Linienschiff und Franz Liszt: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Dieser Artikel|behandelt den Komponisten Franz Liszt. Zum Rechtswissenschaftler siehe [[Franz von Liszt]].}} |
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[[Bild:Seeschlacht_bei_Abukir.jpg|thumb|500px|Seeschlacht bei Abukir 1798]] |
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'''Franz (Ferenc) Liszt''' [{{IPA|ˈlist}}] (* [[22. Oktober]] [[1811]] in [[Raiding]] (ungarisch Doborján), damals [[Kaiserreich Österreich]], heute [[Österreich]] ([[Burgenland]]); † [[31. Juli]] [[1886]] in [[Bayreuth]]), war [[Komponist]] und einer der brillantesten [[Pianist]]en des 19. Jahrhunderts. <!--also ohne Relevanz: Eine in wenigen Internet-Kurzbiographien erwähnte adlige Herkunft Liszts ist durch nichts belegt und wurde weder von der Familie Liszt „gelebt“ noch durch [[Zeitgenosse]]n bestätigt--> |
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Ein '''Linienschiff''' war ein historischer [[Kriegsschiff]]typ. Der Name entstand dadurch, dass diese Schiffe im Einsatz hintereinander in [[Kiellinie]] segelten. |
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[[Bild:Franz Liszt photo.jpg|thumb|Franz Liszt]] |
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== Leben == |
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Auch [[Handelsschiff]]e, die fahrplanmäßig auf festen Routen verkehren, werden zuweilen ''Liniendampfer'' oder ''Linienschiffe'' genannt. Hier bezieht sich der Name auf die Fahrt im [[Linienschifffahrt|''Liniendienst'']] oder ''Linienverkehr''. |
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=== Das Wunderkind === |
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Franz Liszt war der einzige Sohn des Verwaltungsbeamten Adam Liszt und seiner Frau Maria Anna. Der Ort Raiding gehörte zu der Zeit zu [[Ungarn]]; gleichwohl wurde bei Liszts, die der slowakischen [[Minderheit]] in Ungarn angehörten, zu Hause nur Slowakisch gesprochen. Sein Großvater war als Lehrer (Ivanka pri Dunaji, Slowakei) tätig und wegen seiner "slowakischen Einstellungen" von Eszterházy entlassen worden. Der rudimentäre Schulunterricht, den der Dorfkaplan dem kleinen Franz erteilte, erfolgte in deutscher Sprache. Ein paar Brocken [[Ungarische Sprache|Ungarisch]] lernte Liszt erst im Erwachsenenalter. Im späteren Leben verwendete er oft die [[französische Sprache]]. |
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Als Kleinkind fiel Liszt zunächst nur durch Kränklichkeit auf. Sein Vater notierte später, man habe ihm als 3-Jährigem sogar einmal voreilig einen Sarg zimmern lassen, weil man ihn für tot hielt. Bald erkannte der Vater, der selbst musisch begabt war, die Musikalität seines Sohnes. Franz erhielt ersten Klavierunterricht mit sechs Jahren von seinem Vater. Schon bald begann der Kleine mit erstaunlichen [[Improvisation]]en, und seine Begabung sprach sich herum. Ein blinder Flötist namens Baron Braun kam 1820 auf die Idee, den 9-Jährigen bei einem Konzert in [[Ödenburg]] auftreten zu lassen. Dort spielte Liszt das Es-Dur-Konzert von [[Ferdinand Ries]] so meisterlich, dass sein Vater gleich ein zweites Konzert organisierte. Von nun an sah sich sein Vater in der Rolle des [[Impresario]]. |
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''siehe dazu:'' [[Linienschiff (Handelsmarine)|Liniendampfer]] |
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Er bat um Entlassung aus dem Staatsdienst und schaffte es, dass Liszt dem Fürstenhaus [[Esterházy|Eszterházy]] als [[Wunderkind]] vorgestellt wurde. In der „Städtischen Preßburger Zeitung“ wurde am [[28. November]] [[1820]] berichtet: |
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:''„Verflossenen Sonntag, am 26. dieses Monats, in der Mittagsstunde hatte der neunjährige Virtuose Franz Liszt die Ehre, sich vor einer zahlreichen Versammlung des hiesigen hohen Adels und mehrerer Kunstfreunde, in der Wohnung des hochgeborenen Grafen Michael Esterházy auf dem Klavier zu produzieren. Die außerordentliche Fertigkeit dieses Künstlers, sowie auch dessen schneller Überblick im Lesen der schwersten Stücke, indem er alles, was man ihm vorlegte, vom Blatt spielte, erregte allgemeine Bewunderung und berechtigt zu den herrlichsten Erwartungen.“'' |
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Die frühe Fixierung Liszts auf eine Karriere als Pianist führte zu ganz erheblichen Mängeln in der Allgemeinbildung. Das bereitete ihm später Schwierigkeiten, insbesondere bei der Auseinandersetzung mit geistigen Problemen, und erklärt so manche nicht nachvollziehbare Überlegungen. Liszt hat unter dem Bildungsdefizit gelitten und dieses in einem Brief an seinen Sohn Daniel [[1854]] sehr beklagt. |
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=== Ausbildung === |
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== Hölzerne Batterieschiffe mit Segeltakelung (vor 1860) == |
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[[1821]] siedelte die Familie nach [[Wien]] über, um dem Jungen die bestmögliche musikalische Förderung angedeihen zu lassen. Bei [[Carl Czerny]], der zu der Zeit als einer der besten Pianisten galt, erhielt er Klavierunterricht, bei dem damals schon 72-jährigen [[Antonio Salieri]] wurde er in [[Komposition]] unterwiesen. [[1823]] ging die Familie nach [[Paris]]. Es blieb Franz Liszt jedoch verwehrt, sich am [[Conservatoire de Paris|Pariser Konservatorium]] einzuschreiben, da er nicht Franzose war. Es war der Konservatoriumsdirektor [[Luigi Cherubini]], der Vater und Sohn die ablehnende Entscheidung persönlich überbrachte. Liszt erinnerte sich später: |
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:''„Ich bebte an allen Gliedern. Nichtsdestoweniger verharrte, flehte mein Vater, seine Stimme belebte meinen Mut und ich versuchte ebenfalls einige Worte zu stammeln. Allein das Reglement war unerbittlich – und ich untröstlich. Alles schien mir verloren, selbst die Ehre, und ich glaubte an keine Hilfe mehr. Mein Klagen und Seufzen wollte gar nicht enden. Die Wunde war zu tief und blutete noch lange Zeit fort.“'' |
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Aber es war kein Unglück, dass Liszt die starren Formen der akademischen Lehrgänge erspart blieben. Er studierte Kompositionstechnik bei [[Ferdinando Paer]] und später bei [[Anton_Reicha|Antonín Reicha]]. Die vielen Empfehlungsbriefe aus Ungarn und Wien öffneten dem jungen Virtuosen die [[Salon]]s der vornehmen Gesellschaft. Man sprach über ihn, von ihm waren überall Bilder ausgestellt, und die Einnahmen flossen erträglich. Konzerttourneen durch [[Frankreich]] und [[England]] erweiterten Liszts Bekanntheitsgrad. Seinem in dieser Zeit geäußerten innigen Wunsch, Priester zu werden, widersprach der Vater. Liszt beugte sich dessen Wunsch. |
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<!-- Zusammenhang?: Liszt war Mitglied des Akademischen Gesangsvereins Paulus Jena EM 1873, EAH der [[Sängerschaft]] Leopoldina [[Breslau]] (heute zu [[Köln]]); Ehrenmitglied AGV Paulus, heute L. Rhenania zu [[Jena]] und [[Marburg]].--> |
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=== Auf eigenen Füßen === |
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[[Bild:Vasa_Stockholm.jpg|thumb|Das [[Schweden|schwedische]] Linienschiff '[[Vasa (Schiff)|Vasa]]' von [[1628]]]] |
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[[Bild:LisztLitho.JPG|thumb|Franz Liszt, Lithographie von Deveria, 1832]] |
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Das Linienschiff war das vom [[16. Jahrhundert|16.]] bis zum [[19. Jahrhundert]] schwerste Kriegsschiff in [[Europa]]. Schwerfälliger als die [[Fregatte]], besaß es die größte [[Tonnage]] und die durchschlagsstärksten [[Kanone]]n. Der Name leitet sich vom englischen ''Ship of the line'' her: Mit dem Einzug der Geschütze in den [[Seekrieg|Seekampf]] begannen die [[Flotte (Marine)|Flotte]]nbefehlshaber ihre [[Schiff]]e in Kiellinie zu manövrieren. Dadurch wurde es möglich, dass eine große Zahl von Schiffen gleichzeitig auf den Feind feuern konnte, ohne dass sie sich gegenseitig behinderten ([[Breitseite]]nfeuer). Für diese [[Taktik]] eigneten sich Linienschiffe aufgrund ihrer Feuerkraft und relativen Trefferunempfindlichkeit (wegen des schweren Schiffskörpers) am besten. |
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Während einer Konzerttournee erkrankte Adam Liszt in [[Boulogne-sur-Mer]] unvermittelt an heftigem Fieber und verstarb drei Tage später. Der 16-jährige Liszt war plötzlich auf sich gestellt. Er kehrte nach Paris zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Erteilen von Klavierstunden. In dieser Zeit verliebte er sich in seine Klavierschülerin Caroline de Saint-Cricq, die aus adligem Hause stammte. Die Mutter des Mädchens hatte gegen die Verbindung nichts einzuwenden, doch der Vater. Er teilte Liszt mit, dass der Standesunterschied es unmöglich mache, einer Ehe zuzustimmen. Liszt fiel hierüber in ein tiefes seelisches Loch, erwog zum zweiten Mal, Priester zu werden. Er gab seine Lehrstunden auf, verschwand monatelang, ohne dass jemand gewusst hätte, wo er sein könnte. Er wurde für tot gehalten, in der Zeitung „Etoile“ erschien sogar ein [[Nekrolog]] auf ihn. Liszt fing sich wieder und versuchte nun, seine Bildung zu verbessern. Er verschlang alle Bücher, die er zwischen die Finger bekam, die Wahllosigkeit der Literatur zeugte indessen eher von Konfusion denn von sinnvollem Lernen. |
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=== Der Salonlöwe === |
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[[Bild:Victory_Portsmouth_um_1900.jpg|thumb|left|Die [[HMS Victory]] um [[1900]] in [[Portsmouth]], das Linienschiff diente [[Admiral Nelson]] [[1805]] bei der [[Schlacht von Trafalgar]] als [[Flaggschiff]]]] |
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Liszt hörte den [[Geiger]] [[Niccolò Paganini]] erstmals im März [[1831]] anlässlich eines Konzertes, das dieser in Paris gab. Es war nicht nur Paganinis virtuoses Spiel auf der Violine, das das Publikum in verzückte Rage geraten ließ. Es war auch die dämonische Aura, mit der sich der exzentrische Paganini umgab. Als „Teufelsgeiger“ ließ er sich feiern. Liszt war fasziniert. Er wusste, dass er mit seinem Talent auf dem Klavier ähnliches erreichen konnte wie Paganini auf seinem Instrument. Und er wusste, dass er, gutaussehend und bei den Damen der Salons sehr beliebt, ein ähnliches Charisma entwickeln konnte. Liszts Ziel: der Paganini auf dem Klavier zu werden. |
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Auf den Linienschiffen waren die 60 bis 130 Kanonen über mehrere [[Schiffsdeck|Deck]]s verteilt, und zwar von zwei durchlaufenden Decks bis zu vier Decks. Man hat die Schiffe dann auch als [[Zweidecker]], [[Dreidecker]] oder [[Vierdecker]] (etwa die spanische ''[[Santissima Trinidad]]'') bezeichnet. Die schwersten Geschütze kamen auf das unterste Batteriedeck, es waren die [[32-Pfünder]] bis [[42-Pfünder]], darüber im Mitteldeck und Oberdeck waren die [[24-Pfünder]] und [[12-Pfünder]]. Die Bezeichnung der Geschütze richtete sich nach dem Gewicht der von ihnen verschossenen Kanonenkugeln. Auf dem obersten Deck waren Geschütze nur vorn und hinten gesetzt (Bug- und Heckgeschütze). |
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Schwer zu akzeptieren war für Liszt das [[Kunstverständnis]] seiner Zeit. Denn Kunst war auch im 19. Jahrhundert noch das [[Privileg]] der Reichen und des [[Adel]]s. Für diese stellten die Konzertsäle nicht nur Orte der Kunst dar, sondern insbesondere Gelegenheiten zum [[Repräsentation | Repräsentieren]] und zur Vorführung des neuen Abendkleides. |
