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Rainer Hildebrandt und Jüdischer Friedhof (Königswinter): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Königswinter jüdischer Friedhof437.JPG|miniatur|Blick in den jüdischen Friedhof Königswinter von der Rheinallee]]
'''Rainer Hildebrandt''' (* [[14. Dezember]] [[1914]] in [[Stuttgart]]; † [[9. Januar]] [[2004]] in [[Berlin]]) war ein deutscher Historiker und Publizist sowie Gründer des [[Mauermuseum]]s am [[Checkpoint Charlie]] in Berlin.
[[Datei:Königswinter jüdischer Friedhof424.JPG|miniatur|Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs in Königswinter]]
[[Datei:Königswinter jüdischer Friedhof434.JPG|miniatur|links|hochkant|Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Königswinter]]
Der '''Jüdische Friedhof Königswinter''' ist ein [[jüdischer Friedhof]] in [[Königswinter]], einer [[Stadt]] im [[Rhein-Sieg-Kreis]] im südlichen [[Nordrhein-Westfalen]]. Er liegt im Norden der Altstadt an der Ecke Rheinallee/Clemens-August-Straße. Der Friedhof steht als [[Denkmalschutzgesetz (Nordrhein-Westfalen)#Baudenkmäler|Baudenkmal]] unter [[Denkmalschutz]].<ref name="Denkmalliste">[[Liste der Baudenkmäler in Königswinter|Denkmalliste der Stadt Königswinter]], Nummer [[Liste der Baudenkmäler in Königswinter#A 231|A 231]]</ref>


== Leben ==
== Geschichte ==
Der jüdische Friedhof in Königswinter wurde bereits im 16. Jahrhundert angelegt. Er diente den [[Kehillah|jüdischen Gemeinden]] [[Jüdische Gemeinde Königswinter|Königswinter]], [[Jüdische Gemeinde Oderdollendorf|Oberdollendorf]] und [[Jüdische Gemeinde Oberkassel|Oberkassel]] als Begräbnisstätte. Der Friedhof wurde 1874 durch Ankauf einer nördlich angrenzenden Ackerparzelle mit einer Größe von 234&nbsp;m² erweitert. Als auch diese mit einer Mauer umgeben werden sollte, sprach sich der Königswinterer Gemeinderat im August 1880 dagegen aus und setzte sich im Januar 1881 sogar für die Verlegung des Friedhofs in die [[Bürgermeisterei Oberkassel]] ein,<ref name="Klein2008" />{{Rp|511}} da die Grundstücke am Rhein zu einem attraktiven Wohngebiet geworden waren. Trotz eines vom Gemeinderat eingeholten neuen kreisärztlichen Gutachtens, das sich ebenfalls für die Verlegung aussprach, wies der [[Oberpräsident]] der [[Rheinprovinz]] den Einspruch zurück und genehmigte somit die Friedhofserweiterung einschließlich des Baus der Mauer.<ref name="Rey" />{{Rp|64 ff.}} Im Herbst 1926 gab der Bürgermeister von Königswinter in Folge der nach einem vorangegangenen Rheinhochwasser eingeleiteten Schutzmaßnahmen zu erkennen, mit Hilfe des Hinweises auf die hygienischen Verhältnisse der Begräbnisstätte deren Schließung erreichen zu wollen.<ref name="Klein2008" />{{Rp|511}}
Rainer Hildebrandt, Sohn des Kunsthistorikers [[Hans Hildebrandt]], studierte an der [[Deutsche Hochschule für Politik#Auslandswissenschaftliche Fakultät|Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Deutschen Hochschule für Politik]] in Berlin. Dort sammelte sich ab 1939/40 ein reger Kreis widerständiger Dozenten und Studenten. Darunter befanden sich neben [[Harro Schulze-Boysen]] und [[Horst Heilmann]] auch der Professor [[Albrecht Haushofer]] und der Student Rainer Hildebrandt. Er hatte Kontakt zum weiteren Kreis der Attentäter gegen Hitler am [[20.&nbsp;Juli 1944]] und war Angehöriger des Haushofer Kreises: „''Den Weggefährten gilt ein langer Blick. Ich habe meine besten Freunde, Albrecht Haushofer und Horst Heilmann, im Nazi-Reich verloren und war selbst 17 Monate in Haft. Ich habe gelernt, gegen das Unrecht zu kämpfen.''“<ref>Rainer Hildebrandt: ''Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer''. [http://buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-922484-48-6 buchhandel.de]</ref>


