Altuna Sejdiu und Selektion (Konzentrationslager): Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-74237-004, KZ Auschwitz-Birkenau, alte Frau und Kinder.jpg|mini|Eine jüdische Frau mit Kindern auf dem Weg zur Gaskammer<br />(Foto: [[Auschwitz-Album]], Mai 1944)]] |
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'''Altuna Sejdiu''' (Künstlername: '''Tuna'''; * [[14. Juli]] [[1985]] in [[Skopje]], [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien|SFR Jugoslawien]], heute [[Mazedonien]]) ist eine [[Albaner|albanische]] [[Gesang|Sängerin]] aus [[Mazedonien]]. Ihre Musik ist in die Bereiche [[Popmusik|Pop]] und [[Contemporary R&B]] einzuordnen. Heute gehört sie zu den populärsten Sängerinnen im albanischen Raum. |
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Der Begriff '''Selektion''' bezieht sich in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] in erster Linie auf die Aussonderung von „nicht arbeitsverwendungsfähigen“ [[Deportation|Deportierten]], [[Zwangsarbeit]]ern oder [[KZ-Häftlinge]]n, die anschließend getötet wurden. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch der [[Schutzstaffel|SS-Wachen]] wurde der Begriff ''Selektion'' wahrscheinlich nicht verwendet;<ref>''Das Verfahren: Das Konzentrationslager Auschwitz. Der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozeß'', S. 37244 (vgl. Blatt 595 a-41, S. 421) ISBN 3-89853-501-0 (CD-ROM)</ref> der Vorgang wurde als ''Aussortierung'' und ''Ausmusterung'' bezeichnet. |
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== Selektion durch die Aktion 14f13 == |
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== Werdegang == |
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{{Hauptartikel|Aktion 14f13}} |
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Altuna Sejdiu wurde 1985 in [[Skopje]] als Tochter von Shaban Sejdiu, einem Ringkämpfer in Mazedonien, geboren. |
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Im Rahmen einer „Invaliden- oder Häftlingseuthanasie“, die der [[Reichsführer SS]] [[Heinrich Himmler]] mit [[Philipp Bouhler]] verabredet hatte, wurden kranke, alte und als „nicht mehr arbeitsfähig“ eingestufte KZ-Häftlinge hauptsächlich zwischen Frühjahr 1941 und März 1942, teils aber bis 1944 in Tötungsanstalten der [[Aktion T4]] durch [[Kohlenstoffmonoxid|Kohlenstoffmonoxidgas]] ermordet. |
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Die Lagerkommandanten ließen für Häftlinge, die für einen längeren Zeitraum oder dauerhaft nicht arbeitsverwendungsfähig erschienen, Meldebögen ausfüllen, mit denen Angaben zu unheilbaren körperlichen Leiden, Kriegsbeschädigung sowie früheren Straftaten erfasst wurden. Eine anreisende Ärztekommission, die aus einschlägig erfahrenen T4-Gutachtern bestand, erstellte – anfangs noch nach Augenschein, später nur nach Aktenlage – ein Gutachten mit einer Entscheidung darüber, ob der Häftling der „[[Aktion 14f13]]“ zugeführt werden solle.<ref>Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager.'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 277.</ref> |
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Tuna singt seit ihrem 15. Lebensjahr und wurde 2002 beim ''Nota Fest'' in ihrer Geburtsstadt [[Skopje]] einem breiteren Publikum bekannt. Sie gewann den Gesangswettbewerb mit dem Song ''Ciao Macho Man''. Im darauffolgenden Jahr erschien ihr erstes Album ''Tuna''. 2006 folgte ''S'ka Më Diktaturë (Es gibt keine Diktatur mehr)''. |
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Die Single ''Pse Jo'' erschien 2010 bei Entermedia Productions in [[Priština]], [[Kosovo]], wo Tuna hauptsächlich arbeitet und lebt. Im selben Jahr veröffentlichte sie, in Zusammenarbeit mit der kosovarischen R&B-Sängerin [[Dafina Zeqiri]] und dem kosovarischen Rapper [[2po2]] die Hitsingle ''Vibe''. Am 4. April 2010 heiratete Altuna Sejdiu Rilind Reka, den Sohn von Blerim Reka, einem ehemaligen Botschafter Mazedoniens bei der [[Europäische Union|Europäischen Union]]. Im Juni 2011 gab sie ihre Trennung von Rilind Reka bekannt. |
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Die ersten Selektionen dieser Art fanden ab April 1941 im [[KZ Sachsenhausen]] statt; im Sommer 1941 wurden Häftlinge aus [[KZ Buchenwald|Buchenwald]] und aus [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] in der [[Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein]] vergast. Selektierte Häftlinge aus dem [[KZ Mauthausen]], dem [[KZ Dachau]] und [[KZ Flossenbürg]] wurden in der [[Tötungsanstalt Hartheim]] umgebracht. In den Tötungsanstalten Sonnenstein und [[Tötungsanstalt Bernburg|Bernburg]] wurden „ausgemusterte“ Gefangene aus dem [[KZ Buchenwald]] und dem [[KZ Ravensbrück]] ermordet. Die Gesamtzahl der durch die Aktion 14f13 getöteten KZ-Häftlinge wird mit 12.330 bis 12.930 angegeben.<ref>Detlef Garbe: ''Die Konzentrationslager als Stätten des Massenmordes.'' In: Günther Morsch, Bertrand Perz: ''Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas.'' Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 328.</ref> |
