Sirnitz und Hasan-Pascha-Moschee: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Infobox Gemeinde Griechenland |
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'''Sirnitz''' ist der Name folgender Ortschaften: |
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|Name=Gemeinde Chania |
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|Name-el=Δήμος Χανίων |
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|Wappen=[[Bild:Führt kein Wappen.svg|100px]] |
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|Verwaltungsregion=[[Kreta]] |
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|Präfektur=[[Chania (Präfektur)|Chania]] |
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|lat_deg=35 |lat_min=31 |lat_sec=0 |
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|lon_deg=24 |lon_min=01 |lon_sec=0 |
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|Höhe=0 bis 200 |
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|Höhenbezugspunkt=(-) |
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|Fläche=12,6 km² |
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|Einwohner=53.373 |
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|Einwohnerquelle=2001<ref>Angaben des griechischen Innenministeriums ([[http://www.ypes.gr/topiki.htm]])</ref> |
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|Bevölkerungsdichte=4.236 Ew./km² |
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|Sitz=Chania |
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|Gemeindegliederung= 1 Ortsteil |
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|LAU=940100 |
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|Website= www.chania.gr |
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|Präfektur-Lagebild=Bild:Municipality of chania.gif |
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'''Chania''' ({{ELSneu|Χανιά {{N.Pl.}}}}) ist eine Hafenstadt auf der [[Griechenland|griechischen]] Insel [[Kreta]]. Sie ist mit etwa 54.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Insel und Verwaltungssitz der gleichnamigen [[Chania (Präfektur)|Präfektur Chania]], die den gesamten Westen Kretas umfasst. |
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* [[Sirnitz (Gemeinde Albeck)]], eine Katastralgemeinde der Gemeinde Albeck in Kärnten, Österreich |
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* ein Wohnplatz im Gemeindegebiet von [[Müllheim (Baden)|Müllheim]] in Baden-Württemberg, Deutschland. Auch gebraucht für den Schwarzwaldpass zwischen Müllheim und dem [[Kleines Wiesental|Kleinen Wiesental]]. |
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Der internationale [[Flughafen Chania|Flughafen von Chania]] befindet sich ungefähr 12 Kilometer nordöstlich der Stadt auf einer Ebene der ''[[Akrotiri (Kreta)|Akrotiri]]-Halbinsel''. |
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{{Begriffsklärung}} |
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== Geografie == |
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=== Geografische Lage === |
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Die Stadt Chania liegt an der Nordküste der Insel Kreta, rund 100 Kilometer westlich der heutigen Inselhauptstadt [[Iraklio]] (ehemals Heraklion). Sie ist flächenmäßig die kleinste Gemeinde der nach ihr benannten Präfektur, da sie sich fast ausschließlich auf das Stadtgebiet beschränkt. Bis zum Jahre 1971 Verwaltungssitz der gesamten Insel ist Chania mit über einem Drittel der Einwohner der Präfektur die beherrschende Metropole des Westens Kretas. |
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Das ''Kretische Meer'' nördlich der Insel bildet zwischen den Halbinseln ''Rodopou'' und ''Akrotiri'' den ''Golf von Chania'', an dessen Südostseite an der Landenge zu ''Akrotiri'' die Hafenstadt erbaut wurde. Östlich der Landenge liegt die ''Bucht von Souda'', ein durch die Halbinsel ''Akrotiri'' geschützter [[Naturhafen]]. Südlich der Stadt Chania erstreckt sich der Gebirgszug der ''Weißen Berge'' (''Lefka Ori''), der eine Barriere zur Südküste Kretas darstellt. |
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<!--beispielsweise Landschaften, Berge, Flüsse etc.--> |
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<!--=== Geologie ===--> |
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<!--=== Ausdehnung des Stadtgebiets ===--> |
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=== Nachbargemeinden === |
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Im Osten und Südosten grenzen die Gemeinden [[Akrotiri (Kreta)|Akrotiri]] und [[Souda]] an das Stadtgebiet von Chania. Westlich der Stadt liegt die Gemeinde [[Nea Kydonia]]. Die südlich an die geschlossene Stadtbebauung angrenzenden Vororte in Richtung Schnellstraße (''New Road'') gehören schon zur Gemeinde [[Eleftherios Venizelos (Gemeinde)|Eleftherios Venizelos]]. |
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=== Stadtgliederung === |
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Chania ist in mehrere Stadtviertel unterteilt: |
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*Chalepa |
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*Evraiki |
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*Kastelli |
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*Kumkapi |
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*Splantzia |
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*Topanas |
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<!--=== Klima ===--> |
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== Geschichte == |
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=== Altertum === |
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Erste Siedlungsspuren aus dem Altstadtviertel Kastelli reichen bis in die [[Jungsteinzeit]] 3400 bis 3000 [[v. Chr.]] zurück. Damit ist Chania eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Siedlungsstätten Europas. Als Stadt wurde sie in [[Minoische Kultur|minoischer]] „Vorpalast“-Zeit (3000-1900 v. Chr.) unter dem Namen ''Kudonija'' erbaut, aus dem sich der spätere [[Antikes Griechenland|antike]] Name ''Kydonia'' ableitete. Belegt ist der Name ''Kudonija'' erstmals in [[Linearschrift B]] auf einer Tontafel. Nach antiker Überlieferung wurde die Stadt durch den mythischen König [[Minos]] gegründet und nach dem [[Heros]] ''Kýdon'', dem Sohn des [[Apollon]] und der [[Akakallis]], Tochter des Minos, benannt<ref>„Kreta“, Dr. Antonis Sp. Vassilakis (Archäologe), Verlag I. Mathioulakis & Co.</ref>. |
