Diskussion:Alexander Kisch und Jesus-Mythos: Unterschied zwischen den Seiten
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Als '''Jesus-Mythos''' (seltener: '''Christus-Mythos''', englisch meist '''Christ-Myth-Theory'''; auch '''Nichtexistenz'''- oder '''Nichthistorizitäts-Hypothese''') wird die Auffassung bezeichnet, [[Jesus von Nazaret]] sei keine historische Person gewesen oder man könne keinerlei gesicherte historische Aussagen über ihn treffen. Die in den Schriften des [[Urchristentum]]s dargestellte Person sei eine [[Fiktion]] oder ein [[Mythos]]. |
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== Einleitung des Artikels == |
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Diese Ansicht wird heute vor allem im englischsprachigen Raum vertreten und steht dem [[Atheismus#„Brights“ und „Neuer Atheismus“|Neuen Atheismus]] nahe. Frühere Hauptvertreter waren [[Bruno Bauer (Philosoph)|Bruno Bauer]], [[John M. Robertson]], [[Albert Kalthoff]] und [[Arthur Drews (Philosoph)|Arthur Drews]]. Jüngere Hauptvertreter sind [[George Albert Wells]], [[Earl Doherty]], [[Robert M. Price]] und [[Richard Carrier]]. Sie berufen sich auf Ergebnisse der frühen [[Historische Jesusforschung|Jesusforschung]], die den mythischen und legendarischen Charakter vieler Texte des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] (NT) erwies. Die weitaus meisten historisch-kritischen Forscher zum Urchristentum erklären diese Texte jedoch als Reaktionen auf den historischen Jesus und rekonstruieren sein Wirken in Grundzügen daraus. |
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Alexander Kisch war Jude und Rabbiner. Daher ist diese Fassung [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alexander_Kisch&diff=143105915&oldid=143105834] besser. Es gibt keinen Grund die "Initialversion" auf alle Zeiten zu belassen. Das Prinzip der Wikipedia ist die Verbesserung von Artikeln. Mit dem Argument "Initialversion muss bleiben" könnte man jede Verbesserung blockieren. --[[Spezial:Beiträge/94.217.173.172|94.217.173.172]] 10:58, 15. Jun. 2015 (CEST) |
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: Deutsche Beamtenmentalität: „Das haben wir schon immer so gemacht,“ „da kann ja jeder kommen“. --[[Benutzer:Ochrid|Ochrid]] ([[Benutzer Diskussion:Ochrid|Diskussion]]) 21:38, 15. Jun. 2015 (CEST) |
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== 18. und 19. Jahrhundert == |
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:: Ich plädiere ebenfalls für eine neutrale Version. Der Rabbiner Alexander Kisch erreichte vor dem Hintergrund [[Fall Hilsner|christlicher Ritualmordhetze]] beim Kaiser eine eindruckvolle öffentliche Verurteilung des Antisemitismus. Ein christliches Kreuz wäre hier fehl am Platz. --[[Benutzer:Stobaios|Stobaios]] 01:48, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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=== Volney und Dupuis === |
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::: Eure Meinungen sind zu akzeptieren. Ich ersuche Euch, auch die 737 Meinungen dieser Mitarbeiter [https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Meinungsbilder/Formatvorlage_Biografie_%28Verwendung_des_Kreuz-Symbols%29#das_bisher_angewandte_Format_beibehalten] [https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Meinungsbilder/Verwendung_des_genealogischen_Kreuzzeichens#1._Soll_das_bisherige_Format_ge.C3.A4ndert_werden.3F] [https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Meinungsbilder/Form_der_Lebensdaten_in_der_Einleitung_von_Personenartikeln#Ich_bin_gegen_die_Umsetzung_des_Vorschlags] zu akzeptieren. Danke! -- [[Benutzer:Hans Koberger|Hans Koberger]] 07:14, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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1752 erklärte der englische [[Henry St. John, 1. Viscount Bolingbroke|Graf Bolingbroke]] die gesamte [[Bibel]] zur Sammlung unechter Legenden und [[Fabel]]n (''Letters on the study of history''). Er gilt als möglicher Urheber der Idee eines rein mythischen Christus.<ref>James Leslie Houlden: ''Jesus in History, Thought, and Culture: An Encyclopedia.'' Band 1. ISBN 1-57607-856-6, [https://books.google.de/books?id=17kzgBusXZIC&pg=PA658 S. 658]</ref> In Frankreich forderte der Aufklärer [[Voltaire]] 1769 eine vollständige Prüfung des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] (NT) nach dem Maßstab der Vernunft. Er verwies dazu auf Widersprüche und unglaubhafte [[Prophetie im Urchristentum|Prophezeiungen]] in den Evangelien. Er bot keine Erklärung für die Entstehung des NT an, grenzte sich jedoch von der These einiger „Schüler von Bolingbroke“ ab, Jesus habe nicht existiert. Man müsse sich das begrenzen, was man von Jesus wissen könne: Er sei ein seltsamer Jude aus dem niederen Volk gewesen, der als [[Blasphemie|Gotteslästerer]] unter Kaiser [[Tiberius]] gekreuzigt wurde. Sein Todesjahr sei unmöglich feststellbar.<ref>Craig A. Evans: ''The Historical Jesus, Band 1.'' Routledge, 2004, ISBN 0-415-32751-2, [https://books.google.de/books?id=79eUl6_MrpIC&pg=PA308 S. 308]; Peter G. Bietenholz; ''Historia and Fabula: Myths and Legends in Historical Thought from Antiquity.'' Brill Academic Publishings, Leiden 1997, ISBN 90-04-10063-6, [https://books.google.de/books?id=ZFjXaCAWoOUC&pg=PA325 S. 325, Fn. 34]</ref> 1785 bekräftigte Voltaire: Die These, Jesus habe nicht existiert, sei „eher erfinderisch als gelehrt“.<ref>Robert Van Voorst: ''Jesus Outside the New Testament'', 2000, [https://books.google.de/books?id=lwzliMSRGGkC&pg=PA8 S. 8 und Fn. 12]</ref> |
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:::: Trollerei. Du kennst das derzeit valide Meinungsbild. --[[Benutzer:Stobaios|Stobaios]] 10:09, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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::::: Es gehört schon eine große Portion Frechheit und Überheblichkeit dazu, 737 Mitarbeitermeinungen als Trollerei vom Tisch wischen zu wollen! -- [[Benutzer:Hans Koberger|Hans Koberger]] 10:58, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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Die französischen Philosophen [[Charles François Dupuis]] (1742–1809) und [[Constantin François Volney]] (1757–1820) bestritten als erste offen Jesu Existenz.<ref>Jan A. B. Jongeneel: ''Jesus Christ in World History:'' Peter Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-631-59688-X, [https://books.google.de/books?id=S8uSmV3wKecC&pg=PA172 S. 172]</ref> In seinem damals stark beachteten Hauptwerk ''Les Ruines'' (1791) stellte Volney allen großen Religionen die revolutionäre Idee der [[Menschenrecht]]e gegenüber. Seine Religionstheorie (Kapitel 22) entstand wahrscheinlich vor 1788 und war von [[Paul Henri Thiry d’Holbach|Holbach]], [[Claude Adrien Helvétius|Helvetius]] und Dupois beeinflusst. Alle Religionen seien von unwissenden Menschen erfundene widersprüchliche Systeme, um sich die unverstandene Welt zu erklären. Das Christentum verehre wie [[Hinduismus]] und persische Religion eine [[Allegorie]] der [[Sonne]] unter Namen wie ''Chris-en'' oder ''Christus'' bzw. ''Yes-us'' oder ''Jesus''. Jesus von Nazaret sei nur ein Symbol für den Sonnenmythos. Sein Erdendasein bilde die Winterphase im Sonnenzyklus ab.<ref>Urs App: ''The Birth of Orientalism.'' University of Pennsylvania Press, 2010, [https://books.google.de/books?id=7iTIXXjyXPQC&pg=PA457 S. 457-459]</ref> Mit ''Chris-en'' meinte Volney eine angebliche gemeinsame Wortwurzel von [[Christus]] und [[Krishna]], mit ''Yes-us'' eine Variante von [[Bacchus]]. So versuchte er, das Urchristentum aus fernöstlicher und griechischer anstelle jüdischer Religion abzuleiten.<ref>Martin Priestman: ''Romantic Atheism: Poetry and Freethought, 1780-1830.'' Cambridge University Press, 2000, [https://books.google.de/books?id=H2WWplQ7SDAC&pg=PA24 S. 24]</ref> In einer Fußnote bestritt er die Beweiskraft [[Außerchristliche antike Quellen zu Jesus von Nazaret|außerchristlicher Jesusnotizen]]: Das [[Testimonium Flavianum]] sei Ende des 2. Jahrhunderts von Christen eingefügt worden. Die Notiz des römischen Historikers [[Tacitus]] (um 116) sei vage und offenbar von Christen übernommen. Unbekannte hätten die Evangelien verfasst und [[Apostel]] als Autoren angegeben, weil ihnen sonst kaum einer geglaubt hätte.<ref>Acharya S.: ''Suns of God'', 2004, [https://books.google.de/books?id=rey19p_ycHUC&pg=PA400 S. 400]</ref> |
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::::::Bitte ernsthaft und argumentativ mit dem Thema umgehen! MfG [[Benutzer:Arieswings|Arieswings]] ([[Benutzer Diskussion:Arieswings|Diskussion]]) 11:10, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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:::::: Es gehört schon eine große Portion Frechheit und Überheblichkeit dazu, einfach die Pro-Kreuz-Stimmen aus drei älteren Meinungbildern zu addieren und das aktuell gültige Meinungsbild zum Thema zu unterschlagen. Das ist keine valide Argumentation, das ist Trollerei. --[[Benutzer:Stobaios|Stobaios]] 12:52, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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Dupuis hatte in einer Schrift 1787 alle Religionen aus [[Astralkult]]en hergeleitet. Im Vorwort zu seinem Hauptwerk von 1795 kündigte er an: Mit einem einzelnen Streich werde er die allgemeine Überzeugung zerstören, die Jesus für Gott und Mensch halte, und die der neuen Philosophen, die Jesus nur für einen Menschen halte. Er werde Christus von [[Christologie#Haupttypen|beiden Naturen]] entkleiden, da er ihn weder als Gott und noch weniger als Menschen auffasse.<ref>Peter G. Bietenholz; ''Historia and Fabula: Myths and Legends in Historical Thought from Antiquity.'' Leiden 1997, [https://books.google.de/books?id=ZFjXaCAWoOUC&pg=PA327 S. 327]</ref> Er werde beweisen, dass der Held der als Evangelien bekannten Legenden derselbe sei, der mit weit mehr Genius in den Gedichten zu Ehren von Bacchus, [[Osiris]], [[Herakles|Hercules]], [[Adonis]] und anderen gefeiert werde. Folglich bestritt auch Dupuis, dass Tacitus Jesu Existenz belegt habe. Vielmehr gebe er nur wieder, dass das Christentum sich [[Etymologie|etymologisch]] auf einen „Christus“ zurückführe, ohne zu prüfen, ob der Name eine reale oder legendarische Person bezeichne. Der Christuskult sei nur eine Variante des in der Antike verbreiteten [[Sonnenkult]]es. Die zwölf Apostel personifizierten wie die zwölf Söhne Jakobs die [[Tierkreiszeichen]].<ref>Herbert Cutner, Paul Tice: ''Jesus: God, Man or Myth?'' 2000, [https://books.google.de/books?id=po4EGrhN54cC&pg=PA1 S. 1]; [https://books.google.de/books?id=po4EGrhN54cC&pg=PA114 S. 114]; [https://books.google.de/books?id=po4EGrhN54cC&pg=PA139 S. 139]</ref> Christliche und vorchristliche [[Mysterienkult]]e in Großsyrien, dem Alten Ägypten und Persien hätten denselben Ursprung: Sie symbolisierten die Jungfrauengeburt eines Gottes zur [[Wintersonnenwende]] und beruhten auf dem winterlichen Aufstieg des Sternzeichens der [[Jungfrau (Tierkreiszeichen)|Jungfrau]]. Diese und andere jährliche Erscheinungen seien Allegorien für die Geschichten von [[Sonnengottheit]]en wie des [[Sol (römische Mythologie)|Sol Invictus]].<ref>George Albert Wells: [http://jstor.org/stable/2708429 ''Stages of New Testament Criticism.''] In: Journal of the History of Ideas, Band 30, Ausgabe 2, 1969.</ref> |
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:::::::: Aha! geht doch! aber wenn es so wäre, kämen womöglich Doppel- oder sogar Dreifach-Namenszählungen (durch die jeweiligen Unterschriften) dazu!? MfG [[Benutzer:Arieswings|Arieswings]] ([[Benutzer Diskussion:Arieswings|Diskussion]]) 13:23, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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::::::::: In den drei von mir genannten Meinungsbildern gab es 737 Meinungen pro genealogische Zeichen und 339 Meinungen kontra genealogische Zeichen. -- [[Benutzer:Hans Koberger|Hans Koberger]] 13:44, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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[[Napoleon Bonaparte]] hatte Volneys Werk für seinen Ägyptenfeldzug studiert und sich daran orientiert.<ref>Osama W. Abi-Mershed: ''Apostles of Modernity: Saint-Simonians and the Civilizing Mission in Algeria.'' Stanford University Press, ISBN 0804774722, [https://books.google.de/books?id=I3rcctLKSdcC&pg=PA22 S. 22]; Rachida El Diwani: ''Le Discours Orientaliste de Volney.'' Lulu.com, 2009, ISBN 0557041589, [https://books.google.de/books?id=Y8JEAgAAQBAJ&pg=PA31 S. 31]</ref> Er soll 1808 gegenüber dem Dichter [[Christoph Martin Wieland]] beiläufig geäußert haben: Die große Frage sei, ob [[Jesus Christus]] je gelebt habe. Wieland habe lebhaft erwidert: Ihm sei bekannt, dass es ein paar Verrückte gebe, die Jesu Existenz bezweifelten. Doch sei das ebenso dumm wie die Existenz [[Gaius Iulius Caesar]]s oder Napoleons selbst zu bezweifeln.<ref>Jan A. B. Jongeneel: ''Jesus Christ in World History'', Frankfurt am Main 2009, [https://books.google.de/books?id=S8uSmV3wKecC&pg=PA172 S. 172, Fn. 115]; Peter G. Bietenholz; ''Historia and Fabula'', Leiden 1997, [https://books.google.de/books?id=ZFjXaCAWoOUC&pg=PA326 S. 326]</ref> Der Bibliothekar J.B. Peres aus [[Agen]] veröffentlichte damals eine Schrift, in der er die Methode von Dupuis auf Napoleon anwandte und so satirisch „bewies“, dass dieser nicht existiere.<ref>Craig A. Evans: ''The Historical Jesus, Band 1.'' 2004, [https://books.google.de/books?id=79eUl6_MrpIC&pg=PA319 S. 319, Fn. 17]; Egon Friedell: ''Kulturgeschichte der Neuzeit - 4. Buch: Die Krisis der Europäischen Seele von der Schwarzen Pest bis zum Ersten Weltkrieg.'' tredition, 2011, ISBN 3842419724, [https://books.google.de/books?id=82d13cA70sQC&pg=PA34 S. 34]</ref> |
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::::::: Das von Dir gemeinte Meinungsbild hat an der Gesamtsituation und an der Wertigkeit der drei von mir genannten Meinungsbilder nicht das Geringste geändert. Nebenbei: die persönlichen Angriffe kannst Du auch gern stecken lassen. -- [[Benutzer:Hans Koberger|Hans Koberger]] 13:36, 16. Jun. 2015 (CEST) |
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Dupuis und Volney fanden bei anderen Aufklärern und [[Freidenker]]n ihrer Zeit kaum Zustimmung. Thomas James Mathias (1754-1835) etwa kritisierte: Indem Volney Jesus zum Sonnengott mache, fordere er vom Leser Aufgabe des ''common sense'' und willkürliches Zulassen aller möglichen Allegorien. Der britische Universalgelehrte [[Joseph Priestley]] kritisierte Volneys Thesen in drei Schriften (1794-97). In einem Brief an Volney nannte er Belege für Jesu Historizität und verlangte Belege unter anderem für die Verknüpfung von Christus mit Bacchus und Krishna. 1799 forderte er auch Dupuis schriftlich zum Belegen seiner Thesen heraus.<ref>Martin Priestman: ''Romantic Atheism: Poetry and Freethought, 1780-1830.'' 2000, [https://books.google.de/books?id=H2WWplQ7SDAC&pg=PA24 S. 24f.]</ref> Priestley bejahte die [[Französische Revolution]], nicht aber die antichristliche Haltung vieler französischer Aufklärer, die er auf die Korruptheit des christlichen Klerus, Unkenntnis der [[Religionsgeschichte]] und Vorurteile zurückführte. In der dritten Auflage seiner ''Observations on Infidelity'' (1797) bekräftigte er gegenüber Volney und Dupuis: Religion habe vor dem Priestertum existiert und für Jesu Existenz gebe es außerchristliche Belege. Die Herleitung aller Religionen aus dem Sonnenkult sei eine ausgefallene, kapriziöse Einbildung, mit der die Autoren den Unterschied zwischen [[Polytheismus]] und [[Monotheismus]] nicht begriffen hätten.<ref>Robert E. Schofield; ''The Enlightened Joseph Priestley: A Study of His Life and Work from 1773 to 1804.'' Penn State University Press, 2009, [https://books.google.de/books?id=qL9K2e4KIvsC&pg=PA376 S. 376]</ref> |
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Einige spätere Vertreter der Jesus-Mythos-These wie Robert Taylor (1828), [[Charles Bradlaugh]] (1854)<ref>Timothy Larson: ''Crisis of Doubt: Honest Faith in Nineteenth-Century England.'' Oxford University Press, 2007, ISBN 0-19-928787-2, 2007, [https://books.google.de/books?id=1cGuk3zr6aYC&pg=PA96 S. 96]</ref> und Acharya S. (2004) folgten der Sonnenkult-These.<ref>Acharya S.: ''Suns of God: Krishna, Buddha and Christ Unveiled.'' 2004, [https://books.google.de/books?id=rey19p_ycHUC&pg=PA446 S. 446ff.]</ref> John M. Robertson dagegen grenzte sich davon ab.<ref>Herbert Cutner, Paul Tice: ''Jesus: God, Man or Myth?'' 2000, [https://books.google.de/books?id=po4EGrhN54cC&pg=PA279 S. 279]</ref> Die Herleitung des Urchristentums aus Indien fand viele Nachahmer, die nicht Jesu Existenz, sondern Jesu [[Judentum]] bestritten und einen [[Arier|arischen]] Jesus behaupteten.<ref>Susannah Heschel: ''The Aryan Jesus: Christian Theologians & the Bible in Nazi Germany.'' Princeton University Press, 2008, ISBN 0-691-12531-7, [https://books.google.de/books?id=fiCJeNJIhoAC&pg=PA39 S. 39 und Fn. 54]</ref> |
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=== Bruno Bauer === |
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[[Datei:Bruno Bauer.jpg|mini|130px|alt=portrait|Bruno Bauer.]] |
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Der [[Junghegelianer]] Bruno Bauer (1809–1882) ging davon aus, dass Religion eine [[Entfremdung|entfremdete]] Form des Selbstbewusstseins sei, die die philosophische [[Religionskritik]] aufheben müsse, um es zu sich selbst zu befreien. Dem sollten seine fünf zusammengehörigen exegetischen Schriften (1838-1842) dienen. Sie zeigen seinen Radikalisierungsprozess.<ref>{{Literatur|Autor=Douglas Moggach|Titel=The Philosophy and Politics of Bruno Bauer|Verlag=Cambridge University Press|Ort=|Jahr=2003|Seiten=65 f|ISBN=1-139-44197-3|Online=[https://books.google.de/books?id=jcHGca4ox-QC&pg=PA65 books.google.de]}}</ref> |
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1835 wies [[David Friedrich Strauß]] in seinem Buch „Das Leben Jesu“ den starken Anteil mythischer und legendarischer Motive in den [[Evangelium (Buch)|Evangelien]], besonders hinsichtlich der [[Wunder Jesu]] nach. In einer Rezension des Buches verteidigte Bauer die Historizität der Wunder Jesu. 1840 beschrieb er das [[Evangelium nach Johannes|Johannesevangelium]] als rein literarisches Kunstprodukt, das die religiösen Vorstellungen des Autors reflektiere, aber keine historisch zuverlässigen Daten zu Jesus enthalte. Dabei setzte er die historische Zuverlässigkeit der [[Synoptische Evangelien|synoptischen Evangelien]] (Mk, Mt, Lk) voraus. Ab 1841 stellte er auch diese in Frage. Dabei übernahm er die damals neue Erkenntnis der Jesusforschung, das [[Evangelium nach Markus|Markusevangelium]] sei das älteste, das [[Evangelium nach Matthäus|Matthäusevangelium]] und das [[Evangelium nach Lukas|Lukasevangelium]] seien davon literarisch abhängig. Er stellte fest, dass auch Markus die Jesusgeschichten in ein literarisches theologisches Konzept einbettete. Zudem habe es im damaligen Judentum keine allgemeine [[Messias]]erwartung gegeben. Jesus habe sich nicht als der erwartete Messias vorgestellt, sondern in seinem Selbstbewusstsein die Idee der Einheit von Gott und Mensch vertreten und sein Leben dieser Idee geopfert. Erst im Glauben der [[Jerusalemer Urgemeinde]] sei er als [[Sohn Gottes]] auferstanden. Alles, was vom historischen Jesus bekannt sei, verdanke sich der christlichen Vorstellung von ihm, die Jesus in den Himmel gehoben und so erneut das Selbstbewusstsein von sich entfremdet habe. Daher sei die Frage nach dem historischen Jesus sinnlos. 1850 (''Kritik der paulinischen Briefe'') erklärte Bauer schließlich, einen historischen Jesus habe es nie gegeben. Das Bedürfnis jeder Religion nach einem Urheber habe ihn erzeugt. 1877 (''Christus und die Cäsaren'') erklärte er das Urchristentum aus der späteren [[Stoa]] [[Seneca]]s und der [[Hellenismus|hellenistischen]] Philosophie von [[Philo von Alexandria|Philo]] und [[Josephus]].<ref>Ernst Haenchen: ''Das Johannesevangelium: Ein Kommentar.'' Mohr Siebeck, Tübingen 1980, ISBN 3-16-143102-2, [https://books.google.de/books?id=3LwC4fTGpoEC&pg=PA28 S. 28f.] (Einleitung); ausführlich in Helmut Reinalter: ''Die Junghegelianer: Aufklärung, Literatur, Religionskritik und politisches Denken.'' Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 3-631-60385-1, [https://books.google.de/books?id=jjLA2FEnEpkC&pg=PA66 S. 66-75]</ref> |
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Andere Historiker widersprachen Bauers Nichtexistenzthese, so dass diese öffentlich als widerlegt erschien und keine breite und dauernde Wirkung entfaltete.<ref>Robert E. van Voort: ''Nonexistence Hypothesis.'' In: James Leslie Houlden (Hrsg.): ''Jesus in History, Thought, and Culture: An Encyclopedia, Band 1.'' 2003, [https://books.google.de/books?id=17kzgBusXZIC&pg=PA658 S. 658]</ref> [[Albert Schweitzer]] erklärte 1906, Bauer habe das „genialste und vollständigste Repertorium der Schwierigkeiten des Lebens Jesu“ vorgelegt. Bauers radikale Schlussfolgerungen verdeckten lange Zeit, dass er die Methode der [[Redaktionsgeschichte]] in der NT-Forschung in Grundzügen vorweggenommen und dazu wesentliche Beiträge geleistet hatte.<ref>Joachim Mehlhausen: ''Bruno Bauer.'' In: Theologische Realenzyklopädie Band 5, Walter de Gruyter, Berlin 1980, ISBN 3-11-007739-6, [https://books.google.de/books?id=sak1XiO4CRcC&pg=PA315 S. 315]</ref> |
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=== Radikale Niederländische Schule === |
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{{Hauptartikel|Radical Criticism|Authorship of the Pauline epistles}} |
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Von 1870 bis 1900 vertrat eine Gruppe niederländischer Neutestamentler, später „radikale niederländische Schule“ genannt, besonders weitgehende Skepsis zu den Quellen des NT. Vertreter waren Allard Pierson (1831-1896), Samuel Adrian Naber (1828-1913), Abraham Dirk Loman (1823–1897), Willem Christiaan van Manen (1842-1905) und [[Gustaaf Adolf van den Bergh van Eysinga]] (1874-1957); ein Anhänger war Thomas Whittaker. Sie vertraten eine späte Entstehung der NT-Schriften im 2. Jahrhundert und die Unechtheit aller [[Paulusbriefe]], weil sie deren Eigenangaben für weniger zuverlässig als die der [[Apostelgeschichte des Lukas]] hielten. Der [[Galaterbrief]] und der [[Römerbrief]] verträten Gegenpositionen zur Botschaft der Jerusalemer Apostel, die erst nach der Trennung des Christentums vom Judentum denkbar seien. Darum müssten auch diese Hauptbriefe von Paulusschülern stammen.<ref>W. Ward Gasque: ''A History of the Interpretation of the Acts of the Apostles.'' Wipf & Stock, 1999, ISBN 1-57910-449-5, [https://books.google.de/books?id=nYhKAwAAQBAJ&pg=PA86 S. 86 f.]</ref> Sie kamen aus dieser Sicht also nicht mehr als mögliche Quellen für den historischen Jesus in Betracht. |
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Vor Loman (1882) hatte nur Edward Evanson (1792) den Römerbrief für unecht erklärt, weil er das Paulusbild der Apostelgeschichte für historisch hielt. Außer den radikalen Niederländern folgte nur der Schweizer Rudolf Steck dieser These 1888.<ref>Ernst Haenchen: ''Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament. Band 3: Die Apostelgeschichte.'' 16. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1977, ISBN 3-525-51634-7, [https://books.google.de/books?id=f1lnB74gsTUC&pg=PA36 S. 36]</ref> [[Gerardus Bolland]] (1854-1922) verbreitete sie an der [[Universität Leiden]].<ref>Theodore Ziolkowski: ''Fictional Transfigurations of Jesus.'' 2002, [https://books.google.de/books?id=usNKAwAAQBAJ&pg=PA143 S. 143]</ref> Jedoch erkennt die NT-Forschung seit der [[Tübinger Schule]] mindestens vier, meist sieben Paulusbriefe als echt an. Dem widersprechen nur noch einzelne Autoren, etwa [[Hermann Detering]].<ref>Martin Hengel, Anna Maria Schwemer: ''Paulus zwischen Damaskus und Antiochien: die unbekannten Jahre des Apostels.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2000, ISBN 3-16-147469-4, [https://books.google.de/books?id=aDI2aYiYwR4C&pg=PA39 S. 39, Fn. 141]; Hermann Detering: ''Paulusbriefe ohne Paulus? Die Paulusbriefe in der holländischen Radikalkritik.'' Peter Lang, Berlin 1991, ISBN 3-631-44787-6.</ref> |
