Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2017/Russland und Portugiesisch-tschechische Beziehungen: Unterschied zwischen den Seiten
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Dieser Artikel behandelt die '''[[Russische Fußballnationalmannschaft der Frauen|russische Nationalmannschaft]]''' bei der '''[[Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2017]]''' in den [[Niederlande]]n. Russland nimmt zum fünften Mal an der Endrunde teil. |
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Die '''portugiesisch-tschechischen Beziehungen''' beschreiben das zwischenstaatliche Verhältnis zwischen [[Portugal]] und [[Tschechien]]. Die Länder können historisch auf eine seit dem 18. Jahrhundert bestehende Verbindung zurückblicken und pflegen seit 1974 erneuerte diplomatische Beziehungen. |
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Beide Länder sind u. a. Partner in der [[Europäische Union|Europäischen Union]], der [[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa]] und der [[NATO]]. Tschechien ist zudem seit Ende 2016 Beobachter in der [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]], dessen Gründungsmitglied Portugal ist. |
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== Qualifikation == |
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Insbesondere die Geschichte der portugiesisch-tschechischen Familie [[Silva-Tarouca (Adelsgeschlecht)|Silva-Tarouca]] und das anhaltende Interesse an der [[Portugiesische Sprache|portugiesischen Sprache]] in tschechischen Bildungs- und Kulturinstitutionen bilden wesentliche Verbindungselemente der bilateralen Beziehungen beider Länder. |
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Russland wurde für die [[Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2017/Qualifikation|Qualifikation]] in Gruppe 5 gelost und traf dabei wie zwei Jahre zuvor in der [[Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2015/Qualifikation|WM-Qualifikation]] auf Titelverteidiger Deutschland. Die Russinnen verloren wieder beide Spiele gegen die Deutschen, aber das Auswärtsspiel, mit dem sie in die Qualifikation starteten, nicht so hoch wie in der WM-Qualifikation. Weitere Gegner waren [[Ungarische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Ungarn]], [[Kroatische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Kroatien]] und die [[Türkische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Türkei]], gegen die sie im zweiten Spiel nicht über ein torloses Remis hinauskamen. Da sie zudem beim 3:3 im Heimspiel gegen Ungarn noch einen Punkt abgaben, waren sie nur aufgrund eines mehr erzielten Tores sechstbester Gruppenzweiter vor Rumänien und damit direkt für die Endrunde qualifiziert. Mit nur 14 Toren sind sie der Endrundenteilnehmer mit den wenigsten Qualifikationstoren. Beste russische Torschützinnen in der Qualifikation waren [[Jelena Jurjewna Danilowa|Jelena Danilowa]], Nadeschda Karpowa, [[Jekaterina Igorewna Pantjuchina|Jekaterina Pantjuchina]] und [[Jelena Jurjewna Terechowa|Jelena Terechowa]] mit je zwei Toren. |
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== Geschichte == |
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Als Dokument eines ersten offiziellen Kontaktes Tschechiens mit Portugal gelten die Tagebücher des [[Václav Šašek z Bířkova]] und des Deutschen [[Gabriel Tetzel von Nürnberg]], die mit einer transeuropäischen Mission im Auftrag des böhmischen Königs [[Georg von Podiebrad]] 1466 bis nach Portugal kamen. Die Mission, an der u. a. auch [[Jaroslav Lev von Rosental]] teilnahm, wandte sich an alle wichtigen europäische Höfe zur Absprache einer Verteidigung gegen den näherrückenden [[Türkenkriege]], aber auch zur Verbesserung des Ansehens Böhmens nach den [[Hussitenkriege]]n und den Differenzen mit Papst [[Paul II.]] Die Aufzeichnungen enthalten auch ausführliche Bemerkungen zu Landschaft und Gesellschaft, darunter Beschreibungen von Bräuchen, der Erwerb und die Haltung von Sklaven, die Auswirkungen der Pest und die dortigen Vorsichtsmaßnahmen. |
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{{Fußballtabelle/Kopf|nosort=x|Team=Land}} |
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{|align=right |
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{{Fußballtabelle/Zeile |Farbe=ccffcc |Rang=1 |S=8 |U=0 |N=0 |ET=35|GT=0 |Verein='''{{DEU|Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen}}'''}} |
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|[[Datei:Emanuel.jpg|mini|[[Emanuel Silva-Tarouca]], Hofbaumeister in Wien und enger Vertrauter der Kaiserin Maria Theresia]] |
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{{Fußballtabelle/Zeile |Farbe=ccffcc |Rang=2 |S=4 |U=2 |N=2 |ET=14|GT=9 |Verein='''{{RUS|Russische Fußballnationalmannschaft der Frauen}}'''}} |
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{{Fußballtabelle/Zeile |Farbe=ffcccc |Rang=3 |S=2 |U=2 |N=4 |ET=8 |GT=20 |Verein={{HUN|Ungarische Fußballnationalmannschaft der Frauen}}}} |
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{{Fußballtabelle/Zeile |Farbe=ffcccc |Rang=4 |S=2 |U=1 |N=5 |ET=8 |GT=15 |Verein={{HRV|Kroatische Fußballnationalmannschaft der Frauen}}}} |
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{{Fußballtabelle/Zeile |Farbe=ffcccc |Rang=5 |S=1 |U=1 |N=6 |ET=3 |GT=24 |Verein={{TUR|Türkische Fußballnationalmannschaft der Frauen}}}} |
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{{Fußballtabelle/Ende}} |
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{| cellspacing="0" border="0" cellpadding="2" style="float:left; margin-right:3%; border:1px solid #BBBBBB; width:45%;" |
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| 22.10.2015 || [[Wiesbaden]] || '''Deutschland''' || – || Russland || '''2:0''' (1:0) |
