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Kriegsnagelungen und KZ Dachau: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Wien Wehrmann in Eisen.JPG|mini|Der ''[[Wehrmann im Eisen]]'' als Kriegsnagelung von 1915 in Wien]]
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[[Datei:Braunschweig Heinrich der Loewe 1915.jpg|mini|hochkant||Der ''[[Eiserner Heinrich (Braunschweig)|Eiserne Heinrich]]'' von 1915 in [[Braunschweig]]]]
|Deutschland
[[Datei:Plau am See Marienkirche Eisernes Kreuz (Nagelkreuz).jpg|mini|Genageltes [[Eisernes Kreuz]] in der [[Pfarrkirche St. Marien (Plau am See)|Marienkirche Plau am See]]]]
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[[Datei:Dachau wachtower b 1945-04.jpg|mini|Wachturm B des KZ Dachau, April 1945]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-21-05, KZ Dachau, Häftlinge beim Appell.jpg|mini|Propagandafoto: KZ Dachau, Häftlinge beim Appell (28. Juni 1938). Aufnahme von [[Friedrich Franz Bauer|Friedrich Bauer]]]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-08-35, Dachau, Konzentrationslager, Besuch Himmlers.jpg|mini|Propagandafoto: Heinrich Himmler (2. von links) und – neben ihm – [[Rudolf Heß]] (2. von rechts) bei einer Lagerinspektion im Jahr 1936]]


Das '''Konzentrationslager Dachau''', kurz '''KZ Dachau''', bestand vom 22. März 1933 bis [[Befreiung des Konzentrationslagers Dachau|zu seiner Befreiung]] durch Soldaten der [[Seventh United States Army|7. US-Armee]] am 29. April 1945. Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach ihrem [[Machtübernahme|Machtantritt]]. Es war das erste ''durchgehend'' betriebene [[Konzentrationslager|KZ]] und wurde dadurch eines der bekanntesten Konzentrationslager. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, d. h. mehr als doppelt so lange wie die meisten [[Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs#Konzentrationslager der IKL bzw. des WVHA|späteren Konzentrationslager]].
Als '''Kriegsnagelungen''' werden hunderte von Aktionen in [[Österreich-Ungarn]] und im [[Deutsches Kaiserreich|deutschen Kaiserreich]] bezeichnet, bei denen während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] gegen eine [[Spende]] ein Nagel in ein dafür aufgestelltes hölzernes Objekt eingeschlagen wurde. Das ab 1915 massenhaft einsetzende Phänomen ging von der Nagelung der Skulptur eines ''[[Wehrmann in Eisen|Wehrmanns in Eisen]]'' in Wien aus. Weitere Objekte waren unterschiedlich ausgeprägt und wurden als '''Nagelfigur''', ''Nagelmann'', ''Nagelbild'', ''Nagelbrett'', ''Nagelkreuz'', ''Nagelsäule'', aber auch als ''Wehrschild'' oder ''Kriegswahrzeichen'' bezeichnet.


Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München. Zunächst diente es der Inhaftierung von politischen Gegnern des [[Zeit des Nationalsozialismus|NS]]-Regimes. [[Heinrich Himmler]], 1933 [[Reichsführer SS]] und Münchener Polizeipräsident, ließ es östlich der Stadt [[Dachau]] auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik errichten. Es diente – vor allem in seinen Anfangsjahren, als die NSDAP ihre Macht festigen wollte – zur Inhaftierung und zur Abschreckung politisch Andersdenkender.
An den Nagelungen beteiligten sich im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen mit feierlichem Charakter breite Bevölkerungskreise. Parallel dazu erfolgten in Schulen unter Beteiligung von Schülern [[Schulnagelungen]]. Die dadurch eingenommenen Gelder dienten der Unterstützung von Kriegsopfern, wie Hinterbliebenen und [[Verwundung|Verwundeten]]. Die Einnahmen im geschätzten einstelligen Millionenbereich an [[Mark (1871)|Mark]] waren eher nicht entscheidend für den Erfolg der Nagelungen. Weit bedeutender war ihre propagandistische Wirkung, da sie den [[Patriotismus]] und das Gemeinschaftsgefühl der Menschen ansprachen und so zur Stärkung der [[Heimatfront]] beitrugen.


Nach der erfolgreichen Zerschlagung der SA im Jahr 1934, vor welcher die „[[Röhm-Putsch]]“-Lüge verbreitet worden war, begann Himmler die Vergrößerung des KZ zu planen. 1937 begannen die Bauarbeiten für den [[#Räumliche Struktur|neuen]] Häftlingsbereich, der an die ehemalige Munitionsfabrik anschloss. Organisation und räumlicher Aufbau waren später eine Vorlage für neue KZ im Reichsgebiet. Das NS-Regime präsentierte es [[NS-Propaganda|propagandistisch]] als „Vorzeigelager“, beispielsweise mittels geschönter Fotografien.
Ähnliche Nagelungen in kleinerem Umfang gab es weltweit in Staaten und Regionen, in denen deutschstämmige Minderheiten oder deutsche Auswanderer lebten.


Dachau war Ausbildungsort für SS-Wachmannschaften und SS-Führungspersonal, die nach Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] unter anderem in Vernichtungslagern eingesetzt wurden. Das KZ Dachau war kein Vernichtungslager; jedoch wurden in keinem anderen KZ so viele [[Politischer Mord|politische Morde]] verübt.
== Idee und Motivation ==
Die Idee der Kriegsnagelungen ging in Anlehnung an den ''[[Stock-im-Eisen (Wien)|Stock im Eisen]]'' in [[Wien]] aus. Dieser älteste erhaltene Nagelbaum, 1533 urkundlich, geht auf einen seit dem Mittelalter bekannten glückbringenden Brauch in der Donaumonarchie und in Südosteuropa zurück, der anfangs vielleicht gegen Krankheiten als [[Votivgabe]] am Dorfrand, ab dem 18. Jahrhundert hauptsächlich unter Reisenden und Fahrenden gepflegt wurde. Ursprünglich wurden wohl lebende Bäume benagelt, und allfällig nach dem Absterben stehengelassen. Nach dem Muster dieses im Bewusstsein der Wiener Bevölkerung sehr präsenten Denkmals wurde der erste ''[[Wehrmann im Eisen]]'' gestaltet, die Idee dazu stammte von Korvettenkapitän Theodor [[Hartig (Adelsgeschlecht)|Graf Hartig]]. Von dort verbreiteten sich diese Spendenbeschaffungen nicht nur in Österreich-Ungarn, sondern auch rasant im Deutschen Kaiserreich und anderen Ländern.


Nach der [[Reichspogromnacht]] inhaftierte die SS verstärkt auch Juden und andere Verfolgte. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden auch Menschen aus besetzten Gebieten Europas im KZ Dachau inhaftiert. Es entwickelte sich zur Keimzelle für neue KZ und nahm mehrere Sonderstellungen ein: Das Lager war der erste Ort im [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]], an dem einem SS-[[KZ-Kommandant|Lagerkommandant]]en die alleinige Gerichtsbarkeit zugeteilt wurde und geltendes Recht erfolgreich außer Kraft gesetzt wurde. Die SS schuf einen „[[Staat im Staate|Staat im Staat]]“, in dem sie politische Gegner gefangen hielt, unterdrückte und ermordete.
Durch die geschickte Vermarktung mit den Andenken an diese Spende und dem aus der anfänglichen Kriegseuphorie entstandenen Drang von Menschen, die nicht mit der Waffe an die Front konnten oder durften, etwas zum Sieg beizutragen, wurden zum Teil große Summen zugunsten der [[Kriegerwitwe]]n und Waisen gesammelt. Im Verlauf des Krieges sollten solche Aktionen den Durchhaltewillen der Bürger stärken. Wer sich an dieser Spendenaktion nicht beteiligte, riskierte, von seinen Mitbürgern als unpatriotisch oder gar Vaterlandsverräter eingestuft zu werden.


Von den insgesamt mindestens 200.000 Dachauer Haftinsassen starben etwa 41.500.<ref name="ZahlGedenkstätte">[http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/ Zahlenangabe der Gedenkstätte]</ref> Zusätzlich deportierte die SS häufig Häftlinge in [[Vernichtungslager]].
Kriegsnagelungen wirkten als:
* gemeinschaftsstiftende Aktion, um Risse im sozialen Gefüge zu verdecken und die [[Volksgemeinschaft]] nach außen sichtbar zu machen. Eine ähnliche Funktion hatten auch andere Veranstaltungen, wie in Deutschland Festlichkeiten zum [[Kaisers Geburtstag (Deutsches Kaiserreich)|Kaisergeburtstag]] oder Feiern zum [[Sedantag]].
* patriotischer Akt, bei dem die Teilnehmenden ihre Siegeszuversicht, das Vertrauen in die politische und militärische Führung sowie ihre Opferbereitschaft zeigen konnten. Die Beteiligten zeigten durch den Akt des Nagelns ihre vaterländische Gesinnung.
* Akt der Kraftübertragung in die hölzerne Unterlage durch Hammerschläge. Mit den zum Teil heftig und mit Inbrunst ausgeführten Schlägen konnte sinnbildlich der Eindruck entstehen, dass die Schläge dem Feind galten, um ihn zu zertrümmern. Derartige Aussagen enthalten zu Nagelungen verfasste Gedichte, wie {{"|Damit wir zerschmettern mit wuchtigem Streich. Die Feinde ringsum. Für Kaiser und Reich.}}
* Kriegswahrzeichen, aus dem ein [[Fetischismus (Religion)|Fetisch]] mit magischer Bedeutung wurde. Den Nagelungsobjekten wurden zum Teil übernatürlichen Eigenschaften zugesprochen, so dass Menschen eine persönliche Beziehung zu den genagelten Objekten entwickelten.
* Akt der Selbstbeschwörung, da das [[Vaterland]] den Krieg nicht verlieren könne, wenn so viele Menschen durch das Nageln ihre Opferbereitschaft zeigten, um den Sieg zu erringen.
* [[Gelübde]] der Menschen, die nicht an der Front kämpften und sich einsetzten wollten, um den Sieg zu erringen.
* Ehrung der im Krieg Gefallenen in der Vorwegnahme von Kriegerdenkmalen, die beim Aufkommen der Nagelungen 1915 noch nicht aufgestellt waren.


Heute befindet sich auf dem Gelände die [[KZ-Gedenkstätte Dachau]], die von rund 800.000 Personen jährlich besucht wird.<ref>[[Münchner Merkur|merkur.de]]: [http://www.merkur.de/lokales/dachau/landkreis/besucherzentrum-kzgedenkstaette-kurz-fertigstellung-90363.html ''Besucherzentrum an KZ-Gedenkstätte kurz vor der Fertigstellung.''] 9.&nbsp;Februar 2009.</ref>
== Praxis ==
Von Gemeinden und karitativen Organisationen wurden aus Holz (einige deutsche Quellen erwähnen Eichenholz) gefertigte Figuren (Ritter, Soldaten, Generalfeldmarschall von Hindenburg und andere) beziehungsweise regionale und nationale Symbole (wie beispielsweise Stadtwappen, Eiserne Kreuze, Säulen) aufgestellt. Diese Figuren wurden oft von namhaften Künstlern entworfen und geschaffen. Gegen Entrichtung einer Mindestspende durften die Bürger einen Nagel in dieses Objekt schlagen. Die Nägel wurden in Eisen und Silber, manchmal auch Gold zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Die Nägel waren teilweise auch vergoldet oder versilbert, ihr Materialgegenwert war jedoch stets wesentlich geringer als die dafür zu leistende Spende. Zum Beweis für ihre {{"|patriotische Spende}} erhielten die Spender (je nach Ort und Höhe der Spende) Anstecknadeln, Urkunden oder sonstige Spendenbescheinigungen, die oft mit einer laufenden Nummer versehen waren.


== Entstehung ==
Ein von Gotthold Riegelmann verfasste Broschüre ''Der Stock im Eisen – Praktische Ratschläge zur Errichtung einfacher Nagelholzmale mit Ideen-Skizzen und Kostenberechnungen''<ref>Siehe [[#Literatur|Literatur]]</ref> mit zwei Seiten Text und einigen Skizzen enthält folgende Ratschläge
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R96361, Dachau, Konzentrationslager.jpg|mini|Propaganda-Aufnahme: Entlassung von Häftlingen im Zuge einer „Gnadenaktion“ zu Weihnachten 1933]]
:* zur Auswahl der Holzart abhängig davon, ob das Nagelholzmal gänzlich oder nur teilweise von Nägeln umschlossen ist
:* zur Entscheidung über die Abmessungen – Riegelmann empfiehlt hohe und schlanke Formen und gibt die Anzahl von etwa 30.000 bis 40.000 Nägeln pro Quadratmeter zu bedenken
:* zur Auswahl der Motive – Riegelmann hält das Eiserne Kreuz, das deutsche Schwert, die deutsche Eiche oder auch das 42 Zentimeter-Geschoss neben heraldischen Formen und Wappentieren für besonders geeignet. Da es Spendern widerstreben könnte, einen Nagel in die Figur eines noch lebenden Menschen zu treiben, rät er von solchen ab.


Noch in der Nacht des [[Reichstagsbrand]]es vom 27. Februar 1933 begannen die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] mit der Inhaftierung ihrer politischen Widersacher.<ref name="Zamecnik">Quelle: Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002.</ref> Viele Reichstagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Konservative, Liberale und Monarchisten wurden verhaftet.
Mit Kriegsende wurden die Statuen von ihren meist prominenten Standorten entfernt. Manche von ihnen wurden später wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Die Häftlinge wurden an verschiedenen Orten mit unterschiedlicher Zuständigkeit – [[Sturmabteilung]] (SA), SS, Innenministerien etc. – untergebracht. Die Orte werden heute als „wilde“ oder [[Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs#Frühe Konzentrationslager|frühe Konzentrationslager]] bezeichnet; es waren meist improvisierte Haftstätten. Dachau war das einzige der frühen KZ, das nicht bis zum [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] aufgelöst wurde: Himmler ließ es systematisch ausbauen und nahm es als Vorbild für spätere systematisch errichtete KZ.
== Liste von Kriegsnagelungen ==
=== Österreich ===
Orte, die seit dem Vertrag von St. Germain nicht mehr in Österreich liegen, siehe Abschnitte weiter unten.


== Geschichte ==
Wien:
=== Politischer Terror 1933–1934 ===
* Innere Stadt:
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-01-16, KZ Dachau, SS-Wachmannschaft.jpg|mini|SS-Wachmannschaft Ende Mai 1933]]
** Der ''[[Wehrmann in Eisen]]'', Holzfigur von 1914, war 8.&nbsp;März 1915 bis September 1916 als erste Kriegsnagelung am Schwarzenbergplatz in Verwendung. Er wurde 1934 am Amtshaus Felderstraße wieder aufgestellt.
** Auf Drängen eines Schülers wurde in der väterlichen Möbeltischlerei eine verkleinerte Version des ''Wehrmanns in Eisen'' hergestellt und im [[Akademisches Gymnasium|Akademischen Gymnasium]] benagelt.
** Im Handelsministerium wurde am 20.&nbsp;Mai 1917 das ''Posthorn in Eisen'' zur Benagelung aufgestellt.
* [[Alsergrund]] (Wien): Im ''Jägerheim'', dem Gasthaus von Matthias Hafenrichter in der Sechsschimmelgasse&nbsp;24, wurde der ''Waidmann in Eisen'' zur Benagelung aufgestellt. Die Figur zeigte einen Jäger mit Flinte und Rucksack auf der Pirsch. Die Spenden kamen gefallenen Berufsjägern zugute.
* [[Favoriten]] (Wien): Die Favoritener Sektion des [[Österreichischer Flottenverein|Österreichischen Flottenvereins]] stellte im Gasthaus von Hippolyt Mannas ein ''Hölzernes U-Boot'' zum Benageln auf. Der Ertrag sollte der Anschaffung eines weiteren Unterseeboots durch die [[Österreichische Marine|Kriegsmarine]] zugutekommen.
* [[Floridsdorf]]:
** Auf einem [[Bahnsteig|Perron]] des [[Nordbahn (Österreich)|Nordbahnhofs]] von Floridsdorf wurde ein ''Wehrschild'' zum Benageln aufgestellt.
** Der Gartenfreundeverein ''Neu-Brasilien'' veranstaltete in einem Gasthaus am 14.&nbsp;November 1915 die Benagelung der ''[[Franz Conrad von Hötzendorf|Hötzendorf]]-Eiche''.
* [[Grinzing]]: Im Weinbauort in Wien wurde ein vom Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule F. Barwig und seinen Schülern geschaffener ''Eiserner Weinstock'' ab dem 22. Juli 1915 benagelt.
* [[Hetzendorf (Wien)|Hetzendorf]]: Bei der Rosenkranzkirche von Hetzendorf wurde ein ''Kreuz in Eisen'' zum Benageln aufgestellt.
* [[Hietzing]]: Im Restaurant ''Zum weißen Engel'' von Ferdinand Miloch am Hauptplatz von Hietzing wurde am 12.&nbsp;August 1915 ein ''Wehrmann'' enthüllt.
* [[Kaiserebersdorf]]: Im [[Baracke]]nlager der Ersatzbatterie der 46.&nbsp;Landwehr-Feldhaubitz- und Kanonendivision wurde am 10.&nbsp;August 1915 der ''Doppeladler in Eisen'' in Anwesenheit von Erzherzog Leopold Salvator und dem [[k.k. Ministerium für Landesverteidigung|Minister für Landesverteidigung]] Freiherr von Georgi erstmals benagelt. Die Anregung dazu kam vom Kommandanten Hauptmann Viktor Bauer von Schildhaue.
* [[Landstraße (Wien)|Landstraße]]:
** Am 15.&nbsp;August 1915 wurde im Festsaal des Magistratischen Bezirksamts für den 3. Wiener Gemeindebezirk der ''Deutschmeister in Eisen'' benagelt.
** Am 3.&nbsp;Oktober 1915 wurde in der gedeckten Reitschule der [[Rennweger Kaserne]] eine von Angehörigen der k.k.&nbsp;Landwehr-Feldhaubitzendivision Nummer&nbsp;13 gefertigte ''Feldhaubitze in Eisen'' enthüllt. Entworfen wurde sie vom kriegsfreiwilligen Bildhauer [[Alfred Hofmann]]. Der Ertrag ging an den Witwen- und Waisenhilfsfonds der Division.
* [[Leopoldstadt]]:
** Der von Korporal Moritz Schindler gefertigte ''Wehrschild des Artilleristenbunds'' und mit den [[Hoheitszeichen|Emblemen]] der [[Artillerie]]waffe versehen, wurde nächst der [[Rotunde]] aufgestellt. Der Ertrag wurde zwischen dem [[Österreichisches Rotes Kreuz|Roten Kreuz]], dem Kriegsfürsorgeamt und dem Kriegshilfsbureaus zu gleichen Teilen geteilt.
** Vom Kommando des in der [[Erzherzog-Albrecht-Kaserne]] in Wien-Leopoldstadt stationierten Reservespitals Nummer 2 wurde der ''Sanitätsmann in Eisen'' in der Kaserne aufgestellt. Die Enthüllung nahm Admiral Erzherzog Karl Stephan vor.
* [[Meidling]]: Im Karl Ludwig-Gymnasium in der Rosasgasse wurde am 20. November 1915 ein von Schülern entworfener und angefertigter Wehrschild benagelt.
* [[Penzing (Wien)|Penzing]]: Im [[Casino Baumgarten]] wurde anlässlich eines Wohltätigkeits-Gartenfests des humanitären Vereins ''Kolschitzky'' ein ''eiserner Wehrmann'' zum ersten Mal benagelt. Spätere Nagelungen waren im Vereinslokal in der Schrankgasse&nbsp;9 (Wien-[[Neubau (Wien)|Neubau]]) während der Kanzleistunden möglich.
* [[Rodaun]]: Im April 1916 wurde auf dem Kirchenplatz von Rodaun ein ''Wehrschild'' zur Benagelung aufgestellt.
* [[Roßau (Wien)|Roßau]]: In einem Restaurant in der Grünentorgasse&nbsp;18 bestand ab 12.&nbsp;Oktober 1915 die Möglichkeit zur Nagelung einer ''Tischplatte''.
* [[Stammersdorf]]: Hier wurde der Wehrschild vom Männergesangsverein betreut.
* [[Wieden (Wien)|Wieden]]:
** Im Dezember 1915 wurde in der Gemeinde-Bezirkskanzlei des 4.&nbsp;Bezirks, Schäffergasse&nbsp;3, ein von der Bezirksvertretung Wieden gestifteter ''Wehrschild'' zur Benagelung aufgestellt, auf dem das Wappen der ehemaligen Gemeinde Wieden – und zwar eine Weide vor landschaftlichem Hintergrund – abgebildet war. Der Ertrag floss zur Hälfte dem Witwen- und Waisenhilfsfonds der gesamten bewaffneten Macht zu, zur anderen Hälfte kam er den Kriegswaisen, deren Väter ehemals im 4.&nbsp;Bezirk sesshaft waren, zugute. Entsprechende Unterlagen und Abbildungen befinden sich heute in der Dauerausstellung des Bezirksmuseums Wieden.
** Der Salzburger Volks- und Gebirgstrachten-Erhaltungs und Schuhplattlerverein ''D’Griabinga'' in Wien stellte in seinem Vereinslokal im Hotel Jägerhorn in der [[Wiedner Hauptstraße]] 108 einen ''Wehrschild'' zur Benagelung auf.
** Im Gastgarten des Gasthauses ''Zum goldenen Hechten'' in der Waaggasse wurde Ende August 1915 ein ''Wehrschild'' mit dem Wappen der Stadt Wien benagelt. ''(Ob hier genannte Wehrschild-Standorte ident sind, lässt sich leider nicht klären.)''
* (genauer Ort unbekannt): Aus Anlass einer Kriegsausstellung wurde ein von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, dem Besitzer der Krupp-Werke in Essen gespendetes ''U-Boot'' benagelt. Den ersten Nagel schlug Erzherzog Franz Salvator im Auftrag von Kaiser Franz Joseph&nbsp;I. ein.


Drei Wochen nach dem Reichstagsbrand entstand das Lager Dachau. Am 21.&nbsp;März 1933 gab Himmler, seit zwei Wochen als kommissarischer [[Polizeipräsidium München|Polizeipräsident von München]] im Amt, in einer Pressekonferenz die Errichtung eines politischen Konzentrationslagers bei Dachau bekannt.<ref>[http://www.holocaust-history.org/dachau-gas-chambers/photo.cgi?02 Abbildung: ''Münchner Neueste Nachrichten.'' März 1933]</ref> Schon am 22.&nbsp;März wurden etwa 150 Häftlinge von den Gefängnissen [[Justizvollzugsanstalt Landsberg|Landsberg am Lech]], [[Justizvollzugsanstalt Neudeck|Neudeck]] und [[Justizvollzugsanstalt München|Stadelheim]] auf das Gelände der stillgelegten ''Königlichen Pulver- und Munitionsfabrik Dachau'' gebracht. Die Haftnummer eins erhielt der Kommunist [[Claus Bastian]].<ref>Anna Andlauer: ''Claus Bastian – Der Häftling mit der Nummer 1.'' In: Hans-Günter Richardi (Hrsg.): ''Lebensläufe – Schicksale von Menschen, die im KZ Dachau waren.'' BoD – Books on Demand 2001, Dachauer Dokumente Bd. 2, ISBN 978-3-8311-2190-8, S. 27 f.</ref> Bewacht wurden sie in den ersten Tagen von der [[Polizei Bayern|Bayerischen Landespolizei]].<ref name="BPOL_Übersicht">{{Literatur | Autor=Barbara Diestel, Wolfgang Benz | Titel=Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung | Hrsg=Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit | Ort=München | Datum=1994 | Online={{Webarchiv | url=http://www.km.bayern.de/blz/web/300017/kzdachau.asp | wayback=20051203125310 | text=Das Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945}} |Abruf=2006-04-17 }}</ref> Ab 11.&nbsp;April teilten sich Polizei und SS die Bewachung des Lagers, die SS war als Hilfspolizei eingesetzt. Am nächsten Tag wurden die ersten Morde begangen, an den Häftlingen [[Rudolf Benario]], [[Ernst Goldmann]] und Arthur Kahn.<ref name="BPOL_Chronik">{{Literatur | Autor=Barbara Diestel, Wolfgang Benz | Titel=Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung | Hrsg=Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit | Ort=München | Datum=1994 | Online={{Webarchiv | url=http://www.km.bayern.de/blz/web/300017/chronik.asp | wayback=20070311021032 | text=''Chronik des Konzentrationslagers Dachau''}} |Abruf=2006-04-17 }}</ref> Zahlreiche weitere Todesfälle folgten, beispielsweise [[Fritz Dressel]], [[Wilhelm Aron]], [[Sebastian Nefzger]].
Weitere Orte:
* [[Alberndorf in der Riedmark]]: ''Wehrschild'' 1915, an der Südseite der Pfarrkirche;
* [[Amstetten]]: Der ''Eiserne Wehrmann'' wurde am 20.&nbsp;Juni 1915 enthüllt.
* [[Baden (Niederösterreich)]]: Im Badener Kurpark wurde 1917 für eine Spendenaktion ein ''Eiserner Wehrmann'' aufgestellt. Die gegenständliche Holzfigur war von einem russischen Kriegsgefangenen geschnitzt worden. Befindet sich heute im Badener [[Rollettmuseum]].
* [[Bad Ischl]]: Auf dem Gelände des Adria-Kriegshospizes wurde ein ''Wehrschild mit dem Wappen des Adria-Kriegshospizes'' zu Gunsten kriegskranker Ischler benagelt.
* [[Berndorf (Niederösterreich)|Berndorf]]: Der von [[Arthur Krupp]] aufgestellte ''Wappenbär'' war innerhalb von drei Wochen voll benagelt. [[Datei:Berndorf nagelbaer.jpg|mini|hochkant|Bär von Berndorf in seiner ''Höhle'']]
* [[Dorfgastein]]: Hier diente ein ''Wehrschild'' der Spendensammlung.
* [[Enns]]: Am 21.&nbsp;November 1915 fand die Erstbenagelung eines ''Eisernen Edelweiß'' durch das 2.&nbsp;Landesschützen-Regiment statt. Geschaffen wurde der Wehrschild von [[Adolph Johannes Fischer]].<ref>[[Wienbibliothek im Rathaus]]: ''Nageldenkmäler''.</ref> Heute im ''[[Tiroler Kaiserschützenmuseum]]'' [[Datei:Eisernes-Edelweiss.jpg|mini|hochkant|Im Auftrag der Stadt [[Enns]] geschaffener Wehrschild ''Eisernes Edelweiß'' (1915).]]
* [[Ernstbrunn]]: Ein ''Wehrschild mit dem Gemeindewappen'' wurde im Dezember 1915 im Gemeindesitzungssaal aufgestellt und benagelt.
* [[Feldbach (Steiermark)|Feldbach]]: im Tabormuseum der ''Landsturmmann''
* [[Feldkirch]]: Am 22.&nbsp;Oktober 1916 schlug [[Leopold Salvator von Österreich-Toskana|Erzherzog Leopold Salvator]] den ersten Nagel in den in der Marktgasse aufgestellten ''Wehrschild''. Der Entwurf stammt von [[Florus Scheel]] und wurde vom Tischlermeister Schobel angefertigt. Heute befindet er sich im Ratssaal der Stadt.
* [[Gmunden]]: Der Künstler [[Anton Gerhart]] schuf den E''isernen Wehrmann von Gmunden'' in Oberösterreich im Jahr 1915.
* [[Graz]]: In Graz gab es zwei Wehrmänner in Eisen:
** ''Der steirische Landsturmmann in Eisen 1915'' wurde von Professor [[Klemens Flömmel]] entworfen, vom Bildhauer [[Oskar Stollberg]] modelliert und von Hans und [[Peter Neuböck]] geschnitzt. Der vom Verein ''Grazer Herbstmesse'' gestiftete Wehrmann ist seit dem Ende des Ersten Weltkriegs verschollen.
** Auf Initiative von Offizieren des Infanterieregiments Nr.&nbsp;27 „Leopold&nbsp;II., König der Belgier“ wurde ein vom Bildhauer [[Wilhelm Gösser]] geschaffener ''Wehrmann'' am 15.&nbsp;August 1916 in der Dominikanerkaserne in Graz enthüllt. Diese Figur ist heute im [[Grazer Garnisonsmuseum]] am Grazer Schloßberg zu besichtigen.
* [[Hall in Tirol]]: Ein ''Eiserner Wehrschild'' zu Gunsten der Unterstützung von Witwen und Waisen gefallener Mannschaftspersonen des 14. Landwehrregiments.
* [[Innsbruck]]: Der Eiserne Wehrmann hatte hier den Namen ''Eiserner Blumenteufel''. Die Soldatenfigur wurde vom Bildhauer Johann Heinrich nach einem Entwurf von [[Albin Egger-Lienz]] aus Zirbenholz geschnitzt und in der Maria-Theresienstraße aufgestellt. Heute befindet er sich auf dem [[Bergisel]] im [[k.u.k. Kaiserjäger|Tiroler Kaiserjägermuseum]].
* [[Kaumberg]]: Ein vom Stationsvorsteher Franz Winter aus Lindenholz geschnitzter ''Wehrschild'' wurde benagelt.
* [[Klosterneuburg]]: Aus Anlass der Enthüllung des dortigen ''Wehrschilds'' in Gegenwart von Erzherzog Leopold Salvator wurden die österreichische, deutsche und türkische Hymne gespielt.
* [[Königstetten]]: Zur Vorfeier des Geburtstages von Kaiser [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Franz Joseph&nbsp;I.]] wurde im August 1915 ein ''Wehrschild'' enthüllt und benagelt.
* [[Krems an der Donau]]: Unter dem Protektorat des Kommandanten des [[Brückenkopf]]s Feldmarschall Franz Hauninger wurden der ''Wehrschild mit dem Stadtwappen'' (Entwurf: Architekt und Akademischer Maler [[Gustav Bamberger]]) sowie der ''Wehrarm'' Ende Juni 1915 erstmals benagelt.
* [[Kritzendorf]]: In Kritzendorf an der [[Donau]] wurde als Schmuck für den Kirchturm ein [[Mosaik]] aus über 30.000 Steinchen angefertigt. Dieses zeigte die österreichische Kaiserkrone, den Doppeladler mit gekreuzten Schwertern, den deutschen Reichsadler, ein kirchliches Kreuz sowie den Spruch: {{"|Gott zur Ehr – dem Vaterland zur Wehr – für unser Heer}} und {{"|1914 – 1916}}. Der Preis für die Steinchen lag zwischen zwei Kronen und zwanzig Heller.
* [[Leoben]]: Ein ''Wehrschild in Eisen'' wurde im November 1915 vom Ersatzbataillon des Landwehrinfanterieregiments Nummer&nbsp;4 zur Benagelung aufgestellt.
* [[Linz]]: Der akademische Bildhauer [[Adolph Wagner (Bildhauer)|Adolph Wagner]] schuf gegen Ersatz der Materialkosten den ''Eisernen Wehrmann''. Professor [[Moritz Balzarek]] errichtete den Pavillon, der den am 26.&nbsp;Mai 1915 enthüllten Wehrmann überdachte. Die Spendenaktion brachte 46.550 Kronen ein. Heute ist der Eiserne Wehrmann in [[Schloss Ebelsberg]] zu sehen
* [[Marchtrenk]]: Ein von einem russischen Kriegsgefangenen gefertigter und von einem Korporal aus [[Triest]] mit Schnitzereien verzierter Tisch regte hier die Spendenfreudigkeit an. Ausgestellt ist der ''Eiserne Tisch'' im Wasserturm des [[Kriegsgefangenenlager Linz-Auhof|ehemaligen Kriegsgefangenenlagers]].
* [[Mödling]]: Der ''Eiserne Mörser'', die von Erzherzog Leopold Salvator und seiner Gemahlin Erzherzogin Blanka am 22.&nbsp;August 1915 enthüllte hölzerne Nachbildung eines 30,5 Zentimeter-Skoda-Mörsers bereiste den [[Bezirk Mödling]], um in den größeren Orten der Bevölkerung Gelegenheit zum Spenden zu geben.
* [[Mürzzuschlag]]: Auf dem Bahnhof von Mürzzuschlag wurde am 6.&nbsp;August 1915 das ''Flugrad-Wehrschild'' zu Gunsten des k.k.&nbsp;österreichischer Militär-Witwen- und –Waisenfonds und jener Eisenbahner Mürzzuschlags, welche durch den Krieg in arge Not geraten waren, enthüllt.
* [[Poysdorf]]: Der Bildhauer [[Franz Theodor Zelezny|Franz Zelezny]] wurde beauftragt, einen ''Wehrschild mit dem Marktwappen'' anzufertigen, heute im [[Vinoversum Poysdorf|Stadtmuseum]] zu sehen.
* [[Reutte]]: Eine Kriegswohltätigkeits-Karte mit der Aufschrift ''Wehrmann Wappensäule Reutte'' deutet auch hier auf Spendensammlungen im Sinne des ''Eisernen Wehrmanns'' hin.
* [[Ried im Innkreis]]: In der [[Altkatholischen Kirche Ried|Altkatholischen Kirche von Ried]] findet sich am Chor ein ''Wehrschild in Form eines Eisernen Kreuzes'' mit schwarzen, weißen und gelben Nägeln.
* [[Salzburg]]: ''Kaiser [[Karl der Große]]'' wurde hier auf dem Alten Markt in den Dienst der Sache gestellt. Heute steht die von Professor [[Anton Aichler]] geschaffene Figur in der Festung Hohensalzburg beim Eingang zum ''[[Rainermuseum]]''.
* [[St.&nbsp;Georgen im Attergau]]: In der Attergaustraße steht noch heute ein Liste der denkmalgeschützten Objekte in |{{BDA Objekt Ref|118172|St. Georgen im Attergau|text=denkmalgeschützter}} ''[[Wehrschild (St. Georgen im Attergau)]]''.
* [[St.&nbsp;Pölten]]: In Anwesenheit von Erzherzog [[Leopold Salvator von Österreich-Toskana]], Fürstin Auerperg-Bräuner und Prinzessin Lobkowitz-Palffy wurde der ''Wehrmann'' erstmals benagelt. Zum Abschluss der Veranstaltung nahm der Erzherzog die [[Defilierung]] der aus diesem Anlass ausgerückten Truppen der [[Österreich-Ungarns Armee im Ersten Weltkrieg|k.u.k.&nbsp;Armee]] und Zöglingen der Unterrealschule ab.
* [[Stockerau]]: Die ''Eiserne Reitereiche'' wurde am 8.&nbsp;September 1916 enthüllt. Ein knorriger Eichenstamm trug am Fußende kriegerische Embleme und wurde von einem Reiterhelm gekrönt. Aufgestellt wurde diese Reitereiche von der Reserveoffiziersschule. Es wurde zudem ein Mosaik nach dem Entwurf von [[Leopold Forstner]] angefertigt, das die Aufschrift ''Ruhmreichen Helden zur ewigen Ehr. Witwen und Waisennot zur Wehr''. Diese befindet sich derzeit (2016) in der Krankenhauskapelle.
[[File:Stockerau Krankenhauskapelle Mosaik.JPG|thumb|In Stockerau wurde die Sammlung in Form eines Mosaiks durchgeführt]]
* [[Ternitz]]: Am 20.&nbsp;August 1916 wurde eine ''Wehrgranate in Eisen'' vom Männergesangsverein Ternitz zur Benagelung aufgestellt.
* [[Vöcklabruck]]: Der Wehrmann wurde von Hans Wildenberger, [[Holzfachschule Hallstatt]], geschnitzt, und war in einem Pavillon beim Stadtbrunnen aufgestellt. Er befindet sich heute im [[Heimathaus Vöcklabruck]].
* [[Wels (Stadt)|Wels]]: Das ''Standbild [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilians&nbsp;I]]'' mit Schwert und Reichsapfel wurde am 15.&nbsp;August 1915 am Kaiser-Josef-Platz in Wels enthüllt. Es stammt von dem Bildhauer [[Anton Gerhart]].
* [[Wiener Neustadt]]: Auf dem Hauptplatz von Wiener Neustadt wurde in Anwesenheit von Akademikern der [[Theresianische Militärakademie|Theresianischen Militärakademie]] und Zöglingen der [[Militärschulwesen (Österreich, 1900)|Militär-Oberrealschule]] [[Hranice na Moravě|Mährisch Weisskirchen]] <!--was??--> enthüllt.
* [[Wieselburg]]: Der örtliche ''Wehrmann'' in Eisen aus dem Jahr 1916 hat heute seinen Standort beim Eingang zum [[Schloss Wieselburg]]. Hier handelt es sich um keine Ritterfigur, sondern um einen Soldaten.
* <!--wo? in Wieselburg?? -->Der Österreichische Militär-Witwen- und Waisenfonds lässt 1916 zugunsten der Hinterbliebenen des am 8.&nbsp;August 1915 unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant [[Egon Lerch]] vor Venedig auf eine Mine aufgelaufenen U-Boots&nbsp;U-12 ein hölzernes ''U-Boot''-Modell benageln.
* [[Wörgl]]: 1917 wurde am Haupteingang der [[Stadtpfarrkirche Wörgl|Stadtpfarrkirche]] eine aus Holz geschnitzte, lebensgroße Ritterfigur in einem Wachhaus aufgestellt und von der Bevölkerung mit Schuhnägeln behauen. Für jeden Nagel musste eine Krone bezahlt werden. Heute befindet sich der ''Wehrburger'' (nach einer Burgruine in Wörgl-Boden benannt) im [[Wörgler Heimatmuseum]].<ref>Hans Gwiggner: ''Jahre voller Sorge.'' In: ''Wörgl. Ein Heimatbuch'', 1998, S.&nbsp;300&nbsp;ff.</ref>


Im Mai gelang [[Hans Beimler]] ([[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]]) die Flucht; bis zu seiner Inhaftierung war er Mitglied im Deutschen Reichstag gewesen. Im Ausland veröffentlichte er kurz darauf die Broschüre ''Im Mörderlager Dachau''.<ref>Hans Beimler: ''Im Mörderlager Dachau. Vier Wochen in den Händen der braunen Banditen.'' Moskau 1933 mit zahlreichen Nachdrucken und Übersetzungen unter anderem in englischer, französischer, jiddischer, polnischer und dänischer Sprache. Eine 1980 im Militärverlag der DDR erschienene kommentierte Neuausgabe enthält auch eine Biografie Beimlers mit Beiträgen von Karl Horn, Karl Pioch und Arthur Dorf.</ref> Der erste Kommandant war [[Hilmar Wäckerle]], er verfasste im Mai auf Anweisung Himmlers die erste vorläufige Lagerordnung. In ihr war festgehalten, dass die Gerichtsbarkeit des Lagers allein beim Kommandanten lag. Er konnte sogar Häftlinge zum Tode verurteilen, sofern zwei von ihm ernannte SS-Wachen zustimmten.<ref>Gründe für Todesstrafe waren z.&nbsp;B. „tätlich werden gegen Lagerpersonal“ oder „gemeinsame Gehorsamsverweigerung“ oder Anstiftung dazu.</ref> Anfang Juni übernahm die SS die alleinige Bewachung. Ende Juni wurde [[Theodor Eicke]] Lagerkommandant. Eicke zielte darauf ab, das Lager von Außenstehenden völlig abzuschotten. Selbst die Feuerwehr durfte das Gelände nicht betreten, um die Einhaltung der feuerpolizeilichen Vorschriften zu prüfen.<ref name="BPOL_Zofka">[http://www.km.bayern.de/blz/report/01_04/1.html Zdenek Zofka: ''Die Entstehung des NS-Repressionssystems.'']</ref> [[Karl Wintersberger]] von der Münchner Staatsanwaltschaft ermittelte während dieser Zeit wegen der ersten drei Häftlingserschießungen in Dachau.<ref>[http://www.hdbg.de/dachau/pdfs/03/03_04/03_04_01.pdf Staatsanwalt Karl Wintersberger – pdf] [http://www.zbdachau.de/history/ger2.htm]</ref> Nach wenigen Monaten wurden sämtliche Verfahren eingestellt. Das Konzentrationslager Dachau war zum rechtsfreien Raum geworden.<ref name="BPOL_Chronik" />
=== Deutschland ===


[[Datei:KZ Dachau - Postkarte.JPG|mini|[[Gefangenenpost (Konzentrationslager)|KZ-Häftlingspostkarte]] vom August 1933]]
Orte, die nicht mehr in Deutschland liegen, siehe Abschnitte weiter unten.