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2011 folgte mit ''Dyshemeja (Boden)'' eine [[Ballade]]. Auch hier wurde durch ''Entermedia'' ein Videoclip gedreht, der im Juni erschien. Im gleichen Jahr veröffentlichte Tuna bei ''emf creative'' in Priština den Videoclip zu ''E para dhe e fundit'' („Die erste und letzte“), der in [[Novalja]] gefilmt wurde. 2012 kehrte Tuna zu ''Entermedia'' zurück, wo im Juni der Clip zu ''I Asaj (Ihr)'' erschien. Der Song hat typischen R&B-Rhythmus und ist ihr bisher größter Erfolg als Sängerin. Nach diesem Erfolg folgte im Jahr 2013 ihr Song ''Fenix'' mit dem Rapper Cozman. Das Video dazu erreichte mehrere Millionen YouTube-Klicks. |
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Trotz ihres begrenzten Umfangs besaß die Aktion 14f13 „für die Geschichte der Selektion eine zentrale Bedeutung“:<ref>Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors…'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 277.</ref> Sie etablierte in den Lagern das Prinzip der Selektion, die sich bald von ihrer pseudomedizinischen Legitimation löste und vom Lagerpersonal selbständig betrieben wurde. |
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Sejdiu ist seit 2012 Jurymitglied bei der albanischen Version von [[The X Factor (Vereinigtes Königreich)|The X Factor]], "X Factor Albania". |
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== Lagerselektionen == |
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Im Juli 2013 gab Altuna Sejdiu bekannt, mit dem Rapper Cozman liiert zu sein. |
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[[Datei:Auschwitz - Poland (74211479).jpg|mini|Ansammlung von [[Gehhilfe]]n (Gedenkstätte Auschwitz)]] |
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Lagerselektionen waren während der [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsjahre]] in allen Konzentrationslagern üblich. Häftlinge, die schwächlich aussahen oder im überfüllten Lager als überflüssig galten, wurden regelmäßig ausgesondert und getötet.<ref>Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors…'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 277 f.</ref> |
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2014 erschien ihre Single "Babe", sowie einige Monate später die Single "MMV" mit dem Rapper [[Getoar Selimi|Ghetto Geasy]]. Zurzeit arbeitet Sejdiu an ihrem neuen Album namens "Stop and Think", welches 2014 erscheinen soll, Jedoch hat sie sich entschieden das Album nicht zu veröffentlichen. Ihre im Oktober veröffentlichte Single "Pardon" erreichte über 1.000.0000 [[Youtube]]-Klicks. Im Juli 2015 erschien der Song '' Holla '' von Tuna und Cozman, dieser erreichte schon nach wenigen Tagen über zwei Millionen Klicks auf Youtube. |
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Selektionen beim Appell oder im „[[KZ-Baracke|Block]]“ wurden von der Lagerleitung angeordnet. Das Blockpersonal verriegelte die Barackentüren und trieb die Häftlinge in eine Kammer. Der SS-Offizier stand an der Außentür, ließ jeden durch die Stube laufen und entschied nach kurzem Blick über Leben und Tod.<ref>Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors…'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 279 f.</ref> |
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== Sonstiges == |
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Laut Informationen, hat es Tuna geschafft 15 Nummer 1 Single's in den Charts zu schaffen: ''Te Ikim sëbashku'' (2001), ''Piroman'' (2003), ''12 Muaj'' (2003/04), ''Testamenti'' (2005), ''Kiss Kiss'' (2007), ''Bileta'' (2007), ''Vibe'' (2010), ''Pse Jo'' (2010/11), ''Dyshemeja'' (2011), ''Roxanne'' (2012), ''I Asaj'' (2012), ''Fenix'' (2013), ''MMV'' (2014) und ''Pardon'' (2014). |
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Für regelmäßige Selektionen in den Krankenbauten waren SS-Ärzte und Sanitäter oder der [[Kapo (KZ)|Revierkapo]] verantwortlich. Die Opfer wurden durch Herzinjektionen umgebracht, zum Verhungern in Sterbeblocks gesperrt oder zur Vernichtung in [[Gaskammer (Massenmord)|Gaskammern]] geschafft. Das zahlenmäßig größte Ausmaß erreichten die Revierselektionen in Auschwitz: Allein in den Monaten August bis Dezember 1942 wurden dort 2467 Menschen mit Giftspritzen, zumeist [[Phenol|Phenolinjektionen]] direkt in den Herzmuskel, umgebracht.<ref>Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors…'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 283.</ref> |