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In den minoischen Epochen der „Neu-“ und „Nachpalastzeit“ (1600-1100 v. Chr.) war ''Kudonija'' eine blühende Stadt mit großen, in sich geschlossenen Wohnhäusern zwischen Straßen und Plätzen, und höchstwahrscheinlich einem Palast als Zentrum. Dass in Chania kein minoischer Palast gefunden wurde, ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass die Siedlung nie aufgegeben wurde und spätere Generationen ihre Gebäude vornehmlich mit Baumaterial errichteten, dass sie aus älteren Bauwerken der Stadt gewannen. ''Kudonija'' hatte eine bedeutende Keramikproduktion und Handelsverbindungen bis [[Ägypten]], [[Zypern]] und [[Palästina]]. Selbst die Zeit der Zerstörung der meisten kretischen Paläste um die Jahre [[15. Jahrhundert v. Chr.|1450 bis 1425 v. Chr.]] durch die [[Mykenische Kultur|Mykener]] überstand die Stadt neben ''[[Knossos]]'' wohl schadlos. |
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Ausgrabungsstätten der minoischen Kultur befinden sich hauptsächlich auf dem ''Kastelli-Hügel'', am ''Platia Agias Akaterinis''. Die [[Nekropole]] wurde vor dem Süd- und Ostteil der damaligen Stadt im Gebiet ''Mazali'' und im Bereich des heutigen Stadions lokalisiert. Nach 1400 v. Chr. dominierte jedoch die mykenische Kultur der griechischen [[Achaier]]. Einen Austausch beider Kulturen, der minoischen und der mykenischen, hatte es schon vor der mykenischen Eroberung der Insel ab 1450 v. Chr. gegeben. Manche Historiker nehmen an, dass z. B. ''Knossos'' deshalb nicht wie andere Paläste Kretas zerstört wurde, weil es dort schon eine große Anzahl achaiischer Kolonisten gab, die dafür sorgten, dass die Stadt rasch übergeben wurde. Ähnliches könnte auch auf die nordwestliche Handelsmetropole ''Kudonija'' zutreffen. |
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Eine [[Multikulturelle Gesellschaft|multikulturelle]] Stadt blieb die nun ''Kydonia'' genannte Hafenstadt auch nach dem allmählichen Niedergang der mykenischen Kultur und dem Beginn der [[Dorier|dorischen]] Einwanderung nach Kreta. In der von [[Homer]] überlieferten [[Odyssee]], die in diesem Zeitraum angesiedelt ist, wird ''Kydonia'' zwei mal erwähnt, im Dritten Gesang, Zeile 292, und im Neunzehnten Gesang, Zeile 176 (in der Übersetzung von [[Johann Heinrich Voß]])<ref>Spiegel Online, Projekt Gutenberg-DE [http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1270&kapitel=1#gb_found]</ref>: |
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Aus dem Dritten Gesang: |
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''Also ward Menelaos, wie sehr er auch eilte, verzögert,''<br> |
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''Um den Freund zu begraben, und Totengeschenke zu opfern.''<br> |
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''Aber da nun auch jener, die dunkeln Wogen durchsegelnd,''<br> |
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''Seine gerüsteten Schiffe zum hohen Gebirge Maleia''<br> |
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''Hatte geführt; da verhängte der Gott weithallender Donner''<br> |
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''Ihm die traurigste Fahrt, sandt' ihm lautbrausende Stürme,''<br> |
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''Und hoch wogten, wie Berge, die ungeheuren Gewässer.''<br> |
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''Plötzlich zerstreut' er die Schiffe; die meisten verschlug er gen Kreta,''<br> |
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''Wo der Kydonen Volk des Jardanos Ufer umwohnet.''<br> |
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''An der gordynischen Grenz', im dunkelwogenden Meere,''<br> |
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''Türmt sich ein glatter Fels den dringenden Fluten entgegen,''<br> |
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''Die der gewaltige Süd an das linke Gebirge vor Phästos''<br> |
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''Stürmt; und der kleine Fels hemmt große brandende Fluten.'' |
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Aus dem Neunzehnten Gesang: |
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''Nun so will ich's dir sagen, wiewohl du mein bitteres Leiden''<br> |
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''Mir noch bitterer machst; denn Schmerz empfindet doch jeder,''<br> |
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''Welcher so lang' als ich von seiner Heimat entfernt ist,''<br> |
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''Und mit Jammer umringt so viele Städte durchwandert.''<br> |
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''Aber ich will dir doch, was du mich fragest, verkünden.''<br> |
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''Kreta ist ein Land im dunkelwogenden Meere,''<br> |
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''Fruchtbar und anmutsvoll und ringsumflossen. Es wohnen''<br> |
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''Dort unzählige Menschen, und ihrer Städte sind neunzig:''<br> |
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''Völker von mancherlei Stamm und mancherlei Sprachen. Es wohnen''<br> |
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''Dort Achaier, Kydonen und eingeborene Kreter,''<br> |
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''Dorier, welche sich dreifach verteilet, und edle Pelasger.''<br> |
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''Ihrer Könige Stadt ist Knossos, wo Minos geherrscht hat,''<br> |
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''Der neunjährig mit Zeus, dem großen Gotte, geredet.'' |
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[[Bild:Chania clay figurine.gif|thumb|<center>Tonfigur aus Kydonia<br style="clear:left;"/><small>(4. bis 3.Jahrhundert v. Chr.)</small></center>]] |
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In der [[Geometrischer Stil|geometrischen]] (etwa 1050–700 v. Chr.) und der sich anschließenden [[Archaik|archaischen]] Epoche (etwa 700-500 v. Chr.) entwickelte sich ''Kydonia'' zu einer der wichtigsten [[Polis|Poleis]] Westkretas. Die bedeutendsten Städte Kretas wie auch ganz Griechenlands bildeten kleine selbstständige Stadtstaaten (Poleis), die sich oft gegenseitig befehdeten. Noch in archaischer Zeit, im Jahre 525 v. Chr., wurde ''Kydonia'' von [[Samos]] her neu kolonisiert. Später folgten Siedler von [[Aigina (Insel)|Aigina]]. Eine zweite Einwanderungswelle von diesen beiden Inseln kam ab 431 v. Chr. in die Polis. Enge Verbindungen gab es auch mit ''[[Kyrene]]''. |
