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Fürstengrab und Türkiser Prachtgrundkärpfling: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Hochdorf keltenmuseum0815.jpg|miniatur|Rekonstruktion der Grabkammer im [[Keltenmuseum Hochdorf]]]]
{{Taxobox
[[File:Verbogen Keltische zwaard.jpg|thumb|[[Grabbeigabe]] Fürstengrab [[Oss (Niederlande)|Oss]]]]
| Taxon_Name = Türkiser Prachtgrundkärpfling
| Taxon_WissName = Nothobranchius furzeri
| Taxon_Rang = Art
| Taxon_Autor = [[Rex Jubb|Jubb]], 1971
| Taxon2_WissName = Nothobranchius
| Taxon2_Rang = Gattung
| Taxon3_WissName = Nothobranchiidae
| Taxon3_Rang = Familie
| Taxon4_WissName = Aplocheiloidei
| Taxon4_Rang = Unterordnung
| Taxon5_Name = Zahnkärpflinge
| Taxon5_WissName = Cyprinodontiformes
| Taxon5_Rang = Ordnung
| Taxon6_Name = Ährenfischverwandte
| Taxon6_WissName = Atherinomorphae
| Taxon6_Rang = Überordnung
| Bild = Nothobranchius furzeri GRZ thumb.jpg
| Bildbeschreibung =
}}


Der '''Türkise Prachtgrundkärpfling''' (''Nothobranchius furzeri'') ist ein [[Zahnkärpflinge|Zahnkärpfling]] aus der Gattung ''[[Nothobranchius]]''.
'''Fürstengrab''' ist ein veralteter [[Archäologie|archäologischer]] Begriff, der zumeist einen durch besonders prunkvolle Ausstattung an Grabbeigaben und eine aufwendige Grabanlage hervorgehobenen [[Bestattung]]splatz beschreibt. Verwendung findet die Bezeichnung üblicherweise in Bezug auf [[Kelten|keltische]] Grabstätten, sie kann allerdings auch für Bestattungen anderer [[Kultur (Archäologie)|Kulturen]] gebraucht werden.


== Geschichte ==
Der Begriff ''Fürstengrab'' ist wissenschaftlich umstritten, da er eine Aussage über eine Gesellschaftsstruktur trifft, die wissenschaftlich nicht verifiziert werden kann. Daher werden Gräber dieser Art in der Archäologie seit Mitte der 1970er Jahre als ''Prunk- bzw. Elitegräber'' bezeichnet.<ref>Siehe hierzu unter anderem Heiko Steuer: ''Fürstengräber, Adelsgräber, Elitegräber - Methodisches zur Anthropologie der Prunkgräber'', in: Claus Carnap-Bornheim (Hrsg.): ''Herrschaft, Tod, Bestattung: zu den vor- und frühgeschichtlichen Prunkgräbern als archäologisch-historische Quelle. Internationale Fachkonferenz Kiel 16.–19.'' Oktober 2003. Habelt, Bonn 2003, S. 11–25. [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7333/pdf/Steuer_Fuerstengraeber_Adelsgraeber_Elitegraeber.pdf Online-Dokument der Universität Freiburg, abgerufen am 28. Dezember 2011] (PDF; 470&nbsp;kB)</ref>
W. Warne und R. Furzer waren die ersten, die einige Exemplare dieser [[Prachtgrundkärpflinge]] fanden. Im März 1968 und später noch einmal im Dezember 1968 sammelten sie einige Exemplare. Diese wurden dann von R.A. Jubb 1971 beschrieben. Der Artname ist dem Mitentdecker und US-amerikanischen Aquarianer Richard Furzer gewidmet. 1973 gelang es Dr. Walter Foersch in München, aus einigen Eiern ein gesundes Paar ''Nothobranchius furzeri'' aufzuziehen. Es wird angenommen, dass fast alle in Aquarien gehaltenen Exemplare von diesem Paar abstammen.