Beispielsweise waren Landtagsabgeordnete wie [[Alois Hundhammer]] ([[Bayerische Volkspartei|BVP]]) oder Reichstagsabgeordnete wie [[Ernst Heilmann]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) inhaftiert. Die zahlreichen Beispiele inhaftierter Politiker oder Aktivisten hatten auf die Öffentlichkeit eine einschüchternde Wirkung. Viele Dinge hatte die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bereits mit Hilfe von [[Politische Polizei|politischer Polizei]] und Justiz verwirklicht: den Einfluss von Gewerkschaften geschwächt, Parteien verboten oder aufgelöst, Länder und Gemeinden [[Gleichschaltung|gleichgeschaltet]], demokratische Verhältnisse abgeschafft. Rundfunk und [[Nationalsozialistische Filmpolitik|Film]] wurden gesteuert. Durch die Kontrolle bzw. Übernahme sämtlicher bestehender Vereine und Einschränkung der [[Meinungsfreiheit|Redefreiheit]] hatte man ideologische Kontrolle über die Kommunikation im Volk bekommen. Neue Oppositionsbildung gestaltete sich schwierig. Zu dieser Zeit existierten im Reich mehr als hundert überwiegend kleine Konzentrationslager, in denen Oppositionelle in „[[Schutzhaft (Nationalsozialismus)|Schutzhaft]]“ festgehalten wurden. Kaum jemand überblickte, wer inhaftiert war. Es unterlag der Willkür ehrgeiziger lokaler Nazis, jemanden zu verhaften oder wieder freizulassen. Bald kam es zu Reibereien in Fragen des Zuständigkeitsbereiches und zu Machtkämpfen. SA-Gruppenführer Schmid war zu dieser Zeit ''Sonderkommissar der Obersten SA-Führung'' bei der Regierung von Oberbayern. Er schrieb am 1.&nbsp;Juli 1933 einen ''Brandbrief'' an den Bayerischen Ministerpräsidenten [[Ludwig Siebert|Siebert]]:
* [[Aachen]]: Eine von C.&nbsp;Burger entworfene ''Rolands-Figur'' in der Rotunde des Elisenbrunnens, erste Nagelung am 26.&nbsp;September 1915
* [[Abensberg]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Achim (Landkreis Verden)|Achim]], Niedersachsen: ''Eisernes Kreuz'', das am 10.&nbsp;Oktober 1915 erstmals benagelt wurde
* [[Aerzen]], Niedersachsen: ''Eisernes Kreuz'', das am 27.&nbsp;Jänner 1918 erstmals benagelt wurde
* [[Altena]]: ''De eyserne Töeger'' wurde von Arnold Künne und den Gebrüdern Hechtenberg gestiftet und von Fritz Künne geschaffen.
* [[Jabel|Alt Jabel]] (Mecklenburg): ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Alveslohe]], Niedersachsen: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde am 17.&nbsp;Oktober 1915 erstmals benagelt
* Amberg: Hier wurde ein ''Bulgarisches Rotes Kreuz'' benagelt.
* [[Arnsberg]]: ''Aar von Eisen''.
* [[Aschaffenburg]]: Ein ''Wehrmann in Eisen'' wurde am 12.&nbsp;September 1915 erstmals benagelt.
* [[Aschendorf (Papenburg)|Aschendorf]]: Hier fertigten Schüler der örtlichen Rektoratschule eine große ''Kriegskarte'' zur Benagelung an. Die [[Neue Osnabrücker Zeitung#Geschichte|Ems-Zeitung]] berichtete darüber am 7.&nbsp;September 1915: {{"|Damit die Gebefreudigkeit bei den erhöhten Ausgaben zur Linderung der Kriegsnot infolge Unterstützung bedürftiger Kriegerfamilien und besonders der Hinterbliebenen gefallener Krieger nicht erlahmt, finden überall ‚Nagelungen‘ von Standbildern statt. Um der vielfachen Not, die nicht zuletzt in Aschendorf sich zeigt, steuern zu helfen, beschlossen die Rektoratschüler die ‚Nagelung einer größeren Kriegskarte‘ auf dem Schulflur vorzunehmen. Die Karte ist auf Karton und Holzplatte angebracht. Nach der Bedeutung der Orte wird die Nagelung ‚bewertet‘, welch’ letztere durch Nägel verschiedenen Metalls und verschiedener Größe hervortritt. Der Preis der Nägel bewegt sich zwischen 50&nbsp;d und 3&nbsp;M, doch darf die Grenze nach oben überschritten werden. Die Schüler sind nun mit Freuden bereit, aus ihren Ersparnissen zu ‚nageln‘, oder was wohl wirksamer ist, bei ihren Verwandten und guten Bekannten sich ‚Nägel‘ schenken zu lassen. Alle Freunde und Gönner der Schüler mögen sich dann diesen Jugendeifer ‚ansehen‘ und nach Herzenslust unterstützen. Die Namen der Geber werden mit der fortlaufenden Nummer der Nägel der Schulgeschichte beigefügt und der Erlös wird der kirchlichen Orts-Armenpflege übergeben.}}
* [[Augsburg]]: Die ''Wehrsäule'' wurde am 2.&nbsp;Juli 1916 erstmals benagelt. Gestaltet wurde die von 1916 bis 1945 auf dem Fischmarkt stehende Säule von Stadtbaurat Otto Holzer. Anlässlich der Enthüllung wurde von Hans Nagel der ''Prolog zur Enthüllung der Wehrsäule'' gedichtet und Wiltrud Herzogin von Urach spendete einen Nagel.
* [[Babenhausen (Schwaben)|Babenhausen]]: ''Löwe mit Wappenschild''.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.babhist.de/alltag/SU-alles.php | wayback=20100724013924 | text=1916-09-10 – Babenhausen}} auf archive.today</ref>
* [[Bad Bramstedt]]: Die notwendigen Beschlüsse zur Aufstellung einer Nagelfigur wurden zwischen September 1915 und Juli 1916 gefasst und auch Geld für die Auslagen bereitgestellt. Ob es zur Ausführung des Vorhabens kam, ist nicht gewiss.
* [[Bad Doberan]] (Mecklenburg): ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Bad Harzburg]]: Ein ''Eisernes Kreuz'', das entweder am 11.&nbsp;oder 17.&nbsp;August 1915 erstmals benagelt wurde.
* [[Bad Homburg vor der Höhe]]: ''Hl.&nbsp;Michael'': {{"|Der heilige Michael in Eisen nach einer Skizze Seiner Majestät des Kaisers und Königs entworfen und ausgeführt von Bildhauer [[Waldemar Fenn]] in Frankfurt am Main}}
* [[Bad Königshofen im Grabfeld]]: Ein ''Wappenschild'' wurde 1916 benagelt.
* [[Bad Nenndorf]]: Ein ''Wegweiser'' in Form eines efeuumrankten Baumstammes wurde im August 1916 erstmals benagelt.
* [[Bad Pyrmont]]: Der ''Erzengel Michael'' wurde am 21.&nbsp;Mai 1915 erstmals benagelt.
* [[Bad Reichenhall]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' oder ein christliches Kreuz wurde im Dezember 1915 erstmals benagelt.
* [[Bad Tölz]]: Ein ''Adler mit Justitia und Flammenschwert'' wurde am 2.&nbsp;Juli 1916 erstmals benagelt.
* [[Badbergen]]: Ein ''Eiserner Adler'' wurde am 2.&nbsp;September 1915 erstmals benagelt.
* [[Bardowiek]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde am 5.&nbsp;Dezember 1915 erstmals benagelt.
* [[Barsinghausen]]: Das ''Stadtwappen'' wurde am 2.&nbsp;Juli 1916 erstmals benagelt.
* [[Bassum]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde am 12.&nbsp;Dezember 1915 erstmals benagelt.
* [[Bayreuth]]: Ein ''Eisernes Schwert (Nothung)'' wurde von Hans Schmitz gestaltet und am 28.&nbsp;Mai 1916 erstmals benagelt.
* [[Behrendorf (Nordfriesland)]]: Hier fand eine Benagelung in einer Mädchenschule statt.
* [[Berchtesgaden]]: ein ''Eisernes Kreuz''
* Berlin
** [[Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]]: Ein runder ''Wehrschild mit einem Löwenmotiv'' mit 71&nbsp;Zentimetern Durchmesser (ca.&nbsp;6000 Nägel) trägt auf der Rückseite die Aufschrift: {{"|Jugenddank für Kriegsgeschädigte, E.V., Charlottenburg}}
** [[Berlin-Halensee|Halensee]]: Aufstellung eines ''Hindenburg-Schildes'' auf den Terrassen am Halensee. Nagelung täglich.
** [[Berlin-Lichtenberg|Lichtenberg]]: Aufstellung des ''Deutschen Schwertes'' an der Möllendorffstraße/Ecke Parkaue.
** [[Berlin-Lichterfelde|Groß-Lichterfelde]]: ''Gedenkschild für den gefallenen Lehrer Fritz Meyer''.
** [[Berlin-Neukölln|Neukölln]]: Enthüllung des ''Eisernen Mannes'' (Ritterfigur) auf dem Herzbergplatz am Tage der Einweihung des Eisernen Hindenburg.
** [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]]: Auf dem Bayrischen Platz von Schöneberg wurde im September 1915 eine ''Eiserne Tür'' zum Benageln aufgestellt.
** <!--Berlin-Tiergarten|-->Tiergarten: Aufstellung des ''[[Eiserner Hindenburg|Eisernen Hindenburgs]]'' auf dem Königsplatz an der Südseite der Siegessäule. [[Datei:Eiserner Hindenburg.jpg|mini|hochkant|Der eiserne Hindenburg]]
* [[Bielefeld]]: Ein ''Eiserner Wehrmann''
* [[Bleckede]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde am 24.&nbsp;Oktober 1915 erstmals benagelt.
* [[Blexen]]: Laut einer Notiz der [[Nachrichten für Stadt und Land]] vom 1.&nbsp;Oktober 1915 wurde ein ''Eiserner Hindenburg'' {{"|erfreulich stark benagelt}}.
* [[Bochum]]: Die ''Figur eines Schmieds'' wurde vom Bildhauer Bürgerlin aus München gefertigt.
* [[Boffzen]]: ein ''Wehrschild''
* [[Boitzenburger Land|Boitzenburg]]: ''Eisernes Kreuz'' an der Kirchentür
* [[Bonn]]:
** Die ''Arndt-Eiche'' wurde vom Bildhauer Wilhelm Menser entworfen und stand auf dem Münsterplatz.
** In der städtischen Fortbildungsschule wurde ein ''Hindenburg-Schwert'' zur Nagelung aufgestellt. Es sollte zur bleibenden Erinnerung im Festsaal der Schule aufbewahrt werden.
* [[Bramsche]]: eine ''Rose''
* [[Brandenburg an der Havel]]: Der ''Nagel-Roland'' befand sich vor dem Altstädtischen Rathaus und wurde am 17.&nbsp;Oktober 1915 erstmals benagelt. [[Datei:Roland - Brandenburg an der Havel.jpg|mini|hochkant|Roland in Brandenburg an der Havel]]
* Braunschweig: Der ''[[Eiserner Heinrich (Braunschweig)|Eiserne Heinrich]]'', ein Standbild Heinrichs des Löwen, wurde ab dem 5.&nbsp;Dezember 1915 auf dem Platz vor dem Braunschweiger Schloss benagelt. Jetzt befindet er sich im ''Landesmuseum Braunschweig''. [[Datei:Braunschweig Eiserner Heinrich Postkarte 19 H XVI H I 2 1915 (Stadtarchiv Braunschweig).JPG|mini|Der [[Eiserner Heinrich (Braunschweig)|Eiserne Heinrich]] vor dem [[Braunschweiger Schloss]]]]
* [[Bremen]]: Am 15.&nbsp;Juli 1915 wurde vor dem Rathaus der ''Eiserne Roland'', eine ''[[Roland (Statue)|Rolandsfigur]]'', aufgebaut. Es handelte sich dabei um eine Rolandstatue, in die jeder Bürger für 10&nbsp;Pfg. pro Stück einen eisernen Nagel einschlagen konnte. Es gab auch eine Spendenurkunde dazu.
* [[Bremerhaven]]:
** Die ''Kriegssäule'' wurde in der 2.&nbsp;Septemberhälfte des Jahres 1915 benagelt.
** [[Lehe (Bremerhaven)|Lehe]]: ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Bremervörde]]: Ein ''Deutscher Krieger'' wurde ab dem 31.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Brinkum (Stuhr)|Brinkum]] Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab dem 26.&nbsp;März 1916 benagelt.
* [[Brüel]] (Mecklenburg): ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Bützow]] (Mecklenburg): das ''Stadtwappen''
* [[Celle]]: zwei ''Wehrschilde'' (heute im Garnisonsmuseum)
* [[Cham (Oberpfalz)|Cham]]: ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Clausthal-Zellerfeld|Clausthal]]: ein ''Nageltisch''
* [[Cuxhaven]]: ''Eiserne Kreuze'' wurden vor dem 11.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Darmstadt]]: ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Delmenhorst]]: Das ''Stadtwappen'' wurde am 14.&nbsp;Mai 1916 erstmals benagelt. Es befindet sich heute (2016) in der Abteilung Stadtmuseum des ''Nordwestdeutschen Museums für IndustrieKultur'' auf dem ehemaligen Gelände der [[Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei|Nordwolle]]
* [[Diepholz]]: Ein ''Eisernes Buch'' wurde ab Juni 1916 benagelt.
* [[Dockenhuden]]: Im Dockenhudener Park wurde eine ''Sitzbank'' mit dem Wappen von [[Schleswig-Holstein]] und einem Spruch zur Benagelung aufgestellt.
* [[Dömitz]] (Mecklenburg): ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Dorstadt]]: ein ''Schild mit Eisernem Kreuz'' wurde ab 27.&nbsp;Februar 1916 benagelt.
* [[Dortmund]]: Eine ''[[Reinoldus]]-Figur'' von dem Dortmunder Bildhauer [[Friedrich Bagdons]] als Kopie eines mittelalterlichen Originals in der [[St. Reinoldi (Dortmund)|Reinoldikirche]] wurde vor dem historischen Rathaus aufgestellt. [[Datei:Dortmundnagela.jpg|mini|hochkant|Reinoldusfigur in Dortmund]]
* [[Dresden]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde bei der Löwen-Apotheke am Altmarkt benagelt.
* [[Düsseldorf]]: [[Bergischer Löwe]] des Düsseldorfer Bildhauers [[Johannes Knubel]] auf der [[Königsallee (Düsseldorf)|Königsallee]]; eine Nachbildung aus Metallguss von [[Philipp Harth]] steht seit 1963 am gleichen Platz.
* [[Eichstätt]]:
** Das Wappen, entworfen von Bühlmann, wurde 1916 am westlichen Tor der ehemaligen Johanniskirche benagelt.
** Ein ''Eiserner Wehrmann'' mit Schild, entworfen von Bühlmann, wurde ab dem 11.&nbsp;Juli 1916 benagelt.
* [[Einbeck]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' auf einer Tischplatte wurde ab dem 14.&nbsp;September 1915 benagelt.
* [[Elberfeld]]: ein ''Wehrmann''
* [[Elmshorn]]: ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Elsfleth]]: ein ''Anker''
* Emden: Nagelfigur ''[[De Isdern Keerl van Emden]]'' in Form eines Ritters nach Gesichtszüge von [[Fregattenkapitän]] [[Karl von Müller (Marineoffizier)|Karl von Müller]], dem Kommandanten des Kleinen Kreuzers [[SMS Emden (1908)|SMS&nbsp;Emden]]. Entwurf von Liebsch, 1915 aufgestellt. [[Datei:Nagelbild Isern Kerl in Emden nach dem Konterfei von Fregattenkapitän Karl von Müller. Entwurf von Liebsch.jpg|mini|hochkant|''Isern Kerl'' in Emden]]
* [[Erfurt]]: ''Eiserner Landsturmmann''
* [[Kreis Erkelenz]]: ''Eisernes Wappen''. 1915, Bildhauer [[Peter Tillmanns]]. Verbleib unbekannt.<ref>Richard Jochims: ''Der „Eiserne“ Johann. Ein Kriegswahrzeichen aus dem Ersten Weltkrieg.'' In: ''Heimatkalender des Kreises Heinsberg'', 2014. {{ISSN|1615-7761}}. {{OCLC|1785040}}. S. 152.</ref>
* [[Essen]]: Die Nagelfigur ''Schmied von Essen'' des Berliner Bildhauers [[Ludwig Nick]] (1873–1936) wurde 1915 in einem vom Essener Architekten [[Edmund Körner]] entworfenen Pavillon auf dem Bahnhofsvorplatz aufgestellt.
* [[Fischbeck (Hessisch Oldendorf)|Fischbeck]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Frankfurt am Main]]: Ein ''Eiserner Adler'', der nach einem Entwurf des Bildhauers Stock gefertigt wurde, wurde als Hilfe für kriegsgefangene Deutsche benagelt.
* [[Frankfurt (Oder)]]:
** Eine Ansichtskarte zeigt einen ''Eisernen Wehrmann'', wie er zum Kampf bereit Schwert und Schild mit dem Frankfurter Wappen hält. Der Sockel trägt die Inschrift: {{"|In Staub mit allen Feinden Brandenburgs}}. Ein klein gedruckter Text weist auf {{"|[[Bruno May]], Stuttgart}} hin, der der Schöpfer der Figur war, die Einweihung fand am 28.&nbsp;Januar 1916 statt.
** Im Museum Viadrina befindet sich ein ''Nagelschild'' mit dem Abbild eines Soldaten und einem Eisernen Kreuz, in dem {{"|Friede}} geschrieben steht.
* [[Freiburg im Breisgau]]: Am Schwabentor wurde ein ''Nagelbaum'' aufgestellt. Die Preise für die Nägel lagen zwischen einer Mark (eiserner Nagel) und zehn Mark (vergoldeter Nagel). Der Spender erhielt eine Urkunde, die bestätigte, dass man zu Ehren Deutschlands einen Nagel eingeschlagen hatte.
* [[Frensdorf]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde zwar geplant, ob es verwirklicht wurde, ist aber nicht bekannt.
* [[Furth im Wald]]: ''Eisernes Kreuz''. Es steht unkommentiert im Heimatmuseum, dem ''Landestormuseum'', das im Stadtturm untergebracht ist, und kann dort besichtigt werden.
* [[Geislingen (Steige)|Geislingen an der Steige]]: ein ''Eiserner Helfensteiner''
* [[Görlitz]]: Ein ''Eiserner Wehrmann'' wurde vom Holzbildhauer Riediger geschaffen.
* [[Görries]] bei Schwerin: ''Eisernes Kreuz''
* [[Goslar]]: Am 1.&nbsp;August 1915 fand mit der Benagelung von Ehrenschilden die erste Nagelung in Niedersachsen statt.
* [[Grabow (Elde)|Grabow]]: ''Eisernes Kreuz'' sowie Wehrschild mit Spruch
* [[Grevesmühlen]]: Benagelung der ''Kirchentür''
* [[Groß Bartensleben]]: ''Nagelkreuz'' mit dazugehöriger Spenderliste vom 10.&nbsp;Juni 1916.
* [[Gütersloh]]: Ein ''Die deutsche Fahne verteidigender Adler'' auf einer Säule, wobei ab 21.&nbsp;Oktober 1915 der Eichenkranz der Säule benagelt wurde. Der Entwurf stammt vom Architekten Viemann.
* [[Hagen]]:
** Ein ''Eiserner Wehrmann'' in Gestalt eines Schmiedes, die am 28.&nbsp;November 1915 aufgestellt wurde; die Figur ist eine Schöpfung von [[Friedrich Bagdons]]. Nach dem Krieg wurde der Schmied vom Rathausvorplatz in die Stadthalle gebracht. Am 29.&nbsp;Jänner 1934 kam er wieder vor das Rathaus und nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] kam er auf den Städtischen Bauhof. Nächste Station war der Eingangsbereich des Museums für Stadt- und Heimatgeschichte. 1998 wurde der Schmied ins Stadtmuseum in Eilpe gebracht. Nach dem Ersten Weltkrieg blieb eine Stiftung mit dem Namen ''Der eiserne Schmied von Hagen'' aktiv, die sich um Kriegswaisen und die Hinterbliebenen von Gefallenen kümmerte.
** [[Haspe]]: Diese Nagelfigur ''(Nageltür)'' stammt aus dem Jahr 1916. Ein Relief mit dem golden unterlegten Umlauftext {{"|Sei Amboss bei des Schicksals Schlägen, sonst sollst du dich als Hammer regen}} und die Jahreszahlen 1914 – 1916. Dargestellt wird auf dem Relief das Wappen von Haspe (Amboss und Hammer) und vor gekreuzten Schwertern das Wappen des Deutschen Kaiserreichs. Ausgestellt ist dieses Symbol in der Hauptschule Heubing.
* [[Halberstadt]]: Eine Gedenkkarte weist auch hier auf einen ''Eisernen Wehrmann'' hin
* [[Hamburg]]: insgesamt (auf das jetzige Hamburger Stadtgebiet bezogen) 37 Kriegswahrzeichen zum Benageln zuzüglich 5 Schulnagelungen<ref>Gerhard Schneider – In eiserner Zeit.</ref> [[File:Der Eiserne Michel in Hamburg.jpg|thumb|Der Eiserne Michel in Hamburg, Nagelbild. Illustrirte Zeitung 1916]]
** Zum Jahrestag der Mobilmachung am 2.&nbsp;August 1915 wurde am Jungfernstieg der ''Eiserne Michel'' enthüllt. Der Ertrag der Benagelung ging zu gleichen Teilen an die ''Hilfe für kriegsgefangene Deutsche'' und der ''Hamburgischen Kriegshilfe'', die Holzfigur bestand aus 1000-jährigem Kameruner Birnbaumholz und war von Bildhauer [[Anton Kling]] geschaffen worden.
** [[Hamburg-Altona|Altona]] Der ''Isern Hinnerk'' wurde am 7.&nbsp;Juli 1915 erstmals benagelt und steht jetzt im Museum von Altona.
** [[Hamburg-Harburg|Harburg]] Ein ''Eiserner Schützenvogel'' wurde ab 2.&nbsp;September 1915 benagelt.
* [[Hameln]]:
** Ein ''Schild mit Wappen'', benagelt ab 2.&nbsp;September 1915
** Ein ''Eiserner Adler'' der [[Obertertia]] des Heinrich-Hertz-Gymnasiums wurde zu Weihnachten 1915 benagelt.
** ''Ehrenschild für Hindenburg'', benagelt ab 1.&nbsp;Juli 1917
* [[Hamm]]: Hier fand die Kriegsnagelung auf dem Marktplatz vor der Pauluskirche statt. Dort wurde der ''Eiserne Graf'', eine Verkörperung des Stadtgründers, in einem Pavillion aufgestellt. Die Figur ersetzte hier die Germania, die anlässlich der Reichsgründung aufgestellt worden war. Der Entwurf, heute im Gustav-Lübcke-Museum zu sehen, und die Holzplastik stammten vom deutsch jüdischen Künstler [[Leopold Fleischhacker]]. Im Volksmund erhielt das Kunstwerk den Namen ''[[Nagelgraf]]''. Die Figur ging nach dem sie 1925 in das Stadthaus verbracht wurde 1944 im Bombenkrieg zu nächst verloren und wurde erst Jahre nach dem Krieg aus dem Schutt schwer beschädigt und kopflos geborgen.
* [[Hann. Münden|Hannoversch Münden]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab dem 7.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Hannover]]: Insgesamt 10 Kriegswahrzeichen zum Benageln<ref name="Gerhard Schneider">Gerhard Schneider.</ref> Das Sachsenross wurde ab 15.&nbsp;August 1915 benagelt.
** Ein ''Roland'' wurde in der Hildesheimer Straße&nbsp;27 aufgestellt und ab dem 5.&nbsp;März 1916 benagelt. Gestiftet wurde die Figur vom Gastwirt Heinrich Bleitner und vom Bildhauer H.&nbsp;Klawe geschaffen.
** Ein ''Tisch'' wurde im Gasthaus zum Bahnhof (Hannover-Hainholz) benagelt.
** Eine ''Feldkanone'' wurde ab Ende August 1915 benagelt.
** Eine weitere ''Feldkanone'' wurde ab April 1916 benagelt.
** Von der Schützengesellschaft der Bürgervereine Südost-Heidorn wurde eine Schützenscheibe im Mai 1916 benagelt.
* [[Haste (Osnabrück)]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab dem 28.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Heidelberg]]:
** Aus Heidelberg stammt die Kombination ''Eisernes Kreuz'' und das ''Eiserne Buch''. Nachdem die Spender ihren Nagel in das Eiserne Kreuz geschlagen hatten, durften sie sich in das Eiserne Buch eintragen. Seit diese beiden Symbole am 26.&nbsp;Juni 1915 vor zahlreichen Ehrengästen der Öffentlichkeit übergeben wurden, trugen sich bis Juli 1917 etwa 15.000 Personen in das Eiserne Buch ein. Ungefähr 20.000 Nägel wurden in das Eiserne Kreuz genagelt und dem örtlichen Roten Kreuz 28.498,40&nbsp;Mark an Spenden übergeben. Am häufigsten eingetragen in das Eiserne Buch hat sich [[Eugen von Jagemann]]. Er war Vorsitzender des Bezirksausschusses des [[Deutsches Rotes Kreuz|Roten Kreuzes]] und nahm jeden Erfolg der [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|Deutschen Armee]] zum Anlass, einen Nagel in das Eiserne Kreuz zu schlagen. Begonnen hatte er am 18.&nbsp;August (Eroberung von [[Kaunas|Kowno]]) und endete am 4.&nbsp;März 1916 (Heimkehr des [[SMS Möve (1914)|Hilfskreuzers SMS&nbsp;Möve]]).
** [[Heidelberg-Rohrbach|Rohrach]]: ein ''Wappen''
* [[Heilbronn]]: ein ''Ritter Eisenhart'', benagelt ab 12.&nbsp;Mai 1915 bis Anfang 1916. Königin Charlotte persönlich schlug den ersten Nagel (mit königlichen Wappen) in den Ritter oben in die Stirn. 1944 verbrannt.<ref>[http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?ID=28317 Eintrag zur Nagelfigur ''Eisenhart''] in der Datenbank HEUSS des [[Stadtarchiv Heilbronn|Stadtarchivs Heilbronn]], Zeitgeschichtliche Sammlung Signatur ZS-6801.</ref>
* [[Heinsberg]]: ''Eiserner Johann''. Eisenholzfigur. Sommer 1916, Bildhauer [[Heinrich Joseph Koulen]]<ref>Richard Jochims: ''Der „Eiserne“ Johann. Ein Kriegswahrzeichen aus dem Ersten Weltkrieg.'' In: ''Heimatkalender des Kreises Heinsberg'', 2014. {{ISSN|1615-7761}}. {{OCLC|1785040}}. S. 147–152.</ref>
* [[Hof (Saale)|Hof]]: das ''Stadtwappen'' als Nagelbild
* [[Hohen Sprenz]] (Mecklenburg): ein ''Eisernes Kreuz''
* [[Holzkirchen (Oberbayern)|Holzkirchen]] (Bayern): Ein von der Liedertafel Holzkirchen gestifteter ''Wehrschild'' wurde ab 18.&nbsp;Dezember 1915 benagelt.
* [[Holzminden]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 19.&nbsp;Dezember 1915 benagelt.
* [[Holzwickede]]: Ein ''Wappenteller'' aus Eichenholz von 1,4m Durchmesser wurde vom 30.&nbsp;Januar bis Ostern 1916 benagelt und erbrachte eine Spendensumme von ca.&nbsp;3500 Mark. Hergestellt wurde die Tafel in der Holzwickeder Schreinerei W.&nbsp;Garre vom Zeichner und Kunsttischler Broll.<ref>Der Teller ist inkl. Beschreibung in der Heimatstube Holzwickede zu besichtigen.</ref>
* [[Ingolstadt]]: ein ''Löwe auf einer Säule''
* [[Itzehoe]]: In Itzehoe wurde im Dezember 1915 eine von Professor Schwindrazheim entworfene und vom Bildhauer Behrmann geschaffene Figur ''Karl der Große'' zur Benagelung aufgestellt.
* [[Jüterbog]]: Eine rund 2,6 Meter große Nagelfigur mit dem Aussehen des ''Heiligen Mauritius'' und den Gesichtszügen Hindenburgs wurde von Karl Kiesche geschaffen, im Schulhof der Schillerschule aufgestellt und ab 21.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Kaiserswerth]]: ''Barbarossa''-Figur
* [[Kassel]]:
** ein [[Obelisk]]
** Im Ehrenhof des Rathauses wurde am [[Sedantag]] erstmals die Nachbildung eines althessischen ''Zaitenstocks'' (Brunnenstock) benagelt.
* [[Kaufbeuren]]: Am Wahrzeichen der Stadt, dem [[Fünfknopfturm (Kaufbeuren)|Fünfknopfturm]], wurde 1917 ein großformatiges ''Kriegswahrzeichen'' mit den Wappen der [[Mittelmächte]] angebracht, das mit unterschiedlich großen Nägeln beschlagen wurde.
[[Datei:Wehrschild-kaufbeuren.jpg|mini|hochkant|Der Wehrschild am Fünfknopfturm in Kaufbeuren]]
* [[Kiel]]:
** Ein ''Löwe'', der von dem Essener Architekten Edmund Körner entworfen wurde, wurde in der Mädchen-Mittelschule benagelt.
** Ein ''U-Boot'' wurde ab dem 22.&nbsp;September 1915 benagelt.
* [[Kirchgellersen]]: Ein ''Kreuz'' wurde ab 5.&nbsp;Dezember 1915 benagelt.
* Klein [[Bartensleben]]: ''Nagelkreuz'' aus Eiche (Eisernes Kreuz)
* [[Kleve]]: Der ''Eiserne Mann'', eine [[Plastik (Kunst)|Plastik]] des Klever Bildhauers Joseph Brüx, wurde 1916 benagelt.
* Köln: ''[[Dä kölsche Boor en Iser]]'' ist heute noch im [[Kölnisches Stadtmuseum|Kölnischen Stadtmuseum]] zu sehen. Entwurf und Ausführung stammen von dem österreichischen Bildhauer [[Wolfgang Wallner]]. Als Spendenanreiz gab es Anstecknadeln mit dem Bildnis des Kölner Bauern. Der Entwurf hierzu stammt von [[G.&nbsp;Hermeling]].
* [[Kornwestheim]]: Die ''Rathaustür'' im [[Rathausturm Kornwestheim]] wurde benagelt
* [[Klütz]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Königswinter]]: ''[[Siegfried der Drachentöter|Siegfried]] der Drachentöter'', Holzplastik von [[Franz Josef Krings]]. Aufgestellt 3.&nbsp;Oktober 1915.<ref>[[Angelika Schyma]]: ''Schlag auf Schlag – Der „Eiserne Siegfried“ von Königswinter: Ein Beitrag zum Ersten Weltkrieg''. In: Denkmalpflege im Rheinland. 31. Jahrgang 2014, Heft 3, S. 101–105 ({{ISSN|0177-2619}}).</ref>
* [[Krefeld]]: Eine Skulptur ''Heiliger Georg'' wurde von Helene von Beckerath entworfen und ab 1915 am Ostwall gegenüber dem Hotel ''Krefelder Hof'' benagelt. 1930 wurde sie im heutigen Museumszentrum Burg Linn aufgestellt. Das gesammelte Geld wurde für die Unterstützung von Witwen und Waisen Gefallener sowie zur Errichtung eines Denkmals für die gefallenen Krefelder verwendet.
* [[Kröpelin]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Kühlungsborn]] (früher Arendsee): ''Eisernes Kreuz''
* [[Lamspringe]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab dem 24.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Landau in der Pfalz|Landau]]: ein ''Feldgrauer''
* [[Landshut]]: Die Rathaustür wurde mit einem ''Eisernen Kreuz'' benagelt.
* [[Lauenförde]]: Ein ''Wehrschild'' wurde ab 31.&nbsp;Oktober 1917 benagelt.
* [[Leer (Ostfriesland)|Leer]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 22.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* Leipzig: Am 17.&nbsp;Juli 1915 wurde auf dem [[Naschmarkt (Leipzig)|Naschmarkt]] die von [[Mathieu Molitor]] geschaffene Statue des ''[[Wehrmann in Eisen (Leipzig)|Wehrmanns in Eisen]]'' aufgestellt.
* [[Lindau (Bodensee)]]: 1916 wurde das ''Bild eines Schiffs'' benagelt.<ref>Heinrich Schützinger: ''Das Lindauer Kriegswahrzeichen.'' In: ''Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung'', 45. Jahrgang 1916, S. 3–6. ([http://www.bodenseebibliotheken.eu/page?vgeb-j1916-t-A003 Digitalisat]); der Artikel enthält auch kritische Bemerkungen zu Nagelfiguren nach lebenden Personen.</ref>
* [[Lingen (Ems)|Lingen]]: Das ''Stadtwappen'' wurde ab 1.&nbsp;Jänner 1916 mit einem Eisernen Kreuz benagelt.
* [[Lübeck]]: ''Adler''
* [[Lübtheen]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Lübz]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Ludwigslust]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Lüneburg]]: Der ''Eiserne [[Hermann Billung]]'' wurde zum Benageln aufgestellt.
* [[Magdeburg]]:
** Ein ''Adler'' wurde benagelt zum Besten des Jugenddanks für Kriegsbeschädigte von der Jugendabteilung des Deutschen Privatbeamten-Vereins in Magdeburg.
** Ein ''Roland'' wurde 1915 von [[Rudolf Bosselt]] entworfen, in der Werkstatt von Hermann Koch & Sohn hergestellt, aber nicht benagelt. Ursprünglich war er in der Kunstgewerbeschule aufgestellt, danach im Kulturhistorischen Museum. Ab Ostern 1933 befand er sich bis Dezember 1940 beim Rathaus. Da er verwittert war, wurde er anschließend auf den städtischen Bauhof überstellt. Im Winter 1945/1946 soll er als Brennmaterial verheizt worden sein.
* Mainz: Errichtung der sieben Meter hohen ''[[Nagelsäule (Mainz)|Nagelsäule]]'', am 1.&nbsp;Juli 1916 wurde das Monument in einer pompösen Feier eingeweiht. Mit ''Eisernem Kreuz'' und dem Spruch {{"|In Kriegsnot helf uns Gott}} bekrönt und aus Eichenstämmen und drei umgebenden Steinsäulen bestehend. Am 20.&nbsp;August 1916 war die Nagelung der Säule mit mehr als 100.000 Metallnägeln beendet und brachte insgesamt 170.000&nbsp;Mark ein
* [[Malchin]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Mannheim]]:
** Ein ''Roland mit Schild'' wurde von dem Mannheimer Bildhauer Hermann Taglang (* 1877; † 1951)<ref>[http://www.suedkurier.de/galerie/bildergalerien/Erster-Weltkrieg-Portraets;cme1330773,8881528 ->>> Bild 84].</ref> geschaffen und ab 1915 benagelt. [[Datei:Nagelfigur Mannheim 1915.jpg|mini|hochkant|Nagelfigur ''Roland'' mit Mannheimer ''Stadtwappen'']]
** Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde im Ballhaus im Schlossgarten ab 1916 benagelt. [[Datei:Nagelbuch Mannheim 1916.jpg|mini|''Nagelbuch'', in das sich Spender einer Nagel-Aktion 1916 in Mannheim eintragen durften.]]
* [[Marburg]]: Am 3.&nbsp;September 1916 wurde auf dem Marktplatz vor dem Rathaus ein Nagelmal in Form einer Säule eingeweiht. Bis 1919 kamen knapp 3.500 Mark für die Kriegswohlfahrt zusammen. Im Sommer 1919 wurde das Denkmal in den Schülerpark überführt, wo sich noch heute der Sandsteinsockel befindet. Die städtischen Akten zum Denkmal enden 1926, der weitere Verbleib ist ungeklärt.
* [[Meldorf]]: Der ''Benagelte [[Wulf Isebrand]]'' ist jetzt im [[Dithmarscher Landesmuseum|Dithmarschen Landesmuseum]] ausgestellt.
* [[Melle]]: Ein Feldgrauer Soldat wurde ab 14.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Mindelheim]]: hölzerne ''Glocke''
* [[Memmingen]]: ''Wappen''-Nagelung, eingebaut in die Wandvertäfelung zu beiden Seiten eines Bildfensters im Ratssaal des [[Rathaus (Memmingen)|Memminger Rathauses]] (Beginn der Ehrennagelung am 12.&nbsp;Mai 1918)
* [[Merseburg]]: Die Sagenfigur eines ''Raben mit Ring'' wurde 1915 benagelt.
* [[Mölln]]: ''Eisernes Kreuz'' (um 1995 lag es im früheren Kohlenkeller der St.-Nicolai-Kirche)
* [[Munster (Örtze)|Munster]]: Ein ''Bienenkorb'' wurde ab 5.&nbsp;März 1916 benagelt.
* [[Münster (Westfalen)]]: Die Figur eines ''Junggermanen'' wurde am 2.&nbsp;September 1915 auf dem Prinzipalmarkt aufgestellt.
* [[Neuburg an der Donau]]: Eine Skulptur des ''Kronprinzen Rupprecht'', des Siegers der Lothringer Schlacht, wurde benagelt.
* [[Amt Neuhaus|Neuhaus an der Elbe]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 17.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Neumarkt in der Oberpfalz]]: Ein hölzernes Standbild des sagenhaften ''Stadthelden [[Veit Jung]]'' wird ab April 1916 benagelt.
* [[Neustadt am Rübenberge]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 19.&nbsp;Dezember 1915 in eine Tischplatte genagelt.
* [[Neustadt an der Weinstraße|Neustadt an der Haardt]]: Das ''Stadtwappen'' wurde ab 1915 benagelt.
* [[Marschacht|Niedermarschacht]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 21.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Nienburg/Weser|Nienburg]]: Ein ''Wehrschild'' mit Helm wurde ab August 1916 benagelt.
* [[Nörvenich]] Ein ''Malteserkreuz'' wurde benagelt, da der Burgbesitzer Mitglied des Malteserordens war. (2009 sehr gut erhalten) [[Datei:Malteser 1914.jpg|mini|Genageltes Malteserkreuz aus Nörvenich]]
* [[Nürnberg]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Offenbach am Main]]:
** ''Eiserner Mann'', am 3.&nbsp;Oktober 1915 feierlich enthüllt und benagelt. Die hölzerne Figur stellte Götz von Berlichingen dar, der Entwurf stammte von dem Bildhauer [[Ernst Unger (Bildhauer)|Ernst Unger]].
** Zugunsten der Hinterbliebenen von gefallenen [[Hessen]] nagelte die 2.&nbsp;Ersatzkompanie des 1.&nbsp;Ersatzbataillons des Infanterieregiments&nbsp;168 ein ''Eisernes Kreuz''.
* [[Ohrdruf]]: Ein ''Michael'', wurde beim Rathaus ab 30.&nbsp;Juli 1916 benagelt.
* [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg i.&nbsp;O.]]: ''[[Isern Hinnerk (Nagelbild)|Isern Hinnerk]] (Eiserner Heinrich)'', die Holzfigur eines geharnischten Ritters, entworfen von [[Bernhard Winter]] (1871–1964), aufgestellt am 5.&nbsp;September 1915 an der Lambertikirche, Erlös zugunsten der Kriegsversehrten. Es befindet sich heute im Stadtmuseum. [[Datei:Bildpostkarte "Isern Hinnerk", Oldenburg 1915.jpg|mini|Bildpostkarte "Isern Hinnerk", Oldenburg 1915]]
* [[Osnabrück]]: Der ''Eiserne Mann'', anlässlich der über das gesamte Deutsche Reich laufenden Aktion einer {{"|Nationalgabe}} geschaffen von dem Bildhauer Heinrich Wulfertange (1854–1924), stellt Karl den Großen dar und stand seit seiner Benagelung ab 26.&nbsp;September 1915 bis 1919 in der Vorhalle des Rathauses von Osnabrück. Als die Figur beschädigt und die versilberten und vergoldeten Nägel gestohlen wurden, stellte man die Figur ab und vergaß sie, bis sie Jahre später wiederentdeckt, restauriert und einen neuen Platz im Treppenhaus des Rathauses von [[Wallenhorst]] fand.<ref>Ilsetraut Lindemann: ''Der „Eiserne Mann“ von Osnabrück''. In: ''Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land'' 1985, S. 25 ff.</ref>
* [[Otterndorf]]: Das ''Stadtwappen'' wurde ab 31.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Parchim]]: ''Eiserner Held'', mit einem Schild, den ein Brustbild von Hindenburg ziert. Enthüllt am 12.&nbsp;Dezember 1915 vor dem Rathausgiebel am Alten Markt, später auf dem sogenannten Hindenburgplatz an der Ziegendorfer Chaussee aufgestellt. Bereits 1920 befand sich die hölzerne Figur im Fundus des Rathauses.
* [[Peine]]: Eine ''Säule mit einer Eule'' wurde ab 7.&nbsp;Mai 1916 benagelt.
* [[Penzlin]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Plau am See]]: ''Eisernes Kreuz'' in der Marienkirche; Der Erlös von rund 800 Mark ging an das Rote Kreuz für Kriegsversehrte.
* [[Potsdam]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde am Brandenburger Tor benagelt.
* [[Prenzlau]]: Ein ''Roland'', der vom Prenzlauer Bildschnitzer Poggendorf geschaffen wurde, wurde ab 16.&nbsp;September auf dem Obermarkt benagelt. Spätere Aufstellungsorte waren der Flur des Rathauses (bis 1932) und danach der Neubau der Stadtschule I in der Klosterstraße. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.
* [[Quakenbrück]]: Der ''Eiserne Burgmann'', die [[Clemens Freiherr von Schorlemer-Vehr]] am 29.&nbsp;Mai 1916 der Stadt Quakenbrück schenkte und dessen Nagelung Geldspenden für die Kriegslasten erbringen sollte. Die im Sitzungssaal des Quakenbrücker Rathauses stehende Statue ist aus französischer [[Pappeln|Pappel]] gefertigt und stellt einen [[Burgmann]] aus dem 13./14.&nbsp;Jahrhundert in [[Kettenrüstung]] mit [[Schild (Schutzwaffe)|Schild]] und [[Schwert]] dar. Sie wurde von Johann Siemer und Paul Ehrig, zwei Soldaten aus von Schorlemers [[Bataillon]], geschaffen.<ref>Heiko Bockstiegel: ''Der Eiserne Burgmann im Rathaussaal zu Quakenbrück.'' In: Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land 1980, S. 54 ff.</ref>
* [[Recklinghausen]]: ''Bergmannssäule''
* [[Regensburg]]: Eine Skulptur der ''Ratisbona'' wurde ab 1.&nbsp;August 1915 benagelt.
* [[Rehna]]: ''Wehrschild''
* [[Ribnitz-Damgarten|Ribnitz]]: ''Stadtsiegel''
* [[Rinteln]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 24.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Rosenheim]]: ''Stadtwappen'' (Rose), am Mittertor
* [[Rostock]]: ''Greif''
* [[Saarbrücken]]: ''Eiserner Ritter'', aufgestellt 1915 an der Ursulinenschule<ref>{{Webarchiv | url=http://www.historisches-museum.org/histor/dauer_1wk_det.asp | wayback=20080415211205 | text=''Als der Krieg über uns gekommen war…''}} (im Webarchiv).</ref>, heute ausgestellt im [[Historisches Museum Saar|Historischen Museum Saar]].
* [[Sarstedt]]: Ein ''Eichenstamm'' wurde ab 3.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Schneeren]]: Ein ''Maschinengewehr'' wurde ab 1.&nbsp;Januar 1916 benagelt.
* [[Schongau]]: Ein ''Eisernes Wappen'' wurde ab 29.&nbsp;Oktober 1916 benagelt.
* [[Schöningen]]: Ein auf einem christlichen Kreuz befindliches ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 19.&nbsp;September 1915 benagelt.
* [[Schöppenstedt]] (Ortsteil Eitzum): Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab dem 12.&nbsp;Dezember 1915 benagelt.
* [[Schüttorf]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde 28.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Schwäbisch Gmünd]]: Die ''Figur von Hans Rauchbein'', einem Bürgermeister im 16.&nbsp;Jahrhundert, wurde benagelt.<ref>[[Klaus Graf (Historiker)|Klaus Graf]]: ''Hans Rauchbein. Ein Gmünder Bürgermeister im 16. Jahrhundert und sein falscher Ruhm.'' In: Ostalb – Einhorn 18 (1991), S. 116–126 ([http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7515/ Volltext])</ref>
* [[Schwanefeld]]: ''Eisernes Kreuz'' aus Eichenholz, nur 50 % der vorgebohrten Einschlaglöcher benagelt.
* [[Schwerin]]:
** Die Tür des Domes wurde benagelt.
** Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde in der Artillerie-Kaserne benagelt.
* [[Seesen]]: ''Verschlungene Hände'' wurden ab dem 27.&nbsp;Jänner 1916 benagelt.
* [[Vilsbiburg|Seyboldsdorf]]: Das ''Bayerische Militärverdienstkreuz'' wurde 1916 benagelt. Heute befindet es sich in der Eingangshalle der Pfarrkirche St.&nbsp;Johannes.
* [[Sittensen]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Soltau]]: Das ''Stadtwappen'' wurde ab 24.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Sottrum bei Holle]]: ein ''Heiliger Georg''
* [[Stade]]: ''Eiserner Goeben'', eine Holzfigur aus dem Jahr 1915, benannt nach dem aus Stade gebürtigen General [[August Karl von Goeben]] (1816–1880), wird heute vom [[Schwedenspeicher-Museum]] in Stade verwahrt.
* [[Stadthagen]]: Das ''Stadtwappen'' wurde ab 27.&nbsp;Jänner 1916 benagelt.
* [[Stadtoldendorf]]: Das ''Stadtwappen'' wurde ab 28.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Stolzenau]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 27.&nbsp;Jänner 1917 benagelt.
* [[Stolzenau]]: Eine ''Gedenkplatte'' wurde im März 1916 benagelt.
* [[Stuttgart]]: Insgesamt 4 Kriegswahrzeichen zum Benageln:<ref name="Gerhard Schneider" />
** ''[[Der Wackere Schwabe in Eisen]]'' wurde ab dem 2.&nbsp;September 1915 benagelt.
* [[Sylt]]: Ein U-Boot
* [[Teterow]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Torgau]]: Eine ''Mackensen-Säule'' wurde 1915 benagelt. Benannt wurde sie nach [[August von Mackensen]], der hier sechs Jahre lang das Gymnasium besuchte.
* [[Twistringen]]: Eine ''Eichentafel mit Sachsenross'' wurde ab 16.&nbsp;Juli 1916 benagelt.
* [[Uchte]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab November 1916 benagelt.
* [[Uelzen]]: Ein ''Wehrschild'' wurde ab Jänner 1916 benagelt.
* [[Ulm]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Vechta]]: Ein ''Nagelbalken'' wurde ab April 1916 benagelt.
* [[Vellahn]]: Ein ''Roland'' mit Schild wurde ab September 1915 benagelt.
* [[Verden an der Aller]]: Ein ''Buch'' wurde ab 8.&nbsp;November 1915 benagelt.
* [[Vienenburg]]: Ein ''Ehrenschild'' wurde ab 3.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Vierzehnheiligen (Bad Staffelstein)|Vierzehnheiligen]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Bruchhausen-Vilsen|Vilsen]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 18.&nbsp;September 1915 benagelt.
* [[Völpke]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 19.&nbsp;März 1916 benagelt.
* [[Volmarstein]]: ''Kriegswahrzeichen''
* [[Walsrode]]: Das ''Stadtwappen'' wurde ab 20.&nbsp;August 1916 benagelt.
* [[Warin]]: ''Stadtwappen''
* [[Wasserburg am Inn]]: ''Stadtlöwe'' an der Rathaustür, entworfen vom Architekten [[Maximilian Ritter von Mann]], erste Benagelung nach einer ''vaterländischen Feier'' am 12.&nbsp;Dezember 1915
* [[Weener]]: Ein ''Isern Hinnerk bi de Kark'' wurde im Frühherbst 1915 benagelt.
* [[Weißenfels]]: Schloss
* [[Hamburg-Wellingsbüttel|Wellingsbüttel]]: ''Kriegsbom'' (?)
* [[Wiedensahl]]: Eine Eichenplatte wurde ab 31.&nbsp;Jänner 1917 benagelt.
* [[Wiesbaden]]: Eine ''Siegfried-Figur'' aus Lindenholz wurde ab 26.&nbsp;September 1915 benagelt ''(Eiserner Siegfried)''.
* [[Wilhelmshaven]]:
** ''Eiserner [[Alfred von Tirpitz|Tirpitz]]''
** Rüstringen: Der ''[[Rüstringer Friese]]'' war von Professor [[Bernhard Winter]] entworfen worden. Das Nagelbild wurde ab 14.&nbsp;November 1915 in [[Rüstringen (Stadt)|Rüstringen]] benagelt. Es wurde im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in [[Wilhelmshaven]] bei einem Bombenangriff zerstört.
* [[Winsen an der Luhe]]: Ein ''Eisernes Kreuz'' wurde ab 3.&nbsp;Oktober 1915 benagelt.
* [[Wismar]]: Stadtsiegel
* [[Wittingen]]: Das ''Stadtwappen'' mit Hufeisen wurde ab 27.&nbsp;Februar 1916 benagelt.
* [[Groß Wokern|Wokern]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Wörth an der Donau]]: Das einfach gemalte ''Stadtwappen'' auf einer Holztafel; darunter Lorbeerzweig und ''Eisernes Kreuz''. Es wurde ab 1916 benagelt.
* [[Wunstorf]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Würzburg]]: Ein ''Deutscher Michel'', der vom Bildhauer Arthur Schlegelmünig (1863–1956) entworfen wurde, wurde 1916 benagelt.
* [[Zasenbeck]]: Die Benagelung eines Eisernen Kreuzes wurde Ende Januar 1916 beschlossen. Ob das Vorhaben ausgeführt wurde, ist nicht bekannt.
* [[Zweibrücken]]: ''Wappen''
* [[Zwickau]]: Nagelfigur des Feldmarschalls Hindenburg in der Gestalt eines ''Wehrmannes'', entworfen von Carl Beyer


