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Groß-Simbabwe und Eisenbahnunfall von Eschede: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''ICE-Unfall von Eschede''' war ein [[Eisenbahnunfall]], der sich am 3. Juni 1998 auf der [[Bahnstrecke Hannover–Hamburg]] am Streckenkilometer 61 in der Gemeinde [[Eschede]] ([[Niedersachsen]]) ereignete. Infolge der [[Entgleisung (Bahn)|Entgleisung]] des ''[[Intercity-Express|ICE]] 884 „[[Wilhelm Conrad Röntgen]]“'' kamen 101 Menschen ums Leben, 88 wurden schwer verletzt. Es war das bislang schwerste Zugunglück in der Geschichte der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] sowie aller [[Hochgeschwindigkeitszug|Hochgeschwindigkeitszüge]] weltweit.
{{Infobox Welterbe
[[Datei:Ice eschede 1.jpg|mini|hochkant=1.5|Unglücksstelle in Eschede]]
|Name = Groß-Simbabwe
[[Datei:Eschede Gedenkstätte (2013).jpg|mini|hochkant=1.5|Gedenkstätte an der Unglücksstelle]]
|Bild = [[Datei:Great-Zimbabwe-2.jpg|300px]]
|Beschriftung = Im Inneren der großen Einfriedung
|Staats-Gebiet = {{Simbabwe}}
|Typ = Kultur
|Kriterien = i, iii, vi
|Referenz-Nr = 364
|Link = http://whc.unesco.org/en/list/364
|Region = [[Liste des UNESCO-Welterbes (Afrika)#S|Afrika]]
|Jahr = 1986
|Sitzung =
|Erweiterung =
|Gefährdung =
}}
[[Datei:Great-Zimbabwe.jpg|mini|290px|Überblick vom Hill-Komplex nach Süden, 1997]]
[[Datei:Wall of the great enclosure, Great Zimbabwe.JPG|mini|290px|Die Mauer der großen Einfriedung, 2010]]


== Chronologie des Unglücks ==
'''Groß-Simbabwe''' (auch '''Alt-Simbabwe''', {{enS|'''Great Zimbabwe'''}}) ist eine Ruinenstadt, die 39 Kilometer von [[Masvingo]] entfernt in der Provinz [[Provinz Masvingo|gleichen Namens]] in [[Simbabwe]] liegt. Der Name Simbabwe bedeutet je nach Dialekt ‚Große Steinhäuser‘ oder ‚geehrte Häuser‘. Die Ansiedlung auf dem gleichnamigen Plateau war die Hauptstadt des untergegangenen [[Munhumutapa-Reich]]es (auch Monomotapa-Reich), das außer dem heutigen Simbabwe auch Teile von [[Mosambik]] umfasste. Groß-Simbabwe hatte in seiner Blütephase vom 11. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bis zu 18.000 Einwohner, wurde von den [[Monarchie|Monarchen]] Simbabwes als königlicher Palast benutzt und war das politische Machtzentrum. Der Reichtum der Metropole beruhte auf [[Hausrind|Rinderzucht]], [[Gold]]gewinnung und [[Fernhandel]]. Zeugnisse des spirituellen Zentrums sind die [[Simbabwe-Vogel|Simbabwe-Vögel]] aus [[Speckstein]]. Die Anlage ist der größte [[Kolonialismus|vorkoloniale]] Steinbau in Afrika südlich der [[Sahara]] und einer der ältesten.
Am Mittwoch, dem 3.&nbsp;Juni 1998, befand sich der [[Intercity-Express|ICE]]&nbsp;884 „Wilhelm Conrad Röntgen“ (Triebzug 151 des [[ICE 1]])<ref name="ek-bild-2006-6">Georg Wagner: ''InterCityExpress – Die Starzüge im Fernverkehr der DB''. EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 3-88255-361-8, S.&nbsp;6–9.</ref> mit etwa 200&nbsp;km/h auf der Fahrt von [[München]] nach [[Hamburg]] beim [[Streckenkilometer]] 55,1,<ref name="eri-2002-561" /> etwa sechs Kilometer vor dem Ort Eschede, als um 10:57:28&nbsp;Uhr<ref name="eri-2002-561">Jörg Soinerczyk, Birte Sturm, Bernd Uhlenhut: ''Der Prozess zum Unfall von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 12/2002, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;561–563.</ref> ein [[Eisenbahnrad#Radreifen|Radreifen]] an einem Rad der dritten [[Achse (Technik)|Achse]] des ersten Wagens nach dem Triebkopf<ref name="spiegel-1998-24-22" /> (Personenwagen 1) aufgrund von [[Materialermüdung]] brach. Der abgesprungene Radreifen wickelte sich ab, bohrte sich durch den Boden eines [[Abteilwagen|Abteils]] zwischen zwei Sitzen in diesem Wagen und blieb dort stecken.


Nach dem Unglück wurde bereits rund sechs Kilometer vor der Unglücksstelle am Streckenkilometer 55,1 eine etwa 20&nbsp;cm lange und 4&nbsp;cm tiefe Kerbe in einer [[Bahnschwelle|Schwelle]] entdeckt, bei Kilometer 55,2 war der [[Linienzugbeeinflussung|Linienleiter]] gerissen. Ab Kilometer 56,4 wurden deutliche Schäden an den Betonschwellen registriert.<ref name="spiegel-1998-24-22">{{Der Spiegel|ID=7906698|Titel=Heimsuchung im High-Tech-Land|Jahr=1998|Nr=23|Seiten=22–34}}</ref>
Die Stadt war bereits verlassen und dem Verfall preisgegeben, als erstmals Europäer im 16. Jahrhundert auf sie aufmerksam wurden. Irrtümlicherweise wurde sie lange Zeit als Heimat der [[Königin von Saba]] gedeutet. Die Ergebnisse der [[Archäologie|archäologischen]] Forschung widerlegen diese These jedoch; als Entstehungszeit der Anlage wird die späte [[Eisenzeit]] angenommen, was in dieser Region dem 11.&nbsp;Jahrhundert entspricht.


Als der [[Zug (Eisenbahn)|Zug]] um 10:59:01 Uhr,<ref name="eri-2002-561" /> etwa 200&nbsp;Meter vor einer [[Straßenbrücke]] am Ortsrand von Eschede, über die erste von zwei aufeinander folgenden [[Weiche (Bahn)|Weichen]] (Weiche&nbsp;2<ref name="eri-1998-352" />) fuhr, prallte der noch immer im Zugboden steckende Radreifen um 10:59:06<ref name="eri-2002-561" /> gegen einen [[Weiche (Bahn)#Radlenker|Radlenker]] dieser ersten Weiche im Südkopf<ref name="eri-1998-352" /> des Bahnhofs Eschede und riss diesen von den Schwellen; auch dieser bohrte sich durch den Zugboden, schoss im Vorraum (im Türbereich) bis in die Decke hinauf und hob dabei den Achsenkörper aus den [[Gleis]]en. Eines der entgleisten Räder traf auf die [[Weiche (Bahn)#Bestandteile einer Weiche|Weichenzunge]] der zweiten Weiche (Weiche&nbsp;3, km&nbsp;60,591<ref name="eri-1998-352" />) und stellte sie dabei um, so dass die hinteren Achsen von Wagen&nbsp;3 auf das in Fahrtrichtung rechts abzweigende Gleis gelenkt wurden. Auf dem für viel geringere Geschwindigkeiten ausgelegten Weichenradius konnte sich der seitlich ausgelenkte [[Eisenbahnwagen|Wagen]] nicht halten, schleuderte mit seinem Ende über das Nebengleis hinaus und gegen die Pfeiler der [[Brücke|Straßenüberführung]] der Kreisstraße 20,<ref name="eri-1998-352" /> die dadurch einstürzte; zwei Bahnarbeiter, die unter der Brücke standen, wurden getötet. Wagen&nbsp;4, der durch das plötzliche Ausscheren von Wagen&nbsp;3 bei immer noch 200&nbsp;km/h ebenfalls entgleist war, unterquerte die einstürzende Brücke noch unversehrt, stürzte aber seitlich nach rechts eine Böschung hinunter und kam vor einer Baumgruppe zum Liegen.<ref name="eri-1998-352" /> Durch das Zerreißen der [[Hauptluftleitung]] und dem daraus resultierenden Druckluftverlust im Bremssystem sprachen die selbsttätigen [[Bremse (Eisenbahn)|Bremsen]] an und die weitgehend unbeschädigten Wagen&nbsp;1 und 2 sowie der am Ende schwer beschädigte Wagen&nbsp;3 blieben wenige hundert Meter nach der Brücke in Richtung [[Bahnhof]] Eschede auf dem Gleiskörper stehen.
Groß-Simbabwe steht seit 1986 auf der [[UNESCO]]-Liste des [[Weltkulturerbe]]s.


Mit der Zugtrennung sprach eine elektrische Sicherheitsschleife an, die binnen einer halben Sekunde eine [[Schnellbremsung]] der Wagen und des nachlaufenden Triebkopfes einleitete und den [[Stromabnehmer]] des nachlaufenden Triebkopfs senkte.<ref name="em-1996-12-20">Christian Tietze: ''Die Premiere des ICE 3''. In: ''Eisenbahn Magazin'', Heft 12/1998, S.&nbsp;20&nbsp;ff, {{ISSN|0342-1902}}.</ref> Der vordere Triebkopf bremste von 10:59:21 bis 11:00:32 Uhr aus einer Geschwindigkeit von rund 170&nbsp;km/h selbstständig auf null.<ref name="eri-2002-561" /> Als der rund 600&nbsp;m vom Unglücksort stationierte [[Fahrdienstleiter]] des Bahnhofs Eschede den allein fahrenden Triebkopf bemerkte, stellte er die Signale des Bahnhofs auf ''Halt''.<ref name="fw-1998-32">Jan-Erik Hegemann: ''Die ICE-Katastrophe von Eschede: Der Einsatz''. In: ''Feuerwehr Magazin'', September 1998, S.&nbsp;32–41, {{ISSN|0943-027X}}.</ref>
== Geografie ==
{{Positionskarte
|Simbabwe
|float = right
|width = 240px
|mark = Paris plan pointer b jms.svg
|marksize = 13
|lat = 20/16/23/S
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|type = city
|region = ZW-MV
|caption = Lage von Groß-Simbabwe in der Provinz Masvingo in [[Simbabwe]].
}}


Die ungefähr 200 Tonnen schwere Brücke brach über der zweiten Hälfte des fünften Wagens zusammen und beschädigte den hinteren Teil des Wagens. Der sechste Wagen wurde unter den Trümmern begraben.<ref name="eri-1998-352" /> Die folgenden Wagen schoben sich im [[Zickzack-Muster|Zickzack]] auf engem Raum, etwa der Länge eines einzigen Waggons, zusammen. Wagen&nbsp;6, 7, der Servicewagen, der [[Speisewagen#Bordrestaurant und Bordbistro|Speisewagen (Bordrestaurant)]], der von den herabstürzenden Trümmern der Brücke getroffen und teilweise auf eine Höhe von ca. 15&nbsp;cm gequetscht wurde, sowie die drei Wagen&nbsp;10 bis 12 der ersten [[Wagenklasse|Klasse]] wurden schwer beschädigt; der hintere [[Triebkopf]] entgleiste ebenfalls und fuhr auf den Trümmerberg auf.<ref>{{Internetquelle |url=http://web.de/magazine/panorama/schwersten-zugungluecke-deutschlands-6025336 |titel=Die schwersten Zugunglücke Deutschlands |zugriff=2015-09-01 |datum=2011-12-01 |werk=web.de}}</ref>
=== Lage ===
Groß-Simbabwe liegt 240&nbsp;Kilometer südlich der Hauptstadt [[Harare]] und 39&nbsp;Kilometer östlich von Masvingo, dem früheren Fort Viktoria, entfernt in der Masvingo-Provinz in der südlichen Hälfte von Simbabwe. Die Ruinen liegen auf einer Höhe von {{Höhe|1140|link=true}}. Unmittelbar nördlich, etwa zwei Kilometer entfernt, beginnt der Landschaftspark [[Mutirikwi Recreational Park]] mit dem [[Lake Kyle]] und dem [[Lake Mutirikwi]]. Dieser Stausee bedeckt etwa 90&nbsp;km² und wurde seit 1960 aufgestaut, als der Kyle Damm im Fluss [[Mutirikwi]], einem Nebenfluss des [[Runde (Fluss)|Runde]], erbaut wurde.


[[Datei:401 551 AW Nürnberg.jpg|mini|Der hintere Triebkopf 401 551 nach seiner Ausmusterung im [[Ausbesserungswerk|AW]] Nürnberg]]
Die Lage auf diesem Plateau<ref>Innocent Pikirayia, Shadreck Chirikureb: ''Zimbabwe Plateau and Surrounding Areas.'' In: ''Encyclopedia of Archaeology.'' S. 9–13. [[doi:10.1016/B978-012373962-9.00326-5]]</ref> bot der Stadt einen natürlichen Schutz vor der [[Afrikanische Trypanosomiasis|Schlafkrankheit]] ''(Afrikanische Trypanosomiasis)''. Diese durch die [[Tsetsefliege]] verbreitete Krankheit kann Menschen und Rinder töten, jedoch sind Tsetsefliegen nur in tiefer liegenden Gebieten verbreitet.<ref>Manu Ampim: ''[http://manuampim.com/ZIMBABWE.html Great Zimbabwe: A History Almost Forgotten]'' Toronto 2004.</ref>
In den Trümmern fand sich auch ein [[VW Golf Variant#Golf III Variant (1993–1999)|VW Golf III Variant]] der DB, der vor dem Unfall auf der Brücke stand und mit dieser in die Zugtrümmer hineinfiel. Er war dort von den zwei DB-[[Signalmeister (Eisenbahn)|Signaltechnikern]], die beim Unglück ums Leben kamen, abgestellt worden. Medienberichte vom selben Abend, wonach das Auto von der Brücke gestürzt sei und damit das Unglück ausgelöst habe, stellten sich nach der Untersuchung des vorderen Triebkopfes als nicht haltbar heraus, da dieser keine Spuren einer solchen Kollision aufwies.<ref name="spiegel-1998-24-22" />


Der vordere Triebkopf stoppte durch automatische Bremsung zwei Kilometer hinter dem Bahnhofsgebäude von Eschede. Der [[Triebfahrzeugführer]], der bei dem Unfall leicht verletzt wurde<ref name="eri-1998-352">''Die ICE-Krise''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 9, 1998, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;352–355.</ref>, gab später vor Gericht an, dass er vor Eschede nur einen plötzlichen Ruck verspürt und einen Leistungsabfall bemerkt habe. Nach dem Stillstand ging er daher zunächst von einem technischen Defekt aus und versuchte aus dem [[Führerstand]] heraus vergeblich, die ausgefallene Stromversorgung wiederherzustellen. Von dem Unglück wurde er erst durch den Fahrdienstleiter des Bahnhofs Eschede informiert, der ihn per [[Zugbahnfunk]] darüber informierte, dass der Triebkopf ohne Wagen vorbeigefahren war.
Südwestlich der Ruinenstätte liegt die [[Morgenster Mission]], eine 1894 im Auftrag der [[Niederländisch-reformierte Kirche in Südafrika|Dutch Reformed Church]] von John T. Helm errichtete Missionsstation mit Hospital.<ref>C. J. Zvobgo: ''Medical Missions: A Neglected Theme in Zimbabwe's History, 1893–1957.'' In: ''Zambezia.'' 13(2), (1986), S. 109–118, hier S. 110 [http://archive.lib.msu.edu/DMC/African%20Journals/pdfs/Journal%20of%20the%20University%20of%20Zimbabwe/vol13n2/juz013002004.pdf pdf] (englisch)</ref> Nördlich führt die Straße nach Masvingo, und im Osten liegt der kleine Ort [[Dorogoru]].


Der Gegenzug aus Hamburg in Richtung [[Hannover]] hatte die Unfallstelle bereits knappe zwei Minuten zuvor passiert. Der ICE&nbsp;787<ref name="fw-1998-32" /> „Werdenfelser Land“ fuhr an jenem 3.&nbsp;Juni eine Minute vor Plan durch Eschede; der ICE „Wilhelm Conrad Röntgen“ hatte dagegen eine Minute Verspätung&nbsp;– eigentlich hätten sich die Züge zur [[Symmetrieminute]] 10:57 hier begegnen sollen.
=== Gliederung ===
[[Datei:Gr Zimbabwe map.png|mini|Anordnung der Ruinen von Groß-Simbabwe]]


=== Beginn der Rettungsmaßnahmen ===
Die Stätte umfasst ein 722 Hektar großes, umzäuntes Gebiet<ref name="Report1" /> und ist in vier Teile gegliedert: Auf der Anhöhe befindet sich die so genannte ''Bergruine.'' in der Talebene südlich davon die ''Einfriedungen'', östlich davon das museale'' [[Shona (Volk)|Shonadorf]]'' und westlich der Einfriedungen die moderne Infrastruktur mit Hotel, Campingplatz, Verwaltungsgebäuden und Zufahrtsstraßen.
Um 11:00 Uhr erreichte ein erster Notruf über [[Notruf|110]] die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt war unklar, was passiert war. Um 11:02 und 11:03 Uhr gab die Polizei die Meldung eines ''„Zugunglücks in Eschede“'' weiter. Zur gleichen Zeit folgten erste [[Notruf]]e bei [[Feuerwehr]] und [[Rettungsdienst]]en.<ref name="rettung-1998-07-30">Lars Schmitz-Egen: ''Das ICE-Unglück von Eschede''. In: ''Rettungs-Magazin''. 3. Jg., September/Oktober, 1998, {{ISSN|1430-1873}}, S.&nbsp;30–35.</ref><ref name="feuerwehr-1999-09-518">Loni Franke: ''Eschede: Schweres ICE-Unglück''. In: ''112 -<!--sic!--> Magazin der Feuerwehr''. Bd./Jg., Nr. 9, 1998, {{ISSN|0724-7443}}, S.&nbsp;518–527.</ref> Die ersten Helfer am Unfallort waren die vom Lärm des Unglücks alarmierten Anwohner der nahegelegenen Wohnsiedlung.


Um 11:03 Uhr wurde in Eschede per [[Sirene (Gerät)|Sirene]] [[Alarm- und Ausrückeordnung|Vollalarm]] ausgelöst. Die [[Leitstelle|Rettungsleitstelle]] des [[Deutsches Rotes Kreuz|DRK]] versetzte um 11:06 Uhr den [[Sanitätsdienst]] Celle sowie die [[Rettungsdienst]]e der benachbarten Landkreise [[Landkreis Hannover|Hannover]], [[Landkreis Gifhorn|Gifhorn]] und [[Landkreis Uelzen|Uelzen]] in Alarmzustand.<ref name="feuerwehr-1999-09-518" />
Südlich der Bergruine öffnet sich ein relativ breites Tal, in dem die Einfriedungen stehen, von denen die ''Große Einfriedung'' das südlichste Bauwerk darstellt. Im Westen liegen – von Norden nach Süden – die ''Outspan-Ruine'', die ''Lagerruine'' und die ''Hügelruine''. Die übrigen, kleineren Ruinen wurden vor allem nach ihren jeweiligen Erforschern benannt: Unmittelbar nördlich der Großen Einfriedung liegen die ''Ruine Nr. 1'', die ''Posselt-Ruine'', ''Renders-Ruine'' und ''Mauch-Ruine''. Östlich davon schließen sich die ''Philips-Ruine'', die ''Maund-Ruine'' und die ''Ostruine'' an.


Als erstes Feuerwehrfahrzeug traf um 11:07 Uhr ein [[Rüstwagen]] der als [[Stützpunktfeuerwehr]] fungierenden [[Feuerwehr Eschede]] an der Unglücksstelle ein.<ref name="fw-1998-32" /> Aus der ersten Lagemeldung des [[Dienstgrade der Feuerwehr in Deutschland|Gemeindebrandmeisters]] um 11:08 Uhr wurde klar, dass ein ICE betroffen und eine Brücke eingestürzt war. Noch auf dem Weg zum Unglücksort veranlasste der Kreisbrandmeister daraufhin den Einsatz aller sieben<ref name="fw-1998-32" /> Rüstwagen im Landkreis Celle. Zeitgleich wurden zwei [[Rettungshubschrauber]] aus Celle und Hannover und eine Hubschrauberstaffel der [[Heeresfliegertruppe (Bundeswehr)|Heeresfliegertruppe]] vom [[Heeresflugplatz Faßberg|Militärflugplatz Faßberg]] angefordert.<ref name="feuerwehr-1999-09-518" /> Nach den Rückmeldungen der ersten am Ort eintreffenden Einsatzkräfte ging die Rettungsleitstelle in Celle von einem [[Massenanfall von Verletzten]] aus und löste Großalarm aus. Die mit nur einer Person besetzte Leitstelle bat zeitgleich die umliegenden Leitstellen um Unterstützung; so übernahm die hannoversche Leitstelle die Disposition der Rettungshubschrauber.<ref name="rettung-1998-07-30" /> Anwohner führten indes Leicht- und Unverletzte vom Bahndamm herunter, andere brachten Decken und Bettlaken.<ref name="fw-1998-32" />
=== Geologie ===
Das Areal, auf dem sich die Ruinen von Groß-Simbabwe befinden, liegt etwa 110 Kilometer östlich des [[Great Dyke]], in dem begehrte [[Edelmetall]]e, vor allem [[Gold]], abgebaut wurden. Der Untergrund von Groß-Simbabwe selbst besteht überwiegend aus [[Granit]] mit massiven [[Gneiss]]adern, die im frühen [[Präkambrium]] durch [[Kontaktmetamorphose]] entstanden. Geologische Untersuchungen erbrachten, dass die zum Bau der Mauern verwendeten [[Granit]]blöcke vor allem auf [[Biotit]]basis entstanden sind. Die Zusammensetzung besteht zu 35 % aus [[Quarz]], zu 58 % aus [[Feldspat]] ([[Mikroklin]] 28 %, [[Plagioklas#Plagioklase|Plagioklase]] 30 %), zu 4 % aus Biotit, zu 3 % aus [[Muskovit]] und zu weniger als 1 % aus [[Eisenerz]].<ref>Webber Ndoro: ''The preservation of Great Zimbabwe. Your Monument our Shrine (ICCROM Conservation studIes 4).'' Rom 2005, S. 22 [http://www.iccrom.org/pdf/ICCROM_ICS04_Zimbabwe_en.pdf pdf] (englisch)</ref> Als härtere Steine zur Bearbeitung des Granits für die Bauwerke wurden [[Diorit]]e verwendet.


Um 11:18 Uhr wurde von der [[Deutsche Bahn|Deutschen Bahn]] die Abschaltung der [[Fahrleitung]] bestätigt. Um 11:25 Uhr wurde ein Transportstopp für Verletzte verhängt. Damit sollte sichergestellt werden, dass Schwerverletzte zuerst abtransportiert werden konnten. Durch zufällig mitgehörten Funkverkehr wurde von der [[Niedersächsische Akademie für Brand- und Katastrophenschutz|Landesfeuerwehrschule Celle]] um 11:42 Uhr ein Lehrgang von 37 auch notfallmedizinisch ausgebildeten Berufsfeuerwehrleuten zur Unfallstelle geschickt. Um 11:45 Uhr begann der Aufbau der [[Einsatzleitung]], um 11:56 Uhr wurde die [[Feuerwehr Hannover|Berufsfeuerwehr Hannover]] angefordert.<ref name="feuerwehr-1999-09-518" />
=== Klima ===
Der Ort befindet sich in einer [[Subtropen|subtropischen]] bis [[Tropen|tropischen]] Klimazone mit feuchten, teilweise schwül-heißen Sommern und winterlicher Trockenzeit. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Groß-Simbabwe liegt zwischen 20,8 und 26,1&nbsp;°C. Die wärmsten Monate sind Oktober und November mit durchschnittlich 29,2 beziehungsweise 28,7&nbsp;°C, die kältesten Juni und Juli mit 5,8 beziehungsweise 5,4&nbsp;°C im minimalen Mittel. Die Temperatur fällt fast nie unter den Gefrierpunkt. Der meiste Niederschlag ist im Dezember mit durchschnittlich 140 Millimetern, der geringste im Juni und Juli mit durchschnittlich 3 und 6 Millimetern zu verzeichnen. Wegen des [[Monsun|Sommermonsuns]] fallen die Niederschläge besonders im Zeitraum von Mitte November bis Ende Januar; der Jahresdurchschnitt liegt bei 614 Millimetern. Nach Innocent Pikirayi, Dozent für Geschichte und Archäologie an der Universität Simbabwe und Kenner der Ausgrabungsstätte,<ref>Innocent Pikirayi: [http://books.google.de/books?id=bcpJC1328CYC&pg=PA66&lpg=PA66&dq=Great+Zimbabwe+Geography&source=bl&ots=jnuIFbBIcO&sig=gu4wXWZvT18PBmBJG5LrvZGpal0&hl=de&ei=_mmnSva0D8Ps-Aad14nNCA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10#v=onepage&q=Great%20Zimbabwe%20Geography&f=false ''The Zimbabwe culture: origins and decline of southern Zambezian states.''] 2001, S. 66.</ref> sollen die Niederschlagswerte für das Gebiet rund um die Ruinen jedoch höher, nämlich bei 800 bis 1000 Millimetern jährlich liegen, was bedeuten würde, dass die Landwirtschaft ertragreicher war.


Für die Verletzten wurden Zelte aufgebaut, Leichtverletzte wurden in einer rund 300 Meter entfernten Turnhalle betreut. Im Laufe der ersten Stunde nach dem Unglück trafen mehr als 50 Ärzte an der Unglücksstelle ein. Um 12:05 Uhr wurde der erste Verletzte per [[Rettungshubschrauber]] abtransportiert.<ref name="feuerwehr-1999-09-518" /> Ein Relais-Hubschrauber der Bundeswehr koordinierte die An- und Abflüge.<ref name="fw-1998-32" />
=== Vegetation ===
Der Vegetation in Groß-Simbabwe, insbesondere der Mobola-Pflaume oder ''Muhacha'' (''Parinari curatellifolia''), einem [[Goldpflaumengewächse]], wird eine mythische Bedeutung zugeschrieben. Exotische eingeschleppte Pflanzen, die heute den Ort beherrschen, sind die [[Jacaranda]] (''Jacaranda mimosifolia''), der [[Eukalyptus]] und die [[Wandelröschen]] (''Lantana camara'').<ref>Webber Ndoro: ''The preservation of Great Zimbabwe. Your Monument our Shrine (ICCROM Conservation studIes 4).'' Rom 2005, S. 57 [http://www.iccrom.org/pdf/ICCROM_ICS04_Zimbabwe_en.pdf pdf] (englisch)</ref> Die Ruinen waren im Laufe der Zeit von vielen Exemplaren der ''Red milkwood'' (''[[Mimusops zeyheri]]'', aus der Gattung der [[Sapotengewächse]]) bestanden und von einer strauchartigen [[Brennnesselgewächse|Nessel]] (''Girardinia condensata'') überwuchert.<ref>Herbert W. A. Sommerlatte: ''Gold und Ruinen in Zimbabwe. Aus Tagebüchern und Briefen des Schwaben Karl Mauch (1837–1875).'' Gütersloh 1987, S. 156–171.</ref>


Ab 12:15 Uhr wurden entlang der [[Bundesstraße 191]] Bereitstellungsräume für nachrückende Einsatzkräfte aufgebaut. Die Deutsche Bahn bot an, den [[Rettungszug (Deutsche Bahn AG)|Tunnelrettungszug]] aus [[Hildesheim]] zu entsenden. Um 12:25 Uhr wurde die Technische Einsatzleitung (TEL) mit den zwei Einsatzabschnitten ''Ost'' und ''West'' in Betrieb genommen. Um 12:30 Uhr löste der [[Landrat (Deutschland)|Oberkreisdirektor]] [[Katastrophenalarm]] aus. Gegen 13:00 Uhr stand fest, dass genügend Rettungspersonal vor Ort war. Alle bis dahin entdeckten Verletzten waren zu diesem Zeitpunkt gerettet.<ref name="feuerwehr-1999-09-518" />
== Geschichte ==
{{Siehe auch|Geschichte Simbabwes}}


Nach 13 Uhr trafen drei [[Bergepanzer]] der [[Bundeswehr]] ein, die später Trümmer auseinanderzogen, und ein 40-Tonnen-Kran der Berufsfeuerwehr Hannover. Um 13:45 Uhr erklärte die Leitstelle, es seien keine weiteren zu versorgenden Verletzten mehr am Ort. Der Sammel- und Verbandplatz für Verletzte wurde daraufhin aufgelöst und zu einer Sammelstelle für Todesopfer umfunktioniert. Damit begann die Bergung der Leichen.<ref name="feuerwehr-1999-09-518" /> Kurz nach 14 Uhr wurden die ersten Hubschrauber abgezogen.<ref name="fw-1998-32" />
=== Name ===
Es gibt derzeit zwei Theorien über die Herkunft des Wortes „Simbabwe“: Die erste besagt, dass das Wort von ''Dzimba-dza-mabwe'' abgeleitet ist, übersetzt vom [[Karanga]]-Dialekt der [[Shona (Volk)|Shona]] als „großes Haus aus Stein“ (''dz''imba = ''die'' Häuser, ''ma''bwe = ''der'' Stein) oder auch großes Steinhaus/Steinpalast (das [[Präfix]] ''z-'' markiert eine Vergrößerungsform wie das [[Italienische Sprache|italienische]] [[Suffix]] ''-one'').<ref>Michel Lafon: [http://archive.lib.msu.edu/DMC/African%20Journals/pdfs/Journal%20of%20the%20University%20of%20Zimbabwe/vol21n1/juz021001005.pdf ''Shona Class 5 revisited: a case against *ri as Class 5 nominal prefix.''] (PDF; 797&nbsp;kB) In: ''Zambezia.'' 21 (1994), S. 51–80.</ref><ref>Lawrence J. Vale: ''Mediated monuments and national identity.'' In: ''Journal of Architecture.'' 4 (1999), S. 391–408 [[doi:10.1080/136023699373774]].</ref> Die Karanga-sprechenden Shona wohnen rings um Groß-Simbabwe; vermutlich bewohnten sie die Region bereits beim Bau der Stadt. Die zweite Theorie geht davon aus, dass ''Zimbabwe'' eine kontrahierte Form von ''dzimba-hwe'' ist, was im [[Zezuru]]-Dialekt von Shona „geehrte Häuser“ bedeutet, ein Ausdruck, der für die Gräber und Häuser der Häuptlinge verwendet wurde.<ref>Peter Garlake: ''Great Zimbabwe: New Aspects of Archaeology.'' London 1973, S. 13.</ref> Die Stadt war Namenspatin des Staats [[Simbabwe]] (auch Zimbabwe, ehemals [[Südrhodesien]]).


Gegen 15 Uhr stand fest, dass insgesamt 87 Verletzte versorgt und in Kliniken gebracht wurden. Um 15:15 Uhr wurde der Katastrophenalarm aufgehoben. Daraufhin wurden ein Großteil der [[Freiwillige Feuerwehr|Freiwilligen Feuerwehren]] und Rettungsdienste der Nachbarlandkreise abgezogen.<ref name="feuerwehr-1999-09-518" /> Um 15:30 Uhr erfolgte eine erste Lagebesprechung mit allen Abschnittsleitern.<ref name="fw-1998-32" /> Anschließend begannen Vorbereitungen, um erste Teile der eingestürzten Brücke abzutragen, unter der drei Wagen begraben worden waren. Bis Mitternacht wurden 78&nbsp;Leichen geborgen. Die Staatsanwaltschaft ordnete an, jede Leiche zu [[Obduktion|obduzieren]].<ref name="feuerwehr-1999-09-518" />
Der Zusatz „Groß“ (beziehungsweise Englisch „Great“) dient der Unterscheidung von rund 150 kleineren Ruinen, genannt ''„Simbabwes“'', die über das ganze Land Simbabwe verteilt sind.<ref name="sibanda">M. Sibanda, H. Moyana u. a.: ''The African Heritage. History for Junior Secondary Schools. Book 1.'' Zimbabwe Publishing House, 1992, ISBN 0-908300-00-X.</ref> Auch in [[Botswana]] gibt es etwa 100 ''Simbabwes'', während sich die Zahl der ''Simbabwes'' in [[Mosambik|Mozambique]] derzeit noch nicht abschätzen lässt.<ref>[http://www.places.co.za/html/greatzim.html ''The Ruins of Great Zimbabwe.''] (englisch)</ref>


Die meisten Opfer waren aufgrund der abrupten Abbremsung von 200&nbsp;km/h auf Null, die etwa einem ungebremsten Sturz aus 160&nbsp;Metern Höhe entspricht,<ref name="stern-1998-25-16">Werner Mathes: ''Die Todesfahrt des ICE 884''. In: ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]''. Nr. 25, 1998, S.&nbsp;16–23.</ref> sofort tot.
=== Eisenzeitliche Geschichte ===
[[Datei:Cefala Manich Simbaoe.png|mini|hochkant|''Africae tabula nova'' 1570:<br />Cefala = Sofala,<br />Manich = Manica,<br />Simbaoe = Gr. Simbabwe,<br />Zuama = Sambesi.]]


