Laurisilva von Madeira und Acrocephalus stentoreus: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Dieser Artikel|erläutert die Insel Madeira; zu anderen Bedeutungen siehe [[Madeira (Begriffsklärung)]].}} |
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[[Kategorie:Acrocephalidae]] |
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| align=center colspan=2 style=border-bottom:3px solid gray; style="background: #f3f3f3;" | ''Motto: '''Das ilhas as mais belas e livres''''' |
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| [[Staat]] |
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| [[Portugal]] |
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| [[Geografische Lage]] |
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| {{Koordinate Text Artikel|32_43_37_N_16_58_1_W_type:isle_region:PT-30|30–33° N, 15–17° W}} |
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| [[Sprache]] |
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| [[Portugiesische Sprache|Portugiesisch]] |
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| [[Hauptstadt]] |
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| [[Funchal]] |
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| Andere Städte |
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| [[Porto Santo]], [[Machico]], [[Santa Cruz (Madeira)|Santa Cruz]], [[Câmara de Lobos]], [[Santana (Madeira)|Santana]], [[Caniço]] |
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| [[Fläche]] |
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| 794 km² |
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| max. Länge/Breite |
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| 57 km/22 km |
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| [[Einwohner]] ([[2003]]) |
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| 265.000 <small>(5.000 auf [[Porto Santo]]), 2,5 % der Bevölkerung Portugals</small> |
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| Anzahl Kreise |
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| 11 |
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| Höchster Punkt |
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| [[Pico Ruivo]] (1.862 m) |
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| Präsident der Regionalregierung |
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| Alberto João Jardim |
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| Autonomie seit |
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| [[1976]] |
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| [[Zeitzone]] |
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| [[UTC]] |
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| Internationale Vorwahl |
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| +351 291 |
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| Hymnen |
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| [[A Portuguesa]] (national)<br />[[Hino da Região Autónoma da Madeira]] (regional) |
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'''Madeira''' ([[Portugiesische Sprache|port.]] ''madeira'' [{{IPA|mɐ'deiɾɐ}}] = „Holz“) ist eine [[Portugal|portugiesische]] [[Insel]] etwa 1.000 km südwestlich von [[Lissabon]] und 600 km westlich der [[Marokko|marokkanischen]] Küste im [[Atlantischer Ozean|Atlantischen Ozean]]. Sie gehört mit der kleineren Insel [[Porto Santo]] und zwei unbewohnten kleineren Inselgruppen, den [[Ilhas Desertas]] und den [[Ilhas Selvagens]], zur [[Inselgruppe Madeira]], die die [[Autonomie|autonome]] Provinz Madeira bildet. Als Teil Portugals gehört Madeira zum Gebiet der [[Europäische Union|Europäischen Union]]. 94,5 % der Bevölkerung Madeiras gehören der [[römisch-katholisch]]en Kirche an. |
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Die Zeitzone ist dieselbe wie im Mutterland Portugal GMT (gegenüber Mitteleuropa -1 Stunde). Für die Zeit von Ende März bis Ende Oktober ist wie im übrigen Europa die Sommerzeit eingeführt, so dass die Zeitdifferenz das ganze Jahr über unverändert bleibt. |
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== Geographie == |
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=== Geologie === |
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Madeira ist, wie auch ihre Nachbarn, die [[Azoren]] und die [[Kanarische Inseln|Kanarischen Inseln]], vulkanischen Ursprungs und zählt mit den Kanaren, den [[Kapverden]] und den Azoren zur Gruppe der [[Makaronesien|makaronesischen]] („glückseligen“) Inseln. Der Madeira-Archipel ist durch einen [[Hot-Spot_(Geologie)|Hot Spot]] entstanden. Die Insel ist nur das oberste Viertel des gesamten Vulkansystems. Die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche bis zu 4.000 m bis zum Meeresgrund ab. |
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Madeira entstand in mehreren vulkanisch aktiven Phasen, wobei die genauen Lage der jeweiligen Krater nicht mehr auszumachen sind. In jeder vulkanischen Phase gab es an mehreren Stellen der Insel Ausbruchszentren. Überbleibsel dieser Phase findet sieht man an einigen Stellen im Inselinnern, an denen pyroklastisches Gestein von mit basaltischem Material gefüllten Eruptivgängen durchzogen ist. An einigen Stellen im Hochgebirge sieht man außerdem auffällige Kuppeln oder Felsklippen. Hierbei handelt es sich um ehemalige Schlotgänge, die anders als das umgebende Gestein noch nicht von der [[Erosion]] abgetragen wurde. |
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[[Bild:Madeira Faial.jpg|thumb|Faial und Adlerfelsen an der Nordküste Madeiras]] |
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[[Bild:Madeira Hinterland.jpg|thumb|Madeiras schroffes Hinterland]] |
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[[Bild:CaboGirao05.jpg|thumb|Cabo Girão]] |
