Der Wind in den Weiden und Ars moriendi: Unterschied zwischen den Seiten
Pocci (Diskussion | Beiträge) K Änderungen von 85.180.119.99 (Diskussion) rückgängig gemacht und letzte Version von Wildtierreservat wiederhergestellt |
→Entstehung: nochmals leicht ergänzt, Stil, Typographie |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Ars.moriendi.pride.a.jpg|mini|[[Dämon]]en versuchen einen Sterbenden mit Kronen (ein Zeichen irdischen Stolzes), unter den missbilligenden Blicken Mariens, Christi und Gottes, des Vaters. Holzschnitt]] |
|||
'''Der Wind in den Weiden''' (''The Wind in the Willows'') ist ein [[Roman]] für Kinder, den [[Kenneth Grahame]] [[1908]] veröffentlichte. Der Roman ist einer der großen englischen [[Kinderbuch]]klassiker. Es gibt Nachfolger von [[William Horwood]], der erste ist ''[[Die Weiden im Winter]]''. |
|||
Als '''Ars moriendi''' ([[Lateinische Sprache|lat.]] für „die Kunst des Sterbens“) wird eine im [[Spätmittelalter]] entstandene Gattung der [[Erbauungsliteratur]] bezeichnet, die die [[Christentum|christliche]] Vorbereitung auf einen guten Tod lehren. Dabei kann ''Ars moriendi'' sowohl die unmittelbare Situation des Sterbens („den guten Tod“) als auch die Einübung des Sterbens zur rechten Zeit bedeuten. Der Gegenbegriff ist ''[[Lebenskunst|Ars vivendi]]''. |
|||
== Handlung == |
|||
[[File:Wind in the willows.jpg|thumb|The Wind in The Willows]] |
|||
Der [[Maulwürfe|Maulwurf]] flieht vor dem Frühjahrsputz und sieht das erste Mal einen Fluss. Er trifft auf die [[Ostschermaus|Wasserratte]], mit der er sich anfreundet. Diese stellt ihm den [[Kröten (Familie)|Kröterich]] vor, der ganz versessen auf technische Errungenschaften wie [[Motorboot]]e, Zigeunerwohnwagen und Autos ist. Auch macht er über die Ratte die Bekanntschaft mit dem [[Dachs]], der im Wilden Wald wohnt. Als der Maulwurf, die Ratte und der Dachs den Kröterich von seiner steten Jagd nach Ablenkung und Amüsement abbringen wollen, entkommt dieser, stiehlt einen Wagen und landet im Gefängnis der Menschen. Nach wilden Abenteuern gelingen ihm die Flucht und Heimkehr. Sein Schloss Krötenhall wurde in der Zwischenzeit jedoch von den [[Marder]]n und [[Wiesel]]n besetzt. Nur mit Hilfe seiner drei Freunde gelingt es ihm schließlich, sein Heim zurückzuerobern. |
|||
== Entstehung == |
== Entstehung == |
||
Im [[Mittelalter]] fürchete man, auch vor dem Hintergrund vieler [[Seuche]]n wie dem [[Schwarzer Tod|Schwarzen Tod]], vor allem den unerwarteten Tod. Einige Heilige, wie etwa der hl. [[Christophorus]] oder der hl. [[Josef von Nazaret|Josef]], wurden gegen einen unvorbereiteten Tod oder um ein gutes Sterben angerufen. Der tägliche Anblick des hl. Christophorus sollte vor einem unvorbereiteten Tod bewahren; die übergroße Darstellung des hl. Christophorus an vielen Kirchen diente diesen Zweck. Man fürchtete insbesondere, ohne die rechte Vorbereitung der Seele und ohne christliche Begleitung sterben zu müssen, etwa, indem man von Räubern erschlagen wurde. |
|||
Der [[Schottland|Schotte]] Grahame war bei seiner Großmutter in einem Haus am Fluss aufgewachsen und unternahm als Erwachsener viele Bootsfahrten mit seinem Sohn. Abends erzählte er diesem Geschichten über die Tiere, die sie trafen. Die Abenteuer, die die Grundlage dieses Romans bildeten, verfasste er ebenfalls für seinen vierjährigen Sohn, dem er die Kapitel in die Ferien nachsandte. |
|||