<blockquote>„Die Autorität des Staates steht in Gefahr durch die allseitigen, unberechtigten Eingriffe politischer Funktionäre in das Räderwerk der normalen Verwaltung. Jeder [[Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation|NSBO]]-Mann, NSBO-Ortsgruppenleiter, NSBO-Kreisleiter (…) jeder politische Stützpunktleiter, Ortsgruppenleiter, politische Kreisleiter erlässt Verfügungen, die in die unteren Befehlsgewalten der Ministerien eingreifen, also in die Befehlsbefugnisse der Kreisregierungen, Bezirksämter, runter bis zur kleinsten Gendarmeriestation. Jeder verhaftet jeden (…), jeder droht jedem mit Dachau (…) Bis zur kleinsten Gendarmeriestation ist bei den besten und zuverlässigsten Beamten eine Instanzenunsicherheit eingetreten, die sich unbedingt verheerend und staatszerstörend auswirken muss.“<ref name="BPOL_Zofka" /></blockquote>
Gerhard Schneider nennt in seinem Buch ''In Eiserner Zeit. Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg. Ein Katalog.''<ref>{{Literatur | Autor=Gerhard Schneider | Titel=In Eiserner Zeit. Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg. Ein Katalog. | Auflage= | Verlag=bd edition | Ort=Schwalbach | Jahr=2013 | ISBN=978-3-941264-13-7 | Seiten=60}}</ref> mehrere größere und kleine deutsche Städte, in denen ganz bewusst keine Kriegswahrzeichen zum Benageln aufgestellt wurden. Hierzu gehören [[Bochold]], [[Duisburg]], [[Fulda]], [[Gießen]], [[Göttingen]], [[Helmstedt]], [[Hildesheim]], [[Kaiserslautern]], [[Karlsruhe]], [[Konstanz]], [[München]], [[Passau]], [[Solingen]], [[Tübingen]], [[Weimar]], [[Worms]] u.a. Von einigen hat er in seiner Befragung auch Gründe genannt bekommen.


[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-01-14, Dachau, Konzentrationslager 1933.jpg|mini|Häftlinge beim Essen (Mai 1933), [[NS-Propaganda|Propaganda]]-Aufnahme von [[Friedrich Franz Bauer|Friedrich Bauer]]]]
Auf Schiffen:
[[Bild:Bundesarchiv Bild 192-063, KZ Mauthausen, Erschossener Häftling.jpg|mini|Mit der „[[Postenpflicht]]“, die später auch in anderen KZ galt, erhielt die SS die Erlaubnis, ohne Vorwarnung auf Häftlinge zu schießen]]
* [[SMS Oldenburg (1910)|SMS Oldenburg]]: Laut einer Notiz in den [[Nachrichten für Stadt und Land]] vom 22.&nbsp;Februar 1915 wurde auf dem [[Linienschiff]] ein Eiserner [[Heizer]] benagelt.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H29241, Dachau, Konzentrationslager.jpg|mini|Propaganda-Aufnahme: Eine zur Entlassung kommende Gruppe von ca. 50 Häftlingen am Lagertor (Dezember 1933)]]


Am 16. Juli 1933 erschien in der Zeitschrift [[Münchner Illustrierte Presse]] einer der [[KZ Dachau in der nationalsozialistischen Presse|propagandistischen Berichte über das Lager]]. Er trug den Untertitel ''Frühappell im Erziehungslager'' und zeigte als Titelbild ordentlich und sauber gekleidete Häftlinge (vgl. Abb.<ref>[http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/95003747/index.html ''Münchner Illustrierte Presse.'' Bericht vom 16.&nbsp;Juli 1933]</ref>). Seit Juli erschien regelmäßig ein Pfarrer der Gemeinde Dachau und hielt sonntags einen Gottesdienst ab; durchschnittlich nahmen daran 20 Personen teil. Die Häftlinge trugen zu dieser Zeit noch ihre eigene Kleidung. Die Lagerverpflegung bestand wochentags beispielsweise aus Ersatzkaffee, Brot, Eintopf; sonntags gab es zum Beispiel Suppe und ein Stück Schweinebraten mit Kartoffelsalat. Die Häftlinge erhielten vom eigenen oder zugesandten Geld monatlich bis zu 30 [[Reichsmark|RM]], von dem sie sich in der Kantine zu höheren Preisen Brot, Butter, Wurst oder Obst kaufen konnten. Im Herbst wurde eine Lagerbücherei errichtet; sie enthielt zum Beispiel Bücher von [[Karl May]] und auch Hitlers ''[[Mein Kampf]]''.<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 54–58.</ref> Diese anfänglichen Lebensbedingungen nutzte die SS zur Propaganda, um der sogenannten ''Gräuelpropaganda des Auslands'' entgegenzuwirken, auch wandelten sich die Lebensbedingungen des Lagers innerhalb der zwölf Jahre.
=== Argentinien ===
* [[Buenos Aires]]: Von einem Kunstschnitzer aus [[Tirol]] wurde der ''Eiserne Mann'' angefertigt. Die Spenden kamen dem Roten Kreuz in Deutschland und Österreich zugute. Unterstützt wurden aber auch deutsche Seeleute und Stewards von Passagierschiffen, die von Schiffen der Alliierten nicht mehr länger beschäftigt wurden. Einquartiert wurden diese auf dem [[Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft|Hapag]]-Dampfer Granada.


Am 1. Oktober legte Eicke die zweite [[Lagerordnung]] vor, die wesentlich schärfer gehalten war als die vorherige. Ebenso führte er die [[Postenpflicht]] ein, in der Schreckschüsse untersagt waren. Das Lager Dachau wurde ein „Staat im Staat“: ein nach außen abgegrenzter Ort mit eigenen Gesetzen und drohender Todesstrafe. Am 20.&nbsp;Oktober wurde eine Entlassungssperre angeordnet, sie dauerte zwei Monate an. Im November 1933 konnten Lagerinsassen an der [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)|Reichstags]]-Wahl teilnehmen. Im Zuge einer Weihnachts-[[Amnestie]] wurden am 9.&nbsp;Dezember 400 Häftlinge entlassen, was im durchschnittlichen Vergleich aufgrund der vorherigen Entlassungssperre eine niedrige Zahl war. Eine weitere Amnestie erfolgte zum Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme in Bayern.<ref name="BPOL_Chronik" />
=== Belgien ===
* [[Eupen]] (damals Deutsches Kaiserreich): ''Stadtwappen''<ref name="M-E" />
* [[Lüttich]]: ''Eiserner Emmich''


Das Lager Dachau war von Beginn an mit einer Kapazität von 5000 Personen geplant, dies verdeutlicht das Ausmaß der geplanten politischen Verfolgung; eine Methode, die später auf andere Gruppen übertragen und radikalisiert wurde. Im Jahre 1933 kamen 4821 Personen in Haft, etwa die Hälfte wurde wieder entlassen, so dass am Jahresende noch 2425 inhaftiert waren.<ref name="Zamecnik" /> Die entlassenen Häftlinge berichteten über das KZ. Langsam entwickelte sich das Lager zu einem Begriff, der Schrecken unter der Bevölkerung verbreitete und viele Andersdenkende von öffentlichen Äußerungen abhielt.<ref name="BPOL_Übersicht" /> Lange vor Kriegsausbruch kam das geflügelte Wort: „Lieber Gott, mach' mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm'!“ auf.
=== Bulgarien ===
* [[Sofia]]: Der Wiener bulgarische [[Konsul]] Stiaßny bot der Stadt Sofia die Widmung einer ''Wehrmannstatue'' an. Der Bürgermeister nahm das Geschenk dankend an. Ob der Wehrmann tatsächlich aufgestellt wurde, ist nicht bekannt.


=== Schließung von 48 Konzentrationslagern ===
=== Dänemark ===
Bis zum Januar 1934 war es dem SS-Führer Himmler gelungen, seinen Einfluss zu verstärken. Er war politischer Polizeikommandeur fast sämtlicher deutscher Länder. SA-Führer [[Ernst Röhm]] galt zu dieser Zeit als zweitmächtigster Mann im Staat. Viele der frühen KZ kontrollierte die SA. Vor allem [[Hermann Göring|Göring]] und [[Wilhelm Frick|Frick]] wollten die Macht und Willkürherrschaft von SA und deren Tochterorganisation SS beenden. Die „Schutzhaft“ sollte eingeschränkt und die „wilden“ Konzentrationslager sollten aufgelöst werden. 34 Konzentrationslager wurden – teils durch bewaffneten Polizeieinsatz – bis zum Oktober 1933 geräumt; die Häftlinge wurden verlegt oder entlassen. Bis zum 9.&nbsp;Mai 1934 wurden weitere 14 „wilde“ Lager geschlossen. Im Deutschen Reich blieben vorerst [[Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs|nur noch vereinzelte Lager]] bestehen, Dachau war eines dieser wenigen.
* [[Sønderborg|Sonderburg]] (bis 1919: Provinz Schleswig-Holstein): Aus dem Stamm einer Pappel wurde ein ''Landsturmmann'' gefertigt. Er ist heute im Museum auf dem [[Schloss Sonderburg|Sonderburger Schloss]] ausgestellt.


=== Frankreich ===
=== Entmachtung der SA ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-01-22, Dachau, Konzentrationslager.jpg|mini|SS-Truppe]]
(damals als [[Reichsland Elsaß-Lothringen]] Teil des Deutschen Reiches)
* [[Bischwiller|Bischweiler]] (heute Bischwiller): ''Eisernes Kreuz''<ref name="kng1" />
* [[Colmar]]: ''Kriegskeule''<ref name="kng1" />
* [[Thionville|Diedenhofen]] (heute Thionville): ''Bergmann''<ref name="kng1" />
* [[Metz]] im [[Bezirk Lothringen]]: Der ''[[Feldgrau]]e in Eisen'' (frz. « Homme de fer ») wurde im [[Lothringen|lothringischen]] [[Rombas]] nach einem Entwurf von Otto Hildebrand in Bronze gegossen, im August 1915 auf der Esplanade in Metz errichtet und am 22.&nbsp;März 1916 (Geburtstag [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelms&nbsp;I.]]) eingeweiht. Das überlebensgroße Standbild eines deutschen Infanteristen wurde am 28.&nbsp;November 1918 von der französischen Bevölkerung vom Sockel gestürzt und wahrscheinlich eingeschmolzen.<ref>[http://www.republicain-lorrain.fr/moselle/2010/08/10/l-homme-de-fer ''L’homme de fer''.] In: ''[[Le Républicain lorrain]]'' vom 10. August 2010.</ref><ref>[http://e-monumen.net/wp-content/uploads/9258_image_11.jpg ''Homme de Fer'' in Metz kurz bevor er umgestürzt wurde] (Bild auf e-monumen.net).</ref><ref>[http://e-monumen.net/wp-content/uploads/9258_image_21.jpg zerstörter ''Homme de Fer'' in Metz] (Bild auf e-monumen.net).</ref>


Himmlers SS, die in Konkurrenz zur SA stand, erreichte bis zum Ende Juni 1934 die Ermordung Röhms und die Entmachtung der SA. Um einen offiziellen Anlass vorweisen zu können und das Volk nicht gegen sich aufzubringen, wurde das Gerücht eines angeblich ''bevorstehenden'' Putsches durch den SA-Chef Röhm („[[Röhm-Putsch]]“) verbreitet. Im Lager Dachau konnten die Häftlinge bereits am 29.&nbsp;Juni Vorbereitungen für die Hinrichtungen beobachten: Ein großer Teil der SS verließ das Lager, ihren Platz vertrat eine Einheit der [[Reichswehr]]. Die SS-Truppe kehrte zurück und exekutierte am 1.&nbsp;und 2.&nbsp;Juli im Lager 17<ref>Am 2.&nbsp;Juli entdeckte der Häftling Hans Deller 17 mit Chlorkalk überschüttete Leichen. Die Zahl der Toten lag vermutlich etwas höher, in dem Buch „Die Toten von Dachau“ sind für diese Tage höhere Todesfälle angeführt. Vgl. Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 70.</ref> Personen: Mitglieder der riesigen Parteiarmee SA sowie Regimegegner, die nichts mit der SA zu tun hatten: Beispielsweise [[Fritz Gerlich]], [[Bernhard Rudolf Stempfle|Bernhard Stempfle]], [[Gustav von Kahr]], der 1923 als Generalstaatskommissar den [[Hitlerputsch]] niedergeschlagen hatte, außerdem fünf Häftlinge des KZ Dachau, die im Bunker gesessen hatten.<ref>Häftlinge hatten nachts eine Hinrichtung durch die Fenster der Baracken beobachtet; der Lagerverwalter hielt SS-Männer davon ab, in die Baracken zu stürmen und diese zu erschießen. Am nächsten Tag ordnete Eicke an, dass sie bei einer weiteren Hinrichtung durch den Drahtzaun zusehen mussten. Vgl. Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 69.</ref> Der Lagerkommandant Eicke, ehemaliges SA-Mitglied, erschoss Röhm im nahe gelegenen [[Justizvollzugsanstalt München|Gefängnis Stadelheim]]. Sechs Tage später ernannte ihn Himmler zum Inspekteur aller Konzentrationslager ([[Inspektion der Konzentrationslager|IKL]]). Sein Nachfolger als Kommandant war ab 10.&nbsp;Dezember [[Heinrich Deubel]].
(im damals besetzten Frankreich)
* ''Adler der Champagne'': Adlerfigur, die an wechselnden Orten der [[Champagne]] aufgestellt wurde; befindet sich heute im [[Musée de l’Armée]], Paris<ref name="kng1" />
* [[Reims]]: ''Der Adler von Reims''<ref name="kng2" />


Nach der Entmachtung der SA gelang es Göring später, durch Ämteranhäufung zum zweiten Mann im Staat aufzusteigen. Himmler bekam die Möglichkeit, seine SS von der SA abzukoppeln und als große Organisation aufzubauen. Bereits jene frühen, „wilden“ Konzentrationslager der SA waren im Volk gefürchtet. Allmählich ging die Regierung dazu über, „systematisch“ angelegte Lager, in denen angeblich Ordnung herrschte und die unter anderem als „Erziehungslager“ präsentiert wurden, errichten zu lassen. Die SS, die anfangs nur das Lager Dachau kontrolliert und noch der SA unterstanden hatte, konnte in den Folgejahren neue KZ errichten, wie etwa [[KZ Sachsenhausen|Sachsenhausen]] (1936), [[KZ Neuengamme|Neuengamme]] (1938), [[KZ Mauthausen|Mauthausen]] (1938) und [[KZ Auschwitz I (Stammlager)|Auschwitz]] (1940).
=== Italien ===
[[Datei:Oswald von Wolkenstein JB Moroder.jpg|mini|Oswald von Wolkenstein im [[Museum Gröden]], Holzstatue von [[Johann Baptist Moroder]]]]
Alle hier aufgeführten Exponate befinden sich im heutigen [[Südtirol]].
* Bozen: benageltes ''Kreuz'', heute in den Wiener Kunstkeramischen Werkstätten F. Ehrenhöfer [[Datei:Madonna Wiener Kunstkeramische Werkstätten F Ehrenhöfer.jpg|mini|Madonna mit Kind von [[Franz Ehrenhöfer]], im Hintergrund benageltes Kreuz]]
* Bruneck: [[Schloss Bruneck|Burg Bruneck]] (im Pustertal), Burghof mit ''Eisenmann''
* [[Abtei Muri-Gries|Gries-Bozen]], Abtei Muri-Gries, ''Nagelkreuz mit Madonna'' an der Westfassade der Stiftskirche
* [[Meran]] (ehemals Österreich-Ungarn): Am 17.&nbsp;Mai 1915 wurde der ''Eiserne Michel'' eingeweiht, wobei die Schützen von Meran Spalier standen. Ausgestellt im [[Palais Mamming Museum]].
* [[Sterzing]] (ehemals Österreich-Ungarn): Der ''Wehrschild'' mit dem Stadtwappen von Sterzing wurde von Professor Hans Larch entworfen und von [[Franz Tavella]] aus Brixen aus Zirbenholz geschnitzt.
* [[St.&nbsp;Ulrich in Gröden]] (ehemals Österreich-Ungarn): im Eingang des [[Museum Gröden]] ''Statue des [[Oswald von Wolkenstein]] als Kreuzritter'', Holzskulptur des [[Johann Baptist Moroder]] (vom 8.&nbsp;Juli 2010 bis 7.&nbsp;November 2010 im [[Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Nationalmuseum]] zur Sonderausstellung ''Mythos Burg''.<ref>Christine Dippold (Redaktion): ''Mythos Burg''. Ausstellungskatalog des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg, hrsg. von G. Ulrich Großmann, Nürnberg/Dresden 2010, ISBN 978-3-936688-51-1.</ref>)


=== Kroatien ===
=== 1935 ===
Etwa ab dem Jahr 1935 lieferte die Regierung verstärkt Personen ein, die aus Gefängnissen entlassen worden waren.<ref name="BPOL_Übersicht" /> Neben diesen Häftlingen wurden vereinzelt [[Sinti]] und [[Roma]], [[Juden]], [[Zeugen Jehovas]] und [[Homosexuelle während der Zeit des Nationalsozialismus|Homosexuelle]] inhaftiert, in größerer Anzahl trafen diese erst 1936 ein. Im September wurde mit den [[Nürnberger Rassengesetze]]n eine Rechtsgrundlage zur Verfolgung und Inhaftierung jüdischer Bürger erschaffen.
* [[Pula|Pola]] (ehemals Österreich-Ungarn): Im Dezember 1915 wurde im Haupthafen der [[Österreichische Marine|Kriegsmarine von Österreich-Ungarn]] der ''Leuchtturm in Eisen'' mit einer Höhe von 2,5&nbsp;Metern aufgestellt. Den ersten Nagel schlug im Namen der Marine Flottenadmiral [[Anton Haus]] ein.


