die damalige zuständige Dezernentin der Stadt andere kostenfreie Räumlichkeiten für diese autonome Gruppe vor, falls sie freiwillig ihre Besetzung aufgäben. Nach langwierigen Verhandlungen stimmte letztendlich die Gruppe FAITES VOTRE JEU einem Umzug in das ehemalige Arrestgefängnis in der Klapperfeldstraße zu.<ref>[http://www.fr-online.de/rhein-main/juz-bockenheim-gefaengnis-fuer-hausbesetzer,1472796,3376024.html Zukunft des JUZ Bockenheim (2009)]</ref> Die Zeit des JUZ Bockenheim in der Varrentrappstraße 38 war damit beendet. |
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=== Ehemalige Firma Gebrüder Pintsch Werk Bockenheim === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Solmsstraße Gas 10.jpg|mini|hochkant|Solmsstraße, Pintsch-Produkt]] |
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Zwischen der jetzigen Jordan-, Gräf- und Emil-Sulzbach-Straße<ref>[http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/imageHtml/imagedet102479.shtml Foto der Bockenheimer Niederlassung des Pintsch Werkes]</ref> erstreckte sich von 1895 bis 1917 die Gasapparate- und Maschinenfabrik Pintsch,<ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=51DFB7FF11&dm=1&auft=0 Dokumente der Gasapparate- und Maschinenfabrik Gebrüder Pintsch, Frankfurt-Bockenheim] eine von mehreren Niederlassungen der Firma [[Julius Pintsch]] in [[Fürstenwalde/Spree]] bei Berlin, später [[Julius Pintsch AG|Pintsch Bamag AG]]</ref> eine von mehreren Niederlassungen der Firma [[Julius Pintsch]] in [[Fürstenwalde/Spree]] bei Berlin. Dieses Pintsch Unternehmen stellte die idealen Ergänzungsprodukte zum 1869 an der Solmsstraße in Frankfurt-Bockenheim eröffneten ICGA-Gaswerk der [[Imperial Continental Gas Association]], das spätere Gaswerk West, dar. 1927 arbeitete auch dies Bockenheimer Werk der Pintsch AG erstmals mit der „Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG“ (Bamag-Megius AG) in Berlin und [[Butzbach]] (Hessen) zusammen, an der die Fa. Pintsch zeitweise mit 60 % beteiligt war. Das 1936 zu einer Kommanditgesellschaft umgewandelte Unternehmen blieb in Familienbesitz und baute Anlagen zur Holzverzuckerung, Vakuumtrockenapparate, Lichtanlagen für den See-, Luft- und Straßenverkehr, Müllverbrennung und Ölheizungen für Eisenbahnen. Antiquarisch hat sich von diesem Bockenheimer Unternehmen ein bebilderter kommentierter Firmenkatalog<ref>[http://www.schlick.ch/s/galerie/gal_werbung.php Katalog der Gebr. Pintsch Bockenheim von 1893: Die Anwendung von vernickelten, goldvernirten oder farbig gebeizten Messing-Gestellen bei der Schaufenster-Dekoration]</ref> mit Präsentation beispielhafter Schaufenstergestellen für Schuh-, Miederwaren-, Optiker-, Pfeifen-, Hut-, Schmuck-, Schirm-, Lebensmittelhandlungen u.a von 1893 erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog sich die Pintsch-Gruppe aus Frankfurt-Bockenheim zurück. Bauliche Spuren der ehemals großen Industriefirma, die vor der Elektrifizierung mit ihren mit [[Stadtgas|Leuchtgas]] betriebenen Produkten Licht in Stadt und Häuser brachte, sind nicht mehr vorhanden. |
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=== Ehemaliges Kino CAMERA, Gräfstraße 79 === |
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Frankfurt-Bockenheim Gräfstr. CAMERA 3.jpg|Gräfstraße 79, ehemaliges Kino ''Camera'' |
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Frankfurt-Bockenheim Gräfstr. CAMERA 4.jpg|Gräfstraße 79, ehemaliges Kino ''Camera'' |
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Frankfurt-Bockenheim Gräfstraße 12.jpg|Blick in die Gräfstraße, vor dem ehemaligen Kino ''Camera'' |
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Im Stadtteil Bockenheim, Gräfstraße 79, wurde nach zehnmonatiger Bauzeit am 18. Mai 1956 in der Nähe der Universität das Kino CAMERA des Architekten Heinz Junker mit 564 Plätzen eröffnet. Bereits 1960 musste der Spielbetrieb eingestellt werden.<ref>[http://allekinos.pytalhost.com/kinowiki/index.php?title=Frankfurt_Camera Zur Baugeschichte des ehemaligen Kinos CAMERA]</ref> Lange Zeit wurde das Gebäude als zusätzlicher Hörsaal und Lehrraumgebäude durch die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität als neuer Eigentümer genutzt. Ab dem Jahr 1987 wurde mit immensem personellem Aufwand einmal im Semester vom Verein „Pupille & Schöne Neue Welt“ das von der Uni genutzte ehemalige Kino Camera umgebaut, um zu einem festen Themenkomplex ein bis zwei Wochen lang Filmwochen als Film- und Diskussionsreihe zu veranstalten. Für die Programme bekamen die Veranstalter 1992 für die „hervorragende[n] Leistungen beim Abspielen von künstlerisch wertvollen Filmen“ den Frankfurter Filmpreis verliehen.<ref>[http://www.pupille.org/programmheft/Pupille_Programmheft_Festwoche.pdf Programmheft der Film-Festwoche] (PDF; 1,2 MB)</ref> Der Plan, gemeinsam mit der Universität und öffentlichen Mitteln den Kinosaal der CAMERA zu Filmvorführungen für die Studenten der [[Theater-, Film- und Medienwissenschaft]] (TFM) wiederzubeleben, scheiterte, als das Hessische Wissenschaftsministerium eine Finanzierungszusage zurückzog.<ref>Quelle: Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main</ref> Auch wurden hier Schulung durchgeführt. Nach Eigentümerwechsel wurden dann von einem Architekturbüro der ehemalige Kinosaal mit einer Zwischendecke geteilt, zusätzlich Fenster eingezogen und das Gebäude um eine Penthouse-Etage erhöht. Bei der Renovierung wurde bewusst einiges vom alten Kino bewahrt, so die markanten Treppenaufgänge und auch die Neonschrift CAMERA. Von außen ist daher das Gebäude als ehemaliges Kino durchaus noch erkennbar. Neuer Eigentümer dieser Liegenschaft Gräfstraße 79 wurde zuletzt die Frankfurter Geschäftsstelle des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz.<ref>[http://fzarchiv.de/index.php?pdf=Fachzeitschriften/Maler-und_Lackierermeister/2012/05_12/ML_05-12_35-37_Grosses_Kino.pdf Die Frankfurter Geschäftsstelle des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz] (PDF)</ref> |
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=== Ehemaliger Rheingauer Hof, Adalbertstraße 16 === |
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Frankfurt-Bockenheim Adalbertstraße 16 1903 A1.jpg|Rheingauer Hof Hotel 1903 |
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Frankfurt-Bockenheim Adalbertstraße 16 1903 A2.jpg|Rheingauer Hof Gartenwirtschaft 1903 |
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Frankfurt-Bockenheim Adalbertstraße 16 1903 A3.jpg|Rheingauer Hof Festsaal 1903 |
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Frankfurt-Bockenheim Adalbertstraße 16 1906.jpg|Rheingauer Hof 1906 |
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Das ehemalige Gebäude des Gasthauses "Zum Rheingauer Hof" in der Adalbertstraße 16 (Nordseite) entstand bereits zwischen 1823 und 1840 in der damals noch selbständigen Stadt Bockenheim in Kurhessen. Entsprechend der damaligen Zeit wurde das Gebäude mit einem auffallenden Giebelschmuck versehen. Höhepunkt was das [[Akroterion]] als Architekturelement der Bekrönung des Giebelfirstes sowie zahlreiche Vasen und natürlich auffallende Voluten an den Giebelecken. Die Liegenschaft lag vormals mit ihrer Straßenfront an der Straße Schöne Aussicht. Diese wurde zu Ehren des letzten Bürgermeisters [[Adalbert Hengsberger]] (1853–1923) nach der Eingemeindung von 1895 in Adalbertstraße umbenannt. Hinter dem Gasthausgebäude gab es noch einen Gartenlokalbereich sowie ergänzende Gebäude wie Kegelbahn, Apfelwein-Kelterhaus und ein Vereinssaal für Veranstaltungen. Nach historischen Dokumenten der ISG Frankfurt am Main veranstaltete hier z.B. am 11. Februar 1893 die Bockenheimer Turngemeinde einen Maskenball. Auch fand, gemäß Auszug aus der ''Allgemeinen Deutschen Lehrerzeitung'' 1896, im ''Rheingauer Hof'' die 28. Jahresversammlung der israelitischen Lehrer Kurhessens statt. Nach dem Stadtchronist Hermann Ludwig wurde das Gasthaus 1830 erbaut, 1832 weiterverkauft an Herrn Bücking, 1839 an Jean Pierre Jansen. 1857 entstand der Saalbau als Hinterhaus. 1882 erwarb den Rheingauer Hof zeitweise der ''Rheinische Actien-Verein für Weinbau und Weinhandel Dilthey, Sahl & Co.'' als Hotel Kräusel. Zu den Gründern dieser 1867 errichteten Gesellschaft gehörte [[Theodor Dilthey]] (1865–1867) <ref>[http://www.geschichte-des-weines.de/index.php?option=com_content&view=article&id=196:dilthey-theodor-friedrich-ludwig-1825-1892&catid=45:persoenlichkeiten-a-z&Itemid=83 Dilthey, Theodor Friedrich Ludwig (1825-1892)]</ref> aus einer der größten Rheingauer Weinhändlerfamilien und Erster Präsident der Wiesbadener Industrie- und Handelskammer. In den 1880er Jahren entwickelte sich die Gesellschaft zum Hoflieferanten des Kaisers von Österreich sowie des russischen Zaren. Um 1900 kaufte den Rheingauer Hof der Hotelier Jean Zobel, daher auch der Name ''Hotel Zobel''. 1935 war seine Tochter A. M. Zobel noch Firmeneigentümerin. Während der Arisierung wurde sie zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier Zwangsarbeiter für die [[Hartmann & Braun|Hartmann & Braun AG]] einquartiert. Fliegerbomben zerstörten das Gebäude 1944. Seit Ende des 20. Jahrhunderts steht hier ein Wohn- und Geschäftshauskomplex mit Tiefgarage, dessen Einfahrt den Standort der untergegangenen Immobilie markiert. Antiquarisch werden noch historische Ansichtskarten vom Rheingauer Hof angeboten <ref>[http://www.ifaust.de/isg/vimg.FAU/isgbild.jpg?sid=03A5C0FE&DM=1&apos=50026&ipos=1&hst=1&rpos=isgbild.jpg ISG Ffm Reklame Anzeige des Rheingauer Hofes von 1903]</ref> . |
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=== Ehemalige Gastwirtschaft ''Forell's Garten'' === |
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An der vormaligen Frankfurter Straße, 1895 nach der Eingemeindung dann Leipziger Straße 28–30, heute Leipziger Straße - Ecke Wildunger Straße, eröffnete 1825 der zugezogene Peter Forell den Gasthof „Zum deutschen Hof“. Sein Sohn Christoph Forell heiratete 1851, übernahm den Gasthof und baute 1856 einen Fest- und Tanzsaal an sowie 1857 eine Kelter-Remise zur Herstellung eigenen Apfelweins. So entstand eine beliebte Gartenwirtschaft namens „Forell’s Garten“. Vor der Annexion Preußens 1866 fanden hier, in der selbständigen kurhessischen Stadt Bockenheim, Militärkonzerte der in der nahen freien Reichsstadt Frankfurt am Main stationierten Bundestruppen statt. Die Familie Forell hatte damals einen der schönsten Tanz- und Gesellschaftssäle im Großraum Frankfurt.<ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.'' Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1279-6.</ref> In der Zeit um 1896 übernahm, nach dem Tod des Vaters Christoph, dessen Sohn Hans Forell Gasthaus, Tanzsaal und Gartenwirtschaft.<ref>ISG Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main; Sammlung Ortsgeschichte; S3/D; Signatur:12.932</ref> Hier führten in den 1920er Jahren u. a. Professor [[Gottfried Salomon]] (1892–1964) mit seinen Frankfurter Studenten, u. a. mit [[Theodor W. Adorno]] und [[Walter Benjamin]], in abendlichen Kolloquien lebhafte öffentliche Diskussionen.<ref name="ident-soz-google-buch" /> Während der Wirtschaftskrise kaufte 1929 die damalige Bockenheim benachbarte Weltfirma die Liegenschaft zunächst als Grundstücksreserve. Der Zweite Weltkrieg zerstörte auch diese Liegenschaft. In den Aufbaujahren nach dem Krieg wurden die Wildunger Straße von der [[Hartmann & Braun|Hartmann & Braun AG]] geschlossen und Fabrikgebäude errichtet. Nach Aufgabe des Produktionsortes und völliger Produktionsverlagerung wurde auch auf diesem Grundstück ein mehrstöckiger Neubau errichtet. Er wurde nach Revitalisierung und Wiedereröffnung der Wildunger Straße als Eckbebauung errichtet. Das Erdgeschoss wurde als Ladengeschäft einer Reformhauskette vermietet. Der Bezug zu der vormals beliebten Gartenwirtschaft ist vollständig verschwunden. Nur auf dem Bockenheimer Friedhof zeugt eine aufwendige historische Familiengrabanlage der Familien Knodt und Forell, die unter Denkmalschutz steht, noch von dem Wirken dieser Familien in Bockenheim. Die Inhaber der ehemaligen Kunstgießerei und Metallwerke Knodt waren Nachbarn der Familie Forell. Beide Familien waren verwandtschaftlich verbunden. |
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Frankfurt-Bockenheim Forell's Garten 01.jpg|Leipziger Straße mit ''Deutschem Haus'' und Forell’s Garten (1905) |
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Frankfurt-Bockenheim Forell's Garten 02.jpg|Leipziger Straße mit ''Deutschem Haus'' und Forell’s Garten (1905) |
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Frankfurt-Bockenheim Forell's Garten 03.jpg|Leipziger Straße mit Eingang zu Forell’s Garten (1905) |
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Frankfurt-Bockenheim Leipziger Straße 30 A1.jpg|Leipziger Straße 30, heutiger Blick (2013) |
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Frankfurt-Bockenheim Leipziger Straße 30 F03.jpg|Wildunger Straße Blick auf Leipziger Straße (2013) |
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Friedhof.Bockenheim928.JPG|Neuer Friedhof, Relief der Familiengrabstätte Knodt-Forell (2009) |
