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Fürstengrab und Fritz J. Raddatz: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Hochdorf keltenmuseum0815.jpg|miniatur|Rekonstruktion der Grabkammer im [[Keltenmuseum Hochdorf]]]]
[[Datei:Fritz J. Raddatz 001.jpg|miniatur|Fritz J. Raddatz (2003)]]
'''Fritz Joachim Raddatz''' (* [[3. September]] [[1931]] in [[Berlin]]; † [[26. Februar]] [[2015]] in [[Pfäffikon ZH|Pfäffikon]], Schweiz) war ein deutscher [[Feuilleton]]ist, [[Essay]]ist, [[Biograph]] und [[Romancier]].
[[File:Verbogen Keltische zwaard.jpg|thumb|[[Grabbeigabe]] Fürstengrab [[Oss (Niederlande)|Oss]]]]


== Leben ==
'''Fürstengrab''' ist ein veralteter [[Archäologie|archäologischer]] Begriff, der zumeist einen durch besonders prunkvolle Ausstattung an Grabbeigaben und eine aufwendige Grabanlage hervorgehobenen [[Bestattung]]splatz beschreibt. Verwendung findet die Bezeichnung üblicherweise in Bezug auf [[Kelten|keltische]] Grabstätten, sie kann allerdings auch für Bestattungen anderer [[Kultur (Archäologie)|Kulturen]] gebraucht werden.
[[Datei:HansSahlRaddaz.jpg|miniatur|Fritz J. Raddatz begrüßt [[Hans Sahl]] im Literaturhaus Hamburg]]


Fritz Joachim Raddatz’ Mutter Alice, eine „Pariserin aus reichem Haus“<ref name="SZMAG">{{Internetquelle | url=http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41802 | titel=Es gab zu viele Verwundungen – Sex mit der Stiefmutter, Kämpfe mit Grass: Der Publizist Fritz Raddatz hat neue Tagebücher veröffentlicht – und teilt aus wie nie.| autor=Sven Michaelsen | hrsg=sz-magazin.sueddeutsche.de | datum=2014-04-04 | zugriff=2014-07-03}}</ref>, starb bei seiner Geburt. Der Vater war ein ihm später namentlich geläufiger „nicht unbekannter“ Mann, den er aus diesem Grund nicht nennen wollte.<ref name="SZMAG" /> Sein Stiefvater war während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] Oberst in [[Manfred von Richthofen|Richthofens]] Staffel<ref name="3sat" >3sat, 6. Dezember 2010: [http://www.3sat.de/page/?source=/ard/buehler/150118/index.html Interview-Video Fritz J. Raddatz geführt von] [[Peter Voß (Journalist)|Peter Voß]], Reihe Peter Voß fragt…</ref> und während der [[Weimarer Republik]] Direktionsmitglied des Filmunternehmens [[UFA]]. Raddatz schilderte ihn als aggressiv und brutal, machte ihn für körperliche Misshandlungen in seiner Kindheit und die Zuführung zu erzwungenem Sex mit seiner Stiefmutter Irmgard verantwortlich.
Der Begriff ''Fürstengrab'' ist wissenschaftlich umstritten, da er eine Aussage über eine Gesellschaftsstruktur trifft, die wissenschaftlich nicht verifiziert werden kann. Daher werden Gräber dieser Art in der Archäologie seit Mitte der 1970er Jahre als ''Prunk- bzw. Elitegräber'' bezeichnet.<ref>Siehe hierzu unter anderem Heiko Steuer: ''Fürstengräber, Adelsgräber, Elitegräber - Methodisches zur Anthropologie der Prunkgräber'', in: Claus Carnap-Bornheim (Hrsg.): ''Herrschaft, Tod, Bestattung: zu den vor- und frühgeschichtlichen Prunkgräbern als archäologisch-historische Quelle. Internationale Fachkonferenz Kiel 16.–19.'' Oktober 2003. Habelt, Bonn 2003, S. 11–25. [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7333/pdf/Steuer_Fuerstengraeber_Adelsgraeber_Elitegraeber.pdf Online-Dokument der Universität Freiburg, abgerufen am 28. Dezember 2011] (PDF; 470&nbsp;kB)</ref>