In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] bemühten sich ab Juni 1933 15 ortsansässige Bürger mittels eines Antrags an die Stadt um die Schließung und Verlegung des Friedhofs. Nachdem die erneut zur Begründung angeführten angeblichen gesundheitlichen Risiken in einem kreisärztlichen Gutachten Bestätigung fanden, wurde er auf einen Antrag des vormaligen kommissarischen Bürgermeisters und nunmehrigen [[Landrat (Deutschland)|Landrat]]s des [[Siegkreis]]es Buttlar vom 24. Februar 1934 hin mit der Genehmigung des [[Regierungspräsident (Deutschland)|Regierungspräsident]]en vom 9. März 1934 geschlossen.<ref name="Klein2008" />{{Rp|512}} Einen Einspruch der Synagogengemeinde Königswinter-Oberdollendorf vom 3. November 1934 gegen die Schließung beschied der Landrat Ende des Monats abschlägig. Im gleichen Jahr erfolgte wegen der Erweiterung der heutigen Clemens-August-Straße vom Fußweg zur regulären Straße im Zuge einer [[Arbeitsbeschaffungsmaßnahme]]<ref name="Klein2008" />{{Rp|474}} eine Verkleinerung des Friedhofs um 36&nbsp;m².<ref name="Rey" />{{Rp|97–103}} So verblieb als Rest ein L-förmiges Grundstück mit einer Fläche von 723 m². Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Friedhof mehrmals geschändet, so auch im Zuge der [[Novemberpogrome 1938]].<ref name="Klein2008" />{{Rp|522}}
Nach dem Beginn des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] fungierte Hildebrandt zusammen mit dem Schriftsteller [[Günther Birkenfeld]], dem damaligen Vorsitzenden der [[Junge Union|Jungen Union]] [[Ernst Benda]] und dem damaligen FDP-Stadtverordneten [[Herbert Geisler]] (1921–1986) als Lizenzträger der [[Alliierte Kommandantur|Alliierten Kommandantur]] für die [[Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit]]. Geleitet wurde diese am Anfang von Rainer Hildebrandt, dessen Hauptziel zunächst darin lag, einen Suchdienst zur Fahndung nach den vielen verhafteten und verschwundenen oder verschleppten und vermissten und verstorbenen Personen in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] aufzubauen.


Heute befinden sich auf dem jüdischen Friedhof, auf den keine Informationstafel hinweist, noch etwa 80 [[Grabstein]]e ([[Mazewa|Mazewot]]). Die Eintragung der Begräbnisstätte in die [[Denkmalliste]] der Stadt Königswinter erfolgte am 10. März 1993.<ref name="Denkmalliste" />
Für das [[Ministerium für Staatssicherheit]] der DDR war die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, die von 1948 bis 1959 bestand, die „bestgehasste“ Organisation. Die Gruppe verbreitete in der DDR konspirativ Millionen von Flugblätter und Broschüren, teilweise durch Ballons. Gegen Rainer Hildebrandt gab es drei Entführungsversuche, etwa von der „Stasi“. Der erste Entführungsversuch scheiterte nach Hildebrandts Erinnerungen am 24. Juli 1949.


== Weblinks ==
Finanziell war die Kampfgruppe von den Amerikanern abhängig. <!--Die folgende Behauptung muß unbedingt gem. Wikipedia:Einzelnachweise belegt werden! Hildebrandt selbst sagte, dass ihm die Gruppe wegen mannigfacher Beteiligung an Sabotageaktionen in der DDR entglitt: ''„Das ist die Tragik meines Lebens, ich wusste es nicht.“''--> Wegen Differenzen mit [[Ernst Tillich]] zog sich Rainer Hildebrandt Mitte der 1950er Jahre aus der Kampfgruppe zurück und widmete sich überwiegend der Öffentlichkeitsarbeit und der kurze Zeit nach dem Bau der Berliner Mauer gegründeten [[Arbeitsgemeinschaft 13.&nbsp;August]]. Ehrenmitglieder der Arbeitsgemeinschaft waren unter anderem die Grünenpolitiker [[Petra Kelly]] und [[Gert Bastian]]. Bis zuletzt leitete Hildebrandt das [[Mauermuseum|Haus am Checkpoint Charlie (Mauermuseum)]], das die Geschichte der Maueropfer und Mauerflüchtlinge dokumentiert.
{{Commonscat|Jüdischer Friedhof Königswinter|Jüdischer Friedhof Königswinter|3=S}}