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=== Ehemalige Gebrüder Knoth Blech- und Metallwarenfabrik, Kunstgießerei === |
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Die Produktionsstätte dieser untergegangenen Firma befanden sich in der Landgrafenstraße 8. Vor seiner Eingemeindung 1895 gehörte Bockenheim den Grafen von Hanau, dann später den Landgrafen von Hessen-Kassel. Daher die Namensnennung. Vor 1895 nannte man sie Hasengasse, davor Erdmannsgasse. Sie verbindet die Leipziger Straße mit der Großen Seestraße. Früher hatten sich hier zahlreiche Handwerks- und Gewerbebetriebe angesiedelt. Seit 1847 ist hier Georg Knodt, Spengler aus [[Bönstadt]], als Eigentümer des Hauses Landgrafenstraße 8 nachweisbar. Die Gebrüder Christian und Georg Knodt jun. betreiben hier dann die Blech- und Metallwarenfabrik Gebrüder Knoth. Erfolgreich war die Firma in diesen Jahren als vor allem als anerkannte Kunstgießerei. In Frankfurt hat sich das Uhrtürmchen am Standort [[Zeil]]/[[Sandweg (Frankfurt am Main)|Sandweg]] als eine Arbeit des Unternehmens erhalten. Auch wurde die aufwendige gestaltete eigene Familiengrabstätte auf dem Bockenheimer Friedhof in die Denkmalsliste aufgenommen. Einige der zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges ausgegebenen Aktien der Metallwerke Knodt Aktiengesellschaft Frankfurt sind als Nonvaleur-Papiere auf dem Markt.<ref>[http://www.hwph.de/historische-wertpapiere/losnr-auktnr-pa10-1783.html Aktie der Metallwerke Knodt Aktiengesellschaft Frankfurt]</ref> Diese Aktiengesellschaft wurde am 19. April 1920 gegründet. Zu den Gründern zählten unter anderem die Metallwerke G. Knodt GmbH, die Tellus AG für Bergbau- und Hüttenbetrieb sowie die Metallwalzwerke AG. Es wurde die Fabrik und das Handelsgeschäft der GmbH weitergeführt. Produkte: Eisenbahnlaternen,<ref>[http://www.ebay.de/itm/Antike-Karbitlampe-Signallaterne-Metallwerke-G-Knodt-FFM-anno-1940-/251088225353 Antike-Karbitlampe-Signallaterne-Metallwerke-G-Knodt-Frankfurt-Bockenheim]</ref> Lokomotiv-Ausrüstungsgegenstände, Armaturen für Eisenbahn- und Waggonbau, Bade- und Heizapparate. Großaktionär war die Tellus AG für Bergbau- und Hüttenindustrie. Die Tellus AG<ref>[http://www.sammleraktien-online.de/html/de/unentwertete-aktien/d-ab-1949-ohne-coupons/tellus-ag/article-1-1497-1497-une90unedalt90.html Die Tellus AG]</ref> wurde 1906 als Holding gegründet mit zahlreichen Beteiligungen an: Metallwerke Unterweser AG, Friedrich-August-Hütte, Metallwerke Knodt AG, Emag Elektricitäts-AG, Norddeutsche Hütte AG in Bremen, Landwirtschaftliche Maschinenfabrik Eisenach, Hüttenwerk Niederschöneweide u. a. Am Ende der 1920er Jahre (Wirtschaftskrise) gingen fast alle o.g. in Konkurs, auch die Metallwerke Knodt AG. Nach 1945 war die Tellus AG nochmals als Kreditinstitut mit bankfremdem Geschäft tätig (Arbeiten auf dem Gebiet der chemischen Technologie). Die letzte Börsennotiz war im Jahr 1979, es folgte das Insolvenzverfahren und 1986 der Anschlusskonkurs. In unmittelbare Nachbarschaft der Landgrafenstraße 8 hat sich bis heute ein 1873 gegründeter metallverarbeitender Familienbetrieb erhalten. Eines der letzten erhaltenen Werke dieser Bockenheimer Metallwerke Knodt ist das sog. Uhrtürmchen an der Zeil, Standort Zeil / Sandweg. Es ist aktuell vom Untergang bedroht. Seit dem 21. November 2013 wird über eine überregionale Tageszeitung für Spenden zum Erhalt dieses Werkes geworben.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurter-uhrtuermchen-der-stolze-ritter-ist-angesaegt-12675048.html 21. November 2013 – Spendenaufruf für einen stolzen Ritter]</ref> |
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Frankfurt-Bockenheim Landgrafenstraße 8.jpg|Landgrafenstraße 8, ehemaliger Sitz der Gebrüder Knodt |
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Frankfurt-Bockenheim Landgrafenstraße A4.jpg|Landgrafenstraße 8, ehemaliger Sitz der Gebrüder Knodt, ehemalige Produktionsstätte |
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Bad Homburg, Dorotheenstraße 5, Georg Schudt.jpg|[[Dorotheenstraße 5 (Bad Homburg)|Denkmal für Georg Schudt]] (1830–1890) in Bad Homburg, Bronzeguss der Firma Knodt |
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Uhrtürmchen an der Zeil.jpg|Hersteller: Ehemalige Bockenheimer Firma Knodt, Standort Zeil/Sandweg, Frankfurt am Main |
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Taunusanlage-winzerbrunnen-lachhannes-2011-ffm-014.jpg|Lachhannes auf dem Winzerbrunnen, Frankfurt, Taunusanlage (1859), Bronzeguss der Firma Knodt |
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=== Ehemalige RADA Werkzeugfabrik, Landgrafenstraße 33, vormals Hasengasse === |
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Frankfurt-Bockenheim Landgrafenstraße 33 A.jpg|Landgrafenstraße 33 |
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Frankfurt-Bockenheim Landgrafenstraße 33 B.jpg|Landgrafenstraße 33 |
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Frankfurt-Bockenheim; Landgrafenstraße 31.jpg|Landgrafenstraße 31 |
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Die Hasengasse nannte man 1829 ursprünglich Erdmannsgasse, nach dem ansässigen Unternehmer Georg Erdmann, der 1825/27 hier ein Gebäude errichtete und Gold ver- und bearbeiteten ließ. Erst 1838 wurde daraus die Hasengasse. Der Name Hasengasse bot sich durch eine hier domizilierte Hasenhaar-Schneiderei an. Anfang des 19. Jahrhunderts steigerte sich sehr stark der Bedarf an Hasenfellen für die neumodischen Hüte. Die Hasenfelle wurden geschoren und gerupft, das so gewonnene Haar wurde zu Filz für die Hutproduktion verarbeitet, namentlich für den Filz bei der Zylinder-Herstellung. Bei dieser schlecht bezahlten und gesundheitsschädigenden Arbeit behandelten junge arme Frauen die Felle zur leichteren Verarbeitung mit Chemikalien, die zu Atemwegserkrankungen und auch psychischen Störungen führen konnten. Berühmtestes Beispiel hierfür sei eine literarische Figur, nämlich der Verrückte Hutmacher aus Lewis Carrolls Roman „Alice im Wunderland“ <ref>[http://www.ruesselsheimer-echo.de/lokales/ruesselsheim/Kokosmatten-made-in-Ruesselsheim;art57641,2163782 Zur Bedeutung der Hasenhaar-Schneiderei]</ref>. Ein ruinöser Wettbewerb, Modeschwankungen und die starke Umweltbelastung durch Gestank und Bodenbelastung führten letztlich zur Standortverlagerung. |
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Nach der Eingliederung Bockenheims in die Stadt Frankfurt 1895 wurde die Hasengasse erneut umbenannt, da es in Frankfurt bereits eine Hasengasse gab. Da vor der Eingemeindung Bockenheim den Grafen von Hanau und später den Landgrafen von Hessen-Kassel gehört hatte, benannte man sie fortan Landgrafenstraße. Georg Erdmann erlebte diese Umbenennung nicht mehr. Bereits 1882 erbten die Liegenschaft seine Tochter W. L. Mlisse Lopotsch, geborene Erdmann, und deren Ehemann Postsekretär Karl Matthäus Lopotsch. Der große, schöne Garten Erdmanns bzw. später Lopotschs, wurde nach 1900 parzelliert und mit drei Häusern bebaut. Das Gebäude Landgrafenstraße 29 kaufte W. Weißenbach, der es 1935 an R. Neumann weiterverkaufte. Die Liegenschaft Landgrafenstraße 31 ging an den Maurermeister A. Schober, später an den Frankfurter Beamten-Wohnungs-Verein eG, der hier 1904 ein Fünf-Familienhaus erbaute und diese Liegenschaft noch heute besitzt.<ref>[http://www.bwv-frankfurt.de/fileadmin/user_upload/100_jahre_bwv.pdf Bwamten-Wohnungs-Verein e.G. Frankfurt am Main]</ref> Die Liegenschaft Landgrafenstraße 33 ging an den Mechaniker J. A. Rada. 1935 war dann die Werkzeugfabrik Hermann Rada Eigentümer <ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Hermann Ludwig, Die Häuserchronik von Bockenheim, Seite 220 ff.]</ref>. Das Familienmitglied Peter Rada schuf bereits vor den Weltkriegen den Produktionsbetrieb in Frankfurt Rödelheim <ref>[https://www.deutsche-digitale/ bibliothek.de/item/3CFMFMJEVF7YEOPNMHZQ4B55TWOMX7O4 Rada, Peter, Werkzeugfabrik, Frankfurt-Rödelheim, In der Au 14]</ref>. Auf dem 1,6 ha = 16.000 m² großen Grundstück ließ er unterschiedliche Produkte herstellen, wie z.B. Metallspielwaren-Bausätze.<ref>[http://picclick.de/Alter-KINEMA-Modellbaukasten-Nr00-RADA-Metallwarenfabrik-Ffm-Lastauto-162279360871 RADA Metallwarenfabrik, Modellbaukasten KINEMA, Frankfurt-Rödelheim]</ref> Später fokussierte sich RADA als Spezialfabrik für Platten-, Filmkassetten und Fotozebehör.<ref>[http://www.kesef.de/Auktion/c2941d.jpg Prospekt von 1955 der RADA Metallwarenfabrik, Frankfurt-Rödelheim]</ref> Am nachhaltigsten waren die Entwicklung und Produktion von Rollfilm-Einsätzen für unterschiedliche Kamarahersteller,<ref>[http://camera-wiki.org/wiki/Rada RADA Metallwaren, Ffm-Rödelheim]</ref> die heute noch vereinzelt antiquarisch angeboten werden. Besonders eng war die Zusammenarbeit mit dem weltbekannten Rödelheimer [[Hugo Schrader (Kamerahersteller)|Kamarahersteller Plaubel]], der die Rada Metallwarenfabrik später aufkaufte. Die ehemalige Fabrikantenvilla des Peter Rada ist heute im Eigentum der Stadt Frankfurt. In mehr als 40 Jahren wurde sie zum deutschlandweit bekannten, oftmals belagerten und umkämpften, selbstverwaltenen Jugendzentrum der Punkerszene.<ref>[http://au-frankfurt.org/frame.html Autonomes Kultur- und Wohnungszentrum DIE AU]</ref> Heute gilt es als das älteste, ununterbrochen besetzte Projekt für alternativen Lebensstil in Deutschland, europaweit bekannt als DIE AU mit Bauwagen-Park auf dem Gelände.<ref>[http://www.fr-online.de/frankfurt/hausbesetzung-frankfurt-hausbesetzungen-haben-in-frankfurt-tradition,1472798,21851756.html FR-Hausbesetzungen Liegenschaft ehemalige RADA Metallwarenfabrik, In der Au 14-16]</ref> Die dominante Immobilie in der Landgrafenstraße 33 wurde im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben teilweise zerstört. Die benachbarten Häuser 35 und 37 wurden nach zerstörerischen Bombentreffern nach Kriegsende mit einer kleinen Wohnanlage neu bebaut. Von der nur teilbeschädigten Liegenschaft Landgrafenstraße 33 haben sich die imposanten mehrstockigen Erker in der Mitte des Hauses im Stil des Historismus erhalten. Das Dachgeschoß wurde verändert wiederaufgebaut. Noch heute bleibt die beeindruckende Straßenfront des Hauses. [[Spolie]]n der ehemalige Produktionsanlagen sind weder hier in der Landgrafenstraße 33 noch in Rödelheim, In der Au 14-16, mehr vorhanden. |
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=== Ehemalige Kleiderwerke C. F. Schwarz Söhne OHG, Große Seestraße 46, vormals Große Sandgasse (Westseite) === |
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Große Seestraße 46, 60486 Frankfurt am Main - panoramio.jpg|Große Seestraße 46 |
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Nach den Unterlagen des Bockenheimer Ortschronisten Hermann Ludwig gehörte die Parzelle 1862 Anton Dieckmann. Um 1899 wurde darauf von dem Buchdrucker Oskar Kümmell das Gebäude errichtet, dessen Pläne sich im [[Institut für Stadtgeschichte (Frankfurt am Main)ISG]] befinden (Kartensammlung ISG S8-9 Signatur 296). Seine Witwe E. Kümmell verkaufte 1927 die Liegenschaft an T. Schairer, der hier ein Kleidergeschäft betrieb. Ehemals war hier dann der Sitz der Kleiderwerke C. F. Schwarz Söhne OHG, die am 25. Januar 1953 ihr 80-jähriges Geschäftsjubiläum feierten (1873-1953) <ref>[http://www.stadtgeschichte-ffm.de/de/info-und-service/frankfurter-geschichte/stadtchronik/1953 Quelle ISG Ffm über das 80jährige Geschäftsjubiläum der Firma C. F. Schwarz Söhne OHG, Frankfurt, Große Seestraßr 46]</ref> <ref>[http://www.world-qr.com/inhalte/new/qr-fuehrer/de/thueringen/greiz/ortsfuehrer/historisch_industrieller_rundgang/greiz_historisch_industrieller_rundgang_zapfwerk?lat=0&lng=0 verwandtes Unternehmen 1876 gegründete mechanische Weberei „Samuel Schwarz Söhne Mechanische Weberei“ in Quirltal]</ref> <ref>[https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/LFDNNQI75O52ZA6XL7AKMRPNYDH3SX4Q Unterlagen über familiennahe Firma H. F. Schwarz Söhne, Mainz]</ref>. Die Firma verlegte später ihren Geschäftssitz nach Frankfurt-Praunheim, An der Praunheimer Mühle 13. Auch berichtete die FR am 13. April 1978, dass in dieser Liegenschaft am 1. Mai 1976, im Jahr der Gründung des alternativen Stadtmagazins [[Pflasterstrand]], eine Groß-WG als sogenannter Ort der Revolte gegründet wurde. Heute wird im Erdgeschoss des Hauses einen SB-Waschsalon betrieben. |
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=== Ehemalige Metalltuchfabrik Ratazzi und May === |
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KircheLeben01.jpg|Abgerissenes ehemaliges Bürogebäude der Metall- und Tuchfabrik Ratazzi und May |
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Frankfurt-Bockenheim Kurfürstenstraße 14 A1.jpg|Kurfürstenstraße 14A, Neubebauung 2012 Hinterhaus |
