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Hugo von Nordeck zur Rabenau und Georg Winter (Archivar): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Georg Winter''' (* [[28. April]] [[1895]] in [[Neuruppin]]; † [[4. Juni]] [[1961]] in [[Koblenz]]) war ein deutscher [[Historiker]], [[Archivar]] und erster Direktor des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs]] (1952–1960).
[[Datei:Nordeck Siebmacher137 - Hessen.jpg|mini|hochkant|Wappen der [[Nordeck zur Rabenau]] aus [[Johann Siebmacher|Johann Siebmachers Wappenbuch]]]]
'''Hugo Leopold Georg Valentin Freiherr von Nordeck zur Rabenau''' (* [[16. April]] [[1755]] in [[Neustadt (Hessen)]]; † [[20. April]] [[1832]] ebenda) war ein königlich-kaiserlicher Hauptmann, Gutsbesitzer auf [[Rüddingshausen]] (Landkreis Gießen) und Neustadt (Hessen), Mitherr auf der Mittelburg zu [[Rabenau (Hessen)|Rabenau]].


== Familie ==
== Leben ==
Georg Winter studierte von 1918 bis 1921 Geschichte an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]]. Nach der Promotion absolvierte er 1921/22 den preußischen Archivlehrgang am [[Preußisches Institut für Archivwissenschaft|Institut für Archivwissenschaft]] in Berlin-Dahlem und fand anschließend eine Anstellung als Archivassistent am [[Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz|Geheimen Staatsarchiv]]. 1927 folgte die Ernennung zum Staatsarchivrat, 1930 die Abordnung als Geschäftsführer an das Institut für Archivwissenschaft, 1938 die Beförderung zum Staatsarchivdirektor.
Seine Eltern waren Conrad Christoph Benedikt Wolfgang Joseph von [[Nordeck zur Rabenau]] (1713–1781) und Maria Elisabeth Schütz von Holzhausen (1719–1759).


Von Juli 1940 bis Oktober 1941 war Winter als Oberkriegsverwaltungsrat in der Gruppe „Archivschutz beim [[Militärbefehlshaber]] Frankreich in Paris“ im Einsatz, von Ende 1942 bis 1944 leitete er in [[Kiew]] die „Landesverwaltung der Archive, Bibliotheken und Museen“, die dem [[Reichskommissariat Ukraine]] unterstellt war. Im Oktober 1942 wurde er vom Stabsführer [[Gerhard Utikal]] als stellvertretender Leiter des „Sonderstabs Archive“ des [[Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg|Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg]] für das [[Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes|Rückwärtige Heeresgebiet Süd]] ernannt.<ref>Ulrike Hartung: ''Verschleppt und verschollen'', S. 88</ref> Im September 1943 organisierte er die Verschleppung unter anderem der Bestände des „Museums für westeuropäische Kunst“ aus dem [[Kiewer Höhlenkloster]] und verließ am 25. September mit seinem Mitarbeiter [[Josef Benzing]] die Stadt, er betreute zuletzt die abtransportierten Bestände im Reichsarchiv [[Troppau]].<ref>Ulrike Hartung: ''Verschleppt und verschollen'', S. 139; S. 250f</ref> Ende 1944 wurde er als Referent in die Archivabteilung des preußischen Staatsministeriums nach Berlin versetzt.
Als 25-Jähriger heiratete er am 10. September 1780 in [[Brügge]] (Flandern) die 22-jährige Therese Bassilia de Huldenberghe van der Borch (*&nbsp;12.&nbsp;Juli 1758 in Brügge; †&nbsp;29.&nbsp;Januar 1823 in Neustadt (Hessen)). Sie war die Tochter des Anton de Huldenberghe van der Borch, Ratsherr und Schöffe in Brügge, und der Michelle Duchamps.


Von Mai bis Juli 1945 war er kommissarischer Direktor des [[Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz|Geheimen Staatsarchivs]]. Nach einer kurzen Beschäftigung am [[Staatsarchiv Hannover]] übernahm er 1946 die Leitung des Stadtarchivs Lüneburg. 1952 wurde er erster Direktor des neugegründeten [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs]] in Koblenz und leitete dieses bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand (1960).
Das Ehepaar Hugo und Therese hatten nachstehende Kinder:
*Tochter Louise Freiin von Nordeck zur Rabenau (1785–1865) verheiratet mit Carl von Schutzbar gen. Milchling aus [[Neustadt (Hessen)]]
*Tochter Caroline Freiin von Nordeck zur Rabenau (1787–1837) verheiratet in 1. Ehe mit Carl Joseph Freiherr von Rosenbach († 1806), verheiratet in 2. Ehe mit Johann Jacob Freiherr [[Zwierlein (Adelsgeschlecht)|von Zwierlein]] († 1815)
*Sohn [[Friedrich Nordeck zur Rabenau| Friedrich Joseph Kilian Freiherr von Nordeck zur Rabenau]] (1793–1863), hessischer General und Politiker und ehemaliger Abgeordneter der 1. und 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Er heiratete als 36-Jähriger am 27. Oktober 1829 in Frankfurt am Main seine siebzehn Jahre jüngere, damals 19-jährige Cousine Ernestine Therese Leopoldine geborene Freiin [[Zwierlein (Adelsgeschlecht)|von Zwierlein]] (1810−1871), Tochter seiner älteren Schwester Caroline Freiin von Nordeck zur Rabenau (1787–1837)
*Tochter Charlotte Freiin von Nordeck zur Rabenau (1785–1872) verheiratet mit Germani Berna, Bankier in Frankfurt am Main
*Sohn [[Wilhelm Nordeck zur Rabenau|Wilhelm Johannes Friedrich Karl Freiherr von Nordeck zur Rabenau]] (1798–1862), Solms-Braunfelsischer Revierförster und Forstmeister in Hungen und später Umstadt, 1838–1841 Abgeordneter im Hessischen Landtag, 2. Kammer


