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Das '''Kriegerdenkmal am Lyzeum''' in [[Kempten (Allgäu)]] erinnerte an die gefallenen Kemptener Soldaten des [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Kriegs]] von 1870 bis 1871. Entworfen wurde die Bronzefigur von [[Syrius Eberle]];<ref>[[Max Förderreuther]]: ''Kemptner Heimatbuch.'' Kempten 1932, S. 101, [http://d-nb.info/573103437 DNB 573103437]</ref> zunächst in Stein gehauen wurde sie später aus [[Bronze]] gegossen. Enthüllt wurde das Denkmal am 21. November 1890. Kurz vor dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde die Bronzestatue zur Metallgewinnung eingeschmolzen. |
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Am ehemaligen Standort des Kriegerdenkmals befindet sich heute die [[Zentrale Umsteigestelle|Zentrale Bus-Umsteigestelle, kurz ZUM,]] der [[Verkehrsgemeinschaft Kempten]]. |
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Nach dem [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] kehrten 15 Krieger zurück, so dass [[Adolf Leichtle]] im Mai 1876 zur Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die Gefallenen aufrief. Leichtle galt es ebenso zu danken, dass sich [[Syrius Eberle]] künstlerisch an diesem Projekt beteiligte. Am 21. November 1890 wurde das erste Kriegerdenkmal dann enthüllt. Gegossen wurde es durch die Kunst-Zinkgießerei [[München]] als bronzierter Zinkguss.<ref>''Ansichten des Kriegerdenkmals von Syrius Eberle auf sechs Postkarten.'' In: Ingrid Seeger (Hrsg.): ''Schätze aus dem Allgäuer Heimatmuseum.'' (= ''Kataloge und Schriften der Museen Kempten (Allgäu)'' 10. Band) ISBN 3-88006-1688, Kempten 1996, S. 58-61.</ref> |
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im Juli 1897 schlug Adolf Leichtle vor, das durch ein Hagelunwetter beschädigte Denkmal in Bronze umzugießen. Die bis dahin erhoffte Festigkeit der recht neuen Zinklegierungen erwies als nicht alterungsbeständig. Reparaturen brachen keine dauerhafte Verbesserung der Situation. Im Frühjahr 1904 wurde zwischen der Erzgießerei ''Renaissance'' und der Stadt ein Vertrag für einen Nachguss abgeschlossen. Der Bildhauer [[Georg Wrba]], ein Schüler von Eberle, restaurierte das originale Gipsmodell und wurde mit der künstlerischen Aufsicht betraut. Den Steinsockel baute der vom [[Rathausbrunnen (Kempten)|Rathausbrunnen]] bekannte Steinmetzbetrieb Zwisler & Baumeister. Der alte Zinkguss wurde als Altmetall verkauft.<ref>''Ansichten des Kriegerdenkmals von Syrius Eberle auf sechs Postkarten.'' In: Ingrid Seeger (Hrsg.): ''Schätze aus dem Allgäuer Heimatmuseum.'' (= ''Kataloge und Schriften der Museen Kempten (Allgäu)'' 10. Band) ISBN 3-88006-1688, Kempten 1996, S. 63.</ref> |
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Zu Weihnachten 1904 wurde das nun bronzene Denkmal aufgestellt. Das Lyzeum wurde in den 1920er Jahren nach den Plänen des Städteplaners [[Theodor Fischer]] umgebaut und die Fassade neu gestaltet. Da der [[Erste Weltkrieg]] vorbei war, die Bevölkerung eine Gedächtnisstätte für die Gefallenen forderte, wandte sich 1927 Bürgermeister [[Otto Merkt]] an Fischer. Merkt setzte nach Interessenskonflikten aus unterschiedlichen Gruppen (Verein für Kriegsbeschädigte, Nationalsozialisten, Militärvereine) Fischers Vorschlag um und ließ [[Joseph Hengge]] eine ansprechende Freskenmalerei auf der Fassade des Lyzeums entwerfen. Am 30. Juli 1933 wurde die martialische Darstellung, die sich auf die im Ersten Weltkrieg Gefallenen bezieht, offiziell enthüllt. Diese Hintergrunddarstellung verwitterte aber recht schnell. Eine Erneuerung des Kunstwerks als [[Mosaik]] lehnte Merkt ab. Ab 1933 wurde die Anlage um das Denkmal für Versammlungen, Aufmärsche und Totenehrungen von Nationalsozialisten benutzt.