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Theodor Lipps und Villa Zillerstraße 1 (Radebeul): Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Villa''' in der '''[[Zillerstraße (Radebeul)|Zillerstraße]] 1/1a''' liegt im Stadtteil [[Niederlößnitz (Radebeul)|Niederlößnitz]] der sächsischen Stadt [[Radebeul]]. Sie wurde spätestens 1874 durch die [[Serkowitz]]er Baumeister [[Gebrüder Ziller]] errichtet. Die Zillerstraße wurde durch die Gebrüder Ziller erschlossen und 1875 nach dem älteren Bruder [[Moritz Ziller]] benannt.
[[Datei:TLipps.jpg|mini|Theodor Lipps]]
'''Theodor Lipps''' (* [[28. Juli]] [[1851]] in [[Wallhalben]]; † [[17. Oktober]] [[1914]] in [[München]]) war ein deutscher [[Philosoph]] und [[Psychologe]] des späten 19. Jahrhunderts. Er galt als einer der Hauptvertreter des [[Psychologismus]] in Deutschlands und als einer der führenden Philosophen seiner Zeit.


Auf der an der [[Borstraße]] gegenüberliegenden Straßenseite steht die [[Villa Heimburg]] der Schriftstellerin [[Wilhelmine Heimburg]]. Auf dem diagonal gegenüberliegenden Grundstück steht die [[Kirche Christus König (Radebeul)|Kirche Christus König]].
== Leben ==
[[Datei:Radebeul Villa Zillerstraße 1.jpg|mini|Villa Zillerstraße 1/1a]]
Lipps wurde als eines von drei Kindern des Pfarrers Johannes Philipp Lipps und dessen erster Frau, der Pfarrerstochter Elise geb. Hoos geboren. Die Mutter starb als Lipps zwei Jahre alt war. Der Vater siedelte nach [[Rheingönheim]] über, dort war Lipps Schüler der Volksschule. Von 1861 bis 1864 besuchte Lipps in Korntal bei Stuttgart die Lateinschule. Im Anschluss wurde er Schüler des [[Herzog-Wolfgang-Gymnasium]]s in [[Zweibrücken]]. Hier bestand er mit 16 Jahren (1867) als Bester seines Jahrganges das Abitur. Lipps hatte einen Bruder, Gottlob Friedrich (1865-1931), der ebenfalls als Philosoph und Psychologe wissenschaftlich tätig war.


== Beschreibung ==
Im Anschluss daran studierte Lipps von 1867 bis 1871 [[Theologie]] auf Wunsch des Vaters nacheinander in [[Erlangen]], [[Tübingen]] und in [[Utrecht]]. Während seines Studiums wurde er 1868 Mitglied der christlichen [[Studentenverbindung]] [[C. St. V. Uttenruthia Erlangen|Uttenruthia]].<ref>[[Leopold Petri]] (Hrsg.): ''Mitgliederverzeichnis des Schwarzburgbundes.'' Vierte Auflage, Bremerhaven 1908, S. 64, Nr. 1373.</ref> 1872 legte er in [[Speyer]] sein theologisches Examen ab. In Tübingen hatte Lipps sein Interesse an den Ideen von [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] und [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] entdeckt. Hundert Jahre vor Lipps hatten sie zusammen mit [[Friedrich Hölderlin]] im [[Evangelisches Stift Tübingen|Theologischen Stift]] gewohnt und gemeinsam für die Verbreitung obrigkeitswidriger Ideen der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] gesorgt.<ref>ZEIT ONLINE: ''Die Gefährten'' von Thomas Assheuer. 18.12.2007.[http://www.zeit.de/2007/52/OdE9-Geist]</ref> Entgegen den Erwartungen seines Vaters und der Kirchenbehörde verweigerte Lipps nach seinem Examen die weitere Ausbildung zum Pfarrer und begann statt dessen in Utrecht [[Philosophie]] und [[Naturwissenschaft]]en zu studieren.
Der zweigeschossige, heute zusammen mit dem alten Seitenflügel und der Einfriedung unter [[Denkmalschutz]] stehende<ref>{{Literatur| Herausgeber=Große Kreisstadt Radebeul| Titel=Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul| Ort=Radebeul,| Jahr=2012| Monat=05| Tag=24| Seiten=39| Kommentar=Letzte von der Stadt Radebeul veröffentlichte Denkmalliste. Die seit 2012 beim Landkreis Meißen angesiedelte Untere Denkmalschutzbehörde hat noch keine Denkmalliste für Radebeul veröffentlicht.| Zugriff=2012-06-20| Typ=PDF}}</ref> Gruppenbau einer [[Villa]] steht auf einem großen Eckgrundstück zur Borstraße, nordwestlich der Kreuzung. Der Grundriss des Haupthauses in Form eines [[Winkelhaken]]s ist mit der entstehenden Innenecke zur Straßenecke ausgerichtet. In dieser Innenecke befindet sich zur Betonung eine viertelkreisförmige und eingeschossige [[Veranda]] mit einer [[Freitreppe]] zum [[Vorgarten]] und einem durch Eisengitter geschützten Austritt obenauf. Die Veranda ist massiv und verglast. Sie wird „an den Eckpunkten von paarigen, im Mauerwerk sitzenden Pilastern“<ref name="haensel" /> begrenzt, die das „kräftige[…] Gebälk aus Sandstein mit feinem [[Zahnschnitt]]“<ref name="haensel" /> des Austritts stützen. Die viertelkreisförmige Rundung wird durch zwei [[Ionische Ordnung|ionische]] [[Säule]]n mit [[Kapitell]]en mit [[Volute]]n und [[Eierstab]] sowie [[Kannelure]]n im Schaft zur Stützung des Gebälks gedrittelt.