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Im Jahre 429 v. Chr. verheerte ein Angriff der [[Athen]]er Flotte während des [[Peloponnesischer Krieg|Peloponnesischen Krieges]] das Küstengebiet bei ''Kydonia'', während die Stadt durch die Athener nicht eingenommen werden konnte. Konkurierende Städte waren jedoch meist die Poleis in der Nachbarschaft wie ''[[Aptera]]'', ''[[Elyros]]'', ''[[Polyrrhenia]]'' mit seinem Hafen ''[[Phalasarna]]'' und ''Knossos''. Dass man gelegentlich auch Bündnisse miteinander einging, zeigt sich am Krieg im Jahre 220 v. Chr. zwischen ''Knossos'' und ''[[Lyttos]]'', bei dem ''Kydonia'' an der Seite ''Knossos`'' kämpfte. |
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Nach einem kurzzeitigen Bündnis ''Kydonias'' mit [[Makedonien]], dass 220 v. Chr. auf Kreta interveniert hatte, um die Verhältnisse zu stabilisieren, verlor Makedonien 196 v. Chr. nach dem [[Zweiter Makedonisch-Römischer Krieg|zweiten Krieg]] gegen [[Römisches Reich|Rom]] die Hegemonie über Griechenland und, wieder unabhängig, kam es erneut zu Kriegen der rivalisierenden kretischen Städte untereinander. 189 v. Chr. kämpfte ''Kydonia'' gegen ''Knossos'' und ''[[Gortys|Gortyn]]'', 184 v. Chr. eroberte die Stadt wegen Auseinandersetzungen um die Kontrolle über das ''Diktynnäische Heiligtum'' auf der Halbinsel ''Rodopou'' die Polis ''Polyrrhenia'' mit der Hafenstadt ''Phalasarna''. Diese Konflikte endeten erst 67 v. Chr. mit der Besetzung der Insel durch die römischen Truppen. |
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Seit dem Jahr 69 v. Chr. begann das [[Römisches Reich|Römische Reich]], Kreta zu besetzen. 67 v. Chr. wurde die Insel [[römische Provinz]]. ''Kydonia'' kam als eine der ersten Städte Kretas in den Machtbereich des Imperiums und erhielt wegen seiner römerfreundlichen Haltung den Status einer freien Stadt. Bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. ist das Recht auf eine eigene Münzprägung bezeugt, Münzen aus Kydonia stellten beispielsweise eine ''Nymphe mit Kranz'' und den ''Heros Kýdon'', gesäugt durch eine Hündin, dar. Die Eroberung Kretas durch die Römer bedeutete das Ende der Bürgerkriege und den Beginn einer langen Friedenszeit mit wirtschaftlicher Blüte. Hauptstadt der Provinz Kreta und Kyrenaika (''[[Creta et Cyrene]]'') wurde das bei der Eroberung der Insel mit Rom verbündete ''Gortyn''. In die Zeit der römischen Herrschaft fällt auch die allmähliche [[Christianisierung]] der Insel im 3. und 4. Jahrhundert. ''Kydonia'' wird in kirchlichen Quellen als Bischofssitz erwähnt, dessen Bischof Teilnehmer an der [[Konzil|Synode]] von [[Sofia#Antike|Serdica]] ([[Sofia]]) in den Jahren 343/344 n. Chr. war. |
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=== Mittelalter === |
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Nach dem Tod des Kaisers [[Theodosius I.]] im Jahre [[394]] kam es [[395]] zur Teilung des Römischen Reiches. ''Kydonia'' lag mit Kreta in dessen Ostteil, der sich ab [[610]] vom lateinisch geprägten Oströmischen Reich zum griechisch dominierten [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] umbildete. Gleichzeitig zehrten die ständigen Abwehrkämpfe gegen [[Slawen]] und [[Bulgaren]] im Norden, [[Sassanidenreich|Sassaniden]] ([[Perser (Volk)|Perser]]) im Osten und [[Sarazenen]] ([[Araber]]) im Süden und Südosten an der Substanz des Ostreiches. Die meisten Städte der antiken Zivilisation wurden aufgegeben oder schrumpften auf die Größe von befestigten Dörfern, den sogenannten [[Kastron|Kastra]]. |
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Von ''Kydonia'' ist aus der ersten byzantinischen Epoche wenig überliefert. Archäologische Grabungen belegen lediglich die Existenz einer großen altchristlichen [[Basilika]] auf dem ''Kastelli-Hügel''. In den Jahren [[824]] bis [[828]] eroberten schließlich die Sarazenen die Insel, wobei ''Kydonia'' möglicherweise wie die meisten Städte Kretas zerstört wurde. Es wird angenommen, dass es sich bei den Eroberern um nach einem Aufstand im [[Emirat von Córdoba]] im heutigen Spanien nach [[Alexandria]] geflohene Araber handelte, die unter ihrem Anführer [[Abu Hafs]] schon [[823]] einen Beutezug ins südliche Kreta unternahmen. Mehrere Rückeroberungsversuche des geschwächten Byzantinischen Reiches in den Jahren [[825]], [[826]], [[828]] und [[902]] blieben erfolglos<ref>www.kreta-reisen.de [http://www.kreta-reisen.de/info/byzantinisch.php?PHPSESSID=]</ref>. |
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[[Bild:The_Arab_fleet_attacks_Crete_John_Skylitzes.jpg|thumb|316px|<center>Arabische Eroberung Kretas<br style="clear:left;"/>(Darstellung in der Chronik des [[Johannes Skylitzes|Ioannis Scylitzes]])</center>]] |
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Aus der Zeit der Sarazenenherrschaft über Kreta wird der heutige Name der Stadt Chania abgeleitet. Dabei soll es sich im Ursprung nicht um eine arabische Bezeichnung gehandelt haben. Vielmehr wurde für die nach der Zerstörung ''Kydonias'' neu errichtete Siedlung der Name des ehemaligen Vorortes ''Alchanía'' (nach dem Gott ''Velchanos'', oder altgriechisch ''[[Hephaistos]]''), der auf einer Inschrift verzeichnet ist, übernommen. Im Arabischen wurde daraus ''Al Hanim'', was übersetzt „Herberge“ bedeutet. Nach der byzantinischen Rückeroberung der Insel [[960]]/[[961]] unter dem General [[Nikephoros II.|Nikephoros Phokas]] ersetzte man die arabisch klingende Vorsilbe „Al“ durch den griechischen Artikel „Ta“ (Plural: die) zu ''Ta Chania'', woraus später im Lateinischen ''La Canea'' wurde. In jedem Fall war der Ort bis ins erste Jahrhundert der späteren Herrschaft der [[Republik Venedig|Venezianer]] nur eine kleine, wenn auch befestigte, bäuerliche Siedlung. |
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Nach 961, dem Jahr der Wiedereingliederung Kretas in das Byzantinische Reich, wurde die vermutlich zerstörte hellenistische Stadtmauer ''Kydonias'' um den ''Kastelli-Hügel'' durch eine neue Befestigung ersetzt, um weitere arabische Angriffe abwehren zu können. Sonst ist von dem Ort aus diesem Zeitabschnitt nichts überliefert, sieht man einmal von der regelmäßigen Nennung in den Protokollen kirchlicher Synoden ab. Die zweite byzantinische Epoche Kretas endete nach der Einnahme [[Konstantinopel]]s am 13. April [[1204]] durch die [[Kreuzzug|Kreuzfahrer]] des [[Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzuges]]. |
