Simon Straub und Gaststätte Turmpark: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Gaststätte Turmpark.JPG|miniatur|Gebäude der Gaststätte Turmpark, 2009]] |
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'''Simon Straub''' (* vermutlich Ende [[1662]] bis Mitte [[1663]] in [[Friedenweiler]];<ref>Kurt Hodapp: [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1447/pdf/Geigenmacher_im_Hochschwarzwald.pdf ''Geigenmacher im Hochschwarzwald''] (PDF; 19,5 MB). Waldshut-Tiengen 2004. Hier S. 79 und 82.</ref> † [[29. März]] [[1730]] in Rudenberg,<ref>Kurt Hodapp: [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1447/pdf/Geigenmacher_im_Hochschwarzwald.pdf ''Geigenmacher im Hochschwarzwald''] (PDF; 19,5 MB). Waldshut-Tiengen 2004. Hier S. 80.</ref> heute [[Titisee-Neustadt]]) war ein deutscher [[Geigenbauer]]. Er zählte zur vierten Generation der Geigenbauer-Dynastie Straub und gilt als einer ihrer besten Vertreter. |
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[[Datei:Salbke Gaststätte Turmpark.jpg|miniatur|Gaststätte Turmpark auf einer Postkarte von 1904]] |
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Die '''Gaststätte Turmpark''' ist ein [[Denkmalschutz|denkmalgeschütztes]] ursprünglich als Gaststätte genutztes Gebäude im [[Magdeburg]]er Stadtteil [[Salbke]]. |
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== Architektur und Geschichte == |
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== Leben == |
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[[Datei:Salbke Gaststätte Turmpark 1904 Festsaal.jpg|miniatur|links|Zeichnung des Festssaals, 1904]] |
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Simon Straub wurde vermutlich Ende 1662 bis Mitte 1663 in [[Friedenweiler]] im [[Schwarzwald]] als Sohn des Geigenmachers Franz Straub und dessen erster Frau Catharina Esser geboren. Die Familie Straub gehörte über sechs Generationen hinweg zu den bedeutendsten Vertretern des Schwarzwälder Geigenbaus. Wie auch sein Bruder wurde Simon von seinem Vater ausgebildet, welcher der ''Alemannischen Schule'' angehörte. 1686 heiratete er Agatha Meier und bezog mit ihr um 1690 einen Hof in [[Langenordnach]] im heutigen [[Titisee-Neustadt]], heute bekannt als ''Unteres Wirtshaus'', wo er seinerseits drei Söhne im Geigenbau unterrichtete. Um 1709 zog er mit seiner Familie in ein Haus in Rudenberg, da sein jüngster Bruder den Hof in Langenordnach übernahm. Nach dem Tod seiner Frau 1718 heiratete er die 33 Jahre jüngere Maria Raufer. |
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Das an der Adresse ''Alt Salbke 111'' befindliche dreigeschossige Gebäude wurde 1894 als ''Garten-Etablissement'' gebaut. Bauherr war ''Ferdinand Wolf'', die Bauplanung erfolgte durch den Zimmermeister ''Wischeropp''. Es entstand ein repräsentativer flach gedeckter Ziegelbau, dessen achtachsige Fassade durch [[Segmentbogen]]fenster gegliedert wird. Über den beiden mittleren Fensterachsen erhob sich ursprünglich ein kleiner Giebel, der jedoch nicht mehr vorhanden ist. Im Erdgeschoss bestehen, entsprechend der ehemaligen gastronomischen Nutzung, die gesamte Höhe des Erdgeschosses einnehmende [[Bogen_(Architektur)#Halbkreisbogen_oder_Rundbogen|Rundbogen]]arkaden. Das Gebäude verfügte über einen großen [[Biergarten]]. Auf der straßenabgewandten Seite entstand der zur Gaststätte gehörende Saal. Die Gastwirtschaft befand sich im Erdgeschoss. In den beiden darüber liegenden Geschossen waren Mietwohnungen untergebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Name ''Turmpark'' geführt. Der Name nahm die Bezeichnung des in unmittelbarer Nähe zu Füßen des [[Salbker Wasserturm]]s gelegen Parks auf. Inhaber des Lokals wurde dann ein ''Fr. Laass''. |
