Fürstengrab und Friedrich Unger (Maler): Unterschied zwischen den Seiten
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{{Dieser Artikel|beschreibt den deutschen Maler. Zu weiteren Personen siehe [[Friedrich Unger (Begriffsklärung)]].}} |
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[[Datei:Hochdorf keltenmuseum0815.jpg|miniatur|Rekonstruktion der Grabkammer im [[Keltenmuseum Hochdorf]]]] |
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August '''Friedrich Unger''' (* [[11. April]] [[1811]] in [[Hof (Saale)|Hof]]; † [[16. Dezember]] [[1858]] in [[Nürnberg]]) war ein deutscher Maler und Zeichner. |
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[[File:Verbogen Keltische zwaard.jpg|thumb|[[Grabbeigabe]] Fürstengrab [[Oss (Niederlande)|Oss]]]] |
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== Leben und Wirken == |
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'''Fürstengrab''' ist ein veralteter [[Archäologie|archäologischer]] Begriff, der zumeist einen durch besonders prunkvolle Ausstattung an Grabbeigaben und eine aufwendige Grabanlage hervorgehobenen [[Bestattung]]splatz beschreibt. Verwendung findet die Bezeichnung üblicherweise in Bezug auf [[Kelten|keltische]] Grabstätten, sie kann allerdings auch für Bestattungen anderer [[Kultur (Archäologie)|Kulturen]] gebraucht werden. |
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Schon in sehr frühen Kinderjahren zeigte sich die künstlerische Begabung des Tuchmachersohnes. Nach dem Besuch des Gymnasiums seiner Heimatstadt besuchte er von 1825 bis 1827, auf Kosten der Freiin von Reitzenstein auf Konradsreuth, die Bildungs- und Erziehungsanstalt in [[Keilhau]], die von [[Friedrich Fröbel]] gegründet und geleitet wurde. Anschließend studierte er in München in der Klasse ''Historienmalerei'' an der ''Königlichen [[Akademie der Bildenden Künste München|Akademie der Bildenden Künste]]'' in München, dessen Direktor zu jener Zeit [[Peter von Cornelius]] war. |
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Der Begriff ''Fürstengrab'' ist wissenschaftlich umstritten, da er eine Aussage über eine Gesellschaftsstruktur trifft, die wissenschaftlich nicht verifiziert werden kann. Daher werden Gräber dieser Art in der Archäologie seit Mitte der 1970er Jahre als ''Prunk- bzw. Elitegräber'' bezeichnet.<ref>Siehe hierzu unter anderem Heiko Steuer: ''Fürstengräber, Adelsgräber, Elitegräber - Methodisches zur Anthropologie der Prunkgräber'', in: Claus Carnap-Bornheim (Hrsg.): ''Herrschaft, Tod, Bestattung: zu den vor- und frühgeschichtlichen Prunkgräbern als archäologisch-historische Quelle. Internationale Fachkonferenz Kiel 16.–19.'' Oktober 2003. Habelt, Bonn 2003, S. 11–25. [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7333/pdf/Steuer_Fuerstengraeber_Adelsgraeber_Elitegraeber.pdf Online-Dokument der Universität Freiburg, abgerufen am 28. Dezember 2011] (PDF; 470 kB)</ref> |
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Nach dem Studium hielt er sich für kurze Zeit in Hof auf und ging dann zu Friedrich Fröbel nach Blankenburg (heute [[Bad Blankenburg]], wo dieser seine ''Anstalt zur Pflege des Beschäftigungstriebes der Kindheit und Jugend'' errichtet hatte,''um seine Kunst in den Dienst der großen Erziehungsideen Fröbels zu stellen'' (Prüfer 1919, S. X). Dort fertigte er ''Zeichnungen an für Fröbels 'Sonntagsblatt' und für die 'Gaben', er lithographierte und druckte sogar mit in der 'Verlagsbuchhandlung der Kinderbeschäftigungsanstalt'. Daneben erteilte er wöchentlich zweimal je zwei Stunden Zeichenunterricht in Keilhau'' (Prüfer 1911, S. 128). |
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== „Keltische Fürstengräber“ == |
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Zahlreiche Fundkomplexe beziehungsweise Fundorte der Keltenzeit werden als Fürstengräber bezeichnet, so zum Beispiel das Fürstengrab vom [[Glauberg]], das von [[Keltenmuseum Hochdorf|Hochdorf an der Enz]], der [[Hohmichele]], die Grabstätte von [[Fürstliche Grabstätte von Vix|Vix]], der [[Fürstengrabhügel Sonnenbühl]] |
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und die größte bislang bekannte keltische Kultstätte auf dem [[Mormont (Berg)|Mormont]]. |
