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Spitzhörnchen und Algol (Stern): Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Stern
{{Taxobox
| Taxon_Name = Spitzhörnchen
| Name = Algol (β Persei)
| DS = 2
| Taxon_WissName = Scandentia
| Taxon_Rang = Ordnung
| Bild =
| Bildtext =
| Taxon_Autor = [[Johann Andreas Wagner|Wagner]], 1855
| KarteDir = ur
| Taxon2_WissName = Euarchonta
| Taxon2_Rang = ohne Rang
| KarteX = 1800
| KarteY = 1800
| Taxon3_WissName = Euarchontoglires
| Taxon3_Rang = Überordnung
| Kartendaten =
| Kartentext = Algol im Sternbild Perseus
| Taxon4_Name = Höhere Säugetiere
| Taxon4_WissName = Eutheria
| Sternbild = Per
| Taxon4_Rang = Unterklasse
| Rek = 03/08/10.132
| Taxon5_Name = Säugetiere
| Dek = +/40/57/20.33
| Taxon5_WissName = Mammalia
| Size = 0.5
| Taxon5_Rang = Klasse
| Caption = Algol (Beta Persei)
| Taxon6_Name = Synapsiden
| Objekt = Beta Persei
| Visuell = 2,09
| Taxon6_WissName = Synapsida
| Taxon6_Rang = ohne Rang
| Gr = 2.09
| Spektralklasse = B8&nbsp;V
| Bild = Tupaia cf javanica 050917 manc.jpg
| U-B-Index = -0,37
| Bildbeschreibung = Spitzhörnchen (''Tupaia spec.'')
| Subtaxa_Rang = Familie
| B-V-Index = -0,05
| Subtaxa = * [[Tupaiidae]]
| R-I-Index = -0,03
| Absolut-vis = -0,11
* [[Ptilocercidae]]
| Variabel = [[Algolsterne|EA]]
| Parallaxe = (36,27 ± 1,40)
| LJ = (89,9 ± 3,5)
| PC = (27,6 ± 1,1)
| V-Radial = (3,7 ± 3,9)
| V-RA = (2,99 ± 1,42)
| V-DE = (-1,66 ± 1,22)
| Masse = 3,59 <br /> 0,79 <br /> 1,67
| Radius = 2,3 <br /> 3,0 <br /> 0,9
| Leuchtkraft = 98 <br /> 3,4 <br /> 4,1
| Metallizität =
| Temperatur = 12 000 <br /> 4 500 <br /> 8 500
| Rotation =
| Alter = &lt; 300 · 10<sup>6</sup>
| Bayer = β Persei
| Flamsteed = 26 Persei
| BD = +40 673
| HD = 19356
| HIP = 14576
| HR = 936
| SAO = 38592
| TYC = 2851/2168/1
| Weitere = GJ&nbsp;9110 • ADS&nbsp;2362 • WDS&nbsp;03082+4057
<!-- Einzelnachweise -->
| RekDekRef = <ref name="hip1">[http://vizier.u-strasbg.fr/viz-bin/VizieR-5?-out.add=.&-source=I/239/hip_main&HIP=14576 Hipparcos-Katalog (ESA 1997)]</ref>
| VisRef = <ref name="hip1" />
| SpekRef = <ref name="hip1" />
| UBRef = <ref name="hr">[http://vizier.u-strasbg.fr/viz-bin/VizieR-5?-out.add=.&-source=V/50/catalog&HR=936 Bright Star Catalogue]</ref>
| BVRef = <ref name="hr" />
| RIRef = <ref name="hr" />
| AbsRef = <ref group="Anm" name="ber" />
| ParallaxeRef = <ref name="hip2" />
| LJPCRef = <ref name="hip2" />
| VradRef = <ref name="Pulkovo">[http://vizier.u-strasbg.fr/viz-bin/VizieR-5?-out.add=.&-source=III/252/table8&HIP=14576 Pulkovo radial velocities for 35493 HIP stars]</ref>
| VRef = <ref name="hip2">[http://vizier.u-strasbg.fr/viz-bin/VizieR-5?-out.add=.&-source=I/311/hip2&HIP=14576 Hipparcos, the New Reduction (van Leeuwen, 2007)]</ref>
| MasseRef =
| RadiusRef =
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| TempRef =
| MetallRef =
| RotRef =
| AlterRef =
| Anmerkung = <references group="Anm">
* <ref name="ber">Aus Scheinbarer Helligkeit und Entfernung errechnet.</ref>
</references>
}}
}}


'''Algol''' ([[Arabische Sprache|arabisch]] {{ar|الغول|w=al-ġūl|b=der Dämon}}), auch bekannt als '''β Persei''', ist ein [[veränderlicher Stern]] und der zweithellste Stern im Sternbild des [[Perseus (Sternbild)|Perseus]]. Er befindet sich in einer Entfernung von circa 93 [[Lichtjahr]]en.
Die '''Spitzhörnchen''' (Scandentia) sind eine [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der [[Säugetiere]] (Mammalia) aus den Waldgebieten Südostasiens mit 20 bekannten Arten. Sie ähneln [[Hörnchen]], wurden historisch auch als nahe Verwandte der [[Spitzmäuse]] betrachtet, stehen aber tatsächlich den [[Primaten]] nahe. Ihr alternativer Name '''Tupaias''' kommt vom [[Malaiische Sprache|malaiischen]] Wort „tupai“, das regional sowohl für Hörnchen als auch für Spitzhörnchen verwendet wird.


Seine [[scheinbare Helligkeit]] wechselt in einer Periode von 2,87 Tagen (2 Tage, 20 Stunden, 48 Minuten und 56 Sekunden) zwischen 2,3 und 3,5&nbsp;mag, was auch [[freiäugig]] gut zu beobachten ist. Im arabischen Mittelalter wurde er wegen seines unerklärlichen Verhaltens auch „'''Teufelsstern'''“ genannt. Er ist der Prototyp der [[Bedeckungsveränderlicher Stern|Bedeckungsveränderlichen Sterne]].
Spitzhörnchen sind primär Bodenbewohner und klettern bis auf eine Art eher gelegentlich. Sie sind [[Allesfresser]] und haben eine für [[Höhere Säugetiere]] außergewöhnlich geringe Brutfürsorge.