Erst im Jahr 1999 wurden von auf [[Eierlegende Zahnkarpfen|Killifische]] spezialisierten Aquarianern wieder Exemplare dieser Art in freier Natur gefunden, diese wiesen ein unterschiedliches Farbmuster auf. Zwischen 2004 und 2007 wurden weitere Exemplare gefunden und von Killifisch-Liebhabern bzw. von Wissenschaftlern vermehrt <ref>[http://www.nothobranchius.info/pages/biology/history.php The Nothobranchius furzeri Information Network]</ref>.
== „Keltische Fürstengräber“ ==
Zahlreiche Fundkomplexe beziehungsweise Fundorte der Keltenzeit werden als Fürstengräber bezeichnet, so zum Beispiel das Fürstengrab vom [[Glauberg]], das von [[Keltenmuseum Hochdorf|Hochdorf an der Enz]], der [[Hohmichele]], die Grabstätte von [[Fürstliche Grabstätte von Vix|Vix]], der [[Fürstengrabhügel Sonnenbühl]]
und die größte bislang bekannte keltische Kultstätte auf dem [[Mormont (Berg)|Mormont]].


Fundorte<ref>[http://www.bka.org.uk/BKA/SpeciesDetails.php?ID=452 British Killifish Association Database]</ref>:
Zur realen sozialen Stellung der damals Bestatteten – das heißt, ob es sich um „[[Fürst]]en“, „[[Häuptling]]e“, „Handelsherren“, „[[Priester]]“ handelte – kann heute keine Aussage mehr getroffen werden, jedoch ist durch die herausstechende Bestattungsform eine Hierarchisierung der Gesellschaft deutlich erkennbar.
# MOZ 99-4
# [[Gonarezhou-Nationalpark]] (GRZ)
# Mazimechopes River MOZ 04-13
# Combomune MZHL 05-2
# MOZ 99-6


== Aussehen ==
Keltische Fürstengräber sind meist direkt an sogenannte „Fürstensitze“ gebunden, ein von dem [[Prähistoriker]] [[Wolfgang Kimmig]] geprägter Begriff. Nach Kimmig wären drei Kriterien notwendig, um einen Fürstensitz beziehungsweise das dazugehörige Fürstengrab zu definieren:
Die Männchen können 6&nbsp;cm lang werden, Weibchen bleiben etwas kleiner. Da diese Art sehr farbvariabel ist, ist eine allgemeingültige Beschreibung für alle Standortvarianten nicht möglich.


Die folgende Beschreibung bezieht sich auf die zuerst entdeckte Variante. Die Männchen weisen eine türkise Körpergrundfärbung auf, die Schuppen sind karminrot gerandet, dadurch ergibt sich ein netzmusterartiges Aussehen. Die [[Kiemendeckel]] sind oben weiß, nach unten hin gelb gefärbt. Die Afterflosse ist rot gepunktet; einige Punkte bilden zusammen ein netzartiges Muster. Die Basis der Rückenflosse ist dunkelblau bis dunkeltürkis und hat ebenfalls dunkelbraune bis dunkelrote Punkte. Im oberen Teil bilden diese Punkte ein Streifenmuster. Die Schwanzflosse ist bläulich gefärbt. Auf diesem Untergrund befinden sich dunkel rostrote Streifen. Daraufhin folgt ein gelber, dann ein schwarzer Saum.<ref>[http://www.nothobranchius.de/html/furzeri.html Nothobranchius.de]</ref>
* Die innere Struktur der Siedlung: Es müssen eine Burg und eine Unterstadt vorhanden sein
* Die Funde: Es muss Importware, wie zum Beispiel massaliotische Weinamphoren oder attische schwarzfigurige Keramik, vor Ort gefunden worden sein
* Grabhügel: In der nächsten Umgebung muss sich mindestens ein fürstlicher Grabhügel befinden


Die Weibchen sind einfarbig silbrig-beige gefärbt.
Beispiele für die Anbindung an einen nahegelegenen Fürstensitz sind das Grab von Hochdorf, welches sich in der Nachbarschaft des Fürstensitzes [[Festung Hohenasperg|Hohenasperg]] befindet, und der Hohmichele in der Nähe der [[Heuneburg]].


