St.-Nikolaus-Kirche (Borssum) und Atlantiksturmtaucher: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:OldChurchBorssum.JPG|miniatur|St.-Nikolaus-Kirche.]] |
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Die [[Evangelisch-reformierte Kirche (Landeskirche)|evangelisch-reformierte]] '''St.-Nikolaus-Kirche''' steht in [[Borssum]], einem Stadtteil [[Emden]]s, und ist das älteste erhaltene Gebäude der [[Ostfriesland|ostfriesischen]] Stadt. |
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| Taxon_Name = Atlantiksturmtaucher |
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| Taxon_WissName = Puffinus puffinus |
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| Taxon_Rang = Art |
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| Taxon_Autor = ([[Morten Thrane Brünnich|Brünnich]], 1764) |
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| Taxon2_WissName = Puffinus |
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| Taxon2_Rang = Gattung |
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| Taxon4_Name = Sturmvögel |
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| Taxon4_WissName = Procellariidae |
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| Taxon4_Rang = Familie |
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| Taxon5_Name = Röhrennasen |
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| Taxon5_WissName = Procellariiformes |
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| Taxon5_Rang = Ordnung |
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| Taxon6_Name = Vögel |
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| Taxon6_WissName = Aves |
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| Taxon6_Rang = Klasse |
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| Bild = Manx_Shearwater.JPG |
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| Bildbeschreibung = Atlantiksturmtaucher am Brutplatz |
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[[Datei:800,Manx shearwater.jpg|mini|Atlantiksturmtaucher im Flug, Oberseite]] |
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[[Datei:Puffinus_puffinus_-Iceland_-flying-6.jpg|mini|Atlantiksturmtaucher im Flug, Seitenansicht mit sichtbarem Unterflügel]] |
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Der '''Atlantiksturmtaucher''' (''Puffinus puffinus'') ist eine [[Vögel|Vogelart]] aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Sturmvögel]] (Procellariidae), deren Brutplätze an Inseln und Küsten des nördlichen Atlantiks liegen. Nach der Brutzeit ziehen die Vögel in den südlichen Atlantik und überwintern auf dem offenen Meer vor der Küste Brasiliens und Argentiniens. Die Art nistet in Erdhöhlen, ist an den Nistplätzen nachtaktiv und fällt durch ihre unheimlich wirkenden, heiser krähenden und gackernden Laute auf. Während der eine Partner brütet, unternimmt der andere Partner hunderte Kilometer weite, oft bis zu zwei Tage dauernde Nahrungsflüge. Die Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Schwarmfischen, gelegentlich aber auch kleinen Tintenfischen oder Krebsen. |
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== Geschichte == |
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Der Bau der Kirche begann im 13. Jahrhundert. Zuvor wurde eine künstliche Dorf-[[Warft]] aufgeschüttet, in deren Zentrum die Kirche und nordwestlich davon ein Glockenstuhl des Parallelmauertyps im Stil der späten [[Romanik]] aus Backsteinen errichtet wurden.<ref name="dehio">Georg Dehio: ''Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen''. Deutscher Kunstverlag; Auflage: Neubearbeitung, stark erweiterte Ausgabe. München, Berlin (1. Januar 1992), ISBN 3422030220, S. 244.</ref> Trotz Umbauten geht das Gotteshaus im Kern auf die romanische Saalkirche zurück. Im Mittelalter gehörten Groß-Borssum und Klein-Borssum zur [[Propstei (Kirche)|Propstei]] Emden im [[Bistum Münster]].<ref>Menno Smid: ''Ostfriesische Kirchengeschichte''. (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 6). Selbstverlag, Pewsum 1974, S. 42.</ref> Im Zuge der Reformation schloss sich die Gemeinde zunächst dem lutherischen und schließlich dem [[Reformierte Kirche|reformierten]] Glauben an. Prägend wirkte [[Hermannus Aquilomontanus]] (1488/89–1548) in (Klein-)Borssum, der 1531 von [[Hero von Oldersum]] als Pastor berufen worden war. Er ließ aus der Kirche alle Altäre und Bilder („Götzenbilder“) entfernen und führte eine schlichte Abendmahlsordnung ein, bei der er im gewöhnlichen Gewand der Gemeinde viermal jährlich an einem weißgedeckten Tisch Weißbrot und Wein in seinen Zinngefäßen reichte.<ref>Eckart Krömer: [http://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/BLO/Aquilomontanus.pdf ''Hermannus Aquilomontanus''] (PDF-Datei; 58,6 kB). In: ''Biographisches Lexikon für Ostfriesland'', Bd. 4, Aurich 2007, S. 17.</ref> |
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Der Atlantiksturmtaucher gehört zu einer [[Superspecies]], die früher als [[Schwarzschnabel-Sturmtaucher]] bezeichnet wurde und deren acht Unterarten heute als eigenständige Arten angesehen werden. Sehr eng verwandt ist der Atlantiksturmtaucher mit dem [[Balearensturmtaucher]] und dem [[Mittelmeer-Sturmtaucher]]. Die Arten ähneln sich stark und sind manchmal schwer zu unterscheiden. |
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Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Kirche immer mehr, so dass die Gemeinde in den Jahren 1912/13 eine [[Reformierte Kirche (Borssum)|zweite Kirche]] errichtete. Später diente das Gebäude als Kindergarten und Dorfgemeinschaftshaus. Die St.-Nikolaus-Kirche wurde immer baufälliger und blieb schließlich geschlossen, bis Ende des 20. Jahrhunderts eine umfassende Renovierung begonnen wurde. Seit der Wiederingebrauchnahme im Jahr 2004 wird sie gelegentlich als Kapelle für Bestattungen, als Hochzeitskirche, für Familienfeiern und für Andachten von der Kirchengemeinde genutzt. |
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== Beschreibung == |
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Der Atlantiksturmtaucher ist mit 30–38 cm Körperlänge, einem Gewicht von 350 bis 575 g und einer Flügelspannweite von 75–89 cm etwa so groß wie eine [[Lachmöwe]]. Er zählt zu den mittelgroßen Arten der Gattung. Die [[Iris (Auge)|Iris]] ist schwärzlich. Der dunkel braungraue oder schwärzliche Schnabel ist recht lang und schmal und an der Basis oft etwas aufgehellt. Beine und Füße sind rosa oder bläulich fleischfarben mit schwarzbrauner Laufhinterkante, Außenzehe und Außenseite der Mittelzehe. Die Schwimmhäute sind gräulicher. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht. Das Jugendkleid ähnelt dem [[adult]]en Jahreskleid, ist aber zwischen September und Dezember durch den frischen Zustand erkenntlich.<ref name="hbw"/><ref name="hbv_195f">Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.195 f, siehe Literatur</ref> |