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Die erste Phase der vulkanischen Aktivität begann vor etwa 18 Millionen Jahren und endete im Pliozän vor etwa 3 Millionen Jahren. Sie war durch sehr starke eruptive Ausbrüche gekennzeichnet. In der zweiten Phase der vulkanischen Aktivität, die vor etwa 740.000 Jahren endete, vergrößerten Lavaauswürfe und pyroklastische Sedimente den Inselumfang vor allem am südlichen, westlichen und südöstlichen Rand. Zwei weitere vulkanische Phasen bildeten die Steilhänge im Norden und Süden sowie die Basaltdecken der Hochebene aus. Die letzte vulkanisch aktive Phase begann vor etwa 500.000 Jahren. Da man in einigen Gesteinen Holzkohlestücke gefunden hat, die man mit der Radiokarbon-Methode datieren konnte, schätzt man, dass diese letzte Phase erst vor 6.450 Jahren endete.<ref>Sziemer, S. 17</ref> Die heute als Touristenattraktion vermarkteten Lavahöhlen Grutas de Sao Vicente entstanden in dieser letzten Phase vulkanischer Aktivität. Sie blieben als röhrenförmiger Hohlraum zurück, als die bei dem Ausbruch abfließende Lava an der Oberfläche abkühlte und sich verfestigte. Unterhalb der Oberfläche dagegen floss die Lava mit hoher Temperatur und großer Fließgeschwindigkeit durch diese Röhre, bis der Vulkan kein weiteres Material mehr ausspie. |
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Kalksedimente, die sich aus miozänen Korallenriffen gebildet haben, finden sich ebenfalls an einigen Stellen der Insel. Sie enthalten teilweise fossile Schneckenschalen, anhand derer man nachweisen konnte, dass das Klima im Miozän auf Madeira deutlich wärmer als das heutige Klima war.<ref> Sziemer, S. 27</ref> |
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Da damit Madeira eine verhältnismäßig junge Insel ist, haben die Flüsse der Insel meist ein sehr starkes Gefälle, weisen zahlreiche Wasserfälle auf und die Flussläufe führen ohne mäandernde Schleifen direkt zum Meer. Der [[Pico Ruivo]] ist mit 1.862 m der höchste Gipfel der Insel und zugleich einer der höchsten Berge Portugals. Die Küste von Madeira ist steil und felsig. Westlich von Câmara de Lobos erhebt sich das [[Cabo Girão]], die zweithöchste Steilklippe der Welt (Höhe: 580 m). |
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Tiefgründige, fruchtbare Böden findet man auf Madeira am Fuß von Hängen. Sie werden von den Einwohnern Madeiras als „Fajas bezeichnet und ebenso wie die ebenfalls fruchtbaren „Achadas“, die kleinen Hochplateaus, als Ackerbauflächen genutzt. Im Hochgebirge sind die Böden dagegen sehr dünn und bestehen gelegentlich nur aus Steinen und Kies. |
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=== Klima === |
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Madeira verfügt über mehrere Mikroklimata. Im Norden der Insel regnet es häufig, der Süden ist dagegen subtropisch warm. Im Sommerhalbjahr liegt die Insel im Einflussbereich des Nordostpassats, im Winterhalbjahr liegt sie im Westwindgürtel. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur schwankt zwischen 19 Grad im Dezember und Januar und 25 Grad im Juli und August. |
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In ausgeklügelten, offenen Bewässerungsanlagen, den [[Levada]]s, wird Wasser aus dem regenreicheren Norden in den Süden, zu den [[Plantage]]n und Gärten, geführt. |
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=== Fauna und Flora Madeiras === |
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==== Die natürliche Besiedelung Madeiras durch Tiere und Pflanzen ==== |
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[[Bild:Echium_candicans01.jpg|thumb|''Der Stolz von Madeira'']] |
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Da Madeira niemals eine Verbindung zum Festland aufwies und 630 Kilometer westlich der afrikanischen Küste liegt, erfolgte die Besiedelung der Insel durch Pflanzen und Tiere vorwiegend über drei Mechanismen<ref> Vgl. dazu auch Sziemer, S. 38ff </ref>: |
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* Die passive Verdriftung durch Wind: Durch diese erreichten Pflanzensporen, Flugsamen, Spinnen sowie mikroskopisch kleine Tiere wie [[Einzeller]], [[Rädertierchen|Räder-]] und [[Bärtierchen]] die Insel. Gelegentlich werden jedoch auch Landvögel oder auch Fledermäuse vom Wind mitgetragen und gelangten so auf die Insel. [[Goldhähnchen]], [[Grasmücken]], [[Amsel]] und [[Buchfink]] gelangten dadurch nach Madeira und haben sich hier erfolgreich fortgepflanzt. Verhältnismäßige Neuankömmlinge sind die beiden Schmetterlingsarten [[Kleiner Kohlweißling]] und [[Waldbrettspiel]], die erst im letzten Viertel des 20sten Jahrhunderts nach Madeira gelangten und sich erfolgreich hier vermehrt haben <ref> Sziemer, S. 43 </ref>. |
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* Die passive Verdriftung durch die Meeresströmung: Auf Treibholz gelangen sowohl Tiere als auch Pflanzensamen auf Inseln. Unter den Tieren sind es vor allem Reptilien, Insekten, Spinnen, Tausendfüßler, Asseln und Schnecken, die eine längere Seereise überstehen können. Die Vorfahren der [[Endemie|endemischen]] [[Madeira-Mauereidechse]] sind auf diese Weise von Afrika nach Madeira gelangt. Der nächststehende verwandte Art dieser Eidechse ist die in Marokko vorkommende [[Brilleneidechse]]. |
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* Das passive Verschleppen durch Vögel und Fledermäusen: Die Entstehung der meisten Arten des madeirensichen Lorbeerwaldes ist darauf zurückzuführen, dass fruchtfressende Vögel Pflanzensamen in ihrem Darm mit sich tragen. Vögel und auch Fledermäusen haften darüber hinaus im Gefieder beziehungsweise im Fell gelegentlich auch die Samen von Klett- und Klebfrüchten sowie Eier von Insekten und Spinnen an. |
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Seevögel sowie Zugvögel erreichen Madeira auch durch aktives Fliegen. Die Mönchsrobbe hat als einziges Säugetier die Insel schwimmend erreicht. |
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==== Artenzahlen auf Madeira ==== |
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[[Bild:Blendys_garden_inferno_ag.jpg|thumb|Blandy's Garden, ''Inferno'' mit Baumfarn]] |