<ref name="Ende"><ref>''Ansichten des Kriegerdenkmals von Syrius Eberle auf sechs Postkarten.'' In: Ingrid Seeger (Hrsg.): ''Schätze aus dem Allgäuer Heimatmuseum.'' (= ''Kataloge und Schriften der Museen Kempten (Allgäu)'' 10. Band) ISBN 3-88006-1688, Kempten 1996, S. 65f.</ref> |
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1940 wurden Vorbereitungen vom Innenministerium eingeleitet, um sogenannte [[Metallspende des deutschen Volkes|Metallspenden für Kriegszwecke]] zu ermöglichen. Merkt erreichte durch eine Eingabe vom 24. Juli 1942 bei der Reichsstelle für Metalle, dass per Erlass vom 17. August 1942 von einer Ablieferung vorübergehend abgesehen wird. Im Juli 1942 wurde Merkt entlassen. Nachfolger wurde [[Anton Brändle]],<ref>Ralf Lienert: [http://www.all-in.de/nachrichten/lokales/Kempten-Einst-eine-Schule-heute-ein-Aerztehaus;art2760,695782 ''Einst eine Schule, heute ein Ärztehaus.''] In: allin.de, 30. Dezember 2009. (abgerufen am 9. Juli 2013)</ref> er kontaktierte mit einem Schreiben vom 15. März 1943 die Reichsstelle für Metalle und bat, das Denkmal einschmelzen zu lassen um es als Metallspende abliefern zu können. Am 24. August 1943 wurde die Plastik mit den Bronzetafeln abgenommen und in einer Kemptener Glockengießen eingeschmolzen. Die Bronzegruppe erreichte ein Gewicht von 2540 kg, die vier Tafeln 235,5 kg.<ref name="Ende" /> |
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] stand nur noch der Steinsockel, im Oktober 1946 schrieb Stadtbaurat Röhrle an die alliierte Kontrollbehörde, dass die Zerstörung des Denkmals von der Bevölkerung allgemein bedauert wird.<ref name="Ende" /> |
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Zentral vor dem Lyzeum am Rande des [[Stadtpark Kempten|Stadtparks]] standen auf einem [[Piedestal|Steinpostament]] mit einer Inschriftentafel zwei Bronzefiguren, umgeben von Waffen und Standarten. Die größere von beiden war ein Friedensengel, der eine Friedenspalme in der Linken und einen [[Lorbeerkranz]] in der rechten Hand hielt; er blickte auf die Figur eines sterbenden Soldaten zu seinen Füßen. |
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Auf der Vorderseite des Sockels standen die Worte „Den in dem rumreichen Kriege von 1870 und 1871 für das Vaterland gestorbenen Söhnen der Stadt Kempten in dankbarer Erinnerung gewidmet.“ Auf den anderen drei Seiten des Sockels waren die Namen der 15 Kriegstoten aus Kempten aufgelistet.<ref>Martin Kellenberger: ''Stadt Kempten. Buch der Erinnerung.'' Kempten 1937, S. 64–66, [http://d-nb.info/574269975 DNB 574269975]</ref> |
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Das Denkmal bildete mit einem Freskoband von [[Josef Hengge]] auf dem dahinter stehenden Lyzeum eine künstlerische Einheit. Das Gemälde zeigte über eine Breite von fünf Fensterachsen eine kriegerische Szene mit einer Inschrift.<ref>[[Gunther le Maire]]: [http://www.all-in.de/nachrichten/lokales/Immenstadt-In-der-Welt-der-Holzfaeller-Bauern-und-hohen-Militaers;art2763,239085 ''In der Welt der Holzfäller, Bauern und hohen Militärs.''] In: allin.de, 6. Oktober 2007. (abgerufen am 9. Juli 2013)</ref> |