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Ab 1907 wurde das Gebäude dann bereits als ''Arbeiter-Speisesaal'' und ''Konsumlager'' für die Beschäftigten der auf der anderen Straßenseite gelegenen [[Reichsbahnausbesserungswerk Salbke|Eisenbahn-Hauptwerkstatt]] genutzt, zu der auch der Wasserturm und die etwas weiter nördlich gelegene [[Siedlung Freundschaftsweg]] gehörte. |
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Nach dem Tod seines Vaters festigte sich in seiner Hauptschaffensperiode zwischen 1700 und 1730 sein Ruf als herausragender Geigenbauer, der auch nach seinem Tod bestehen bleiben sollte, so bezeichnete ihn [[Willibald Leo von Lütgendorff-Leinburg|Willibald von Lütgendorff]] als "besten Meister der Familie Straub". Sein Eintrag im Sterbebuch der Gemeinde Rudenberg trägt den Zusatz "famosissimus Cheliser" (berühmtester Geigenbauer). |
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Simon Straub verwendete als Erkennungsmerkmal der ''Straubgeigen'' einen geschnitzten Löwenkopf zum Abschluss des [[Wirbel (Musikinstrumentenbau)|Wirbelkasten]]s.<ref>Friederike Tröndle: [http://www.badische-zeitung.de/bonndorf/auf-den-spuren-des-geigenbauers-simon-straub--70445149.html ''Auf den Spuren des Geigenbauers Simon Straub'']. In: ''[[Badische Zeitung]]'', 28. März 2013. Abgerufen am 21. Juli 2013.</ref> Seine Geigen wurden im gesamten deutschsprachigen Raum wie auch nach Ungarn und Holland verkauft. |
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Aus dem Gartenlokal und der angebauten Kegelbahn entstand 1947/48 ein Kindergarten des Reichsbahnausbesserungswerkes, der später an die Stadt Magdeburg übertragen<ref>Hrsg.: Deutsche Bahn AG, ''100 Jahre Ausbesserungswerk Magdeburg 1895 - 1995'', Magdeburg 1995, Seite 65</ref> und in noch späterer Zeit geschlossen wurde. |
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Der Sohn von Simon Straub hieß auch Simon Straub. er war ein begnadeter Fußballer beim SV Messkirch. Er ist einfach ein wahres Naturtalent. |
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Das Gebäude ist heute ungenutzt und stark sanierungsbedürftig. Im Jahr 2015 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten. |
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== Trivia == |
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[[Ludwig van Beethoven]] benutzte in frühen Jahren eine Straubgeige, welche heute im [[Beethoven-Haus]] in [[Bonn]] ausgestellt ist. Ein weiteres Exemplar von Straubs Werken findet sich in der Staatlichen Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin.<ref>Liane Schilling: ''[http://www.badische-zeitung.de/titisee-neustadt/die-groesste-geige-der-welt--28512906.html Titisee-Neustadt: Die größte Geige der Welt]'', Badische Zeitung, 19. März 2010, abgerufen am 11. März 2014</ref> |
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== Literatur == |
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Der historische Roman ''Geigenholz'' der Autorin Birgit Hermann ist am Leben von Simon Straub angelehnt und befasst sich vor allem mit möglichen Wanderschaften des Geigenbauers wie auch der Herkunft seiner Löwenköpfe anstelle der üblichen [[Schnecke (Musik)|Schnecke]]. |
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*Johannes Lück: ''Magdeburger Cafés, Concert- und Gasthäuser'', Sutton Verlag, Erfurt 2000, ISBN 3-89702-193-5, Seite 100 |
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*''Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg'', Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 55 f. |
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== Weblinks == |
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* Kurt Hodapp: [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1447/pdf/Geigenmacher_im_Hochschwarzwald.pdf ''Geigenmacher im Hochschwarzwald''] (PDF; 19,5 MB). Waldshut-Tiengen 2004. S. 79–86. |