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Die Arten, denen es gelang, sich auf Madeira anzusiedeln, haben sich im Laufe der Zeit teilweise zu Subspecies und teilweise zu eigenständigen Arten, sogenannten Endemiten, entwickelt. Als ursprünglich heimische Pflanzen gelten etwa 793 <ref> Die Artzahl schwankt je nach Autor leicht, hier wird der Untersuchung von Sziemer gefolgt, s. etwa S. 48 </ref> höhere Pflanzen, dies umfasst die Farnpflanzen, Nacktsamer, Zweikeimblättrige und Einkeimblättrige. Etwa 118 davon gelten als Endemiten Madeiras, 69 weitere Arten sind endemisch für die Region [[Makaronesien]], also neben Madeira auch die [[Azoren]], [[Selvagens]], die [[Kanaren]] und [[Kapverdische Inseln|Kapverdischen Inseln]]. Deutlich größer ist die Anzahl niederer Pflanzen, also Algen, Pilze, Flechten, Moose. Diese Anzahl wird auf etwa 1890 geschätzt. Wie viele davon nur auf dem Madeira-Archipel vorkommen, ist unbekannt. |
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Die Zahl der auf Madeira lebenden Tierarten wird auf mehr als 3.340 geschätzt, davon gelten 900 als endemische Arten Madeiras beziehungsweise Makaronesiens <ref> Sziemer, S. 125ff </ref>. Die größte Anzahl der endemischen Arten stellen Käfer und Schnecken. Lediglich 20 höhere Wirbeltiere – überwiegend Vögel – sind eine endemische Art oder Unterart. |
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Seit der Mensch Madeira besiedelt, hat sich die Artzusammensetzung auf Madeira deutlich gewandelt. Neben den etwa 793 ursprünglich hier vorkommenden höheren Pflanzen sind mehr als 540 weitere Pflanzenarten bewusst oder unbewusst durch den Menschen angesiedelt worden. Die Anzahl eingeführter Tierarten ist niedriger, hat sich aber deutlich auf die Artzusammensetzung der Insel ausgewirkt. Die Veränderungen sind so dramatisch, dass sie in einem eigenen Kapitel hier beschrieben sind. |
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=== Die Flora Madeiras === |
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Das zum holarktischen Florenreich gehörende Madeira wird heute als Blumeninsel beworben. Weder die [[Strelitzie]]n noch die [[Hortensie]]n, die [[Afrikanische Liebesblume|Afrikanischen Liebesblumen]], [[Kaplilie]]n oder andere Arten mit großen, attraktiven Blüten, die man häufig in Reiseführern oder Prospekten von Reiseunternehmen abgebildet findet, sind jedoch auf Madeira ursprünglich heimisch gewesen. Für Botaniker interessanter als diese eingeführten Pflanzen sind die hier ursprünglich vorkommenden Pflanzenarten, die als Tertiärrelikte bezeichnet werden sowie die hier entstandenen endemischen Arten. |
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==== Die Flora der Küstenzone ==== |
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[[Bild:Tropical_garden_monte_hg.jpg|thumb|Tropischer Garten mit [[Azulejo]]s in Monte]] |
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Madeira weist in der Küstenzone nur noch Restbestände der ursprünglichen Vegetation |
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auf, da sich hier menschliche Eingriffe seit der Besiedelung durch den Menschen besonders stark ausgewirkt haben. Bäume sind in diesem Bereich, in dem die Temperaturen ganzjährig mild und wenig Niederschläge fallen, selten. Früher war hier häufiger der [[Drachenbaum]] (''Dracaena draco'') zu finden, eine Baumart, die eine für einkeimblättrige Pflanzen ungewöhnliches Dickenwachstum aufweist. Häufiger als an natürlichen Standorten kann man diesen ungewöhnlichen Baum in Gartenanlagen und Parks sehen. |
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Typischer für die Küstenregion sind niedrige Sträucher, Kräuter und sukkulente Pflanzen. Auch hier finden sich eine Reihe von Pflanzen, die in ihrer natürlichen Verbreitung auf Madeira beziehungsweise auf Makaronesien beschränkt sind. Auffallend ist die [[Fischfang-Wolfsmilch]], die bis zu zwei Meter hoch werden kann und an einigen Stellen der küstennahen Klippen dichte Gestrüppe ausbildet. Wie viele [[Wolfsmilchgewächse]] sondert auch sie einen giftigen Milchsaft ab. Dieser wurde früher von den Madeirensern verwendet, um im seichten Küstengewässer Fische zu fangen <ref> Sziemer, S. 73 </ref>. In den Felsenregionen finden sich zwei [[Dickblattgewächse]], die nur auf Madeira vorkommen. Das [[Drüsen-Aeonium]] (''Aeonium glandulosum'') hat sich auf Standorte an senkrechten Felswänden spezialisiert, wo es eine bis zu 20 Zentimeter breite, aber sehr flache Blattrosette ausbildet. Das [[Kleb-Aeonium]] dagegen wächst zu einem kleinen und stark verzweigten Strauch heran. Beide Arten sind sehr häufig zu finden. Besonders zahlreich sind in dieser Region außerdem endemische [[Korbblütler]]. Zu ihnen zählen unter anderem eine Reihe von Arten der [[Strohblumen]] (''Helichrysum''), der [[Wucherblumen]] (''Argyranthemum''), der [[Gänsedisteln]] (''Sonchus'') und des [[Pippau]]s (''Crepis''). |
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Die Übergangszone zum Lorbeerwald, die etwa ab 300 Höhenmeter zu finden ist, weist im Gegensatz zur unmittelbaren mehr Baumbestand auf. Hier finden sich unter anderem [[Wachsmyrte]], die ersten Vertreter des [[Barbusano]]s (''Apollonia barbujana'') und der [[Kanarische Weide|Kanarischen Weide]] (''Salix canarensis''). |
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==== Der Lorbeerwald Madeiras ==== |
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[[Bild:Laurazeen_wood_madeira_hg.jpg|thumb|Laurazeenwald]] |
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Der Lorbeerwald Madeiras weist Pflanzenarten auf, die im klimatisch wärmeren Tertiär auch in Europa heimisch waren. Während in Europa diese Pflanzen durch die Eiszeiten verschwanden, konnte sich diese Pflanzengesellschaft teilweise auf Madeira halten. Die Lorbeerwälder Madeiras sind allerdings kein Spiegelbild der tertiären Lorbeerwälder Europas. Diese waren aufgrund der vielfältigeren Standorte und der Anzahl an vorhandenen [[Herbivoren]] artenreicher. Einigen Arten mit schweren, nicht flugfähigen Samen gelang außerdem der „Sprung“ auf die Inseln Makaronesiens nicht. So fehlen auf Madeira [[Eichen]], [[Styraxbäume]], [[Ahorne]], [[Magnoliengewächse]], [[Walnussbäume]] und [[Palmen]]. Von den 20 Baumarten, die für den madeirensischen Lorbeerwald charakteristisch sind, haben dagegen 16 Arten Früchte, die von Vögeln gefressen werden <ref> Sziemer, S. 41 </ref>. Die übrigen vier Arten haben Samen, die so leicht sind, dass sie durch den Wind verbreitet werden können. |