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== Einzelnachweise == |
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== Weblinks == |
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* [http://www.all-in.de/storage/scl/alfa/nachrichten/allgaeu/kempten/398027_m1msw800q75v52233_xio-fcmsimage-20091229185527-006002-4b3a428f0c7cd.157445717_333.jpg?version=1262109387 Bild des Kriegerdenkmals mit dem Lyzeum und dem Fresko im Hintergrund] |
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[[Kategorie:Kriegerdenkmal in Bayern|Kempten, Lyzeum]] |
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[[Kategorie:Denkmal in Kempten (Allgäu)]] |
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[[Kategorie:Gedenkstätte des Deutsch-Französischen Kriegs]] |
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[[Kategorie:Abgegangenes Bauwerk in Kempten (Allgäu)]] |
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[[Kategorie:Erbaut in den 1890er Jahren]] |
Version vom 30. Mai 2015, 17:16 Uhr

Das Kriegerdenkmal am Lyzeum in Kempten (Allgäu) erinnerte an die gefallenen Kemptener Soldaten des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870 bis 1871. Entworfen wurde die Bronzefigur von Syrius Eberle;[1] zunächst in Stein gehauen wurde sie später aus Bronze gegossen. Enthüllt wurde das Denkmal am 21. November 1890. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Bronzestatue zur Metallgewinnung eingeschmolzen.
Am ehemaligen Standort des Kriegerdenkmals befindet sich heute die Zentrale Bus-Umsteigestelle, kurz ZUM, der Verkehrsgemeinschaft Kempten.
Geschichte
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg kehrten 15 Krieger zurück, so dass Adolf Leichtle im Mai 1876 zur Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die Gefallenen aufrief. Leichtle galt es ebenso zu danken, dass sich Syrius Eberle künstlerisch an diesem Projekt beteiligte. Am 21. November 1890 wurde das erste Kriegerdenkmal dann enthüllt. Gegossen wurde es durch die Kunst-Zinkgießerei München als bronzierter Zinkguss.[2]
im Juli 1897 schlug Adolf Leichtle vor, das durch ein Hagelunwetter beschädigte Denkmal in Bronze umzugießen. Die bis dahin erhoffte Festigkeit der recht neuen Zinklegierungen erwies als nicht alterungsbeständig. Reparaturen brachen keine dauerhafte Verbesserung der Situation. Im Frühjahr 1904 wurde zwischen der Erzgießerei Renaissance und der Stadt ein Vertrag für einen Nachguss abgeschlossen. Der Bildhauer Georg Wrba, ein Schüler von Eberle, restaurierte das originale Gipsmodell und wurde mit der künstlerischen Aufsicht betraut. Den Steinsockel baute der vom Rathausbrunnen bekannte Steinmetzbetrieb Zwisler & Baumeister. Der alte Zinkguss wurde als Altmetall verkauft.[3]
Zu Weihnachten 1904 wurde das nun bronzene Denkmal aufgestellt. Das Lyzeum wurde in den 1920er Jahren nach den Plänen des Städteplaners Theodor Fischer umgebaut und die Fassade neu gestaltet. Da der Erste Weltkrieg vorbei war, die Bevölkerung eine Gedächtnisstätte für die Gefallenen forderte, wandte sich 1927 Bürgermeister Otto Merkt an Fischer. Merkt setzte nach Interessenskonflikten aus unterschiedlichen Gruppen (Verein für Kriegsbeschädigte, Nationalsozialisten, Militärvereine) Fischers Vorschlag um und ließ Joseph Hengge eine ansprechende Freskenmalerei auf der Fassade des Lyzeums entwerfen. Am 30. Juli 1933 wurde die martialische Darstellung, die sich auf die im Ersten Weltkrieg Gefallenen bezieht, offiziell enthüllt. Diese Hintergrunddarstellung verwitterte aber recht schnell. Eine Erneuerung des Kunstwerks als Mosaik lehnte Merkt ab. Ab 1933 wurde die Anlage um das Denkmal für Versammlungen, Aufmärsche und Totenehrungen von Nationalsozialisten benutzt.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>