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* {{BMLO|s3035}} |
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* Willibald von Lutgendorff: [https://archive.org/stream/diegeigenundlaut02lt#page/n5/mode/2up Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references |
<references/> |
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{{SORTIERUNG:Straub, Simon}} |
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[[Kategorie:Geigenbauer]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1730]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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[[Kategorie:Person (Titisee-Neustadt)]] |
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[[Kategorie:Gastronomiebetrieb (Magdeburg)]] |
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{{Personendaten |
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[[Kategorie:Kulturdenkmal in Magdeburg]] |
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|NAME=Straub, Simon |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Geigenbauer |
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|GEBURTSDATUM=1662 oder 1663 |
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|GEBURTSORT=[[Friedenweiler]] |
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|STERBEDATUM=29. März 1730 |
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|STERBEORT=Rudenberg, heute [[Titisee-Neustadt]] |
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Version vom 11. Juni 2015, 11:09 Uhr

Die Gaststätte Turmpark ist ein denkmalgeschütztes ursprünglich als Gaststätte genutztes Gebäude im Magdeburger Stadtteil Salbke.
Architektur und Geschichte

Das an der Adresse Alt Salbke 111 befindliche dreigeschossige Gebäude wurde 1894 als Garten-Etablissement gebaut. Bauherr war Ferdinand Wolf, die Bauplanung erfolgte durch den Zimmermeister Wischeropp. Es entstand ein repräsentativer flach gedeckter Ziegelbau, dessen achtachsige Fassade durch Segmentbogenfenster gegliedert wird. Über den beiden mittleren Fensterachsen erhob sich ursprünglich ein kleiner Giebel, der jedoch nicht mehr vorhanden ist. Im Erdgeschoss bestehen, entsprechend der ehemaligen gastronomischen Nutzung, die gesamte Höhe des Erdgeschosses einnehmende Rundbogenarkaden. Das Gebäude verfügte über einen großen Biergarten. Auf der straßenabgewandten Seite entstand der zur Gaststätte gehörende Saal. Die Gastwirtschaft befand sich im Erdgeschoss. In den beiden darüber liegenden Geschossen waren Mietwohnungen untergebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Name Turmpark geführt. Der Name nahm die Bezeichnung des in unmittelbarer Nähe zu Füßen des Salbker Wasserturms gelegen Parks auf. Inhaber des Lokals wurde dann ein Fr. Laass.
Ab 1907 wurde das Gebäude dann bereits als Arbeiter-Speisesaal und Konsumlager für die Beschäftigten der auf der anderen Straßenseite gelegenen Eisenbahn-Hauptwerkstatt genutzt, zu der auch der Wasserturm und die etwas weiter nördlich gelegene Siedlung Freundschaftsweg gehörte.
Aus dem Gartenlokal und der angebauten Kegelbahn entstand 1947/48 ein Kindergarten des Reichsbahnausbesserungswerkes, der später an die Stadt Magdeburg übertragen[1] und in noch späterer Zeit geschlossen wurde.
Das Gebäude ist heute ungenutzt und stark sanierungsbedürftig. Im Jahr 2015 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten.
Literatur
- Johannes Lück: Magdeburger Cafés, Concert- und Gasthäuser, Sutton Verlag, Erfurt 2000, ISBN 3-89702-193-5, Seite 100
- Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 55 f.
Einzelnachweise
- ↑ Hrsg.: Deutsche Bahn AG, 100 Jahre Ausbesserungswerk Magdeburg 1895 - 1995, Magdeburg 1995, Seite 65
Koordinaten: 52° 4′ 56,2″ N, 11° 39′ 52,5″ O