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Als erste Nationen setzten vor allem [[England]] und die [[Niederlande]] auf den Einsatz von Linienschiffen. In den [[Seeschlacht]]en des [[17. Jahrhundert]]s erstreckten sich die Flotten teilweise über mehrere Kilometer und feuerten tagelang Breitseiten aufeinander ab. Am [[St James's Day Fight]] vom 25. Juli [[1666]] kämpften 89 englische Linienschiffe auf einer Breite von 9 [[Meile]]n gegen 88 niederländische Linienschiffe. Dabei wurden insgesamt nur drei Schiffe versenkt, was vor allem auf die Widerstandsfähigkeit der massiven Linienschiffe zurückzuführen ist. |
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Von der aufgesetzten Vornehmheit, die in den Salons vorherrschte, war Liszt nur wenig angezogen, vielmehr abgestoßen. [[1833]] schrieb er an eine Schülerin: |
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Im Laufe der Zeit entwickelten sich unterschiedliche Taktiken zur Führung einer [[Seeschlacht]]. Die starrste Schlachtordnung war der Versuch der strikten Einhaltung der Kielline von beiden Seiten (Passiergefecht), wie sie die britische Admiralität lange Zeit vorschrieb. Andere Varianten waren das [[Mêlèe]], das [[Crossing the T]] und das Durchbrechen der feindlichen Linie. |
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:''“Mehr als vier Monate habe ich weder Schlaf noch Ruhe gehabt: Geburtsaristokratie, Begabungsaristokratie, Glücksaristokratie, elegante Koketterie der Boudoirs, die schwere Atmosphäre der diplomatischen Salons, der sinnlose Tumult der Routs, Gähnen und Bravorufe in literarischen und künstlerischen Abendveranstaltungen, egoistische und verletzende Freuden auf dem Ball, Plaudereien und Dummheiten in Teegesellschaften, Scham und Selbstvorwürfe am nächsten Morgen, Triumph im Salon, überspannte Kritiken und Lobhudeleien in Zeitungen aller Art, künstlerischen Enttäuschungen, Erfolg beim Publikum, alles das habe ich durchgemacht, alles erlebt, alles gefühlt, verachtet, verflucht und beweint.“'' |
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Es war eine Erfahrung, die Liszt stark geprägt hat. |
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=== Pilgerjahre === |
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[[Bild:Turner,_The_Battle_of_Trafalgar_(1806).jpg|thumb|Linienschiffe in der Schlacht von Trafalgar (1805)]] |
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''„Années de Pèlerinage“'' (Pilgerjahre) benannte Liszt eine Sammlung von Klavierkompositionen, die er 1835 schrieb und ursprünglich als „Album d’un voyageur“ herausgab. Es war die Zeit, in welcher er mit der Gräfin [[Marie d'Agoult]] durch Europa reiste und sich an verschiedenen Orten in Italien und der Schweiz aufhielt. Die Gräfin (die später unter ihrem Schriftsteller-Pseudonym Daniel Stern Romane publizierte) hatte er [[1833]] kennengelernt. Das leidenschaftliche Aufflammen füreinander mündete in eine langjährige Beziehung. Aus dieser Verbindung gingen die drei Kinder Blandine [[1835]], [[Cosima Wagner|Cosima]] [[1837]] (die spätere Ehefrau [[Richard Wagner]]s) und Daniel [[1839]] hervor. |
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Das Paar hielt sich zwischendurch immer wieder in Paris auf, wo Liszt Konzerte gab. Eine intensive Freundschaft zu der Schriftstellerin [[George Sand]] führten Liszt und die Gräfin auch nach [[Nohant]], dem Landsitz George Sands. [[1836]] kam es zu dem vom Publikum herbeigesehnten Klavierwettstreit mit dem als unschlagbar geltenden österreichischem Pianisten [[Sigismund Thalberg]]. Richtig ernst genommen hatte diesen Wettkampf keiner der beiden Virtuosen, die zur Freude des Pariser Publikums tatsächlich an einem Abend gleichzeitig auftraten. Ihm zufolge entstand das Bonmot ''„Thalberg ist der erste aller Klavierspieler, Liszt der einzige“''. |
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Den Höhepunkt seiner Bedeutung erreichte das Linienschiff in den [[Koalitionskriege|napoleonischen Kriegen]]: [[1805]] besiegte [[Admiral]] [[Horatio Nelson|Nelson]] mit seiner Linienschiffflotte die Franzosen und Spanier in der [[Schlacht von Trafalgar]]. |
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Mit der Geburt des Sohnes Daniel 1839 mehrten sich die Anzeichen, dass Liszt mit seiner Rolle als Familienvater nicht zurecht kam. Er flüchtete sich in Konzerttourneen u. a. nach Wien, Prag, Dresden, Leipzig, London und Berlin und ließ die enttäuschte Gräfin zunehmend auf sich gestellt. Die einst große Leidenschaft war bei Liszt einer Ernüchterung gewichen. Er schrieb im September [[1838]] in einem Brief an sie: |
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Berühmte Admirale dieser Epoche waren der niederländische Admiral [[Michiel de Ruyter]] (1607–1676) und der englische Admiral Horatio Nelson (1758–1805). |
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:''„Einstmals waren Sie meine Zuflucht, mein Trost, mein stets sprudelnder Quell in dieser dürren Wüste, jetzt ist der Himmel ehern, die Nacht dunkel und kalt, bittere Tränen benetzen meine müden Lider. Marie, werden Sie mir bleiben? Sind Sie mir geblieben? Marie, Marie, hat die Zauberkraft, die in diesem Namen lag, sich verflüchtigt? Bin ich es, der unser Leben zerbrochen hat?“'' |
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Schluss gemacht hat übrigens die Gräfin, schweren Herzens zwar, aber ihr war klar, dass sie Liszt verloren hatte, und sie mochte dieses Leid nicht tagtäglich vor Augen geführt bekommen. [[1844]] erfolgte der endgültige Bruch der ohnehin nur noch locker bestehenden Beziehung zu Marie d'Agoult. Der [[1846]] veröffentlichte Roman ''„Nélida“'', in welchem die Gräfin ihren Enttäuschungen Luft machte und Liszt in ein ungünstiges Licht stellte, trug nicht gerade zur Verbesserung des in der Folgezeit noch bestehenden Kontakts bei. Als die Gräfin [[1876]] starb, notierte Liszt in einem Brief: |
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:''„Aus den Zeitungen erfuhr ich vom Tod von Daniel Stern. Ohne Heuchelei kann ich sie nach ihrem Ableben ebenso wenig beweinen wie während ihres Lebens“''. |
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=== Im Dienst des Großherzogs === |
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=== Schraubenlinienschiffe (1845-1860) === |
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Die Wanderjahre durch alle europäischen Städte, in welchen Liszt als großer Virtuose gefeiert wurde, fanden [[1842]] ihr vorläufiges Ende. In diesem Jahr erhielt Liszt zunächst die Stellung eines außerordentlichen Hofkapellmeisters in [[Weimar]] beim [[Großherzog]] [[Carl Friedrich (Sachsen-Weimar-Eisenach)|Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach]]. Aber auch das Konzertieren gab er nicht ganz auf. Auslandsreisen führten ihn nach [[Spanien]], [[Portugal]], [[Schweiz]] und in verschiedene deutsche Staaten. Die Festanstellung als ordentlicher Kapellmeister erfolgte [[1848]]. Da hatte Liszt für sich entschieden, die Zeit als Virtuose zu beenden und sein künstlerisches Wirken auf das Komponieren und das Aufführen von Musikwerken zu verlagern. Erst 20 Jahre später, [[1868]] resümierte er zu diesem Schritt: |
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Eine nur kurze Blüte erlebten die so genannten Schrauben-Linienschiffe, die zusätzlich mit Dampf angetrieben werden konnten. Zunächst rüstete man gegen [[1845]] bereits vorhandene Segel-Linienschiffe mit 300 bis 1000 PS starken [[Dampfmaschine]]n aus. Ab [[1850]] plante und baute man solche Schiffe aber auch von Beginn an mit Schraubenantrieb, bis diese dann nur 10 Jahre später bereits als überholt galten. |
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:''“Was ist das doch für eine widerliche Notwendigkeit in dem Virtuosenberufe – dieses unausgesetzte Wiederkäuen derselben Sachen! Wie oftmals habe ich nicht die „Erlkönig“-Stute besteigen müssen!“'' |
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[[1847]] begegnete Liszt der Fürstin Carolyne von [[Sayn-Wittgenstein]]. Aus der Freundschaft erwuchs eine intime Beziehung, deren Stellenwert bei Liszt nicht eindeutig geklärt ist. An einen Freund schrieb er in dem Zusammenhang: |
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== Gepanzerte Stahlschiffe mit Dampfantrieb (1860–1922) == |
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:''„Es ist nicht unmöglich, dass ich schließlich ein sehr gutes Geschäft mache, aber ich wage nicht davon zu sprechen, aus Angst, dass ich mich lächerlich mache...“''. |
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Über Jahre hinweg lebten die Fürstin und Liszt wie ein Paar, sogar Heiratspläne wurden geschmiedet, die aber Schwierigkeiten wegen der Frage der Rechtmäßigkeit der Annullierung der ersten Ehe Sayn-Wittgensteins aufwarfen. Dieses Hindernis zum Anlass nehmend distanzierte Liszt sich von einer ehelichen Verbindung ohne Angabe von Gründen. |
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=== Der Förderer === |
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=== Panzerlinienschiffe mit Hinterladern (1860–1890) === |
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Liszt ist ohne Zweifel zu den Anhängern des Grafen [[Henri de Saint-Simon|Saint-Simon]] zu rechnen, der ein Vordenker von [[Karl Marx|Marx]] und [[Friedrich Engels|Engels]] war; sein sozialer Beitrag war beachtlich. Er zahlte mittellosen Kindern das Schulgeld und erteilte kostenlosen Musikunterricht. Er überwies [[Rente]]n an alte und kranke Musiker, unterstützte politische [[Flüchtling]]e, spendete ungeheure Summen für [[Bedürftige]], half [[streik]]enden Landarbeitern uvm. Viele große [[Komponisten]] erhielten finanzielle Mittel von ihm, ohne die sie heute wohl nicht mehr bekannt wären. Hierzu zählen u.a. [[Richard Wagner]], [[Hector Berlioz]], [[Bedrich Smetana]] und [[Edvard Grieg]]. |
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Mit der Einführung eiserner Schiffsrümpfe seit den späten [[1850er]] Jahren, die in den [[Ironclad|Panzerschiffen]] verwendet wurden, führte die Entwicklung des Hauptkampfschiffs vom klassischen Segel-Linienschiff aus Holz hin zu dampfgetriebenen Schiffen mit anfangs schmiedeeisernen [[Panzerung]]en. Dabei entwickelten sich verschiedene – teilweise miteinander konkurrierende – Konzepte, die sich durch die Art, wie die [[Geschütz]]e in und auf dem Schiff aufgestellt waren, unterschieden. Folgende Grundtypen lassen sich unterscheiden: |
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* Batterieschiff/Breitseitschiff |
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* Zentralbatterieschiff/Zitadellschiff |
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* [[Kasemattschiff]] |
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* Turmschiff |
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* Barbettschiff/Redouitschiff |