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In der historischen Mittelgasse 14, der späteren Kurfürstenstraße 12–14, lagen um 1844 die Anfänge der Firma Drahtweberei Metalltuchfabrik von E Joh. Heinr. Ratazzi und Heinrich May, Nachfolger der Drahtweberei Alex Roswag.<ref>{{LAGIS|ref=nein|ID=412000163#heading7|titel=„Bockenheim, Stadt Frankfurt am Main“ (Drahtweberei Metalltuchfabrik Ratazzi und May (1844))}}</ref> 1778 durch Elsässer aus Schlettstadt, heute [[Sélestat]], gegründeten Tochterunternehmen. 1823 betrieb ein Roswag aus Schlettstadt bereits in Straßburg eine Metalltuchfabrik, in der Metallfäden zu Matten verarbeitet wurde.<ref>[http://books.google.de/books?id=d3g2AAAAMAAJ&pg=PA224&lpg=PA224&dq=schlettstadt+roswag&source=bl&ots=PNbgE9a1Nl&sig=lfGvBRmzIJr1s7FAEjMJZ2l9TLg&hl=de&sa=X&ei=gjMLUuO5CsSOO9W2gegE&redir_esc=y#v=onepage&q=schlettstadt%20roswag&f=false Roswag aus Schlettstadt Metalltuchfabrik in Straßburg und Bockenheim]</ref> Noch heute gibt es eine Rue Roßwag in [[Sélestat]] (Schlettstadt).<ref name="rue-roswag-google-maps" /> Nach der Annexion 1871 übernahmen Heinrich Ratazzi und Heinrich May das Unternehmen. Unter dem Namen Roswag’s Nachfolger Ratazzi & May hatten sie bis zu 40 Arbeiter. Sie produzierten vorwiegend Drahtflechtmatten aus Messing- und Eisendraht, u. a. für die Papierindustrie. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktionsstätte nach Schlüchtern verlegt. Dort errichteten dann die ehemaligen Lehrlinge Paul und Ruppel das heute noch bestehende weltweite Unternehmen PACO Paul GmbH & Co. KG-Metallgewebe und Filterfabriken,<ref>[http://www.paco-filter.de/top/home.html PACO Paul GmbH & Co. KG-Metallgewebe und Filterfabriken]</ref> das immer noch erfolgreich Metallmatten und Filter herstellt. Die teilzerstörte Produktion in Bockenheim wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr aufgenommen. Die Straßenfrontfläche wurde mit Mehrfamilienwohngebäuden bebaut. Das Verwaltungsgebäude verfiel, wurde dann aber nochmals saniert und kurzzeitig von einer Gemeinde des [[Foursquare Deutschland|Freikirchlichen Evangelischen Gemeindewerks]] genutzt. In die historischen Fabrikationsräume mit ihrer typischen Oberlichtverglasung zog später ein Bürofachhandel mit seinem Lager ein. Der Grundstückseigentümer ließ 2012 alles abreißen und ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgaragen als Hinterhaus auf dem ehemaligen Produktionsgelände errichten. |
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=== Ehemalige Fourage-Handlung Albert Straus, Kurfürstenstraße 20 === |
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Frankfurt-Bockenheim Große Seestraße 31 A1.jpg|Kurfürstenstr. 20, Fourage-Handlung Albert Straus (1906) |
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Frankfurt-Bockenheim Kurfürstenstraße D17.jpg|Kurfürstenstr. 20 (2013) |
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Heimatforscher vermerken als Bauherr der Liegenschaft Kurfürstenstraße 20 von 1904 den Fuhrwerkbesitzer und Photograph Albert Straus. Das Gebäude lag in der Nachbarschaft der Metalltuchfabrik Ratazzi und May. Straus selbst warb auf seiner Hauswand für sein Gewerbe, der Fouragehandlung.<ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Hermann Ludwig-Häuserchronik Bockenheims] (PDF; 50,6 MB)</ref> Unter [[Fourage]]<ref>[http://www.fourage.ch/slideshow/p015_0_1.jpg Foto einer fourage]</ref> (Verbform: fouragieren), auch Furage oder Fouragierung (frz. fourrage) wird nach Wikipedia die veraltete militärische Bezeichnung für Pferdefutter: Hafer, Heu und Stroh; daher furagieren, Pferdefutter herbeischaffen, verstanden. 40 Jahre nach dem Bau wurde der Dachstuhl dieses Gebäudes im Zweiten Weltkrieg teilzerstört und später in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Der Fassade sieht man ihr Alter von 110 Jahren nicht an. Ein Sandstein mit Jahreszahl weist heute noch auf das Baujahr 1904 hin. Das ISG Frankfurt bewahrt Dokumente von 1938-39, die den erzwungenen Verkauf der Grundstücke Kurfürstenstraße 20 und Ludendorffstraße 104 (vormals Hausener Landstraße) der jüdischen Eigentümer Albert Strauss und dessen Ehefrau Melina Strauss an Arno Funk und dessen Ehefrau Margarethe, geborene Heuser, bzw. an Wilhelm Hühn und dessen Ehefrau Katharina, geborene Heppding, sowie die Ausbürgerung und Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft wegen ihres Judentums durch den Magistrat der Stadt Frankfurt dokumentieren (Ausbürgerungsliste 275-326). |
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=== Ehemalige Frankfurter Waggonfabrik Aktiengesellschaft, vormals Reifertsche Chaisenfabrik === |
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Johann Konrad Reifert (1781–1856), [[Stellmacherei|Wagnermeister]] aus [[Niederseelbach]], gründete um 1800 in Frankfurt am Main eine „[[Chaise (Kutsche)|Chaisenfabrik]]“. 1820, nach dem Sturz Napoleons, wurde der Betrieb in die junge Stadt Bockenheim vor den Toren der freien Reichsstadt Frankfurt am Main verlegt. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Johann Ernst Wagner aus [[Suhl]]/[[Thüringen]] war es deren Ziel, dort eine Fabrik für elegante Chaisen und Postkutschen zu betreiben. Deren Gründung stellte einen wesentlichen Schritt beim Ausbau der Industrialisierung von Bockenheim dar. Die Erhebung Bockenheims zur Stadt 1819 geschah in der bewussten Absicht [[Kurfürstentum Hessen|Kurhessens]], neben der damals noch industriefeindlich gesinnten freien Reichsstadt Frankfurt ein neues, der Industrie aufgeschlossenes Gemeinwesen zu schaffen, das aus der günstigen Nachbarschaft zu dem Mittelpunkt von Handel und Verkehr größten Nutzen ziehen könnte. Als nach zehn Jahren 1830 der Geschäftspartner Johann Ernst Wagner starb, trat mit Clemens Reifert (1807–1878) dessen Sohn in die Firma ein. Das Unternehmen hatte sich bereits zu einem der ersten Wagenbauanstalten<ref>[http://5dic.de/Enzyklopdie_des_Eisenbahnwesens/page/Wagenbauanstalten.2614/ Reifert & Comp. in Bockenheim war 1838 einer der ersten deutschen Wagenbauhersteller]</ref> in Deutschland entwickelt. Er hatte sich darauf unter anderem durch den Besuch ähnlicher Betriebe, auch in Paris und London, auf seine Arbeit vorbereitet.<ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Hermann Ludwig-Häuserchronik Bockenheims] (PDF; 50,6 MB)</ref> |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Reifert A01.jpg|mini|Eisenbahnwaggon aus der Produktion der Reifertschen Waggonfabrik (1872)]] |
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Clemens Reifert<ref>{{Polytechnisches Journal|Dokumentencode=ar078034 |Autor=Reifert, Clemens |Titel=Ueber ein einfaches Hebelwerk, mittelst dessen sich das Abspannen des Wagenzugs bei Unfällen der Locomotive auf Eisenbahnen leicht bewerkstelligen lässt, nebst einer zweckmäßigen Vorrichtung zum Selbstaushängen der Locomotive |Jahr=1840 |Seiten=166–174}}</ref> forschte, erweiterte die Fabrik und führte Dampfmaschinen ein. Die Firma baute bald auch Eisenbahnwagen und hatte Anfang 1870 300 Mitarbeiter. Dies bedeutete erhöhten Kapitalbedarf. Folglich wurde umgegründet und umfirmiert. Es entstand die „Frankfurter Waggonfabrik Aktiengesellschaft“, vormals J.C. Reifert & Co, in Bockenheim. Über die Österreichisch-Deutsche Bank in Frankfurt am Main wurden für 650.000 Taler Aktien ausgegeben. Gründersohn Clemens Reifert wurde „Generaldirector“. Verwaltungsräte wurden J. B. Pfaff, J. Koch, Friedrich Mumm, Franz Brentano und Christian Grote aus Frankfurt am Main. Notar wurde ein Dr. Becker aus Bockenheim. Das erste Geschäftsjahr 1872 schloss mit einem Reingewinn ab. Für 1874 gab es keine Dividende mehr und 1875 wurde die Liquidation beantragt<ref>Otto von Glagau: [http://booksnow2.scholarsportal.info/ebooks/oca4/6/derbrsenundgr02glaguoft/derbrsenundgr02glaguoft_djvu.txt ''Der Börsen- und Gründungsschwindel in Deutschland.'']</ref> |
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Der sog. Gründerkrach und Gründerkrise von 1873<ref>[http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/industrie/gruenderkrach/index.html Gründerkrach und Gründerkreise-die Spekulationsblase vom Frühjahr 1873]</ref> war nicht auf die Frankfurter Waggonfabrik Aktiengesellschaft beschränkt, sondern ein allgemeiner zeitlicher Trend in den 1870er Jahren. Gemäß dem [[Joseph Schumpeter|Schumpeterschen]] Gesetz der [[Schöpferische Zerstörung|schöpferischen Zerstörung]] entstand dann auch fast lehrbuchhaft auf dem ehemaligen Firmengelände wenig später die Weltfirma [[Hartmann & Braun]] AG. Auf einem anderen Teil des ehemaligen Firmengeländes entstanden das Bockenheimer Straßenbahndepot und die Verlängerung der Königstraße, der heutigen Gräfstraße. |
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Der Vater und Wagnermeister Johann Konrad Reifert (1781–1856) war befreundet mit Clemens Heerdt (1778–1828). Daher auch die Wahl des Vornamen für Sohn Clemens Reifert (1807–1878). Clemens heiratete mit Ehefrau Sybilla Susanne Reifert, geb. Heerdt in die Familie Heerdt ein, in die ebenfalls [[Friedrich Wilhelm Delkeskamp]] (1794–1872), der deutsche Maler und Kupferstecher einheiratete. Somit entstand der Bockenheimer Familienverband Delkeskamp/Heerdt/Reifert.<ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=6AED955912&dm=1&auft=0 Der Bockenheimer Familienverband Delkeskamp/Heerdt/Reifert-siehe ISG frankfurt am Main]</ref> Zu Ehren einer der ersten Bockenheimer Industriellen Clemens Reifert wurde er Namenspatron der Clemensstraße in Frankfurt-Bockenheim, die von der Leipziger Straße auf das ehemalige Firmengelände des Reifertschen Chaisenfabrik führt. Bauliche Spuren sind durch die Weltkriege und die Schließung und Verlagerung des nachfolgenden Unternehmens Hartmann & Braun AG, bzw. durch die dann erfolgte Neubebauung nicht mehr vorhanden. Auch das Stichgleis vom Westbahnhof bis zum ehemaligen Firmengelände verschwand. Nur in Archiven, wie dem ISG Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt am Main oder Museen, wie beispielsweise im [[Museum Achse, Rad und Wagen]] in [[Wiehl]] gibt es mit einer Zeichnung von Clemens Reifert von 4 Calechen (auch [[Kalesche]]n) noch historische aufzeigbare Spuren. Einzig ein Modellbauer<ref>[http://www.hafenbahnhof.de/modellbahn/selbstbau/personenwagen/personenwagen_bernd_beck.htm Nachbau eines Modells des Eisenbahnwaggon der Reihe Litera A124 der Reifertschen Waggonfabrik Frankfurt-Bockenheim]</ref> hat in einer Einzelfertigung einen Eisenbahnwaggon der Reihe Litera A124 der ehemaligen [[Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen|Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen]] wieder erstehen lassen. |
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=== Ehemaliges „Hartmann & Braun“-Gelände === |
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{{Hauptartikel|Hartmann & Braun}} |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Hartmann & Braun A2.jpg|mini|Hartmann & Braun AG (1907)]] |
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Dieses Gelände gehörte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg dem größten Arbeitgeber Bockenheims. Es wurde mehrfach vergrößert und erstreckte sich von der Falkstraße über die damals geschlossene, heutigen Wildunger- und Clemensstraße bis zur Leipziger- und Gräfstraße. Der Verwaltungsbau wurde 1954 neu errichtet. Noch bis Anfang der 1970er Jahre konnten von Hartmann & Braun ausgewählte, finanzschwache Studenten in der Betriebskantine kostenlos zu Mittag essen. |
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Nach dem Auszug der Hartmann & Braun AG 1997 wurde das ehemalige Betriebsgelände von einem der größten Bauentwickler, der [[DIBAG Industriebau|DIBAG Industriebau AG]] München, revitalisiert. Produktionsstätten wurden entkernt. Wohn- und vor allem Geschäftsräume unter dem Namen „Alvearium“ (lat. Bienenkorb) geschaffen. Auch der ehemalige Verwaltungsbau an der Gräfstraße wurde saniert; er wurde zunächst von der [[Banco Santander]] genutzt, die aber zum großen Teil schon weiter in die Solmsstraße gezogen ist. |
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=== Ehemaliges Betriebsgelände der VDO === |
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[[Datei:VDO-Gebaeude 01 (fcm).jpg|mini|Ehemaliges Verwaltungs- und Produktionsgebäude der VDO (2015)]] |
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{{Hauptartikel|VDO Automotive}} |
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Anfang 1994 kaufte die Mainzer ABG-Gruppe (Allgemeine Beteiligungsgesellschaft für Gewerbeimmobilien) das ehemalige Stamm-Betriebsgelände der VDO-Werke, die zuvor ihr Stammwerk nach [[Karben]] verlegt hatten. Im Jahr 1993 waren noch insgesamt 7700 Mitarbeiter bei der VDO beschäftigt. Zuvor wurde 1991 die VDO von der damaligen Eigentümerin, der bekannten Dressurreiterin [[Liselott Linsenhoff]], an den [[Mannesmann]]-Konzern verkauft. Durch Umbau von Mannesmann zur Arcor/Vodafone-Gruppe landete die VDO zunächst bei Siemens-Bosch, dann alleine bei Siemens, die dann 2007 die VDO an die Continental Gruppe verkauften. Die ABG-Gruppe entkernte die früheren Produktions- und Verwaltungsgebäude und baute sie modern aus. Die Entwürfe lieferte das Frankfurter Architektenbüro Nägele, Hofmann und Tiedemann. So entstanden etwa 29.000 Quadratmeter Bürofläche, etwa 660 Quadratmeter Ladenfläche und 44 Mietwohnungen des gehobenen Ausstattungsstandards nebst 347 Kfz-Stellplätzen in einer Tiefgarage. Das Objekt zwischen Gräfstraße/Falkstraße/Wildunger Straße wurde 1998 fertiggestellt. Einer der Hauptmieter ist seitdem die [[Deutsche WertpapierService Bank]] in der Wildunger Straße 14. Weitere Mieter sind Nomura und seit Juni 2011 als zweitgrößter Mieter die [[KfW]]. |