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== Diskographie == |
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In den [[Vernichtungslager]]n der [[Aktion Reinhardt]] – [[Vernichtungslager Belzec|Belzec]], [[Vernichtungslager Sobibor|Sobibor]] und [[Vernichtungslager Treblinka|Treblinka]] – wurden die Ankommenden fast ausnahmslos ermordet: Aus den Transportzügen wurden nur einige wenige Menschen herausgesucht, um das Häftlings-Arbeitskommando zu ergänzen.<ref>Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors…'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 286/287.</ref> |
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=== Mixtape's === |
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* 2000: ''Tuna Sejdiu'' |
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* 2002: ''Oh Unë përsëri'' |
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=== Alben === |
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* 2003: ''Tuna'' |
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* 2006: ''S'ka me diktature'' |
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* 2014: ''Stop and Think'' (nicht veröffentlicht) |
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== Selektionen in Auschwitz == |
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=== Singles === |
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Die [[Dienststelle Schmelt]], die seit dem 15. Oktober 1940 den Arbeitseinsatz von Juden in [[Oberschlesien]] und im [[Sudetenland]] organisierte, ließ erstmals Ende 1941 nicht mehr zur Arbeit verwendbare Zwangsarbeiter selektieren, um sie anschließend in Auschwitz vernichten zu lassen. Diese Selektionen wurden von Friedrich Karl Kuczynski und in einem anderen Fall vermutlich vom stellvertretenden Leiter, Heinrich Lindner, verantwortet.<ref>Jan Erik Schulte: ''Die Wannsee-Konferenz und Auschwitz''. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): ''Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942…'', Köln 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 235.</ref> |
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* 2000: Guximi (Albanisch:,,Zhigallo") |
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* 2001: |
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**Te Ikim sëbashku |
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**Te Jetojme |
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**Si mundet keshtu |
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* 2002: Ciao Macho Man |
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* 2003: |
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**12 Muaj |
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**Piroman |
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*2004: |
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**Me duhesh Ti |
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* 2005: |
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**Testamenti |
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**Asgje ne ket bote |
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* 2006: |
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**1000 arsye |
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**Ska me Diktature |
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**Psikoloket |
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**Bardh e Zi |
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* 2007: |
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**Kiss Kiss |
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**Bileta |
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**Forca e Femrës |
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* 2008: |
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**Hey Xhuxh |
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**Inati |
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**Hajde |
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* 2009: |
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** Interese |
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** E boj nxet (feat. Vip Poppa) |
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* 2010: |
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** Me pa fun |
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** Vibe (feat. 2po2 & Dafina Zeqiri) |
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** Pse Jo |
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* 2011: |
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** Dyshemeja |
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** E Para dhe E Fundit |