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Er widmete sich verstärkt der Komposition von Orchesterwerken, allem voran den [[Sinfonische Dichtung|sinfonischen Dichtungen]], die unter seinem Schaffen eine wegweisende Fortentwicklung [[Sinfonie|sinfonischer Werke]] darstellten. In dieser Zeit verhalf er u. a. den Kompositionen [[Richard Wagner]]s zu größerer Bekanntheit. [[1849]] und [[1850]] wurden „[[Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg|Tannhäuser]]“ und „[[Lohengrin]]“ in [[Weimar]] aufgeführt. Zahlreiche Orchesterwerke u. a. von [[Robert Schumann]], [[Hector Berlioz]], [[Richard Wagner]], [[Hans Guido von Bülow|Hans von Bülow]], [[Joachim Raff]], [[Anton Rubinstein]], aber auch eigene Kompositionen wurden von Liszt in der Folgezeit zu Gehör gebracht. Das Weimarer Publikum hatte daran allerdings wenig Freude. Konservativ und geradezu provinziell wie es sich gab, favorisierte es das tradierte musikalische Programm und wollte von dem modernen Zeug der zeitgenössischen Komponisten nichts hören. Dass Liszt ausgerechnet ihr Städtchen zum Bollwerk der [[Neudeutsche Schule|Neudeutschen Schule]] machte, war ihnen bestenfalls gleichgültig. Sein Amt als Hofkapellmeister legte Liszt [[1859]] erbost nieder, als die Uraufführung der Oper „[[Der Barbier von Bagdad]]“ des Komponisten [[Peter Cornelius (Komponist)|Peter Cornelius]] vom Publikum niedergezischt wurde. |
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==== Batterieschiff/Breitseitschiff ==== |
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Die Bezeichnung Batterieschiff bezieht sich darauf, dass die [[Kanone]]n des Schiffes in einem oder mehreren [[Batteriedeck]]s standen. Da sie durch ''[[Stückpforte]]n'' im Rumpf nach den Seiten hin feuerten, spricht man auch vom Breitseitschiff. Diese Bauform lehnt sich noch sehr stark an der ihrer hölzernen Vorgänger an. Vor allem gab es noch keine gepanzerten Querschotten, die Schutz vor von hinten oder vorne einschlagenden Geschossen geboten hätten. |
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=== Lebensabend === |
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==== Zentralbatterieschiff/Zitadellschiff ==== |
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[[1865]] empfing Liszt, der schon früher immer wieder religiöse Phasen durchlebte, in [[Rom]] die [[Weihegrad|niederen Weihen]] als [[Abbé]]. Zwar gab es keinen Grund, deswegen die Liebeleien mit Frauen aufzugeben, da dieser Weihegrad kein Keuschheitsgelübde erforderte, trotzdem wurde Liszt wegen seines ausschweifenden Verhaltens zunehmend bespöttelt. Religiöse Themen und kirchenmusikalische Kompositionen bildeten von nun an den Schwerpunkt seines Schaffens. Zwar war Liszt erst 53 Jahre, als er Abbé wurde, er hatte somit noch 22 Jahre bis zu seinem Tod vor sich. Dennoch lässt sich feststellen, dass das Wesentliche seines Lebens sich bis 1864 abgespielt hat. Seine letzten Jahre verliefen recht unauffällig mit Konzertbesuchen und Dirigaten von Orchesteraufführungen in verschiedenen europäischen Städten. |
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Die Umstellung von [[Vorderlader]]n auf [[Hinterlader]] brachte es mit sich, dass die [[Geschütz]]e, die jetzt gezogene Läufe hatten und [[Granate]]n statt Kugeln verschossen, wesentlich größer und länger waren als die alten Kanonen aus Bronzeguss. Ihre Zahl musste deshalb drastisch reduziert werden. Um sie trotzdem effektiv einsetzen zu können, wurden sie in einem, in den Schiffskörper eingebauten, gepanzerten Kasten, der [[Zitadelle]], zusammengefasst. Die Geschütze standen auf drehbaren [[Lafette]]n und schossen durch mitdrehende Schartenblenden. Vor und hinter der Zitadelle hatten die Schiffskörper Einziehungen, die den Geschützen ein glattes Einschwenken und damit das Feuer nach voraus und achteraus ermöglichten. |
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Als Liszts Tochter Cosima [[1864]] ihren Mann, den Dirigenten [[Hans Guido von Bülow]], verließ und [[Richard Wagner]] folgte (sie heirateten schließlich [[1870]]), war das Verhältnis zwischen Cosima, Wagner und Liszt erheblich gestört. Erst [[1872]] verbesserte sich die Beziehung langsam. Gleichwohl: Von Wagners frühzeitigem Tod [[1883]] erfuhr Liszt nur durch die Mitteilung, dass Cosima seine Anwesenheit bei der Beerdigung als unerwünscht betrachte. |
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Beim Zentralbatterieschiff standen die Geschütze zwar auch in einem Panzerkasten, dieser hatte aber eher die Form eines gepanzerten Batteriedecks und die Geschütze feuerten konventionell durch Stückpforten in den Schiffsseiten. |
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[[Bild:Der alte Liszt.jpg|left|thumb|Der alte Liszt]] |
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[[1886]] reiste Liszt – wie in den letzten Jahren regelmäßig – nach Bayreuth, um die unter der Leitung seiner Tochter stehenden [[Bayreuther Festspiele]] zu besuchen. Zum Zeitpunkt der Reise war Liszt schon schwer erkrankt. Er starb wenige Tage nach seiner Ankunft am [[31. Juli]] [[1886]] und wurde auf dem Bayreuther Stadtfriedhof beigesetzt. Damit wurde dem letzten Willen des Verstorbenen entsprochen, den er 17 Jahre vor seinem Tod niedergeschrieben hatte: „Overbeck´s Hingang (Anm.: die Rede ist von einem Angehörigen seines Freundes Franz Overbeck) hat mich an den meinigen gemahnt. Ich wünsche, bitte und befehle nachdrücklichst, dass meine Bestattung ohne Prunk geschehe, so einfach und schlicht wie möglich. Ich erhebe Einsprache gegen ein Begräbnis, wie jenes Rossini´s es war, und selbst gegen jede Zusammenberufung von Freunden und Bekannten, wie bei Overbeck´s Leichenbegängnis. Keinen Pomp, keine Musik, kein Ehrengeleite, keine überflüssige Beleuchtung noch irgendwelche Reden will ich haben. Ich will keinen anderen Platz für meine sterblichen Überreste, als den Friedhof des Ortes, wo ich sterben werde und die Inschrift meines Grabes könnte lauten: Et habitabunt recti cum vultu suo." |
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== Liszts Lebenswerk == |
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==== [[Kasemattschiff]] ==== |
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Franz Liszt hat die bis zu seiner Zeit übliche Form des Klavierspiels und dementsprechend auch die Klavierkomposition neu geprägt. Was hierfür entscheidend war: Die [[Hammerklavier|Hammerklaviermechanik]] gab es zwar schon seit [[1709]] (sie wurde von [[Hammerklavier|Bartolomeo Cristofori]] erfunden), gleichwohl erfuhr sie ihre bedeutendste Fortentwicklung im [[19. Jahrhundert]]. Zudem brach Liszt von Anbeginn mit allen Regeln der Klavierspieltechnik, die zu der Zeit streng nach Lehrbüchern praktiziert wurde. Eine der bekanntesten Vorlagen diesbezüglich dürfte die von [[Johann Nepomuk Hummel]] [[1828]] herausgebrachte ''"Ausführliche theoretisch-practische Anweisung zum Piano-Forte-Spiel"'' gewesen sein. Unbeeindruckt von jedweder „Hummelschen Krabbeltechnik“ ließ Franz Liszt seine Hände hoch über die Tastatur fliegen, viele [[Karikatur|Karikaturen]] geben Zeugnis von der Eigenart seines Spiels. [[Hector Berlioz]] notierte: |
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Der nächste Entwicklungsschritt war, die Zitadelle in der Schiffslängsachse zu teilen und zwischen den Geschützen Querschotten einzubauen, die ebenfalls gepanzert waren. So stand jedes Geschütz in seiner eigenen gepanzerten Kammer, der [[Kasematte]]. Dies hatte den Vorteil, dass die benachbarten Kasematten unzerstört blieben, sollte eine von ihnen einen Treffer erhalten. |
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:''„Was ich bezüglich der Technik als tatsächlich Neues bei den unendlichen unter Liszts Hand entstehenden Tonmassen unterscheiden konnte, beschränkt sich auf Aktzente und Nuancen, die auf dem Klavier hervorzubringen man allgemein für unmöglich gehalten hat und die bisher tatsächlich unerreichbar waren.“'' (…) |
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Zu seinen Erfindungen zählen die so genannten [[Paraphrase|Konzertparaphrasen]], bei denen Liszt ein Thema oder mehrere Themen aus bekannten [[Oper]]n aufgriff und diese ausgeschmückt mit eigenen kompositorischen Ideen zu brillanten Klavierstücken umarbeitete. Bis auf den heutigen Tag sind seiner Technik des Klavierspiels keine nennenswerten Neuerungen hinzugefügt worden. |
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==== Turmschiff ==== |
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''Hauptartikel:'' [[Turmschiff]] |
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Sehr bekannt und beliebt sind auch Liszts ungarische [[Rhapsodie]]n. Sie basieren auf [[Zigeuner|Zigeunerweisen]], deren Hauptmerkmal die so genannte [[Zigeuner-Dur|Zigeunertonleiter]] ist. Hinzuzufügen ist aber, dass Liszt in seinen Kompositionen hierüber gleichwohl den in den [[Salon]]s seiner Zeit vorherrschenden Musikgeschmack berücksichtigt hat. |
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Bei Turmschiffen waren die Geschütze in einem oder mehreren drehbar gelagerten, zylindrischen Räumen, den Türmen, aufgestellt. Diese Türme waren noch wesentlich einfacher als die späteren [[Geschützturm|Geschütztürme]] gebaut. |
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Um 1850 setzte in Liszts musikalischer Sprache eine zunehmende Abkehr von der virtuosen Brillanz früherer Werke ein. Die Thematik ist oft religiös inspiriert, und als Liszt 1865 die niederen Weihen eines Abbé empfing, kehrte sich seine Musik langsam von der Welt ab. Harmonisch betrat er nun völlig neue Wege, er ging weit über die Harmonik von [[Richard Wagner|Wagner]]s „Tristan und Isolde“ hinaus, sogar das Terrain der Dur-Moll-Tonalität verließ er und gelangte dabei an die Grenze zur [[Atonalität]]. Damit stieß er rund 30 Jahre vor [[Arnold Schönberg]] und [[Alexander Skrjabin]] auf musikalisches Neuland vor, das sich seinen Zeitgenossen unmöglich erschließen konnte, und erwies sich damit als einer der großen Visionäre der Musikgeschichte. |
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==== Barbettschiff/Redouitschiff ==== |
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Bei diesem Typ befanden sich auf [[Vorderdeck]] und [[Achterdeck]] je eine gepanzerte Brustwehr. Diese hatte einen kreisrunden oder birnenförmigen Grundriss. In ihrem Inneren standen die [[Geschütz]]e auf einer Drehscheibe und feuerten über den Rand der [[Barbette (Wehrtechnik)|Barbette]] genannten Brustwehr hinweg. |
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Erwähnenswert ist, dass Liszt seine schöpferische Fantasie gern in den Dienst des Andenkens an [[Ludwig van Beethoven]] stellte. Von diesem war er als 12-Jähriger im April [[1823]] nach einem Konzert in Wien geküsst worden, was Liszt zeitlebens als große Ehrung empfand. So war es für ihn selbstverständlich, alle 9 Sinfonien von Beethoven in Form der [[Transkription (Musik)|Transkription]] zu Klavierfassungen umzuarbeiten und seinem Publikum in den Konzerten stets den einen oder anderen Satz daraus vorzuspielen. |
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Eine, vor allem in der französischen [[Flotte]], gebräuchliche Variante war das Redouitschiff. Hier waren die, in der Regel diagonal gegeneinander versetzten, Drehscheiben von einer gemeinsamen, ovalen Brustwehr, dem Redouit, umgeben. Die versetzte Aufstellung hatte den Vorteil, dass alle Geschütze gemeinsam nach voraus und achteraus feuern konnten. |
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Bei seinen Werken für Orchester favorisierte Liszt eine Entwicklung, die u. a. von [[Hector Berlioz]] angestoßen worden war: Die Gattung der [[Sinfonische Dichtung|Sinfonischen Dichtung]]. Ihr Wesensmerkmal ist, der Musik ein „Programm“ zugrundezulegen (z. B. bei der „Faust“-Sinfonie die gleichnamige Tragödie von [[Johann Wolfgang von Goethe]]), und dieses "Programm" (ausschließlich) instrumental thematisch aufzubereiten und hörbar zu machen. Mit dieser Form erfolgte zugleich die Abkehr von dem bis dahin auch in der Romantik noch sehr gebräuchlichen formalen Aufbau in der Sinfonie. |