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| 25.11.2015 || [[Fethiye]] || Türkei || – || Russland || '''0:0''' |
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| 29.11.2015 || [[Felcsút]] || Ungarn || – || '''Russland''' || '''0:1''' (0:0) |
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|12.04.2016|| [[Sankt Petersburg|St. Petersburg]] || Russland || – || Ungarn || '''3:3''' (1:1) |
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| 02.06.2016 || [[Chimki]] || '''Russland''' || – || Türkei || '''2:0''' (1:0) |
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|06.06.2016 || [[Koprivnica]] || Kroatien || – || '''Russland''' || '''0:3''' (0:3) |
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| 16.09.2016 || Chimki || Russland || – || '''Deutschland''' || '''0:4''' (0:3) |
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| 20.09.2016 || Chimki || '''Russland''' || – || Kroatien || '''5:0''' (4:0) |
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Möglicherweise kam der portugiesische Diplomat und Gelehrte [[Damião de Góis]] durch Böhmen. Zweifelsfrei belegt ist die Lehrtätigkeit [[Bento Pinhel]]s an der Universität von Prag Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts, der als Benedetto Pinelli bekannter wurde. |
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Im 18. Jahrhundert heiratete [[João Gomes da Silva]] Johanna von Menezes, Gräfin von [[Tarouca]]. Er wurde Gesandter des portugiesischen Hofes in Wien. Sein Sohn [[Emanuel Silva-Tarouca]] (portugiesisch: ''Manuel de Meneses de Castro'', deutsch: ''Emanuel Tellez, Menezes und Castro, Herzog von Sylva-Tarouca und Turnhout, k. k.'') wurde Diplomat und bevorzugter Berater der Kaiserin [[Maria Theresia|Maria Theresia von Österreich]]. Er gründete den österreichisch-tschechischen Zweig der Familie, das Geschlecht der [[Silva-Tarouca (Adelsgeschlecht)|Silva-Tarouca]]. Er erwarb u. a. das Schloss von [[Čechy pod Kosířem]], fortan [[Familienfideikommiss]] der Silva-Tarouca, und Landgüter in [[Krakovec]] und [[Drahanovice]], die von 1768 bis 1945 in Familienbesitz blieben. |
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== Vorbereitung == |
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Nach der erfolgreichen Qualifikation spielte Russland zweimal gegen [[Belgische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Belgien]] und verlor beide Spiele (0:3 und 1:3). Im Dezember nahm die Mannschaft am [[Vier-Nationen-Turnier in Brasilien (Frauenfußball)|Vier-Nationen-Turnier in Brasilien]] teil, wo sie im ersten Spiel auf EM-Endrundengegner [[Italienische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Italien]] traf und mit 0:3 verlor. Gegen Gastgeber Brasilien wurde danach mit 0:4 verloren. Gegen [[Costa-ricanische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Costa-Rica]] wurde dann zunächst das Gruppenspiel mit 3:1 und dann auch das Spiel um Platz 3 mit 1:0 gewonnen. Im Januar starteten die Russinnen mit Spielen gegen [[Finnische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Finnland]] (0:2) und EM-Gastgeber [[Niederländische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Niederlande]] (0:4) in das EM-Jahr. Im März 2017 stand dann die Teilnahme am [[Algarve-Cup 2017|Algarve-Cup]] auf dem Programm, wo die Mannschaft in der Gruppenphase auf die EM-Teilnehmer [[Dänische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Dänemark]] (1:6) und [[Portugiesische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Portugal]] (1:0) sowie Titelverteidiger [[Kanadische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Kanada]] (1:2) und im Spiel um Platz 7 auf EM-Endrundengegner [[Schwedische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Schweden]] (0:4) traf.<ref>[http://www.fpf.pt/pt/Notícias/Notícia/news/8963 fpf.pt: „As equipas da Algarve Cup 2017“]</ref> Im April reisten die Russinnen dann zu zwei Testspielen gegen den [[Fußballnationalmannschaft der Vereinigten Staaten (Frauen)|Weltmeister]] in die USA und verloren dort mit 0:4 und 1:5. Am 8. Juni gewannen sie gegen [[Serbische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Serbien]] mit 5:2 in [[Ramenskoje]], gegen das sie am 11. Juni ebenda in einem zweiten Spiel mit 2:0 gewannen. |
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Der hochrangige Politiker und engagierte Botaniker [[Ernst Emanuel von Silva-Tarouca]] ließ das alte [[Schloss Průhonice]] bei Prag erneuern und war Mitgründer des angrenzenden 220 Hektar großen Parks. Der zwischen 1885 und 1917 angelegte Park gehörte zu den schönsten [[Englischer Landschaftsgarten|englischen Gärten]] in Europa und war insbesondere für seine [[Rhododendren]]-Sammlung bekannt. |
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== EM-Endrunde == |
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{{Positionskarte+|Niederlande|float=right|width=250px|caption=Spielorte |places= |
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{{Positionskarte~|Niederlande|lat=52.078333|long=5.145833|region=NL-UT|label=[[Utrecht]]|mark=black pog.svg|position=right}} |
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{{Positionskarte~|Niederlande|lat=51.919441|long=4.433552|region=NL-ZH|label=[[Rotterdam]]|mark=black pog.svg|position=top}} |
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Im 19. Jahrhundert waren regelmäßig auch Portugiesen unter den Besuchern [[Karlsbad]]s. |
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Bei der Auslosung am 8. November 2016 war Russland Topf 4 zugeordnet.<ref>[http://de.uefa.com/womenseuro/news/newsid=2416929.html uefa.com: „Frauen-EURO: Setzliste für Endrunden-Auslosung“]</ref> |
