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Joseph von Utzschneider und Päpstliches Armenisches Kolleg: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Päpstliche Armenische Kolleg''' ([[Italienische Sprache|it.]]: '''Pontificio Collegio Armeno''') in [[Rom]] ist eine päpstliche [[Bildungseinrichtung]] mit einem [[Katholisches Priesterseminar|Priesterseminar]] für [[Priester (Christentum)|Priester]] und [[Priesteramtskandidat]]en der [[Armenisch-Katholische Kirche|Armenischen-Katholischen Kirche]].
[[Datei:Joseph von Utzschneider.jpg|mini|rechts|Joseph von Utzschneider]]
[[Datei:Seehausen_a_St_-_Rieden_-_Schloss_v_S_02.JPG|thumb|Geburtshaus: Schloss Rieden]]
'''Joseph von Utzschneider''' (* [[2. März]] [[1763]] auf [[Seehausen am Staffelsee|Schloss Rieden]] am [[Staffelsee]]; † [[31. Januar]] [[1840]] in [[München]]) war ein für die Entwicklung Bayerns zu Beginn des 19. Jahrhunderts äußerst einflussreicher [[Techniker]] und [[Unternehmer]]. Er war als hoher bayerischer Staatsbeamter [[Saline]]n<nowiki />administrator in [[Berchtesgaden]]. Daneben gründete er eine Reihe von Unternehmen, darunter eine Kunstglashütte und das seit 1809 bestehende und von [[Josef von Fraunhofer]] als Partner geleitete [[Mathematisch-Feinmechanisches Institut|Mathematisch-Feinmechanische Institut]] als Grundlage zur Erstellung von [[Präzisionsinstrument]]en und astronomischen Teleskopen, aus dem das [[Optische Institut]] in München hervorging.
Als Vorstand der Vorgängerinstitution der [[Technische Universität München|Technischen Universität München]] hatte er an deren Ausbau maßgeblichen Anteil. Auch das bayerische [[Grundstückskataster]] geht auf ihn zurück. Von 1818 bis 1821 war er Bürgermeister von München und nach der Verfassungsgebung von 1818 Abgeordneter im Bayerischen Landtag. Für seine Verdienste wurde der Sohn eines Bauern 1808 geadelt.


[[Datei:Trevi - S. Nicola da Tolentino.JPG|miniatur|San Nicola da Tolentino in Rom]]
== Leben ==
[[Datei:Utzschneider-Fraunhofer-Muellerstrasse.jpg|mini|rechts|Büsten für Utzschneider und Fraunhofer, München, Müllerstr. 40]]
[[Datei:Utzschneider-Joseph-Grab-AA-32-Alter-Suedl-Friedhof-GF-23.jpg|mini|Grab von Joseph Utzschneider auf dem [[Alter Südfriedhof (München)|Alten Südlichen Friedhof]] in München {{Coordinate|text=Standort|name=Grab von Joseph Utzschneider|NS=48/7/35.80/N |EW=11/33/51.00/E|type=landmark|region=DE-BY}}]]
Nach der Matura 1778 am (heutigen) [[Wilhelmsgymnasium München]]<ref>Max Leitschuh: ''Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München.'' 4 Bände. Band 3, München 1970–1976, S. 160.</ref> studierte Utzschneider in München und [[Universität Ingolstadt|Ingolstadt]] und wurde 1784 bayerischer [[Hofkammerrat]]. Danach wurde er [[Administrator (Katholische Kirche)|Administrator]] der bayerischen [[Saline]]n in der [[Fürstpropstei Berchtesgaden]] und 1799 Geheimer [[Referendar]] für landständische Angelegenheiten im [[Finanzministerium|Finanzdepartement]]. Seine Verbesserungspläne missfielen allerdings einem großen Teil der Stände, sodass Utzschneider 1801 (mit nur 38 Jahren) unter der grundlosen Beschuldigung, er stehe an der Spitze der Umsturzpartei, zur [[Einstweiliger Ruhestand|Disposition]] gestellt wurde.