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Unter dem Eindruck der [[Seeschlacht von Lissa]] [[1866]] entstanden darüber hinaus Varianten dieser Typen, die als spezielle [[Rammschiff]]e konzipiert waren, wie '''Turmrammen''' oder '''Kasemattrammen'''. Auch war es nun allgemein üblich, die Rümpfe der Schiffe mit wasserdichten Schotten in Abteilungen zu trennen, um die Überflutung im Fall eines [[Rammstoß]]es oder eines Treffers unter der Wasserlinie zu begrenzen. |
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Neben der Idee der [[Programmmusik]] verwendete Liszt in seinen Werken häufig eine Art [[Leitmotiv]], also ein [[Motiv (Musik)|Motiv]], das in verschiedenen Teilen des Werkes wiederkehrt und mit dem häufig eine programmatischer Inhalt verknüpft ist (z.B. das Faust-Mephistopheles-Thema in der ''Faust-Sinfonie''). Seine musikalischen Innovationen können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Spätwerk weist weit über seine Zeit hinaus und wurde von seinen Zeitgenossen nicht mehr wahrgenommen. Bezeichnenderweise wurden seine letzten Werke für Komponisten wie Bartok und Schönberg wegweisend, da Liszt Atonalität und Zwölftontechnik antizipierte. Erst ab den 70er Jahren wurde jedoch seine Außergewöhnlichkeit als Komponist von Publikum und Wissenschaft zunehmend erkannt. |
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Allen diesen Schiffen ist gemein, dass sie sich in Größe, [[Geschwindigkeit]] sowie Anzahl und [[Kaliber]] ihrer Geschütze erheblich unterschieden, was einen gemeinsamen Einsatz im Verband erheblich erschwerte. Erst als sich das [[Barbettschiff]] als leistungsfähigster Entwurf durchzusetzen begann, nahm die Verwirrung der vielen unterschiedlichen Typen ein Ende. |
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== Auswahl von Liszts Werken == |
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Die neuartige Anordnung der Geschütze führte zwar zu einer Steigerung der [[Feuerkraft]] über Bug und Heck; aber um den Preis einer verminderten Feuerkraft nach den Seiten ([[Breitseite]]). Die [[Formation (Militär)|Formation]] in Kiellinie erschien zunehmend unpraktikabel. Die bisherige Marinestrategie war dadurch in Frage gestellt. Auch der Begriff Linienschiff war nun unpassend und wurde allmählich durch den Begriff "capital ship", Hauptschiff, beziehungsweise [[Schlachtschiff]] ersetzt. |
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*Klavierwerke (eine Auswahl) |
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**Paganini-[[Etüde]]n (1838) |
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**[[12 Études d'exécution transcendante]] (1851) |
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**Années de pelerinage (1848-53) |
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**[[Klaviersonate h-moll (Liszt)|Sonate h-moll]] (1853) |
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**Ungarische [[Rhapsodie]]n (ab 1851) |
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**Mephisto-[[Walzer]] (1861) |
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**Konzertparaphrasen aus: |
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***[[Giuseppe Verdi|Rigoletto]], [[Eugen Onegin (Oper)]], [[Troubadour]], [[Charles Gounod|Faust]], [[Wolfgang Amadeus Mozart|Die Hochzeit des Figaro]], [[Parsifal]], [[Lohengrin]] |
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*Orchesterwerke (eine Auswahl) |
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=== Einheits-Linienschiffe (1890–1905) === |
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**Ce qu'on entend sur la montagne- Bergsinfonie (Sinfonische Dichtung Nr.1) (1848-1854) |
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Die Barbettschiffe trugen einen, ab ca. 1890 bei allen Nationen zwei Geschütztürme mit je zwei Kanonen vom Kaliber 24 bis 30,5 cm. Diese Türme waren jeweils auf der [[Back]] und auf der [[Schanz]] aufgestellt. Hier spricht man auch von "Einheitslinienschiff". Den Weg in die Zukunft wiesen in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts die vier deutschen Linienschiffe der ''[[SMS Brandenburg|Brandenburg]]''-Klasse mit ihren 3 Zwillingstürmen für die Hauptartillerie in der Mittelschiffslinie. |
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**Tasso, Lamento e Trionfo (Sinfonische Dichtung Nr. 2) (1849/1854) |
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**Les Préludes (Sinfonische Dichtung Nr. 3) (1848-1854) - ''(Das Werk erlangte eine ungewollte Popularität im [[Drittes Reich|Dritten Reich]], weil der Themenkopf als Erkennungsmelodie zum Wehrmachtsbericht im Rundfunk verwendet wurde.)'' |
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**Orpheus (Sinfonische Dichtung Nr. 4) (1853-1854) |
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**Prometheus (Sinfonische Dichtung Nr. 5) (1850/55) |
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**[[Mazeppa]] (Sinfonische Dichtung Nr. 6) (1839/1850) |
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**Festklänge (Sinfonische Dichtung Nr. 7) (1853) |
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**Héroide funèbre -Heldenklage" (Sinfonische Dichtung Nr. 8) (1849-50/1854) |
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**Hungaria (Sinfonische Dichtung Nr. 9) (1848-1854) |
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**Hamlet (Sinfonische Dichtung Nr. 10) (1858) |
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**Hunnenschlacht (Sinfonische Dichtung Nr. 11) (1856/1857) |
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**Die Ideale (Sinfonische Dichtung Nr. 12) (1857) |
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**Von der Wiege bis zum Grabe (Sinfonische Dichtung Nr. 13) (1881-1882) |
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**Eine Faust-Sinfonie in drei Charakterbildern für Chor und Orchester (1857) |
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**Eine Sinfonie zu Dantes Divina Commedia mit Frauenchor (Dante-Sinfonie) (1855-1856) |
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*Klavier und Orchester |
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''Siehe hierzu auch:'' [[Geschützturm#Geschützturm auf Schiffen|Geschützturm]] |
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**Grand Fantasie symphonique über Themen aus Berlioz' "Lélio" (1834) |
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**Phantasie über Motive aus Beethovens "Ruinen von Athen" (1848-1852) |
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**[[Klavierkonzert]] Nr. 1 Es-Dur (1849) |
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**[[Klavierkonzert]] Nr. 2 A-Dur (1839 - umgearbeitet 1861) |
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**Totentanz, Paraphrase über "[[Dies irae]]" (1849) |
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*Orgelwerke |
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[[Bild:H61243.jpg|thumb|right|''USS Texas'' (1919), ein "Super-Dreadnought"]] |
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**[[Fantasie (Musik)|Fantasie]] und [[Fuge (Musik)|Fuge]] über den [[Choral]] ''Ad nos, ad salutarem undam''(1850) |
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**[[Präludium|Praeludium]] und Fuge über den Namen BACH (1855,1870) |
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**Variationen über den [[chromatisch]]en [[Bass]] von [[Johann Sebastian Bach]]s [[Kantate]] ''Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen'' (1863) |
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*Vokalwerke |
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=== Großlinienschiffe (1905–1922) === |
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**[[Oper]] ''Don Sanche ou le château d´amour'' (1825) |
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Den nächsten Schritt vollzogen fast zeitgleich die Briten mit der ''[[Dreadnought]]'' und die USA mit den Schiffen der ''[[USS South Carolina|South Carolina]]''-Klasse. Während die ''[[Dreadnought]]'' drei Türme in Mittelschiffs- und zwei in Seitenaufstellung führte (sogenannte Flügeltürme), lagen bei den US-Schiffen alle vier Türme bereits in der Längsachse des Schiffes. In Deutschland wurde dieser Typ als "Großlinienschiff" bezeichnet. Im Ausland sprach man allgemein als "Dreadnought" von derartigen Großkampfschiffen. Die [[Mittelartillerie]] blieb in der alten Weise der Aufstellung in Kasematten angeordnet. Mit der ''[[HMS Orion]]'' (Indienststellung Januar 1912, 10 x 34,3 cm in fünf Zwillingstürmen) begann die Zeit der "Superdreadnoughts". Damit bezeichnete man Schiffe, deren Hauptartillerie aus Geschützen bestand, deren Kaliber größer als die bis dahin üblichen 12 Zoll (30,5 cm) war. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg kam die Bezeichnung [[Schlachtschiff]] für die Großlinienschiffe auf. |
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**[[Oratorium (Musik)|Oratorium]] "[[Christus]]" (1855-66) |
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**[[Oratorium (Musik)|Oratorium]] "Die Legende der heiligen Elisabeth" (1857-62) |
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**[[Messe]] "[[Missa solemnis]]" (31. August 1856) Einweihung der [[Esztergom|Gran]]er [[Basilika]] |
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**Messe für 4-stimmigen Männerchor und Orgel (1848; 2. Fassung 1869) |
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**Missa Choralis für 4-stimmigen gem. Chor und Orgel (1865) |
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**Ungarische Krönungsmesse für 3 Solostimmen, gem. Chor und Orchester (1867) |
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**[[Requiem]] für 4 Solostimmen, 4-stimmigen Männerchor, Orgel und Blechbläser (1868) |
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**13., 18., 23., 129., 137. Psalm in verschiedenen Besetzungen für Solostimmen, Chor, Instrumente und Orgel (1855-81) |
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**Cantico del Sol di San Francesco d'Assisi (1861 für Bariton und Orgel bzw. Harmonium, 1865 für Bariton, gr. Orchester, Orgel, Männerchor, überarbeitet 1881/83) |
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**Legende der heiligen Cäcilia für Mezzo-Sopran, gem. Chor und Orchester (1874) |
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**Chöre zu [[Johann Gottfried Herder|Herder]]s "Entfesseltem Prometheus" (1850; 2. Fassung 1855) für 6 Solostimmen, gem. Chor und Orchester |
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**An die Künstler, für Solostimmen, Männerchor und Orchester (1853) |
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**82 Lieder(u. a. auf Texte von [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]], [[Heinrich Heine|Heinrich]], [[Victor Hugo|Hugo]]) |
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*Bücher und Essays (von Lina Ramann ins Deutsche übersetzt) |
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[[Bild:SM_Linienschiff_Thueringen.jpg|thumb|Zeitgenössische Ansichtskarte der '''S.M. S. Thüringen''']] |
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**[[Frédéric Chopin|Chopin]] Ein Buch von Liszt über Chopin |