Zur Betreuung der Helfer wurden [[Krisenintervention im Rettungsdienst|Kriseninterventionsteams]] eingerichtet.
Das Gebiet um Groß-Simbabwe wurde in der Zeit von 300 bis 650 n. Chr. besiedelt. Davon zeugen Felsmalereien in dem etwa acht Kilometer von Masvingo entfernten [[Gokomere]]. Die Gokomere/[[Ziwa]]-Tradition mit ihrer charakteristischen [[Keramik]] und dem Gebrauch von [[Kupfer]] wird archäologisch der [[Eisenzeit]] zugeordnet.<ref>Neville Jones: ''Further Excavations at Gokomere, Southern Rhodesia.'' In: ''Man.'' Vol. 32 (Jul., 1932), S. 161 f.</ref> Die Ziwakultur errichtete jedoch keine Steinbauten.<ref>Shadreck Chirikure, Innocent Pikirayi: ''Inside and outside the dry stone walls: revisiting the material culture of Great Zimbabwe.'' In: ''Antiquity.'' 82 (2008), S. 976–993. [http://www.antiquity.cc/Ant/082/0976/ant0820976.pdf pdf]</ref>


=== Die weitere Entwicklung ===
Erste bäuerliche Ansiedlungen in [[Mapungubwe]] am [[Limpopo (Fluss)|Limpopo]] stammen aus der Zeit um das Jahr 900. Das dortige Königreich bestand etwa zwischen 1030 und 1290; mit seinem Niedergang aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen begann der Aufstieg Groß-Simbabwes.<ref>Thomas N. Huffman: ''Mapungubwe and Great Zimbabwe: The origin and spread of social complexity in southern Africa.'' In: ''Journal of Anthropological Archaeology.'' 28, H. 1, (2009), S. 37–54. [[doi:10.1016/j.jaa.2008.10.004]]</ref><ref>Thomas N. Huffman: ''Climate change during the Iron Age in the Shashe-Limpopo Basin, southern Africa.'' In: ''Journal of Archaeological Science.'' 35, H. 7 (2008), S. 2032–2047. [[doi:10.1016/j.jas.2008.01.005]]</ref> Auf dem Plateau von Groß-Simbabwe scheinen Jäger und Sammler, eisenzeitliche Ackerbaukultur und arbeitsteilige Gesellschaften direkt aufeinander gestoßen zu sein. Es entstanden teils nacheinander, teils parallel mehrere Staaten. Groß-Simbabwe war das erste Zentrum des Mutapa-Reiches, dessen Macht bis an die Küste reichte und auch nördlich und südlich über das heutige Simbabwe hinausging. [[Khami]], ein ähnlich großer Komplex von Gemäuern sieben Kilometer westlich von [[Bulawayo]], entstand zunächst parallel und war später Zentrum des [[Torwa]]-Reiches.
Bei einer ersten Pressekonferenz um 18 Uhr wurde mit 100 Toten gerechnet. Am selben Abend trafen zahlreiche Angehörige ein, die in einer nahegelegenen Halle betreut wurden; Kräne begannen damit, die Trümmerteile zur Seite zu räumen. Im Licht von Scheinwerfern gingen die Bergungsarbeiten die ganze Nacht über weiter.<ref name="entgleiste-hoffnungen">Stefan Erfurt: ''Am Ort der entgleisten Hoffnungen''. Berlin 1999, ISBN 3-00-004391-8, S.&nbsp;79–83.</ref>


Etwa gegen 19:30 Uhr trafen an der rechtsmedizinischen Abteilung der [[Medizinische Hochschule Hannover|Medizinischen Hochschule Hannover]] erste Leichen zur Identifizierung ein. Am folgenden Tag begannen die [[Obduktion]]en.<ref name="rettung-1998-07-30" />
=== Das Königreich von Munhumutapa ===
Groß-Simbabwe ist eine der ältesten steinernen Bauanlagen südlich der [[Sahara]]. Die Arbeiten begannen im 11. Jahrhundert und wurden bis zum 15. Jahrhundert fortgesetzt.<ref>[http://www.metmuseum.org/toah/hd/zimb/hd_zimb.htm Groß-Simbabwe (11.–15. Jh.) The Metropolitan Museum of Art]</ref> Es gibt deutliche Hinweise, aber keinen eindeutigen Beweis, dass die Erbauer und Bewohner der Stadt Vorfahren der heutigen [[Shona (Volk)|Shona]] waren, des [[Bantu]]volkes, das etwa achtzig Prozent der Bevölkerung der heutigen Republik Simbabwe stellt. So sind die gefundenen Keramiken den heutigen sehr ähnlich. Da diese Kultur aber keine Schrift entwickelte, fehlt es am letzten Beweis. In der Blütezeit sollen auf dem Areal 10.000 bis 18.000 Menschen gelebt haben. Handelsverbindungen mit arabischen Küstenstädten sind archäologisch durch Münzfunde belegt.<ref>Reinhold Jordan: ''Eine arabische Münze des 14. Jahrhunderts in Zimbabwe.'' In: ''Geldgeschichtliche Nachrichten.'' 14 (1979), S. 155–157.</ref> Es wurde auf dem Gebiet allerdings neben zahlreichen Objekten aus der Blütezeit auch Keramik gefunden, die 600&nbsp;Jahre älter ist als die Bauten.<!--Quelle? vielleicht hier:[http://books.google.de/books?id=zmvNogJO2ZgC&pg=PA260&dq=great+zimbabwe+pottery&hl=de&ei=vHqTTbiSI4-Mswb-4Y3QBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CDkQ6AEwAA#v=onepage&q=great%20zimbabwe%20pottery&f=false]--> Der Goldreichtum des Landes war der Hauptgrund für die Handelsaktivitäten arabischer und persischer Händler an der Südspitze Afrikas und für Stadtgründungen der [[Swahili (Gesellschaft)|Swahili]] in [[Geschichte Mosambiks|Mosambik]].<ref>[http://www.bbc.co.uk/worldservice/africa/features/storyofafrica/10chapter1.shtml BBC Reportage] (englisch)</ref>
Um 1450 wurde Groß-Simbabwe verlassen, wahrscheinlich weil die hohe Bevölkerungskonzentration das Land ausgelaugt hatte. Der Mutapa-Staat verlagerte sein Zentrum nach Norden und verlor seine Vormachtstellung an den Torwa-Staat. Neues Zentrum wurde für etwa 200&nbsp;Jahre dessen Hauptstadt [[Khami]].
<!--Anders Lindahl, Innocent Pikirayi: ''Ceramics and change: an overview of pottery production techniques in northern South Africa and eastern Zimbabwe during the first and second millennium AD.'' In: ''Archaeological and Anthropological Sciences.'' 2(3) (2010), S. 133–149. {{DOI|10.1007/s12520-010-0031-2}}-->
<!--D. P. Collett, A. E. Vines, E. G. Hughes: ''The chronology of the Valley Enclosures: implications for the interpretation of Great Zimbabwe.'' In: ''African Archaeological Review.'' 10(1), (1992), S. 139–161. {{DOI|10.1007/BF01117699}}.-->


Am 4. Juni trafen Bundeskanzler [[Helmut Kohl]] sowie Niedersachsens Ministerpräsident [[Gerhard Schröder]] an der Unglücksstelle ein. Am Abend fand ein ökumenischer Gottesdienst mit den Bischöfen [[Horst Hirschler]] und [[Josef Homeyer]] statt. 93&nbsp;Tote waren am Abend geborgen. Erste Hinweise deuteten auf einen gebrochenen Radreifen als Unglücksursache hin.<ref name="entgleiste-hoffnungen" />
== Expeditionen und archäologische Erforschung ==
=== Portugiesische Expeditionen und ihre Rezeption ===
Als erste Europäer begründeten die Portugiesen Anfang des 16. Jahrhunderts ein Fort bei [[Sofala]] und versuchten den südafrikanischen Goldhandel in ihre Hand zu bekommen. Sie suchten daher ''Mwene Mutapa'', das Oberhaupt des Karanga-Königreiches. In einem Brief des [[Diego de Alçacova]] an den portugiesischen König von 1506 heißt es, dass in ''Zunbahny'', der Hauptstadt des ''Mwene Mutapa'' ''„die Häuser des Königs … aus Stein und Lehm, sehr groß und auf einer Ebene“'' seien.<ref name="Garlake_2">Peter S. Garlake: ''Simbabwe. Goldland der Bibel oder Symbol afrikanischer Freiheit?'' Bergisch Gladbach 1975, S. 61–69.</ref> 1511 besucht dann mit dem portugiesischen Forschungsreisenden [[António Fernandes (Seefahrer)|António Fernandes]] erstmals ein Europäer die Stätte. Er berichtete, dass ''„Embiere … eine Festung des Königs von Menomotapa … jetzt aus Stein … ohne [[Mörtel]]“'' gewesen sei.<ref name="Garlake_2" /> Sie trugen auch die Legende nach Europa, dass die Stadt die Heimat der [[Königin von Saba]] gewesen sei. Im Jahr 1531 beschrieb [[Vicente Pegado]], [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] der portugiesischen [[Garnison]] in [[Sofala]], Groß-Simbabwe folgendermaßen: „Inmitten der Goldminen auf der inländischen Ebene zwischen den Flüssen [[Limpopo (Fluss)|Limpopo]] und [[Sambesi|Zambesi]] steht eine Festung, die aus erstaunlich großen Steinen und ganz ohne Mörtel erbaut wurde … Dieses Bauwerk ist fast ganz von Hügeln eingeschlossen, auf denen ähnliche Bauwerke aus Stein ohne Mörtel stehen. Eines dieser Bauwerke ist ein Turm von über 22 Metern Höhe. Die Einheimischen des Landes nennen diese Bauwerke ''Symbaoe'', was in ihrer Sprache Hof bedeutet.“ Den Bericht veröffentlichte 1552 [[Joɑ̃o de Barros]] in seinem Werk ''Da Asia''. Die Angaben beruhten in erster Linie auf Schilderungen von [[Swahili (Gesellschaft)|Swaheli]]-Händlern in Sofala.<ref name="Garlake_2" />


Bis zum 5. Juni wurden 98 Tote geborgen. Am 6. Juni wurde der Sand der [[Böschung]] gesiebt, da sich Teile des Zuges bis in die Erde hinein gebohrt hatten. Die Gleise der Strecke waren zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend wiederhergestellt.<ref name="entgleiste-hoffnungen" /> Um 6:42 Uhr übergab die Feuerwehr die Einsatzstelle an die Polizei.<ref name="fw-1998-32" /> Am gleichen Tag wurde die [[Spurensicherung]] am Gleiskörper beendet.<ref name="ap-2008-05-26a" />
Die andere Nennung von Steinbauten in dieser frühen Zeit findet sich in dem 1609 veröffentlichten Werk ''Ethiopia Oriental'' von [[Joɑ̃o dos Santos]], der zwischen 1586 und 1595 im Land ''Mwene Mutapa'' als [[Missionar]] gewirkt hatte. Dessen Angaben beziehen sich aber auf Steinbauten am anderen Ende der Ebene, Groß-Simbabwe entgegengesetzt, auf dem Fura-Berg (heute [[Mount Darwin (Simbabwe)|Mount Darwin]]) im [[Mashonaland]]:


Am 8. Juni legte Bundespräsident [[Roman Herzog]] den 21. Juni als Termin für die zentrale Trauerfeier fest. Die Freigabe der Strecke erfolgte am 9.&nbsp;Juni; als erster Zug passierte ein [[Interregio]] um 17:35&nbsp;Uhr die Unglücksstelle.<ref name="entgleiste-hoffnungen" /> Am selben Tag transportierten [[Tieflader]] den ersten Wagen des ICE zur [[RWTH Aachen]], wo die Ursachenforschung fortgesetzt wurde.
: „Auf dem Gipfel dieses Berges stehen noch einige Fragmente alter Mauern und antike Ruinen aus Stein und Mörtel. … Die Eingebornen … versichern: Ihnen sei von ihren Vorfahren überliefert worden, dass diese Häuser einst eine [[Faktorei]] der Königin von Saba darstellten. Man habe von hier große Goldmengen gebracht, die man zu Schiff auf den Flüssen Cuamas zum [[Indischer Ozean|indischen Ozean]] transportiert habe … Nach anderen stammen die Ruinen von einer Niederlassung [[König Salomon]]s. … Zwar kann ich mich nicht verbindlich äußern, doch behaupte ich: Der Fura- oder Afura-Berg könnte das «Land Ophir» sein, woher Gold nach [[Jerusalem]] gebracht wurde. Dies gäbe der Behauptung eine gewisse Glaubwürdigkeit, dass es sich bei den fraglichen Bauten um eine Faktorei König Salomons handelte.“<ref name="Garlake_2" />


Eine Woche nach dem Unglück, am 10. Juni, war die Zahl der Toten auf 99 gestiegen. Zwei weitere Menschen erlagen noch später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Am 21. Juni fand in der [[Stadtkirche St. Marien (Celle)|Stadtkirche]] in [[Celle]] die zentrale Trauerfeier für die Opfer des Unglücks statt. Bundespräsident Herzog dankte in seiner Rede insbesondere den zahlreichen Helfern; Spitzenpolitiker legten an der Unglücksstelle Kränze nieder.<ref name="entgleiste-hoffnungen" /> Mehr als 2.000 Menschen nahmen an der zentralen Trauerfeier teil, darunter auch Bundeskanzler Kohl und Ministerpräsident Schröder.
Kurz nachdem Dos Santos seinen Bericht veröffentlicht hatte, fügte [[Diogo de Couto]], der Nachfolger von Joɑ̃o de Barros, in das Werk ''De Asia'' ein, dass „man vermutet, dass … die Königin von Saba … Gold an diesen Orten abbauen ließ … die großen Steinbauten … werden von den [[Kaffer]]n ''Simbaoe'' genannt, und es sind starke Festungswerke.“<ref name="Garlake_2" /> Obwohl de Barros und dos Santos erkannten, dass sie sich auf fragwürdige Spekulationen einließen, regten die von ihnen der Öffentlichkeit vorgetragenen Vorstellungen die Phantasie ihrer Rezipienten dermaßen an, dass ihre Schilderung zweihundert Jahre lang von den besten Geografen Europas wiederholt wurde und ihr „im gleichen Maße exotisches Beiwerk zuwuchs, in dem eine Spekulation, die noch immer etwas mit begrifflichem Denken zu tun hatte sich in ein fraglos hingenommenes Dogma verwandelte.“<ref name="Garlake_2" /> Solche Wiederholungen finden sich in den Werken der Italiener [[Livio Sanuto|Sanuto]] (1588) und [[Antonio Pigafetta|Pigafetta]] (1591), der Engländer [[Samuel Purchas]] (1614), [[John Speed]] (1627), [[John Ogilby]] (1670), [[Peter Heylin]] (1656) und [[Olfert Dapper]] (1668) sowie der Franzosen [[Jean-Baptiste Bourguignon d’Anville]] (1727) und Guillain (nach 1727).<ref name="Garlake_2" />


=== Die Expedition von Karl Mauch (1871) ===
=== Ablauf der Rettung ===
Die meisten Überlebenden befanden sich in den ersten drei Wagen, die die Brücke noch unbeschadet passieren konnten und nach ihrer Entgleisung vergleichsweise sanft abgebremst wurden. Am schwierigsten gestaltete sich die Bergung der Leichen aus dem [[Speisewagen]] und einem Erste-[[Wagenklasse|Klasse]]-Wagen, die unter der Brücke zusammengequetscht wurden.<ref name="spiegel-1998-24-22" />
[[Datei:Mauch Ruinen.jpg|mini|hochkant|Notizen von Karl Mauch]]


Die Bedingungen der Rettung galten als außerordentlich gut: Bei gutem Wetter und hinreichendem Licht sowie einem freien Zugang zur Unfallstelle konnten in kurzer Zeit Rettungskräfte herangeführt und Verletzte weggebracht werden. Binnen eineinhalb Stunden konnten alle erreichbaren Schwerverletzten abtransportiert werden. Im Einsatz waren 24 [[Hubschrauber]] (andere Quelle: 39 Hubschrauber<ref name="eri-2002-472">Hans Jürgen Kühlwetter: ''Der Prozess zum Unfall in Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 10/2002, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;472–476.</ref>), 60 Ärzte und über 150 nichtärztliche Rettungsdienstmitarbeiter.<ref name="spiegel-1998-24-22" /> Zu den Schwierigkeiten während der Rettung zählten die teilweise schwierige Erkennbarkeit der Verantwortlichen, mangelnde Funkkapazitäten sowie überlastete Mobilfunknetze.<ref name="rettung-1998-07-30" /> Kritiker bemängeln ferner Defizite in der Spurensicherung.<ref name="eri-2003-13" />
Nachdem [[Adam Renders]] (1822–nach 1871) die Ruinen 1868 bei der Jagd wiederentdeckt hatte und behauptete, dass „sie niemals von Schwarzen erbaut worden sein könnten“,<ref>Edward Powys-Mathers: ''Zambesia: England's El Dorado in Africa; being a description of Matabebland and Mashonaland''. London: King, Sell & Reilton 1891</ref> zeigte er sie 1871 [[Karl Mauch]] (1837–1875) bei dessen vierter Reise im südlichen Afrika. Dieser setzte sie in der Folgezeit mit dem biblischen Goldland [[Ophir]] gleich, also 2000&nbsp;Jahre früher als die heutige Radiokarbondatierung. Danach passierte er den oberen Lauf des [[Sambesi]], wo er ein Goldfeld (Kaiser-Wilhelms-Feld) fand. Noch 1872 kehrte der an Malaria erkrankte Mauch nach Deutschland zurück. Später zweifelte er an seiner eigenen Ophir-Simbabwe-Theorie.<ref>Peter Hertel: ''Zu den Ruinen von Simbabwe.'' Gotha, Klett Perthes 2000, ISBN 3-623-00356-5, S. 154–160.</ref> Im ''Petermanns Mitteilungen'' in Berlin erschien 1870 eine erste Publikation von [[Alexander Merensky]] über die Simbabwe-Ruinen. Darin hatte er Forscherberichte zusammengefasst.<ref>''Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie.'' 16 (1870).</ref>


In der ersten Einsatzphase waren sowohl der [[BOS-Funk]] der Hilfsorganisationen als auch die kommerziellen [[Mobilfunknetz]]e ([[D-Netz|D1, D2]] und [[C-Netz]]) völlig überlastet. Eine Kommunikation war weder untereinander noch nach außen möglich. Durch [[Feldkabelbau]] sowie durch Abschaltung der Mobiltelefone, die ja ohnehin vergeblich auf Netzsuche waren, ließen sich die Probleme im weiteren Einsatzverlauf lösen.
=== Die Expedition von James Theodore Bent (1891) ===
Als [[Cecil Rhodes]] im September 1890 das Mashonaland mit Hilfe der ''British South Africa Company'' eroberte, sagte er den örtlichen Bantu-Chiefs, dass er gekommen sei, um „die alten Tempel, die einst den Weißen gehört hätten“ zu sehen.<ref>Willi Posselt: ''The Early Days of Mashonaland and a Visit to Great Zimbabwe Ruins.'' In: ''NADA.'' 2 (1924), S. 70–74.</ref> Zusammen mit William G. Neal, dem Chef der ''Ancient Ruins Company'', der Raubgrabungen auf dieser und weiteren eisenzeitlichen Stätten in Simbabwe durchgeführt und dabei wichtige Befunde zerstört hatte,<ref name="Hall_1">Richard Nicklin Hall, W. G. Neal: ''The ancient ruins of Rhodesia: (monomotapæ imperium).'' Methuen, London 1902. (Neudruck: Negro University Press, New York 1969, ISBN 0-8371-1275-3)</ref> beauftragte er 1891 [[James Theodore Bent]] (1852–1897), die Ruinen zu untersuchen.


Abseits des Katastrophenortes wurde eine zentrale Auskunfts- und Vermisstenstelle unter einer einheitlichen Telefonnummer betrieben. Dabei kam [[GAST/EPIC]] (GAST&nbsp;= ''Gemeinsame Auskunftsstelle''; EPIC&nbsp;= ''Emergency Procedures Information Centre'') zum Einsatz.
Bents archäologische Erfahrungen lagen darin, dass er auf der Suche nach dem Ursprung der [[Phönizier]] die Länder des östlichen [[Mittelmeer]]raumes und des [[Persischer Golf|Persischen Golfs]] bereist hatte. Er scheint als [[Archivar]] zwar altertumskundliche Neigungen, aber keine archäologische Ausbildung – und noch weniger praktische Erfahrung – gehabt zu haben. Im Juni 1891 begann Bent mit seinen Grabungen rund um den [[Konus|konischen]] Turm im [[Ellipse|elliptischen]] Bauwerk und war von den Ergebnissen sehr enttäuscht. Er behauptete später, die Ruinen seien entweder von Phöniziern oder Arabern gebaut worden. Doch seine Berichte machten die Ruinen immerhin einem weiteren englischen Leserkreis bekannt.<ref>James Theodore Bent: ''The Ruined Cities of Mashonaland: being a record of excavation and exploration in 1891.'' Longmans, Green & C., London 1892. (Neudruck: Books for Libraries Press, Freeport, N.Y 1971, ISBN 0-8369-8528-1)</ref><ref name="Garlake_3">Peter S. Garlake: ''Simbabwe. Goldland der Bibel oder Symbol afrikanischer Freiheit?'' Bergisch Gladbach 1975, S. 70–82.</ref>


Rund 1900 Helfer<ref name="rettung-1998-07-30" /> von [[Rettungsdienst]], [[Feuerwehr]], [[Technisches Hilfswerk|Technischem Hilfswerk]], [[Polizei]] und [[Bundeswehr]] sowie rund 500 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit etwa 100 Fahrzeugen waren im Einsatz. Der [[Rettungsdienst]] war mit 274 Rettungsfachleuten, 19 Hubschraubern, 42 [[Krankenwagen|Kranken-]] sowie 46 [[Rettungswagen]] beteiligt. Die Bundeswehr war mit 190 Soldaten, 3 Bergepanzern, 3 [[Transall]]-Transportflugzeugen sowie 18 Hubschraubern vertreten. 40 Ärzte und 39 [[Notarzt|Notärzte]] sowie 268 Mitarbeiter des nichtärztlichen Rettungsdienstes waren ebenfalls in die Rettung eingebunden.<ref name="rettung-1998-07-30" /> Insgesamt waren 17 Feuerwehren aus dem Kreis Celle und 10 aus benachbarten Kreisen im Einsatz. Daneben waren Kräfte der Landesfeuerwehrschule Celle, die [[Werkfeuerwehr]] der Firma [[Rheinmetall]] Standort Unterlüß, die [[Truppenübungsplatz Bergen|Truppenübungsplatzfeuerwehr Bergen]] und zwei Bahnfeuerwehren beteiligt.<ref name="fw-1998-32" /> Zudem rückten in der Nähe stationierte britische Soldaten aus, um Hilfe zu leisten.
Während der Grabung durch Bents Team wurde viel von der archäologischen [[Stratigraphie (Archäologie)|Stratigrafie]] zerstört, wodurch es für spätere Archäologen schwieriger wurde, das Alter von Groß-Simbabwe zu ermitteln. Bents Team schlug am Ende vor, eine „Bastard“-Rasse aus männlichen weißen Einwanderern und Afrikanerinnen hätte die Bauten konstruiert.<ref>[http://onlineessays.com/essays/history/his090.php Free Essay: Great Zimbabwe]</ref>
Während der Forschungen Bents wurden die Ruinen durch den Bergwerksingenieur Robert Swan vermessen. Aufgrund seiner Pläne entwickelte Swan eigene Theorien, die den größeren Ruinenabschnitten präzise Entwürfe auf Basis der Zahl [[Kreiszahl|Pi]] unterstellten.<ref name="Garlake_3" /> Aufgrund der Beobachtungen Swans – und dessen Behauptung, in den Zentren der elliptischen Bögen hätten mittlerweile verschwundene Altäre gestanden, die auf die [[Solstitien]] ausgerichtet gewesen seien – versuchte später der Geologe [[Henry Schlichter]] das absolute Alter der aufgrund deren natürlicher Veränderlichkeit zu berechnen. Dabei kam er auf 1000 v. Chr. Da die Messungen Swans jedoch fehlerhaft und an willkürlich herausgegriffenen Punkten vorgenommen worden waren, erwies sich dieses theoretische Gebäude als unhaltbar.<ref name="Garlake_3" />


=== Situation der Opfer und Identifizierung ===
Peter Garlake stellte heraus, dass im Jahr 1892 der britische Heeresoffizier, Major Sir [[John Willoughby]], „ohne jede Rücksicht auf Verluste“ drei Ruinen im Tal „ausgeweidet“ und dabei die stratigrafischen Schichten innerhalb des Nord-West-Eingangs zur Großen Einfriedung zerstört habe.<ref name="Garlake_3" />
Das [[Zugpersonal|Zugbegleitpersonal]] wurde bis auf einen [[Schaffner (Beruf)|Zugbegleiter]] und den Triebfahrzeugführer bei dem Unglück getötet. Der ICE war nur zu etwa 44 % ausgelastet.


{|
=== Die Expedition von Carl Peters (1899) ===
|- style="vertical-align:top"
[[Carl Peters]] (1856–1918) führte 1899 eine Forschungsreise an den Sambesi. Er wollte beweisen, dass das biblische Goldland Ophir in Südostafrika gelegen hatte. Da er „nationalsozialistische Positionen, einen rigiden Herrenstandpunkt und einen rassistischen Sozialdarwinismus vertrat“,<ref>Joachim Zeller: ''Bilderschule der Herrenmenschen: Koloniale Reklamesammelbilder.'' Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-499-0, S. 158.</ref> konnte er sich nicht vorstellen, dass die Ruinen von Groß-Simbabwe afrikanischen Ursprungs sein könnten. Er suchte deshalb nach Baumeistern aus dem Nahen Osten, wobei er den Phöniziern eine zentrale Rolle zusprach. Auch ging es Peters darum, Aktionäre für seine Kapitalgesellschaft zu gewinnen, die Land in Portugiesisch-Mozambique erwarb, um dort nach Gold zu schürfen. Seine Ophir-Theorie reicherte Peters mit heftigen Diffamierungen gegen die Schwarzafrikaner an und forderte die Einführung der allgemeinen Zwangsarbeit in den Kolonien.<ref>Diese Reiseberichte von 1899 bis 1901 sind gedruckt in: Carl Peters: ''Im Goldland des Altertums: Forschungen zwischen Zambesi und Sabi. Mit 50 an Ort und Stelle gemachten Original-Illustrationen von Tennyson Cole.'' Lehmann, München 1902. (Neudruck: Time Life Books, Amsterdam 1982, ISBN 90-6182-752-3)</ref>
| Gesamtzahl an Reisenden:<br /><small>(ICE&nbsp;1: max. 651)</small> || 287
|-
| Verstorbene:<br /><small>(einschließlich Zugpersonal und zwei Streckenarbeitern)</small> || 101
|-
| Schwerverletzte: || {{0}}88
|-
| Leicht- und Unverletzte: || 106
|}


96 Tote wurden aus den Trümmern geborgen, 5 Menschen erlagen später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Unter den Toten waren 12 Kinder. Von den 18 überlebenden Kindern haben 6 ihre Mutter verloren.<ref name="sz-2008-06-02">[http://www.sueddeutsche.de/panorama/zehn-jahre-nach-dem-bahnunfall-von-eschede-die-hochgeschwindigkeitskatastrophe-1.193266 Roman Grafe: ''Die Hochgeschwindigkeitskatastrophe''.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 2. Juni 2008.</ref> Die meisten Todesopfer verloren ihr Leben unmittelbar im Moment des Unglücks. Zu den häufigsten Verletzungen zählten [[Schädel-Hirn-Trauma]]ta, innere [[Blutung]]en und mehrfache [[Knochenbruch|Knochenbrüche]]. Der Großteil starb an einer Kombination mehrerer Verletzungen ([[Polytrauma]]), die durch die aus der abrupten [[Beschleunigung|Verzögerung]] frei werdende hohe [[kinetische Energie]] verursacht wurden ([[Hochrasanztrauma]]). Viele Menschen wurden durch zusammengeschobene Sitze [[Prellung|zerquetscht]].<ref name="spiegel-1998-24-22" /> Bei 67 der 96 [[Obduktion|obduzierten]] Opfer wurde ein Schädel-Hirn-Trauma als Todesursache festgestellt.<ref name="eri-2001-318">Steffen Sohr, Markus Hecht: ''Tische als Rückhaltesysteme für Reisende – eine Grundsatzuntersuchung im Bereich Passive Sicherheit''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 7/2001, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;318–321.</ref>
=== Die Grabung von Richard Nicklin Hall (1902–1904) ===
[[Datei:View of 'acropolis',G.Zimbabwe.JPG|mini|Ansicht der Bergruine, 1906]]
[[Datei:Exterior of great enclosure,G.Zimbabwe.JPG|mini|Ansicht des südöstlichen Mauerabschnittes der Großen Einfriedung, 1906]]
[[Datei:Interior of great enclosure,G.Zimbabwe.JPG|mini|Inneres der Großen Einfriedung, Foto von Randall MacIver, 1906]]


Als ungewöhnlich für ein schweres Unglück gilt die verhältnismäßig geringe Zahl an Leichtverletzten. Während 88 Überlebende als [[Unfallkategorie|schwerverletzt]] galten, waren nur rund 15 Menschen als leichtverletzt eingestuft.<ref name="rettung-1998-07-30" />
Die Entdeckung mehrerer Goldfunde in den 1890er Jahren in den [[Dhlo Dhlo]] Ruinen führte zur Gründung der ''Rhodesia Ancient Ruins Ltd.'', die 50 Ruinen in Simbabwe systematisch auf Goldfunde durchsuchte, auf den ausdrücklichen Wunsch von Cecil Rhodes aber die Ruinen von Groß-Simbabwe ausnahm. Die Grabungen erbrachten nur 178 [[Unze]]n Goldschmuck. Von den anderen Funden zeigte sich die Kompanie enttäuscht. Die Ergebnisse der Kampagne wurden von dem lokalen Journalisten [[Richard Nicklin Hall]] in einem Buch zusammengestellt.<ref name="Hall_1" /> Nach mehrfachen finanziellen Schwierigkeiten wurde Hall 1902 zum Kurator von Simbabwe ernannt, mit der Aufgabe, Groß-Simbabwe – aufgrund neuer Gesetzgebung – zu beschützen. Wegen zweifacher Verlängerung nahm Hall diese Funktion statt der ursprünglich geplanten sechs Monate fast zwei Jahre wahr. Seine Anweisungen bestanden darin, „keine wissenschaftlichen Untersuchungen“ durchzuführen, sondern sich allein „der Erhaltung des Bauwerkes“ zu widmen. Nach Garlake kümmerte sich Hall nicht darum, was man mit seiner Anstellung bezweckte. Stattdessen ließ er in der Großen Einfriedung, der Bergruine und einem großen Teil der anderen Talruinen undokumentierte Grabungen durchführen. Dabei wurden nicht nur die Bäume, Luftwurzeln und das Unterholz sowie die Abraumhalden der Grabungen von Bent und Willoughby beseitigt, sondern auch 0,9–1,5&nbsp;Meter, stellenweise mehr als drei Meter [[Stratifikation (Archäologie)|stratifiziertes]] archäologisches Material. Seine Rechtfertigung für dieses, wie er es selbst nannte, „moderne und von der Zeit gebotene Werk der Erhaltung“ lautete, dass er nur den „Schmutz und Abfall der Kaffernbevölkerung“ beseitige, in der Absicht, die Überbleibsel der „antiken“ Erbauer freizulegen.<ref>Richard Nicklin Hall: ''Prehistoric Rhodesia.'' London 1909, S. 246.</ref> Nachdem die Kritik vor allem in wissenschaftlichen Kreisen immer lauter wurde, löste das [[London]]er Büro der ''Britisch South Africa Company'' schließlich den Vertrag auf und entließ Hall im Mai 1904.<ref name="Garlake_3" />