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== 20. Jahrhundert == |
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=== Entwicklung der Jesusforschung === |
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Die seit der [[Aufklärung]] entstandene Jesusforschung hatte die historische Zuverlässigkeit der urchristlichen Glaubenszeugnisse zunehmend in Frage gestellt. Ab etwa 1840 galten die Synoptiker als älter und historisch zuverlässiger als das Johannesevangelium. Seit 1863 setzte sich die [[Zweiquellentheorie]] durch, wonach Mk und die hypothetische [[Logienquelle Q]] Mt und Lk vorlagen. 1901 zeigte [[William Wrede]], dass auch Mk literarisch von einem theologischen Konzept geprägt war, so dass man keine Biografie Jesu daraus entnehmen könne. Albert Schweitzer wies 1906 (''Von Reimarus zu Wrede'') nach, dass alle bisherigen „Leben-Jesu“-Autoren eigene Interessen in die Quellen projiziert hatten. Damit erschien der Versuch der [[Liberale Theologie|liberalen Theologie]] vorerst als gescheitert, einen historischen Jesus zu rekonstruieren und gegen das kirchliche Christusbild in Stellung zu bringen.<ref>Gerd Theißen, Annette Merz: ''Der historische Jesus.'' 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 23–25</ref> Schweitzer resumierte zum Abschluss seiner Vorlesungsreihe über die Jesusforschung 1908: „Der Jesus, den die moderne Theologie zeichnen wollte, existiert nicht […] Dieser Jesus hat nicht existiert.“<ref>Albert Schweitzer: ''Straßburger Vorlesungen. Werke aus dem Nachlaß.'' Beck, München 1998, ISBN 3-406-41171-1, [https://books.google.de/books?id=Q5a9Vn5Be5gC&pg=PA524 S. 524]</ref> |
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Die Nichtexistenzthese gilt als Seitenlinie der liberalen Jesusforschung, die in deren [[Quellenkritik]] angelegt war. Diese ließ fraglich werden, ob hinter den urchristlichen Quellen eine reale Person steht.<ref>Robert Van Voorst: ''Jesus Outside the New Testament'', 2000, [https://books.google.de/books?id=lwzliMSRGGkC&pg=PA7 S. 7]</ref> Weitere Anstöße lieferte die [[religionsgeschichtliche Schule]], besonders [[James George Frazer]]s Werk ''The Golden Bough'' (1890): Er verglich das Urchristentum mit antiken [[Mysterienkult]]en von sterbenden und wiedererstehenden Vegetationsgottheiten.<ref>Theodore Ziolkowski: ''Fictional Transfigurations of Jesus.'' 2002, [https://books.google.de/books?id=usNKAwAAQBAJ&pg=PA143 S. 143f.]</ref> [[Wilhelm Bousset]] trennte den historischen Jesus 1909 von der frühen, hellenistisch beeinflussten [[Christologie]] und erklärte, deren Symbolgehalt sei unabhängig von Jesu Historizität bleibend gültig.<ref>Gudrun Beyer: ''„Die Historie […] weist über sich selbst hinaus“.'' In: Martina Janßen: ''Frühes Christentum und religionsgeschichtliche Schule: Festschrift zum 65. Geburtstag von Gerd Lüdemann.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 3-525-53977-0, [https://books.google.de/books?id=Puy1WRa3fKsC&pg=PA172 S. 172, Fn. 43]</ref> Die Methode der [[Formgeschichte]] ließ das Interesse am historischen Individuum Jesus hinter das Interesse am „Gemeinschaftsbewusstsein“ und am Sinn der Einzeltexte für diese Gemeinschaft zurücktreten. Der historische Jesus erschien bedeutungslos zur Erklärung des Christentums.<ref name="Ziolkowski147">Theodore Ziolkowski: ''Fictional Transfigurations of Jesus.'' 2002, [https://books.google.de/books?id=usNKAwAAQBAJ&pg=PA147 S. 147]</ref> |
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Einige radikale Skeptiker benutzten solche Vorlagen für weitergehende Thesen: Aus der Frage, was Jesu Besonderheit gegenüber der religiösen Umwelt war, folgerten sie, was an ihm überhaupt historisch sei und ob ein historischer Jesus für den christlichen Glauben überhaupt gebraucht werde.<ref>Walter P. Weaver: ''The Historical Jesus in the Twentieth Century'', 1999, [https://books.google.de/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA50 S. 50.]</ref> Einige identifizierten Jesus direkt mit [[Heidentum|heidnischen]] Göttern, andere deuteten ihn als Verschmelzung von geborgten Merkmalen anderer antiker Kulte. Dazu stellten sie inzwischen bekannt gewordene mythische Analogien zu vielen Details der Passionstexte im NT heraus.<ref>Theodore Ziolkowski: ''Fictional Transfigurations of Jesus.'' 2002, [https://books.google.de/books?id=usNKAwAAQBAJ&pg=PA144 S. 144f.]</ref> |
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Albert Kalthoff, Arthur Drews und Peter Jensen brachten mit Vortragsreisen, Zeitungsartikeln und Büchern eine breitere öffentliche Debatte in Deutschland über die Nichtexistenzthese in Gang. Sie traten mit dem Anspruch auf, gegen theologische Dogmen und kirchliche Macht als einzige mutig die nötige Konsequenz aus der neuesten Forschung zu ziehen, und kündigten ihre Publikationen demgemäß als epochale Sensationen an.<ref>Albert Schweitzer: ''Geschichte der Leben-Jesu-Forschung'', 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 502</ref> Sie vertraten den [[Monismus]] und betrachteten Jesu historische Existenz als Hindernis für ihre Weltanschauung. 1910 veranstaltete der [[Deutscher Monistenbund|Deutsche Monistenbund]] in Berlin eine Konferenz zum Thema „Hat Jesus gelebt?“ mit Drews und dem Neutestamentler [[Hermann von Soden]] als Hauptrednern.<ref>Deutscher Monistenbund (Hrsg.): ''Hat Jesus gelebt? Reden über die „Christusmythe“. Band 1 von Berliner Religionsgespräch.'' Berlin 1910</ref> Die Veranstaltung wurde medial stark beachtet und löste Anschlussdebatten in den Niederlanden, Großbritannien und den USA aus.<ref>Walter P. Weaver: ''The Historical Jesus in the Twentieth Century'', 1999, [https://books.google.de/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA45 S. 45]; Robert Van Voorst: ''Jesus Outside the New Testament'', 2000, [https://books.google.de/books?id=lwzliMSRGGkC&pg=PA7 S. 7]; New York Times, 6. Februar 1910: [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9900E7DA1539E433A25755C0A9649C946196D6CF ''Jesus never lived, asserts Prof. Drews'']</ref> |
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Zwischen 1900 und 1930 erschienen die meisten Werke zum Thema. Viele deutsche Neutestamentler, Theologen und Religionshistoriker traten der Nichtexistenzthese damals entgegen. Paul Schmiedel benannte 1909 neun NT-Texte, die den Interessen der Urchristen widersprächen und darum unumstößliche, nichtreduzierbare „Säulen“ der Historizität Jesu seien. Daraufhin versuchten die Skeptiker, mit Bestreiten dieser Stellen Jesu Nichthistorizität zu beweisen.<ref>Robert Van Voorst: ''Jesus Outside the New Testament'', 2000, [https://books.google.de/books?id=lwzliMSRGGkC&pg=PA13 S. 13]</ref> [[Adolf von Harnack]], Hauptvertreter der liberalen Theologie, erklärte 1910, die NT-Wissenschaft habe die Nichtexistenzthese ausreichend als haltlos erwiesen. Ihre Vertreter seien nur in der Negation einig, aber völlig uneinig in ihren Positionen zur Entstehung des Christentums, die sich gegenseitig aufhöben. Fraglich sei nicht, ob Jesus gelebt habe, sondern warum diese Frage so populär geworden sei.<ref>Adolf von Harnack: ''Hat Jesus gelebt?'' In: Kurt Nowak, Hanns-Christoph Picker (Hrsg.): ''Adolf von Harnack als Zeitgenosse: Reden und Schriften aus den Jahren des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, Teil 2.'' Walter de Gruyter, Berlin 1996, ISBN 3-11-205517-9, [https://books.google.de/books?id=o__mBQAAQBAJ&pg=PA169 S. 169]</ref> In seiner ''Geschichte der Leben-Jesu-Forschung'' (1913) ging Albert Schweitzer auf Dupois, Volney, Bauer, Kalthoff, Robertson, Smith, Jensen, Drews und ihre Anhänger ein und wies ihre Thesen detailliert zurück. Er kritisierte aber auch die Reaktionen vieler Neutestamentler: Sie hätten den Irrtum bestärkt, der christliche Glaube sei von einem Existenzbeweis abhängig. Weder Existenz noch Nichtexistenz Jesu lasse sich beweisen, sondern nur ihre Wahrscheinlichkeit abwägen. Die nachträgliche Historisierung eines Jesus-Mythos sei unmöglich plausibel zu machen. Die bisherigen Thesen dazu seien unvereinbar und höben sich gegenseitig auf. Folglich sei „die Annahme, Jesus habe existiert, überaus wahrscheinlich, ihr Gegenteil aber überaus unwahrscheinlich“.<ref>Albert Schweitzer: ''Geschichte der Leben-Jesu-Forschung.'' 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 171-190; 361-365; 451-560; Zitat S. 560</ref> |
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[[Rudolf Bultmann]] fasste den Forschungsstand 1926 nochmals zusammen: Man wisse „von Jesu Leben und Persönlichkeit so gut wie nichts mehr […], da sich die christlichen Quellen dafür nicht interessiert haben, außerdem sehr fragmentarisch und von der Legende überwuchert sind, und da andere Quellen über Jesus nicht existieren.“ Nur Jesu Verkündigung sei den Quellen zu entnehmen. Man könne literarkritisch bis zu einer ältesten, ursprünglich [[Aramäische Sprache|aramäischen]] Textschicht vordringen, aber keine echten Jesusworte sicher feststellen. Dennoch sei der Zweifel an Jesu Existenz „unbegründet und keiner Widerlegung wert“. Dass er hinter der ältesten aramäisch sprechenden Gemeinde stehe, sei „völlig deutlich“. Sie nenne Jesus als Träger ihrer Überlieferung: „Nach überwiegender Wahrscheinlichkeit war er es wirklich.“ Falls nicht, ändere das die urchristliche Botschaft in keiner Weise. Es komme darauf an, ob diese Botschaft die gegenwärtige Existenz des Hörers betreffe und herausfordere.<ref>Rudolf Bultmann: ''Jesus.'' 1926; Textauszug bei Werner Zager: ''Jesusforschung in vier Jahrhunderten'', 2002, [https://books.google.de/books?id=ZXLnBQAAQBAJ&pg=PA290 S. 290-293]</ref> |
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Das blieb die Position der weitaus meisten Urchristentumsforscher. Drews versuchte zwar, die Debatte um die Nichtexistenzthese mit Neuauflagen seiner ''Christusmythe'' (1928) zu verlängern, fand jedoch kaum noch Beachtung. Seit etwa 1940 erschienen in der Christentumsforschung jahrzehntelang keine Publikationen mehr dazu.<ref>Robert Van Voorst: ''Jesus Outside the New Testament'', 2000, [https://books.google.de/books?id=lwzliMSRGGkC&pg=PA12 S. 12, Fn. 9]</ref> Gleichwohl fanden die frühen Jesus-Mythos-Vertreter später immer wieder Nachahmer. Ihre Thesen werden drei Haupttypen zugeordnet: |
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# Jesus sei spontanes Produkt, Spiegelbild und Symbol religiöser Bedürfnisse einer bestimmten Gruppe. |
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# Er sei Produkt eines [[Synkretismus]] vorchristlicher heidnischer Kulte. |
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# Er sei eine Kopie von Mythen anderer Götter oder Helden der Kultur- und Religionsgeschichte.<ref name="Ziolkowski147"/> |
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=== John M. Robertson und William B. Smith === |
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Der schottische Freidenker John M. Robertson (1856–1933) trat mit drei Schriften (1900; 1903; 1916) zum Urchristentum hervor. Zunächst bot er einen Überblick über Mythen und erklärte sie als falsche, überholte Erklärungen der Natur. Dann verglich er die Mythen zu Krishna und Christus. Die ältere Krishnamythe habe vermittelt durch [[Buddhismus]] oder griechisch-römische Kulte die jüngere Christusmythe beeinflusst. Jesus sei keine historische Person, sondern diene in den Evangelien wie bei [[Mose]] und [[Salomo]] nur dazu, den ethischen Inhalt der Religion zu begründen. Dann verwies Robertson auf außerchristliche Analogien zu Einzelmotiven (Geburt von einer Jungfrau, im Stall, Kindermord, Versuchung, Weinwunder, Seewandel, Heilungen, Tempelreinigung, Abendmahl, Verrat, Kreuzigung, Auferstehung, Lehrsätze, Hoheitstitel wie „Retter“ und „Logos“): Alles das sei anderswo vorgegeben, etwa in [[Buddha]]-Legenden, in Mythen zu [[Asklepios]], Dionysus, [[Mithras]], [[Marduk]], [[Osiris]], [[Poseidon]] und im römischen [[Kaiserkult]]. Die nächste Parallele zu einem Kult des leidenden Messias fand er in der [[Prometheus]]-Legende. Die [[Eucharistie]] sei aus dem [[Menschenopfer]] erwachsen, die folgende Passion sei ein Mysteriendrama wie im Mithraskult. Widersprüche in den Evangelien ließen sich nur durch die Annahme mehrerer Jesus- und Vorläufersekten erklären. So habe es einen vorchristlichen Jesuskult unter den [[Mandäer]]n gegeben. Die Quellenhypothesen der NT-Forschung (Q, markinischer Passionsbericht) bestätigten laut Robertson die Zusammensetzung der Evangelien aus verschiedenen Mythen.<ref>Walter P. Weaver: ''The Historical Jesus in the Twentieth Century: 1900-1950'', 1999, [https://books.google.de/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA58 S. 58-60]</ref> |
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Der Naturwissenschaftler [[William Benjamin Smith]] (1850–1934) hatte autodidaktisch biblische Sprachen erlernt. Mit Hilfe des Theologen Paul Schmiedel veröffentlichte er 1906 das deutschsprachige Buch ''Der vorchristliche Jesus'', dessen Material sein zweites, englischsprachiges Buch ''Ecce Deus'' aufnahm. Er verwarf liberale ebenso wie prophetisch-endzeitliche Jesusbilder der Forschung und schlug stattdessen eine symbolische Deutung der Quellen vor. Hinter den Evangelien stehe ein allgemeiner orientalischer Kult des Gottmenschen. Hier sei kein Mensch vergöttlicht, sondern ein Gott vermenschlicht worden. Denn das Urchristentum sei durchgehend synkretistisch, und nur die Verehrung Jesu als Gott verbinde es. Wäre Jesus nur ein Mensch gewesen, wäre nichts von ihm überliefert worden. Der Jesuskult sei wegen der feindlichen Umwelt symbolisch kodiert worden und müsse entschlüsselt werden. So sei der „Sieg über den Satan“ in den synoptischen Aussendungstexten als Auftrag an christliche Missionare zu verstehen, den Polytheismus mit dem Monotheismus zu besiegen. Die Figur Jesu sei nachträglich als Offenbarer dieses monotheistischen Kults dargestellt worden. Die vier Evangelien hätten seine fiktive Geschichte mit Material hellenistischer Mysterienkulte immer mehr ausgeschmückt. Die ersten Christen seien Gnostiker gewesen, wie es Apg 10,38 beweise. Jene Stellen, die menschliche Gefühle von Jesus aussagen, seien symbolisch zu deuten und nicht auf reale Personen bezogen. Alle überlieferten Heiltaten seien symbolische Heilungen vom Paganismus. Die Gestalt des fliehenden nackten Jünglings in {{B|Mk|16|51f.}} sei symbolischer Code dafür, dass der Gottmensch Jesus nicht wirklich festgenommen worden sei: Das sei für gnostische Urchristen undenkbar gewesen.<ref>Walter P. Weaver: ''The Historical Jesus in the Twentieth Century'', 1999, [https://books.google.de/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA54 S. 54-56]</ref> Smith behauptete, eine jüdische Sekte habe den Mose-Nachfolger Josua als göttliches Wesen Jahrhunderte früher angebetet. Dem seien die Urchristen gefolgt. Sie hätten die angeblichen historischen Details des Lebens Jesu im NT aus Erzählungen über den vorchristlichen Josua entwickelt. Zudem verknüpfte Smith den johanneischen Hoheitstitel „Lamb Gottes“ (lat. ''[[Agnus Dei]]'') mit der indischen Gottheit [[Agni]]. Er hielt auch nichtchristliche Quellen über Jesus für wertlos, besonders Josephus und Tacitus.<ref>Albert Schweitzer: ''Geschichte der Leben-Jesu-Forschung.'' 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 476-486</ref> Drews übernahm seine These vom vorchristlichen Josua-Jason-Jesus-Kult und dessen astrologische Deutung von Smith. 1921 übernahm auch Gilbert Thomas Sadler die Thesen von Smith.<ref>Craig A. Evans: ''The Historical Jesus'', 2004, [https://books.google.de/books?id=79eUl6_MrpIC&pg=PA321 S. 321, Fn. 37]</ref> |
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Der Christentumshistoriker Shirley Jackson Case wies 1911 auf fehlende Belege für den angeblichen Josua-Kult in der gesamten vor- und nachchristlichen jüdischen Literatur hin. Die bloße Namensähnlichkeit könne die These nicht tragen, da Josua und Jesus verbreitete jüdische Namen waren.<ref>Albert Mcilhenny: ''This Is The Sun? Zeitgeist and Religion. Volume I: Comparative Religion.'' lulu.com, 2012, ISBN 1-105-33967-X, [https://books.google.de/books?id=KymmAwAAQBAJ&pg=PA278 S. 278]</ref> Der damalige Brauch hellenisierter Juden, ähnlich klingende griechische Zweitnamen anzunehmen (etwa Jason für Josua)<ref>David E. Aune: ''Studies in New Testament and Early Christian Literature: Essays in Honor of Allen P. Wikgren.'' Brill Academic, Leiden 1997, ISBN 90-04-03504-4, [https://books.google.de/books?id=FZc3AAAAIAAJ&pg=PA142 S. 142]</ref>, fehlt bei Jesus von Nazaret. Damalige Juden übersetzten seinen hebräischen Vornamen [[Jehoschua]] mit dem griechischen ''Jesous'', nicht wie bei anderen Juden dieses Namens mit ''Jason''. Das hätten sie auch bei ihm getan, wenn sie ihn mit dem Jason-Kult hätten identifizieren wollen.<ref>Jason Colavito: ''Jason and the Argonauts through the Ages.'' Mcfarland & Co, 2014, ISBN 0-7864-7972-8, [https://books.google.de/books?id=r0ZXAwAAQBAJ&pg=PA243 S. 243]</ref> |
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Die religionsgeschichtliche Forschung hatte bereits vor 1920 einen Einfluss des Buddhismus auf das palästinische Judentum und so indirekt auf Jesus ausgeschlossen und äußerlich ähnliche Motive (etwa bei einigen Gleichnisreden und Hoheitstiteln) als unabhängig voneinander entstanden erklärt. Der bekannte Indologe [[Friedrich Max Müller]] hatte solche Einflüsse jahrzehntelang gesucht, aber nicht gefunden. Darauf verwies Albert Schweitzer 1913.<ref>Albert Schweitzer: ''Geschichte der Leben-Jesu-Forschung.'' 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 333 f.</ref> |
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Der Atheist Fred C. Conybeare, wie Robertson Mitglied der britischen ''Rationalist Press Association'', kritisierte 1914 Drews, Robertson und Smith: Diese „untrainierten Forscher“ entdeckten überall mythische Parallelen, die nicht vorhanden und unmöglich seien, lehnten zugleich aber erwiesene und offensichtliche Parallelen (etwa zu biblisch-jüdischer Tradition) ab.<ref>Frederick Cornwallis Conybeare: ''The Historical Christ'', 1914; referiert bei Bruce Manning Metzger: ''Historical and Literary Studies: Pagan, Jewish, and Christian.'' Brill, Leiden 1969, S. 9</ref> George Albert Wells grenzte sich ab 1975 von Smiths symbolischer NT-Exegese ab: „Es ist schwierig, überzeugende Belege gegen Forscher zu produzieren, die darauf bestehen, in einfachen Aussagen verborgene Bedeutungen zu finden.“<ref>James Patrick Holding: ''Shattering the Christ Myth'', 2008, [https://books.google.de/books?id=2XHysoHc2ksC&pg=PR16 S. XVI]</ref> |
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=== Albert Kalthoff und Peter Jensen === |
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Der Pastor Albert Kalthoff (1850-1906) gehörte mit [[Emil Felden]] (1874-1959), [[Oscar Mauritz]] (1867-1958), [[Moritz Schwalb]] (1833-1916) und [[Friedrich Steudel]] (1866-1939) zu einer Gruppe von Bremer Monisten, die nicht mehr an Jesus als historische Persönlichkeit glaubten. Kalthoff und Felden verbanden das mit sozialem Engagement für die kirchenferne Arbeiterschaft.<ref>Artikel ''Bremen'', in: Theologische Realenzyklopädie Band 7, 1980, [https://books.google.de/books?id=unszemYxWQEC&pg=PA161 S. 161]</ref> Kalthoff verstand Jesus als bloßes Produkt religiöser Bedürfnisse einer sozialen Bewegung, die mit der jüdischen Messiaserwartung in Kontakt gekommen sei.<ref>Gerd Theißen, Annette Merz: ''Der Historische Jesus'', 2011, S. 96</ref> Für ihn war die Rekonstruktion des historischen Jesus 1902 „auf der ganzen Linie gescheitert“. Seine überlieferte Gestalt sei nur das personifizierte urchristliche Gemeinschaftsbewusstsein. Gemäß der [[Marxismus|marxistischen]] These vom [[Klassenkampf]] sei sie als moralische „Waffe“ zu verstehen, mit der sich die werdende christliche Gesellschaft gegenüber den alten Mächten der römischen Gesellschaft behauptet habe.<ref>Werner Zager (Hrsg.): ''Jesusforschung in vier Jahrhunderten: Texte von den Anfängen historischer Kritik bis zur „dritten Frage“ nach dem historischen Jesus.'' Walter de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 3-11-031842-3, [https://books.google.de/books?id=ZXLnBQAAQBAJ&pg=PA117 S. 117f.]</ref> |
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Kalthoff hatte 1880 fraglos das liberale Jesusbild vertreten, jedoch später darin keinen Bezug zum Urchristentum mehr gefunden. Ab 1900 kritisierte er: Man könne unmöglich direkt vom historischen Jesus ausgehen, sondern müsse zuerst die zentralen Ideen des Urchristentums bestimmen und diese dann weiter zurückverfolgen. Die Christusidee trage in allen biblischen Schriften übermenschliche, heroische Züge. Damalige Juden hätten sie unmöglich auf ein historisches Individuum übertragen können. Dann jedoch behauptete er gegen Bruno Bauer und ohne Beleg, es habe vor Jesus viele leidende und gekreuzigte Messiasanwärter im Judentum gegeben. Die frühen Christen hätten den jüdischen Messiasglauben erst in Rom kennengelernt. Sie hätten von Juden die Personifizierung eines idealen Helden erlernt, die Christusfigur geschaffen, ihr Leben erfunden und nach Galiläa verlegt. Die [[Gleichnisse Jesu]] spiegelten römische Verhältnisse, etwa Großgrundbesitz und Versklavung überschuldeter Kleinbauern. [[Petrus]] sei schon in den Evangelien immer Symbolfigur der römischen Christengemeinde. Deshalb habe sie sein Christusbekenntnis bei [[Caesarea Philippi]], der römischen Garnisonsstadt in Palästina, situiert. |
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Albert Schweitzer kritisierte 1906: Kalthoff habe die bisherigen Erklärungen zur Entstehung des Urchristentums zu Recht hinterfragt, aber selbst nur Spekulation angeboten. Er ersetze das bürgerlich-liberale nur durch ein linksgerichtetes Jesusbild. Dazu sei sein Umweg über Rom gar nicht notwendig gewesen.<ref>Albert Schweitzer: ''Geschichte der Leben-Jesu-Forschung.'' 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 361-365</ref> |
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1872 war das babylonische [[Gilgamesch-Epos]] wiederentdeckt worden. Im [[Babel-Bibel-Streit]] um das Ausmaß babylonischer Einflüsse auf die Bibel vertrat der [[Assyriologie|Assyriologe]] Peter Jensen ab 1906 eine bewusste Außenseiterposition: Die Figur des [[Theios aner|Gottmenschen]] Gilgamesch sei Hintergrund und Quelle vieler biblischer Hauptfiguren. Auch Jesus sei nur ein „israelitischer Gilgamesch“ und Anhängsel seiner biblischen Vorläufer.<ref>Theodore Ziolkowski: ''Gilgamesh among Us: Modern Encounters with the Ancient Epic.'' Cornell University Press, 2011, [https://books.google.de/books?id=snz_Wle6zvgC&pg=PA209 S. 209]</ref> Dabei schloss Jensen unbekannte historische Mitursachen der Jesusdarstellung in den Evangelien nicht aus, hielt sie aber für unwichtig.<ref>Craig A. Evans: ''The Historical Jesus'', 2004, [https://books.google.de/books?id=79eUl6_MrpIC&pg=PA308 S. 308]</ref> 1909 beschrieb er auch [[Paulus von Tarsus]] als Gilgamesch-Kopie. 1910 stellte er wie Drews alle Quellen für Jesu Existenz in Frage und schlug vor, ihn als bloßes Abbild des heldischen ''Theios aner'' zu verstehen. Der Leipziger [[Semitistik|Semitist]] [[Heinrich Zimmern]] vertrat ab 1911 eine Variante von Jensens These.<ref>Susannah Heschel: ''The Aryan Jesus'', 2010, [https://books.google.de/books?id=8HV2BQAAQBAJ&pg=PA58 S. 58]</ref> |
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=== Arthur Drews === |
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[[Datei:Arthur Drews.jpg|mini|links|130px|alt=portrait|Arthur Drews]] |