=== Übergangszeit 1936–1938 ===
* SMS Sankt Georg: Auf dem österreichisch-ungarischen [[Kriegsschiff]] wurde im April 1916 ein vom Bildhauer Zelezny geschaffener Wehrschild mit dem Bildnis des Heiligen Georg enthüllt und zu Gunsten gefallener Marineure benagelt.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-11-12, Dachau, Konzentrationslager, Besuch Himmlers.jpg|mini|Propagandafoto: Himmler besichtigt das Konzentrationslager Dachau, 1936]]


Die Jahre 1936 bis 1938 stellten eine Übergangszeit dar. Der erste Schlag des politischen Terrors ebbte langsam ab. Das Regime hatte sich konsolidiert und befand sich nun in Kriegsvorbereitungen. Es hatte mit den Konzentrationslagern erfolgreich ein „Instrument des Terrors“ gefunden. Eine zweite Phase der Inhaftierung begann im Lager nach dem Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] und verstärkte sich in den Jahren 1942 und 1943.<ref>Vgl. Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 90.</ref>
=== Polen ===
(damals Deutsches Reich)
* [[Allenstein]] (heute Olsztyn): ''Nagelsäule''<ref name="kng1" />
* [[Angerburg]] (heute Wegorzewo): ''Hindenburg''-Denkmal<ref name="kng1" />
* [[Bad Altheide]] (heute Polonica-Zdoj)<ref name="kng1" />
* [[Bytom|Beuthen]] (heute Bytom): ''Stadtwappen''<ref name="kng1" />
* [[Dolice (Powiat Stargardzki)|Brallenthin]] (heute Bralecin)<ref name="kng1" />
* [[Breslau]]: ''St.&nbsp;Michael''
* [[Brieg]] (heute Brzeg): ''Fahnetragender Soldat''<ref name="kng1" />
* [[Bydgoszcz|Bromberg]] (heute Bydgoczsz): ''Eisernes Kreuz''<ref name="kng1" />
* [[Crossen (Oder)]] (heute Krosno Odranskie): ''Ritterfigur''<ref name="kng1" />
* [[Danzig]]: ''Kriegssäule''
* Fordon (heute zu Bydgoszcz): ''Eisernes Kreuz''<ref name="kng1" />
* [[Gleiwitz]]: ''Eisernes Kreuz'', 2,5 × 2,5 m.
* [[Glogau]] (heute Głogów): ''Stadtwappen''<ref name="kng1" />
* [[Boguszów-Gorce|Gottesberg]] (heute Boguszów): ''Stadtwappen''<ref name="kng1" />
* [[Gorzanów|Grafenort]] (heute Gorzanów)<ref name="kng1" />
* [[Graudenz]] (heute Grudziaz): ''Hindenburg''-Statue<ref name="kng1" />
* [[Syców|Gross Wartenberg]] (heute Syców): ''Eisernes Kreuz''
* [[Kattowitz]]: In Kattowitz wurde eine ''Eiserne Säule'' zum Benageln aufgestellt. Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;II.]] ließ der Stadtverwaltung 300 Mark für einen goldenen Nagel ''(Kaisernagel)'' aus seiner Privatschatulle überweisen.
* [[Köslin]] (heute Koszalin): ''Eisernes Kreuz''<ref name="kng1" />
* [[Küstrin]] (heute Kostrzyn): &nbsp;Kriegssäule<ref name="kng1" />
* [[Gorzów Wielkopolski|Landsberg (Warthe)]] (heute Gorzów Wielkopolski): Tür des Doms St.&nbsp;Marien<ref name="kng2" />
* [[Bielawa|Langenbielau]] (heute Bielawa)<ref name="kng2" />
* [[Leobschütz]] (heute Glubczyce), ''Eiserner Ritter [[Remus von Woyrsch|Generaloberst von Woyrsch]]''<ref name="kng2" />
* [[Liegnitz]] (heute Legnica)<ref name="kng2" />
* [[Nysa|Neisse]] (heute Nysa): ''Rolandfigur''<ref name="kng2" />
* [[Opole|Oppeln]] (heute Opole): Rathaustür<ref name="M-E" />
* [[Patschkau]] (heute Paczkow): ''Eisernes Kreuz''<ref name="kng2" />
* [[Posen|Poznań-Jeżyce]]: ''Wehrmann in Eisen''<ref>Darauf weist das Buch Jakub Skutecki: ''Historia drewnianej figury Żelaznego Obrońcy'' (Die Geschichte der Holzfigur des Eisernen Wehrmanns) hin.</ref>
* [[Preussisch Stargard]] (heute Starogard Gdanski)<ref name="kng2" />
* [[Primkenau]] (heute Przemkow)<ref name="kng2" />
* [[Provinz Posen]]: ''Eisernes Kreuz''
* [[Rastenburg]] (heute Ketrzyn): ''Bergmann''<ref name="kng2" />
* [[Rawitsch]] (heute Rawicz): Tür der evangelischen Kirche<ref name="kng2" />
* [[Niwa (Szczytna)|Reichenau]], [[Landkreis Glatz]]: Nagelbild des ''U-Deutschland'', 1916, belegt durch eine Postkarte mit dem Text {{"|Kriegswahrzeichen genagelt zum Besten des Jugenddanks für Kriegsbeschädigte von der kath.&nbsp;Schule Reichenau}}.
* [[Dzierżoniów|Reichenbach]] (heute Dzierżoniów): ''Stadtwappen''<ref name="kng2" />
* [[Prabuty|Riesenburg]] (heute Prabuty)<ref name="kng2" />
* [[Ruda Śląska|Ruda]] (heute Ruda Śląska): ''Pyramide''<ref name="kng2" />
* [[Świdnica|Schweidnitz]] (heute Świdnica): ''Stadtwappen'' und ''Wappen des Grenadier-Regiments&nbsp;10''<ref name="M-E">Dietlinde Munzel-Everling: ''Kriegsnagelungen''.</ref>
* [[Stettin]] (heute Szczecin)<ref name="M-E" />
* [[Strzelin|Strehlen]] (heute Strzelin)<ref name="M-E" />
* [[Wałbrzych|Waldenburg]] (heute Wałbrzych): ''Eiserner Bergmann''<ref name="M-E" />
* [[Wielbark|Willenberg]] (heute Wielbark): ''Eisernes Kreuz''<ref name="kng2" />
* [[Głuchołazy|Ziegenhals]] (heute Głuchołazy): ''Wehrschild''<ref name="M-E" />


=== Rumänien ===
==== 1936 ====
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-11-30, KZ Dachau, Besuch von BDM-Führerinnen.jpg|mini|Propagandafoto und Propaganda-Aktion: BDM-Führerinnen zu Besuch im Lager (1936)]]
* [[Cluj-Napoca]] (dt. Klausenburg, ehemals Ungarn): am 18.&nbsp;August 1915 von [[Ferenc Szeszák]] aufgestellt
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-08-05, Dachau, Konzentrationslager, Besuch Himmlers.jpg|mini|Propagandafoto: Bauarbeiten (1936)]]
* [[Sibiu]] (dt. Hermannstadt in Siebenbürgen, ehemals Nagyszeben, Ungarn): Auch hier wurde am 1.&nbsp;August 1915 ein ''Wehrmann in Eisen'' aufgestellt. Ob sich im Museum von Sibiu der Eiserne Wehrmann befindet oder nur eine der ausgegebenen Erinnerungskarten mit Bezug auf die Hermannstädter Figur, ist unklar.


Im März 1936 durften Lagerinsassen ein weiteres Mal an der [[Reichstagswahl im Deutschen Reich 1936|Reichstagswahl]] teilnehmen.<ref>[http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/pl004036/index.html Werbeplakat Reichstagswahl 29.&nbsp;März 1936]</ref> [[Hans Loritz]] stieg am 1.&nbsp;April zum Lagerkommandanten auf. Während die Häftlingskleidung zuvor mittels farbiger Punkte und Streifen den Grund der Haft angab, wurde unter Loritz ein neues [[Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern|Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen]] eingeführt, ebenso die [[KZ-Häftlingskleidung|gestreifte Häftlingskleidung]].
=== Russland ===
(damals Deutsches Reich)
* [[Tschernjachowsk|Insterburg]] (heute Tschernjachowsk): ''Eiserner Hindenburg''<ref name="kng1">[http://www.kriegsnagelungen.de/schlag-auf-schlag-kriegsnagelungen-im-deutschen-reich-i-a-bis-k/ Kriegsnagelungen.de A-K]</ref>
* [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] (heute Kaliningrad): ''Eiserner Wehrmann''<ref name="kng1" />
* [[Baltijsk|Pillau]] (heute Baltijsk): ''Opferdenkmal, Eisernes Kreuz''<ref name="kng2">[http://www.kriegsnagelungen.de/schlag-auf-schlag-kriegsnagelungen-im-deutschen-reich-ii-l-z/ Kriegsnagelungen.de L-Z]</ref>


Im Februar fanden unweit von München die [[Olympische Winterspiele 1936|Olympischen Winterspiele 1936]] statt sowie im August in Berlin die Sommerspiele. Das Regime präsentierte die Olympischen Spiele als ''Fest der Völker''; sie wurden zu einem [[Olympische Sommerspiele 1936#Propaganda|großen Propagandaerfolg]] für das „Dritte Reich“. Die Bayerische Politische Polizei gab 1936 – in Zusammenhang mit den vielen Touristen, die wegen der Olympischen Spiele erwartet wurden – Richtlinien zur Verhängung der „Schutzhaft“ heraus, bezüglich „[[Volksschädling]]en“. Betroffen waren sogenannte „Bettler, Landstreicher, Zigeuner, Arbeitsscheue, Müßiggänger, Prostituierte, Gewohnheitstrinker, Raufbolde, Verkehrssünder, Querulanten, Psychopathen, Geisteskranke“. Frick erließ 1936 den Runderlass zur Bekämpfung der „Zigeunerplage“.<ref>Vgl. auch Wolfgang Benz: ''Geschichte des Dritten Reiches.'' Beck, München 2000, ISBN 3-406-46765-2, S. 80–81. Am 16.&nbsp;Juli 1936 wurden unter der Propagandaparole „Berlin ohne Zigeuner“ rund 600 Sinti und Roma in Berlin verhaftet und in das dazu errichtete Gefangenenlager Berlin-Marzahn gesperrt, den von den Nazis so genannten [[Zigeunerrastplatz Marzahn]]. Von dort wurden später viele in die KZ deportiert. Vgl. Wolfgang Benz: ''Das Lager Marzahn. Zur nationalsozialistischen Verfolgung der Sinti und Roma und ihrer anhaltenden Diskriminierung.'' In: Helge Grabitz, Klaus Bästlein, Johannes Tuchel (Hrsg.): ''Die Normalität des Verbrechens. Bilanz und Perspektiven der Forschung zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen.'' Berlin 1994, S. 260–279.</ref>
=== Slowakei ===
* Bratislava (dt. Pressburg, ehemals Pozsony, Ungarn): am 23.&nbsp;Mai 1915 von [[Alajos Rigele]] aufgestellt


In der Schweiz veröffentlichte [[Julius Zerfaß]] das Buch ''Dachau – Eine Chronik'' unter dem schützenden [[Pseudonym]] Walter Hornung.
=== Tschechien ===
(damals Österreich-Ungarn)
* [[Aš]] (Asch): ''Wehrmann in Eisen''
* [[Cheb]] (Eger): Der Wehrschild wurde ''Der Eiserne Sechser'' genannt.
* [[Dvorce u Bruntálu]] (Hof): Der Bürgermeister Joseph Gerlich ließ in patriotischer Begeisterung auf eigene Kosten den ''Wehrschild'' herstellen. Entworfen und geschnitzt wurde er vom Bildhauer [[Johann Pietsch]]. Er hatte die Form eines Wappens von ungefähr 1&nbsp;Meter Höhe. Umrandet war er von einem Eichenkranz, und am oberen Ende war der Wahlspruch des Kaisers [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Franz Joseph&nbsp;I.]] in gotischer Schrift ausgeschnitzt zu lesen: {{"|Mit vereinten Kräften}}. Die Mitte bildete das Hofer Stadtwappen. Die weitere Geschichte des Schildes ist nicht bekannt.
* [[Prag]]: Der ''Eiserne Wehrmann'' der deutschen Frauen und Mädchen wurde im Deutschen Theatergarten aufgestellt.
* Prag: Der ''Bundeswehrmann in Eisen'' – geschaffen von Franz Thiele, Professor an der Prager Kunstakademie – wurde aus Anlass der 22.&nbsp;Hauptversammlung des Bundes der Deutschen in Böhmen aufgestellt.
* [[Opava]] (Troppau): ''Wehrschild''
* [[Varnsdorf]] (Warnsdorf): ''Stadt-Wappenschild''


Die Lokalpresse Münchens berichtete bis Kriegsbeginn mehrfach über das KZ, meist mit höhnischem Unterton über politische Insassen und mit Warnung vor den „gefährlichen [[Bolschewiken]]“ (vgl. „[[Bolschewismus#Nationalsozialisten|Weltbolschewismus]]“). Ende des Jahres veröffentlichte der ''[[Illustrierter Beobachter|Illustrierte Beobachter]]'' einen Propagandabericht über das Lager Dachau.
=== Türkei ===
* [[Istanbul]] (ehemals Osmanisches Reich): Nachdem am 18.&nbsp;März 1915 die englischen Kriegsschiffe [[HMS&nbsp;Irresistible]] und [[HMS&nbsp;Ocean]] sowie den französischen Panzerkreuzer Bouvet vor den [[Dardanellen]] versenkt wurden, wurde eine hölzerne Nachbildung ''(Eiserne Kanone von Stambul)'' des erfolgreichsten Geschützes von den Skoda-Werken zur Verfügung gestellt und im April 1916 zur Benagelung vor dem Kriegsministerium in Istanbul aufgestellt.


=== Ukraine ===
==== 1937 ====
Zu Jahresanfang begannen die Bauarbeiten für das größer geplante [[#Häftlings-Gelände|neue Häftlingsgelände]]. Neue Baracken wurden errichtet. Das neue Gelände maß 583 Meter × 278 Meter und schloss sich teilweise an das alte Lager, die ehemalige Munitionsfabrik, an. Es entstanden ein Appellplatz, Holzbaracken, ein Bunker mit 136 Zellen für Einzelhaft, ein Wirtschaftsgebäude mit Küche und weitere Gebäude. Die neuen Häftlingsunterkünfte entsprachen dem damaligen Stand von Reichskasernen. An der Ostseite des Lagers wurde der Boden kultiviert, um eine Heilkräuterplantage anzulegen. Bis ins Jahr 1938 wurde das Gelände umgebaut und erweitert. 1937 verstarben 38<ref name="Zamecnik" /> Personen im Lager.
* [[Czernowitz]] (ehemals Österreich-Ungarn): Zur Erinnerung an die Befreiung von den Russen wurde der ''Reichsaar in Eisen'' zur Benagelung aufgestellt. Vorbild war der Reichsaar auf dem Turm des Rathauses, der nach der Besetzung von den Russen entfernt worden war.
* [[Drohobytsch|Drohobycz]] (ehemals Österreich-Ungarn): In Drohobycz wurde am Jahrestag der Befreiung von den Russen ein ''Wehrmann'' enthüllt. Der erste Tag brachte Spenden in der Höhe von 400.000 Kronen.
* [[Lemberg]] (ehemals Österreich-Ungarn): Im April 1916 wurde ein ''Wehrmann in Eisen'' zur Benagelung enthüllt. Während der Feier kreisten drei Flugzeuge über dem Stadtplatz.


=== Ungarn ===
==== 1938 ====
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-86686-0008, Baden-Baden, Festnahme von Juden.jpg|mini|Propagandafoto: Nach dem Novemberpogrom wird eine Kolonne Juden zur sogenannten [[Schutzhaft]] ins KZ gebracht, Baden-Baden, November 1938]]
Auch in Ungarn wurden nach dem Wiener Vorbild zahlreiche ähnliche Denkmäler aufgestellt. Diese Denkmäler wurden auf Ungarisch ''vasvitéz'', ''vaskatona'', ''vashonvéd'' (verschiedene Bezeichnungen für ‚Soldat in Eisen‘) oder ''páncélos lovag'' (‚Ritterfigur in Rüstung‘) genannt. Auch Privatpersonen, Geschäfts- oder Kneipenbesitzer stellten solche Denkmäler auf, um ihren Patriotismus zum Ausdruck zu bringen. Oft handelte es sich dabei um einen alten Schild, der von den Gästen, Bekannten, Kunden mit Nägeln beschlagen werden konnte.
* [[Budapest]]: Das bekannteste Denkmal dieser Art war die ''Skulptur Nationaler Opferbereitsschaft'' ''(Nemzeti Áldozatkészség Szobra)'' am ''Deák tér''<!-- Link funktioniert nicht mehr: [http://www.bparchiv.hu/magyar/kiadvany/bpn/03/szabo.html Über das Denkmal am Deákplatz in Budapest, von Dániel Szabó, ungarisch] --> eine mit Metallplättchen beschlagene Holzfigur, die einen Reiter aus der Zeit von König [[Matthias Corvinus|Matthias]] darstellte und vom Bildhauer [[Ferenc Sidló]] geschaffen wurde. Sie wurde am 12.&nbsp;September 1915 enthüllt und blieb bis November 1924 auf seinem Platz, vor dem Anker-Haus. Nach der Renovierung kam sie zuerst in den Hof der [[Ludovika-Akademie|Militärakademie Ludovika]]. 1968 kam der Kopf des Ritters ins Kiscelli Museum. Bruchteile und die Gipsform des Denkmals wurden ins Depot des Museums der Heeresgeschichte im [[Burgviertel]] gebracht.
* [[Szeged]]: am 8.&nbsp;September 1915 von [[István Szentgyörgyi]] aufgestellt
* [[Székesfehérvár]]: am 12.&nbsp;September 1915 von [[Alajos Rigele]] aufgestellt


Am 1. April 1938, drei Wochen nach dem [[Anschluss Österreichs]], kamen mit dem sogenannten [[Prominententransport]] die ersten 151 Österreicher nach Dachau. Bei ihnen handelte es sich in erster Linie um medienwirksame Gegner verschiedener politischer Richtungen. Im selben Jahr entstand auch das [[Dachaulied]]. Im Juni erfolgte mit der [[Arbeitsscheu Reich|Aktion „Arbeitsscheu Reich“]] eine weitere Verhaftungswelle, die Personen mit [[Asoziale (Nationalsozialismus)|„asozialem“]] Verhalten betraf.<ref>Vgl. [[Wolfgang Ayaß]]: ''„Asoziale“ im Nationalsozialismus.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1995, S. 138-179.</ref> Ausländische Journalisten und Vertreter internationaler humanitärer Organisationen waren bereits 1933 eingeladen worden, das Lager zu besichtigen. Am 19.&nbsp;August schrieb Guillaume Favre, ein Mitglied des [[Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung|Internationalen Komitees des Roten Kreuzes]], in einem Brief an Himmler: „Deshalb möchte ich hier nur hervorheben, daß<!-- Zitierter Brieftext daher ß--> alles, was ich zu sehen und hören bekam, ebenso in Bezug auf die Wohnverhältnisse, die materiellen und hygienischen Einrichtungen des Lagers, wie auch in Bezug auf die Behandlung, die Ernährung und die Arbeit der Inhaftierten, mir einen sehr günstigen Eindruck hinterlassen hat.“<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' 2002, S. 98.</ref> Im Oktober trafen erste [[sudetendeutsche]] Häftlinge ein. Die [[Antisemitismus (bis 1945)|Judenfeindlichkeit]] hatte stark zugenommen, und im Zuge der [[Novemberpogrome 1938|Reichspogromnacht]] wurden 10.911<ref name="BPOL_Chronik" /> Juden, davon 3700 aus [[Wien]], in das Lager gebracht.
=== USA ===
[[Datei:Wehrschild.JPG|mini|hochkant|Wehrschild in Baltimore, Maryland, USA]]
* [[San Francisco]]: Selbst in den Vereinigten Staaten von Amerika wurde von Auslandsösterreichern und -deutschen bis zum Kriegseintritt der USA durch Benageln eines ''Eisernen Kreuzes'' Geld gesammelt.
* [[Baltimore]]: Auch in Baltimore ([[Maryland]]) hängt ein künstlerisch gestalteter ''Adler mit einem [[Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung|Roten Kreuz]]'' als Brustschild, der bis 1917 durch Benageln Geld für das Deutsche und Österreichische Rote Kreuz sammelte.


In einem noch in der Pogromnacht versandten Fernschreiben wies SS-Gruppenführer [[Reinhard Heydrich]] die StaPo an: „in allen Bezirken so viele Juden – insbesondere wohlhabende – festzunehmen, als in den vorhandenen Hafträumen untergebracht werden können“.<ref>[http://www.ns-archiv.de/verfolgung/pogrom/heydrich.php ''Faksimile des Fernschreibens von Heydrich in der Pogromnacht 1938.''] NS-Archiv, Dokumente zum Nationalsozialismus, Stand: 6.&nbsp;Dezember 2008.</ref>
== Literatur ==
Zeitgenössisches:
* Gotthold Riegelmann: ''Der Stock im Eisen – Praktische Ratschläge zur Errichtung einfacher Nagelholzmale mit Ideen-Skizzen und Kostenberechnungen''. Ernst Wasmuth, Berlin 1915.


[[Datei:KZ Dachau-Reichspogromnacht.jpg|mini|Propaganda: Häftlingspostkarten wurden von der SS auf Inhalt kontrolliert]]
Sekundäres:
* Michael Diers: ''Nagelmänner. Propaganda mit ephemeren Denkmälern im Ersten Weltkrieg.'' In: Michael Diers: ''Schlagbilder. Zur politischen Ikonographie der Gegenwart''. Fischer, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-596-13218-5, S. 78–100.
* [[Dietlinde Munzel-Everling]]: ''Kriegsnagelungen, Wehrmann in Eisen, Nagel-Roland, Eisernes Kreuz'', Wiesbaden, August 2008 ([http://www.munzel-everling.de/download/munzel_nagelfiguren.pdf pdf, munzel-everling.de], 3,45 MB).
* Martin Kronenberg: ''Die Bedeutung der Schule für die „Heimatfront“ im Ersten Weltkrieg – Sammlungen, Hilfsdienste, Feiern und Nagelungen im Deutschen Reich'', Dissertation, Göttingen, März 2010; auch GRIN-Verlag, 2011, ISBN 978-3-640-90897-4 ([http://www.sub.uni-goettingen.de/ebene_1/diss/dissphilo.html online], uni-goettingen.de).
* Tristan Loidl: ''Andenken aus Eiserner Zeit. Patriotische Abzeichen der österreichisch-ungarischen Monarchie von 1914 bis 1918.'' Militaria-Verlag, Wien 2004, ISBN 3-9501642-4-3.
* Christoph Nübel: ''Mobilisierung der Heimatfront und Selbstbehauptung in Feindesland. Die Nagelung von Kriegswahrzeichen und das Monument der Kriegsgefangenen in Münster 1915–1918.'' In: ''Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde'' 52, 2007, {{ISSN|0342-1996}}, S. 131–156.
* [[Gerhard Schneider (Historiker)|Gerhard Schneider]]: ''In Eiserner Zeit. Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg.'' bd-edition, Schwalbach am Taunus 2013. ISBN 978-3-941264-13-7.


Diese jüdischen Häftlinge wurden bis zum Mai 1939 nach und nach entlassen. Durch Drohungen wurde auf sie und ihre Familien Druck ausgeübt, umgehend ihre Auswanderung in die Wege zu leiten und ihr Vermögen zu [[Arisierung|arisieren]].<ref>Wolf-Arno Kropat: ''Kristallnacht in Hessen, Das Judenpogrom vom November 1938.'' Wiesbaden 1988, ISBN 3-921434-11-4, S. 167 ff.</ref> In mehreren Fällen gelang es einzelnen Nationalsozialisten, den sogenannten „[[Aktionsjuden]]“ Häuser, Betriebe oder Vermögenswerte weit unter Wert abzupressen. Zu Weihnachten wurden mehrere Häftlinge öffentlich auf dem Appellplatz neben dem Weihnachtsbaum ausgepeitscht.
== Weblinks ==
{{Commonscat|Wehrmann in Eisen|Kriegsnagelungen}}


==== 1939 ====
* {{Webarchiv | url=http://www.kriegsnagelungen.de/donaumonarchie/ | wayback=20140714194017 | text=''“Für Kaiser, König und Vaterland” – Kriegsnagelungen in der Donaumonarchie im 1. Weltkrieg.'' auf kriegsnagelungen.de}}
In der Nacht auf den 24. Januar gelang dem Maler Louis Übrig die Flucht. Als Pauschalstrafe ordnete die SS für die gesamte Lagerbelegschaft in eisiger Nachtkälte Strafstehen an, wobei es zu Todesfällen kam.<ref name="BPOL_Chronik" />
* [http://www.wereldoorlog1418.nl/spijkeren/ Website zu Kriegsnagelungen für das Vaterland mit zahlreichen Fotos] (niederländisch)

* [http://www.uni-heidelberg.de/presse/news/2110reichert.html ''Eisernes Kreuz und Eisernes Buch von Heidelberg und die patriotische Stimmung'']. uni-heidelberg.de
Am 25. Januar 1939 wurde im Schreiben des [[Auswärtiges Amt#Deutsches Reich (1933–1945, Zeit des Nationalsozialismus)|Auswärtigen Amtes]] Berlin das Ziel<ref>[http://www.ns-archiv.de/verfolgung/auswanderung/aussenamt.php Schreiben des Auswärtigen Amtes Berlin 1939], Stand 9.&nbsp;Januar 2007.</ref> der deutschen „Judenpolitik“ beschrieben und detailliert auf Mittel und Wege zu Auswanderung und Verbleib der Besitztümer hingewiesen. Zum Jahrestag des Anschlusses von Österreich amnestierte man einige österreichische Häftlinge. Einen Monat später fand zu Hitlers 50.&nbsp;Geburtstag eine „Jubelamnestie“ statt. In der zweiten Jahreshälfte 1939 wurde über den Judenblock mehrmals die Strafe Isolierung verhängt.

=== Kriegsbeginn September 1939 ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-23-07A, Dachau, Konzentrationslager.jpg|mini|Propagandafoto: SS-Wachen und Häftlinge, Juni 1938]]

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges füllte die SS das Lager mit gefangenen Menschen aus den besetzten Ländern. Ursprünglich waren die Konzentrationslager Orte der Drangsalierung und Abschreckung für einflussreiche Gegner des Regimes. Nun war die Rüstungswirtschaft zur Kriegsführung zunehmend auf die billige Arbeitskraft der Häftlinge (vgl. Grafik zur Arbeitslosigkeit<ref>[http://www.dhm.de/lemo/objekte/statistik/arbeits11b/index.html Grafik Arbeitslosigkeit zwischen 1921 und 1939]</ref>) angewiesen. In Betrieben, die in SS-Besitz standen, zum Beispiel die ''Deutschen Erd- und Steinwerke'' ([[Deutsche Erd- und Steinwerke|DEST]]) oder die ''Deutschen Ausrüstungswerke'' ([[Deutsche Ausrüstungswerke|DAW]]), wurden Haftinsassen eingesetzt, ebenso in Steinbrüchen, Ziegeleien, Kiesgruben und diversen anderen Berufssparten und Betrieben. Sie wurden von der Regierung zugeteilt und im Unternehmen kostengünstig und gewinnbringend eingesetzt. Auch für den Bau der [[Reichsautobahn]] wurden Häftlinge eingesetzt. Aus örtlichen Gründen wurden Außenlager und flexible Arbeitskommandos nötig.

Zwischen dem 27. September 1939 und dem 18.&nbsp;Februar 1940 wurden die Häftlinge in andere Lager verlegt. In Dachau wurden währenddessen 7000 Angehörige der [[SS-Totenkopfverbände]] ausgebildet. Die Häftlinge wurden umgesiedelt: 2138 nach [[KZ Buchenwald|Buchenwald]], 1600 nach [[KZ Mauthausen|Mauthausen]], 981 nach [[KZ Flossenbürg|Flossenbürg]]. Lediglich ein Arbeitskommando von etwa 100 Häftlingen verblieb im Lager.<ref name="BPOL_Chronik" />

==== 1940 ====
[[Datei:1991.09.21.de.ba.Dachau.jpg|mini|Lagerzaun und Wachturm (Foto aus dem Jahr 1991, Gedenkstätte)]]

Zu Neujahr 1940 übernahmen die DAW die Herrschaft über die Werkstätten des Konzentrationslagers wie Schlosserei, Tischlerei und Sattlerei. Ende April und Anfang Mai trafen Transporte mit polnischen Häftlingen ein. Im Ausland lief in diesem Jahr der Film ''[[Der große Diktator]]'' an, der eine Anspielung auf die [[reichsdeutsche]]n Konzentrationslager und auf Hitler war. Gegen Ende des Jahres wurde damit begonnen, die Priester und Pfarrer aus allen Lagern im Lager Dachau zusammenzulegen,<ref>„Hitler kam (…) in „Mein Kampf“ zu dem Schluss, dass (…) ein politischer Einfluss der Religion – in Hitlers Augen ein Missbrauch – nicht zugelassen werden dürfe“. Textauszug aus: Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 170. Vgl. Quelle: Hitler: ''Mein Kampf.'' 1939, S. 292–294.</ref> ihr dortiger Wohnblock wurde [[Pfarrerblock (KZ Dachau)|Pfarrerblock]] genannt. Während in den besetzten Gebieten Polens [[Vernichtungslager]] wie [[Vernichtungslager Kulmhof|Chelmno]], [[KZ Auschwitz|Auschwitz]], [[Vernichtungslager Belzec|Belzec]], [[Vernichtungslager Sobibor|Sobibor]], [[Vernichtungslager Treblinka|Treblinka]] und [[KZ Majdanek|Majdanek]] entstanden, verstärkten sich die Gewaltanwendungen auch im Konzentrationslager Dachau.<ref name="BPOL_SystemKL" />

==== 1941 ====
Im Januar 1941 wurde im Block 26 auf Befehl Himmlers für die Geistlichen eine improvisierte Kapelle eingerichtet. Vom 22.&nbsp;Januar an durften die Geistlichen dort täglich Gottesdienst feiern, unter Aufsicht eines SS-Mannes. Ab dem 11.&nbsp;April erhielten alle Geistlichen bessere Essensrationen, der [[Heiliger Stuhl|Vatikan]] finanzierte dies. Die Privilegierung der Vorzugshäftlinge führte zu einer tätlichen Missgunst seitens anderer Häftlinge und SS-Leute; im September wurde sie rückgängig gemacht.<ref>Zámečník, S. 174.</ref> In diesem Jahr entstand unter [[Egon Zill]] eine [[Häftlingsorchester|Häftlings-Musikgruppe]], die zu bestimmten Anlässen musizieren musste. Zu Jahresbeginn 1941 wurde in der Krankenabteilung eine Versuchsstation eingerichtet, in der 114 registrierte Tuberkulosekranke [[Homöopathie im Nationalsozialismus|homöopathisch]] behandelt wurden. Leitender Arzt war von Weyherns. Er erprobte im Februar biochemische Mittel an Häftlingen. Zur Registrierung der Todesfälle wurde ab 1.&nbsp;Juni ein lagereigenes [[NS-Sonderstandesamt|Sonderstandesamt]] (''Dachau II'') eingerichtet. Bis dahin belief sich die Zahl der Todesfälle laut Standesamt der Stadt Dachau auf 3486<ref>Dachauer Archiv, DA-36125.</ref> Personen.

Ab Oktober 1941 wurden tausende sowjetische Kriegsgefangene ins Lager deportiert. Die SS erschoss im Hof des Bunkers bzw. später auf dem SS-Übungsschießplatz in Hebertshausen insgesamt mehr als 4000 sowjetische Kriegsgefangene.<ref>[http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/zeitleiste/1933-1945.html Zahlenangabe der Gedenkstätte]</ref>

==== 1942 ====
[[Datei:Bus Hartheim Foto Niedernhart Prozess.jpg|mini|Abholbus der [[NS-Tötungsanstalt Hartheim]] auf Schloss Hartheim: Den „Invaliden“ wurde vorgetäuscht, sie kämen in ein Sanatorium zur Erholung]]

Im Januar fand die [[Wannseekonferenz]] statt, auf der Massentötungen koordiniert wurden. Am 2.&nbsp;Januar startete der erste Transport, in der NS-Tarnsprache „Invalidentransport“ genannt, zur [[NS-Tötungsanstalt Hartheim]]. Dort wurden die Dachau-Häftlinge im Rahmen der [[Aktion 14f13]] durch Gas getötet. Innerhalb eines Jahres brachte die SS in 32 Transporten<ref name="BPOL_Chronik" /> als [[Geisteskrankheit|geisteskrank]] oder arbeitsunfähig betitelte sowie unliebsame KZ-Häftlinge dorthin, insgesamt etwa 3000 Häftlinge. Diese Tötungsaktionen im Schloss Hartheim waren eine Ausweitung des [[Aktion T4|Euthanasie-Programms]] der Nationalsozialisten.

Am 22. Februar begann im KZ die Versuchsreihe Unterdruck, an der die [[Luftfahrtmedizin]]er [[Georg August Weltz|Georg Weltz]], [[Siegfried Ruff]], [[Hans-Wolfgang Romberg]] und der SS-Hauptsturmführer [[Sigmund Rascher]] beteiligt waren.<ref>Erst Klee: ''Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945.'' Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 185.</ref> Die Ärzte waren beauftragt, Reaktions- und Lebensfähigkeit des Menschen in großen Höhen, bei raschem Aufstieg (in Höhen bis 20 Kilometer und mehr) sowie beim plötzlichen Fall aus großer Höhe festzustellen. Eine Unterdruckkammer der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] wurde angeliefert und zwischen Block&nbsp;5 und den anliegenden Baracken aufgestellt.<ref>[http://schule.judentum.de/projekt/NS-Medexp.htm Versuche mit Unterdruck im Jahr 1942], Stand 9.&nbsp;Januar 2007.</ref> Die Versuchsreihe endete in der zweiten Maihälfte und kostete 70 bis 80<ref name="BPOL_Chronik" /> von etwa 200 Häftlingen das Leben.

Am 23. Februar 1942 begann [[Claus Schilling]] seine ersten Experimente zur Erforschung von Medikamenten gegen die Tropenkrankheit [[Malaria]]. 1100<ref name="BPOL_Chronik" /> Häftlinge wurden infiziert und als Versuchspersonen missbraucht. Ihm konnten in den [[Dachauer Prozesse]]n zehn Todesopfer eindeutig nachgewiesen werden. Diese Versuche führte Schilling bis zum 5.&nbsp;April 1945 durch.<ref name="BPOL_Chronik" /> Während die medizinischen Experimente zu Druckauswirkungen den Piloten nützen sollten, zielten diese Forschungen auf die beim [[Afrikafeldzug]] eingesetzten Soldaten der [[Wehrmacht]] ab.

Das Krankenrevier bestand in den ersten Kriegsjahren aus sechs Baracken, Kapo im Krankenrevier war [[Josef Heiden]]. Im Juni wurde in Block&nbsp;I eine biochemische Versuchsstation eingerichtet. Leiter war [[Heinrich Schütz (Arzt)|Heinrich Schütz]]. Es lief die Versuchsreihe [[Phlegmone]] (Entzündungen) an, durchgeführt in Block&nbsp;1, Stube&nbsp;3. Diese kostete bis zu ihrem Abschluss im Frühjahr 1943 mindestens 17<ref name="BPOL_Chronik" /> Häftlingen das Leben.

Am 15. August begannen Unterkühlungsversuche unter der Leitung der Ärzte [[Ernst Holzlöhner|Holzlöhner]], [[Erich Finke|Finke]] und Rascher. Sie dienten dem Zweck, in Seenot geratenen Fliegern besser helfen zu können. Offizieller Abschluss der Versuche war im Oktober 1942. Rascher verlängerte die Versuchsreihe auf eigene Faust bis zum Mai 1943. Die Zahl der Versuchspersonen lag zwischen 220 und 240 Personen, wovon etwa 65 bis 70 Häftlinge umkamen.