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=== Ehemalige Voigt & Haeffner AG, bzw. Prometheus GmbH === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Prometheus GmbH P1.jpg|mini|Prometheus GmbH Frankfurt Bockenheim]] |
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[[Heinrich Voigt (Elektrotechniker)|Heinrich Voigt]] (1857–1937) gründete 1896 eine Firma für Installationsmaterial jeder Art, Hoch- und Niederspannungs-Schaltgeräte und komplette Schaltwarten. 1889 wurde das Werk von der Frankfurter Innenstadt nach Bockenheim verlegt.<ref>[http://www.ebay.de/itm/1886-1986-100-Jahre-Voigt-Haeffner-Voigt-Haeffner-/290948216614?pt=Sach_Fachb%C3%BCcher&hash=item43bddd7726 1886–1986: 100 Jahre Voigt & Haeffner-Broschüre von 1986]</ref> Ab 1900 entsteht hieraus die Firma Voigt & Haeffner,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.aufbau-ffm.de/doku/Archiv/voigt.html | wayback=20070202050453 | text=Voigt & Haeffner AG, Frankfurt am Main}}</ref> die bald viele Mitarbeiter beschäftigt. Daher wird das Werk an den neuen Osthafen verlegen.<ref>[http://www.ebay.de/itm/Voigt-Haeffner-AG-Frankfurt-am-Main-Reklame-von-1920-/250763840800?pt=Reklame_Werbung&hash=item3a62b08d20 Ganzseitige Anzeige von 1920 der Voigt & Haeffner AG Frankfurt]</ref> Fast zeitgleich gründet Heinrich Voigt auch eine „Chemisch-elektrische Fabrik“, die in Frankfurt-Bockenheim, Falkstraße 2, die Kleingeräte für Endverbraucher herstellte. Das Unternehmen wurde rasch von Voigt & Haeffner übernommen, in das Unternehmen in eine GmbH und dann zeitweise in die Prometheus, Aktiengesellschaft für Elektrische Heizeinrichtungen (früher: Fabrik elektrischer Koch- und Heizapparate) umwandelten. Die Marke „Prometheus“ wurde zum Firmennamen.<ref>[http://exhibition.ifdesign.de/entrydetails_de.html?mode=madr&offset=8 Prometheus – Badezimmerstrahler – Prometheus Expreßbügler – Bügeleisen – Designpreise 1954 – Hersteller Voigt & Haeffner AG Frankfurt]</ref><ref>[http://books.google.de/books?id=0Z68SNUP2MgC&pg=RA1-PA136&lpg=RA1-PA136&dq=%22prometheus%22+bockenheim&source=bl&ots=8tY1jpAxbY&sig=xfjGbpUEQq-AbqYr9KOic7qbAr8&hl=de&sa=X&ei=78PuUejyL8H-OaOKgMgJ&redir_esc=y#v=onepage&q=%22prometheus%22%20bockenheim&f=false Elektrische Koch- und Heizapparate System Prometheus GmbH-Frankfurt Bockenheim] In: Reinhard Welz (Hrsg.): ''Alte Mannheimer Werbeanzeigen.'' Vermittlerverlag Mannheim, 2007, ISBN 978-3-86656-542-5, S. 136.</ref><ref>[http://www.ebay.de/sch/i.html?_odkw=%22prometeus%22+bockenheim&_osacat=0&clk_rvr_id=503275735822&_trksid=p2045573.m570.l1313.TR0.TRC0.X%22prometheus%22+bockenheim&_nkw=%22prometheus%22+bockenheim&_sacat=0&_from=R40 Reklame 1912 – Elektrische Koch- und Heizapparate System Prometheus GmbH-Frankfurt Bockenheim]</ref> Weit vor den Bomben des Zweiten Weltkrieges wurde ein Teil der Produktion´nach Bad Soden-Salmünster ausgelagert. 1955 wurde für das Unternehmen Prometheus der Produktionsstandort [[Eschwege]] erbaut, der im nordhessischen Zonengrenzgebiet lag. 1964 wurde die Mehrheitsbeteiligung der Prometheus Elektrische Geräte und Heizeinrichtungen GmbH (Eschwege), elektrische Haushaltgerätehersteller von Heizgeräten, Bügeleisen und Expresskocher sowie hermetisch gekapselte Kältemaschinen an [[General Electric]] (GE) verkauft.<ref>[http://www.zeit.de/1964/20/aus-unternehmungen/seite-2 General Electric (GE) kauft 1964 Prometheus GmbH]</ref> In Eschwege waren damals rund 600 Personen beschäftigt. Verkäufer war die [[Continental Elektroindustrie]] AG (Düsseldorf), eine Tochter der [[Contigas Deutsche Energie|Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft]] (Düsseldorf). Sie hielt auch die Mehrheit von Voigt & Haeffner.<ref>[http://www.hwph.de/historische-wertpapiere/losnr-auktnr-pa28-1887.html Aktiengeschichte der Voigt & Haeffner AG]</ref><ref>[http://www.schoene-aktien.de/wertpapier-KP02283.html Aktiengeschichte der Voigt & Haeffner AG bis zur norwegischen] [[:en:ELTEK|ELTEK]] ASA (2003)</ref> Bereits acht Jahre später zieht sich 1972 General Electric wieder zurück und verkauft an Stiebel-Eltron.<ref>{{Der Spiegel|ID=42953860|Titel=Goliaths Geldgrah|Jahr=1972|Nr=16|Kommentar=General Electric (GE) verkauft Prometheus GmbH}}</ref> Die in Bockenheim geschaffene Marke „Prometheus“ verschwindet vom Markt. |
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=== Grempsches Haus === |
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[[Datei:GrempschesHaus2007 08.jpg|mini|Das Grempsche Haus in der Grempstraße]] |
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Aus den Jahren 1582 bis 1593 stammt das Grempsche Haus; es steht am Kirchplatz – am Ende der Ginnheimer Straße. Es ist das bedeutendste säkulare Bauwerk, das in Bockenheim aus der frühen Neuzeit erhalten ist. Es gehörte zum Adelshof der Familie Gremp von Freudenstein. Das steinerne Gebäude hat zwei Stockwerke und einen achteckigen Treppenturm. Über dem Eingang dieses Treppenturms befindet sich heute noch das Wappen der Familie Gremp von Freudenstein: ein Schwan, der auf drei kleinen Hügeln ruht und in seinem Schnabel einen Ring hält. Das gleiche Wappen ziert heute noch das Maison Gremp in [[Bouxwiller (Bas-Rhin)|Buchsweiler]] (Bouxwiller, Bas-Rhin, Alsace). Ein Familienmitglied, Wilhelm Gremp von Freudenstein, erwarb um 1820 im nahen Bad Homburg das Haus [[Dorotheenstraße 1 (Bad Homburg)|Dorotheenstraße 1]] und betrieb dort als erster Homburger Postmeister die Poststation der [[Thurn-und-Taxis-Post]]. |
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=== Ehemaliges Landhaus Passavant === |
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{{Hauptartikel|Passavant}} |
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[[Datei:Ffm-Passavant02.JPG|mini|Landhaus Passavant von 1829]] |
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Im Park hinter dem Grempschen Haus steht das klassizistische ''Landhaus Passavant'' von 1829. Die erhaltene repräsentative Gartenvilla im Stil der italienischen Renaissance wurde 1829 nach dem Entwurf von [[Johann Friedrich Christian Hess]] (1785–1845) für Samuel Passavant (1787–1855) errichtet.<ref>{{KD-Hessen|154510|Villa Passavant-Andreae}}</ref> Der Bauherr, selbst Architekt, kaufte bald darauf die [[Michelbacher Hütte]] in [[Michelbach (Aarbergen)]], daher sieht man heute noch den Namen Passavant auf vielen Kanaldeckeln. Die eigentliche bedeutendste Liegenschaft, die sogenannte ''Villa Passavant Andreae'', wurde abgerissen und der Standort zum Schulbau genutzt. Auf einer Karte von etwa 1900 wird das Gebäude als Diesterweg-Schule bezeichnet. Heute sind von der großen Liegenschaft nur noch dies Landhaus und Reste der Begrenzungsmauern an der Ginnheimer Straße übrig. Das Landhaus wird derzeit vom Kindergarten des St. Elisabethen-Krankenhauses ''Die Arche'' benutzt. Auf dem großen Gelände selbst, früher ein Hofgut mit Wirtschaftsgebäuden, dann Schulbau, steht heute das katholische St. Elisabethen-Krankenhaus, deren Mittelbau immer noch an die ehemalige Schule erinnert. Auf dem Gelände entstand mit den St. Josefhaus ein neu errichtetes Altersheim. Ein Restpark mit Blick auf die Nidda und den Taunus blieb von der großen Liegenschaft übrig. |
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=== Ehemalige französisch-reformierte Kirche von Bockenheim === |
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{{Hauptartikel|Französisch-reformierte Kirche (Frankfurt am Main)}} |
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Frankfurt-Bockenheim Französisch-reformierte Kirche.jpg|Französisch-reformierte Kirche in Bockenheim (1768 bis 1806), Gemälde von [[Peter Woltze]] 1860–1925 |
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Frankfurt-Bockenheim Nähe Kirchplatz A5.jpg|Ehemaliges Grundstück der Französisch-reformierten Kirche zwischen Rödelheimer- und Fritzlarer Straße |
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Glaubensflüchtlinge aus Flandern, den [[Spanische Niederlande|spanischen Niederlanden]],<ref>[http://www.ghk-neu-isenburg.de/forschung09.php Hugenotten und Waldener im südlichen Hessen]</ref> erwarben 1638 eine Scheune der damaligen Wirtschaft ZUR KRONE und hielten hier ihren [[Französisch-reformierte Kirche (Frankfurt am Main)|französisch-reformierten]] Gottesdienst ab, da sie in der freien lutherischen Reichsstadt Frankfurt am Main keinen Gottesdienst nach ihrer Glaubensrichtung abhalten durften. Der damalige Landesherr von Bockenheim gehörte selbst dem reformatorischen Glauben an. Nach 129 Jahren war dieses Gebäude baufällig und wurde 1767 abgebrochen. Schon ein Jahr später stand am alten Standort zwischen der Rödelheimer- und Fritzlarer Straße 1768 ein französisch-reformiertes Kirchengebäude in typischer schlichter, ovaler Form.<ref>Stadt Frankfurt am Main, Volkshochschule Frankfurt am Main (Hrsg.): ''Ein Streifzug kreuz und quer durch Bockenheim zwischen gestern und morgen.'' 1980, S. 45 ff.</ref> Nach weiteren ca. 20 Jahren gestattete der Magistrat der Stadt Frankfurt 1787 widerstrebend auch wieder Gottesdienste im evangelisch-reformatorischen Ritus in seinen Mauern. 1789 bis 1792 dauerte es dann bis zur Einweihung der französisch-reformierten Kirche am Goetheplatz in Frankfurt, die nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1944 nicht wieder aufgebaut wurde. Durch den Einfluss der französischen Revolution und Napoleon verlor 1806 die Stadt Frankfurt ihren Status als freie Reichsstadt. Dies bedeutete auch das Ende der lutherischen Staatskirche in Frankfurt. Die französisch-reformierte Kirche im damals selbständigen Bockenheim erlitt einen Bedeutungsverlust. Es folgten zahlreiche Besitzer- und Funktionswechsel des Gebäudes. U.a. wurde das Gebäude der lutherischen Gemeinde von Bockenheim verkauft, später erwarb es die Stadt Frankfurt. Sie baute es zum Schulgebäude der Bonifatius-Volksschule um, später ab 1906 zum Volkshaus, bzw. zur Volkslesehalle.<ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.''Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1279-6, S. 34 Blick auf ehemaliges Bonifatius-Schulgebäude im ehemalig Französisch-reformiertem Kirchengebäude von Bockenheim</ref> Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Aktuell steht hier ein ebenerdiges barackenähnliches Versammlungshaus auf einem Hinterhofsgelände. |
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=== Ehemalige Baldur Klavier- und Flügelmanufaktur, Leipziger Straße 59 === |
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{{Hauptartikel|Baldur Klavier- und Flügelmanufaktur}} |
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Frankfurt-Bockenheim, Leipziger Straße 59, Fabrikgebäude Baldur Pianofortefabrik AG 02.jpg|Historische Darstellung des Stammhauses der Baldur Pianofortefabrik AG, Leipziger Straße 59 |
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Frankfurt-Bockenheim, Leipziger Straße 59 02222.jpg|Saniertes Hinterhofgebäude der ehemaligen [[Baldur Klavier- und Flügelmanufaktur]] |
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Frankfurt-Bockenheim, Leipziger Straße 59 02221.jpg|Saniertes Gebäude der ehemaligen Baldur Klavier- und Flügel­manufaktur, Straßenfront |
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Frankfurt-Bockenheim, Leipziger Straße 59 02223.jpg|Sanierte Hinterhofbe­bauung der ehemaligen [[Baldur Klavier- und Flügelmanufaktur]] |
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Frankfurt war im 18. und 19. Jahrhundert ein bedeutender Ort für die Herstellung von Tasteninstrumenten. Fast 30 bislang kaum bekannte oder vollkommen unbekannte Firmen wurden in dem Buch "Besaitete Tasteninstrumente in Frankfurt am Main und ihre Erbauer im 18. und frühen 19. Jahrhundert" des Verlags Edition Bolongaro, 2012, ISBN 978-3-00-037327-5 nachgewiesen und veröffentlicht. |
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Eines davon gründete Ferdinand Schaaf im Jahre 1866 in [[Wetzlar]] als Firma ''Ferd. Schaaf''; er baute dort Tafelklaviere. 1872 siedelte Schaaf nach Frankfurt am Main über und arbeitete dort als Klavierstimmer. 1875 eröffnete er seine Klavierfabrik in Frankfurt-Bockenheim, Leipziger Straße 59 <ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=1499BE7113&dm=2&auft=0 ISG Frankfurt, Unterlagen über das Wohn- und Geschäftshaus der Baldur Klavier- und Flügelmanufaktur, Leipziger Straße 59]</ref>, nannte sie ab 1876 ''Ferd. Schaaf & Co'' und teilte sich den Firmenbesitz ab 1897 mit Eduard Schaaf. |
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1906 wurde der Markenname ''Baldur'' eingeführt, die Firma nannte sich ''Baldur Pianoforte-Fabrik von Ferdinand Schaaf & Co.'', ab 1921 ''Baldur Pianofortefabrik AG''. Direktor war W. Scharing <ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=C6107DCA11&dm=1&auft=0 ISG Frankfurt – Unterlagen von 1922 zum 50-jährigen Betriebsjubiläum der Baldur Pianoforte-Fabrik AG]</ref>. |