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Arthur Drews (1865–1935) war 1898 Philosophieprofessor geworden und befasste sich erst danach mit Evangelienkritik. Mit dem Werk ''Die Christusmythe'' 1909 wollte er zeigen, dass alles an den NT-Darstellungen Jesu mythisch sei, so dass man keine historische Person dahinter annehmen müsse.<ref>Walter P. Weaver: ''The Historical Jesus in the Twentieth Century'', [https://books.google.de/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA49 S. 49f.]</ref> Er sei enttäuscht, dass bislang kein Christentumsforscher das vertreten habe. An James Frazers ''Golden Bough'' anknüpfend, behauptete er ähnliche mythische Motive in vielen anderen Kulten und Religionen, die er auf einen alten Sonnenkult zurückführte. Er erklärte alle außerchristlichen Belege für Jesu Existenz für wertlos und (wie die radikalen Niederländer) alle Paulusbriefe für unecht.<ref>James Patrick Holding: ''Shattering the Christ Myth'', [https://books.google.de/books?id=2XHysoHc2ksC&pg=PR14 S. IVX]</ref> Wie Kalthoff warf er der liberalen Theologie als „fundamentalen Irrtum“ vor, die christliche Kirche habe mit dem historischen Jesus begonnen. Jedoch sei es „einseitig“, „Christus für das bloße Spiegelbild der christlichen Gemeinde und ihrer Erfahrungen auszugeben“.<ref>Werner Zager: ''Jesusforschung in vier Jahrhunderten'', Berlin 2014, [https://books.google.de/books?id=ZXLnBQAAQBAJ&pg=PA118 S. 118]</ref> |
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Drews behauptete stattdessen einen vorchristlichen Jesuskult im [[Hellenistisches Judentum|hellenisierten Judentum]]. So habe die [[Apokalyptik]] im [[Buch Daniel]] Elemente des dualistischen [[Zoroastrismus]] und des [[Mithras]]-Kults aufgenommen. Der jüdische Messias sei zu einer Figur der Endzeit gemacht und mit der Logoslehre [[Philo von Alexandria|Philos]] und der [[Stoa]] vermischt worden. Viele antike [[Sekte]]n seien aus diesem Synkretismus hervorgegangen. Im Judentum habe es seit langem einen Kult um [[Josua, der Sohn Nuns|Josua]] gegeben, der eine Personifikation des Sonnengotts und mit dem [[Pessach]]-Ritus und der [[Beschneidung]] verbunden gewesen sei. Mit spekulativen Namensähnlichkeiten begründete Drews eine Linie von Josua zu [[Jason]], den er als Heiler interpretierte, und den [[Therapeuten (Sekte)|Therapeuten]], von dort zu den [[Essener]]n und den Nazarenern: Sie alle hätten eine im Wesen identische Heilergottheit, ursprünglich eine Sonnengottheit, verehrt. Er verknüpfte sie ferner mit Mysterienkulten um den Sohn des [[Zeus]], Dionysus und [[Demeter]]. Er griff auch die [[Astrologie|astrologische]] These von Dupuis auf, die Zwölfzahl der Jünger Jesu symbolisiere die Tierkreiszeichen. Das christliche Kreuzzeichen führte er nicht auf die römische [[Kreuzigung]], sondern auf ein magisches Kultzeichen ''[[Tau (Buchstabe)|Tau]]'' zurück: Es habe ursprünglich keinen Bezug zum Tod gehabt, sondern zu einer Siegesgeste mit ausgebreiteten Armen wie bei Mose (Ex 17,11).<ref>Walter P. Weaver: ''The historical Jesus in the twentieth century, 1900-1950'', 1999, [http://books.google.com/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA50 S. 50-52]</ref> |
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Das Buch führte dazu, dass sich erstmals einige bekannte Theologen, Orientalisten und Historiker mit der Nichtexistenzthese befassten.<ref>Brian A. Gerrish: [http://www.jstor.org/pss/1202070 ''Jesus, Myth, and History: Troeltsch's Stand in the 'Christ-Myth' Debate.''] In: ''The Journal of Religion'', Band 55, Ausgabe 1, 1975, S. 3–4.</ref> Der Buchtitel ''Christusmythe'' wurde zum Schlagwort für die gesamte Debatte.<ref>Erich Gräßer: ''Aufbruch und Verheißung: gesammelte Aufsätze zum Hebräerbrief.'' Walter de Gruyter, Berlin 1992, ISBN 3-11-013669-4, [https://books.google.de/books?id=Jc9e-70Ha00C&pg=PA100 S. 100]</ref> Oft wurden mangelnde Fachkenntnisse und Fehler des Autors kritisiert, die seine weitreichende These unglaubwürdig machten. [[Otto Weinreich]] verwies zum Beispiel darauf, dass Drews das [[Hebräische Sprache|hebräische]] Wort für „Büffel“ wie die [[Lutherbibel]] falsch mit „Einhorn“ wiedergegeben und darum als Einfluss des Zoroastrismus fehlgedeutet hatte. An anderer Stelle habe er dasselbe Wort mit „Stier“ übersetzt, um von den Stierhörnern einen Bezug zum Kreuzsymbol herstellen zu können. Das zeige fehlende Methodik und Willkür. Er lege an die Evangelien weit strengere quellenkritische Maßstäbe als an seine eigenen Thesen an. Die vergleichende Religionswissenschaft schließe nicht mehr von sprachlichen und inhaltlichen Ähnlichkeiten auf Verwandtschaft und historische Abhängigkeit. Die inhaltliche Gleichsetzung Jesu mit Josua nur wegen einer Namensähnlichkeit sei „Unsinn“. Die gänzlich unbelegte Gleichsetzung von [[Maria (Mutter Jesu)]] mit [[Maia (Tochter des Atlas)|Maia]], der Mutter des [[Hermes]], und anderen Göttermüttern sei ein „höchst zweifelhafter mythologischer Kettenbruch“. Mit unbestrittenen mythischen Zügen im Christusbild könne man weder Existenz noch Nichtexistenz Jesu beweisen, da viele historische Personen der Antike Träger mythischer Elemente geworden seien.<ref>Otto Weinreich: ''Die Christusmythe'' 1910. In: ''Ausgewählte Schriften. 1. 1907 - 1921'', [https://books.google.de/books?id=1nCHcjoHJ5IC&pg=PA56 S. 56-58]</ref> |
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1921 versuchte Drews, auch das Markusevangelium nur aus mythischen Motiven zu erklären. Rudolf Bultmann kritisierte das Buch: |
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*Drews befasse sich mit einem überholten Forschungsstand. So hätten laut Wilhelm Boussets Werk ''Kyrios Christus'' (1913) eher persische als babylonische Erlösermythen das Christusbild der Urchristen beeinflusst. |
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*Seine Fragen nach dem Einfluss biblischer Weissagungen, Astralmythologie und Spruchweisheit seien nicht offen, sondern er liefere die Antwort immer gleich mit. |
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*Er verfalle dem früheren Fehler seiner Gegner, indem er unbezweifelbare Beweisstellen verlange. Jesu Existenz sei jedoch nur so zu beweisen, dass „das historische Gesamtbild den Quellen entspricht“ und sie verständlich macht. Das habe Bousset geleistet, Drews dagegen nicht. |
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*Er verkenne den Unterschied von Tradition und Redaktion im Markusevangelium und greife nur „völlig methodelos“ Einzelstellen heraus. So habe er übersehen, dass nur spätere, nicht die frühesten Textschichten von einer Kultgottheit und einem Erlösungsmythos reden und es starke Unterschiede zwischen palästinensischen und hellenistischen Urchristen gab. |
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*Er stütze seine Funde von Astralmythologie nur auf den redaktionellen Zusammenhang des Evangeliums. |
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*Er kenne den je spezifischen Sprachstil von Lehrreden, Wundertexten und anderem nicht und habe daher vergessen, neben dem Rabbi und Wundertäter auch den Endzeitpropheten Jesus darzustellen. |
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*Er erkläre nicht, „wie es zur Umsetzung des mythischen Jesus in den geschichtlichen kam, und warum Jesu Geschichte in so junge Vergangenheit datiert wurde“. |
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*Er nenne keinen Grund dafür, warum die palästinischen Urchristen den erfunden haben sollten, dem sie nach den Quellen ihre Existenz verdankten und sich daher bewusst von ihrer Umwelt unterschieden. Er nehme nicht einmal diese älteste Gemeinde selber wahr. |
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*Er vergleiche Mk 10,37 (den Jüngerstreit um die Ehrenplätze im [[Reich Gottes]]) mit dem „Aberglauben eines afrikanischen Negerstammes“: Das bestärke die Zweifel an seiner religionsgeschichtlichen Qualifikation.<ref>Rudolf Bultmann: ''Die neueste Bestreitung der Geschichtlichkeit Jesu.'' (Frankfurter Zeitung, 12. Oktober 1921) In: Matthias Dreher (Hrsg.): ''Theologie als Kritik: Ausgewählte Rezensionen und Forschungsberichte.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147406-6, [https://books.google.de/books?id=UExbZPq9HQ8C&pg=PA114 S. 114-119]</ref> |
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[[Wladimir Iljitsch Lenin|Lenin]] sah Drews als „Reaktionär, der den Ausbeutern unverhüllt hilft, die alten und verfaulten religiösen Vorurteile durch funkelnagelneue, noch widerlichere und schuftigere Vorurteile zu ersetzen.“ Gleichwohl sei es kommunistische Pflicht, gegen die „religösen Dunkelmänner“ ein pragmatisches Bündnis mit Leuten wie Drews einzugehen.<ref>Martin Morgenstern, Wolfgang Harich: ''Nicolai Hartmann - Größe und Grenzen: Versuch einer marxistischen Selbstverständigung.'' 2004, [https://books.google.de/books?id=zierd94spHYC&pg=PA75 S. 75]</ref> Demgemäß wurden 1922 alle religiösen Schriften aus sowjetischen Bibliotheken verbannt. Die Nichtexistenzthese dagegen wurde als wissenschaftlich erwiesen ausgegeben und in Schul- und Universitätslehrbücher aufgenommen.<ref>Vladimir Nikiforov: ''Russian Christianity.'' In: Leslie Houlden (Hrsg.) ''Jesus in History, Thought, and Culture: An Encyclopedia.'' ABC-CLIO, 2003, [https://books.google.de/books?id=17kzgBusXZIC&pg=PA749 S. 749.]</ref> |
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=== Paul-Louis Couchoud === |
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In Frankreich hatte sich nur E. Moutier-Rousset 1922 an der Nichtexistenzdebatte beteiligt. Dass dort zeitweise darüber diskutiert wurde, erreichte erst der Arzt [[Paul-Louis Couchoud]] (1879–1959). James George Frazer schrieb ein Vorwort für sein erstes Werk (1924) und lobte seine leidenschaftslose Analyse, ohne der Nichtexistenzthese zuzustimmen. Couchoud widmete sein Hauptwerk (1938) Robertson und folgte darin dessen These von einem vorchristlichen Jesuskult. |
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Er verwarf außerchristliche Jesusnotizen, behauptete, Paulus habe nichts von Jesus gewusst und alle Evangelien beruhten auf Mk. Dessen Evangelium sei erst in Rom unter [[Domitian]] entstanden und lasse sich als biblisch erweiterter Kommentar zur Paulusbotschaft eines mythischen Christus deuten. Jesu Existenz sei nur eine vage Möglichkeit, konkret lasse sich fast nichts von ihm wissen. Jesus erscheine als messianischer Agitator wie [[Theudas]]. Ein solcher könne die Entstehung des Christentums nicht erklären; somit sei Jesu Existenz fraglich. Paulus könne als monotheistischer Jude prinzipiell keinen Menschen mit [[JHWH]] gleichgestellt und als Gott verehrt haben. Sein Jesus müsse also eine himmlische Figur, seine Kreuzigung eine mystische Allegorie sein. Dabei habe Paulus sein eigenes Leiden visionär auf Jesus projiziert und {{B|Ps|22}} auf diese erfundene Figur hin gedeutet. In den Evangelien sei diese spirituelle Christusmythe später als historisches Geschehen dargestellt worden. Dabei hätten sich die Urchristen vor allem auf das jüdisch-apokryphe [[Henochbuch]] und die Botschaft des [[Johannes der Täufer|Täufers Johannes]] gestützt. Dem von ihm angekündigten kommenden Erlöser hätten sie den Namen Josua (Jesus) gegeben. Dabei hätten sie Ex 23,20f. und Num 13, 16 verzerrt. |
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Die historisch-kritischen Neutestamentler [[Alfred Loisy]], auf den Couchoud sich berief, und Maurice Goguel widerlegten Couchouds Thesen 1937/38 in Fachzeitschriften. Couchoud beantwortete ihre Stellungnahme nicht inhaltlich; nur die englische Übersetzung seines Hauptwerks (''The Creation of Christ'', 1939) enthielt einen Anhang dazu. Sein drittes Werk war ein Nachdruck des zweiten. Sonst vertrat in Frankreich damals nur noch Edouard Dujardin die Jesus-Mythos-These.<ref>Walter P. Weaver: ''The Historical Jesus in the Twentieth Century'', 1999, [http://books.google.com/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA300 S. 300-302] und Fn. 86-90</ref> |
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=== John Allegro === |
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Nach 1945 vertraten nur einzelne Autoren die Nichtexistenzthese. Sie gehörten meist nicht zur fachbezogenen Forschung und wurden von dieser nicht beachtet. |
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Eine Ausnahme war [[John Allegro]], der ursprünglich zum Herausgeberteam der [[Schriftrollen vom Toten Meer]] gehörte. 1956 behauptete er, ein Fragment, das [[Tora]]-Aussagen auf die römische Kreuzigung bezog, belege den Kult eines gekreuzigten Messias, dessen Anhänger seine [[Parusie]] in einem gereinigten [[Jerusalem]] erwarteten. In dieses Muster passe der spätere Jesuskult. Dazu kombinierte Allegro das Fragment mit Textstücken zum [[Lehrer der Gerechtigkeit]]. Die übrigen Herausgeber der Schriftrollen wiesen Allegros Thesen in einer gemeinsamen Stellungnahme als sensationsheischende, spekulative Fehldeutung der Textfragmente zurück. |
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1968 behauptete Allegro, die Urchristen hätten einen Fruchtbarkeitskult gepflegt, zu dem der Genuss eines halluzinogenen Pilzes gehört habe. Jesus habe nicht existiert, sondern sei ein Codename für jenen Pilz, ebenso wie die Namen von Johannes, Petrus und Paulus.<ref>Clark Heinrich: ''Magic Mushrooms in Religion and Alchemy.'' Park Street Press, 2002, ISBN 0892819979, [https://books.google.de/books?id=xaaLdPP1lMkC&pg=PA24 S. 24]</ref> Seine Anhänger hätten ihn unter dem Einfluss dieser Droge erfunden. 14 prominente britische Neutestamentler verrissen das Buch. Der Verleger entschuldigte sich für die Veröffentlichung. Allegro verließ die [[Universität Manchester]] und blieb bis zu seinem Tod 1988 akademisch geächtet.<ref>James H. Charlesworth, Brian Rhea (Hrsg.): ''Jesus Research: New Methodologies and Perceptions: The Second Princeton-Prague Symposium on Jesus Research.'' William B Eerdman, 2014, ISBN 0802867286, [https://books.google.de/books?id=GZOtAQAAQBAJ&pg=PA265 S. 265-267]</ref> |
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=== George Albert Wells === |
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Ab 1971 griff der britische Germanistikprofessor [[George Albert Wells]] Jesus-Mythos-Thesen aus nie ins Englische übersetzten Werken von Kalthoff, Jensen und Drews auf und versuchte, sie mit einer Reihe von Büchern zu untermauern.<ref name="Shatteringxvi">James Patrick Holding: ''Shattering the Christ Myth.'' 2008, [https://books.google.de/books?id=2XHysoHc2ksC&pg=PR16 S. XVI]</ref> 1986 fasste er seine Hauptargumente zusammen: |
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*Alle außerchristlichen Jesus-Notizen seien von christlicher Überlieferung abhängig. Die Notizen bei Josephus seien gefälscht. |
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*Die Evangelien seien nach 70 erfunden worden und enthielten keine älteren Textbestandteile. Sie seien größtenteils voneinander abhängig, so dass man keine Mehrfachbezeugung annehmen könne. Ihre theologischen Konzepte stammten allesamt von Nichtjuden außerhalb Palästinas. |
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*Die Paulusbriefe seien zwar frühe urchristliche Schriften (hier widersprach Wells den radikalen Niederländern). Jedoch habe ihr Autor nichts von Jesu Lehre, Wundertaten und Todesumständen gewusst. Er habe einen jüdischen Mythos von der präexistenten Weisheit, die in Israel Wohnung nahm, und biblische Aussagen über den schmachvollen Tod des Gerechten (Jes 52-53) auf eine undatierte Kreuzigung gedeutet: So habe er den Weisheitsmythos zum Mythos eines präexistenten, menschgewordenen Erlösergotts erweitert. |
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*Auch Petrus und die übrigen Jerusalemer Apostel hätten diesen Erlösermythos durch Visionen eines auferweckten Gekreuzigten empfangen und dann verkündet, aber keinen historischen Jesus gekannt. |
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Wells bestritt also auch, dass Jesu Bruder [[Jakobus der Gerechte|Jakobus]] zur Urgemeinde gehörte und Paulus ihn dort traf. Dazu deutete Wells den Ausdruck „Bruder/Brüder des Kyrios“ in Gal 1,19 und 1 Kor 9,5 um: Hier sei nicht von leiblichen Brüdern, sondern Brüdern im Sinne von Mitchristen die Rede.<ref>George Albert Wells: ''The Historicity of Jesus.'' In: R. J. Hoffmann, G. A. Larue (Hrsg.): ''Jesus in History and Myth.'' Buffalo 1986, S. 27-45; referiert bei Gerd Theißen, Annette Merz: ''Der historische Jesus'', 4. Auflage 2011, S. 123f.</ref> |
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Wells änderte seine Auffassungen zu Jesus mehrfach: 1971 wiederholte er die Thesen von Bruno Bauer, Arthur Drews und anderen deutschen Autoren, der Jesus des NT sei eine Kopie heidnischer Göttermythen. 1975 nahm Wells einige Einwände dagegen auf und stützte sich auf aktuellere Außenseiterpositionen der NT-Forschung. Deren Vertreter erkannten seine Folgerung, Jesus habe nicht existiert, jedoch nicht an. 1982 erklärte Wells die Jesusfigur nicht mehr aus angeblich paganen Parallelen, sondern aus einem jüdischen Weisheitsmythos. Zudem grenzte er sich gegen William Smith, John Allegro und Guy Fau ab und machte sie für die Nichtakzeptanz der Jesus-Mythos-Thesen verantwortlich. Sein viertes Werk dazu veröffentlichte kein gewöhnlicher Verlag mehr; akademische Fachzeitschriften rezensierten es nicht. 1986 behauptete Wells, ein Jesus ben [[Panthera (römischer Soldat)|Panthera]], der etwa 100 Jahre später gelebt habe, habe die NT-Überlieferung veranlasst. In seinem nächsten Buch zog Wells diese These wieder zurück. 2003 akzeptierte er, dass Paulus von Jesu Kreuzigung in Jerusalem wusste und die in den Evangelien überlieferten Lehren von einem Prediger aus Galiläa stammen. Er bestritt jedoch, dass Prediger und Gekreuzigter dieselbe Person waren.<ref name="Shatteringxvi"/> |
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Zu diesem Positionswandel gehörte auch Wells' Sicht der Logienquelle Q. 1986 akzeptierte er, diese schriftliche Quelle lasse sich aus den gemeinsamen Stoffen von Mt und Lk rekonstruieren. Er bestritt jedoch ihre aramäische Abfassung und authentische Jesusworte darin. Stattdessen fand er seine These eines von Juden übernommenen Weisheitsmythos darin bestätigt.<ref>George Albert Wells: ''The Jesus Legend.'' 1996, [https://books.google.de/books?id=oxkNm5b3MQ4C&pg=PA162 S. 162ff.]; ''Can We Trust the New Testament?'' 2004, [https://books.google.de/books?id=UYPvHqdDEJcC&pg=PA43 S. 43ff.]</ref> In ''The Jesus Myth'' (1998) nahm Wells an, Paulus' mythischer Jesus sei narrativ mit einem „minimal-historischen Jesus“ verschmolzen worden, dessen Lehren zum Teil in der Logienquelle Q überliefert seien.<ref>George Albert Wells: ''The Jesus Myth.'' 1999.</ref> |
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== 21. Jahrhundert == |
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Seit 2000 erhielt die Nichtexistenzthese vor allem in den USA neue Aufmerksamkeit. Als Faktoren dafür nannte der britische Neutestamentler [[Maurice Casey]]: |
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*dass mit Robert M. Price erstmals auch ein ausgebildeter Neutestamentler die These vertritt, |
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*dass das [[World Wide Web]] Autoren und Ansichten ein Forum bietet, die in der Urchristentumsforschung keine Rolle spielen, |
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*dass durch Forschungsfortschritte überholte und widerlegte Publikationen früherer Jesus-Mythos-Vertreter erneut aufgelegt und verbreitet werden, |
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*dass der Gegensatz zwischen [[Biblizismus]] und christlichem [[Fundamentalismus]] auf der einen, [[Atheismus]] und radikaler Skepsis auf der anderen Seite die Debatte polarisiert und anheizt, |
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*dass einige Vertreter von Jesus-Mythos-Thesen früher selbst dogmatische, konfessionelle und fundamentalistische Christen waren und nur die damals gelernten Sichtweisen bekämpfen, ohne die auch von Agnostikern, Juden und nichtkonfessionellen Christen geprägte Jesusforschung zu berücksichtigen.<ref>Maurice Casey: ''Jesus: Evidence and Argument or Mythicist Myths?'' 2014, [https://books.google.de/books?id=A2tjAgAAQBAJ&pg=PA2 S. 2-4]</ref> |
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=== Robert M. Price === |
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[[Datei:Robert M. Price 1.jpg|mini|links|130px|alt=Robert Price at a microphone|Robert M. Price]] |
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[[Robert M. Price]], ein ehemaliger [[Baptisten]]-Prediger, gehörte zeitweise in den USA zum liberalen [[Jesus-Seminar]], das Jesu Historizität voraussetzt.<ref>Maurice Casey: ''Jesus: Evidence and Argument or Mythicist Myths?'' 2013, [https://books.google.de/books?id=A2tjAgAAQBAJ&pg=PA2 S. 2]</ref> Nach Eigenaussagen fand er diese immer schwerer zu verteidigen. Seit 2000 beschreibt er das Urchristentum als Synthese vor allem ägyptischer, jüdischer und griechischer Mythologie. Ein historischer Jesus sei nicht ganz auszuschließen, aber angesichts der Legendenbildung im NT nur eine vage Möglichkeit, kaum wahrscheinlicher als ein historischer Mose oder ein historischer [[Apollonius von Tyana]]. Damit sei die Frage beliebig geworden und durch keine Forschermehrheit zu entscheiden. |
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Als Hauptargumente gegen Jesu Existenz nennt Price: |
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*Außerchristliche Quellen erwähnten keinen wundertätigen Jesus. |
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*Auch die ältesten, vor den Evangelien entstandenen [[Epistel]]n des NT enthielten keine Belege für einen kurz vorher lebenden Jesus. |
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*Auch den Evangelien sei nur ein mythisches Christusbild vom menschwerdenden, sterbenden und wiederauferstehenden Erlösergott zu entnehmen. |
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*Zu diesem Mythos gebe es Parallelen in vielen altorientalischen Mythen, etwa in den Kulten des [[Baal (Gottheit)|Baal]], [[Osiris]], [[Attis]], [[Adonis]] und [[Dumuzi]]. Alle diese Kulte der hellenistischen und römischen Epoche hätten das Urchristentum beeinflusst. Christliche Apologeten hätten später versucht, diese Parallelen zu verkleinern.<ref>Robert M. Price: ''Jesus at the Vanishing Point.'' In: James K. Beilby, Paul Rhodes Eddy (Hrsg.): ''The Historical Jesus: Five Views.'' InterVarsity, 2009, S. 55-63.</ref> |
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Bei konsequenter Quellenkritik ließen sich also keinerlei verlässliche historische Angaben zu Jesus in antiken Quellen auffinden. Somit bleibe nur ein [[Agnostizismus]] zur Historizitätsfrage übrig.<ref name="PriceJacoby">Robert M. Price: ''The Incredible Shrinking Son of Man.'' Prometheus, 2003, S. 351; referiert bei Douglas A. Jacoby: [http://books.google.com/books?id=4bA8iSFIptYC&pg=PA97 ''Compelling Evidence For God and the Bible: Finding Truth in an Age of Doubt.''] Harvest House Publishers, 2010, S. 97.</ref> |
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=== Earl Doherty === |
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Der Kanadier [[Earl Doherty]] schrieb im Jahr 2009, dass es in der Jesus-Mythos-Theorie keinen historischen Jesus gebe, der diesen Namen verdient habe, dass das Christentum mit dem Glauben an eine spirituelle, mythische Figur begonnen habe, dass die Evangelien im Wesentlichen Allegorie und Fiktion seien, und dass keine einzeln identifizierbare Person die Tradition der galiläischen Predigttradition begründet habe. Doherty vertritt in ''The Jesus Puzzle'' (2005) und in ''Jesus: Neither God Nor Man — The Case for a Mythical Jesus'' (2009) die These, die Jesusfigur sei als ein Mythos entstanden, der sich vom [[Mittelplatonismus]] herleite. Einige Einflüsse stammten aus dem [[Merkaba|jüdischen Mystizismus]] (Ma'asei Merkavah). Der Glaube an einen geschichtlich realen Jesus sei erst bei den christlichen Gemeinden im 2. Jahrhundert entstanden. |