Als schwierig erwies sich die Identifizierung der Toten. Im Gegensatz zum Flugverkehr fehlte eine Passagierliste und viele Opfer trugen keine Papiere bei sich; in einem Fall wurden falsche Papiere festgestellt.<ref name="rettung-1998-07-30" /> Ein weiteres Problem war der Zustand der Leichen. Obwohl vier Teams fast rund um die Uhr an der Zuordnung der Leichenteile arbeiteten, konnten bis zum Wochenende (drei Tage nach dem Unglück) von 98 bis dahin geborgenen Todesopfern erst 19 identifiziert werden, da viele Leichen verstümmelt waren. Hans-Dieter Tröger, damaliger Leiter des Instituts für [[Rechtsmedizin]] an der [[Medizinische Hochschule Hannover|Medizinischen Hochschule Hannover]] (MHH), sagte, nur in 15 Prozent der Fälle hätten er und sein Team „halbwegs vorzeigbare Fotos“ machen können.<ref name="spiegel-1998-24-22" /> Zu den häufigsten ermittelten Todesursachen zählen [[Ruptur]]en (Risse) der [[Aorta|Hauptschlagader]], der [[Blutversorgung des Gehirns|Hirnarterien]] und von Bauchorganen sowie massive [[Thorax]]-Verletzungen bis hin zur kompletten Zerstörung des Körpers.<ref name="rettung-1998-07-30" /> Die Identifizierung der Opfer erfolgte durch Mitarbeiter der MHH und Mitarbeiter der [[Identifizierungskommission]]<ref name="eri-2002-472" /> des [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamts]]. Sie wurde nach anderthalb Wochen abgeschlossen.<ref name="rettung-1998-07-30" /> Insgesamt konnten 96 der 101 Toten identifiziert werden.<ref name="eri-2002-472" /> Mit einer Ausnahme wurden Angehörige nicht zur Identifizierung herangezogen.<ref name="rettung-1998-07-30" />
=== Die Grabung von David Randall-MacIver (1905/1906) ===
Die erste wissenschaftliche archäologische Grabung auf der Stätte wurde 1905/1906 von [[David Randall-MacIver]] (1873–1945), einem Schüler und Mitarbeiter [[Flinders Petrie]]s, durchgeführt. Während der kurzen Zeit, die ihm zur Verfügung stand, grub MacIver erst in den Ruinen von [[Injanga]], [[Mutare|Umtali]], [[Dhlo Dhlo]] und [[Khami]] und anschließend mit dieser Erfahrung in Groß-Simbabwe.<ref name="Garlake_4">Peter S. Garlake: ''Simbabwe. Goldland der Bibel oder Symbol afrikanischer Freiheit?'' Bergisch Gladbach 1975, S. 83–120.</ref> Er beschrieb erstmals die Existenz von Fundobjekten im „mittelalterlichen Rhodesien“, die den [[Bantu]] zugeordnet werden können. Das Fehlen jeglicher Artefakte nicht-afrikanischen Ursprungs führte Randall-MacIver zu der Vermutung, dass die Bauten von einheimischen Afrikanern ausgeführt worden seien. Damit setzte er sich erstmals von früheren Gelehrten ab, die die Bauten ausschließlich arabischen oder phönizischen Händlern zuschreiben wollten.<ref>''Solomon's Mines.'' In: ''[[The New York Times]].'' 14. April 1906, S. RB241.</ref><ref>David Randall-MacIver: ''The Rhodesia Ruins: their probable origins and significance.'' In: [http://jstor.org/stable/1776233 ''The Geographical Journal.'' 27 (1906), Heft 4, S. 325–336]. [[doi:10.2307/1776233]]</ref><ref>Franklin White: ''Notes on the Great Zimbabwe Elliptical Ruin.'' In: ''The Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland.'' 35 (1), (1905),S. 39–47. [http://www.jstor.org/stable/2843115 jstor]</ref>


== Ursachenforschung ==
=== Die Grabung von Caton-Thompson (1929) ===
Seitens des [[Eisenbahn-Bundesamt]]s untersuchte Hans-Heinrich Grauf den Unfall. Am 17.&nbsp;Juni berichtete der damalige Verkehrsminister [[Matthias Wissmann]] im Verkehrsausschuss des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestages]] über die vorläufigen Ergebnisse dieser Untersuchung.
[[Gertrude Caton-Thompson]] (1888–1985) untersuchte 1929 die „Ruinen von Simbabwe“ im Auftrag der [[British Association for the Advancement of Science]]. Bei dieser Grabung sammelte [[Kathleen Kenyon]] (1906–1978), eine britische Archäologin, ihre ersten archäologischen Erfahrungen; sie lehrte später am University College in London. Caton-Thompson beschränkte sich von Anfang an auf eng gefasste Grundfragen nach dem „Wer?“ und „Warum?“ und versuchte dafür datierbare Importwaren in stratigrafischen Zusammenhängen zu finden. Um diese Ziele zu erreichen, wählte sie ein bei früheren Grabungen am wenigsten beschädigtes Bauwerk aus, das die von Hall aufgestellten architektonischen Merkmale eines ''ursprünglichen'' Baus aufwies, und damit, was immer sie fand, nur mit den Ur-Erbauern in Zusammenhang gebracht werden konnte. Methodisch war es die erste und einzige regelgerechte [[Ausgrabung|Flächengrabung]]. Ihre Wahl fiel auf die so genannte ''Maund''-Ruine, von der Großen Einfriedung aus gesehen am jenseitigen Talende liegend. Das in sieben Arbeitswochen gewonnene Material veröffentlichte sie mit allen Fundverzeichnissen und detaillierten Beschreibungen sämtlicher Funde sowie Fotos der meisten Gegenstände.<ref>Gertrude Caton-Thompson: ''The Simbabwe Culture: ruins and reactions.'' Oxford 1932.</ref><ref name="Garlake_4" />


=== Technische Ursachen ===
Um zu zeigen, dass sich ihre Ergebnisse auf alle Bauwerke in Groß-Simbabwe anwenden ließen, ließ Caton-Thompson außerhalb der Großen Einfriedung sechs Suchgräben anlegen und einen Stollen unter dem konischen Turm anlegen. Nach ihren Grabungen blieb „nicht ein einziger Punkt, der sich nicht mit der Feststellung vereinbaren ließ, dass die Bantu-Leute die Erbauer waren und dass das Bauwerk aus dem Mittelalter stammte.“<ref name="Garlake_4" /> Der Archäologe Graham Connah und viele Historiker nehmen an, dass die Stadt am Ende des Mittelalters aufgegeben werden musste, weil die dauernde Überbesiedlung zu einer ökologischen Katastrophe geführt hatte.
Der [[ICE 1|ICE&nbsp;1]] war ursprünglich mit Vollrädern ausgestattet, so genannten [[Monobloc-Rad|Monobloc-Rädern]], die in einem Stück gefertigt werden. Im praktischen Betrieb stellte sich schnell heraus, dass es unter bestimmten Umständen aufgrund von ungleichmäßiger Abnutzung, Materialermüdung und [[Unwucht]]en zu [[Resonanz]]-Erscheinungen kommen konnte. Insbesondere im Speisewagen beklagten sich Reisende immer wieder über lautes [[Vibration|Vibrieren]] des Geschirrs und „wandernde Gläser“. Im September 1991 wandte sich Bahn-Vorstandsmitglied [[Roland Heinisch]] an den damaligen Vorstandsvorsitzenden [[Heinz Dürr]] und wies eindringlich auf die Brummgeräusche hin. Neben den negativen Reaktionen der Kunden hob er auch die Gefahr von Schäden an den Wagen hervor.<ref name="sz-2008-06-02" />


Auf der Suche nach Abhilfe wurde beispielsweise vorgeschlagen, die Fahrbahn zu ändern, eine [[Luftfederung]] einzusetzen oder die Federung der Fahrgestelle durch gummigefederte Einringräder zu verbessern, wie sie schon bei der langsamsten Art des Schienenverkehrs, im [[Öffentlicher Personennahverkehr|Nahverkehr]] bei [[Straßenbahn]]en, erfolgreich im Einsatz waren. Aus Kostengründen entschied man sich für den günstigeren Umstieg auf Radreifen.
=== Die Grabung von Roger Summers, Keith Robinson und Anthony Whitty (1958) ===
1958 wurde von [[Roger Summers]], [[Keith Robinson (Archäologe)|Keith Robinson]] und [[Anthony Whitty]] ein großes Forschungsprogramm aufgelegt. Das Ziel war nicht, erneut die Frage nach den Erbauern aufzuwerfen, sondern die Chronologie der Keramik und der archäologischen Funde zu klären.<ref>Webber Ndoro: ''The preservation of Great Zimbabwe. Your Monument our Shrine (ICCROM Conservation studIes 4).'' Rom 2005, S. 29 [http://www.iccrom.org/pdf/ICCROM_ICS04_Zimbabwe_en.pdf pdf] (englisch)</ref> Das Ziel lautete: „Aufstellung einer Keramiksequenz in Simbabwe“. Auch 1967 wurde die Chronologie der Keramik neu diskutiert.<ref name="Garlake_4" />


Ende 1991 beschloss der Vorstand der Deutschen Bundesbahn, gummigefederte Radreifen unter sieben ICE-1-Speisewagen zu erproben. Mit Beschluss vom 21. Januar 1992 wurde dieser Beschluss zu einem „Großversuch“ auf 45 Speisewagen ausgeweitet, im Folgemonat wurde die Umrüstung 15 weiterer Wagen beschlossen.<ref name="stern-2001-34-21" /> Der zuständige Direktor für die Zulassung von Reisezugwagen wies im November 1991 darauf hin, dass vor der Zulassung in der Serie noch zahlreiche Versuche und Erprobungen notwendig seien, die sich über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren hinziehen würden. Im Februar 1992 wurde ein Riss an einem der getesteten Reifen festgestellt. Nach weiteren Tests vereinbarten die zuständigen Ingenieure im Sommer 1992, die bisherigen Versuche als ausreichend anzusehen. Die Entscheidung ging, nach einer Telefonnotiz, letztlich auf eine Entscheidung von Bahnvorstand Heinisch zurück. Am 5. Oktober 1992 präsentierte das Vorstandsmitglied dem Gremium eine Beschlussvorlage zur Einführung der neuartigen Räder in der gesamten ICE-Flotte.<ref name="sz-2008-06-02" />
=== Radiokohlenstoffdatierung (1950er und 1996) ===
1950 wurde die erste [[Radiokohlenstoffdatierung]] mit Material aus Groß-Simbabwe versucht.<ref>Huffman, T. N., J.C. Vogel:''The chronology of Great Zimbabwe.'' In: ''South African Archaeological Bulletin.'' 46 (1991), S. 61–70. ([http://www.jstor.org/pss/3889086 pdf])</ref> Dabei handelte es sich um zwei im gleichen Jahr in der Großen Einfriedung entdeckte Pfähle aus dem Holz des [[Tamboti]] (''Spirostachys africana''), die einen Abflussgraben durch die innere Mauer der Parallelen-Passage, eine der ältesten Mauern des Bauwerkes, stützten. Die Proben lieferten folgende Ergebnisse: „590 n. Chr. ±120&nbsp;Jahre (C-613) und 700 n. Chr. ±90&nbsp;Jahre (C-917) bzw. 710 n. Chr. ±80&nbsp;Jahre (GL-19)“,<ref>Roger Summers: ''Dating of the Zimbabwe ruins.'' In: ''Antiquity.'' 29 (1955), S. 107.</ref> die Daten wurden noch nicht [[Radiokohlenstoffdatierung#Kalibrierung|kalibriert]]. Da die Bäume des Tamboti bis zu 500 Jahren alt werden können erhöht dies die Fehlerspanne bei der C-14 Datierung um diese Zeitspanne. Ebenso muss beachtet werden, ob das Holz in dem gefundenen Befund möglicherweise zum zweiten oder wiederholten Mal verwendet wurde. Letztlich sagen die Daten nur aus, dass die Mauern zu einem unbekannten Zeitpunkt nach dem 5. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurden.<ref name="Garlake_4" /> 1952 wurden die nächsten Proben datiert und ergaben „AD 535 ±160&nbsp;Jahre, AD 606 ±16&nbsp;Jahre“. Es war die gleiche Holzart wie die der 1950 entdeckten Pfähle und die Daten waren ebenfalls nicht kalibriert. Weitere Datierungen wurden an Material aus der Grabung von 1958 vorgenommen und ergaben „AD 1100 ±40, AD 1260 ±45, AD 1280 ±45“. Die jüngsten Datierungen wurden 1996 in [[Uppsala]] an Proben von [[Mopane]] (''Colophospermum mopane'') aus der Mauer der Großen Einfriedung vorgenommen und ergaben: „1115 ±73“.<ref>Edward Matenga: ''The Soapstone Birds of Great Zimbabwe. Symbols of a Nation.'' Harare 1998, S. 7.</ref>


Das Rad ''Bochum&nbsp;84''/''Baureihe&nbsp;064''<ref name="eri-1998-352" /> war eine Neuentwicklung der DB. Das Besondere bei diesen Rädern ist, dass zwischen dem außen liegenden metallenen [[Eisenbahnrad|Radreifen]] und dem Radkern eine 20&nbsp;mm starke Zwischenschicht aus [[Ebonit|Hartgummi]] eingebettet ist, so dass im Gegensatz zum klassisch ohne [[Spiel (Technik)|Spiel]] aufgesetzten Radreifen eine [[Dämpfung|gedämpfte]] Bewegung zwischen Reifen und Rad möglich wird. Diese für den Hochgeschwindigkeitsverkehr neuartige Bauform wurde jedoch vor ihrem serienmäßigen Einsatz im ICE nicht in Simulatoren bei Geschwindigkeiten von über 200&nbsp;km/h dauererprobt.
== Architektur ==
[[Datei:Great zimbabwe 2.jpg|mini|hochkant|Sogenannte „Parallele Passage“ im nördlichen Teil der Großen Einfriedung, nach Süden gesehen, 2004]]


Da bis zu jener Zeit in Deutschland keine Anlage gebaut wurde, um die Bruchgrenze eines [[Eisenbahnrad|Rades]] praktisch zu messen, musste man sich bei der Dimensionierung und der Festlegung der Verschleißgrenze auf theoretische Überlegungen beschränken. Vor und nach der Markteinführung wurden keine Labor- und Fahrversuche bis zur Verschleißgrenze beziehungsweise bis zum Bruch des Radreifens durchgeführt. Über mehrere Jahre hinweg bewiesen die Räder ihre grundsätzliche Praxistauglichkeit, ohne dass es zu Problemen gekommen wäre. Allerdings hatte der hannoversche Verkehrsbetrieb [[Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe|üstra AG]] mehrere Monate vor dem Unglück Radreifenbrüche bei seinen [[Straßenbahn]]en weit vor der erwarteten Verschleißzeit festgestellt und daraufhin die Austauschintervalle verkürzt. Gleichzeitig war an alle Benutzer baugleicher Reifenräder einschließlich der Deutschen Bahn AG eine Warnung vor verfrühten Ermüdungserscheinungen dieser Konstruktion verschickt worden. Da es jedoch im Detail erhebliche konstruktive Unterschiede zwischen den Nahverkehrsrädern und den Rädern des ICE gab, wurde ein systembedingter Zusammenhang seitens der Bahn nicht erkannt und aus der Warnung keine Konsequenzen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr gezogen. Darüber hinaus hatte schon 1992 das Fraunhofer-Institut den Bahnvorstand vor Radreifenbrüchen gewarnt.
=== Allgemeine Beschreibung der Ruinen ===
Die noch vorhandenen Ruinen der Stadt bedecken eine Fläche von sieben Quadratkilometern und sind in drei Gebiete unterteilt: der 27 Meter höher liegende Hill Complex, auch als Bergfestung oder Akropolis bezeichnet, der Valley Complex und die elliptische Einfriedung, das sogenannte Great Enclosure (auch Tempel genannt). Die Mauern von Groß-Simbabwe sind aus Granitblöcken und ohne Mörtel erbaut. Die große Mauer hat eine Basis von fünf Metern, eine Höhe von neun Metern und eine Gesamtlänge von 244 Metern. Den [[Trockenmauer]]n fehlen sogar Eckverbindungen. Und sie haben – trotz des Namens – nie Dächer getragen. Es waren steinerne Einfriedungen. In den so eingefriedeten Höfen standen Hütten und Häuser aus Lehm und Holz. Neben der in den Felsen geschlagenen, vier Meter breiten Treppe zur Akropolis stehende [[Monolith]]en könnten astronomischen Zwecken gedient haben.


Nach dem Unglück führte das mit der Katastrophenanalyse beauftragte [[Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit]] (Darmstadt) einen Belastungstest durch, der die Verschleißzeit abschätzte. Wie sich später im Rahmen dieser Untersuchung herausstellte, wurde bei der statischen Berechnung der Radsätze nicht genügend auf dynamisch auftretende, wiederkehrende Kräfte geachtet, so dass die Räder und die maximal zulässige Abnutzung nicht mit ausreichendem Sicherheitsaufschlag dimensioniert waren. Hierbei spielen folgende Effekte eine Rolle (Aufzählung ohne qualitative Wertung):
=== Bergruine ===
Von Besuchern wurde der Bergruine im 19. Jahrhundert immer wieder der missverständliche Name „Akropolis“ gegeben. Zunächst scheint nur die Einfriedung auf der Anhöhe (''{{lang|en|hill enclosure}}'') den Namen ''{{lang|zw|dzimbahwe}}'' getragen zu haben. Die Anhöhe erstreckt sich 80 Höhenmeter über dem sogenannten ''Valley'', auf der Südseite wird es aus einer 30 Meter hohen und 100 Meter langen Klippe gebildet. Der steilste und kürzeste Weg auf die Anhöhe ist der ''Cliff Ascent''. Auf dem hochgelegenen Plateau liegt im Westen die acht Meter hohe und fünf Meter dicke Mauer der westlichen Einfriedung. Wohl alle zwei Meter wechselten auf deren Mauerkrone Türme mit Steinsäulen ab. Die beiden einzigen Säulen und die vier heute vorhandenen Türme wurden 1916 rekonstruiert. Die Mauer selbst ist original, aber ein Teil der Außenseite musste aufgrund von Schäden rekonstruiert werden; die Rekonstruktion ist leicht zu erkennen.


* Der Radreifen wird bei jeder Umdrehung [[Walken#Reifen eines Fahrzeuges|durchgewalkt]] (beim ICE 500.000 Mal pro Tag), was das Material zusätzlich beansprucht.
Der ursprüngliche Eingang zur westlichen Einfriedung liegt nahe am Rand der steilen Felsstufe und ist heute aus Sicherheitsgründen vermauert. Der derzeitige Eingang ist ein Teil der Mauerrekonstruktion von 1916. Die westliche Einfriedung, der hauptsächliche Lebensbereich auf der Bergruine, war 300&nbsp;Jahre kontinuierlich bewohnt. Reste der ehemaligen Hütten bedeckten das Innere der Einfriedung bis zu acht Meter tief. Bei Sicherungsarbeiten 1915 wurde davon ein großer Teil den Felsabhang hinunter geworfen. Trotzdem sind noch an vielen Bereichen die originalen Begehungshorizonte ersichtlich. Mit Hilfe innerer Mauerzüge scheint eine ähnliche „parallele Passage“ beabsichtigt worden zu sein, wie in der Großen Einfriedung im Tal. Die südliche Mauer steht unmittelbar auf der Felskante und war mit Säulen verziert. Die nördliche und östliche Mauer wird von herausspringenden Felsen gebildet, über die die Mauerzüge nur stellenweise von Hand gebaut werden mussten, denn die Baumeister scheinen angestrebt zu haben, die Natur in ihren Bau einzubeziehen. In der nordöstlichen Ecke des Bergplateaus liegt der so genannte ''Balkon'' etwa zehn Meter über der Einfriedung. In diesem Bereich standen bis Ende des 19. Jahrhunderts verschiedene Säulen aus Granit und Seifenstein, deren größte vier Meter hoch war. Einer der Simbabwe-Vögel wurde aus dem Schutt in diesem Balkon geborgen.<ref name="Garlake_1994_5">Peter Garlake: ''Great Zimbabwe described and explained.'' Harare 1994, S. 39–47.</ref>
* Im Gegensatz zum [[Eisenbahnrad|Monobloc-Rad]] können sich beim Radreifen auch kleinste Risse auf der Innenseite bilden, die nur schwer zu diagnostizieren sind, im Radreifen aber zu Spannungsspitzen führen.
* Je dünner ein Radreifen durch [[Verschleiß]] wird, desto mehr vergrößern sich die Spannungen und Risse im Reifen.
* [[Flachstelle]]n und Kerben erhöhen durch den unrunden Lauf des Rades die wirksamen Kräfte im Radreifen erheblich und verschleißen ihn noch schneller.


Gebrochene Radreifen führten bereits im 19. Jahrhundert zu Zugunglücken, wie etwa das Beispiel der [[Eisenbahnunfall von Timelkam|Entgleisung der „Amstetten“]] am 19. Oktober 1875 zeigt. [[Wöhlerversuch|August Wöhlers Versuche]] zur (im Vergleich zu statisch belasteten geringeren) [[Schwingfestigkeit]] wechselbeanspruchter Werkstoffe bzw. Bauteile im Eisenbahnwesen halfen damals, diese Zusammenhänge erstmals aufzudecken.<ref>vgl. Fritz Stüssi: ''Die Theorie der Dauerfestigkeit und die Versuche August Wöhlers'', Zürich 1955, ''passim''; ferner: [http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2008/2012/html/festschrift/woehler.htm Portrait August Wöhlers und seiner Forschungen im Eisenbahnwesen] auf der Website der TU Berlin (mit weiterer Literatur); ferner: [http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wenn-eisenbahnrader-mude-werden ''Wenn Eisenbahnräder müde werden''] Artikel von Karl-Eugen Kurrer in [[Der Freitag|Freitag]] vom 2. April 2004.</ref>
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Great-Zimbabwe-6.jpg|Moderner Eingang zur Bergruine, 2006
Great Zimbabwe Ruins2.jpg|Westliche und südliche Mauer der westlichen Einfriedung auf dem Bergplateau, 2008
Great-Zimbabwe-3.jpg|Bergruine vom Tal aus, 1997
Tower, Great Zimbabwe1.jpg|Turm der Bergruine, 1996
</gallery>


Als Ersatz für die gummigefederten Radreifen erprobte die Deutsche Bahn um 2002 ein aktives Schwingungsminderungssystem an einem ICE-1-Mittelwagen.<ref name="eri-2003-34">Peter Schmied: ''34. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge“ in Graz''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 1/2003, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;34–36.</ref>
=== Große Einfriedung mit Paralleler Passage und konischem Turm ===
[[Datei:Great Zimbabwe (Donjon).jpg|mini|hochkant|Der konische Turm, 1989]]


=== Strukturelle Probleme ===
Die große Einfriedung wurde von den Einheimischen im 19. Jahrhundert als ''Imba Huru'' (Großes Haus) bezeichnet. Der derzeitige Eingang durch die große Mauer ist eine Rekonstruktion von 1914, die an einer nicht akkuraten Stelle angebracht wurde. Die Mauer hat eine Länge von 255 Metern, und das Gewicht der verwendeten etwa eine Million Steine wurde mit 15.000 Tonnen angegeben. Während der nordwestliche Teil aus relativ wenig kunstvollen Steinen besteht, ist der nordöstliche Teil mit einer Höhe von elf Metern und einer Dicke von vier Metern an der Oberkante und bis zu sechs Metern an der Basis meisterlich hergestellt. Die Mauer im nordwestlichen Bereich ist qualitativ am schlechtesten, auch ist sie nur halb so hoch und halb so dick wie an den anderen Abschnitten. Zur Bearbeitung der Steine wurden besonders harte [[Diorit]]e verwendet. Die große Einfriedung besteht im Inneren aus mehreren Teilen, zunächst der Einfriedung Nr. 1, dem zentralen Areal, der ursprünglichen Außenwand, dem konischen Turm und dem schmalen Turm sowie den Dakha-Plattformen. Direkt nördlich des zentralen Areals liegt die Einfriedung Nr. 1, eine einfache kreisförmige Mauer und das früheste Gebäude in der großen Einfriedung. Innen waren einst Hütten eines Haushaltes.<ref name="Garlake_5" />
* Die mechanischen Besonderheiten von Radreifen waren nicht ausreichend berücksichtigt und erläutert worden, daher galten die eingesetzten Räder bei den Beteiligten als ''dauerfest'' und ''bruchsicher'', weswegen bahnintern ''Unrundheiten'' als wenig dringlich behandelt wurden.
* Es war nicht ausreichend transparent, welche Vorgaben der Sicherheit und welche lediglich dem Komfort der Fahrgäste dienten.


=== Wartungsfehler ===
Die sogenannte ''Parallele Passage'' schließt im Norden an die Einfriedung Nr. 15 an. Sie wird aus der heutigen Außenmauer der großen Einfriedung und der ursprünglichen Außenmauer gebildet, die kurz nach der Einfriedung Nr. 1 gebaut wurde. Die innere Mauer ist etwa ein Jahrhundert älter als die äußere. Der Archäologe und ehemalige Kurator der Anlage, Peter Garlake, vermutete, dass es um die Privatsphäre der königlichen Familie ging, die hinter der ursprünglichen Mauer lebte. Privilegierte Gäste, die in die Einfriedung um den konischen Turm gelassen wurden, konnten so in die große Einfriedung eingelassen werden und blieben doch außerhalb des königlichen Wohnbereiches. Die Passage ist über 70 Meter lang und fast überall nur 0,8&nbsp;Meter breit. Zwischen der Passage und der Turm-Einfriedung gibt es eine Reihe von Plattformen auf unterschiedlichen Höhen. Bis 1891 waren alle Eingänge zur Turm-Einfriedung mit gut bearbeiteten Steinen blockiert.<ref name="Garlake_5">Peter Garlake: ''Great Zimbabwe described and explained.'' Harare 1994, S. 31–37.</ref>
Nach Einführung der gummigefederten Räder erfolgten keine regelmäßigen Kontrollen. Die durchgeführten Kontrollen per Ultraschall sind nicht in der Lage, Risse im Inneren der neuen Räder zu erkennen, obwohl bei Versuchen vor der Serienzulassung der Räder die höchsten Spannungen im Inneren festgestellt wurden.<ref name="sz-2008-06-02" />


Bei der letzten Inspektion des Zuges am Vortag des Unglücks wurde an dem betroffenen Radsatz eine Rundlaufabweichung von 1,1&nbsp;mm festgestellt, beinahe das Doppelte des zugelassenen Grenzwertes. Weiterhin hatte der betreffende Radreifen eine zu große Höhenabweichung (0,7&nbsp;mm bei maximal erlaubten 0,6&nbsp;mm), die ebenfalls festgestellt und protokolliert wurde. Trotzdem wurde der Radsatz entgegen den Instandsetzungsrichtlinien nicht ausgetauscht, da hier kein Sicherheitsrisiko vermutet wurde.
Der ''konische Turm'' aus Stein ist heute noch zehn Meter hoch. Sein Durchmesser beträgt an der Basis fünf Meter und an der Oberkante etwa zwei Meter. Ursprünglich befand sich an der Oberkante ein dreizeiliges Ornament, das aus um 45° gedrehten Steinen bestand und somit eine Reihe von Dreiecken im [[Zickzack-Muster]] bildete. Lange Zeit wurde vermutet, im Inneren des Turmes befinde sich eine geheime Schatzkammer. 1929 wurde der Turm von Archäologen teilweise untertunnelt, und es stellte sich heraus, dass er massiv und direkt auf der Erde aufsetzend angelegt wurde. Der Originalaufbau und das ursprüngliche Aussehen der Turmspitze ist unbekannt.<ref>Peter Garlake: ''Great Zimbabwe described and explained.'' Harare 1994, S. 35.</ref> (Turmbauten unerforschter Funktion entstanden zum Beispiel auch in Oman und in Nuraghe/[[Sardinien]].)
Darüber hinaus hatten Zugbegleiter auf dem betroffenen Zug in den Wochen zuvor achtmal eine Flachstelle gemeldet.<ref name="sz-2008-06-02" /> Diese Mängel wurden im bordeigenen Diagnosesystem gespeichert. Diese Daten wurden aber nicht automatisch als Sicherheitsproblem bewertet und ausgewertet.


Vor dem Unglück durfte ein Radreifen von 920&nbsp;mm (Neuzustand) bis auf 854&nbsp;mm abgefahren werden. Der infolge eines [[Schwingbruch|Ermüdungsbruchs]]<ref name="sz-2008-06-02" /> gebrochene Radreifen hatte 1.789.000&nbsp;km [[Laufleistung]] und eine Dicke von 862&nbsp;mm. Das Darmstädter Fraunhofer-Institut kam nach dem Unfall im Rahmen eines Gutachtens zur Erkenntnis, dass nur ein Radreifen mit 890&nbsp;mm und einer jährlichen Inspektion auf Innenrisse noch dauerfest ist. Im Jahr 1997 ergaben Prüfprotokolle anderer Räder bereits bei 60.000&nbsp;km Laufleistung viele Fehler wie etwa Unrundheiten. Das den Unfall auslösende Rad lief fast 30-mal so lange.
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Gr Zimbabwe visitors.jpg|Im Inneren von Groß-Simbabwe
Great Zimbabwe Closeup.jpg|Eingangstor zur großen Einfriedung
Zimbabwe wall.jpg|Umfassungsmauer von Groß-Simbabwe
Zimbabwe stone lintel.jpg|Tor in der Umfassungs&shy;mauer
</gallery>


Das zuständige ICE-[[Bahnbetriebswerk|Betriebswerk]] in München hatte die Inspektionen der Räder der ICE-Züge lediglich mit [[Leuchtstofflampe]]n durchgeführt. Diese traditionelle Inspektionsmethode deckt allenfalls grobe Beschädigungen auf und wurde bereits an langsameren Zügen angewandt. Feine Risse und Ermüdungserscheinungen kann man an Radreifen jedoch nur mit der ebenfalls verfügbaren und ursprünglich vorgeschriebenen [[Ultraschall]]-, [[Lichtprofil]]- und Messbalken-Prüfung (ULM) erkennen. Diese Methode wurde ab 1994 nicht mehr angewandt, weil die Ultraschall-Messgeräte sehr oft fälschlicherweise Defekte anzeigten, obwohl keine vorhanden waren. Experten der [[Werkstoffprüfung#Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung|zerstörungsfreien Prüfung]] mit Ultraschall werfen der Bahn vor, den Einsatz höherwertiger Ultraschallgeräte jahrelang versäumt zu haben, weil diese teurer waren als die ULM-Geräte.
=== Einfriedungen im Tal ===
Außer der großen Einfriedung gibt es noch eine ganze Reihe von kleinen Einfriedungen: die Outspan-Ruine, die Lagerruine, die Hügelruine, die Ruine Nr. 1, die Posselt-Ruine, die Render-Ruine, die Mauch-Ruine, die Philips-Ruine, die Maund-Ruine und die Ostruine.