Die erste Initiative ein Armenisches [[Kolleg]] zu errichten stammte von [[Papst]] [[Gregor XIII.]], er plante bereits 1584 den Bau eines Priesterseminars für armenische [[Geistlicher|Geistliche]]. Erst 1885 wurde dieser Gedanke erneut aufgegriffen und durch Papst [[Leo XIII.]] in die Tat umgesetzt. Dem päpstlichen Kolleg wurde als geistliches Zentrum die Kirche San Nicola da Tolentino zugeordnet.
Er errichtete nun eine [[Leder]]manufaktur in München und 1804 mit [[Georg Friedrich von Reichenbach]] und [[Joseph Liebherr]] (1767–1840) auch das '' [[Mathematisch-Feinmechanisches Institut|Mathematisch-Feinmechanische Institut]]'', welchem die von ihm zu [[Benediktbeuern]] angelegte Kunstglashütte das nötige [[Kronglas|Kron-]] und [[Flintglas]] lieferte. Aus letzterem entstand, nachdem er 1809 den jungen [[Josef von Fraunhofer]] in seinem Institut beschäftigte, das weltberühmte Optische Institut, welches fast ganz Europa mit Teleskopen und anderen Instrumenten belieferte.


Am 1. November 1883 wurde das Armenische Kolleg feierlich eröffnet. In den ersten 100 Jahren seines Bestehens wurden hier etwa 270 Studenten aufgenommen. Der Sitz der neuen Hochschule wurde zwischen 1939 und 1943 neben San Nicola da Tolentino errichtet. Das Kolleg und die Kirche bildeten in kürzester Zeit einen kulturellen und religiösen Bezugspunkt für die armenischen [[Christ]]en in Rom. Dank einer großzügigen Spende des [[Kardinal]]s [[Grégoire-Pierre Agagianian]] konnte am 8. Juli 1961 eine neue Bibliothek eröffnet werden.
Inzwischen war Utzschneider 1807 wieder als Generalsalinenadministrator und Geheimer Finanzreferendar in den Staatsdienst getreten. Unter seiner Leitung wurde der Bau der [[Saline]] zu [[Rosenheim]] mit der Solenleitung von [[Bad Reichenhall|Reichenhall]] dahin ausgeführt, und durch seinen Einfluss ging 1809 außer der Saline [[Berchtesgaden]] auch die zu [[Hallein]] in bayerische Administration über. Ebenso wurde unter seiner Leitung in Bayern der Grund zu dem [[Kataster|Parzellenkataster]] gelegt. 1811 wurde er Vorstand der [[Staatsschulden]]-Tilgungsanstalt, verließ aber 1814 wieder den Staatsdienst und errichtete eine [[Brauerei]] im Gebäude des heutigen [[Café Luitpold]]<ref>[http://www.luitpoldblock.de/pdf/lounge/cafe_luitpold.pdf luitpoldblock.de]</ref> und eine Tuchmanufaktur. Von 1818 bis 1821 war er Zweiter [[Bürgermeister]] von München. 1818 wurde er zum Ehrenmitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] ernannt. 1835 wurde er Vorstand der 1827 errichteten Münchner polytechnischen Zentralschule, aus der Ende des 19. Jahrhunderts die [[Technische Universität München|Technische Hochschule München]] hervorgehen sollte.


== Organisation ==
Joseph von Utzschneider starb am 31. Januar 1840 in München. Seine Grabstätte befindet sich auf dem [[Alter Südfriedhof (München)|Alten Südlichen Friedhof]] in München (Alte Arkaden Platz 32 bei Gräberfeld 23) {{Coordinate|text=Standort|name=Grab von Joseph Utzschneider|NS=48/7/35.80/N |EW=11/33/51.00/E|type=landmark|region=DE-BY}}. Die Grabstätte zierte ursprünglich eine Büste Utzschneiders, die [[Johann von Halbig]] gestaltet hatte.
Das Kolleg wird von einem [[Rektor]] geleitet, ihm zur Seite gestellt ist ein Vize-Rektor, ein Direktor und ein geistlicher Vater. Der Rektor ist immer ein armenischer [[Prälat]]. Dieses Gremium ist für die strukturelle, geistliche und organisatorische Leitung verantwortlich. Im Durchschnitt nimmt das Kolleg etwa 20 bis 25 Studenten auf, diese können bereits Priester sein oder sich auf das Priesteramt vorbereiten.