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Der [[Ostung|geostete]] Saalkirche aus spätromanischer Zeit wird von einem Walmdach abgeschlossen. Die Langseiten werden durch rundbogige Fenster durchbrochen. Während die Westseite ein Fenster aufweist, ist die Ostseite heute fensterlos. In der östlichen Südmauer befindet sich ein rundbogiges Portal, an der Nordseite ein spitzbogiges. |
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Das Gefieder adulter Tiere ist recht kontrastreich gefärbt mit glanzlos schieferschwarzer, im abgetragenen Gefieder eher brauner Oberseite und weißer Unterseite. Der Übergang ist an Kopf- und Halsseiten grau und weiß gesprenkelt, im Unterschied zum ähnlichen [[Balearensturmtaucher]] jedoch recht scharf begrenzt – zwischen Ohrdecken und Hinterhals bilden einige weiße Borstenfedern einen sichelförmigen „Einschnitt“. Im Bereich des Bürzels ist der Übergang scharf mit weißer Ausbuchtung hinter den Flügeln. Der überwiegend weiße Unterflügel zeigt einen breiten, dunkelgrauen Hinterflügelrand, der an der Flügelspitze am breitesten ist. Der Vorderrand ist schmal dunkelgrau.<ref name="hbw"/><ref name="hbv_195f"/> Oft bilden einige dunkle Achselfedern ein Band an der Flügelbasis.<ref>Lars Svensson, Killian Mullarney, Dan Zetterström: ''Der neue Kosmos Vogelführer'', 2. Auflage. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart, 2011, ISBN 3-440-12384-7</ref> |
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== Innenausstattung == |
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[[Datei:Borssum Alte Kirche Innenraum (2).jpg|miniatur|Innenraum]] |
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Der flachgedeckte Innenraum wird von einer Holzbalkendecke abgeschlossen, die hellblau gestrichen ist. Durch an der Ost- und Westseite nachträglich eingezogene Wände wird das Kirchenschiff innen verkürzt. Der Fußboden vor der Ostwand ist um zwei Stufen erhöht. Zu den Ausstattungsgegenständen gehören die Grabgewölbe der Häuptlinge von Groß-Borssum unter dem Altarraum des Chores, der heute durch eine Wand abgetrennt ist und von der Ostseite betreten werden kann. Dort befinden sich auch mehrere Grabplatten und das Doppelgrabmal für ''Aeldt Friese zu Uttum'' († 1593) und seiner Frau, die in zeitgenössischer Tracht dargestellt wurden.<ref name="dehio" /> Vor der eingezogenen Ostwand stehen ein einfaches Lesepult und ein pokalförmiges Taufbecken und sind zwei schlichte Holztische zusammengestellt. Drei Kronleuchter aus Messing verzieren den ansonsten schmucklosen Raum. Das romanische Taufbecken aus der Entstehungszeit der Kirche hat seinen Platz in der Jugendstilkirche gefunden. |
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Der Atlantiksturmtaucher gleitet wie auch andere Sturmtaucher meist mit abgespreizten, reglosen Flügeln dicht über der Oberfläche, wobei er sich regelmäßig zur einen oder anderen Seite neigt und dabei mit den Flügelspitzen fast die Wellen berührt. Auf dieses Verhalten bezieht sich auch der englische Name ''Shearwater''. Dabei ist abwechselnd die Ober- und die Unterseite zu sehen.<ref name="hbv_200">Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.200, siehe Literatur</ref> |
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Der westliche Bereich ist durch eine Holzwand abgetrennt, die im oberen Bereich Fenster aufweist. Ebenerdig steht die Orgel vor dieser Wand. Seit 1883 verfügte die Kirche zunächst nur über ein [[Harmonium]] der Firma Estey. Als die Kirche im Jahr 2004 wieder eingeweiht wurde, erwarb die Gemeinde eine gebrauchte Orgel von [[Alfred Führer]] von 1958 aus [[Lilienthal]]. Das Instrument verfügt über fünf [[Register (Orgel)|Register]] und ein angehängtes Pedal. [[Bartelt Immer]] sanierte das Werk und schuf 2004 einen neuen [[Prinzipal (Orgel)|Prinzipal]] 4’.<ref>''Sonntagsblatt'' der Emder Zeitung vom 22. August 2010, S. 11 (PDF-Datei; 953 kB), gesehen 12. März 2013.</ref> Die [[Disposition (Orgel)|Disposition]] lautet: |
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== Stimme == |
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{| border="0" cellspacing="0" cellpadding="10" style="border-collapse:collapse;" |
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Die stimmlichen Äußerungen des Atlantiksturmtauchers sind fast ausschließlich nachts an den Brutplätzen zu vernehmen, werden aber sowohl im Flug als auch vom Boden oder aus den Bruthöhlen heraus vorgebracht. Es handelt sich um laute, rhythmische und kehlig-gackernde Rufreihen ([http://www.xeno-canto.org/189554 Hörbeispiel]) aus vier bis fünf Silben, die beständig wiederholt werden und etwa als ''kitti-ku-ru'' beschrieben werden können. Dabei sind die ersten Silben stärker betont und lauter.<ref name="hbw"/><ref name="hbv_196">Glutz von Blotzheim (1993/2001), S. 196, siehe Literatur</ref> |
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| style="vertical-align:top" | |
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{| border="0" |
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| colspan=3 | '''Manual''' C–f<sup>3</sup> |
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| Gedackt || 8′ |
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| Principal || 4′ |
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| Ged. Blockflöte || 4′ |
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| Principal ''(C–h<sup>0</sup>)'' || 2′ |
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|- |
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| Rauschpfeife II ''(ab c<sup>1</sup>)'' |
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|} |
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| style="vertical-align:top" | |
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{| border="0" |
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| colspan=2 | '''Pedal''' C–f<sup>1</sup> |
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|- |
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| ''angehängt'' |
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|} |