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1940 wurden Vorbereitungen vom Innenministerium eingeleitet, um sogenannte Metallspenden für Kriegszwecke zu ermöglichen. Merkt erreichte durch eine Eingabe vom 24. Juli 1942 bei der Reichsstelle für Metalle, dass per Erlass vom 17. August 1942 von einer Ablieferung vorübergehend abgesehen wird. Im Juli 1942 wurde Merkt entlassen. Nachfolger wurde Anton Brändle,[4] er kontaktierte mit einem Schreiben vom 15. März 1943 die Reichsstelle für Metalle und bat, das Denkmal einschmelzen zu lassen um es als Metallspende abliefern zu können. Am 24. August 1943 wurde die Plastik mit den Bronzetafeln abgenommen und in einer Kemptener Glockengießen eingeschmolzen. Die Bronzegruppe erreichte ein Gewicht von 2540 kg, die vier Tafeln 235,5 kg.[5]
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand nur noch der Steinsockel, im Oktober 1946 schrieb Stadtbaurat Röhrle an die alliierte Kontrollbehörde, dass die Zerstörung des Denkmals von der Bevölkerung allgemein bedauert wird.[5]
Beschreibung
Zentral vor dem Lyzeum am Rande des Stadtparks standen auf einem Steinpostament mit einer Inschriftentafel zwei Bronzefiguren, umgeben von Waffen und Standarten. Die größere von beiden war ein Friedensengel, der eine Friedenspalme in der Linken und einen Lorbeerkranz in der rechten Hand hielt; er blickte auf die Figur eines sterbenden Soldaten zu seinen Füßen.
Auf der Vorderseite des Sockels standen die Worte „Den in dem rumreichen Kriege von 1870 und 1871 für das Vaterland gestorbenen Söhnen der Stadt Kempten in dankbarer Erinnerung gewidmet.“ Auf den anderen drei Seiten des Sockels waren die Namen der 15 Kriegstoten aus Kempten aufgelistet.[6]
Das Denkmal bildete mit einem Freskoband von Josef Hengge auf dem dahinter stehenden Lyzeum eine künstlerische Einheit. Das Gemälde zeigte über eine Breite von fünf Fensterachsen eine kriegerische Szene mit einer Inschrift.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Max Förderreuther: Kemptner Heimatbuch. Kempten 1932, S. 101, DNB 573103437
- ↑ Ansichten des Kriegerdenkmals von Syrius Eberle auf sechs Postkarten. In: Ingrid Seeger (Hrsg.): Schätze aus dem Allgäuer Heimatmuseum. (= Kataloge und Schriften der Museen Kempten (Allgäu) 10. Band) ISBN 3-88006-1688, Kempten 1996, S. 58-61.
- ↑ Ansichten des Kriegerdenkmals von Syrius Eberle auf sechs Postkarten. In: Ingrid Seeger (Hrsg.): Schätze aus dem Allgäuer Heimatmuseum. (= Kataloge und Schriften der Museen Kempten (Allgäu) 10. Band) ISBN 3-88006-1688, Kempten 1996, S. 63.
- ↑ Ralf Lienert: Einst eine Schule, heute ein Ärztehaus. In: allin.de, 30. Dezember 2009. (abgerufen am 9. Juli 2013)
- ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Ende. - ↑ Martin Kellenberger: Stadt Kempten. Buch der Erinnerung. Kempten 1937, S. 64–66, DNB 574269975
- ↑ Gunther le Maire: In der Welt der Holzfäller, Bauern und hohen Militärs. In: allin.de, 6. Oktober 2007. (abgerufen am 9. Juli 2013)
Weblinks
Koordinaten: 47° 43′ 33″ N, 10° 18′ 49,6″ O