Nördlich des Haupthauses, in der Straßenansicht zur Zillerstraße, befindet sich ein zweigeschossiger Verbindungsbau mit „charakteristischem zweibogigem Haupteingang, darüber paarige Fenster zwischen [[Pilaster|Putzpilastern]]“<ref name="haensel">{{BibISBN|9783940200228|Seite=50–51}}</ref> (offene Rundbogenstellung). An diesen schließt sich ein ebenfalls zweigeschossiges Nebengebäude an, das jedoch durch niedrigere Geschosshöhen auch eine niedrigere [[Traufhöhe|Trauf-]] wie auch [[Firsthöhe]] aufweist als das Haupthaus. Hinter der Nordwestecke des Nebengebäude liegen moderne Gebäudeergänzungen aus jüngster Zeit.
1874 erwarb Lipps als [[Hospitant]] in [[Bonn]] mit einer Studie „Zur Herbartschen Ontologie“ den Doktorgrad. Seinen Lebensunterhalt bestritt er in diesen Jahren als Haus- und Gymnasiallehrer. 1877 habilitierte er sich in Bonn mit seiner Arbeit "Grundtatsachen des Seelenlebens" bei [[Jürgen Bona Meyer]] für Philosophie.<ref>Henckmann, Wolfhart, "Lipps, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 670-672 [Onlinefassung]; [http://www.deutsche-biographie.de/ppn117057436.html] - Weitere Infos zum Lebenslauf unter der Homepage der Geburtsgemeinde Wallhalben [http://www.pfaelzer-muehlenland.de/fileadmin/PDF/Theodor_Lipps.pdf]</ref>
Nach einem Lehrauftrag in Bonn (1877–90) und einer Professur in Breslau (1890–94) folgte er einem Ruf an die Universität von München (1894–1914), wo er zum Nachfolger von [[Carl Stumpf]] auf dem Lehrstuhl für Systematische Philosophie wurde. Zu seinen Schülern zählen der Philosoph und Soziologe [[Max Scheler]] und der marxistische Philosoph [[Ernst Bloch]].