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|} |
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Die ersten Vögel, die ab März in den Kolonien eintreffen, verhalten sich meist noch stumm. Nach etwa einer Woche setzen dann die nächtlichen Rufkonzerte ein und steigern sich ständig bis in den Mai hinein.<ref name="hbv_200"/> Die Stimmen der Geschlechter sind deutlich unterschiedlich, was vor allem bei Rufduetten auffällt. Männchen rufen klarer, rhythmischer und höher, Weibchen weniger klar strukturiert und harscher. Vermutlich können Weibchen die Stimmen ihrer Partner individuell unterscheiden, was umgekehrt nicht der Fall ist.<ref name="brooke">M. Brooke: ''Albatrosses and petrels across the world''. Oxford University Press, Oxford 2004, referenziert in Carboneras et al., siehe Literatur</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste der historischen Kirchen in Ostfriesland]] |
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Von Vögeln auf See wurden laut pfeifende Laute beschrieben, die aber offenbar nur sehr selten zu hören sind.<ref name="hbw"/> |
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== Literatur == |
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* {{Literatur |
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| Autor=[[Gottfried Kiesow]] |
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| Titel=Architekturführer Ostfriesland |
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| Verlag=Verlag [[Deutsche Stiftung Denkmalschutz]] |
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| Ort=Bonn |
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| Jahr=2010 |
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| Seiten=55 |
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| ISBN=978-3-86795-021-3 |
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| Kommentar= |
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== Verbreitung == |
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Der Atlantiksturmtaucher besiedelt Inseln und Küsten des Nordatlantiks und ist außerhalb der Brutzeit in großen Teilen des nördlichen und vor allem südlichen Atlantiks anzutreffen.<ref name="hbw">Carboneras et al. (2014), siehe Literatur</ref> |
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{{Commonscat|Alte Kirche (Borssum)|St.-Nikolaus-Kirche (Borssum)}} |
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* [http://www.borssum.reformiert.de/ Homepage der Kirchengemeinde] |
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Brutvorkommen gibt es auf den [[Vestmannaeyjar|Westmännerinseln]] vor Island, den [[Färöer]]n, den [[Hebriden]], [[Orkney]]s und [[Shetland]]s. Außerdem brütet die Art zahlreich an Klippen und Inseln der Küsten von Großbritannien und Irland. Große Kolonien gibt es beispielsweise auf [[Rum (Schottland)|Rum]] in Schottland, [[Skokholm]] und [[Skomer]] in Wales und auf den [[Scilly-Inseln]].<ref>Merne/Yésou (1997), siehe Literatur</ref> Im Bereich der [[Bretagne]] sind oder waren unter anderem die Inseln [[Bannec]], [[Île-Molène|Molène]] und Rouzic auf den [[Sept Îles]] besiedelt.<ref name="hbv_196">Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.196, siehe Literatur</ref> Weiter südlich brütet der Atlantiksturmtaucher auf den [[Azoren]], [[Madeira (Inselgruppe)|Madeira]], den [[Ilhas Selvagens]] und den [[Ilhas Desertas]] sowie einigen [[Kanarische Inseln|Kanareninseln]]<ref name="hbw"/> ([[Teneriffa]], [[La Palma]], Brutverdacht auf [[La Gomera]] und [[El Hierro]]).<ref name="tenerife">Airam Rodríguez, Beneharo Rodríguez, Rubén Barone, Bernadino Pérez, Abraham Hernández: ''Status and conservation requirements of Manx Shearwaters Puffinus puffinus on Tenerife (Canary Islands)'', Alauda 76/1, 2008, S. 72–74</ref> |
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* Genealogie-Forum: [http://www.genealogie-forum.de/ostfrld/kirchen/borssum.htm Borssum] |
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In Nordamerika kommt der Atlantiksturmtaucher als Brutvogel auf vorgelagerten Inseln in [[Neufundland]] und [[Massachusetts]] vor. Bis 1905 hat er auch auf den [[Bermuda]]s gebrütet.<ref name="hbv_196"/> |
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== Bestand == |
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Der Atlantiksturmtaucher ist nicht im Bestand bedroht und wird von der [[IUCN]] in der Gefährdungskategorie „least concern“ geführt. Der weltweite Bestand wurde 2004 auf zwischen 350.000 und 390.000 Brutpaare (BP) geschätzt, was einem Gesamtbestand von zwischen 1.050.000 und 1.170.000 Individuen entspricht.<ref>{{BirdLifeSpecies|ID=3936|ScientificName=Puffinus puffinus|EnglName=Manx Shearwater|Download=31. Mai 2015}}</ref> |
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Allein 333.000 BP entfallen dabei auf die Britischen Inseln. Sie verteilen sich auf 40 Kolonien, von denen die drei größten mit 102.000 BP auf Skomer und 46.000 BP auf Skokholm in Wales sowie mit 120.000 BP auf Rhum in Schottland liegen. Auf den [[Kanalinseln]] gibt es etwa 50 BP, in Frankreich 192 (1999). Island hält zwischen 7000 und 9000 BP, die Faröer etwa 15.000 BP. Mit über 500 BP kommt die Art auf Madeira vor, mit über 200 auf den Kanarischen Inseln.<ref name="hbw"/> Der Bestand der Azoren umfasste 1999 115 bis 235 BP.<ref name="azores">Maria Pitta Groz, L. R. Monteiro, J. C. Pereira, A. G. Silva, J. A. Ramos: ''Conservation of Puffinus species in the Azores'', Airo 15, 2005, S. 11–17, ([https://estudogeral.sib.uc.pt/bitstream/10316/12439/1/Conservation%20of%20Puffinus%20species%20in%20the%20Azores.pdf PDF-Download])</ref> |
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Insgesamt scheint die Population vor allem in Norden stabil zu sein. Im nordwestlichen Atlantik kam es ab den 1970er Jahren zu Neuansiedelungen an der nordamerikanischen Atlantikküste. Zeitgleich stiegen die Sichtungen im nordöstlichen Pazifik an. In [[British Columbia]] und [[Alaska]] bestand Brutverdacht. Auf den Azoren und Kanaren scheint der Bestandstrend rückläufig zu sein.<ref name="hbw"/> |
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Zu den Gefährdungsursachen zählt [[Lichtverschmutzung]]; durch Straßen- oder Festbeleuchtung und Feuerwerke werden die Vögel angelockt, geblendet und gehen dann zu Boden.<ref name="tenerife"/> Auch eingeschleppte Bodenfeinde wie beispielsweise Ratten oder Hauskatzen können sich stark auf den Bestand auswirken. Die gezielte Ausrottung der Wanderratte auf der walisischen Insel Grasholm führte um die Jahrtausendwende zu einer Bestandszunahme von 849 BP (1993) auf 3835 BP (2012).<ref name="hbw"/> |