Mit der Einübung einer ''Ars moriendi'' wollte man erreichen, dass die Menschen sich um das Heil ihrer [[Seele]] ''(salus animae)'' bemühten, solange noch Zeit dazu war. In einer solchen Erbauungsschrift finden sich für gewöhnlich Ausführungen über die Versuchungen und [[Laster#Traditionelles_Verständnis|Wurzelsünden]], die dem Heil der Seele gefährlich oder abträglich sein konnten: Versuchungen des Glaubens, der Verzweiflung nachgeben, dem Hochmut oder Stolz'' (superbia)'' verfallen, wie auch die Versuchung durch irdische Güter, gefolgt von Erläuterungen, wie diesen Versuchungen begegnet werden könne. |
|||
Für zeitgenössische Erwachsene erwies sich der Roman als besonders reizvoll, weil er damalige gesellschaftliche Verhältnisse spiegelte. Die Vertreibung der Herdentiere des Wilden Waldes wurde von vielen Lesern als satirischer Kommentar zu den Ängsten des Landadels (besonders des Kröterichs) vor dem [[Sozialismus]] verstanden. Gleichzeitig stattete der Autor die Tiere mit individuellen Eigenschaften aus, die den tierischen Verhaltensweisen der Arten nicht widersprechen. Auch gelangen ihm eindrucksvolle Naturschilderungen, die die Schönheit der einzelnen Jahreszeiten erfassen und ein unaufdringliches Plädoyer für ein Leben mit der Umwelt jenseits eines übertriebenen Technik- und Fortschrittsglaubens abgeben. |
|||
[[Jean Gerson]] schrieb um 1408 den Prototyp der Textgattung der ''Ars moriendi'', das ''Opus(culum) tripartitum''. Der elsässische Prediger [[Johann Geiler von Kaysersberg]] übersetzte dieses Werk um 1481 unter dem Titel ''Wie man sich halten sol by eym sterbenden Menschen'' und verfasste 1497 eine selbständige Schrift: ''Ein ABC, wie man sich schicken sol, zu einem kostlichen seligen tod''. |
|||
Die Auflage des Romans von 1931 wurde von [[Ernest Shepard]] illustriert. |
|||
Die [[Meister E. S.#Ars moriendi|Die ''Ars moriendi'' des Meisters E. S.]] von 1415 bzw. in einer zweiten Fassung von 1450 enthält zahlreiche illustrierende Holzsschnitte, die wiederum auf [[Buchmalerei|Illuminationen]] früherer Autoren beruhten. |
|||
== Übersetzungen ins Deutsche == |
|||
Die erste deutsche Übersetzung erschien 1929. Die bekanntesten Übertragungen stammen von [[Harry Rowohlt]] (1973), [[Sybil Gräfin Schönfeldt]] (1988) und [[Anne Löhr-Gößling]] (1996). |
|||
[[Domenico Capranica|Domenico Kardinal Capranica]] verfasste 1452 ein weiteres Erbauungsbuch über einen guten Tod, den ''Speculum artis bene moriendi'' („Spiegel der Kunst des guten Sterbens“, auch ''Ars bene moriendi'', „Die Kunst des guten Sterbens“), das 1473 in deutscher Übertragung vorlag. Daneben wurden auch viele ''Artes moriendi'' ohne Angabe des Verfassers gedruckt. In der bildlichen Kunst des Mittelalters entspricht deren Grundhaltung auch der des sogenannten [[Totentanz]]es<ref name="Wehrens">Hans Georg Wehrens: ''Der Totentanz im alemannischen Sprachraum. "Muos ich doch dran – und weis nit wan''. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, S. 14, 49ff. ISBN 978-3-7954-2563-0</ref>. |
|||
Die Übersetzungen im Einzelnen: |
|||
== Siehe auch == |
|||
* ''Christoph, Großmaul und Cornelius. Die Abenteuer einer fidelen Gesellschaft am Fluß, im Wald und anderswo''. Deutsch von Else Steup. D. Gundert, Stuttgart 1929 |
|||
* [[Sepulkralkultur]] |
|||
* ''Die Leutchen um Meister Dachs. Eine lange Geschichte von sehr lebendigen Tieren''. Deutsch von Theresia Mutzenbecher. Herder, Freiburg im Breisgau 1951 |
|||
* ''Der Wind in den Weiden oder der Dachs lässt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden''. Deutsch von Harry Rowohlt. Middelhauve, Köln 1973 (aktuelle Ausgabe: Kein und Aber, Zürich 2004, ISBN 3-0369-5123-7) |