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Russland wurde in Gruppe B gelost und trifft im ersten Spiel der einzigen Gruppe ohne EM-Neuling auf [[Italienische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Italien]], dann auf Qualifikationsgegner [[Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen|Deutschland]] und [[Schwedische Fußballnationalmannschaft der Frauen|Schweden]]. Gegen Schweden gab es bisher in vier Spielen nur Niederlagen, davon drei in den EM-Vorrunden 1997, 2001 und 2009. Auch gegen die beiden anderen Gegner ist die Bilanz negativ: gegen die Deutschen gab es bis zur Auslosung in 18 Spielen zwei Remis und 16 Niederlagen und gegen Italien in sieben Spielen gab es drei Siege und vier Niederlagen (die letzten vier Spiele, die alle 0:2 endeten). |
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Nach der Ausrufung der [[Erste Portugiesische Republik|Republik Portugal]] 1910 und der Gründung der demokratischen [[Tschechoslowakei]] 1918 nahmen beide Länder 1921 diplomatische Beziehungen auf. Nach 1937 wurden sie unterbrochen. Nach der portugiesischen [[Nelkenrevolution]] 1974 und dem Ende des [[Antikommunismus|antikommunistischen]] autoritären [[Estado Novo (Portugal)|Estado Novo]]-Regimes wurden sie wieder aufgenommen. |
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{{Fußballtabelle/Kopf|float=right|nosort=1|Team=Land}} |
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{{Fußballtabelle/Zeile|Farbe=b9ffc5 |Rang=1 |S=0 |U=0 |N=0 |ET=0 |GT=0 |Verein={{DEU|Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen}}}} |
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{{Fußballtabelle/Ende}} |
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Seit dem Ende des [[Ostblock]]s ab 1989 haben sich die Beziehungen beider Länder stetig intensiviert, insbesondere durch die Bemühungen [[Václav Havel]]s und [[Mário Soares]], der auch durch die Universität Prag ausgezeichnet wurde.<ref name ="dic">Fernando Cristóvão (Hrsg.): ''Dicionário Temático da Lusofonia.'' Texto Editores, Lissabon/Luanda/Praia/Maputo 2006, S. 846 (ISBN 972-47-2935-4)</ref> |
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[[Datei:Portuguese embassy residence 3197.JPG|mini|Die Portugiesische Botschaft in Prag]] |
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| colspan="4"|Montag, 17. Juli 2017, 18:00 Uhr in Rotterdam |
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== Diplomatie == |
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| style="width:38%" | Italien || style="text-align:center" | – || style="width:38%" | Russland || : |
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Die Botschaft Portugals befindet sich in der Na Zátorce 10 im Prager Stadtteil Bubeneč im Stadtbezirk [[Prag 6]].<ref>[http://idi.mne.pt/pt/relacoesdiplomaticas/178-republicacheca.html Übersicht über die diplomatischen Beziehungen zu Tschechien] auf der Website des Diplomatischen Instituts des portugiesischen Außenministeriums, abgerufen am 28. Januar 2017</ref> |
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| colspan="4"|Freitag, 21. Juli 2017, 18:00 Uhr in Deventer |
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Die tschechische Botschaft in Lissabon, die neben Portugal auch für [[Kap Verde]] und [[São Tomé und Príncipe]] zuständig ist, hat ihren Sitz in der Rua Pêro de Alenquer 14 in der Gemeinde [[São Francisco Xavier (Lissabon)|São Francisco Xavier]] im Lissabonner Stadtteil [[Belém (Lissabon)|Belém]]. Daneben arbeiten tschechische [[Konsul#Honorarkonsul|Honorarkonsuln]] im nordportugiesischen [[Santo Tirso]], in [[Faro]] an der [[Algarve]]küste, und in [[Funchal]] auf der portugiesischen Insel [[Madeira]].<ref>[http://www.mzv.cz/lisbon/pt/embaixada_e_consulados_honorarios/index.html Kontakte auf der Website der tschechischen Botschaft in Portugal], abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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| Schweden || style="text-align:center" | – || Russland || : |
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== Kultur == |
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=== Institutionen und Abkommen === |
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| colspan="4"|Dienstag, 25. Juli 2017, 20:45 Uhr in Utrecht |
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[[Datei:Instituto Camões.JPG|mini|Am Hauptsitz des [[Instituto Camões]] in Lissabon]] |
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1976 schlossen die Tschechoslowakei und Portugal ein Kulturabkommen. Neben Literatur und Musik kamen auch portugiesische Künstler anderer Bereiche dorthin. Eine Ausstellung [[Paula Rego]]s und zwei Ausstellungen portugiesischer Fotografen fanden statt.<ref name ="dic"/> |
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| Russland || style="text-align:center" | – || Deutschland || : |
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Das portugiesische Kulturinstitut [[Instituto Camões]] hat in Tschechien seinen Sitz in Prag und ist mit einer Vielzahl von Projekten und Kooperationen im Land aktiv. |
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Zum [[Portugal-Tag]] am 10. Juni 2012 gründete in Prag eine lusophile Gruppe um Hochschullehrer der Universitäten Prag, Brünn und Olmütz und die Übersetzerin [[Lada Weissová]] die ''Sociedade Checa de Língua Portuguesa'' (deutsch: Tschechische Gesellschaft der Portugiesischen Sprache). Ehrenpräsidentin wurde die Übersetzerin [[Pavla Lidmilová]].<ref>[https://ventosdalusofonia.wordpress.com/2012/07/05/sociedade-checa-de-lingua-portuguesa-em-praga/ Bericht über die Gründung der ''Sociedade Checa de Língua Portuguesa''], Kopie der Mitteilung des Instituto Camões auf www.ventosdalusofonia.wordpres.com, abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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In [[Brünn]] hat die Gesellschaft der Freunde lusophoner Länder ihren Sitz, gegründet durch den Lusitanisten [[Anton Pasienka]]. |