Die das Unglück herbeiführenden Räder wurden bei drei unabhängigen Messungen als schadhaft angezeigt und trotzdem nicht ausgewechselt. Nach dem Unglück wurden die Räder noch in Betrieb befindlicher ICE-Züge untersucht und dabei mindestens drei weitere Reifen mit Rissen entdeckt. Experten behaupten inzwischen, dass Innenrisse nicht von außen nach innen entstehen, sondern von innen her. Deshalb können sie nur durch Messungen aus dem Inneren des Rads frühzeitig festgestellt werden.
== Funde ==
[[Datei:Zim-bird.jpg|mini|hochkant=0.7|Kopie eines Simbabwe-Vogels]]
[[Datei:Zimbabwebird1.jpg|mini|hochkant=0.7|Simbabwe-Vogel]]


=== Vögel aus Stein ===
=== Menschliches Versagen ===
Nach dem Unglück kam auch die Frage auf, ob oder inwieweit [[Menschlicher Fehler|menschliches Versagen]] zum Verlauf beigetragen hat. Ein [[Passagier|Fahrgast]] aus Wagen&nbsp;1, in dem der abgesprungene Radreifen durch den Boden geschossen war, meldete den Vorfall zwar einem [[Schaffner (Beruf)|Zugbegleiter]] in Wagen&nbsp;3, gab aber nur eine sehr ungenaue Schilderung ab. Sowohl der Zugbegleiter als auch der Fahrgast hätten das Unglück durch eine sofortige Betätigung der [[Notbremse]] verhindern können. Aus diesem Grund erstatteten Hinterbliebene gegen den Zugbegleiter Anzeige. Sein Handeln war aber vorschriftsgemäß, da er sich zuerst selbst vom Schaden überzeugen musste.<ref name="ap-2008-05-26a" />
In der östlichen Einfriedung der Bergruine, die von der Bevölkerung anscheinend als heiliger Ort angesehen wurde, wurden sechs der acht Steinskulpturen gefunden. Diese [[Simbabwe-Vogel|Simbabwe-Vögel]] sind etwa 0,4&nbsp;Meter hohe Steinfiguren, die auf der Oberseite von Säulen aufgestellt wurden und so eine Höhe von einem Meter erreichten. Sieben der Steinvögel sind vollständig erhalten. Als Material wurde der weiche [[Speckstein]] verwendet. Auffällig bei den Vögeln ist, wie unrealistisch sie dargestellt sind, wie dick beispielsweise die Beine sind oder wie unförmig der Körper.<ref name="Garlake_6">Peter Garlake: ''Great Zimbabwe described and explained.'' Harare 1994, S. 58 f.</ref>


== Konsequenzen ==
Einige der Vögel wurden im Jahr 2003, nachdem sie fast 100&nbsp;Jahre in Deutschland waren, an Simbabwe zurückgegeben.<ref>William J. Dewey: ''Repatriation of a Great Zimbabwe Bird.'' Tennessee 2006. [http://cohesion.rice.edu/CentersAndInst/SAFA/emplibrary/Dewey,W.Safa2006.pdf pdf] (englisch)</ref><ref>Dawson Munjeri: ''The reunification of the Stone Bird of Great Zimbabwe at an exhibition of the Tervuren Royal Museum for Central Africa, Belgium and its return from Germany to Zimbabwe.'' [http://www.unesco.org/culture/laws/pdf/abstract_munjeri.pdf pdf] (englisch)</ref> Heute sind die Vögel ein nationales Symbol, das sich auch in [[Wappen Simbabwes|Wappen]] und [[Flagge Simbabwes|Flagge]] des Landes wiederfindet.
=== Rechtlich ===
Am 18. Februar 1999 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Lüneburg beim [[Forschungs- und Technologiezentrum Minden]] Akten über die Entwicklung, Zulassung und Erprobung der gummigefederten Räder, um den Einführungsprozess der gummigefederten Räder zu rekonstruieren.<ref name="eri-1999-4-117">Meldung ''ICE-Akten beschlagnahmt''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 4, 1999, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;117.</ref> Am 20. Mai 1999 wurden Akten in der DB-Zentrale in Frankfurt am Main beschlagnahmt.<ref name="eri-1999-282">Meldung ''Eschede-Gutachten belastet DB AG''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 7/8, Jahrgang 1999, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;282.</ref> Insgesamt wurden bis Mitte 2000 mehr als 600 Ordner Material gesichtet, unter anderem alle Unterlagen über den ICE&nbsp;1.<ref name="eri-2000-307" />


Im August 1999 wurde das Verfahren gegen den einzigen überlebenden Zugbegleiter des Unglücks eingestellt. Dieser habe zwischen der Wahrnehmung von Geräuschen und dem Aufprall (einer Zeitspanne von 101 Sekunden) nicht ausreichend Zeit gehabt, um das Ausmaß des Problems zu erkennen und entsprechend zu reagieren.<ref name="eri-1999-396">Meldung ''Aktuelles in Kürze''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 10, Jahrgang 1999, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;396.</ref>
Der erste Vogel wurde 1903 von Richard Hall aus der Philips Ruine entfernt. Die Figur ist 28&nbsp;Zentimeter hoch und misst aber mit Fuß 1,64&nbsp;Meter. Sie ist 23&nbsp;Zentimeter tief und 6&nbsp;Zentimeter dick. Es ist die berühmteste der acht Vögel, denn er wurde zum Vorbild für die Darstellung auf der Flagge und dem Wappen Simbabwes.<ref name="Matenga">Edward Matenga: ''The Soapstone Birds of Great Zimbabwe. Symbols of a Nation.'' Harare 1998, S. 33–42.</ref>


Im Mai 2000 wurden Ermittlungen gegen vier Beschuldigte aufgenommen, die als Mitarbeiter des ehemaligen [[Bundesbahn-Zentralamt]]es Minden bzw. der [[Bochumer Verein#Schmiedebetriebe|Vereinigten Schmiedewerke (VSG)]] Bochum Verantwortung für die Konstruktion, Zulassung und Herstellung der gummigefederten Radreifen getragen hatten.<ref name="eri-2000-307">Meldung ''Ermittlungen nach dem Unfall von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 7/2000, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;307.</ref> Diese Ermittlungen dauerten am 23. März 2001 an, als die Lüneburger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen drei Mitarbeiter der ICE-Instandhaltung München einstellte, nachdem sich strafrechtlich relevante Vorwürfe nicht erhärtet hätten. Die drei Mitarbeiter seien, so die Staatsanwaltschaft, den Berichten über einen unruhigen Radlauf nachgegangen, hätten die Risse optisch jedoch nicht erkennen können. Dafür notwendige Ultraschallgeräte seien für die als dauerfest angenommenen Räder nicht vorgesehen gewesen.<ref name="eri-2001-197">Meldung ''Eschede: Ermittlungen zum Teil eingestellt''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 5/2001, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;197.</ref> Im Juli 2001 stellte die Staatsanwaltschaft Lüneburg das Verfahren gegen einen Mitarbeiter des Radherstellers ein, der keine leitende und planende Funktion bei der Entwicklung und Zulassung der Räder gehabt habe.<ref name="eri-2001-429">Meldung ''Anklage im Fall Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 10/2001, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;429.</ref> Drei Staatsanwälte und 17 Polizeibeamte waren als Sonderkommission „Eschede“ mit den Ermittlungen befasst. Die Verfahrensakten füllten rund 100 Ordner.<ref name="stern-2001-34-21">''Der Todeszug''. In: [[Stern (Zeitschrift)|Stern]]. Heft 34/2001, S.&nbsp;21–36.</ref>
Der zweite Vogel ist eines der am frühesten aus den Ruinen entfernte [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]], das bereits 1889 von Willi Posselt aus der östlichen Einfriedung der Bergruine genommen und wahrscheinlich an Cecil Rhodes verkauft wurde. Da der Vogel zu groß war, trennte ihn Posselt von der Säule. Der Vogel ist mit angewinkelten Beinen 32&nbsp;Zentimeter hoch und an der dicksten Stelle 12&nbsp;Zentimeter breit. Der Vogel ist um seinen Hals mit einem Band mit Diamantmuster verziert.<ref name="Matenga" />


Am 7. November 2001 erhob die Staatsanwaltschaft [[Anklage]]. Mit Beschluss vom 13. Juni 2002 ließ die Erste Strafkammer des [[Landgericht Lüneburg|Landgerichts Lüneburg]] die Anklage zu und eröffnete das [[Hauptverfahren]].<ref name="eri-2002-472" /> Angeklagt wurden ein Abteilungspräsident der Deutschen Bahn, ein technischer Bundesbahnoberrat sowie ein Betriebsingenieur des Herstellerwerks der Radreifen wegen [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzung]] von 105 Menschen und [[Fahrlässige Tötung|fahrlässiger Tötung]] von 101 Menschen.<ref name="eri-2002-472" /> (In Deutschland können nur [[natürliche Person]]en strafrechtlich belangt werden, keine [[Juristische Person|juristischen Personen]] wie die DB.) Ihnen wurde vorgeworfen, die Räder nicht ausreichend getestet zu haben.<ref name="ap-2008-05-26b" /> Die Anklage stützte sich im Wesentlichen auf ein Gutachten des Fraunhofer-Instituts Darmstadt.<ref name="sz-2008-06-02" /> Das mehr als 300 Seiten umfassende Gutachten war Anfang 2000 der Staatsanwaltschaft Lüneburg vorgelegt worden.<ref name="eri-2000-171">''Gutachten zum Unfall von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 4/2000, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;171.</ref>
Der dritte, vergleichsweise grob gestaltete Vogel wurde von Bent aus der östlichen Einfriedung der Bergruine entfernt. Die Figur ist 43&nbsp;Zentimeter hoch und 22&nbsp;Zentimeter tief. Der Schnabel ist zwar abgebrochen, aber es scheint, dass er der am weitesten in den Himmel gerichtete Schnabel aller acht Figuren gewesen ist. Der Vogel steht auf einem angedeuteten Holzring (wie Vogel 7).<ref name="Matenga" />


Die Staatsanwaltschaft hatte schwere Versäumnisse der Bahn bei der Zulassung und Wartung festgestellt.<ref name="ap-2008-05-26a">''101 Todesopfer beim schlimmsten Zugunglück der Nachkriegszeit''. [[Associated Press]], 26. Mai 2008.</ref> Nach Aussagen eines [[Kriminalpolizei (Deutschland)|Kriminalpolizisten]] seien fast die Hälfte der Radmessungen vor dem Unglück nicht plausibel gewesen.<ref name="sz-2008-06-02" /> Die Angeklagten äußerten sich während des Prozesses nicht.<ref name="ap-2008-05-26b">''Katastrophe ohne Schuldspruch ''. Associated Press, 26. Mai 2008. ([http://www.sz-online.de/nachrichten/katastrophe-ohne-schuldspruch-1899868.html Veröffentlichung von SZ-ONLINE.DE am 2. Juni 2008])</ref>
Auch der vierte Vogel wurde von Bent aus der östlichen Einfriedung der Bergruine entfernt. Er misst mit Stützsäule 1,75&nbsp;Meter, wobei der Vogel nur 34&nbsp;Zentimeter hoch ist. An der dicksten Stellen ist er 10&nbsp;Zentimeter breit. Die Augen werden durch kleine Buckel markiert. Der Schwanz ist deutlich gepunktet.<ref name="Matenga" />


Die [[Kammer (Gericht)|Kammer]] setzte sich aus dem Vorsitzenden [[Richter (Deutschland)|Richter]] [[Michael Dölp]], zwei [[Beisitzer#Beisitzer vor Gericht|Beisitzern]] und zwei [[Schöffe (ehrenamtlicher Richter)|Schöffen]] zusammen. Aufgrund des zu erwartenden hohen Interesses der Öffentlichkeit fand das Verfahren nicht am Sitz des Gerichtes in Lüneburg, sondern in einem Saal des Kreistagsgebäudes in Celle statt. Der 1. Verhandlungstag fand am 28. August 2002 statt.<ref name="eri-2002-472" /> Zu Beginn des Verfahrens brachte die Deutsche Bahn eine 500-seitige Stellungnahme ein und gab sich von der Unschuld der angeklagten Ingenieure überzeugt. Es traten zehn [[Nebenklage|Nebenkläger]] auf.<ref name="sz-2008-06-02" /> Ab dem 4. Prozesstag wurden Betroffene gehört.<ref name="ap-2008-05-26a" /> Über 70 Hinterbliebene wurden durch einen Berliner Anwalt vertreten. Zunächst wurden fünf Sachverständige gehört; deren Zahl stieg im Laufe des Verfahrens auf 16 an.<ref name="sz-2008-06-02" /> Eine Reihe von Gutachtern, darunter Vertreter aus [[Japan]], [[Südafrika]] und [[Schweden]], zogen das der Staatsanwaltschaft vorgelegte Gutachten in Zweifel.<ref name="ap-2008-05-26b" />
Der fünfte Vogel stammt ebenfalls aus der östlichen Einfriedung der Bergruine und wurde 1891 von Bent entfernt. Der Vogel ist mit Säule 1,73&nbsp;Meter hoch, die Figur allein ist 33&nbsp;Zentimeter hoch und 9&nbsp;Zentimeter breit. Der Schnabel ist ebenfalls abgebrochen, die Augen Knubbel, die Flügel sind angedeutet, aber glatt. Auf dem Rücken sind Diamantmuster angedeutet. Der Schwanz ist ebenfalls deutlich gepunktet.<ref name="Matenga" />


Am 4. Oktober 2002 war der 12. Verhandlungstag erreicht.<ref name="eri-2002-510">Hans Jürgen Kühlwetter, Jörg Sölnerczyk, Bernd Uhlenhut: ''Der Prozess zum Unfall von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 11/2002, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;510–515.</ref> Ab dem 15. Januar 2003, dem 32. Verhandlungstag, wurden die Sachverständigen zur Frage der Vorhersehbarkeit des Radsatzbruches gehört. Im Gerichtssaal waren dazu Kabinen für [[Simultandolmetschen|Simultandolmetscher]] für Englisch und Japanisch aufgebaut.<ref name="eri-2003-112">Hans Jörg Kühlwetter, Beate Sturm: ''Der Prozess zum Unfall von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 3/2003, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;112–117.</ref> Am 49. Verhandlungstag, dem 27. Februar 2003,<ref name="eri-2003-224">Hans Jürgen Kühlwetter, Jörg Sölnerczyk: ''Der Prozess zum Unfall von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 5/2003, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;224–228.</ref> wurden die letzten Gutachten erstattet. Am 54. Verhandlungstag, dem 28. April 2003, schlug der Vorsitzende Richter die Einstellung des Verfahrens gegen eine Zahlung der drei Angeklagten von je 10.000 Euro vor. Dieser Vorschlag wurde vielfältig kritisiert. Mit dem 55. Verhandlungstag, am 8. Mai 2003, endete das Verfahren.<ref name="eri-2003-254">Hans Jürgen Kühlwetter, Jörg Sölnerczyk: ''Der Prozess zum Unfall von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 6/2003, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;254–256.</ref>
Auch der sechste Vogel wurde von Bent aus der östlichen Einfriedung der Bergruine entfernt. Er ist mit Stützsäule 1,53&nbsp;Meter hoch. Die Vogelfigur selbst ist 33&nbsp;Zentimeter hoch und 10&nbsp;Zentimeter breit. Er hat ähnliche Diamantmuster auf dem Rücken, wie Vogel 2 und 5.<ref name="Matenga" />


In acht Monaten wurden an 52 Verhandlungstagen 93 [[Zeuge]]n gehört. Nachdem der vorsitzende Richter am 54. Verhandlungstag feststellte, dass nur durch weitere (etwa ein bis zwei Jahre dauernde) Versuche die Frage geklärt werden könnte, ob die Angeklagten die Bruchgefahr der Radreifen hätten erkennen müssen, schlug er die Einstellung des Verfahrens gegen Zahlungen von jeweils 10.000 Euro vor. Damit, so die Richter, sei dem ''öffentlichen Strafinteresse'' Rechnung getragen worden. Eine schwere Schuld der Mitarbeiter sei in jedem Falle auszuschließen gewesen. Die Ingenieure galten damit als unschuldig.<ref name="sz-2008-06-02" /><ref name="ap-2008-05-26b" /><ref name="welt-2008-05-30" /> Der Prozess wurde im Mai 2003 eingestellt. Hinterbliebene protestierten gegen die Einstellung des Verfahrens.<ref name="ap-2008-05-26b" /> Eine [[Verfassungsklage]] von Nebenklägern des Eschede-Verfahrens gegen die Einstellung des Strafverfahrens nahm das [[Bundesverfassungsgericht]] am 27. August 2003 nicht zur Entscheidung an, da [[Grundrecht]]sverstöße nicht feststellbar gewesen seien.<ref name="eri-2003-448">Meldung ''Verfassungsbeschwerde gegen Einstellung des Eschede-Strafverfahrens erfolglos''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 10/2003, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;448.</ref>
Vom siebenten Vogel sind nur die unteren 20&nbsp;Zentimeter erhalten. Er könnte die kleinste der acht Figuren gewesen sein und steht, wie Vogel 3, auf einem angedeuteten Holzring. Er stand in der östlichen Einfriedung der Bergruine und wurde von Bent entfernt. Der Schwanz ist mit einem Fischgrätenmuster verziert.<ref name="Matenga" />


==== Kritik ====
Das zerbrochene Exemplar des achte Vogels wurde von Richard Hall 1902 von der Bergruine entfernt. Er soll auf dem so genannten Balkon gestanden haben, von dem aus die westliche Einfriedung der Bergruine überblickt werden kann. Hall fand nur den oberen Teil der Figur, verkaufte sie an Cecil Rhodes, der bereits den unteren Teil besaß. 1906 gelangte die Figur durch den Missionar Axenfeld an das [[Ethnologisches Museum|Völkerkundemuseum]] in [[Berlin]].<ref name="Matenga" />
Der damalige Leiter der Rechtsabteilung beim Eisenbahn-Bundesamt, [[Hans-Jürgen Kühlwetter]], hob schwere Verletzungen der Organisations- und Verkehrssicherungspflicht hervor. Er forderte, Bahnvorstand Heinisch aufgrund seiner Mitverantwortung ebenfalls mit anzuklagen.<ref name="sz-2008-06-02" /> Der Vorstand habe, laut nicht bestrittenen Presseberichten, direkt in das Prüfungsverfahren des Bundesbahn-Zentralamtes eingegriffen und trage hierfür auch die Verantwortung.<ref name="eri-2003-13">Hans Jürgen Kühlwetter: ''Der Prozess um den Unfall in Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 1/2003, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;13&nbsp;f.</ref> Er kritisierte ferner, dass fast alle Gutachter von der Verteidigung benannt worden seien und diese durchweg nur Versuche am stehenden Rad durchgeführt hätten. Nachdem der vorsitzende Richter sich nicht im Stande gesehen habe, einem der Gutachter zu folgen, hätte er einen Obergutachter bestellen müssen.<ref name="eri-2003-254" />


Der Anwalt der Opfer, Reiner Geulen, kritisierte, die Strategie der Deutschen Bahn AG sei es gewesen, den Prozess zu „paralysieren“. So habe beispielsweise die Bestellung eines japanischen Gutachters zu stundenlangen Diskussionen über die Übersetzung geführt. Strafjustiz und Bahn hätten gegenüber den Eschede-Opfern versagt. Bei einem Treffen mit [[Hartmut Mehdorn]] seien er und weitere Opfer-Vertreter ''„regelrecht abgefertigt“'' worden.<ref name="ddp-2008-05-17">[http://www.pr-inside.com/de/es-ist-nie-zu-spaet-r594156.htm ''«Es ist nie zu spät»'']. [[Deutscher Depeschendienst]], 17. Mai 2008.</ref> Eine Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens von elf Hinterbliebenen wurde vor dem [[Bundesverfassungsgericht]] vom 4. Juni 2003 nicht zur Entscheidung angenommen. Eine Strafanzeige von zwei Betroffenen gegen Bahnvorstand Heinisch wurde ebenfalls abgewiesen; ein pflichtwidriges Verhalten sei ihm nicht nachzuweisen.<ref name="sz-2008-06-02" /> Eine 2002 vor dem [[Landgericht Berlin]] angestrengte Zivilklage wurde ebenfalls abgewiesen.<ref name="ap-2008-05-26a" />
=== Der Königliche Schatz ===
In der Einfriedung Nr. 12 in den sogenannten Renders-Ruinen nördlich von der Großen Einfriedung wurde 1902 ohne Beobachtung oder Dokumentation der Befundlage oder [[Stratigraphie (Archäologie)|Stratigraphie]] eine Sammlung von Objekten gefunden, die als königlicher [[Depotfund|Hortschatz]] angesprochen werden. Etwa 100 Kilogramm an eisernen [[Hacke (Werkzeug)|Hacken]] mit traditionellen Mustern, aber auch schmale eiserne Hacken oder ''Adzes'' ([[Dechsel (Werkzeug)|Dechsel]]), [[Axt|Äxte]] und [[Meißel]]. Weiterhin ein eiserner [[Gong]] mit schmalen eisernen Schlaggeräten, zwei große [[Speer]]spitzen und über 20 Kilogramm gedrehter Draht. Im Fund befanden sich weiterhin Kupfer- und Bronzedrähte, die bereits teilweise zu Schmuck verarbeitet waren. Ein weiterer wichtiger Fund waren zehntausende, wahrscheinlich aus [[Indien]] stammende kleine Glasperlen sowie chinesische Keramik mit [[Seladon]]-Überzug aus dem 13. Jahrhundert.<ref name="Garlake_6" />


=== Andere Funde ===
=== Betreuung der Betroffenen ===
Die Deutsche Bahn AG berief [[Otto Ernst Krasney]] – nach eigenen Angaben ein Novum in Deutschland – zum [[Ombudsmann]] für die Betroffenen und stattete ihn mit einer Soforthilfe in Höhe von fünf Millionen D-Mark aus. Auf zwei von der Bahn eingerichteten Spendenkonten gingen darüber hinaus 800.000 D-Mark ein. Der Bund und das Land Niedersachsen leisteten ebenfalls Soforthilfen, die im Einvernehmen mit dem Ombudsmann vergeben wurden. Nach eigenen Angaben wurden diese Leistungen nicht auf den zu leistenden [[Schadensersatz|Schadenersatz]] angerechnet; erstmals sei damit auch eine umfangreiche psycho-soziale Betreuung nach einem solchen Unglück möglich gewesen. Die mehr als 500 geltend gemachten Entschädigungsansprüche wurden nach Angaben der Bahn einvernehmlich und abschließend geregelt. Über den Hilfsfonds hinaus leistete das Unternehmen bis 2008, nach eigenen Angaben, 32 Millionen Euro an Entschädigungsleistungen. Darin enthalten sind insbesondere Kosten für Heilbehandlung (drei Millionen Euro), [[Schmerzensgeld]] (vier Millionen Euro), Unterhaltsansprüche sowie Erwerbs-, Unterhalts- und [[Sachschaden|Sachschäden]] (rund 20&nbsp;Millionen Euro). Das in knapp 200 Fällen<ref name="sz-2008-06-02" /> gezahlte Schmerzensgeld je Familie lag pro Getötetem bei 30.000 D-Mark, für Verletzte wurden entsprechend geringere Summen gezahlt; in Einzelfällen erreichten die Schmerzensgeldzahlungen Millionenhöhe. Die Bahn erwartet für die Zukunft weitere Zahlungen im zweistelligen Millionenbereich, insbesondere für Unterhalts- und Rentenzahlungen. Das Unternehmen betont, dass die geleisteten Zahlungen bei weitem die in ähnlichen Fällen von der Rechtsprechung zugesprochenen Leistungen überstiegen hätten.<ref name="db-themendienst-2008-04">Deutsche Bahn AG: ''Das Unglück von Eschede'' (DOC-Datei, vier Seiten; 255&nbsp;kB, nicht mehr online verfügbar). ''Themendienst'', April 2008</ref><ref name="db-welt-2008-6">Otto Ernst Krasney: ''Bilanz: Zehn Jahre nach Eschede''. In: ''[[DB Welt]]'', Ausgabe Juni 2008.</ref>
Nur wenige Funde der frühen Grabungen sind im Museum vor Ort zu sehen. Dazu gehören vier Bronzespeere mit separaten Schneiden, die sehr unpraktisch anmuten und vermutlich als Geschenk gedacht waren. Weiter haben sich Gongs und die zugehörigen Schlagstöcke erhalten, aber auch eiserne Zangen, Zeichenbretter und Gießformen, die von den Metallhandwerkern in der Großen Einfriedung genutzt wurden.<ref name="Garlake_6" /> Weitere Funde sind arabische Münzen und Glaswaren. Zu den Fundstücken, die von den frühen europäischen Siedlern in den Hügeln rings um die Ruinenstätte entdeckt wurden, gehören hölzerne Schalen mit Krokodilmustern, aber auch chinesische Keramik der [[Ming]]-Dynastie und [[assam]]ische Schmuckstücke.<ref name="Garlake_6" /> Mit welchen chinesischen Flotten die Keramik an die ostafrikanische Küste und von dort auf den Handelswegen nach Groß-Simbabwe gelangte, ist bisher nicht bekannt.


Nach dem Unglück bildete sich die ''Selbsthilfe Eschede, [[Interessengemeinschaft]] der Betroffenen des Zugunglücks''. Die Vereinigung verhandelte mit der Bahn über Schmerzensgeld,<ref>{{Der Spiegel | ID=18535358 | Autor=Udo Ludwig | Titel=Ein gewisses Risiko | Jahr=2001 | Nr=8 | Datum=2001-02-19 | Seiten=72–73 }}</ref> wobei von 500.000 D-Mark pro Todesopfer berichtet wurde.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.focus.de/magazin/archiv/ice-unglueck-opfer-fordern-millionen_aid_175281.html |titel=Opfer fordern Millionen |titelerg=ICE Unglück |autor= |werk=FOCUS Magazin , Nr. 22 (1999) |hrsg= |datum=1999-05-31 |zugriff=2016-02-13}}</ref><ref name="haz-2008-05-30">[{{Toter Link|inline=ja|date=2013-07-17 | url=http://www.haz.de/newsroom/weltimspiegel/dezentral/wisp/art6201,603656}} ''„Den Packen trägt man ein Leben lang“.''] In: [[Hannoversche Allgemeine Zeitung]]. 30. Mai 2008.</ref> Laut Ombudsmann Krasney war das Schmerzensgeld eine rein freiwillige Leistung der Bahn, die zudem über den üblichen Sätzen gelegen habe. Die Höhe des Schmerzensgeldes sei der einzige Konfliktpunkt geblieben. Bei allen materiellen Schadensausgleichsforderungen sei es dagegen nie zu einem Streit gekommen.<ref name="haz-2008-05-30" /><ref name="koelnsche-2008-06-01">{{Webarchiv | url=http://www.rundschau-online.de/aus-aller-welt/-froh--den-opfern-zu-helfen-,15184900,15573412.html | wayback=20150222042152 | text=''„den Opfern zu helfen“''.}} In: ''[[Kölnische Rundschau]]'', 1. Juni 2008.</ref> Gerichte bestätigten, dass die DB deutlich mehr als nach deutschem Recht üblich gezahlt habe.<ref name="eri-2003-6">Meldung ''Eschede: Klage droht''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 1/2003, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;6.</ref> Versuche von einigen Opfern, die Bahn auf höhere Schmerzensgelder zu verklagen, scheiterten. Eine angekündigte Klage gegen die Deutsche Bahn auf 500 Millionen Dollar in den [[Vereinigte Staaten|USA]] kam nicht zustande.<ref name="ap-2008-05-26b" />
== Politische Bedeutung ==
Die Ruinen sind eine sehr wichtige archäologische Stätte des südlichen Afrika. Anfangs wurden die Auswertungen durch die ''Rhodesian Ancient Ruins Ltd.'' erschwert, eine kommerzielle Gruppe von Schatzjägern, die amtliche Grabungsrechte erhalten hatte. Spätere Ausgrabungen, insbesondere von R. N. Hall, vernichteten viele Spuren der Shona-Kultur, da die Forscher europäischer Herkunft beweisen wollten, dass die Erbauung Alt-Simbabwes nicht auf Schwarzafrikaner zurückging. Während der britischen Herrschaft in [[Südrhodesien|Rhodesien]], wie Simbabwe bis zur Übernahme der Macht durch die schwarze Mehrheit hieß, wurde der schwarzafrikanische Ursprung der Ruinenstätte immer bestritten. Neben den [[Phönizier]]n wurden auch andere, ausschließlich hellhäutige Menschen (oder zumindest weiße Männer) als Gründer bezeichnet.


Überlebende berichten von einem knauserigen Umgang der DB&nbsp;AG mit den Opfern. So seien Hotelkosten von Angehörigen von Verletzten am Krankenhausort erst bezahlt worden, als ein ärztliches Attest den positiven Einfluss auf die Heilbehandlung bescheinigte. Die Kette eines verstorbenen Kindes sei den Hinterbliebenen erst ersetzt worden, als der Besitz nachgewiesen wurde. Viele Überlebende kritisieren das Unternehmen scharf, sich nie ehrlich für das Unglück entschuldigt zu haben. Das Unternehmen sieht sich zu Unrecht in der Kritik, verweist auf die unbürokratische Hilfe und einen vielfachen Ausdruck tiefer Betroffenheit. So habe der damalige Vorstandsvorsitzende [[Johannes Ludewig]] den Hinterbliebenen persönlich [[Kondolenz|kondoliert]] und sich mit vielen Familien getroffen.<ref name="welt-2008-05-30">[https://www.welt.de/vermischtes/article2050790/Die-Wut-der-Eschede-Opfer-auf-die-Deutsche-Bahn.html '' Die Wut der Eschede-Opfer auf die Deutsche Bahn''.] In: ''[[Die Welt]]'', 30. Mai 2008.</ref> Zum ersten Jahrestag entschuldigte sich der damalige Bahnchef Johannes Ludewig für Fehler.<ref name="welt-2013-124-36" />
1970 verließen die beiden Archäologen Roger Summers, Angestellter beim National Museum (1947–1970), und Peter Garlake (1934–2011), Denkmalpfleger in Rhodesien (1964–1970), das damalige Rhodesien, weil sie die Arbeit unter dem rhodesischen Regime mit ihrer wissenschaftlichen Arbeitsweise nicht mehr vereinbaren konnten. 1978 wurde Garlake Dozent in Anthropologie am [[University College London|University College]] der [[Universität London|London University]].<ref>Antoon de Baets: ''Censorship of Historical Thought: a World Guide 1945–2000.'' Greenwood Press, London 2002, ISBN 0-313-31193-5, S. 621–625. [http://arts.eldoc.ub.rug.nl/FILES/publications/general/Historical/2002/debaets_zimbabwe/zimbabwe.pdf pdf]</ref>
<!--Godfrey Mahachi: ''Great Zimbabwe and the national identity of Zimbabwe.'' In: Kenji Yoshida u. a. (Hrsg.): ''Preserving the cultural heritage of Africa.'' Currey u. a., Oxford 2008, S. 45–57. ISBN 0-85255-982-8-->


Die Deutsche Bahn zahlte Millionen Euro an verschiedene Versicherungen, um Zivilprozesse zu vermeiden.<ref name="faz-2013-125-27">{{Literatur |Autor=Roman Grafe |Titel=Kondoliert wird nur bei gültiger Fahrkarte |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |Band= |Nummer=125 |Datum=2013-06-03 |ISSN=0174-4909 |Seiten=27 |Online=[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/das-unglueck-von-eschede-kondoliert-wird-nur-bei-gueltiger-fahrkarte-12205675.html online]}}</ref>
[[Robert Mugabe]] lässt um sich selbst einen an afrikanischen Traditionen orientierten [[Personenkult]] betreiben und führt seine Herkunft auf die Könige von Groß-Simbabwe zurück. Deshalb wird er auch als ''Our King'' tituliert. In Gedichten und Lobeshymnen, die an den Schulen gelernt werden müssen, werden seine Verdienste um das Land und seine Heldentaten während des Befreiungskrieges gefeiert. Des Weiteren wurden ihm zahlreiche Ehrentitel verliehen, die zu früheren Zeiten die Könige der [[Shona (Volk)|Shona]] getragen hatten.


=== Technische Konsequenzen ===
Aktuelle Versuche, die Bauherren von Groß-Simbabwe mit außerafrikanischen Zivilisationen in Verbindung zu bringen, kommen von Forschern, die über genetische Vergleiche<ref>Marc G. Thomas, Tudor Parfitt u. a.: ''Y Chromosomes Traveling South: The Cohen Modal Haplotype and the Origins of the Lemba – the „Black Jews of Southern Africa“.'' In: ''The American Journal of Human Genetics.'' 66 (2000), H. 2, S. 674–686. [[doi:10.1086/302749]]</ref> versuchen, eine Verbindung zwischen semitischen Gruppen und den [[Lemba (Volk)|Lemba]] herzustellen.<ref>David McNaughton: ''A Possible Semitic Origin for Ancient Zimbabwe.'' In: http://dlmcn.com/anczimb.html ''Mankind Quarterly'' 52 (2012), S. 323–335.</ref> Allerdings datieren die genetischen Merkmale in die Zeit um 3000 bis 5000 [[Before Present|BP]], also weit vor Groß-Simbabwe.
Am 5. Juni 1998 wurde die Verschleißgrenze der Radreifen von 854 auf 890&nbsp;mm Laufkreisdurchmesser angehoben (Neuzustand: 920&nbsp;mm).<ref name="eri-1998-352" />


Nachdem die Deutsche Bahn die der Zulassung der Radsätze zugrundeliegenden Unterlagen nicht vollständig vorgelegt hatte und sich weitere Erkenntnisse ergeben hatten, wurde der DB per Anordnung von 13. Juni 1998 untersagt, die Radsätze der betroffenen Bauart 064 einzusetzen, bis der Nachweis der Betriebssicherheit erbracht wurde.<ref name="eri-1998-352" />
== Infrastruktur und Tourismus ==
[[Datei:Shona witch doctor (Zimbabwe).jpg|mini|[[Schamane]] der Shona in traditioneller Kleidung, im musealen Shonadorf nahe Groß-Simbabwe, 1989]]


Die Deutsche Bahn hat die gummigefederten Räder trotz ihrer technischen Vorteile bisher nicht wieder eingeführt. Außerdem wurde das gesamte Bahnnetz in Deutschland daraufhin untersucht, inwieweit es Weichen vor kritischen Engstellen gibt.
=== Touristische Entwicklung ===
Das gesamte Areal wird von ''National Museums and Monuments of Zimbabwe'' verwaltet, der Leiter vor Ort ist Godfrey Mahachi. <!--vorher Dawson Munjeri http://www.afrik-news.com/article18317.html-->Die einzelnen Bauwerke sind durch Wege erschlossen und an mehreren Stellen durch Tafeln erläutert. Ein Gästehaus der Nationalparkverwaltung und ein Zeltplatz stehen den Besuchern zur Verfügung. Trotz der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation wird das Gelände weiterhin von auswärtigen Gästen besucht.