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Als Friedrich Fröbel seine ''[[Mutter- und Koselieder]]'' entwarf, gehörte Friedrich Unger, neben [[Robert Kohl]], mit zu den Gestaltern dieses Familienbuches. Er zeichnete für die Illustrationen, ganz im Stile der romantischen Malerschule und für dessen Herstellung er die Lithographie wählte, verantwortlich: |
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Zur realen sozialen Stellung der damals Bestatteten – das heißt, ob es sich um „[[Fürst]]en“, „[[Häuptling]]e“, „Handelsherren“, „[[Priester]]“ handelte – kann heute keine Aussage mehr getroffen werden, jedoch ist durch die herausstechende Bestattungsform eine Hierarchisierung der Gesellschaft deutlich erkennbar. |
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''Immer neue Schönheiten entdeckt man, immer neue sinnige Motive, je länger man hinschaut. Um nur eins heraus zu greifen! Die reizvolle Umgebung Blankenburg ist unauffällig in viele Bilder hineingewebt'' (Prüfer 1919, S. XI). |
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Keltische Fürstengräber sind meist direkt an sogenannte „Fürstensitze“ gebunden, ein von dem [[Prähistoriker]] [[Wolfgang Kimmig]] geprägter Begriff. Nach Kimmig wären drei Kriterien notwendig, um einen Fürstensitz beziehungsweise das dazugehörige Fürstengrab zu definieren: |
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Die Freundschaft zwischen Friedrich Fröbel und Friedrich Unger ging in die Brüche. Daraufhin ist der Künstler in eine existentielle Krise und bittere Not geraten. Er ging nach Nürnberg, wo ein Bruder und eine Schwester von ihm lebten. Dort fand er eine Beschäftigung als Hausmeister am ''Germanischen Museum''. Diese Stelle sicherte ihm ein geregeltes Einkommen, wenn ihn auch die Tätigkeit nicht erfüllte. Vergeblich bewarb er sich auf eine freigewordene Anstellung als Museumszeichner. |
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* Die innere Struktur der Siedlung: Es müssen eine Burg und eine Unterstadt vorhanden sein |
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Friedrich Unger sah sich in einer ausweglosen Situation und ''die vielen Enttäuschungen, die er erlebt, hatten seinen Geist gebrochen, und in einem Anfall von Hypochondrie machte er am 16. Dezember 1858 seinem Leben ein Ende'' (Prüfer 1919, S. X). |
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* Die Funde: Es muss Importware, wie zum Beispiel massaliotische Weinamphoren oder attische schwarzfigurige Keramik, vor Ort gefunden worden sein |
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* Grabhügel: In der nächsten Umgebung muss sich mindestens ein fürstlicher Grabhügel befinden |
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Die künstlerische nachweisbare Hinterlassenschaft Friedrich Ungers ist nicht sehr groß. Es wird vermutet, dass er mitgeholfen haben könnte, die Wandbilder mit Szenen aus der bayerischen Geschichte in den Hofgartenarkaden der Münchner Residenz zu malen (vgl. Konrad 2006, S. 32). Für die Kirche in Keilhau zeichnete er ein Altarbild, im Stil der [[Nazarener (Kunst)|Nazarener]] und in Anlehnung an Johann [[Friedrich Overbeck]] Gemälde ''Christus segnet die Kinder''. Das [[Museum Bayerisches Vogtland]] bewahrt wenige Porträts und Lithographien des Künstlers. |
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Beispiele für die Anbindung an einen nahegelegenen Fürstensitz sind das Grab von Hochdorf, welches sich in der Nachbarschaft des Fürstensitzes [[Festung Hohenasperg|Hohenasperg]] befindet, und der Hohmichele in der Nähe der [[Heuneburg]]. |
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== Andere archäologische Kulturen == |
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Auch in anderen Kulturen werden herausragende Bestattungen als Fürstengrab bezeichnet, wie etwa das [[Franken (Volk)|fränkische]] Fürstengrab ([[Arpvar|Grab 1782]]) aus [[Museumszentrum Burg Linn|Krefeld-Gellep]] und das Chaouilley Grab 20, die wohl beide zeitlich im ähnlichen Kontext gehören, oder das Fürstengrab von Planig in Rheinhessen sowie das [[Königsgrab von Mušov]] in [[Böhmen]], die germanischen Ursprungs sind. Das [[Grabhügel von Leubingen|Fürstengrab von Leubingen]] hingegen datiert in die Bronzezeit und wurde von Trägern der [[Aunjetitzer Kultur]] errichtet. |