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Der Niedergang von Kydonia vollzog sich im [[13. Jahrhundert]], als in dieser Region vor allem [[Venedig]], [[Genua]] und die einheimische Bevölkerung um die Vorherrschaft auf Kreta kämpften. Nach dem Sieg der Venezianer nannten sie die Stadt ''La Canea'' ([[1252]]). Die Hafenstadt wurde zur wichtigsten ökonomischen und politischen Verbindung zwischen Kreta und Venedig (daher der damalige Beiname „Venedig Kretas“). |
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=== Neuzeit === |
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[[Bild:Plan von Canea (1651).jpg|thumb|<center>Festung Canea zur Zeit des Candia-Krieges (1651)</center>]] |
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Am 22. August [[1645]] wurde Chania von den [[Osmanisches Reich|Türken]] erobert, die die Stadt zum Sitz eines [[Pascha (Titel)|Paschas]] machten. Die türkische Herrschaft dauerte bis [[1898]]. Danach war Chania Hauptstadt des autonomen Kreta und blieb auch nach der Vereinigung mit Griechenland bis [[1971]] Sitz der Administration. |
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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war Chania schwer umkämpft. Deutsche Bomber zerstörten die Altstadt stark. Ein Marinemuseum mit Ausstellungstücken aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs befindet sich im Hafen. Seit [[1984]] hat die [[Technische Universität Kreta]] einen Campus in Chania.<br style="clear:left;"/> |
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<!--=== Religionen ===--> |
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<!--=== Eingemeindungen ===--> |
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<!--=== Einwohnerentwicklung ===--> |
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<!--== Politik ==--> |
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<!--=== Gemeinderat ===--> |
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<!--=== Bürgermeister ===--> |
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<!--=== Wappen ===--> |
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<!--=== Städtepartnerschaften ===--> |
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== Kultur und Sehenswürdigkeiten == |
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<!--=== Theater ===--> |
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=== Museen === |
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*Archäologisches Museum - in der ehemaligen Klosterkirche ''San Francesco'', ''Chalidon 20'' |
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*Volkskundemuseum - in der katholischen Kirche, ''Chalidon 46b'' |
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*Nautisches Museum (Marinemuseum) - im venezianischen ''Fort Firkas'' westlich des Hafens, ''Akti Kuntorioti'' |
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*Historisches Museum - einschließlich des Stadtarchivs untergebracht in einer Villa, ''Sfakion 20'' |
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<!--=== Musik ===--> |
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<!--zum Beispiel Orchester, Chöre, Vereine etc.--> |
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=== Bauwerke === |
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[[Bild:Gatm 2006-05-14 16 Greece Crete Hania Agios-Nikolaos.jpg|thumb|<center>Agios Nikolaos</center>]] |
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*[[Republik Venedig|Venezianischer]] Hafen: Der Hafen wurde im 14. Jahrhundert durch Aufschüttung einer Mole angelegt, hatte aber durch die geringe Wassertiefe keine große Bedeutung. Die venezianischen ''Arsenale'' (Steinhallen mit Tonnengewölben) am östlichen Fischerhafen entstanden [[1497]], weitere am östlichen Kai im 17. Jahrhundert. Der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt wurde in den letzten Jahren aufwendig restauriert und stabilisiert. |
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*''San Salvatore'': Die kleine venezianische Kirche aus dem 16. Jahrhundert westlich der Hafeneinfahrt war in [[Osmanisches Reich|osmanischer]] Zeit eine Moschee. |
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*''Hassan-Pascha-Moschee'': Der nach den ehemaligen osmanischen Elitetruppen auch ''[[Janitscharen]]-Moschee'' genannte Kuppelbau am venezianischen Hafen wurde kurz nach der türkischen Eroberung Chanias [[1645]] errichtet. Die seitlichen [[Portikus|Portiken]] mit den kleinen Kuppeln sind spätere Anbauten ab 1880, das Minarett der Moschee wurde im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstört. Das Gebäude wird heute für Wechselausstellungen genutzt. |
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*''Agios Nikolaos'': Die griechisch-orthodoxe Kirche am ''Platia 1821'' gehörte ursprünglich zum ''Agios-Nikolaos-Kloster'', einem [[Dominikaner]]kloster aus dem [[13. Jahrhundert]]. Der osmanische Herrscher Sultan Ibrahim wandelte den venezianischen Bau in eine Moschee um und gab ihm seinen Namen. Auch nach der Rückbenennung der ''Ibrahim-Moschee'' in ''Agios-Nikolaos-Kirche'' behielt die Kirche das Minarett der Moschee an Stelle des rechten Glockenturmes bei, was ihr ein kurioses Aussehen verleiht. |
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*Markthalle von Chania: Kreuzförmiges neoklassizistisches Gebäude am ''Platia Sofoukli Venizelou'' aus den Jahren 1911 bis 1913. |
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=== Denkmäler === |
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*''Profitis Ilias'': Auf der 122 Meter hohen Anhöhe im Nordosten des Stadtgebietes, außerhalb der geschlossenen Bebauung an der Grenze zur [[Akrotiri (Kreta)|Gemeinde Akrotiri]], befindet sich die Gedenkstätte mit den Gräbern der Politiker [[Eleftherios Venizelos]] (1864-1936) und dessen Sohn [[Sofoklis Venizelos]] (1894-1964). Ersterer war im Jahre [[1913]] als griechischer Premierminister maßgeblich am Anschluss seiner Heimatinsel Kreta an das Mutterland beteiligt, sein Sohn war in den Jahren 1943 bis 1952 Ministerpräsident Griechenlands. Auf dem ''Profitis Ilias'' wurde [[1897]] während des [[Türkisch-Griechischer Krieg|Türkisch-Griechischen Krieges]] (1896/97), dessen Anlass ein Aufstand der griechisch-orthodoxen Bevölkerungsmehrheit Kretas gegen die türkische Herrschaft war, das erste Mal die griechische Fahne aufgezogen. |