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* 2012: |
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** Roxanne |
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** I Asaj |
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* 2013: Fenix (feat. Cozman) |
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* 2014: |
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** Babe |
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** MMV (feat. Ghetto Geasy) |
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** Pardon |
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* 2015: |
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** Nobody There |
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** Holla (feat. Cozman) |
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Die erste Selektion in Auschwitz ist für einen „Familientransport“ am 29. April 1942 mit 1054 slowakischen Juden bezeugt, von denen 331 vergast wurden.<ref>Rainer Fröbe: ''Bauen und Vernichten. Die Zentrale Bauleitung Auschwitz und die Endlösung.'' In: Christian Gerlach: ''„Durchschnittstäter“ – Handeln und Motivation.'' Berlin 2000, ISBN 3-922611-84-2, S. 160 mit Anm. 25. – Diese Opfer wurden noch im Krematorium des Stammlagers vergast.</ref> |
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=== Promo-Single's === |
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[[Heinrich Himmler]] besuchte am 17. Juli 1942 den KZ-Komplex Auschwitz und nahm als Augenzeuge im [[KZ Auschwitz-Birkenau]] an der ersten Selektion von verschleppten westeuropäischen Juden teil.<ref>Hans Mommsen: ''Auschwitz, 17. Juli 1942 - Der Weg zur europäischen „Endklösung der Judenfrage“.'' dtv München 2002, ISBN 3-423-30605-X, S. 7f.</ref>Von den beiden Transporten mit 2000 Juden aus den [[Niederlande]]n wurden 1251 Männer und 300 Frauen ins Lager eingewiesen, die übrigen 449 Menschen in [[Gaskammer (Massenmord)#Auschwitz|Gaskammern]] ermordet.<ref>Danuta Czech: ''Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945.'' Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-498-00884-6, S. 250f; Jan Erik Schulte: ''Die Wannsee-Konferenz und Auschwitz''. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): ''Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942…'', Köln 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 235.</ref> |
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* 2004: Vetem Unë Dhe Ti |
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* 2011: Bebi e vitit e Ri (Feat. Noizy) |
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* 2014: Krejt Vet (Feat. Geti) |
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[[Datei:Aussicht-vom-Turm-im-Eingang.JPG|mini|Blick zur Bahnrampe im Lager Auschwitz-Birkenau, Aufnahme von 2006]] |
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== Weblinks == |
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Bei der Ankunft von Deportierten im [[KZ Auschwitz-Birkenau]] gab es derartige Selektionen regelmäßig. Ab dem 4. Juli 1942 fanden sie an der „Judenrampe“ des 2,5 Kilometer entfernten Güterbahnhofs Auschwitz statt.<ref>4. Juli 1942 bei Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors…'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 88. / „Frühjahr 1942“ bei Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg.): ''Der Ort des Terrors'', Bd. 5, München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8, S. 122.</ref> [[Rudolf Höß]] ordnete am 9. Mai 1944 an, den Ausbau der Rampe und des dreigleisigen Bahnanschlusses innerhalb der Umzäunung des Lagers Auschwitz-Birkenau beschleunigt fertigzustellen.<ref>Danuta Czech: ''Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945''. Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-498-00884-6, S. 769.</ref> Zum „Rampendienst“ waren stets Ärzte eingeteilt, die ohne eingehende Untersuchung, nur nach einer äußerlichen Beurteilung entschieden, welche der mit dem Zug eingetroffenen Häftlinge in die [[Gaskammer (Massenmord)#Auschwitz|Gaskammern]] geschickt wurden. [[Wolfgang Sofsky]] stellt heraus, die Selektionspraxis habe sich weniger an beruflichen Fähigkeiten, Körperkraft oder Alter ausgerichtet, sondern sich vielmehr am aktuellen Arbeitskräftebedarf und der Lagerkapazität orientiert. Nach Urteil des Historikers [[Jan Erik Schulte]] gab es bei Selektionen einen maximalen Ermessensspielraum, der einen „letztlich nur vordergründig utilitaristisch motivierten Selektionsprozess“ erlaubte.<ref>Jan Erik Schulte: ''Die Wannsee-Konferenz und Auschwitz''. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): ''Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942…'', Köln 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 237.</ref> |