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Laut Doherty enthält keiner der großen christlichen Apologeten vor dem Jahr 180, mit Ausnahme von [[Justin der Märtyrer]] und [[Aristides von Athen]], eine Beschreibung eines historischen Jesus in ihrer Verteidigung des Christentums. Stattdessen legt Doherty nahe, dass die frühen christlichen Autoren eine christliche Bewegung beschreiben, die sich in der platonischen Philosophie und dem [[Hellenistisches Judentum|hellenistischen Judentum]] begründe, die darunter eine Verehrung eines monotheistischen jüdischen Gottes verstehen, und das was er einen "Logos-type Sohn" nennt. Doherty argumentiert weiter, dass [[Theophilus (Antiochia)|Theophilus von Antiochien]] (c. 163–182), [[Athenagoras von Athen]] (c. 133–190), [[Tatian|Tatian der Assyrer]] (c. 120–180) und [[Minucius Felix|Marcus Minucius Felix]] (schriftlich um 150–270) keinerlei Ansatzpunkte dafür bieten, dass sie an die Existenz einer historischen Figur geglaubt hätten, die gekreuzigt und wieder auferstanden sei. Der Name "Jesus" taucht bei keinem der genannten Autoren auf.<ref>Earl Doherty: "The Jesus Puzzle", ''Journal of Higher Criticism'', Band 4, Heft 2, 1997.</ref> |
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=== Richard Carrier === |
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[[Richard Carrier]], Aktivist des „Neuen Atheismus“ ist der Ansicht, dass es wahrscheinlicher ist, dass die ersten Christen Jesus als ein himmlisches Wesen betrachteten, das sich nur durch [[Offenbarung]]en zeigt, statt einer realen Person anzuhängen. In seinem Buch über die Historizität Jesu aus dem Jahr 2014 gibt er eine [[Bayesscher Wahrscheinlichkeitsbegriff|probabilistische]] Schätzung ab: "Mit den Nachweisen, die wir haben, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Jesus existierte, irgendwo zwischen 1 zu 12.500 und 1 zu 3". |
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=== Neuer Atheismus === |
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Seit 2000 halten einige Vertreter des Neuen Atheismus die Nichtexistenz Jesu für eine ernsthaft diskutierbare Möglichkeit. [[Richard Dawkins]] etwa sieht die Evangelien wie George A. Wells als einen bloßen Aufguss der jüdischen Bibel. Vermutlich habe Jesus gelebt; jedoch könne das ernsthaft bezweifelt werden, auch wenn die Zweifel nicht verbreitet seien.<ref name="Dawkins122">Richard Dawkins: ''The God Delusion.'' Houghton Mifflin, 2006, S. 122.</ref> [[Christopher Hitchens]] findet anders als für [[Mohammed]] wenig oder keine Belege für Jesu Leben. Er befürwortete die neuere Diskussion um die Nichtexistenzthese und griff die Argumente dafür auf, um so auch dem [[Koran]] und dessen Darstellung Jesu als Wundertäter und Prophet die Glaubwürdigkeit zu entziehen.<ref>Christoper Hitchens: ''The Portable Atheist: Essential Readings for the Nonbeliever.'' Da Capo Press, 2007, [https://books.google.de/books?id=bNVe-wRrIggC&pg=PT475 S. 475] (Kapitel ''Did Jesus exist?'')</ref> Der ehemalige Priester [[Dan Barker]] trat 1992 als Atheist hervor und vertritt seit 2009 die Nichtexistenzthese.<ref>Dan Barker: ''Godless'', 2009, Kapitel 15</ref> |
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Weil nicht einmal die radikalsten historisch-kritischen Neutestamentler des ''Jesus Seminar'' die Nichtexistenzthese ernsthaft erwägen, gründete [[R. Joseph Hoffmann]] 2007 das ''Jesus Project'' beim ''Committee for the Scientific Examination of Religion'' (CSER), einer Unterabteilung des ''Center for Inquiry'' in [[Amherst (New York)]]. Zu den rund 20 Mitgliedern verschiedener Fachbereiche gehörten einige kirchlich nicht gebundene Christentumsforscher (Bruce D. Chilton, James G. Crossley, [[Robert Eisenman]], James McGrath, James M. Robinson, Dennis MacDonald, [[Gerd Lüdemann]]) und einige Vertreter der Nichtexistenzthese (Richard Carrier, Arthur Droge, Robert M. Price, Thomas L. Thompson, Frank Zindler, Hoffmann selbst). US-Medien nahmen das Projekt als Versuch wahr, die Nichtexistenz Jesu wissenschaftlich zu untermauern und eine akademische Diskussion darüber voranzutreiben.<ref>Center for Inquiry: [http://www.centerforinquiry.net/jesusproject/news_and_resources/from_the_news_desk_jesus_project/ ''From the News Desk: Jesus Project'']</ref> Nach wenigen Treffen, bei denen man sich nicht über Ziele und Methoden einigen konnte, und Finanzierungsproblemen stellte Hoffmann das Projekt 2009 wieder ein. Eine Aufsatzsammlung von Vertretern des Projekts vertritt überwiegend die Nichtexistenzthese.<ref>James G. Crossley: ''Jesus in an Age of Neoliberalism'', 2012, [https://books.google.de/books?id=wsLoBAAAQBAJ&pg=PA134 S. 134-141]</ref> |
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=== Neopaganismus === |
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Die US-amerikanischen Autoren Dorothy M. Murdock (Autorenname: Arachya S.), Tom Harpur, Timothy Freke und Peter Gandy vertreten erneut die These, Jesus sei eine Kopie eines Astralmythos und paganer Götter wie Krishna, [[Horus]] und Mithras. Sie beschreiben diese als Erlösergottheiten bzw. „Christusse“ (Plural) und berufen sich dazu auf Autoren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie Godfrey Higgins, Gerald Massey und Alvin Boyd Kuhn. Diese hatten schon zu ihrer Zeit keine Anerkennung in [[Orientalistik]] und [[Ägyptologie]] gefunden, da Primärquellen keine Belege für ihre Thesen enthalten.<ref>Albert McIlhenny: ''This Is the Sun?'', 2012, [https://books.google.de/books?id=KymmAwAAQBAJ&pg=PA99 S. 99]; Maurice Casey: ''Jesus: Evidence and Argument or Mythicist Myths?'', 2014, [https://books.google.de/books?id=YTFiAgAAQBAJ&pg=PT174 S. 174] und Fn. 3</ref> Gleichwohl fanden diese über einige Filme wie [[The God Who Wasn’t There]] (2005), [[Zeitgeist (Film)]] (2007) und [[Religulous]] (2008) große Verbreitung und Popularität. |
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=== Umfragen === |
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Laut einer Umfrage der privaten christlichen [[Baylor University]] von 2005 glaubten hochgerechnet ein Prozent aller US-Amerikaner, Jesus sei eine fiktive Figur. Unter denen, die sich als religiös ungebunden bezeichneten, waren es 13,7 Prozent.<ref>Rodney Stark: ''What Americans Really Believe.'' Baylor University Press, 2008, S. 63</ref> In Großbritannien im Februar 2008 glaubten 13 Prozent von 1107 befragten erwachsenen Bürgern, darunter 40 Prozent jener, die sich als Atheisten bezeichneten, Jesus habe „nie existiert“.<ref>Communicate Research (Februar 2008): [http://campaigndirector.moodia.com/Client/Theos/Files/EasterHeadlines.pdf ''Theos: Easter Survey - Feb 08'']</ref> Nach einer im April 2009 veröffentlichten Umfrage glaubten 10 Prozent von 2500 befragten Australiern, Jesus habe nicht existiert.<ref>Barney Zwartz (The Age, 7. April 2009): [http://www.theage.com.au/national/australians-not-so-sceptical-about-jesus-survey-finds-20090406-9uuu.html ''Australians not so sceptical about Jesus, survey finds'']</ref> |
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== Hauptargumente der Debatte == |
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=== Außerchristliche Jesus-Notizen === |
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{{Hauptartikel|Außerchristliche antike Quellen zu Jesus von Nazaret}} |
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Die Nichtexistenzthese wird damit begründet, dass einige zeitgenössische Autoren (Philo, [[Justus von Tiberias]] und andere) Jesus nicht erwähnten und alle antiken Jesusnotizen gefälscht, später eingefügt oder von Christen übernommen worden seien. |
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[[Gerd Theißen]] und [[Annette Merz]] nennen als Gegenargumente: |
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*Dass Jesus bei einigen zeitgenössischen Autoren fehlt, spreche nicht gegen seine Existenz: Philo erwähnte Jesus nicht, aber [[Pontius Pilatus]]. Josephus erwähnte Paulus nicht, aber Johannes den Täufer, den Paulus wiederum nicht erwähnte. Justus von Tiberias könne Jesus im verlorenen Teil seines Werks erwähnt haben. |
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*Die Jesusnotizen bei Josephus, Tacitus und [[Mara Bar Serapion]] sind unabhängig voneinander entstanden, erwähnen alle seine Hinrichtung und setzen seine Existenz fraglos voraus. Diese Übereinstimmung könne nicht rein zufällig oder erfunden sein.<ref name="Theißen/Merz97ff"/> |
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=== Paulusbriefe === |
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Die ältesten christlichen Quellen sind die als echt anerkannten [[Paulusbriefe]]. Sie zitieren oder paraphrasieren einige Jesusworte. Nicht erwähnt werden Johannes der Täufer, die Namen von elf der zwölf Apostel, [[Kaiphas]], Pilatus, Lehrreden, Heilwunder und Gleichnisse Jesu, Betlehem, Nazareth, Kafarnaum und ein Großteil der Passionsgeschichten. Ob Paulus synoptische Jesusüberlieferung kannte und ob diese damals schon existierte, erscheint daher fraglich. Herkunft, Umfang und Echtheit der von ihm überlieferten Jesustradition sind umstritten.<ref>Detlef Häusser: ''Christusbekenntnis und Jesusüberlieferung bei Paulus.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3161489624, [https://books.google.de/books?id=yd0NFHhXcXwC&pg=PA38 S. 38-41]</ref> |
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Vertreter der Jesus-Mythos-These bestreiten jegliches Wissen des Paulus vom historischen Jesus. Sie datieren die synoptischen Evangelien insgesamt später und behaupten, die Paulusbriefe hätten mehr von Jesu Leben darstellen müssen, wenn er existiert hätte. Jesusworte in diesen Briefen stammten nicht aus historischer Erinnerung oder seien nicht auf historische Vorgänge bezogen.<ref>Maurice Casey: ''Jesus: Evidence and Argument or Mythicist Myths?'' 2014, [https://books.google.de/books?id=A2tjAgAAQBAJ&pg=PA133 S. 133]</ref> |
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Neutestamentler verwerfen diese Sicht weithin als sachfremd. Denn die Gemeindebriefe wandten sich an bereits getaufte Christen, die schon vom historischen Jesus wussten, und bezogen sich auf jeweils konkrete, aktuelle Situationen ihrer Adressaten. Daher verfehle die Erwartung, sie müssten Nachrichten aus Jesu Leben enthalten und Evangelienstoffe bestätigen, ihre besonderen Absichten und Zwecke. |
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Dass Paulus den auferstandenen Jesus Christus ins Zentrum seiner Briefe rückte, entsprach seinem Selbstverständnis, der Auferstandene habe ihn, den früheren Christenverfolger, mit einer eigenen Erscheinung zum Völkerapostel berufen (Gal 1,1.11ff; [[Damaskuserlebnis]]). Er musste sein Apostolat gegenüber jenen Aposteln verteidigen, die ursprünglich die Einhaltung der ganzen [[Tora]] auch von nichtjüdischen Christen verlangten und sich dazu auf den vorösterlichen Jesus beriefen (Mt 5,17). Ihnen gegenüber rückte er Jesu Kreuzigung und Auferstehung als gnädige Rechtfertigungstat Gottes für alle Menschen ins Zentrum. Indem er betonte, Gott allein habe den von Menschen gekreuzigten Jesus auferweckt, wahrte er den jüdischen Monotheismus. Demgemäß betonte er, er kenne Jesus „nach dem Fleisch“, den er gekannt habe, jetzt so nicht mehr (2 Kor 5,16). |
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Gleichwohl gab Paulus Informationen über Jesus aus dem Kreis der ersten Nachfolger weiter, die als authentisch gelten: |
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*Röm 1,3f: Jesus war ein Jude, der von König David abstammte. |
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*Gal 4,4: Er war ein wirklicher Mensch, geboren von einer Frau. |
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*1 Kor 9,5: Er hatte mehrere leibliche Brüder, die verheiratet waren. Sie werden von den Aposteln im selben Satz unterschieden, so dass „Brüder“ hier nicht „Mitchristen“ bedeuten kann. |
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*Gal 1,19: Einer dieser leiblichen Brüder hieß Jakobus. Nur er, nicht der mitgenannte Petrus, heißt hier „Bruder des Herrn“. Er erscheint an anderen Stellen als Autorität der Urgemeinde (Gal 2,9.12; 1 Kor 15,7). - Jesu Brüder werden in Mk 3,31ff bestätigt und in Mk 6,3 namentlich genannt. Leibliche, ungenannte Brüder bestätigen auch Joh 2,12; 7,3.5.10; Apg 1,14. Jesu Bruder Jakobus und seine Führungsrolle in der Jerusalemer Urgemeinde bestätigen Josephus (Ant. 20,200) und Apg 12,17; 15,13; 21,18. |
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*1 Kor 7,10: Jesus verbot die Ehescheidung (Mk 10,9-12), woraus Paulus auf Anfrage aus einer seiner Gemeinden ein Versöhnungsgebot für Geschiedene folgerte. |
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*1 Kor 9,14: Jesus befahl, dass seine Nachfolger nur von ihrer Botschaft leben sollten (Mk 6,8; Mt 10,8-11: Verzicht auf Geld, Beruf und Sesshaftigkeit). |
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*Röm 12,14.17: Jesus gebot [[Feindesliebe]], die dem biblischen Gebot entsprach, Feinde der gerechten Juden durch zuvorkommende Wohltaten an ihnen zu beschämen. |
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*Röm 14,13: Die Mahnung, einander nicht zu richten, spielt auf Jesu Gebot „Richtet nicht“ (Mt 7,1) an. |
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*1 Kor 11,23-25: Jesus wurde nachts vor seinem Tod verraten und feierte mit seinen Jüngern ein letztes Mahl, bei dem er ihnen seinen bevorstehenden Tod deutete. |
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*1 Kor 8,1ff. / Phil 2,6-8: Jesus wurde wie ein Sklave mit der römischen Kreuzesstrafe hingerichtet. Er nahm diesen Tod als Sklavendienst des [[Menschensohn]]s bewusst auf sich (Mk 10,45). |
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*1 Thess 2,15 / 1 Kor 2,8: An seiner Hinrichtung waren Juden und „Herrscher dieser Welt“ beteiligt. |
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*1 Kor 15,3-4: Jesus wurde begraben. |
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Schon diese Informationen machen laut Theißen/Merz eine Erfindung und mythische Erklärung Jesu unmöglich, selbst wenn sonst nichts von ihm überliefert worden wäre. Sie werden jedoch zudem glaubwürdig in verschiedenen, voneinander unabhängig entstandenen Textgattungen des NT, einige auch in außerchristlichen Quellen bestätigt.<ref>Theißen/Merz, 2011, S. 97ff. und S. 503f.</ref> |
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Obwohl Paulus keine Jesuswunder überlieferte, hat er wahrscheinlich davon gehört. Denn er kannte die Gabe der Heilung (1 Kor 12,9), bat Jesus Christus mehrmals für sich darum (2 Kor 12,8) und betonte, er selbst habe als Apostel Wunder bewirkt (2 Kor 12,12). Weil Paulus den Verzicht des Sohnes Gottes auf seine göttliche Macht zugunsten seiner Selbsthingabe in den Sklaventod des Kreuzes verkündigte (Phil 2,6-8), trat die sonst breit gestreute Wunderüberlieferung bei ihm zurück. Auch das frühe [[Thomasevangelium]] enthält gar keine, das späte Johannesevangelium nur wenige Wunderberichte, darunter keine der laut Mk für Jesus typischen Exorzismen. Das Markusevangelium umgibt die Wunderberichte mit einem Schweigebefehl Jesu. Diese Zurückhaltung ist aus den je besonderen theologisch-missionarischen Zwecken dieser Quellen erklärbar. Das spricht laut Theißen/Merz eher dafür als dagegen, dass Jesus selbst die ältesten Wunderbereichte durch sein Handeln veranlasste.<ref>Theißen/Merz, 2011, S. 270f.</ref> |
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=== Evangelien === |
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Die vier NT-Evangelien entstanden 40 bis 100 Jahre nach den erzählten Ereignissen, teils außerhalb Palästinas und auf Griechisch. Sie sind keine authentische Überlieferung von Jesusnachfolgern. Sie enthalten kaum präzise biografische Angaben und widersprechen sich zudem in wichtigen Daten, etwa zu Jerusalembesuchen und Todestag Jesu. Sie sind durchgehend von Osterglauben, Gemeindesituation und Verkündigungsinteresse geprägt und zeigen kein historisches Interesse. Oft sollen erzählte Ereignisse biblische Verheißungen erfüllen, so dass der „Schriftbeweis“ sie erzeugt haben kann. Es gibt keine zuverlässigen Kriterien, um Eigenaussagen Jesu von Gemeindebildung zu unterscheiden.<ref name="Theißen/Merz97ff">Gerd Theißen, Annette Merz: ''Der Historische Jesus'', 4. Auflage, Göttingen 2011, S. 97-122</ref> |
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Die Jesusforschung folgert daraus nicht auf Jesu Nichtexistenz. Besonderheiten des Johannesevangeliums sind auf dessen Autorenkreis begrenzt und als Abweichung von älterer synoptischer Tradition erklärbar. Diese hat mehrere Quellen mit starken Übereinstimmungen. Zudem bestätigt das Thomasevangelium formal und inhaltlich viele Jesusworte der Logienquelle. Auch im Sondergut des Joh kann historische Erinnerung stecken. |
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Die Synoptiker enthalten Stoffe, die nur aus 40 bis 50 Jahre früheren zeitgeschichtlichen Umständen erklärbar sind: z.B. Mk 13 (muss vor der [[Caligula]]-Krise 39 entstanden sein); Mk 14,47.51 (Schutzanonymität von bedrohten Zeugen der Festnahme Jesu in der Amtszeit des Pilatus); Armutstexte der Wanderbettler und das Pharisäerbild der Logienquelle. Wahrscheinlich konnten schon einige Nachfolger Jesu wie der Zöllner Levi Griechisch sprechen; Zweisprachigkeit war im Raum Syriens üblich. |
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Die Gattung der Evangelien beinhaltet den Anspruch, das Leben einer historischen Person darzustellen. Verkündigungsabsicht und historische Erinnerung stehen nicht gegeneinander. Sie dienen dazu, Jesu Worte und Taten im Gedächtnis zu behalten: Nach Apg 11,16 „erinnerte“ sich [[Petrus]] an ein Wort Jesu. Nach [[Justin der Märtyrer]] wurden „Erinnerungen der Apostel“ im christlichen Gottesdienst verlesen. Laut [[Papias von Hierapolis|Papias]] schrieb Mk Jesu Worte und Taten auf, „wie er sie erinnerte“. Sie unterscheiden Jesu Zeit von ihrer Zeit, z.B. Jesu Auftrag zur Israelmission (Mt 10,5f.) vom Auftrag des Auferstandenen zur Völkermission (Mt 28,19f.); Lk 22,35f. hebt die strengen Regeln der Aussendungsrede Jesu (Lk 10) auf. Sie berichten von unbestreitbar historischen Personen wie Johannes dem Täufer, [[Herodes]], [[Kaiphas]], Pilatus, mit denen Jesus zu tun hatte. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit anderer Angaben zu Jesus. |
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Der Schriftbeweis dient in den Passionsgeschichten dazu, realen Vorgängen einen theologischen Sinn zu geben. So ist die gewaltsame Tempelreinigung, die Jüngerflucht (Mk 14,27f.) und Kreuzigung zwischen „Räubern“ ([[Zeloten]]) kaum wegen den dazu genannten Bibelzitaten erfunden worden, sondern diese halfen den Urchristen, diese Anstößigkeiten einzuordnen. Umgekehrt fehlen Bibelzitate, die sich bestens zur Deutung realer Vorgänge geeignet hätten: z.B. Ps 22,17 für das Annageln Jesu ans Kreuz (Lk 24,39f.), das der archäologische Fund eines genagelten Skeletts wahrscheinlich gemacht hat. |
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Das früher übliche doppelte Differenzkriterium (echt seien nur jene Jesusworte, die sich von Judentum und Urchristentum unterscheiden) setzte ahistorisch eine Einzigartigkeit Jesu voraus und wurde zu Recht durch das Kriterium der Kontextplausibilität ersetzt. Jesus kann keine fiktive Figur sein, da viele Erzählungen von ihm nur im damaligen jüdischen Kontext vorstellbar sind. Formale Merkmale machen bestimmte Gattungen als für Jesus typisch wahrscheinlich, z.B. [[Gleichnisse Jesu|Gleichnisse]], [[Makarismen]] und andere.<ref name="Theißen/Merz97ff"/> |
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=== Mythische Analogien === |
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Vertreter der Jesus-Mythos-These deuten das urchristliche „Heilsdrama“ von Menschwerdung, Kreuzigung und Auferstehung Jesu als angeblich verbreitetes Muster älterer paganer Mythen, das Urchristen aus hellenistischen Mysterienkulten übernommen hätten. Diese These wurde oft geprüft und in den 1960er Jahren wissenschaftlich widerlegt: |
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*Hellenistische Mysterienkulte kannten keine sterbenden und wiedererstehenden Göttersöhne. |
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*Sterbende Vegetationsgötter wie Adonis, Attis und Osiris waren keine Göttersöhne; einige waren auch keine Mysteriengottheiten. |
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*Ihr Tod wurde nie als Heil dargestellt. |
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*Als Ziel ihrer Sendung in Menschengestalt wurde nie Leben für andere dargestellt. |
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*Teilnehmer ihrer Kulte wurden nicht zu Kindern ihres Gottes. |
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*Als Halbgötter oder Göttersöhne dargestellte Menschen wurden nicht als leiblich auferstanden, sondern allenfalls als mit Unsterblichkeit beschenkte vorzeitliche Helden betrachtet ([[Apotheose]]): im Fall von [[Herakles]], um ihn zum Vorbild des römischen Kaiserkults zu machen. |
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*Im 1. Jahrhundert im Umfeld Palästinas sind keine Mysterienkulte belegt. Sie verbreiteten sich dort erst ab dem 2. Jahrhundert, als das Christentum schon als eigene Religion bestand. Sie wurden daher von Theologen der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] als Konkurrenz wahrgenommen und ausgegrenzt. |
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*Auch ein vorchristlicher [[Gnosis|gnostischer Erlösermythos]] ist unbelegt. Dafür angeführte Texte stammen aus dem 3. Jahrhundert und reagierten auf die urchristliche Botschaft. |
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*Ähnliche urchristliche Sprachmotive (z.B. „Erlösung“) sind nicht von Mysterienkulten beeinflusst, sondern stammen aus jüdisch-apokalyptischer Tradition.<ref>Martin Hengel: ''Der Sohn Gottes.'' In: Martin Hengel: ''Studien zur Christologie. Kleine Schriften Band 4.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 3161491963, [https://books.google.de/books?id=9tLf_ohuOW0C&pg=PA90 S. 90-101]</ref> |
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Die Jesusforschung bestreitet nicht, dass Urchristen mythische Motive aus ihrer Umwelt übernahmen und Jesus zuschrieben, um seine göttliche Macht auszusagen. Aber solche Analogien betreffen vor allem jene Texte, die die Erzählüberlieferung legendarisch erweitern und einrahmen. Sie entwerten also deren historische Anteile nicht. So wurden die Jesus zugeschriebenen Heilwunder später vermehrt und dabei immer mehr einer allgemeinen volkstümlichen Wunderüberlieferung angeglichen. Dieser Prozess wurde nach dem Forschungsstand zum NT durch Jesu eigenes Handeln angestoßen. Denn die ältesten Wundertexte sind als Zeichen für das einbrechende [[Reich Gottes]] überliefert und mit dem Ruf in die [[Nachfolge Jesu]] verbunden: Das waren besonderen Merkmale des Auftretens Jesu, das ihn von außerchristlichen Wundertätern unterschied. Jesu Heiltaten sind sowohl in Einzelerzählungen wie Summarien wie Vorwürfen jüdischer Gegner (Mk 3,22f.) bezeugt, die nicht nachösterlich erklärbar sind.<ref name="Theißen/Merz97ff"/> |
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Zentrales Argument für Jesu Historizität ist seine Kreuzigung: Deren Verarbeitung und Deutung machte den Urchristen im NT erkennbar erhebliche Mühe, weil diese Hinrichtungsart für Juden Ausschluss aus Gottes Volk, für Nichtjuden äußerste Demütigung bedeutete (1 Kor 1,18).<ref>Eduard Schweizer: ''Jesus Christus I'', in: Theologische Realenzyklopädie Band 16, 1986, [https://books.google.de/books?id=kIipvmmMw5EC&pg=PA710 S. 710]</ref> |
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=== Historisierung eines Mythos === |
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Vertreter der Jesus-Mythos-These gehen davon aus, dass die Urchristen einen Mythos eines präexistenten Gottes vorfanden, übernahmen, erweiterten und nachträglich historisierten. Sie halten diese Theorie für plausibler als das gängige Forschungsergebnis, dass ein jüdischer Mensch aus Galiläa nach seinem Tod von seinen Anhängern mehr und mehr vergöttlicht wurde. |
