Gewerkschaftliche Bildungsarbeit und Bahnhof Welver: Unterschied zwischen den Seiten
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→Sonstige Sehenswürdigkeiten: Dann auch die beiden anderen Kirchen nennen! |
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{{Infobox Gemeinde in Deutschland |
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'''Gewerkschaftliche Bildungsarbeit''' ist [[Jugendbildung|Jugend-]] und [[Erwachsenenbildung]] die von [[Gewerkschaft|Gewerkschaften]] geleistet wird. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit wird als Teil der Organisationsarbeit von Gewerkschaften verstanden<ref>Vgl. hierzu Diegmüller 2011 und Budde 2002: Gewerkschaftliche Bildungsarbeit "ist Teil der Organisationsarbeit".</ref> und zielt auf die Erweiterung der persönlichen, betrieblichen und gesellschaftlichen Handlungsfähigkeit. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit versteht sich ausdrücklich als [[Politische Bildung|politische Bildungsarbeit]]<ref>Dem entsprechend werden gewerkschaftliche Bildungsmaßnahmen im "Monitor politische Bildung" von Dirk Lange auf der gesellschaftlichen Ebene aufgelistet. Vgl. dazu Lange 2010, S. 134ff</ref><ref group="Zitat">"Gewerkschaftliche Bildungsarbeit versteht sich als politische Bildungsarbeit" (Ludwig 2003, S. 83).</ref>. |
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|Wappen = DE Welver COA.svg |
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|Breitengrad = 51/37/0/N |
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|Längengrad = 7/57/30/E |
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|Lageplan = Welver in SO.svg |
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|Bundesland = Nordrhein-Westfalen |
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|Regierungsbezirk = Arnsberg |
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|Kreis = Soest |
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|Höhe = 83 |
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|Fläche = 85.60 |
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|PLZ = 59514 |
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|Vorwahl = 02384, 02921 (Borgeln) |
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|Kfz = SO |
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|Gemeindeschlüssel = 05974048 |
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|NUTS = DEA5B |
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|Straße = Am Markt 4 |
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|Website = [http://www.welver.de/ www.welver.de] |
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|Bürgermeister = Ingo Teimann |
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|Partei = CDU |
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'''Welver''' ist eine [[Gemeinde (Deutschland)|Gemeinde]] in [[Nordrhein-Westfalen]], [[Bundesrepublik Deutschland|Deutschland]] und gehört zum [[Kreis Soest]]. |
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== Allgemeines zur gewerkschaftlichen Bildungsarbeit == |
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== Geografie == |
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=== Geschichte der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit === |
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<!-- === Geografische Lage === --> |
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[[Datei:Bundesarchiv_Bild_183-1986-0722-018,_Bernau,_Klasse_der_Gewerkschaftshochschule.jpg|thumb|right|Eine Klasse der "Fritz Heckert" Gewerkschaftshochschule des FDGB (ehemalige [[DDR]]). In den Nachkriegsjahren hatten auch die [[Einheitsgewerkschaft|DGB Gewerkschaften]] ihre Bildungsarbeit oft über Klassenräume und/oder in Form von schulischer Bildung organisiert.]] |
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<!-- beispielsweise Landschaften, Berge, Flüsse etc. --> |
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Gewerkschaften hatten sich von Beginn an als [[Arbeiterbildungsverein|Arbeiterbildungsvereine]] verstanden. Insofern bestand mit den Anfängen der [[Arbeiterbewegung]] auch der Wunsch nach [[Arbeiterbildung]]. Hinzu kam sehr schnell der Wunsch nach Bildungsarbeit im Sinne einer [[Allgemeinbildung]] als auch der Wunsch nach der Herausbildung von [[Klassenbewusstsein]]. Grob lässt sich diese Bildung in die Zeit des [[Vormärz]] ([[Arbeiterbildungsverein#Arbeiterbildungsvereine vor 1848|bis 1848]]), die Zeit von 1848 bis zu den [[Sozialistengesetze|Sozialistengesetzen]] und schließlich die Zeit bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] einteilen ([[Arbeiterbildungsverein#Arbeiterbildungsvereine nach 1848|ab 1848]]). In der [[Weimarer Republik|Weimarer Zeit]], also ab [[1919]] wird die gewerkschaftliche Bildungsarbeit des [[ADGB|Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds]] (ADGB) im Sinne gewerkschaftlicher Bildungsarbeit ausgebaut. Sie bleibt aber, wie die anderer Gewerkschaften zu dieser Zeit auch, parteipolitisch gebunden. <br /> |