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Früher wurde die Art teils intensiv vom Menschen als Nahrungsquelle genutzt. Auf den Azoren wurden von Januar bis April Sturmtaucher in großen Mengen gefangen und gekocht oder gepökelt sowie zur Schweinemast genutzt. Die Jungen wurden vor allem zur Trangewinnung gefangen. Heute stellt die Nutzung durch den Menschen dort keine größere Gefahr mehr dar,<ref name="azores"/> auf den Faröern werden jedoch jährlich noch 1000 bis 5000 Junge jährlich legal gesammelt.<ref name="hbw"/> |
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== Wanderungen == |
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Vor allem die nördlichen Populationen des Atlantiksturmtauches sind transäquatoriale Langstreckenzieher, die – nach der Brutzeit – im September und Oktober |
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zunächst südwärts ziehen und innerhalb von zwei bis sechs Wochen die Hauptüberwinterungsgebiete vor der Atlantikküste Brasiliens und Argentiniens erreicht haben. Diese liegen zwischen 10 und 50° S, der größte Teil der Vögel konzentriert sich aber zwischen 20 und 40° S. Die Zugrouten führen höchstwahrscheinlich über den östlich Atlantik, bevor die Vögel einen Schwenk nach Westen machen.<ref name="hbw"/> |
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Der Aufenthalt in den Überwinterungsgebieten erstreckt sich etwa über vier bis fünfeinhalb Monate. Der Heimzug beginnt zwischen Februar und April und dauert zwischen 22 und 58 Tagen. Er erfolgt etwas westlicher, als der Hinzug – östlich der [[Kleine Antillen|Kleinen Antillen]], der [[Bermuda]]s und der Nordamerikanischen Ostküste. Er kann mehrere längere Aufenthalte beinhalten. Insgesamt verlaufen die Wanderungen also als [[Schleifenzug]] im Uhrzeigersinn über den Atlantik.<ref name="hbw"/> |
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In den Brutgebieten treffen die Vögel ab März ein, wobei sich der Frühjahrszug bis Mai hinziehen kann. Immature Nichtbrüter übersommern zum Teil im mittleren Atlantik vor der Ostküste der USA und sogar in der nördlichen Karibik.<ref name="hbw"/> |
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In sehr geringen Zahlen können Überwinterer in vielen Teilen des Atlantiks angetroffen werden und gelangen sogar – an [[Kap Hoorn]] vorbeiziehend – bis weit in den Pazifik hinein. Hier reichen die Nachweise bis in den nordöstlichen Teil (z. B. [[Washington (Bundesstaat)|Washington]], [[Oregon]]). Als Irrgast wurde die Art in vielen Ländern Europas festgestellt und fliegt dabei wohl auch weite Strecken über Land, wie Nachweise in den [[Alpenländer]]n oder in [[Montana]] zeigen.<ref name="hbw"/> |
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== Lebensraum == |
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Der Atlantiksturmtaucher ist ein [[Meeresvogel]], der hauptsächlich im Bereich der [[Schelf]]e anzutreffen ist. Er brütet auf Küsten- und Hochseeinseln oder [[Landspitze]]n, wo er meist leicht hügeliges, grasiges Gelände besiedelt. Auf den Kanarischen Inseln kommt die Art auch in [[Flora_und_Vegetation_der_Kanarischen_Inseln#Lorbeerw.C3.A4lder_der_thermokanarischen_Stufe|Lorbeerwäldern]] an Steilküsten vor. Die Brutvorkommen können bis zu einem oder zwei Kilometer landeinwärts liegen. Im Bereich der Fjordküsten können sie sogar bis zu 15 km vom offenen Meer entfernt sein. Die Höhenverbreitung kann in bergigen Regionen bis auf 700 m hinaufreichen.<ref name="hbw"/><ref>Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.199, siehe Literatur</ref><ref name="tenerife"/> |
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== Ernährung == |
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Der Atlantiksturmtaucher ernährt sich hauptsächlich von kleinen Schwarmfischen wie dem [[Atlantischer Hering|Atlantischen Hering]], der [[Europäische Sprotte|Europäischen Sprotte]] oder [[Sandaale]]n (''Ammodytes marinus''). Gelegentlich kommen [[Kopffüßer]], [[Krustentiere]] oder an der Oberfläche treibende Abfälle hinzu. Die Beute wird meist kurz eintauchend gefangen oder tauchend verfolgt, manchmal aber auch von der Oberfläche gepickt.<ref name="hbw"/><ref>Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.201, siehe Literatur</ref> |
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Die Nahrungssuche erfolgt einzeln oder in kleinen, artreinen Trupps. Manchmal vergesellschaftet sich die Art mit [[Finnwal]]en oder [[Zügeldelfin]]en oder folgt Fischkuttern. Im nordwestlichen Atlantik ist sie oft im Bereich von [[Golftange]]n anzutreffen.<ref name="hbw"/> |
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== Fortpflanzung == |
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[[Datei:Puffinus puffinus MWNH 0540.JPG|mini|Ei des Atlantiksturmtauchers]] |
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Atlantiksturmtaucher werden zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr geschlechtsreif. Viele kehren erst mit drei oder vier Jahren in die Brutkolonien zurück und ein großer Teil schreitet erst ab dem siebten Jahr zur Brut. Die Brutortstreue ist bei Männchen sehr ausgeprägt, bei Weibchen jedoch geringer. Bis zu 50 % der jungen Weibchen wandern ab und suchen sich andernorts einen Partner.<ref name="hbw"/> Die Vögel führen eine lebenslange, monogame Dauerehe, überwintern jedoch vermutlich getrennt. Es findet eine Jahresbrut statt.<ref name="hbv_199">Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.199, siehe Literatur</ref> |
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Die Art brütet in teils sehr großen Kolonien, deren Standorte günstige Abflugmöglichkeiten bieten und möglichst vor Bodenfeinden sicher sein müssen. Die zwischen 50 und 100 cm tiefen Bruthöhlen werden zum Teil selbst gegraben, zum Teil werden Baue von [[Wildkaninchen]], natürliche Spalten oder Hohlräume unter Felsen genutzt. Sie werden mit Federn, Gras, Farnkraut oder Wurzeln aus der näheren Nestumgebung ausgelegt.<ref name="hbw"/><ref name="hbv_199"/> |
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Die Kolonien werden ab März besetzt, danach verlassen die Weibchen diese zunächst für einen zwei- bis dreiwöchigen Nahrungsflug wieder, bei dem sie in südlicher und südwestlicher Richtung abwandern. Die Aktivitäten am Nistplatz finden ausschließlich nachts statt, die Kopulation in der Höhle oder davor. Die Hauptlegezeit liegt in Südwales in der ersten Maidekade, in [[Makaronesien]] vermutlich früher.<ref name="hbw"/> |