Als der Stiefvater 1946 starb, bekamen er und seine Schwester<ref>Raddatz nannte sie (Tagebuchnotiz in The Golden Park, Nizza, den 5. Mai 2005) die "Schnecke" und erwähnt ihr Leben und ihren Tod wie folgt: “Ein schwarzer Blitz hat zerrissen, was als faule, sonnige, verdöste Tage ohne Termin im Genick und ohne andere Nöte geplant war … Meine Schwester, die Schnecke, die geliebte Verrückte und liederlich Liebende, ist tot. Gleich am Tag nach meiner Ankunft kam der Anruf (…): die Totenfeier in einem buddhistischen Tempel in Bangkok. Von Tempelhof zum Tempel in Thailand – was für ein Lebensbogen, wieviel Wirrnis, wieviel Jagd nach dem Glück, wieviel Ungeduld und wieviel verschlampte Unbürgerlichkeit prägte(n) dieses Leben. (…) Aber ich habe sie geliebt –, und ganz ins Grab geht sie erst, wenn ich in das meine muß; denn bis dahin wird sie in mir vorhanden sein.”, in: Fritz J. Raddatz: Tagebücher. Jahre 2002–2012.</ref> zunächst französische Pässe, doch übernahm dann der 31-jährige protestantische Theologe [[Hans-Joachim Mund]] seine Vormundschaft.<ref>"Liebes Fritzchen" – "Lieber Groß-Uwe". [[Uwe Johnson]] – Fritz J. Raddatz, der Briefwechsel, hrsg. von Erdmut Wizisla. Frankfurt a.&nbsp;M. 2006. S. 193.</ref> Dieser begann mit dem fünfzehnjährigen Raddatz – gemäß dessen Schilderung – eine Affäre.<ref name="Basler">[http://bazonline.ch/kultur/buecher/Mehr-als-in-mein-Leben-geht-in-ein-Leben-nicht-rein/story/23354219 «Mehr als in mein Leben geht in ein Leben nicht rein»], bazonline.ch</ref> Raddatz legte an der [[Askanisches Gymnasium|Askanischen Oberschule]] in Berlin Tempelhof sein Abitur ab. Wie sein Vormund ging Raddatz 1950 aus politischer Überzeugung nach [[Ostberlin]].<ref name="Basler" /> Er studierte dort [[Germanistik]], [[Geschichte]], [[Theaterwissenschaft]], [[Kunstgeschichte]] und [[Amerikanistik]] und legte 1953 sein Staatsexamen an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]] ab. 1958 folgte die [[Doktor|Promotion]].
== „Keltische Fürstengräber“ ==
Zahlreiche Fundkomplexe beziehungsweise Fundorte der Keltenzeit werden als Fürstengräber bezeichnet, so zum Beispiel das Fürstengrab vom [[Glauberg]], das von [[Keltenmuseum Hochdorf|Hochdorf an der Enz]], der [[Hohmichele]], die Grabstätte von [[Fürstliche Grabstätte von Vix|Vix]], der [[Fürstengrabhügel Sonnenbühl]]
und die größte bislang bekannte keltische Kultstätte auf dem [[Mormont (Berg)|Mormont]].


Als Zwanzigjähriger schrieb Raddatz für die [[Berliner Zeitung]].<ref name="berlzeit" >[[Berliner Zeitung]], 29. September 2003: [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/fritz-j--raddatz-erinnerungen-sind-egoman-und-verrueckt--aber-gerade-darum-grossartig--da-war-ich---,10810590,10119032.html Fritz J. Raddatz’ Erinnerungen sind egoman und verrückt, aber gerade darum großartig]</ref> Von 1953 bis 1958 war er Leiter der Auslandsabteilung und stellvertretender [[Verlagslektor|Cheflektor]] beim Verlag „[[Verlag Volk und Welt|Volk und Welt]]“ in [[Ost-Berlin]]. Nach lange währenden Konflikten mit Regierungs- und Parteibehörden der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] siedelte er 1958 in die Bundesrepublik über. 1971 wurde er an der [[Universität Hannover]] bei [[Hans Mayer (Literaturwissenschaftler)|Hans Mayer]] [[Habilitation|habilitiert]].
Zur realen sozialen Stellung der damals Bestatteten – das heißt, ob es sich um „[[Fürst]]en“, „[[Häuptling]]e“, „Handelsherren“, „[[Priester]]“ handelte – kann heute keine Aussage mehr getroffen werden, jedoch ist durch die herausstechende Bestattungsform eine Hierarchisierung der Gesellschaft deutlich erkennbar.