Es handelt sich bei Algol um ein Dreisternsystem. Ein hellerer bläulicher Stern (Spektralklasse B8) mit der einhundertfachen Helligkeit der [[Sonne]] und ein weniger leuchtstarker rötlich-gelber Stern (Spektralklasse K2) umkreisen einander im Abstand von 0,062&nbsp;[[Astronomische Einheit|AE]]. Um dieses [[Doppelstern]]system kreist im mittleren Abstand von 2,69&nbsp;AE ein dritter Stern mit einer Umlaufzeit von 681 Tagen.
== Vorkommen ==


== Bedeckungsveränderlicher Stern ==
Keine Art der Spitzhörnchen kommt im gesamten Verbreitungsgebiet der Ordnung vor. Borneo weist eine hohe Spitzhörnchendiversität auf, zehn Arten wurden dort bisher nachgewiesen. Gründe hierfür könnten Größe und Habitatvielfalt sein, oder, dass die Spitzhörnchen ihren phylogenetischen Ursprung auf Borneo haben und sich von dort aus verbreiteten. Der Rest des Verbreitungsgebietes umfasst [[Java (Insel)|Java]], [[Sumatra]], die [[malaiische Halbinsel]], [[Indochina]] und Teile Nord[[indien]]s. Sie leben in Waldgebieten und gelegentlich als [[Kulturfolger]] auf Plantagen.
[[Datei:Eclipsing binary star animation 2.gif|mini|links|Animation eines bedeckungs-veränderlichen Doppelsterns mit resultierender Lichtkurve. Der Sternabstand ist zu gering dargestellt, die Entfernungsänderung hingegen übertrieben.<ref>D. Gossman, ''Light Curves and Their Secrets'', Sky & Telescope (October 1989, p.410)</ref><ref>[http://www.astro.cornell.edu/academics/courses/astro1101/java/eclipse/eclipse.htm Eclipsing Binary Simulation], Cornell Astronomy</ref>]]


Der Wechsel in der scheinbaren Helligkeit kommt zustande, wenn der größere, aber dunklere Stern aus Sicht der Erde vor dem hellen bläulichen Stern vorbeizieht und ihn dabei verdeckt. Zwischen zwei Helligkeitsminima gibt es noch einmal eine leichte Helligkeitsschwankung, wenn der hellere Stern den dunkleren teilweise verdeckt. Nach den Charakteristika der [[Lichtkurve]] von Algol sind die [[Algolsterne]] benannt, eine Klasse von [[Bedeckungsveränderlicher Stern|Bedeckungsveränderlichen]].
== Morphologie ==


Die Entdeckung der Helligkeitsänderungen werden [[Geminiano Montanari]] (1667/1669) zugeschrieben. Die Periode wurde von [[John Goodricke]] im Jahr 1783 bestimmt. Er vermutete das Verdecken durch einen großen Körper oder eine ungleichmäßige Oberfläche mit Flecken, ähnlich denen auf der Sonne.<ref>''The Philosophical Transactions of the Royal Society of London, from Their Commencement in 1665 to the Year 1800.'' veröffentlicht 1809, [https://books.google.de/books?id=8Sw_X9vlQnoC&pg=PA456 S. 456ff] (Erklärung S. 459); ''Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte.'' Band 2, 2. St., Gotha 1783, [https://books.google.de/books?id=Ag5LAAAAcAAJ&pg=RA1-PA160 S. 160f]; ''[[Berliner Astronomisches Jahrbuch|Astronomisches Jahrbuch]] für das Jahr 1787.'' Berlin 1784, [https://books.google.de/books?id=rvMNAAAAQAAJ&pg=PA145 S. 145]</ref> In einem Brief von [[John Michell]] an [[Henry Cavendish]] im Juli 1783 wurde die Erklärung mit zwei unterschiedlichen Sternen erwähnt.<ref>Russell McCormmach: ''Weighing the World: The Reverend John Michell of Thornhill.'' Verlag Springer Science & Business Media, 2011, [https://books.google.de/books?id=9eMkgfKIdXIC&pg=PA360 S. 360&nbsp;Mitte]</ref>
=== Merkmale ===


Es ist jedoch davon auszugehen, dass bereits den griechischen und arabischen Astronomen der mit dem bloßen Auge zu erkennende Lichtwechsel aufgefallen war. Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass schon die Ägypter diesen Stern beobachteten und ihren [[Tagewählkalender (Altes Ägypten)|Tagewählkalender]] darauf abgestimmt haben. Der um 1200 v. Chr. im alten Ägypten entstandene „Kalender der glücklichen und unglücklichen Tage“ enthält Regelmäßigkeiten, die mit den periodischen Helligkeitsschwankungen des „Teufelssterns“ Algol im Einklang sind. Der Kalender wäre damit das älteste überlieferte Dokument der Entdeckung eines veränderlichen Sterns, so ein Team finnischer Forscher. In Übereinstimmung mit astrophysikalischen Vorhersagen war die Periode von Algol vor 3.200 Jahren etwas kürzer als heute.
Spitzhörnchen haben einen schlanken Körper und langen Schwanz, Letzterer ist außer beim [[Federschwanz-Spitzhörnchen]] (''Ptilocercus lowii'') dicht behaart. Charakteristisch ist eine lange Schnauze. Spitzhörnchen erreichen je nach Art 10 bis 23 Zentimeter Kopf-Rumpf-Länge und 9 bis 24 Zentimeter Schwanzlänge. Das Gewicht reicht von 45 bis 350 Gramm.
<ref>{{cite journal|author=Porceddu, S., Jetsu, L., Lyytinen, J., Kajatkari, P., Lehtinen, J., Markkanen, T, Toivari-Viitala, J.|title=Evidence of Periodicity in Ancient Egyptian Calendars of Lucky and Unlucky Days|journal = Cambridge Archaeological Journal|volume =18|issue=3|year = 2008|pages = 327–339|doi=10.1017/S0959774308000395|url=http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=2374180}}</ref><ref>{{cite journal|author=Jetsu, L., Porceddu, S., Lyytinen, J., Kajatkari, P., Lehtinen, J., Markkanen, T, Toivari-Viitala, J.|title=Did the Ancient Egyptians Record the Period of the Eclipsing Binary Algol - The Raging One? |journal = [[The Astrophysical Journal]]|volume =773|issue=1|year = 2013|pages = A1 (14pp)|doi = 10.1088/0004-637X/773/1/1| bibcode = 2013ApJ...773....1J}}</ref>


== Namensgebung ==
Die Fellfarbe variiert von olivgrau bis rostbraun und ist auf der Bauchseite heller. Das Fell ist dicht und weich. Die Deckhaare sind lang und gerade, die Wollhaare kurz und weich. Bis auf die [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''Dendrogale'' und den Federschwanz haben Spitzhörnchen einen hellen Schulterstreifen. Wenige Arten tragen zusätzliche Zeichnungen im Gesicht oder einen dunklen Rückenstreifen.
Der Name Algol ist eine Verkürzung des ursprünglichen [[Arabische Sprache|arabischen]] Namens {{ar|»رأس الغول«|w=raʾs al-ġūl|b=Kopf des Dämons}}. Er wird seit dem 10. Jahrhundert benutzt und ist einer der ältesten arabischen Sternnamen in der westlichen Welt. Zuvor nannte [[Ptolemäus]] diesen Stern ''Gorgonea Prima'' ([[latein]]isch für „erster [Stern] der Gorgo“) nach einer [[Griechische Mythologie|griechischen Sage]], in der [[Perseus (Mythologie)|Perseus]] das abgeschlagene Haupt der [[Medusa]] (eine der drei [[Gorgonen]]) in Händen hält. In der Astrologie gilt Algol seit jeher als Unheilsgestirn.