Am 1. September wurde [[Martin Gottfried Weiß|Martin Weiß]] neuer Kommandant. Er war von [[Oswald Pohl|Pohl]] scharf<ref>Laut Aussagen des Zeugen der Verteidigung H. Bickel (NOR 4, S. 5335–5359 G) und des Angeklagten Mummethey, leitender Geschäftsführer der DEST (NOR 4, S. 5588–5589 G).</ref> angewiesen worden, besser auf die Erhaltung der Häftlingsarbeitskraft zu achten. Während seiner Kommandantur wurde daher die Strafe des [[Pfahlhängen]]s abgeschafft, Schikane, Schläge und Appellstehen wurden weniger häufig, Häftlinge durften öfter in ihre Wohnbaracken. Vor allem wurden Gewicht und Anzahl von Lebensmittelsendungen nicht mehr beschränkt. Es trafen mehr Pakete ein, einige Häftlinge waren nun sehr gut versorgt, ein reger Tauschhandel entstand. Unter den Häftlingen bildete sich eine Differenzierung aus.<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' S. 257.</ref> Sowjetische Häftlinge konnten keinen Kontakt zu ihrer Heimat haben und bekamen keine Pakete zugeschickt. Wer genug Pakete bekam, konnte nun auch bei [[Funktionshäftling]]en die Aufnahme in ein gutes Arbeitskommando bewirken.<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 256 ff.</ref>

Nach dem Befehl Himmlers vom 5. Oktober 1942, die in Deutschland liegenden Konzentrationslager [[judenfrei]] zu machen, [[Deportation#Deportationen aufgrund „rassischer“ Zuordnung|deportierte]] die SS alle jüdischen Häftlinge Dachaus in das KZ Auschwitz.<ref>[http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/dachau/index.html ''KZ Dachau.''] [[Deutsches Historisches Museum]]</ref>

Ende November brachen Bauchtyphus und [[Fleckfieber]] aus. Das durch Läuse übertragene Fleckfieber weitete sich zu einer Epidemie aus. Plakate mit dem Titel [[Eine Laus – Dein Tod]] wurden in den Baracken aufgehängt.

Zu Weihnachten fand in Block 4 erstmals eine Filmvorführung statt,<ref>Kupfer-Koberwitz: ''Die Mächtigen.'' Band II, S. 177.</ref> insgesamt folgten etwa acht weitere. Dabei wurden ausgewählte Spielfilme und propagandistische Berichterstattung über deutsche Kriegserfolge gezeigt. Mit der Kriegspropaganda wollte die Regierung den Hoffnungen der politischen Gegner und Widerstandskämpfer im Lager entgegenwirken. Die Lage im [[Schlacht von Stalingrad|Kessel von Stalingrad]] ließ Vermutungen aufkommen, der Krieg könne möglicherweise nicht gewonnen werden. Einige Wochen später rief [[Joseph Goebbels|Goebbels]] öffentlich zum [[Totaler Krieg|totalen Krieg]] auf.

==== 1943 ====
[[Datei:KZ Dachau - Inside the Bunker.jpg|mini|[[Bunker (KZ Dachau)]]]]

Am 1. Januar 1943 wurde wegen der [[Typhus]]-Epidemie eine Quarantäne für das gesamte Lager angeordnet, sie blieb bis zum 15.&nbsp;März gültig. Während der Quarantäne lebten die Häftlinge im Häftlingsbereich, SS-Leute betraten ihn nicht. Die Häftlinge durften ruhen, gelegentlich durfte musiziert werden, auch Gedichte entstanden. Die Lagerbibliothek hatte sich vergrößert, da nun auch Bücher in Paketsendungen eintrafen. Die kulturellen Aktivitäten überdauerten die Zeit der Quarantäne in eingeschränktem Ausmaß.<ref>Im Frühjahr führten die Häftlinge auf einer improvisierten Freilichtbühne ein selbstgeschriebenes Theaterstück auf, der Text war zensiert worden, es kam dennoch zu Anspielungen auf Hitler: Eine Person hieß Adolar, ein anderer Schausteller sprach den Namen dann absichtlich als Adol-f-ar aus. Ab Ende April gestattete Redwitz wöchentlich sonntags auf dem Appellplatz ein Fußballspiel. Am 29.&nbsp;August durften polnische Volkstänze aufgeführt werden.</ref> Auf der anderen Seite des absurden Lagerdaseins nahmen Hinrichtungen wegen Sabotage zu, die Zahl lag bei etwa 800 bis 1000 Todesopfern.<ref>800 bis 1000 Hinrichtungen wegen Sabotage lt. Aussage von Häftling Emil Mahr, Case Dachau, Exhibit 93, S. 1–2.</ref> Am 4.&nbsp;August wurde zur Abschreckung vor den versammelten Lagerinsassen an 16 Häftlingen die Prügelstrafe vollzogen. Zudem liefen die Versuchsreihen von Rascher und Schilling.<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 259 ff.</ref> Im Oktober wurde [[Eduard Weiter]] neuer und letzter Kommandant des Konzentrationslagers.

==== 1944 ====
[[Datei:Dachau1944JZ-Lagerbuch.jpg|mini|Totenbenachrichtigung (1944)]]

Im Jahr 1944 wurden die ersten Konzentrationslager im Osten wegen der heranrückenden Front geräumt. Westliche Lager füllten sich zusehends mit evakuierten Häftlingen. Im Hof des Krematoriums wurden 31 sowjetische Offiziere am 22.&nbsp;Februar von der SS erschossen.<ref name="BPOL_Chronik" />

Am 11. Mai wurde ein [[Lagerbordell]] in Betrieb genommen, sechs Frauen aus dem [[KZ Ravensbrück]] trafen ein. Es stand in Zusammenhang mit der Dienstvorschrift [[Oswald Pohl]]s, außergewöhnliche Arbeitsleistungen bei Häftlingen zu honorieren und damit zu steigern. Gegen Ende des Jahres wurde es wieder aufgelöst.<ref name="Zamecnik" /> Am 6.&nbsp;Juli kam der ''Todestransport'' aus dem Lager Compiègne in Dachau an, von 2521<ref name="BPOL_Chronik" /> Häftlingen waren bereits 984<ref name="BPOL_Chronik" /> tot.<ref>Nach französischen Quellen, von denen zum Beispiel auch Berben ausgeht, kam der Transport am 5.&nbsp;Juli mit 984 Toten an. – Die Quelle Dachauer Archiv DA-1042 nennt hingegen den 6.&nbsp;Juli mit 891 Toten. Auch so bei Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 346: er verwendet die niedrigere Zahl (6.&nbsp;Juli, 891 Tote).</ref>

Am selben Tag gelang es dem Häftling Sepp Eberl, in den Räumen der SS auf einem Funkgerät die Nachricht über die [[Operation Neptune|Landung der Alliierten in der Normandie]] abzuhören.<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 323.</ref> Im Sommer unternahm [[Wilhelm Beiglböck]] Versuche zum Gebrauch von Meerwasser als Trinkwasser.<ref>[http://nuremberg.law.harvard.edu/php/docs_swi.php?DI=1&text=medical Meerwasser-Versuche 1944]</ref> Seine Versuchspersonen waren 44<ref name="BPOL_Chronik" /> inhaftierte [[Sinti]]. Ab Herbst waren die Lager völlig überfüllt: Die für 52 Menschen geplanten Stuben mussten sich nun 300 bis 500 Personen teilen. Am 4.&nbsp;und 6.&nbsp;September wurden weitere 92<ref name="BPOL_Chronik" /> sowjetische Offiziere im Hof des Krematoriums erschossen. Diese Erschießungen gingen als Akt der Häftlings-Abschreckung ohne Geheimhaltung vor sich.<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 348.</ref> Im November brach erneut eine durch einen Evakuierungstransport ins Lager eingeschleppte Flecktyphus-Epidemie aus. Die Sterberaten erhöhten sich, von 403 im Oktober auf 997 im November und 1915 im Dezember.<ref>Tabellen des ITS Arolsen.</ref> Am 17.&nbsp;Dezember wurde der Diakon [[Karl Leisner]] in der Lagerkapelle vom französischen Bischof [[Gabriel Piguet]] heimlich zum Priester geweiht.

==== 1945 ====
[[Datei:This pile of clothes belonged to prisoners of the Dachau concentration camp.jpg|mini|Häftlingskleidung, 30.&nbsp;April 1945]]

Seit Jahresbeginn bis in den April hinein trafen Evakuierungstransporte aus bereits geräumten Lagern ein. Auch um ihre Arbeitskraft weiter nutzen zu können, wurden die Gefangenen auf lange und verlustreiche Transporte in den Westen des Reiches geschickt. Ebenso traf Lagerpersonal ein, im Januar 1945 beispielsweise der später freigesprochene SS-Arzt [[Hans Münch]]. Die Überfüllung des Lagers beschleunigte die Typhusepidemie: Die Sterblichkeit lag im Januar bei 2903 Toten und stieg die folgenden Monate an. Das Krematorium wurde außer Betrieb genommen, ab dem 12.&nbsp;Februar wurde mit Massenbestattungen auf dem [[KZ-Friedhof Dachau Leitenberg|Friedhof Leitenberg]] begonnen.<ref>Zámečník, S. 399.</ref> Der Epidemie erlagen auch eine Reihe Ärzte und Pfleger. Pater [[Engelmar Unzeitig]] verstarb in dieser Zeit an Typhus. Gegen Ende März wurden hunderte deutsche Geistliche entlassen; 170<ref name="BPOL_Chronik" /> blieben inhaftiert.

Am 4. April wurden im Rahmen der [[Rettungsaktion der Weißen Busse]] dem [[Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung|Internationalen Komitee vom Roten Kreuz]] (IKRK) dänische und norwegische Haftinsassen übergeben. Die Häftlinge [[Charles Delestraint]] und [[Georg Elser]] wurden am 9.&nbsp;April erschossen. Anfang April begann die SS damit, Schriftstücke und Dokumente zu verbrennen. Mitte April suspendierte die SS Johan Meansarian und Albert Wernicke. Sie steckte die beiden von den Häftlingen gefürchteten Funktionshäftlinge in den Bunker.<ref name="Zamecnik" />
Am 14.&nbsp;April ließ Himmler der [[Kommandantur]] von Dachau und [[KZ Flossenbürg|Flossenbürg]] einen Funkspruch senden. Er befahl die Totalevakuierung,<ref name="BPOL_Chronik" /> die später auf den Abtransport von Deutschen, Sowjetbürgern, Polen und Juden reduziert wurde. Damit begannen die [[Evakuierungsmarsch|Evakuierungs]]- und [[Todesmärsche von KZ-Häftlingen|Todesmärsche]]. Am 17.&nbsp;und 24.&nbsp;April wurden einige Häftlinge, unter ihnen [[Martin Niemöller|Niemöller]], Piquet, [[Schuschnigg]], in Richtung Tirol transportiert.

Am 23. April verließen die Arbeitskommandos zum ersten Mal nicht mehr das Lager. Ein weiterer Evakuierungstransport fuhr mit der Reichsbahn über Emmering–München–[[Wolfratshausen]]–Mittenwald nach [[Seefeld in Tirol]]. Die 2000 Häftlinge wurden am 4.&nbsp;Mai befreit. Ein anderer Evakuierungstransport fuhr mit der Reichsbahn am 25.&nbsp;April von Emmering über München, Wolfratshausen und Kochel nach Seeshaupt am Starnberger See. Die 3000 Häftlinge konnten am 30.&nbsp;April befreit werden. Der Evakuierungstransport vom 26.&nbsp;April über Emmering–München–Wolfratshausen–Penzberg–Staltach mit 1759 Juden konnte ebenfalls am 30.&nbsp;April befreit werden. Am selben Tag stoppten die US-Amerikaner einen Marsch von 6887<ref name="BPOL_Chronik" /> Häftlingen. Er hatte am 26.&nbsp;April begonnen und führte über Pasing, Wolfratshausen und Bad Tölz zum Tegernsee. Viele erlebten die Befreiung nicht, sie starben an völliger körperlicher Entkräftung oder wurden ermordet. 1000 weitere russische Häftlinge wurden vom Lagerkomitee durch Sabotage vor dem Marsch gerettet.<ref>{{Internetquelle | url=http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/History/History-idx?type=article&did=History.Dachau.i0004&id=History.Dachau&isize=M&pview=hide | titel=History: Dachau: II. Dachau, concentration camp, OSS section, seventh army | zugriff=2014-10-13}}</ref> Am 27.&nbsp;April wurden 2000 Häftlinge von Emmering aus mit der Reichsbahn auf einen Transport geschickt; ab Wolfratshausen mussten die Häftlinge zu Fuß marschieren. Nachts traf der [[Evakuierungszug aus Buchenwald|Eisenbahnzug mit Häftlingen aus Buchenwald]] ein, von denen viele verhungert waren.

Einen Tag später, am 28. April, zog der deutsche Generalmajor Max Ulich, da er unnötige Verluste gegen die [[United States Army|US-Streitkräfte]] vermeiden wollte, die [[212. Volksgrenadier-Division]] vom Lagergelände ab. An diesem Tag fand in der Stadt auch der [[Dachauer Aufstand]] statt, der von den ehemaligen Dachauhäftlingen [[Walter Neff]] und [[Georg Scherer (Funktionshäftling)|Georg Scherer]] geleitet wurde.

=== Befreiung 1945 ===
[[Datei:Dead corpses in train dachau.jpg|mini|Der ''[[Todeszug aus Buchenwald]]'' (29. April 1945)]]
{{Hauptartikel|Befreiung des Konzentrationslagers Dachau}}

Am nächsten Tag, dem 29. April 1945, marschierte die US-Armee zur Befreiung des Hauptlagers ein. Sie traf völlig unvorbereitet auf den ''[[Todeszug aus Buchenwald]]'', der neben dem Häftlingslager auf dem SS-Gelände stand und in dessen Waggons etwa 2300 Leichen lagen. Nach diesem schockierenden Eindruck kam es zu spontaner Selbstjustiz. Die US-Soldaten exekutierten SS-Männer. Das Kriegsverbrechen, das zur Befreiung des Lagers nicht notwendig war – die Männer der [[Waffen-SS]] hatten kaum Widerstand geleistet – wurde später als ''[[Dachau-Massaker]]'' bekannt.

Einen Tag später marschierten die Truppen in München ein. Weitere nahegelegene Außenlager wurden befreit, unter den Häftlingen befand sich beispielsweise [[Viktor Frankl]], dessen späteres Buch ''[[… trotzdem Ja zum Leben sagen]]'' über seine Erfahrungen in den Lagern Dachau und Auschwitz weltweite Bekanntheit erreichte. Auch Häftlingstransporte, die sich noch in der Umgebung Münchens befanden, kamen am 30.&nbsp;April frei.

=== US-amerikanische Verwaltung ===
[[Datei:Prisoners liberation dachau.jpg|mini|Befreite Häftlinge des KZs Dachau grüßen US-Soldaten]]
[[Datei:Prisoner's barracks dachau.jpg|mini|Blick auf die Lagerbaracken, einige Tage nach der Befreiung des Lagers durch die US-Armee]]

Zunächst stand Dachau aufgrund eines US-amerikanischen Befehls unter Quarantäne. Typhus und Fleckfieber grassierten auf dem Gelände. Die Epidemie und auch die Folgen der Unterernährung während der KZ-Haft dezimierte die Zahl der Überlebenden um etwa 2000 Personen. Im nun befreiten Lager Dachau mussten im Mai 1945 täglich zwischen 100 und 300 Tote bestattet werden. Die Bildung eines internationalen Häftlingskomitees ([[Comité International de Dachau|CID]]) wurde geplant und bekannt gegeben. In der akuten Notlage diente das Lagergelände noch zeitweilig als Unterkunft für heimatlose und kranke ehemalige Häftlinge. Im Juli errichteten die US-amerikanischen Militärbehörden auf dem Gelände das [[Internierungslager Dachau]].

Gegen Jahresende 1945 fand der [[Dachau-Hauptprozess]] im Rahmen der [[Dachauer Prozesse]] statt; 36 der 40 Angeklagten wurden zum [[Hängen|Tod durch den Strang]] verurteilt. Im Mai 1946 wurden 28 der 36 Todesurteile im [[Justizvollzugsanstalt Landsberg|Kriegsverbrechergefängnis Landsberg]] vollstreckt. In 121 Nachfolgeverfahren mussten sich etwa 500 Angeklagte in den folgenden Jahren vor US-amerikanischen [[Militär]]gerichten verantworten. Angeklagt waren überwiegend SS-Mitglieder, die zuvor im Hauptlager und dessen Außenlagern tätig gewesen waren. Bis ins Jahr 1948 fanden auf dem Gelände die Dachauer Prozesse statt, die unter anderem den [[Holocaust]] betrafen. Die medizinischen Experimente an Haftinsassen wurden auch in den [[Nürnberger Ärzteprozess]]en und im [[Milch-Prozess]] verhandelt.

Knapp dreieinhalb Jahre nach der Befreiung übergab das US-amerikanische Militär das Gelände im September 1948 an die bayerischen Behörden. Nun diente es als Flüchtlingslager.

In späten Nachkriegsermittlungen, beispielsweise im Jahr 1960 das Gerichtsverfahren gegen Karl Kapp, wurden auch Funktionshäftlinge vor Gericht gestellt.

== Räumliche Struktur ==
[[Datei:Concentration camp dachau aerial view.jpg|mini|Luftaufnahme des KZ Dachau (für die Legende auf das Bild klicken)]]
[[Datei:Kz-gedenkstätte-dachau.jpg|mini|Luftaufnahme der KZ-Gedenkstätte Dachau 2010]]
[[Datei:2469 - KZ Dachau.JPG|mini|Modell des KZ Dachau<br />(links: SS-Gelände, rechts: Häftlings-Gelände)]]

Das frühe Lager Dachau war 1933 noch in den Räumlichkeiten der ehemaligen Fabrik. Etwa ab 1937 entstand das neu errichtete Lager, das sich in folgende Bereiche gliederte:
* Häftlings-Gelände
* SS-Gelände (westlich vom Häftlings-Gelände)
* Kräuterplantage (östlich vom Häftlings-Gelände)
* Schießplatz [[Hebertshausen]]
* [[KZ-Friedhof Dachau Leitenberg|Friedhof Leitenberg]]
* Gräberanlage Waldfriedhof
* Mit Kriegsbeginn entstanden verstärkt Außenlager, die sich meist in Nähe von Rüstungsbetrieben oder wichtigen Arbeitsstätten im südlichen Reich befanden.

=== Häftlings-Gelände ===
Der erste große Teilbereich des Konzentrationslager war das Gefangenenlager, [[Sprache des Nationalsozialismus|euphemistisch]] auch „[[Schutzhaft (Nationalsozialismus)|Schutzhaftlager]]“ genannt. Ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun umgab es, dahinter befand sich ein Graben. Sobald sich jemand dem Zaun näherte, schoss das SS-Personal ohne Vorwarnung von Wachtürmen. Nachts war die Umzäunung beleuchtet. Insgesamt gab es 34 [[KZ-Baracke|Baracken]] in zwei Reihen, mittig war die [[Lagerstraße (KZ)|Lagerstraße]]. Den Eingang zum Häftlingsbereich bildete das [[Jourhaus (KZ Dachau)|Jourhaus]]. Die Wohnbaracken erhielten unter Kommandant Loritz den Namen „Blöcke“. Jeder Wohnblock besaß zwei Waschanlagen, zwei Toiletten und vier „Stuben“. Jede Stube hatte einen Wohn- und einen Schlafraum. Pro Stube sollten 52 Personen untergebracht werden, das bedeutete 208 Häftlinge pro Wohnblock. In den letzten Kriegsjahren mussten sich bis zu 1600<ref name="Lageplan">{{Literatur | Autor=Barbara Diestel, Wolfgang Benz | Titel=Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung | Hrsg=Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit | Ort=München | Datum=1994 | Online={{Webarchiv | url=http://www.km.bayern.de/blz/web/300017/lageplan.asp | wayback=20051204084802 | text=Lageplan des Hauptlagers in Dachau}} |Abruf=2006-12-31 }}</ref> Gefangene einen Wohnblock teilen.

Auf dem [[Appellplatz]] fand zu Tagesbeginn und -ende der Zählappell statt. Fehlte jemand, wurde Strafappellstehen durch die Nacht bzw. einen halben Tag lang angeordnet. Sieben Wachtürme umgaben das Gelände, sie waren üblicherweise mit je zwei SS-Wachen mit zwei Maschinengewehren besetzt. Das so genannte [[Krankenrevier (KZ Dachau)|Krankenrevier]] bestand anfangs aus zwei Baracken, ab 1939 wurde es erweitert. In den letzten Kriegsjahren war es 18 Baracken groß. Zum „Lazarett“ gehörte eine Desinfektionsbaracke sowie eine Totenkammer. Es gab eine Arbeitsbaracke, eine weitere Baracke bildete die [[Kantine (KZ Dachau)|Kantine]], die auch Propagandazwecken diente. Im [[Wirtschaftsgebäude des KZ Dachau|Wirtschaftsgebäude]] befand sich die Küche und auch das berüchtigte „Bad“. Dahinter lag der [[Bunker (KZ Dachau)|Bunker]], hier wurden Lagerarrest, Lagerstrafen (zum Beispiel verschärfte Einzelhaft) und Erschießungen vollzogen. Ab Herbst 1944 kamen [[Stehbunker]] hinzu.

Zwei NS-Denkmäler hatten Häftlinge 1933 im Lager errichten müssen: Vor dem [[Albert Leo Schlageter|Schlageter]]-Denkmal mussten vorbeigehende Häftlinge fortan die Mütze ziehen, ebenso vor dem [[Horst Wessel|Wessel]]-Denkmal.

Im Laufe der zwölf Jahre bildeten sich verschiedene Einteilungen der Wohnblöcke: Die Strafblöcke waren mit Stacheldraht umgeben: hier befanden sich Insassen, die wiederholt in Haft gewesen waren oder über die verschärfte Haft verhängt worden war. Weitere Blöcke waren: [[Interbrigadistenblock]], Judenblock, [[Invalidenblock des KZ Dachau|Invalidenblock]], Prominentenblock und [[Pfarrerblock]]. Ab Kriegsbeginn kam es zu einer Einteilung nach Nationalitäten (Polnischer Block, Tschechischer Block, …).

=== SS-Gelände ===
Den zweiten großen Teilbereich des Lagers stellte das Gelände der SS dar; es war gut doppelt so groß wie der Häftlingsbereich. Ein Teil davon zählte offiziell nicht zum KZ, da sich hier ein [[#Übungslager Dachau|SS-Übungslager]] mit Kaserne und Schulungsräumen befand.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/topografie.html | wayback=20110719044606 | text=siehe farbige Umrandung}}</ref> Jedoch waren auch auf dem SS-Übungslager Werkstätten, in denen Häftlinge zu arbeiten hatten. Weiter befanden sich in dem Bereich Mannschaftsbaracken und Offizierswohnungen, eine Bäckerei sowie das Verwaltungsgebäude. Später kamen zwei Krematoriumsgebäude dazu.

==== Erstes Krematorium ====
[[Datei:KZ Dachau Altes Krematorium.jpg|mini|Doppelmuffelofen des ersten [[Krematorium]]s]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H26996, KZ Dachau, Verbrennungsofen.jpg|mini|Zwangsarbeiter mit Zangen und Leiche vor einem Verbrennungsofen (wahrscheinlich inszeniertes Foto nach der Befreiung des KZ)]]

Etwa sieben Jahre lang brachte man Verstorbene zur Einäscherung in ein Krematorium nach München, wodurch die Anzahl der Todesfälle über die Lagergrenze hinaus bekannt werden konnte. 1940 erbaute die SS auf ihrem SS-Gelände ein eigenes Krematorium. Es war ein sehr kleines Gebäude mit nur einem einzigen Raum und einem sogenannten Doppelmuffelofen, etwas abseits stehend und von Bäumen verdeckt.

Ein spezielles Häftlingskommando, das keinen Kontakt zu anderen Häftlingen haben durfte, musste nun die Einäscherungen vornehmen. Nur Häftlinge des „Arbeitskommandos Krematorium“ durften dieses Gelände betreten. Innerhalb des SS-Lagers zweigte der Weg zum Krematorium ab. Es war somit vom Häftlingsbereich strikt getrennt und wenig einsehbar. Auch deshalb vollstreckte die SS an diesem Platz [[Hinrichtung]]en durch Hängen und Erschießen.

==== Baracke X (Zweites Krematorium mit Gaskammerraum) ====
[[Datei:KZ Dachau Baracke X.jpg|mini|Die Baracke X, auch Block X genannt]]
[[Datei:KZ Dachau Verbrennungsöfen Zweites Krematorium.jpg|mini|Verbrennungsöfen des zweiten Krematoriums in der Baracke X]]
[[Datei:Transportliste KZ Mühldorf.JPG|mini| Transportliste von 555 Häftlingen nach [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Auschwitz]], in der NS-Tarnsprache als „Invalidentransport“ bezeichnet]]

Von Mai 1942 bis April 1943 ließ die Lagerverwaltung gegenüber dem ersten Krematorium ein größeres Gebäude bauen, die sogenannte ''Baracke X''. Neben zwei Eingangsräumen gab es mehrere Leichenräume. Der neue Krematoriumsraum war mit vier Öfen ausgestattet, die von April 1943 bis Februar 1945<ref name="Zamecnik" /> zur Einäscherung verwendet wurden. Danach begannen die Massenbestattungen auf dem Friedhof Leitenberg. Ferner enthielt das Gebäude vier Desinfektionskammern für Häftlingskleidung, die seit dem Sommer 1944 in Betrieb waren. Bei einem weiteren Raum war über dem Eingang die Aufschrift „Brausebad“ angebracht. Der Raum war weiß gekachelt, besaß ein Guckloch und 15 simple Duschkopf-Attrappen. An der Außenwand befanden sich zwei blecherne Klappen, die auch das Einschütten von [[Zyklon B]] ermöglicht hätten. US-amerikanische Truppen identifizierten [[Gaskammer (Massenmord)#Dachau|diesen Raum]] am 29.&nbsp;April 1945 als eine Gaskammer.

Es kam im Lager, selbst zu Kriegsende, zu keiner Massentötung durch Gas. Dies wird auch von ehemaligen Häftlingen berichtet: „Als sich nach der Fertigstellung [der Gaskammer] die Befürchtungen, es würde zu Massentötungen kommen, nicht bewahrheiteten, […]“.<ref>Vgl. Zámečník: S. 298–300.</ref>

Ob einzelne Personen oder eine kleine Gruppe durch Zyklon&nbsp;B oder anderes Gas – beispielsweise [[Chemische Waffe#Chemische Kampfstoffe|Kampfgas]] – zu Tode kamen, ist nicht nachzuweisen, denn viele Dokumente waren vor Kriegsende vernichtet worden. Ein Indiz für Experimente mit Kampfgas liefert der erhalten gebliebene Brief des SS-Arztes Rascher an Himmler vom 9.&nbsp;August 1942: „Wie Sie wissen, wird im KL Dachau dieselbe Einrichtung wie in Linz gebaut. Nachdem die [[Invalidentransport]]e sowieso [[Gaskammer (Massenmord)|in bestimmten Kammern]] [gemeint sind Gaskammern] enden, frage ich, ob nicht in diesen Kammern an den sowieso dazu bestimmten Personen die Wirkung unserer verschiedenen Kampfgase erprobt werden kann.“ Ein weiteres Indiz ist die Aussage des Häftlings Frantisek Blaha: „Die Gaskammer wurde im Jahre 1944 vollendet; ich wurde zu Rascher gerufen, um die ersten Opfer zu untersuchen. Von den acht bis neun Personen, die in der Kammer waren, waren drei noch am Leben und die anderen schienen tot zu sein.“<ref>IMT Nürnberg, Band 32 (Dokumentenband 8), ISBN 3-7735-2524-9, S. 62 = Dokument 3249 PS.</ref>

Die Historikerin Barbara Distel urteilt: „Ob die von Rascher vorgeschlagene Kampfgaserprobung realisiert wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt, nach den Aussagen ehemaliger Häftlinge ist eine derartige Verwendung aber nicht auszuschließen.“<ref>Barbara Distel: ''Die Gaskammer in der „Baracke X“ des Konzentrationslagers Dachau.'' In: Günther Morsch, Bertrand Perz: ''Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas.'' Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 339.</ref>

Massentötungen durch Gas fanden in Dachau nachweislich nicht statt.<ref>Barbara Distel: ''Die Gaskammer in der „Baracke X“…'' S. 338/339.</ref> Für Ermordung durch Gas zog es die SS vor, Dachau-Häftlinge in die [[NS-Tötungsanstalt Hartheim|Gaskammer von Hartheim]] oder auch nach Auschwitz zu deportieren.

=== KZ-Außenlager ===
{{Hauptartikel|Außenlager des KZ Dachau}}

Die Außenlager wiesen kein einheitliches Erscheinungsbild auf. Mit 169 Außenkommandos<ref name="BPOL_SystemKL" /><ref>{{Literatur | Autor=Barbara Diestel, Wolfgang Benz | Titel=Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung | Hrsg=Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit | Ort=München | Datum=1994 | Online={{Webarchiv | url=http://www.km.bayern.de/blz/web/300017/aussenkommandos.asp | wayback=20070311021124 | text=Außenkommandos}} |Abruf=2006-04-17 }}</ref> war Dachau das am weitesten verzweigte Lager des nationalsozialistischen Regimes. Die [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeit]] in den KZ-Außenlagern erstreckte sich zunächst von Bauarbeiten, etwa in Kiesgruben, Steinbrüchen und im Straßenbau (meist für den SS-eigenen Konzern [[Deutsche Erd- und Steinwerke]]) oder bei den Infrastrukturmaßnahmen der [[Organisation Todt]], hin zu landwirtschaftlichen Arbeiten wie der Kultivierung von Mooren. Auch handwerkliche Arbeit wurde verrichtet, meist in SS-eigenen Handwerksbetrieben. Ab 1942 entstanden Außenlager, um riesige unterirdische Komplexe im Rahmen der sogenannten [[U-Verlagerung]] zu errichten, mit dem Ziel die Rüstungsproduktion unterirdisch weiterzuführen, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Auf Anforderung wurden KZ-Häftlinge auch als Arbeitskräfte u.a. an [[BMW]], [[Messerschmitt AG]], [[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Reichsbahn]], [[Luftschiffbau Zeppelin]], [[Dyckerhoff & Widmann]], [[Agfa]] und verschiedene staatliche Stellen ausgeliehen. Etwa 37.000 Häftlinge arbeiteten zu dieser Zeit in den Außenlagern, ein Großteil bestand aus osteuropäischen [[Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges|Kriegsgefangenen]], die aus rassischen Gründen sehr schlecht behandelt wurden.

== Organisatorische Struktur ==
=== Häftlingsarbeit und Selektion ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-27-04A, KZ Dachau, Häftlinge bei Zwangsarbeit.jpg|mini|Propagandafoto: Häftlinge bei der Zwangsarbeit (1938)]]

Laut der Propaganda war Arbeit erstrangig ein Mittel zur politischen Erziehung, damit besserungsfähige Häftlinge in die nationalsozialistische Gesellschaft aufgenommen werden könnten. Jedoch zog die SS aus der Häftlingsarbeit mehr und mehr Gewinn. Die Kultivierung der umliegenden Moore war die anfängliche Häftlingsaufgabe, dies wurde rasch geändert. Die Errichtung handwerklicher Arbeitsstätten – Straßenbau, Maurer, Tischler, Schlosser, Schneider, Schuhmacher, Sattler, Bäcker, Schlachter – versprach mehr Profit bzw. [[Autarkie]]. Schon wenige Monate nach Lagereröffnung arbeiteten 1933 bereits 300 Häftlinge für die SS. Es wurden Wohnungseinrichtungen hergestellt, Kleider und Schuhe gefertigt. Das Lager entwickelte sich zur wirtschaftlichen Basis der SS. Die Handwerkskammer schrieb am 28.&nbsp;November 1933 einen Brief und äußerte ihre Befürchtung, das Lager stelle eine unhaltbare Konkurrenz für andere lokale Handwerker dar. Die politische Polizei antwortete, die Produktion im Lager würde auf jeden Fall weitergeführt werden. Offiziell zählten die erwirtschafteten Werte zum Staatsbesitz, real nutzten sie Himmlers SS, indem sie die Abhängigkeit von der SA und vom Reichsinnenministerium verringerten. Bis 1940 konnte die SS den vollen Profit der Häftlingsarbeitskraft nutzen. In zahlreichen Fällen kam es bei der Zwangsarbeit zu Erniedrigungen, Misshandlungen und physischer Vernichtung, indem man Häftlinge schikanierte oder zu Tode hetzte. Später, v.&nbsp;a. in den großen Außenlagern, erhöhte sich diese Zahl drastisch.

Kranke und körperlich entkräftete Häftlinge wurden in den [[Invalidenblock des KZ Dachau|Invalidenblock]] verlegt, von dort erfolgte der Abtransport zu den Tötungsstätten.

=== Übungslager Dachau ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 152-16-21, KZ Dachau, Übungslager, Besuch Heinrich Himmler.jpg|mini|Propagandafoto: Himmler im SS-Bereich des Lagers (1938)]]

Da Dachau das erste eigenbetriebene Lager der SS war, fand von hier aus der systematische Ausbau des KZ-Systems im Reichsgebiet statt. Die Ausbildung des SS-Personals fand hier statt, zahlreiche spätere [[KZ-Kommandant]]en waren anfangs im KZ Dachau als Wachleute eingesetzt.

Auf dem angrenzenden Gelände des 1935 in Betrieb genommenen ''SS-Übungslagers Dachau'', das über einen separaten Eingang verfügte, waren sowohl das Stabsgebäude als auch die Unterkünfte der [[SS-Totenkopfverbände|Wachmannschaften]] in Form der SS-Kaserne untergebracht. Ferner befand sich auf dem Gelände des Übungslagers die [[SS-Unterführerschule Dachau]], deren Stab im Stabsgebäude der SS-Totenkopfverbände untergebracht war. Dort wurde der Unteroffiziersnachwuchs der „Lager-SS“ herangezogen und ausgebildet. Die [[Allgemeine SS]] unterhielt dort ebenfalls eine eigene „Führerschule“ und in der benachbarten [[SS-Verwaltungsschule Dachau|Verwaltungsschule]] wurde bis Herbst 1942 der spätere Verwaltungskader ausgebildet.

Im Übungslager Dachau wurde das spätere Wachpersonal Dachaus brutalisiert, in dem dort strikt nach Eickes Vorgaben („Dachauer Schule“) ausgebildet wurde und die SS-Männer angehalten wurden, im „Lagerdienst“ gegenüber den dortigen „Staatsfeinden“ in Form der Häftlinge aktiv Gewalt auszuüben und brutal gegen diese vorzugehen („Toleranz bedeutet Schwäche“). Die Rekruten lernten demnach, während ihres Einsatzes als Wachpersonal eines Konzentrationslagers tagtäglich Prügelstrafe und Folter anzuwenden. Mit dem dort Erlernten kam das Wachpersonal dann in anderen NS-Lagern zum Einsatz.<ref>Karin Orth: [http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1569/wie_ss_maenner_zu_moerdern_gedrillt_wurden.html ''Wie SS-Männer zu Mördern gedrillt wurden.''] In: ''Spiegel Online.'' 12.&nbsp;März 2008.</ref>

=== Medizinische Experimente ===
Da die SS auch Mediziner ausbildete, um in Kriegszeiten Operationen bei verletzten Soldaten durchzuführen, kam es im Krankenrevier mehrmals zu Operationen aus Übungszwecken. Zudem führten zahlreiche [[Personal im KZ Dachau#SS-Ärzte|Dachauer SS-Ärzte]] verschiedene Versuche an Häftlingen durch, zum Beispiel die TBC-Versuchsreihe, Leberpunktionen, [[Sigmund Rascher|Rascher]] führte unter anderem Höhen- und Unterkühlungsversuche durch, [[Claus Schilling|Schilling]] infizierte Häftlinge mit Malaria.