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[[Robert E. Van Voorst]] zufolge hat bisher kein Vertreter dieser These die Entstehung des Christentums und angebliche Fabrikation eines historischen Jesus plausibel erklärt. Diese These beruhe auf einem vagen Verständnis antiker Mythologie als Synkretismus, für die es kaum unabhängige, spezifische, unterstützende Belege gebe. Sie sei oft nicht aus objektiven Forschungsgründen, sondern aus fachfremden, tendenziösen antireligiösen Absichten aufgestellt worden, um dem Christentum mit dem historischen Jesus seine Basis zu entziehen. Daher habe sich die These in der Forschung nicht durchgesetzt. Sie werde in der fachbezogenen Forschung nicht mehr erwogen und sei „effektiv tot“.<ref>Robert E. van Voort: ''Nonexistence Hypothesis.'' In: James Leslie Houlden (Hrsg.): ''Jesus in History, Thought, and Culture: An Encyclopedia, Band 1.'' 2003, [https://books.google.de/books?id=17kzgBusXZIC&pg=PA660 S. 660]</ref> |
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== Weiterführende Informationen == |
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=== Werke von Vertretern === |
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:Deutsche Ausgabe: Günther Mensching (Hrsg.): ''Constantin François Volney: Die Ruinen oder Betrachtungen über die Revolutionen der Reiche und das Natürliche Gesetz. Übersetzt von Dorothea Forkel und Georg Forster.'' Berlin 1792 |
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* Charles-Francois Dupuis: ''L'origine de tous les cultes, ou la réligion universelle.'' Paris 1795 |
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* Robert Taylor: ''The diegesis; being a discovery of the origin, evidences, and early history of Christianity.'' London 1829 |
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* Bruno Bauer: |
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;Frühe Repliken |
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* Wilhelm Bousset: ''Was wissen wir von Jesus?'' Gebauer-Schwetschke, Halle 1904. |
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* Wilhelm Kapp: ''Das Christus- und Christentumsproblem bei Kalthoff: ein Vortrag.'' Heitz, 1905. |
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* Paul Wilhelm Schmiedel; ''Die Person Jesu im Streite der Meinungen der Gegenwart.'' M. Heinsius Nachfolger, 1906. |
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*[[Karl Barth]]: ''Ob Jesus Gelebt Hat? Eine nachträgliche Osterbetrachtung.'' 1910; ''Der christliche Glaube und die Geschichte.'' 1910. In: ''Barth-Gesamtausgabe III'' (Vorträge und kleinere Arbeiten 1909–1914), S. 37-45 und S. 188–190. |
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* Karl Beth: ''Hat Jesus gelebt? Eine Kritik der Drews'schen Christusmythe.'' Borussia Verlagsanstalt, 1910. |
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* Kurt Delbrück: ''Hat Jesus Christus gelebt? Ein Vortrag.'' Vossische Buchhandlung, 1910. |
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* [[Martin Dibelius]]: ''Hat Jesus gelebt?'' (Sammelrezension) Theologische Literaturzeitung, 1910, S. 545–552. |
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* [[Albert Hauck]]: ''Hat Jesus gelebt?'' Zehlendorf-Berlin, 1910. |
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* [[Adolf Jülicher]]: ''Hat Jesus gelebt? Ein Beitrag zur Psychologie des Streits um die Geschichtlichkeit Jesu.'' Marburg 1910. |
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* Hermann von Soden: ''Hat Jesus gelebt? Aus den geschichtlichen Urkunden beantwortet.'' Protestantischer Schriftenvertrieb, 1910. |
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* [[Heinrich Weinel]]: ''Ist das „liberale" Jesusbild widerlegt?'' Tübingen 1910. |
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* Otto Weinreich: ''Die Christusmythe.'' Heidelberg 1910 ([https://books.google.de/books?id=1nCHcjoHJ5IC&pg=PA55 Textauszug online]) |
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* [[Johannes Weiß (Theologe)|Johannes Weiß]]: ''Jesus von Nazareth, Mythus oder Geschichte? Eine Auseinandersetzung mit Kalthoff, Drews, Jensen.'' Tübingen 1910. |
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* Carl Clemen: ''Der geschichtliche Jesus: Eine allgemeinverständliche Untersuchung der Frage: hat Jesus gelebt, und was wollte er?'' Töpelmann, 1911; Nachdruck: Walter de Gruyter, ISBN 3112014340 |
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* [[Karl Dunkmann]]: ''Der historische Jesus, der mythologische Christus und Jesus der Christ: eine kritischer Gang durch die moderne Jesus-Forschung.'' A. Deichert, 1911. |
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* Franz Xaver Kiefl: ''Der geschichtliche Christus und die moderne Philosophie. Eine genetische Darlegung der philosophischen Voraussetzungen im Streit um die Christusmythe.'' Mainz, Kirchheim, 1911. |
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* Shirley Jackson Case: ''The Historicity of Jesus. A criticism of the contention that Jesus never lived, a statement of the evidence for his existence, an estimate of his relation to Christianity.'' University of Chicago, 1911 ([http://christianorigins.com/case/ Volltext online]). |
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* Albert Schweitzer: ''Geschichte der Leben-Jesu-Forschung.'' (1913) 9. Auflage, Mohr/Siebeck, Tübingen 1984, ISBN 3-8252-1302-1 (Kapitel 11; 18; 22; 23) |
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* Frederick Cornwallis Conybeare: ''The Historical Christ: Or, An Investigation of the Views of Mr. J. M. Robertson, Dr. A. Drews, and Prof. W. B. Smith.'' Open court, London 1914 |
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* Conrad Gröber: ''Christus lebte: Eine Kritik der "Christusmythe" Arthur Drews'.'' Akt.-Ges. Oberbadische Verlagsanstalt, 1923. |
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* [[Erich Klostermann]]: ''Die neuesten Angriffe auf die Geschichtlichkeit Jesu.'' (1923) Nachdruck: BiblioBazaar, 2009, ISBN 1-116-84161-4. |
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* Johannes Leipoldt: ''Sterbende und auferstehende Götter: Ein Beitrag zum Streite um Arthur Drews' Christusmythe.'' Werner Scholl, 1923 |
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* Maurice Goguel: ''Jesus the Nazarene: Myth or History?'' T. Fisher Unwin, 1926; Neuausgabe: Prometheus Books, 2006, ISBN 159102370X |
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* Elwood Worcester: ''Was Jesus an Historical Person?'' Oxford University Press, 1926. |
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* Oskar Graber: ''Im Kampfe um Christus. Eine Überprüfung der Angriffe des Professors Artur Drews gegen die geschichtliche Existenz Jesu.'' J. Meyerhoff, Graz 1927 ([https://archive.org/stream/MN42088ucmf_5/MN42088ucmf_5_djvu.txt Volltext online]) |
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* [[Hans Windisch (Theologe)]]: |
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:''Das Problem der Geschichtlichkeit Jesu: die Christusmythe.'' Theologische Rundschau 2/1930, S. 207–252. |
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:''Christusmythe und geschichtlicher Jesus im Hbr.'' In: ''Der Hebräerbrief. Erklärt von D. Dr. Hans Windisch. Band 14 von Handbuch zum Neuen Testament.'' Mohr, Tübingen 1931. |
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* [[Alfred Loisy]]: ''Was Jesus an Historical Person?'' Hibbert Journal 36/ 1937-1938, S. 380-394, S. 509–529, S. 814. |
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* Herbert George Wood: ''Did Christ Really Live?'' Student Christian movement Press, 1938. |
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* Arthur Denner Howell Smith: ''Jesus Not a Myth.'' Watts & Co, London 1942. |
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;Neuere Repliken |
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* Richard Thomas France: ''The Evidence for Jesus.'' Regent College Publishing, London 1986; Neuauflage 2006, ISBN 1573833703 |
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* Walter P. Weaver: ''The Historical Jesus in the Twentieth Century: 1900-1950.'' T&T Clark, 1999, ISBN 1-56338-280-6 (2. Kapitel: [https://books.google.de/books?id=1CZbuFBdAMUC&pg=PA45 ''The Nonhistorical Jesus''], S. 45–71) |
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* Elizabeth E. Evans: ''The Christ Myth: A Study.'' Book Tree, 2000 |
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* Robert Van Voorst: ''Jesus Outside the New Testament: An Introduction to the Ancient Evidence.'' William B. Eerdman, 2000, ISBN 0-8028-4368-9. |
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* Theodore Ziolkowski: ''Fictional Transfigurations of Jesus.'' Wipf & Stock, 2002, ISBN 1-57910-931-4. |
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* Ronald H. Nash: ''The Gospel and the Greeks: Did the New Testament Borrow from Pagan Thought?'' P & R Publishing, 2003, ISBN 0875525598 |
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* Stanley E. Porter, Stephen J. Bedard: ''Unmasking the Pagan Christ: An Evangelical Response to the Cosmic Christ Idea.'' Clements Publishing, 2006, ISBN 1-894667-71-9. |
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* Paul R. Eddy, Greg A. Boyd: ''The Jesus Legend: A Case for the Historical Reliability of the Synoptic Jesus Tradition.'' Baker Academic, 2007, ISBN 0-8010-3114-1. |
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* James Patrick Holding: ''Shattering the Christ Myth.'' Xulon Press, 2008, ISBN 1-60647-271-2. |
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* Walter Martin, Jill Martin Rische: ''The Kingdom of the Occult.'' Nelson/Word Pub Group, 2008, ISBN 1418516449 |
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* James G. Crossley: ''Jesus in an Age of Neoliberalism: Quests, Scholarship and Ideology.'' Equinox Publishing, 2012, ISBN 978-1-908049-70-4. |
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* [[Bart D. Ehrman]]: ''Did Jesus Exist? The Historical Argument for Jesus of Nazareth.'' HarperOne, 2012. |
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* Albert Mcilhenny: ''This Is The Sun? Zeitgeist and Religion (Volume I: Comparative Religion).'' lulu.com, 2012, ISBN 110533967X |
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* Maurice Casey: ''Jesus: Evidence and Argument or Mythicist Myths?'' Bloomsbury T&T Clark, 2014, ISBN 978-0567015051. |
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=== Weblinks === |
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; pro Jesus-Mythos |
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*Dan Barker: [http://www.ffrf.org/news/2006/debunkingJesus.php ''Debunking the Historical Jesus''], Freedom from Religion Foundation, 30. Januar 2006. |
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*Earl Doherty: [http://jesuspuzzle.humanists.net/CritiquesRefut1.htm ''Responses to Critiques of the Mythicist Case, Four: Alleged Scholarly Refutations of Jesus Mythicism''] |
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*Richard Carrier: [http://infidels.org/library/modern/richard_carrier/jesuspuzzle.html ''Did Jesus Exist? Earl Doherty and the Argument to Ahistoricity''], infidels.org |
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* Kenneth Humphreys: [http://www.jesusneverexisted.com/ ''Jesus never existed.''] |
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; pro historischer Jesus |
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* Mike Licona (TruthQuest Publishers, 2001): [http://www.risenjesus.com/a-refutation-of-acharya-ss-book-the-christ-conspiracy ''A Refutation of Acharya S’s book, The Christ Conspiracy''] |
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* Edmund Standing [http://www.butterfliesandwheels.org/2009/against-mythicism-a-case-for-the-plausibility-of-a-historical-jesus/ ''Against Mythicism: A Case for the Plausibility of a Historical Jesus''] (22. Januar 2009) |
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* Gary Habermas: [http://www.garyhabermas.com/books/historicaljesus/historicaljesus.htm#ch9 ''The Historical Jesus: Ancient Evidence for the Life of Christ''] |
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* James Patrick Holding: [http://www.tektonics.org/jesusexisthub.html ''Did Jesus exist?''] |
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*Christopher Price: [http://www.bede.org.uk/price8.htm#F ''A History of Scholarly Refutations of the Jesus Myth''] |
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* Tim O'Neill: [http://armariummagnus.blogspot.de/2011/05/nailed-ten-christian-myths-that-show.html ''Nailed: Ten Christian Myths that Show Jesus Never Existed at All by David Fitzgerald''] (Rezension und Übersicht über verwandte Thesen. 28. Mai 2011) |
|||
* Thom Stark: [http://religionatthemargins.com/2012/04/the-death-of-richard-carriers-dying-messiah/ ''The Death of Richard Carrier’s Dying Messiah''] (25. April 2012) |
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=== Einzelnachweise === |
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<references /> |
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[[Kategorie:Person im Neuen Testament]] |
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[[Kategorie:Geschichtswissenschaftliche Kontroverse]] |
Version vom 16. Juni 2015, 14:04 Uhr
Als Jesus-Mythos (seltener: Christus-Mythos, englisch meist Christ-Myth-Theory; auch Nichtexistenz- oder Nichthistorizitäts-Hypothese) wird die Auffassung bezeichnet, Jesus von Nazaret sei keine historische Person gewesen oder man könne keinerlei gesicherte historische Aussagen über ihn treffen. Die in den Schriften des Urchristentums dargestellte Person sei eine Fiktion oder ein Mythos.
Diese Ansicht wird heute vor allem im englischsprachigen Raum vertreten und steht dem Neuen Atheismus nahe. Frühere Hauptvertreter waren Bruno Bauer, John M. Robertson, Albert Kalthoff und Arthur Drews. Jüngere Hauptvertreter sind George Albert Wells, Earl Doherty, Robert M. Price und Richard Carrier. Sie berufen sich auf Ergebnisse der frühen Jesusforschung, die den mythischen und legendarischen Charakter vieler Texte des Neuen Testaments (NT) erwies. Die weitaus meisten historisch-kritischen Forscher zum Urchristentum erklären diese Texte jedoch als Reaktionen auf den historischen Jesus und rekonstruieren sein Wirken in Grundzügen daraus.
18. und 19. Jahrhundert
Volney und Dupuis
1752 erklärte der englische Graf Bolingbroke die gesamte Bibel zur Sammlung unechter Legenden und Fabeln (Letters on the study of history). Er gilt als möglicher Urheber der Idee eines rein mythischen Christus.[1] In Frankreich forderte der Aufklärer Voltaire 1769 eine vollständige Prüfung des Neuen Testaments (NT) nach dem Maßstab der Vernunft. Er verwies dazu auf Widersprüche und unglaubhafte Prophezeiungen in den Evangelien. Er bot keine Erklärung für die Entstehung des NT an, grenzte sich jedoch von der These einiger „Schüler von Bolingbroke“ ab, Jesus habe nicht existiert. Man müsse sich das begrenzen, was man von Jesus wissen könne: Er sei ein seltsamer Jude aus dem niederen Volk gewesen, der als Gotteslästerer unter Kaiser Tiberius gekreuzigt wurde. Sein Todesjahr sei unmöglich feststellbar.[2] 1785 bekräftigte Voltaire: Die These, Jesus habe nicht existiert, sei „eher erfinderisch als gelehrt“.[3]
Die französischen Philosophen Charles François Dupuis (1742–1809) und Constantin François Volney (1757–1820) bestritten als erste offen Jesu Existenz.[4] In seinem damals stark beachteten Hauptwerk Les Ruines (1791) stellte Volney allen großen Religionen die revolutionäre Idee der Menschenrechte gegenüber. Seine Religionstheorie (Kapitel 22) entstand wahrscheinlich vor 1788 und war von Holbach, Helvetius und Dupois beeinflusst. Alle Religionen seien von unwissenden Menschen erfundene widersprüchliche Systeme, um sich die unverstandene Welt zu erklären. Das Christentum verehre wie Hinduismus und persische Religion eine Allegorie der Sonne unter Namen wie Chris-en oder Christus bzw. Yes-us oder Jesus. Jesus von Nazaret sei nur ein Symbol für den Sonnenmythos. Sein Erdendasein bilde die Winterphase im Sonnenzyklus ab.[5] Mit Chris-en meinte Volney eine angebliche gemeinsame Wortwurzel von Christus und Krishna, mit Yes-us eine Variante von Bacchus. So versuchte er, das Urchristentum aus fernöstlicher und griechischer anstelle jüdischer Religion abzuleiten.[6] In einer Fußnote bestritt er die Beweiskraft außerchristlicher Jesusnotizen: Das Testimonium Flavianum sei Ende des 2. Jahrhunderts von Christen eingefügt worden. Die Notiz des römischen Historikers Tacitus (um 116) sei vage und offenbar von Christen übernommen. Unbekannte hätten die Evangelien verfasst und Apostel als Autoren angegeben, weil ihnen sonst kaum einer geglaubt hätte.[7]
Dupuis hatte in einer Schrift 1787 alle Religionen aus Astralkulten hergeleitet. Im Vorwort zu seinem Hauptwerk von 1795 kündigte er an: Mit einem einzelnen Streich werde er die allgemeine Überzeugung zerstören, die Jesus für Gott und Mensch halte, und die der neuen Philosophen, die Jesus nur für einen Menschen halte. Er werde Christus von beiden Naturen entkleiden, da er ihn weder als Gott und noch weniger als Menschen auffasse.[8] Er werde beweisen, dass der Held der als Evangelien bekannten Legenden derselbe sei, der mit weit mehr Genius in den Gedichten zu Ehren von Bacchus, Osiris, Hercules, Adonis und anderen gefeiert werde. Folglich bestritt auch Dupuis, dass Tacitus Jesu Existenz belegt habe. Vielmehr gebe er nur wieder, dass das Christentum sich etymologisch auf einen „Christus“ zurückführe, ohne zu prüfen, ob der Name eine reale oder legendarische Person bezeichne. Der Christuskult sei nur eine Variante des in der Antike verbreiteten Sonnenkultes. Die zwölf Apostel personifizierten wie die zwölf Söhne Jakobs die Tierkreiszeichen.[9] Christliche und vorchristliche Mysterienkulte in Großsyrien, dem Alten Ägypten und Persien hätten denselben Ursprung: Sie symbolisierten die Jungfrauengeburt eines Gottes zur Wintersonnenwende und beruhten auf dem winterlichen Aufstieg des Sternzeichens der Jungfrau. Diese und andere jährliche Erscheinungen seien Allegorien für die Geschichten von Sonnengottheiten wie des Sol Invictus.[10]
Napoleon Bonaparte hatte Volneys Werk für seinen Ägyptenfeldzug studiert und sich daran orientiert.[11] Er soll 1808 gegenüber dem Dichter Christoph Martin Wieland beiläufig geäußert haben: Die große Frage sei, ob Jesus Christus je gelebt habe. Wieland habe lebhaft erwidert: Ihm sei bekannt, dass es ein paar Verrückte gebe, die Jesu Existenz bezweifelten. Doch sei das ebenso dumm wie die Existenz Gaius Iulius Caesars oder Napoleons selbst zu bezweifeln.[12] Der Bibliothekar J.B. Peres aus Agen veröffentlichte damals eine Schrift, in der er die Methode von Dupuis auf Napoleon anwandte und so satirisch „bewies“, dass dieser nicht existiere.[13]
Dupuis und Volney fanden bei anderen Aufklärern und Freidenkern ihrer Zeit kaum Zustimmung. Thomas James Mathias (1754-1835) etwa kritisierte: Indem Volney Jesus zum Sonnengott mache, fordere er vom Leser Aufgabe des common sense und willkürliches Zulassen aller möglichen Allegorien. Der britische Universalgelehrte Joseph Priestley kritisierte Volneys Thesen in drei Schriften (1794-97). In einem Brief an Volney nannte er Belege für Jesu Historizität und verlangte Belege unter anderem für die Verknüpfung von Christus mit Bacchus und Krishna. 1799 forderte er auch Dupuis schriftlich zum Belegen seiner Thesen heraus.[14] Priestley bejahte die Französische Revolution, nicht aber die antichristliche Haltung vieler französischer Aufklärer, die er auf die Korruptheit des christlichen Klerus, Unkenntnis der Religionsgeschichte und Vorurteile zurückführte. In der dritten Auflage seiner Observations on Infidelity (1797) bekräftigte er gegenüber Volney und Dupuis: Religion habe vor dem Priestertum existiert und für Jesu Existenz gebe es außerchristliche Belege. Die Herleitung aller Religionen aus dem Sonnenkult sei eine ausgefallene, kapriziöse Einbildung, mit der die Autoren den Unterschied zwischen Polytheismus und Monotheismus nicht begriffen hätten.[15]
Einige spätere Vertreter der Jesus-Mythos-These wie Robert Taylor (1828), Charles Bradlaugh (1854)[16] und Acharya S. (2004) folgten der Sonnenkult-These.[17] John M. Robertson dagegen grenzte sich davon ab.[18] Die Herleitung des Urchristentums aus Indien fand viele Nachahmer, die nicht Jesu Existenz, sondern Jesu Judentum bestritten und einen arischen Jesus behaupteten.[19]
Bruno Bauer

Der Junghegelianer Bruno Bauer (1809–1882) ging davon aus, dass Religion eine entfremdete Form des Selbstbewusstseins sei, die die philosophische Religionskritik aufheben müsse, um es zu sich selbst zu befreien. Dem sollten seine fünf zusammengehörigen exegetischen Schriften (1838-1842) dienen. Sie zeigen seinen Radikalisierungsprozess.[20]
1835 wies David Friedrich Strauß in seinem Buch „Das Leben Jesu“ den starken Anteil mythischer und legendarischer Motive in den Evangelien, besonders hinsichtlich der Wunder Jesu nach. In einer Rezension des Buches verteidigte Bauer die Historizität der Wunder Jesu. 1840 beschrieb er das Johannesevangelium als rein literarisches Kunstprodukt, das die religiösen Vorstellungen des Autors reflektiere, aber keine historisch zuverlässigen Daten zu Jesus enthalte. Dabei setzte er die historische Zuverlässigkeit der synoptischen Evangelien (Mk, Mt, Lk) voraus. Ab 1841 stellte er auch diese in Frage. Dabei übernahm er die damals neue Erkenntnis der Jesusforschung, das Markusevangelium sei das älteste, das Matthäusevangelium und das Lukasevangelium seien davon literarisch abhängig. Er stellte fest, dass auch Markus die Jesusgeschichten in ein literarisches theologisches Konzept einbettete. Zudem habe es im damaligen Judentum keine allgemeine Messiaserwartung gegeben. Jesus habe sich nicht als der erwartete Messias vorgestellt, sondern in seinem Selbstbewusstsein die Idee der Einheit von Gott und Mensch vertreten und sein Leben dieser Idee geopfert. Erst im Glauben der Jerusalemer Urgemeinde sei er als Sohn Gottes auferstanden. Alles, was vom historischen Jesus bekannt sei, verdanke sich der christlichen Vorstellung von ihm, die Jesus in den Himmel gehoben und so erneut das Selbstbewusstsein von sich entfremdet habe. Daher sei die Frage nach dem historischen Jesus sinnlos. 1850 (Kritik der paulinischen Briefe) erklärte Bauer schließlich, einen historischen Jesus habe es nie gegeben. Das Bedürfnis jeder Religion nach einem Urheber habe ihn erzeugt. 1877 (Christus und die Cäsaren) erklärte er das Urchristentum aus der späteren Stoa Senecas und der hellenistischen Philosophie von Philo und Josephus.[21]
Andere Historiker widersprachen Bauers Nichtexistenzthese, so dass diese öffentlich als widerlegt erschien und keine breite und dauernde Wirkung entfaltete.[22] Albert Schweitzer erklärte 1906, Bauer habe das „genialste und vollständigste Repertorium der Schwierigkeiten des Lebens Jesu“ vorgelegt. Bauers radikale Schlussfolgerungen verdeckten lange Zeit, dass er die Methode der Redaktionsgeschichte in der NT-Forschung in Grundzügen vorweggenommen und dazu wesentliche Beiträge geleistet hatte.[23]
Radikale Niederländische Schule
Von 1870 bis 1900 vertrat eine Gruppe niederländischer Neutestamentler, später „radikale niederländische Schule“ genannt, besonders weitgehende Skepsis zu den Quellen des NT. Vertreter waren Allard Pierson (1831-1896), Samuel Adrian Naber (1828-1913), Abraham Dirk Loman (1823–1897), Willem Christiaan van Manen (1842-1905) und Gustaaf Adolf van den Bergh van Eysinga (1874-1957); ein Anhänger war Thomas Whittaker. Sie vertraten eine späte Entstehung der NT-Schriften im 2. Jahrhundert und die Unechtheit aller Paulusbriefe, weil sie deren Eigenangaben für weniger zuverlässig als die der Apostelgeschichte des Lukas hielten. Der Galaterbrief und der Römerbrief verträten Gegenpositionen zur Botschaft der Jerusalemer Apostel, die erst nach der Trennung des Christentums vom Judentum denkbar seien. Darum müssten auch diese Hauptbriefe von Paulusschülern stammen.[24] Sie kamen aus dieser Sicht also nicht mehr als mögliche Quellen für den historischen Jesus in Betracht.