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Das Bild zeigt das Großlinienschiff ''[[SMS Thüringen (1911)|Thüringen]]'' (22.800 t), einen frühen Dreadnought-Typ der ''[[SMS Helgoland|Helgoland]]''-Klasse, zwölf 30,5 cm-Geschütze sind in den 6 Drehtürmen angebracht, ein Deck tiefer befindet sich die Mittelartillerie in Kasemattaufstellung. |
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** Reisebriefe eines Baccalaureus der Tonkunst |
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** Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt |
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** Über die Musik der Zigeuner |
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Überdies hat Liszt eine Reihe literarischer, musiktheoretischer, philosophischer und religiöser Schriften hinterlassen. |
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Das Gefecht in der Schlachtlinie wird aber erst nach Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] als überholt angesehen. |
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== Liszt als Lehrer == |
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=== Schnelle Schlachtschiffe und Großkampfschiffe (1922-1945) === |
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Nach verschiedenen Anläufen, die Zahl und die Tonnage der Großlinienschiffe zu begrenzen (internationale [[Flottenkonferenz]]en), erlebte der Schiffstyp ab den späten dreißiger Jahren seinen letzten Höhepunkt, bis der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] die Verwundbarkeit dieser Schiffe gegen moderne Lufteinheiten bewies. |
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Vor allem ab 1869, dem Jahr seiner Übersiedelung nach Weimar, erteilte Liszt stets kostenlosen Klavierunterricht. Er erwartete von seinen Schülern, dass sie mit vollkommener Spieltechnik zu ihm kamen. Technisches wurde im Unterricht so gut wie gar nicht erwähnt. Liszt ging es um den Geist der Musik, den er mit erhellenden Bemerkungen zu benennen wusste. Minderbegabte Schüler drängten zuhauf in seinen Unterricht. Er ließ sie zwar zu, kritisierte aber ihr Spiel, scheinbar scherzend, doch eigentlich vernichtend, mit wohlgesetzten Worten. Gegen die Hochbegabten war er von unerbittlicher Strenge. Selten setzte er sich selbst ans Klavier. |
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== Literatur == |
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* Jochen Brennecke / Hader: ''Panzerschiffe und Linienschiffe 1860-1910'', Köhlers Verlagsges., ISBN 3-78220-116-7 |
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* Siegfried Breyer: ''Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970'', Karl Müller Verlag, ISBN 3-86070-044-8 |
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Über 300 Schüler nannte Carl Lachmund, der selbst Lisztschüler war. Einige davon prägten |
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== Siehe auch == |
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das Klavierleben bis ins 20. Jahrhundert hinein. |
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* [[Schlachtkreuzer]] |
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* [[Liste von Schiffstypen]] |
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* [[Liste von Linienschiffen]] |
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* [[Rangeinteilung der Kriegsschiffe]] |
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Eine Auswahl: |
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[[Kategorie:Militärschiffstyp]] |
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* [[Isaac Albeniz]] |
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* [[Eugen d'Albert]] |
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* [[Conrad Ansorge]] |
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* [[Hans von Bülow]] |
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* [[Alfred Reisenauer]] |
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* [[Rafael Joseffy]] |
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* [[Frederic Lamond]] |
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* [[Sophie Menter]] |
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* [[Moriz Rosenthal]] |
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* [[Emil von Sauer]] |
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* [[Alexander Siloti]] |
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* [[Bernhard Stavenhagen]] |
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* [[Carl Tausig]] |
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== Zitate == |
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[[en:Ship of the line]] |
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[[Bild:P4240051.JPG|thumb|Franz Liszt - Büste im Festspielpark Bayreuth]] |
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[[ja:戦列艦]] |
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*[[Robert Schumann]]: ''(...) Diese Kraft, ein Publikum sich zu unterjochen, es zu heben, tragen und fallen zu lassen, mag wohl bei keinem Künstler, Paganini ausgenommen, in so hohem Grad anzutreffen sein. Am schwierigsten aber lässt sich über diese Kunst selbst sprechen. Es ist nicht mehr Klavierspiel dieser oder jener Art, sondern Aussprache eines kühnen Charakters überhaupt, dem, zu herrschen, zu siegen, das Geschick einmal statt gefährlichen Werkzeugs das friedliche der Kunst zugeteilt.'' (Aus: Komponisten über Musik) |
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[[pl:Okręt liniowy]] |
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*[[Maurice Ravel]]: ''Welche Mängel in Liszts ganzem Werk sind uns denn so wichtig? Sind nicht genügend Stärken in dem tumultuösen, siedenden, ungeheuren und großartigen Chaos musikalischer Materie, aus dem mehrere Generationen berühmter Komponisten schöpften? (...)'' (Aus einer Konzertbesprechung von 1912) |
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[[sv:Regalskepp]] |
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*[[Alfred Einstein]]: ''Franz Liszt war ein geborener Revolutionär, und wäre es vereinbar mit dem Respekt vor seiner großartigen Persönlichkeit, so möchte man sagen, er war ein geborener Libertin, ein geborener Bohemien. Seine seltsame Laufbahn und geistige Entwicklung haben es mit sich gebracht, dass unter allen romantischen Musikern er der unabhängigste und ungebundenste gewesen ist. (...)'' (Aus: Die Romantik in der Musik, 1950) |
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== Namensgeber == |
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Zu Franz Liszts Ehren wurden die durch seinen Einsatz entstandene [[Hochschule für Musik Franz Liszt]] in Weimar, die Musikakademie Liszt Ferenc in [[Budapest]] (Liszt Ferenc Zeneakadémia) sowie der [[Asteroid]] mit der Nummer 3910 benannt. Außerdem sind die [[Lisztaffe]]n nach Franz Liszt benannt, da ihre Kopfbehaarung seiner Frisur ähnelt. |
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== Weblinks == |
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{{Commons|Franz Liszt|{{PAGENAME}}}} |
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{{Wikiquote|Franz Liszt}} |
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*[http://www.klassika.info/Komponisten/Liszt/index.html Werkeverzeichnis bei Klassika.info (deutsch)] |
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*[http://www.lisztworks.com Werkeverzeichnis, Freie MP3 (englisch)] |
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*[http://www.mutopiaproject.org/cgibin/make-table.cgi?Composer=LisztF Frei verfügbare Noten bei Mutopia] |
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*[http://www.classiccat.net/liszt_f/index.htm Hörproben und vollständige Stücke] |
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*[http://www.pianosociety.com/index.php?id=62 Piano Society - Liszt] - Freie Aufnahmen |
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*[http://www.classiccat.net/liszt_f/ Classic Cat - Liszt] - Verzeichnis mit freien Aufnahmen |
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*{{aeiou|.l/l753333.htm}} |
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{{Lesenswert}} |
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{{Personendaten| |
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NAME=Liszt, Franz (Ferenc) |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=[[Komponist]] und [[Pianist]] der [[Romantik]] |
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|GEBURTSDATUM=[[22. Oktober]] [[1811]] |
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|GEBURTSORT=[[Raiding]], [[Ungarn]], heute: [[Österreich]] |
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|STERBEDATUM=[[31. Juli]] [[1886]] |
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|STERBEORT=[[Bayreuth]] |
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}} |
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[[Kategorie:Österreichischer Komponist|Liszt, Franz]] |
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[[Kategorie:Klassischer Pianist|Liszt, Franz]] |
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[[Kategorie:Romantik|Liszt, Franz]] |
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[[Kategorie:Geboren 1811|Liszt, Franz]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1886|Liszt, Franz]] |
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[[Kategorie:Freimaurer (19. Jh.)|Liszt, Franz]] |
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[[Kategorie:Ehrenbürger|Liszt, Franz]] |
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[[Kategorie:Mann|Liszt, Franz]] |
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[[bg:Франц Лист]] |
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[[cs:Ferenc Liszt]] |
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[[da:Franz Liszt]] |
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[[en:Franz Liszt]] |
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[[eo:Franz LISZT]] |
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[[es:Franz Liszt]] |
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[[fa:فرانتس لیست]] |
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[[fi:Franz Liszt]] |
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[[fr:Franz Liszt]] |
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[[he:פרנץ ליסט]] |
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[[hu:Liszt Ferenc]] |
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[[it:Franz Liszt]] |
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[[ja:フランツ・リスト]] |
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[[pl:Ferenc Liszt]] |
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[[ro:Franz Liszt]] |
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[[ru:Лист, Ференц]] |
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[[sl:Franz Liszt]] |
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[[sr:Франц Лист]] |
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[[sv:Franz Liszt]] |
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[[th:ฟร้านซ์ ลิซท์]] |
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[[tr:Franz Liszt]] |
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[[zh:弗兰兹·李斯特]] |
Version vom 29. April 2006, 18:50 Uhr
Franz (Ferenc) Liszt [22. Oktober 1811 in Raiding (ungarisch Doborján), damals Kaiserreich Österreich, heute Österreich (Burgenland); † 31. Juli 1886 in Bayreuth), war Komponist und einer der brillantesten Pianisten des 19. Jahrhunderts.