|||
* ''Der Wind in den Weiden''. Deutsch von Gisela Richter. Ion-Creanga-Verlag, Bukarest 1975 |
|||
* ''Der Wind in den Weiden''. Deutsch von Sybil Gräfin Schönfeldt. Bertelsmann, München 1988 (aktuelle Ausgabe: cbj, München 2005, ISBN 3-570-12996-9) |
|||
* ''Wind in den Weiden''. Deutsch von Uta Angerer. Südwest-Verlag, München 1989, ISBN 3-517-01139-8 |
|||
* ''Der Wind in den Weiden''. Deutsch von Anne Löhr-Gößling. Thienemann, Stuttgart und Wien 1996, ISBN 3-522-16935-2 |
|||
== Literatur == |
|||
* ''Ars vivendi – Ars moriendi. Die Kunst zu leben – Die Kunst zu sterben.'' Die Handschriftensammlung Renate König. 34 der schönsten Andachtsbücher des Mittelalters aus der wohl bedeutendsten Sammlung in deutschem Privatbesitz. Hrsg. und bearbeitet von Joachim M. Plotzek u. a. Katalog zur Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Köln. Hirmer, München 2001, ISBN 3-7774-9180-2 |
|||
* Die von Harry Rowohlt selbst gelesene Hörbuch-Ausgabe (Kein und Aber, Zürich 2003, ISBN 3-0369-1320-3) gehört zusammen mit seinem Pu-der-Bär-Hörbuch (auch dieses hat Rowohlt übersetzt) zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Kinderhörbüchern. |
|||
* Franz Falk: ''Die deutschen Sterbebüchlein von der ältesten Zeit des Buchdrucks bis zum Jahre 1520.'' Bachem, Köln 1890; Nachdruck: Rodopi, Amsterdam 1969 (gibt einen guten Überblick und weitere Titel) |
|||
* Alois M. Haas: [http://www.unicom.uzh.ch/static/unimagazin/archiv/2-97/didaktik.html ''Didaktik des Sterbens in Text und Bild''] |
|||
== Adaptionen == |
|||
* Arthur E. Imhof: ''Ars moriendi. Die Kunst des Sterbens einst und heute.'' Böhlau, 1993, ISBN 3-205-05361-3 (Aus [[Gerontologie|gerontologischer]] Sicht) |
|||
* Anne Th Klärner: ''Die Lebens-Kultur der ars moriendi. Literatur als Weg in der Lebens- und Sterbebegleitung.'' hospizverlag, 2006, ISBN 3-9810020-7-5 |
|||
=== Theater und Film === |
|||
* Jacques Laager (Hrsg./Übers.): ''Ars moriendi. Die Kunst, gut zu leben und gut zu sterben. Texte von Cicero bis Luther, mit 11 Kupferstichen von Meister E.S.'' Manesse, Zürich 1996, ISBN 3-7175-1884-4, ISBN 3-7175-1885-2 |
|||
[[William Horwood]] schrieb mehrere Nachfolgeromane, [[J. M. Barrie]] adaptierte ''Der Wind in den Weiden'' für ein Theaterstück, ebenso [[A. A. Milne]] für ''Toad of Toad Hall'' (Sir [[Ian Holm]] spielte ab 1954 in [[London]] den Hasen). Neben der Comic- und Zeichentrickversion von [[Michel Plessix]], der dafür den [[Max-und-Moritz-Preis]] gewann, existieren noch weitere nennenswerte Verfilmungen: |
|||
* Claudia Resch: ''Trost im Angesicht des Todes. Frühe reformatorische Anleitungen zur Seelsorge an Kranken und Sterbenden'', A. Francke Verlag, Tübingen und Basel 2006, ISBN 978-3-7720-8191-0 |
|||
* Rainer Rudolf, Rudolf Mohr, Gerd Heinz-Mohr: ''Ars moriendi I. Mittelalter II. 16. bis 18. Jahrhundert III. Praktisch-theologisch''. In: ''[[Theologische Realenzyklopädie]].'' Band 4, 1979, S. 143–156 |
|||
* 1949: Segment des Zeichentrickfilms ''[[Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte]]'' von [[Walt Disney]]. |
|||
* Thomas Schwaiger: ''Christliches Totenbuch. Meditationen über Ende und Anfang.'' Kösel, München 2005, ISBN 3-466-36699-2 |
|||
* 1983: [[Stop-Motion]]-Trickfilm von [[Cosgrove Hall]], dem eine [[Fernsehserie]] im gleichen Stil folgte. |
|||
* {{Zedler Online|s2|ARS MORIENDI|436|437}} |
|||