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Der Lorbeerwald Madeiras bedeckt noch etwa 20% der Inselfläche und hat damit eine Ausbreitung von etwa 150 Quadratkilometer. Sie finden sich auf der Nordseite der Insel in einer Höhe zwischen 300 und 1.300 Meter über [[Normalnull|NN]] und auf der Südseite zwischen 700 und 1.200 Meter über NN. Bedingt durch den Nebelniederschlag sind die Wälder sehr feucht. Zu den charakteristischen Baumarten zählen der [[Kanaren-Lorbeer]] (''Laurus azorica''), dessen schwarze, olivenförmige Früchte ein wesentlichen Nahrungsbestandteil der [[Silberhalstaube]] darstellen; der [[Barbusano]] (''Apollonias barbujana''); die [[Canaren-Stechpalme]] (''Ilex canariensis''); die [[Baumheide]] (''Erica arborea''); der [[Madeira-Holunder]] (''Sambucus lanceolata'') sowie der [[Madeira-Lorbeer]] (Persea indica), dessen natürliches Vorkommen ebenso wie der [[Stinklorbeer]] (Ocotea foetens) auf Madeira, die Canaren und die Azoren beschränkt ist und zu dessen nahen Verwandten die aus Amerika stammende Avodaco (Persea americana) zählt. Der [[Gagelbaum]] (Myrica faya) ist ebenfalls eine endemische Art Makaronesiens. Er wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von portugiesischen Auswanderern auf [[Hawaii]] eingeführt und hat sich dort als problematischer [[Neophyt]] erwiesen, der sich negativ auf die dortige [[Biodiversität]] auswirkt. Die Verbreitung des [[Maiblumenbaum]]s ist dagegen nicht auf Makaronesien beschränkt. Nachdem er während den Eiszeiten in Europa ausstarb, findet man ihn heute außer auf den Azoren und Madeira im subtropisch-tropischen Amerika und Südostasien. |
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Im Unterwuchs des Lorbeerwaldes findet man vor allem Farne. Der [[Kettenfarn]] (Woodwardia radicans) ist dabei mit Wedeln von einer Länge bis zu zwei Metern die größte Art. Zu den Blütenpflanzen des Lorbeerwaldes zählen mit [[Schöllkraut]], [[Märzveilchen]] und [[Hain-Veilchen]] auch heute noch in Mitteleuropa vertretene Arten. Von den [[Storchschnäbel]]n hat Madeira dagegen drei endemische Arten anzubieten. Dazu zählt der [[Madeira-Storchschnabel]] (Geranium maderense]], der [[Anemonenblättrige Storchschnabel]] (Geranium palmatum) und Geranium rubescens. Die beiden ersten Storchschnabelarten haben in Europa als Zierpflanzen Verbreitung gefunden. |
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Vergleichbare Lorbeerwälder wie die auf Madeira gibt es heute nur noch auf den Canarischen Inseln sowie auf den Azoren, wobei sich dort die Pflanzengesellschaften durch Eingriffe des Menschen stark verändert haben. Bei den Lorbeerwäldern, die man beispielsweise in Südchina, Südjapan oder Tasmanien findet, handelt es sich gleichfalls um luftfeuchte Wälder, deren Charakterarten ebenfalls lorbeerartige Blätter aufweisen. Ihre Artzusammensetzung jedoch unterscheidet sich grundsätzlich von dem Lorbeerwald Madeiras. Der Lorbeerwald steht seit dem [[2. Dezember]] [[1999]] auf der [[Welterbe|Weltnaturerbe-Liste der UNESCO]]. |
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==== Der Heidewald Madeiras ==== |
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Als Heidewald bezeichnet man die Übergangszone zwischen dem Lorbeerwald Madeiras und dem Hochgebirge. Da er an deutlich wind- und sonnenexponierteren Stellen als der Lorbeerwald wächst, werden die hier vorkommenden Pflanzen nur selten höher als vier Meter und bleiben an einigen Stellen buschartig niedrig. Alle Arten, die hier vorkommen, sind auch im Lorbeerwald zu finden. Allerdings dominieren hier die Baumheide und die [[Besenheide]] (Erica scoparia). Auch die [[Madeira-Heidelbeere]] – eine endemische Strauchart, die bis zu sechs Meter hoch werden kann – ist hier häufig zu finden. |
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==== Die Flora des Hochgebirges ==== |
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Das Hochgebirge Madeiras ist durch karge und sehr dünne Böden gekennzeichnet. An vielen Stellen sind Erosionsschäden zu sehen. Als größere Baum- und Straucharten sind neben Madeira-Heidelbeere und Baumheide an geschützten Stellen noch der [[Madeira-Vogelbeerbaum]] (Sorbus maderensis), die [[Eibe]] (Taxus baccata) und der Zedern-Wacholder (Juniperus cedrus) zu finden. Zu den an die Hochgebirgsbedingungen angepassten Pflanzen gehört die [[Madeira-Glockenheide]] (Erica maderensis). Zu den seltensten Hochgebirgspflanzen Madeiras zählt der [[Madeira-Augentrost]] (Odontites holliana) und das gelbblühende [[Madeira-Veilchen]] (Viola paradoxa). Das Hochplateau [[Paúl da Serra]] war vor Besiedelung durch Menschen überwiegend mit Zedern-Wacholder bewachsen. Abholzungen haben dazu geführt, dass hier fast nur noch nur noch Gräser, Adlerfarn und der auf Madeira eingeführte [[Stechginster]] zu sehen sind. |
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== Geschichte == |
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Vermutlich wurde Madeira bereits im [[6. Jahrhundert v. Chr.]] von [[Phönizier]]n entdeckt, so berichtet es zumindest [[Diodor]] (5.19–20). [[Plinius der Ältere]] berichtet in seiner [[Naturalis historia]] gegenüber dem vorspringenden Kap des Hohen Atlas von einer Insel [[Atlantis]], die mit Madeira identifiziert werden kann. Plutarch hat wahrscheinlich in seiner Biographie des [[Sertorius]] auch bereits die beiden Inseln Madeira und Porto Santo erwähnt. Plinius bezeichnet die ganze Inselgruppe als die Purpurinseln. Bei [[Claudius Ptolomaeus]] wird die Hauptinsel von Madeira "Erythia" und die nördlichere kleinere Insel Porto Santo mit "Paena" bezeichnet. Hinweise auf ständige Besuche oder eine Besiedlung in dieser Zeit gibt es allerdings nicht. Die sogenannten Medici-Karte von 1351 zeigt drei der afrikanischen Küste vorgelagerte Inseln, Porto Séo, Deserta und Isola de Lolegname. |
