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Naturverjüngung und Steinkisten vom Typ Chamblandes: Unterschied zwischen den Seiten

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K Ernst Röhrig (Forstwissenschaftler)
 
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[[File:Naturverjüngung (Buchen).JPG|thumb|Naturverjüngung eines Buchenwaldes in Mecklenburg]]
[[File:Chamblandes type tombs 04.jpg|mini|Steinkisten vom Typ Chamblandes]]
[[File:Kadaververjuengung.JPG|thumb|[[Totholzverjüngung]] auf vermodernden Fichtenstubben im Harz]]
Die '''Steinkisten vom Typ Chamblandes''' wurden nach einem kleinen Ort bei [[Pully]] in der Nähe von [[Lausanne]] am [[Genfersee]] in der [[Romandie|französischsprachigen Schweiz]] benannt. In der Westschweiz kommen sie um 4300 v. Chr. auf. In der Zentralschweiz, zum Beispiel in den Orten [[Däniken]] ([[Kanton Solothurn]]) und [[Lenzburg]] ([[Kanton Aargau]]) sind sie etwa ab 4000 v. Chr. für die folgenden etwa 700 Jahre vertreten.
Als '''Naturverjüngung''' wird in der [[Forstwirtschaft]] ein durch angeflogene oder aufgeschlagene Saat, Saat umstehender [[Baum|Bäume]] oder [[vegetative Vermehrung]], z.&nbsp;B. Stockausschlag, entstehender Nachwuchs-Waldbestand oder Teilbestand bezeichnet. Im Gegensatz dazu ist die [[Kultur (Forstwirtschaft)|forstliche Kultur]] ein künstlich durch Saat oder Pflanzung angelegter Nachwuchs-Bestand.


Die wichtigsten der 24 von Stöckli und Wyss aufgeführten Fundorte (in der Regel Nekropolen) sind die [[Nekropole]]n von Sion [[Chemin des Collines]] (wo auch [[Menhir]]e mit [[Felsritzung]]en gefunden wurden), Lausanne-Vidy (Mann und Frau sowie drei Kinder) und die [[Steinkiste]]n von [[Corseaux|Corseaux-sur-Vevey]],<ref>Patrick Moinat, Werner E. Stöckli: ''Von der Einzel- zur Kollektivbestattung (4300–3200 v.Chr.).'' = ''La „collectivisation“ des tombes (4300–3200 av. J.-C.).'' In: Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte: ''Die Schweiz von Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter.'' Band 2. 1995, S. 233–242, hier S. 233–236.</ref> eine davon mit den nicht im Verband befindlichen Knochen von drei Frauen und drei Männern. Die Nekropolen bestehen aus etwa 30 bis 60 Einzelkisten. Es fängt mit Einzelbestattungen an, geht dann aber schnell zur [[Mehrfachbestattung#Kollektivbestattung|Kollektivbestattung]] und zur Sitte der [[Grabbeigabe]]n über. Träger der neuen Sitte ist die [[Neolithikum|neolithische]] [[Cortaillod-Kultur]].
== Bezeichnungen ==
* ''Aufschlag'': die Naturverjüngung, die aus nicht flugfähigem Samen entstanden ist. Hierzu gehören zum Beispiel die Samen der Eichen, Rotbuchen oder Rosskastanien. Die Früchte fallen direkt auf den Boden (schlagen auf). Diese Form der Ausbreitung wird in der Biologie als [[Barochorie]] bezeichnet.
* ''Anflug'': die Naturverjüngung, die aus flugfähigem Samen entstanden ist. Viele Baumarten haben besonders leichte Samen. Die Ausbreitung durch die Luft, insbesondere bei Wind, wird häufig auch noch durch die besondere Gestalt der Samen zusätzlich unterstützt. Hierzu gehören unter anderem [[Fichten]], [[Kiefern]], [[Ahorne]], [[Eschen (Pflanzengattung)|Eschen]], [[Pappeln]] und [[Weiden (Botanik)|Weiden]]. Diese Form der Ausbreitung wird in der Biologie als [[Anemochorie]] bezeichnet.


Die [[Katalanische Steinkisten|katalanischen Steinkisten]] der „Cultura de los sepulcros de fosa“ (kurz „Sepulcros de fosa“; dt. Kultur der Grubengräber) aus dem 5. und frühen 4. Jahrtausend v. Chr. sind enge Verwandte der Chamblandeskisten.
Als Vorteile der Naturverjüngung werden vor allem Kosteneinsparung (kein Pflanzenkauf, keine Pflanzarbeit) und oft optimale Anpassung an den vorhandenen [[Standort (Ökologie)|Standort]] genannt: Wenn die einer Naturverjüngung vorangegangene [[Generation]] am gleichen Standort bereits erfolgreich wuchs, kann dies auch von den Nachkommen erwartet werden.