== Weblinks ==
== Literatur ==
* [[Wolfgang Leesch]]: ''Die deutschen Archivare 1500–1945. Band 2: Biographisches Lexikon''. Saur Verlag, München u.a. 1992, ISBN 3-598-10606-8, S. 672–673.
* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=1097416747|titel=Nordeck zur Rabenau, Hugo Leopold Georg Valentin Freiherr von}}
* Wilhelm Rohr: ''Nachruf auf Georg Winter''. In: Der Archivar, Jg. 14, 1961, Heft 2, Sp. 179 ff.
* [[Hans Booms]]: ''Georg Winters Weg zum Gründungsdirektor des Bundesarchivs''. In: ''Archiv und Geschichte. Festschrift für Friedrich P. Kahlenberg'', hg. von Klaus Oldenhage, Hermann Schreyer und Wolfram Werner (= Schriften des Bundesarchivs 57), Düsseldorf 2000, S. 240–263.
* Ulrike Hartung: ''Verschleppt und verschollen: eine Dokumentation deutscher, sowjetischer und amerikanischer Akten zum NS-Kunstraub in der Sowjetunion (1941–1948)''. Temmen, Bremen 2000, ISBN 3-86108-336-1
* Stefan Lehr: ''Ein fast vergessener ‚Osteinsatz‘. Deutsche Archivare im Generalgouvernement und im Reichskommissariat Ukraine'' (Schriften des Bundesarchivs 68), Düsseldorf 2007.


== Einzelnachweise ==
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<references />


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{{SORTIERUNG:Nordeck zur Rabenau, Hugo Leopold Georg Valentin von}}

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[[Kategorie:Nordeck zur Rabenau|Hugo Leopold Georg Valentin]]
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Version vom 5. Oktober 2016, 15:58 Uhr

Georg Winter (* 28. April 1895 in Neuruppin; † 4. Juni 1961 in Koblenz) war ein deutscher Historiker, Archivar und erster Direktor des Bundesarchivs (1952–1960).

Leben

Georg Winter studierte von 1918 bis 1921 Geschichte an der Universität Berlin. Nach der Promotion absolvierte er 1921/22 den preußischen Archivlehrgang am Institut für Archivwissenschaft in Berlin-Dahlem und fand anschließend eine Anstellung als Archivassistent am Geheimen Staatsarchiv. 1927 folgte die Ernennung zum Staatsarchivrat, 1930 die Abordnung als Geschäftsführer an das Institut für Archivwissenschaft, 1938 die Beförderung zum Staatsarchivdirektor.

Von Juli 1940 bis Oktober 1941 war Winter als Oberkriegsverwaltungsrat in der Gruppe „Archivschutz beim Militärbefehlshaber Frankreich in Paris“ im Einsatz, von Ende 1942 bis 1944 leitete er in Kiew die „Landesverwaltung der Archive, Bibliotheken und Museen“, die dem Reichskommissariat Ukraine unterstellt war. Im Oktober 1942 wurde er vom Stabsführer Gerhard Utikal als stellvertretender Leiter des „Sonderstabs Archive“ des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg für das Rückwärtige Heeresgebiet Süd ernannt.[1] Im September 1943 organisierte er die Verschleppung unter anderem der Bestände des „Museums für westeuropäische Kunst“ aus dem Kiewer Höhlenkloster und verließ am 25. September mit seinem Mitarbeiter Josef Benzing die Stadt, er betreute zuletzt die abtransportierten Bestände im Reichsarchiv Troppau.[2] Ende 1944 wurde er als Referent in die Archivabteilung des preußischen Staatsministeriums nach Berlin versetzt.

Von Mai bis Juli 1945 war er kommissarischer Direktor des Geheimen Staatsarchivs. Nach einer kurzen Beschäftigung am Staatsarchiv Hannover übernahm er 1946 die Leitung des Stadtarchivs Lüneburg. 1952 wurde er erster Direktor des neugegründeten Bundesarchivs in Koblenz und leitete dieses bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand (1960).

Literatur

  • Wolfgang Leesch: Die deutschen Archivare 1500–1945. Band 2: Biographisches Lexikon. Saur Verlag, München u.a. 1992, ISBN 3-598-10606-8, S. 672–673.
  • Wilhelm Rohr: Nachruf auf Georg Winter. In: Der Archivar, Jg. 14, 1961, Heft 2, Sp. 179 ff.
  • Hans Booms: Georg Winters Weg zum Gründungsdirektor des Bundesarchivs. In: Archiv und Geschichte. Festschrift für Friedrich P. Kahlenberg, hg. von Klaus Oldenhage, Hermann Schreyer und Wolfram Werner (= Schriften des Bundesarchivs 57), Düsseldorf 2000, S. 240–263.
  • Ulrike Hartung: Verschleppt und verschollen: eine Dokumentation deutscher, sowjetischer und amerikanischer Akten zum NS-Kunstraub in der Sowjetunion (1941–1948). Temmen, Bremen 2000, ISBN 3-86108-336-1
  • Stefan Lehr: Ein fast vergessener ‚Osteinsatz‘. Deutsche Archivare im Generalgouvernement und im Reichskommissariat Ukraine (Schriften des Bundesarchivs 68), Düsseldorf 2007.

Einzelnachweise

  1. Ulrike Hartung: Verschleppt und verschollen, S. 88
  2. Ulrike Hartung: Verschleppt und verschollen, S. 139; S. 250f