== Lebensraum ==
== Andere archäologische Kulturen ==
[[Datei:Buffalo bend.jpg|thumb|Buffalo Bend am Fluss Mwenezi im Gonarezhou-Nationalpark]]
Auch in anderen Kulturen werden herausragende Bestattungen als Fürstengrab bezeichnet, wie etwa das [[Franken (Volk)|fränkische]] Fürstengrab ([[Arpvar|Grab 1782]]) aus [[Museumszentrum Burg Linn|Krefeld-Gellep]] und das Chaouilley Grab 20, die wohl beide zeitlich im ähnlichen Kontext gehören, oder das Fürstengrab von Planig in Rheinhessen sowie das [[Königsgrab von Mušov]] in [[Böhmen]], die germanischen Ursprungs sind. Das [[Grabhügel von Leubingen|Fürstengrab von Leubingen]] hingegen datiert in die Bronzezeit und wurde von Trägern der [[Aunjetitzer Kultur]] errichtet.
Die ersten Exemplare wurden im [[Gonarezhou-Nationalpark]] im heutigen [[Simbabwe]] entdeckt. Es handelt sich um eine von Menschen nicht besiedelte Region, die nur gelegentlich von Parkrangern oder Wilderern betreten wird. Es besteht eine spärliche Buschvegetation.


Der erste Fundort waren zwei Wasserlöcher namens Sazale und Malugwe, die entlang des temporär wasserführenden Flusses Guluene lagen.
== Literatur ==
Weitere Fundorte lagen in ähnlichen Regionen in [[Mosambik]]. Die Fische halten sich in Tümpeln und Wasserrinnen auf, die nur zeitweise Wasser führen. In Anpassung an die kurze und unergiebige Regenzeit in der Region, durch die die Wasserstellen schnell austrocknen, gehört ''Nothobranchius furzeri'' zu den [[Saisonfische]]n.
* {{RGA|10|168|220|Fürstengräber|[[Torsten Capelle]], [[Otto-Herman Frey]], [[Michael Gebühr]], [[Heiko Steuer]], Henrik Thrane}}
* Franz Fischer: ''Frühkeltische Fürstengräber in Mitteleuropa''. Antike Welt Sondernummer 13, Feldmeilen 1982.
* Wolfgang Kimmig: ''Zum Problem späthallstättischer Adelssitze.'' In: Karl-Heinz Otto, Joachim Herrmann (Hrsg.): ''Siedlung, Burg und Stadt: Studien zu ihren Anfängen.'' Akademie Verlag, Berlin 1969, S. 95–113.


Die Lufttemperatur beträgt am Tag 30–35&nbsp;°C, so dass die Wassertemperatur in den flachen Tümpeln und Wasserrinnen entsprechend hoch ist. Da viele wilde Tiere, einschließlich Elefanten, aus den Tümpeln trinken, ist das Wasser mit Zooplankton stark bevölkert.<ref>[http://www.nothobranchius.info/pdfs/Jubb.pdf A new Nothobranchius von R.A. Jubb] (PDF; 2,7&nbsp;MB)</ref> Als Futter steht den Fischen ebenfalls Insektenlarven und Anflugnahrung zur Verfügung. Als weitere höhere Lebewesen leben gelegentlich Lungenfische und Froschlarven zusammen mit ''Nothobranchius furzeri''.
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://www.fuerstensitze.de/1916_Fuerstengraeber.html Projekt innerhalb eines DFG-Forschungsprogramms]
* [http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/museum/fuerstgelduba.htm Der fränkische Fürst von Krefeld-Gellep]