* 1996: Zeichentrickfilm mit Synchronsprechern wie [[Michael Palin]] als Ratte und [[Alan Bennett]] als Maulwurf, gefolgt von einer Verfilmung des Nachfolgeromans ''Die Weiden im Winter''. |
|||
* 1996: Spielfilm-Version von [[Terry Jones]]. Unter anderem übernahm [[John Cleese]] eine Rolle als Anwalt des Kröterichs. |
|||
=== Hörspielbearbeitungen === |
|||
Die erste deutsche Hörspieladaption des Werkes verfasste [[Martin Walser]]. Das 60-minütige Hörspiel wurde vom [[Süddeutscher Rundfunk|SDR]] unter der Regie Walsers produziert und 1953 urgesendet. |
|||
Eine sechsteilige deutschsprachige [[Schallplatte]]neinrichtung (1976) des Kinderbuches von [[Charlotte Nieman]] nach der Übersetzung von [[Harry Rowohlt]] für die [[Deutsche Grammophon]] in Coproduktion mit dem [[Kinderfunk]] [[Radio Bremen]]s erhielt 1978 den [[Deutscher Schallplattenpreis|Deutschen Schallplattenpreis]]. An ihr wirkten [[Ulrich von Bock]], [[Horst Breiter]], [[Sabine Postel]], [[Kurt Lieck]] und [[Jens Scholkmann]] als Sprecher mit. |
|||
1985 vertonte [[Eddie Hardin]] das Kinderbuch unter Beteiligung von [[Tony Ashton]], [[Maggie Bell]], [[Donovan]], [[John Entwistle]] und vielen anderen. 1991 gab es eine Live-Vorführung davon in [[Freiburg im Breisgau]]. |
|||
Eine ebenfalls sechsteilige deutschsprachige Hörspielfassung hat der Westdeutsche Rundfunk 2008 produziert und gesendet. Die Hörspielbearbeitung auf der Basis der Übersetzung von Harry Rowohlt hat Oliver Metz geschrieben, Musik hat [[Ulrike Haage]] komponiert und eingespielt, die Regie hatte Annette Kurth. Mitwirkende Sprecher: Erzählerin - Alexandra Henkel, Maulwurf - Jan-Gregor Kremp, Wasserratte - Stefan Kaminski, Kröterich - Tommi Piper, Dachs - Reiner Schöne, uva. Das Hörspiel ist auch im Handel erhältlich. (Quelle: Booklet der Hörpiel-CD) |
|||
== Sonstiges == |
|||
Das erste Album von [[Pink Floyd]] ''The Piper at the Gates of Dawn'' ist nach dem 7. Kapitel des Buches benannt. |
|||
Der niederländische Komponist [[Johan de Meij]] vertonte die Geschichte als viersätziges Werk für sinfonisches Blasorchester. |
|||
Der irischstämmige Songwriter und Sänger [[Van Morrison]] veröffentlichte 1997 auf seiner CD "The healing game" das Lied "Piper at the gates of dawn" mit dem Refrain: There´s the wind in the willows - and the piper at the gates of dawn. |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat}} |
|||
{{commons|Category:The Wind in the Willows}} |
|||
* [http://inkunabeln.ub.uni-koeln.de/ Eingescannte Exemplare in der UB der Universität Köln] (Suche nach dem Titel „moriendi“) |
|||
* {{IMDb Titel|tt0094326|Der Wind in den Weiden (1987)}} |
|||
* [http://www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/ARSMOR.htm Einträge] im [[Gesamtkatalog der Wiegendrucke]] |
|||
* {{IMDb Titel|tt0118172|Der Wind in den Weiden (1996-Terry Jones)}} |
|||
* [http://userpage.fu-berlin.de/~aeimhof/seelefr.htm Die Holzschnitte der ars moriendi] |
|||
* [http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg60 ein handschriftliches Exemplar] (ab Seite 127 in [[Codex Palatinus Germanicus]] 60) |
|||
* [http://www.atelierleonhardt.de/uebung.htm Nachdruck einer ars moriendi im Jahre 2004] |
|||
* [http://webhistoriker.de/sterben-kunst-ars-moriendi/ webhistoriker.de] Todesvorstellungen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hier auch Erläuterungen zu Totentanz und ars moriendi |
|||
* Donald F. Duclow: ''[http://www.deathreference.com/A-Bi/Ars-Moriendi.html Ars Moriendi]'', in: R. Kastenbaum (Hg.): [Macmillan] ''Encyclopedia of Death and Dying''. The Gale Group Inc. 2003, Online-Ausgabe Advameg, Illinois 2012. |