* [http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/FRIEDHOF/NRW/PROJEKTE/f-nr-hl.htm#K%C3%B6nigswinter Königswinter. In: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland; hier: Nordrhein-Westfalen; Fassung: November 2006]
Am 1. Oktober 1992 wurde dem Gründer des Mauermuseums in Berlin der [[Verdienstorden des Landes Berlin]] verliehen, 1994 wurde ihm durch [[Roman Herzog]] das [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz I.&nbsp;Klasse]] verliehen.
* [http://virtuellesbrueckenhofmuseum.de/vmuseum/historie/abfrage_sql.php?vitrine=J%FCdisches%20Leben&rolle=ja Jüdisches Leben in Königswinter - eine umfangreiche Dokumentation]

Am 9. Januar 2004 starb Rainer Hildebrandt mit 89 Jahren. Sein Wunsch war es, nach seinem Leben neben seinem Freund [[Albrecht Haushofer]] beerdigt zu werden. Da der entsprechende Friedhof für die Opfer von Krieg und Militarismus in Berlin Moabit allerdings seit 1952 für Neubestattungen geschlossen ist, wurde dieser Wunsch vom zuständigen Berliner Bezirksamt nicht erfüllt.<ref>Tobias Miller, Anne Vorbringer: [http://berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0703/lokales/0011/index.html Senat gönnt Rainer Hildebrandt keine Ruhe.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 3. Juli 2006</ref>

Seine Frau [[Alexandra Hildebrandt (Künstlerin)|Alexandra Hildebrandt]], die Hildebrandt 1995 geheiratet hatte und die heute Leiterin des Mauermuseums und geschäftsführende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 13. August ist, setzt sich seitdem dafür ein, dass Rainer Hildebrandts letzter Wille doch noch erfüllt wird. Die Urne Hildebrandts mit der Nummer 173126 steht seit der Einäscherung im [[Friedhof Ruhleben#Krematorium Ruhleben|Krematorium Berlin Ruhleben]], da die Witwe sich weigert, einen anderen Beisetzungsort zu akzeptieren.<ref>http://www.tagesspiegel.de/berlin/rainer-hildebrandt-kein-friede-seiner-asche/1660358.html</ref> Eigentlich fällige Aufbewahrungsgebühren werden von der Berliner Verwaltung nicht erhoben. Ebenso wurde auf eine amtliche Zwangsbeisetzung verzichtet.

Hildebrandts Witwe initiierte 2004 die „Dr. Rainer-Hildebrandt-Medaille". Der Internationale Menschenrechtspreis wird zum [[Tag der Menschenrechte]] an Menschen vergeben, die sich gewaltfrei für Menschenrechte eingesetzt haben.<ref>http://www.mauermuseum.de/index-medaille.html</ref>

== Werke (Auswahl) ==
* Rainer Hildebrandt: ''Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer'' (Neuauflage der 1948 erstmals erschienenen Publikation ''…&nbsp;die besten Köpfe, die man henkt'', ergänzt durch zahlreiche Fotos und Originalunterlagen). Verlag Arbeitsgemeinschaft 13. August, ISBN 978-3-922484-48-6
* ''Wir sind die Letzten''. Neuwied/Berlin 1949 (Über Albrecht Haushofer und seine Freunde)
* ''Als die Fesseln fielen … Neun Schicksale in einem Aufstand'' <sup>2</sup>1969
* ''Von Gandhi bis Walesa – Gewaltfreier Kampf für Menschenrechte''
* ''Die Mauer spricht''
* ''Es geschah an der Mauer'' 22. Aufl. 2006


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Elfi Pracht-Jörns|Elfi Pracht]]: ''Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein – Westfalen. Teil I. Regierungsbezirk Köln''. Köln 1997, S. 530−531 (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Bd. 34.1), ISBN 3-7616-1322-9
* Alexandra Hildebrandt: ''Ein Mensch Rainer Hildebrandt – Begegnungen'' Verl. Haus am Checkpoint Charlie, Berlin 1999, ISBN 3-922484-41-7
* [[Angelika Schyma]]: ''Stadt Königswinter.'' (= ''[[Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland]], Denkmäler im Rheinland'', Band 23.5.) Rheinland-Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7927-1200-8, S. 40, 111.
* Christine Richter: [http://berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/0110/lokales/0013/ ''Der Freiheitskämpfer''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 10. Januar 2004, Nachruf

== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|119343568}}
* [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/gruender-des-mauer-museums-rainer-hildebrandt-ist-tot---senat-wuerdigt-einsatz-fuer-demokratie-der-freiheitskaempfer,10810590,10142246.html Nachruf]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references>
<ref name="Klein2008">[[Ansgar Sebastian Klein]]: ''Aufstieg und Herrschaft des Nationalsozialismus im Siebengebirge''. 1. Auflage, Klartext Verlag, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-915-8. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 2007)</ref>