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Am 30. März 2016 beantragte Tschechien die Aufnahme in die [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] (CPLP) als assoziierter Beobachter. Begründet wurde der Antrag mit bereits in der Tschechoslowakei entstandenen Initiativen und der steigenden Verbreitung und Lehre der portugiesischen Sprache in dem Land, in dem hunderte Studenten Portugiesisch lernen und zudem immer mehr tschechische Unternehmen in [[Brasilien]] und den afrikanischen [[PALOP]]-Ländern präsent sind.<ref>[http://observalinguaportuguesa.org/republica-checa-solicitou-estatuto-de-observador-associado-da-cplp/ ''República Checa solicitou estatuto de observador associado da CPLP'' - „Tschechische Republik beantragt Status eines assoziierten Beobachters in der CPLP“], Artikel vom 31. März 2016 auf www.observalinguaportuguesa.org, abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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Am 1. November 2016 wurde Tschechien in [[Brasília]] von der CPLP der Status eines assoziierten Beobachters verliehen.<ref>[https://www.cplp.org/id-4773.aspx Eintrag zu Tschechien bei der CPLP] (mit PDF-Abruf der Resolution zur Aufnahme), abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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=== Sprache und Lusitanistik === |
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Das portugiesische Kulturinstitut [[Instituto Camões]] führt in Prag ein Sprachzentrum und unterstützt eine Reihe von Projekten an Schulen und Hochschulen. Zudem vergibt die einflussreiche portugiesische [[Calouste Gulbenkian#Stiftung Calouste Gulbenkian|Gulbenkian-Stiftung]] Stipendien und fördert Bücherkäufe und Übersetzungen. Daneben wird insbesondere an Prager [[Sprachschule]]n Portugiesisch angeboten. |
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Mit der Prager [[Karls-Universität]], der [[Masaryk-Universität]] in Brünn und der [[Palacký-Universität Olmütz]] haben die wichtigsten tschechischen Hochschulen komplette Studiengänge der [[Lusitanistik]] bzw. Lehrgänge zur [[Portugiesische Sprache|portugiesischen Sprache]], [[Portugiesische Literatur|portugiesischen Literatur]] und portugiesischen Kultur. An der Karls-Universität Prag beschäftigt sich das rege Zentrum der [[Lateinamerika|Iberisch-Amerikanischen]] Studien mit Themen der [[Lusitanistik]].<ref name ="dic"/> |
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Auch an der [[Westböhmische Universität in Pilsen|Universität Pilsen]] wird inzwischen Portugiesisch unterrichtet. In Pilsen leben einige [[Dutzend]] portugiesische Studenten der Medizin. |
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Professor [[Jan Klíma (Historiker)|Jan Klíma]] von der [[Universität Hradec Králové]] gilt als Spezialist für die Geschichte der lusophonen Länder.<ref name ="dic"/> |
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=== Musik === |
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Dank des portugiesisch-tschechischen Kulturabkommens 1976 bereisten gelegentlich portugiesische Musiker das Land. So trat beispielsweise der portugiesische Pianist [[Sequeira Costa]] bereits vor 1989 dort auf, ebenso war die portugiesische Gruppe [[Trovante]] dort auf einem Festival des politischen Liedes zu Gast.<ref name ="dic"/> |
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Seit dem Ende des [[Eiserner Vorhang|Eisernen Vorhangs]] ab 1989 sind portugiesische Musiker häufiger in Tschechien zu hören, etwa 2003 die blinde [[Fado]]-Sängerin [[Dona Rosa]]<ref name ="dic"/> oder mehrmals die portugiesische Heavy-Metal-Band [[Moonspell]]. |
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=== Literatur === |
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[[Datei:Bohumil Hrabal 1985 český spisovatel Foto Hana Hamplová.jpg|mini|[[Bohumil Hrabal]] (1985), einer der am häufigsten übersetzten Autoren Tschechiens in Portugal]] |
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Aus allen Bereichen der portugiesischen Kultur fand in Tschechien die [[portugiesische Literatur]] die weiteste Verbreitung. 1836 erschien dort eine erste [[Tschechische Sprache|tschechische]] Übersetzung der [[Die Lusiaden|Lusiaden]] des portugiesischen Nationaldichters [[Luís de Camões]], die 1902 erstmals in kompletter Übersetzung durch den Lyriker [[Jaroslav Vrchlický]] in Tschechien erschienen. Es folgten weitere tschechische Übersetzungen portugiesischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu erwähnen sind insbesondere die Werke [[José Maria Eça de Queiroz|Eça de Queiroz]], häufig von [[Zdenek Hampl]] übersetzt, Professor an der Prager Karls-Universität und Mitbegründer des dortigen Studiengangs der Lusitanistik. [[Pavla Lidmilová]] gilt als bedeutende lusophone Übersetzerin<ref>[http://www.svetovka.cz/archiv/2012/07-2012-portret.htm Profil der Übersetzerin Pavla Lidmilová], Website des tschechischen Literaturmagazins PLAV, abgerufen am 4. Februar 2017</ref> vor allem [[Brasilianische Literatur|brasilianischer Literatur]], aber auch einer Vielzahl portugiesischer Werke, darunter Romane [[Mário de Sá-Carneiro]]s und die Lyrik [[Fernando Pessoa]]s, diese gelegentlich in Zusammenarbeit mit dem Lyriker [[Josef Hirsal]].<ref name ="dic"/> |