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Das Gelege besteht aus einem einzelnen, weißen Ei, dass etwa 60 mm × 41 mm groß ist und zwischen 47 und 66 Tagen bebrütet wird.<ref name="hbw"/> Die Partner wechseln sich dabei etwa alle drei bis fünf Tage, manchmal erst nach acht bis zehn Tagen ab. Einer bleibt auf dem Nest, der andere unternimmt einen mehrtägigen, bis zu 1000 km weiten Nahrungsflug.<ref name="hbv_200"/> Die durchschnittliche Länge einer „Schicht“ beträgt dabei bei Männchen 7,3, bei Weibchen 5,8 Tage.<ref name="hbw"/> |
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Nach dem Schlüpfen wird das Junge eine Woche lang gehudert, danach alle anderthalb Tage vom Männchen und alle zwei Tage vom Weibchen gefüttert.<ref name="hbw"/> Nach 65 bis 81 Tagen<ref name="hbw"/> verlässt das Junge die Höhle und begibt sich zu Fuß an den Rand der Steilküste, um von dort auf das Meer hinauszufliegen.<ref name="hbv_200"/> |
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Der Bruterfolg liegt üblicherweise zwischen 62 und 75 %. In regnerischen Sommern oder Jahren mit Nahrungsknappheit kann er etwa bis auf 44 % fallen.<ref name="hbw"/> |
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== Sterblichkeit und Alter == |
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Atlantiksturmtaucher können sehr alt werden. Der älteste Ringvogel erreichte ein Lebensalter von mehr als 52 Jahren und ist damit einer der ältesten durch Ringfunde belegten Vögel überhaupt.<ref>Bauer et al. (2012), S. 220, siehe Literatur</ref> Das Durchschnittsalter liegt jedoch bei 7 Jahren. In den ersten Jahren liegt die Überlebensrate bei etwa 33 %, ab dem vierten Lebensjahr steigt sie auf 90 %. |
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Zu den Fressfeinden dieser Art gehören [[Larus|Großmöwen]] wie die [[Mantelmöwe]] oder [[Große Raubmöwe|Skuas]]. In Kolonien kann diesen eine große Anzahl von adulten Vögeln zum Opfer fallen. Lokal können diese Verluste in die Tausende gehen.<ref name="hbv_200"/> Jungvögel können an [[Puffinosis-Coronavirus|Puffinosis]] sterben. In Wales liegt die Sterberate aufgrund dieser Erkrankung bei jährlich etwa 4 %.<ref name="hbw"/> Bisweilen endet die Art auch als Beifang in Fischernetzen.<ref>Bauer et al. (2012), S. 219, siehe Literatur</ref> |
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== Literatur == |
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* Carles Carboneras, Francesc Jutglar, Guy M. Kirwan: ''[http://www.hbw.com/node/52573 Manx Shearwater (Puffinus puffinus)]'' (2014), in: J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, A. D. Christie, E. de Juana (Hg.): ''Handbook of the Birds of the World Alive.'' Lynx Edicions, Barcelona 2014 |
|||
* [[Urs N. Glutz von Blotzheim]], K. M. Bauer: ''Handbuch der Vögel Mitteleuropas''. Band 1: Gaviiformes – Phoenicopteriformes, AULA-Verlag, Wiesbaden 1993/2001 (Erstauflage 1966), ISBN 3-923527-00-4, S. 195 f |
|||
* Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel, Wolfgang Fiedler (Hrsg.): ''Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas'', Aula-Verlag, Wiebelsheim 2012, ISBN 978-3-89104-758-3 |
|||
* Oscar J. Merne, Pierre Yésou: ''Puffinus puffinus'' in Ward J. M. Hagemeijer, Michael J. Blair: ''The EBCC Atlas of European Breeding Birds – their distribution and abundance'', T & A D Poyser, London 1997, ISBN 0-85661-091-7, S. 22–23 |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references/> |
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== Weblinks == |
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{{Coordinate|article=/|NS=53.339368|EW=7.225034|type=landmark|region=DE-NI}} |
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{{commonscat|Puffinus puffinus|Atlantiksturmtaucher}} |
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* {{IUCN |
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|Year=2012 |
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|ID=22698226 |
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|ScientificName=Puffinus puffinus |
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|YearAssessed=2012 |
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|Assessor=BirdLife International |
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|Download=8. März 2014 |
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}} |
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[[Kategorie:Sturmvögel]]s |
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{{SORTIERUNG:St Nikolauskirche}} |
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[[Kategorie:Kirchengebäude in Emden]] |
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[[Kategorie:Kirchengebäude der Evangelisch-reformierten Kirche (Landeskirche)|Emden]] |
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[[Kategorie:Nikolaikirche|Borssum]] |
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[[Kategorie:Backsteinkirche|Emden]] |
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[[Kategorie:Romanische Kirche|Emden]] |
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[[Kategorie:Erbaut im 13. Jahrhundert]] |
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[[Kategorie:Romanisches Bauwerk in Niedersachsen|Emden]] |
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[[Kategorie:Disposition einer Orgel]] |
Version vom 31. Mai 2015, 18:39 Uhr
Atlantiksturmtaucher | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Atlantiksturmtaucher am Brutplatz | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
| ||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Puffinus puffinus | ||||||||||
(Brünnich, 1764) |


Der Atlantiksturmtaucher (Puffinus puffinus) ist eine Vogelart aus der Familie der Sturmvögel (Procellariidae), deren Brutplätze an Inseln und Küsten des nördlichen Atlantiks liegen. Nach der Brutzeit ziehen die Vögel in den südlichen Atlantik und überwintern auf dem offenen Meer vor der Küste Brasiliens und Argentiniens. Die Art nistet in Erdhöhlen, ist an den Nistplätzen nachtaktiv und fällt durch ihre unheimlich wirkenden, heiser krähenden und gackernden Laute auf. Während der eine Partner brütet, unternimmt der andere Partner hunderte Kilometer weite, oft bis zu zwei Tage dauernde Nahrungsflüge. Die Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Schwarmfischen, gelegentlich aber auch kleinen Tintenfischen oder Krebsen.