Der heute vereinfacht gegliederte Putzbau steht auf einem ebenfalls geputzten Sockel und hat ein sehr flaches, weit überkragendes sowie schiefergedecktes [[Walmdach]]. Die durch profilierte [[Gewände|Sandsteingewände]] eingefassten Fenster tragen gerade [[Verdachung]]en, im Nebengebäude jedoch nur im Erdgeschoss.
== Themen seines Philosophierens ==
Lipps beschäftigte sich vor allem grundlegenden Fragen zur Aufgabe der [[Wissenschaftstheorie|wissenschaftlichen Philosophie]] und mit ihrer Funktion in [[Kooperation]] mit anderen Einzelwissenschaften. Die wissenschaftliche Philosophie verstand er als ''[[Geisteswissenschaft]]'' bzw. als [[Erfahrung|''Wissenschaft der inneren Erfahrung'']]. Diese ''innere Erfahrung'' sollte mit experimentellen Methoden der Psychologie beobachtet und dokumentiert werden. Dafür sollten u. a. die [[Experimentelle Psychologie|experimentellen Methoden]] von [[Wilhelm Wundt]] verwendet werden. Lipps wollte so ein umfassendes Wissen über die Natur des Menschen sammeln. Er forschte dazu insbesondere auf dem Gebiet der psychologischen [[Ästhetik]], das hieß zu Zeiten Lipps über [[Wahrnehmung#Wahrnehmungstheorie|Wahrnehmungstheorien]].<ref>Vgl. Lipps: ''Grundtatsachen des Seelenlebens'', Einleitung. [http://www.gleichsatz.de/b-u-t/begin/lipps/LT-grund1.html online]</ref>


Die [[Einfriedung]] besteht aus Lanzettzaunfeldern zwischen Sandsteinpfeilern.
== Schriften ==
* ''Grundtatsachen des Seelenlebens.'' 1883.
* ''Grundzüge der Logik.'' 1893.
* ''David Hume: Ein Traktat über die menschliche Natur. Band 1-3.'' 1894 (Übersetzung).
* ''Raumästhetik und geometrisch-optische Täuschungen.'' 1897.
* ''Komik und Humor.'' 1898.
* ''Die ethischen Grundfragen: Zehn Vorträge.'' 1899.
* ''Vom Fühlen, Wollen und Denken.'' 1902.
* ''Leitfaden der Psychologie.'' 1903.
* ''Ästhetik.'' 1903–1906.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{BibISBN|9783940200228}}
* Ernst Bloch: ''Nachruf auf Theodor Lipps.'' 1914. in: ''Werke 10.'' S. 53–55.
* {{BibISBN|9783867290043}}
* Georgi Schischkoff (Hrsg): ''Philosophisches Wörterbuch.'' Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-520-01321-5.

* {{NDB|14|670|672|Lipps, Theodor|Wolfhart Henckmann|117057436}}
== Weblinks ==
{{Commonscat|3=S}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
{{SORTIERUNG:Villa Zillerstrasse 01}}

[[Kategorie:Kulturdenkmal in Radebeul]]
== Weblinks ==
[[Kategorie:Villa in Radebeul|Zillerstrasse 01]]
* {{DNB-Portal|117057436}}
[[Kategorie:Gebrüder Ziller]]
* {{DDB|Person|117057436}}
[[Kategorie:Erbaut in den 1870er Jahren]]
* {{PGIA|l#a2709}}
[[Kategorie:Bauwerk des Historismus in Radebeul]]
* [http://www.pfaelzer-muehlenland.de/fileadmin/PDF/Theodor_Lipps.pdf Der Philosoph Theodor Lipps aus Wallhalben]
{{Coordinate |NS=51/06/25/N |EW=13/39/07.75/E |type=landmark |region=DE-SN}}
* [http://scriptorium.hfg-karlsruhe.de/ Einige Texte von Lipps im Original] auf scriptorium.hfg-karlsruhe.de
* [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/search?-format=search&-op_referencetype=eq&referencetype=&-op_author=all&author=Lipps%2C+Th&-op_title=all&title=&-op_secondarytitle=all&secondarytitle=&-op_sql_year=numerical&sql_year=&-op_fullreference=all&fullreference=&-op_online=numerical&-op_id=numerical&id=&online=1&-op_volumeid_search=ct&volumeid_search=&-op_project=eq&project=&-max=25&-display=short&-sort=author%2Csql_year&-find=+Start+Search+ Eine Reihe digitalisierte Texte] von Lipps im Projekt [[Virtual Laboratory]] des [[Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte|Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte]] auf vlp.mpiwg-berlin.mpg.de