=== Lagerordnung ===
[[Datei:Prügelbock 00136.JPG|mini|Der [[Prügelbock]], auf dem die Prügelstrafe vollzogen wurde]]

In fast allen frühen Lagern entstanden Lagerordnungen, die aus den gängigen Vorschriften von Polizei- und Justizgefängnissen abgeleitet waren. Im Lager Dachau war dies völlig anders. Hier teilte Kommandant Wäckerle in der ersten Lagerordnung dem Amt Lagerkommandant die volle Gerichtsbarkeit zu, was ihm juristische Alleinherrschaft einbrachte und damit die weitgreifendste Veränderung war. Ein halbes Jahr später wurde sie am 1.&nbsp;Oktober 1933 in der zweiten Fassung durch Kommandant Eicke verschärft, als weitere Neuerung kamen Körperstrafen hinzu. Die [[Lagerordnung]] wurde ab 1934 für alle Konzentrationslager der SS gültig. Die Hierarchie des SS-Personals legte die [[Inspektion der Konzentrationslager|IKL]] fest. Die IKL gab später auch einheitliche Richtlinien für die Prozedur des sogenannten ''Strafverfahrens'' in den KZ der SS vor. In der [[Postenpflicht]] ließ Himmler niederschreiben, auf Häftlinge müsse ohne Aufruf und ohne warnenden Schreckschuss sofort geschossen werden. Bei den zahlreichen unnatürlichen Todesfällen lautete häufig der Erklärungsversuch, man habe Häftlinge bei einem angeblichen Fluchtversuch erschossen.

==== Funktionshäftlinge ====
Die Methode „teile und herrsche“ wurde durch eine abgestufte Häftlingsselbstverwaltung im Lager angewandt. Die SS ernannte Häftlinge zu Aufsehern über Pflichten. Sobald sie ihre Aufgabe nicht zur Zufriedenheit erledigten, verloren sie ihren Status wieder. Dann hatten sie Reaktionen anderer Mithäftlinge zu fürchten. Die SS nötigte [[Funktionshäftling]]e, andere Häftlinge einem strengen Reglement zu unterwerfen, beispielsweise hinsichtlich der Ordnung und Reinlichkeit in Baracken und bei Kleidung. Kleine Vergehen wurden schwer bestraft. Einer der gefürchtetsten Funktionshäftlinge war Johan Meansarian; er wurde nach der Befreiung des Lagers von US-Soldaten erschossen.<ref>Zámečník: ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 158.</ref><ref>Henryk Maria Malak: [http://books.google.de/books?id=t5oYUh8zlG8C&pg=PA363&lpg=PA363&dq=%22Meansarian%22+1945&source=bl&ots=NYl8ZA7nIj&sig=tJO-yDRf-sLrLuv9nXkXiYqVC_4&hl=de&sa=X&ei=G3JCU-jiJourPIGcgLgO&ved=0CFYQ6AEwBQ#v=onepage&q=%22Meansarian%22%201945&f=false Shavelings in Death Camps: A Polish Priest's Memoir of Imprisonment by the Nazis, 1939–1945], S. 363.</ref> Dachau war in den zwölf Jahren seiner Existenz durchgehend ein politisches Lager. Die von Häftlingen besetzbaren Positionen blieben in Händen politischer Gefangener; diese waren seit Beginn der [[NS-Zeit]] und damit am längsten inhaftiert.

==== Lagerterminologie ====
Die SS gebrauchte im internen Schriftverkehr die Abkürzung KL; auch in damaligen Zeitungsberichten wurde diese Abkürzung verwendet. Dem Zeitzeugen [[Eugen Kogon]] zufolge verwendete die SS nach außen bevorzugt das härter und bedrohlicher klingende Kürzel „KZ“. Da sämtliche Konzentrationslager der SS unterstanden, prägte sich die ungewöhnliche Abkürzung ein.<ref>Eugen Kogon: ''Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager.'' Alber, München 1946.</ref>

Gemäß amtlicher Definition des NS-Regimes galten als Konzentrationslager nur jene, die dem Befehl der SS unterstanden.<ref name="BPOL_SystemKL">{{Literatur | Autor=Barbara Diestel, Wolfgang Benz | Titel=Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung | Hrsg=Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit | Ort=München | Datum=1994 | Online={{Webarchiv | url=http://www.km.bayern.de/blz/web/300017/system.asp | wayback=20051203104012 | text=''Das System der Konzentrations- und Vernichtungslager''}} |Abruf=2006-04-17 }}</ref> Die SS regierte hier willkürlich und ohne rechtliche Einschränkung. Andere Haftstätten, die nicht im Zuständigkeitsbereich der SS lagen, trugen in der nationalsozialistischen Terminologie Bezeichnungen wie ''[[Arbeitserziehungslager]]''.

== Propaganda ==
Himmler und die NSDAP betrieben mit dem „[[KZ Dachau in der nationalsozialistischen Presse|Vorzeigelager Dachau]]“ eine kalkulierte Propaganda, um der „Gräuelpropaganda des Auslands“ entgegenzuwirken (--> [[Potemkinsches Dorf]]). Auch mit dem „Vorzeigelager“ [[KZ Theresienstadt|Theresienstadt]] betrieb die SS später Propaganda: Prominente jüdische Häftlinge wurden zur Teilnahme an Propagandafilmen gezwungen und anschließend in [[Vernichtungslager]] deportiert.

== Die Opfer ==
=== Häftlingsgruppen ===
[[Datei:Kennzeichen für Schutzhäftlinge in den Konzentrationslagern.jpg|mini|Kennzeichnung für Häftlinge; Ausbildungsmaterial für SS-Wachmannschaften]]
{{Hauptartikel|Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern|titel1=Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen}}

Das Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen systematisierte der [[NS-Ranggefüge|SS-Offizier]] Loritz. Es waren kleine Dreiecke aus Stoff, so genannte Winkel, die auf die Häftlingsuniform genäht wurden. Die Hauptgruppen unterschieden sich durch die Farbe der Dreiecke.

Zusätzlich bekam jeder Inhaftierte eine Nummer auf die Kleidung genäht. Bei den Häftlingsnummern lief die erste Serie von Nr.&nbsp;1 bis 37.575 vom 22.&nbsp;März 1933 bis zum 31.&nbsp;März 1940. Die zweite Serie lautete Nr.&nbsp;1 bis 161.896, beginnend vom 1.&nbsp;April 1940 bis zum 28.&nbsp;April 1945.

=== Häftlinge ===
{{Hauptartikel|Häftlinge im Konzentrationslager Dachau}}

''Siehe auch:'' [[:Kategorie:Häftling im KZ Dachau]]

Insgesamt waren etwa 200.000 Häftlinge in Dachau inhaftiert, darunter zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie Bürgermeister, Kommunalpolitiker oder Reichstagsabgeordnete aller Parteien. Viele Verleger von Zeitungen und Zeitschriften fanden sich in der Häftlingsliste, ebenso bekannte – und damit einflussreiche – Schriftsteller und Adelige. Auch andere, medienwirksam einflussreiche Berufe waren betroffen: Musiker, Komponisten und Juristen. Eine weitere Sonderstellung des Lagers war, dass ab Ende 1940 sämtliche, bereits in anderen KZ inhaftieren Geistlichen verschiedener Konfessionen nach Dachau verbracht und im dortigen [[Pfarrerblock (KZ Dachau)|Priesterblock]] inhaftiert wurden.

=== Todesopfer ===
[[Datei:Arbeitmachtfrei.JPG|mini|Tor im KZ Dachau mit Inschrift „[[Arbeit macht frei]]“]]
{{Hauptartikel|Todeszahlen des KZ Dachau}}

Die erhalten gebliebenen Dokumente der Standesämter und des nach Kriegsende eingerichteten Standesamts des [[Internationaler Suchdienst|Internationalen Suchdienstes (ITS)]] belegen schriftlich 32.009 Sterbefälle.<ref>nach Dachauer Archiv DA-36125. Zámečník, S. 398.</ref> Jedoch muss beachtet werden, dass das lagereigene Standesamt Todesfälle nur bis zum 20.&nbsp;April 1945 dokumentierte. Viele Dokumente vernichtete die SS, auch dokumentierte sie nicht sämtliche Todesfälle und Morde, beispielsweise exekutierte die SS sowjetische Kriegsgefangene. Kurz vor der Befreiung kam es bei den Häftlingsmärschen aus dem Lager zu zahlreichen Toten, die ebenfalls nicht amtlich registriert wurden. Die heutige historische Forschung geht von etwa 41.500 Todesopfern aus.<ref name="ZahlGedenkstätte" />

== Wachmannschaften und Kommandantur ==
{{Hauptartikel|Personal im KZ Dachau}}

Für die Bewachung aller späterer KZ waren die SS-Totenkopfverbände zuständig. Diese eigens dafür geschaffenen Einheiten der SS wurden im KZ Dachau ausgebildet. (Siehe hierzu auch den Artikel [[SS-Unterführerschule Dachau]]). Das SS-Personal wohnte auf dem direkt anschließenden SS-Gelände. Der für die Bewachung des KZ Dachau zuständige SS-Totenkopfverband war die [[SS-Totenkopfstandarte#Liste der SS-Totenkopfstandarten|SS-Totenkopf-Standarte I „Oberbayern“]], aus der im Oktober 1939 die spätere [[SS-Division Totenkopf|Waffen-SS Division „Totenkopf“]] aufgestellt wurde. Nach der Umgliederung wurde die SS-Standarte in Dachau in SS-Totenkopf-Rekruten-Standarte „Oberbayern“ umbenannt.

[[Datei:Dachauer Prozess - Anklagebank.jpg|mini|Die Angeklagten im Dachau-Hauptprozess am 15. November 1945]]

Zweiter Kommandant, ab Ende Juni 1933 bis 7. Juli 1934, war [[Theodor Eicke]]. Er wurde nach seinem Mord an dem SA-Führer [[Ernst Röhm|Röhm]] befördert und Chef der [[Inspektion der Konzentrationslager|SS-Inspektion der Konzentrationslager]] (zuständig für alle Konzentrationslager). Er erließ Bestimmungen, die praktisch in allen KZ umgesetzt wurden. Als Kommandanten folgten ihm [[Heinrich Deubel]], [[Hans Loritz]], [[Alexander Piorkowski|Alex Piorkowski]], [[Martin Gottfried Weiß|Martin Weiß]] und [[Eduard Weiter]] (1.&nbsp;Oktober 1943 bis 26.&nbsp;April 1945). Nach ihm übergab am 29.&nbsp;April Heinrich Wicker (Jg. 1921), eine untere SS-Charge,<ref>Vgl. [[KZ Bruttig-Treis]] (Juni–September 1944) und [[Hessentaler Todesmarsch]].<br />Stanislav Zámečník (Hrsg. Comité International de Dachau): ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, S. 390–396.<br />H. W. – Geboren am 30.&nbsp;Juni 1921 in [[Gausbach]] bei Gernsheim (Baden)<br />KZ Gedenkstätte Sandhofen: [http://www.majoonline.de/GWS/ahrens-wicker.html ''Die SS-Führer Ahrens und Wicker.'']</ref> das Lager an die US-Truppen.

=== Die Dachauer Prozesse ===
{{Hauptartikel|Dachau-Hauptprozess}}

Das US-Militär nutzte das ehemalige Häftlings-Lager und die SS-Kasernen für die Inhaftierung von NSDAP-Funktionären und Angehörigen der SS. In Dachau wurden insgesamt 489 Verfahren, die [[Dachauer Prozesse]] als Militärgerichtsprozesse durchgeführt.

Der erste Prozess, der [[Dachau-Hauptprozess]] (''United States of America v. Martin Gottfried Weiss et al.''), richtete sich gegen Teile der Mannschaft des KZ Dachau und wurde vom 15.&nbsp;November bis zum 13.&nbsp;Dezember 1945 durchgeführt. Auch so genannte [[KZ-Arzt|KZ-Ärzte]] und [[Otto Schulz (SS-Mitglied)|Otto Schulz]] als Vertreter der [[Deutsche Ausrüstungswerke]] (DAW, Ausbeutung der Sklavenarbeit) standen dort unter Anklage. Alle 40 Beklagten wurden für schuldig befunden und 36 von ihnen zum Tode verurteilt; 28 wurden 1946 im [[Justizvollzugsanstalt Landsberg|Landsberger Gefängnis]] gehängt. Dem Dachau-Hauptverfahren schlossen sich 121 Folgeprozesse mit etwa 500 Beschuldigten an.

Zahlreichen SS-Männern war es jedoch gelungen, über die sogenannten [[Rattenlinien]] ins Ausland zu fliehen.

== Gedenkstätten und Gedenkstättenarbeit ==
[[Datei:Dachau Never Again.jpg|mini|Gedenkstein und Aufschrift „Nie wieder“]]
[[Datei:Todesmarsch aus dem KZ Dachau.jpg|mini|Todesmarsch aus dem KZ Dachau (Bronze-Skulptur des Bildhauers [[Hubertus von Pilgrim]])]]
{{Hauptartikel|KZ-Gedenkstätte Dachau|titel1=KZ-Gedenkstätte Dachau (mit religiösen Gedenkstätten und Mahnmal)}}

1963 unterzeichneten [[Konrad Adenauer]] und [[Charles de Gaulle]] den [[Élysée-Vertrag|deutsch-französischen Freundschaftsvertrag]]. Die deutsche Bundesregierung verpflichtete sich, die Grabstätten ehemaliger Häftlinge zu erhalten.

1965 wurde die KZ-Gedenkstätte Dachau errichtet. Mit Ausnahme der verschiedenen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft auf dem Gelände befinden sich Grundstücke und Liegenschaften des eigentlichen Lagers, einige Außenstellen sowie umfangreiche Ausstellungs- und Archivbestände in der Trägerschaft der 2003 eingerichteten [[Stiftung Bayerische Gedenkstätten]].

In den erhalten gebliebenen Gebäuden des SS-Bereichs befand sich nach dem Krieg zunächst die US-amerikanische Armee. Heute wird es von der bayerischen [[Bereitschaftspolizei]] genutzt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

1996 wurde der 27. Januar als nationaler [[Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus|Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus]] festgelegt. Seit 2005 ist der 27.&nbsp;Januar auch internationaler Gedenktag.

Am 65. Jahrestag der Befreiung nahm am 2. Mai 2010 erstmals ein amtierender deutscher [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] ([[Horst Köhler]]) an der Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Dachau teil.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/kz-dachau-jahre-befreiung-gegen-das-vergessen-1.944668 ''Gegen das Vergessen.''] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]].'' 2.&nbsp;Mai 2010.</ref> Zum 70. Jahrestag hielt die deutsche [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzlerin]] [[Angela Merkel]] am 3.&nbsp;Mai 2015 eine Rede.

== Medien ==
=== Literatur ===
* Sabine Asgodom (Hrsg.): ''„Halts Maul – sonst kommst nach Dachau!“ Frauen und Männer aus der Arbeiterbewegung berichten über Widerstand und Verfolgung unter dem Nationalsozialismus.'' Bund-Verlag, Köln 1983, ISBN 3-7663-0593-X.
* [[Wolfgang Benz]] und Angelika Königseder (Hrsg.): ''Das Konzentrationslager Dachau. Geschichte und Wirkung nationalsozialistischer Repression.'' [[Metropol Verlag]], Berlin 2008, 460 S., ISBN 978-3-940938-10-7.
* [[Hans Beimler]]: ''Im Mörderlager Dachau. Erster authentischer Bericht über die Zustände in einem faschistischen KZ.'' Broschüre, August 1933.
** Im November 2011 erschien eine Neuauflage der Broschüre, herausgegeben und um eine biografische Skizze ergänzt von [[Friedbert Mühldorfer]], PapyRossa, Köln, 2011, ISBN 978-3-89438-480-7.
* Wolfgang Benz und [[Barbara Distel]] (Hrsg.): ''Der Ort des Terrors. Frühe Lager, Dachau, [[Emslandlager]].'' Beck, München 2005, Bd. 2, ISBN 3-406-52962-3.
* [[Jean Bernard (Priester)|Jean Bernard]] ''Pfarrerblock 25487.'' ISBN 2-87963-286-2.
* [[Comité International de Dachau]] – Barbara Distel: ''Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945.'' Dachau, 2005. ISBN 3-87490-750-3.
* Barbara Distel und Wolfgang Benz: ''Das Konzentrationslager Dachau 1933–1945. Geschichte und Bedeutung.'' Hrsg. [[Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit]], München 1994 ({{Webarchiv | url=http://www.km.bayern.de/blz/web/300017/kzdachau.asp | wayback=20051203125310 | text=Text online}}).
* Barbara Distel und Wolfgang Benz: ''[[Dachauer Hefte]]. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager.'' [http://www.dachauer-hefte.de/ Internetseite der Dachauer Hefte.]
* Barbara Distel (Bearb.): ''Konzentrationslager Dachau. 1933 bis 1945 ; Text- und Bilddokumente zur Ausstellung.'' Katalog zur Ausstellung „Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945“; Neugestaltung der Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Dachau. 4. Aufl. München, 2005. ISBN 978-3-87490-750-7.
* [[Sven Bernhard Gareis]]: ''Didaktik der Begegnung. Zur Organisation historischer Lernprozesse im Lernort Dachau.'' (= ''Europäische Hochschulschriften.'' Reihe 11. ''Pädagogik.'' Bd. 410). Lang, Frankfurt am Main u.a. 1990, ISBN 3-631-42272-5.
* [[Edgar Kupfer-Koberwitz]]: ''Dachauer Tagebücher: die Aufzeichnungen des Häftlings 24814.'' Kindler, München 1997, ISBN 3-463-40301-3.
* Sabine Schalm: ''Überleben durch Arbeit?'' Außenkommandos und Außenlager des KZ Dachau 1933 1945, Metropol Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-940938-45-9.
* Martin Gruner: ''Verurteilt in Dachau. Der Prozess gegen den KZ-Kommandanten Alex Piorkowski vor einem US-Militärgericht.'' Wißner, Augsburg 2008, ISBN 978-3-89639-650-1.
* Walter Hornung (Pseudonym, eigentlich [[Julius Zerfaß]]): Dachau – Eine Chronik. Europa-Verlag, Zürich 1936, Reprint Kirn/Nahe 1988.
* Internationales Zentrum für Recht und Freiheit in Deutschland (Hrsg.): ''Nazi Bastille Dachau. Schicksal und Heldentum deutscher Freiheitskämpfer.'' Paris 1939.
* Hans-Günter Richardi: ''Schule der Gewalt. Die Anfänge des Konzentrationslagers Dachau 1933–1934.'' Beck, München 1990, ISBN 3-406-09142-3.
* Dirk Riedel: ''Ordnungshüter und Massenmörder im Dienst der „Volksgemeinschaft“: Der KZ-Kommandant Hans Loritz.'' Metropol Verlag, Berlin 2010, ISBN 3-940938-63-7.
* Dirk Riedel: ''Kerker im KZ Dachau. Die Geschichte der drei Bunkerbauten.'' Dachau 2002.
* [[Sybille Steinbacher]]: ''Dachau – Die Stadt und das Konzentrationslager in der NS-Zeit. Die Untersuchung einer Nachbarschaft.'' Peter Lang, Frankfurt a. M. 1993, ISBN 3-631-46682-X.
* [[Fritz Wandel]]: ''Ein Weg durch die Hölle – Dachau – wie es wirklich war.'' Verlag Oertel & Spörer, Reutlingen 1946 (Erlebnisbericht eines Dachau-Häftlings), [http://d-nb.info/455368082 Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.]
* [[Rolf Weinstock]]: ''Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands.'' Häftling Nr. 59000 erzählt von dem Schicksal der 10.000 Juden aus Baden, aus der Pfalz und aus dem Saargebiet in den Höllen von Dachau, Gurs – Drancy, Auschwitz, Jawischowitz, Buchenwald 1938–1945. Volksverlag Singen/Htw. 1948.
* [[Thaler, Franz]]: ''Unvergessen. Ein Sarner erzählt.'' 5. Auflage. Raetia, Bozen 2015.
* Richard Zahlten (Hrsg.): ''Die Ermordeten: die Gedenktafel der Erzdiözese Freiburg für die verfolgten Priester (1933 bis 1945) in „Maria Lindenberg“, nahe St. Peter, Schwarzwald.'' Taschenbuch. 224 Seiten. Vöhrenbach: Dold-Verlag, 1998. ISBN 978-3927677180.
* [[Stanislav Zámečník]] (Hrsg. Comité International de Dachau): ''Das war Dachau.'' Luxemburg 2002, ISBN 2-87996-948-4.
* [http://www.hagalil.com/czech/dachau/kz-dachau-51.htm#Literaturverzeichnis Ausführliche Liste weiterer Literatur auf hagalil.com]
* [[Albert Knoll (Historiker)|Albert Knoll]], [[Rainer Hoffschildt]]: ''Die Todesopfer.'' In: ''Der Rosa-Winkel-Gedenkstein. Die Erinnerung an die Homosexuellen im KZ Dachau'' (= ''Splitter.'' Bd. 13), Hrsg.: ''Forum Homosexualität München e.V., Lesben und Schwule in Geschichte und Kultur.'' München 2015, ISBN 978-3-935227-19-3, S. 88–114.
* [[Nikolaus Wachsmann]]: ''KL: Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager.'' Siedler Verlag, München 2016, ISBN 9783886808274.

=== Filme ===
'''Spielfilme mit historischem Bezug'''
* ''[[Der neunte Tag]].'' Spielfilm, Deutschland, 2004, Regie: Volker Schlöndorff.
'''Dokumentarfilme'''
* ''KZ Dachau.'' Dokumentarfilm, Deutschland. Der Film kann unter anderem im Kinosaal des KZ Dachau bei einer Besichtigung angeschaut werden.
* ''Der Priesterblock.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, Regie: Max Kronawitter. Der Film berichtet über den [[Pfarrerblock (KZ Dachau)]] mit Interviews und einzelnen Szenen aus dem Spielfilm ''[[Der neunte Tag]].'' <ref>FWU – Schule und Unterricht: [http://dbbm.fwu.de/fwu-db/presto-image/beihefte/46/104/4610499.pdf Beiheft: ''Der Priesterblock.'' ] (PDF). Online auf dbbm.fwu.de. Abgerufen am 5.&nbsp;November 2014.</ref>
* ''[[Hafners Paradies]].'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2007, Regie: Günter Schwaiger. Der Film schildert die Begegnung des ehemaligen Häftlings [[Hans Landauer]] mit dem ehemaligen SS-Mann [[Paul Maria Hafner|Paul Hafner]].
* ''Der weiße Rabe.'' Dokumentarfilm, 2009, über den ehemaligen Häftling [[Max Mannheimer]].
* ''Geboren im KZ.'' Dokumentarfilm, 2010. Geschichte zweier Jüdinnen, die im letzten Kriegswinter im KZ-Außenlager Kaufering Kinder zur Welt brachten.

=== Foto-Archiv der Bayerischen Staatsbibliothek ===
* Inszenierte Propagandafotos. Fotograf: [[Heinrich Hoffmann (Fotograf)|Heinrich Hoffmann]], Juni 1933
: [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7800.jpg Häftlinge erbauen ein Schwimmbecken], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7801.jpg Ansicht des Lagers Dachau], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7803.jpg Wachmannschaften], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7798.jpg Häftlinge beim Eisstockschießen], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7811.jpg Eisstockschießen 2], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7812.jpg Eisstockschießen 3], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7799.jpg Eisstockschießen 4], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7816.jpg Häftling auf dem Eis], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-8014.jpg Erbau Wessel-Denkmal]

* Heimliche Fotoaufnahmen (Fotografierverbot), Umgebung Dachau, Kriegsalltag 1943.
: [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68916.jpg Kriegsalltag 1943], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68913.jpg], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68914.jpg], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68927.jpg], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68928.jpg], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68930.jpg], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68932.jpg], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-68958.jpg]
* Fotos: Prozess gegen SS-Wachmannschaft, Dezember 1945.
: [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-54885.jpg Identifizierung des KZ-Personals], [http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-54884.jpg Krematoriumsöfen mit Kränzen]

=== Weblinks ===
{{Commonscat|Dachau concentration camp|Konzentrationslager Dachau}}
* [http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/ KZ-Gedenkstätte Dachau]
* [http://br.de/s/74m9ei KZ Dachau – das erste NS-Konzentrationslager] – Dossier auf BR.de
* {{dmoz|World/Deutsch/Gesellschaft/Geschichte/Nach_Zeitabschnitten/Neuzeit/20._Jahrhundert/Nationalsozialismus/Gedenkst%c3%a4tten_und_Museen/Konzentrations-_und_Vernichtungslager/Dachau}}
* [http://lernen-aus-der-geschichte.de/search/node/dachau (Bildungs-)Material zum KZ Dachau (Lernen aus der Geschichte)]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 16. September 2016, 06:06 Uhr

Koordinaten: 48° 16′ 13″ N, 11° 28′ 5″ O

KZ Dachau (Deutschland)
KZ Dachau (Deutschland)
KZ Dachau
KZ Dachau in Deutschland
Wachturm B des KZ Dachau, April 1945
Propagandafoto: KZ Dachau, Häftlinge beim Appell (28. Juni 1938). Aufnahme von Friedrich Bauer
Propagandafoto: Heinrich Himmler (2. von links) und – neben ihm – Rudolf Heß (2. von rechts) bei einer Lagerinspektion im Jahr 1936

Das Konzentrationslager Dachau, kurz KZ Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis zu seiner Befreiung durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945. Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach ihrem Machtantritt. Es war das erste durchgehend betriebene KZ und wurde dadurch eines der bekanntesten Konzentrationslager. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, d. h. mehr als doppelt so lange wie die meisten späteren Konzentrationslager.

Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München. Zunächst diente es der Inhaftierung von politischen Gegnern des NS-Regimes. Heinrich Himmler, 1933 Reichsführer SS und Münchener Polizeipräsident, ließ es östlich der Stadt Dachau auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik errichten. Es diente – vor allem in seinen Anfangsjahren, als die NSDAP ihre Macht festigen wollte – zur Inhaftierung und zur Abschreckung politisch Andersdenkender.

Nach der erfolgreichen Zerschlagung der SA im Jahr 1934, vor welcher die „Röhm-Putsch“-Lüge verbreitet worden war, begann Himmler die Vergrößerung des KZ zu planen. 1937 begannen die Bauarbeiten für den neuen Häftlingsbereich, der an die ehemalige Munitionsfabrik anschloss. Organisation und räumlicher Aufbau waren später eine Vorlage für neue KZ im Reichsgebiet. Das NS-Regime präsentierte es propagandistisch als „Vorzeigelager“, beispielsweise mittels geschönter Fotografien.

Dachau war Ausbildungsort für SS-Wachmannschaften und SS-Führungspersonal, die nach Beginn des Zweiten Weltkriegs unter anderem in Vernichtungslagern eingesetzt wurden. Das KZ Dachau war kein Vernichtungslager; jedoch wurden in keinem anderen KZ so viele politische Morde verübt.

Nach der Reichspogromnacht inhaftierte die SS verstärkt auch Juden und andere Verfolgte. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden auch Menschen aus besetzten Gebieten Europas im KZ Dachau inhaftiert. Es entwickelte sich zur Keimzelle für neue KZ und nahm mehrere Sonderstellungen ein: Das Lager war der erste Ort im Deutschen Reich, an dem einem SS-Lagerkommandanten die alleinige Gerichtsbarkeit zugeteilt wurde und geltendes Recht erfolgreich außer Kraft gesetzt wurde. Die SS schuf einen „Staat im Staat“, in dem sie politische Gegner gefangen hielt, unterdrückte und ermordete.

Von den insgesamt mindestens 200.000 Dachauer Haftinsassen starben etwa 41.500.[1] Zusätzlich deportierte die SS häufig Häftlinge in Vernichtungslager.

Heute befindet sich auf dem Gelände die KZ-Gedenkstätte Dachau, die von rund 800.000 Personen jährlich besucht wird.[2]

Entstehung

Propaganda-Aufnahme: Entlassung von Häftlingen im Zuge einer „Gnadenaktion“ zu Weihnachten 1933

Noch in der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. Februar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Inhaftierung ihrer politischen Widersacher.[3] Viele Reichstagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Konservative, Liberale und Monarchisten wurden verhaftet.

Die Häftlinge wurden an verschiedenen Orten mit unterschiedlicher Zuständigkeit – Sturmabteilung (SA), SS, Innenministerien etc. – untergebracht. Die Orte werden heute als „wilde“ oder frühe Konzentrationslager bezeichnet; es waren meist improvisierte Haftstätten. Dachau war das einzige der frühen KZ, das nicht bis zum Zweiten Weltkrieg aufgelöst wurde: Himmler ließ es systematisch ausbauen und nahm es als Vorbild für spätere systematisch errichtete KZ.

Geschichte

Politischer Terror 1933–1934

SS-Wachmannschaft Ende Mai 1933

Drei Wochen nach dem Reichstagsbrand entstand das Lager Dachau. Am 21. März 1933 gab Himmler, seit zwei Wochen als kommissarischer Polizeipräsident von München im Amt, in einer Pressekonferenz die Errichtung eines politischen Konzentrationslagers bei Dachau bekannt.[4] Schon am 22. März wurden etwa 150 Häftlinge von den Gefängnissen Landsberg am Lech, Neudeck und Stadelheim auf das Gelände der stillgelegten Königlichen Pulver- und Munitionsfabrik Dachau gebracht. Die Haftnummer eins erhielt der Kommunist Claus Bastian.[5] Bewacht wurden sie in den ersten Tagen von der Bayerischen Landespolizei.[6] Ab 11. April teilten sich Polizei und SS die Bewachung des Lagers, die SS war als Hilfspolizei eingesetzt. Am nächsten Tag wurden die ersten Morde begangen, an den Häftlingen Rudolf Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn.[7] Zahlreiche weitere Todesfälle folgten, beispielsweise Fritz Dressel, Wilhelm Aron, Sebastian Nefzger.

Im Mai gelang Hans Beimler (KPD) die Flucht; bis zu seiner Inhaftierung war er Mitglied im Deutschen Reichstag gewesen. Im Ausland veröffentlichte er kurz darauf die Broschüre Im Mörderlager Dachau.[8] Der erste Kommandant war Hilmar Wäckerle, er verfasste im Mai auf Anweisung Himmlers die erste vorläufige Lagerordnung. In ihr war festgehalten, dass die Gerichtsbarkeit des Lagers allein beim Kommandanten lag. Er konnte sogar Häftlinge zum Tode verurteilen, sofern zwei von ihm ernannte SS-Wachen zustimmten.[9] Anfang Juni übernahm die SS die alleinige Bewachung. Ende Juni wurde Theodor Eicke Lagerkommandant. Eicke zielte darauf ab, das Lager von Außenstehenden völlig abzuschotten. Selbst die Feuerwehr durfte das Gelände nicht betreten, um die Einhaltung der feuerpolizeilichen Vorschriften zu prüfen.[10] Karl Wintersberger von der Münchner Staatsanwaltschaft ermittelte während dieser Zeit wegen der ersten drei Häftlingserschießungen in Dachau.[11] Nach wenigen Monaten wurden sämtliche Verfahren eingestellt. Das Konzentrationslager Dachau war zum rechtsfreien Raum geworden.[7]

KZ-Häftlingspostkarte vom August 1933

Beispielsweise waren Landtagsabgeordnete wie Alois Hundhammer (BVP) oder Reichstagsabgeordnete wie Ernst Heilmann (SPD) inhaftiert. Die zahlreichen Beispiele inhaftierter Politiker oder Aktivisten hatten auf die Öffentlichkeit eine einschüchternde Wirkung. Viele Dinge hatte die NSDAP bereits mit Hilfe von politischer Polizei und Justiz verwirklicht: den Einfluss von Gewerkschaften geschwächt, Parteien verboten oder aufgelöst, Länder und Gemeinden gleichgeschaltet, demokratische Verhältnisse abgeschafft. Rundfunk und Film wurden gesteuert. Durch die Kontrolle bzw. Übernahme sämtlicher bestehender Vereine und Einschränkung der Redefreiheit hatte man ideologische Kontrolle über die Kommunikation im Volk bekommen. Neue Oppositionsbildung gestaltete sich schwierig. Zu dieser Zeit existierten im Reich mehr als hundert überwiegend kleine Konzentrationslager, in denen Oppositionelle in „Schutzhaft“ festgehalten wurden. Kaum jemand überblickte, wer inhaftiert war. Es unterlag der Willkür ehrgeiziger lokaler Nazis, jemanden zu verhaften oder wieder freizulassen. Bald kam es zu Reibereien in Fragen des Zuständigkeitsbereiches und zu Machtkämpfen. SA-Gruppenführer Schmid war zu dieser Zeit Sonderkommissar der Obersten SA-Führung bei der Regierung von Oberbayern. Er schrieb am 1. Juli 1933 einen Brandbrief an den Bayerischen Ministerpräsidenten Siebert:

„Die Autorität des Staates steht in Gefahr durch die allseitigen, unberechtigten Eingriffe politischer Funktionäre in das Räderwerk der normalen Verwaltung. Jeder NSBO-Mann, NSBO-Ortsgruppenleiter, NSBO-Kreisleiter (…) jeder politische Stützpunktleiter, Ortsgruppenleiter, politische Kreisleiter erlässt Verfügungen, die in die unteren Befehlsgewalten der Ministerien eingreifen, also in die Befehlsbefugnisse der Kreisregierungen, Bezirksämter, runter bis zur kleinsten Gendarmeriestation. Jeder verhaftet jeden (…), jeder droht jedem mit Dachau (…) Bis zur kleinsten Gendarmeriestation ist bei den besten und zuverlässigsten Beamten eine Instanzenunsicherheit eingetreten, die sich unbedingt verheerend und staatszerstörend auswirken muss.“[10]

Häftlinge beim Essen (Mai 1933), Propaganda-Aufnahme von Friedrich Bauer
Mit der „Postenpflicht“, die später auch in anderen KZ galt, erhielt die SS die Erlaubnis, ohne Vorwarnung auf Häftlinge zu schießen
Propaganda-Aufnahme: Eine zur Entlassung kommende Gruppe von ca. 50 Häftlingen am Lagertor (Dezember 1933)

Am 16. Juli 1933 erschien in der Zeitschrift Münchner Illustrierte Presse einer der propagandistischen Berichte über das Lager. Er trug den Untertitel Frühappell im Erziehungslager und zeigte als Titelbild ordentlich und sauber gekleidete Häftlinge (vgl. Abb.[12]). Seit Juli erschien regelmäßig ein Pfarrer der Gemeinde Dachau und hielt sonntags einen Gottesdienst ab; durchschnittlich nahmen daran 20 Personen teil. Die Häftlinge trugen zu dieser Zeit noch ihre eigene Kleidung. Die Lagerverpflegung bestand wochentags beispielsweise aus Ersatzkaffee, Brot, Eintopf; sonntags gab es zum Beispiel Suppe und ein Stück Schweinebraten mit Kartoffelsalat. Die Häftlinge erhielten vom eigenen oder zugesandten Geld monatlich bis zu 30 RM, von dem sie sich in der Kantine zu höheren Preisen Brot, Butter, Wurst oder Obst kaufen konnten. Im Herbst wurde eine Lagerbücherei errichtet; sie enthielt zum Beispiel Bücher von Karl May und auch Hitlers Mein Kampf.[13] Diese anfänglichen Lebensbedingungen nutzte die SS zur Propaganda, um der sogenannten Gräuelpropaganda des Auslands entgegenzuwirken, auch wandelten sich die Lebensbedingungen des Lagers innerhalb der zwölf Jahre.