Der Atlantiksturmtaucher gehört zu einer Superspecies, die früher als Schwarzschnabel-Sturmtaucher bezeichnet wurde und deren acht Unterarten heute als eigenständige Arten angesehen werden. Sehr eng verwandt ist der Atlantiksturmtaucher mit dem Balearensturmtaucher und dem Mittelmeer-Sturmtaucher. Die Arten ähneln sich stark und sind manchmal schwer zu unterscheiden.
Beschreibung
Der Atlantiksturmtaucher ist mit 30–38 cm Körperlänge, einem Gewicht von 350 bis 575 g und einer Flügelspannweite von 75–89 cm etwa so groß wie eine Lachmöwe. Er zählt zu den mittelgroßen Arten der Gattung. Die Iris ist schwärzlich. Der dunkel braungraue oder schwärzliche Schnabel ist recht lang und schmal und an der Basis oft etwas aufgehellt. Beine und Füße sind rosa oder bläulich fleischfarben mit schwarzbrauner Laufhinterkante, Außenzehe und Außenseite der Mittelzehe. Die Schwimmhäute sind gräulicher. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht. Das Jugendkleid ähnelt dem adulten Jahreskleid, ist aber zwischen September und Dezember durch den frischen Zustand erkenntlich.[1][2]
Das Gefieder adulter Tiere ist recht kontrastreich gefärbt mit glanzlos schieferschwarzer, im abgetragenen Gefieder eher brauner Oberseite und weißer Unterseite. Der Übergang ist an Kopf- und Halsseiten grau und weiß gesprenkelt, im Unterschied zum ähnlichen Balearensturmtaucher jedoch recht scharf begrenzt – zwischen Ohrdecken und Hinterhals bilden einige weiße Borstenfedern einen sichelförmigen „Einschnitt“. Im Bereich des Bürzels ist der Übergang scharf mit weißer Ausbuchtung hinter den Flügeln. Der überwiegend weiße Unterflügel zeigt einen breiten, dunkelgrauen Hinterflügelrand, der an der Flügelspitze am breitesten ist. Der Vorderrand ist schmal dunkelgrau.[1][2] Oft bilden einige dunkle Achselfedern ein Band an der Flügelbasis.[3]
Der Atlantiksturmtaucher gleitet wie auch andere Sturmtaucher meist mit abgespreizten, reglosen Flügeln dicht über der Oberfläche, wobei er sich regelmäßig zur einen oder anderen Seite neigt und dabei mit den Flügelspitzen fast die Wellen berührt. Auf dieses Verhalten bezieht sich auch der englische Name Shearwater. Dabei ist abwechselnd die Ober- und die Unterseite zu sehen.[4]
Stimme
Die stimmlichen Äußerungen des Atlantiksturmtauchers sind fast ausschließlich nachts an den Brutplätzen zu vernehmen, werden aber sowohl im Flug als auch vom Boden oder aus den Bruthöhlen heraus vorgebracht. Es handelt sich um laute, rhythmische und kehlig-gackernde Rufreihen (Hörbeispiel) aus vier bis fünf Silben, die beständig wiederholt werden und etwa als kitti-ku-ru beschrieben werden können. Dabei sind die ersten Silben stärker betont und lauter.[1][5]
Die ersten Vögel, die ab März in den Kolonien eintreffen, verhalten sich meist noch stumm. Nach etwa einer Woche setzen dann die nächtlichen Rufkonzerte ein und steigern sich ständig bis in den Mai hinein.[4] Die Stimmen der Geschlechter sind deutlich unterschiedlich, was vor allem bei Rufduetten auffällt. Männchen rufen klarer, rhythmischer und höher, Weibchen weniger klar strukturiert und harscher. Vermutlich können Weibchen die Stimmen ihrer Partner individuell unterscheiden, was umgekehrt nicht der Fall ist.[6]
Von Vögeln auf See wurden laut pfeifende Laute beschrieben, die aber offenbar nur sehr selten zu hören sind.[1]
Verbreitung
Der Atlantiksturmtaucher besiedelt Inseln und Küsten des Nordatlantiks und ist außerhalb der Brutzeit in großen Teilen des nördlichen und vor allem südlichen Atlantiks anzutreffen.[1]
Brutvorkommen gibt es auf den Westmännerinseln vor Island, den Färöern, den Hebriden, Orkneys und Shetlands. Außerdem brütet die Art zahlreich an Klippen und Inseln der Küsten von Großbritannien und Irland. Große Kolonien gibt es beispielsweise auf Rum in Schottland, Skokholm und Skomer in Wales und auf den Scilly-Inseln.[7] Im Bereich der Bretagne sind oder waren unter anderem die Inseln Bannec, Molène und Rouzic auf den Sept Îles besiedelt.[5] Weiter südlich brütet der Atlantiksturmtaucher auf den Azoren, Madeira, den Ilhas Selvagens und den Ilhas Desertas sowie einigen Kanareninseln[1] (Teneriffa, La Palma, Brutverdacht auf La Gomera und El Hierro).[8]
In Nordamerika kommt der Atlantiksturmtaucher als Brutvogel auf vorgelagerten Inseln in Neufundland und Massachusetts vor. Bis 1905 hat er auch auf den Bermudas gebrütet.[5]
Bestand
Der Atlantiksturmtaucher ist nicht im Bestand bedroht und wird von der IUCN in der Gefährdungskategorie „least concern“ geführt. Der weltweite Bestand wurde 2004 auf zwischen 350.000 und 390.000 Brutpaare (BP) geschätzt, was einem Gesamtbestand von zwischen 1.050.000 und 1.170.000 Individuen entspricht.[9]
Allein 333.000 BP entfallen dabei auf die Britischen Inseln. Sie verteilen sich auf 40 Kolonien, von denen die drei größten mit 102.000 BP auf Skomer und 46.000 BP auf Skokholm in Wales sowie mit 120.000 BP auf Rhum in Schottland liegen. Auf den Kanalinseln gibt es etwa 50 BP, in Frankreich 192 (1999). Island hält zwischen 7000 und 9000 BP, die Faröer etwa 15.000 BP. Mit über 500 BP kommt die Art auf Madeira vor, mit über 200 auf den Kanarischen Inseln.[1] Der Bestand der Azoren umfasste 1999 115 bis 235 BP.[10]