Am 8. Juni 1998 setzte der Vorstand der DB eine Kommission unter Vorsitz von [[Roland Heinisch]] ein, die die Sicherheit des Systems Bahn als Ganzes überprüfen sollte.<ref name="eri-1998-333" /> Als Konsequenz aus dem Unglück legte die Deutsche Bahn Mitte 1999 ein neues Sicherheitskonzept vor. Demnach sollte bei zukünftigen Neubaustrecken auf Weichen und Überleitungen vor Brücken und Tunneln verzichtet werden. Die Fahrleistung sollte bei den Ultraschall-Prüfintervallen an die Stelle zeitlicher Intervalle treten. Darüber hinaus wurde ein [[Vier-Augen-Prinzip]] bei wichtigen Prüfungen eingeführt.<ref name="eri-1999-7-282">Meldung ''Neues Sicherheitskonzept''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 7, Jahrgang 1999, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;282.</ref>
Jedoch ist nach dem ''Land Reform programme'' im Jahr 2000 der Tourismus in Simbabwe konstant zurückgegangen. Nach dem Anstieg während der 1990er Jahre, mit 1,4 Millionen Touristen im Jahr 1999, fiel die Zahl der Besucher um 75&nbsp;Prozent im Dezember 2000, weniger als 20&nbsp;Prozent der Hotelzimmer waren im gleichen Jahr belegt.<ref>Lewis Machipisa: ''Sun sets on Zimbabwe tourism.'' In: [http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/1220218.stm BBC News vom 14. März 2001]</ref> Die Besucherzahl lag 2008 für Simbabwe insgesamt bei 223.000 Touristen.<ref name="Maravanyika" /> Da die Ruinen von Groß-Simbabwe nach den Viktoria-Wasserfällen die am zweithäufigsten besuchte Hauptattraktion Simbabwes ist, wirkt sich das für die Tourismusindustrie vor Ort besonders aus. Einheimische Touristen wurden durch die Hyperinflation und die fehlende Grundversorgung von einem Besuch abgehalten, ausländische Besucher durch die instabile politische Lage. Durch den Rückgang der Touristenbesuche um über 70&nbsp;Prozent im Jahr 2001 verloren mehr als 12.000 Personen ihre Arbeit.<ref>David Blair: [http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/africaandindianocean/zimbabwe/1332088/Visitors-abandon-the-Great-Ruins.html ''Visitors abandon the Great Ruins.''] In: ''The Telegraph.'' 29. Mai 2001. (englisch)</ref> Nach den Informationen des Auswärtigen Amtes hat Simbabwe „den ehemaligen Charme eines angenehmen Touristen- und Reiselandes mit guter Infrastruktur fast vollständig eingebüßt.“<ref>[http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/Nodes/SimbabweSicherheit_node.html Reisehinweise des Auswärtigen Amtes]</ref>


[[Datei:Sollbruchstelle ICE1.jpg|mini|Notausstiegsfenster mit Nothammer und Sollbruchstelle im ICE&nbsp;1]]
Bis zum Jahr 2000 verbrachten die anreisenden Besucher 2,5&nbsp;Stunden in der Anlage mit Besichtigungen. Der am häufigsten besuchte Punkt war die Große Einfriedung, gefolgt vom Souvenirladen und dann dem Hill-Komplex. Innerhalb der Großen Einfriedung wurde der konische Turm am häufigsten aufgesucht.<ref name="ICCROM" /> Infolge der politischen Entwicklung in Simbabwe fielen die Besucherzahlen, die zuletzt (1999) bei 120.000 gelegen haben, bis 2008 auf 15.442. Für das Jahr 2010 wurden 30.000 Besucher erwartet.<ref name="Maravanyika" />
Die auffälligste Veränderung an vielen ICE&nbsp;1 ist die große Zahl zusätzlicher [[Notausstiegsfenster]], die nach dem Unglück von Eschede (seit der zweiten Jahreshälfte 2003) verstärkt in die Wagen eingebaut wurden; so ist nun beispielsweise auch in jedem Abteil ein solches Notausstiegfenster vorhanden (vorher nur im Großraumbereich). Diese sind von innen mit einem [[Nothammer]] an ihrer [[Sollbruchstelle]] (roter Punkt) zertrümmerbar und sollen Rettungskräften ermöglichen, von außen ohne schwere Äxte und Diamanttrennscheiben&nbsp;– wie zuvor noch notwendig&nbsp;– in die Wagen zu gelangen. Ursprünglich waren die ovalen Fenster an den vier Türen jedes ICE-1-Sitzwagens zum Notausstieg vorgesehen.<ref name="ej-1991-1-28">Horst J. Obermayer: ''Die Serienfahrzeuge des InterCityExpress''. In: Hermann Merker (Hrsg.): ''[[Eisenbahn-Journal]] special 1/91. ICE – InterCityExpress am Start''. Verlag Hermann Merker, Fürstenfeldbruck 1991, ISBN 3-922404-17-0, S.&nbsp;28–51.</ref> Die Umrüstung von 6195 Fenstern der ICE-1/2-Flotte wurde am 31. Oktober 2004 abgeschlossen.<ref name="eb-103-27">''Elektrischer Betrieb bei der Deutschen Bahn im Jahre 2004''. In: [[Elektrische Bahnen (Zeitschrift)|Elektrische Bahnen]], Jahrgang 103 (2005), Heft 1-2, S.&nbsp;27, 31.</ref>


An der Unglücksstelle in Eschede wurde eine neue, stützenfreie Brücke gebaut. Die alte Brücke hatte Pfeiler außen, links und rechts von den Gleisen. Die [[Oberleitung]]en und [[Gleis]]e wurden auf 1,5&nbsp;km repariert. Das Ausweichgleis ist nach wie vor vorhanden und dementsprechend sind auch die drei [[Weiche (Bahn)|Weichen]] an fast denselben Stellen wie zuvor.
{|
| style="vertical-align:top;" |
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Jahr
! Zahlende Besucher<ref name="ICCROM">Daten von 1989 bis 1999 von Juli bis Juni nach Webber Ndoro: ''The preservation of Great Zimbabwe. Your Monument our Shrine (ICCROM Conservation studIes 4).'' Rom 2005, S. 80 [http://www.iccrom.org/pdf/ICCROM_ICS04_Zimbabwe_en.pdf pdf] (englisch)</ref>
|-
| 1980 || align="right" |42.632
|-
| 1981 || align="right" |56.027<ref>Hamo Sassoon: ''The Preservation of Great Zimbabwe.'' Paris 1982 [http://unesdoc.unesco.org/images/0005/000519/051937eb.pdf pdf] (englisch)</ref>
|-
| 1989 || align="right" |84.960
|-
| 1990 || align="right" |87.820
|-
| 1991 || align="right" |88.296
|-
| 1992 || align="right" |70.720
|}
| style="vertical-align:top;" |
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Jahr
! Zahlende Besucher
|-
| 1993 || align="right" |102.877
|-
| 1994 || align="right" |111.649
|-
| 1995 || align="right" |120.993
|-
| 1996 || align="right" |91.652
|-
| 1997 || align="right" |88.122
|-
| 1998 || align="right" |153.343
|}
| style="vertical-align:top;" |
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Jahr
! Zahlende Besucher
|-
|1999 || align="right" |120.000<ref name="Maravanyika">Godfrey Maravanyika: [http://www.zimbabwejournalists.com/story.php?art_id=6663&cat=1 ''Visitors return to Great Zimbabwe.''] In: ''Zimbabwejournalists.'' 27. Mai 2010 (englisch)</ref>
|-
|2006 || align="right" |20.000<ref name="Report1">World Heritage Sites and Suitable Tourism, Situational Analysis: Great Zimbabwe WHS [http://www.awhf.net/documents/Tourism%20%20-%20Report%201%20-%20Great%20Zimbabwe%20World%20Heritage%20Site.pdf pdf]</ref>
|-
|2007 || align="right" |27.587<ref name="Lessons" />
|-
|2008 || align="right" |15.442
|-
|2010 || align="right" |ca. 30.000
|-
|}
|}


Für die auf Monobloc-Räder umgerüsteten ICE-1-Züge wurden verschiedene technische Lösungen erwogen, um das Körperschall-Problem in den Griff zu bekommen. Als teuerste Lösung wurde dabei auch die Umrüstung auf luftgefederte MD-530-Drehgestelle diskutiert.<ref name="eri-1998-352" /> Um die Probleme mit der Laufruhe in den Griff zu bekommen, wurde zunächst beschlossen, die Räder bereits nach 240.000&nbsp;km zu überdrehen und binnen eines Jahres auf den Neubaustrecken etwa 10&nbsp;mm dicke Zwischenplatten zwischen Schiene und Schwelle einzubauen. Die DB hoffte dabei zunächst, langfristig wieder zu gummigefederten Rädern übergehen zu können. Darüber hinaus wurde eine kontinuierliche Überwachung der Radsätze, insbesondere mittels Mikrofonen, ebenso erwogen wie ortsfeste Überwachungsanlagen.<ref name="eri-1998-446">''Auf dem Weg zur Lösung der ICE-Probleme''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 10/1998, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;446&nbsp;f.</ref>
Groß-Simbabwe erhält eine Betriebsfinanzierung von der US-Regierung für die Sicherheitskräfte und teilweise für das Museum. Eine weitere Finanzierung gewährt der ''Culture Fund of the Swedish International Development Cooperation Agency'' (SIDA) für die Entwicklung der Stätte. Der Nationale Öffentliche Investmentfonds, welcher auf einer 50-50-Regelung basiert, hilft bei der Errichtung der Infrastruktur. Die Unesco hat in den 1990ern gelegentlich Gelder zur Verfügung gestellt, beispielsweise für die Brandbekämpfung.<ref name="Lessons">Kate Rivett-Carnac: ''Cultural world heritage site scan: Lessons from four sites.'' Development Bank of Southern Africa 2011, S. 15 [http://www.dbsa.org/Research/DPD%20Working%20papers%20documents/DPD%20No19.pdf pdf]</ref>


=== Auswirkungen auf die Helfer/Notfallseelsorge ===
=== Museales Shonadorf ===
Die Verarbeitung des Unglücks bedeutete auch für routinierte Helfer eine außergewöhnliche psychische Belastung.<ref>Frank Wenzlow, Mitarbeiter der Sanitätsleitung sagte: „Wer behauptet, hier noch Profi zu sein, der muss Eiswürfel pinkeln können, so kalt muss der sein“. Zitiert nach {{Der Spiegel|ID=7906698|Titel=Heimsuchung im High-Tech-Land|Jahr=1998|Nr=23|Seiten=23}}</ref> Das Zugunglück von Eschede war das erste große Unglück in Deutschland, bei dem systematisch und in großem Umfang [[Einsatznachsorge]] und [[Notfallseelsorge]] betrieben wurden. Zahlreiche Seelsorger waren in den Tagen nach dem Unglück vor Ort, um Betroffene, Angehörige und Rettungskräfte zu unterstützen und zu begleiten. Durch diesen Einsatz ist dieses Konzept zur Verhütung seelischer Traumata einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Federführend war hier das [[Kaiserslautern|Kaiserslauterer]] Psychologenehepaar [[Hartmut Jatzko|Hartmut]] und [[Sybille Jatzko]], das auch schon nach dem [[Flugtagunglück von Ramstein]] tätig war.
[[Datei:Gr Zimb Shona Dorf.jpg|mini|Museales Shonadorf, 1996]]


In einem dreijährigen Programm wurden Hinterbliebene ebenso psychologisch betreut wie Mitglieder der Rettungsmannschaften.<ref name="db-themendienst-2008-04" /> 700 Einsatzkräfte nutzten die Hilfsangebote. 100 hatten langfristige Probleme.<ref name="welt-2013-124-36">{{Literatur |Autor= |Titel=„Die Bahn will Versöhnung“ |Sammelwerk=[[Die Welt]] |Nummer=124 |Datum=2013-05-31 |ISSN=0173-8437 |Seiten=36 |Online=[https://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article116674103/Die-Bahn-will-Versoehnung.html online] |ZDB=}}</ref>
Östlich der Ruinen wurde 1986 ein museales Modell eines Shona-Dorfes des 19. Jahrhunderts als zusätzlicher Anziehungspunkt für die Touristen errichtet. Die Darstellung der Komponenten, des Personals und der Aktivitäten des Dorflebens wurden aber als wenig authentisch beschrieben. Insbesondere der Gebrauch von modernen Werkzeugen bei der Vorführung traditioneller Handwerke und die moderne Kleidung wurden bemängelt. Einige Forscher beschreiben eine Konfusion der Besucher und bewerten den Einfluss auf die Welterbestätte negativ.<ref>Webber Ndoro, Gilbert Pwiti: ''Marketing the past: the „Shona village“ at Great Zimbabwe.'' In: ''Conservation and management of archaeological sites.'' 2 (1), (1997), S. 3–8. {{ISSN|1350-5033}}</ref><ref>Gilbert Pwiti: ''Let the ancestors rest in peace? New challenges for cultural heritage management in Zimbabwe.'' In: ''Conservation and management of archaeological sites.'' 1(3) (1996), S. 151–160. {{ISSN|1350-5033}}</ref>
<!--=== Kulurelle Veranstaltungen===-->


=== Besucher der Ruinen ===
=== Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs ===
Insbesondere in den ersten Tagen nach dem Unglück kam es zu stetig veränderten Notfahrplänen und Zugausfällen.<ref name="eri-1998-352" /> Mehrere ICE-Linien und einzelne Zugläufe wurden verkürzt. Eine große Zahl von lokbespannten Ersatzzügen (vornehmlich mit [[DB-Baureihe 101|Baureihen 101]], [[DB-Baureihe 103|103]] und [[DB-Baureihe 120|120]]) fuhren mit durchschnittlich vier bis acht Wagen. Neben Garnituren der [[Österreichische Bundesbahnen|ÖBB]] und [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] wurden auch ICE-2-Halbzüge an Stelle der ICE-1-Ganzzüge eingesetzt.<ref name="em-1996-8-14" />
Die Ruinen wurden seit ihrer Bekanntmachung durch Mauch und Bent immer wieder zum Ziel von Reisenden. So besuchte Cecil Rhodes die Ruinen bereits 1890. Königin [[Elisabeth II.]] besuchte die Anlage zweimal, zunächst auf einer dreimonatigen Südafrikareise im April 1947, zusammen mit ihrem Vater [[Georg VI. (Vereinigtes Königreich)|König Georg VI.]], ihrer Mutter [[Elizabeth Bowes-Lyon|Elizabeth]] und ihrer Schwester [[Margaret, Countess of Snowdon|Prinzessin Margaret]] und erneut im Oktober 1991.<ref>[http://www.radiovop.com/national-news/5807-queen-elizabeth-ii-fondly-remembers-zimbabwe.html ''Queen Elizabeth II Fondly Remembers Zimbabwe.''] In: ''Radio VOP.'' 15. März 2011 (englisch)</ref><ref>[http://www.flickr.com/photos/luisferreira/1543518650/ ''Königin Elizabeth in Zimbabwe.''] (englisch)</ref> Am 12. Juli 1993 war [[Diana Spencer|Prinzessin Diana]] zu Besuch in Groß-Simbabwe<ref>[http://www.gettyimages.com/detail/74593816/Hulton-Archive ''Lady Diana in Zimbabwe.''] (englisch)</ref> und am 20. Mai 1997 [[Nelson Mandela]].


Am 4. Juni 1998 beschloss die Deutsche Bahn, die Höchstgeschwindigkeit der ICE-1-Züge auf 160&nbsp;km/h bis zu einer intensiven Überprüfung der Radsätze herabzusetzen. Diese Kontrollen sollten bis zum folgenden Morgen abgeschlossen werden, die Höchstgeschwindigkeit daraufhin wieder auf 280&nbsp;km/h heraufgesetzt werden. Am 5. Juni 1998 ordnete das [[Eisenbahn-Bundesamt]] (EBA) an, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auch nach den Kontrollen bei 160&nbsp;km/h zu belassen.<ref name="eri-1998-333">Meldung ''Die ICE-Tragödie von Eschede''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 7/8, 1998, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;333–335</ref> Die Behörde hielt die bei Sonderkontrollen beobachteten Sichtprüfungen durch Augenschein für nicht ausreichend, um eine Rissbildung zu erkennen, die typischerweise von der Innenseite des Rades ausging.<ref name="eri-1998-352" />
=== Verkehrsanbindung ===
Es gibt viele lokale Busverbindungen zwischen den Ruinen und dem Busterminal in Masvingo. Von der Ruinenstätte aus gibt es aber auch Direktbusverbindungen (''Coaches'') nach Bulawayo oder Harare. Die nächsten internationalen Flughäfen sind im Norden der [[Flughafen Harare International|Flughafen Harare]] und im Süden der [[Flughafen Johannesburg]].


Am 6. Juni 1998 zog die DB auf [[Bescheid]] des EBA<ref name="eri-1998-352" /> alle ICE&nbsp;1 aus dem Verkehr und setzte sie erst nach einer vollständigen Ultraschallkontrolle der Radreifen wieder ein. Bis zum 9. Juni 1998 hatten rund ein Dutzend ICE&nbsp;1 diese Kontrolle durchlaufen und konnten wieder eingesetzt werden.<ref name="eri-1998-333" /> Das Eisenbahn-Bundesamt ordnete nach dem Unfall den Austausch aller rund 2880 gummigefederten Radsätze der verbliebenen 720 Mittelwagen gegen Monobloc-Räder an.<ref name="em-1996-8-14">Hans-Joachim Gilbert, Friedhelm Weidelich: ''Den Rissen auf der Spur''. In: ''Eisenbahn Magazin'', Heft 8/1998, S.&nbsp;14–18, {{ISSN|0342-1902}}.</ref> Dies führte zu Lieferengpässen; die DB bestellte Ende Juni insgesamt 2400 Monobloc-Räder, die Produktion der Industrie wurde von 200 auf 300 pro Woche angehoben.<ref name="eri-1998-352" />
== Sonstiges ==
{|
|-
| style="vertical-align:top;" | Die Ruinen waren von der Einführung der Simbabwe Währungsnoten nach der Unabhängigkeit 1980 bis zur Aussetzung der Währung im Jahre 2008 auf dem 50 Z$-Schein abgebildet, der jedoch aufgrund der [[Hyperinflation]] seit 2000 kaum noch benutzt werden konnte. Einer der Simbabwe-Vögel war das Motiv der 1-Cent-Münze.
Weiterhin wurde zur Aufnahme der Ruinenstätte in die Welterbeliste 1986 eine Z$1 Briefmarke herausgebracht, auf der die große Einfriedung abgebildet ist.<ref>[http://www.thesalmons.org/lynn/wh-zimbabwe.html Abbildung der Briefmarke von 1986] (englisch)</ref>
Eine weitere Briefmarke, diesmal mit dem konischen Turm und dem Vogel von Simbabwe wurde 2005 veröffentlicht.<ref>[http://colnect.com/de/stamps/stamp/163253-World_Heritage_Sites_-_Great_Zimbabwe_Soapstone_Zimbabwe_B-History_Archeology-Simbabwe Abbildung der Briefmarke von 2005] (englisch)</ref>
| style="vertical-align:top;" | [[Datei:Zimbabwe cent.png|rahmenlos|110px|1-Cent-Münze]]
| style="vertical-align:top;" | [[Datei:Great Zimbabwe.png|rahmenlos|Groß-Simbabwe auf der Z$50 Note]]
|}


Am 6. Juni 1998 hielt der Triebfahrzeugführer den ICE&nbsp;91 „Prinz Eugen“ nachmittags auf seiner Fahrt von [[Wien]] nach [[Hamburg]] in [[Seubersdorf in der Oberpfalz|Seubersdorf]] an, nachdem er laute Rattergeräusche bemerkt hatte. Nach einer Sichtkontrolle des Triebfahrzeugführers eines entgegenkommenden Zuges fuhr der Zug nahezu im [[Schritttempo]] weiter nach [[Neumarkt in der Oberpfalz]]. Dort wurden die Fahrgäste gebeten, auszusteigen und die Fahrt mit anderen Zügen fortzusetzen. Der ICE wurde leer nach [[Nürnberg]] überführt. Laut anschließender Untersuchung lag aber nur ein Schaden am Triebkopf vor. Gleiches passierte wenige Tage später beim ICE&nbsp;682 „Amalienburg“, dessen Fahrgäste in einen nachfolgenden [[Interregio|InterRegio]] umstiegen. Nach einer erneuten Untersuchung des Zuges wurde wieder ein Triebkopfschaden vermutet.
== Siehe auch ==
* [[Dhlodhlo]], [[Naletale]], [[Khami]] und [[Ziwa-Ruinen|Ziwa]] (kleinere Ruinen des Landes Simbabwe)
* [[Liste archäologischer Fundstätten im südlichen Afrika]]


Ab Mitte Juni 1998 wurden auf der ICE-Linie 3 (Hamburg–Stuttgart/Basel), die in Mannheim Richtung Basel [[Gebrochener Verkehr|gebrochen]] wurde, alle Züge durch Ersatzzüge ersetzt. Auf der ICE-Linie&nbsp;4 (Hamburg–Würzburg–München) kamen überwiegend ICE-2-Züge zum Einsatz. Der Einsatz von Wagen mit [[Notbremsüberbrückung]] wurde durch verkürzte Zugläufe (mit Umstieg auf Ersatzzüge) auf die Schnellfahrstrecken konzentriert.<ref name="eri-1998-352" /> Nach einer Radsatzuntersuchung wurden die ICE-1-Züge zunehmend wieder eingesetzt. So wurden am 12. Juni 1998 laut Ersatzfahrplan etwa 30&nbsp;Prozent der Leistungen mit Ersatzzügen und 20&nbsp;Prozent mit ICE-2-Halbzügen bedient. Nachdem am 13. und 14. Juni 1998 erneut Fahrzeuge zurückgerufen wurden, wurden Fahr- und Umlaufpläne erneut umgestellt. Ende Juni 1998 standen 16 mit Vollrädern ausgestattete ICE&nbsp;1 zur Verfügung.<ref name="em-1996-8-14" />
== Verzeichnis der Literatur, Karten und Dokumentationen ==
'''Literatur'''
* David N. Beach: ''The Shona and Zimbabwe 900–1850.'' Heinemann, London 1980 und Mambo Press, Gwelo 1980, ISBN 0-435-94505-X.
* James Theodore Bent: ''The Ruined Cities of Mashonaland.'' London 1896.
* Kunigunde Böhmer-Bauer: ''Great Zimbabwe – Eine ethnologische Untersuchung.'' Köln 2000, ISBN 3-89645-210-X
* Andries Johannes Bruwer: ''Zimbabwe: Rhodesia’s Ancient Greatness.'' Johannesburg 1965.
* Shadreck Chirikure, Innocent Pikirayi: ''Inside and outside the dry stone walls: revisiting the material culture of Great Zimbabwe.'' In: ''Antiquity.'' 82 (2008), S. 976–993. ([http://antiquity.ac.uk/Ant/082/0976/ant0820976.pdf pdf])
* Graham Connah: ''African Civilizations: Precolonial Cities and States in Tropical Africa.'' Cambridge 1987 (S. 183–213 über Groß-Simbabwe und den Goldbergbau). (überarbeitete Ausgabe Cambridge 2001, ISBN 0-521-26666-1)
* Joost Fontein: ''The Silence of Great Zimbabwe: Contested Landscapes and the Power of Heritage.'' UCL Press, New York, NY 2006, ISBN 1-84472-122-1. ([http://web.africa.ufl.edu/africa/asq/v10/v10i2a35.htm Rezension] englisch, von Jonathan R. Walz, University of Florida)
* Jost Fontein: ''Silence, Destruction and Closure at Great Zimbabwe: local narratives of desecration and alienation.'' In: ''Journal of Southern African Studies.'' 32 (4) (2006), S. 771–794. [[doi:10.1080/03057070600995723]]
* Peter S. Garlake: ''Simbabwe. Goldland der Bibel oder Symbol afrikanischer Freiheit?'' Bergisch Gladbach 1975, ISBN 3-7857-0167-5.
* Peter S. Garlake: ''Structure and Meaning in the Prehistoric Art of Zimbabwe.'' Bloomington 1987, ISBN 0-941934-51-9. ([https://scholarworks.iu.edu/dspace/bitstream/2022/292/1/Structure_Garlake.pdf pdf], 3.9&nbsp;MB)
* Peter Hertel: ''Zu den Ruinen von Simbabwe.'' Gotha 2000, ISBN 3-623-00356-5.
* Thomas N. Huffmann: ''Snakes and Crocodiles: Power and Symbolism in Ancient Zimbabwe.'' Johannesburg: Witwatersrand University Press 1996, ISBN 1-86814-254-X
* Siegbert Hummel: ''Simbabwe: das noch ungelöste archäologische Rätsel des afrikanischen Kontinents; neue ethnologische, kulturgeschichtliche und linguistische Vermutungen.'' Ulm 1999, ISBN 3-931997-10-3.
* Edward Matenga: ''The Soapstone Birds of Great Zimbabwe. Symbols of a nation.'' Harare 1998, ISBN 1-77901-135-0.
* Edward Matenga: ''Archaeological Figurines from Zimbabwe.'' Societas Archaeologica Upsaliensis, Uppsala 1993.
* Heinrich Pleticha (Hrsg.), ''Simbabwe. Entdeckungsreisen in die Vergangenheit.'' Stuttgart 1985, ISBN 3-522-60620-5.
* Herbert W. A. Sommerlatte: ''Gold und Ruinen in Zimbabwe. Aus Tagebüchern und Briefen des Schwaben Karl Mauch (1837–1875).'' Gütersloh 1987, {{Falsche ISBN|3-570-07918-6}}.
* Kevin Shillington: ''History of Africa.'' Revised 2nd Edition, Macmillan Education, Oxford 2005, ISBN 0-333-59957-8.
* Joseph O. Vogel: ''Great Zimbabwe: the Iron Age in South Central Africa.'' Garland, New York u.a. 1994, ISBN 0-8153-0398-X.


Am 2. Juli 1998 standen 17 auf acht Mittelwagen verkürzte ICE-1-Garnituren im Einsatz, die mit Monobloc-Rädern ausgerüstet waren. Zusammen mit den ICE 2 sowie IC- und IR-Ersatzzügen konnte der reguläre Fahrplan wieder weitgehend angeboten werden. Am 27. Juli standen 31 verkürzte ICE-1-Züge zur Verfügung. Am gleichen Tag wurde ein neues Betriebsprogramm eingeführt.<ref name="eri-1998-352" /> Im Zuge des Stillstands wurden Inneneinrichtung und Außenstrich der Züge überarbeitet; die Züge erhielten den rein roten Längsstreifen, den sie bis heute tragen.<ref name="lr-1998-11-17">Meldung ''Lösungsweg für ICE 1-Probleme''. In: [[LOK Report]], Heft 11, 1998, S.&nbsp;17&nbsp;f.</ref>
'''Karten'''
* [http://www.zamani-project.org/map/Zimbabwe/GreatZimbabwe Digitale Übersichtskarten] (englisch)
* [http://eusoils.jrc.ec.europa.eu/esdb_archive/EuDASM/Africa/images/maps/download/afr_zw3003_6to.jpg TK 250 SF-36-1 Masvingo] (englisch)
* [http://www.aluka.org/action/showCompilationPage?doi=10.5555%2FAL.CH.COMPILATION.HERITAGE-SITE.GREAT+ZIMBABWE&ste= 3D-Modelle in der JSTOR's African Cultural Heritage Sites and Landscapes Datenbank] (englisch)


Nach Umsatzeinbrüchen im Juni 1998 lagen die Reisendenzahlen im DB-Fernverkehr bereits im Juli 1998 wieder über dem Niveau des Vorjahresmonats.<ref name="eri-1998-441">Meldung ''Halbjahresbilanz der DB&nbsp;AG''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 10/1998, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;441.</ref>
'''Filme und Dokumentationen'''

* 1919: „Isban Israel“, Film, Regisseur: [[Joseph Albrecht]]<ref>Neil Parsons: ''[http://www.latrobe.edu.au/screeningthepast/25/rose-of-rhodesia/parsons-2.html Investigating the Origins of The Rose of Rhodesia, Part II: Harold Shaw Film Productions Ltd]'', 2009 (englisch)</ref>
Am 1. September 1998 wurde der ICE-Verkehr nach [[Basel]] und [[Zürich]] wieder aufgenommen, am 28. September 1998 folgte der ICE-Verkehr nach [[Wien]]. Am 12. Oktober 1998 wurde mit dem ICE-Zugpaar 72/73 (Berlin–Interlaken) die letzten internationalen ICE-Züge wieder bedient. Bis zum 1. November 1998 wurde der Austausch der Radsätze an allen 59 ICE-1-Garnituren abgeschlossen, und die planmäßigen Verkehre konnten somit in vollem Umfang wieder aufgenommen werden.<ref name="eri-1998-506">Meldung ''ICE 1 wieder komplett''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 12, 1998, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;506.</ref><!-- passt nicht zu vorstehendem; Quelle unklar./ Zum Fahrplanwechsel im Winter 1998 standen 51 ICE-1-Triebzüge mit Monobloc-Rädern dem Betrieb zur Verfügung, davon 25 mit acht Mittelwagen, neun mit elf Mittelwagen und 17 mit zwölf. -->
* 1982: „Terra X – Rätsel alter Weltkulturen“ (43 Min.), Regie: [[Gottfried Kirchner]], [[Peter Baumann (Journalist)|Peter Baumann]], mit [[Dirk Steffens]], [[Maximilian Schell]] und [[Frank Glaubrecht]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.imdb.com/title/tt0382491 |titel=Terra X – Rätsel alter Weltkulturen |hrsg=[[Internet Movie Database]] |zugriff=2015-05-22 |sprache=en}}</ref>

* 1995: „Lost Civilizations“ (43 Min.), Regie: Jenny Barraclough, mit [[Hans-Peter Bögel]] (englisch).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.imdb.com/title/tt0112054 |titel=Lost Civilizations |hrsg=[[Internet Movie Database]] |zugriff=2015-05-22 |sprache=en}}</ref>
=== Zugnummer und Zugname ===
* 1996: „Great Railway Journeys: Great Zimbabwe to Kilimatinde“ ([[Henry Louis Gates, Jr.|Henry Louis Gates Jr.]] und seine Familie reisen von Simbabwe nach Tansania), Regie: [[Nick Shearman]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.imdb.com/title/tt1120183 |titel=Great Railway Journeys |hrsg=[[Internet Movie Database]] |zugriff=2015-05-22 |sprache=en}}</ref>
Nach dem ICE-Unglück strich die Deutsche Bahn zum 11. Juni 1998 sowohl die [[Zugnummer]] (ICE) 884 als auch den zugeordneten Namen „Wilhelm Conrad Röntgen“ aus dem [[Fahrplan]] und vergab beide bis heute nicht wieder. An seine Stelle trat ICE 982, dem zusammen mit dem Gegenzug ICE 885 der Name „[[Justus Freiherr von Liebig]]“ zugeordnet wurde.<ref name="eri-1998-352" /> Dass nach dem Unglückstag andere ICE-Züge in der Zeitlage des ICE 884 mit dieser Zugnummer verkehrten, hatte zunächst bei Fahrgästen Irritationen hervorgerufen, die dachten, sie würden mit dem Unglückszug verkehren. Noch in der laufenden Fahrplanperiode wurde daher zunächst der im Fahrplan in der Zeitlage des ICE&nbsp;884 verkehrende Zug zum ICE&nbsp;886 umbenannt. In Bahnhofsfahrplänen wurde dabei wenige Tage nach dem Unglück die alte Zugbezeichnung „ICE 884“ provisorisch überklebt. Diese Änderung geschah in Anlehnung an große Flugzeugkatastrophen, bei denen Flugnummern verunglückter Flüge aus psychologischen Gründen nicht wieder vergeben wurden, um bei den Fluggästen keine negativen Erinnerungen auszulösen. 2002 ging die Deutsche Bahn schließlich dazu über, ihre ICE-Züge im Rahmen von Städtepartnerschaften auf die Namen von Städten zu „taufen“. Die einzelnen Zugverbindungen tragen seither, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Namen mehr. Dies gilt auch für den in der Zeitlage des damaligen Unglückszuges verkehrenden ICE&nbsp;886 (Stand: 2008).
* 2005: „Digging for the Truth: Quest for King Solomon's Gold“ (45 Min.), Regie: Brian Leckey, mit [[Josh Bernstein]] (englisch).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.imdb.com/title/tt0776347 |titel=Quest for King Solomon's Gold |hrsg=[[Internet Movie Database]] |zugriff=2015-05-22 |sprache=en}}</ref>

* 2009: „Geheimnisvolle Königreiche: Simbabwe“ (43 Min.), Regie: [[Ishbel Hall]], mit Gus Casely-Hayford
=== Verbleib und Wiedereinsatz der Wagen ===
* 2010: „BBC – Lost Kingdoms of Africa S01E03 Great Zimbabwe“ (51 Min.), mit Gus Casely-Hayford<ref>[http://www.bbc.co.uk/programmes/b00q0hvl BBC – Lost Kingdoms of Africa]</ref>
[[Datei:401 051 Eschede-Tk.jpg|mini|Der beim Unglück damals führende und noch in Betrieb befindliche Triebkopf ''401&nbsp;051'' im August 2007 in [[München Hauptbahnhof]]]]
Von den Wagen und Triebköpfen des Unglücks-ICEs verkehrt nur noch der vordere Triebkopf ''(401&nbsp;051-8)'' im [[Personenverkehr]]. Der zweite Triebkopf ''(401&nbsp;551-7)'' diente bis zur Ausmusterung am 1.&nbsp;November 2001 als Ersatzteilspender. Er war längere Zeit auf dem Gelände des Ausbesserungswerks Nürnberg der Deutschen Bahn abgestellt (Abstellort im Werk Nürnberg: {{Coordinate|text=DMS|NS=49.420888|EW=11.086621|type=landmark|region=DE-BY|name=Abstellort AW Nürnberg}}). 2007 wurde aus ihm und Teilen der beschädigten und nicht mehr fahrfähigen ICE-1-Triebköpfe ''401&nbsp;020-3'' (Brand in [[Offenbach am Main|Offenbach]]) und ''401&nbsp;573-1'' (Unfall in der [[Schweiz]]) wieder ein funktionierender ICE-1-Triebkopf zusammengesetzt. Dieser fährt nunmehr als ''401 573-1'' (Stand Dezember 2007).