Vor Loman (1882) hatte nur Edward Evanson (1792) den Römerbrief für unecht erklärt, weil er das Paulusbild der Apostelgeschichte für historisch hielt. Außer den radikalen Niederländern folgte nur der Schweizer Rudolf Steck dieser These 1888.[25] Gerardus Bolland (1854-1922) verbreitete sie an der Universität Leiden.[26] Jedoch erkennt die NT-Forschung seit der Tübinger Schule mindestens vier, meist sieben Paulusbriefe als echt an. Dem widersprechen nur noch einzelne Autoren, etwa Hermann Detering.[27]
20. Jahrhundert
Entwicklung der Jesusforschung
Die seit der Aufklärung entstandene Jesusforschung hatte die historische Zuverlässigkeit der urchristlichen Glaubenszeugnisse zunehmend in Frage gestellt. Ab etwa 1840 galten die Synoptiker als älter und historisch zuverlässiger als das Johannesevangelium. Seit 1863 setzte sich die Zweiquellentheorie durch, wonach Mk und die hypothetische Logienquelle Q Mt und Lk vorlagen. 1901 zeigte William Wrede, dass auch Mk literarisch von einem theologischen Konzept geprägt war, so dass man keine Biografie Jesu daraus entnehmen könne. Albert Schweitzer wies 1906 (Von Reimarus zu Wrede) nach, dass alle bisherigen „Leben-Jesu“-Autoren eigene Interessen in die Quellen projiziert hatten. Damit erschien der Versuch der liberalen Theologie vorerst als gescheitert, einen historischen Jesus zu rekonstruieren und gegen das kirchliche Christusbild in Stellung zu bringen.[28] Schweitzer resumierte zum Abschluss seiner Vorlesungsreihe über die Jesusforschung 1908: „Der Jesus, den die moderne Theologie zeichnen wollte, existiert nicht […] Dieser Jesus hat nicht existiert.“[29]
Die Nichtexistenzthese gilt als Seitenlinie der liberalen Jesusforschung, die in deren Quellenkritik angelegt war. Diese ließ fraglich werden, ob hinter den urchristlichen Quellen eine reale Person steht.[30] Weitere Anstöße lieferte die religionsgeschichtliche Schule, besonders James George Frazers Werk The Golden Bough (1890): Er verglich das Urchristentum mit antiken Mysterienkulten von sterbenden und wiedererstehenden Vegetationsgottheiten.[31] Wilhelm Bousset trennte den historischen Jesus 1909 von der frühen, hellenistisch beeinflussten Christologie und erklärte, deren Symbolgehalt sei unabhängig von Jesu Historizität bleibend gültig.[32] Die Methode der Formgeschichte ließ das Interesse am historischen Individuum Jesus hinter das Interesse am „Gemeinschaftsbewusstsein“ und am Sinn der Einzeltexte für diese Gemeinschaft zurücktreten. Der historische Jesus erschien bedeutungslos zur Erklärung des Christentums.[33]
Einige radikale Skeptiker benutzten solche Vorlagen für weitergehende Thesen: Aus der Frage, was Jesu Besonderheit gegenüber der religiösen Umwelt war, folgerten sie, was an ihm überhaupt historisch sei und ob ein historischer Jesus für den christlichen Glauben überhaupt gebraucht werde.[34] Einige identifizierten Jesus direkt mit heidnischen Göttern, andere deuteten ihn als Verschmelzung von geborgten Merkmalen anderer antiker Kulte. Dazu stellten sie inzwischen bekannt gewordene mythische Analogien zu vielen Details der Passionstexte im NT heraus.[35]
Albert Kalthoff, Arthur Drews und Peter Jensen brachten mit Vortragsreisen, Zeitungsartikeln und Büchern eine breitere öffentliche Debatte in Deutschland über die Nichtexistenzthese in Gang. Sie traten mit dem Anspruch auf, gegen theologische Dogmen und kirchliche Macht als einzige mutig die nötige Konsequenz aus der neuesten Forschung zu ziehen, und kündigten ihre Publikationen demgemäß als epochale Sensationen an.[36] Sie vertraten den Monismus und betrachteten Jesu historische Existenz als Hindernis für ihre Weltanschauung. 1910 veranstaltete der Deutsche Monistenbund in Berlin eine Konferenz zum Thema „Hat Jesus gelebt?“ mit Drews und dem Neutestamentler Hermann von Soden als Hauptrednern.[37] Die Veranstaltung wurde medial stark beachtet und löste Anschlussdebatten in den Niederlanden, Großbritannien und den USA aus.[38]
Zwischen 1900 und 1930 erschienen die meisten Werke zum Thema. Viele deutsche Neutestamentler, Theologen und Religionshistoriker traten der Nichtexistenzthese damals entgegen. Paul Schmiedel benannte 1909 neun NT-Texte, die den Interessen der Urchristen widersprächen und darum unumstößliche, nichtreduzierbare „Säulen“ der Historizität Jesu seien. Daraufhin versuchten die Skeptiker, mit Bestreiten dieser Stellen Jesu Nichthistorizität zu beweisen.[39] Adolf von Harnack, Hauptvertreter der liberalen Theologie, erklärte 1910, die NT-Wissenschaft habe die Nichtexistenzthese ausreichend als haltlos erwiesen. Ihre Vertreter seien nur in der Negation einig, aber völlig uneinig in ihren Positionen zur Entstehung des Christentums, die sich gegenseitig aufhöben. Fraglich sei nicht, ob Jesus gelebt habe, sondern warum diese Frage so populär geworden sei.[40] In seiner Geschichte der Leben-Jesu-Forschung (1913) ging Albert Schweitzer auf Dupois, Volney, Bauer, Kalthoff, Robertson, Smith, Jensen, Drews und ihre Anhänger ein und wies ihre Thesen detailliert zurück. Er kritisierte aber auch die Reaktionen vieler Neutestamentler: Sie hätten den Irrtum bestärkt, der christliche Glaube sei von einem Existenzbeweis abhängig. Weder Existenz noch Nichtexistenz Jesu lasse sich beweisen, sondern nur ihre Wahrscheinlichkeit abwägen. Die nachträgliche Historisierung eines Jesus-Mythos sei unmöglich plausibel zu machen. Die bisherigen Thesen dazu seien unvereinbar und höben sich gegenseitig auf. Folglich sei „die Annahme, Jesus habe existiert, überaus wahrscheinlich, ihr Gegenteil aber überaus unwahrscheinlich“.[41]
Rudolf Bultmann fasste den Forschungsstand 1926 nochmals zusammen: Man wisse „von Jesu Leben und Persönlichkeit so gut wie nichts mehr […], da sich die christlichen Quellen dafür nicht interessiert haben, außerdem sehr fragmentarisch und von der Legende überwuchert sind, und da andere Quellen über Jesus nicht existieren.“ Nur Jesu Verkündigung sei den Quellen zu entnehmen. Man könne literarkritisch bis zu einer ältesten, ursprünglich aramäischen Textschicht vordringen, aber keine echten Jesusworte sicher feststellen. Dennoch sei der Zweifel an Jesu Existenz „unbegründet und keiner Widerlegung wert“. Dass er hinter der ältesten aramäisch sprechenden Gemeinde stehe, sei „völlig deutlich“. Sie nenne Jesus als Träger ihrer Überlieferung: „Nach überwiegender Wahrscheinlichkeit war er es wirklich.“ Falls nicht, ändere das die urchristliche Botschaft in keiner Weise. Es komme darauf an, ob diese Botschaft die gegenwärtige Existenz des Hörers betreffe und herausfordere.[42]
Das blieb die Position der weitaus meisten Urchristentumsforscher. Drews versuchte zwar, die Debatte um die Nichtexistenzthese mit Neuauflagen seiner Christusmythe (1928) zu verlängern, fand jedoch kaum noch Beachtung. Seit etwa 1940 erschienen in der Christentumsforschung jahrzehntelang keine Publikationen mehr dazu.[43] Gleichwohl fanden die frühen Jesus-Mythos-Vertreter später immer wieder Nachahmer. Ihre Thesen werden drei Haupttypen zugeordnet:
- Jesus sei spontanes Produkt, Spiegelbild und Symbol religiöser Bedürfnisse einer bestimmten Gruppe.
- Er sei Produkt eines Synkretismus vorchristlicher heidnischer Kulte.
- Er sei eine Kopie von Mythen anderer Götter oder Helden der Kultur- und Religionsgeschichte.[33]
John M. Robertson und William B. Smith
Der schottische Freidenker John M. Robertson (1856–1933) trat mit drei Schriften (1900; 1903; 1916) zum Urchristentum hervor. Zunächst bot er einen Überblick über Mythen und erklärte sie als falsche, überholte Erklärungen der Natur. Dann verglich er die Mythen zu Krishna und Christus. Die ältere Krishnamythe habe vermittelt durch Buddhismus oder griechisch-römische Kulte die jüngere Christusmythe beeinflusst. Jesus sei keine historische Person, sondern diene in den Evangelien wie bei Mose und Salomo nur dazu, den ethischen Inhalt der Religion zu begründen. Dann verwies Robertson auf außerchristliche Analogien zu Einzelmotiven (Geburt von einer Jungfrau, im Stall, Kindermord, Versuchung, Weinwunder, Seewandel, Heilungen, Tempelreinigung, Abendmahl, Verrat, Kreuzigung, Auferstehung, Lehrsätze, Hoheitstitel wie „Retter“ und „Logos“): Alles das sei anderswo vorgegeben, etwa in Buddha-Legenden, in Mythen zu Asklepios, Dionysus, Mithras, Marduk, Osiris, Poseidon und im römischen Kaiserkult. Die nächste Parallele zu einem Kult des leidenden Messias fand er in der Prometheus-Legende. Die Eucharistie sei aus dem Menschenopfer erwachsen, die folgende Passion sei ein Mysteriendrama wie im Mithraskult. Widersprüche in den Evangelien ließen sich nur durch die Annahme mehrerer Jesus- und Vorläufersekten erklären. So habe es einen vorchristlichen Jesuskult unter den Mandäern gegeben. Die Quellenhypothesen der NT-Forschung (Q, markinischer Passionsbericht) bestätigten laut Robertson die Zusammensetzung der Evangelien aus verschiedenen Mythen.[44]
Der Naturwissenschaftler William Benjamin Smith (1850–1934) hatte autodidaktisch biblische Sprachen erlernt. Mit Hilfe des Theologen Paul Schmiedel veröffentlichte er 1906 das deutschsprachige Buch Der vorchristliche Jesus, dessen Material sein zweites, englischsprachiges Buch Ecce Deus aufnahm. Er verwarf liberale ebenso wie prophetisch-endzeitliche Jesusbilder der Forschung und schlug stattdessen eine symbolische Deutung der Quellen vor. Hinter den Evangelien stehe ein allgemeiner orientalischer Kult des Gottmenschen. Hier sei kein Mensch vergöttlicht, sondern ein Gott vermenschlicht worden. Denn das Urchristentum sei durchgehend synkretistisch, und nur die Verehrung Jesu als Gott verbinde es. Wäre Jesus nur ein Mensch gewesen, wäre nichts von ihm überliefert worden. Der Jesuskult sei wegen der feindlichen Umwelt symbolisch kodiert worden und müsse entschlüsselt werden. So sei der „Sieg über den Satan“ in den synoptischen Aussendungstexten als Auftrag an christliche Missionare zu verstehen, den Polytheismus mit dem Monotheismus zu besiegen. Die Figur Jesu sei nachträglich als Offenbarer dieses monotheistischen Kults dargestellt worden. Die vier Evangelien hätten seine fiktive Geschichte mit Material hellenistischer Mysterienkulte immer mehr ausgeschmückt. Die ersten Christen seien Gnostiker gewesen, wie es Apg 10,38 beweise. Jene Stellen, die menschliche Gefühle von Jesus aussagen, seien symbolisch zu deuten und nicht auf reale Personen bezogen. Alle überlieferten Heiltaten seien symbolische Heilungen vom Paganismus. Die Gestalt des fliehenden nackten Jünglings in Mk 16,51f. EU sei symbolischer Code dafür, dass der Gottmensch Jesus nicht wirklich festgenommen worden sei: Das sei für gnostische Urchristen undenkbar gewesen.[45] Smith behauptete, eine jüdische Sekte habe den Mose-Nachfolger Josua als göttliches Wesen Jahrhunderte früher angebetet. Dem seien die Urchristen gefolgt. Sie hätten die angeblichen historischen Details des Lebens Jesu im NT aus Erzählungen über den vorchristlichen Josua entwickelt. Zudem verknüpfte Smith den johanneischen Hoheitstitel „Lamb Gottes“ (lat. Agnus Dei) mit der indischen Gottheit Agni. Er hielt auch nichtchristliche Quellen über Jesus für wertlos, besonders Josephus und Tacitus.[46] Drews übernahm seine These vom vorchristlichen Josua-Jason-Jesus-Kult und dessen astrologische Deutung von Smith. 1921 übernahm auch Gilbert Thomas Sadler die Thesen von Smith.[47]
Der Christentumshistoriker Shirley Jackson Case wies 1911 auf fehlende Belege für den angeblichen Josua-Kult in der gesamten vor- und nachchristlichen jüdischen Literatur hin. Die bloße Namensähnlichkeit könne die These nicht tragen, da Josua und Jesus verbreitete jüdische Namen waren.[48] Der damalige Brauch hellenisierter Juden, ähnlich klingende griechische Zweitnamen anzunehmen (etwa Jason für Josua)[49], fehlt bei Jesus von Nazaret. Damalige Juden übersetzten seinen hebräischen Vornamen Jehoschua mit dem griechischen Jesous, nicht wie bei anderen Juden dieses Namens mit Jason. Das hätten sie auch bei ihm getan, wenn sie ihn mit dem Jason-Kult hätten identifizieren wollen.[50]
Die religionsgeschichtliche Forschung hatte bereits vor 1920 einen Einfluss des Buddhismus auf das palästinische Judentum und so indirekt auf Jesus ausgeschlossen und äußerlich ähnliche Motive (etwa bei einigen Gleichnisreden und Hoheitstiteln) als unabhängig voneinander entstanden erklärt. Der bekannte Indologe Friedrich Max Müller hatte solche Einflüsse jahrzehntelang gesucht, aber nicht gefunden. Darauf verwies Albert Schweitzer 1913.[51]
Der Atheist Fred C. Conybeare, wie Robertson Mitglied der britischen Rationalist Press Association, kritisierte 1914 Drews, Robertson und Smith: Diese „untrainierten Forscher“ entdeckten überall mythische Parallelen, die nicht vorhanden und unmöglich seien, lehnten zugleich aber erwiesene und offensichtliche Parallelen (etwa zu biblisch-jüdischer Tradition) ab.[52] George Albert Wells grenzte sich ab 1975 von Smiths symbolischer NT-Exegese ab: „Es ist schwierig, überzeugende Belege gegen Forscher zu produzieren, die darauf bestehen, in einfachen Aussagen verborgene Bedeutungen zu finden.“[53]
Albert Kalthoff und Peter Jensen
Der Pastor Albert Kalthoff (1850-1906) gehörte mit Emil Felden (1874-1959), Oscar Mauritz (1867-1958), Moritz Schwalb (1833-1916) und Friedrich Steudel (1866-1939) zu einer Gruppe von Bremer Monisten, die nicht mehr an Jesus als historische Persönlichkeit glaubten. Kalthoff und Felden verbanden das mit sozialem Engagement für die kirchenferne Arbeiterschaft.[54] Kalthoff verstand Jesus als bloßes Produkt religiöser Bedürfnisse einer sozialen Bewegung, die mit der jüdischen Messiaserwartung in Kontakt gekommen sei.[55] Für ihn war die Rekonstruktion des historischen Jesus 1902 „auf der ganzen Linie gescheitert“. Seine überlieferte Gestalt sei nur das personifizierte urchristliche Gemeinschaftsbewusstsein. Gemäß der marxistischen These vom Klassenkampf sei sie als moralische „Waffe“ zu verstehen, mit der sich die werdende christliche Gesellschaft gegenüber den alten Mächten der römischen Gesellschaft behauptet habe.[56]
Kalthoff hatte 1880 fraglos das liberale Jesusbild vertreten, jedoch später darin keinen Bezug zum Urchristentum mehr gefunden. Ab 1900 kritisierte er: Man könne unmöglich direkt vom historischen Jesus ausgehen, sondern müsse zuerst die zentralen Ideen des Urchristentums bestimmen und diese dann weiter zurückverfolgen. Die Christusidee trage in allen biblischen Schriften übermenschliche, heroische Züge. Damalige Juden hätten sie unmöglich auf ein historisches Individuum übertragen können. Dann jedoch behauptete er gegen Bruno Bauer und ohne Beleg, es habe vor Jesus viele leidende und gekreuzigte Messiasanwärter im Judentum gegeben. Die frühen Christen hätten den jüdischen Messiasglauben erst in Rom kennengelernt. Sie hätten von Juden die Personifizierung eines idealen Helden erlernt, die Christusfigur geschaffen, ihr Leben erfunden und nach Galiläa verlegt. Die Gleichnisse Jesu spiegelten römische Verhältnisse, etwa Großgrundbesitz und Versklavung überschuldeter Kleinbauern. Petrus sei schon in den Evangelien immer Symbolfigur der römischen Christengemeinde. Deshalb habe sie sein Christusbekenntnis bei Caesarea Philippi, der römischen Garnisonsstadt in Palästina, situiert.
Albert Schweitzer kritisierte 1906: Kalthoff habe die bisherigen Erklärungen zur Entstehung des Urchristentums zu Recht hinterfragt, aber selbst nur Spekulation angeboten. Er ersetze das bürgerlich-liberale nur durch ein linksgerichtetes Jesusbild. Dazu sei sein Umweg über Rom gar nicht notwendig gewesen.[57]
1872 war das babylonische Gilgamesch-Epos wiederentdeckt worden. Im Babel-Bibel-Streit um das Ausmaß babylonischer Einflüsse auf die Bibel vertrat der Assyriologe Peter Jensen ab 1906 eine bewusste Außenseiterposition: Die Figur des Gottmenschen Gilgamesch sei Hintergrund und Quelle vieler biblischer Hauptfiguren. Auch Jesus sei nur ein „israelitischer Gilgamesch“ und Anhängsel seiner biblischen Vorläufer.[58] Dabei schloss Jensen unbekannte historische Mitursachen der Jesusdarstellung in den Evangelien nicht aus, hielt sie aber für unwichtig.[59] 1909 beschrieb er auch Paulus von Tarsus als Gilgamesch-Kopie. 1910 stellte er wie Drews alle Quellen für Jesu Existenz in Frage und schlug vor, ihn als bloßes Abbild des heldischen Theios aner zu verstehen. Der Leipziger Semitist Heinrich Zimmern vertrat ab 1911 eine Variante von Jensens These.[60]
Arthur Drews

Arthur Drews (1865–1935) war 1898 Philosophieprofessor geworden und befasste sich erst danach mit Evangelienkritik. Mit dem Werk Die Christusmythe 1909 wollte er zeigen, dass alles an den NT-Darstellungen Jesu mythisch sei, so dass man keine historische Person dahinter annehmen müsse.[61] Er sei enttäuscht, dass bislang kein Christentumsforscher das vertreten habe. An James Frazers Golden Bough anknüpfend, behauptete er ähnliche mythische Motive in vielen anderen Kulten und Religionen, die er auf einen alten Sonnenkult zurückführte. Er erklärte alle außerchristlichen Belege für Jesu Existenz für wertlos und (wie die radikalen Niederländer) alle Paulusbriefe für unecht.[62] Wie Kalthoff warf er der liberalen Theologie als „fundamentalen Irrtum“ vor, die christliche Kirche habe mit dem historischen Jesus begonnen. Jedoch sei es „einseitig“, „Christus für das bloße Spiegelbild der christlichen Gemeinde und ihrer Erfahrungen auszugeben“.[63]
Drews behauptete stattdessen einen vorchristlichen Jesuskult im hellenisierten Judentum. So habe die Apokalyptik im Buch Daniel Elemente des dualistischen Zoroastrismus und des Mithras-Kults aufgenommen. Der jüdische Messias sei zu einer Figur der Endzeit gemacht und mit der Logoslehre Philos und der Stoa vermischt worden. Viele antike Sekten seien aus diesem Synkretismus hervorgegangen. Im Judentum habe es seit langem einen Kult um Josua gegeben, der eine Personifikation des Sonnengotts und mit dem Pessach-Ritus und der Beschneidung verbunden gewesen sei. Mit spekulativen Namensähnlichkeiten begründete Drews eine Linie von Josua zu Jason, den er als Heiler interpretierte, und den Therapeuten, von dort zu den Essenern und den Nazarenern: Sie alle hätten eine im Wesen identische Heilergottheit, ursprünglich eine Sonnengottheit, verehrt. Er verknüpfte sie ferner mit Mysterienkulten um den Sohn des Zeus, Dionysus und Demeter. Er griff auch die astrologische These von Dupuis auf, die Zwölfzahl der Jünger Jesu symbolisiere die Tierkreiszeichen. Das christliche Kreuzzeichen führte er nicht auf die römische Kreuzigung, sondern auf ein magisches Kultzeichen Tau zurück: Es habe ursprünglich keinen Bezug zum Tod gehabt, sondern zu einer Siegesgeste mit ausgebreiteten Armen wie bei Mose (Ex 17,11).[64]
Das Buch führte dazu, dass sich erstmals einige bekannte Theologen, Orientalisten und Historiker mit der Nichtexistenzthese befassten.[65] Der Buchtitel Christusmythe wurde zum Schlagwort für die gesamte Debatte.[66] Oft wurden mangelnde Fachkenntnisse und Fehler des Autors kritisiert, die seine weitreichende These unglaubwürdig machten. Otto Weinreich verwies zum Beispiel darauf, dass Drews das hebräische Wort für „Büffel“ wie die Lutherbibel falsch mit „Einhorn“ wiedergegeben und darum als Einfluss des Zoroastrismus fehlgedeutet hatte. An anderer Stelle habe er dasselbe Wort mit „Stier“ übersetzt, um von den Stierhörnern einen Bezug zum Kreuzsymbol herstellen zu können. Das zeige fehlende Methodik und Willkür. Er lege an die Evangelien weit strengere quellenkritische Maßstäbe als an seine eigenen Thesen an. Die vergleichende Religionswissenschaft schließe nicht mehr von sprachlichen und inhaltlichen Ähnlichkeiten auf Verwandtschaft und historische Abhängigkeit. Die inhaltliche Gleichsetzung Jesu mit Josua nur wegen einer Namensähnlichkeit sei „Unsinn“. Die gänzlich unbelegte Gleichsetzung von Maria (Mutter Jesu) mit Maia, der Mutter des Hermes, und anderen Göttermüttern sei ein „höchst zweifelhafter mythologischer Kettenbruch“. Mit unbestrittenen mythischen Zügen im Christusbild könne man weder Existenz noch Nichtexistenz Jesu beweisen, da viele historische Personen der Antike Träger mythischer Elemente geworden seien.[67]
1921 versuchte Drews, auch das Markusevangelium nur aus mythischen Motiven zu erklären. Rudolf Bultmann kritisierte das Buch:
- Drews befasse sich mit einem überholten Forschungsstand. So hätten laut Wilhelm Boussets Werk Kyrios Christus (1913) eher persische als babylonische Erlösermythen das Christusbild der Urchristen beeinflusst.
- Seine Fragen nach dem Einfluss biblischer Weissagungen, Astralmythologie und Spruchweisheit seien nicht offen, sondern er liefere die Antwort immer gleich mit.
- Er verfalle dem früheren Fehler seiner Gegner, indem er unbezweifelbare Beweisstellen verlange. Jesu Existenz sei jedoch nur so zu beweisen, dass „das historische Gesamtbild den Quellen entspricht“ und sie verständlich macht. Das habe Bousset geleistet, Drews dagegen nicht.
- Er verkenne den Unterschied von Tradition und Redaktion im Markusevangelium und greife nur „völlig methodelos“ Einzelstellen heraus. So habe er übersehen, dass nur spätere, nicht die frühesten Textschichten von einer Kultgottheit und einem Erlösungsmythos reden und es starke Unterschiede zwischen palästinensischen und hellenistischen Urchristen gab.
- Er stütze seine Funde von Astralmythologie nur auf den redaktionellen Zusammenhang des Evangeliums.
- Er kenne den je spezifischen Sprachstil von Lehrreden, Wundertexten und anderem nicht und habe daher vergessen, neben dem Rabbi und Wundertäter auch den Endzeitpropheten Jesus darzustellen.
- Er erkläre nicht, „wie es zur Umsetzung des mythischen Jesus in den geschichtlichen kam, und warum Jesu Geschichte in so junge Vergangenheit datiert wurde“.
- Er nenne keinen Grund dafür, warum die palästinischen Urchristen den erfunden haben sollten, dem sie nach den Quellen ihre Existenz verdankten und sich daher bewusst von ihrer Umwelt unterschieden. Er nehme nicht einmal diese älteste Gemeinde selber wahr.
- Er vergleiche Mk 10,37 (den Jüngerstreit um die Ehrenplätze im Reich Gottes) mit dem „Aberglauben eines afrikanischen Negerstammes“: Das bestärke die Zweifel an seiner religionsgeschichtlichen Qualifikation.[68]
Lenin sah Drews als „Reaktionär, der den Ausbeutern unverhüllt hilft, die alten und verfaulten religiösen Vorurteile durch funkelnagelneue, noch widerlichere und schuftigere Vorurteile zu ersetzen.“ Gleichwohl sei es kommunistische Pflicht, gegen die „religösen Dunkelmänner“ ein pragmatisches Bündnis mit Leuten wie Drews einzugehen.[69] Demgemäß wurden 1922 alle religiösen Schriften aus sowjetischen Bibliotheken verbannt. Die Nichtexistenzthese dagegen wurde als wissenschaftlich erwiesen ausgegeben und in Schul- und Universitätslehrbücher aufgenommen.[70]
Paul-Louis Couchoud
In Frankreich hatte sich nur E. Moutier-Rousset 1922 an der Nichtexistenzdebatte beteiligt. Dass dort zeitweise darüber diskutiert wurde, erreichte erst der Arzt Paul-Louis Couchoud (1879–1959). James George Frazer schrieb ein Vorwort für sein erstes Werk (1924) und lobte seine leidenschaftslose Analyse, ohne der Nichtexistenzthese zuzustimmen. Couchoud widmete sein Hauptwerk (1938) Robertson und folgte darin dessen These von einem vorchristlichen Jesuskult.