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=== Parks === |
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*Stadtpark - mit Wildziegen-Gehege, in der Neustadt, zwischen ''Dimokratias'' und ''Tzanakaki'' |
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<!--=== Naturdenkmäler ===--> |
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=== Stadtansichten === |
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Bild:Chania Hafen-1.jpg|<center>Venezianischer Hafen</center> |
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Bild:Chania lighthouse 3.JPG|<center>Leuchtturm</center> |
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Bild:Gatm 2006-05-14 12. Greece Crete Fodele El Greco.jpg|<center>Arsenale im Fischerhafen</center> |
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Bild:Chania Markthalle-2.jpg|<center>Markthalle</center> |
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</gallery> |
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<!--=== Sport ===--> |
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<!--=== Regelmäßige Veranstaltungen ===--> |
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<!--=== Kulinarische Spezialitäten ===--> |
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<!--== Wirtschaft und Infrastruktur ==--> |
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<!--=== Verkehr ===--> |
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<!--=== Medien ===--> |
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<!--=== Öffentliche Einrichtungen ===--> |
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<!--beispielsweise Behörden, Institutionen, Körperschaften etc.--> |
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<!--=== Bildung ===--> |
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<!--zum Beispiel Universitäten, Fachhochschulen, Schulen etc.--> |
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== Persönlichkeiten == |
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<!--=== Ehrenbürger ===--> |
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=== Söhne und Töchter der Stadt === |
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*[[Aristokles]] (5. Jahrhundert v. Chr.), Bildhauer |
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*[[Kresilas]] (um 450 v. Chr.), Bronzebildner |
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*[[Michael Damaskenos]] (1530-1593), Ikonen-Maler |
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*[[Nana Mouskouri]] (* 1934), Sängerin und Politikerin |
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<!--d. h. Personen, die hier vor Ort geboren wurden--> |
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<!--=== Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben ===--> |
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<!--d. h. Personen, die in diesem Ort gelebt haben und zugleich dort ihre Wirkungsstätte hatten, ohne dort geboren zu sein--> |
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<!--== Sonstiges ==--> |
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<!--== Literatur ==--> |
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== Quellen == |
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<references/> |
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== Weblinks == |
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*{{Commonscat}} |
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*[http://www.chania.gr/ Website der Gemeinde Chania] |
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*[http://www.evai.de/pages/info_chania.htm Infos über Chania] |
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*[http://www.stadt-chania.de/Chania/geschichte.htm Kurzer geschichtlicher Überblick] |
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*[http://www.stadt-chania.de Chania Informationen] |
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[[Kategorie:Gemeinde in Kreta]] |
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[[Kategorie:Ort in Griechenland]] |
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[[Kategorie:Kreta]] |
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[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz auf Kreta]] |
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[[Kategorie:Minoische Stadt]] |
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[[ar:خانيا]] |
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[[ca:Chanià]] |
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[[cs:Chania]] |
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[[da:Chania]] |
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[[el:Χανιά]] |
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[[en:Chania]] |
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[[eo:Ĥania]] |
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[[es:La Canea]] |
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[[fi:Hania]] |
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[[fr:La Canée]] |
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[[it:La Canea]] |
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[[lmo:Chania]] |
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[[nl:Chania (stad)]] |
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[[no:Khaniá]] |
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[[pl:Chania]] |
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[[pt:Chania]] |
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[[ro:Chania]] |
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[[ru:Ханья (город)]] |
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[[simple:Chania]] |
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[[sl:Chania]] |
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[[sv:Chania]] |
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[[tr:Hanya]] |
Version vom 6. September 2007, 15:37 Uhr
Vorlage:Infobox Gemeinde Griechenland
Chania (Vorlage:ELSneu) ist eine Hafenstadt auf der griechischen Insel Kreta. Sie ist mit etwa 54.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Insel und Verwaltungssitz der gleichnamigen Präfektur Chania, die den gesamten Westen Kretas umfasst.