Die beschädigten bis komplett zerstörten Mittelwagen wurden am 30.&nbsp;Juni 1998 (mit Ausnahme von Wagen&nbsp;1) aus den Bestandslisten gestrichen. Wagen&nbsp;1 ''(802&nbsp;808-6)'' wurde erst Ende 2005, nach Abschluss der Gerichtsverfahren und Untersuchungen, für die Presse freigegeben (Zustand: kaum beschädigt, innen wie 1998). Er diente in der [[Technisches Hilfswerk|THW]]-Bundesschule in [[Hoya]] zu Ausbildungszwecken.<ref name="welt-2008-05-23">[https://www.welt.de/vermischtes/article2025043/Der-Radbruch-mit-dem-die-Katastrophe-begann.html '' Der Radbruch, mit dem die Katastrophe begann''.] In: ''Die Welt'', 23. Mai 2008</ref> Nachdem das durch den Radreifen in den Wagen gerissene Loch im November 2007 im Rahmen von Dreharbeiten für eine [[#Aufarbeitung in den Medien|2008 gezeigte Dokumentation]] gefilmt worden war, ersetzte die Deutsche Bahn ihn durch einen anderen Wagen.<ref name="welt-2008-05-23" /> Er wurde im Ausbesserungswerk Nürnberg als Ersatzteilspender verwendet. Der Rest, die Wagen&nbsp;2 ''(802 609-8)'', Wagen&nbsp;3 ''(802&nbsp;311-1)'', 4 ''(802&nbsp;374-9)'', 5 ''(802&nbsp;340-0)'', 6 ''(802&nbsp;373-1)'', 7 ''(802&nbsp;037-2)'', der Servicewagen ''(803&nbsp;008-2)'', das BordRestaurant ''(804&nbsp;010-7)'', Wagen&nbsp;11 ''(801&nbsp;009-2)'', 12 ''(801&nbsp;014-2)'' und 14 ''(801&nbsp;806-1)'' sind beim Unglück größtenteils zerstört worden oder wurden nach Abschluss der Gerichtsverfahren und Untersuchungen verschrottet.

=== Finanziell ===
Die Deutsche Bahn bezifferte den Umsatzverlust für den Monat Juni 1998 mit 45 Millionen D-Mark. Bis Anfang Juli fielen zehn Millionen DM Kosten für Sonderuntersuchungen an, die zu tauschenden Räder schlugen mit insgesamt 30 Millionen DM zu Buche. Der Schaden an Zug und Strecke wurde auf 55 Millionen D-Mark geschätzt.<ref name="eri-1998-352" />

Bis Anfang Juli 1998 wurden darüber hinaus 199 Haftpflichtansprüche gegen die DB geltend gemacht, die bis dahin 403.000 DM an Haftpflichtzahlungen für Soforthilfen erbracht hatte. Das Unternehmen richtete für fünf Millionen DM einen Fonds für die psychosoziale Betreuung ein. Insgesamt wurde mit Haftpflichtleistungen von 150 Millionen D-Mark gerechnet.<ref name="eri-1998-352" />

=== Aus kommunalpolitischer Sicht ===
In den ersten Wochen nach dem Unfall wurde Eschede zum Ziel von [[Katastrophentourismus|Katastrophentouristen]].<ref>{{Literatur |Titel=Wir finden einfach keine Ruhe: Drei Monate nach dem ICE-Unglück ist Eschede Ausflugsziel geworden |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |Nummer=203 |Datum=1998-09-02 |Seiten=10 |Online=[http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/FAZ/19980902/wir-finden-einfach-keine-ruhe-drei-/F19980902ESCHED-100.html kostenpflichtig online]}}</ref> Die Strukturentwicklung von Eschede sei auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Zugunglück noch deutlich gebremst.<ref>[http://www.behoerden-spiegel.de/icc/internet/sub/3a9/3a960008-d7e9-4f21-6e2b-b10707b988f2,,,aaaaaaaa-aaaa-aaaa-bbbb-000000000011&uMen=f6810068-1671-1111-be59-264f59a5fb42&page=5&pagesize=10&startmon=04&startyear=2011&attr=.htm ''Große Katastrophe, kleiner Ort – Eschede'']. In: [[Behörden Spiegel]] (Onlineausgabe), 12. April 2011.</ref>

=== Aufarbeitung in den Medien ===
„Die Todesfahrt des ICE 884“ aus dem Jahr 1999 war die erste große Fernsehdokumentation zum Unglück von Eschede, ausgestrahlt im ZDF zum ersten Jahrestag. Die einstündige Dokumentation von [[Mona Botros]] bot die erste minutiöse Rekonstruktion des Unfallhergangs mit 3D-Animation. Sie wurde für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Auf [[Discovery Channel]] wurde im Jahr 2004 ein Dokumentarfilm in der Reihe „Blueprint for Disaster“ mit dem Titel „Crash at Eschede“ in vielen Ländern gesendet, der mit nachgestellten Szenen und Computergrafik-Simulationen den Unglücksverlauf nachzeichnet.<ref name="discovery">[http://ctvmedia.ca/discovery/releases/release.asp?id=6826&yyyy=2004 ''Blueprint for Disaster: “Crash at Eschede”'']. Release-Info für Discovery-Dokuserie auf ctvmedia.ca</ref>

Der 60-minütige Dokumentar-Fernsehfilm „Eschede&nbsp;– Die Todesfahrt“ von Hanna Legatis wurde 2006 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.

Am 23. Mai 2008 zeigte [[VOX]] eine zweistündige [[Spiegel TV|Spiegel-TV]]-Dokumentation von den Filmemachern Nicola Burfeindt und Alexander Czogalla<ref name="welt-2008-05-23" /> über das Unglück, die für den [[Deutscher Fernsehpreis|Deutschen Fernsehpreis]] und für [[Goldener Prometheus (Journalistenpreis)|den goldenen Prometheus]] nominiert wurde.

Am 30. Mai 2008, wenige Tage vor dem zehnten Jahrestag der Katastrophe, wurde ein 90-minütiger Dokumentar-Fernsehfilm unter dem Titel „[[Eschede Zug 884]]“ im [[Das Erste|Ersten]] gezeigt.

Am 1. Juni 2008 sendete der NDR ein Hörfunk-Feature von Roman Grafe, das wenig später auch in einer erweiterten Fassung als Hörbuch erschien: ''Zeit ist Geld. Die Bahnkatastrophe von Eschede.''

Eine Folge von [[Sekunden vor dem Unglück]] behandelt ebenfalls die Zugkatastrophe von Eschede.

Zum Lima-Filmfestival 2006 gewann die Band Silberschauer den ersten Platz in der Kategorie Jugendfilm mit dem Video zum Song ''Eschede'', das den Opfern des Unglücks gewidmet ist.<ref>[http://silberschauer.de/songs/eschede_h.html ''Hintergrund zum Silberschauer-Song'']</ref>

== Gedenkstätte Eschede ==
Am Ort des Unglücks wurde am 11.&nbsp;Mai 2001<ref name="eri-2001-341">Meldung ''Gedenkstätte Eschede eingeweiht''. In: [[Eisenbahn-Revue International]], Heft 8-9/2001, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;341.</ref> in Anwesenheit von rund 400 Angehörigen, Ehrengästen sowie zahlreichen Helfern und vielen Bürgern von Eschede eine [[Gedenkstätte]] eingeweiht. 101 [[Vogel-Kirsche|Kirschbäume]], je einer für jeden Verstorbenen, wurden neben den Gleisen vor der Brücke gepflanzt. Eine Treppe führt von dort nach oben zur Straße. Der Weg führt oben durch ein Tor, über die Straße und wird auf der anderen Seite in einigen Treppenstufen, die ins Nichts aufsteigen, fortgesetzt. Eine Gedenktafel mit den Namen aller Opfer befindet sich in der Mitte zwischen den Bäumen. Mitbeteiligt an der Einrichtung und Erneuerung der Gedenkstätte war die Selbsthilfe Eschede.<ref>Hartmut Reichardt: [http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Mahnmal-von-Eschede-wird-erneuert ''Mahnmal von Eschede wird erneuert.''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung''. 31. Mai 2012.</ref>

[[Datei:Eschede Gedenkwand (2013).jpg|mini|2013 errichtete Gedenktafel mit Inschrift sowie Namen und Daten der Opfer]]
[[Datei:Eschede Denkmal Bahnunglück.jpg|mini|Gedenkstein als Tor auf der Straßenbrücke]]

: '''Inschrift im Tor:'''
: ''Am 3.&nbsp;Juni 1998 um 10:58&nbsp;Uhr zerschellte''
: ''an dieser Stelle der ICE 884 „Wilhelm-''
: ''Conrad-Röntgen“. 101 Menschen verloren''
: ''ihr Leben, ganze Familien wurden zerstört;''
: ''mehr als hundert Reisende wurden schwer''
: ''verletzt, viele tragen lebenslang an den''
: ''Folgen. Das Unglück hat die menschliche''
: ''Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit und''
: ''Unzulänglichkeit gezeigt. Beispielhaft und''
: ''aufopfernd haben Retter, Helfer und''
: ''Bürger des Ortes selbstlos eine schwere''
: ''Aufgabe angenommen, haben geholfen''
: ''und getröstet. Durch ihren Einsatz ist''
: ''Eschede auch ein Ort der Solidarität und''
: ''gelebter Mitmenschlichkeit geworden.''

: '''Inschrift auf der Gedenktafel:'''
: ''Der Lebensweg dieser 101 Menschen''
: ''endete in der Zugkatastrophe von''
: ''Eschede.''

: ''Auf unergründliche Weise kreuzten und ''
: ''vollendeten sich hier ihre Schicksale.''

: ''In das Leid und die Trauer um die''
: ''geliebten Menschen mischt sich''
: ''Dankbarkeit, ihnen im Leben nahe''
: ''gewesen zu sein.''

: ''Trost ist die Hoffnung:''
: ''Sie ruhen in Gottes Hand.''
<!-- ERKLÄRUNG ZUR VOLLSTÄNDIGKEIT / RECHTLICHER HINWEIS:

Dieser Text steht auf dem Eschede-Mahnmal. 2006 bei der Wahl zum ''Lesenswerten Artikel'' mussten auch alle Rechtsfragen geklärt werden. Bei diesem Absatz gab es aber Bedenken eine Urheberrechtsverletzung zu begehen. Bei einem Foto kann man auf die Panoramafreiheit zurückführen, die eine Aufnahme erlauben würde, bei einem „abgeschriebenem“ Text ist die heutige Rechtslage unklar/der Gesetzestext ungenau. Eine Diskussion in der Wikipedia über Urheberrechtsfragen ergab, dass man einen eindeutigen Hinweis (heute schon stark verkürzt) im Artikel geben muss, dass es sich um ein Zitat in kompletter Länge, unverändert und ungekürzt handelt. Normalerweise ist die Wiedergabe des kompletten Textes strafbar, da das Original rechtlich geschützt ist, nur ein (gekürztes) Zitat ist erlaubt. Der gesamte Text wurde wiedergegeben, weil es schon mal einen Textauszug gab, welcher aber aufgrund der mangelnden Relevanz für eine Enzyklopädie schnell wieder rausgeflogen ist. -->

Seit der Zugkatastrophe treffen sich Betroffene und Hinterbliebene zu jedem Jahrestag in Eschede. Zum zehnten Jahrestag, am 3. Juni 2008, sprach neben Opfervertretern unter anderem der damalige niedersächsische Ministerpräsident [[Christian Wulff]].<ref name="welt-2008-05-30" /> Zwei ICEs, die um 10:59 Uhr die Unglücksstelle passiert hätten, wurden umgeleitet. Für den übrigen Verkehr bestand während der Trauerfeierlichkeiten eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 60&nbsp;km/h.

Mitte 2012 kündigte die Deutsche Bahn an, die Gedenkstätte zu erneuern. Die bisherige Gedenkstätte war von der Witterung gezeichnet worden.<ref name="welt-2012-127-44">{{Literatur |Autor= |Titel=Norden Kompakt |Sammelwerk=[[Die Welt]] (Ressort Hamburg) |Nummer=127 |Datum=2013-06-02 |ISSN=0173-8437 |Seiten=44 |Online=}}</ref> 2013 wurde die Gedenkwand aus [[Belgisch Granit]] (ein Kalkstein) ersetzt, da sie einzelne Fehlstellen und bröckelnde Fugen aufwies und sich Algen und Moos angesetzt hatten. Auch das Fundament hatte sich als nicht stabil genug erwiesen. Die neue Wand besteht aus bayerischem [[Granit]]. Die Inschriften, Namen und Daten wurden unverändert übernommen. Die Kosten trug die Deutsche Bahn.

Bahnchef [[Rüdiger Grube]] bat 2013 am 15. Jahrestag des Zugunglücks von Eschede im Namen der Bahn Opfer und ihre Angehörige für das entstandene menschliche Leid um Entschuldigung. Grube war als erster Bahnchef zu einer solchen Gedenkfeier eingeladen worden.<ref name="eri-2013-326">{{Literatur |Autor= |Titel=15 Jahre nach Eschede: Grube bittet um Entschuldigung |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Band= |Nummer=7 |Datum=2013-07 |ISSN=1421-2811 |Seiten=326}}</ref> Bei dieser Veranstaltung wurde die neue Gedenkwand eingeweiht. Auch [[Johannes Ludewig]], Bahnchef zur Zeit des Unfalls, nahm teil.<ref name="faz-2013-119-9">{{Literatur |Autor=Kerstin Schwenn |Titel=„Ich werde mich bei den Eschede-Opfern entschuldigen“ |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |Band= |Nummer=119 |Datum=2013-05-25 |ISSN=0174-4909 |Seiten=9 |Online=[http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ungluecke/zugunglueck-von-eschede-ich-werde-mich-bei-den-opfern-entschuldigen-12193792.html online]}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr]]

== Literatur ==
* Christian Brauner, Willi Stadler (Hrsg.): ''Bewältigung größerer Schadensereignisse&nbsp;– Das ICE-Unglück Eschede''. Villingen-Schwenningen 2002, ISBN 3-931778-28-2.
* Jutta Helmerichs, Jürgen Bengel, Kay Leonhardt, Matthias Stalmann, Regina Zingiser: ''Nachsorge für Einsatzkräfte bei ICE-Unglück in Eschede.'' In: ''Trauma-Opfer oder Helden''. Hrsg. Knud Eike Buchmann und Max Hermanutz. Tagungsband Nr.&nbsp;27 der Fachhochschule Villingen Schwenningen, Hochschule der Polizei
* Jürgen Hörstel, Hans-Joachim Ritzau u.&nbsp;a.: ''Fehler im System. Eisenbahnunfälle als Symptom einer Bahnkrise''. Ritzau Verlag Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2000 (Schatten der Eisenbahngeschichte, Bd.&nbsp;5), ISBN 3-921304-33-4
* Ewald Hüls (Hrsg.), Hans-Jörg Oestern (Hrsg.): ''Die ICE-Katastrophe von Eschede. Erfahrungen und Lehren. Eine interdisziplinäre Analyse''. Springer, Berlin 1999, ISBN 3-540-65807-6.
* Ewald Hüls: ''Die ICE-Katastrophe von Eschede; Fakten&nbsp;– Erfahrungen&nbsp;– Konsequenzen'', Zivilschutz-Forschung&nbsp;– 45., 46. und 48. Jahrestagung der Schutzkommission beim Bundesminister des Innern, S.&nbsp;275–289
* Erich Preuß: ''Eschede, 10 Uhr 59. Die Geschichte einer Eisenbahn-Katastrophe''. GeraNova Zeitschriftenverlag, 2002, ISBN 3-932785-21-5.
* Markus Reiter: ''Eschede und danach. Erfahrungen aus der Arbeit des Ombudsmannes der Deutschen Bahn''. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2005, ISBN 3-7910-2406-X.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Great Zimbabwe}}
{{Commonscat|Eschede train disaster|ICE-Unfall von Eschede}}
* [http://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_2008/Chronik_ICE-Eschede-PDF.pdf?__blob=publicationFile Chronologie der ersten Tage bis zur Einweihung der Gedenkstätte] vom [[Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe]] ([[Portable Document Format|PDF]]; 41&nbsp;kB)
{{Wiktionary|Simbabwe}}
* [http://www.eschede.de/geschichte/ice-unglueck/das-unglueck.html Seiten der Gemeinde Eschede zum Unglück] (unter anderem Rede des Bundespräsidenten Roman Herzog)
* {{Welterbe|364}}
* [http://www.nmmz.co.zw/default.cfm?pid=17 NMM of Zimbabwe] (englisch)
* [http://www.pbs.org/wgbh/nova/israel/zimbabwe.html Peter Tyson: ''Mystery of Great Zimbabwe''] (englisch)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Festung in Afrika]]
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[[Kategorie:Kultur (Simbabwe)]]
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[[Kategorie:Bauwerk aus Stein]]
[[Kategorie:Verkehr (Landkreis Celle)]]
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[[Kategorie:Provinz Masvingo]]
[[Kategorie:Ehemalige Hauptstadt (Simbabwe)]]

Version vom 28. November 2016, 09:40 Uhr

Der ICE-Unfall von Eschede war ein Eisenbahnunfall, der sich am 3. Juni 1998 auf der Bahnstrecke Hannover–Hamburg am Streckenkilometer 61 in der Gemeinde Eschede (Niedersachsen) ereignete. Infolge der Entgleisung des ICE 884 „Wilhelm Conrad Röntgen kamen 101 Menschen ums Leben, 88 wurden schwer verletzt. Es war das bislang schwerste Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sowie aller Hochgeschwindigkeitszüge weltweit.

Unglücksstelle in Eschede
Gedenkstätte an der Unglücksstelle

Chronologie des Unglücks

Am Mittwoch, dem 3. Juni 1998, befand sich der ICE 884 „Wilhelm Conrad Röntgen“ (Triebzug 151 des ICE 1)[1] mit etwa 200 km/h auf der Fahrt von München nach Hamburg beim Streckenkilometer 55,1,[2] etwa sechs Kilometer vor dem Ort Eschede, als um 10:57:28 Uhr[2] ein Radreifen an einem Rad der dritten Achse des ersten Wagens nach dem Triebkopf[3] (Personenwagen 1) aufgrund von Materialermüdung brach. Der abgesprungene Radreifen wickelte sich ab, bohrte sich durch den Boden eines Abteils zwischen zwei Sitzen in diesem Wagen und blieb dort stecken.

Nach dem Unglück wurde bereits rund sechs Kilometer vor der Unglücksstelle am Streckenkilometer 55,1 eine etwa 20 cm lange und 4 cm tiefe Kerbe in einer Schwelle entdeckt, bei Kilometer 55,2 war der Linienleiter gerissen. Ab Kilometer 56,4 wurden deutliche Schäden an den Betonschwellen registriert.[3]

Als der Zug um 10:59:01 Uhr,[2] etwa 200 Meter vor einer Straßenbrücke am Ortsrand von Eschede, über die erste von zwei aufeinander folgenden Weichen (Weiche 2[4]) fuhr, prallte der noch immer im Zugboden steckende Radreifen um 10:59:06[2] gegen einen Radlenker dieser ersten Weiche im Südkopf[4] des Bahnhofs Eschede und riss diesen von den Schwellen; auch dieser bohrte sich durch den Zugboden, schoss im Vorraum (im Türbereich) bis in die Decke hinauf und hob dabei den Achsenkörper aus den Gleisen. Eines der entgleisten Räder traf auf die Weichenzunge der zweiten Weiche (Weiche 3, km 60,591[4]) und stellte sie dabei um, so dass die hinteren Achsen von Wagen 3 auf das in Fahrtrichtung rechts abzweigende Gleis gelenkt wurden. Auf dem für viel geringere Geschwindigkeiten ausgelegten Weichenradius konnte sich der seitlich ausgelenkte Wagen nicht halten, schleuderte mit seinem Ende über das Nebengleis hinaus und gegen die Pfeiler der Straßenüberführung der Kreisstraße 20,[4] die dadurch einstürzte; zwei Bahnarbeiter, die unter der Brücke standen, wurden getötet. Wagen 4, der durch das plötzliche Ausscheren von Wagen 3 bei immer noch 200 km/h ebenfalls entgleist war, unterquerte die einstürzende Brücke noch unversehrt, stürzte aber seitlich nach rechts eine Böschung hinunter und kam vor einer Baumgruppe zum Liegen.[4] Durch das Zerreißen der Hauptluftleitung und dem daraus resultierenden Druckluftverlust im Bremssystem sprachen die selbsttätigen Bremsen an und die weitgehend unbeschädigten Wagen 1 und 2 sowie der am Ende schwer beschädigte Wagen 3 blieben wenige hundert Meter nach der Brücke in Richtung Bahnhof Eschede auf dem Gleiskörper stehen.

Mit der Zugtrennung sprach eine elektrische Sicherheitsschleife an, die binnen einer halben Sekunde eine Schnellbremsung der Wagen und des nachlaufenden Triebkopfes einleitete und den Stromabnehmer des nachlaufenden Triebkopfs senkte.[5] Der vordere Triebkopf bremste von 10:59:21 bis 11:00:32 Uhr aus einer Geschwindigkeit von rund 170 km/h selbstständig auf null.[2] Als der rund 600 m vom Unglücksort stationierte Fahrdienstleiter des Bahnhofs Eschede den allein fahrenden Triebkopf bemerkte, stellte er die Signale des Bahnhofs auf Halt.[6]

Die ungefähr 200 Tonnen schwere Brücke brach über der zweiten Hälfte des fünften Wagens zusammen und beschädigte den hinteren Teil des Wagens. Der sechste Wagen wurde unter den Trümmern begraben.[4] Die folgenden Wagen schoben sich im Zickzack auf engem Raum, etwa der Länge eines einzigen Waggons, zusammen. Wagen 6, 7, der Servicewagen, der Speisewagen (Bordrestaurant), der von den herabstürzenden Trümmern der Brücke getroffen und teilweise auf eine Höhe von ca. 15 cm gequetscht wurde, sowie die drei Wagen 10 bis 12 der ersten Klasse wurden schwer beschädigt; der hintere Triebkopf entgleiste ebenfalls und fuhr auf den Trümmerberg auf.[7]

Der hintere Triebkopf 401 551 nach seiner Ausmusterung im AW Nürnberg

In den Trümmern fand sich auch ein VW Golf III Variant der DB, der vor dem Unfall auf der Brücke stand und mit dieser in die Zugtrümmer hineinfiel. Er war dort von den zwei DB-Signaltechnikern, die beim Unglück ums Leben kamen, abgestellt worden. Medienberichte vom selben Abend, wonach das Auto von der Brücke gestürzt sei und damit das Unglück ausgelöst habe, stellten sich nach der Untersuchung des vorderen Triebkopfes als nicht haltbar heraus, da dieser keine Spuren einer solchen Kollision aufwies.[3]

Der vordere Triebkopf stoppte durch automatische Bremsung zwei Kilometer hinter dem Bahnhofsgebäude von Eschede. Der Triebfahrzeugführer, der bei dem Unfall leicht verletzt wurde[4], gab später vor Gericht an, dass er vor Eschede nur einen plötzlichen Ruck verspürt und einen Leistungsabfall bemerkt habe. Nach dem Stillstand ging er daher zunächst von einem technischen Defekt aus und versuchte aus dem Führerstand heraus vergeblich, die ausgefallene Stromversorgung wiederherzustellen. Von dem Unglück wurde er erst durch den Fahrdienstleiter des Bahnhofs Eschede informiert, der ihn per Zugbahnfunk darüber informierte, dass der Triebkopf ohne Wagen vorbeigefahren war.

Der Gegenzug aus Hamburg in Richtung Hannover hatte die Unfallstelle bereits knappe zwei Minuten zuvor passiert. Der ICE 787[6] „Werdenfelser Land“ fuhr an jenem 3. Juni eine Minute vor Plan durch Eschede; der ICE „Wilhelm Conrad Röntgen“ hatte dagegen eine Minute Verspätung – eigentlich hätten sich die Züge zur Symmetrieminute 10:57 hier begegnen sollen.

Beginn der Rettungsmaßnahmen

Um 11:00 Uhr erreichte ein erster Notruf über 110 die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt war unklar, was passiert war. Um 11:02 und 11:03 Uhr gab die Polizei die Meldung eines „Zugunglücks in Eschede“ weiter. Zur gleichen Zeit folgten erste Notrufe bei Feuerwehr und Rettungsdiensten.[8][9] Die ersten Helfer am Unfallort waren die vom Lärm des Unglücks alarmierten Anwohner der nahegelegenen Wohnsiedlung.

Um 11:03 Uhr wurde in Eschede per Sirene Vollalarm ausgelöst. Die Rettungsleitstelle des DRK versetzte um 11:06 Uhr den Sanitätsdienst Celle sowie die Rettungsdienste der benachbarten Landkreise Hannover, Gifhorn und Uelzen in Alarmzustand.[9]

Als erstes Feuerwehrfahrzeug traf um 11:07 Uhr ein Rüstwagen der als Stützpunktfeuerwehr fungierenden Feuerwehr Eschede an der Unglücksstelle ein.[6] Aus der ersten Lagemeldung des Gemeindebrandmeisters um 11:08 Uhr wurde klar, dass ein ICE betroffen und eine Brücke eingestürzt war. Noch auf dem Weg zum Unglücksort veranlasste der Kreisbrandmeister daraufhin den Einsatz aller sieben[6] Rüstwagen im Landkreis Celle. Zeitgleich wurden zwei Rettungshubschrauber aus Celle und Hannover und eine Hubschrauberstaffel der Heeresfliegertruppe vom Militärflugplatz Faßberg angefordert.[9] Nach den Rückmeldungen der ersten am Ort eintreffenden Einsatzkräfte ging die Rettungsleitstelle in Celle von einem Massenanfall von Verletzten aus und löste Großalarm aus. Die mit nur einer Person besetzte Leitstelle bat zeitgleich die umliegenden Leitstellen um Unterstützung; so übernahm die hannoversche Leitstelle die Disposition der Rettungshubschrauber.[8] Anwohner führten indes Leicht- und Unverletzte vom Bahndamm herunter, andere brachten Decken und Bettlaken.[6]

Um 11:18 Uhr wurde von der Deutschen Bahn die Abschaltung der Fahrleitung bestätigt. Um 11:25 Uhr wurde ein Transportstopp für Verletzte verhängt. Damit sollte sichergestellt werden, dass Schwerverletzte zuerst abtransportiert werden konnten. Durch zufällig mitgehörten Funkverkehr wurde von der Landesfeuerwehrschule Celle um 11:42 Uhr ein Lehrgang von 37 auch notfallmedizinisch ausgebildeten Berufsfeuerwehrleuten zur Unfallstelle geschickt. Um 11:45 Uhr begann der Aufbau der Einsatzleitung, um 11:56 Uhr wurde die Berufsfeuerwehr Hannover angefordert.[9]

Für die Verletzten wurden Zelte aufgebaut, Leichtverletzte wurden in einer rund 300 Meter entfernten Turnhalle betreut. Im Laufe der ersten Stunde nach dem Unglück trafen mehr als 50 Ärzte an der Unglücksstelle ein. Um 12:05 Uhr wurde der erste Verletzte per Rettungshubschrauber abtransportiert.[9] Ein Relais-Hubschrauber der Bundeswehr koordinierte die An- und Abflüge.[6]

Ab 12:15 Uhr wurden entlang der Bundesstraße 191 Bereitstellungsräume für nachrückende Einsatzkräfte aufgebaut. Die Deutsche Bahn bot an, den Tunnelrettungszug aus Hildesheim zu entsenden. Um 12:25 Uhr wurde die Technische Einsatzleitung (TEL) mit den zwei Einsatzabschnitten Ost und West in Betrieb genommen. Um 12:30 Uhr löste der Oberkreisdirektor Katastrophenalarm aus. Gegen 13:00 Uhr stand fest, dass genügend Rettungspersonal vor Ort war. Alle bis dahin entdeckten Verletzten waren zu diesem Zeitpunkt gerettet.[9]

Nach 13 Uhr trafen drei Bergepanzer der Bundeswehr ein, die später Trümmer auseinanderzogen, und ein 40-Tonnen-Kran der Berufsfeuerwehr Hannover. Um 13:45 Uhr erklärte die Leitstelle, es seien keine weiteren zu versorgenden Verletzten mehr am Ort. Der Sammel- und Verbandplatz für Verletzte wurde daraufhin aufgelöst und zu einer Sammelstelle für Todesopfer umfunktioniert. Damit begann die Bergung der Leichen.[9] Kurz nach 14 Uhr wurden die ersten Hubschrauber abgezogen.[6]

Gegen 15 Uhr stand fest, dass insgesamt 87 Verletzte versorgt und in Kliniken gebracht wurden. Um 15:15 Uhr wurde der Katastrophenalarm aufgehoben. Daraufhin wurden ein Großteil der Freiwilligen Feuerwehren und Rettungsdienste der Nachbarlandkreise abgezogen.[9] Um 15:30 Uhr erfolgte eine erste Lagebesprechung mit allen Abschnittsleitern.[6] Anschließend begannen Vorbereitungen, um erste Teile der eingestürzten Brücke abzutragen, unter der drei Wagen begraben worden waren. Bis Mitternacht wurden 78 Leichen geborgen. Die Staatsanwaltschaft ordnete an, jede Leiche zu obduzieren.[9]

Die meisten Opfer waren aufgrund der abrupten Abbremsung von 200 km/h auf Null, die etwa einem ungebremsten Sturz aus 160 Metern Höhe entspricht,[10] sofort tot.

Zur Betreuung der Helfer wurden Kriseninterventionsteams eingerichtet.