== Einzelnachweise ==
== Persönlichkeiten ==
* [[Grégoire-Pierre Agagianian|Grégoire-Pierre Kardinal Agagianian]] (1895–1991) war von 1921 bis 1932 Lehrer, später Vize-Rektor und von 1932 bis 1937 Rektor.
<references />
* [[Mikail Nersès Sétian]] (1918–2002), war Rektor am Kolleg, armenisch-katholischer Bischof und Apostolischer Exarch der Vereinigten Staaten und Kanada
* [[Nerses Bedros XIX.]] (1940–2015), war [[Patriarch]] des armenisch-katholischen [[Patriarchat Cilicia|Patriarchats von Kilikien]], er studierte von 1959 bis 1965 Philosophie am Kolleg.
* [[Mikaël Antoine Mouradian]] (* 1961) ist armenisch-katholischer Bischof in New York und ehemaliger Seminarist am Kolleg


== Literatur ==
== Weblinks ==
*[http://www.pontificiocollegioarmeno.org/ Webpräsenz des Päpstlichen Armenischen Kollegs (italienisch und englisch)]
* Juliane von Åkerman: ''Joseph von Utzschneider.'' In: Jürgen Wurst, Alexander Langheiter (Hrsg.): ''Monachia.'' Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 2005, ISBN 3-88645-156-9, S. 152.
* ''Utzschneider, Joseph von.'' In: ''Meyers Konversations-Lexikon.'' 1888. online [http://www.peter-hug.ch/lexikon/utzschneider]
* Ilse Mackenthun: ''Joseph von Utzschneider. Sein Leben, sein Wirken, seine Zeit.'' [[Dissertation]]. Ludwig-Maximilians-Universität, München 1958.
* ''Monatsblatt für Bauwesen und Landesverschönerung.'' 1/1821
* Hans-Peter Sang: ''Joseph von Utzschneider. Sein Leben und sein Wirken''. Dissertation. Ludwig-Maximilians-Universität, München 1985.
* Ivo Schneider: ''Joseph von Utzschneider. Vision und Wirklichkeit eines neuen Bayern.'' Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2630-4.
* {{ADB|39|420|440|Utzschneider, Josef von|Karl Maximilian von Bauernfeind|ADB:Utzschneider, Josef von}}


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[[Kategorie:Päpstliche Universität]]

[[Kategorie:Armenisch-katholische Kirche]]
{{SORTIERUNG:Utzschneider, Joseph von}}
[[Kategorie:Unternehmer (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Gegründet 1885]]
[[Kategorie:Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Trevi (Rione)]]
[[Kategorie:Unternehmer (München)]]
[[Kategorie:Zweiter Bürgermeister (München)]]
[[Kategorie:Illuminat]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1763]]
[[Kategorie:Gestorben 1840]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Utzschneider, Joseph von
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Techniker
|GEBURTSDATUM=2. März 1763
|GEBURTSORT=Rieden ([[Seehausen am Staffelsee]])
|STERBEDATUM=31. Januar 1840
|STERBEORT=[[München]]
}}

Version vom 16. August 2015, 20:08 Uhr

Das Päpstliche Armenische Kolleg (it.: Pontificio Collegio Armeno) in Rom ist eine päpstliche Bildungseinrichtung mit einem Priesterseminar für Priester und Priesteramtskandidaten der Armenischen-Katholischen Kirche.

San Nicola da Tolentino in Rom

Die erste Initiative ein Armenisches Kolleg zu errichten stammte von Papst Gregor XIII., er plante bereits 1584 den Bau eines Priesterseminars für armenische Geistliche. Erst 1885 wurde dieser Gedanke erneut aufgegriffen und durch Papst Leo XIII. in die Tat umgesetzt. Dem päpstlichen Kolleg wurde als geistliches Zentrum die Kirche San Nicola da Tolentino zugeordnet.

Am 1. November 1883 wurde das Armenische Kolleg feierlich eröffnet. In den ersten 100 Jahren seines Bestehens wurden hier etwa 270 Studenten aufgenommen. Der Sitz der neuen Hochschule wurde zwischen 1939 und 1943 neben San Nicola da Tolentino errichtet. Das Kolleg und die Kirche bildeten in kürzester Zeit einen kulturellen und religiösen Bezugspunkt für die armenischen Christen in Rom. Dank einer großzügigen Spende des Kardinals Grégoire-Pierre Agagianian konnte am 8. Juli 1961 eine neue Bibliothek eröffnet werden.

Organisation

Das Kolleg wird von einem Rektor geleitet, ihm zur Seite gestellt ist ein Vize-Rektor, ein Direktor und ein geistlicher Vater. Der Rektor ist immer ein armenischer Prälat. Dieses Gremium ist für die strukturelle, geistliche und organisatorische Leitung verantwortlich. Im Durchschnitt nimmt das Kolleg etwa 20 bis 25 Studenten auf, diese können bereits Priester sein oder sich auf das Priesteramt vorbereiten.

Persönlichkeiten

Koordinaten: 41° 54′ 18,4″ N, 12° 29′ 28,5″ O