|||
* [[Peter Godzik]] (Hrsg.): ''Sterbenden Freund sein. Texte aus der seelsorgerlichen und liturgischen Tradition der Kirche (Texte aus der [[VELKD]] 55/1993)'', Lutherisches Kirchenamt, Hannover 1993. [http://www.pkgodzik.de/fileadmin/user_upload/Hospiz_und_Sterbebegleitung/Sterbenden_Freund_sein.pdf (online auf pkgodzik.de)] (PDF; 695 kB) |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
{{DEFAULTSORT:Wind in den Weiden, Der}} |
|||
<references/> |
|||
[[Kategorie:Literarisches Werk]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (Englisch)]] |
|||
[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]] |
|||
[[Kategorie:Hörspiel (Titel)]] |
|||
[[Kategorie:Mittelalter (Literatur)]] |
|||
[[ca:El vent entre els salzes]] |
|||
[[Kategorie:Erbauungsliteratur]] |
|||
[[cy:The Wind in the Willows]] |
|||
[[Kategorie:Sterben]] |
|||
[[da:Vinden i Piletræerne]] |
|||
[[Kategorie:Tod (Christentum)]] |
|||
[[en:The Wind in the Willows]] |
|||
[[es:El viento en los sauces]] |
|||
[[fi:Kaislikossa suhisee]] |
|||
[[fr:Le Vent dans les saules (roman)]] |
|||
[[he:הרוח בערבי הנחל]] |
|||
[[it:Il vento tra i salici]] |
|||
[[ja:たのしい川べ]] |
|||
[[nl:De wind in de wilgen]] |
|||
[[pl:O czym szumią wierzby]] |
|||
[[pt:O Vento nos Salgueiros]] |
|||
[[ru:Ветер в ивах]] |
|||
[[sh:The Wind in the Willows]] |
|||
[[sv:Det susar i säven]] |
|||
[[uk:Вітер у вербах]] |
|||
[[zh:柳林中的風聲]] |
Version vom 5. August 2015, 12:28 Uhr

Als Ars moriendi (lat. für „die Kunst des Sterbens“) wird eine im Spätmittelalter entstandene Gattung der Erbauungsliteratur bezeichnet, die die christliche Vorbereitung auf einen guten Tod lehren. Dabei kann Ars moriendi sowohl die unmittelbare Situation des Sterbens („den guten Tod“) als auch die Einübung des Sterbens zur rechten Zeit bedeuten. Der Gegenbegriff ist Ars vivendi.
Entstehung
Im Mittelalter fürchete man, auch vor dem Hintergrund vieler Seuchen wie dem Schwarzen Tod, vor allem den unerwarteten Tod. Einige Heilige, wie etwa der hl. Christophorus oder der hl. Josef, wurden gegen einen unvorbereiteten Tod oder um ein gutes Sterben angerufen. Der tägliche Anblick des hl. Christophorus sollte vor einem unvorbereiteten Tod bewahren; die übergroße Darstellung des hl. Christophorus an vielen Kirchen diente diesen Zweck. Man fürchtete insbesondere, ohne die rechte Vorbereitung der Seele und ohne christliche Begleitung sterben zu müssen, etwa, indem man von Räubern erschlagen wurde.
Mit der Einübung einer Ars moriendi wollte man erreichen, dass die Menschen sich um das Heil ihrer Seele (salus animae) bemühten, solange noch Zeit dazu war. In einer solchen Erbauungsschrift finden sich für gewöhnlich Ausführungen über die Versuchungen und Wurzelsünden, die dem Heil der Seele gefährlich oder abträglich sein konnten: Versuchungen des Glaubens, der Verzweiflung nachgeben, dem Hochmut oder Stolz (superbia) verfallen, wie auch die Versuchung durch irdische Güter, gefolgt von Erläuterungen, wie diesen Versuchungen begegnet werden könne.
Jean Gerson schrieb um 1408 den Prototyp der Textgattung der Ars moriendi, das Opus(culum) tripartitum. Der elsässische Prediger Johann Geiler von Kaysersberg übersetzte dieses Werk um 1481 unter dem Titel Wie man sich halten sol by eym sterbenden Menschen und verfasste 1497 eine selbständige Schrift: Ein ABC, wie man sich schicken sol, zu einem kostlichen seligen tod.