] (*
Leben
Das Wunderkind
Franz Liszt war der einzige Sohn des Verwaltungsbeamten Adam Liszt und seiner Frau Maria Anna. Der Ort Raiding gehörte zu der Zeit zu Ungarn; gleichwohl wurde bei Liszts, die der slowakischen Minderheit in Ungarn angehörten, zu Hause nur Slowakisch gesprochen. Sein Großvater war als Lehrer (Ivanka pri Dunaji, Slowakei) tätig und wegen seiner "slowakischen Einstellungen" von Eszterházy entlassen worden. Der rudimentäre Schulunterricht, den der Dorfkaplan dem kleinen Franz erteilte, erfolgte in deutscher Sprache. Ein paar Brocken Ungarisch lernte Liszt erst im Erwachsenenalter. Im späteren Leben verwendete er oft die französische Sprache.
Als Kleinkind fiel Liszt zunächst nur durch Kränklichkeit auf. Sein Vater notierte später, man habe ihm als 3-Jährigem sogar einmal voreilig einen Sarg zimmern lassen, weil man ihn für tot hielt. Bald erkannte der Vater, der selbst musisch begabt war, die Musikalität seines Sohnes. Franz erhielt ersten Klavierunterricht mit sechs Jahren von seinem Vater. Schon bald begann der Kleine mit erstaunlichen Improvisationen, und seine Begabung sprach sich herum. Ein blinder Flötist namens Baron Braun kam 1820 auf die Idee, den 9-Jährigen bei einem Konzert in Ödenburg auftreten zu lassen. Dort spielte Liszt das Es-Dur-Konzert von Ferdinand Ries so meisterlich, dass sein Vater gleich ein zweites Konzert organisierte. Von nun an sah sich sein Vater in der Rolle des Impresario. Er bat um Entlassung aus dem Staatsdienst und schaffte es, dass Liszt dem Fürstenhaus Eszterházy als Wunderkind vorgestellt wurde. In der „Städtischen Preßburger Zeitung“ wurde am 28. November 1820 berichtet:
- „Verflossenen Sonntag, am 26. dieses Monats, in der Mittagsstunde hatte der neunjährige Virtuose Franz Liszt die Ehre, sich vor einer zahlreichen Versammlung des hiesigen hohen Adels und mehrerer Kunstfreunde, in der Wohnung des hochgeborenen Grafen Michael Esterházy auf dem Klavier zu produzieren. Die außerordentliche Fertigkeit dieses Künstlers, sowie auch dessen schneller Überblick im Lesen der schwersten Stücke, indem er alles, was man ihm vorlegte, vom Blatt spielte, erregte allgemeine Bewunderung und berechtigt zu den herrlichsten Erwartungen.“
Die frühe Fixierung Liszts auf eine Karriere als Pianist führte zu ganz erheblichen Mängeln in der Allgemeinbildung. Das bereitete ihm später Schwierigkeiten, insbesondere bei der Auseinandersetzung mit geistigen Problemen, und erklärt so manche nicht nachvollziehbare Überlegungen. Liszt hat unter dem Bildungsdefizit gelitten und dieses in einem Brief an seinen Sohn Daniel 1854 sehr beklagt.
Ausbildung
1821 siedelte die Familie nach Wien über, um dem Jungen die bestmögliche musikalische Förderung angedeihen zu lassen. Bei Carl Czerny, der zu der Zeit als einer der besten Pianisten galt, erhielt er Klavierunterricht, bei dem damals schon 72-jährigen Antonio Salieri wurde er in Komposition unterwiesen. 1823 ging die Familie nach Paris. Es blieb Franz Liszt jedoch verwehrt, sich am Pariser Konservatorium einzuschreiben, da er nicht Franzose war. Es war der Konservatoriumsdirektor Luigi Cherubini, der Vater und Sohn die ablehnende Entscheidung persönlich überbrachte. Liszt erinnerte sich später:
- „Ich bebte an allen Gliedern. Nichtsdestoweniger verharrte, flehte mein Vater, seine Stimme belebte meinen Mut und ich versuchte ebenfalls einige Worte zu stammeln. Allein das Reglement war unerbittlich – und ich untröstlich. Alles schien mir verloren, selbst die Ehre, und ich glaubte an keine Hilfe mehr. Mein Klagen und Seufzen wollte gar nicht enden. Die Wunde war zu tief und blutete noch lange Zeit fort.“
Aber es war kein Unglück, dass Liszt die starren Formen der akademischen Lehrgänge erspart blieben. Er studierte Kompositionstechnik bei Ferdinando Paer und später bei Antonín Reicha. Die vielen Empfehlungsbriefe aus Ungarn und Wien öffneten dem jungen Virtuosen die Salons der vornehmen Gesellschaft. Man sprach über ihn, von ihm waren überall Bilder ausgestellt, und die Einnahmen flossen erträglich. Konzerttourneen durch Frankreich und England erweiterten Liszts Bekanntheitsgrad. Seinem in dieser Zeit geäußerten innigen Wunsch, Priester zu werden, widersprach der Vater. Liszt beugte sich dessen Wunsch.
Auf eigenen Füßen
Während einer Konzerttournee erkrankte Adam Liszt in Boulogne-sur-Mer unvermittelt an heftigem Fieber und verstarb drei Tage später. Der 16-jährige Liszt war plötzlich auf sich gestellt. Er kehrte nach Paris zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Erteilen von Klavierstunden. In dieser Zeit verliebte er sich in seine Klavierschülerin Caroline de Saint-Cricq, die aus adligem Hause stammte. Die Mutter des Mädchens hatte gegen die Verbindung nichts einzuwenden, doch der Vater. Er teilte Liszt mit, dass der Standesunterschied es unmöglich mache, einer Ehe zuzustimmen. Liszt fiel hierüber in ein tiefes seelisches Loch, erwog zum zweiten Mal, Priester zu werden. Er gab seine Lehrstunden auf, verschwand monatelang, ohne dass jemand gewusst hätte, wo er sein könnte. Er wurde für tot gehalten, in der Zeitung „Etoile“ erschien sogar ein Nekrolog auf ihn. Liszt fing sich wieder und versuchte nun, seine Bildung zu verbessern. Er verschlang alle Bücher, die er zwischen die Finger bekam, die Wahllosigkeit der Literatur zeugte indessen eher von Konfusion denn von sinnvollem Lernen.
Der Salonlöwe
Liszt hörte den Geiger Niccolò Paganini erstmals im März 1831 anlässlich eines Konzertes, das dieser in Paris gab. Es war nicht nur Paganinis virtuoses Spiel auf der Violine, das das Publikum in verzückte Rage geraten ließ. Es war auch die dämonische Aura, mit der sich der exzentrische Paganini umgab. Als „Teufelsgeiger“ ließ er sich feiern. Liszt war fasziniert. Er wusste, dass er mit seinem Talent auf dem Klavier ähnliches erreichen konnte wie Paganini auf seinem Instrument. Und er wusste, dass er, gutaussehend und bei den Damen der Salons sehr beliebt, ein ähnliches Charisma entwickeln konnte. Liszts Ziel: der Paganini auf dem Klavier zu werden.
Schwer zu akzeptieren war für Liszt das Kunstverständnis seiner Zeit. Denn Kunst war auch im 19. Jahrhundert noch das Privileg der Reichen und des Adels. Für diese stellten die Konzertsäle nicht nur Orte der Kunst dar, sondern insbesondere Gelegenheiten zum Repräsentieren und zur Vorführung des neuen Abendkleides.
Von der aufgesetzten Vornehmheit, die in den Salons vorherrschte, war Liszt nur wenig angezogen, vielmehr abgestoßen. 1833 schrieb er an eine Schülerin:
- “Mehr als vier Monate habe ich weder Schlaf noch Ruhe gehabt: Geburtsaristokratie, Begabungsaristokratie, Glücksaristokratie, elegante Koketterie der Boudoirs, die schwere Atmosphäre der diplomatischen Salons, der sinnlose Tumult der Routs, Gähnen und Bravorufe in literarischen und künstlerischen Abendveranstaltungen, egoistische und verletzende Freuden auf dem Ball, Plaudereien und Dummheiten in Teegesellschaften, Scham und Selbstvorwürfe am nächsten Morgen, Triumph im Salon, überspannte Kritiken und Lobhudeleien in Zeitungen aller Art, künstlerischen Enttäuschungen, Erfolg beim Publikum, alles das habe ich durchgemacht, alles erlebt, alles gefühlt, verachtet, verflucht und beweint.“
Es war eine Erfahrung, die Liszt stark geprägt hat.
Pilgerjahre
„Années de Pèlerinage“ (Pilgerjahre) benannte Liszt eine Sammlung von Klavierkompositionen, die er 1835 schrieb und ursprünglich als „Album d’un voyageur“ herausgab. Es war die Zeit, in welcher er mit der Gräfin Marie d'Agoult durch Europa reiste und sich an verschiedenen Orten in Italien und der Schweiz aufhielt. Die Gräfin (die später unter ihrem Schriftsteller-Pseudonym Daniel Stern Romane publizierte) hatte er 1833 kennengelernt. Das leidenschaftliche Aufflammen füreinander mündete in eine langjährige Beziehung. Aus dieser Verbindung gingen die drei Kinder Blandine 1835, Cosima 1837 (die spätere Ehefrau Richard Wagners) und Daniel 1839 hervor.
Das Paar hielt sich zwischendurch immer wieder in Paris auf, wo Liszt Konzerte gab. Eine intensive Freundschaft zu der Schriftstellerin George Sand führten Liszt und die Gräfin auch nach Nohant, dem Landsitz George Sands. 1836 kam es zu dem vom Publikum herbeigesehnten Klavierwettstreit mit dem als unschlagbar geltenden österreichischem Pianisten Sigismund Thalberg. Richtig ernst genommen hatte diesen Wettkampf keiner der beiden Virtuosen, die zur Freude des Pariser Publikums tatsächlich an einem Abend gleichzeitig auftraten. Ihm zufolge entstand das Bonmot „Thalberg ist der erste aller Klavierspieler, Liszt der einzige“.