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1419 gilt als Jahr der Wiederentdeckung durch den portugiesischen Seefahrer [[João Gonçalves Zarco]]. Es ist jedoch bekannt, dass schon im 14. Jahrhundert Schiffe auf ihrer Rückfahrt von den [[Kanarische_Inseln|Kanaren]] regelmäßig hier anlegten. Ab [[1420]] wurde Madeira auf Betreiben Heinrich des Seefahrers von den [[Portugal|Portugiesen]] besiedelt. Sklaven von der Guineaküste, von den kanarischen Inseln und aus Nordamerika wurden auf die Insel gebracht. Das kostbare Lorbeerbaumholz wurde vor allem für den [[Schiffbau]] gebraucht. |
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[[Bild:Madeira Santana.jpg|thumb|Traditionelles madeirensisches Bauernhaus in [[Santana (Madeira)|Santana]]]]Recht schnell wurden von den portugiesischen Siedlern auf den Inseln der [[Getreide]]anbau und die [[Viehzucht]] eingeführt. Das dafür notwendige Land wurde durch [[Brandrodung]] gewonnen. Allerdings soll das Feuer, das Zarco 1420 legen ließ, noch sieben Jahre später gewütet haben. Aber auch der Anbau des aus [[Sizilien]] eingeführten [[Zuckerrohr]]s spielte eine immer wichtigere Rolle. Bereits [[1452]] wurde die erste Wassermühle zur Zuckerrohrverarbeitung errichtet, nahezu zur selben Zeit wurden die ersten Bewässerungskanäle [[Levada]]s angelegt. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts belieferte Portugal den europäischen Zuckermarkt bis nach [[Bristol]]. |
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1478 besucht Kolumbus die Insel als Zuckerhändler. |
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1480 werden viele Europäer durch die üppige Fruchtbarkeit und durch den großen Wohlstand angelockt. Vor allem italienische und flämische Händler lassen sich auf der Insel nieder. Jeasnin Essmerandt avanciert sich zum bedeutendsten Vertreter der flämischen Gemeinde Madeiras und verbindet sich durch eine geschickte Heiratspolitik mit der lokalen Aristrokratie. |
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1514 wurde Madeira durch Papst Leo X. zu einer eigenen Diözese erhoben, die künftig für alle überseeischen portugiesischen Besitzungen zuständig sein soll. |
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1515 verzeichnet Madeira 19.000 Einwohner, darunter waren etwa 3.000 Sklaven. |
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1521 gab es einen drastischen Niedergang der Zuckerrohrproduktion, da der ausgelaugte Boden immer schlechtere Erträge brachte. Viele Pflanzungen wurden in Weinberge verwandelt. |
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Im 16. Jahrhundert wurde Madeira ein Exporteur von [[Wein]]en. Die Reben stammten ursprünglich aus [[Zypern (Insel)|Zypern]], [[Kreta]] und Sizilien. Die aus den USA eingeschleppte [[Reblaus]] verursachte den Niedergang des Weinanbaus. Dadurch bedingt kam es zu einer großen Auswanderungswelle der madeirensischen Bevölkerung. |
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1580 erobert Spanien Madeira und übernimmt die Kontrolle. Die Verwaltung wird zentralisiert. |
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1640 revoltieren die Portugiesen gegen die spanischen Besatzer, Madeira wird portugiesisch, behält aber die von den Spaniern eingeführte Zentralverwaltung der Insel bei. |
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Für die Segler in die [[Neue Welt]], nach [[Amerika (Kontinent)|Amerika]] oder [[Indien]] war Madeira eine wichtige Station, Madeira war ebenfalls ein Umschlagplatz für aus [[Westafrika]] kommende [[Sklaverei|Sklavenhändler]]. |
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== Verwaltungsgliederung == |
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Der Archipel bildet eine portugiesische Region, die ''Região Autónoma da Madeira,'' die wiederum in elf Kreise (''municípios'') aufgeteilt ist (siehe auch: [[Administrative Gliederung Portugals]]). |
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* [[Calheta (Madeira)|Calheta]] |
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* [[Câmara de Lobos]] |
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* [[Funchal]] |
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* [[Machico]] |
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* [[Ponta do Sol]] |
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* [[Porto Moniz]] |
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* [[Porto Santo]] |
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* [[Ribeira Brava (Madeira)|Ribeira Brava]] |
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* [[Santa Cruz (Madeira)|Santa Cruz]] |
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* [[Santana (Madeira)|Santana]] |
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* [[São Vicente (Madeira)|São Vicente]] |
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=== Größte Gemeinden === |
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(Volkszählung 2001) |
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{| {{Prettytable}} |
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|-{{highlight1}} |
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!Gemeinde |
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!Einwohner |
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|- |
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| [[Funchal]] |
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| align="right" |102.521 |
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|- |
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| [[Câmara de Lobos]] |
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| align="right" |30.785 |
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|- |
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| [[Machico]] |
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| align="right" |12.383 |