== Siehe auch ==
Hauptproblem für das Gedeihen einer Naturverjüngung sind in Deutschland die oft überhöhten [[Reh]]-, [[Damwild|Dam]]- und [[Rothirsch|Rotwildbestände]], derentwegen Schutzmaßnahmen wie z.&nbsp;B. die teure Anlage eines Wildschutzzaunes nötig werden. [[Weisergatter]] werden eingerichtet, um das Naturverjüngungspotential einer Fläche nachzuweisen.
* [[Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas]]
* [[Nekropole von Genevray]] in [[Thonon-les-Bains]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte: ''Die Schweiz von Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter. Vom Neandertaler zu Karl dem Grossen.'' = ''La Suisse du Paléolithique à l'aube du Moyen-Age. De l'homme de Néandertal à Charlemagne.'' = ''La Svizzera dal paleolitico all'alto medioevo. Dall'uomo di Neandertal a Carlo Magno.'' Band 2: ''Neolithikum.'' = ''Néolithique.'' = ''Neolitico.'' Verlag Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Basel 1995, ISBN 3-908006-51-1.
* [[Ernst Röhrig (Forstwissenschaftler)|Ernst Röhrig]], [[Norbert Bartsch]], [[Burghard von Lüpke]], [[Alfred Dengler]] (Begründer): ''Waldbau auf ökologischer Grundlage''. 7., vollständig aktualisierte Auflage. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2006, 479 S., ISBN 3-8252-8310-0 (UTB) oder ISBN 3-8001-4595-2 (Ulmer)
* Katharina Jungnicke: Die Schweizer Steinkisten vom Typ Chamblandes – Neolithische Familiengräber ?
* [[Hans Leibundgut]]: ''Die natürliche Waldverjüngung''. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Haupt, Bern und Stuttgart 1984, 115 S., ISBN 3-258-03415-X
* Patrick Moinat, Alain Gallay: ''Les tombes de type Chamblandes et l'origine du mégalithisme alpin.'' In: ''Archäologie der Schweiz.'' Bd. 21, Nr. 1, 1998, {{ISSN|0255-9005}}, S. 2–12, {{doi|10.5169/seals-17112}}.
* [[Peter Burschel (Forstwissenschaftler)|Peter Burschel]], [[Jürgen Huss]] und Reinhard Kalbhenn: ''Die natürliche Verjüngung der Buche''. Schriftenreihe der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und Mitteilungen der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt (Band 34). Sauerländer, Frankfurt am Main 1964, 186 S.
* [[Hans Hausrath]]: ''Geschichte des deutschen Waldbaus. Von seinen Anfängen bis 1850''. Schriftenreihe des Instituts für Forstpolitik und Raumordnung der Universität Freiburg. Hochschulverlag, Freiburg im Breisgau 1982, ISBN 3-8107-6803-0


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Commonscat|Natural regeneration of forests|Naturverjüngung}}


== Weblinks ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4242476-8}}
*[http://www.vs.ch/Public/public_lois/fr/LoisHtml/read.asp?link=520.300.htm&File=520.300.htm Beschreibung französisch]


[[Kategorie:Archäologie (Schweiz)]]
{{DEFAULTSORT:Naturverjungung}}
[[Kategorie:Waldbau]]
[[Kategorie:Lokale Bauform]]
[[Kategorie:Megalith]]
[[Kategorie:Steinkiste|!]]
[[Kategorie:Geschichte (Kanton Waadt)]]
[[Kategorie:Archäologischer Fachbegriff]]
[[Kategorie:Pully]]
[[Kategorie:Kultbau]]

Version vom 28. März 2017, 10:01 Uhr

Steinkisten vom Typ Chamblandes

Die Steinkisten vom Typ Chamblandes wurden nach einem kleinen Ort bei Pully in der Nähe von Lausanne am Genfersee in der französischsprachigen Schweiz benannt. In der Westschweiz kommen sie um 4300 v. Chr. auf. In der Zentralschweiz, zum Beispiel in den Orten Däniken (Kanton Solothurn) und Lenzburg (Kanton Aargau) sind sie etwa ab 4000 v. Chr. für die folgenden etwa 700 Jahre vertreten.

Die wichtigsten der 24 von Stöckli und Wyss aufgeführten Fundorte (in der Regel Nekropolen) sind die Nekropolen von Sion Chemin des Collines (wo auch Menhire mit Felsritzungen gefunden wurden), Lausanne-Vidy (Mann und Frau sowie drei Kinder) und die Steinkisten von Corseaux-sur-Vevey,[1] eine davon mit den nicht im Verband befindlichen Knochen von drei Frauen und drei Männern. Die Nekropolen bestehen aus etwa 30 bis 60 Einzelkisten. Es fängt mit Einzelbestattungen an, geht dann aber schnell zur Kollektivbestattung und zur Sitte der Grabbeigaben über. Träger der neuen Sitte ist die neolithische Cortaillod-Kultur.

Die katalanischen Steinkisten der „Cultura de los sepulcros de fosa“ (kurz „Sepulcros de fosa“; dt. Kultur der Grubengräber) aus dem 5. und frühen 4. Jahrtausend v. Chr. sind enge Verwandte der Chamblandeskisten.

Siehe auch

Literatur

  • Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte: Die Schweiz von Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter. Vom Neandertaler zu Karl dem Grossen. = La Suisse du Paléolithique à l'aube du Moyen-Age. De l'homme de Néandertal à Charlemagne. = La Svizzera dal paleolitico all'alto medioevo. Dall'uomo di Neandertal a Carlo Magno. Band 2: Neolithikum. = Néolithique. = Neolitico. Verlag Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Basel 1995, ISBN 3-908006-51-1.
  • Katharina Jungnicke: Die Schweizer Steinkisten vom Typ Chamblandes – Neolithische Familiengräber ?
  • Patrick Moinat, Alain Gallay: Les tombes de type Chamblandes et l'origine du mégalithisme alpin. In: Archäologie der Schweiz. Bd. 21, Nr. 1, 1998, ISSN 0255-9005, S. 2–12, doi:10.5169/seals-17112.

Einzelnachweise

  1. Patrick Moinat, Werner E. Stöckli: Von der Einzel- zur Kollektivbestattung (4300–3200 v.Chr.). = La „collectivisation“ des tombes (4300–3200 av. J.-C.). In: Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte: Die Schweiz von Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter. Band 2. 1995, S. 233–242, hier S. 233–236.