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* Mutter- und Kose-Lieder. Dichtung und Bilder zur edlen Pflege des Kindheitslebens. Ein Familienbuch von Friedrich Fröbel, Blankenburg 1844 |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* {{RGA|10|168|220|Fürstengräber|[[Torsten Capelle]], [[Otto-Herman Frey]], [[Michael Gebühr]], [[Heiko Steuer]], Henrik Thrane}} |
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* Franz Fischer: ''Frühkeltische Fürstengräber in Mitteleuropa''. Antike Welt Sondernummer 13, Feldmeilen 1982. |
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* Wolfgang Kimmig: ''Zum Problem späthallstättischer Adelssitze.'' In: Karl-Heinz Otto, Joachim Herrmann (Hrsg.): ''Siedlung, Burg und Stadt: Studien zu ihren Anfängen.'' Akademie Verlag, Berlin 1969, S. 95–113. |
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* [[Johannes Prüfer]]: ''Friedrich Unger'', in: ''Kindergarten. Zeitschrift für entwickelnde Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule 1911'', 52. Jhg., S. 126-134 |
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* Johannes Prüfer: ''Der Geist, aus dem das Werk geboren'', in: Johannes Prüfer: ''Friedrich Fröbels Mutter= und Kose=Lieder'', Leipzig 1919, S. I-XII |
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{{Wiktionary}} |
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* Susanne von Ramin: ''Zur romantisch-frühkindlichen Pädagogik - aufgezeigt am Beispiel der Fröbelschen "Mutter- und Kose-Lieder"'', Berlin 1998 (unveröffentlichte Diplomarbeit) |
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* [http://www.fuerstensitze.de/1916_Fuerstengraeber.html Projekt innerhalb eines DFG-Forschungsprogramms] |
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* Christine Konrad: ''Die Mutter- und Koselieder von Friedrich Wilhelm August Fröbel. Untersuchung zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte'', Würzburg 2006 (unveröffentlichte Dissertation), S.31-45 |
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* [http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/museum/fuerstgelduba.htm Der fränkische Fürst von Krefeld-Gellep] |
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== Weblink == |
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* http://www.opus-bayern.de/uni-wuerzburg/volltexte/2007/2136/pdf/Textband.pdf (PDF-Datei; 1,12 MB) |
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== Anmerkungen == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4123242-2}} |
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[[Kategorie:Geboren 1811]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1858]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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{{Personendaten |
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|NAME=Unger, Friedrich |
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|ALTERNATIVNAMEN=Unger, August Friedrich |
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[[Kategorie:Archäologische Fundgattung]] |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Maler und Zeichner |
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|GEBURTSDATUM=11. April 1811 |
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|GEBURTSORT=[[Hof (Saale)|Hof]] |
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|STERBEDATUM=16. Dezember 1858 |
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|STERBEORT=[[Nürnberg]] |
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Version vom 29. November 2015, 22:34 Uhr
August Friedrich Unger (* 11. April 1811 in Hof; † 16. Dezember 1858 in Nürnberg) war ein deutscher Maler und Zeichner.
Leben und Wirken
Schon in sehr frühen Kinderjahren zeigte sich die künstlerische Begabung des Tuchmachersohnes. Nach dem Besuch des Gymnasiums seiner Heimatstadt besuchte er von 1825 bis 1827, auf Kosten der Freiin von Reitzenstein auf Konradsreuth, die Bildungs- und Erziehungsanstalt in Keilhau, die von Friedrich Fröbel gegründet und geleitet wurde. Anschließend studierte er in München in der Klasse Historienmalerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, dessen Direktor zu jener Zeit Peter von Cornelius war.