Am 1. Oktober legte Eicke die zweite Lagerordnung vor, die wesentlich schärfer gehalten war als die vorherige. Ebenso führte er die Postenpflicht ein, in der Schreckschüsse untersagt waren. Das Lager Dachau wurde ein „Staat im Staat“: ein nach außen abgegrenzter Ort mit eigenen Gesetzen und drohender Todesstrafe. Am 20. Oktober wurde eine Entlassungssperre angeordnet, sie dauerte zwei Monate an. Im November 1933 konnten Lagerinsassen an der Reichstags-Wahl teilnehmen. Im Zuge einer Weihnachts-Amnestie wurden am 9. Dezember 400 Häftlinge entlassen, was im durchschnittlichen Vergleich aufgrund der vorherigen Entlassungssperre eine niedrige Zahl war. Eine weitere Amnestie erfolgte zum Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme in Bayern.[7]

Das Lager Dachau war von Beginn an mit einer Kapazität von 5000 Personen geplant, dies verdeutlicht das Ausmaß der geplanten politischen Verfolgung; eine Methode, die später auf andere Gruppen übertragen und radikalisiert wurde. Im Jahre 1933 kamen 4821 Personen in Haft, etwa die Hälfte wurde wieder entlassen, so dass am Jahresende noch 2425 inhaftiert waren.[3] Die entlassenen Häftlinge berichteten über das KZ. Langsam entwickelte sich das Lager zu einem Begriff, der Schrecken unter der Bevölkerung verbreitete und viele Andersdenkende von öffentlichen Äußerungen abhielt.[6] Lange vor Kriegsausbruch kam das geflügelte Wort: „Lieber Gott, mach' mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm'!“ auf.

Schließung von 48 Konzentrationslagern

Bis zum Januar 1934 war es dem SS-Führer Himmler gelungen, seinen Einfluss zu verstärken. Er war politischer Polizeikommandeur fast sämtlicher deutscher Länder. SA-Führer Ernst Röhm galt zu dieser Zeit als zweitmächtigster Mann im Staat. Viele der frühen KZ kontrollierte die SA. Vor allem Göring und Frick wollten die Macht und Willkürherrschaft von SA und deren Tochterorganisation SS beenden. Die „Schutzhaft“ sollte eingeschränkt und die „wilden“ Konzentrationslager sollten aufgelöst werden. 34 Konzentrationslager wurden – teils durch bewaffneten Polizeieinsatz – bis zum Oktober 1933 geräumt; die Häftlinge wurden verlegt oder entlassen. Bis zum 9. Mai 1934 wurden weitere 14 „wilde“ Lager geschlossen. Im Deutschen Reich blieben vorerst nur noch vereinzelte Lager bestehen, Dachau war eines dieser wenigen.

Entmachtung der SA

SS-Truppe

Himmlers SS, die in Konkurrenz zur SA stand, erreichte bis zum Ende Juni 1934 die Ermordung Röhms und die Entmachtung der SA. Um einen offiziellen Anlass vorweisen zu können und das Volk nicht gegen sich aufzubringen, wurde das Gerücht eines angeblich bevorstehenden Putsches durch den SA-Chef Röhm („Röhm-Putsch“) verbreitet. Im Lager Dachau konnten die Häftlinge bereits am 29. Juni Vorbereitungen für die Hinrichtungen beobachten: Ein großer Teil der SS verließ das Lager, ihren Platz vertrat eine Einheit der Reichswehr. Die SS-Truppe kehrte zurück und exekutierte am 1. und 2. Juli im Lager 17[14] Personen: Mitglieder der riesigen Parteiarmee SA sowie Regimegegner, die nichts mit der SA zu tun hatten: Beispielsweise Fritz Gerlich, Bernhard Stempfle, Gustav von Kahr, der 1923 als Generalstaatskommissar den Hitlerputsch niedergeschlagen hatte, außerdem fünf Häftlinge des KZ Dachau, die im Bunker gesessen hatten.[15] Der Lagerkommandant Eicke, ehemaliges SA-Mitglied, erschoss Röhm im nahe gelegenen Gefängnis Stadelheim. Sechs Tage später ernannte ihn Himmler zum Inspekteur aller Konzentrationslager (IKL). Sein Nachfolger als Kommandant war ab 10. Dezember Heinrich Deubel.

Nach der Entmachtung der SA gelang es Göring später, durch Ämteranhäufung zum zweiten Mann im Staat aufzusteigen. Himmler bekam die Möglichkeit, seine SS von der SA abzukoppeln und als große Organisation aufzubauen. Bereits jene frühen, „wilden“ Konzentrationslager der SA waren im Volk gefürchtet. Allmählich ging die Regierung dazu über, „systematisch“ angelegte Lager, in denen angeblich Ordnung herrschte und die unter anderem als „Erziehungslager“ präsentiert wurden, errichten zu lassen. Die SS, die anfangs nur das Lager Dachau kontrolliert und noch der SA unterstanden hatte, konnte in den Folgejahren neue KZ errichten, wie etwa Sachsenhausen (1936), Neuengamme (1938), Mauthausen (1938) und Auschwitz (1940).

1935

Etwa ab dem Jahr 1935 lieferte die Regierung verstärkt Personen ein, die aus Gefängnissen entlassen worden waren.[6] Neben diesen Häftlingen wurden vereinzelt Sinti und Roma, Juden, Zeugen Jehovas und Homosexuelle inhaftiert, in größerer Anzahl trafen diese erst 1936 ein. Im September wurde mit den Nürnberger Rassengesetzen eine Rechtsgrundlage zur Verfolgung und Inhaftierung jüdischer Bürger erschaffen.

Übergangszeit 1936–1938

Propagandafoto: Himmler besichtigt das Konzentrationslager Dachau, 1936

Die Jahre 1936 bis 1938 stellten eine Übergangszeit dar. Der erste Schlag des politischen Terrors ebbte langsam ab. Das Regime hatte sich konsolidiert und befand sich nun in Kriegsvorbereitungen. Es hatte mit den Konzentrationslagern erfolgreich ein „Instrument des Terrors“ gefunden. Eine zweite Phase der Inhaftierung begann im Lager nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und verstärkte sich in den Jahren 1942 und 1943.[16]

1936

Propagandafoto und Propaganda-Aktion: BDM-Führerinnen zu Besuch im Lager (1936)
Propagandafoto: Bauarbeiten (1936)

Im März 1936 durften Lagerinsassen ein weiteres Mal an der Reichstagswahl teilnehmen.[17] Hans Loritz stieg am 1. April zum Lagerkommandanten auf. Während die Häftlingskleidung zuvor mittels farbiger Punkte und Streifen den Grund der Haft angab, wurde unter Loritz ein neues Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen eingeführt, ebenso die gestreifte Häftlingskleidung.

Im Februar fanden unweit von München die Olympischen Winterspiele 1936 statt sowie im August in Berlin die Sommerspiele. Das Regime präsentierte die Olympischen Spiele als Fest der Völker; sie wurden zu einem großen Propagandaerfolg für das „Dritte Reich“. Die Bayerische Politische Polizei gab 1936 – in Zusammenhang mit den vielen Touristen, die wegen der Olympischen Spiele erwartet wurden – Richtlinien zur Verhängung der „Schutzhaft“ heraus, bezüglich „Volksschädlingen“. Betroffen waren sogenannte „Bettler, Landstreicher, Zigeuner, Arbeitsscheue, Müßiggänger, Prostituierte, Gewohnheitstrinker, Raufbolde, Verkehrssünder, Querulanten, Psychopathen, Geisteskranke“. Frick erließ 1936 den Runderlass zur Bekämpfung der „Zigeunerplage“.[18]

In der Schweiz veröffentlichte Julius Zerfaß das Buch Dachau – Eine Chronik unter dem schützenden Pseudonym Walter Hornung.

Die Lokalpresse Münchens berichtete bis Kriegsbeginn mehrfach über das KZ, meist mit höhnischem Unterton über politische Insassen und mit Warnung vor den „gefährlichen Bolschewiken“ (vgl. „Weltbolschewismus“). Ende des Jahres veröffentlichte der Illustrierte Beobachter einen Propagandabericht über das Lager Dachau.

1937

Zu Jahresanfang begannen die Bauarbeiten für das größer geplante neue Häftlingsgelände. Neue Baracken wurden errichtet. Das neue Gelände maß 583 Meter × 278 Meter und schloss sich teilweise an das alte Lager, die ehemalige Munitionsfabrik, an. Es entstanden ein Appellplatz, Holzbaracken, ein Bunker mit 136 Zellen für Einzelhaft, ein Wirtschaftsgebäude mit Küche und weitere Gebäude. Die neuen Häftlingsunterkünfte entsprachen dem damaligen Stand von Reichskasernen. An der Ostseite des Lagers wurde der Boden kultiviert, um eine Heilkräuterplantage anzulegen. Bis ins Jahr 1938 wurde das Gelände umgebaut und erweitert. 1937 verstarben 38[3] Personen im Lager.

1938

Propagandafoto: Nach dem Novemberpogrom wird eine Kolonne Juden zur sogenannten Schutzhaft ins KZ gebracht, Baden-Baden, November 1938

Am 1. April 1938, drei Wochen nach dem Anschluss Österreichs, kamen mit dem sogenannten Prominententransport die ersten 151 Österreicher nach Dachau. Bei ihnen handelte es sich in erster Linie um medienwirksame Gegner verschiedener politischer Richtungen. Im selben Jahr entstand auch das Dachaulied. Im Juni erfolgte mit der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ eine weitere Verhaftungswelle, die Personen mit „asozialem“ Verhalten betraf.[19] Ausländische Journalisten und Vertreter internationaler humanitärer Organisationen waren bereits 1933 eingeladen worden, das Lager zu besichtigen. Am 19. August schrieb Guillaume Favre, ein Mitglied des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, in einem Brief an Himmler: „Deshalb möchte ich hier nur hervorheben, daß alles, was ich zu sehen und hören bekam, ebenso in Bezug auf die Wohnverhältnisse, die materiellen und hygienischen Einrichtungen des Lagers, wie auch in Bezug auf die Behandlung, die Ernährung und die Arbeit der Inhaftierten, mir einen sehr günstigen Eindruck hinterlassen hat.“[20] Im Oktober trafen erste sudetendeutsche Häftlinge ein. Die Judenfeindlichkeit hatte stark zugenommen, und im Zuge der Reichspogromnacht wurden 10.911[7] Juden, davon 3700 aus Wien, in das Lager gebracht.

In einem noch in der Pogromnacht versandten Fernschreiben wies SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich die StaPo an: „in allen Bezirken so viele Juden – insbesondere wohlhabende – festzunehmen, als in den vorhandenen Hafträumen untergebracht werden können“.[21]

Propaganda: Häftlingspostkarten wurden von der SS auf Inhalt kontrolliert

Diese jüdischen Häftlinge wurden bis zum Mai 1939 nach und nach entlassen. Durch Drohungen wurde auf sie und ihre Familien Druck ausgeübt, umgehend ihre Auswanderung in die Wege zu leiten und ihr Vermögen zu arisieren.[22] In mehreren Fällen gelang es einzelnen Nationalsozialisten, den sogenannten „Aktionsjuden“ Häuser, Betriebe oder Vermögenswerte weit unter Wert abzupressen. Zu Weihnachten wurden mehrere Häftlinge öffentlich auf dem Appellplatz neben dem Weihnachtsbaum ausgepeitscht.

1939

In der Nacht auf den 24. Januar gelang dem Maler Louis Übrig die Flucht. Als Pauschalstrafe ordnete die SS für die gesamte Lagerbelegschaft in eisiger Nachtkälte Strafstehen an, wobei es zu Todesfällen kam.[7]

Am 25. Januar 1939 wurde im Schreiben des Auswärtigen Amtes Berlin das Ziel[23] der deutschen „Judenpolitik“ beschrieben und detailliert auf Mittel und Wege zu Auswanderung und Verbleib der Besitztümer hingewiesen. Zum Jahrestag des Anschlusses von Österreich amnestierte man einige österreichische Häftlinge. Einen Monat später fand zu Hitlers 50. Geburtstag eine „Jubelamnestie“ statt. In der zweiten Jahreshälfte 1939 wurde über den Judenblock mehrmals die Strafe Isolierung verhängt.

Kriegsbeginn September 1939

Propagandafoto: SS-Wachen und Häftlinge, Juni 1938

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges füllte die SS das Lager mit gefangenen Menschen aus den besetzten Ländern. Ursprünglich waren die Konzentrationslager Orte der Drangsalierung und Abschreckung für einflussreiche Gegner des Regimes. Nun war die Rüstungswirtschaft zur Kriegsführung zunehmend auf die billige Arbeitskraft der Häftlinge (vgl. Grafik zur Arbeitslosigkeit[24]) angewiesen. In Betrieben, die in SS-Besitz standen, zum Beispiel die Deutschen Erd- und Steinwerke (DEST) oder die Deutschen Ausrüstungswerke (DAW), wurden Haftinsassen eingesetzt, ebenso in Steinbrüchen, Ziegeleien, Kiesgruben und diversen anderen Berufssparten und Betrieben. Sie wurden von der Regierung zugeteilt und im Unternehmen kostengünstig und gewinnbringend eingesetzt. Auch für den Bau der Reichsautobahn wurden Häftlinge eingesetzt. Aus örtlichen Gründen wurden Außenlager und flexible Arbeitskommandos nötig.

Zwischen dem 27. September 1939 und dem 18. Februar 1940 wurden die Häftlinge in andere Lager verlegt. In Dachau wurden währenddessen 7000 Angehörige der SS-Totenkopfverbände ausgebildet. Die Häftlinge wurden umgesiedelt: 2138 nach Buchenwald, 1600 nach Mauthausen, 981 nach Flossenbürg. Lediglich ein Arbeitskommando von etwa 100 Häftlingen verblieb im Lager.[7]

1940

Lagerzaun und Wachturm (Foto aus dem Jahr 1991, Gedenkstätte)

Zu Neujahr 1940 übernahmen die DAW die Herrschaft über die Werkstätten des Konzentrationslagers wie Schlosserei, Tischlerei und Sattlerei. Ende April und Anfang Mai trafen Transporte mit polnischen Häftlingen ein. Im Ausland lief in diesem Jahr der Film Der große Diktator an, der eine Anspielung auf die reichsdeutschen Konzentrationslager und auf Hitler war. Gegen Ende des Jahres wurde damit begonnen, die Priester und Pfarrer aus allen Lagern im Lager Dachau zusammenzulegen,[25] ihr dortiger Wohnblock wurde Pfarrerblock genannt. Während in den besetzten Gebieten Polens Vernichtungslager wie Chelmno, Auschwitz, Belzec, Sobibor, Treblinka und Majdanek entstanden, verstärkten sich die Gewaltanwendungen auch im Konzentrationslager Dachau.[26]

1941

Im Januar 1941 wurde im Block 26 auf Befehl Himmlers für die Geistlichen eine improvisierte Kapelle eingerichtet. Vom 22. Januar an durften die Geistlichen dort täglich Gottesdienst feiern, unter Aufsicht eines SS-Mannes. Ab dem 11. April erhielten alle Geistlichen bessere Essensrationen, der Vatikan finanzierte dies. Die Privilegierung der Vorzugshäftlinge führte zu einer tätlichen Missgunst seitens anderer Häftlinge und SS-Leute; im September wurde sie rückgängig gemacht.[27] In diesem Jahr entstand unter Egon Zill eine Häftlings-Musikgruppe, die zu bestimmten Anlässen musizieren musste. Zu Jahresbeginn 1941 wurde in der Krankenabteilung eine Versuchsstation eingerichtet, in der 114 registrierte Tuberkulosekranke homöopathisch behandelt wurden. Leitender Arzt war von Weyherns. Er erprobte im Februar biochemische Mittel an Häftlingen. Zur Registrierung der Todesfälle wurde ab 1. Juni ein lagereigenes Sonderstandesamt (Dachau II) eingerichtet. Bis dahin belief sich die Zahl der Todesfälle laut Standesamt der Stadt Dachau auf 3486[28] Personen.

Ab Oktober 1941 wurden tausende sowjetische Kriegsgefangene ins Lager deportiert. Die SS erschoss im Hof des Bunkers bzw. später auf dem SS-Übungsschießplatz in Hebertshausen insgesamt mehr als 4000 sowjetische Kriegsgefangene.[29]

1942

Abholbus der NS-Tötungsanstalt Hartheim auf Schloss Hartheim: Den „Invaliden“ wurde vorgetäuscht, sie kämen in ein Sanatorium zur Erholung

Im Januar fand die Wannseekonferenz statt, auf der Massentötungen koordiniert wurden. Am 2. Januar startete der erste Transport, in der NS-Tarnsprache „Invalidentransport“ genannt, zur NS-Tötungsanstalt Hartheim. Dort wurden die Dachau-Häftlinge im Rahmen der Aktion 14f13 durch Gas getötet. Innerhalb eines Jahres brachte die SS in 32 Transporten[7] als geisteskrank oder arbeitsunfähig betitelte sowie unliebsame KZ-Häftlinge dorthin, insgesamt etwa 3000 Häftlinge. Diese Tötungsaktionen im Schloss Hartheim waren eine Ausweitung des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten.

Am 22. Februar begann im KZ die Versuchsreihe Unterdruck, an der die Luftfahrtmediziner Georg Weltz, Siegfried Ruff, Hans-Wolfgang Romberg und der SS-Hauptsturmführer Sigmund Rascher beteiligt waren.[30] Die Ärzte waren beauftragt, Reaktions- und Lebensfähigkeit des Menschen in großen Höhen, bei raschem Aufstieg (in Höhen bis 20 Kilometer und mehr) sowie beim plötzlichen Fall aus großer Höhe festzustellen. Eine Unterdruckkammer der Luftwaffe wurde angeliefert und zwischen Block 5 und den anliegenden Baracken aufgestellt.[31] Die Versuchsreihe endete in der zweiten Maihälfte und kostete 70 bis 80[7] von etwa 200 Häftlingen das Leben.

Am 23. Februar 1942 begann Claus Schilling seine ersten Experimente zur Erforschung von Medikamenten gegen die Tropenkrankheit Malaria. 1100[7] Häftlinge wurden infiziert und als Versuchspersonen missbraucht. Ihm konnten in den Dachauer Prozessen zehn Todesopfer eindeutig nachgewiesen werden. Diese Versuche führte Schilling bis zum 5. April 1945 durch.[7] Während die medizinischen Experimente zu Druckauswirkungen den Piloten nützen sollten, zielten diese Forschungen auf die beim Afrikafeldzug eingesetzten Soldaten der Wehrmacht ab.

Das Krankenrevier bestand in den ersten Kriegsjahren aus sechs Baracken, Kapo im Krankenrevier war Josef Heiden. Im Juni wurde in Block I eine biochemische Versuchsstation eingerichtet. Leiter war Heinrich Schütz. Es lief die Versuchsreihe Phlegmone (Entzündungen) an, durchgeführt in Block 1, Stube 3. Diese kostete bis zu ihrem Abschluss im Frühjahr 1943 mindestens 17[7] Häftlingen das Leben.

Am 15. August begannen Unterkühlungsversuche unter der Leitung der Ärzte Holzlöhner, Finke und Rascher. Sie dienten dem Zweck, in Seenot geratenen Fliegern besser helfen zu können. Offizieller Abschluss der Versuche war im Oktober 1942. Rascher verlängerte die Versuchsreihe auf eigene Faust bis zum Mai 1943. Die Zahl der Versuchspersonen lag zwischen 220 und 240 Personen, wovon etwa 65 bis 70 Häftlinge umkamen.

Am 1. September wurde Martin Weiß neuer Kommandant. Er war von Pohl scharf[32] angewiesen worden, besser auf die Erhaltung der Häftlingsarbeitskraft zu achten. Während seiner Kommandantur wurde daher die Strafe des Pfahlhängens abgeschafft, Schikane, Schläge und Appellstehen wurden weniger häufig, Häftlinge durften öfter in ihre Wohnbaracken. Vor allem wurden Gewicht und Anzahl von Lebensmittelsendungen nicht mehr beschränkt. Es trafen mehr Pakete ein, einige Häftlinge waren nun sehr gut versorgt, ein reger Tauschhandel entstand. Unter den Häftlingen bildete sich eine Differenzierung aus.[33] Sowjetische Häftlinge konnten keinen Kontakt zu ihrer Heimat haben und bekamen keine Pakete zugeschickt. Wer genug Pakete bekam, konnte nun auch bei Funktionshäftlingen die Aufnahme in ein gutes Arbeitskommando bewirken.[34]

Nach dem Befehl Himmlers vom 5. Oktober 1942, die in Deutschland liegenden Konzentrationslager judenfrei zu machen, deportierte die SS alle jüdischen Häftlinge Dachaus in das KZ Auschwitz.[35]

Ende November brachen Bauchtyphus und Fleckfieber aus. Das durch Läuse übertragene Fleckfieber weitete sich zu einer Epidemie aus. Plakate mit dem Titel Eine Laus – Dein Tod wurden in den Baracken aufgehängt.

Zu Weihnachten fand in Block 4 erstmals eine Filmvorführung statt,[36] insgesamt folgten etwa acht weitere. Dabei wurden ausgewählte Spielfilme und propagandistische Berichterstattung über deutsche Kriegserfolge gezeigt. Mit der Kriegspropaganda wollte die Regierung den Hoffnungen der politischen Gegner und Widerstandskämpfer im Lager entgegenwirken. Die Lage im Kessel von Stalingrad ließ Vermutungen aufkommen, der Krieg könne möglicherweise nicht gewonnen werden. Einige Wochen später rief Goebbels öffentlich zum totalen Krieg auf.

1943

Bunker (KZ Dachau)

Am 1. Januar 1943 wurde wegen der Typhus-Epidemie eine Quarantäne für das gesamte Lager angeordnet, sie blieb bis zum 15. März gültig. Während der Quarantäne lebten die Häftlinge im Häftlingsbereich, SS-Leute betraten ihn nicht. Die Häftlinge durften ruhen, gelegentlich durfte musiziert werden, auch Gedichte entstanden. Die Lagerbibliothek hatte sich vergrößert, da nun auch Bücher in Paketsendungen eintrafen. Die kulturellen Aktivitäten überdauerten die Zeit der Quarantäne in eingeschränktem Ausmaß.[37] Auf der anderen Seite des absurden Lagerdaseins nahmen Hinrichtungen wegen Sabotage zu, die Zahl lag bei etwa 800 bis 1000 Todesopfern.[38] Am 4. August wurde zur Abschreckung vor den versammelten Lagerinsassen an 16 Häftlingen die Prügelstrafe vollzogen. Zudem liefen die Versuchsreihen von Rascher und Schilling.[39] Im Oktober wurde Eduard Weiter neuer und letzter Kommandant des Konzentrationslagers.

1944

Totenbenachrichtigung (1944)

Im Jahr 1944 wurden die ersten Konzentrationslager im Osten wegen der heranrückenden Front geräumt. Westliche Lager füllten sich zusehends mit evakuierten Häftlingen. Im Hof des Krematoriums wurden 31 sowjetische Offiziere am 22. Februar von der SS erschossen.[7]

Am 11. Mai wurde ein Lagerbordell in Betrieb genommen, sechs Frauen aus dem KZ Ravensbrück trafen ein. Es stand in Zusammenhang mit der Dienstvorschrift Oswald Pohls, außergewöhnliche Arbeitsleistungen bei Häftlingen zu honorieren und damit zu steigern. Gegen Ende des Jahres wurde es wieder aufgelöst.[3] Am 6. Juli kam der Todestransport aus dem Lager Compiègne in Dachau an, von 2521[7] Häftlingen waren bereits 984[7] tot.[40]

Am selben Tag gelang es dem Häftling Sepp Eberl, in den Räumen der SS auf einem Funkgerät die Nachricht über die Landung der Alliierten in der Normandie abzuhören.[41] Im Sommer unternahm Wilhelm Beiglböck Versuche zum Gebrauch von Meerwasser als Trinkwasser.[42] Seine Versuchspersonen waren 44[7] inhaftierte Sinti. Ab Herbst waren die Lager völlig überfüllt: Die für 52 Menschen geplanten Stuben mussten sich nun 300 bis 500 Personen teilen. Am 4. und 6. September wurden weitere 92[7] sowjetische Offiziere im Hof des Krematoriums erschossen. Diese Erschießungen gingen als Akt der Häftlings-Abschreckung ohne Geheimhaltung vor sich.[43] Im November brach erneut eine durch einen Evakuierungstransport ins Lager eingeschleppte Flecktyphus-Epidemie aus. Die Sterberaten erhöhten sich, von 403 im Oktober auf 997 im November und 1915 im Dezember.[44] Am 17. Dezember wurde der Diakon Karl Leisner in der Lagerkapelle vom französischen Bischof Gabriel Piguet heimlich zum Priester geweiht.

1945

Häftlingskleidung, 30. April 1945

Seit Jahresbeginn bis in den April hinein trafen Evakuierungstransporte aus bereits geräumten Lagern ein. Auch um ihre Arbeitskraft weiter nutzen zu können, wurden die Gefangenen auf lange und verlustreiche Transporte in den Westen des Reiches geschickt. Ebenso traf Lagerpersonal ein, im Januar 1945 beispielsweise der später freigesprochene SS-Arzt Hans Münch. Die Überfüllung des Lagers beschleunigte die Typhusepidemie: Die Sterblichkeit lag im Januar bei 2903 Toten und stieg die folgenden Monate an. Das Krematorium wurde außer Betrieb genommen, ab dem 12. Februar wurde mit Massenbestattungen auf dem Friedhof Leitenberg begonnen.[45] Der Epidemie erlagen auch eine Reihe Ärzte und Pfleger. Pater Engelmar Unzeitig verstarb in dieser Zeit an Typhus. Gegen Ende März wurden hunderte deutsche Geistliche entlassen; 170[7] blieben inhaftiert.

Am 4. April wurden im Rahmen der Rettungsaktion der Weißen Busse dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) dänische und norwegische Haftinsassen übergeben. Die Häftlinge Charles Delestraint und Georg Elser wurden am 9. April erschossen. Anfang April begann die SS damit, Schriftstücke und Dokumente zu verbrennen. Mitte April suspendierte die SS Johan Meansarian und Albert Wernicke. Sie steckte die beiden von den Häftlingen gefürchteten Funktionshäftlinge in den Bunker.[3] Am 14. April ließ Himmler der Kommandantur von Dachau und Flossenbürg einen Funkspruch senden. Er befahl die Totalevakuierung,[7] die später auf den Abtransport von Deutschen, Sowjetbürgern, Polen und Juden reduziert wurde. Damit begannen die Evakuierungs- und Todesmärsche. Am 17. und 24. April wurden einige Häftlinge, unter ihnen Niemöller, Piquet, Schuschnigg, in Richtung Tirol transportiert.

Am 23. April verließen die Arbeitskommandos zum ersten Mal nicht mehr das Lager. Ein weiterer Evakuierungstransport fuhr mit der Reichsbahn über Emmering–München–Wolfratshausen–Mittenwald nach Seefeld in Tirol. Die 2000 Häftlinge wurden am 4. Mai befreit. Ein anderer Evakuierungstransport fuhr mit der Reichsbahn am 25. April von Emmering über München, Wolfratshausen und Kochel nach Seeshaupt am Starnberger See. Die 3000 Häftlinge konnten am 30. April befreit werden. Der Evakuierungstransport vom 26. April über Emmering–München–Wolfratshausen–Penzberg–Staltach mit 1759 Juden konnte ebenfalls am 30. April befreit werden. Am selben Tag stoppten die US-Amerikaner einen Marsch von 6887[7] Häftlingen. Er hatte am 26. April begonnen und führte über Pasing, Wolfratshausen und Bad Tölz zum Tegernsee. Viele erlebten die Befreiung nicht, sie starben an völliger körperlicher Entkräftung oder wurden ermordet. 1000 weitere russische Häftlinge wurden vom Lagerkomitee durch Sabotage vor dem Marsch gerettet.[46] Am 27. April wurden 2000 Häftlinge von Emmering aus mit der Reichsbahn auf einen Transport geschickt; ab Wolfratshausen mussten die Häftlinge zu Fuß marschieren. Nachts traf der Eisenbahnzug mit Häftlingen aus Buchenwald ein, von denen viele verhungert waren.

Einen Tag später, am 28. April, zog der deutsche Generalmajor Max Ulich, da er unnötige Verluste gegen die US-Streitkräfte vermeiden wollte, die 212. Volksgrenadier-Division vom Lagergelände ab. An diesem Tag fand in der Stadt auch der Dachauer Aufstand statt, der von den ehemaligen Dachauhäftlingen Walter Neff und Georg Scherer geleitet wurde.

Befreiung 1945

Der Todeszug aus Buchenwald (29. April 1945)

Am nächsten Tag, dem 29. April 1945, marschierte die US-Armee zur Befreiung des Hauptlagers ein. Sie traf völlig unvorbereitet auf den Todeszug aus Buchenwald, der neben dem Häftlingslager auf dem SS-Gelände stand und in dessen Waggons etwa 2300 Leichen lagen. Nach diesem schockierenden Eindruck kam es zu spontaner Selbstjustiz. Die US-Soldaten exekutierten SS-Männer. Das Kriegsverbrechen, das zur Befreiung des Lagers nicht notwendig war – die Männer der Waffen-SS hatten kaum Widerstand geleistet – wurde später als Dachau-Massaker bekannt.

Einen Tag später marschierten die Truppen in München ein. Weitere nahegelegene Außenlager wurden befreit, unter den Häftlingen befand sich beispielsweise Viktor Frankl, dessen späteres Buch … trotzdem Ja zum Leben sagen über seine Erfahrungen in den Lagern Dachau und Auschwitz weltweite Bekanntheit erreichte. Auch Häftlingstransporte, die sich noch in der Umgebung Münchens befanden, kamen am 30. April frei.

US-amerikanische Verwaltung

Befreite Häftlinge des KZs Dachau grüßen US-Soldaten
Blick auf die Lagerbaracken, einige Tage nach der Befreiung des Lagers durch die US-Armee

Zunächst stand Dachau aufgrund eines US-amerikanischen Befehls unter Quarantäne. Typhus und Fleckfieber grassierten auf dem Gelände. Die Epidemie und auch die Folgen der Unterernährung während der KZ-Haft dezimierte die Zahl der Überlebenden um etwa 2000 Personen. Im nun befreiten Lager Dachau mussten im Mai 1945 täglich zwischen 100 und 300 Tote bestattet werden. Die Bildung eines internationalen Häftlingskomitees (CID) wurde geplant und bekannt gegeben. In der akuten Notlage diente das Lagergelände noch zeitweilig als Unterkunft für heimatlose und kranke ehemalige Häftlinge. Im Juli errichteten die US-amerikanischen Militärbehörden auf dem Gelände das Internierungslager Dachau.

Gegen Jahresende 1945 fand der Dachau-Hauptprozess im Rahmen der Dachauer Prozesse statt; 36 der 40 Angeklagten wurden zum Tod durch den Strang verurteilt. Im Mai 1946 wurden 28 der 36 Todesurteile im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg vollstreckt. In 121 Nachfolgeverfahren mussten sich etwa 500 Angeklagte in den folgenden Jahren vor US-amerikanischen Militärgerichten verantworten. Angeklagt waren überwiegend SS-Mitglieder, die zuvor im Hauptlager und dessen Außenlagern tätig gewesen waren. Bis ins Jahr 1948 fanden auf dem Gelände die Dachauer Prozesse statt, die unter anderem den Holocaust betrafen. Die medizinischen Experimente an Haftinsassen wurden auch in den Nürnberger Ärzteprozessen und im Milch-Prozess verhandelt.

Knapp dreieinhalb Jahre nach der Befreiung übergab das US-amerikanische Militär das Gelände im September 1948 an die bayerischen Behörden. Nun diente es als Flüchtlingslager.

In späten Nachkriegsermittlungen, beispielsweise im Jahr 1960 das Gerichtsverfahren gegen Karl Kapp, wurden auch Funktionshäftlinge vor Gericht gestellt.

Räumliche Struktur

Luftaufnahme des KZ Dachau (für die Legende auf das Bild klicken)
Luftaufnahme der KZ-Gedenkstätte Dachau 2010
Modell des KZ Dachau
(links: SS-Gelände, rechts: Häftlings-Gelände)

Das frühe Lager Dachau war 1933 noch in den Räumlichkeiten der ehemaligen Fabrik. Etwa ab 1937 entstand das neu errichtete Lager, das sich in folgende Bereiche gliederte:

  • Häftlings-Gelände
  • SS-Gelände (westlich vom Häftlings-Gelände)
  • Kräuterplantage (östlich vom Häftlings-Gelände)
  • Schießplatz Hebertshausen
  • Friedhof Leitenberg
  • Gräberanlage Waldfriedhof
  • Mit Kriegsbeginn entstanden verstärkt Außenlager, die sich meist in Nähe von Rüstungsbetrieben oder wichtigen Arbeitsstätten im südlichen Reich befanden.

Häftlings-Gelände

Der erste große Teilbereich des Konzentrationslager war das Gefangenenlager, euphemistisch auch „Schutzhaftlager“ genannt. Ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun umgab es, dahinter befand sich ein Graben. Sobald sich jemand dem Zaun näherte, schoss das SS-Personal ohne Vorwarnung von Wachtürmen. Nachts war die Umzäunung beleuchtet. Insgesamt gab es 34 Baracken in zwei Reihen, mittig war die Lagerstraße. Den Eingang zum Häftlingsbereich bildete das Jourhaus. Die Wohnbaracken erhielten unter Kommandant Loritz den Namen „Blöcke“. Jeder Wohnblock besaß zwei Waschanlagen, zwei Toiletten und vier „Stuben“. Jede Stube hatte einen Wohn- und einen Schlafraum. Pro Stube sollten 52 Personen untergebracht werden, das bedeutete 208 Häftlinge pro Wohnblock. In den letzten Kriegsjahren mussten sich bis zu 1600[47] Gefangene einen Wohnblock teilen.

Auf dem Appellplatz fand zu Tagesbeginn und -ende der Zählappell statt. Fehlte jemand, wurde Strafappellstehen durch die Nacht bzw. einen halben Tag lang angeordnet. Sieben Wachtürme umgaben das Gelände, sie waren üblicherweise mit je zwei SS-Wachen mit zwei Maschinengewehren besetzt. Das so genannte Krankenrevier bestand anfangs aus zwei Baracken, ab 1939 wurde es erweitert. In den letzten Kriegsjahren war es 18 Baracken groß. Zum „Lazarett“ gehörte eine Desinfektionsbaracke sowie eine Totenkammer. Es gab eine Arbeitsbaracke, eine weitere Baracke bildete die Kantine, die auch Propagandazwecken diente. Im Wirtschaftsgebäude befand sich die Küche und auch das berüchtigte „Bad“. Dahinter lag der Bunker, hier wurden Lagerarrest, Lagerstrafen (zum Beispiel verschärfte Einzelhaft) und Erschießungen vollzogen. Ab Herbst 1944 kamen Stehbunker hinzu.

Zwei NS-Denkmäler hatten Häftlinge 1933 im Lager errichten müssen: Vor dem Schlageter-Denkmal mussten vorbeigehende Häftlinge fortan die Mütze ziehen, ebenso vor dem Wessel-Denkmal.

Im Laufe der zwölf Jahre bildeten sich verschiedene Einteilungen der Wohnblöcke: Die Strafblöcke waren mit Stacheldraht umgeben: hier befanden sich Insassen, die wiederholt in Haft gewesen waren oder über die verschärfte Haft verhängt worden war. Weitere Blöcke waren: Interbrigadistenblock, Judenblock, Invalidenblock, Prominentenblock und Pfarrerblock. Ab Kriegsbeginn kam es zu einer Einteilung nach Nationalitäten (Polnischer Block, Tschechischer Block, …).

SS-Gelände

Den zweiten großen Teilbereich des Lagers stellte das Gelände der SS dar; es war gut doppelt so groß wie der Häftlingsbereich. Ein Teil davon zählte offiziell nicht zum KZ, da sich hier ein SS-Übungslager mit Kaserne und Schulungsräumen befand.[48] Jedoch waren auch auf dem SS-Übungslager Werkstätten, in denen Häftlinge zu arbeiten hatten. Weiter befanden sich in dem Bereich Mannschaftsbaracken und Offizierswohnungen, eine Bäckerei sowie das Verwaltungsgebäude. Später kamen zwei Krematoriumsgebäude dazu.

Erstes Krematorium

Doppelmuffelofen des ersten Krematoriums
Zwangsarbeiter mit Zangen und Leiche vor einem Verbrennungsofen (wahrscheinlich inszeniertes Foto nach der Befreiung des KZ)

Etwa sieben Jahre lang brachte man Verstorbene zur Einäscherung in ein Krematorium nach München, wodurch die Anzahl der Todesfälle über die Lagergrenze hinaus bekannt werden konnte. 1940 erbaute die SS auf ihrem SS-Gelände ein eigenes Krematorium. Es war ein sehr kleines Gebäude mit nur einem einzigen Raum und einem sogenannten Doppelmuffelofen, etwas abseits stehend und von Bäumen verdeckt.