== Siehe auch ==
Die Ohren sind klein und haben eine primatenähnliche knorpelige Ohrmuschel mit einem häutigen Ohrläppchen. Sie sind leicht behaart, bloß beim Federschwanz-Spitzhörnchen sind sie nackt und relativ groß.
* [[Liste von Sternen]]


== Weblinks ==
=== Skelett, Schädel und Gebiss ===
{{Commonscat|Algol}}

* {{Alpha Centauri|68}}
Die Wirbelsäule der Spitzhörnchen setzt sich aus sieben [[Halswirbel]]n, zwölf bis 13 rippentragenden [[Brustwirbel]]n, sechs bis sieben [[Lendenwirbel]]n, drei [[Kreuzbein|Kreuzwirbeln]] und 24 [[Schwanzwirbel]]n zusammen. Das [[Schlüsselbein]] ist gut entwickelt. Die Knochen des [[Unterarm]]es sind nicht miteinander verschmolzen, ebenso nicht die des [[Unterschenkel]]s. [[Mondbein]] und [[Os scaphoideum|Kahnbein]], zwei [[Handwurzelknochen]], sind bei den Gattungen ''Tupaia'', ''Anathana'' und ''Urogale'' vollständig miteinander verschmolzen, bei ''Ptilocercus'' und ''Dendrogale'' sind diese beiden Knochen weniger stark verschmolzen. Der Daumen kann abgespreizt werden, ist jedoch nicht opponierbar (also den anderen Fingern gegenüberstellbar), wodurch Spitzhörnchen keine echte Klammerhand haben; stattdessen verwenden sie zum Klettern ihre sichelförmigen [[Kralle]]n.



Die für Spitzhörnchen charakteristische, lange Schnauzenregion wird vom [[Nasenbein]] gebildet. Die [[Schläfenbein]]e sind sehr klein und werden im Verlaufe der Individualentwicklung des Schädels immer mehr vom [[Scheitelbein]] verdrängt. Der Hinteraugenbogen (''Postorbitalbogen'') wird vom [[Stirnbein]] und dem [[Jochbein]] gebildet. Überaugenfenster (''Foramen supraorbitale'') und Unteraugenfenster (''Foramen infraorbitale'') sind vorhanden.

{{Zahnformel|2|I=3|1|3|3|M=3|Gesamt=38|Titel=Schematische Darstellung der Zahnformel}}

Die [[Zahnformel]] der Spitzhörnchen lautet [[Schneidezahn|I]] 2/3, [[Eckzahn|C]] 1/1, [[Prämolar|P]] 3/3, [[Molar (Zahn)|M]] 3/3. Die Schneidezähne des Oberkiefers ähneln Eckzähnen und werden auch eckzahnähnlich eingesetzt: Die oberen Schneidezähne werden eher zum Halten und Greifen als zum Abbeißen verwendet. Zwischen den Schneidezähnen ist aufgrund der langen Schnauzenregion oft ein großes [[Diastema (Zoologie)|Diastema]] vorhanden. Die unteren Schneidezähne bilden mit ihren verlängerten Kronen einen [[Zahnkamm]], der auch bei Riesengleitern und Feuchtnasenaffen vorhanden ist. Die Funktion dieser Zahnkämme ist nicht bekannt; eventuell spielen sie bei der Nahrungsaufnahme oder dem Putzen des Fells eine Rolle. Anders als bei Lemuren sind bei Spitzhörnchen die Eckzähne nicht an der Bildung des Zahnkammes beteiligt. Die oberen Eckzähne ähneln den Prämolaren. In der Struktur der Prämolaren weichen das Federschwanz-Spitzhörnchen und die Bergtupajas von den anderen Spitzhörnchen ab: Ihre Eckzähne sind besonders klein und haben zwei Wurzeln. Die unteren Eckzähne sind generell größer als die oberen. Ein Prämolar, der P<sup>4</sup>, besitzt einen Protocon genannten Höcker mit eigener Wurzel. Die oberen Molaren haben drei Wurzeln und sind durch weitere, zwischen den verschiedenen Zahnspitzen platzierte Höcker (Mesostyl) gekennzeichnet. Die unteren Molaren sind säugertypisch und weichen vom gewöhnlichen Muster kaum ab.

=== Weichteilanatomie ===

Kennzeichnend für Spitzhörnchen ist eine [[Unterzunge]]. Dies ist ein blattartiges, muskelfreies [[Gewebe (Biologie)|Gewebe]] an der Unterseite des beweglichen Teiles des Zunge, die eine gefranste Spitze aufweist. Sie dient der Reinigung des Zahnkamms. Bis auf ein paar Vertreter der Gattung ''Tupaia'', die früher als ''Lyonogale'' abgegrenzt wurden, verfügen Spitzhörnchen beim Übergang vom [[Dünndarm]] zum [[Dickdarm]] über einen [[Blinddarm]], der die pflanzliche [[Zellulose]] zersetzt und damit die Verdauung unterstützt.

Spitzhörnchen haben ein gut entwickeltes, ursprünglich gebautes [[Jacobson-Organ]], das in einem Teil der Nasenhöhle liegt und über einen speziellen Gang, den [[Ductus incisivus]], mit der restlichen Nasenhöhle und der Mundhöhle offen verbunden ist. Gehör und Gesichtssinn sind die primären Sinne der Spitzhörnchen und dominieren über den Geruchssinn. Die [[Netzhaut]] besteht hauptsächlich aus [[Zapfen (Auge)|Zapfen]]; bis auf das nachtaktive Federschwanz-Spitzhörnchen, dem diese Fähigkeit keine besonderen Vorteile einräumen würde, können alle Spitzhörnchen Farben gut unterscheiden.

Die [[Hoden]] liegen je nach Art permanent oder während der Fortpflanzungszeit im Hodensack neben dem [[Penis]]. Die [[Glans penis|Eichel]] ist verlängert und ein [[Penisknochen]] fehlt. Die [[Gebärmutter]] der Weibchen ist zweihörnig.