1960 wurde er Cheflektor und stellvertretender Verlagsleiter<ref name="berlzeit" /> des [[Rowohlt Verlag]]s unter [[Heinrich Maria Ledig-Rowohlt]] sowie Herausgeber der Taschenbuchreihe rororo-aktuell. 1969 musste er diese Funktion aufgrund der sogenannten „Ballonaffäre“, dem Abwurf von 50.000 im Auftrag von Rowohlt gedruckten Exemplaren der Erinnerungen von [[Jewgenija Semjonowna Ginsburg|Jewgenija Ginsburg]] über dem Gebiet der DDR, aufgeben.<ref>[[Dieter E. Zimmer]]:[http://www.d-e-zimmer.de/Root/rowohlt1969.htm ''Die Affäre Rowohlt''], d-e-zimmer.de, zitiert nach: DIE ZEIT/Feuilleton, Nr.39, 26. September 1969, S.16–17, Titel: „Frißt die Revolution ihre Verleger?“</ref><ref>{{Webarchiv | url=http://www.rowohlt.de/sixcms/detail.php?id=22516&_archiv=23545 | wayback=20141101045352 | text=Rowohlt-Archiv, 1969: Ballon- und andere Affären}}</ref> Ab 1976 war er Leiter des [[Feuilleton]]s der Wochenzeitung [[Die Zeit]]. 1985 schied er nach der Verwendung falscher [[Goethe]]-Zitate in einem Leitartikel aus diesem Amt aus, blieb aber weiter als Kulturkorrespondent bei dieser Zeitung tätig.<ref>Peter Mohr: „[http://www.titel-magazin.de/artikel/3301.html Grenzen überschreiten]“ – Kulturmagazin ''Titel'' vom 3. September 2006</ref><ref>http://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-02/fritz-j-raddatz-tot</ref> Das falsche Zitat fiel auf, da er es nicht aus Werken Goethes, sondern aus einer [[Glosse]] der Neuen Zürcher Zeitung entnommen hatte (die ein satirischer Beitrag war).<ref>Artikel: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515075.html] Der Spiegel 42/1985 14. Oktober 1985</ref><ref>[https://www.freitag.de/autoren/michael-angele/alles-zu-den-fritz-j-raddatz-festwochen Alles zu den Fritz-J.-Raddatz-Festwochen], Der Freitag, Dezember 2013</ref>
Keltische Fürstengräber sind meist direkt an sogenannte „Fürstensitze“ gebunden, ein von dem [[Prähistoriker]] [[Wolfgang Kimmig]] geprägter Begriff. Nach Kimmig wären drei Kriterien notwendig, um einen Fürstensitz beziehungsweise das dazugehörige Fürstengrab zu definieren:


Auf Grundlage seiner seit 1982 geführten Tagebücher veröffentlichte er 2003 den Erinnerungsband ''Unruhestifter''; die Tagebücher selbst erschienen in redigierter Form 2010 und 2014.<ref>http://www.glanzundelend.de/Artikel/abc/r/raddatz_schuette.htm</ref><ref>http://www.glanzundelend.de/Artikel/abc/r/fritz-j-raddatz-tagebuecher-zweiter-teil.htm</ref>
* Die innere Struktur der Siedlung: Es müssen eine Burg und eine Unterstadt vorhanden sein
* Die Funde: Es muss Importware, wie zum Beispiel massaliotische Weinamphoren oder attische schwarzfigurige Keramik, vor Ort gefunden worden sein
* Grabhügel: In der nächsten Umgebung muss sich mindestens ein fürstlicher Grabhügel befinden


Raddatz galt als einer der einflussreichsten deutschen Literaturkritiker; seine Tagebücher sind nach Ansicht von [[Hellmuth Karasek]] ein [[Wunderkammer|Panoptikum]] der west- und ostdeutschen Verlags- und Autorenszene nach 1945.<ref>[http://www.welt.de/kultur/article9638941/Hellmuth-Karasek-rechnet-mit-Fritz-J-Raddatz-ab.html "][[Hellmuth Karasek]] rechnet mit Fritz J. Raddatz ab". DIE WELT 15. September 2010</ref> Neben seiner journalistischen Arbeit legte er eine Vielzahl von Essays, Romanen und Biografien vor.
Beispiele für die Anbindung an einen nahegelegenen Fürstensitz sind das Grab von Hochdorf, welches sich in der Nachbarschaft des Fürstensitzes [[Festung Hohenasperg|Hohenasperg]] befindet, und der Hohmichele in der Nähe der [[Heuneburg]].