Insgesamt scheint die Population vor allem in Norden stabil zu sein. Im nordwestlichen Atlantik kam es ab den 1970er Jahren zu Neuansiedelungen an der nordamerikanischen Atlantikküste. Zeitgleich stiegen die Sichtungen im nordöstlichen Pazifik an. In British Columbia und Alaska bestand Brutverdacht. Auf den Azoren und Kanaren scheint der Bestandstrend rückläufig zu sein.[1]
Zu den Gefährdungsursachen zählt Lichtverschmutzung; durch Straßen- oder Festbeleuchtung und Feuerwerke werden die Vögel angelockt, geblendet und gehen dann zu Boden.[8] Auch eingeschleppte Bodenfeinde wie beispielsweise Ratten oder Hauskatzen können sich stark auf den Bestand auswirken. Die gezielte Ausrottung der Wanderratte auf der walisischen Insel Grasholm führte um die Jahrtausendwende zu einer Bestandszunahme von 849 BP (1993) auf 3835 BP (2012).[1]
Früher wurde die Art teils intensiv vom Menschen als Nahrungsquelle genutzt. Auf den Azoren wurden von Januar bis April Sturmtaucher in großen Mengen gefangen und gekocht oder gepökelt sowie zur Schweinemast genutzt. Die Jungen wurden vor allem zur Trangewinnung gefangen. Heute stellt die Nutzung durch den Menschen dort keine größere Gefahr mehr dar,[10] auf den Faröern werden jedoch jährlich noch 1000 bis 5000 Junge jährlich legal gesammelt.[1]
Wanderungen
Vor allem die nördlichen Populationen des Atlantiksturmtauches sind transäquatoriale Langstreckenzieher, die – nach der Brutzeit – im September und Oktober zunächst südwärts ziehen und innerhalb von zwei bis sechs Wochen die Hauptüberwinterungsgebiete vor der Atlantikküste Brasiliens und Argentiniens erreicht haben. Diese liegen zwischen 10 und 50° S, der größte Teil der Vögel konzentriert sich aber zwischen 20 und 40° S. Die Zugrouten führen höchstwahrscheinlich über den östlich Atlantik, bevor die Vögel einen Schwenk nach Westen machen.[1]
Der Aufenthalt in den Überwinterungsgebieten erstreckt sich etwa über vier bis fünfeinhalb Monate. Der Heimzug beginnt zwischen Februar und April und dauert zwischen 22 und 58 Tagen. Er erfolgt etwas westlicher, als der Hinzug – östlich der Kleinen Antillen, der Bermudas und der Nordamerikanischen Ostküste. Er kann mehrere längere Aufenthalte beinhalten. Insgesamt verlaufen die Wanderungen also als Schleifenzug im Uhrzeigersinn über den Atlantik.[1]
In den Brutgebieten treffen die Vögel ab März ein, wobei sich der Frühjahrszug bis Mai hinziehen kann. Immature Nichtbrüter übersommern zum Teil im mittleren Atlantik vor der Ostküste der USA und sogar in der nördlichen Karibik.[1]
In sehr geringen Zahlen können Überwinterer in vielen Teilen des Atlantiks angetroffen werden und gelangen sogar – an Kap Hoorn vorbeiziehend – bis weit in den Pazifik hinein. Hier reichen die Nachweise bis in den nordöstlichen Teil (z. B. Washington, Oregon). Als Irrgast wurde die Art in vielen Ländern Europas festgestellt und fliegt dabei wohl auch weite Strecken über Land, wie Nachweise in den Alpenländern oder in Montana zeigen.[1]
Lebensraum
Der Atlantiksturmtaucher ist ein Meeresvogel, der hauptsächlich im Bereich der Schelfe anzutreffen ist. Er brütet auf Küsten- und Hochseeinseln oder Landspitzen, wo er meist leicht hügeliges, grasiges Gelände besiedelt. Auf den Kanarischen Inseln kommt die Art auch in Lorbeerwäldern an Steilküsten vor. Die Brutvorkommen können bis zu einem oder zwei Kilometer landeinwärts liegen. Im Bereich der Fjordküsten können sie sogar bis zu 15 km vom offenen Meer entfernt sein. Die Höhenverbreitung kann in bergigen Regionen bis auf 700 m hinaufreichen.[1][11][8]
Ernährung
Der Atlantiksturmtaucher ernährt sich hauptsächlich von kleinen Schwarmfischen wie dem Atlantischen Hering, der Europäischen Sprotte oder Sandaalen (Ammodytes marinus). Gelegentlich kommen Kopffüßer, Krustentiere oder an der Oberfläche treibende Abfälle hinzu. Die Beute wird meist kurz eintauchend gefangen oder tauchend verfolgt, manchmal aber auch von der Oberfläche gepickt.[1][12]
Die Nahrungssuche erfolgt einzeln oder in kleinen, artreinen Trupps. Manchmal vergesellschaftet sich die Art mit Finnwalen oder Zügeldelfinen oder folgt Fischkuttern. Im nordwestlichen Atlantik ist sie oft im Bereich von Golftangen anzutreffen.[1]
Fortpflanzung
Atlantiksturmtaucher werden zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr geschlechtsreif. Viele kehren erst mit drei oder vier Jahren in die Brutkolonien zurück und ein großer Teil schreitet erst ab dem siebten Jahr zur Brut. Die Brutortstreue ist bei Männchen sehr ausgeprägt, bei Weibchen jedoch geringer. Bis zu 50 % der jungen Weibchen wandern ab und suchen sich andernorts einen Partner.[1] Die Vögel führen eine lebenslange, monogame Dauerehe, überwintern jedoch vermutlich getrennt. Es findet eine Jahresbrut statt.[13]