Die Die Ars moriendi des Meisters E. S. von 1415 bzw. in einer zweiten Fassung von 1450 enthält zahlreiche illustrierende Holzsschnitte, die wiederum auf Illuminationen früherer Autoren beruhten.
Domenico Kardinal Capranica verfasste 1452 ein weiteres Erbauungsbuch über einen guten Tod, den Speculum artis bene moriendi („Spiegel der Kunst des guten Sterbens“, auch Ars bene moriendi, „Die Kunst des guten Sterbens“), das 1473 in deutscher Übertragung vorlag. Daneben wurden auch viele Artes moriendi ohne Angabe des Verfassers gedruckt. In der bildlichen Kunst des Mittelalters entspricht deren Grundhaltung auch der des sogenannten Totentanzes[1].
Siehe auch
Literatur
- Ars vivendi – Ars moriendi. Die Kunst zu leben – Die Kunst zu sterben. Die Handschriftensammlung Renate König. 34 der schönsten Andachtsbücher des Mittelalters aus der wohl bedeutendsten Sammlung in deutschem Privatbesitz. Hrsg. und bearbeitet von Joachim M. Plotzek u. a. Katalog zur Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Köln. Hirmer, München 2001, ISBN 3-7774-9180-2
- Franz Falk: Die deutschen Sterbebüchlein von der ältesten Zeit des Buchdrucks bis zum Jahre 1520. Bachem, Köln 1890; Nachdruck: Rodopi, Amsterdam 1969 (gibt einen guten Überblick und weitere Titel)
- Alois M. Haas: Didaktik des Sterbens in Text und Bild
- Arthur E. Imhof: Ars moriendi. Die Kunst des Sterbens einst und heute. Böhlau, 1993, ISBN 3-205-05361-3 (Aus gerontologischer Sicht)
- Anne Th Klärner: Die Lebens-Kultur der ars moriendi. Literatur als Weg in der Lebens- und Sterbebegleitung. hospizverlag, 2006, ISBN 3-9810020-7-5
- Jacques Laager (Hrsg./Übers.): Ars moriendi. Die Kunst, gut zu leben und gut zu sterben. Texte von Cicero bis Luther, mit 11 Kupferstichen von Meister E.S. Manesse, Zürich 1996, ISBN 3-7175-1884-4, ISBN 3-7175-1885-2
- Claudia Resch: Trost im Angesicht des Todes. Frühe reformatorische Anleitungen zur Seelsorge an Kranken und Sterbenden, A. Francke Verlag, Tübingen und Basel 2006, ISBN 978-3-7720-8191-0
- Rainer Rudolf, Rudolf Mohr, Gerd Heinz-Mohr: Ars moriendi I. Mittelalter II. 16. bis 18. Jahrhundert III. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 4, 1979, S. 143–156
- Thomas Schwaiger: Christliches Totenbuch. Meditationen über Ende und Anfang. Kösel, München 2005, ISBN 3-466-36699-2
- ARS MORIENDI. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Supplement 2, Leipzig 1751, Sp. 436 f.
Weblinks
- Eingescannte Exemplare in der UB der Universität Köln (Suche nach dem Titel „moriendi“)
- Einträge im Gesamtkatalog der Wiegendrucke
- Die Holzschnitte der ars moriendi
- ein handschriftliches Exemplar (ab Seite 127 in Codex Palatinus Germanicus 60)
- Nachdruck einer ars moriendi im Jahre 2004
- webhistoriker.de Todesvorstellungen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hier auch Erläuterungen zu Totentanz und ars moriendi
- Donald F. Duclow: Ars Moriendi, in: R. Kastenbaum (Hg.): [Macmillan] Encyclopedia of Death and Dying. The Gale Group Inc. 2003, Online-Ausgabe Advameg, Illinois 2012.
- Peter Godzik (Hrsg.): Sterbenden Freund sein. Texte aus der seelsorgerlichen und liturgischen Tradition der Kirche (Texte aus der VELKD 55/1993), Lutherisches Kirchenamt, Hannover 1993. (online auf pkgodzik.de) (PDF; 695 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Hans Georg Wehrens: Der Totentanz im alemannischen Sprachraum. "Muos ich doch dran – und weis nit wan. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, S. 14, 49ff. ISBN 978-3-7954-2563-0