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<!-- === Geologie === --> |
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<!-- === Ausdehnung des Stadtgebiets === --> |
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=== Nachbargemeinden === |
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Im Uhrzeigersinn von Norden grenzt Welver an [[Lippetal]], [[Soest]], [[Werl]] (Kreis Soest) und die [[kreisfreie Stadt]] [[Hamm]]. |
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=== Ortsteile === |
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Nach dem Zivilisationsbruch durch das faschistische Regime wird die gewerkschaftliche Bildungsarbeit ab 1945 wieder systematisch aufgebaut. Dabei unterscheidet sie sich zunächst sowohl in Bezug auf die inhaltliche Ausrichtung, als auch die konkreten Strukturen nach den unterschiedlichen Besatzungszonen. In Westdeutschland war die gewerkschaftliche Bildungsarbeit der [[Entnazifizierung]] und dem Gedanken der [[Reeducation]] verpflichtet und machte seitdem die Aufklärung über die Verbrechen des [[NS-Regime|NS-Regimes]] sowie den Kampf gegen [[Neofaschismus]] zu einer ihrer Säulen.<ref>Siehe hierzu Dittrich & Günthner 1998</ref> Sonst folgte die gewerkschaftliche Bildungsarbeit der DGB Gewerkschaften in den alten Bundesländern den Entwicklungen der Bundesrepublik Deutschland in der Nachkriegsgeschichte und den unterschiedlichen Fragen, die sich bezüglich der Bildung generell stellten. |
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Die heutige Gemeinde wurde 1969 im Rahmen der kommunalen Neuordnung in [[Nordrhein-Westfalen]] gebildet; sie umfasst 21 Ortsteile. |
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Dabei unterscheidet sich die gewerkschaftliche Bildungsarbeit erheblich zwischen den einzelnen Gewerkschaften. In der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone wurden die Gewerkschaften in Form des [[Freier_Deutscher_Gewerkschaftsbund|Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes]] (FDGB) in einer anderen Struktur gegründet. Dies hatte auch für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit in Ostdeutschland andere Bedingungen und Konsequenzen zur Folge. |
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* Balksen |
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* [[Berwicke]] |
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* Blumroth |
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* [[Borgeln]] |
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* [[Dinker]] |
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* [[Dorfwelver]] |
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* [[Ehningsen]] |
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* [[Eilmsen]] |
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* [[Einecke]] |
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* Eineckerholsen |
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* Flerke |
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* Illingen |
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* Klotingen |
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* Meyerich |
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| valign="top" | |
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* Merklingsen |
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* Nateln |
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* Recklingsen |
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* [[Scheidingen]] |
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* Schwefe |
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* Stocklarn |
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* [[Vellinghausen]] |
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|} |
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<!-- === Klima === --> |
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== Geschichte == |
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=== Ziel und Zweck gewerkschaftlicher Bildungsarbeit === |