== Anmerkungen ==
== Wissenschaft ==
''Nothobranchius furzeri'' galt bis vor kurzem als die Fischart mit der geringsten Lebenserwartung und wurde erst 2005 durch die Grundelart ''[[Eviota sigillata]]'' abgelöst. Im Aquarium ist gut zu erkennen, dass die Tiere mit etwa 3 Monaten deutliche Alterungserscheinungen zeigen, im Alter von 3 bis 4 Monaten sterben sie. Deshalb ist die Art zu einem Forschungsobjekt geworden. In verschiedenen Forschungsgruppen werden insbesondere biologische Faktoren der Lebensverlängerung und die genetischen Dispositionen der frühen Alterung erforscht.
<references />


Nach Untersuchungen italienischer Forscher soll eine Substanz im Rotwein, das [[Resveratrol]], die Lebensdauer dieser Fische um 30–60 Prozent verlängern, wenn diese dem Futter zugesetzt wird <ref>[http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/261649.html Bericht auf wissenschaft.de]</ref>.
{{Normdaten|TYP=s|GND=4123242-2}}
Zudem haben die Wissenschaftler des [[Leibniz-Institut für Alternsforschung|Leibniz-Instituts für Altersforschung]] bereits mehrere Millionen Bausteine des [[Genom]]s entziffert. Gleichzeitig läuft die Suche nach Genen, die Alterungsprozesse steuern. Kreuzungsexperimente mit langlebigeren Unterarten des Prachtgrundkärpflings sowie im Laborexperiment ausgelöste Veränderungen des Erbguts ([[Mutation]]en) sollen die Forscher darüber hinaus auf die Spur der Alternsgene bringen <ref>[http://idw-online.de/pages/de/news137226 IDW Leibniz-Institut für Alternsforschung nimmt am 22. November offiziell die Arbeit auf]</ref>. 2012 konnten durch Kreuzungsexperimente auf vier Chromosomen Bereiche identifiziert werden, auf denen altersbestimmende Gene liegen. Die Bereiche sind allerdings relativ groß.<ref>Kirschner, J., Weber, D., Neuschl et al.: ''Mapping of quantitative trait loci controlling lifespan in the short-lived fish Nothobranchius furzeri– a new vertebrate model for age research.'' In: ''Aging Cell Online'', 13. Januar 2012. {{doi|10.1111/j.1474-9726.2011.00780.x}}</ref>

Forschungsgruppen:
# The Nothobranchius Project des [[Leibniz-Institut für Altersforschung]] – Fritz Lipmann Institute (FLI) <ref>[http://www.fli-leibniz.de/research/nofu/ Nothobranchius Project des Leibniz Instituts]</ref>
# Martin Reichard, Academy of Sciences of the Czech Republic <ref>[http://www.ivb.cz/fish/reichard.html Dr. Martin Reichard]</ref>
# Anne Brunet's Group at Stanford University <ref>[http://www.stanford.edu/group/brunet/projects.html Brunet's Group at Stanford University]</ref>
# [[Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns]] <ref>Harald Rösch: ''Leben im Zeitraffer.'' in Max Planck Forschung. Das Wissenschaftsmagazin der [[Max-Planck-Gesellschaft]]. 2.2015</ref>

== Fortpflanzung und Aquaristik ==
Das Männchen imponiert vor dem Weibchen und umschwimmt es. Ist dieses paarungsbereit, so folgt es zu einem Laichplatz. Zum Ablaichen schmiegt sich das Weibchen eng an das Männchen und beide wühlen den Boden 1–2 Zentimeter tief auf, dort wird abgelaicht. In freier Natur trocknet der Lebensraum aus. Die Eier bleiben in der Erde aber restfeucht, dort entwickeln sich die Jungfische. Bei der nächsten Regenzeit schlüpfen sie dann.