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* [http://www.teksteshqip.com/tuna/biografia Kurzbiographie, Alben und Singles auf Teksteshqip.com (albanisch)] |
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* [http://www.youtube.com/watch?v=3KhYDv7Se6A/ Tunas erfolgreichste Single] |
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Die Einteilung der [[Lagerarzt|Lagerärzte]] zur Selektion und die Leitung der Selektionen insgesamt nahm in Auschwitz-Birkenau der [[Sanitätswesen (KZ)|Standortarzt]] [[Eduard Wirths]] als deren Vorgesetzter vor. Der Standortarzt war Untergebener des [[KZ-Kommandant|Lagerkommandanten]] und in der Befehlshierarchie der [[Inspektion der Konzentrationslager|Inspektion der Konzentrationslager (IKL)]] dem Leitenden Arzt der IKL unterstellt. Als einziger Lagerarzt soll sich [[Hans Münch]] geweigert haben, bei Selektionen an der Rampe teilzunehmen. |
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Die Situation an der Rampe ließ keinen Widerstand der Opfer zu; sie wurden beschwichtigt oder eingeschüchtert und in der Hoffnung belassen, es handele sich um einen Arbeitseinsatz oder eine Umsiedlung. Zum Einsatz von Schusswaffen kam es dort „fast nie“.<ref>Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors…'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 293.</ref> |
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[[Kategorie:Kosovarischer Künstler]] |
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[[Kategorie:Mazedonischer Musiker]] |
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[[Kategorie:Contemporary-R&B-Sänger]] |
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[[Kategorie:Person (Skopje)]] |
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[[Kategorie:Geboren 1985]] |
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[[Kategorie:Frau]] |
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== Siehe auch == |
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{{Personendaten |
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* [[Liste von NS-Ärzten und Beteiligten an NS-Medizinverbrechen]] |
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|NAME=Sejdiu, Altuna |
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* [[Medizin im Nationalsozialismus]] |
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|ALTERNATIVNAMEN=Tuna (Künstlername) |
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* [[Nürnberger Ärzteprozess]] (9. Dezember 1946 bis 20. August 1947), dabei waren 20 KZ-Ärzte sowie ein Jurist und zwei Verwaltungsfachleute als Organisatoren von Medizinverbrechen des NS-Systems angeklagt (hier: [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]]) |
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|KURZBESCHREIBUNG=mazedonische Sängerin |
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* [[Sprache des Nationalsozialismus]] |
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|GEBURTSDATUM=14. Juli 1985 |
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|GEBURTSORT=[[Skopje]] |
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== Literatur == |
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|STERBEDATUM= |
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* Wolfgang Sofsky: ''Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager.'' Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 276–295: ''Die Selektion.'' |
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|STERBEORT= |
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* Leny Yāhîl: ''Die Shoah. Überlebenskampf und Vernichtung der europäischen Juden.'' Luchterhand, München 1998, ISBN 3-453-02978-X. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Konzentrationslagersystem]] |
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[[Kategorie:Medizin (Nationalsozialismus)]] |
Version vom 29. September 2015, 17:58 Uhr

(Foto: Auschwitz-Album, Mai 1944)
Der Begriff Selektion bezieht sich in der Zeit des Nationalsozialismus in erster Linie auf die Aussonderung von „nicht arbeitsverwendungsfähigen“ Deportierten, Zwangsarbeitern oder KZ-Häftlingen, die anschließend getötet wurden. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch der SS-Wachen wurde der Begriff Selektion wahrscheinlich nicht verwendet;[1] der Vorgang wurde als Aussortierung und Ausmusterung bezeichnet.
Selektion durch die Aktion 14f13
Im Rahmen einer „Invaliden- oder Häftlingseuthanasie“, die der Reichsführer SS Heinrich Himmler mit Philipp Bouhler verabredet hatte, wurden kranke, alte und als „nicht mehr arbeitsfähig“ eingestufte KZ-Häftlinge hauptsächlich zwischen Frühjahr 1941 und März 1942, teils aber bis 1944 in Tötungsanstalten der Aktion T4 durch Kohlenstoffmonoxidgas ermordet.