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Die tschechischen Autoren mit den meisten Übersetzungen ins [[Portugiesische Sprache|Portugiesische]] sind [[Franz Kafka]] und [[Milan Kundera]], die in Portugal auch allgemein als bekannteste Autoren aus dem heutigen Tschechien gelten, zusammen mit [[Rainer Maria Rilke]]. Die erste gesicherte Übersetzung [[Tschechische Literatur|tschechischer Literatur]] ins Portugiesische ist die 1926 übersetzte Erzählung [[Jan Neruda]]s ''Der Vampir'' (''O Vampiro''). Als erstes Buch, das aus dem Tschechischen ins Portugiesische übersetzt wurde, gilt [[Karel Josef Beneš]]´ ''A Vida Doutra'' (deutscher Titel: ''Das geraubte Leben''), das 1943 in Portugal erschien. Unter den weiteren, mehrfach übersetzten Autoren sind [[Bohumil Hrabal]], [[Václav Havel]] und [[Karel Čapek]] zu nennen.<ref>[http://www.academia.edu/4765033/Literatura_checa_traduzida_para_portugu%C3%AAs ''Literatura checa traduzida para português'' - „Portugiesische Übersetzungen tschechischer Literatur“], Abhandlung von Jaroslav Špirk auf der Website der Karls-Universität Prag, abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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=== Film === |
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Der [[Portugiesischer Film|portugiesische Film]] wurde unter Filmfreunden in Tschechien insbesondere durch Werke [[Manoel de Oliveira]]s bekannt, die auf Filmfestivals und im tschechischen Fernsehen liefen. <ref name ="dic"/> |
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Der [[Tschechischer Film|tschechische Film]] ist auch unter Filmfreunden in Portugal bekannt und angesehen. Filme aus Tschechien werden häufig auf portugiesischen Filmfestivals gezeigt. So wurden [[Juraj Jakubisko|Jakubiskos]] ''Lepšie byť bohatý a zdravý ako chudobný a chorý'' 1993 und [[Jan Svěrák]]s ''[[Leergut (Film)|Leergut]]'' 2008 beim [[Festróia]]-Filmfestival mit dem Goldenen Delphin als bester Film ausgezeichnet. |
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== Wirtschaft == |
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Die portugiesische Außenhandelskammer [[Agência para o Investimento e Comércio Externo de Portugal|AICEP]] unterhält in Prag eine Niederlassung.<ref>[http://www.portugalglobal.pt/PT/sobre-nos/rede-externa-aicep/Paginas/ARedeAicep.aspx?idPontoRede=44 Seite der AICEP zur Niederlassung in Prag], abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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Im Jahr 2015 führte Tschechien Waren und Dienstleistungen aus Portugal im Wert von 353,3 Millionen Euro ein (2014: 357,5 Millionen, 2013: 325,3 Millionen, 2012: 366,1 Millionen, 2011: 330,6 Millionen), davon 22,0 % Maschinen und Geräte, 16,6 % Kunststoffprodukte, 14,4 % Fahrzeuge und Fahrzeugteile und 13,7 % Textilien. |
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Im gleichen Zeitraum importierte Portugal aus Tschechien Waren und Dienstleistungen im Wert von 483,9 Millionen Euro (2014: 417,1 Millionen, 2013: 326,0 Millionen, 2012: 313,3 Millionen, 2011: 373,0 Millionen), davon 41,6 % Fahrzeuge und Fahrzeugteile, 25,9 % Maschinen und Geräte, 6,5 % Metalle und 6,4 % Kunststoffe. |
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Damit steht Tschechien für den portugiesischen Außenhandel an 20. Stelle bei den Abnehmerländern und an 19. Stelle bei den Lieferländern. Für die tschechische Außenwirtschaft steht Portugal an 32. Stelle der Abnehmerländer und an 35. Stelle der Lieferländer.<ref name="aicep">[http://www.portugalglobal.pt/PT/Biblioteca/Paginas/Detalhe.aspx?documentId=f3b8ffee-a787-48a5-bafa-5930ef809c11 Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen zwischen Portugal und Tschechien], Excel-Datei-Abruf bei der portugiesischen Außenhandelskammer [[Agência para o Investimento e Comércio Externo de Portugal|AICEP]], abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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Der Anteil tschechischer Touristen am weiter wachsenden Tourismus in Portugal betrug mit Einnahmen von 20,5 Millionen Euro etwa 0,18 % Marktanteil (2014: 20,2 Millionen= 0,19 %; 2013: 19,5 % = 0,21 %; 2012: 19,6 Millionen = 0,23 %; 2011: 16,9 Millionen = 0,21 %).<ref name="aicep"/> |
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== Sport == |
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[[Datei:Stadion Narodowy Czechy Portugalia (56).JPG|mini|Die Mannschaften Portugals und Tschechiens vor dem Viertelfinale bei der EM 2012]] |
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=== Fußball === |
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Die [[Portugiesische Fußballnationalmannschaft]] und die [[Tschechische Fußballnationalmannschaft|Tschechische Nationalelf]] trafen bisher nur einmal aufeinander, im [[Fußball-Europameisterschaft 2012#Viertelfinale|Viertelfinale der EM 2012]]. Am 21. Juni 2012 im Warschauer [[PGE Narodowy|Narodowy-Stadion]] setzten sich die Portugiesen dabei 1:0 gegen die Elf aus Tschechien durch. Gegen die frühere [[Tschechoslowakische Fußballnationalmannschaft|Tschechoslowakische Nationalmannschaft]] spielte die portugiesische Auswahl zuvor zehnmal, erstmals am 24. Januar 1926. Beim Freundschaftsspiel vor 12.000 Zuschauern im [[Campo do Ameal]] in [[Porto]] trennte man sich 1:1. Insgesamt war Tschechien viermal siegreich, dreimal Portugal, und dreimal ging das Spiel unentschieden aus.<ref>Siehe [[Liste der Länderspiele der portugiesischen Fußballnationalmannschaft#Länderspielbilanzen]]</ref> |
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=== Andere === |