Mit der Geburt des Sohnes Daniel 1839 mehrten sich die Anzeichen, dass Liszt mit seiner Rolle als Familienvater nicht zurecht kam. Er flüchtete sich in Konzerttourneen u. a. nach Wien, Prag, Dresden, Leipzig, London und Berlin und ließ die enttäuschte Gräfin zunehmend auf sich gestellt. Die einst große Leidenschaft war bei Liszt einer Ernüchterung gewichen. Er schrieb im September 1838 in einem Brief an sie:
- „Einstmals waren Sie meine Zuflucht, mein Trost, mein stets sprudelnder Quell in dieser dürren Wüste, jetzt ist der Himmel ehern, die Nacht dunkel und kalt, bittere Tränen benetzen meine müden Lider. Marie, werden Sie mir bleiben? Sind Sie mir geblieben? Marie, Marie, hat die Zauberkraft, die in diesem Namen lag, sich verflüchtigt? Bin ich es, der unser Leben zerbrochen hat?“
Schluss gemacht hat übrigens die Gräfin, schweren Herzens zwar, aber ihr war klar, dass sie Liszt verloren hatte, und sie mochte dieses Leid nicht tagtäglich vor Augen geführt bekommen. 1844 erfolgte der endgültige Bruch der ohnehin nur noch locker bestehenden Beziehung zu Marie d'Agoult. Der 1846 veröffentlichte Roman „Nélida“, in welchem die Gräfin ihren Enttäuschungen Luft machte und Liszt in ein ungünstiges Licht stellte, trug nicht gerade zur Verbesserung des in der Folgezeit noch bestehenden Kontakts bei. Als die Gräfin 1876 starb, notierte Liszt in einem Brief:
- „Aus den Zeitungen erfuhr ich vom Tod von Daniel Stern. Ohne Heuchelei kann ich sie nach ihrem Ableben ebenso wenig beweinen wie während ihres Lebens“.
Im Dienst des Großherzogs
Die Wanderjahre durch alle europäischen Städte, in welchen Liszt als großer Virtuose gefeiert wurde, fanden 1842 ihr vorläufiges Ende. In diesem Jahr erhielt Liszt zunächst die Stellung eines außerordentlichen Hofkapellmeisters in Weimar beim Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach. Aber auch das Konzertieren gab er nicht ganz auf. Auslandsreisen führten ihn nach Spanien, Portugal, Schweiz und in verschiedene deutsche Staaten. Die Festanstellung als ordentlicher Kapellmeister erfolgte 1848. Da hatte Liszt für sich entschieden, die Zeit als Virtuose zu beenden und sein künstlerisches Wirken auf das Komponieren und das Aufführen von Musikwerken zu verlagern. Erst 20 Jahre später, 1868 resümierte er zu diesem Schritt:
- “Was ist das doch für eine widerliche Notwendigkeit in dem Virtuosenberufe – dieses unausgesetzte Wiederkäuen derselben Sachen! Wie oftmals habe ich nicht die „Erlkönig“-Stute besteigen müssen!“
1847 begegnete Liszt der Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein. Aus der Freundschaft erwuchs eine intime Beziehung, deren Stellenwert bei Liszt nicht eindeutig geklärt ist. An einen Freund schrieb er in dem Zusammenhang:
- „Es ist nicht unmöglich, dass ich schließlich ein sehr gutes Geschäft mache, aber ich wage nicht davon zu sprechen, aus Angst, dass ich mich lächerlich mache...“.
Über Jahre hinweg lebten die Fürstin und Liszt wie ein Paar, sogar Heiratspläne wurden geschmiedet, die aber Schwierigkeiten wegen der Frage der Rechtmäßigkeit der Annullierung der ersten Ehe Sayn-Wittgensteins aufwarfen. Dieses Hindernis zum Anlass nehmend distanzierte Liszt sich von einer ehelichen Verbindung ohne Angabe von Gründen.
Der Förderer
Liszt ist ohne Zweifel zu den Anhängern des Grafen Saint-Simon zu rechnen, der ein Vordenker von Marx und Engels war; sein sozialer Beitrag war beachtlich. Er zahlte mittellosen Kindern das Schulgeld und erteilte kostenlosen Musikunterricht. Er überwies Renten an alte und kranke Musiker, unterstützte politische Flüchtlinge, spendete ungeheure Summen für Bedürftige, half streikenden Landarbeitern uvm. Viele große Komponisten erhielten finanzielle Mittel von ihm, ohne die sie heute wohl nicht mehr bekannt wären. Hierzu zählen u.a. Richard Wagner, Hector Berlioz, Bedrich Smetana und Edvard Grieg.
Er widmete sich verstärkt der Komposition von Orchesterwerken, allem voran den sinfonischen Dichtungen, die unter seinem Schaffen eine wegweisende Fortentwicklung sinfonischer Werke darstellten. In dieser Zeit verhalf er u. a. den Kompositionen Richard Wagners zu größerer Bekanntheit. 1849 und 1850 wurden „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ in Weimar aufgeführt. Zahlreiche Orchesterwerke u. a. von Robert Schumann, Hector Berlioz, Richard Wagner, Hans von Bülow, Joachim Raff, Anton Rubinstein, aber auch eigene Kompositionen wurden von Liszt in der Folgezeit zu Gehör gebracht. Das Weimarer Publikum hatte daran allerdings wenig Freude. Konservativ und geradezu provinziell wie es sich gab, favorisierte es das tradierte musikalische Programm und wollte von dem modernen Zeug der zeitgenössischen Komponisten nichts hören. Dass Liszt ausgerechnet ihr Städtchen zum Bollwerk der Neudeutschen Schule machte, war ihnen bestenfalls gleichgültig. Sein Amt als Hofkapellmeister legte Liszt 1859 erbost nieder, als die Uraufführung der Oper „Der Barbier von Bagdad“ des Komponisten Peter Cornelius vom Publikum niedergezischt wurde.
Lebensabend
1865 empfing Liszt, der schon früher immer wieder religiöse Phasen durchlebte, in Rom die niederen Weihen als Abbé. Zwar gab es keinen Grund, deswegen die Liebeleien mit Frauen aufzugeben, da dieser Weihegrad kein Keuschheitsgelübde erforderte, trotzdem wurde Liszt wegen seines ausschweifenden Verhaltens zunehmend bespöttelt. Religiöse Themen und kirchenmusikalische Kompositionen bildeten von nun an den Schwerpunkt seines Schaffens. Zwar war Liszt erst 53 Jahre, als er Abbé wurde, er hatte somit noch 22 Jahre bis zu seinem Tod vor sich. Dennoch lässt sich feststellen, dass das Wesentliche seines Lebens sich bis 1864 abgespielt hat. Seine letzten Jahre verliefen recht unauffällig mit Konzertbesuchen und Dirigaten von Orchesteraufführungen in verschiedenen europäischen Städten.
Als Liszts Tochter Cosima 1864 ihren Mann, den Dirigenten Hans Guido von Bülow, verließ und Richard Wagner folgte (sie heirateten schließlich 1870), war das Verhältnis zwischen Cosima, Wagner und Liszt erheblich gestört. Erst 1872 verbesserte sich die Beziehung langsam. Gleichwohl: Von Wagners frühzeitigem Tod 1883 erfuhr Liszt nur durch die Mitteilung, dass Cosima seine Anwesenheit bei der Beerdigung als unerwünscht betrachte.

1886 reiste Liszt – wie in den letzten Jahren regelmäßig – nach Bayreuth, um die unter der Leitung seiner Tochter stehenden Bayreuther Festspiele zu besuchen. Zum Zeitpunkt der Reise war Liszt schon schwer erkrankt. Er starb wenige Tage nach seiner Ankunft am 31. Juli 1886 und wurde auf dem Bayreuther Stadtfriedhof beigesetzt. Damit wurde dem letzten Willen des Verstorbenen entsprochen, den er 17 Jahre vor seinem Tod niedergeschrieben hatte: „Overbeck´s Hingang (Anm.: die Rede ist von einem Angehörigen seines Freundes Franz Overbeck) hat mich an den meinigen gemahnt. Ich wünsche, bitte und befehle nachdrücklichst, dass meine Bestattung ohne Prunk geschehe, so einfach und schlicht wie möglich. Ich erhebe Einsprache gegen ein Begräbnis, wie jenes Rossini´s es war, und selbst gegen jede Zusammenberufung von Freunden und Bekannten, wie bei Overbeck´s Leichenbegängnis. Keinen Pomp, keine Musik, kein Ehrengeleite, keine überflüssige Beleuchtung noch irgendwelche Reden will ich haben. Ich will keinen anderen Platz für meine sterblichen Überreste, als den Friedhof des Ortes, wo ich sterben werde und die Inschrift meines Grabes könnte lauten: Et habitabunt recti cum vultu suo."
Liszts Lebenswerk
Franz Liszt hat die bis zu seiner Zeit übliche Form des Klavierspiels und dementsprechend auch die Klavierkomposition neu geprägt. Was hierfür entscheidend war: Die Hammerklaviermechanik gab es zwar schon seit 1709 (sie wurde von Bartolomeo Cristofori erfunden), gleichwohl erfuhr sie ihre bedeutendste Fortentwicklung im 19. Jahrhundert. Zudem brach Liszt von Anbeginn mit allen Regeln der Klavierspieltechnik, die zu der Zeit streng nach Lehrbüchern praktiziert wurde. Eine der bekanntesten Vorlagen diesbezüglich dürfte die von Johann Nepomuk Hummel 1828 herausgebrachte "Ausführliche theoretisch-practische Anweisung zum Piano-Forte-Spiel" gewesen sein. Unbeeindruckt von jedweder „Hummelschen Krabbeltechnik“ ließ Franz Liszt seine Hände hoch über die Tastatur fliegen, viele Karikaturen geben Zeugnis von der Eigenart seines Spiels. Hector Berlioz notierte:
- „Was ich bezüglich der Technik als tatsächlich Neues bei den unendlichen unter Liszts Hand entstehenden Tonmassen unterscheiden konnte, beschränkt sich auf Aktzente und Nuancen, die auf dem Klavier hervorzubringen man allgemein für unmöglich gehalten hat und die bisher tatsächlich unerreichbar waren.“ (…)
Zu seinen Erfindungen zählen die so genannten Konzertparaphrasen, bei denen Liszt ein Thema oder mehrere Themen aus bekannten Opern aufgriff und diese ausgeschmückt mit eigenen kompositorischen Ideen zu brillanten Klavierstücken umarbeitete. Bis auf den heutigen Tag sind seiner Technik des Klavierspiels keine nennenswerten Neuerungen hinzugefügt worden.
Sehr bekannt und beliebt sind auch Liszts ungarische Rhapsodien. Sie basieren auf Zigeunerweisen, deren Hauptmerkmal die so genannte Zigeunertonleiter ist. Hinzuzufügen ist aber, dass Liszt in seinen Kompositionen hierüber gleichwohl den in den Salons seiner Zeit vorherrschenden Musikgeschmack berücksichtigt hat.