== Lebensweise ==
[[Datei:Spitzhörnchen.JPG|thumb|Spitzhörnchen]]
=== Aktivität ===

Anders als viele andere kleinere Säugetiere sind Spitzhörnchen tagaktiv. Federschwanz-Spitzhörnchen (''Ptilocerus lowii'') sind jedoch nachtaktiv und mit großen Augen, einer [[Tapetum lucidum|reflektierenden Schicht]] hinter der [[Netzhaut]], sehr großen Ohren, langen Tasthaaren und einer grau-schwarzen Tarnfärbung gut an diese Lebensweise angepasst. Die [[Bergtupajas]] der Gattung ''Dendrogale'' sind vermutlich dämmerungsaktiv, über ihre Lebensweise ist jedoch nicht viel bekannt. Bei den tagaktiven Arten liegen die Aktivitätshöhepunkte am frühen Vormittag und am späten Nachmittag. Als Schlafplätze werden primär Baum- und Erdhöhlen genutzt, jedoch auch Felsspalten, hohle Bambusstämme und Mulden unter großen Wurzeln und umgefallenen Bäumen. Während des Schlafes liegen Spitzhörnchen zusammengerollt, bei kurzen Ruhepausen liegen sie einfach auf Ästen. Die hohe Aktivitätskörpertemperatur von 40&nbsp;°C wird bei nächtlichen Schlafphasen auf 36&nbsp;°C gesenkt. Allgemein sind Spitzhörnchen gegen Temperaturschwankungen recht unempfindlich und vertragen Temperaturen zwischen 5 und 40&nbsp;°C problemlos.

=== Ernährung ===

Die Spitzhörnchen ernähren sich von kleinen [[Gliedertiere]]n, jedoch auch von anderen Wirbellosen sowie Pflanzenteilen, speziell Früchten und Samen, oder kratzen mit ihrem Zahnkamm Harze und Pflanzensäfte von Bäumen. Sehr große Spitzhörnchen wie der [[Eigentliche Spitzhörnchen#Die Arten|Tana]] fressen gelegentlich kleine Wirbeltiere wie [[Eidechsen]] und [[Kleinsäuger]] und brechen Vogeleier auf. In Gefangenschaft wurde beobachtet, wie große Spitzhörnchen Mäuse und Jungratten fingen und diese mit einem Nackenbiss töteten. Spitzhörnchen gehen für die Nahrungssuche fast immer auf den Boden und suchen ihre Nahrung, indem sie mit Schnauze und Pfoten durch die Laubstreu wühlen. Eine Ausnahme hiervon bilden nur die ausschließlich baumlebenden Spitzhörnchen wie der Federschwanz. Die Beute wird mit der Schnauze gepackt; nur, wenn die Beute nicht mit der Schnauze erreicht werden kann, setzen Spitzhörnchen ihre Pfoten ein. Fliegende Insekten werden in einer schnellen Bewegung mit einer oder beiden Pfoten gefasst. Charakteristisch für Spitzhörnchen ist, dass alle Arten beim Fressen die Nahrung mit den Vorderpfoten halten.

=== Sozialverhalten ===

Für gewöhnlich leben Spitzhörnchen allein oder paarweise in je nach Lokalität 500 (Plantage) bis 10.000 Quadratmeter (natürlicher Wald) großen [[Revier (Tier)|Revieren]], die heftig gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigt werden. Die Reviere der Weibchen überlappen sich wenig bis gar nicht; zwei bis drei Weibchenreviere werden vom Revier eines Männchens überdeckt. Es bilden sich oft lang anhaltende, harmonische Paarbeziehungen, die vor allem am regelmäßigen Begrüßungslecken und gemeinsamen Ruhen erkennbar sind. Unharmonische Paare gebären zwar Jungtiere, fressen diese aber wie normale Beute.

Spitzhörnchen reagieren sehr aggressiv auf Artgenossen, die in ihr Revier eindringen: Sie kämpfen heftig, teilweise mit Bisswunden und Kratzern als Folge. Der Eindringling ist meist innerhalb von Sekunden oder Minuten vertrieben. In Gehegen kann der Unterlegene dem dominanten Spitzhörnchen nicht ausweichen, und trotz guter Nahrungsaufnahme verliert der Schwächere stark an Gewicht, fällt nach ein paar Tagen ins [[Koma]] und stirbt schließlich.

Die Kommunikation über Laute ist bei Spitzhörnchen eher schwach ausgeprägt; es werden acht Laute in den Funktionsbereichen Kontaktaufnahme, Aufmerksamkeit, Alarm und Aggression unterschieden. Die Laute werden vom Schwanz als Ausdrucksorgan unterstützt; er schlägt zum Beispiel bei Aufregung auf und ab. Wenn Spitzhörnchen im Nest überrascht oder von anderen Spitzhörnchen angegriffen werden, stoßen sie mit weit offenem Maul ein knurrendes, raues Zischen aus. Dieses Verhalten tritt auch bei Jungtieren auf, die im Nest gestört werden. Bei Kämpfen quietschen und kreischen Spitzhörnchen. Aufgeregte Vertreter der Gattung ''Tupaia'' schnattern laut, oft wird dies als Sammelruf interpretiert, der ausgestoßen wird, wenn potenzielle Feinde gesichtet wurden.

Während die anderen Kommunikationsmuster nur mäßig ausgeprägt sind, ist die Kommunikation über Gerüche stark ausgeprägt. Spitzhörnchen setzen umfangreiche Duftmarken, die aus den Sekreten bestimmter Drüsen sowie seltener aus [[Urin]] und [[Kot]] bestehen. Die Duftsekrete entstammen Drüsenfeldern des Bauches. Sie sind von öliger Konsistenz und bestehen zu mehr als 99 % aus [[Fette|Fett]]. Dies gewährleistet unter den dortigen klimatischen Bedingungen eine lange Haltbarkeit des Duftes. ''Tupaia belangeri'' besitzt Drüsen an Brust und Unterleib. Die Brustdrüsen werden aktiviert, indem das Tier steifbeinig steht und die Drüse an dem zu markierenden Objekt reibt. Die Unterleibsdrüse wird eingesetzt, wenn das Spitzhörnchen von einem Ast rutscht und die Drüsen gegen diesen Ast drückt. Der Urin wird in Tröpfchen während des Laufens abgesetzt. Tanas zelebrieren eine Art Tanz, bei dem sie ihre Pfoten mit zuvor auf einer glatten Fläche abgesetzten Urin befeuchten; dadurch wird mit jedem Schritt der Geruch verbreitet. Gefangene Spitzhörnchen setzen Kot an bestimmten Stellen im Käfig ab; wahrscheinlich dient der Kot wie die anderen Duftstoffe hauptsächlich dazu, das Revier zu markieren, jedoch geht der Informationsgehalt wahrscheinlich über Reviermarkierung hinaus.