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In den 20er Jahren lautete die Adresse Leipziger Straße 59-61 + 65. In der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs durchlief die Firma eine Reihe von Umwälzungen mit Gründung und Schließung von Zweiggeschäften und zeitweiliger Verlegung des Hauptsitzes nach Deggendorf (Bayern), wo sie zu dieser Zeit ein Sägewerk besaß. Am 1. 09.1925 beantragte die Firma Geschäftsaufsicht zur Abwendung des Konkurses, die am 10. Februar 1926 wieder aufgehoben wurde. Im Januar 1929 brach die Firma in der Weltwirtschaftskrise zusammen und stellte die Zahlungen ein. Im folgenden Konkursverfahren wurde das gesamte Firmenvermögen an die Konkurrenzfirma [[J. D. Philipps]] & Söhne, Frankfurt am Main, übernommen, die weiter auch unter dem Markennamen ''Baldur'' noch bis zu deren Konkurs 1950 Klaviere und Flügel produzierten. |
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Unter weiteren Markennamen wie Balfa, Balding, Balden, E.M. Berdux und Deggendorf wurden Musikgeräte produziert. |
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Geschickt wurde 1935 <ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf 1935 Verkauf von Grund und Boden der Baldur Pianofortefabrik AG (Seite 182)]</ref> der Grund und Boden der Baldur Pianofortefabrik AG an die bezeichnenderweise erst 1933 gegründete Deutsch-Schweizerische Verwaltungsbank AG <ref>[http://www.historische-wertpapiere.de/de/HSK-Auktion-XXXI/?AID=86087&AKTIE=Deutsch-Schweizerische+Verwaltungsbank+AG Deutsch-Schweizerische Verwaltungsbank AG als Käufer ders Grund und Bodens der Baldur Pianofortefabrik AG]</ref> verkauft, um möglich Beschlagnahmung von Vermögens­werten durch das Deutsche Reich wegen ihrer jüdischen Vorfahren vorzubeugen. Diese Bank befasste sich besonders mit der Vermögens­verwaltung und Anlageberatung, sowie mit der Pflege und Wahrnehmung schweizerischer Interessen in Deutschland und mit der Ausführung von Transaktionen in Devisen, fremden Noten und Edelmetallen. 1947 erfolgte eine Sitzverlegung der Bank nach Frankfurt am Main |
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Der Frankfurter Architekt Dipl.Ing. [[Ferdinand Kramer (Architekt)|Ferdinand Kramer]] (1898-1985) entwarf 1927 für die Frankfurter International Ausstellung MUSIK IM LEBEN DER VÖLKER <ref>[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/neue_frankfurt1926_1927/0184 MUSIK IM LEBEN DER VÖLKER Internationale Ausstellung in Frankfurt am Main 1927]</ref> für die Klaviermanufaktur Baldur einen Flügel im Bauhaus-Stil <ref>[http://www.ferdinand-kramer.org/baldur_files/Bericht%20Baldur.pdf Baldur-Flügel im Gehäuse nach Entwurf von Ferdinand Kramer (1927)]</ref>. Durch Zufall konnte das Historische Museum der Stadt Frankfurt am Main jüngst einen solchen seltenen Flügel kaufen <ref>[http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Der-Detektiv-der-Klaviere;art676,290563 Die Wiederentdeckung eines Baldur-Ferdinand Kramer-Klaviers]</ref> |
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1944, nach erheblicher Zerstörung durch Bombentreffer während des Zweiten Weltkriegs, erfolgte nach Kriegsende ein Wiederaufbau als Wohn- und Geschäftshaus-Ensembel in Frankfurt am Main. Sichtbare Bezüge zur vormaligen Nutzung als Produktionsstätte ehemals bekannter Musikinstrumente sind nicht vorhanden. Quellen: |
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* ''Atlas der Pianonummern'', Erwin Bochinsky Verlag, 9. Auflage (1999) ISBN 3-937841-15-6 |
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* [http://www.ferdinand-kramer.org/baldur.html Ein Flügel für Baldur Pianofortefabrik AG vom Frankfurter Architekt] [[Ferdinand Kramer (Architekt)|Ferdinand Kramer]] (1898-1985) |
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* [http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2855&_ffmpar Der Baldur-Flügel im Bauhaus-Stil des Frankfurter Architekt] [[Ferdinand Kramer (Architekt)|Ferdinand Kramer]] (1898-1985) |
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=== Ehemaliges Warenhaus Carl Nawratzki & Co. Leipziger Straße 53 Ecke Kurfürstenstraße 2 === |
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Frankfurt, Leipziger Straße 53.JPG|.Leipziger Straße 53 Ecke Kurfürstenstraße 2 |
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Frankfurt-Bockenheim Kurfürstenstraße 2 02317.jpg|Fassadendetail Dachgaube mit Ochsenauge |
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Denkmalgeschütztes Mietshaus um 1895 mit Eckbebauung. Putzfassade mit Neurenaissancedetails und turmartiger Eckbetonung mit markanter Dachgaube. Bauherr Kaufmann Carl Nawratzki, Eckladenmieter 1902 Warenhaus Nawratzki & Co. Bürsten-Manufaktur. Der Eigentümer Dr. jur. Arthur Nawratzki verlor mit der 5. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 30. November 1939, wie alle noch tätigen jüdischen Anwälte, seine Zulassung. Er verkaufte 1939 diese Immobilie an Emil Schwab. Die Unterlagen liegen im ISG Frankfurt am Main, das auch ein Photo des Hauses vom 11. Oktober 1910 anlässlich des [[Blumentag|Margeritentages]] aufbewahrt (Reproabzug einer Zeitungsillustration ISG Bestandskürzel S7Z1910). Später wurde im Erdgeschoss eine Filiale der Stadtsparkasse Frankfurt am Main eingerichtet, wobei trotz Denkmalschutzes das Erdgeschoss einschließlich des Eingangsportals modernisiert wurde. Diese Zweigstelle wurde mit der Fusion der Frankfurter Sparkassen später geschlossen. Laut Notiz des ISG wurde am 13. November 1984 ein 44-jähriger Geophysiker in einer Wohnung dieses Hauses erdrosselt aufgefunden. Der Mord wurde nie aufgeklärt. Nach erneuter aufwendiger Sanierung des Hauses befindet sich dort im Erdgeschoss derzeit eine Filiale der [[Targobank]]. Bereits seit 1902 besteht die Gebäudenachbarschaft mit dem bis heute dort ansässigem Lebensmitteleinzelhandel Fischhaus Bader. |
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=== Ehemaliges Kaufhaus Wronker, nachmaliges Kaufhaus West, Ecke Leipziger Straße 47–51/Kurfürstenstraße 1–3 === |
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{{Hauptartikel|Kaufhaus Wronker}} |
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[[Datei:Ffm-KaufhausWest.JPG|mini|Ehemaliges [[Kaufhaus Wronker]], später Kaufhaus West]] |
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Dieses denkmalgeschütztes Wohn- und Geschäftshaus wurde 1913 nach dem Entwurf von Jean Eichberger (1883–1918) mit neuklassizistischer Fassadengliederung und Ornamentik des Jugendstils an der Ecke Leipziger Straße 47–51/Kurfürstenstraße 1–3 für den legendären [[Hermann Wronker]]<ref>Benno Nietzel: ''Handeln und Überleben: jüdische Unternehmer aus Frankfurt am Main 1924–1964'' (= ''[[Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft]].'' Band 204). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-37024-7.</ref> (1867–1942, [[KZ Auschwitz]]) als sein zweites Frankfurter [[Kaufhaus Wronker]] erbaut.<ref>ISG, Stadtbild/Luftaufnahme Kaufhaus Wronker von 1930 in Bockenheim; S7A, Signatur 383</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es unter dem Namen ''Kaufhaus West'' betrieben. In den 1970er Jahren musste das Kaufhaus West durch die Konkurrenz der inzwischen wieder verschwundenen Kaufhäuser [[Bilka]] (jetzt [[Woolworth Deutschland]]) und [[Kaufhof]] schließen. Danach betrieb die ehemalige, später liquidierte Firma Schade im Erdgeschoss eine Filiale ihres Lebensmitteleinzelhandels, dem die Filiale einer, später ebenfalls liquidierten Drogeriekette folgte. Ein Investor sanierte das Gebäude, restaurierte die Fassade und baute das Dachgeschoss um. Die Geschäftsräume sind gegenwärtig an ein privates Sprach- und Übersetzungsinstitut verpachtet. Bezüge auf Wirken und Leben des Bauherrn sind vor Ort nicht vorhanden. |
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=== Ehemaliges Photographisches Institut R. Schwab, Leipziger Str. 33, vormals Frankfurter Str. 33 === |
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Frankfurt-Bockenheim Leipziger Str. 33 A1.jpg|Leipziger Str.33 |
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Frankfurt-Bockenheim Photograph R.Schwab Firma01.jpg|Frankfurt-Bockenheim Photograph R. Schwab |
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Liegenschaft in der Leipziger Straße 33 mit historischen Fassadenankern. Eine erste Bebauung erfolgte durch den Bockenheimer Bauunternehmer und späteren Bürgermeister Peter Rein und seinen Geschäftspartner David Bender, die auch die jeweiligen Nachbarhäuser erbauten. 1824 wurde der Spenglermeister Christian Schwenk Eigentümer. 1882 erwarb Julius Müller, dann 1885 der Landesproduktenhändler Jakob Berlyn die Liegenschaft. Von 1904 bis 1935 arbeitete hier der Photograph R. Schwab. In seiner Bockenheimer Häuserchronik berichtete Hermann Ludwig über die wechselnden Eigentümer <ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Häuserchronik Bockenheims, Frankfurter Straße 33]</ref> Nach Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Mehrfamilienhaus mit vereinfachter Fassade wieder aufgebaut. Danach war es lange legendäres Geschäftslokal des Einzelhändlers Haushaltswaren Peikert mit Spielwarenabteilung in räumlich tiefen Geschäftsräumen. Heutiger Mieter ist der Sonderpostenmarkt Bin Cheng MIXX in baulich veränderten Geschäftsräumen, besonders die ehemals außenliegende umgehbare Verkaufsvitrine vor dem eigentlichen Ladeneingang wurde vorher zurückgebaut. Auch wurde Raum für ein zusätzliches Ladenlokal geschaffen. |
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=== Liegenschaft Leipziger Straße 29 === |
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Ffm Leipziger Straße 46.jpg|Leipziger Straße 29 |
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Frankfurt-Bockenheim Radio Diehl A1.jpg|Filiale Radio-Diehl, Leipziger Straße 29 |
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Laut dem Bockenheimer Häuserchronisten Hermann Ludwig bebauten 1826, unter der Herrschaft des Kurfürsten von Hessen-Kassel [[Wilhelm II. (Hessen-Kasel)|Wilhelm II.]] die Bockenheimer Bauunternehmer Peter Rein und David Bender fast zeitgleich die Parzellen Leipziger 29, 31 33 und 35. Von 1828 bis zu seinem Tod am 24. September 1848 betrieb H. Leining fast zwanzig Jahre hier seine Wirtschaft ZUM WEINBERG, die dann seine Witwe weiterführte. Ab 1864 wurde dann Johann Ludwig Eigentümer, der hier 1865 zusätzlich eine Tanz- und Trinkhalle errichtete. Ihm folgte im jungen Kaiserreich 1872 erst Georg Prächter, dann ab 1885 seine Witwe Margarete Prächter geborene Madern. Es folgte als neuer Eigentümer der Gießener Kaufmann J. Pfeffer. Nach starken Kriegsschäden durch Fliegerbomben wurde das Gebäude mit vereinfachter Fassade und erweiterten Stockwerken wiederaufgebaut. Einzig ein Fenster mit auch nur teilweise rekonstruiertem Dreiecksgiebel als Fensterverdachung im Stil der Spätgründerzeit (1890-1918) erinnert an die ursprünglich opulente komplette Fassadengestaltung. |
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Mieter des Ladengeschäftes zwischen ca. 1960 bis 1990 war eine Filiale der Firma Radio-Diehl. Gründer Gottfried Diehl (1905-1981) übergab sein Radio-Einzelhandelsfachgeschäft an seine Söhne Alexander und Götz Diehl, die das Unternehmen zum führenden Unterhaltungs-Einzelhändler mit 20 Filialen im Rhein-Main-Gebiet ausbauten. Eine erfolgreiche Marketingsmaßnahme war eine jährlich veranstaltete internationale HiFi-Stereo-Ausstellung im [[Volksbildungsheim Frankfurt am Main|Volksbildungsheim]] am [[Eschenheimer Turm]]. Auch mittels ihrer Filiale Leipziger Straße 29 erwirtschaftet Radio-Diehl in 1988, nebst seines [[ProMarkt (Rewe)|ProMarkts]] auf der grünen Wiese in Eschborn, mit insgesamt 500 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von ca. 200 Millionen DM Umsatz. Dies erweckte natürlich Begehrlichkeiten. So forciert REWE-Chef Hans Reischl 1988 (laut Der Spiegel 32/1988) <ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13499772.html REWE Chef Hans Reischl kaufte u.a. Radio-Diehl]</ref> u.a. den Kauf von Radio-Diehl für ca. 40 Millionen, so wie er 1989 auch die komplette [[Leibbrand Gruppe]] mit Hilfe von Leibrand Chef [[Klaus Wiegandt]] eingliederte. Heute sind die Brüder Alexander und Götz im Immobilienbereich als Verwalter und Investoren tätig <ref>[https://www.op-online.de/offenbach/lueckenschluss-offenbacher-nordend-neue-wohnungen-73256 Götz Diehl als Investor in Offenbach]</ref>. Der technische Fortschritt, aggressive Mitbewerber, eine geänderte Konzernstrategie und ein verändertes Konsumverhalten führten beim Radio-Diehl zunächst zur Räumung dieser Filiale Leipziger 29 und endete letztlich mit dem kompletten anrüchigem Verkauf von Radio-Diehl an die Firma Radio-Ostheimer in Schöllkrippen/Mainaschaff samt rechtlicher Aufspaltung und arbeitsrechtlicher Prozesse. Diese verkauften an die Versandhandels-Domain electronica24, domiziliert in der Ostheimer-Zentrale in Aschaffenburg-Nilkheim. Begleitet von mehrfachen Strafanzeigen wurden dann Insolvenz angemeldet <ref>[http://ht4u.net/forum/index.php?topic=33275.0 Insolvenz von Ostheimer-Diehl]</ref>. Danach herrschte lange Zeit ein Miet-Leerstand der Erdgeschoßfläche, |