Er verwarf außerchristliche Jesusnotizen, behauptete, Paulus habe nichts von Jesus gewusst und alle Evangelien beruhten auf Mk. Dessen Evangelium sei erst in Rom unter Domitian entstanden und lasse sich als biblisch erweiterter Kommentar zur Paulusbotschaft eines mythischen Christus deuten. Jesu Existenz sei nur eine vage Möglichkeit, konkret lasse sich fast nichts von ihm wissen. Jesus erscheine als messianischer Agitator wie Theudas. Ein solcher könne die Entstehung des Christentums nicht erklären; somit sei Jesu Existenz fraglich. Paulus könne als monotheistischer Jude prinzipiell keinen Menschen mit JHWH gleichgestellt und als Gott verehrt haben. Sein Jesus müsse also eine himmlische Figur, seine Kreuzigung eine mystische Allegorie sein. Dabei habe Paulus sein eigenes Leiden visionär auf Jesus projiziert und Ps 22 EU auf diese erfundene Figur hin gedeutet. In den Evangelien sei diese spirituelle Christusmythe später als historisches Geschehen dargestellt worden. Dabei hätten sich die Urchristen vor allem auf das jüdisch-apokryphe Henochbuch und die Botschaft des Täufers Johannes gestützt. Dem von ihm angekündigten kommenden Erlöser hätten sie den Namen Josua (Jesus) gegeben. Dabei hätten sie Ex 23,20f. und Num 13, 16 verzerrt. Die historisch-kritischen Neutestamentler Alfred Loisy, auf den Couchoud sich berief, und Maurice Goguel widerlegten Couchouds Thesen 1937/38 in Fachzeitschriften. Couchoud beantwortete ihre Stellungnahme nicht inhaltlich; nur die englische Übersetzung seines Hauptwerks (The Creation of Christ, 1939) enthielt einen Anhang dazu. Sein drittes Werk war ein Nachdruck des zweiten. Sonst vertrat in Frankreich damals nur noch Edouard Dujardin die Jesus-Mythos-These.[71]
John Allegro
Nach 1945 vertraten nur einzelne Autoren die Nichtexistenzthese. Sie gehörten meist nicht zur fachbezogenen Forschung und wurden von dieser nicht beachtet.
Eine Ausnahme war John Allegro, der ursprünglich zum Herausgeberteam der Schriftrollen vom Toten Meer gehörte. 1956 behauptete er, ein Fragment, das Tora-Aussagen auf die römische Kreuzigung bezog, belege den Kult eines gekreuzigten Messias, dessen Anhänger seine Parusie in einem gereinigten Jerusalem erwarteten. In dieses Muster passe der spätere Jesuskult. Dazu kombinierte Allegro das Fragment mit Textstücken zum Lehrer der Gerechtigkeit. Die übrigen Herausgeber der Schriftrollen wiesen Allegros Thesen in einer gemeinsamen Stellungnahme als sensationsheischende, spekulative Fehldeutung der Textfragmente zurück.
1968 behauptete Allegro, die Urchristen hätten einen Fruchtbarkeitskult gepflegt, zu dem der Genuss eines halluzinogenen Pilzes gehört habe. Jesus habe nicht existiert, sondern sei ein Codename für jenen Pilz, ebenso wie die Namen von Johannes, Petrus und Paulus.[72] Seine Anhänger hätten ihn unter dem Einfluss dieser Droge erfunden. 14 prominente britische Neutestamentler verrissen das Buch. Der Verleger entschuldigte sich für die Veröffentlichung. Allegro verließ die Universität Manchester und blieb bis zu seinem Tod 1988 akademisch geächtet.[73]
George Albert Wells
Ab 1971 griff der britische Germanistikprofessor George Albert Wells Jesus-Mythos-Thesen aus nie ins Englische übersetzten Werken von Kalthoff, Jensen und Drews auf und versuchte, sie mit einer Reihe von Büchern zu untermauern.[74] 1986 fasste er seine Hauptargumente zusammen:
- Alle außerchristlichen Jesus-Notizen seien von christlicher Überlieferung abhängig. Die Notizen bei Josephus seien gefälscht.
- Die Evangelien seien nach 70 erfunden worden und enthielten keine älteren Textbestandteile. Sie seien größtenteils voneinander abhängig, so dass man keine Mehrfachbezeugung annehmen könne. Ihre theologischen Konzepte stammten allesamt von Nichtjuden außerhalb Palästinas.
- Die Paulusbriefe seien zwar frühe urchristliche Schriften (hier widersprach Wells den radikalen Niederländern). Jedoch habe ihr Autor nichts von Jesu Lehre, Wundertaten und Todesumständen gewusst. Er habe einen jüdischen Mythos von der präexistenten Weisheit, die in Israel Wohnung nahm, und biblische Aussagen über den schmachvollen Tod des Gerechten (Jes 52-53) auf eine undatierte Kreuzigung gedeutet: So habe er den Weisheitsmythos zum Mythos eines präexistenten, menschgewordenen Erlösergotts erweitert.
- Auch Petrus und die übrigen Jerusalemer Apostel hätten diesen Erlösermythos durch Visionen eines auferweckten Gekreuzigten empfangen und dann verkündet, aber keinen historischen Jesus gekannt.
Wells bestritt also auch, dass Jesu Bruder Jakobus zur Urgemeinde gehörte und Paulus ihn dort traf. Dazu deutete Wells den Ausdruck „Bruder/Brüder des Kyrios“ in Gal 1,19 und 1 Kor 9,5 um: Hier sei nicht von leiblichen Brüdern, sondern Brüdern im Sinne von Mitchristen die Rede.[75]
Wells änderte seine Auffassungen zu Jesus mehrfach: 1971 wiederholte er die Thesen von Bruno Bauer, Arthur Drews und anderen deutschen Autoren, der Jesus des NT sei eine Kopie heidnischer Göttermythen. 1975 nahm Wells einige Einwände dagegen auf und stützte sich auf aktuellere Außenseiterpositionen der NT-Forschung. Deren Vertreter erkannten seine Folgerung, Jesus habe nicht existiert, jedoch nicht an. 1982 erklärte Wells die Jesusfigur nicht mehr aus angeblich paganen Parallelen, sondern aus einem jüdischen Weisheitsmythos. Zudem grenzte er sich gegen William Smith, John Allegro und Guy Fau ab und machte sie für die Nichtakzeptanz der Jesus-Mythos-Thesen verantwortlich. Sein viertes Werk dazu veröffentlichte kein gewöhnlicher Verlag mehr; akademische Fachzeitschriften rezensierten es nicht. 1986 behauptete Wells, ein Jesus ben Panthera, der etwa 100 Jahre später gelebt habe, habe die NT-Überlieferung veranlasst. In seinem nächsten Buch zog Wells diese These wieder zurück. 2003 akzeptierte er, dass Paulus von Jesu Kreuzigung in Jerusalem wusste und die in den Evangelien überlieferten Lehren von einem Prediger aus Galiläa stammen. Er bestritt jedoch, dass Prediger und Gekreuzigter dieselbe Person waren.[74]
Zu diesem Positionswandel gehörte auch Wells' Sicht der Logienquelle Q. 1986 akzeptierte er, diese schriftliche Quelle lasse sich aus den gemeinsamen Stoffen von Mt und Lk rekonstruieren. Er bestritt jedoch ihre aramäische Abfassung und authentische Jesusworte darin. Stattdessen fand er seine These eines von Juden übernommenen Weisheitsmythos darin bestätigt.[76] In The Jesus Myth (1998) nahm Wells an, Paulus' mythischer Jesus sei narrativ mit einem „minimal-historischen Jesus“ verschmolzen worden, dessen Lehren zum Teil in der Logienquelle Q überliefert seien.[77]
21. Jahrhundert
Seit 2000 erhielt die Nichtexistenzthese vor allem in den USA neue Aufmerksamkeit. Als Faktoren dafür nannte der britische Neutestamentler Maurice Casey:
- dass mit Robert M. Price erstmals auch ein ausgebildeter Neutestamentler die These vertritt,
- dass das World Wide Web Autoren und Ansichten ein Forum bietet, die in der Urchristentumsforschung keine Rolle spielen,
- dass durch Forschungsfortschritte überholte und widerlegte Publikationen früherer Jesus-Mythos-Vertreter erneut aufgelegt und verbreitet werden,
- dass der Gegensatz zwischen Biblizismus und christlichem Fundamentalismus auf der einen, Atheismus und radikaler Skepsis auf der anderen Seite die Debatte polarisiert und anheizt,
- dass einige Vertreter von Jesus-Mythos-Thesen früher selbst dogmatische, konfessionelle und fundamentalistische Christen waren und nur die damals gelernten Sichtweisen bekämpfen, ohne die auch von Agnostikern, Juden und nichtkonfessionellen Christen geprägte Jesusforschung zu berücksichtigen.[78]
Robert M. Price

Robert M. Price, ein ehemaliger Baptisten-Prediger, gehörte zeitweise in den USA zum liberalen Jesus-Seminar, das Jesu Historizität voraussetzt.[79] Nach Eigenaussagen fand er diese immer schwerer zu verteidigen. Seit 2000 beschreibt er das Urchristentum als Synthese vor allem ägyptischer, jüdischer und griechischer Mythologie. Ein historischer Jesus sei nicht ganz auszuschließen, aber angesichts der Legendenbildung im NT nur eine vage Möglichkeit, kaum wahrscheinlicher als ein historischer Mose oder ein historischer Apollonius von Tyana. Damit sei die Frage beliebig geworden und durch keine Forschermehrheit zu entscheiden.
Als Hauptargumente gegen Jesu Existenz nennt Price:
- Außerchristliche Quellen erwähnten keinen wundertätigen Jesus.
- Auch die ältesten, vor den Evangelien entstandenen Episteln des NT enthielten keine Belege für einen kurz vorher lebenden Jesus.
- Auch den Evangelien sei nur ein mythisches Christusbild vom menschwerdenden, sterbenden und wiederauferstehenden Erlösergott zu entnehmen.
- Zu diesem Mythos gebe es Parallelen in vielen altorientalischen Mythen, etwa in den Kulten des Baal, Osiris, Attis, Adonis und Dumuzi. Alle diese Kulte der hellenistischen und römischen Epoche hätten das Urchristentum beeinflusst. Christliche Apologeten hätten später versucht, diese Parallelen zu verkleinern.[80]
Bei konsequenter Quellenkritik ließen sich also keinerlei verlässliche historische Angaben zu Jesus in antiken Quellen auffinden. Somit bleibe nur ein Agnostizismus zur Historizitätsfrage übrig.[81]
Earl Doherty
Der Kanadier Earl Doherty schrieb im Jahr 2009, dass es in der Jesus-Mythos-Theorie keinen historischen Jesus gebe, der diesen Namen verdient habe, dass das Christentum mit dem Glauben an eine spirituelle, mythische Figur begonnen habe, dass die Evangelien im Wesentlichen Allegorie und Fiktion seien, und dass keine einzeln identifizierbare Person die Tradition der galiläischen Predigttradition begründet habe. Doherty vertritt in The Jesus Puzzle (2005) und in Jesus: Neither God Nor Man — The Case for a Mythical Jesus (2009) die These, die Jesusfigur sei als ein Mythos entstanden, der sich vom Mittelplatonismus herleite. Einige Einflüsse stammten aus dem jüdischen Mystizismus (Ma'asei Merkavah). Der Glaube an einen geschichtlich realen Jesus sei erst bei den christlichen Gemeinden im 2. Jahrhundert entstanden.
Laut Doherty enthält keiner der großen christlichen Apologeten vor dem Jahr 180, mit Ausnahme von Justin der Märtyrer und Aristides von Athen, eine Beschreibung eines historischen Jesus in ihrer Verteidigung des Christentums. Stattdessen legt Doherty nahe, dass die frühen christlichen Autoren eine christliche Bewegung beschreiben, die sich in der platonischen Philosophie und dem hellenistischen Judentum begründe, die darunter eine Verehrung eines monotheistischen jüdischen Gottes verstehen, und das was er einen "Logos-type Sohn" nennt. Doherty argumentiert weiter, dass Theophilus von Antiochien (c. 163–182), Athenagoras von Athen (c. 133–190), Tatian der Assyrer (c. 120–180) und Marcus Minucius Felix (schriftlich um 150–270) keinerlei Ansatzpunkte dafür bieten, dass sie an die Existenz einer historischen Figur geglaubt hätten, die gekreuzigt und wieder auferstanden sei. Der Name "Jesus" taucht bei keinem der genannten Autoren auf.[82]
Richard Carrier
Richard Carrier, Aktivist des „Neuen Atheismus“ ist der Ansicht, dass es wahrscheinlicher ist, dass die ersten Christen Jesus als ein himmlisches Wesen betrachteten, das sich nur durch Offenbarungen zeigt, statt einer realen Person anzuhängen. In seinem Buch über die Historizität Jesu aus dem Jahr 2014 gibt er eine probabilistische Schätzung ab: "Mit den Nachweisen, die wir haben, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Jesus existierte, irgendwo zwischen 1 zu 12.500 und 1 zu 3".
Neuer Atheismus
Seit 2000 halten einige Vertreter des Neuen Atheismus die Nichtexistenz Jesu für eine ernsthaft diskutierbare Möglichkeit. Richard Dawkins etwa sieht die Evangelien wie George A. Wells als einen bloßen Aufguss der jüdischen Bibel. Vermutlich habe Jesus gelebt; jedoch könne das ernsthaft bezweifelt werden, auch wenn die Zweifel nicht verbreitet seien.[83] Christopher Hitchens findet anders als für Mohammed wenig oder keine Belege für Jesu Leben. Er befürwortete die neuere Diskussion um die Nichtexistenzthese und griff die Argumente dafür auf, um so auch dem Koran und dessen Darstellung Jesu als Wundertäter und Prophet die Glaubwürdigkeit zu entziehen.[84] Der ehemalige Priester Dan Barker trat 1992 als Atheist hervor und vertritt seit 2009 die Nichtexistenzthese.[85]
Weil nicht einmal die radikalsten historisch-kritischen Neutestamentler des Jesus Seminar die Nichtexistenzthese ernsthaft erwägen, gründete R. Joseph Hoffmann 2007 das Jesus Project beim Committee for the Scientific Examination of Religion (CSER), einer Unterabteilung des Center for Inquiry in Amherst (New York). Zu den rund 20 Mitgliedern verschiedener Fachbereiche gehörten einige kirchlich nicht gebundene Christentumsforscher (Bruce D. Chilton, James G. Crossley, Robert Eisenman, James McGrath, James M. Robinson, Dennis MacDonald, Gerd Lüdemann) und einige Vertreter der Nichtexistenzthese (Richard Carrier, Arthur Droge, Robert M. Price, Thomas L. Thompson, Frank Zindler, Hoffmann selbst). US-Medien nahmen das Projekt als Versuch wahr, die Nichtexistenz Jesu wissenschaftlich zu untermauern und eine akademische Diskussion darüber voranzutreiben.[86] Nach wenigen Treffen, bei denen man sich nicht über Ziele und Methoden einigen konnte, und Finanzierungsproblemen stellte Hoffmann das Projekt 2009 wieder ein. Eine Aufsatzsammlung von Vertretern des Projekts vertritt überwiegend die Nichtexistenzthese.[87]
Neopaganismus
Die US-amerikanischen Autoren Dorothy M. Murdock (Autorenname: Arachya S.), Tom Harpur, Timothy Freke und Peter Gandy vertreten erneut die These, Jesus sei eine Kopie eines Astralmythos und paganer Götter wie Krishna, Horus und Mithras. Sie beschreiben diese als Erlösergottheiten bzw. „Christusse“ (Plural) und berufen sich dazu auf Autoren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie Godfrey Higgins, Gerald Massey und Alvin Boyd Kuhn. Diese hatten schon zu ihrer Zeit keine Anerkennung in Orientalistik und Ägyptologie gefunden, da Primärquellen keine Belege für ihre Thesen enthalten.[88] Gleichwohl fanden diese über einige Filme wie The God Who Wasn’t There (2005), Zeitgeist (Film) (2007) und Religulous (2008) große Verbreitung und Popularität.
Umfragen
Laut einer Umfrage der privaten christlichen Baylor University von 2005 glaubten hochgerechnet ein Prozent aller US-Amerikaner, Jesus sei eine fiktive Figur. Unter denen, die sich als religiös ungebunden bezeichneten, waren es 13,7 Prozent.[89] In Großbritannien im Februar 2008 glaubten 13 Prozent von 1107 befragten erwachsenen Bürgern, darunter 40 Prozent jener, die sich als Atheisten bezeichneten, Jesus habe „nie existiert“.[90] Nach einer im April 2009 veröffentlichten Umfrage glaubten 10 Prozent von 2500 befragten Australiern, Jesus habe nicht existiert.[91]
Hauptargumente der Debatte
Außerchristliche Jesus-Notizen
Die Nichtexistenzthese wird damit begründet, dass einige zeitgenössische Autoren (Philo, Justus von Tiberias und andere) Jesus nicht erwähnten und alle antiken Jesusnotizen gefälscht, später eingefügt oder von Christen übernommen worden seien.
Gerd Theißen und Annette Merz nennen als Gegenargumente:
- Dass Jesus bei einigen zeitgenössischen Autoren fehlt, spreche nicht gegen seine Existenz: Philo erwähnte Jesus nicht, aber Pontius Pilatus. Josephus erwähnte Paulus nicht, aber Johannes den Täufer, den Paulus wiederum nicht erwähnte. Justus von Tiberias könne Jesus im verlorenen Teil seines Werks erwähnt haben.
- Die Jesusnotizen bei Josephus, Tacitus und Mara Bar Serapion sind unabhängig voneinander entstanden, erwähnen alle seine Hinrichtung und setzen seine Existenz fraglos voraus. Diese Übereinstimmung könne nicht rein zufällig oder erfunden sein.[92]
Paulusbriefe
Die ältesten christlichen Quellen sind die als echt anerkannten Paulusbriefe. Sie zitieren oder paraphrasieren einige Jesusworte. Nicht erwähnt werden Johannes der Täufer, die Namen von elf der zwölf Apostel, Kaiphas, Pilatus, Lehrreden, Heilwunder und Gleichnisse Jesu, Betlehem, Nazareth, Kafarnaum und ein Großteil der Passionsgeschichten. Ob Paulus synoptische Jesusüberlieferung kannte und ob diese damals schon existierte, erscheint daher fraglich. Herkunft, Umfang und Echtheit der von ihm überlieferten Jesustradition sind umstritten.[93]
Vertreter der Jesus-Mythos-These bestreiten jegliches Wissen des Paulus vom historischen Jesus. Sie datieren die synoptischen Evangelien insgesamt später und behaupten, die Paulusbriefe hätten mehr von Jesu Leben darstellen müssen, wenn er existiert hätte. Jesusworte in diesen Briefen stammten nicht aus historischer Erinnerung oder seien nicht auf historische Vorgänge bezogen.[94]
Neutestamentler verwerfen diese Sicht weithin als sachfremd. Denn die Gemeindebriefe wandten sich an bereits getaufte Christen, die schon vom historischen Jesus wussten, und bezogen sich auf jeweils konkrete, aktuelle Situationen ihrer Adressaten. Daher verfehle die Erwartung, sie müssten Nachrichten aus Jesu Leben enthalten und Evangelienstoffe bestätigen, ihre besonderen Absichten und Zwecke.
Dass Paulus den auferstandenen Jesus Christus ins Zentrum seiner Briefe rückte, entsprach seinem Selbstverständnis, der Auferstandene habe ihn, den früheren Christenverfolger, mit einer eigenen Erscheinung zum Völkerapostel berufen (Gal 1,1.11ff; Damaskuserlebnis). Er musste sein Apostolat gegenüber jenen Aposteln verteidigen, die ursprünglich die Einhaltung der ganzen Tora auch von nichtjüdischen Christen verlangten und sich dazu auf den vorösterlichen Jesus beriefen (Mt 5,17). Ihnen gegenüber rückte er Jesu Kreuzigung und Auferstehung als gnädige Rechtfertigungstat Gottes für alle Menschen ins Zentrum. Indem er betonte, Gott allein habe den von Menschen gekreuzigten Jesus auferweckt, wahrte er den jüdischen Monotheismus. Demgemäß betonte er, er kenne Jesus „nach dem Fleisch“, den er gekannt habe, jetzt so nicht mehr (2 Kor 5,16).
Gleichwohl gab Paulus Informationen über Jesus aus dem Kreis der ersten Nachfolger weiter, die als authentisch gelten:
- Röm 1,3f: Jesus war ein Jude, der von König David abstammte.
- Gal 4,4: Er war ein wirklicher Mensch, geboren von einer Frau.
- 1 Kor 9,5: Er hatte mehrere leibliche Brüder, die verheiratet waren. Sie werden von den Aposteln im selben Satz unterschieden, so dass „Brüder“ hier nicht „Mitchristen“ bedeuten kann.
- Gal 1,19: Einer dieser leiblichen Brüder hieß Jakobus. Nur er, nicht der mitgenannte Petrus, heißt hier „Bruder des Herrn“. Er erscheint an anderen Stellen als Autorität der Urgemeinde (Gal 2,9.12; 1 Kor 15,7). - Jesu Brüder werden in Mk 3,31ff bestätigt und in Mk 6,3 namentlich genannt. Leibliche, ungenannte Brüder bestätigen auch Joh 2,12; 7,3.5.10; Apg 1,14. Jesu Bruder Jakobus und seine Führungsrolle in der Jerusalemer Urgemeinde bestätigen Josephus (Ant. 20,200) und Apg 12,17; 15,13; 21,18.
- 1 Kor 7,10: Jesus verbot die Ehescheidung (Mk 10,9-12), woraus Paulus auf Anfrage aus einer seiner Gemeinden ein Versöhnungsgebot für Geschiedene folgerte.
- 1 Kor 9,14: Jesus befahl, dass seine Nachfolger nur von ihrer Botschaft leben sollten (Mk 6,8; Mt 10,8-11: Verzicht auf Geld, Beruf und Sesshaftigkeit).
- Röm 12,14.17: Jesus gebot Feindesliebe, die dem biblischen Gebot entsprach, Feinde der gerechten Juden durch zuvorkommende Wohltaten an ihnen zu beschämen.
- Röm 14,13: Die Mahnung, einander nicht zu richten, spielt auf Jesu Gebot „Richtet nicht“ (Mt 7,1) an.
- 1 Kor 11,23-25: Jesus wurde nachts vor seinem Tod verraten und feierte mit seinen Jüngern ein letztes Mahl, bei dem er ihnen seinen bevorstehenden Tod deutete.
- 1 Kor 8,1ff. / Phil 2,6-8: Jesus wurde wie ein Sklave mit der römischen Kreuzesstrafe hingerichtet. Er nahm diesen Tod als Sklavendienst des Menschensohns bewusst auf sich (Mk 10,45).
- 1 Thess 2,15 / 1 Kor 2,8: An seiner Hinrichtung waren Juden und „Herrscher dieser Welt“ beteiligt.
- 1 Kor 15,3-4: Jesus wurde begraben.
Schon diese Informationen machen laut Theißen/Merz eine Erfindung und mythische Erklärung Jesu unmöglich, selbst wenn sonst nichts von ihm überliefert worden wäre. Sie werden jedoch zudem glaubwürdig in verschiedenen, voneinander unabhängig entstandenen Textgattungen des NT, einige auch in außerchristlichen Quellen bestätigt.[95]
Obwohl Paulus keine Jesuswunder überlieferte, hat er wahrscheinlich davon gehört. Denn er kannte die Gabe der Heilung (1 Kor 12,9), bat Jesus Christus mehrmals für sich darum (2 Kor 12,8) und betonte, er selbst habe als Apostel Wunder bewirkt (2 Kor 12,12). Weil Paulus den Verzicht des Sohnes Gottes auf seine göttliche Macht zugunsten seiner Selbsthingabe in den Sklaventod des Kreuzes verkündigte (Phil 2,6-8), trat die sonst breit gestreute Wunderüberlieferung bei ihm zurück. Auch das frühe Thomasevangelium enthält gar keine, das späte Johannesevangelium nur wenige Wunderberichte, darunter keine der laut Mk für Jesus typischen Exorzismen. Das Markusevangelium umgibt die Wunderberichte mit einem Schweigebefehl Jesu. Diese Zurückhaltung ist aus den je besonderen theologisch-missionarischen Zwecken dieser Quellen erklärbar. Das spricht laut Theißen/Merz eher dafür als dagegen, dass Jesus selbst die ältesten Wunderbereichte durch sein Handeln veranlasste.[96]
Evangelien
Die vier NT-Evangelien entstanden 40 bis 100 Jahre nach den erzählten Ereignissen, teils außerhalb Palästinas und auf Griechisch. Sie sind keine authentische Überlieferung von Jesusnachfolgern. Sie enthalten kaum präzise biografische Angaben und widersprechen sich zudem in wichtigen Daten, etwa zu Jerusalembesuchen und Todestag Jesu. Sie sind durchgehend von Osterglauben, Gemeindesituation und Verkündigungsinteresse geprägt und zeigen kein historisches Interesse. Oft sollen erzählte Ereignisse biblische Verheißungen erfüllen, so dass der „Schriftbeweis“ sie erzeugt haben kann. Es gibt keine zuverlässigen Kriterien, um Eigenaussagen Jesu von Gemeindebildung zu unterscheiden.[92]
Die Jesusforschung folgert daraus nicht auf Jesu Nichtexistenz. Besonderheiten des Johannesevangeliums sind auf dessen Autorenkreis begrenzt und als Abweichung von älterer synoptischer Tradition erklärbar. Diese hat mehrere Quellen mit starken Übereinstimmungen. Zudem bestätigt das Thomasevangelium formal und inhaltlich viele Jesusworte der Logienquelle. Auch im Sondergut des Joh kann historische Erinnerung stecken.