=== Fortpflanzung und Entwicklung ===

Spitzhörnchen können sich das ganze Jahr über fortpflanzen, je nach Art gibt es jedoch besonders geburtenstarke Phasen. Der [[Östrus]] dauert acht bis 39 Tage und ist postpartum, das heißt in diesem Fall, dass direkt nach der Geburt eine Kopulation stattfinden kann, die dann einen [[Eisprung]] auslöst. Nachdem die Paarung beendet ist, zeigen Männchen keine weitere Fürsorge für die Fortpflanzung.

Nach einer [[Trächtigkeitsdauer|Tragzeit]] von 40 bis 52 Tagen werden die Jungtiere in einem vom Muttertier gebauten Nest geboren, das von den Ruhe- und Schlafplätzen der Elterntiere getrennt ist. Das Nest wird vom Muttertier ein paar Tage bis wenige Stunden vor der Geburt mit Laub und anderem Pflanzenmaterial gepolstert. Die Wurfgröße beträgt ein bis drei Tiere; nach der durchschnittlichen Wurfgröße richtet sich auch die Anzahl der Zitzenpaare, die je nach Art ein bis drei beträgt.

Jungtiere der Spitzhörnchen sind [[Platzhocker]], bei der Geburt sind sie unbehaart, und die Gehörgänge sind ebenso wie die Augenlider verschlossen. Spitzhörnchen haben eine stark reduzierte mütterliche Fürsorge, was sich darin äußert, dass die Mutter eines Wurfes nur alle zwei Tage für fünf bis zehn Minuten die Jungtiere säugt und ansonsten keinen Kontakt mit den Jungtieren hat. Während der wenigen Minuten werden auch weder das Nest noch die Jungtiere gesäubert. Ein Erklärungsversuch deutet dieses Verhalten als Schutz vor Fressfeinden, da ein säugendes Weibchen sehr viel auffallender ist als einzelne Jungtiere. Um das lange Säugeintervall auszugleichen, nehmen die Jungtiere sehr viel Milch auf (je nach Art zwei bis 15 Gramm); dadurch werden die nur etwa zehn Gramm schweren Jungtiere regelrecht aufgebläht. Überdies ist die Milch mit einem Fettgehalt von 26 % und einem [[Protein]]gehalt von 10 % äußerst nahrhaft. Durch diese Milch können sie ohne die Mutter eine Körpertemperatur von 37&nbsp;°C aufrechterhalten und wachsen sehr schnell heran. Während der Säugezeit erkennt die Mutter ihre Jungen am Geruch, den sie beim Säugen auf sie überträgt; als dieser Geruch in Versuchen neutralisiert wurde, fraß die Mutter ihre eigenen Jungen.

Das Gehör ist nach zehn Tagen entwickelt, die Augenlider öffnen sich nach drei Wochen. Das Nest verlassen sie in der Regel nach etwa einem Monat; dann sehen sie bis auf die Körpergröße wie die [[Adult]]i aus. Bis zu diesem Zeitpunkt hat das Muttertier bloß eineinhalb Stunden bei den Jungtieren verbracht. Nachdem das Nest verlassen wurde, wachsen die Jungtiere weiterhin schnell heran und sind im Alter von drei bis vier Monaten ausgewachsen und geschlechtsreif; dann vertreibt das Muttertier die Jungen aus seinem Revier. Über die Lebensspanne in der Wildnis ist wenig bekannt; in Gefangenschaft beträgt sie in der Regel neun bis zehn Jahre.

== Stammesgeschichte und Systematik ==

=== Geschichtliche und aktuelle Darstellung ===

Die erste Darstellung eines Spitzhörnchens erfolgte von [[William Ellis]], der [[James Cook]] bei seiner Reise im malaiischen Archipel um 1780 begleitete. In seinem Tagebuch fand sich ein Eintrag, dass in der Nähe von Saigon ein seltsames Tier erlegt worden sei, von Ellis bezeichnet als „squirrel“ ([[Hörnchen]]).<ref>Robert C. Hubrecht, James Kirkwood (Herausgeber): ''The UFAW Handbook on the Care and Management of Laboratory and Other Research Animals,'' Kapitel 20 ''Tree shrews'', S. 262, Seite bei [https://books.google.at/books?hl=de&lr=&id=Wjr9u1AAht4C&oi=fnd&pg=PA262&dq=tree+shrews+genetic&ots=OTk0NfJyYt&sig=nqRFn_1oXTApoBuLsDXyQtIQqjY#v=onepage&q=tree%20shrews%20genetic&f=false Google Books]</ref>

1820 erfolgte die wissenschaftliche [[Erstbeschreibung]] des [[Gewöhnliches Spitzhörnchen|Gewöhnlichen Spitzhörnchens]] durch die französischen Forscher [[Pierre-Médard Diard]] und [[Alfred Duvaucel]], die das Tier jedoch als ''Sorex glis'' zu den [[Spitzmäuse]]n stellten.<ref>Diard, P.M., Duvaucel, A. (1820). [http://books.google.com/books?id=ICgoAAAAYAAJ&lpg=PA474&ots=kytGdRZH7f&pg=PA472#v=onepage&q&f=false "Sur une nouvelle espèce de Sorex — Sorex Glis"]. ''Asiatick researches, or, Transactions of the society instituted in Bengal, for inquiring into the history and antiquities, the arts, sciences, and literature of Asia'', Ausgabe 14: S. 470–475.</ref> Dementsprechend wurde es auf Englisch als ''„tree shrew“'' („Baumspitzmaus“) bezeichnet. Dies legte den Grundstein für die lange übliche Einordnung der Spitzhörnchen bei den [[Insektenfresser]]n. 1866 stellte [[Ernst Haeckel]] die Spitzhörnchen zusammen mit den [[Rüsselspringer]]n in das Taxon ''Menotyphla'' als Untergruppe der Insektenfresser mit Blinddarm, und stellte sie damit den übrigen Insektenfressern ohne Blinddarm im Taxon ''Lipotyphla'' entgegen.

Gerüttelt wurde an der Insektenfresserthese erstmals um 1910, als W. K. Gregory Hinweise gab, dass die Spitzhörnchen den [[Primaten]] näher stehen. 1920 behauptete der Anatom [[Wilfrid Le Gros Clark]], dass die Spitzhörnchen die erste Seitenlinie der Primaten seien, und bestätigte insofern Gregory. Dies schloss er aus Strukturvergleichen von Schädel, Gehirn, Muskulatur und Fortpflanzungsorganen. 1945 übernahm [[George Gaylord Simpson]] in seinem bedeutenden Werk über die Klassifikation der Säugetiere, ''Principles of Classification and a Classification of Mammals'' (''Prinzipien der Klassifikation und eine Klassifikation der Säugetiere''), diese These und bezeichnete Spitzhörnchen als Primaten aus der Gruppe der Lemuren. Hierauf folgte eine Phase intensiver Forschung, da gehofft wurde, so die Evolution der Primaten, inklusive des Menschen, aufzuklären. Dadurch kam man zu dem Schluss, dass die Spitzhörnchen überlebende Abbilder unserer Primatenvorfahren seien und als [[Halbaffen]] zu bezeichnen sind.