Im Aquarium lässt man die Fische in einer Torfschicht oder in Sand ablaichen.<ref name="LABORATORY MANUAL FOR CULTURING N. furzeri">[http://www.nothobranchius.info/pdfs/lab_protocols_1.pdf LABORATORY MANUAL FOR CULTURING N. furzeri] (PDF; 113&nbsp;kB)</ref>. Der Torf wird bis zur Restfeuchte getrocknet und dann in einer Plastiktüte gelagert. Dabei ist es wichtig, dass der Torfansatz nicht schimmelt oder verpilzt. Nach bis zu 9 Monaten gibt man den Torf in das Aufzuchtbecken, wo die Jungfische nach wenigen Stunden schlüpfen <ref>Ines Scheurmann: ''Aquarienfische züchten'', S. 104f, Gräfe und Unzer GmbH, München 1989, ISBN 3-7742-5063-4</ref>. Da die Elterntiere zu diesem Zeitpunkt schon lange gestorben sind, darf bei der Lagerung des Torfs, dem Schlüpfen und der Aufzucht der Jungfische nichts schiefgehen. Die Vermehrung von ''Nothobranchius furzeri'' gilt daher als schwierig.

Bei der Aufzucht ist darauf zu achten, die Fische gehaltvoll zu ernähren, da diese nur wenig Zeit zum Wachsen haben. Beste Erfolge ergeben sich bei der Fütterung von [[Zuckmücken]]larven <ref name="LABORATORY MANUAL FOR CULTURING N. furzeri"/>.

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!colspan=2|[[Artgerechte Haltung]] im [[Aquarium]]
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== Einzelnachweise ==
<references/>

== Weblinks ==
{{commonscat|Nothobranchius furzeri|Türkiser Prachtgrundkarpfling}}
* {{IUCN
|Year=2013.2
|ID= 63305
|ScientificName= Nothobranchius furzeri
|YearAssessed= 2007
|Assessor= Bills, R., Engelbrecht, J. & Marshall, B.E.
|Download= 11. Januar 2014}}


{{DEFAULTSORT:Turkiser Prachtgrundkarpfling}}
{{SORTIERUNG:Furstengrab}}
[[Kategorie:Grabbau| ]]
[[Kategorie:Zahnkärpflinge]]
[[Kategorie:Archäologische Fundgattung]]
[[Kategorie:Aquarienfisch (Süßwasser)]]
[[Kategorie:Elitegrab|!]]

Version vom 5. Dezember 2015, 02:34 Uhr

Türkiser Prachtgrundkärpfling

Türkiser Prachtgrundkärpfling (Nothobranchius furzeri)

Systematik
Überordnung: Ährenfischverwandte (Atherinomorphae)
Ordnung: Zahnkärpflinge (Cyprinodontiformes)
Unterordnung: Aplocheiloidei
Familie: Nothobranchiidae
Gattung: Nothobranchius
Art: Türkiser Prachtgrundkärpfling
Wissenschaftlicher Name
Nothobranchius furzeri
Jubb, 1971

Der Türkise Prachtgrundkärpfling (Nothobranchius furzeri) ist ein Zahnkärpfling aus der Gattung Nothobranchius.

Geschichte

W. Warne und R. Furzer waren die ersten, die einige Exemplare dieser Prachtgrundkärpflinge fanden. Im März 1968 und später noch einmal im Dezember 1968 sammelten sie einige Exemplare. Diese wurden dann von R.A. Jubb 1971 beschrieben. Der Artname ist dem Mitentdecker und US-amerikanischen Aquarianer Richard Furzer gewidmet. 1973 gelang es Dr. Walter Foersch in München, aus einigen Eiern ein gesundes Paar Nothobranchius furzeri aufzuziehen. Es wird angenommen, dass fast alle in Aquarien gehaltenen Exemplare von diesem Paar abstammen.

Erst im Jahr 1999 wurden von auf Killifische spezialisierten Aquarianern wieder Exemplare dieser Art in freier Natur gefunden, diese wiesen ein unterschiedliches Farbmuster auf. Zwischen 2004 und 2007 wurden weitere Exemplare gefunden und von Killifisch-Liebhabern bzw. von Wissenschaftlern vermehrt [1].