Der internationale Flughafen von Chania befindet sich ungefähr 12 Kilometer nordöstlich der Stadt auf einer Ebene der Akrotiri-Halbinsel.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt Chania liegt an der Nordküste der Insel Kreta, rund 100 Kilometer westlich der heutigen Inselhauptstadt Iraklio (ehemals Heraklion). Sie ist flächenmäßig die kleinste Gemeinde der nach ihr benannten Präfektur, da sie sich fast ausschließlich auf das Stadtgebiet beschränkt. Bis zum Jahre 1971 Verwaltungssitz der gesamten Insel ist Chania mit über einem Drittel der Einwohner der Präfektur die beherrschende Metropole des Westens Kretas.
Das Kretische Meer nördlich der Insel bildet zwischen den Halbinseln Rodopou und Akrotiri den Golf von Chania, an dessen Südostseite an der Landenge zu Akrotiri die Hafenstadt erbaut wurde. Östlich der Landenge liegt die Bucht von Souda, ein durch die Halbinsel Akrotiri geschützter Naturhafen. Südlich der Stadt Chania erstreckt sich der Gebirgszug der Weißen Berge (Lefka Ori), der eine Barriere zur Südküste Kretas darstellt.
Nachbargemeinden
Im Osten und Südosten grenzen die Gemeinden Akrotiri und Souda an das Stadtgebiet von Chania. Westlich der Stadt liegt die Gemeinde Nea Kydonia. Die südlich an die geschlossene Stadtbebauung angrenzenden Vororte in Richtung Schnellstraße (New Road) gehören schon zur Gemeinde Eleftherios Venizelos.
Stadtgliederung
Chania ist in mehrere Stadtviertel unterteilt:
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Geschichte
Altertum
Erste Siedlungsspuren aus dem Altstadtviertel Kastelli reichen bis in die Jungsteinzeit 3400 bis 3000 v. Chr. zurück. Damit ist Chania eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Siedlungsstätten Europas. Als Stadt wurde sie in minoischer „Vorpalast“-Zeit (3000-1900 v. Chr.) unter dem Namen Kudonija erbaut, aus dem sich der spätere antike Name Kydonia ableitete. Belegt ist der Name Kudonija erstmals in Linearschrift B auf einer Tontafel. Nach antiker Überlieferung wurde die Stadt durch den mythischen König Minos gegründet und nach dem Heros Kýdon, dem Sohn des Apollon und der Akakallis, Tochter des Minos, benannt[1].
In den minoischen Epochen der „Neu-“ und „Nachpalastzeit“ (1600-1100 v. Chr.) war Kudonija eine blühende Stadt mit großen, in sich geschlossenen Wohnhäusern zwischen Straßen und Plätzen, und höchstwahrscheinlich einem Palast als Zentrum. Dass in Chania kein minoischer Palast gefunden wurde, ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass die Siedlung nie aufgegeben wurde und spätere Generationen ihre Gebäude vornehmlich mit Baumaterial errichteten, dass sie aus älteren Bauwerken der Stadt gewannen. Kudonija hatte eine bedeutende Keramikproduktion und Handelsverbindungen bis Ägypten, Zypern und Palästina. Selbst die Zeit der Zerstörung der meisten kretischen Paläste um die Jahre 1450 bis 1425 v. Chr. durch die Mykener überstand die Stadt neben Knossos wohl schadlos.
Ausgrabungsstätten der minoischen Kultur befinden sich hauptsächlich auf dem Kastelli-Hügel, am Platia Agias Akaterinis. Die Nekropole wurde vor dem Süd- und Ostteil der damaligen Stadt im Gebiet Mazali und im Bereich des heutigen Stadions lokalisiert. Nach 1400 v. Chr. dominierte jedoch die mykenische Kultur der griechischen Achaier. Einen Austausch beider Kulturen, der minoischen und der mykenischen, hatte es schon vor der mykenischen Eroberung der Insel ab 1450 v. Chr. gegeben. Manche Historiker nehmen an, dass z. B. Knossos deshalb nicht wie andere Paläste Kretas zerstört wurde, weil es dort schon eine große Anzahl achaiischer Kolonisten gab, die dafür sorgten, dass die Stadt rasch übergeben wurde. Ähnliches könnte auch auf die nordwestliche Handelsmetropole Kudonija zutreffen.
Eine multikulturelle Stadt blieb die nun Kydonia genannte Hafenstadt auch nach dem allmählichen Niedergang der mykenischen Kultur und dem Beginn der dorischen Einwanderung nach Kreta. In der von Homer überlieferten Odyssee, die in diesem Zeitraum angesiedelt ist, wird Kydonia zwei mal erwähnt, im Dritten Gesang, Zeile 292, und im Neunzehnten Gesang, Zeile 176 (in der Übersetzung von Johann Heinrich Voß)[2]:
Aus dem Dritten Gesang: Also ward Menelaos, wie sehr er auch eilte, verzögert, |
Aus dem Neunzehnten Gesang: Nun so will ich's dir sagen, wiewohl du mein bitteres Leiden |

(4. bis 3.Jahrhundert v. Chr.)
In der geometrischen (etwa 1050–700 v. Chr.) und der sich anschließenden archaischen Epoche (etwa 700-500 v. Chr.) entwickelte sich Kydonia zu einer der wichtigsten Poleis Westkretas. Die bedeutendsten Städte Kretas wie auch ganz Griechenlands bildeten kleine selbstständige Stadtstaaten (Poleis), die sich oft gegenseitig befehdeten. Noch in archaischer Zeit, im Jahre 525 v. Chr., wurde Kydonia von Samos her neu kolonisiert. Später folgten Siedler von Aigina. Eine zweite Einwanderungswelle von diesen beiden Inseln kam ab 431 v. Chr. in die Polis. Enge Verbindungen gab es auch mit Kyrene.