{{Normdaten|TYP=p|GND=117057436|LCCN=n/88/297967|VIAF=19725350}}

{{DEFAULTSORT:Lipps, Theodor}}
[[Kategorie:Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Breslau)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Ludwig-Maximilians-Universität München)]]
[[Kategorie:Psychologe]]
[[Kategorie:Philosoph (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Korporierter im Schwarzburgbund]]
[[Kategorie:Geboren 1851]]
[[Kategorie:Gestorben 1914]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Person (Landkreis Südwestpfalz)]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten|
NAME=Lipps, Theodor
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Philosoph und Psychologe
|GEBURTSDATUM=28. Juli 1851
|GEBURTSORT=[[Wallhalben]]
|STERBEDATUM=17. Oktober 1914
|STERBEORT=[[München]]
}}

Version vom 17. September 2015, 17:12 Uhr

Die Villa in der Zillerstraße 1/1a liegt im Stadtteil Niederlößnitz der sächsischen Stadt Radebeul. Sie wurde spätestens 1874 durch die Serkowitzer Baumeister Gebrüder Ziller errichtet. Die Zillerstraße wurde durch die Gebrüder Ziller erschlossen und 1875 nach dem älteren Bruder Moritz Ziller benannt.

Auf der an der Borstraße gegenüberliegenden Straßenseite steht die Villa Heimburg der Schriftstellerin Wilhelmine Heimburg. Auf dem diagonal gegenüberliegenden Grundstück steht die Kirche Christus König.

Villa Zillerstraße 1/1a

Beschreibung

Der zweigeschossige, heute zusammen mit dem alten Seitenflügel und der Einfriedung unter Denkmalschutz stehende[1] Gruppenbau einer Villa steht auf einem großen Eckgrundstück zur Borstraße, nordwestlich der Kreuzung. Der Grundriss des Haupthauses in Form eines Winkelhakens ist mit der entstehenden Innenecke zur Straßenecke ausgerichtet. In dieser Innenecke befindet sich zur Betonung eine viertelkreisförmige und eingeschossige Veranda mit einer Freitreppe zum Vorgarten und einem durch Eisengitter geschützten Austritt obenauf. Die Veranda ist massiv und verglast. Sie wird „an den Eckpunkten von paarigen, im Mauerwerk sitzenden Pilastern“[2] begrenzt, die das „kräftige[…] Gebälk aus Sandstein mit feinem Zahnschnitt[2] des Austritts stützen. Die viertelkreisförmige Rundung wird durch zwei ionische Säulen mit Kapitellen mit Voluten und Eierstab sowie Kanneluren im Schaft zur Stützung des Gebälks gedrittelt.

Nördlich des Haupthauses, in der Straßenansicht zur Zillerstraße, befindet sich ein zweigeschossiger Verbindungsbau mit „charakteristischem zweibogigem Haupteingang, darüber paarige Fenster zwischen Putzpilastern[2] (offene Rundbogenstellung). An diesen schließt sich ein ebenfalls zweigeschossiges Nebengebäude an, das jedoch durch niedrigere Geschosshöhen auch eine niedrigere Trauf- wie auch Firsthöhe aufweist als das Haupthaus. Hinter der Nordwestecke des Nebengebäude liegen moderne Gebäudeergänzungen aus jüngster Zeit.

Der heute vereinfacht gegliederte Putzbau steht auf einem ebenfalls geputzten Sockel und hat ein sehr flaches, weit überkragendes sowie schiefergedecktes Walmdach. Die durch profilierte Sandsteingewände eingefassten Fenster tragen gerade Verdachungen, im Nebengebäude jedoch nur im Erdgeschoss.

Die Einfriedung besteht aus Lanzettzaunfeldern zwischen Sandsteinpfeilern.

Literatur

Commons: Villa Zillerstraße 1 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Radebeul 24. Mai 2012, S. 39 (Letzte von der Stadt Radebeul veröffentlichte Denkmalliste. Die seit 2012 beim Landkreis Meißen angesiedelte Untere Denkmalschutzbehörde hat noch keine Denkmalliste für Radebeul veröffentlicht.).
  2. a b c Markus Hänsel; Thilo Hänsel; Thomas Gerlach (Nachwort): Auf den Spuren der Gebrüder Ziller in Radebeul. Architekturbetrachtungen. 1. Auflage. Notschriften Verlag, Radebeul 2008, ISBN 978-3-940200-22-8, S. 50–51.

Koordinaten: 51° 6′ 25″ N, 13° 39′ 7,8″ O