1969 schließlich trennte Erich Thenius die Spitzhörnchen als eigene Ordnung Tupaioidea ab, wurde jedoch hinsichtlich des Namens um 1972 von P. M. Butler korrigiert, der darauf hinwies, dass der bereits 1855 verwendete Name Scandentia von Johannes Andreas Wagner höhere Priorität hat.

Eine Schwierigkeit bei der Rekonstruktion der Verwandtschaftsverhältnisse war auch der eher schlechte Fossilbeleg. In den indischen [[Siwaliks|Siwalik-Bergen]] wurden jedoch zehn Millionen Jahre alte Fossilien von Spitzhörnchen gefunden. Die Art wurde ''[[Palaeotupaia sivalensis]]'' genannt. Dies war wohl wie die meisten heutigen Spitzhörnchen ein gelegentlich kletternder Bodenbewohner, womit eine Abstammung von Primaten und den bodenbewohnenden Insektenfressern unwahrscheinlich ist. Noch ältere Fossilien von ''Anagale gobiensis'' aus dem [[Oligozän]] weisen die gleichen Merkmale auf. Diese fossile Art war vielleicht ein Vorfahr der Spitzhörnchen, in diese Gruppe wird er jedoch wegen Merkmalen in der Ohrregion nicht gerechnet.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde mit einer Reihe von Einwänden auch die Primatenthese in Frage gestellt. Einerseits treffen die primatenartigen Züge, sprich kürzere Schnauze, Vorwärtsdrehung der Augenhöhle und ein besser entwickeltes [[Zentralnervensystem]], hauptsächlich auf die wenigen baumbewohnenden Spitzhörnchen wie das [[Zwergtupaja]] (''Tupaia minor'') zu. Diese Gemeinsamkeiten konnten auch im Zuge [[Analogie (Biologie)|konvergenter Evolution]] durch parallele Anpassung an das Leben in den Bäumen entstanden sein. Andererseits bestehen teils enorme Unterschiede zwischen den Spitzhörnchen und den Primaten, vor allem das Fortpflanzungsverhalten: Während Spitzhörnchen wenig entwickelte Jungtiere zur Welt bringen und nur eine geringe Mutterfürsorge aufweisen, gebären Primaten gut entwickelte Jungen, die sie sorgfältig pflegen. Daher setzte sich die Ansicht durch, dass Spitzhörnchen weder mit den Insektenfressern, noch den Primaten näher verwandt seien und eine ganz eigene Entwicklungslinie der Plazentatiere bilden. Dies war noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Stand der Wissenschaft.

[[Datei:Kaguaani_02.jpg|miniatur|[[Riesengleiter]] sind zusammen mit den Primaten die nächsten Verwandten der Spitzhörnchen]]
Letzten Endes bestätigten aber [[Molekularbiologie|molekularbiologische]] Untersuchungen, wie der Vergleich von Protein- und DNA-Sequenzen, sowie immunbiologische Untersuchungen doch die nahe Verwandtschaft von Spitzhörnchen und Primaten. Als Änderung ergab sich, dass die [[Riesengleiter]], deren Systematik ihrerseits eine sehr bewegte Geschichte aufweist, den Primaten noch näher stehen und mit ihnen die Klade der [[Primatomorpha]] bilden. Genetische Untersuchungen aus dem Jahre 2007<ref name="Jane2007">[http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/285029.html Was Affen mit Riesengleitern zu tun haben] – Auf: wissenschaft.de</ref> ergaben folgendes Bild:

* Vor etwa 87,9 Millionen Jahren bildete sich die Gruppe der [[Euarchonta]], welche Spitzhörnchen, Riesengleiter und Primaten umfasst.
* Als erste Ordnung trennten sich vor ca. 86,2 Millionen Jahren die Spitzhörnchen von den Primatomorpha.
* Vor etwa 79,6 Millionen Jahren erfolgte dann die Trennung der Primatomorpha in Riesengleiter und Primaten.

{{Klade
|label1=&nbsp;[[Euarchontoglires]]&nbsp;
|1={{Klade
|label1=&nbsp;[[Euarchonta]]&nbsp;
|1={{Klade
|1=&nbsp;'''Spitzhörnchen (Scandentia)'''
|label2=&nbsp;[[Primatomorpha]]&nbsp;
|2={{Klade
|1=&nbsp;[[Riesengleiter]] (Dermoptera)
|2=&nbsp;[[Primaten]] (Primates)
}}
}}
|label2=&nbsp;[[Glires]]&nbsp;
|2={{Klade
|1=&nbsp;[[Hasenartige]] (Lagomorpha)
|2=&nbsp;[[Nagetiere]] (Rodentia)
}}
}}
}}

=== Subtaxa ===

''Die hier dargestellte Liste folgt Wilson & Reeder (2005).''