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|- |
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| [[Caniço]] |
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| align="right" |10.320 |
|||
|- |
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| [[Camacha]] |
|||
| align="right" |8.010 |
|||
|- |
|||
| [[Santa Cruz (Madeira)|Santa Cruz]] |
|||
| align="right" |6.038 |
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|- |
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| [[Ribeira Brava (Madeira)|Ribeira Brava]] |
|||
| align="right" |5.967 |
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|- |
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|} |
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== Wirtschaft == |
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[[Bild:Market_funchal_hg.jpg|thumb|Markt in Funchal]] |
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Bis in die 1970er Jahre war Madeira eine der ärmsten Regionen Europas. Madeiras [[BIP]] pro Kopf betrug 1974 nur 40% des durchschnittlichen portugiesischen BIPs. In den letzten 30 Jahren hat Madeira wirtschaftlich enorm aufgeholt. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum der letzten 10 Jahre lag bei 5%. Das BIP pro Kopf ist heute 29% höher als der portugiesische Durchschnitt und beträgt etwa 80% der EU-15 ([[2003]]) bzw. 90.4% der EU-25 ([[2005]]).<ref>Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[http://epp.eurostat.cec.eu.int/pls/portal/docs/PAGE/PGP_PRD_CAT_PREREL/PGE_CAT_PREREL_YEAR_2006/PGE_CAT_PREREL_YEAR_2006_MONTH_05/1-18052006-EN-AP.PDF]</ref> Die Haupteinnahmequelle ist der Tourismus. Derzeit plant die Regionalregierung die Zahl der Hotelbetten von 29.000 auf 39.000 zu steigern. Besonders die Gebiete an der Nordküste und dem Landesinneren sollen gefördert werden, während das Wachstum in [[Funchal]] begrenzt werden soll. Das "Madeira International Business Center" (IBC) ist die zweite Säule der madeirischen Wirtschaft. Mit Steuervergünstigungen wurden hier mehrere tausend Unternehmen angesiedelt, welche 3000 direkte Arbeitsplätze geschaffen haben. Das IBC macht 21% des madeirischen Bruttoinlandsproduktes aus. Unter anderem haben sich Telekommunikations- und Internetfirmen niedergelassen, die Madeira wegen seiner im europäischen Vergleich niedrigen Mehrwertsteuersätze schätzen. Im Jahr 2002 hat sich hier zum Beispiel der französische Internetprovider [[Wanadoo]] niedergelassen. Madeira wird zunehmend auch von internationalen Unternehmen für Konferenzen genutzt. Außerdem ist Madeira der Sitz zahlreicher [[Reederei]]en und seit [[1988]] Sitz der [[Universität Madeira]]. |
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Die Madeirische Wirtschaft befindet sich derzeit in einem Umwandlungsprozess. Der Tourismussektor versucht zunehmend, Aktivurlauber (45-65 Jahre alt) anzulocken, um seinen Ruf als Rentnerparadies zu verändern. Daher wird auch versucht, Billigfluggesellschaften anzuwerben. Die Erhöhung der portugiesischen Mehrwertsteuersätze von 13% auf 15% haben einige potentielle Investoren (z. B. [[Yahoo!]], [[AOL]] oder [[Apple]]) von Investitionen auf Madeira abgehalten. Während die madeirische Regionalregierung eine Ausnahmeregelung für Madeira auszuhandeln versucht, stärken die madeirischen Firmen ihr Profil im Servicebereich, um dem Wettbewerb standzuhalten. Madeira steht im direkten Wettbewerb mit [[Luxemburg]] und [[Republik Zypern|Zypern]], welche ebenfalls Mehrwertsteuersätze von 15% bieten. |
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=== Energieversorgung === |
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Da Madeira über keine fossilen Brennstoffe verfügt, ist es vom Transport vom Festland abhängig. Dabei werden nur Fertigdestillate, wie Öl und Gas auf die Insel transportiert. Der Strom wird zu 70 % aus Öl, 27 % aus der vorhandenen Wasserkraft und zu 3 % aus [[Windkraftwerk]]en erzeugt. |
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== Verkehr == |
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=== Straßennetz === |
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[[Bild:Machico_madeira01.jpg|thumb|Blick auf die Schnellstraße bei [[Machico]]]] |
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<!--[[Bild:Madeira Schnellstraße.JPG|thumb|Schnellstraßenbrücke bei [[Funchal]]]]--> |
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Ende der 1990er wurde das Straßennetz von Madeira stark modernisiert sowie ein [[Schnellstraßen]]netz eingerichtet, welches die engen und zum Teil steilen Straßen der Ortschaften entlastet. Für dieses Straßennetz wurden ca. 140 [[Tunnel]]anlagen und zum Teil aufwendige [[Brücke]]n gebaut. |
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=== Flugverkehr === |
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Der [[1963]] eröffnete Flughafen Santa Catarina in [[Santa Cruz]] im Osten der Insel bildet den Hauptverkehrsknotenpunkt Madeiras. [[2000]] wurde die Landebahn auf 2.781 Meter für 520 Millionen Euro verlängert, wodurch der Flughafen auch von Großraumflugzeugen angeflogen werden kann. 2,3 Millionen Passagiere nutzten [[2005]] den Flughafen, wobei die maximale Kapazität bei 3,5 Millionen Fluggästen pro Jahr liegt. |
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Da das abschüssige Gelände nördlich des Flughafen keine Verlängerung zuließ, wurde eine 1.000 Meter lange Brückenkonstruktion gebaut, welche die Landebahn durch 180 Betonpfeiler abstützt. |
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Bis zum Ausbau von [[1984]] bis [[1986]] durfte der Flughafen wegen der sehr kurzen Landebahn nur von fortgeschrittenen [[Pilot]]en angeflogen werden. Trotz der Ausbauten fordert der Anflug aus südwestlicher Richtung immer noch höchste Konzentration bei den Piloten, da man kurz vor dem Aufsetzen bedrohlich nahe an die bebauten Hänge gerät. |
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Von Deutschland ist Madeira etwa vier Flugstunden, von [[Lissabon]] eineinhalb Flugstunden entfernt. |