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Seit 2008 ist hier die Frankfurter Groß-Bäckerei Eifler Mieter, die seitdem hier, auf einer in die Tiefe gehenden Fläche, ihr erstes sogenanntes Grande Café nebst einer ihrer zahlreichen Verkaufsfilialen betreibt. |
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=== Ehemaliges Autohaus Fritz Opel & Co., Leipziger Straße 32 === |
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Frankfurt-Bockenheim Leipziger Straße 32 F01.jpg|Leipziger Straße 32, ehemaliges Autohaus Fritz Opel & Co. (ca. 1938) |
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Frankfurt-Bockenheim Leipziger Straße 32 F09.jpg|Leipziger Straße 32 (2013) |
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Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Frankfurt-Bockenheim, Leipziger Straße 32, eine Filiale eines Autohauses von unter der Bezeichnung Autohaus Fritz Opel & Co. nebst Werkstatt betrieben. Neben dem später weiß gekachelter Ausstellungsraum führte hier in Bockenheim durch die Einfahrt eine Fahrspur zur im Hinterhaus angebauten Kfz-Werkstatt, die mittels Rampe mit Pkws bis in den ersten Stock befahrbar war. In den 1970er Jahren schloss die Unternehmensgruppe die Stadtfilialen u. a. diese in Bockenheim.<ref>[http://www.op-online.de/nachrichten/wirtschaft/filialnetz-wird-ideal-ergaenzt-1167727.htmlHoffnung nach der GvO-Insolvenz]</ref> An der Hauswand der Liegenschaft Leipziger Straße 32 zeugte noch lange ein verblichenes Werbeschild mit den historischen Opel-Farben von hier der vergangenen Geschäftstätigkeit. Ein Investor kaufte die Immobilie und beabsichtigte die ehemalige Opel-Werkstatt zunächst zu einem Stadtteil-Parkhaus umzubauen, konnte das Vorhaben aber aufgrund fehlender Baugenehmigungen nicht durchführen. Das mehrstöckige Geschäftshaus an der Straßenfront der Leipziger Straße 32 im Stil wilhelminischen Historismus hat wechselnde Mieter. |
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=== Ehemalige Veifa-Werke, Leipziger Straße 36, Wildungerstraße 11-15 === |
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{{Hauptartikel|Friedrich Dessauer}} |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim ehemaliger VEIFA-Bau 02013.jpg|mini|Teilbebauung der Veifa-Werke (Röntgentechnik). Gründer [[Friedrich Dessauer]].]] |
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1907 wurde in Frankfurt am Main die VEIFA - Vereinigte Elektrotechnische Institute Frankfurt-Aschaffenburg, gegründet. Sie war ursprünglich ein Zweigwerk der ELA - Elektrotechnische Werke Aschaffenburg, die der junge Aschaffenburger Friedrich Dessauer begründete. Er wurde als zehntes Kind einer Industriellenfamilie geboren. Sein Vater Philipp Dessauer (1837–1900) war der Gründer der Weißpapier- und Cellulosefabrik Aschaffenburg. Seine Mutter war Elisabeth Maria Karoline Vossen (1843–1920), die Tochter des Farbenfabrikanten Franz Daniel Vossen aus Lüttich. Schon in seiner Jugendzeit faszinierte ihn die naturwissenschaftliche und medizinische Forschung, besonders die von Conrad Röntgen entdeckten X-Strahlen und deren medizinische Einsatzmöglichkeiten. Dessauer studierte ab 1899 Elektrotechnik und Physik an der Universität München und an der TH Darmstadt, musste aber das Studium schon nach zwei Jahren abbrechen, da sein Vater plötzlich starb. Friedrich kehrte als 20-Jähriger wieder nach Aschaffenburg zurück und gründete hier mit dem Aschaffenburger Arzt Dr. Bernhard Wiesner, dem Hausarzt der Familie Dessauer, der bald auch sein Schwager wurde, die ELS Elektrotechnischen Werke Aschaffenburg. Schon kurz nach der Jahrhundertwende begannen Dessauer und Wiesner vorab mit den "Aschaffenburger Röntgenkursen", die sie regelmäßig bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs veranstalteten. Aschaffenburg wurde damit zu einem der ersten Zentren der Strahlenheilkunde weltweit. |
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Die VEIFA in Frankfurt-Bockenheim stellte dann mit bis zu 500 Angestellten mit großem Erfolg Röntgenapparate und elektromedizinische Geräte her, die auch international Absatz fanden.<ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=D6550D2B12&dm=2&auft=0 Dokumente des ISG über die Veifa Werke Vereinigte Elektrotechnische Institute Frankfurt – Aschaffenburg, Leipziger Straße 36, Ecke Wildunger Straße]</ref> |
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<ref>[http://www.pro-physik.de/details/physiknews/4369381/Roentgenpionier_Erfinder_und_Politiker_wider_Willen.html Röntgenpionier und Gründer der Viefa Werke Friedrich Dessauer]</ref> |
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<ref>[http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050483/71-74-Roentgenpionier.pdf? Röntgenpionier Friedrich Dessauer und Gründer der Viefa Werke]</ref> |
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<ref>[http://www.medmuseum.siemens.com/ausstellung/firmengeschichte Firmengeschichte im Medmuseum der Siemens AG nebst Hinweise auf die VEIFA AG Franfurt-Aschaffenburg]</ref> 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, trennten sich die beiden Gründer von ihren Unternehmen. Mit der Firma [[Reiniger, Gebbert & Schall]] übernahme ein Mitbewerber die Veifa. Wenig später wurde sie Teil des Vertriebsunternehmens Siemens-Reiniger-Veifa Gesellschaft für medizinische Technik m.b.H. in Berlin. 1932 entstand durch Fusion der Reiniger, Gebbert & Schall AG in Erlangen mit der Phönix Röntgenröhren-Fabriken AG mit Sitz Rudolstadt (Thüringen) und dem Vertriebsunternehmen Siemens-Reiniger-Veifa Gesellschaft für medizinische Technik m.b.H. in Berlin die Siemens-Reiniger-Werke AG (SRW) mit Sitz in Berlin. Im Zuge dieser Neuorganisation wurde nahezu die gesamte Fabrikation elektromedizinischer Erzeugnisse der Siemens & Halske AG von Berlin und auch der Veifa in Frankfurt-Bockenheim nach Erlangen verlegt. 1966 wurden die drei Aktiengesellschaften Siemens & Halske, Siemens-Schuckertwerke und Siemens-Reiniger-Werke in der Siemens AG vereinigt. Der medizintechnische Bereich firmierte nun unter dem Namen „Siemens AG, Wernerwerk für medizinische Technik“. Im Zuge einer allgemeinen Umstrukturierung wurde das Wernerwerk 1969 in „Siemens Unternehmensbereich Medizintechnik“ (Unternehmensbereich UB Med) umbenannt, 2001 zu „Siemens Medical Solutions“ und schließlich 2008 zur heutigen „Siemens Sector Healthcare“. |
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Die Veifa-Immobilie in Frankfurt-Bockenheim ging vollständig an das stark expandierenden Bockenheimer Industrieunternehmen [[Hartmann & Braun]] AG, die nicht nur dieses Gebäude sondern u.a. auch die Wildunger Straße mittels Mauer vollständig vom Stadtgebiet Frankfurt-Bockenheim isolierte. 1997, nach der Aufgabe des Standorts der Hartmann & Braun AG in Frankfurt-Bockenheim und Verlagerung nach Eschborn, übernahm einen Teil der ehemaligen Veifa-Immobilie die GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen und errichtete dort Mietwohnungen. Einen anderen Teil übernahm ein Privatinvestor, der seither hier Büroräume anbietet, dessen mehrfach saniertes Gebäude heute nur noch kundigen Bockenheimer an die VEIFA erinnert. Deren Gründer Friedrich Dessauer erwählte der Bauverein Katholische Studentenheime e.V. zum Namenspatron für ihr Studentenwohnheim Friedrich-Dessauer-Haus (FDH) vor den Toren Bockenheims im benachbarten Stadtteil Frankfurt-Hausen. |
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=== Ehemalige Bockenheimer Volksbank eGmbH, jetzt Frankfurter Volksbank Filiale === |
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Bockenheimer Volksbank historisches Firmenlogo A1.jpg|Historisches Logo der Bockenheimer Volksbank |
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Frankfurt-Bockenheim Bockenheimer Volksbank 01.jpg|Bockenheimer Volksbank (um 1900) |
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Frankfurt-Bockenheim Bockenheimer Volksbank B2.jpg|Bockenheimer Volksbank (1926) |
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Frankfurt-Bockenheim Kurfürstenplatz 29 2.jpg|Pfarrhaus St. Elisabeth auf dem ehemaligen Grundstück der Bockenheimer Volksbank (2013) |
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Die damals noch selbständige Stadt Bockenheim im Kurfürstentum Hessen-Kassel gründete drei Jahre vor Okkupation durch das Königreich Preußen 1863<ref>[http://www.ifaust.de/isg/rech.FAU?sid=8BBDC7DA19&dm=1&auft=1 1963 – 50 Jahre Bockenheimer Volksbank]</ref> eine eigenständige Volksbank. 30 Jahre später wurde 1893 ein eigenes Bankgebäude gegenüber der St. Elisabethkirche am Kurfürstenplatz bezogen. Die sogenannte [[Gründerkrach|Gründerkrise]] hatte man erfolgreich überlebt. Auch dank des neuen preußischen Genossenschaftsgesetzes von 1868, nach dem alle Mitglieder einer Volksbank nunmehr nur noch mit der sog. Solidarhaft und nicht mehr mit ihrem gesamten Vermögen hafteten. Auch die Wirren der Weltwirtschaftskrise, Inflation, Kriegzeit und Währungsreform wurden gemeistert. 1955 fusionierte man zunächst mit der Volksbank Eschborn und Niederrad und 1970 mit der [[Frankfurter Volksbank]]. Seit der Nachkriegszeit betreibt man die Bankgeschäfte im Eckgebäude an der Leipziger Straße / Ecke Weingarten, jetzt als Filiale der Frankfurter Volksbank. Auf dem vormaligen Grundstück des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bankgebäudes der Bockenheimer Volksbank erbaute die St. Elisabeth-Kirchengemeinde ihr Pfarr- und Gemeindehaus.<ref>Rud. E. Lahr: ''Hundert Jahre im Dienste des Sparens und der heimischen Wirtschaft-Bockenheimer Volksbank eGmbH, 1863–1963.''</ref> |
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=== Ehemalige Bockenheimer Bürgerschule Mühlgasse 31, Ecke Schloßstraße === |
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Frankfurt-Bockenheim Mühlgasse B31.jpg|Mühlgasse 31, Ecke Schloßstraße (1904) |
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Frankfurt-Bockenheim Mühlgasse A31.jpg|Mühlgasse 31, Ecke Schloßstraße (2013) |
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Auf dem Eckgrundstück Mühlgasse 31, Ecke Schloßstraße errichtete 1855 die Stadt Bockenheim eine Höhere Bürgerschule,<ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Die Höhere Bürgerschule von Bockenheim (1855)] (PDF; 50,6 MB)</ref> die dann nach Umzug in den Schulneubau in der Falkstraße von 1877 bis 1889 als Höhere Töchterschule fortgeführt wurde. Nach der Eingemeindung von Bockenheim 1895 wurde die Schule dann in den Neubau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Viktoria-Schule,<ref>[http://www.bildungsserver.de/db/mlesen.html?Id=32477 Gedenkarchiv der Viktoria-Schule]</ref> der Städtischen höheren Mädchenschule zu Frankfurt am Main in der heutigen Senckenberg-Anlage verlegt. Ab 1904 befand sich hier dann eine Filiale der AOK Allgemeinen Ortskrankenkasse und eine Rettungswache des Frankfurter Samariter-Vereins. Ab 1927 noch eine Zahlstelle der AOK für die damals üblichen Barein- und Auszahlungen. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, dient das sanierte Gebäude heute Wohnzwecken. Wegen des hohen Bevölkerungswachstums wurden 1906 gegenüber diesem Grundstück zwei benachbarte Schulen erbaut, die Kaufungerschule als Knabenschule und die Kurfürstenschule als Mädchenschule. Auf deren Grundstück befand sich bis 1890 die bekannte Gärtnerei [[Philipp Siesmayer|Siesmayer]]. Zeitgleich entstand parallel zur Mühlgasse liegend die Kaufunger Straße.<ref>[http://www.hermann-ludwig.de/genealog/bockenheim/haeuserchronik.pdf Die Kaufunger Straße in Bockenheim] (PDF; 50,6 MB)</ref> |
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=== Ehemaliger Bockenheimer Wasserturm, Ginnheimer Höhe === |
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[[Datei:Frankfurt-Bockenheim Wasserturm.jpg|mini|Ehemaliger Bockenheim Wasserturm, Ginnheimer Höhe, Foto 1891]] |
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Ursprünglich war der Bockenheimer Wasserturm als Überlaufbehälter des Pumpwerkes Praunheim angelegt, von dem eine 3,8 km lange Röhre führte, um so den Wasserdruck für die Stadt Bockenheim zu gewährleisten. Er war somit kein Trinkwasserspeicher. Der Wasserturm wurde nach dem damals üblichen System des Aacheners Professor [[Otto Intze]] konstruiert, hatte einen eisernen Behälter mit einem Durchmesser von 11,20 m bei 8,40 m, besaß einen Fassungsraum von 700 cbm = 700.000 Liter und wurde auf der Ginnheimer Höhe 141,92 m NN errichtet <ref>[Ingenieurbaukunst in Frankfurt am Main 1806-1914: Frankfurt am Main: Beiträge zur Stadtentwicklung Volker Rödel, Societäts-Verlag, 1983. ISBN 978-3-7973-0410-0 Ingenieurbaukunst in Frankfurt am Main 1806-1914]</ref>. Der den Behälter tragende Unterbau bestand aus Backsteinmauerwerk <ref>[Geschichte des Dorfes und der Stadt Bockenheim, H. Ludwig, Verlag Kramer, Frankfurt am Main – 1940, 388 Seiten Geschichte des Dorfes und der Stadt Bockenheim, H. Ludwig, Verlag Kramer, Frankfurt am Main – 1940, 388 Seiten]</ref>. Der noch von der selbstständigen Stadt Bockenheim als Teil Kurhessens auf der Ginnheimer Höhe errichtete Wasserturm, kam 1866 durch Annektierung unter die Verwaltung des Königreichs Preußen. Nach erfolgter Eingemeindung Bockenheims am 1. April 1895, wurde er zu einem der zahlreichen Wassertürme der Stadt Frankfurt am Main, wie z.B. auch der heute noch erhaltene Wasserturm Rödelheims. Da das Pumpwerk Hausen samt Wasserversorgung der Stadt Bockenheim nach Eingemeindung an das Wassernetz der Stadt Frankfurt angeschlossen wurde, war der Bockenheimer Wasserturm danach funktionslos. Das Bauwerk wurde später niedergelegt und verschwand samt seinem Fundament vollständig. Historische Abbildungen werden vom ISG Frankfurt am Main aufbewahrt, insbesondere ein Photo des Bockenheimer Wasserturms von 1891 des Frankfurter Fotografen [[Carl Friedrich Mylius]] (1827-1916). |