Die Synoptiker enthalten Stoffe, die nur aus 40 bis 50 Jahre früheren zeitgeschichtlichen Umständen erklärbar sind: z.B. Mk 13 (muss vor der Caligula-Krise 39 entstanden sein); Mk 14,47.51 (Schutzanonymität von bedrohten Zeugen der Festnahme Jesu in der Amtszeit des Pilatus); Armutstexte der Wanderbettler und das Pharisäerbild der Logienquelle. Wahrscheinlich konnten schon einige Nachfolger Jesu wie der Zöllner Levi Griechisch sprechen; Zweisprachigkeit war im Raum Syriens üblich.
Die Gattung der Evangelien beinhaltet den Anspruch, das Leben einer historischen Person darzustellen. Verkündigungsabsicht und historische Erinnerung stehen nicht gegeneinander. Sie dienen dazu, Jesu Worte und Taten im Gedächtnis zu behalten: Nach Apg 11,16 „erinnerte“ sich Petrus an ein Wort Jesu. Nach Justin der Märtyrer wurden „Erinnerungen der Apostel“ im christlichen Gottesdienst verlesen. Laut Papias schrieb Mk Jesu Worte und Taten auf, „wie er sie erinnerte“. Sie unterscheiden Jesu Zeit von ihrer Zeit, z.B. Jesu Auftrag zur Israelmission (Mt 10,5f.) vom Auftrag des Auferstandenen zur Völkermission (Mt 28,19f.); Lk 22,35f. hebt die strengen Regeln der Aussendungsrede Jesu (Lk 10) auf. Sie berichten von unbestreitbar historischen Personen wie Johannes dem Täufer, Herodes, Kaiphas, Pilatus, mit denen Jesus zu tun hatte. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit anderer Angaben zu Jesus.
Der Schriftbeweis dient in den Passionsgeschichten dazu, realen Vorgängen einen theologischen Sinn zu geben. So ist die gewaltsame Tempelreinigung, die Jüngerflucht (Mk 14,27f.) und Kreuzigung zwischen „Räubern“ (Zeloten) kaum wegen den dazu genannten Bibelzitaten erfunden worden, sondern diese halfen den Urchristen, diese Anstößigkeiten einzuordnen. Umgekehrt fehlen Bibelzitate, die sich bestens zur Deutung realer Vorgänge geeignet hätten: z.B. Ps 22,17 für das Annageln Jesu ans Kreuz (Lk 24,39f.), das der archäologische Fund eines genagelten Skeletts wahrscheinlich gemacht hat.
Das früher übliche doppelte Differenzkriterium (echt seien nur jene Jesusworte, die sich von Judentum und Urchristentum unterscheiden) setzte ahistorisch eine Einzigartigkeit Jesu voraus und wurde zu Recht durch das Kriterium der Kontextplausibilität ersetzt. Jesus kann keine fiktive Figur sein, da viele Erzählungen von ihm nur im damaligen jüdischen Kontext vorstellbar sind. Formale Merkmale machen bestimmte Gattungen als für Jesus typisch wahrscheinlich, z.B. Gleichnisse, Makarismen und andere.[92]
Mythische Analogien
Vertreter der Jesus-Mythos-These deuten das urchristliche „Heilsdrama“ von Menschwerdung, Kreuzigung und Auferstehung Jesu als angeblich verbreitetes Muster älterer paganer Mythen, das Urchristen aus hellenistischen Mysterienkulten übernommen hätten. Diese These wurde oft geprüft und in den 1960er Jahren wissenschaftlich widerlegt:
- Hellenistische Mysterienkulte kannten keine sterbenden und wiedererstehenden Göttersöhne.
- Sterbende Vegetationsgötter wie Adonis, Attis und Osiris waren keine Göttersöhne; einige waren auch keine Mysteriengottheiten.
- Ihr Tod wurde nie als Heil dargestellt.
- Als Ziel ihrer Sendung in Menschengestalt wurde nie Leben für andere dargestellt.
- Teilnehmer ihrer Kulte wurden nicht zu Kindern ihres Gottes.
- Als Halbgötter oder Göttersöhne dargestellte Menschen wurden nicht als leiblich auferstanden, sondern allenfalls als mit Unsterblichkeit beschenkte vorzeitliche Helden betrachtet (Apotheose): im Fall von Herakles, um ihn zum Vorbild des römischen Kaiserkults zu machen.
- Im 1. Jahrhundert im Umfeld Palästinas sind keine Mysterienkulte belegt. Sie verbreiteten sich dort erst ab dem 2. Jahrhundert, als das Christentum schon als eigene Religion bestand. Sie wurden daher von Theologen der Alten Kirche als Konkurrenz wahrgenommen und ausgegrenzt.
- Auch ein vorchristlicher gnostischer Erlösermythos ist unbelegt. Dafür angeführte Texte stammen aus dem 3. Jahrhundert und reagierten auf die urchristliche Botschaft.
- Ähnliche urchristliche Sprachmotive (z.B. „Erlösung“) sind nicht von Mysterienkulten beeinflusst, sondern stammen aus jüdisch-apokalyptischer Tradition.[97]
Die Jesusforschung bestreitet nicht, dass Urchristen mythische Motive aus ihrer Umwelt übernahmen und Jesus zuschrieben, um seine göttliche Macht auszusagen. Aber solche Analogien betreffen vor allem jene Texte, die die Erzählüberlieferung legendarisch erweitern und einrahmen. Sie entwerten also deren historische Anteile nicht. So wurden die Jesus zugeschriebenen Heilwunder später vermehrt und dabei immer mehr einer allgemeinen volkstümlichen Wunderüberlieferung angeglichen. Dieser Prozess wurde nach dem Forschungsstand zum NT durch Jesu eigenes Handeln angestoßen. Denn die ältesten Wundertexte sind als Zeichen für das einbrechende Reich Gottes überliefert und mit dem Ruf in die Nachfolge Jesu verbunden: Das waren besonderen Merkmale des Auftretens Jesu, das ihn von außerchristlichen Wundertätern unterschied. Jesu Heiltaten sind sowohl in Einzelerzählungen wie Summarien wie Vorwürfen jüdischer Gegner (Mk 3,22f.) bezeugt, die nicht nachösterlich erklärbar sind.[92]
Zentrales Argument für Jesu Historizität ist seine Kreuzigung: Deren Verarbeitung und Deutung machte den Urchristen im NT erkennbar erhebliche Mühe, weil diese Hinrichtungsart für Juden Ausschluss aus Gottes Volk, für Nichtjuden äußerste Demütigung bedeutete (1 Kor 1,18).[98]
Historisierung eines Mythos
Vertreter der Jesus-Mythos-These gehen davon aus, dass die Urchristen einen Mythos eines präexistenten Gottes vorfanden, übernahmen, erweiterten und nachträglich historisierten. Sie halten diese Theorie für plausibler als das gängige Forschungsergebnis, dass ein jüdischer Mensch aus Galiläa nach seinem Tod von seinen Anhängern mehr und mehr vergöttlicht wurde.
Robert E. Van Voorst zufolge hat bisher kein Vertreter dieser These die Entstehung des Christentums und angebliche Fabrikation eines historischen Jesus plausibel erklärt. Diese These beruhe auf einem vagen Verständnis antiker Mythologie als Synkretismus, für die es kaum unabhängige, spezifische, unterstützende Belege gebe. Sie sei oft nicht aus objektiven Forschungsgründen, sondern aus fachfremden, tendenziösen antireligiösen Absichten aufgestellt worden, um dem Christentum mit dem historischen Jesus seine Basis zu entziehen. Daher habe sich die These in der Forschung nicht durchgesetzt. Sie werde in der fachbezogenen Forschung nicht mehr erwogen und sei „effektiv tot“.[99]
Weiterführende Informationen
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- Deutsche Ausgabe: Günther Mensching (Hrsg.): Constantin François Volney: Die Ruinen oder Betrachtungen über die Revolutionen der Reiche und das Natürliche Gesetz. Übersetzt von Dorothea Forkel und Georg Forster. Berlin 1792
- Nachdruck: Syndikat, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-8108-0033-3
- Charles-Francois Dupuis: L'origine de tous les cultes, ou la réligion universelle. Paris 1795
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- Bruno Bauer:
- Kritik der Evangelien und Geschichte ihres Ursprungs. Berlin, 1850–1852
- Kritik der paulinischen Briefe. (1851) Nachdruck: Kindle Edition, 2014
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- Karl Barth: Ob Jesus Gelebt Hat? Eine nachträgliche Osterbetrachtung. 1910; Der christliche Glaube und die Geschichte. 1910. In: Barth-Gesamtausgabe III (Vorträge und kleinere Arbeiten 1909–1914), S. 37-45 und S. 188–190.
- Karl Beth: Hat Jesus gelebt? Eine Kritik der Drews'schen Christusmythe. Borussia Verlagsanstalt, 1910.
- Kurt Delbrück: Hat Jesus Christus gelebt? Ein Vortrag. Vossische Buchhandlung, 1910.
- Martin Dibelius: Hat Jesus gelebt? (Sammelrezension) Theologische Literaturzeitung, 1910, S. 545–552.
- Albert Hauck: Hat Jesus gelebt? Zehlendorf-Berlin, 1910.
- Adolf Jülicher: Hat Jesus gelebt? Ein Beitrag zur Psychologie des Streits um die Geschichtlichkeit Jesu. Marburg 1910.
- Hermann von Soden: Hat Jesus gelebt? Aus den geschichtlichen Urkunden beantwortet. Protestantischer Schriftenvertrieb, 1910.
- Heinrich Weinel: Ist das „liberale" Jesusbild widerlegt? Tübingen 1910.
- Otto Weinreich: Die Christusmythe. Heidelberg 1910 (Textauszug online)
- Johannes Weiß: Jesus von Nazareth, Mythus oder Geschichte? Eine Auseinandersetzung mit Kalthoff, Drews, Jensen. Tübingen 1910.
- Carl Clemen: Der geschichtliche Jesus: Eine allgemeinverständliche Untersuchung der Frage: hat Jesus gelebt, und was wollte er? Töpelmann, 1911; Nachdruck: Walter de Gruyter, ISBN 3112014340
- Karl Dunkmann: Der historische Jesus, der mythologische Christus und Jesus der Christ: eine kritischer Gang durch die moderne Jesus-Forschung. A. Deichert, 1911.
- Franz Xaver Kiefl: Der geschichtliche Christus und die moderne Philosophie. Eine genetische Darlegung der philosophischen Voraussetzungen im Streit um die Christusmythe. Mainz, Kirchheim, 1911.
- Shirley Jackson Case: The Historicity of Jesus. A criticism of the contention that Jesus never lived, a statement of the evidence for his existence, an estimate of his relation to Christianity. University of Chicago, 1911 (Volltext online).
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- Frederick Cornwallis Conybeare: The Historical Christ: Or, An Investigation of the Views of Mr. J. M. Robertson, Dr. A. Drews, and Prof. W. B. Smith. Open court, London 1914
- Conrad Gröber: Christus lebte: Eine Kritik der "Christusmythe" Arthur Drews'. Akt.-Ges. Oberbadische Verlagsanstalt, 1923.
- Erich Klostermann: Die neuesten Angriffe auf die Geschichtlichkeit Jesu. (1923) Nachdruck: BiblioBazaar, 2009, ISBN 1-116-84161-4.
- Johannes Leipoldt: Sterbende und auferstehende Götter: Ein Beitrag zum Streite um Arthur Drews' Christusmythe. Werner Scholl, 1923
- Maurice Goguel: Jesus the Nazarene: Myth or History? T. Fisher Unwin, 1926; Neuausgabe: Prometheus Books, 2006, ISBN 159102370X
- Elwood Worcester: Was Jesus an Historical Person? Oxford University Press, 1926.
- Oskar Graber: Im Kampfe um Christus. Eine Überprüfung der Angriffe des Professors Artur Drews gegen die geschichtliche Existenz Jesu. J. Meyerhoff, Graz 1927 (Volltext online)
- Hans Windisch (Theologe):
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- Christusmythe und geschichtlicher Jesus im Hbr. In: Der Hebräerbrief. Erklärt von D. Dr. Hans Windisch. Band 14 von Handbuch zum Neuen Testament. Mohr, Tübingen 1931.
- Alfred Loisy: Was Jesus an Historical Person? Hibbert Journal 36/ 1937-1938, S. 380-394, S. 509–529, S. 814.
- Herbert George Wood: Did Christ Really Live? Student Christian movement Press, 1938.
- Arthur Denner Howell Smith: Jesus Not a Myth. Watts & Co, London 1942.
- Neuere Repliken
- Richard Thomas France: The Evidence for Jesus. Regent College Publishing, London 1986; Neuauflage 2006, ISBN 1573833703
- Walter P. Weaver: The Historical Jesus in the Twentieth Century: 1900-1950. T&T Clark, 1999, ISBN 1-56338-280-6 (2. Kapitel: The Nonhistorical Jesus, S. 45–71)
- Elizabeth E. Evans: The Christ Myth: A Study. Book Tree, 2000
- Robert Van Voorst: Jesus Outside the New Testament: An Introduction to the Ancient Evidence. William B. Eerdman, 2000, ISBN 0-8028-4368-9.
- Theodore Ziolkowski: Fictional Transfigurations of Jesus. Wipf & Stock, 2002, ISBN 1-57910-931-4.
- Ronald H. Nash: The Gospel and the Greeks: Did the New Testament Borrow from Pagan Thought? P & R Publishing, 2003, ISBN 0875525598
- Stanley E. Porter, Stephen J. Bedard: Unmasking the Pagan Christ: An Evangelical Response to the Cosmic Christ Idea. Clements Publishing, 2006, ISBN 1-894667-71-9.
- Paul R. Eddy, Greg A. Boyd: The Jesus Legend: A Case for the Historical Reliability of the Synoptic Jesus Tradition. Baker Academic, 2007, ISBN 0-8010-3114-1.
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- Walter Martin, Jill Martin Rische: The Kingdom of the Occult. Nelson/Word Pub Group, 2008, ISBN 1418516449
- James G. Crossley: Jesus in an Age of Neoliberalism: Quests, Scholarship and Ideology. Equinox Publishing, 2012, ISBN 978-1-908049-70-4.
- Bart D. Ehrman: Did Jesus Exist? The Historical Argument for Jesus of Nazareth. HarperOne, 2012.
- Albert Mcilhenny: This Is The Sun? Zeitgeist and Religion (Volume I: Comparative Religion). lulu.com, 2012, ISBN 110533967X
- Maurice Casey: Jesus: Evidence and Argument or Mythicist Myths? Bloomsbury T&T Clark, 2014, ISBN 978-0567015051.
Weblinks
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- Richard Carrier: Did Jesus Exist? Earl Doherty and the Argument to Ahistoricity, infidels.org
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- pro historischer Jesus
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- Edmund Standing Against Mythicism: A Case for the Plausibility of a Historical Jesus (22. Januar 2009)
- Gary Habermas: The Historical Jesus: Ancient Evidence for the Life of Christ
- James Patrick Holding: Did Jesus exist?
- Christopher Price: A History of Scholarly Refutations of the Jesus Myth
- Tim O'Neill: Nailed: Ten Christian Myths that Show Jesus Never Existed at All by David Fitzgerald (Rezension und Übersicht über verwandte Thesen. 28. Mai 2011)
- Thom Stark: The Death of Richard Carrier’s Dying Messiah (25. April 2012)
Einzelnachweise
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- ↑ Robert Van Voorst: Jesus Outside the New Testament, 2000, S. 8 und Fn. 12
- ↑ Jan A. B. Jongeneel: Jesus Christ in World History: Peter Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-631-59688-X, S. 172
- ↑ Urs App: The Birth of Orientalism. University of Pennsylvania Press, 2010, S. 457-459
- ↑ Martin Priestman: Romantic Atheism: Poetry and Freethought, 1780-1830. Cambridge University Press, 2000, S. 24
- ↑ Acharya S.: Suns of God, 2004, S. 400
- ↑ Peter G. Bietenholz; Historia and Fabula: Myths and Legends in Historical Thought from Antiquity. Leiden 1997, S. 327
- ↑ Herbert Cutner, Paul Tice: Jesus: God, Man or Myth? 2000, S. 1; S. 114; S. 139
- ↑ George Albert Wells: Stages of New Testament Criticism. In: Journal of the History of Ideas, Band 30, Ausgabe 2, 1969.
- ↑ Osama W. Abi-Mershed: Apostles of Modernity: Saint-Simonians and the Civilizing Mission in Algeria. Stanford University Press, ISBN 0804774722, S. 22; Rachida El Diwani: Le Discours Orientaliste de Volney. Lulu.com, 2009, ISBN 0557041589, S. 31
- ↑ Jan A. B. Jongeneel: Jesus Christ in World History, Frankfurt am Main 2009, S. 172, Fn. 115; Peter G. Bietenholz; Historia and Fabula, Leiden 1997, S. 326
- ↑ Craig A. Evans: The Historical Jesus, Band 1. 2004, S. 319, Fn. 17; Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit - 4. Buch: Die Krisis der Europäischen Seele von der Schwarzen Pest bis zum Ersten Weltkrieg. tredition, 2011, ISBN 3842419724, S. 34
- ↑ Martin Priestman: Romantic Atheism: Poetry and Freethought, 1780-1830. 2000, S. 24f.
- ↑ Robert E. Schofield; The Enlightened Joseph Priestley: A Study of His Life and Work from 1773 to 1804. Penn State University Press, 2009, S. 376
- ↑ Timothy Larson: Crisis of Doubt: Honest Faith in Nineteenth-Century England. Oxford University Press, 2007, ISBN 0-19-928787-2, 2007, S. 96
- ↑ Acharya S.: Suns of God: Krishna, Buddha and Christ Unveiled. 2004, S. 446ff.
- ↑ Herbert Cutner, Paul Tice: Jesus: God, Man or Myth? 2000, S. 279
- ↑ Susannah Heschel: The Aryan Jesus: Christian Theologians & the Bible in Nazi Germany. Princeton University Press, 2008, ISBN 0-691-12531-7, S. 39 und Fn. 54
- ↑ Douglas Moggach: The Philosophy and Politics of Bruno Bauer. Cambridge University Press, 2003, ISBN 1-139-44197-3, S. 65 f. (books.google.de).
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- ↑ Robert E. van Voort: Nonexistence Hypothesis. In: James Leslie Houlden (Hrsg.): Jesus in History, Thought, and Culture: An Encyclopedia, Band 1. 2003, S. 658
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- ↑ W. Ward Gasque: A History of the Interpretation of the Acts of the Apostles. Wipf & Stock, 1999, ISBN 1-57910-449-5, S. 86 f.
- ↑ Ernst Haenchen: Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament. Band 3: Die Apostelgeschichte. 16. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1977, ISBN 3-525-51634-7, S. 36
- ↑ Theodore Ziolkowski: Fictional Transfigurations of Jesus. 2002, S. 143
- ↑ Martin Hengel, Anna Maria Schwemer: Paulus zwischen Damaskus und Antiochien: die unbekannten Jahre des Apostels. Mohr Siebeck, Tübingen 2000, ISBN 3-16-147469-4, S. 39, Fn. 141; Hermann Detering: Paulusbriefe ohne Paulus? Die Paulusbriefe in der holländischen Radikalkritik. Peter Lang, Berlin 1991, ISBN 3-631-44787-6.
- ↑ Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 23–25
- ↑ Albert Schweitzer: Straßburger Vorlesungen. Werke aus dem Nachlaß. Beck, München 1998, ISBN 3-406-41171-1, S. 524
- ↑ Robert Van Voorst: Jesus Outside the New Testament, 2000, S. 7
- ↑ Theodore Ziolkowski: Fictional Transfigurations of Jesus. 2002, S. 143f.
- ↑ Gudrun Beyer: „Die Historie […] weist über sich selbst hinaus“. In: Martina Janßen: Frühes Christentum und religionsgeschichtliche Schule: Festschrift zum 65. Geburtstag von Gerd Lüdemann. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 3-525-53977-0, S. 172, Fn. 43
- ↑ a b Theodore Ziolkowski: Fictional Transfigurations of Jesus. 2002, S. 147
- ↑ Walter P. Weaver: The Historical Jesus in the Twentieth Century, 1999, S. 50.
- ↑ Theodore Ziolkowski: Fictional Transfigurations of Jesus. 2002, S. 144f.
- ↑ Albert Schweitzer: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 502
- ↑ Deutscher Monistenbund (Hrsg.): Hat Jesus gelebt? Reden über die „Christusmythe“. Band 1 von Berliner Religionsgespräch. Berlin 1910
- ↑ Walter P. Weaver: The Historical Jesus in the Twentieth Century, 1999, S. 45; Robert Van Voorst: Jesus Outside the New Testament, 2000, S. 7; New York Times, 6. Februar 1910: Jesus never lived, asserts Prof. Drews
- ↑ Robert Van Voorst: Jesus Outside the New Testament, 2000, S. 13
- ↑ Adolf von Harnack: Hat Jesus gelebt? In: Kurt Nowak, Hanns-Christoph Picker (Hrsg.): Adolf von Harnack als Zeitgenosse: Reden und Schriften aus den Jahren des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, Teil 2. Walter de Gruyter, Berlin 1996, ISBN 3-11-205517-9, S. 169
- ↑ Albert Schweitzer: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 171-190; 361-365; 451-560; Zitat S. 560
- ↑ Rudolf Bultmann: Jesus. 1926; Textauszug bei Werner Zager: Jesusforschung in vier Jahrhunderten, 2002, S. 290-293
- ↑ Robert Van Voorst: Jesus Outside the New Testament, 2000, S. 12, Fn. 9
- ↑ Walter P. Weaver: The Historical Jesus in the Twentieth Century: 1900-1950, 1999, S. 58-60
- ↑ Walter P. Weaver: The Historical Jesus in the Twentieth Century, 1999, S. 54-56
- ↑ Albert Schweitzer: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 476-486
- ↑ Craig A. Evans: The Historical Jesus, 2004, S. 321, Fn. 37
- ↑ Albert Mcilhenny: This Is The Sun? Zeitgeist and Religion. Volume I: Comparative Religion. lulu.com, 2012, ISBN 1-105-33967-X, S. 278
- ↑ David E. Aune: Studies in New Testament and Early Christian Literature: Essays in Honor of Allen P. Wikgren. Brill Academic, Leiden 1997, ISBN 90-04-03504-4, S. 142
- ↑ Jason Colavito: Jason and the Argonauts through the Ages. Mcfarland & Co, 2014, ISBN 0-7864-7972-8, S. 243
- ↑ Albert Schweitzer: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 333 f.
- ↑ Frederick Cornwallis Conybeare: The Historical Christ, 1914; referiert bei Bruce Manning Metzger: Historical and Literary Studies: Pagan, Jewish, and Christian. Brill, Leiden 1969, S. 9
- ↑ James Patrick Holding: Shattering the Christ Myth, 2008, S. XVI
- ↑ Artikel Bremen, in: Theologische Realenzyklopädie Band 7, 1980, S. 161
- ↑ Gerd Theißen, Annette Merz: Der Historische Jesus, 2011, S. 96
- ↑ Werner Zager (Hrsg.): Jesusforschung in vier Jahrhunderten: Texte von den Anfängen historischer Kritik bis zur „dritten Frage“ nach dem historischen Jesus. Walter de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 3-11-031842-3, S. 117f.
- ↑ Albert Schweitzer: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 9. Auflage, Tübingen 1984, S. 361-365
- ↑ Theodore Ziolkowski: Gilgamesh among Us: Modern Encounters with the Ancient Epic. Cornell University Press, 2011, S. 209
- ↑ Craig A. Evans: The Historical Jesus, 2004, S. 308
- ↑ Susannah Heschel: The Aryan Jesus, 2010, S. 58
- ↑ Walter P. Weaver: The Historical Jesus in the Twentieth Century, S. 49f.
- ↑ James Patrick Holding: Shattering the Christ Myth, S. IVX
- ↑ Werner Zager: Jesusforschung in vier Jahrhunderten, Berlin 2014, S. 118
- ↑ Walter P. Weaver: The historical Jesus in the twentieth century, 1900-1950, 1999, S. 50-52
- ↑ Brian A. Gerrish: Jesus, Myth, and History: Troeltsch's Stand in the 'Christ-Myth' Debate. In: The Journal of Religion, Band 55, Ausgabe 1, 1975, S. 3–4.
- ↑ Erich Gräßer: Aufbruch und Verheißung: gesammelte Aufsätze zum Hebräerbrief. Walter de Gruyter, Berlin 1992, ISBN 3-11-013669-4, S. 100
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- ↑ James G. Crossley: Jesus in an Age of Neoliberalism, 2012, S. 134-141
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- ↑ Rodney Stark: What Americans Really Believe. Baylor University Press, 2008, S. 63
- ↑ Communicate Research (Februar 2008): Theos: Easter Survey - Feb 08
- ↑ Barney Zwartz (The Age, 7. April 2009): Australians not so sceptical about Jesus, survey finds
- ↑ a b c d Gerd Theißen, Annette Merz: Der Historische Jesus, 4. Auflage, Göttingen 2011, S. 97-122
- ↑ Detlef Häusser: Christusbekenntnis und Jesusüberlieferung bei Paulus. Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3161489624, S. 38-41
- ↑ Maurice Casey: Jesus: Evidence and Argument or Mythicist Myths? 2014, S. 133
- ↑ Theißen/Merz, 2011, S. 97ff. und S. 503f.
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- ↑ Martin Hengel: Der Sohn Gottes. In: Martin Hengel: Studien zur Christologie. Kleine Schriften Band 4. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 3161491963, S. 90-101
- ↑ Eduard Schweizer: Jesus Christus I, in: Theologische Realenzyklopädie Band 16, 1986, S. 710
- ↑ Robert E. van Voort: Nonexistence Hypothesis. In: James Leslie Houlden (Hrsg.): Jesus in History, Thought, and Culture: An Encyclopedia, Band 1. 2003, S. 660