Die weitere Entwicklung

Bei einer ersten Pressekonferenz um 18 Uhr wurde mit 100 Toten gerechnet. Am selben Abend trafen zahlreiche Angehörige ein, die in einer nahegelegenen Halle betreut wurden; Kräne begannen damit, die Trümmerteile zur Seite zu räumen. Im Licht von Scheinwerfern gingen die Bergungsarbeiten die ganze Nacht über weiter.[11]

Etwa gegen 19:30 Uhr trafen an der rechtsmedizinischen Abteilung der Medizinischen Hochschule Hannover erste Leichen zur Identifizierung ein. Am folgenden Tag begannen die Obduktionen.[8]

Am 4. Juni trafen Bundeskanzler Helmut Kohl sowie Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder an der Unglücksstelle ein. Am Abend fand ein ökumenischer Gottesdienst mit den Bischöfen Horst Hirschler und Josef Homeyer statt. 93 Tote waren am Abend geborgen. Erste Hinweise deuteten auf einen gebrochenen Radreifen als Unglücksursache hin.[11]

Bis zum 5. Juni wurden 98 Tote geborgen. Am 6. Juni wurde der Sand der Böschung gesiebt, da sich Teile des Zuges bis in die Erde hinein gebohrt hatten. Die Gleise der Strecke waren zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend wiederhergestellt.[11] Um 6:42 Uhr übergab die Feuerwehr die Einsatzstelle an die Polizei.[6] Am gleichen Tag wurde die Spurensicherung am Gleiskörper beendet.[12]

Am 8. Juni legte Bundespräsident Roman Herzog den 21. Juni als Termin für die zentrale Trauerfeier fest. Die Freigabe der Strecke erfolgte am 9. Juni; als erster Zug passierte ein Interregio um 17:35 Uhr die Unglücksstelle.[11] Am selben Tag transportierten Tieflader den ersten Wagen des ICE zur RWTH Aachen, wo die Ursachenforschung fortgesetzt wurde.

Eine Woche nach dem Unglück, am 10. Juni, war die Zahl der Toten auf 99 gestiegen. Zwei weitere Menschen erlagen noch später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Am 21. Juni fand in der Stadtkirche in Celle die zentrale Trauerfeier für die Opfer des Unglücks statt. Bundespräsident Herzog dankte in seiner Rede insbesondere den zahlreichen Helfern; Spitzenpolitiker legten an der Unglücksstelle Kränze nieder.[11] Mehr als 2.000 Menschen nahmen an der zentralen Trauerfeier teil, darunter auch Bundeskanzler Kohl und Ministerpräsident Schröder.

Ablauf der Rettung

Die meisten Überlebenden befanden sich in den ersten drei Wagen, die die Brücke noch unbeschadet passieren konnten und nach ihrer Entgleisung vergleichsweise sanft abgebremst wurden. Am schwierigsten gestaltete sich die Bergung der Leichen aus dem Speisewagen und einem Erste-Klasse-Wagen, die unter der Brücke zusammengequetscht wurden.[3]

Die Bedingungen der Rettung galten als außerordentlich gut: Bei gutem Wetter und hinreichendem Licht sowie einem freien Zugang zur Unfallstelle konnten in kurzer Zeit Rettungskräfte herangeführt und Verletzte weggebracht werden. Binnen eineinhalb Stunden konnten alle erreichbaren Schwerverletzten abtransportiert werden. Im Einsatz waren 24 Hubschrauber (andere Quelle: 39 Hubschrauber[13]), 60 Ärzte und über 150 nichtärztliche Rettungsdienstmitarbeiter.[3] Zu den Schwierigkeiten während der Rettung zählten die teilweise schwierige Erkennbarkeit der Verantwortlichen, mangelnde Funkkapazitäten sowie überlastete Mobilfunknetze.[8] Kritiker bemängeln ferner Defizite in der Spurensicherung.[14]

In der ersten Einsatzphase waren sowohl der BOS-Funk der Hilfsorganisationen als auch die kommerziellen Mobilfunknetze (D1, D2 und C-Netz) völlig überlastet. Eine Kommunikation war weder untereinander noch nach außen möglich. Durch Feldkabelbau sowie durch Abschaltung der Mobiltelefone, die ja ohnehin vergeblich auf Netzsuche waren, ließen sich die Probleme im weiteren Einsatzverlauf lösen.

Abseits des Katastrophenortes wurde eine zentrale Auskunfts- und Vermisstenstelle unter einer einheitlichen Telefonnummer betrieben. Dabei kam GAST/EPIC (GAST = Gemeinsame Auskunftsstelle; EPIC = Emergency Procedures Information Centre) zum Einsatz.

Rund 1900 Helfer[8] von Rettungsdienst, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei und Bundeswehr sowie rund 500 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit etwa 100 Fahrzeugen waren im Einsatz. Der Rettungsdienst war mit 274 Rettungsfachleuten, 19 Hubschraubern, 42 Kranken- sowie 46 Rettungswagen beteiligt. Die Bundeswehr war mit 190 Soldaten, 3 Bergepanzern, 3 Transall-Transportflugzeugen sowie 18 Hubschraubern vertreten. 40 Ärzte und 39 Notärzte sowie 268 Mitarbeiter des nichtärztlichen Rettungsdienstes waren ebenfalls in die Rettung eingebunden.[8] Insgesamt waren 17 Feuerwehren aus dem Kreis Celle und 10 aus benachbarten Kreisen im Einsatz. Daneben waren Kräfte der Landesfeuerwehrschule Celle, die Werkfeuerwehr der Firma Rheinmetall Standort Unterlüß, die Truppenübungsplatzfeuerwehr Bergen und zwei Bahnfeuerwehren beteiligt.[6] Zudem rückten in der Nähe stationierte britische Soldaten aus, um Hilfe zu leisten.

Situation der Opfer und Identifizierung

Das Zugbegleitpersonal wurde bis auf einen Zugbegleiter und den Triebfahrzeugführer bei dem Unglück getötet. Der ICE war nur zu etwa 44 % ausgelastet.

Gesamtzahl an Reisenden:
(ICE 1: max. 651)
287
Verstorbene:
(einschließlich Zugpersonal und zwei Streckenarbeitern)
101
Schwerverletzte: 088
Leicht- und Unverletzte: 106

96 Tote wurden aus den Trümmern geborgen, 5 Menschen erlagen später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Unter den Toten waren 12 Kinder. Von den 18 überlebenden Kindern haben 6 ihre Mutter verloren.[15] Die meisten Todesopfer verloren ihr Leben unmittelbar im Moment des Unglücks. Zu den häufigsten Verletzungen zählten Schädel-Hirn-Traumata, innere Blutungen und mehrfache Knochenbrüche. Der Großteil starb an einer Kombination mehrerer Verletzungen (Polytrauma), die durch die aus der abrupten Verzögerung frei werdende hohe kinetische Energie verursacht wurden (Hochrasanztrauma). Viele Menschen wurden durch zusammengeschobene Sitze zerquetscht.[3] Bei 67 der 96 obduzierten Opfer wurde ein Schädel-Hirn-Trauma als Todesursache festgestellt.[16]

Als ungewöhnlich für ein schweres Unglück gilt die verhältnismäßig geringe Zahl an Leichtverletzten. Während 88 Überlebende als schwerverletzt galten, waren nur rund 15 Menschen als leichtverletzt eingestuft.[8]

Als schwierig erwies sich die Identifizierung der Toten. Im Gegensatz zum Flugverkehr fehlte eine Passagierliste und viele Opfer trugen keine Papiere bei sich; in einem Fall wurden falsche Papiere festgestellt.[8] Ein weiteres Problem war der Zustand der Leichen. Obwohl vier Teams fast rund um die Uhr an der Zuordnung der Leichenteile arbeiteten, konnten bis zum Wochenende (drei Tage nach dem Unglück) von 98 bis dahin geborgenen Todesopfern erst 19 identifiziert werden, da viele Leichen verstümmelt waren. Hans-Dieter Tröger, damaliger Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), sagte, nur in 15 Prozent der Fälle hätten er und sein Team „halbwegs vorzeigbare Fotos“ machen können.[3] Zu den häufigsten ermittelten Todesursachen zählen Rupturen (Risse) der Hauptschlagader, der Hirnarterien und von Bauchorganen sowie massive Thorax-Verletzungen bis hin zur kompletten Zerstörung des Körpers.[8] Die Identifizierung der Opfer erfolgte durch Mitarbeiter der MHH und Mitarbeiter der Identifizierungskommission[13] des Bundeskriminalamts. Sie wurde nach anderthalb Wochen abgeschlossen.[8] Insgesamt konnten 96 der 101 Toten identifiziert werden.[13] Mit einer Ausnahme wurden Angehörige nicht zur Identifizierung herangezogen.[8]

Ursachenforschung

Seitens des Eisenbahn-Bundesamts untersuchte Hans-Heinrich Grauf den Unfall. Am 17. Juni berichtete der damalige Verkehrsminister Matthias Wissmann im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages über die vorläufigen Ergebnisse dieser Untersuchung.

Technische Ursachen

Der ICE 1 war ursprünglich mit Vollrädern ausgestattet, so genannten Monobloc-Rädern, die in einem Stück gefertigt werden. Im praktischen Betrieb stellte sich schnell heraus, dass es unter bestimmten Umständen aufgrund von ungleichmäßiger Abnutzung, Materialermüdung und Unwuchten zu Resonanz-Erscheinungen kommen konnte. Insbesondere im Speisewagen beklagten sich Reisende immer wieder über lautes Vibrieren des Geschirrs und „wandernde Gläser“. Im September 1991 wandte sich Bahn-Vorstandsmitglied Roland Heinisch an den damaligen Vorstandsvorsitzenden Heinz Dürr und wies eindringlich auf die Brummgeräusche hin. Neben den negativen Reaktionen der Kunden hob er auch die Gefahr von Schäden an den Wagen hervor.[15]

Auf der Suche nach Abhilfe wurde beispielsweise vorgeschlagen, die Fahrbahn zu ändern, eine Luftfederung einzusetzen oder die Federung der Fahrgestelle durch gummigefederte Einringräder zu verbessern, wie sie schon bei der langsamsten Art des Schienenverkehrs, im Nahverkehr bei Straßenbahnen, erfolgreich im Einsatz waren. Aus Kostengründen entschied man sich für den günstigeren Umstieg auf Radreifen.

Ende 1991 beschloss der Vorstand der Deutschen Bundesbahn, gummigefederte Radreifen unter sieben ICE-1-Speisewagen zu erproben. Mit Beschluss vom 21. Januar 1992 wurde dieser Beschluss zu einem „Großversuch“ auf 45 Speisewagen ausgeweitet, im Folgemonat wurde die Umrüstung 15 weiterer Wagen beschlossen.[17] Der zuständige Direktor für die Zulassung von Reisezugwagen wies im November 1991 darauf hin, dass vor der Zulassung in der Serie noch zahlreiche Versuche und Erprobungen notwendig seien, die sich über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren hinziehen würden. Im Februar 1992 wurde ein Riss an einem der getesteten Reifen festgestellt. Nach weiteren Tests vereinbarten die zuständigen Ingenieure im Sommer 1992, die bisherigen Versuche als ausreichend anzusehen. Die Entscheidung ging, nach einer Telefonnotiz, letztlich auf eine Entscheidung von Bahnvorstand Heinisch zurück. Am 5. Oktober 1992 präsentierte das Vorstandsmitglied dem Gremium eine Beschlussvorlage zur Einführung der neuartigen Räder in der gesamten ICE-Flotte.[15]

Das Rad Bochum 84/Baureihe 064[4] war eine Neuentwicklung der DB. Das Besondere bei diesen Rädern ist, dass zwischen dem außen liegenden metallenen Radreifen und dem Radkern eine 20 mm starke Zwischenschicht aus Hartgummi eingebettet ist, so dass im Gegensatz zum klassisch ohne Spiel aufgesetzten Radreifen eine gedämpfte Bewegung zwischen Reifen und Rad möglich wird. Diese für den Hochgeschwindigkeitsverkehr neuartige Bauform wurde jedoch vor ihrem serienmäßigen Einsatz im ICE nicht in Simulatoren bei Geschwindigkeiten von über 200 km/h dauererprobt.

Da bis zu jener Zeit in Deutschland keine Anlage gebaut wurde, um die Bruchgrenze eines Rades praktisch zu messen, musste man sich bei der Dimensionierung und der Festlegung der Verschleißgrenze auf theoretische Überlegungen beschränken. Vor und nach der Markteinführung wurden keine Labor- und Fahrversuche bis zur Verschleißgrenze beziehungsweise bis zum Bruch des Radreifens durchgeführt. Über mehrere Jahre hinweg bewiesen die Räder ihre grundsätzliche Praxistauglichkeit, ohne dass es zu Problemen gekommen wäre. Allerdings hatte der hannoversche Verkehrsbetrieb üstra AG mehrere Monate vor dem Unglück Radreifenbrüche bei seinen Straßenbahnen weit vor der erwarteten Verschleißzeit festgestellt und daraufhin die Austauschintervalle verkürzt. Gleichzeitig war an alle Benutzer baugleicher Reifenräder einschließlich der Deutschen Bahn AG eine Warnung vor verfrühten Ermüdungserscheinungen dieser Konstruktion verschickt worden. Da es jedoch im Detail erhebliche konstruktive Unterschiede zwischen den Nahverkehrsrädern und den Rädern des ICE gab, wurde ein systembedingter Zusammenhang seitens der Bahn nicht erkannt und aus der Warnung keine Konsequenzen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr gezogen. Darüber hinaus hatte schon 1992 das Fraunhofer-Institut den Bahnvorstand vor Radreifenbrüchen gewarnt.

Nach dem Unglück führte das mit der Katastrophenanalyse beauftragte Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (Darmstadt) einen Belastungstest durch, der die Verschleißzeit abschätzte. Wie sich später im Rahmen dieser Untersuchung herausstellte, wurde bei der statischen Berechnung der Radsätze nicht genügend auf dynamisch auftretende, wiederkehrende Kräfte geachtet, so dass die Räder und die maximal zulässige Abnutzung nicht mit ausreichendem Sicherheitsaufschlag dimensioniert waren. Hierbei spielen folgende Effekte eine Rolle (Aufzählung ohne qualitative Wertung):

  • Der Radreifen wird bei jeder Umdrehung durchgewalkt (beim ICE 500.000 Mal pro Tag), was das Material zusätzlich beansprucht.
  • Im Gegensatz zum Monobloc-Rad können sich beim Radreifen auch kleinste Risse auf der Innenseite bilden, die nur schwer zu diagnostizieren sind, im Radreifen aber zu Spannungsspitzen führen.
  • Je dünner ein Radreifen durch Verschleiß wird, desto mehr vergrößern sich die Spannungen und Risse im Reifen.
  • Flachstellen und Kerben erhöhen durch den unrunden Lauf des Rades die wirksamen Kräfte im Radreifen erheblich und verschleißen ihn noch schneller.

Gebrochene Radreifen führten bereits im 19. Jahrhundert zu Zugunglücken, wie etwa das Beispiel der Entgleisung der „Amstetten“ am 19. Oktober 1875 zeigt. August Wöhlers Versuche zur (im Vergleich zu statisch belasteten geringeren) Schwingfestigkeit wechselbeanspruchter Werkstoffe bzw. Bauteile im Eisenbahnwesen halfen damals, diese Zusammenhänge erstmals aufzudecken.[18]

Als Ersatz für die gummigefederten Radreifen erprobte die Deutsche Bahn um 2002 ein aktives Schwingungsminderungssystem an einem ICE-1-Mittelwagen.[19]

Strukturelle Probleme

  • Die mechanischen Besonderheiten von Radreifen waren nicht ausreichend berücksichtigt und erläutert worden, daher galten die eingesetzten Räder bei den Beteiligten als dauerfest und bruchsicher, weswegen bahnintern Unrundheiten als wenig dringlich behandelt wurden.
  • Es war nicht ausreichend transparent, welche Vorgaben der Sicherheit und welche lediglich dem Komfort der Fahrgäste dienten.

Wartungsfehler

Nach Einführung der gummigefederten Räder erfolgten keine regelmäßigen Kontrollen. Die durchgeführten Kontrollen per Ultraschall sind nicht in der Lage, Risse im Inneren der neuen Räder zu erkennen, obwohl bei Versuchen vor der Serienzulassung der Räder die höchsten Spannungen im Inneren festgestellt wurden.[15]

Bei der letzten Inspektion des Zuges am Vortag des Unglücks wurde an dem betroffenen Radsatz eine Rundlaufabweichung von 1,1 mm festgestellt, beinahe das Doppelte des zugelassenen Grenzwertes. Weiterhin hatte der betreffende Radreifen eine zu große Höhenabweichung (0,7 mm bei maximal erlaubten 0,6 mm), die ebenfalls festgestellt und protokolliert wurde. Trotzdem wurde der Radsatz entgegen den Instandsetzungsrichtlinien nicht ausgetauscht, da hier kein Sicherheitsrisiko vermutet wurde. Darüber hinaus hatten Zugbegleiter auf dem betroffenen Zug in den Wochen zuvor achtmal eine Flachstelle gemeldet.[15] Diese Mängel wurden im bordeigenen Diagnosesystem gespeichert. Diese Daten wurden aber nicht automatisch als Sicherheitsproblem bewertet und ausgewertet.

Vor dem Unglück durfte ein Radreifen von 920 mm (Neuzustand) bis auf 854 mm abgefahren werden. Der infolge eines Ermüdungsbruchs[15] gebrochene Radreifen hatte 1.789.000 km Laufleistung und eine Dicke von 862 mm. Das Darmstädter Fraunhofer-Institut kam nach dem Unfall im Rahmen eines Gutachtens zur Erkenntnis, dass nur ein Radreifen mit 890 mm und einer jährlichen Inspektion auf Innenrisse noch dauerfest ist. Im Jahr 1997 ergaben Prüfprotokolle anderer Räder bereits bei 60.000 km Laufleistung viele Fehler wie etwa Unrundheiten. Das den Unfall auslösende Rad lief fast 30-mal so lange.

Das zuständige ICE-Betriebswerk in München hatte die Inspektionen der Räder der ICE-Züge lediglich mit Leuchtstofflampen durchgeführt. Diese traditionelle Inspektionsmethode deckt allenfalls grobe Beschädigungen auf und wurde bereits an langsameren Zügen angewandt. Feine Risse und Ermüdungserscheinungen kann man an Radreifen jedoch nur mit der ebenfalls verfügbaren und ursprünglich vorgeschriebenen Ultraschall-, Lichtprofil- und Messbalken-Prüfung (ULM) erkennen. Diese Methode wurde ab 1994 nicht mehr angewandt, weil die Ultraschall-Messgeräte sehr oft fälschlicherweise Defekte anzeigten, obwohl keine vorhanden waren. Experten der zerstörungsfreien Prüfung mit Ultraschall werfen der Bahn vor, den Einsatz höherwertiger Ultraschallgeräte jahrelang versäumt zu haben, weil diese teurer waren als die ULM-Geräte.

Die das Unglück herbeiführenden Räder wurden bei drei unabhängigen Messungen als schadhaft angezeigt und trotzdem nicht ausgewechselt. Nach dem Unglück wurden die Räder noch in Betrieb befindlicher ICE-Züge untersucht und dabei mindestens drei weitere Reifen mit Rissen entdeckt. Experten behaupten inzwischen, dass Innenrisse nicht von außen nach innen entstehen, sondern von innen her. Deshalb können sie nur durch Messungen aus dem Inneren des Rads frühzeitig festgestellt werden.

Menschliches Versagen

Nach dem Unglück kam auch die Frage auf, ob oder inwieweit menschliches Versagen zum Verlauf beigetragen hat. Ein Fahrgast aus Wagen 1, in dem der abgesprungene Radreifen durch den Boden geschossen war, meldete den Vorfall zwar einem Zugbegleiter in Wagen 3, gab aber nur eine sehr ungenaue Schilderung ab. Sowohl der Zugbegleiter als auch der Fahrgast hätten das Unglück durch eine sofortige Betätigung der Notbremse verhindern können. Aus diesem Grund erstatteten Hinterbliebene gegen den Zugbegleiter Anzeige. Sein Handeln war aber vorschriftsgemäß, da er sich zuerst selbst vom Schaden überzeugen musste.[12]

Konsequenzen

Rechtlich

Am 18. Februar 1999 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Lüneburg beim Forschungs- und Technologiezentrum Minden Akten über die Entwicklung, Zulassung und Erprobung der gummigefederten Räder, um den Einführungsprozess der gummigefederten Räder zu rekonstruieren.[20] Am 20. Mai 1999 wurden Akten in der DB-Zentrale in Frankfurt am Main beschlagnahmt.[21] Insgesamt wurden bis Mitte 2000 mehr als 600 Ordner Material gesichtet, unter anderem alle Unterlagen über den ICE 1.[22]

Im August 1999 wurde das Verfahren gegen den einzigen überlebenden Zugbegleiter des Unglücks eingestellt. Dieser habe zwischen der Wahrnehmung von Geräuschen und dem Aufprall (einer Zeitspanne von 101 Sekunden) nicht ausreichend Zeit gehabt, um das Ausmaß des Problems zu erkennen und entsprechend zu reagieren.[23]

Im Mai 2000 wurden Ermittlungen gegen vier Beschuldigte aufgenommen, die als Mitarbeiter des ehemaligen Bundesbahn-Zentralamtes Minden bzw. der Vereinigten Schmiedewerke (VSG) Bochum Verantwortung für die Konstruktion, Zulassung und Herstellung der gummigefederten Radreifen getragen hatten.[22] Diese Ermittlungen dauerten am 23. März 2001 an, als die Lüneburger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen drei Mitarbeiter der ICE-Instandhaltung München einstellte, nachdem sich strafrechtlich relevante Vorwürfe nicht erhärtet hätten. Die drei Mitarbeiter seien, so die Staatsanwaltschaft, den Berichten über einen unruhigen Radlauf nachgegangen, hätten die Risse optisch jedoch nicht erkennen können. Dafür notwendige Ultraschallgeräte seien für die als dauerfest angenommenen Räder nicht vorgesehen gewesen.[24] Im Juli 2001 stellte die Staatsanwaltschaft Lüneburg das Verfahren gegen einen Mitarbeiter des Radherstellers ein, der keine leitende und planende Funktion bei der Entwicklung und Zulassung der Räder gehabt habe.[25] Drei Staatsanwälte und 17 Polizeibeamte waren als Sonderkommission „Eschede“ mit den Ermittlungen befasst. Die Verfahrensakten füllten rund 100 Ordner.[17]

Am 7. November 2001 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage. Mit Beschluss vom 13. Juni 2002 ließ die Erste Strafkammer des Landgerichts Lüneburg die Anklage zu und eröffnete das Hauptverfahren.[13] Angeklagt wurden ein Abteilungspräsident der Deutschen Bahn, ein technischer Bundesbahnoberrat sowie ein Betriebsingenieur des Herstellerwerks der Radreifen wegen Körperverletzung von 105 Menschen und fahrlässiger Tötung von 101 Menschen.[13] (In Deutschland können nur natürliche Personen strafrechtlich belangt werden, keine juristischen Personen wie die DB.) Ihnen wurde vorgeworfen, die Räder nicht ausreichend getestet zu haben.[26] Die Anklage stützte sich im Wesentlichen auf ein Gutachten des Fraunhofer-Instituts Darmstadt.[15] Das mehr als 300 Seiten umfassende Gutachten war Anfang 2000 der Staatsanwaltschaft Lüneburg vorgelegt worden.[27]

Die Staatsanwaltschaft hatte schwere Versäumnisse der Bahn bei der Zulassung und Wartung festgestellt.[12] Nach Aussagen eines Kriminalpolizisten seien fast die Hälfte der Radmessungen vor dem Unglück nicht plausibel gewesen.[15] Die Angeklagten äußerten sich während des Prozesses nicht.[26]

Die Kammer setzte sich aus dem Vorsitzenden Richter Michael Dölp, zwei Beisitzern und zwei Schöffen zusammen. Aufgrund des zu erwartenden hohen Interesses der Öffentlichkeit fand das Verfahren nicht am Sitz des Gerichtes in Lüneburg, sondern in einem Saal des Kreistagsgebäudes in Celle statt. Der 1. Verhandlungstag fand am 28. August 2002 statt.[13] Zu Beginn des Verfahrens brachte die Deutsche Bahn eine 500-seitige Stellungnahme ein und gab sich von der Unschuld der angeklagten Ingenieure überzeugt. Es traten zehn Nebenkläger auf.[15] Ab dem 4. Prozesstag wurden Betroffene gehört.[12] Über 70 Hinterbliebene wurden durch einen Berliner Anwalt vertreten. Zunächst wurden fünf Sachverständige gehört; deren Zahl stieg im Laufe des Verfahrens auf 16 an.[15] Eine Reihe von Gutachtern, darunter Vertreter aus Japan, Südafrika und Schweden, zogen das der Staatsanwaltschaft vorgelegte Gutachten in Zweifel.[26]

Am 4. Oktober 2002 war der 12. Verhandlungstag erreicht.[28] Ab dem 15. Januar 2003, dem 32. Verhandlungstag, wurden die Sachverständigen zur Frage der Vorhersehbarkeit des Radsatzbruches gehört. Im Gerichtssaal waren dazu Kabinen für Simultandolmetscher für Englisch und Japanisch aufgebaut.[29] Am 49. Verhandlungstag, dem 27. Februar 2003,[30] wurden die letzten Gutachten erstattet. Am 54. Verhandlungstag, dem 28. April 2003, schlug der Vorsitzende Richter die Einstellung des Verfahrens gegen eine Zahlung der drei Angeklagten von je 10.000 Euro vor. Dieser Vorschlag wurde vielfältig kritisiert. Mit dem 55. Verhandlungstag, am 8. Mai 2003, endete das Verfahren.[31]

In acht Monaten wurden an 52 Verhandlungstagen 93 Zeugen gehört. Nachdem der vorsitzende Richter am 54. Verhandlungstag feststellte, dass nur durch weitere (etwa ein bis zwei Jahre dauernde) Versuche die Frage geklärt werden könnte, ob die Angeklagten die Bruchgefahr der Radreifen hätten erkennen müssen, schlug er die Einstellung des Verfahrens gegen Zahlungen von jeweils 10.000 Euro vor. Damit, so die Richter, sei dem öffentlichen Strafinteresse Rechnung getragen worden. Eine schwere Schuld der Mitarbeiter sei in jedem Falle auszuschließen gewesen. Die Ingenieure galten damit als unschuldig.[15][26][32] Der Prozess wurde im Mai 2003 eingestellt. Hinterbliebene protestierten gegen die Einstellung des Verfahrens.[26] Eine Verfassungsklage von Nebenklägern des Eschede-Verfahrens gegen die Einstellung des Strafverfahrens nahm das Bundesverfassungsgericht am 27. August 2003 nicht zur Entscheidung an, da Grundrechtsverstöße nicht feststellbar gewesen seien.[33]

Kritik

Der damalige Leiter der Rechtsabteilung beim Eisenbahn-Bundesamt, Hans-Jürgen Kühlwetter, hob schwere Verletzungen der Organisations- und Verkehrssicherungspflicht hervor. Er forderte, Bahnvorstand Heinisch aufgrund seiner Mitverantwortung ebenfalls mit anzuklagen.[15] Der Vorstand habe, laut nicht bestrittenen Presseberichten, direkt in das Prüfungsverfahren des Bundesbahn-Zentralamtes eingegriffen und trage hierfür auch die Verantwortung.[14] Er kritisierte ferner, dass fast alle Gutachter von der Verteidigung benannt worden seien und diese durchweg nur Versuche am stehenden Rad durchgeführt hätten. Nachdem der vorsitzende Richter sich nicht im Stande gesehen habe, einem der Gutachter zu folgen, hätte er einen Obergutachter bestellen müssen.[31]

Der Anwalt der Opfer, Reiner Geulen, kritisierte, die Strategie der Deutschen Bahn AG sei es gewesen, den Prozess zu „paralysieren“. So habe beispielsweise die Bestellung eines japanischen Gutachters zu stundenlangen Diskussionen über die Übersetzung geführt. Strafjustiz und Bahn hätten gegenüber den Eschede-Opfern versagt. Bei einem Treffen mit Hartmut Mehdorn seien er und weitere Opfer-Vertreter „regelrecht abgefertigt“ worden.[34] Eine Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens von elf Hinterbliebenen wurde vor dem Bundesverfassungsgericht vom 4. Juni 2003 nicht zur Entscheidung angenommen. Eine Strafanzeige von zwei Betroffenen gegen Bahnvorstand Heinisch wurde ebenfalls abgewiesen; ein pflichtwidriges Verhalten sei ihm nicht nachzuweisen.[15] Eine 2002 vor dem Landgericht Berlin angestrengte Zivilklage wurde ebenfalls abgewiesen.[12]

Betreuung der Betroffenen

Die Deutsche Bahn AG berief Otto Ernst Krasney – nach eigenen Angaben ein Novum in Deutschland – zum Ombudsmann für die Betroffenen und stattete ihn mit einer Soforthilfe in Höhe von fünf Millionen D-Mark aus. Auf zwei von der Bahn eingerichteten Spendenkonten gingen darüber hinaus 800.000 D-Mark ein. Der Bund und das Land Niedersachsen leisteten ebenfalls Soforthilfen, die im Einvernehmen mit dem Ombudsmann vergeben wurden. Nach eigenen Angaben wurden diese Leistungen nicht auf den zu leistenden Schadenersatz angerechnet; erstmals sei damit auch eine umfangreiche psycho-soziale Betreuung nach einem solchen Unglück möglich gewesen. Die mehr als 500 geltend gemachten Entschädigungsansprüche wurden nach Angaben der Bahn einvernehmlich und abschließend geregelt. Über den Hilfsfonds hinaus leistete das Unternehmen bis 2008, nach eigenen Angaben, 32 Millionen Euro an Entschädigungsleistungen. Darin enthalten sind insbesondere Kosten für Heilbehandlung (drei Millionen Euro), Schmerzensgeld (vier Millionen Euro), Unterhaltsansprüche sowie Erwerbs-, Unterhalts- und Sachschäden (rund 20 Millionen Euro). Das in knapp 200 Fällen[15] gezahlte Schmerzensgeld je Familie lag pro Getötetem bei 30.000 D-Mark, für Verletzte wurden entsprechend geringere Summen gezahlt; in Einzelfällen erreichten die Schmerzensgeldzahlungen Millionenhöhe. Die Bahn erwartet für die Zukunft weitere Zahlungen im zweistelligen Millionenbereich, insbesondere für Unterhalts- und Rentenzahlungen. Das Unternehmen betont, dass die geleisteten Zahlungen bei weitem die in ähnlichen Fällen von der Rechtsprechung zugesprochenen Leistungen überstiegen hätten.[35][36]

Nach dem Unglück bildete sich die Selbsthilfe Eschede, Interessengemeinschaft der Betroffenen des Zugunglücks. Die Vereinigung verhandelte mit der Bahn über Schmerzensgeld,[37] wobei von 500.000 D-Mark pro Todesopfer berichtet wurde.[38][39] Laut Ombudsmann Krasney war das Schmerzensgeld eine rein freiwillige Leistung der Bahn, die zudem über den üblichen Sätzen gelegen habe. Die Höhe des Schmerzensgeldes sei der einzige Konfliktpunkt geblieben. Bei allen materiellen Schadensausgleichsforderungen sei es dagegen nie zu einem Streit gekommen.[39][40] Gerichte bestätigten, dass die DB deutlich mehr als nach deutschem Recht üblich gezahlt habe.[41] Versuche von einigen Opfern, die Bahn auf höhere Schmerzensgelder zu verklagen, scheiterten. Eine angekündigte Klage gegen die Deutsche Bahn auf 500 Millionen Dollar in den USA kam nicht zustande.[26]

Überlebende berichten von einem knauserigen Umgang der DB AG mit den Opfern. So seien Hotelkosten von Angehörigen von Verletzten am Krankenhausort erst bezahlt worden, als ein ärztliches Attest den positiven Einfluss auf die Heilbehandlung bescheinigte. Die Kette eines verstorbenen Kindes sei den Hinterbliebenen erst ersetzt worden, als der Besitz nachgewiesen wurde. Viele Überlebende kritisieren das Unternehmen scharf, sich nie ehrlich für das Unglück entschuldigt zu haben. Das Unternehmen sieht sich zu Unrecht in der Kritik, verweist auf die unbürokratische Hilfe und einen vielfachen Ausdruck tiefer Betroffenheit. So habe der damalige Vorstandsvorsitzende Johannes Ludewig den Hinterbliebenen persönlich kondoliert und sich mit vielen Familien getroffen.[32] Zum ersten Jahrestag entschuldigte sich der damalige Bahnchef Johannes Ludewig für Fehler.[42]

Die Deutsche Bahn zahlte Millionen Euro an verschiedene Versicherungen, um Zivilprozesse zu vermeiden.[43]

Technische Konsequenzen

Am 5. Juni 1998 wurde die Verschleißgrenze der Radreifen von 854 auf 890 mm Laufkreisdurchmesser angehoben (Neuzustand: 920 mm).[4]

Nachdem die Deutsche Bahn die der Zulassung der Radsätze zugrundeliegenden Unterlagen nicht vollständig vorgelegt hatte und sich weitere Erkenntnisse ergeben hatten, wurde der DB per Anordnung von 13. Juni 1998 untersagt, die Radsätze der betroffenen Bauart 064 einzusetzen, bis der Nachweis der Betriebssicherheit erbracht wurde.[4]

Die Deutsche Bahn hat die gummigefederten Räder trotz ihrer technischen Vorteile bisher nicht wieder eingeführt. Außerdem wurde das gesamte Bahnnetz in Deutschland daraufhin untersucht, inwieweit es Weichen vor kritischen Engstellen gibt.