Fundorte[2]:

  1. MOZ 99-4
  2. Gonarezhou-Nationalpark (GRZ)
  3. Mazimechopes River MOZ 04-13
  4. Combomune MZHL 05-2
  5. MOZ 99-6

Aussehen

Die Männchen können 6 cm lang werden, Weibchen bleiben etwas kleiner. Da diese Art sehr farbvariabel ist, ist eine allgemeingültige Beschreibung für alle Standortvarianten nicht möglich.

Die folgende Beschreibung bezieht sich auf die zuerst entdeckte Variante. Die Männchen weisen eine türkise Körpergrundfärbung auf, die Schuppen sind karminrot gerandet, dadurch ergibt sich ein netzmusterartiges Aussehen. Die Kiemendeckel sind oben weiß, nach unten hin gelb gefärbt. Die Afterflosse ist rot gepunktet; einige Punkte bilden zusammen ein netzartiges Muster. Die Basis der Rückenflosse ist dunkelblau bis dunkeltürkis und hat ebenfalls dunkelbraune bis dunkelrote Punkte. Im oberen Teil bilden diese Punkte ein Streifenmuster. Die Schwanzflosse ist bläulich gefärbt. Auf diesem Untergrund befinden sich dunkel rostrote Streifen. Daraufhin folgt ein gelber, dann ein schwarzer Saum.[3]

Die Weibchen sind einfarbig silbrig-beige gefärbt.

Lebensraum

Buffalo Bend am Fluss Mwenezi im Gonarezhou-Nationalpark

Die ersten Exemplare wurden im Gonarezhou-Nationalpark im heutigen Simbabwe entdeckt. Es handelt sich um eine von Menschen nicht besiedelte Region, die nur gelegentlich von Parkrangern oder Wilderern betreten wird. Es besteht eine spärliche Buschvegetation.

Der erste Fundort waren zwei Wasserlöcher namens Sazale und Malugwe, die entlang des temporär wasserführenden Flusses Guluene lagen. Weitere Fundorte lagen in ähnlichen Regionen in Mosambik. Die Fische halten sich in Tümpeln und Wasserrinnen auf, die nur zeitweise Wasser führen. In Anpassung an die kurze und unergiebige Regenzeit in der Region, durch die die Wasserstellen schnell austrocknen, gehört Nothobranchius furzeri zu den Saisonfischen.

Die Lufttemperatur beträgt am Tag 30–35 °C, so dass die Wassertemperatur in den flachen Tümpeln und Wasserrinnen entsprechend hoch ist. Da viele wilde Tiere, einschließlich Elefanten, aus den Tümpeln trinken, ist das Wasser mit Zooplankton stark bevölkert.[4] Als Futter steht den Fischen ebenfalls Insektenlarven und Anflugnahrung zur Verfügung. Als weitere höhere Lebewesen leben gelegentlich Lungenfische und Froschlarven zusammen mit Nothobranchius furzeri.

Wissenschaft

Nothobranchius furzeri galt bis vor kurzem als die Fischart mit der geringsten Lebenserwartung und wurde erst 2005 durch die Grundelart Eviota sigillata abgelöst. Im Aquarium ist gut zu erkennen, dass die Tiere mit etwa 3 Monaten deutliche Alterungserscheinungen zeigen, im Alter von 3 bis 4 Monaten sterben sie. Deshalb ist die Art zu einem Forschungsobjekt geworden. In verschiedenen Forschungsgruppen werden insbesondere biologische Faktoren der Lebensverlängerung und die genetischen Dispositionen der frühen Alterung erforscht.