Ein spezielles Häftlingskommando, das keinen Kontakt zu anderen Häftlingen haben durfte, musste nun die Einäscherungen vornehmen. Nur Häftlinge des „Arbeitskommandos Krematorium“ durften dieses Gelände betreten. Innerhalb des SS-Lagers zweigte der Weg zum Krematorium ab. Es war somit vom Häftlingsbereich strikt getrennt und wenig einsehbar. Auch deshalb vollstreckte die SS an diesem Platz Hinrichtungen durch Hängen und Erschießen.

Baracke X (Zweites Krematorium mit Gaskammerraum)

Die Baracke X, auch Block X genannt
Verbrennungsöfen des zweiten Krematoriums in der Baracke X
Transportliste von 555 Häftlingen nach Auschwitz, in der NS-Tarnsprache als „Invalidentransport“ bezeichnet

Von Mai 1942 bis April 1943 ließ die Lagerverwaltung gegenüber dem ersten Krematorium ein größeres Gebäude bauen, die sogenannte Baracke X. Neben zwei Eingangsräumen gab es mehrere Leichenräume. Der neue Krematoriumsraum war mit vier Öfen ausgestattet, die von April 1943 bis Februar 1945[3] zur Einäscherung verwendet wurden. Danach begannen die Massenbestattungen auf dem Friedhof Leitenberg. Ferner enthielt das Gebäude vier Desinfektionskammern für Häftlingskleidung, die seit dem Sommer 1944 in Betrieb waren. Bei einem weiteren Raum war über dem Eingang die Aufschrift „Brausebad“ angebracht. Der Raum war weiß gekachelt, besaß ein Guckloch und 15 simple Duschkopf-Attrappen. An der Außenwand befanden sich zwei blecherne Klappen, die auch das Einschütten von Zyklon B ermöglicht hätten. US-amerikanische Truppen identifizierten diesen Raum am 29. April 1945 als eine Gaskammer.

Es kam im Lager, selbst zu Kriegsende, zu keiner Massentötung durch Gas. Dies wird auch von ehemaligen Häftlingen berichtet: „Als sich nach der Fertigstellung [der Gaskammer] die Befürchtungen, es würde zu Massentötungen kommen, nicht bewahrheiteten, […]“.[49]

Ob einzelne Personen oder eine kleine Gruppe durch Zyklon B oder anderes Gas – beispielsweise Kampfgas – zu Tode kamen, ist nicht nachzuweisen, denn viele Dokumente waren vor Kriegsende vernichtet worden. Ein Indiz für Experimente mit Kampfgas liefert der erhalten gebliebene Brief des SS-Arztes Rascher an Himmler vom 9. August 1942: „Wie Sie wissen, wird im KL Dachau dieselbe Einrichtung wie in Linz gebaut. Nachdem die Invalidentransporte sowieso in bestimmten Kammern [gemeint sind Gaskammern] enden, frage ich, ob nicht in diesen Kammern an den sowieso dazu bestimmten Personen die Wirkung unserer verschiedenen Kampfgase erprobt werden kann.“ Ein weiteres Indiz ist die Aussage des Häftlings Frantisek Blaha: „Die Gaskammer wurde im Jahre 1944 vollendet; ich wurde zu Rascher gerufen, um die ersten Opfer zu untersuchen. Von den acht bis neun Personen, die in der Kammer waren, waren drei noch am Leben und die anderen schienen tot zu sein.“[50]

Die Historikerin Barbara Distel urteilt: „Ob die von Rascher vorgeschlagene Kampfgaserprobung realisiert wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt, nach den Aussagen ehemaliger Häftlinge ist eine derartige Verwendung aber nicht auszuschließen.“[51]

Massentötungen durch Gas fanden in Dachau nachweislich nicht statt.[52] Für Ermordung durch Gas zog es die SS vor, Dachau-Häftlinge in die Gaskammer von Hartheim oder auch nach Auschwitz zu deportieren.

KZ-Außenlager

Die Außenlager wiesen kein einheitliches Erscheinungsbild auf. Mit 169 Außenkommandos[26][53] war Dachau das am weitesten verzweigte Lager des nationalsozialistischen Regimes. Die Zwangsarbeit in den KZ-Außenlagern erstreckte sich zunächst von Bauarbeiten, etwa in Kiesgruben, Steinbrüchen und im Straßenbau (meist für den SS-eigenen Konzern Deutsche Erd- und Steinwerke) oder bei den Infrastrukturmaßnahmen der Organisation Todt, hin zu landwirtschaftlichen Arbeiten wie der Kultivierung von Mooren. Auch handwerkliche Arbeit wurde verrichtet, meist in SS-eigenen Handwerksbetrieben. Ab 1942 entstanden Außenlager, um riesige unterirdische Komplexe im Rahmen der sogenannten U-Verlagerung zu errichten, mit dem Ziel die Rüstungsproduktion unterirdisch weiterzuführen, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Auf Anforderung wurden KZ-Häftlinge auch als Arbeitskräfte u.a. an BMW, Messerschmitt AG, Reichsbahn, Luftschiffbau Zeppelin, Dyckerhoff & Widmann, Agfa und verschiedene staatliche Stellen ausgeliehen. Etwa 37.000 Häftlinge arbeiteten zu dieser Zeit in den Außenlagern, ein Großteil bestand aus osteuropäischen Kriegsgefangenen, die aus rassischen Gründen sehr schlecht behandelt wurden.

Organisatorische Struktur

Häftlingsarbeit und Selektion

Propagandafoto: Häftlinge bei der Zwangsarbeit (1938)

Laut der Propaganda war Arbeit erstrangig ein Mittel zur politischen Erziehung, damit besserungsfähige Häftlinge in die nationalsozialistische Gesellschaft aufgenommen werden könnten. Jedoch zog die SS aus der Häftlingsarbeit mehr und mehr Gewinn. Die Kultivierung der umliegenden Moore war die anfängliche Häftlingsaufgabe, dies wurde rasch geändert. Die Errichtung handwerklicher Arbeitsstätten – Straßenbau, Maurer, Tischler, Schlosser, Schneider, Schuhmacher, Sattler, Bäcker, Schlachter – versprach mehr Profit bzw. Autarkie. Schon wenige Monate nach Lagereröffnung arbeiteten 1933 bereits 300 Häftlinge für die SS. Es wurden Wohnungseinrichtungen hergestellt, Kleider und Schuhe gefertigt. Das Lager entwickelte sich zur wirtschaftlichen Basis der SS. Die Handwerkskammer schrieb am 28. November 1933 einen Brief und äußerte ihre Befürchtung, das Lager stelle eine unhaltbare Konkurrenz für andere lokale Handwerker dar. Die politische Polizei antwortete, die Produktion im Lager würde auf jeden Fall weitergeführt werden. Offiziell zählten die erwirtschafteten Werte zum Staatsbesitz, real nutzten sie Himmlers SS, indem sie die Abhängigkeit von der SA und vom Reichsinnenministerium verringerten. Bis 1940 konnte die SS den vollen Profit der Häftlingsarbeitskraft nutzen. In zahlreichen Fällen kam es bei der Zwangsarbeit zu Erniedrigungen, Misshandlungen und physischer Vernichtung, indem man Häftlinge schikanierte oder zu Tode hetzte. Später, v. a. in den großen Außenlagern, erhöhte sich diese Zahl drastisch.

Kranke und körperlich entkräftete Häftlinge wurden in den Invalidenblock verlegt, von dort erfolgte der Abtransport zu den Tötungsstätten.

Übungslager Dachau

Propagandafoto: Himmler im SS-Bereich des Lagers (1938)

Da Dachau das erste eigenbetriebene Lager der SS war, fand von hier aus der systematische Ausbau des KZ-Systems im Reichsgebiet statt. Die Ausbildung des SS-Personals fand hier statt, zahlreiche spätere KZ-Kommandanten waren anfangs im KZ Dachau als Wachleute eingesetzt.

Auf dem angrenzenden Gelände des 1935 in Betrieb genommenen SS-Übungslagers Dachau, das über einen separaten Eingang verfügte, waren sowohl das Stabsgebäude als auch die Unterkünfte der Wachmannschaften in Form der SS-Kaserne untergebracht. Ferner befand sich auf dem Gelände des Übungslagers die SS-Unterführerschule Dachau, deren Stab im Stabsgebäude der SS-Totenkopfverbände untergebracht war. Dort wurde der Unteroffiziersnachwuchs der „Lager-SS“ herangezogen und ausgebildet. Die Allgemeine SS unterhielt dort ebenfalls eine eigene „Führerschule“ und in der benachbarten Verwaltungsschule wurde bis Herbst 1942 der spätere Verwaltungskader ausgebildet.

Im Übungslager Dachau wurde das spätere Wachpersonal Dachaus brutalisiert, in dem dort strikt nach Eickes Vorgaben („Dachauer Schule“) ausgebildet wurde und die SS-Männer angehalten wurden, im „Lagerdienst“ gegenüber den dortigen „Staatsfeinden“ in Form der Häftlinge aktiv Gewalt auszuüben und brutal gegen diese vorzugehen („Toleranz bedeutet Schwäche“). Die Rekruten lernten demnach, während ihres Einsatzes als Wachpersonal eines Konzentrationslagers tagtäglich Prügelstrafe und Folter anzuwenden. Mit dem dort Erlernten kam das Wachpersonal dann in anderen NS-Lagern zum Einsatz.[54]

Medizinische Experimente

Da die SS auch Mediziner ausbildete, um in Kriegszeiten Operationen bei verletzten Soldaten durchzuführen, kam es im Krankenrevier mehrmals zu Operationen aus Übungszwecken. Zudem führten zahlreiche Dachauer SS-Ärzte verschiedene Versuche an Häftlingen durch, zum Beispiel die TBC-Versuchsreihe, Leberpunktionen, Rascher führte unter anderem Höhen- und Unterkühlungsversuche durch, Schilling infizierte Häftlinge mit Malaria.

Lagerordnung

Der Prügelbock, auf dem die Prügelstrafe vollzogen wurde

In fast allen frühen Lagern entstanden Lagerordnungen, die aus den gängigen Vorschriften von Polizei- und Justizgefängnissen abgeleitet waren. Im Lager Dachau war dies völlig anders. Hier teilte Kommandant Wäckerle in der ersten Lagerordnung dem Amt Lagerkommandant die volle Gerichtsbarkeit zu, was ihm juristische Alleinherrschaft einbrachte und damit die weitgreifendste Veränderung war. Ein halbes Jahr später wurde sie am 1. Oktober 1933 in der zweiten Fassung durch Kommandant Eicke verschärft, als weitere Neuerung kamen Körperstrafen hinzu. Die Lagerordnung wurde ab 1934 für alle Konzentrationslager der SS gültig. Die Hierarchie des SS-Personals legte die IKL fest. Die IKL gab später auch einheitliche Richtlinien für die Prozedur des sogenannten Strafverfahrens in den KZ der SS vor. In der Postenpflicht ließ Himmler niederschreiben, auf Häftlinge müsse ohne Aufruf und ohne warnenden Schreckschuss sofort geschossen werden. Bei den zahlreichen unnatürlichen Todesfällen lautete häufig der Erklärungsversuch, man habe Häftlinge bei einem angeblichen Fluchtversuch erschossen.

Funktionshäftlinge

Die Methode „teile und herrsche“ wurde durch eine abgestufte Häftlingsselbstverwaltung im Lager angewandt. Die SS ernannte Häftlinge zu Aufsehern über Pflichten. Sobald sie ihre Aufgabe nicht zur Zufriedenheit erledigten, verloren sie ihren Status wieder. Dann hatten sie Reaktionen anderer Mithäftlinge zu fürchten. Die SS nötigte Funktionshäftlinge, andere Häftlinge einem strengen Reglement zu unterwerfen, beispielsweise hinsichtlich der Ordnung und Reinlichkeit in Baracken und bei Kleidung. Kleine Vergehen wurden schwer bestraft. Einer der gefürchtetsten Funktionshäftlinge war Johan Meansarian; er wurde nach der Befreiung des Lagers von US-Soldaten erschossen.[55][56] Dachau war in den zwölf Jahren seiner Existenz durchgehend ein politisches Lager. Die von Häftlingen besetzbaren Positionen blieben in Händen politischer Gefangener; diese waren seit Beginn der NS-Zeit und damit am längsten inhaftiert.

Lagerterminologie

Die SS gebrauchte im internen Schriftverkehr die Abkürzung KL; auch in damaligen Zeitungsberichten wurde diese Abkürzung verwendet. Dem Zeitzeugen Eugen Kogon zufolge verwendete die SS nach außen bevorzugt das härter und bedrohlicher klingende Kürzel „KZ“. Da sämtliche Konzentrationslager der SS unterstanden, prägte sich die ungewöhnliche Abkürzung ein.[57]

Gemäß amtlicher Definition des NS-Regimes galten als Konzentrationslager nur jene, die dem Befehl der SS unterstanden.[26] Die SS regierte hier willkürlich und ohne rechtliche Einschränkung. Andere Haftstätten, die nicht im Zuständigkeitsbereich der SS lagen, trugen in der nationalsozialistischen Terminologie Bezeichnungen wie Arbeitserziehungslager.

Propaganda

Himmler und die NSDAP betrieben mit dem „Vorzeigelager Dachau“ eine kalkulierte Propaganda, um der „Gräuelpropaganda des Auslands“ entgegenzuwirken (--> Potemkinsches Dorf). Auch mit dem „Vorzeigelager“ Theresienstadt betrieb die SS später Propaganda: Prominente jüdische Häftlinge wurden zur Teilnahme an Propagandafilmen gezwungen und anschließend in Vernichtungslager deportiert.

Die Opfer

Häftlingsgruppen

Kennzeichnung für Häftlinge; Ausbildungsmaterial für SS-Wachmannschaften

Das Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen systematisierte der SS-Offizier Loritz. Es waren kleine Dreiecke aus Stoff, so genannte Winkel, die auf die Häftlingsuniform genäht wurden. Die Hauptgruppen unterschieden sich durch die Farbe der Dreiecke.

Zusätzlich bekam jeder Inhaftierte eine Nummer auf die Kleidung genäht. Bei den Häftlingsnummern lief die erste Serie von Nr. 1 bis 37.575 vom 22. März 1933 bis zum 31. März 1940. Die zweite Serie lautete Nr. 1 bis 161.896, beginnend vom 1. April 1940 bis zum 28. April 1945.

Häftlinge

Siehe auch: Kategorie:Häftling im KZ Dachau

Insgesamt waren etwa 200.000 Häftlinge in Dachau inhaftiert, darunter zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie Bürgermeister, Kommunalpolitiker oder Reichstagsabgeordnete aller Parteien. Viele Verleger von Zeitungen und Zeitschriften fanden sich in der Häftlingsliste, ebenso bekannte – und damit einflussreiche – Schriftsteller und Adelige. Auch andere, medienwirksam einflussreiche Berufe waren betroffen: Musiker, Komponisten und Juristen. Eine weitere Sonderstellung des Lagers war, dass ab Ende 1940 sämtliche, bereits in anderen KZ inhaftieren Geistlichen verschiedener Konfessionen nach Dachau verbracht und im dortigen Priesterblock inhaftiert wurden.

Todesopfer

Tor im KZ Dachau mit Inschrift „Arbeit macht frei

Die erhalten gebliebenen Dokumente der Standesämter und des nach Kriegsende eingerichteten Standesamts des Internationalen Suchdienstes (ITS) belegen schriftlich 32.009 Sterbefälle.[58] Jedoch muss beachtet werden, dass das lagereigene Standesamt Todesfälle nur bis zum 20. April 1945 dokumentierte. Viele Dokumente vernichtete die SS, auch dokumentierte sie nicht sämtliche Todesfälle und Morde, beispielsweise exekutierte die SS sowjetische Kriegsgefangene. Kurz vor der Befreiung kam es bei den Häftlingsmärschen aus dem Lager zu zahlreichen Toten, die ebenfalls nicht amtlich registriert wurden. Die heutige historische Forschung geht von etwa 41.500 Todesopfern aus.[1]

Wachmannschaften und Kommandantur

Für die Bewachung aller späterer KZ waren die SS-Totenkopfverbände zuständig. Diese eigens dafür geschaffenen Einheiten der SS wurden im KZ Dachau ausgebildet. (Siehe hierzu auch den Artikel SS-Unterführerschule Dachau). Das SS-Personal wohnte auf dem direkt anschließenden SS-Gelände. Der für die Bewachung des KZ Dachau zuständige SS-Totenkopfverband war die SS-Totenkopf-Standarte I „Oberbayern“, aus der im Oktober 1939 die spätere Waffen-SS Division „Totenkopf“ aufgestellt wurde. Nach der Umgliederung wurde die SS-Standarte in Dachau in SS-Totenkopf-Rekruten-Standarte „Oberbayern“ umbenannt.

Die Angeklagten im Dachau-Hauptprozess am 15. November 1945

Zweiter Kommandant, ab Ende Juni 1933 bis 7. Juli 1934, war Theodor Eicke. Er wurde nach seinem Mord an dem SA-Führer Röhm befördert und Chef der SS-Inspektion der Konzentrationslager (zuständig für alle Konzentrationslager). Er erließ Bestimmungen, die praktisch in allen KZ umgesetzt wurden. Als Kommandanten folgten ihm Heinrich Deubel, Hans Loritz, Alex Piorkowski, Martin Weiß und Eduard Weiter (1. Oktober 1943 bis 26. April 1945). Nach ihm übergab am 29. April Heinrich Wicker (Jg. 1921), eine untere SS-Charge,[59] das Lager an die US-Truppen.

Die Dachauer Prozesse

Das US-Militär nutzte das ehemalige Häftlings-Lager und die SS-Kasernen für die Inhaftierung von NSDAP-Funktionären und Angehörigen der SS. In Dachau wurden insgesamt 489 Verfahren, die Dachauer Prozesse als Militärgerichtsprozesse durchgeführt.

Der erste Prozess, der Dachau-Hauptprozess (United States of America v. Martin Gottfried Weiss et al.), richtete sich gegen Teile der Mannschaft des KZ Dachau und wurde vom 15. November bis zum 13. Dezember 1945 durchgeführt. Auch so genannte KZ-Ärzte und Otto Schulz als Vertreter der Deutsche Ausrüstungswerke (DAW, Ausbeutung der Sklavenarbeit) standen dort unter Anklage. Alle 40 Beklagten wurden für schuldig befunden und 36 von ihnen zum Tode verurteilt; 28 wurden 1946 im Landsberger Gefängnis gehängt. Dem Dachau-Hauptverfahren schlossen sich 121 Folgeprozesse mit etwa 500 Beschuldigten an.

Zahlreichen SS-Männern war es jedoch gelungen, über die sogenannten Rattenlinien ins Ausland zu fliehen.

Gedenkstätten und Gedenkstättenarbeit

Gedenkstein und Aufschrift „Nie wieder“
Todesmarsch aus dem KZ Dachau (Bronze-Skulptur des Bildhauers Hubertus von Pilgrim)

1963 unterzeichneten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Die deutsche Bundesregierung verpflichtete sich, die Grabstätten ehemaliger Häftlinge zu erhalten.

1965 wurde die KZ-Gedenkstätte Dachau errichtet. Mit Ausnahme der verschiedenen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft auf dem Gelände befinden sich Grundstücke und Liegenschaften des eigentlichen Lagers, einige Außenstellen sowie umfangreiche Ausstellungs- und Archivbestände in der Trägerschaft der 2003 eingerichteten Stiftung Bayerische Gedenkstätten.

In den erhalten gebliebenen Gebäuden des SS-Bereichs befand sich nach dem Krieg zunächst die US-amerikanische Armee. Heute wird es von der bayerischen Bereitschaftspolizei genutzt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

1996 wurde der 27. Januar als nationaler Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus festgelegt. Seit 2005 ist der 27. Januar auch internationaler Gedenktag.

Am 65. Jahrestag der Befreiung nahm am 2. Mai 2010 erstmals ein amtierender deutscher Bundespräsident (Horst Köhler) an der Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Dachau teil.[60] Zum 70. Jahrestag hielt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am 3. Mai 2015 eine Rede.

Medien

Literatur

  • Sabine Asgodom (Hrsg.): „Halts Maul – sonst kommst nach Dachau!“ Frauen und Männer aus der Arbeiterbewegung berichten über Widerstand und Verfolgung unter dem Nationalsozialismus. Bund-Verlag, Köln 1983, ISBN 3-7663-0593-X.
  • Wolfgang Benz und Angelika Königseder (Hrsg.): Das Konzentrationslager Dachau. Geschichte und Wirkung nationalsozialistischer Repression. Metropol Verlag, Berlin 2008, 460 S., ISBN 978-3-940938-10-7.
  • Hans Beimler: Im Mörderlager Dachau. Erster authentischer Bericht über die Zustände in einem faschistischen KZ. Broschüre, August 1933.
  • Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. Beck, München 2005, Bd. 2, ISBN 3-406-52962-3.
  • Jean Bernard Pfarrerblock 25487. ISBN 2-87963-286-2.
  • Comité International de Dachau – Barbara Distel: Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945. Dachau, 2005. ISBN 3-87490-750-3.
  • Barbara Distel und Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933–1945. Geschichte und Bedeutung. Hrsg. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1994 (Text online (Memento vom 3. Dezember 2005 im Internet Archive)).
  • Barbara Distel und Wolfgang Benz: Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Internetseite der Dachauer Hefte.
  • Barbara Distel (Bearb.): Konzentrationslager Dachau. 1933 bis 1945 ; Text- und Bilddokumente zur Ausstellung. Katalog zur Ausstellung „Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945“; Neugestaltung der Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Dachau. 4. Aufl. München, 2005. ISBN 978-3-87490-750-7.
  • Sven Bernhard Gareis: Didaktik der Begegnung. Zur Organisation historischer Lernprozesse im Lernort Dachau. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 11. Pädagogik. Bd. 410). Lang, Frankfurt am Main u.a. 1990, ISBN 3-631-42272-5.
  • Edgar Kupfer-Koberwitz: Dachauer Tagebücher: die Aufzeichnungen des Häftlings 24814. Kindler, München 1997, ISBN 3-463-40301-3.
  • Sabine Schalm: Überleben durch Arbeit? Außenkommandos und Außenlager des KZ Dachau 1933 1945, Metropol Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-940938-45-9.
  • Martin Gruner: Verurteilt in Dachau. Der Prozess gegen den KZ-Kommandanten Alex Piorkowski vor einem US-Militärgericht. Wißner, Augsburg 2008, ISBN 978-3-89639-650-1.
  • Walter Hornung (Pseudonym, eigentlich Julius Zerfaß): Dachau – Eine Chronik. Europa-Verlag, Zürich 1936, Reprint Kirn/Nahe 1988.
  • Internationales Zentrum für Recht und Freiheit in Deutschland (Hrsg.): Nazi Bastille Dachau. Schicksal und Heldentum deutscher Freiheitskämpfer. Paris 1939.
  • Hans-Günter Richardi: Schule der Gewalt. Die Anfänge des Konzentrationslagers Dachau 1933–1934. Beck, München 1990, ISBN 3-406-09142-3.
  • Dirk Riedel: Ordnungshüter und Massenmörder im Dienst der „Volksgemeinschaft“: Der KZ-Kommandant Hans Loritz. Metropol Verlag, Berlin 2010, ISBN 3-940938-63-7.
  • Dirk Riedel: Kerker im KZ Dachau. Die Geschichte der drei Bunkerbauten. Dachau 2002.
  • Sybille Steinbacher: Dachau – Die Stadt und das Konzentrationslager in der NS-Zeit. Die Untersuchung einer Nachbarschaft. Peter Lang, Frankfurt a. M. 1993, ISBN 3-631-46682-X.
  • Fritz Wandel: Ein Weg durch die Hölle – Dachau – wie es wirklich war. Verlag Oertel & Spörer, Reutlingen 1946 (Erlebnisbericht eines Dachau-Häftlings), Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  • Rolf Weinstock: Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands. Häftling Nr. 59000 erzählt von dem Schicksal der 10.000 Juden aus Baden, aus der Pfalz und aus dem Saargebiet in den Höllen von Dachau, Gurs – Drancy, Auschwitz, Jawischowitz, Buchenwald 1938–1945. Volksverlag Singen/Htw. 1948.
  • Thaler, Franz: Unvergessen. Ein Sarner erzählt. 5. Auflage. Raetia, Bozen 2015.
  • Richard Zahlten (Hrsg.): Die Ermordeten: die Gedenktafel der Erzdiözese Freiburg für die verfolgten Priester (1933 bis 1945) in „Maria Lindenberg“, nahe St. Peter, Schwarzwald. Taschenbuch. 224 Seiten. Vöhrenbach: Dold-Verlag, 1998. ISBN 978-3927677180.
  • Stanislav Zámečník (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002, ISBN 2-87996-948-4.
  • Ausführliche Liste weiterer Literatur auf hagalil.com
  • Albert Knoll, Rainer Hoffschildt: Die Todesopfer. In: Der Rosa-Winkel-Gedenkstein. Die Erinnerung an die Homosexuellen im KZ Dachau (= Splitter. Bd. 13), Hrsg.: Forum Homosexualität München e.V., Lesben und Schwule in Geschichte und Kultur. München 2015, ISBN 978-3-935227-19-3, S. 88–114.
  • Nikolaus Wachsmann: KL: Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Siedler Verlag, München 2016, ISBN 9783886808274.

Filme

Spielfilme mit historischem Bezug

  • Der neunte Tag. Spielfilm, Deutschland, 2004, Regie: Volker Schlöndorff.

Dokumentarfilme

  • KZ Dachau. Dokumentarfilm, Deutschland. Der Film kann unter anderem im Kinosaal des KZ Dachau bei einer Besichtigung angeschaut werden.
  • Der Priesterblock. Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, Regie: Max Kronawitter. Der Film berichtet über den Pfarrerblock (KZ Dachau) mit Interviews und einzelnen Szenen aus dem Spielfilm Der neunte Tag. [61]
  • Hafners Paradies. Dokumentarfilm, Deutschland, 2007, Regie: Günter Schwaiger. Der Film schildert die Begegnung des ehemaligen Häftlings Hans Landauer mit dem ehemaligen SS-Mann Paul Hafner.
  • Der weiße Rabe. Dokumentarfilm, 2009, über den ehemaligen Häftling Max Mannheimer.
  • Geboren im KZ. Dokumentarfilm, 2010. Geschichte zweier Jüdinnen, die im letzten Kriegswinter im KZ-Außenlager Kaufering Kinder zur Welt brachten.

Foto-Archiv der Bayerischen Staatsbibliothek

Häftlinge erbauen ein Schwimmbecken, Ansicht des Lagers Dachau, Wachmannschaften, Häftlinge beim Eisstockschießen, Eisstockschießen 2, Eisstockschießen 3, Eisstockschießen 4, Häftling auf dem Eis, Erbau Wessel-Denkmal
  • Heimliche Fotoaufnahmen (Fotografierverbot), Umgebung Dachau, Kriegsalltag 1943.
Kriegsalltag 1943, [2], [3], [4], [5], [6], [7], [8]
  • Fotos: Prozess gegen SS-Wachmannschaft, Dezember 1945.
Identifizierung des KZ-Personals, Krematoriumsöfen mit Kränzen
Commons: Konzentrationslager Dachau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Zahlenangabe der Gedenkstätte
  2. merkur.de: Besucherzentrum an KZ-Gedenkstätte kurz vor der Fertigstellung. 9. Februar 2009.
  3. a b c d e f Quelle: Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002.
  4. Abbildung: Münchner Neueste Nachrichten. März 1933
  5. Anna Andlauer: Claus Bastian – Der Häftling mit der Nummer 1. In: Hans-Günter Richardi (Hrsg.): Lebensläufe – Schicksale von Menschen, die im KZ Dachau waren. BoD – Books on Demand 2001, Dachauer Dokumente Bd. 2, ISBN 978-3-8311-2190-8, S. 27 f.
  6. a b c Barbara Diestel, Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung. Hrsg.: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. München 1994 (Das Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945 (Memento vom 3. Dezember 2005 im Internet Archive) [abgerufen am 17. April 2006]).
  7. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Barbara Diestel, Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung. Hrsg.: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. München 1994 (Chronik des Konzentrationslagers Dachau (Memento vom 11. März 2007 im Internet Archive) [abgerufen am 17. April 2006]).
  8. Hans Beimler: Im Mörderlager Dachau. Vier Wochen in den Händen der braunen Banditen. Moskau 1933 mit zahlreichen Nachdrucken und Übersetzungen unter anderem in englischer, französischer, jiddischer, polnischer und dänischer Sprache. Eine 1980 im Militärverlag der DDR erschienene kommentierte Neuausgabe enthält auch eine Biografie Beimlers mit Beiträgen von Karl Horn, Karl Pioch und Arthur Dorf.
  9. Gründe für Todesstrafe waren z. B. „tätlich werden gegen Lagerpersonal“ oder „gemeinsame Gehorsamsverweigerung“ oder Anstiftung dazu.
  10. a b Zdenek Zofka: Die Entstehung des NS-Repressionssystems.
  11. Staatsanwalt Karl Wintersberger – pdf [1]
  12. Münchner Illustrierte Presse. Bericht vom 16. Juli 1933
  13. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 54–58.
  14. Am 2. Juli entdeckte der Häftling Hans Deller 17 mit Chlorkalk überschüttete Leichen. Die Zahl der Toten lag vermutlich etwas höher, in dem Buch „Die Toten von Dachau“ sind für diese Tage höhere Todesfälle angeführt. Vgl. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 70.
  15. Häftlinge hatten nachts eine Hinrichtung durch die Fenster der Baracken beobachtet; der Lagerverwalter hielt SS-Männer davon ab, in die Baracken zu stürmen und diese zu erschießen. Am nächsten Tag ordnete Eicke an, dass sie bei einer weiteren Hinrichtung durch den Drahtzaun zusehen mussten. Vgl. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 69.
  16. Vgl. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 90.
  17. Werbeplakat Reichstagswahl 29. März 1936
  18. Vgl. auch Wolfgang Benz: Geschichte des Dritten Reiches. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46765-2, S. 80–81. Am 16. Juli 1936 wurden unter der Propagandaparole „Berlin ohne Zigeuner“ rund 600 Sinti und Roma in Berlin verhaftet und in das dazu errichtete Gefangenenlager Berlin-Marzahn gesperrt, den von den Nazis so genannten Zigeunerrastplatz Marzahn. Von dort wurden später viele in die KZ deportiert. Vgl. Wolfgang Benz: Das Lager Marzahn. Zur nationalsozialistischen Verfolgung der Sinti und Roma und ihrer anhaltenden Diskriminierung. In: Helge Grabitz, Klaus Bästlein, Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Normalität des Verbrechens. Bilanz und Perspektiven der Forschung zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Berlin 1994, S. 260–279.
  19. Vgl. Wolfgang Ayaß: „Asoziale“ im Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1995, S. 138-179.
  20. Zámečník: Das war Dachau. 2002, S. 98.
  21. Faksimile des Fernschreibens von Heydrich in der Pogromnacht 1938. NS-Archiv, Dokumente zum Nationalsozialismus, Stand: 6. Dezember 2008.
  22. Wolf-Arno Kropat: Kristallnacht in Hessen, Das Judenpogrom vom November 1938. Wiesbaden 1988, ISBN 3-921434-11-4, S. 167 ff.
  23. Schreiben des Auswärtigen Amtes Berlin 1939, Stand 9. Januar 2007.
  24. Grafik Arbeitslosigkeit zwischen 1921 und 1939
  25. „Hitler kam (…) in „Mein Kampf“ zu dem Schluss, dass (…) ein politischer Einfluss der Religion – in Hitlers Augen ein Missbrauch – nicht zugelassen werden dürfe“. Textauszug aus: Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 170. Vgl. Quelle: Hitler: Mein Kampf. 1939, S. 292–294.
  26. a b c Barbara Diestel, Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung. Hrsg.: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. München 1994 (Das System der Konzentrations- und Vernichtungslager (Memento vom 3. Dezember 2005 im Internet Archive) [abgerufen am 17. April 2006]).
  27. Zámečník, S. 174.
  28. Dachauer Archiv, DA-36125.
  29. Zahlenangabe der Gedenkstätte
  30. Erst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 185.
  31. Versuche mit Unterdruck im Jahr 1942, Stand 9. Januar 2007.
  32. Laut Aussagen des Zeugen der Verteidigung H. Bickel (NOR 4, S. 5335–5359 G) und des Angeklagten Mummethey, leitender Geschäftsführer der DEST (NOR 4, S. 5588–5589 G).
  33. Zámečník: Das war Dachau. S. 257.
  34. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 256 ff.
  35. KZ Dachau. Deutsches Historisches Museum
  36. Kupfer-Koberwitz: Die Mächtigen. Band II, S. 177.
  37. Im Frühjahr führten die Häftlinge auf einer improvisierten Freilichtbühne ein selbstgeschriebenes Theaterstück auf, der Text war zensiert worden, es kam dennoch zu Anspielungen auf Hitler: Eine Person hieß Adolar, ein anderer Schausteller sprach den Namen dann absichtlich als Adol-f-ar aus. Ab Ende April gestattete Redwitz wöchentlich sonntags auf dem Appellplatz ein Fußballspiel. Am 29. August durften polnische Volkstänze aufgeführt werden.
  38. 800 bis 1000 Hinrichtungen wegen Sabotage lt. Aussage von Häftling Emil Mahr, Case Dachau, Exhibit 93, S. 1–2.
  39. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 259 ff.
  40. Nach französischen Quellen, von denen zum Beispiel auch Berben ausgeht, kam der Transport am 5. Juli mit 984 Toten an. – Die Quelle Dachauer Archiv DA-1042 nennt hingegen den 6. Juli mit 891 Toten. Auch so bei Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 346: er verwendet die niedrigere Zahl (6. Juli, 891 Tote).
  41. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 323.
  42. Meerwasser-Versuche 1944
  43. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 348.
  44. Tabellen des ITS Arolsen.
  45. Zámečník, S. 399.
  46. History: Dachau: II. Dachau, concentration camp, OSS section, seventh army. Abgerufen am 13. Oktober 2014.
  47. Barbara Diestel, Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung. Hrsg.: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. München 1994 (Lageplan des Hauptlagers in Dachau (Memento vom 4. Dezember 2005 im Internet Archive) [abgerufen am 31. Dezember 2006]).
  48. siehe farbige Umrandung (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)
  49. Vgl. Zámečník: S. 298–300.
  50. IMT Nürnberg, Band 32 (Dokumentenband 8), ISBN 3-7735-2524-9, S. 62 = Dokument 3249 PS.
  51. Barbara Distel: Die Gaskammer in der „Baracke X“ des Konzentrationslagers Dachau. In: Günther Morsch, Bertrand Perz: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 339.
  52. Barbara Distel: Die Gaskammer in der „Baracke X“… S. 338/339.
  53. Barbara Diestel, Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945. Geschichte und Bedeutung. Hrsg.: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. München 1994 (Außenkommandos (Memento vom 11. März 2007 im Internet Archive) [abgerufen am 17. April 2006]).
  54. Karin Orth: Wie SS-Männer zu Mördern gedrillt wurden. In: Spiegel Online. 12. März 2008.
  55. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 158.
  56. Henryk Maria Malak: Shavelings in Death Camps: A Polish Priest's Memoir of Imprisonment by the Nazis, 1939–1945, S. 363.
  57. Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Alber, München 1946.
  58. nach Dachauer Archiv DA-36125. Zámečník, S. 398.
  59. Vgl. KZ Bruttig-Treis (Juni–September 1944) und Hessentaler Todesmarsch.
    Stanislav Zámečník (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 390–396.
    H. W. – Geboren am 30. Juni 1921 in Gausbach bei Gernsheim (Baden)
    KZ Gedenkstätte Sandhofen: Die SS-Führer Ahrens und Wicker.
  60. Gegen das Vergessen. In: Süddeutsche Zeitung. 2. Mai 2010.
  61. FWU – Schule und Unterricht: Beiheft: Der Priesterblock. (PDF). Online auf dbbm.fwu.de. Abgerufen am 5. November 2014.