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=== Schifffahrt === |
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Regelmäßige Fährverbindungen von Europa oder dem Afrikanischen Festland nach Madeira bestehen nicht. Nur zwischen Madeira und der Nachbarinsel [[Porto Santo]] fährt täglich eine Fähre. Seit dem 09. Juli [[2006]] verbindet eine weitere Fähre Madeira mit der [[Kanarische Inseln|kanarischen Insel]] [[Gran Canaria]]. Die Überfahrt nach Porto Santo dauert etwa 2 bis 3 Stunden, nach Gran Canaria etwa 14 Stunden. |
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Madeira ist allerdings ein beliebtes Ziel von [[Kreuzfahrtschiff]]en, welche vornehmlich den Hafen von Funchal in den Frühlingsmonaten ansteuern. |
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Madeira ist oft Zwischenstation für Segler bei der [[Atlantik]]überquerung. Neben dem Yachthafen in Funchal wurden in vielen Orten neue Anlagen gebaut. |
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== Tourismus == |
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[[Bild:Pico-das-Torres.jpg|thumb|Blick vom [[Pico do Arieiro]] auf den [[Pico das Torres]]]] |
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[[Bild:Madeira-flowers_hg.jpg|thumb|Blumeninsel Madeira]] |
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Besucher aus [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] dominieren unter den Gästen vor allem in [[Funchal]]. Für sie ist Madeira ein traditionelles Urlaubsziel. Man trifft auf Madeira jedoch auch Touristen aus ganz Europa – insgesamt aber in nicht zu hoher Anzahl und dann vornehmlich östlich der Hauptstadt (Funchal), in Canico. |
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Madeira ist als [[Wandern|Wanderparadies]] bekannt, mit frühlingshaften bis sommerlichen, angenehmen Temperaturen das ganze Jahr hindurch. Entlang den [[Levadas]] (kl. Wasserkanäle, besonders im Nordteil der Insel) sind Wanderwege (zur Wartung und Pflege) entlang der Bewässerungskanäle vor gut 300 Jahren (von maurischen Sklaven) angelegt worden, die bis heute gut gepflegt werden und grandiose Ein- und Ausblicke in die Schönheit der Insel geben. Kerngebiet ist die Gegend zwischen Porto da Cruz und Santana im Norden (Weltnaturerbe der UNESCO). Bemerkenswert ist auch die Bergwanderroute zwischen dem dritthöchsten Gipfel [[Pico do Arieiro]] und dem höchsten Berg [[Pico Ruivo]]. Diese Wanderung sollte man am frühen Morgen beginnen – gegen Mittag liegen die Berge oft in Wolken. |
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Auf Madeira gibt es kaum Badestrände. In den letzten Jahren wurden jedoch geschützte Badebuchten errichtet. Diese sind entweder befestigte natürliche Felsbadebuchten (z. B. Lido Galomar in Caniço), natürliche Felsbadebecken wie in [[Porto Moniz]], oder kleine künstliche Sandstrände (Calheta). |
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In Canico gibt es seit 25 Jahren einen Unterwasser-Nationalpark, in diesem kann man in der Tauchbasis Manta Diving tauchen. |
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Die Nebeninsel [[Porto Santo]] (zwei bis drei Stunden mit der [[Fähre]] oder 20 Minuten Flug) bietet dagegen einen neun Kilometer langen Sandstrand, ist aber landschaftlich bei weitem nicht so interessant (Erosion durch Abholzung durch die alten Seefahrer). |
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Insgesamt besuchten im Jahr 2005 ca. 1 Million Touristen die Insel, wobei ungefähr 200.000 mit [[Kreuzfahrt]]schiffen kamen und daher nur kurz verweilten. |
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== Sehenswürdigkeiten == |
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[[Bild:Botanical_garden_madeira_hg.jpg|thumb|Botanischer Garten, Funchal im Hintergrund]] |
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* [[Funchal]] mit Markt, Kathedrale ''Sé'', Botanischer Garten |
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* Blandy's Garden, gepflegter Park |
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* Botanischer Garten Funchal. Sehr schöne Parkanlage mit großem Papageienpark |
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* [[Monte|Monte (Funchal)]], Zufahrt auch mit Seilbahnen, Korbschlittenfahrt, Tropischer Garten mit Azulejos, Kirche mit dem Grab [[Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]], dem letzten Kaiser von [[Österreich-Ungarn]] |
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* Laurazeenwälder, Levadas |
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* [[Cabo Girão]] |
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* Lavahöhle in São Vicente (Grutas e Centro do Vulcanismo) |
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* Naturschwimmbäder in [[Porto Moniz]] |
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* Halbinsel und Inseln im Osten mit Einblick in die geologische Entstehung von Madeira |
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== Berühmte Besucher und Einwohner == |
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[[Bild:Natural_pool_porto_moniz.jpg|thumb|Naturschwimmbäder in Porto Moniz]] |
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[[Christoph Kolumbus]] lebte vor der Entdeckung Amerikas hier und war in Madeira verheiratet mit der aus dem Hochadel stammenden Dona [[Felipa Perestelo e Moniz]], der Tochter von [[Bartolomeu Perestrelo]], Gouverneur der Insel [[Porto Santo]]. Ob sein Sohn [[Diego Kolumbus]] hier oder in [[Lissabon]] auf die Welt kam, ist umstritten. |
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Österreichs Kaiserin [[Elisabeth von Österreich-Ungarn|Elisabeth]] ([[Elisabeth von Österreich-Ungarn|Sissi]]) ([[1837]]–[[1898]]) verbrachte hier im Winter 1860/61 ein halbes Jahr, sie fand Madeira langweilig und reiste lieber an den mondänen [[Genfersee]]. |