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=== Vor- und Frühgeschichte === |
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Da gewerkschaftliche Bildungsarbeit immer auch darauf bezogen sein muss, die Interessen von abhängig Beschäftigten zu artikulieren und durchzusetzen, steht sie oft auch in einem Spannungsfeld zu den Gewerkschaften als Organisation. Die unterschiedlichen Gewerkschaften und auch der DGB haben eine je eigene Interpretation von Gesellschaft und ihrer Entwicklung. Aber auch Stragien der Findung von Forderungen und ihrer Durchsetzung. Grundsätzlich stellt gewerkschaftliche Bildungsarbeit auch hierfür ein gutes Mittel dar. Doch gewerkschaftliche Beschlüsse (die sogenannte "Beschlusslage") stellen zugleich "Vereinbarungen auf Zeit" dar. In diesem Zusammenhang ist zu fragen, "wie sich die Funktion gewerkschaftlicher Bildungsarbeit in diesem Diskussions- und Willensbildungsprozeß bestimmt".<ref>Bahl-Benker & Röske 1980, S. 393</ref><ref group="Zitat"> Es stellt sich also die Frage, ob die "sich in der Beschlußlage manife- stierenden langen, wechselvollen, kollektiven Erfahrungen der Organisation als statisch zu betrachten" sind und es immer nur gelten kann, diese "immer wieder neu in die Köpfe hineinzubringen". Oder ob "Probleme und Entwicklungen, die zu dieser innergewerkschaftlichen 'Vereinbarung auf Zeit' geführt haben, wieder neu in ihren einzelnen Fragestellungen, Bedingungen und Konsequenzen diskutiert werden" dürfen (Bahl-Benker & Röske 1980, S. 400).</ref> |
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Durch frühgeschichtliche Funde, die von interessierten Heimatfreunden und Landwirten in und um Welver in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurden, ist doch viel Licht in unsere Vorzeit gebracht worden. Ein Teil dieser Oberflächenfunde, die durch eine immer tiefere Bodenbearbeitung zutage treten ist im Burghofmuseum in Soest und im Heimathaus Welver zu sehen. Diese Funde, die alle registriert und in Karten eingezeichnet werden, auch solche, die in Privatbesitz bleiben, ergeben zusammengefasst Einblick in die Besiedlung unserer Heimat, bevor die ersten Urkunden über die Menschen und deren Tun berichten. Die Bodenurkunden und deren Erhalt und Auswertung sind für die heutige und spätere Erforschung von großer Bedeutung. |
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Die Eisenzeit hat wie die Bronzezeit ihre Spuren hinterlassen, allerdings sind Funde aus diesem Zeitraum (Bronzezeit, 2000 v. Chr. bis 500 n. Chr.) selten, da Eisen- wie Bronzegegenstände im Boden sich oft nicht bis auf unsere Tage erhalten haben. Auch konnte Eisen wie Bronze neu verwertet werden. Besonders häufig sind Funde aus der Jungsteinzeit (5000 bis 2000 v. Chr.), auch ältere Funde sind registriert worden. |
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Eine besondere Bodenurkunde, die auf eine größere Siedlung hinweist, ist eine frühgeschichtliche Erdbefestigungsanlage im Kuhholz bei Kirchwelver. Sie wird von der Recklingser Straße an nördlicher Seite von West nach Ost durchschnitten. Im Volksmund trägt der Teich, der heute noch innerhalb der Anlage erhalten ist, den interessanten Namen „Walhalla“. |
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Diedrichs schreibt in seinen Aufsätzen über Vor- und Frühgeschichte in der Soester Zeitschrift, dass die Wallburg in Welver zu den Fundstellen gehört, die eine einwandfreie Zeitsetzung noch nicht gestattet. Dies bleibt wohl einer späteren Forschung vorbehalten. |
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=== Herrensitz === |
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==== Das Verhältnis zur Organisation ==== |
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Der Name „Welver“ taucht erstmals in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs [[Philipp I. von Heinsberg]] auf, die mit Datum vom 12. April 1179 in Soest ausgestellt wurde. Der Inhalt der Urkunde bestätigt den Tausch zweier Bauernhöfe zwischen den Klöstern [[Kloster Oelinghausen|Oelinghausen]] und [[Damenstift Oedingen|Oedingen]], hat also mit unserem Ort eigentlich nichts zu tun. Unter den Zeugen jedoch erschienen hier nach den Geistlichen die Edelherren Konrad von Rüdenberg, Eberhard von Ardey und Wikbold von Welver. Da diese Edelherren sich nach dem Ort ihrer Herkunft bezeichneten, konnte Welver somit im Jahr 1979 auf ein urkundlich nachweisbares 800-jähriges Bestehen zurückblicken. |