Die Art brütet in teils sehr großen Kolonien, deren Standorte günstige Abflugmöglichkeiten bieten und möglichst vor Bodenfeinden sicher sein müssen. Die zwischen 50 und 100 cm tiefen Bruthöhlen werden zum Teil selbst gegraben, zum Teil werden Baue von Wildkaninchen, natürliche Spalten oder Hohlräume unter Felsen genutzt. Sie werden mit Federn, Gras, Farnkraut oder Wurzeln aus der näheren Nestumgebung ausgelegt.[1][13]
Die Kolonien werden ab März besetzt, danach verlassen die Weibchen diese zunächst für einen zwei- bis dreiwöchigen Nahrungsflug wieder, bei dem sie in südlicher und südwestlicher Richtung abwandern. Die Aktivitäten am Nistplatz finden ausschließlich nachts statt, die Kopulation in der Höhle oder davor. Die Hauptlegezeit liegt in Südwales in der ersten Maidekade, in Makaronesien vermutlich früher.[1]
Das Gelege besteht aus einem einzelnen, weißen Ei, dass etwa 60 mm × 41 mm groß ist und zwischen 47 und 66 Tagen bebrütet wird.[1] Die Partner wechseln sich dabei etwa alle drei bis fünf Tage, manchmal erst nach acht bis zehn Tagen ab. Einer bleibt auf dem Nest, der andere unternimmt einen mehrtägigen, bis zu 1000 km weiten Nahrungsflug.[4] Die durchschnittliche Länge einer „Schicht“ beträgt dabei bei Männchen 7,3, bei Weibchen 5,8 Tage.[1]
Nach dem Schlüpfen wird das Junge eine Woche lang gehudert, danach alle anderthalb Tage vom Männchen und alle zwei Tage vom Weibchen gefüttert.[1] Nach 65 bis 81 Tagen[1] verlässt das Junge die Höhle und begibt sich zu Fuß an den Rand der Steilküste, um von dort auf das Meer hinauszufliegen.[4]
Der Bruterfolg liegt üblicherweise zwischen 62 und 75 %. In regnerischen Sommern oder Jahren mit Nahrungsknappheit kann er etwa bis auf 44 % fallen.[1]
Sterblichkeit und Alter
Atlantiksturmtaucher können sehr alt werden. Der älteste Ringvogel erreichte ein Lebensalter von mehr als 52 Jahren und ist damit einer der ältesten durch Ringfunde belegten Vögel überhaupt.[14] Das Durchschnittsalter liegt jedoch bei 7 Jahren. In den ersten Jahren liegt die Überlebensrate bei etwa 33 %, ab dem vierten Lebensjahr steigt sie auf 90 %.
Zu den Fressfeinden dieser Art gehören Großmöwen wie die Mantelmöwe oder Skuas. In Kolonien kann diesen eine große Anzahl von adulten Vögeln zum Opfer fallen. Lokal können diese Verluste in die Tausende gehen.[4] Jungvögel können an Puffinosis sterben. In Wales liegt die Sterberate aufgrund dieser Erkrankung bei jährlich etwa 4 %.[1] Bisweilen endet die Art auch als Beifang in Fischernetzen.[15]
Literatur
- Carles Carboneras, Francesc Jutglar, Guy M. Kirwan: Manx Shearwater (Puffinus puffinus) (2014), in: J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, A. D. Christie, E. de Juana (Hg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 2014
- Urs N. Glutz von Blotzheim, K. M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 1: Gaviiformes – Phoenicopteriformes, AULA-Verlag, Wiesbaden 1993/2001 (Erstauflage 1966), ISBN 3-923527-00-4, S. 195 f
- Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel, Wolfgang Fiedler (Hrsg.): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Aula-Verlag, Wiebelsheim 2012, ISBN 978-3-89104-758-3
- Oscar J. Merne, Pierre Yésou: Puffinus puffinus in Ward J. M. Hagemeijer, Michael J. Blair: The EBCC Atlas of European Breeding Birds – their distribution and abundance, T & A D Poyser, London 1997, ISBN 0-85661-091-7, S. 22–23
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Carboneras et al. (2014), siehe Literatur
- ↑ a b Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.195 f, siehe Literatur
- ↑ Lars Svensson, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der neue Kosmos Vogelführer, 2. Auflage. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart, 2011, ISBN 3-440-12384-7
- ↑ a b c d e Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.200, siehe Literatur
- ↑ a b c Glutz von Blotzheim (1993/2001), S. 196, siehe Literatur Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „hbv_196“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ M. Brooke: Albatrosses and petrels across the world. Oxford University Press, Oxford 2004, referenziert in Carboneras et al., siehe Literatur
- ↑ Merne/Yésou (1997), siehe Literatur
- ↑ a b c Airam Rodríguez, Beneharo Rodríguez, Rubén Barone, Bernadino Pérez, Abraham Hernández: Status and conservation requirements of Manx Shearwaters Puffinus puffinus on Tenerife (Canary Islands), Alauda 76/1, 2008, S. 72–74
- ↑ BirdLife International: Species Factsheet – Manx Shearwater (Puffinus puffinus). Abgerufen am 31. Mai 2015.
- ↑ a b Maria Pitta Groz, L. R. Monteiro, J. C. Pereira, A. G. Silva, J. A. Ramos: Conservation of Puffinus species in the Azores, Airo 15, 2005, S. 11–17, (PDF-Download)
- ↑ Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.199, siehe Literatur
- ↑ Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.201, siehe Literatur
- ↑ a b Glutz von Blotzheim (1993/2001), S.199, siehe Literatur
- ↑ Bauer et al. (2012), S. 220, siehe Literatur
- ↑ Bauer et al. (2012), S. 219, siehe Literatur
Weblinks
- Puffinus puffinus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012. Eingestellt von: BirdLife International, 2012. Abgerufen am 8. März 2014.s