Um 1850 setzte in Liszts musikalischer Sprache eine zunehmende Abkehr von der virtuosen Brillanz früherer Werke ein. Die Thematik ist oft religiös inspiriert, und als Liszt 1865 die niederen Weihen eines Abbé empfing, kehrte sich seine Musik langsam von der Welt ab. Harmonisch betrat er nun völlig neue Wege, er ging weit über die Harmonik von Wagners „Tristan und Isolde“ hinaus, sogar das Terrain der Dur-Moll-Tonalität verließ er und gelangte dabei an die Grenze zur Atonalität. Damit stieß er rund 30 Jahre vor Arnold Schönberg und Alexander Skrjabin auf musikalisches Neuland vor, das sich seinen Zeitgenossen unmöglich erschließen konnte, und erwies sich damit als einer der großen Visionäre der Musikgeschichte.
Erwähnenswert ist, dass Liszt seine schöpferische Fantasie gern in den Dienst des Andenkens an Ludwig van Beethoven stellte. Von diesem war er als 12-Jähriger im April 1823 nach einem Konzert in Wien geküsst worden, was Liszt zeitlebens als große Ehrung empfand. So war es für ihn selbstverständlich, alle 9 Sinfonien von Beethoven in Form der Transkription zu Klavierfassungen umzuarbeiten und seinem Publikum in den Konzerten stets den einen oder anderen Satz daraus vorzuspielen.
Bei seinen Werken für Orchester favorisierte Liszt eine Entwicklung, die u. a. von Hector Berlioz angestoßen worden war: Die Gattung der Sinfonischen Dichtung. Ihr Wesensmerkmal ist, der Musik ein „Programm“ zugrundezulegen (z. B. bei der „Faust“-Sinfonie die gleichnamige Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe), und dieses "Programm" (ausschließlich) instrumental thematisch aufzubereiten und hörbar zu machen. Mit dieser Form erfolgte zugleich die Abkehr von dem bis dahin auch in der Romantik noch sehr gebräuchlichen formalen Aufbau in der Sinfonie.
Neben der Idee der Programmmusik verwendete Liszt in seinen Werken häufig eine Art Leitmotiv, also ein Motiv, das in verschiedenen Teilen des Werkes wiederkehrt und mit dem häufig eine programmatischer Inhalt verknüpft ist (z.B. das Faust-Mephistopheles-Thema in der Faust-Sinfonie). Seine musikalischen Innovationen können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Spätwerk weist weit über seine Zeit hinaus und wurde von seinen Zeitgenossen nicht mehr wahrgenommen. Bezeichnenderweise wurden seine letzten Werke für Komponisten wie Bartok und Schönberg wegweisend, da Liszt Atonalität und Zwölftontechnik antizipierte. Erst ab den 70er Jahren wurde jedoch seine Außergewöhnlichkeit als Komponist von Publikum und Wissenschaft zunehmend erkannt.
Auswahl von Liszts Werken
- Klavierwerke (eine Auswahl)
- Paganini-Etüden (1838)
- 12 Études d'exécution transcendante (1851)
- Années de pelerinage (1848-53)
- Sonate h-moll (1853)
- Ungarische Rhapsodien (ab 1851)
- Mephisto-Walzer (1861)
- Konzertparaphrasen aus:
- Orchesterwerke (eine Auswahl)
- Ce qu'on entend sur la montagne- Bergsinfonie (Sinfonische Dichtung Nr.1) (1848-1854)
- Tasso, Lamento e Trionfo (Sinfonische Dichtung Nr. 2) (1849/1854)
- Les Préludes (Sinfonische Dichtung Nr. 3) (1848-1854) - (Das Werk erlangte eine ungewollte Popularität im Dritten Reich, weil der Themenkopf als Erkennungsmelodie zum Wehrmachtsbericht im Rundfunk verwendet wurde.)
- Orpheus (Sinfonische Dichtung Nr. 4) (1853-1854)
- Prometheus (Sinfonische Dichtung Nr. 5) (1850/55)
- Mazeppa (Sinfonische Dichtung Nr. 6) (1839/1850)
- Festklänge (Sinfonische Dichtung Nr. 7) (1853)
- Héroide funèbre -Heldenklage" (Sinfonische Dichtung Nr. 8) (1849-50/1854)
- Hungaria (Sinfonische Dichtung Nr. 9) (1848-1854)
- Hamlet (Sinfonische Dichtung Nr. 10) (1858)
- Hunnenschlacht (Sinfonische Dichtung Nr. 11) (1856/1857)
- Die Ideale (Sinfonische Dichtung Nr. 12) (1857)
- Von der Wiege bis zum Grabe (Sinfonische Dichtung Nr. 13) (1881-1882)
- Eine Faust-Sinfonie in drei Charakterbildern für Chor und Orchester (1857)
- Eine Sinfonie zu Dantes Divina Commedia mit Frauenchor (Dante-Sinfonie) (1855-1856)
- Klavier und Orchester
- Grand Fantasie symphonique über Themen aus Berlioz' "Lélio" (1834)
- Phantasie über Motive aus Beethovens "Ruinen von Athen" (1848-1852)
- Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur (1849)
- Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur (1839 - umgearbeitet 1861)
- Totentanz, Paraphrase über "Dies irae" (1849)
- Orgelwerke
- Fantasie und Fuge über den Choral Ad nos, ad salutarem undam(1850)
- Praeludium und Fuge über den Namen BACH (1855,1870)
- Variationen über den chromatischen Bass von Johann Sebastian Bachs Kantate Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen (1863)
- Vokalwerke
- Oper Don Sanche ou le château d´amour (1825)
- Oratorium "Christus" (1855-66)
- Oratorium "Die Legende der heiligen Elisabeth" (1857-62)
- Messe "Missa solemnis" (31. August 1856) Einweihung der Graner Basilika
- Messe für 4-stimmigen Männerchor und Orgel (1848; 2. Fassung 1869)
- Missa Choralis für 4-stimmigen gem. Chor und Orgel (1865)
- Ungarische Krönungsmesse für 3 Solostimmen, gem. Chor und Orchester (1867)
- Requiem für 4 Solostimmen, 4-stimmigen Männerchor, Orgel und Blechbläser (1868)
- 13., 18., 23., 129., 137. Psalm in verschiedenen Besetzungen für Solostimmen, Chor, Instrumente und Orgel (1855-81)
- Cantico del Sol di San Francesco d'Assisi (1861 für Bariton und Orgel bzw. Harmonium, 1865 für Bariton, gr. Orchester, Orgel, Männerchor, überarbeitet 1881/83)
- Legende der heiligen Cäcilia für Mezzo-Sopran, gem. Chor und Orchester (1874)
- Chöre zu Herders "Entfesseltem Prometheus" (1850; 2. Fassung 1855) für 6 Solostimmen, gem. Chor und Orchester
- An die Künstler, für Solostimmen, Männerchor und Orchester (1853)
- 82 Lieder(u. a. auf Texte von Goethe, Heinrich, Hugo)
- Bücher und Essays (von Lina Ramann ins Deutsche übersetzt)
- Chopin Ein Buch von Liszt über Chopin
- Reisebriefe eines Baccalaureus der Tonkunst
- Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt
- Über die Musik der Zigeuner
Überdies hat Liszt eine Reihe literarischer, musiktheoretischer, philosophischer und religiöser Schriften hinterlassen.
Liszt als Lehrer
Vor allem ab 1869, dem Jahr seiner Übersiedelung nach Weimar, erteilte Liszt stets kostenlosen Klavierunterricht. Er erwartete von seinen Schülern, dass sie mit vollkommener Spieltechnik zu ihm kamen. Technisches wurde im Unterricht so gut wie gar nicht erwähnt. Liszt ging es um den Geist der Musik, den er mit erhellenden Bemerkungen zu benennen wusste. Minderbegabte Schüler drängten zuhauf in seinen Unterricht. Er ließ sie zwar zu, kritisierte aber ihr Spiel, scheinbar scherzend, doch eigentlich vernichtend, mit wohlgesetzten Worten. Gegen die Hochbegabten war er von unerbittlicher Strenge. Selten setzte er sich selbst ans Klavier.
Über 300 Schüler nannte Carl Lachmund, der selbst Lisztschüler war. Einige davon prägten das Klavierleben bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Eine Auswahl:
- Isaac Albeniz
- Eugen d'Albert
- Conrad Ansorge
- Hans von Bülow
- Alfred Reisenauer
- Rafael Joseffy
- Frederic Lamond
- Sophie Menter
- Moriz Rosenthal
- Emil von Sauer
- Alexander Siloti
- Bernhard Stavenhagen
- Carl Tausig
Zitate
- Robert Schumann: (...) Diese Kraft, ein Publikum sich zu unterjochen, es zu heben, tragen und fallen zu lassen, mag wohl bei keinem Künstler, Paganini ausgenommen, in so hohem Grad anzutreffen sein. Am schwierigsten aber lässt sich über diese Kunst selbst sprechen. Es ist nicht mehr Klavierspiel dieser oder jener Art, sondern Aussprache eines kühnen Charakters überhaupt, dem, zu herrschen, zu siegen, das Geschick einmal statt gefährlichen Werkzeugs das friedliche der Kunst zugeteilt. (Aus: Komponisten über Musik)
- Maurice Ravel: Welche Mängel in Liszts ganzem Werk sind uns denn so wichtig? Sind nicht genügend Stärken in dem tumultuösen, siedenden, ungeheuren und großartigen Chaos musikalischer Materie, aus dem mehrere Generationen berühmter Komponisten schöpften? (...) (Aus einer Konzertbesprechung von 1912)
- Alfred Einstein: Franz Liszt war ein geborener Revolutionär, und wäre es vereinbar mit dem Respekt vor seiner großartigen Persönlichkeit, so möchte man sagen, er war ein geborener Libertin, ein geborener Bohemien. Seine seltsame Laufbahn und geistige Entwicklung haben es mit sich gebracht, dass unter allen romantischen Musikern er der unabhängigste und ungebundenste gewesen ist. (...) (Aus: Die Romantik in der Musik, 1950)
Namensgeber
Zu Franz Liszts Ehren wurden die durch seinen Einsatz entstandene Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, die Musikakademie Liszt Ferenc in Budapest (Liszt Ferenc Zeneakadémia) sowie der Asteroid mit der Nummer 3910 benannt. Außerdem sind die Lisztaffen nach Franz Liszt benannt, da ihre Kopfbehaarung seiner Frisur ähnelt.
Weblinks
- Werkeverzeichnis bei Klassika.info (deutsch)
- Werkeverzeichnis, Freie MP3 (englisch)
- Frei verfügbare Noten bei Mutopia
- Hörproben und vollständige Stücke
- Piano Society - Liszt - Freie Aufnahmen
- Classic Cat - Liszt - Verzeichnis mit freien Aufnahmen
- Vorlage:Aeiou
Personendaten | |
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NAME | Liszt, Franz (Ferenc) |
KURZBESCHREIBUNG | Komponist und Pianist der Romantik |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1811 |
GEBURTSORT | Raiding, Ungarn, heute: Österreich |
STERBEDATUM | 31. Juli 1886 |
STERBEORT | Bayreuth |