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== Historische Villen in Bockenheim == |
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=== Villa Weil (ehemalige DFB-Zentrale) === |
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[[Datei:Frankfurt, Zeppelinallee 77.JPG|mini|hochkant|Villa [[Hermann Weil (Unternehmer)|Hermann Weil]], [[Deutscher Fußball-Bund|DFB]]-Zentrale von 1957 bis 1974]] |
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{{Hauptartikel|Hermann Weil (Unternehmer)}} |
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Diese denkmalgeschützte, großbürgerliche, neoklassizistische Villa mit symmetrischer Fassade von 1912 nach dem Entwurf von A. Engelhardt in der Zeppelinallee 77 ließen der Unternehmer [[Hermann Weil (Unternehmer)|Hermann Weil]] und seine Frau Rosa erbauen. Weil und sein Sohn [[Felix Weil|Felix]] waren bekannte Mäzene in Frankfurt am Main. Die Villa überstand unzerstört den Zweiten Weltkrieg. Der [[Deutscher Fußball-Bund|Deutsche Fußballbund]] kaufte und nutzte die Villa als seine Zentrale bis zum Neubau in Frankfurt-Sachsenhausen. Nach erneutem Umbau waren die aufgelösten Werbefirmen Lintas/[[Unilever]], dann DSB+K Hauptmieter dieser Villa. Jetzt Geschäftssitz einer Rechtsanwaltsgemeinschaft und einer Investmentgesellschaft. |
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=== Villa Wertheimer === |
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[[Datei:Ffm Zeppelinallee 69 (fcm).jpg|mini|hochkant|Villa Wertheimer]] |
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Die Villa Wertheimer liegt in der Zeppelinallee 69 und wurde erbaut für einen Bankier Wertheimer. Er stammte aus der einflussreichen, weitverzweigten Großfamilie der Wertheimers, denen unter anderem das Bankhaus E. & L. Wertheimer der Brüder Emanuel und Louis gehörte und zu deren Ahnen [[Samson Wertheimer]] zählt.<ref>Helmut Nordmeyer: ''Rundgang durch das alte Frankfurt-Bockenheim.'' Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1279-6, S. 60: Foto von Villa Wertheimer mit Kfz Adler Standard 6 S von 1927.</ref> |
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=== Villa Herxheimer === |
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[[Datei:VillaHerxheimer01.jpg|mini|hochkant|Villa [[Karl Herxheimer]]]] |
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{{Hauptartikel|Karl Herxheimer}} |
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Die Villa Herxheimer liegt in der Zeppelinallee 47 und wurde für [[Karl Herxheimer]] gebaut. Er war ein führender Dermatologe seiner Zeit und gehört zu den Mitbegründern der Universität in Frankfurt. Er beauftragte 1911 den damaligen Stararchitekten [[Bruno Paul]] (1874–1968) mit dem Bau der Villa. Der Mitbegründer des Werkbundes baute ein Gesamtkunstwerk. Der äußere Stil lehnt sich am Klassizismus und am deutschen Biedermeier an. Der zweigeschossige Baukörper ist dreigeteilt, wobei sich zwischen den zwei vorspringenden schmalen Eckbauten ein breiterer eingezogener Mittelbau befindet. Als führender Innenarchitekt plante Paul auch den Innenausbau. 1942 wurde der Hausherr, vielfacher Mäzen Frankfurts, als 80-Jähriger aus Frankfurt nach [[Terezín|Theresienstadt]] deportiert und dort umgebracht. Seine Ehefrau wurde in Auschwitz ermordet. Die Villa wurde nach dem Krieg bis 1968 Sitz des britischen Konsulats, dann für 25 Jahre Sitz einer Werbeagentur. Heute ist die Villa Geschäftssitz von Rechtsanwälten und Stiftungen. |
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=== Villa Rohmer === |
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[[Datei:Frankfurt, Zeppelinallee 69.JPG|mini|hochkant|Villa Wilhelm Rohmer]] |
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Die Villa in der Zeppelinallee 69 wurde gebaut von Wilhelm [[Wilhelm Rohmer]] (* 13. Februar 1859 in Frankfurt; † 28. Februar 1912 in Meran). Er war seit 23. Juli 1896 verheiratet mit Frau Helena (* 5. Dezember 1877 in Mexiko; † 3. Oktober 1960), geborene de [[Chapeaurouge]]. Ihre Familie stammte aus der Schweiz, Familienzweige zählten später zum vermögenden Bürgertum von Hamburg. Wilhelm Rohmer verkaufte großen Liegenschaftsbesitz an die Stadt Frankfurt. Er ist Namenspatron der Rohmerstraße und des Rohmerplatzes.<ref>''Bockenheim zwischen gestern und morgen.'' VHS Ffm, 1979/80 und Frankfurter Hauptfriedhof Grabplatten bei Gruft 46.</ref> Die Villa ist heute Sitz eines Industrieverbandes. |
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=== Villa Sonneck === |
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[[Datei:VillaSonneck01.jpg|mini|hochkant|Villa Sonneck des [[Heinrich Irenaeus Quincke]]]] |
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Die Villa Sonneck liegt in der ''Zeppelinallee'' 38, im sogenannten ''Diplomatenviertel''. Sie wurde erbaut für [[Heinrich Irenaeus Quincke]], einen damals berühmten Internisten und Chirurgen. Als Architekt beauftragte er den bekannten [[Hermann Muthesius]], der die zweistöckige Villa von 1907 bis 1910 im englischen Landhausstil errichtete. Bis 1975 war sie in Privatbesitz, dann wurde die Villa von der später berüchtigten [[IKB Deutsche Industriebank]] erworben, die das Haus in elf Monaten renovieren und für ihre Interessen umbauen ließ, einschließlich des Einbaus einer großen Tiefgarage. 2004 wurde die Villa an einen privaten Investor verkauft, der die Liegenschaft von 2004 bis 2007 wieder ihrem ursprünglichen Zweck als Wohnhaus zuführen ließ. |
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=== Villa Leonhardi === |
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[[Datei:FFM Villa Leonhardi Westfassade.jpg|mini|hochkant|Rest der Villa [[Leonhardi (Adelsgeschlecht)|Leonhardi]]]] |
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{{Hauptartikel|Villa Leonhardi}} |
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[[Leonhardi (Adelsgeschlecht)|Johann Peter von Leonhardi]] (1747–1830), Frankfurter Bankier, Kaufmann, Politiker und Freimaurer ließ sich 1806 außerhalb der ehemaligen [[Frankfurter Landwehr]] auf dem Gelände der Stadt Bockenheim eine Gartenvilla errichten. Architekt war [[Nicolas Alexandre Salins de Montfort]]. Ab 1842 gehörte die Liegenschaft mit Villa dem Bankier [[Raphael von Erlanger|Raphael Freiherr von Erlanger]] (1806–1878), der zahlreiche bauliche Veränderungen vornahm wie unter anderem auch einen großen Orangierieanbau. 1905 wurde das Gebäude abgebrochen, die Front des Mittelpavillons mit der Sandstein-Säulenhalle dem [[Palmengarten Frankfurt|Palmengarten]] zur Verfügung gestellt. Heute wird dieser Bau als Villa Leonhardi für ein Café-Restaurant und einen Vortragssaal genutzt.<ref>[http://www.villa-leonhardi.com/cms/front_content.php?idcat=731 ''Geschichte der Villa Leonhardi.'']; Gabriele Mendelssohn: ''Die Familie Erlanger, Bankiers, Mäzene, Künstler.'' Leinpfad Verlag, Ingelheim 2005, ISBN 3-937782-24-9.</ref> |
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=== Villa Merton === |
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[[Datei:Merton01.jpg|mini|hochkant|Villa [[Richard Merton|Merton]], heute Union-Club e. V.]] |
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{{Hauptartikel|Richard Merton}} |
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Die Villa Merton ist eine neubarocke Villa von 1927 mit symmetrischer Fassade und Mittelresalit mit aufwendigem Eingangsportal. An das Gebäude schließt sich ein Gartensaal an. Bauherr war [[Richard Merton]], unter anderem Eigentümer der [[GEA Group|Metallgesellschaft]]. Die Villa wurde gebaut nach Plänen des Holsteinischen Hauses in Basel, der Architekt war der Frankfurter [[Anton Eyssen]]. Das Bauvolumen soll damals bei einer Million Reichsmark gelegen haben. Richard Merton wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und musste seine Villa 1939 für 135.000 Reichsmark verkaufen. Der Kaufpreis wurde nicht bezahlt. Merton floh nach England, seine Villa wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. Nach dem Krieg wurde das Haus zunächst von der US-Militärbehörde beschlagnahmt und danach an den aus dem Exil zurückgekehrten Richard Merton zurückgegeben. Merton verkaufte die Villa an die Stadt Frankfurt, die sie langfristig an den ''Union International Club e. V.'' verpachtete. Der Union-Club lässt im Haus Vortragsveranstaltungen abhalten und richtete ein ''First-Class''-Restaurant mit dem Namen ''Villa Merton'' ein. |
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=== Villa Hauck === |
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[[Datei:Ditmarstraße04.jpg|mini|hochkant|Villa Hauck, jetzt Uni-Gästehaus]] |
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Villa der Familie Hauck, Inhaber des traditionsreichen Bankhauses [[Hauck & Aufhäuser|Georg Hauck & Sohn]]. Seniorchef Otto Hauck (1863–1934) wurde 1933 als langjähriger Präsident der Frankfurter Industrie- und Handelskammer mitsamt dem kompletten Präsidium aus dem Amt gedrängt und Sohn Alexander Hauck (1893–1946) standen bei den Nationalsozialisten wegen ihrer liberalen Einstellung und anti-nationalsozialistische Haltung unter argwöhnischer Beobachtung. So standen Beide beispielsweise im engen Kontakt zu ihrem Villennachbarn [[Richard Merton]]. Die repräsentative, durch Anbauten erweiterte Villa Hauck entstand 1923 nach einem Entwurf von [[Hermann Muthesius]]. Sie ist ein Beispiel einer landhausähnlichen Baukunst mit Reminiszenzen des ausklingenden Historismus. Auch diese Villa wurde nach dem Krieg zunächst von den Amerikanern beschlagnahmt, stark sanierungsbedürftig dem Land Hessen zurückgegeben und dann nach umfangreicher Sanierung<ref>[http://www2.uni-frankfurt.de/38294572/geschichte Zur Geschichte des Gästehauses der Goethe Universität, vormals Villa Hauck]</ref> und teilweisem Wiederaufbau langfristig der Universität als Gästehaus<ref>[http://www2.uni-frankfurt.de/38294623/ditmarstr Gästehaus Ditmarstraße vormals Villa Hauck]</ref> verpachtet. |
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== Einzelnachweise == |
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<references> |
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<ref name="rue-roswag-google-maps"> |
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{{Internetquelle |
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|url=https://maps.google.de/?ll=48.256284,7.445555&spn=0.002993,0.006384&t=m&z=18 |
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|titel=Rue Roswag |
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|hrsg=[[Google Maps]] |
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|zugriff=2013-12-27}} |
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</ref> |
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<ref name="ident-soz-google-buch"> |
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{{Literatur |
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|Hrsg=Amalia Barboza, Christoph Henning |
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|Titel=Diskussionsrunden in Forell’s Garten |
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|Sammelwerk=Deutsch-jüdische Wissenschaftsschicksale: Studien über Identitätskonstruktionen in der Sozialwissenschaft |
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|Verlag=transcript Verlag |
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|Ort=Bielefeld |
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|Datum=2006 |
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|ISBN=3-89942-502-2 |
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|Seiten=72 |
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|Online={{Google Buch | BuchID = vu6lYjK8XNYC | Seite = 72}}}} |
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</ref> |
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</references> |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Literarisches Werk]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Literatur (Englisch)]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Literatur (Vereinigte Staaten)]] |
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[[Kategorie:Roman, Epik]] |
Version vom 24. Juli 2017, 16:59 Uhr
Nothing But the Night ist das literarische Debüt des US-amerikanischen Autors John Williams aus dem Jahr 1948. Die Erzählung, die an einem einzigen Tag spielt, ist eine psychologische Studie über Angst und Verstörung eines Mannes, der in seiner Kindheit ein traumatisches Erlebnis hatte, das sein ganzes späteres Leben bestimmen sollte. Die deutsche Übersetzung von Bernhard Robben erschien 2017 unter dem Titel Nichts als die Nacht.