[[Datei:Tupaia tana J Smit.jpg|thumb|Tana (''Tupaia tana''), Darstellung von Joseph Smit (1836–1929)]]
* Familie Tupaiidae
** Die Gattung der [[Eigentliche Spitzhörnchen|Eigentlichen Spitzhörnchen]] (''Tupaia'') ist die größte Gattung der Spitzhörnchen und zugleich die am generalistischsten gebaute. Das Gewicht reicht von 45 bis 160 Gramm. Die Vertreter dieser Gattung leben auf der malaiischen Halbinsel, Indonesien, den Philippinen und Indochina. Kennzeichnend sind gut ausgebildete Eckzähne und kleine Ohrläppchen. 15 Arten, von denen zwei (''T. tana'' und ''T. dorsalis'') manchmal in einer eigenen Gattung, ''Lyonogale'', geführt werden.
*** [[Nördliches Spitzhörnchen]] (''T. belangeri'')
*** [[Mentawai-Spitzhörnchen]] (''T. chrysogaster'')
*** [[Streifen-Spitzhörnchen]] (''T. dorsalis'')
*** [[Gewöhnliches Spitzhörnchen]] (''Tupaia glis'')
*** [[Schlank-Spitzhörnchen]] (''T. gracilis'')
*** [[Java-Spitzhörnchen]] (''T. javanica'')
*** [[Langfuß-Spitzhörnchen]] (''T. longipes'')
*** [[Zwergspitzhörnchen]] (''T. minor'')
*** [[Hochland-Spitzhörnchen]] (''T. montana'')
*** [[Calamian-Spitzhörnchen]] (''T. moellendorffi'')
*** [[Nikobaren-Spitzhörnchen]] (''T. nicobarica'')
*** [[Palawan-Spitzhörnchen]] (''T. palawanensis'')
*** [[Tiefland-Spitzhörnchen]] (''T. picta'')
*** [[Rotschwanz-Spitzhörnchen]]' (''T. splendidula'')
*** [[Tana (Spitzhörnchen)|Tana]] (''T. tana'')
** Gattung ''Anathana''
*** Das [[Indisches Spitzhörnchen|Indische Spitzhörnchen]] (''Anathana ellioti''), einziger Vertreter der Gattung, ist mit 160 Gramm Gewicht mittelgroß und durch eine kurze Schnauze, schlecht entwickelte Eckzähne, gut entwickelte Ohrläppchen und zwei bis drei Zitzenpaaren bei Weibchen gekennzeichnet. Das Verbreitungsgebiet des Indischen Spitzhörnchens liegt in Indien südlich des Ganges.
** Gattung ''Urogale''
*** Das [[Philippinen-Spitzhörnchen]] (''Urogale everetti''), einziger Vertreter der Gattung, ist mit einem Gewicht von 350 Gramm das größte Spitzhörnchen. Bei Everetts Spitzhörnchen ist das zweite Paar der oberen Schneidezähne stark vergrößert, das dritte Paar der unteren Schneidezähne ist hingegen verkümmert. Die Weibchen haben zwei Zitzenpaare. Diese Spitzhörnchen leben auf Mindanao, Dinigat und Siargao.
** Gattung [[Bergtupajas]] (''Dendrogale''): Beide Arten sind baumlebend und mit 50 Gramm Gewicht recht klein. Sie sind durch eine kurze Schnauze und große Ohrläppchen sowie einen langen, mit feinem Haar bedeckten Schwanz erkennbar. Die Weibchen haben ein Zitzenpaar. Vertreter von ''Dendrogale'' leben auf Nordborneo, Ostthailand, Vietnam und Kambodscha.
*** [[Borneo-Bergtupaja]] (''Dendrogale melanura'')
*** [[Nördliches Bergtupaja]] (''Dendrogale murina'')
* Familie Ptilocercidae
** Gattung ''Ptilocercus''
*** Das [[Federschwanz-Spitzhörnchen]] (''Ptilocercus lowii''), einziger Vertreter der Gattung und der Familie, ist im Süden der malaiischen Halbinsel, Nordwestborneo, Nordsumatra und den umliegenden Inseln beheimatet. Es ist klein (50 Gramm Gewicht), nachtaktiv, kann binokular sehen und ist vor allem durch eine Quaste am Ende des ansonsten unbehaarten Schwanzes gekennzeichnet. Die oberen Schneidezähne sind groß und die Ohrläppchen groß, häutig und beweglich. Weibchen haben zwei Zitzenpaare.

== Spitzhörnchen und Menschen ==

Die wechselseitigen Beeinflussungen von Spitzhörnchen und Menschen sind gering, einige Arten sind jedoch wegen Lebensraumverlust selten geworden. Manche Populationen sind Kulturfolger, trotzdem spielen sie weder wirtschaftlich noch in der Mythologie eine besondere Rolle. Mitunter werden Obstplantagen durch Spitzhörnchen geschädigt.

== Literatur ==

* Louise H. Emmons: ''Tupai: A field study on bornean tree shrews''. University of California Press, erschienen 2000. ISBN 0-520-22291-1
* Robert D. Martin: ''Spitzhörnchen''. In: David MacDonald (Hrsg.): ''Die große Enzyklopädie der Säugetiere''. Könemann in der Tandem Verlag GmbH, Königswinter 2004 (Übersetzung der englischen Originalausgabe von 2001); S. 426–431. ISBN 3-8331-1006-6.
* Nadja Schilling: ''Scandentia (Tupaiiformes), Spitzhörnchen, Tupaias''. In: W. Westheide und R. Rieger: ''Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum Akademischer Verlag, München 2004; S. 549–553. ISBN 3-8274-0900-4.
* {{BibISBN|0801857899}}
* K. Kolar u. a.: ''Spitzhörnchen und Halbaffen''. In: Bernhard Grzimek (Hrsg.): ''Grzimeks Tierleben Säugetiere 1''. Bechtermünz Verlag, Augsburg 2000 (Nachdruck der dtv-Ausgabe von 1979/80); S. 243–296. ISBN 3-8289-1603-1.
* D. E. Wilson, D. M. Reeder (Hrsg.): ''[[Mammal Species of the World]]''. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005. ISBN 0-8018-8221-4


== Quellen ==
== Quellen ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Hauptreihenstern]]
== Weblinks ==
[[Kategorie:Veränderlicher Stern]]

{{Commonscat|Scandentia|Spitzhörnchen}}

{{SORTIERUNG:Spitzhornchen}}
[[Kategorie:Spitzhörnchen| ]]

Version vom 17. Dezember 2016, 19:01 Uhr

Doppelstern
Algol (β Persei)
Algol im Sternbild Perseus
AladinLite
Beobachtungsdaten
ÄquinoktiumJ2000.0, Epoche: J2000.0
Sternbild Perseus
Rektaszension 03h 08m 10,132s [1]
Deklination +40° 57′ 20,33″ [1]
Winkelausdehnung {{{Winkel}}} mas
Bekannte Exoplaneten {{{Planeten}}}
Helligkeiten
Scheinbare Helligkeit 2,09 mag[1]
Helligkeit (U-Band) {{{magU}}} mag
Helligkeit (B-Band) {{{magB}}} mag
Helligkeit (V-Band) {{{magV}}} mag
Helligkeit (R-Band) {{{magR}}} mag
Helligkeit (I-Band) {{{magI}}} mag
Helligkeit (J-Band) {{{magJ}}} mag
Helligkeit (H-Band) {{{magH}}} mag
Helligkeit (K-Band)  mag
G-Band-Magnitude  mag
Spektrum und Indices
Veränderlicher Sterntyp EA
B−V-Farbindex -0,05[2]
U−B-Farbindex -0,37[2]
R−I-Index -0,03[2]
Spektralklasse B8 V[1]
Astrometrie
Radialgeschwindigkeit (3,7 ± 3,9) km/s[3]
Parallaxe (36,27 ± 1,40) mas[4]
Entfernung (89,9 ± 3,5) Lj
(27,6 ± 1,1) pc [4]
Visuelle Absolute Helligkeit Mvis −0,11 mag[Anm 1]
Bolometrische Absolute Helligkeit Mbol {{{Absolut-bol}}} mag[Anm 1]
Eigenbewegung[4]
Rek.-Anteil: (2,99 ± 1,42) mas/a
Dekl.-Anteil: (−1,66 ± 1,22) mas/a
Physikalische Eigenschaften
Masse 3,59
0,79
1,67 M
Radius 2,3
3,0
0,9 R
Leuchtkraft

98
3,4
4,1 L

Effektive Temperatur 12 000
4 500
8 500 K
Metallizität [Fe/H]
Rotationsdauer
Alter < 300 · 106 a
Andere Bezeichnungen und Katalogeinträge
Bayer-Bezeichnungβ Persei
Flamsteed-Bezeichnung26 Persei
Bonner DurchmusterungBD +40 673
Bright-Star-Katalog HR 936 [1]
Henry-Draper-KatalogHD 19356 [2]
Hipparcos-KatalogHIP 14576 [3]
SAO-KatalogSAO 38592 [4]
Tycho-KatalogTYC 2851-2168-1[5]Vorlage:Infobox Stern/Wartung/AngabeTYC-Katalog
Weitere Bezeichnungen GJ 9110 • ADS 2362 • WDS 03082+4057
Anmerkung
  1. Aus Scheinbarer Helligkeit und Entfernung errechnet.