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Im Rahmen zweier Freundschaftsspiele im südportugiesischen [[Elvas]] besiegte die [[Portugiesische Eishockeynationalmannschaft]] im Januar 2015 eine Reserveauswahl der [[Tschechische Eishockeynationalmannschaft|Tschechischen Eishockeynationalmannschaft]] mit 6:4 und 6:2.<ref>[http://elvasnews.com/hoquei-no-gelo-portugal-venceu-republica-checa-em-elvas/ ''Hóquei no gelo: Portugal venceu República Checa em Elvas'' - „Eishockey: Portugal besiegt Tschechische Republik in Elvas“], Artikel vom 12. Januar 2015 im Nachrichtenportal ElvasNews, abgerufen am 4. Februar 2017</ref> |
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== Weblinks == |
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<div style="clear:both;"></div> |
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{{commonscat|Relations of the Czech Republic and Portugal|Portugiesisch-tschechische Beziehungen}} |
|||
* [http://idi.mne.pt/pt/relacoesdiplomaticas/178-republicacheca.html Übersicht über die diplomatischen Beziehungen zu Tschechien] auf der Website des Diplomatischen Instituts des portugiesischen Außenministeriums |
|||
* [http://www.embportugal.cz/pt/ Website der portugiesischen Botschaft in Tschechien] |
|||
* [http://www.mzv.cz/lisbon Website der tschechischen Botschaft in Portugal] |
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* [https://institutocamoes-praga.cz/ Website des Instituto Camões in Prag] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references /> |
<references /> |
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{{Navigationsleiste |
{{Navigationsleiste Bilaterale Beziehungen Portugals in Europa}} |
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{{Navigationsleiste Russische Fußballnationalmannschaft der Frauen/Europameisterschaften}} |
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{{SORTIERUNG:Portugiesischtschechische Beziehungen}} |
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[[Kategorie:Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2017|Russland]] |
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[[Kategorie:Portugiesisch-tschechische Beziehungen| ]] |
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[[Kategorie:Russische Fußballnationalmannschaft bei Europameisterschaften|#2017 Frauen]] |
Version vom 12. Juni 2017, 21:47 Uhr
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Portugal | Tschechien |
Die portugiesisch-tschechischen Beziehungen beschreiben das zwischenstaatliche Verhältnis zwischen Portugal und Tschechien. Die Länder können historisch auf eine seit dem 18. Jahrhundert bestehende Verbindung zurückblicken und pflegen seit 1974 erneuerte diplomatische Beziehungen.
Beide Länder sind u. a. Partner in der Europäischen Union, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und der NATO. Tschechien ist zudem seit Ende 2016 Beobachter in der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder, dessen Gründungsmitglied Portugal ist.
Insbesondere die Geschichte der portugiesisch-tschechischen Familie Silva-Tarouca und das anhaltende Interesse an der portugiesischen Sprache in tschechischen Bildungs- und Kulturinstitutionen bilden wesentliche Verbindungselemente der bilateralen Beziehungen beider Länder.
Geschichte
Als Dokument eines ersten offiziellen Kontaktes Tschechiens mit Portugal gelten die Tagebücher des Václav Šašek z Bířkova und des Deutschen Gabriel Tetzel von Nürnberg, die mit einer transeuropäischen Mission im Auftrag des böhmischen Königs Georg von Podiebrad 1466 bis nach Portugal kamen. Die Mission, an der u. a. auch Jaroslav Lev von Rosental teilnahm, wandte sich an alle wichtigen europäische Höfe zur Absprache einer Verteidigung gegen den näherrückenden Türkenkriege, aber auch zur Verbesserung des Ansehens Böhmens nach den Hussitenkriegen und den Differenzen mit Papst Paul II. Die Aufzeichnungen enthalten auch ausführliche Bemerkungen zu Landschaft und Gesellschaft, darunter Beschreibungen von Bräuchen, der Erwerb und die Haltung von Sklaven, die Auswirkungen der Pest und die dortigen Vorsichtsmaßnahmen.
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Möglicherweise kam der portugiesische Diplomat und Gelehrte Damião de Góis durch Böhmen. Zweifelsfrei belegt ist die Lehrtätigkeit Bento Pinhels an der Universität von Prag Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts, der als Benedetto Pinelli bekannter wurde.
Im 18. Jahrhundert heiratete João Gomes da Silva Johanna von Menezes, Gräfin von Tarouca. Er wurde Gesandter des portugiesischen Hofes in Wien. Sein Sohn Emanuel Silva-Tarouca (portugiesisch: Manuel de Meneses de Castro, deutsch: Emanuel Tellez, Menezes und Castro, Herzog von Sylva-Tarouca und Turnhout, k. k.) wurde Diplomat und bevorzugter Berater der Kaiserin Maria Theresia von Österreich. Er gründete den österreichisch-tschechischen Zweig der Familie, das Geschlecht der Silva-Tarouca. Er erwarb u. a. das Schloss von Čechy pod Kosířem, fortan Familienfideikommiss der Silva-Tarouca, und Landgüter in Krakovec und Drahanovice, die von 1768 bis 1945 in Familienbesitz blieben.
Der hochrangige Politiker und engagierte Botaniker Ernst Emanuel von Silva-Tarouca ließ das alte Schloss Průhonice bei Prag erneuern und war Mitgründer des angrenzenden 220 Hektar großen Parks. Der zwischen 1885 und 1917 angelegte Park gehörte zu den schönsten englischen Gärten in Europa und war insbesondere für seine Rhododendren-Sammlung bekannt.
Im 19. Jahrhundert waren regelmäßig auch Portugiesen unter den Besuchern Karlsbads.
Nach der Ausrufung der Republik Portugal 1910 und der Gründung der demokratischen Tschechoslowakei 1918 nahmen beide Länder 1921 diplomatische Beziehungen auf. Nach 1937 wurden sie unterbrochen. Nach der portugiesischen Nelkenrevolution 1974 und dem Ende des antikommunistischen autoritären Estado Novo-Regimes wurden sie wieder aufgenommen.