<ref name="Rey">[[Manfred van Rey]]: ''Leben und Sterben unserer jüdischen Mitbürger in Königswinter: Ein Buch des Gedenkens'' (=Stadt Königswinter, Der Stadtdirektor: ''Königswinter in Geschichte und Gegenwart'', Heft 1, 1985).</ref>
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</references>

{{SORTIERUNG:Hildebrandt, Rainer}}
{{Navigationsleiste Jüdische Friedhöfe im Rhein-Sieg-Kreis}}
[[Kategorie:Historiker]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Publizist]]
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]
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[[Kategorie:Judentum in Königswinter]]

Version vom 2. August 2015, 13:03 Uhr

Blick in den jüdischen Friedhof Königswinter von der Rheinallee
Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs in Königswinter
Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Königswinter

Der Jüdische Friedhof Königswinter ist ein jüdischer Friedhof in Königswinter, einer Stadt im Rhein-Sieg-Kreis im südlichen Nordrhein-Westfalen. Er liegt im Norden der Altstadt an der Ecke Rheinallee/Clemens-August-Straße. Der Friedhof steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte

Der jüdische Friedhof in Königswinter wurde bereits im 16. Jahrhundert angelegt. Er diente den jüdischen Gemeinden Königswinter, Oberdollendorf und Oberkassel als Begräbnisstätte. Der Friedhof wurde 1874 durch Ankauf einer nördlich angrenzenden Ackerparzelle mit einer Größe von 234 m² erweitert. Als auch diese mit einer Mauer umgeben werden sollte, sprach sich der Königswinterer Gemeinderat im August 1880 dagegen aus und setzte sich im Januar 1881 sogar für die Verlegung des Friedhofs in die Bürgermeisterei Oberkassel ein,[2]:511 da die Grundstücke am Rhein zu einem attraktiven Wohngebiet geworden waren. Trotz eines vom Gemeinderat eingeholten neuen kreisärztlichen Gutachtens, das sich ebenfalls für die Verlegung aussprach, wies der Oberpräsident der Rheinprovinz den Einspruch zurück und genehmigte somit die Friedhofserweiterung einschließlich des Baus der Mauer.[3]:64 ff. Im Herbst 1926 gab der Bürgermeister von Königswinter in Folge der nach einem vorangegangenen Rheinhochwasser eingeleiteten Schutzmaßnahmen zu erkennen, mit Hilfe des Hinweises auf die hygienischen Verhältnisse der Begräbnisstätte deren Schließung erreichen zu wollen.[2]:511

In der Zeit des Nationalsozialismus bemühten sich ab Juni 1933 15 ortsansässige Bürger mittels eines Antrags an die Stadt um die Schließung und Verlegung des Friedhofs. Nachdem die erneut zur Begründung angeführten angeblichen gesundheitlichen Risiken in einem kreisärztlichen Gutachten Bestätigung fanden, wurde er auf einen Antrag des vormaligen kommissarischen Bürgermeisters und nunmehrigen Landrats des Siegkreises Buttlar vom 24. Februar 1934 hin mit der Genehmigung des Regierungspräsidenten vom 9. März 1934 geschlossen.[2]:512 Einen Einspruch der Synagogengemeinde Königswinter-Oberdollendorf vom 3. November 1934 gegen die Schließung beschied der Landrat Ende des Monats abschlägig. Im gleichen Jahr erfolgte wegen der Erweiterung der heutigen Clemens-August-Straße vom Fußweg zur regulären Straße im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme[2]:474 eine Verkleinerung des Friedhofs um 36 m².[3]:97–103 So verblieb als Rest ein L-förmiges Grundstück mit einer Fläche von 723 m². Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Friedhof mehrmals geschändet, so auch im Zuge der Novemberpogrome 1938.[2]:522

Heute befinden sich auf dem jüdischen Friedhof, auf den keine Informationstafel hinweist, noch etwa 80 Grabsteine (Mazewot). Die Eintragung der Begräbnisstätte in die Denkmalliste der Stadt Königswinter erfolgte am 10. März 1993.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Denkmalliste der Stadt Königswinter, Nummer A 231
  2. a b c d e Ansgar Sebastian Klein: Aufstieg und Herrschaft des Nationalsozialismus im Siebengebirge. 1. Auflage, Klartext Verlag, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-915-8. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 2007)
  3. a b Manfred van Rey: Leben und Sterben unserer jüdischen Mitbürger in Königswinter: Ein Buch des Gedenkens (=Stadt Königswinter, Der Stadtdirektor: Königswinter in Geschichte und Gegenwart, Heft 1, 1985).

Koordinaten: 50° 40′ 37,4″ N, 7° 11′ 21,4″ O