Inhalt
Die Geschichte erzählt einen Tag im Leben Arthur Maxleys. Maxley wohnt in einem Appartement in San Francisco, geht offenbar weder einer Arbeit nach noch studiert er, hat aber genug Geld für Alkohol, Kneipenbesuche und Taxis.
Die Erzählung beginnt mit dem Albtraum des Protagonisten, aus dem er benommen aufwacht, als er vom Telefon geweckt wird. Er ist allein in seiner schmuddeligen Wohnung, die ihn anekelt. Es geht ihm schlecht, am Tag zuvor hat er wohl zu viel getrunken und geraucht. Maxley hat offenbar eine Therapie hinter sich, in der ihm lange Spaziergänge empfohlen wurden, um die Dinge, die ihn bedrücken, aus dem Kopf zu bekommen. Er verlässt das Haus. Es ist ein warmer Sommertag. Aber anstatt in den Park zugehen, betritt er ein Café und bestellt sich einen Drink. Die düstere Atmosphäre des Cafés, die Kellnerin, das Geschirrgeklapper, das Sonnenlicht, das durch die trüben Scheiben sickert, alles geht ihm auf die Nerven. Er stolpert hinaus, setzt sich auf eine Bank und verspricht sich, morgen in den Park zu gehen. Dabei kreisen immerfort Worte aus seinem nächtlichen Traum in seinem Kopf: „Vater unser, der du bist im Himmel“, „Vater unser…“ [1], er kann sie nicht loswerden.
Er kehrt in das Appartementhaus zurück, betritt die jetzt saubere und aufgeräumte Wohnung und erhält von seiner Putzfrau einen Brief, den ein Bote abgegeben hat. Als er den Brief genauer ansieht, gerät er in Aufruhr, sein Herz fängt wie wild zu schlagen an. Der Brief stammt von seinem Vater, von dem er seit mindestens drei Jahren nichts gehört hat. Hollis Maxley entschuldigt sich in dem Brief, dass er wegen seiner weltweiten Geschäfte so selten geschrieben habe. Ein Brief sei wohl verlorenen gegangen, da er nie eine Antwort erhalten habe, und er erkundigt sich, ob Arthur regelmäßig seine Schecks bekommt. Da er für zwei Monate in den USA sein wird, heute auch in San Francisco, schlägt er ein Treffen im Hotel Regency vor. In Arthur steigen flüchtige Erinnerungen auf, schattenhafte Erinnerungen an eine Familienkatastrophe, an seine Mutter und an den letzten Anruf seines Vaters in Boston, als ausgelöst durch diese „vertraute, verhasste“ Stimme am Telefon, ihn unversehens ein brutales Bild jener brutalen Szene (a violent image of that violent scene) wie „ein wildes Tier in einem Dschungel“ ohne Vorwarnung angesprungen hat. (S. 27) Er hatte nach seiner Mutter gerufen und war schreiend zusammengebrochen. Man fand ihn schließlich keuchend und zusammengekrümmt auf dem Boden. Der Vater wurde gerufen, Arthur wurde in eine Klinik eingeliefert. Seine Erinnerungen an diese Zeit sind verschwommen und lückenhaft. Der Vater erhielt damals die dringende Empfehlung, in Zukunft jeden Kontakt mit dem Sohn zu meiden.
Während er auf dem Bett liegend seinen Erinnerungen nachhängt, sieht er plötzlich scharf das Bild seines Vaters vor sich. Ein fremdartiges Gefühl von Wärme gegenüber seinem Vater steigt in ihm auf. Er greift zum Telefonhörer, um sich mit ihm für den Abend zu verabreden und ist zu seiner eigenen Überraschung enttäuscht, als er hört, dass sein Vater ausgegangen ist. Trotzdem hinterlässt er ihm eine Nachricht. Er trinkt ein Glas Whiskey, legt sich aufs Bett, wartet auf die erhoffte Wirkung des Alkohols und dämmert vor sich hin. Ein Bild seiner Mutter kommt ihm in den Sinn, an das zu denken er die letzten Monate krampfhaft vermieden hat. Der Brief des Vaters scheint hier wie ein Dammbruch zu wirken. Er kramt aus seiner Kommode das in einen Seidenschal gewickelte Bildnis seiner Mutter. Ihre „geisterhaften“ Augen starren ihn aus knittrigem Papier an. Sein Blick streift darüber hinweg, hin in den „blauen Dunst einer verlorenen Zeit“ (=the blue haze of a lost time, S. 59). Eine Flut von Erinnerungen an die goldene Zeit seiner Kindheit steigt aus seinem Unterbewussten auf, als jeder Tag mit dem sehnlich erwartete Gute Nacht-Kuss der Mutter endete. Plötzlich fällt ihmn ein, dass er sich mit Stafford Long in einer Bar verabredet hat. Stafford verspätet sich wie üblich. Als er endlich doch erscheint und mit seiner schrillen Stimme und seinem exaltierten Auftritt einiges Aufsehen in der Bar erregt, hat Arthur bereits eins/zwei Cocktails im Voraus getrunken. Stafford versucht Arthur um 500 Dollar für eins seiner windigen Projekte anzupumpen. Als Stafford ihn bittet, das Geld von seinem reichen Vater zu besorgen, rastet er völlig aus und wird vom Kellner unsanft vor die Tür gesetzt.
Stunden später trifft er mit seinem Vater im Speisesaal des Regency zusammen, der offenbar genau so unter Strom steht wie sein Sohn, sich aber nach Kräften bemüht, die Selbstkontrolle nicht zu verlieren. Während sie schweigend die Speisekarte studieren, beobachtet Arthur heimlich den Vater und überlegt, ob er ebenso von schrecklichen Erinnerungen heimgesucht wird wie er selbst. Einen Augenblick lang bemitleidet er ihn sogar, empfindet Sympathie für ihn. Der Vater fängt an zu reden, über die Unruhe, die ihn umtreibt, das rastlose Leben, das er führt, Geschäfte auf allen Kontinenten, die, wie er einräumt, ohne weiteres an andere delegiert werden könnten. Diese Art von Leben hat er satt. In diesem Moment glaubt Arthur eine Erscheinung zu haben: Eine Frau – sie sieht aus wie seine Mutter – nähert sich dem Tisch und spricht Hollis Maxwell an. Sie macht ihm sehr freundlich Vorhaltungen, warum er sie nicht angerufen und informiert hat, wo er ist. Hollis ist peinlich berührt, errötet und stellt Arthur, zu ihrer sichtlichen Überraschung, als seinen Sohn vor. Arthur reagiert schockiert, alles Flehen seines Vaters, wieder wie früher mit ihm zusammen zu sein, ihn und sich selbst aus ihrem Alleinsein zu erlösen, laufen ins Leere. Arthur fühlt, er wird den Vater nie wieder sehen und läuft mit Tränen in den Augen aus dem Raum.
Benommen bleibt er auf der Straße stehen, Geräusche, Lichter, die Unruhe der Großstadt stürmen auf ihn ein. Er betritt eine Bar. Es ist ein Tanzsalon, in dem ein Orchester spielt. Er ordert Brandy, vergisst alles, sich selbst, wieso er hier sitzt, wie er hierher gekommen ist. Irgendwann fällt ihm auf, dass eine junge Frau neben ihm sitzt. Sie beobachtet ihn, der Blick ist ein wenig glasig, die Zunge ein wenig schwer. Sie heißt Claire. Er bestellt Champagner, dann große Gläser Brandy. Sie tanzen, und er merkt, dass er allmählich betrunken wird. Sie plaudern ein wenig, er streichelt ihre Hände und denkt laut, „Wie allein wir sind. […] Wie immer allein.“ Der Raum verdunkelt sich, man erwartet den Auftritt einer berühmten Tänzerin, und eine plötzliche Angst durchzuckt ihn. Direkt vor seinem Tisch beginnt der wilde Tanz, die Musik steigert sich dramatisch, sie erfasst ihn wie ein Rausch. Das Gesicht seiner Mutter taucht vor ihm auf, dieses mal aber ganz fremd, dunkel, heiß und wild. Und schlagartig kehrt die Erinnerung wie in weißes Mondlicht getaucht zurück: Das Kind ist von einem lauten Streit seiner Eltern aufgewacht und die Treppe hinuntergetappt. Jedes kleine Detail dieser nächtlichen Szene steht ihm klar vor Augen. Er hört ganz deutlich ihre Stimmen, versteht jede Silbe, aber die Bedeutung ihrer Worte versteht er nicht. Er stößt leicht die angelehnte Tür des Musikzimmers auf und sieht, wie in Zeitlupe, den Vater mit dem Rücken zur Wand, die Arme hoch, Panik im Gesicht, von seinen Lippen kommen wimmernde Laute und vor ihm die Mutter, die das Gewehr auf ihn angelegt hat. Er kennt seine Mutter nicht wieder, aus ihren Augen lodern Wahnsinn und Ekstase. In diesem Moment drückt sie ab, der Vater bricht zusammen. Dann richtet sie den Lauf des Gewehrs in ihren Mund und drückt nochmals ab. Als Arthur die Augen wieder öffnet, fühlt er die Arme seines Vaters um sich geschlungen, seine Hände sind blutig, das ganze Zimmer ist ein See von Blut. Er schreit, befreit sich aus dem Griff des Vaters, rennt aus dem Zimmer und wird bewusstlos.
Als Claire ihn an der Bar sanft mit der Hand berührt, wacht er allmählich aus seiner Trance auf. Claire ist über seinen Zustand erschrocken und sagt, er sehe aus, als habe er einen Geist gesehen. Sie verlassen die Bar. Claire lädt Arthur zu sich in ihre Wohnung ein. Sie steigen in ein Taxi, das „davon schießt wie ein Projektil, das im dunklen Lauf eines Gewehrs explodiert ist“ (S. 111). Ekel an sich selbst und an allem, was ihn berührt, überfällt ihn. Er betrachtet Claire, die sich an ihn geschmiegt hat und ist sich der absoluten Isolierung und Einsamkeit eines jeden Individuums bewusst. Er folgt ihr in die Wohnung, die plötzlich von silbrigem Mondlicht erhellt wird, das ihre anmutige Gestalt umschmeichelt. Er schluchzt auf, der Atem bleibt ihm weg. Er nimmt sie in die Arme, drückt sie an sich und würgt sie. Noch bei Bewusstsein fällt sie zu Boden, ein dünner Blutfaden rinnt aus ihrem Mund. Sie ruft ihn beim Namen. In diesem Moment strömen 24 Jahre seines Lebens, unterdrückte Liebe, Hass, Mitleid, Schrecken, Langeweile, Angst, wie ein reißender Strom durch seinen Kopf. Er stürzt sich auf sie, schlägt und schlägt auf sie ein. Das Licht geht an, ein Nachbar tritt ein. Wie Claire es wünscht, nimmt er Arthur beim Arm und führt ihn hinunter auf die Straße. Auf der Straße prügelt er ihn durch, Fäuste treffen sein Gesicht, und er bleibt halbtot auf dem Pflaster liegen. Nach einer Weile rappelt er sich auf, schwankt über die Straße in die Dunkelheit „wo kein Licht war, wo die Nacht auf ihm lastete, wo nichts war, wo niemand auf ihn wartete, wo er – endlich – alleine war.“ (S. 123.)
Hintergrund
Williams, der sich nach Abschluss der Highschool in mehreren Jobs versucht und Kurse an einer Universität belegt hatte, meldete sich als 20-Jähriger freiwillig zu den United States Army Air Forces und wurde als Sergeant in Indien und Burma eingesetzt. Über seine Kriegserfahrungen hat er nichts geschrieben und sich auch mündlich nach Aussagen von Freunden und seiner Frau so gut wie nicht geäußert.[2] In dieser Zeit entstand sein erstes Buch Nothing But the Night, das er ohne Erfolg mehreren Verlagen anbot. Schließlich akzeptierte der Verleger, Poet und Universitätsprofessor Allan Swallow (1915–1966) das Buch, obwohl er es ziemlich „trostlos“ (dreary) fand und publizierte es 1948 in seinem anspruchsvollen Pressenverlag. Swallow hatte in seinem Verlagsprogramm u. a. Werke von Janet Lewis (1899–1998), Anaïs Nin, Allen Tate, Frank Waters (1902–1995) und Yvor Winters. Wie es Swallow befürchtet hatte, wurde das Buch ein Misserfolg sowohl beim Publikum als auch in finanzieller Hinsicht und geriet bald in Vergessenheit. Swallow empfahl aber seinem Autor, das Universitätsstudium fortzusetzen, und Williams schrieb sich nach Kriegsende an der Universität Denver ein. Er studierte englische Literatur, machte 1949 sein Examen und schloss das Studium 1950 mit dem Master of Arts ab.
Erst 12 Jahre später erschien sein zweites Buch, der Roman Butcher’s Crossing. Sein Erstlingswerk hat John Williams später praktisch verleugnet.[3]
Kritik
Der italienische Übersetzer von Nothing But the Night, Stefano Tummolini, schreibt über das Buch, dass sich in Williams’ schriftstellerischem Debüt bereits im Ganzen das literarische Talent eines der größten amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts zeige.[4]
Ausgaben
- Nothing But the Night. 1948. Denver: Swallow 1948. [Erstausgabe]
- Nothing But the Night. Fayetteville, London: University of Arkansas Press 1990. (The University of Arkansas Reprint Series.) ISBN 1-55728-113-0
- Nichts als die Nacht. Mit einem Nachwort von Simon Strauß, dt. von Bernhard Robben; dtv, München 2017. ISBN 978-3-423-28129-4
Weblinks
- Alan Prendergast:Sixteen years after his death, not-so-famous novelist John Williams is finding his audience In: Westword, 30. November 2010
- Sergio Pent: La giornata di un giovane borghese Inhaltsangabe und Kritik, italienisch
Einzelnachweise
- ↑ S. 19. Alle wörtlichen Zitate aus dem Buch übersetzt aus: John Williams: Nothing But the Night. Fayetteville 1990.
- ↑ Alan Prendergast: Sixteen years after his death, not-so-famous novelist John Williams is finding his audience Westword, 3. November 2010, abgerufen am 26. Dezember 2016
- ↑ Daniel Mendelsohn: Hail Augustus! But Who Was He? The New York Review of Books, 14. August 2014, abgerufen am 26. Dezember 2016
- ↑ Stefano Tummolini: Nulla, solo la notte abgerufen am 26. Dezember 2016