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Im Jahr [[1879]] wanderte der Musiker Joao Fernandez auf dem Emigrantenschiff "Ravenscrag" wegen des Zusammenbruchs des Zuckerrohr-Marktes aus Madeira nach Honolulu auf Hawaii aus. Mit ihm kommt die Braguinha, eine kleine viersaitige Gitarre aus Madeira, auf die Insel. Aus ihr entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit die hawaiianische [[Ukulele]]. |
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Der letzte Kaiser [[Österreich]]s [[Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl]] wurde [[1921]] mit seiner Frau [[Zita von Bourbon-Parma|Zita]] ([[1892]]–[[1989]]) nach Madeira ins [[Exil]] verbannt. Er starb am [[1. April]] [[1922]] in [[Monte (Funchal)|Monte]] oberhalb Funchal an einer Grippe und wurde in der dortigen Kirche [[Senhora do Monte]] auch beigesetzt. |
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Auch der britische Premierminister [[Winston Churchill]] besuchte Madeira. Er logierte im mondänen [[Reid's Palace Hotel]] in Funchal. Oberhalb von [[Câmara de Lobos]] befindet sich eine Gedenktafel, die daran erinnert, dass Churchill an diesem Platz einige Bilder malte. |
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Die [[Beatles]] hinterließen ihre private [[Yacht]] "Vagrant" im Hafen von [[Funchal]], sie dient heute hauptsächlich den Touristen als Restaurant. |
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Der Fußballer [[Cristiano Ronaldo]] wurde 1985 in Funchal geboren und begann seine Karriere bei [[CD Nacional Madeira]], bis er 1997 im Alter von 12 Jahren aufs Festland zog, um bei [[Sporting Lissabon]] zu spielen. |
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== Kulinarisches == |
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=== Espada und Espetada === |
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[[Bild:Espada Madeira.jpg|thumb|Schwarzer Degenfisch auf dem Fischmarkt von [[Funchal]]]] |
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[[Bild:Espada.jpg|thumb|Typische Zubereitung des [[Espada]] mit Bananen]] |
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Eine der originalen Spezialitäten der madeirensischen Küche ist der Schwarze [[Degenfisch]], der hier ''Espada'' genannt wird. Er wird meist als gebratenes Filet serviert, typischerweise zusammen mit halbierten Bananen. Dieser Fisch lebt in etwa 1.500 Metern Tiefe. Außer vor der Küste von Madeira ist sein Vorkommen nur noch bei [[Japan]] bekannt. |
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Nicht zu verwechseln mit der Espada ist die ''Espetada'', ein etwa ein Meter langer Fleischspieß. Traditionellerweise ist der Spieß aus Lorbeerholz gefertigt. Da der Lorbeerwald jedoch mittlerweile unter Naturschutz steht, wird von der traditionellen Zubereitung normalerweise Abstand genommen – im Sinne der Natur – und ein Metallspieß verwendet, wobei frische Lorbeerblätter beim Einreiben des Fleisches immer noch eine wesentliche, geschmacksgebende Rolle spielen. |
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Espada und Espetada werden in fast jedem Restaurant der Insel angeboten. Die Qualität und Preise sind jedoch sehr schwankend. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis findet man in den kleinen Restaurants in der Altstadt, während die Lokale direkt am Hafen eher teuer sind. |
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=== Maronen === |
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In den Monaten Oktober bis Dezember werden auch Maronen ([[Esskastanie]]) angeboten - auf [[Holzkohle]] geröstet und mit Meerwasser übergossen sind sie eine Köstlichkeit. |
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=== Madeirawein === |
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Der [[Madeira (Wein)|Madeirawein]], oft auch nur kurz „Madeira“ genannt, ist eine bekannte Spezialität, die auch in der guten [[Küche]] genutzt wird. Mindestens ebenso bekannt wie das Ausgangsprodukt ist die auf seiner Grundlage zubereitete [[Madeirasauce]]. Hochqualitative Weine sind allerdings zu schade zum Kochen, sie werden als Aperitif oder nach dem Essen genossen. |
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Nach der verwendeten Rebsorte werden folgende vier Arten unterschieden: vom trockenen Sercial über Verdelho und Boal (Bual) zum süßen Malvasia (Malmsey). Die Lese des Weins beginnt Mitte August und dauert rund sechs Wochen. Abgefüllt werden pro Jahr etwa 5,3 Millionen Flaschen. Die alkoholische Gärung wird zunächst mit hochprozentigem Alkohol ([[Weinbrand]]) gestoppt, dadurch bleibt eine gewisse Restsüße im Wein erhalten. Anschließend wird der Wein durch Erhitzung in sogenannten ''Estufas'' weiterbehandelt und für mehrere Jahre im Fass gelagert. Im Unterschied zum [[Sherry]], der oft im ''[[Solera]]''-Verfahren weiter veredelt wird, bleibt der Wein eines Jahrgangs unangetastet. Als voroxydierter Wein gewinnt er nicht durch die anschließende Flaschenlagerung, kann aber gut und gerne 100 Jahre lagern, wenn der Kork alle 15 Jahre erneuert wird. Auch eine geöffnete Flasche Madeira ist sehr haltbar und kann noch nach einem Jahr ohne Qualitätsverlust getrunken werden. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 18 und 21 Vol. %. |
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=== Poncha === |
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Das Nationalgetränk Madeiras ist die ''Poncha,'' ein Mix aus Zuckerrohrschnaps (''Aguardente-Cana''), Honig, Orangensaft und Zitronensaft (Zubereitung: Ein Drittel Zuckerrohrschnaps, ein Drittel Honig, ein Sechstel Orangensaft und ein Sechstel Zitronensaft). |
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== Quellen == |
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<references/> |
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== Literatur == |
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* Peter Sziemer: ''Eine kurze [[Naturgeschichte]] Madeiras.'' Francisco Ribeiro & Filhos, 1. Aufl., Funchal 2000, 288 S. (ISBN 972-9177-30-9; englische Version 972-9177-31-7) |
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== Weblinks == |
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