Im Jahre 429 v. Chr. verheerte ein Angriff der Athener Flotte während des Peloponnesischen Krieges das Küstengebiet bei Kydonia, während die Stadt durch die Athener nicht eingenommen werden konnte. Konkurierende Städte waren jedoch meist die Poleis in der Nachbarschaft wie Aptera, Elyros, Polyrrhenia mit seinem Hafen Phalasarna und Knossos. Dass man gelegentlich auch Bündnisse miteinander einging, zeigt sich am Krieg im Jahre 220 v. Chr. zwischen Knossos und Lyttos, bei dem Kydonia an der Seite Knossos` kämpfte.
Nach einem kurzzeitigen Bündnis Kydonias mit Makedonien, dass 220 v. Chr. auf Kreta interveniert hatte, um die Verhältnisse zu stabilisieren, verlor Makedonien 196 v. Chr. nach dem zweiten Krieg gegen Rom die Hegemonie über Griechenland und, wieder unabhängig, kam es erneut zu Kriegen der rivalisierenden kretischen Städte untereinander. 189 v. Chr. kämpfte Kydonia gegen Knossos und Gortyn, 184 v. Chr. eroberte die Stadt wegen Auseinandersetzungen um die Kontrolle über das Diktynnäische Heiligtum auf der Halbinsel Rodopou die Polis Polyrrhenia mit der Hafenstadt Phalasarna. Diese Konflikte endeten erst 67 v. Chr. mit der Besetzung der Insel durch die römischen Truppen.
Seit dem Jahr 69 v. Chr. begann das Römische Reich, Kreta zu besetzen. 67 v. Chr. wurde die Insel römische Provinz. Kydonia kam als eine der ersten Städte Kretas in den Machtbereich des Imperiums und erhielt wegen seiner römerfreundlichen Haltung den Status einer freien Stadt. Bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. ist das Recht auf eine eigene Münzprägung bezeugt, Münzen aus Kydonia stellten beispielsweise eine Nymphe mit Kranz und den Heros Kýdon, gesäugt durch eine Hündin, dar. Die Eroberung Kretas durch die Römer bedeutete das Ende der Bürgerkriege und den Beginn einer langen Friedenszeit mit wirtschaftlicher Blüte. Hauptstadt der Provinz Kreta und Kyrenaika (Creta et Cyrene) wurde das bei der Eroberung der Insel mit Rom verbündete Gortyn. In die Zeit der römischen Herrschaft fällt auch die allmähliche Christianisierung der Insel im 3. und 4. Jahrhundert. Kydonia wird in kirchlichen Quellen als Bischofssitz erwähnt, dessen Bischof Teilnehmer an der Synode von Serdica (Sofia) in den Jahren 343/344 n. Chr. war.
Mittelalter
Nach dem Tod des Kaisers Theodosius I. im Jahre 394 kam es 395 zur Teilung des Römischen Reiches. Kydonia lag mit Kreta in dessen Ostteil, der sich ab 610 vom lateinisch geprägten Oströmischen Reich zum griechisch dominierten Byzantinischen Reich umbildete. Gleichzeitig zehrten die ständigen Abwehrkämpfe gegen Slawen und Bulgaren im Norden, Sassaniden (Perser) im Osten und Sarazenen (Araber) im Süden und Südosten an der Substanz des Ostreiches. Die meisten Städte der antiken Zivilisation wurden aufgegeben oder schrumpften auf die Größe von befestigten Dörfern, den sogenannten Kastra.
Von Kydonia ist aus der ersten byzantinischen Epoche wenig überliefert. Archäologische Grabungen belegen lediglich die Existenz einer großen altchristlichen Basilika auf dem Kastelli-Hügel. In den Jahren 824 bis 828 eroberten schließlich die Sarazenen die Insel, wobei Kydonia möglicherweise wie die meisten Städte Kretas zerstört wurde. Es wird angenommen, dass es sich bei den Eroberern um nach einem Aufstand im Emirat von Córdoba im heutigen Spanien nach Alexandria geflohene Araber handelte, die unter ihrem Anführer Abu Hafs schon 823 einen Beutezug ins südliche Kreta unternahmen. Mehrere Rückeroberungsversuche des geschwächten Byzantinischen Reiches in den Jahren 825, 826, 828 und 902 blieben erfolglos[3].

(Darstellung in der Chronik des Ioannis Scylitzes)
Aus der Zeit der Sarazenenherrschaft über Kreta wird der heutige Name der Stadt Chania abgeleitet. Dabei soll es sich im Ursprung nicht um eine arabische Bezeichnung gehandelt haben. Vielmehr wurde für die nach der Zerstörung Kydonias neu errichtete Siedlung der Name des ehemaligen Vorortes Alchanía (nach dem Gott Velchanos, oder altgriechisch Hephaistos), der auf einer Inschrift verzeichnet ist, übernommen. Im Arabischen wurde daraus Al Hanim, was übersetzt „Herberge“ bedeutet. Nach der byzantinischen Rückeroberung der Insel 960/961 unter dem General Nikephoros Phokas ersetzte man die arabisch klingende Vorsilbe „Al“ durch den griechischen Artikel „Ta“ (Plural: die) zu Ta Chania, woraus später im Lateinischen La Canea wurde. In jedem Fall war der Ort bis ins erste Jahrhundert der späteren Herrschaft der Venezianer nur eine kleine, wenn auch befestigte, bäuerliche Siedlung.
