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270er v. Chr. und Hillenbach (Wüstung): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Höllenbach''', in vergangenen Zeiten auch '''Hillenbach''' oder '''Hillinbach''' genannt, ist eine [[Wüstung]] und war im [[Frühmittelalter]] ein [[Dorf]] zwischen [[Handschuhsheim]] und [[Dossenheim]] im heutigen [[Baden-Württemberg]].
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== Ereignisse ==
== Lage ==
Die Wüstung lag zwischen den genannten Orten an der [[Baden (Land)|Badischen]] [[Bergstraße]] am Südwestrand des [[Odenwald]]es nördlich von [[Heidelberg]]. Der Ort befand sich vermutlich im Bereich des [[Höllenbach (Mühlbach)|Höllenbachs]], auch ''Hellenbächl'' und ''Hellenbach'' genannt, einem rechten Zufluss des [[Mühlbach (Handschuhsheim)|(Handschuhsheimer) Mühlbachs]]. Dabei kann die Lage nur zwischen heutigem Schützenhaus und der Imkerei unterhalb des heutigen [[Naturdenkmal]]s [[Auerstein]] im beginnenden [[Neckar|Ur-Neckar]] Niederungsbereiches gewesen sein, da östlich das Gelände steil zum [[Hoher Nistler|Hohen Nistler]] auf 496 m über [[Normalhöhennull|NHN]] ansteigt.
[[Datei:Pyrrhus Rom 280vChr.jpg|right|thumb|right|Pyrrhus' Vormarsch auf Rom – 280 v. Chr. bis 275 v. Chr.]]
* [[279 v. Chr.]]: [[Kelten]] dringen in [[Antikes Griechenland|Griechenland]] ein und plündern das Heiligtum von [[Delphi]].
* 279 v. Chr.: König [[Pyrrhos I.]] von [[Epirus (historische Region)|Epirus]] ([[318 v. Chr.]]–[[272 v. Chr.]]) siegt in der Schlacht bei Asculum (der sog. [[Pyrrhussieg]]).


== Weblinks ==
== Geschichte ==
Der Ort wird über die [[Schenkungsurkunde]]n an das [[Kloster Lorsch]], wie sie im [[Lorscher Codex]] verzeichnet sind, greifbar.<ref>[http://www.zvab.com/Urkundenbuch-ehemaligen-F%C3%BCrstabtei-lateinischen-wiedergegeben-vollst%C3%A4ndig/268254839/buch Lorscher Codex - Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch] Band III, Urkunden 384-396</ref>
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767, im 15. Regierungsjahr des [[Liste der fränkischen Herrscher|fränkischen Königs]] [[Pippin der Jüngere|Pippin III.]], wird der Ort erstmals erwähnt, als ein ''Nortwin'' der Lorscher [[Abtei|Klosterabtei]] einen [[Morgen (Einheit)|Morgen]] Land im [[Lobdengau|pago labodoninse]] in ''Hillenbach'' schenkt.<ref>[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/minst1968bd2/0120?sid=7fe053ca1f0e29c3193b09d88f80134b Regest 203], Urkunde 384 des Lorscher Codex, Band III, S. 118</ref> 768 schenkt ein ''Alftrud'' den Lorscher Mönchen für ihre Tätigkeit zu Ehren des [[Nazarius (Heiliger)|Heiligen Nazarius]] seinen Anteil am [[Weinberg]] in ''Hillenbach''. Hier wird auch der damalige Name der [[Weschnitz]] überliefert: ''Wisscoz''. Beglaubigt wurde die Schenkungsurkunden meist von den Mönchen selbst.<ref>[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/minst1968bd2/0121?sid=7fe053ca1f0e29c3193b09d88f80134b Regest 511], Urkunde 386 des Lorscher Codex, Band III, S. 119</ref> Zwei Jahre später im zweiten Regierungsjahr [[Karl der Große|Karl des Großen]] übergibt eine ''Herchenona'' dem Kloster ihre sämtlichen Ländereien in dem nun ''Hillinbach'' genannten Ort: [[Hofreite]]n, [[Acker|Äcker]], Felder, [[Wald|Wälder]], Weinberge, [[Quellgebiet|Wasserstellen]] und Wasserläufe, sowie ihre [[Hörigkeit (Rechtsgeschichte)|Eigenleute]]. Hier hat ein urkundlich belegter [[Gaugraf]] [[Cancor|Cancro]] selbst unterzeichnet, da umfangreiche Besitztümer an das Kloster übergingen.<ref>vgl. auch die Zusammenstellung [http://www.prosopographie.eu/Kankor%20%28743%29%20AB.P.htm hier]</ref>
771 erfolgt nochmals eine große Schenkung durch ''Waltger'' und ''[[Gattin]] Ruotsuind'' über Hofreiten, Felder und Äcker, Weingüter, Wiesen, Weiden, Wege, Wälder, Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäuden, über stehende und fließende Gewässer, Bau- und Brachland sowie den dazugehörigen [[Leibeigener|Leibeigenen]] an das Kloster. Dabei werden ''Hillinbach'' und die Wüstung [[Kloppenheim (Wüstung)|Kloppenheim]] (Clophheim), auf Gemarkung von [[Mannheim]]-[[Seckenheim]] liegend, in der Urkunde genannt.<ref>[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/minst1968bd2/0224 Regest 716], Urkunde 610 des Lorscher Codex, Band II, S. 222</ref>

776 kommt noch ein Weinberg in ''Hillinbach'' hinzu, der von ''Giselhelm'' dem Kloster gestiftet wird.<ref>[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/minst1968bd2/0122?sid=7fe053ca1f0e29c3193b09d88f80134b Regest 1256], Urkunde 387 des Lorscher Codex, Band III, S. 120</ref> Von ''Harinbert'' aus ''Hillinbach'' folgt zwei Jahre später ebenfalls ein Weinberg in den Klosterbesitz. Im selben Jahr folgt ein Weinberg und ein Wiesenstück, übergeben durch ''Madalold''. Der zuvor genannte ''Giselhelm'' wird 782 nochmals urkundlich, als er den vier Jahre zuvor versprochenen Weinberg des Madelold nun erneut schenkt, nebst dem Anteil am ''"Flusse Ulvana"'', der heute mit dem Mühlbach gleichgesetzt wird.<ref>[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/minst1968bd2/0123?sid=7fe053ca1f0e29c3193b09d88f80134b Regest 1703], Urkunde 391 des Lorscher Codex, Band III, S. 121</ref> Bis 828 folgen weitere Schenkungen an das Kloster, das wohl versucht hier einen Flächenbesitz zu erhalten, wie es fast aufgebend von ''Gozdrud'' und seinen Sohn ''Humbert'' beschrieben wird: ''Ich schenke als ewiges Eigentum einen Weinberg in Hillinbach, der von allen Seiten von Liegenschaften des Hl. Nazarius (dem Schutzheiligen des Kloster Lorsch) eingeschlossen ist.''<ref>[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/minst1968bd2/0125?sid=7fe053ca1f0e29c3193b09d88f80134b Regest 2921], Urkunde 395 des Lorscher Codex, Band III, S. 123</ref>

Letztmalig erwähnt wurde der Ort im Jahre 1295, spätestens 1316 wird er wohl schon wüst gewesen sein.<ref>Sinn 2012, S. 157.</ref> Im Zusammenhang könnte das förmliche Ende des Klosters Lorsch im 13. Jahrhundert und der gewalt- und konfliktreichen Besitzübergang an das [[Erzbistum Mainz]] stehen. Nach den Ausgrabungen von 1932 des [[burg]]ähnlichen Anwesens [[Mauersechseck (Dossenheim)|Mauersechseck]] wurde eine Verbindung zwichen Ort und [[Burgstall]] gesehen, die sich aber nicht belegen lässt.

Der Großteil der Gemarkung fiel an Handschuhsheim, der Ort kann heute den Handschuhsheimer Fluren ''Nr. 200 Höllenbach'' und/oder ''Nr. 201 Höllenbacherstein'' zugeordnet werden.<ref>vgl. [http://www.heiligenberg-bei-heidelberg.de/Topographie/fnhhm.htm Schutzgemeinschaft Heiligenberg und Handschuhsheimer Geschichtswerkstatt e.V.: ''Flurnamen von Heidelberg-Handschuhsheim in der Reihenfolge ihrer Ersterwähnung'']</ref>

== Literatur ==
* [[Lorscher Codex]]: ''Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch'', sechs Bände. Übersetzer: Karl Josef Minst, Lorsch 1968 ([http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/minst1966ga?sid=7fe053ca1f0e29c3193b09d88f80134b Online]); Darin ''Höllenbach'' in den Bänden 2+3
* Peter Sinn: ''Zur Landschaft und Geschichte von Heidelberg-Handschuhsheim.'' verlag regionalkultur, 2012.
* Rudolf Conzelmann: ''Dossenheim. Die Geschichte einer 1200jährigen Bergstraßengemeinde.'' Gemeindeverwaltung, Dossenheim 1966, {{OCLC|311569268}}.

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Wüstung in Baden-Württemberg]]
[[Kategorie:Handschuhsheim]]
[[Kategorie:Dossenheim]]

Version vom 26. Mai 2015, 20:50 Uhr

Höllenbach, in vergangenen Zeiten auch Hillenbach oder Hillinbach genannt, ist eine Wüstung und war im Frühmittelalter ein Dorf zwischen Handschuhsheim und Dossenheim im heutigen Baden-Württemberg.

Lage

Die Wüstung lag zwischen den genannten Orten an der Badischen Bergstraße am Südwestrand des Odenwaldes nördlich von Heidelberg. Der Ort befand sich vermutlich im Bereich des Höllenbachs, auch Hellenbächl und Hellenbach genannt, einem rechten Zufluss des (Handschuhsheimer) Mühlbachs. Dabei kann die Lage nur zwischen heutigem Schützenhaus und der Imkerei unterhalb des heutigen Naturdenkmals Auerstein im beginnenden Ur-Neckar Niederungsbereiches gewesen sein, da östlich das Gelände steil zum Hohen Nistler auf 496 m über NHN ansteigt.

Geschichte

Der Ort wird über die Schenkungsurkunden an das Kloster Lorsch, wie sie im Lorscher Codex verzeichnet sind, greifbar.[1] 767, im 15. Regierungsjahr des fränkischen Königs Pippin III., wird der Ort erstmals erwähnt, als ein Nortwin der Lorscher Klosterabtei einen Morgen Land im pago labodoninse in Hillenbach schenkt.[2] 768 schenkt ein Alftrud den Lorscher Mönchen für ihre Tätigkeit zu Ehren des Heiligen Nazarius seinen Anteil am Weinberg in Hillenbach. Hier wird auch der damalige Name der Weschnitz überliefert: Wisscoz. Beglaubigt wurde die Schenkungsurkunden meist von den Mönchen selbst.[3] Zwei Jahre später im zweiten Regierungsjahr Karl des Großen übergibt eine Herchenona dem Kloster ihre sämtlichen Ländereien in dem nun Hillinbach genannten Ort: Hofreiten, Äcker, Felder, Wälder, Weinberge, Wasserstellen und Wasserläufe, sowie ihre Eigenleute. Hier hat ein urkundlich belegter Gaugraf Cancro selbst unterzeichnet, da umfangreiche Besitztümer an das Kloster übergingen.[4] 771 erfolgt nochmals eine große Schenkung durch Waltger und Gattin Ruotsuind über Hofreiten, Felder und Äcker, Weingüter, Wiesen, Weiden, Wege, Wälder, Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäuden, über stehende und fließende Gewässer, Bau- und Brachland sowie den dazugehörigen Leibeigenen an das Kloster. Dabei werden Hillinbach und die Wüstung Kloppenheim (Clophheim), auf Gemarkung von Mannheim-Seckenheim liegend, in der Urkunde genannt.[5]

776 kommt noch ein Weinberg in Hillinbach hinzu, der von Giselhelm dem Kloster gestiftet wird.[6] Von Harinbert aus Hillinbach folgt zwei Jahre später ebenfalls ein Weinberg in den Klosterbesitz. Im selben Jahr folgt ein Weinberg und ein Wiesenstück, übergeben durch Madalold. Der zuvor genannte Giselhelm wird 782 nochmals urkundlich, als er den vier Jahre zuvor versprochenen Weinberg des Madelold nun erneut schenkt, nebst dem Anteil am "Flusse Ulvana", der heute mit dem Mühlbach gleichgesetzt wird.[7] Bis 828 folgen weitere Schenkungen an das Kloster, das wohl versucht hier einen Flächenbesitz zu erhalten, wie es fast aufgebend von Gozdrud und seinen Sohn Humbert beschrieben wird: Ich schenke als ewiges Eigentum einen Weinberg in Hillinbach, der von allen Seiten von Liegenschaften des Hl. Nazarius (dem Schutzheiligen des Kloster Lorsch) eingeschlossen ist.[8]

Letztmalig erwähnt wurde der Ort im Jahre 1295, spätestens 1316 wird er wohl schon wüst gewesen sein.[9] Im Zusammenhang könnte das förmliche Ende des Klosters Lorsch im 13. Jahrhundert und der gewalt- und konfliktreichen Besitzübergang an das Erzbistum Mainz stehen. Nach den Ausgrabungen von 1932 des burgähnlichen Anwesens Mauersechseck wurde eine Verbindung zwichen Ort und Burgstall gesehen, die sich aber nicht belegen lässt.

Der Großteil der Gemarkung fiel an Handschuhsheim, der Ort kann heute den Handschuhsheimer Fluren Nr. 200 Höllenbach und/oder Nr. 201 Höllenbacherstein zugeordnet werden.[10]

Literatur

  • Lorscher Codex: Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch, sechs Bände. Übersetzer: Karl Josef Minst, Lorsch 1968 (Online); Darin Höllenbach in den Bänden 2+3
  • Peter Sinn: Zur Landschaft und Geschichte von Heidelberg-Handschuhsheim. verlag regionalkultur, 2012.
  • Rudolf Conzelmann: Dossenheim. Die Geschichte einer 1200jährigen Bergstraßengemeinde. Gemeindeverwaltung, Dossenheim 1966, OCLC 311569268.

Einzelnachweise

  1. Lorscher Codex - Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch Band III, Urkunden 384-396
  2. Regest 203, Urkunde 384 des Lorscher Codex, Band III, S. 118
  3. Regest 511, Urkunde 386 des Lorscher Codex, Band III, S. 119
  4. vgl. auch die Zusammenstellung hier
  5. Regest 716, Urkunde 610 des Lorscher Codex, Band II, S. 222
  6. Regest 1256, Urkunde 387 des Lorscher Codex, Band III, S. 120
  7. Regest 1703, Urkunde 391 des Lorscher Codex, Band III, S. 121
  8. Regest 2921, Urkunde 395 des Lorscher Codex, Band III, S. 123
  9. Sinn 2012, S. 157.
  10. vgl. Schutzgemeinschaft Heiligenberg und Handschuhsheimer Geschichtswerkstatt e.V.: Flurnamen von Heidelberg-Handschuhsheim in der Reihenfolge ihrer Ersterwähnung

Koordinaten: 49° 26′ 18,2″ N, 8° 41′ 5,9″ O