Die Lagerkommandanten ließen für Häftlinge, die für einen längeren Zeitraum oder dauerhaft nicht arbeitsverwendungsfähig erschienen, Meldebögen ausfüllen, mit denen Angaben zu unheilbaren körperlichen Leiden, Kriegsbeschädigung sowie früheren Straftaten erfasst wurden. Eine anreisende Ärztekommission, die aus einschlägig erfahrenen T4-Gutachtern bestand, erstellte – anfangs noch nach Augenschein, später nur nach Aktenlage – ein Gutachten mit einer Entscheidung darüber, ob der Häftling der „Aktion 14f13“ zugeführt werden solle.[2]
Die ersten Selektionen dieser Art fanden ab April 1941 im KZ Sachsenhausen statt; im Sommer 1941 wurden Häftlinge aus Buchenwald und aus Auschwitz in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein vergast. Selektierte Häftlinge aus dem KZ Mauthausen, dem KZ Dachau und KZ Flossenbürg wurden in der Tötungsanstalt Hartheim umgebracht. In den Tötungsanstalten Sonnenstein und Bernburg wurden „ausgemusterte“ Gefangene aus dem KZ Buchenwald und dem KZ Ravensbrück ermordet. Die Gesamtzahl der durch die Aktion 14f13 getöteten KZ-Häftlinge wird mit 12.330 bis 12.930 angegeben.[3]
Trotz ihres begrenzten Umfangs besaß die Aktion 14f13 „für die Geschichte der Selektion eine zentrale Bedeutung“:[4] Sie etablierte in den Lagern das Prinzip der Selektion, die sich bald von ihrer pseudomedizinischen Legitimation löste und vom Lagerpersonal selbständig betrieben wurde.
Lagerselektionen

Lagerselektionen waren während der Kriegsjahre in allen Konzentrationslagern üblich. Häftlinge, die schwächlich aussahen oder im überfüllten Lager als überflüssig galten, wurden regelmäßig ausgesondert und getötet.[5]
Selektionen beim Appell oder im „Block“ wurden von der Lagerleitung angeordnet. Das Blockpersonal verriegelte die Barackentüren und trieb die Häftlinge in eine Kammer. Der SS-Offizier stand an der Außentür, ließ jeden durch die Stube laufen und entschied nach kurzem Blick über Leben und Tod.[6]
Für regelmäßige Selektionen in den Krankenbauten waren SS-Ärzte und Sanitäter oder der Revierkapo verantwortlich. Die Opfer wurden durch Herzinjektionen umgebracht, zum Verhungern in Sterbeblocks gesperrt oder zur Vernichtung in Gaskammern geschafft. Das zahlenmäßig größte Ausmaß erreichten die Revierselektionen in Auschwitz: Allein in den Monaten August bis Dezember 1942 wurden dort 2467 Menschen mit Giftspritzen, zumeist Phenolinjektionen direkt in den Herzmuskel, umgebracht.[7]
In den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt – Belzec, Sobibor und Treblinka – wurden die Ankommenden fast ausnahmslos ermordet: Aus den Transportzügen wurden nur einige wenige Menschen herausgesucht, um das Häftlings-Arbeitskommando zu ergänzen.[8]
Selektionen in Auschwitz
Die Dienststelle Schmelt, die seit dem 15. Oktober 1940 den Arbeitseinsatz von Juden in Oberschlesien und im Sudetenland organisierte, ließ erstmals Ende 1941 nicht mehr zur Arbeit verwendbare Zwangsarbeiter selektieren, um sie anschließend in Auschwitz vernichten zu lassen. Diese Selektionen wurden von Friedrich Karl Kuczynski und in einem anderen Fall vermutlich vom stellvertretenden Leiter, Heinrich Lindner, verantwortet.[9]
Die erste Selektion in Auschwitz ist für einen „Familientransport“ am 29. April 1942 mit 1054 slowakischen Juden bezeugt, von denen 331 vergast wurden.[10] Heinrich Himmler besuchte am 17. Juli 1942 den KZ-Komplex Auschwitz und nahm als Augenzeuge im KZ Auschwitz-Birkenau an der ersten Selektion von verschleppten westeuropäischen Juden teil.[11]Von den beiden Transporten mit 2000 Juden aus den Niederlanden wurden 1251 Männer und 300 Frauen ins Lager eingewiesen, die übrigen 449 Menschen in Gaskammern ermordet.[12]
Bei der Ankunft von Deportierten im KZ Auschwitz-Birkenau gab es derartige Selektionen regelmäßig. Ab dem 4. Juli 1942 fanden sie an der „Judenrampe“ des 2,5 Kilometer entfernten Güterbahnhofs Auschwitz statt.[13] Rudolf Höß ordnete am 9. Mai 1944 an, den Ausbau der Rampe und des dreigleisigen Bahnanschlusses innerhalb der Umzäunung des Lagers Auschwitz-Birkenau beschleunigt fertigzustellen.[14] Zum „Rampendienst“ waren stets Ärzte eingeteilt, die ohne eingehende Untersuchung, nur nach einer äußerlichen Beurteilung entschieden, welche der mit dem Zug eingetroffenen Häftlinge in die Gaskammern geschickt wurden. Wolfgang Sofsky stellt heraus, die Selektionspraxis habe sich weniger an beruflichen Fähigkeiten, Körperkraft oder Alter ausgerichtet, sondern sich vielmehr am aktuellen Arbeitskräftebedarf und der Lagerkapazität orientiert. Nach Urteil des Historikers Jan Erik Schulte gab es bei Selektionen einen maximalen Ermessensspielraum, der einen „letztlich nur vordergründig utilitaristisch motivierten Selektionsprozess“ erlaubte.[15]