Nach 961, dem Jahr der Wiedereingliederung Kretas in das Byzantinische Reich, wurde die vermutlich zerstörte hellenistische Stadtmauer Kydonias um den Kastelli-Hügel durch eine neue Befestigung ersetzt, um weitere arabische Angriffe abwehren zu können. Sonst ist von dem Ort aus diesem Zeitabschnitt nichts überliefert, sieht man einmal von der regelmäßigen Nennung in den Protokollen kirchlicher Synoden ab. Die zweite byzantinische Epoche Kretas endete nach der Einnahme Konstantinopels am 13. April 1204 durch die Kreuzfahrer des Vierten Kreuzzuges.
Der Niedergang von Kydonia vollzog sich im 13. Jahrhundert, als in dieser Region vor allem Venedig, Genua und die einheimische Bevölkerung um die Vorherrschaft auf Kreta kämpften. Nach dem Sieg der Venezianer nannten sie die Stadt La Canea (1252). Die Hafenstadt wurde zur wichtigsten ökonomischen und politischen Verbindung zwischen Kreta und Venedig (daher der damalige Beiname „Venedig Kretas“).
Neuzeit

Am 22. August 1645 wurde Chania von den Türken erobert, die die Stadt zum Sitz eines Paschas machten. Die türkische Herrschaft dauerte bis 1898. Danach war Chania Hauptstadt des autonomen Kreta und blieb auch nach der Vereinigung mit Griechenland bis 1971 Sitz der Administration.
Im Zweiten Weltkrieg war Chania schwer umkämpft. Deutsche Bomber zerstörten die Altstadt stark. Ein Marinemuseum mit Ausstellungstücken aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs befindet sich im Hafen. Seit 1984 hat die Technische Universität Kreta einen Campus in Chania.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Archäologisches Museum - in der ehemaligen Klosterkirche San Francesco, Chalidon 20
- Volkskundemuseum - in der katholischen Kirche, Chalidon 46b
- Nautisches Museum (Marinemuseum) - im venezianischen Fort Firkas westlich des Hafens, Akti Kuntorioti
- Historisches Museum - einschließlich des Stadtarchivs untergebracht in einer Villa, Sfakion 20
Bauwerke

- Venezianischer Hafen: Der Hafen wurde im 14. Jahrhundert durch Aufschüttung einer Mole angelegt, hatte aber durch die geringe Wassertiefe keine große Bedeutung. Die venezianischen Arsenale (Steinhallen mit Tonnengewölben) am östlichen Fischerhafen entstanden 1497, weitere am östlichen Kai im 17. Jahrhundert. Der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt wurde in den letzten Jahren aufwendig restauriert und stabilisiert.
- San Salvatore: Die kleine venezianische Kirche aus dem 16. Jahrhundert westlich der Hafeneinfahrt war in osmanischer Zeit eine Moschee.
- Hassan-Pascha-Moschee: Der nach den ehemaligen osmanischen Elitetruppen auch Janitscharen-Moschee genannte Kuppelbau am venezianischen Hafen wurde kurz nach der türkischen Eroberung Chanias 1645 errichtet. Die seitlichen Portiken mit den kleinen Kuppeln sind spätere Anbauten ab 1880, das Minarett der Moschee wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das Gebäude wird heute für Wechselausstellungen genutzt.
- Agios Nikolaos: Die griechisch-orthodoxe Kirche am Platia 1821 gehörte ursprünglich zum Agios-Nikolaos-Kloster, einem Dominikanerkloster aus dem 13. Jahrhundert. Der osmanische Herrscher Sultan Ibrahim wandelte den venezianischen Bau in eine Moschee um und gab ihm seinen Namen. Auch nach der Rückbenennung der Ibrahim-Moschee in Agios-Nikolaos-Kirche behielt die Kirche das Minarett der Moschee an Stelle des rechten Glockenturmes bei, was ihr ein kurioses Aussehen verleiht.
- Markthalle von Chania: Kreuzförmiges neoklassizistisches Gebäude am Platia Sofoukli Venizelou aus den Jahren 1911 bis 1913.
Denkmäler
- Profitis Ilias: Auf der 122 Meter hohen Anhöhe im Nordosten des Stadtgebietes, außerhalb der geschlossenen Bebauung an der Grenze zur Gemeinde Akrotiri, befindet sich die Gedenkstätte mit den Gräbern der Politiker Eleftherios Venizelos (1864-1936) und dessen Sohn Sofoklis Venizelos (1894-1964). Ersterer war im Jahre 1913 als griechischer Premierminister maßgeblich am Anschluss seiner Heimatinsel Kreta an das Mutterland beteiligt, sein Sohn war in den Jahren 1943 bis 1952 Ministerpräsident Griechenlands. Auf dem Profitis Ilias wurde 1897 während des Türkisch-Griechischen Krieges (1896/97), dessen Anlass ein Aufstand der griechisch-orthodoxen Bevölkerungsmehrheit Kretas gegen die türkische Herrschaft war, das erste Mal die griechische Fahne aufgezogen.
Parks
- Stadtpark - mit Wildziegen-Gehege, in der Neustadt, zwischen Dimokratias und Tzanakaki
Stadtansichten
-
Venezianischer Hafen -
Leuchtturm -
Arsenale im Fischerhafen -
Markthalle
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Aristokles (5. Jahrhundert v. Chr.), Bildhauer
- Kresilas (um 450 v. Chr.), Bronzebildner
- Michael Damaskenos (1530-1593), Ikonen-Maler
- Nana Mouskouri (* 1934), Sängerin und Politikerin
Quellen
- ↑ „Kreta“, Dr. Antonis Sp. Vassilakis (Archäologe), Verlag I. Mathioulakis & Co.
- ↑ Spiegel Online, Projekt Gutenberg-DE [1]
- ↑ www.kreta-reisen.de [2]
Weblinks
- Commons: Hasan-Pascha-Moschee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Website der Gemeinde Chania
- Infos über Chania
- Kurzer geschichtlicher Überblick
- Chania Informationen