Seit dem Ende des Ostblocks ab 1989 haben sich die Beziehungen beider Länder stetig intensiviert, insbesondere durch die Bemühungen Václav Havels und Mário Soares, der auch durch die Universität Prag ausgezeichnet wurde.[1]
Diplomatie
Die Botschaft Portugals befindet sich in der Na Zátorce 10 im Prager Stadtteil Bubeneč im Stadtbezirk Prag 6.[2]
Die tschechische Botschaft in Lissabon, die neben Portugal auch für Kap Verde und São Tomé und Príncipe zuständig ist, hat ihren Sitz in der Rua Pêro de Alenquer 14 in der Gemeinde São Francisco Xavier im Lissabonner Stadtteil Belém. Daneben arbeiten tschechische Honorarkonsuln im nordportugiesischen Santo Tirso, in Faro an der Algarveküste, und in Funchal auf der portugiesischen Insel Madeira.[3]
Kultur
Institutionen und Abkommen
1976 schlossen die Tschechoslowakei und Portugal ein Kulturabkommen. Neben Literatur und Musik kamen auch portugiesische Künstler anderer Bereiche dorthin. Eine Ausstellung Paula Regos und zwei Ausstellungen portugiesischer Fotografen fanden statt.[1]
Das portugiesische Kulturinstitut Instituto Camões hat in Tschechien seinen Sitz in Prag und ist mit einer Vielzahl von Projekten und Kooperationen im Land aktiv.
Zum Portugal-Tag am 10. Juni 2012 gründete in Prag eine lusophile Gruppe um Hochschullehrer der Universitäten Prag, Brünn und Olmütz und die Übersetzerin Lada Weissová die Sociedade Checa de Língua Portuguesa (deutsch: Tschechische Gesellschaft der Portugiesischen Sprache). Ehrenpräsidentin wurde die Übersetzerin Pavla Lidmilová.[4]
In Brünn hat die Gesellschaft der Freunde lusophoner Länder ihren Sitz, gegründet durch den Lusitanisten Anton Pasienka.
Am 30. März 2016 beantragte Tschechien die Aufnahme in die Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) als assoziierter Beobachter. Begründet wurde der Antrag mit bereits in der Tschechoslowakei entstandenen Initiativen und der steigenden Verbreitung und Lehre der portugiesischen Sprache in dem Land, in dem hunderte Studenten Portugiesisch lernen und zudem immer mehr tschechische Unternehmen in Brasilien und den afrikanischen PALOP-Ländern präsent sind.[5]
Am 1. November 2016 wurde Tschechien in Brasília von der CPLP der Status eines assoziierten Beobachters verliehen.[6]
Sprache und Lusitanistik
Das portugiesische Kulturinstitut Instituto Camões führt in Prag ein Sprachzentrum und unterstützt eine Reihe von Projekten an Schulen und Hochschulen. Zudem vergibt die einflussreiche portugiesische Gulbenkian-Stiftung Stipendien und fördert Bücherkäufe und Übersetzungen. Daneben wird insbesondere an Prager Sprachschulen Portugiesisch angeboten.
Mit der Prager Karls-Universität, der Masaryk-Universität in Brünn und der Palacký-Universität Olmütz haben die wichtigsten tschechischen Hochschulen komplette Studiengänge der Lusitanistik bzw. Lehrgänge zur portugiesischen Sprache, portugiesischen Literatur und portugiesischen Kultur. An der Karls-Universität Prag beschäftigt sich das rege Zentrum der Iberisch-Amerikanischen Studien mit Themen der Lusitanistik.[1]
Auch an der Universität Pilsen wird inzwischen Portugiesisch unterrichtet. In Pilsen leben einige Dutzend portugiesische Studenten der Medizin.
Professor Jan Klíma von der Universität Hradec Králové gilt als Spezialist für die Geschichte der lusophonen Länder.[1]
Musik
Dank des portugiesisch-tschechischen Kulturabkommens 1976 bereisten gelegentlich portugiesische Musiker das Land. So trat beispielsweise der portugiesische Pianist Sequeira Costa bereits vor 1989 dort auf, ebenso war die portugiesische Gruppe Trovante dort auf einem Festival des politischen Liedes zu Gast.[1]
Seit dem Ende des Eisernen Vorhangs ab 1989 sind portugiesische Musiker häufiger in Tschechien zu hören, etwa 2003 die blinde Fado-Sängerin Dona Rosa[1] oder mehrmals die portugiesische Heavy-Metal-Band Moonspell.
Literatur

Aus allen Bereichen der portugiesischen Kultur fand in Tschechien die portugiesische Literatur die weiteste Verbreitung. 1836 erschien dort eine erste tschechische Übersetzung der Lusiaden des portugiesischen Nationaldichters Luís de Camões, die 1902 erstmals in kompletter Übersetzung durch den Lyriker Jaroslav Vrchlický in Tschechien erschienen. Es folgten weitere tschechische Übersetzungen portugiesischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu erwähnen sind insbesondere die Werke Eça de Queiroz, häufig von Zdenek Hampl übersetzt, Professor an der Prager Karls-Universität und Mitbegründer des dortigen Studiengangs der Lusitanistik. Pavla Lidmilová gilt als bedeutende lusophone Übersetzerin[7] vor allem brasilianischer Literatur, aber auch einer Vielzahl portugiesischer Werke, darunter Romane Mário de Sá-Carneiros und die Lyrik Fernando Pessoas, diese gelegentlich in Zusammenarbeit mit dem Lyriker Josef Hirsal.[1]
Die tschechischen Autoren mit den meisten Übersetzungen ins Portugiesische sind Franz Kafka und Milan Kundera, die in Portugal auch allgemein als bekannteste Autoren aus dem heutigen Tschechien gelten, zusammen mit Rainer Maria Rilke. Die erste gesicherte Übersetzung tschechischer Literatur ins Portugiesische ist die 1926 übersetzte Erzählung Jan Nerudas Der Vampir (O Vampiro). Als erstes Buch, das aus dem Tschechischen ins Portugiesische übersetzt wurde, gilt Karel Josef Beneš´ A Vida Doutra (deutscher Titel: Das geraubte Leben), das 1943 in Portugal erschien. Unter den weiteren, mehrfach übersetzten Autoren sind Bohumil Hrabal, Václav Havel und Karel Čapek zu nennen.[8]
Film
Der portugiesische Film wurde unter Filmfreunden in Tschechien insbesondere durch Werke Manoel de Oliveiras bekannt, die auf Filmfestivals und im tschechischen Fernsehen liefen. [1]
Der tschechische Film ist auch unter Filmfreunden in Portugal bekannt und angesehen. Filme aus Tschechien werden häufig auf portugiesischen Filmfestivals gezeigt. So wurden Jakubiskos Lepšie byť bohatý a zdravý ako chudobný a chorý 1993 und Jan Svěráks Leergut 2008 beim Festróia-Filmfestival mit dem Goldenen Delphin als bester Film ausgezeichnet.