Am 8. Juni 1998 setzte der Vorstand der DB eine Kommission unter Vorsitz von Roland Heinisch ein, die die Sicherheit des Systems Bahn als Ganzes überprüfen sollte.[44] Als Konsequenz aus dem Unglück legte die Deutsche Bahn Mitte 1999 ein neues Sicherheitskonzept vor. Demnach sollte bei zukünftigen Neubaustrecken auf Weichen und Überleitungen vor Brücken und Tunneln verzichtet werden. Die Fahrleistung sollte bei den Ultraschall-Prüfintervallen an die Stelle zeitlicher Intervalle treten. Darüber hinaus wurde ein Vier-Augen-Prinzip bei wichtigen Prüfungen eingeführt.[45]

Notausstiegsfenster mit Nothammer und Sollbruchstelle im ICE 1

Die auffälligste Veränderung an vielen ICE 1 ist die große Zahl zusätzlicher Notausstiegsfenster, die nach dem Unglück von Eschede (seit der zweiten Jahreshälfte 2003) verstärkt in die Wagen eingebaut wurden; so ist nun beispielsweise auch in jedem Abteil ein solches Notausstiegfenster vorhanden (vorher nur im Großraumbereich). Diese sind von innen mit einem Nothammer an ihrer Sollbruchstelle (roter Punkt) zertrümmerbar und sollen Rettungskräften ermöglichen, von außen ohne schwere Äxte und Diamanttrennscheiben – wie zuvor noch notwendig – in die Wagen zu gelangen. Ursprünglich waren die ovalen Fenster an den vier Türen jedes ICE-1-Sitzwagens zum Notausstieg vorgesehen.[46] Die Umrüstung von 6195 Fenstern der ICE-1/2-Flotte wurde am 31. Oktober 2004 abgeschlossen.[47]

An der Unglücksstelle in Eschede wurde eine neue, stützenfreie Brücke gebaut. Die alte Brücke hatte Pfeiler außen, links und rechts von den Gleisen. Die Oberleitungen und Gleise wurden auf 1,5 km repariert. Das Ausweichgleis ist nach wie vor vorhanden und dementsprechend sind auch die drei Weichen an fast denselben Stellen wie zuvor.

Für die auf Monobloc-Räder umgerüsteten ICE-1-Züge wurden verschiedene technische Lösungen erwogen, um das Körperschall-Problem in den Griff zu bekommen. Als teuerste Lösung wurde dabei auch die Umrüstung auf luftgefederte MD-530-Drehgestelle diskutiert.[4] Um die Probleme mit der Laufruhe in den Griff zu bekommen, wurde zunächst beschlossen, die Räder bereits nach 240.000 km zu überdrehen und binnen eines Jahres auf den Neubaustrecken etwa 10 mm dicke Zwischenplatten zwischen Schiene und Schwelle einzubauen. Die DB hoffte dabei zunächst, langfristig wieder zu gummigefederten Rädern übergehen zu können. Darüber hinaus wurde eine kontinuierliche Überwachung der Radsätze, insbesondere mittels Mikrofonen, ebenso erwogen wie ortsfeste Überwachungsanlagen.[48]

Auswirkungen auf die Helfer/Notfallseelsorge

Die Verarbeitung des Unglücks bedeutete auch für routinierte Helfer eine außergewöhnliche psychische Belastung.[49] Das Zugunglück von Eschede war das erste große Unglück in Deutschland, bei dem systematisch und in großem Umfang Einsatznachsorge und Notfallseelsorge betrieben wurden. Zahlreiche Seelsorger waren in den Tagen nach dem Unglück vor Ort, um Betroffene, Angehörige und Rettungskräfte zu unterstützen und zu begleiten. Durch diesen Einsatz ist dieses Konzept zur Verhütung seelischer Traumata einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Federführend war hier das Kaiserslauterer Psychologenehepaar Hartmut und Sybille Jatzko, das auch schon nach dem Flugtagunglück von Ramstein tätig war.

In einem dreijährigen Programm wurden Hinterbliebene ebenso psychologisch betreut wie Mitglieder der Rettungsmannschaften.[35] 700 Einsatzkräfte nutzten die Hilfsangebote. 100 hatten langfristige Probleme.[42]

Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs

Insbesondere in den ersten Tagen nach dem Unglück kam es zu stetig veränderten Notfahrplänen und Zugausfällen.[4] Mehrere ICE-Linien und einzelne Zugläufe wurden verkürzt. Eine große Zahl von lokbespannten Ersatzzügen (vornehmlich mit Baureihen 101, 103 und 120) fuhren mit durchschnittlich vier bis acht Wagen. Neben Garnituren der ÖBB und SBB wurden auch ICE-2-Halbzüge an Stelle der ICE-1-Ganzzüge eingesetzt.[50]

Am 4. Juni 1998 beschloss die Deutsche Bahn, die Höchstgeschwindigkeit der ICE-1-Züge auf 160 km/h bis zu einer intensiven Überprüfung der Radsätze herabzusetzen. Diese Kontrollen sollten bis zum folgenden Morgen abgeschlossen werden, die Höchstgeschwindigkeit daraufhin wieder auf 280 km/h heraufgesetzt werden. Am 5. Juni 1998 ordnete das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) an, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auch nach den Kontrollen bei 160 km/h zu belassen.[44] Die Behörde hielt die bei Sonderkontrollen beobachteten Sichtprüfungen durch Augenschein für nicht ausreichend, um eine Rissbildung zu erkennen, die typischerweise von der Innenseite des Rades ausging.[4]

Am 6. Juni 1998 zog die DB auf Bescheid des EBA[4] alle ICE 1 aus dem Verkehr und setzte sie erst nach einer vollständigen Ultraschallkontrolle der Radreifen wieder ein. Bis zum 9. Juni 1998 hatten rund ein Dutzend ICE 1 diese Kontrolle durchlaufen und konnten wieder eingesetzt werden.[44] Das Eisenbahn-Bundesamt ordnete nach dem Unfall den Austausch aller rund 2880 gummigefederten Radsätze der verbliebenen 720 Mittelwagen gegen Monobloc-Räder an.[50] Dies führte zu Lieferengpässen; die DB bestellte Ende Juni insgesamt 2400 Monobloc-Räder, die Produktion der Industrie wurde von 200 auf 300 pro Woche angehoben.[4]

Am 6. Juni 1998 hielt der Triebfahrzeugführer den ICE 91 „Prinz Eugen“ nachmittags auf seiner Fahrt von Wien nach Hamburg in Seubersdorf an, nachdem er laute Rattergeräusche bemerkt hatte. Nach einer Sichtkontrolle des Triebfahrzeugführers eines entgegenkommenden Zuges fuhr der Zug nahezu im Schritttempo weiter nach Neumarkt in der Oberpfalz. Dort wurden die Fahrgäste gebeten, auszusteigen und die Fahrt mit anderen Zügen fortzusetzen. Der ICE wurde leer nach Nürnberg überführt. Laut anschließender Untersuchung lag aber nur ein Schaden am Triebkopf vor. Gleiches passierte wenige Tage später beim ICE 682 „Amalienburg“, dessen Fahrgäste in einen nachfolgenden InterRegio umstiegen. Nach einer erneuten Untersuchung des Zuges wurde wieder ein Triebkopfschaden vermutet.

Ab Mitte Juni 1998 wurden auf der ICE-Linie 3 (Hamburg–Stuttgart/Basel), die in Mannheim Richtung Basel gebrochen wurde, alle Züge durch Ersatzzüge ersetzt. Auf der ICE-Linie 4 (Hamburg–Würzburg–München) kamen überwiegend ICE-2-Züge zum Einsatz. Der Einsatz von Wagen mit Notbremsüberbrückung wurde durch verkürzte Zugläufe (mit Umstieg auf Ersatzzüge) auf die Schnellfahrstrecken konzentriert.[4] Nach einer Radsatzuntersuchung wurden die ICE-1-Züge zunehmend wieder eingesetzt. So wurden am 12. Juni 1998 laut Ersatzfahrplan etwa 30 Prozent der Leistungen mit Ersatzzügen und 20 Prozent mit ICE-2-Halbzügen bedient. Nachdem am 13. und 14. Juni 1998 erneut Fahrzeuge zurückgerufen wurden, wurden Fahr- und Umlaufpläne erneut umgestellt. Ende Juni 1998 standen 16 mit Vollrädern ausgestattete ICE 1 zur Verfügung.[50]

Am 2. Juli 1998 standen 17 auf acht Mittelwagen verkürzte ICE-1-Garnituren im Einsatz, die mit Monobloc-Rädern ausgerüstet waren. Zusammen mit den ICE 2 sowie IC- und IR-Ersatzzügen konnte der reguläre Fahrplan wieder weitgehend angeboten werden. Am 27. Juli standen 31 verkürzte ICE-1-Züge zur Verfügung. Am gleichen Tag wurde ein neues Betriebsprogramm eingeführt.[4] Im Zuge des Stillstands wurden Inneneinrichtung und Außenstrich der Züge überarbeitet; die Züge erhielten den rein roten Längsstreifen, den sie bis heute tragen.[51]

Nach Umsatzeinbrüchen im Juni 1998 lagen die Reisendenzahlen im DB-Fernverkehr bereits im Juli 1998 wieder über dem Niveau des Vorjahresmonats.[52]

Am 1. September 1998 wurde der ICE-Verkehr nach Basel und Zürich wieder aufgenommen, am 28. September 1998 folgte der ICE-Verkehr nach Wien. Am 12. Oktober 1998 wurde mit dem ICE-Zugpaar 72/73 (Berlin–Interlaken) die letzten internationalen ICE-Züge wieder bedient. Bis zum 1. November 1998 wurde der Austausch der Radsätze an allen 59 ICE-1-Garnituren abgeschlossen, und die planmäßigen Verkehre konnten somit in vollem Umfang wieder aufgenommen werden.[53]

Zugnummer und Zugname

Nach dem ICE-Unglück strich die Deutsche Bahn zum 11. Juni 1998 sowohl die Zugnummer (ICE) 884 als auch den zugeordneten Namen „Wilhelm Conrad Röntgen“ aus dem Fahrplan und vergab beide bis heute nicht wieder. An seine Stelle trat ICE 982, dem zusammen mit dem Gegenzug ICE 885 der Name „Justus Freiherr von Liebig“ zugeordnet wurde.[4] Dass nach dem Unglückstag andere ICE-Züge in der Zeitlage des ICE 884 mit dieser Zugnummer verkehrten, hatte zunächst bei Fahrgästen Irritationen hervorgerufen, die dachten, sie würden mit dem Unglückszug verkehren. Noch in der laufenden Fahrplanperiode wurde daher zunächst der im Fahrplan in der Zeitlage des ICE 884 verkehrende Zug zum ICE 886 umbenannt. In Bahnhofsfahrplänen wurde dabei wenige Tage nach dem Unglück die alte Zugbezeichnung „ICE 884“ provisorisch überklebt. Diese Änderung geschah in Anlehnung an große Flugzeugkatastrophen, bei denen Flugnummern verunglückter Flüge aus psychologischen Gründen nicht wieder vergeben wurden, um bei den Fluggästen keine negativen Erinnerungen auszulösen. 2002 ging die Deutsche Bahn schließlich dazu über, ihre ICE-Züge im Rahmen von Städtepartnerschaften auf die Namen von Städten zu „taufen“. Die einzelnen Zugverbindungen tragen seither, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Namen mehr. Dies gilt auch für den in der Zeitlage des damaligen Unglückszuges verkehrenden ICE 886 (Stand: 2008).

Verbleib und Wiedereinsatz der Wagen

Der beim Unglück damals führende und noch in Betrieb befindliche Triebkopf 401 051 im August 2007 in München Hauptbahnhof

Von den Wagen und Triebköpfen des Unglücks-ICEs verkehrt nur noch der vordere Triebkopf (401 051-8) im Personenverkehr. Der zweite Triebkopf (401 551-7) diente bis zur Ausmusterung am 1. November 2001 als Ersatzteilspender. Er war längere Zeit auf dem Gelände des Ausbesserungswerks Nürnberg der Deutschen Bahn abgestellt (Abstellort im Werk Nürnberg: 49° 25′ 15,2″ N, 11° 5′ 11,8″ O). 2007 wurde aus ihm und Teilen der beschädigten und nicht mehr fahrfähigen ICE-1-Triebköpfe 401 020-3 (Brand in Offenbach) und 401 573-1 (Unfall in der Schweiz) wieder ein funktionierender ICE-1-Triebkopf zusammengesetzt. Dieser fährt nunmehr als 401 573-1 (Stand Dezember 2007).

Die beschädigten bis komplett zerstörten Mittelwagen wurden am 30. Juni 1998 (mit Ausnahme von Wagen 1) aus den Bestandslisten gestrichen. Wagen 1 (802 808-6) wurde erst Ende 2005, nach Abschluss der Gerichtsverfahren und Untersuchungen, für die Presse freigegeben (Zustand: kaum beschädigt, innen wie 1998). Er diente in der THW-Bundesschule in Hoya zu Ausbildungszwecken.[54] Nachdem das durch den Radreifen in den Wagen gerissene Loch im November 2007 im Rahmen von Dreharbeiten für eine 2008 gezeigte Dokumentation gefilmt worden war, ersetzte die Deutsche Bahn ihn durch einen anderen Wagen.[54] Er wurde im Ausbesserungswerk Nürnberg als Ersatzteilspender verwendet. Der Rest, die Wagen 2 (802 609-8), Wagen 3 (802 311-1), 4 (802 374-9), 5 (802 340-0), 6 (802 373-1), 7 (802 037-2), der Servicewagen (803 008-2), das BordRestaurant (804 010-7), Wagen 11 (801 009-2), 12 (801 014-2) und 14 (801 806-1) sind beim Unglück größtenteils zerstört worden oder wurden nach Abschluss der Gerichtsverfahren und Untersuchungen verschrottet.

Finanziell

Die Deutsche Bahn bezifferte den Umsatzverlust für den Monat Juni 1998 mit 45 Millionen D-Mark. Bis Anfang Juli fielen zehn Millionen DM Kosten für Sonderuntersuchungen an, die zu tauschenden Räder schlugen mit insgesamt 30 Millionen DM zu Buche. Der Schaden an Zug und Strecke wurde auf 55 Millionen D-Mark geschätzt.[4]

Bis Anfang Juli 1998 wurden darüber hinaus 199 Haftpflichtansprüche gegen die DB geltend gemacht, die bis dahin 403.000 DM an Haftpflichtzahlungen für Soforthilfen erbracht hatte. Das Unternehmen richtete für fünf Millionen DM einen Fonds für die psychosoziale Betreuung ein. Insgesamt wurde mit Haftpflichtleistungen von 150 Millionen D-Mark gerechnet.[4]

Aus kommunalpolitischer Sicht

In den ersten Wochen nach dem Unfall wurde Eschede zum Ziel von Katastrophentouristen.[55] Die Strukturentwicklung von Eschede sei auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Zugunglück noch deutlich gebremst.[56]

Aufarbeitung in den Medien

„Die Todesfahrt des ICE 884“ aus dem Jahr 1999 war die erste große Fernsehdokumentation zum Unglück von Eschede, ausgestrahlt im ZDF zum ersten Jahrestag. Die einstündige Dokumentation von Mona Botros bot die erste minutiöse Rekonstruktion des Unfallhergangs mit 3D-Animation. Sie wurde für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Auf Discovery Channel wurde im Jahr 2004 ein Dokumentarfilm in der Reihe „Blueprint for Disaster“ mit dem Titel „Crash at Eschede“ in vielen Ländern gesendet, der mit nachgestellten Szenen und Computergrafik-Simulationen den Unglücksverlauf nachzeichnet.[57]

Der 60-minütige Dokumentar-Fernsehfilm „Eschede – Die Todesfahrt“ von Hanna Legatis wurde 2006 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.

Am 23. Mai 2008 zeigte VOX eine zweistündige Spiegel-TV-Dokumentation von den Filmemachern Nicola Burfeindt und Alexander Czogalla[54] über das Unglück, die für den Deutschen Fernsehpreis und für den goldenen Prometheus nominiert wurde.

Am 30. Mai 2008, wenige Tage vor dem zehnten Jahrestag der Katastrophe, wurde ein 90-minütiger Dokumentar-Fernsehfilm unter dem Titel „Eschede Zug 884“ im Ersten gezeigt.

Am 1. Juni 2008 sendete der NDR ein Hörfunk-Feature von Roman Grafe, das wenig später auch in einer erweiterten Fassung als Hörbuch erschien: Zeit ist Geld. Die Bahnkatastrophe von Eschede.

Eine Folge von Sekunden vor dem Unglück behandelt ebenfalls die Zugkatastrophe von Eschede.

Zum Lima-Filmfestival 2006 gewann die Band Silberschauer den ersten Platz in der Kategorie Jugendfilm mit dem Video zum Song Eschede, das den Opfern des Unglücks gewidmet ist.[58]

Gedenkstätte Eschede

Am Ort des Unglücks wurde am 11. Mai 2001[59] in Anwesenheit von rund 400 Angehörigen, Ehrengästen sowie zahlreichen Helfern und vielen Bürgern von Eschede eine Gedenkstätte eingeweiht. 101 Kirschbäume, je einer für jeden Verstorbenen, wurden neben den Gleisen vor der Brücke gepflanzt. Eine Treppe führt von dort nach oben zur Straße. Der Weg führt oben durch ein Tor, über die Straße und wird auf der anderen Seite in einigen Treppenstufen, die ins Nichts aufsteigen, fortgesetzt. Eine Gedenktafel mit den Namen aller Opfer befindet sich in der Mitte zwischen den Bäumen. Mitbeteiligt an der Einrichtung und Erneuerung der Gedenkstätte war die Selbsthilfe Eschede.[60]

2013 errichtete Gedenktafel mit Inschrift sowie Namen und Daten der Opfer
Gedenkstein als Tor auf der Straßenbrücke
Inschrift im Tor:
Am 3. Juni 1998 um 10:58 Uhr zerschellte
an dieser Stelle der ICE 884 „Wilhelm-
Conrad-Röntgen“. 101 Menschen verloren
ihr Leben, ganze Familien wurden zerstört;
mehr als hundert Reisende wurden schwer
verletzt, viele tragen lebenslang an den
Folgen. Das Unglück hat die menschliche
Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit und
Unzulänglichkeit gezeigt. Beispielhaft und
aufopfernd haben Retter, Helfer und
Bürger des Ortes selbstlos eine schwere
Aufgabe angenommen, haben geholfen
und getröstet. Durch ihren Einsatz ist
Eschede auch ein Ort der Solidarität und
gelebter Mitmenschlichkeit geworden.
Inschrift auf der Gedenktafel:
Der Lebensweg dieser 101 Menschen
endete in der Zugkatastrophe von
Eschede.
Auf unergründliche Weise kreuzten und
vollendeten sich hier ihre Schicksale.
In das Leid und die Trauer um die
geliebten Menschen mischt sich
Dankbarkeit, ihnen im Leben nahe
gewesen zu sein.
Trost ist die Hoffnung:
Sie ruhen in Gottes Hand.

Seit der Zugkatastrophe treffen sich Betroffene und Hinterbliebene zu jedem Jahrestag in Eschede. Zum zehnten Jahrestag, am 3. Juni 2008, sprach neben Opfervertretern unter anderem der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff.[32] Zwei ICEs, die um 10:59 Uhr die Unglücksstelle passiert hätten, wurden umgeleitet. Für den übrigen Verkehr bestand während der Trauerfeierlichkeiten eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 60 km/h.

Mitte 2012 kündigte die Deutsche Bahn an, die Gedenkstätte zu erneuern. Die bisherige Gedenkstätte war von der Witterung gezeichnet worden.[61] 2013 wurde die Gedenkwand aus Belgisch Granit (ein Kalkstein) ersetzt, da sie einzelne Fehlstellen und bröckelnde Fugen aufwies und sich Algen und Moos angesetzt hatten. Auch das Fundament hatte sich als nicht stabil genug erwiesen. Die neue Wand besteht aus bayerischem Granit. Die Inschriften, Namen und Daten wurden unverändert übernommen. Die Kosten trug die Deutsche Bahn.

Bahnchef Rüdiger Grube bat 2013 am 15. Jahrestag des Zugunglücks von Eschede im Namen der Bahn Opfer und ihre Angehörige für das entstandene menschliche Leid um Entschuldigung. Grube war als erster Bahnchef zu einer solchen Gedenkfeier eingeladen worden.[62] Bei dieser Veranstaltung wurde die neue Gedenkwand eingeweiht. Auch Johannes Ludewig, Bahnchef zur Zeit des Unfalls, nahm teil.[63]

Siehe auch

Literatur

  • Christian Brauner, Willi Stadler (Hrsg.): Bewältigung größerer Schadensereignisse – Das ICE-Unglück Eschede. Villingen-Schwenningen 2002, ISBN 3-931778-28-2.
  • Jutta Helmerichs, Jürgen Bengel, Kay Leonhardt, Matthias Stalmann, Regina Zingiser: Nachsorge für Einsatzkräfte bei ICE-Unglück in Eschede. In: Trauma-Opfer oder Helden. Hrsg. Knud Eike Buchmann und Max Hermanutz. Tagungsband Nr. 27 der Fachhochschule Villingen Schwenningen, Hochschule der Polizei
  • Jürgen Hörstel, Hans-Joachim Ritzau u. a.: Fehler im System. Eisenbahnunfälle als Symptom einer Bahnkrise. Ritzau Verlag Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2000 (Schatten der Eisenbahngeschichte, Bd. 5), ISBN 3-921304-33-4
  • Ewald Hüls (Hrsg.), Hans-Jörg Oestern (Hrsg.): Die ICE-Katastrophe von Eschede. Erfahrungen und Lehren. Eine interdisziplinäre Analyse. Springer, Berlin 1999, ISBN 3-540-65807-6.
  • Ewald Hüls: Die ICE-Katastrophe von Eschede; Fakten – Erfahrungen – Konsequenzen, Zivilschutz-Forschung – 45., 46. und 48. Jahrestagung der Schutzkommission beim Bundesminister des Innern, S. 275–289
  • Erich Preuß: Eschede, 10 Uhr 59. Die Geschichte einer Eisenbahn-Katastrophe. GeraNova Zeitschriftenverlag, 2002, ISBN 3-932785-21-5.
  • Markus Reiter: Eschede und danach. Erfahrungen aus der Arbeit des Ombudsmannes der Deutschen Bahn. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2005, ISBN 3-7910-2406-X.
Commons: ICE-Unfall von Eschede – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Wagner: InterCityExpress – Die Starzüge im Fernverkehr der DB. EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 3-88255-361-8, S. 6–9.
  2. a b c d e Jörg Soinerczyk, Birte Sturm, Bernd Uhlenhut: Der Prozess zum Unfall von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2002, ISSN 1421-2811, S. 561–563.
  3. a b c d e f g Heimsuchung im High-Tech-Land. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1998, S. 22–34 (online).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Die ICE-Krise. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 9, 1998, ISSN 1421-2811, S. 352–355.
  5. Christian Tietze: Die Premiere des ICE 3. In: Eisenbahn Magazin, Heft 12/1998, S. 20 ff, ISSN 0342-1902.
  6. a b c d e f g h i j Jan-Erik Hegemann: Die ICE-Katastrophe von Eschede: Der Einsatz. In: Feuerwehr Magazin, September 1998, S. 32–41, ISSN 0943-027X.
  7. Die schwersten Zugunglücke Deutschlands. In: web.de. 1. Dezember 2011, abgerufen am 1. September 2015.
  8. a b c d e f g h i j k Lars Schmitz-Egen: Das ICE-Unglück von Eschede. In: Rettungs-Magazin. 3. Jg., September/Oktober, 1998, ISSN 1430-1873, S. 30–35.
  9. a b c d e f g h i Loni Franke: Eschede: Schweres ICE-Unglück. In: 112 - Magazin der Feuerwehr. Bd./Jg., Nr. 9, 1998, ISSN 0724-7443, S. 518–527.
  10. Werner Mathes: Die Todesfahrt des ICE 884. In: Stern. Nr. 25, 1998, S. 16–23.
  11. a b c d e Stefan Erfurt: Am Ort der entgleisten Hoffnungen. Berlin 1999, ISBN 3-00-004391-8, S. 79–83.
  12. a b c d e 101 Todesopfer beim schlimmsten Zugunglück der Nachkriegszeit. Associated Press, 26. Mai 2008.
  13. a b c d e f Hans Jürgen Kühlwetter: Der Prozess zum Unfall in Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10/2002, ISSN 1421-2811, S. 472–476.
  14. a b Hans Jürgen Kühlwetter: Der Prozess um den Unfall in Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 1/2003, ISSN 1421-2811, S. 13 f.
  15. a b c d e f g h i j k l m n Roman Grafe: Die Hochgeschwindigkeitskatastrophe. In: Süddeutsche Zeitung, 2. Juni 2008.
  16. Steffen Sohr, Markus Hecht: Tische als Rückhaltesysteme für Reisende – eine Grundsatzuntersuchung im Bereich Passive Sicherheit. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2001, ISSN 1421-2811, S. 318–321.
  17. a b Der Todeszug. In: Stern. Heft 34/2001, S. 21–36.
  18. vgl. Fritz Stüssi: Die Theorie der Dauerfestigkeit und die Versuche August Wöhlers, Zürich 1955, passim; ferner: Portrait August Wöhlers und seiner Forschungen im Eisenbahnwesen auf der Website der TU Berlin (mit weiterer Literatur); ferner: Wenn Eisenbahnräder müde werden Artikel von Karl-Eugen Kurrer in Freitag vom 2. April 2004.
  19. Peter Schmied: 34. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge“ in Graz. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 1/2003, ISSN 1421-2811, S. 34–36.
  20. Meldung ICE-Akten beschlagnahmt. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4, 1999, ISSN 1421-2811, S. 117.
  21. Meldung Eschede-Gutachten belastet DB AG. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/8, Jahrgang 1999, ISSN 1421-2811, S. 282.
  22. a b Meldung Ermittlungen nach dem Unfall von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2000, ISSN 1421-2811, S. 307.
  23. Meldung Aktuelles in Kürze. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10, Jahrgang 1999, ISSN 1421-2811, S. 396.
  24. Meldung Eschede: Ermittlungen zum Teil eingestellt. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5/2001, ISSN 1421-2811, S. 197.
  25. Meldung Anklage im Fall Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10/2001, ISSN 1421-2811, S. 429.
  26. a b c d e f Katastrophe ohne Schuldspruch . Associated Press, 26. Mai 2008. (Veröffentlichung von SZ-ONLINE.DE am 2. Juni 2008)
  27. Gutachten zum Unfall von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2000, ISSN 1421-2811, S. 171.
  28. Hans Jürgen Kühlwetter, Jörg Sölnerczyk, Bernd Uhlenhut: Der Prozess zum Unfall von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2002, ISSN 1421-2811, S. 510–515.
  29. Hans Jörg Kühlwetter, Beate Sturm: Der Prozess zum Unfall von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2003, ISSN 1421-2811, S. 112–117.
  30. Hans Jürgen Kühlwetter, Jörg Sölnerczyk: Der Prozess zum Unfall von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5/2003, ISSN 1421-2811, S. 224–228.
  31. a b Hans Jürgen Kühlwetter, Jörg Sölnerczyk: Der Prozess zum Unfall von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 6/2003, ISSN 1421-2811, S. 254–256.
  32. a b c Die Wut der Eschede-Opfer auf die Deutsche Bahn. In: Die Welt, 30. Mai 2008.
  33. Meldung Verfassungsbeschwerde gegen Einstellung des Eschede-Strafverfahrens erfolglos. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10/2003, ISSN 1421-2811, S. 448.
  34. «Es ist nie zu spät». Deutscher Depeschendienst, 17. Mai 2008.
  35. a b Deutsche Bahn AG: Das Unglück von Eschede (DOC-Datei, vier Seiten; 255 kB, nicht mehr online verfügbar). Themendienst, April 2008
  36. Otto Ernst Krasney: Bilanz: Zehn Jahre nach Eschede. In: DB Welt, Ausgabe Juni 2008.
  37. Udo Ludwig: Ein gewisses Risiko. In: Der Spiegel. Nr. 8, 2001, S. 72–73 (online19. Februar 2001).
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  39. a b Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2013. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.haz.de „Den Packen trägt man ein Leben lang“. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 30. Mai 2008.
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  43. Roman Grafe: Kondoliert wird nur bei gültiger Fahrkarte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 125, 3. Juni 2013, ISSN 0174-4909, S. 27 (online).
  44. a b c Meldung Die ICE-Tragödie von Eschede. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/8, 1998, ISSN 1421-2811, S. 333–335
  45. Meldung Neues Sicherheitskonzept. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7, Jahrgang 1999, ISSN 1421-2811, S. 282.
  46. Horst J. Obermayer: Die Serienfahrzeuge des InterCityExpress. In: Hermann Merker (Hrsg.): Eisenbahn-Journal special 1/91. ICE – InterCityExpress am Start. Verlag Hermann Merker, Fürstenfeldbruck 1991, ISBN 3-922404-17-0, S. 28–51.
  47. Elektrischer Betrieb bei der Deutschen Bahn im Jahre 2004. In: Elektrische Bahnen, Jahrgang 103 (2005), Heft 1-2, S. 27, 31.
  48. Auf dem Weg zur Lösung der ICE-Probleme. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10/1998, ISSN 1421-2811, S. 446 f.
  49. Frank Wenzlow, Mitarbeiter der Sanitätsleitung sagte: „Wer behauptet, hier noch Profi zu sein, der muss Eiswürfel pinkeln können, so kalt muss der sein“. Zitiert nach Heimsuchung im High-Tech-Land. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1998, S. 23 (online).
  50. a b c Hans-Joachim Gilbert, Friedhelm Weidelich: Den Rissen auf der Spur. In: Eisenbahn Magazin, Heft 8/1998, S. 14–18, ISSN 0342-1902.
  51. Meldung Lösungsweg für ICE 1-Probleme. In: LOK Report, Heft 11, 1998, S. 17 f.
  52. Meldung Halbjahresbilanz der DB AG. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10/1998, ISSN 1421-2811, S. 441.
  53. Meldung ICE 1 wieder komplett. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12, 1998, ISSN 1421-2811, S. 506.
  54. a b c Der Radbruch, mit dem die Katastrophe begann. In: Die Welt, 23. Mai 2008
  55. Wir finden einfach keine Ruhe: Drei Monate nach dem ICE-Unglück ist Eschede Ausflugsziel geworden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 203, 2. September 1998, S. 10 (kostenpflichtig online).
  56. Große Katastrophe, kleiner Ort – Eschede. In: Behörden Spiegel (Onlineausgabe), 12. April 2011.
  57. Blueprint for Disaster: “Crash at Eschede”. Release-Info für Discovery-Dokuserie auf ctvmedia.ca
  58. Hintergrund zum Silberschauer-Song
  59. Meldung Gedenkstätte Eschede eingeweiht. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8-9/2001, ISSN 1421-2811, S. 341.
  60. Hartmut Reichardt: Mahnmal von Eschede wird erneuert. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 31. Mai 2012.
  61. Norden Kompakt. In: Die Welt (Ressort Hamburg). Nr. 127, 2. Juni 2013, ISSN 0173-8437, S. 44.
  62. 15 Jahre nach Eschede: Grube bittet um Entschuldigung. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 7, Juli 2013, ISSN 1421-2811, S. 326.
  63. Kerstin Schwenn: „Ich werde mich bei den Eschede-Opfern entschuldigen“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 119, 25. Mai 2013, ISSN 0174-4909, S. 9 (online).

Koordinaten: 52° 44′ 4″ N, 10° 13′ 13″ O