Die Einteilung der Lagerärzte zur Selektion und die Leitung der Selektionen insgesamt nahm in Auschwitz-Birkenau der Standortarzt Eduard Wirths als deren Vorgesetzter vor. Der Standortarzt war Untergebener des Lagerkommandanten und in der Befehlshierarchie der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) dem Leitenden Arzt der IKL unterstellt. Als einziger Lagerarzt soll sich Hans Münch geweigert haben, bei Selektionen an der Rampe teilzunehmen.
Die Situation an der Rampe ließ keinen Widerstand der Opfer zu; sie wurden beschwichtigt oder eingeschüchtert und in der Hoffnung belassen, es handele sich um einen Arbeitseinsatz oder eine Umsiedlung. Zum Einsatz von Schusswaffen kam es dort „fast nie“.[16]
Siehe auch
- Liste von NS-Ärzten und Beteiligten an NS-Medizinverbrechen
- Medizin im Nationalsozialismus
- Nürnberger Ärzteprozess (9. Dezember 1946 bis 20. August 1947), dabei waren 20 KZ-Ärzte sowie ein Jurist und zwei Verwaltungsfachleute als Organisatoren von Medizinverbrechen des NS-Systems angeklagt (hier: Verbrechen gegen die Menschlichkeit)
- Sprache des Nationalsozialismus
Literatur
- Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager. Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 276–295: Die Selektion.
- Leny Yāhîl: Die Shoah. Überlebenskampf und Vernichtung der europäischen Juden. Luchterhand, München 1998, ISBN 3-453-02978-X.
Einzelnachweise
- ↑ Das Verfahren: Das Konzentrationslager Auschwitz. Der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozeß, S. 37244 (vgl. Blatt 595 a-41, S. 421) ISBN 3-89853-501-0 (CD-ROM)
- ↑ Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager. Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 277.
- ↑ Detlef Garbe: Die Konzentrationslager als Stätten des Massenmordes. In: Günther Morsch, Bertrand Perz: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 328.
- ↑ Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors… Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 277.
- ↑ Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors… Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 277 f.
- ↑ Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors… Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 279 f.
- ↑ Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors… Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 283.
- ↑ Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors… Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 286/287.
- ↑ Jan Erik Schulte: Die Wannsee-Konferenz und Auschwitz. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942…, Köln 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 235.
- ↑ Rainer Fröbe: Bauen und Vernichten. Die Zentrale Bauleitung Auschwitz und die Endlösung. In: Christian Gerlach: „Durchschnittstäter“ – Handeln und Motivation. Berlin 2000, ISBN 3-922611-84-2, S. 160 mit Anm. 25. – Diese Opfer wurden noch im Krematorium des Stammlagers vergast.
- ↑ Hans Mommsen: Auschwitz, 17. Juli 1942 - Der Weg zur europäischen „Endklösung der Judenfrage“. dtv München 2002, ISBN 3-423-30605-X, S. 7f.
- ↑ Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945. Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-498-00884-6, S. 250f; Jan Erik Schulte: Die Wannsee-Konferenz und Auschwitz. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942…, Köln 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 235.
- ↑ 4. Juli 1942 bei Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors… Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 88. / „Frühjahr 1942“ bei Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors, Bd. 5, München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8, S. 122.
- ↑ Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945. Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-498-00884-6, S. 769.
- ↑ Jan Erik Schulte: Die Wannsee-Konferenz und Auschwitz. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942…, Köln 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 237.
- ↑ Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors… Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13427-7, S. 293.