Algol (arabisch الغول al-ġūl ‚der Dämon‘), auch bekannt als β Persei, ist ein veränderlicher Stern und der zweithellste Stern im Sternbild des Perseus. Er befindet sich in einer Entfernung von circa 93 Lichtjahren.

Seine scheinbare Helligkeit wechselt in einer Periode von 2,87 Tagen (2 Tage, 20 Stunden, 48 Minuten und 56 Sekunden) zwischen 2,3 und 3,5 mag, was auch freiäugig gut zu beobachten ist. Im arabischen Mittelalter wurde er wegen seines unerklärlichen Verhaltens auch „Teufelsstern“ genannt. Er ist der Prototyp der Bedeckungsveränderlichen Sterne.

Es handelt sich bei Algol um ein Dreisternsystem. Ein hellerer bläulicher Stern (Spektralklasse B8) mit der einhundertfachen Helligkeit der Sonne und ein weniger leuchtstarker rötlich-gelber Stern (Spektralklasse K2) umkreisen einander im Abstand von 0,062 AE. Um dieses Doppelsternsystem kreist im mittleren Abstand von 2,69 AE ein dritter Stern mit einer Umlaufzeit von 681 Tagen.

Bedeckungsveränderlicher Stern

Animation eines bedeckungs-veränderlichen Doppelsterns mit resultierender Lichtkurve. Der Sternabstand ist zu gering dargestellt, die Entfernungsänderung hingegen übertrieben.[5][6]

Der Wechsel in der scheinbaren Helligkeit kommt zustande, wenn der größere, aber dunklere Stern aus Sicht der Erde vor dem hellen bläulichen Stern vorbeizieht und ihn dabei verdeckt. Zwischen zwei Helligkeitsminima gibt es noch einmal eine leichte Helligkeitsschwankung, wenn der hellere Stern den dunkleren teilweise verdeckt. Nach den Charakteristika der Lichtkurve von Algol sind die Algolsterne benannt, eine Klasse von Bedeckungsveränderlichen.

Die Entdeckung der Helligkeitsänderungen werden Geminiano Montanari (1667/1669) zugeschrieben. Die Periode wurde von John Goodricke im Jahr 1783 bestimmt. Er vermutete das Verdecken durch einen großen Körper oder eine ungleichmäßige Oberfläche mit Flecken, ähnlich denen auf der Sonne.[7] In einem Brief von John Michell an Henry Cavendish im Juli 1783 wurde die Erklärung mit zwei unterschiedlichen Sternen erwähnt.[8]

Es ist jedoch davon auszugehen, dass bereits den griechischen und arabischen Astronomen der mit dem bloßen Auge zu erkennende Lichtwechsel aufgefallen war. Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass schon die Ägypter diesen Stern beobachteten und ihren Tagewählkalender darauf abgestimmt haben. Der um 1200 v. Chr. im alten Ägypten entstandene „Kalender der glücklichen und unglücklichen Tage“ enthält Regelmäßigkeiten, die mit den periodischen Helligkeitsschwankungen des „Teufelssterns“ Algol im Einklang sind. Der Kalender wäre damit das älteste überlieferte Dokument der Entdeckung eines veränderlichen Sterns, so ein Team finnischer Forscher. In Übereinstimmung mit astrophysikalischen Vorhersagen war die Periode von Algol vor 3.200 Jahren etwas kürzer als heute. [9][10]

Namensgebung

Der Name Algol ist eine Verkürzung des ursprünglichen arabischen Namens »رأس الغول« raʾs al-ġūl ‚Kopf des Dämons‘. Er wird seit dem 10. Jahrhundert benutzt und ist einer der ältesten arabischen Sternnamen in der westlichen Welt. Zuvor nannte Ptolemäus diesen Stern Gorgonea Prima (lateinisch für „erster [Stern] der Gorgo“) nach einer griechischen Sage, in der Perseus das abgeschlagene Haupt der Medusa (eine der drei Gorgonen) in Händen hält. In der Astrologie gilt Algol seit jeher als Unheilsgestirn.

Siehe auch

Commons: Algol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. a b c Hipparcos-Katalog (ESA 1997)
  2. a b c Bright Star Catalogue
  3. Pulkovo radial velocities for 35493 HIP stars
  4. a b c Hipparcos, the New Reduction (van Leeuwen, 2007)
  5. D. Gossman, Light Curves and Their Secrets, Sky & Telescope (October 1989, p.410)
  6. Eclipsing Binary Simulation, Cornell Astronomy
  7. The Philosophical Transactions of the Royal Society of London, from Their Commencement in 1665 to the Year 1800. veröffentlicht 1809, S. 456ff (Erklärung S. 459); Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte. Band 2, 2. St., Gotha 1783, S. 160f; Astronomisches Jahrbuch für das Jahr 1787. Berlin 1784, S. 145
  8. Russell McCormmach: Weighing the World: The Reverend John Michell of Thornhill. Verlag Springer Science & Business Media, 2011, S. 360 Mitte
  9. Porceddu, S., Jetsu, L., Lyytinen, J., Kajatkari, P., Lehtinen, J., Markkanen, T, Toivari-Viitala, J.: Evidence of Periodicity in Ancient Egyptian Calendars of Lucky and Unlucky Days. In: Cambridge Archaeological Journal. 18. Jahrgang, Nr. 3, 2008, S. 327–339, doi:10.1017/S0959774308000395 (cambridge.org).
  10. Jetsu, L., Porceddu, S., Lyytinen, J., Kajatkari, P., Lehtinen, J., Markkanen, T, Toivari-Viitala, J.: Did the Ancient Egyptians Record the Period of the Eclipsing Binary Algol - The Raging One? In: The Astrophysical Journal. 773. Jahrgang, Nr. 1, 2013, S. A1 (14pp), doi:10.1088/0004-637X/773/1/1, bibcode:2013ApJ...773....1J.