Nach Untersuchungen italienischer Forscher soll eine Substanz im Rotwein, das Resveratrol, die Lebensdauer dieser Fische um 30–60 Prozent verlängern, wenn diese dem Futter zugesetzt wird [5]. Zudem haben die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Altersforschung bereits mehrere Millionen Bausteine des Genoms entziffert. Gleichzeitig läuft die Suche nach Genen, die Alterungsprozesse steuern. Kreuzungsexperimente mit langlebigeren Unterarten des Prachtgrundkärpflings sowie im Laborexperiment ausgelöste Veränderungen des Erbguts (Mutationen) sollen die Forscher darüber hinaus auf die Spur der Alternsgene bringen [6]. 2012 konnten durch Kreuzungsexperimente auf vier Chromosomen Bereiche identifiziert werden, auf denen altersbestimmende Gene liegen. Die Bereiche sind allerdings relativ groß.[7]

Forschungsgruppen:

  1. The Nothobranchius Project des Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz Lipmann Institute (FLI) [8]
  2. Martin Reichard, Academy of Sciences of the Czech Republic [9]
  3. Anne Brunet's Group at Stanford University [10]
  4. Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns [11]

Fortpflanzung und Aquaristik

Das Männchen imponiert vor dem Weibchen und umschwimmt es. Ist dieses paarungsbereit, so folgt es zu einem Laichplatz. Zum Ablaichen schmiegt sich das Weibchen eng an das Männchen und beide wühlen den Boden 1–2 Zentimeter tief auf, dort wird abgelaicht. In freier Natur trocknet der Lebensraum aus. Die Eier bleiben in der Erde aber restfeucht, dort entwickeln sich die Jungfische. Bei der nächsten Regenzeit schlüpfen sie dann.

Im Aquarium lässt man die Fische in einer Torfschicht oder in Sand ablaichen.[12]. Der Torf wird bis zur Restfeuchte getrocknet und dann in einer Plastiktüte gelagert. Dabei ist es wichtig, dass der Torfansatz nicht schimmelt oder verpilzt. Nach bis zu 9 Monaten gibt man den Torf in das Aufzuchtbecken, wo die Jungfische nach wenigen Stunden schlüpfen [13]. Da die Elterntiere zu diesem Zeitpunkt schon lange gestorben sind, darf bei der Lagerung des Torfs, dem Schlüpfen und der Aufzucht der Jungfische nichts schiefgehen. Die Vermehrung von Nothobranchius furzeri gilt daher als schwierig.

Bei der Aufzucht ist darauf zu achten, die Fische gehaltvoll zu ernähren, da diese nur wenig Zeit zum Wachsen haben. Beste Erfolge ergeben sich bei der Fütterung von Zuckmückenlarven [12].

Artgerechte Haltung im Aquarium
Bodengrund ungedüngter Fasertorf
Temperatur 25 °C
Gesamthärte 15–20 °dH
pH-Wert um 7,5

Einzelnachweise

  1. The Nothobranchius furzeri Information Network
  2. British Killifish Association Database
  3. Nothobranchius.de
  4. A new Nothobranchius von R.A. Jubb (PDF; 2,7 MB)
  5. Bericht auf wissenschaft.de
  6. IDW Leibniz-Institut für Alternsforschung nimmt am 22. November offiziell die Arbeit auf
  7. Kirschner, J., Weber, D., Neuschl et al.: Mapping of quantitative trait loci controlling lifespan in the short-lived fish Nothobranchius furzeri– a new vertebrate model for age research. In: Aging Cell Online, 13. Januar 2012. doi:10.1111/j.1474-9726.2011.00780.x
  8. Nothobranchius Project des Leibniz Instituts
  9. Dr. Martin Reichard
  10. Brunet's Group at Stanford University
  11. Harald Rösch: Leben im Zeitraffer. in Max Planck Forschung. Das Wissenschaftsmagazin der Max-Planck-Gesellschaft. 2.2015
  12. a b LABORATORY MANUAL FOR CULTURING N. furzeri (PDF; 113 kB)
  13. Ines Scheurmann: Aquarienfische züchten, S. 104f, Gräfe und Unzer GmbH, München 1989, ISBN 3-7742-5063-4
Commons: Türkiser Prachtgrundkarpfling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien