Soziobiologie und Bierlast: Unterschied zwischen den Seiten
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Die '''Bierlast''' war ein Volumenmaß im damaligen [[Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum)|Herzogtum Sachsen-Coburg–Gotha]].<ref>C. L. W. Aldefeld: ''Die Maße und Gewichte der deutschen Zoll-Vereins-Staaten und vieler anderer Länder und Handelsplätze in ihren gegenseitigen Verhältnissen.'' Verlag J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart/Tübingen 1838, S. 231</ref> Dem Namen entsprechend war das Maß dem Bier vorbehalten. |
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Die '''Soziobiologie''' ist ein [[Evolutionsbiologie|evolutionsbiologisch]] orientierter Zweig der [[Verhaltensbiologie]], der in den 1940er-Jahren in den USA begründet wurde. Sie erforscht die biologischen Grundlagen der Formen des [[Sozialverhalten]]s bei allen Arten von sozialen [[Organismus|Organismen]] einschließlich des [[Mensch]]en. Die Bezeichnung ''Soziobiologie'' wurde 1975 durch [[Edward O. Wilson]] in seinem Werk ''Sociobiology: The New Synthesis'' geprägt, der allerdings zwischenzeitlich die Soziobiologie ungewöhnlich scharf kritisiert (siehe Kritik). |
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Diese Last wurde zu 12 Tonnen mit je 24 [[Stübchen (Einheit)|Stübchen]] und 2 [[Kanne (Einheit)|Kannen]] je Stübchen gerechnet. |
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Die Soziobiologie analysiert die biologischen Vorgänge, auf denen die Organisation in sozialen [[Verband (Soziologie)|Verbänden]] beruht, zum Beispiel zwischen Eltern und ihren Nachkommen oder innerhalb von [[Termiten]]kolonien, Vogelscharen, [[Pavian]]horden und [[Jäger und Sammler|Jäger- und Sammlerbanden]]. Das wirklich Neue an dieser Disziplin ist die Zusammenführung älterer Ansätze aus der [[Ethologie]] und der [[Psychologie]] mit neuen Resultaten aus [[Feldstudie]]n und Laborversuchen sowie die Interpretation des Ganzen auf der Grundlage der modernen [[Genetik]], der [[Ökologie]] und der [[Populationsbiologie]]. |
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* 1 Bierlast= 288 Stübchen = 576 Kannen |
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* 1 Bierlast = 49,248 7/10 [[Pariser Kubikzoll]] = 975 3/25 Litre |
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Zum ersten Mal werden (menschliche) [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaften]] streng als [[Population (Biologie)|Populationen]] erforscht. Dabei bedienen sich die Wissenschaftler jener Instrumente, die innerhalb der Biologie ausdrücklich für die Untersuchung dieser höheren Organisationseinheiten entwickelt wurden. Der bisherige Forschungsgegenstand der [[Ethologie]] – die umfassenden tierischen [[Verhalten (Biologie)|Verhaltensmuster]] unter besonderer Berücksichtigung der [[Evolutionäre Anpassung|Anpassung]] der Tiere an ihre natürliche Umwelt – wurde zur Grundlegung der Soziobiologie herangezogen. Die Ethologie bleibt dabei eine eigenständige Disziplin, welche die Soziobiologie in ihrer Zielrichtung und ihrem Forschungsgegenstand ergänzt.<ref>Wilson 1980, Vorwort</ref> |
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== Evolution von Sozialverhalten == |
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Im Unterschied zur [[Ethologie]] (der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung), die eine möglichst genaue ''Beschreibung'' von Verhaltensweisen zum Ziel hatte, zielt die Soziobiologie wesentlich stärker auch auf das Nachvollziehen der Mechanismen, die im Verlauf der [[Phylogenese|Stammesgeschichte]] bestimmte Verhaltensweisen hervorgebracht haben. Dabei steht die Betrachtung des [[Anpassungsfähigkeit|adaptiven]] Wertes des [[Sozialverhalten]]s als Bestandteil des Gesamtverhaltens der Arten im Vordergrund. |
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Die Soziobiologie geht von einer unbegrenzten [[Replikation]]stendenz (Vermehrungstendenz) der [[Gen]]e aus. [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Molekülketten sind die Träger der Gene und haben die Fähigkeit, ständig Kopien von sich selbst herzustellen. Gene zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu jedem sterblichen Körper Generationen überdauern können und über zahlreiche Möglichkeiten der Neukombination, vor allem bei geschlechtlicher Fortpflanzung, verfügen. Die Ausdrucksform des [[Genotyp]]s, der jeweils eine einmalige Verbindung von Genen darstellt, ist der [[Phänotyp]], das heißt die sich aufgrund der im Genotyp enthaltenen Information ausprägenden Körper- und Verhaltensmerkmale des Individuums. |
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Der Phänotyp – und als einer seiner Aspekte das Verhalten – bildet den unmittelbaren Ansatzpunkt für den [[Selektion (Evolution)|Selektionsprozess]] (Auswahlprozess). Gut angepasste Phänotypen zeichnen sich durch hohe Fortpflanzungsraten aus. Das heißt, ihre Gene können sich gegenüber den Genen weniger gut angepasster Phänotypen ausbreiten. Begünstigt werden Gene, die ihre Träger mit Verhaltensweisen ausstatten, mit denen sie die ihnen zur Verfügung stehende Zeit und Energie erfolgreicher im Kampf um knappe Ressourcen einsetzen können als konkurrierende Individuen oder Artgenossen. Kurz: Sie sichern sich dadurch Überlebens- oder Ausbreitungsvorteile. Das Maß für die Eignung eines Gens ist folglich die Häufigkeit seines Auftretens in der nächsten Generation. |
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Die Soziobiologie nimmt – vereinfachend dargestellt – an, dass Gene – und nicht etwa Gruppen oder Arten – die Einheiten sind, an denen Selektion ansetzt. Anders als von der [[Gruppenselektion]]stheorie angenommen werden nicht Verhaltensweisen begünstigt, die das Beste für eine bestimmte Gruppe oder Art zu erzielen versuchen, sondern Selektion findet am Individuum statt. |
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Die Soziobiologie bietet zur Erklärung der Entstehung [[Altruismus|altruistischer]] Verhaltensweisen verschiedene Ansätze an: |
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=== Verwandten-Selektion === |
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Das Prinzip der [[Verwandtenselektion]] (auch: Sippenselektion; engl. ''kin selection)'' besagt, dass die Gesamtfitness (engl. ''inclusive fitness'') eines Gens anhand zweier Komponenten ablesbar ist: |
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# an der Eignung in einem Individuum selbst, |
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# an der Verbreitung über Verwandte. |
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Es wird sich folglich ein Verhalten in der Selektion bewähren, das die Verbreitung und Eignung der Gene nicht nur individuell, sondern auch über Verwandte maximiert. Je näher zwei Individuen miteinander verwandt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Träger gleicher Gene sind. Altruistisches (nichtegoistisches) Verhalten gegenüber Verwandten steigert also die Verbreitung der eigenen Gene und ist umso lohnender, je höher der Verwandtschaftsgrad ist. Alle Strategien zur Maximierung der Verbreitung von Individuen und ihrer Gene unterliegen immer wieder der [[Evolution]] und den auftretenden Umweltveränderungen, das heißt es handelt sich um einen dynamischen Prozess. |
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=== Reziproker Altruismus === |
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Ein weiterer Erklärungsansatz ist das Konzept des [[Reziproker Altruismus|reziproken Altruismus]]: Ein „Helfer-Gen“ kann sich durchsetzen, wenn es dem Helfer Nutzen bringt, z. B. wenn er als Folge auch selbst Empfänger von Hilfe werden kann. |
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== Soziobiologie des Menschen == |
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Der Versuch, soziobiologische Erkenntnisse auf den Menschen anzuwenden, ist relativ neu. Sie konkurriert hier mit [[Biosoziologie|biosoziologischen]] Ansätzen (zur Abgrenzung der beiden Begriffe siehe [[Biosoziologie#Biosoziologie_und_Soziobiologie|dort]]). |
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Die Komplexität menschlichen Verhaltens sowie das Vorhandensein einer ethischen und moralischen Ebene erschwert die Forschung. Dennoch hat sich die Soziobiologie bemüht, anhand von Untersuchungen menschlicher Gesellschaften zu zeigen, dass auch menschliches Verhalten einer natürlichen Auswahl unterliegt und Anpassungscharakter hat. Übereinstimmungen im Verhalten von Menschen verschiedener Gesellschaften deuten auf ein Vorhandensein biologischer Faktoren hin und können mit Hilfe der [[Evolutionstheorie]] erklärt werden: So finden wir auch in weit voneinander entfernten Kulturen Verhaltensmuster, die einen Selektionsvorteil boten. Zu ihnen gehört der mütterliche Schutz- und Pflegetrieb gegenüber den Jungen, der Wettbewerb der Männchen um die Weibchen, der den lebenstüchtigeren bevorzugte Paarungschancen gibt, die Bereitschaft, einen höchstpersönlichen Besitz, eine etablierte Paarbindung, ein fremdes Revier, eine einmal ausgekämpfte Rangordnung einstweilen zu respektieren und dadurch die Gemeinschaft von permanenten Konflikten zu entlasten.<ref>[[Reinhold Zippelius]], Recht und Gerechtigkeit in der offenen Gesellschaft, 2. Aufl. 1996, Kap. 8</ref> |
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Die Erforschung der biologischen Grundlagen des Sozialverhaltens der Tiere legt es nahe, dass auch in der Biologie des Menschen bestimmte Verhaltensdispositionen angelegt sind, die auch an der Entwicklung der ''rechtlichen'' Verhaltensregelungen wesentlichen Anteil hatten und weiterhin haben. Es ist zu vermuten, dass in solchen angeborenen Verhaltensdispositionen auch bruchstückhafte Elemente unserer Moral und damit auch unseres [[Rechtsgefühl]]s, folglich auch unserer [[Gerechtigkeitstheorien#Reinhold Zippelius|Gerechtigkeitsvorstellungen]] liegen. Hierbei ist aber davon auszugehen, dass die biologisch vorgegebenen Verhaltensdispositionen nur als fragmentarische Verhaltensmotivationen wirksam werden, die Freiräume offenlassen und einer Ergänzung durch kulturell geschaffene Verhaltensordnungen bedürfen, wenn ein geordnetes Zusammenleben in einer komplexen Gemeinschaft möglich sein soll.<ref>[[Reinhold Zippelius]], ''Rechtsphilosophie'', 6. Aufl., §§ 8 I, 19 IV 1; ders., Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie, 3. Aufl., § 12 V</ref> Vorläufer finden manche dieser Gedanken in der alten Lehre von den "inclinationes naturales", also den natürlichen Neigungen des Menschen, die das Gemeinschaftsleben lenken. In der Antike fanden sich solche Gedanken bei [[Aristoteles]] und in der [[Stoa]], im Mittelalter dann auch bei [[Thomas von Aquin]].<ref>[[Maximilian Forschner]], ''Über das Handeln im Einklang mit der Natur, Grundlagen ethischer Verständigung'', 1998, S. 50 ff.; ders., ''Thomas von Aquin'', 2006, S. 114 ff.</ref> |
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Während sich die konventionelle Soziobiologie zunächst nur mit der Analyse allgemeiner Verhaltensweisen, ihrer Bedeutung, ihren Vorteilen sowie ihrer genetischen Grundlage unter Einbeziehung der jeweiligen Umweltsituation beschäftigt hat, konnten viele Aspekte menschlichen Handelns erst durch die Annahme einer [[Koevolution]] von genetischer Vererbung und kultureller [[Tradition|Tradierung]] von Verhalten erklärt werden. Diese Annahme ermöglichte eine integrative Sicht von Biologie und Sozial- beziehungsweise [[Humanwissenschaften]]; sie wurde beispielsweise durch [[Konrad Lorenz]] in seinem Buch ''[[Die Rückseite des Spiegels]]'' ausformuliert. Diese Vorstellung eines Zusammenspiels der kulturellen Entwicklung mit der Biologie des Menschen (einer „Gen-Kultur-Koevolution“) versucht, den Widerspruch zwischen genetischer Bestimmung von menschlichem Verhalten und kultureller Entwicklung zu überwinden. Sie geht davon aus, dass eine Wechselwirkung zwischen genetischer Weitergabe von Verhalten und kultureller Informationsübertragung besteht. Die Entwicklung des menschlichen Geistes war ihrer Auffassung nach Ergebnis bestimmter genetisch gesteuerter physikalischer Prozesse. Dadurch wurde überhaupt erst die Ausbildung einer Kultur möglich, die ihrerseits wieder Rückwirkung auf die geistige Entwicklung des Menschen hatte. Ebenso wie genetisch festgelegte unterliegen auch kulturelle Verhaltensweisen einer natürlichen Auswahl. Das heißt, es gibt gut und weniger gut angepasste, wobei die aufgrund ihrer genetischen Anlagen besser angepassten Verhaltensweisen schließlich mit größerer Häufigkeit verbreitet werden. Menschliche Kultur ist also Ergebnis positiver Selektion. Gewisse geistige Fähigkeiten haben sich als förderlich im Sinne der Evolution erwiesen. Mit Hilfe seiner Kultur hat der Mensch Probleme wie Selbsterhaltung und Fortpflanzung besser lösen können und sich dabei Vorteile bei der Anpassung an vorgegebene Umweltbedingungen erworben. |
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Dennoch unterscheiden sich genetische und kulturelle Evolution in wesentlichen Merkmalen. Bei der ersteren werden Erbinformationen über den Mechanismus der Fortpflanzung weitergegeben. Dies hat eine beständige, kontinuierliche, dafür wenig flexible Entwicklung und Anpassung zur Folge. Die kulturelle Evolution beruht auf erlernten Dingen sowie individuellen Erfahrungen, die im Gehirn gespeichert, verarbeitet, variiert und schließlich an die Nachkommen weitergegeben werden. Sie beinhaltet dadurch die Möglichkeit zur größeren Flexibilität und schnelleren Anpassung, kann aber unbeständiger sein. Dies erklärt die Vielfalt der Kulturen und die große Geschwindigkeit, mit der sich die menschliche Entwicklung vollzogen hat. Man kann also festhalten, dass Kultur ebenso wie die genetische Weitergabe von Information durchaus im Dienste der erfolgreichen Fortpflanzung steht. |
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== Kritik an der soziobiologischen Forschung == |
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Mit dem Versuch einer Übertragung der Soziobiologie auf den Menschen erwuchs gleichzeitig auch eine scharfe Kritik an dieser Disziplin. Die Kritiker wandten sich gegen die Annahme einer genetischen Bestimmung menschlichen Verhaltens. Soziobiologie überschätze die biologische Determiniertheit menschlichen Verhaltens und setze bestimmte, empirisch nicht überprüfbare Ereignisse in der Evolution als gegeben voraus.<ref>J Muñoz-Rubio: ''Sociobiology and human nature''. In: ''Interdisciplinary Science Reviews''. 27, Nr. 2, Juni 2002, S. 131–141. [[doi:10.1179/030801802225002980]].</ref> Soziobiologen sollen Ungleichstellung von Menschengruppen als naturgegeben und unumgänglich verstehen, da menschliches Verhalten für sie biologisch determiniert sei.<ref name="FishFri">Walda Katz Fishman und Jan M. Fritz: ''The Politics of Sociobiology''. In: ''Critical Sociology''. 10, Nr. 1, Juli 1980, S. 32–37. {{doi|10.1177/089692058001000104}}.</ref><ref>Allan Ardill: [http://www98.griffith.edu.au/dspace/bitstream/handle/10072/28522/56228_1.pdf?sequence=1 ''Sociobiology, Racism and Australian Colonisation'']. In: ''Griffith Law Review''. 18, Nr. 1, 2009, S. 82–113.</ref><ref name="TobRos">Ethel Tobach und Betty Rosoff (Hrsg.): ''Challenging Racism and Sexism: Alternatives to Genetic Explanations''. Feminist Press at the City University of New York, New York 1994, ISBN 1-55861-089-8, S. [http://books.google.ca/books?id=nool4M3vhu0C&pg=PA76 76 f].</ref><ref name="Fair">Halford H. Fairchild: [http://bernard.pitzer.edu/~hfairchi/pdf/ScientificRacism.pdf ''Scientific Racism: The Cloak of Objectivity''] (PDF; 802 kB). In: ''Journal of Social Issues''. 47, Nr. 3, 1991, S. 101–115. {{doi|10.1111/j.1540-4560.1991.tb01825.x}}.</ref> Soziobiologen postulieren natürliche Geschlechtsunterschiede oder Unterschiede zwischen Ethnien als Erklärung für Machthierarchien.<ref name="FishFri"/><ref name="TobRos"/> In seinem Buch ''Race, Evolution, and Behavior'' setzte [[John Philippe Rushton]] Asiaten, Kaukasier und Schwarze in eine hierarchische Reihenfolge und nahm an, dass es genetisch determinierte Intelligenz- und Persönlichkeitsunterschiede zwischen den drei Gruppen gibt.<ref name="Fair"/> |
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Es ist umstritten, ob Soziobiologie überhaupt den Kriterien einer Wissenschaft genügt oder ob sie eine [[Pseudowissenschaft]] ist.<ref name="Lew">[[Richard Lewontin]]: ''Sociobiology: Another Biological Determinism.'' In: ''International Journal of Health Services.'' Band 10, Nr. 3, 1980, S. 347–363. [[doi:10.2190/7826-DPXC-KA90-3MPR]].</ref><ref>P. Morsbach: ''Die Entstehung der Gesellschaft: Naturgeschichte des menschlichen Sozialverhaltens''. Verlag Buch & Media, 2001, ISBN 393528442X </ref><ref>E. Allen et al.: ''Sociobiology: Another Biological Determinism.'' In: ''[[Bioscience]].'' Band 26, 1976, S. 182–186.<br/>Theresa Marché (1994): ''A Reply to Mark Sidelnick: No More Pseudoscience, Please''. In: ''[[Studies in Art Education]].'' Band 35, Nr. 2, 1994, S. 114–116.<br />Marshall Sahlins: ''The Uses and Abuses of Biology''. London 1977, Tavistock.<br /></ref> Kritiker argumentieren, es sei einfach, soziobiologische Geschichten über die Evolution und die Basis für menschliche Handlungen zu konstruieren, dass es sich bei diesen Erzählungen jedoch um Pseudo-Erklärungen handele, die unbegründete Annahmen bekräftigen.<ref>A Maryanski: ''The Pursuit of Human Nature in Sociobiology and Evolutionary Sociology''. In: ''Sociological Perspectives''. 37, Nr. 3, Herbst 1994, S. 375–389.</ref> Laut [[Richard Lewontin]] sind soziobiologische Theorien sorgfältig so konstruiert, dass sie sich nicht testen lassen und die Argumente der Soziobiologen seien „fantasievolle” Geschichten.<ref name="Lew"/> Auch die Bezeichnung ''[[Das egoistische Gen|egoistisches Gen]]'' als „Motor des Seins” wurde als Schlagwort einer Irrlehre und als stark vereinfachende Erklärung der menschlichen Evolution kritisiert.<ref>P. Morsbach: ''Der Mythos vom egoistischen Gen – Analyse einer Irrlehre.'' Allitera Verlag, 2005, ISBN 3-86520-146-6</ref><ref> MB Brewer, LR Caporael: ''Selfish genes vs. selfish people: Sociobiology as origin myth''. In: ''Motivation and Emotion''. 14, Nr. 4, Dezember 1990, S. 237–243. [[doi:10.1007/BF00996182]].</ref> Die Soziobiologie wird von Kritikern als eine Erscheinungsform des [[Biologismus]] genannt, da sie psychische und soziale Phänomene auf unzulässige Weise auf biologische Prozesse zurückführen wolle.<ref>John Scott und Gordon Marshall: ''A Dictionary of Sociology''. [[Oxford University Press]], Oxford 2009, ISBN 978-0-19-953300-8, S. [http://books.google.ca/books?id=pfeROnUcAPkC&pg=PA43 43].</ref><ref>Mario Augusto Bunge: ''Emergence and convergence: qualitative novelty and the unity of knowledge''. University of Toronto Press, Toronto 2004, ISBN 978-0-8020-8860-4, S. [http://books.google.ca/books?id=E7ooJWsGFsEC&pg=PA154 154].</ref><ref>Evandro Agazzi und Jan Faye: ''The problem of the unity of science''. [[World Scientific]], River Edge (NJ) 2001, ISBN 978-981-02-4791-1, S. [http://books.google.ca/books?id=qLxUGXO2SVIC&pg=PA141 141 f].</ref> Der Evolutionsbiologe [[Ernst Mayr]] kritisierte die Soziobiologen als [[Reduktionismus|reduktionistisch]]: Sie betrachteten Lebewesen als „einen Bohnensack voll Gene“, übersähen Gesamtzusammenhänge, blendeten ganze Phasen wie etwa die [[Embryonalentwicklung]] aus.<ref>[http://www.redaktion-wissen.de/texte2006/dawkins.html Marcus Anhäuser: ''Der wahre Egoist kooperiert.'' In: ''Süddeutsche Zeitung'' vom 26. Oktober 2006]</ref> |
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Soziobiologen erwiderten diese Kritik, indem sie betonten, dass sich die Soziobiologie um eine Erforschung des Wesens des Menschen und seines Sozialverhaltens allein auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Beweiskraft ohne ethisch-moralische Bewertungen sowie politische Zielsetzungen bemühe. |
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Zwischenzeitlich übt der Soziobiologe und Namensgeber der Soziobiologie, Edward O. Wilson, selbst eine scharfe Kritik an der Soziobiologie, indem er die Gesamtfitness-Theorie für nicht wissenschaftlich begründet hält.<ref>Wilson, ''Die soziale Eroberung der Erde'', S. 213</ref> Wilson sagte über die Soziobiologie: |
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:„Das alte Paradigma der sozialen Evolution, das nach vier Jahrzehnten fast schon Heiligenstatus genießt, ist damit gescheitert. Seine Argumentation von der Verwandtenselektion als Prozess über Hamiltons Ungleichung als Bedingung für Kooperation bis zur Gesamtfitness als darwinschem Status der Koloniemitglieder funktioniert nicht. Wenn es bei Tieren überhaupt zur Verwandtenselektion kommt, dann nur bei einer schwachen Form der Selektion, die ausschließlich unter leicht verletzbaren Sonderbedingungen auftritt. Als Gegenstand einer allgemeinen Theorie ist die Gesamtfitness ein trügerisches mathematisches Konstrukt; unter keinen Umständen lässt es sich so fassen, dass es wirkliche biologische Bedeutung erhält.“<ref>Wilson, ''Die soziale Eroberung der Erde,'' S. 221</ref> |
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== Bedeutende Soziobiologen == |
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* [[John Crook (Zoologe)|John Crook]] |
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* [[Richard Dawkins]] |
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* [[Jared Diamond]] |
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* [[Irenäus Eibl-Eibesfeldt]] |
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* [[Bert Hölldobler]] |
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* [[Desmond Morris]] |
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* [[Matt Ridley]] |
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* [[Uta Seibt]] |
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* [[Jürgen Tautz]] |
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* [[Robert Trivers]] |
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* [[Eckart Voland]] |
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* [[Wolfgang Wickler]] |
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* [[Edward O. Wilson]] |
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* [[Franz M. Wuketits]] |
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* [[Vero Wynne-Edwards]] |
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== Siehe auch == |
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* [[Evolutionäre Psychologie]] |
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* [[Sexuelle Selektion]] |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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*Christian Noback, Friedrich Eduard Noback: ''Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichtsverhältnisse ...,'' Band 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1851, S. 302 |
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* [[Richard Dawkins]]: ''[[Das egoistische Gen]].'' Berlin 1978. |
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*Johann Friedrich Krüger: ''Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde....,'' Verlag Gottfried Basse, Quedlinburg und Leipzig, 1830, S. 21 |
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* Sebastian Linke: ''Darwins Erben in den Medien. Eine wissenschafts- und mediensoziologische Fallstudie zur Renaissance der Soziobiologie.'' transcript, Bielefeld 2007. |
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* Dirk Richter: ''Das Scheitern der Biologisierung der Soziologie. Zum Stand der Diskussion um die Soziobiologie und anderer evolutionstheoretischer Ansätze.'' In: ''Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie''. Band 57, Nr. 3, September 2005, S. 523–542. [[doi:10.1007/s11577-005-0187-4]] |
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* Peter Singer: [http://www.utilitarian.net/singer/by/1982----.pdf ''Ethics and Sociobiology''] (PDF; 678 kB). In: ''Philosophy & Public Affairs''. 11, Nr. 11, 1982, S. 40–64. |
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* [[Eckart Voland]]: ''Die Natur des Menschen. Grundkurs Soziobiologie.'' Beck, München 2007 |
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* ders.: ''Soziobiologie. Die Evolution von Kooperation und Konkurrenz.'' Spektrum, Heidelberg 2009 |
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* Thomas P. Weber: ''Soziobiologie.'' 2003 |
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* [[Wolfgang Wickler]], Die Biologie der Zehn Gebote, Piper, München, 1975 |
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* Margaret Gruter, Die Bedeutung der Verhaltensforschung für die Rechtswissenschaft, Duncker & Humblot, Berlin, 1976 |
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* [[Wolfgang Wickler]] & Uta Seibt: ''Das Prinzip Eigennutz. Zur Evolution sozialen Verhaltens.'' Piper, München/Zürich 1991, ISBN 3-492-11309-5 (Neuausgabe). |
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* [[Edward O. Wilson]]: ''Sociobiology: the new synthesis.'' Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1978 |
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* ders.: ''On Human Nature.'' Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1978 |
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* ders.: ''Biologie als Schicksal. Die soziobiologischen Grundlagen des menschlichen Verhaltens.'' Ullstein, München 1980, ISBN 3-550-07684-3 |
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* ders.: ''Die soziale Eroberung der Erde.'' Beck, München 2013, ISBN 978-3406645303 |
|||
* [[Gunther S. Stent]] (ed.), Morality as a Biological Phenomenon, 1978 |
|||
* Frank-Hermann Schmidt: ''Verhaltensforschung und Recht'', Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3 428 05099 1 |
|||
* Margaret Gruter & [[Manfred Rehbinder]] (Hrsg.), ''Ablehnung - Meidung - Ausschluß'', Duncker & Humblot, Berlin, 1986,ISBN 3-428-06015-6 |
|||
* [[Hans Mohr]]: Natur und Moral: Ethik in der Biologie. - Sonderausg.. - Darmstadt: Wiss. Buchges., 1995. |
|||
* [[Reinhold Zippelius]]: ''Recht und Gerechtigkeit in der offenen Gesellschaft'', 2. Aufl., Duncker & Humblot, Berlin, 1996, Kap. 7 III und 8. ISBN 3-428-08661-9 |
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== Weblinks == |
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* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/sociobiology/}} |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references |
<references/> |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Altes Maß oder Gewicht (Deutschland)]] |
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[[Kategorie:Evolution]] |
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[[Kategorie:Soziologische Forschungsrichtung]] |
Aktuelle Version vom 16. März 2015, 08:21 Uhr
Die Bierlast war ein Volumenmaß im damaligen Herzogtum Sachsen-Coburg–Gotha.[1] Dem Namen entsprechend war das Maß dem Bier vorbehalten.
Diese Last wurde zu 12 Tonnen mit je 24 Stübchen und 2 Kannen je Stübchen gerechnet.
- 1 Bierlast= 288 Stübchen = 576 Kannen
- 1 Bierlast = 49,248 7/10 Pariser Kubikzoll = 975 3/25 Litre
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christian Noback, Friedrich Eduard Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichtsverhältnisse ..., Band 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1851, S. 302
- Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde...., Verlag Gottfried Basse, Quedlinburg und Leipzig, 1830, S. 21
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ C. L. W. Aldefeld: Die Maße und Gewichte der deutschen Zoll-Vereins-Staaten und vieler anderer Länder und Handelsplätze in ihren gegenseitigen Verhältnissen. Verlag J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart/Tübingen 1838, S. 231