Wirtschaft
Die portugiesische Außenhandelskammer AICEP unterhält in Prag eine Niederlassung.[9]
Im Jahr 2015 führte Tschechien Waren und Dienstleistungen aus Portugal im Wert von 353,3 Millionen Euro ein (2014: 357,5 Millionen, 2013: 325,3 Millionen, 2012: 366,1 Millionen, 2011: 330,6 Millionen), davon 22,0 % Maschinen und Geräte, 16,6 % Kunststoffprodukte, 14,4 % Fahrzeuge und Fahrzeugteile und 13,7 % Textilien.
Im gleichen Zeitraum importierte Portugal aus Tschechien Waren und Dienstleistungen im Wert von 483,9 Millionen Euro (2014: 417,1 Millionen, 2013: 326,0 Millionen, 2012: 313,3 Millionen, 2011: 373,0 Millionen), davon 41,6 % Fahrzeuge und Fahrzeugteile, 25,9 % Maschinen und Geräte, 6,5 % Metalle und 6,4 % Kunststoffe.
Damit steht Tschechien für den portugiesischen Außenhandel an 20. Stelle bei den Abnehmerländern und an 19. Stelle bei den Lieferländern. Für die tschechische Außenwirtschaft steht Portugal an 32. Stelle der Abnehmerländer und an 35. Stelle der Lieferländer.[10]
Der Anteil tschechischer Touristen am weiter wachsenden Tourismus in Portugal betrug mit Einnahmen von 20,5 Millionen Euro etwa 0,18 % Marktanteil (2014: 20,2 Millionen= 0,19 %; 2013: 19,5 % = 0,21 %; 2012: 19,6 Millionen = 0,23 %; 2011: 16,9 Millionen = 0,21 %).[10]
Sport
Fußball
Die Portugiesische Fußballnationalmannschaft und die Tschechische Nationalelf trafen bisher nur einmal aufeinander, im Viertelfinale der EM 2012. Am 21. Juni 2012 im Warschauer Narodowy-Stadion setzten sich die Portugiesen dabei 1:0 gegen die Elf aus Tschechien durch. Gegen die frühere Tschechoslowakische Nationalmannschaft spielte die portugiesische Auswahl zuvor zehnmal, erstmals am 24. Januar 1926. Beim Freundschaftsspiel vor 12.000 Zuschauern im Campo do Ameal in Porto trennte man sich 1:1. Insgesamt war Tschechien viermal siegreich, dreimal Portugal, und dreimal ging das Spiel unentschieden aus.[11]
Andere
Im Rahmen zweier Freundschaftsspiele im südportugiesischen Elvas besiegte die Portugiesische Eishockeynationalmannschaft im Januar 2015 eine Reserveauswahl der Tschechischen Eishockeynationalmannschaft mit 6:4 und 6:2.[12]
Weblinks
- Übersicht über die diplomatischen Beziehungen zu Tschechien auf der Website des Diplomatischen Instituts des portugiesischen Außenministeriums
- Website der portugiesischen Botschaft in Tschechien
- Website der tschechischen Botschaft in Portugal
- Website des Instituto Camões in Prag
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Fernando Cristóvão (Hrsg.): Dicionário Temático da Lusofonia. Texto Editores, Lissabon/Luanda/Praia/Maputo 2006, S. 846 (ISBN 972-47-2935-4)
- ↑ Übersicht über die diplomatischen Beziehungen zu Tschechien auf der Website des Diplomatischen Instituts des portugiesischen Außenministeriums, abgerufen am 28. Januar 2017
- ↑ Kontakte auf der Website der tschechischen Botschaft in Portugal, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Bericht über die Gründung der Sociedade Checa de Língua Portuguesa, Kopie der Mitteilung des Instituto Camões auf www.ventosdalusofonia.wordpres.com, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ República Checa solicitou estatuto de observador associado da CPLP - „Tschechische Republik beantragt Status eines assoziierten Beobachters in der CPLP“, Artikel vom 31. März 2016 auf www.observalinguaportuguesa.org, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Eintrag zu Tschechien bei der CPLP (mit PDF-Abruf der Resolution zur Aufnahme), abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Profil der Übersetzerin Pavla Lidmilová, Website des tschechischen Literaturmagazins PLAV, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Literatura checa traduzida para português - „Portugiesische Übersetzungen tschechischer Literatur“, Abhandlung von Jaroslav Špirk auf der Website der Karls-Universität Prag, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Seite der AICEP zur Niederlassung in Prag, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ a b Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen zwischen Portugal und Tschechien, Excel-Datei-Abruf bei der portugiesischen Außenhandelskammer AICEP, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Siehe Liste der Länderspiele der portugiesischen Fußballnationalmannschaft#Länderspielbilanzen
- ↑ Hóquei no gelo: Portugal venceu República Checa em Elvas - „Eishockey: Portugal besiegt Tschechische Republik in Elvas“, Artikel vom 12. Januar 2015 im Nachrichtenportal ElvasNews, abgerufen am 4. Februar 2017