Nach dem Studium hielt er sich für kurze Zeit in Hof auf und ging dann zu Friedrich Fröbel nach Blankenburg (heute Bad Blankenburg, wo dieser seine Anstalt zur Pflege des Beschäftigungstriebes der Kindheit und Jugend errichtet hatte,um seine Kunst in den Dienst der großen Erziehungsideen Fröbels zu stellen (Prüfer 1919, S. X). Dort fertigte er Zeichnungen an für Fröbels 'Sonntagsblatt' und für die 'Gaben', er lithographierte und druckte sogar mit in der 'Verlagsbuchhandlung der Kinderbeschäftigungsanstalt'. Daneben erteilte er wöchentlich zweimal je zwei Stunden Zeichenunterricht in Keilhau (Prüfer 1911, S. 128).
Als Friedrich Fröbel seine Mutter- und Koselieder entwarf, gehörte Friedrich Unger, neben Robert Kohl, mit zu den Gestaltern dieses Familienbuches. Er zeichnete für die Illustrationen, ganz im Stile der romantischen Malerschule und für dessen Herstellung er die Lithographie wählte, verantwortlich:
Immer neue Schönheiten entdeckt man, immer neue sinnige Motive, je länger man hinschaut. Um nur eins heraus zu greifen! Die reizvolle Umgebung Blankenburg ist unauffällig in viele Bilder hineingewebt (Prüfer 1919, S. XI).
Die Freundschaft zwischen Friedrich Fröbel und Friedrich Unger ging in die Brüche. Daraufhin ist der Künstler in eine existentielle Krise und bittere Not geraten. Er ging nach Nürnberg, wo ein Bruder und eine Schwester von ihm lebten. Dort fand er eine Beschäftigung als Hausmeister am Germanischen Museum. Diese Stelle sicherte ihm ein geregeltes Einkommen, wenn ihn auch die Tätigkeit nicht erfüllte. Vergeblich bewarb er sich auf eine freigewordene Anstellung als Museumszeichner. Friedrich Unger sah sich in einer ausweglosen Situation und die vielen Enttäuschungen, die er erlebt, hatten seinen Geist gebrochen, und in einem Anfall von Hypochondrie machte er am 16. Dezember 1858 seinem Leben ein Ende (Prüfer 1919, S. X).
Die künstlerische nachweisbare Hinterlassenschaft Friedrich Ungers ist nicht sehr groß. Es wird vermutet, dass er mitgeholfen haben könnte, die Wandbilder mit Szenen aus der bayerischen Geschichte in den Hofgartenarkaden der Münchner Residenz zu malen (vgl. Konrad 2006, S. 32). Für die Kirche in Keilhau zeichnete er ein Altarbild, im Stil der Nazarener und in Anlehnung an Johann Friedrich Overbeck Gemälde Christus segnet die Kinder. Das Museum Bayerisches Vogtland bewahrt wenige Porträts und Lithographien des Künstlers.
Quellen
- Mutter- und Kose-Lieder. Dichtung und Bilder zur edlen Pflege des Kindheitslebens. Ein Familienbuch von Friedrich Fröbel, Blankenburg 1844
Literatur
- Johannes Prüfer: Friedrich Unger, in: Kindergarten. Zeitschrift für entwickelnde Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule 1911, 52. Jhg., S. 126-134
- Johannes Prüfer: Der Geist, aus dem das Werk geboren, in: Johannes Prüfer: Friedrich Fröbels Mutter= und Kose=Lieder, Leipzig 1919, S. I-XII
- Susanne von Ramin: Zur romantisch-frühkindlichen Pädagogik - aufgezeigt am Beispiel der Fröbelschen "Mutter- und Kose-Lieder", Berlin 1998 (unveröffentlichte Diplomarbeit)
- Christine Konrad: Die Mutter- und Koselieder von Friedrich Wilhelm August Fröbel. Untersuchung zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte, Würzburg 2006 (unveröffentlichte Dissertation), S.31-45
Weblink
- http://www.opus-bayern.de/uni-wuerzburg/volltexte/2007/2136/pdf/Textband.pdf (PDF-Datei; 1,12 MB)
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Unger, Friedrich |
| ALTERNATIVNAMEN | Unger, August Friedrich |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Zeichner |
| GEBURTSDATUM | 11. April 1811 |
| GEBURTSORT | Hof |
| STERBEDATUM | 16. Dezember 1858 |
| STERBEORT | Nürnberg |