Er war offen bisexuell, nach eigenem Bekunden weit überwiegend mit männlichen Partnern, und lebte in Hamburg mehr als 30 Jahre lang mit seinem Lebenspartner Gerd Bruns zusammen, davon 13 Jahre in einer [[Eingetragene Partnerschaft|eingetragenen Partnerschaft]].<ref>{{Internetquelle | url=http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41802 | titel=Es gab zu viele Verwundungen – Seite 2: ''Alles etwas manieriert, wenn Sie so wollen. Andere nehmen vielleicht Heroin.''| autor=Sven Michaelsen | hrsg=sz-magazin.sueddeutsche.de | datum=2014-04-04 | zugriff=2014-07-03}}</ref>
== Andere archäologische Kulturen ==
[[Datei:St. Severin (Keitum) 068.JPG|mini|Raddatz’ Grabstätte in Keitum auf Sylt]]
Auch in anderen Kulturen werden herausragende Bestattungen als Fürstengrab bezeichnet, wie etwa das [[Franken (Volk)|fränkische]] Fürstengrab ([[Arpvar|Grab 1782]]) aus [[Museumszentrum Burg Linn|Krefeld-Gellep]] und das Chaouilley Grab 20, die wohl beide zeitlich im ähnlichen Kontext gehören, oder das Fürstengrab von Planig in Rheinhessen sowie das [[Königsgrab von Mušov]] in [[Böhmen]], die germanischen Ursprungs sind. Das [[Grabhügel von Leubingen|Fürstengrab von Leubingen]] hingegen datiert in die Bronzezeit und wurde von Trägern der [[Aunjetitzer Kultur]] errichtet.
Im September 2014 gab Raddatz bekannt, dass er sich aus dem aktiven Journalismus zurückziehen wolle. Grund dafür sei, dass er sich nicht mehr als zeitgemäß empfinde und die aktuelle Lyrik, ebenso wie die zeitgenössischen Romane, für ihn nicht mehr interessant und vor allem nicht mehr liebenswert seien.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article132416180/Fritz-J-Raddatz-erklaert-Abschied-vom-Journalismus.html | titel=Fritz J. Raddatz erklärt Abschied vom Journalismus | autor=Fritz J. Raddatz | hrsg=Die Welt | datum=2014-09-19 | zugriff=2014-09-21}}</ref>


Raddatz wollte das Ende seines Lebens selbst bestimmen und wählte den in der Schweiz legalen begleiteten [[Suizid]]. Er starb am 26.&nbsp;Februar 2015, einen Tag vor dem Erscheinen seines letzten Buches ''Jahre mit Ledig. Eine Erinnerung'', im „Sterbehaus“ von [[Dignitas (Verein)|Dignitas]].<ref>http://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-02/fritz-j-raddatz-nachruf-theo-sommer/komplettansicht</ref><ref>[http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article137908655/Ich-habe-noch-versucht-ihn-zu-halten.html ''Ich habe noch versucht ihn zu halten''] Nachruf von [[Rolf Hochhuth]] in: [[Die Welt]] vom 27. Februar 2015.</ref> Seine Grabstätte liegt in [[Keitum]] auf [[Sylt]].
== Literatur ==

* {{RGA|10|168|220|Fürstengräber|[[Torsten Capelle]], [[Otto-Herman Frey]], [[Michael Gebühr]], [[Heiko Steuer]], Henrik Thrane}}
== Funktionen und Mitgliedschaften ==
* Franz Fischer: ''Frühkeltische Fürstengräber in Mitteleuropa''. Antike Welt Sondernummer 13, Feldmeilen 1982.
Fritz J. Raddatz war Vorsitzender der [[Kurt-Tucholsky-Stiftung]], Mitglied im [[PEN-Zentrum Deutschland]] und der Hamburger [[Freie Akademie der Künste in Hamburg|Freien Akademie der Künste]].
* Wolfgang Kimmig: ''Zum Problem späthallstättischer Adelssitze.'' In: Karl-Heinz Otto, Joachim Herrmann (Hrsg.): ''Siedlung, Burg und Stadt: Studien zu ihren Anfängen.'' Akademie Verlag, Berlin 1969, S. 95–113.

== Auszeichnungen ==
[[François Mitterrand]] verlieh ihm den Orden ''[[Officier des Arts et des Lettres]]''. 2010 erhielt Raddatz den [[Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik]].

== Werke (Auswahl) ==
[[Datei:Fritz Raddatz Mannheim.JPG|miniatur|Fritz J. Raddatz (2012)]]

*''Herders Konzeption der Literatur, dargelegt an seinen Frühschriften'', 1958 (Phil. Diss. Humboldt-Universität zu Berlin)
*''Traditionen und Tendenzen. Materialien zur Literatur der DDR''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-518-03995-4 (zugleich Habil.-Schrift TU Hannover 1971)
*''Georg Lukács in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1972, ISBN 3-499-50193-7
*''Karl Marx. Eine politische Biographie''. Hoffmann und Campe, Hamburg 1975, ISBN 3-455-06010-2
*''Heinrich Heine. Ein deutsches Märchen. Essay''. Hoffmann und Campe, Hamburg 1977, ISBN 3-455-06011-0
*''Revolte und Melancholie. Essays zur Literaturtheorie''. Knaus, Hamburg 1979, ISBN 3-8135-2543-0
*''Von Geist und Geld. Heinrich Heine und sein Onkel, der Bankier Salomon. Eine Skizze''. Mit sechs Radierungen von [[Günter Grass]]. Bund, Köln 1980, ISBN 3-7663-0631-6
*''Eros und Tod. Literarische Portraits''. Knaus, Hamburg 1980, ISBN 3-8135-2555-4
*''Pyrenäenreise im Herbst. Auf den Spuren Kurt Tucholskys''. Rowohlt, Reinbek 1985, ISBN 3-498-05705-7
*''Die Nachgeborenen. Leseerfahrungen mit zeitgenössischer Literatur''. S. Fischer, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-10-062802-0
*''Lügner von Beruf. Auf den Spuren William Faulkners''. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-498-05711-1
*''Geist und Macht: Essays 1, Polemiken, Glossen und Profile.'', Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-18551-2
*''Tucholsky, ein Pseudonym. Essay''. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-498-05706-5
*''Taubenherz und Geierschnabel. Heinrich Heine. Eine Biographie''. Beltz, Weinheim 1997, ISBN 3-88679-288-9
*''Ich habe dich anders gedacht. Erzählung''. Arche, Zürich 2001, ISBN 3-7160-2287-X
*''Gottfried Benn. Leben – niederer Wahn. Eine Biographie''. Propyläen, Berlin 2001, ISBN 3-549-07145-0
*''Günter Grass. Unerbittliche Freunde. Ein Kritiker. Ein Autor''. Arche, Zürich 2002, ISBN 3-7160-2308-6
*''Literarische Grenzgänger. Sieben Essays''. List, München 2002, ISBN 3-548-60220-7
*''Unruhestifter. Erinnerungen''. Propyläen, Berlin 2003, ISBN 3-549-07198-1
*''Eine Erziehung in Deutschland. Trilogie''. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-498-05778-2
*''Liebes Fritzchen, Lieber Groß-Uwe. Der Briefwechsel'' (mit Uwe Johnson). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-41839-4
*''Schreiben heißt, sein Herz waschen. Literarische Essays''. Zu Klampen, Springe 2006, ISBN 3-934920-95-0
*''Mein Sylt''. Fotos von [[Karin Székessy]]. Mare, Hamburg 2006, ISBN 3-936384-26-6
*''Das Rot der Freiheitssonne wurde Blut. Literarische Essays''. Zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-86674-013-6
*''Rainer Maria Rilke. Überzähliges Dasein. Eine Biographie''. Arche, Zürich 2009, ISBN 978-3-7160-2606-9
*''Nizza – mon amour''. Arche, Zürich 2010, ISBN 978-3-7160-2636-6
* ''Tagebücher 1982–2001''. Rowohlt, Reinbek 2010, ISBN 978-3-498-05781-7
* ''Tucholsky: Eine biografische Momentaufnahme.'' Herder, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 978-3-451-06238-4
* ''Bestiarium der deutschen Literatur''. Rowohlt, Reinbek 2012, ISBN 978-3-498-05793-0
* ''Tagebücher 2002–2012''. Rowohlt, Reinbek 2014, ISBN 978-3-498-05797-8.<ref>{{cite web | url=http://www.zeit.de/2014/11/fritz-raddatz-tagebuecher-2002-2012 |title= Wie geht man ab? Ein großer Klagegesang: Fritz J. Raddatz’ Tagebücher von 2002 bis 2012 sind scharfsinnig, komisch und berührend. |accessdate=2014-03-21 | last=Cammann |first=Alexander |publisher=Die Zeit | date=2014-03-20}}</ref>
* ''Stahlstiche: 33 Einreden aus 35 Jahren.'' Rowohlt, Reinbek 2013, ISBN 978-3-498-05796-1
* ''Jahre mit Ledig: Eine Erinnerung''. Rowohlt, Reinbek 2015, ISBN 978-3-498-05798-5


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|118787624}}
* [http://www.fuerstensitze.de/1916_Fuerstengraeber.html Projekt innerhalb eines DFG-Forschungsprogramms]
* {{IMDb|nm1091015}}
* [http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/museum/fuerstgelduba.htm Der fränkische Fürst von Krefeld-Gellep]
* Aus dem ZEIT-Archiv umfangreiches Dossier zur „inneren Emigration“: [http://www.zeit.de/1979/42/wir-werden-weiterdichten-wenn-alles/komplettansicht ''Wir werden weiterdichten, wenn alles in Scherben fällt''], ZEIT 42/1979
* [http://www.3sat.de/page/?source=/ard/buehler/150118/index.html „Ist alles eitel?“ Sendung als Video: Peter Voß fragt Fritz J. Raddatz]
* [http://www.fr-online.de/literatur/fritz-j--raddatz-im-interview--ich-war-eine-sehr-schnelle-ratte-,1472266,29709404,view,asFirstTeaser.html Interview Frankfurter Rundschau 30. Januar 2015]
* [http://www.rowohlt.de/autor/Fritz_J_Raddatz.2543.html Rowohlt-Verlagsseite] mit Leseproben der Tagebücher
* [http://www.lesungen.net/personen/fritz-j-raddatz/ Lesungen mit Fritz J. Raddatz zum Anhören und Downloaden auf Lesungen.net]
* Nachrufe: [http://www.spiegel.de/kultur/literatur/fritz-j-raddatz-er-war-das-feuilleton-ein-nachruf-a-1020715.html spiegel.de], [http://www.faz.net/-gqz-80bxe FAZ.net], [http://sz.de/1.2369647 sueddeutsche.de], [http://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-02/fritz-j-raddatz-nachruf-theo-sommer/komplettansicht zeit.de] (Autor: [[Theo Sommer]])


== Anmerkungen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Kulturjournalist]]
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[[Kategorie:Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland]]
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|NAME=Raddatz, Fritz J.
[[Kategorie:Grabbau| ]]
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|STERBEDATUM=26. Februar 2015
|STERBEORT=[[Pfäffikon ZH]], Schweiz
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Version vom 5. Dezember 2015, 02:44 Uhr

Fritz J. Raddatz (2003)

Fritz Joachim Raddatz (* 3. September 1931 in Berlin; † 26. Februar 2015 in Pfäffikon, Schweiz) war ein deutscher Feuilletonist, Essayist, Biograph und Romancier.

Leben

Fritz J. Raddatz begrüßt Hans Sahl im Literaturhaus Hamburg

Fritz Joachim Raddatz’ Mutter Alice, eine „Pariserin aus reichem Haus“[1], starb bei seiner Geburt. Der Vater war ein ihm später namentlich geläufiger „nicht unbekannter“ Mann, den er aus diesem Grund nicht nennen wollte.[1] Sein Stiefvater war während des Ersten Weltkrieges Oberst in Richthofens Staffel[2] und während der Weimarer Republik Direktionsmitglied des Filmunternehmens UFA. Raddatz schilderte ihn als aggressiv und brutal, machte ihn für körperliche Misshandlungen in seiner Kindheit und die Zuführung zu erzwungenem Sex mit seiner Stiefmutter Irmgard verantwortlich.

Als der Stiefvater 1946 starb, bekamen er und seine Schwester[3] zunächst französische Pässe, doch übernahm dann der 31-jährige protestantische Theologe Hans-Joachim Mund seine Vormundschaft.[4] Dieser begann mit dem fünfzehnjährigen Raddatz – gemäß dessen Schilderung – eine Affäre.[5] Raddatz legte an der Askanischen Oberschule in Berlin Tempelhof sein Abitur ab. Wie sein Vormund ging Raddatz 1950 aus politischer Überzeugung nach Ostberlin.[5] Er studierte dort Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Amerikanistik und legte 1953 sein Staatsexamen an der Humboldt-Universität zu Berlin ab. 1958 folgte die Promotion.

Als Zwanzigjähriger schrieb Raddatz für die Berliner Zeitung.[6] Von 1953 bis 1958 war er Leiter der Auslandsabteilung und stellvertretender Cheflektor beim Verlag „Volk und Welt“ in Ost-Berlin. Nach lange währenden Konflikten mit Regierungs- und Parteibehörden der DDR siedelte er 1958 in die Bundesrepublik über. 1971 wurde er an der Universität Hannover bei Hans Mayer habilitiert.

1960 wurde er Cheflektor und stellvertretender Verlagsleiter[6] des Rowohlt Verlags unter Heinrich Maria Ledig-Rowohlt sowie Herausgeber der Taschenbuchreihe rororo-aktuell. 1969 musste er diese Funktion aufgrund der sogenannten „Ballonaffäre“, dem Abwurf von 50.000 im Auftrag von Rowohlt gedruckten Exemplaren der Erinnerungen von Jewgenija Ginsburg über dem Gebiet der DDR, aufgeben.[7][8] Ab 1976 war er Leiter des Feuilletons der Wochenzeitung Die Zeit. 1985 schied er nach der Verwendung falscher Goethe-Zitate in einem Leitartikel aus diesem Amt aus, blieb aber weiter als Kulturkorrespondent bei dieser Zeitung tätig.[9][10] Das falsche Zitat fiel auf, da er es nicht aus Werken Goethes, sondern aus einer Glosse der Neuen Zürcher Zeitung entnommen hatte (die ein satirischer Beitrag war).[11][12]

Auf Grundlage seiner seit 1982 geführten Tagebücher veröffentlichte er 2003 den Erinnerungsband Unruhestifter; die Tagebücher selbst erschienen in redigierter Form 2010 und 2014.[13][14]

Raddatz galt als einer der einflussreichsten deutschen Literaturkritiker; seine Tagebücher sind nach Ansicht von Hellmuth Karasek ein Panoptikum der west- und ostdeutschen Verlags- und Autorenszene nach 1945.[15] Neben seiner journalistischen Arbeit legte er eine Vielzahl von Essays, Romanen und Biografien vor.

Er war offen bisexuell, nach eigenem Bekunden weit überwiegend mit männlichen Partnern, und lebte in Hamburg mehr als 30 Jahre lang mit seinem Lebenspartner Gerd Bruns zusammen, davon 13 Jahre in einer eingetragenen Partnerschaft.[16]

Raddatz’ Grabstätte in Keitum auf Sylt

Im September 2014 gab Raddatz bekannt, dass er sich aus dem aktiven Journalismus zurückziehen wolle. Grund dafür sei, dass er sich nicht mehr als zeitgemäß empfinde und die aktuelle Lyrik, ebenso wie die zeitgenössischen Romane, für ihn nicht mehr interessant und vor allem nicht mehr liebenswert seien.[17]

Raddatz wollte das Ende seines Lebens selbst bestimmen und wählte den in der Schweiz legalen begleiteten Suizid. Er starb am 26. Februar 2015, einen Tag vor dem Erscheinen seines letzten Buches Jahre mit Ledig. Eine Erinnerung, im „Sterbehaus“ von Dignitas.[18][19] Seine Grabstätte liegt in Keitum auf Sylt.

Funktionen und Mitgliedschaften

Fritz J. Raddatz war Vorsitzender der Kurt-Tucholsky-Stiftung, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und der Hamburger Freien Akademie der Künste.

Auszeichnungen

François Mitterrand verlieh ihm den Orden Officier des Arts et des Lettres. 2010 erhielt Raddatz den Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik.

Werke (Auswahl)

Fritz J. Raddatz (2012)
Commons: Fritz J. Raddatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Sven Michaelsen: Es gab zu viele Verwundungen – Sex mit der Stiefmutter, Kämpfe mit Grass: Der Publizist Fritz Raddatz hat neue Tagebücher veröffentlicht – und teilt aus wie nie. sz-magazin.sueddeutsche.de, 4. April 2014, abgerufen am 3. Juli 2014.
  2. 3sat, 6. Dezember 2010: Interview-Video Fritz J. Raddatz geführt von Peter Voß, Reihe Peter Voß fragt…
  3. Raddatz nannte sie (Tagebuchnotiz in The Golden Park, Nizza, den 5. Mai 2005) die "Schnecke" und erwähnt ihr Leben und ihren Tod wie folgt: “Ein schwarzer Blitz hat zerrissen, was als faule, sonnige, verdöste Tage ohne Termin im Genick und ohne andere Nöte geplant war … Meine Schwester, die Schnecke, die geliebte Verrückte und liederlich Liebende, ist tot. Gleich am Tag nach meiner Ankunft kam der Anruf (…): die Totenfeier in einem buddhistischen Tempel in Bangkok. Von Tempelhof zum Tempel in Thailand – was für ein Lebensbogen, wieviel Wirrnis, wieviel Jagd nach dem Glück, wieviel Ungeduld und wieviel verschlampte Unbürgerlichkeit prägte(n) dieses Leben. (…) Aber ich habe sie geliebt –, und ganz ins Grab geht sie erst, wenn ich in das meine muß; denn bis dahin wird sie in mir vorhanden sein.”, in: Fritz J. Raddatz: Tagebücher. Jahre 2002–2012.
  4. "Liebes Fritzchen" – "Lieber Groß-Uwe". Uwe Johnson – Fritz J. Raddatz, der Briefwechsel, hrsg. von Erdmut Wizisla. Frankfurt a. M. 2006. S. 193.
  5. a b «Mehr als in mein Leben geht in ein Leben nicht rein», bazonline.ch
  6. a b Berliner Zeitung, 29. September 2003: Fritz J. Raddatz’ Erinnerungen sind egoman und verrückt, aber gerade darum großartig
  7. Dieter E. Zimmer:Die Affäre Rowohlt, d-e-zimmer.de, zitiert nach: DIE ZEIT/Feuilleton, Nr.39, 26. September 1969, S.16–17, Titel: „Frißt die Revolution ihre Verleger?“
  8. Rowohlt-Archiv, 1969: Ballon- und andere Affären (Memento vom 1. November 2014 im Internet Archive)
  9. Peter Mohr: „Grenzen überschreiten“ – Kulturmagazin Titel vom 3. September 2006
  10. http://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-02/fritz-j-raddatz-tot
  11. Artikel: [1] Der Spiegel 42/1985 14. Oktober 1985
  12. Alles zu den Fritz-J.-Raddatz-Festwochen, Der Freitag, Dezember 2013
  13. http://www.glanzundelend.de/Artikel/abc/r/raddatz_schuette.htm
  14. http://www.glanzundelend.de/Artikel/abc/r/fritz-j-raddatz-tagebuecher-zweiter-teil.htm
  15. "Hellmuth Karasek rechnet mit Fritz J. Raddatz ab". DIE WELT 15. September 2010
  16. Sven Michaelsen: Es gab zu viele Verwundungen – Seite 2: Alles etwas manieriert, wenn Sie so wollen. Andere nehmen vielleicht Heroin. sz-magazin.sueddeutsche.de, 4. April 2014, abgerufen am 3. Juli 2014.
  17. Fritz J. Raddatz: Fritz J. Raddatz erklärt Abschied vom Journalismus. Die Welt, 19. September 2014, abgerufen am 21. September 2014.
  18. http://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-02/fritz-j-raddatz-nachruf-theo-sommer/komplettansicht
  19. Ich habe noch versucht ihn zu halten Nachruf von Rolf Hochhuth in: Die Welt vom 27. Februar 2015.
  20. Alexander Cammann: Wie geht man ab? Ein großer Klagegesang: Fritz J. Raddatz’ Tagebücher von 2002 bis 2012 sind scharfsinnig, komisch und berührend. Die Zeit, 20. März 2014, abgerufen am 21. März 2014.