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Der Streit um pädagogische Konzepte in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit war immer auch eine Auseinandersetzung um die Frage, welchen Zweck gewerkschaftliche Bildungsarbeit verfolgen soll oder muss. Dies lässt sich sehr gut an der Auseinandersetzung um den "Leitfadenansatz" (wie beispielsweise bei der IG Metall) im Gegensatz zum sogenannten "Erfahrungsansatz" (wie bei der damaligen [[DGB-Bundesjugendschule Oberursel]]) in den 1980er Jahren zeigen.<ref>Hierzu Bahl-Benker & Röske 1980</ref> Eine Diskussion, die nicht nur durch Mißverständnisse sehr erbittert geführt wurde. |
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* So legte der ''Leitfadenansatz'' allgemein "Lernziele, Lerninhalte, Lernschritte und -materialien in einem Leitfaden fest"<ref>(a.a.O.: S. 394)</ref>. Was dazu führt, dass der gewünschte Lehrgangsverlauf detailliert beschrieben werden konnte. Kombiniert mit einem deutlichen Planungsoptimismus bezüglich der Seminarverläufe wurde ein geschlossenes Curriculum entwickelt, das sich in Stufenkonzeptionen präsentierte. |
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* Der ''Erfahrungsansatz'' ging dagegen davon aus, dass "Bewußtseinsbildung unmittelbar die vielfältigen und widersprüchlichen Erfahrungen und Bedingungen der Teilnehmer(innen) aufgreifen muß". Er ging sehr unmittelbar auf Oskar Negts [[Titel#Soziologische_Phantasie_als_Vermittlungsprinzip|Soziologische Phantasie]] zurück und sollte neben dem rein kognitiven Lernen auch "all die Ängste, Abwehrstrategien, psychischen Barrieren und Blockierungen, die interessenbewußtes Handeln erschweren und verhindern" zum Thema machen können<ref>(a.a.O., S. 397)</ref>. |
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Die Tauglichkeit beider Ansätze wurde in der Realität gewerkschaftlicher Bildungsarbeit immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Vor allem aber war in beiden Fällen nicht geklärt, wie weit im Rahmen gewerkschaftspolitischer Seminare gedacht werden kann und darf. In den jeweiligen Lernbegriffen hinter den Konzepten stand das Verhältnis zu den Gewerkschaften als Organisation zur Debatte. Wohl ein wichtiger Grund dafür, warum diese Debatten zum Teil äußerst heftig geführt wurden.<ref group="Zitat">Dabei ging es "um das Verhältnis von Bildungsarbeit und Organisation - bestimmt durch den Widerspruch der Notwendigkeit von Zentralisierung und Vereinheitlichung als Voraussetzung gewerkschaftlicher Schlagkraft einerseits und andererseits der Unmöglichkeit, das Lernen und Denken zu begrenzen, das sich auf die eigenen Interessen als Lohnabhängiger und deren Durchsetzungsmöglichkeiten bezieht" (Bahl-Benker & Röske 1980, S. 400). </ref> <br /> |
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Die Edelherren von Welver wohnten auf der „Welvereburg“, wie sie in verschiedenen Urkunden genannt wird. Sie lag im Bereich des heutigen „Klosterhofs“ und „Klostergartens“ und wurde vermutlich schon damals von einem der hier heute noch vorhandenen Gräften und Teiche schützend umgeben. Wikbold war offenbar der letzte männliche Vertreter des Edelherrengeschlechts von Welver, wie aus einer Urkunde des [[Schloss Cappenberg|Klosters Cappenberg]] (undatiert, zwischen 1185 und 1203) zu schließen ist. Darin wurde Wikbold mit seiner Frau und seiner Tochter und weiteren Zeugen aufgeführt. Ein Sohn wäre sicherlich auch erwähnt worden. Wikbolds Tochter war vermutlich mit dem Soester Vogt Eberhard (1178–1210) verheiratet. So gelangte ihr Erbe mit der Welverburg und dem Patronat über die Kirche zu Welver an die Soester Vögte, deren letzter, Vogt Walther, 1240 den Grundstein zur Errichtung eines Zisterzienserinnen-Klosters legte, indem er und seine Gemahlin Sophia ihre Güter in Welver, Klotingen und Scheidingen an das Kloster Ramsdorf verkauften. |
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==== Zielgruppen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ==== |
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[[Datei:Pinnwand_mit_BetrVG2.jpg|thumb|right|Je nach Zielgruppe unterscheiden sich die Inhalte, die vermittelt werden sollen. Hier die in Gruppen erarbeiteten Ergebnisse, die für betriebliche Interessenvertretungen wichtig sind.]] |
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[[Datei:Visualisierung_betrieblicher_Umweltschutz.jpg|thumb|right|Die angewandten Methoden unterscheiden sich eher durch das Selbstverständnis der eingesetzten Referenten /-innen.]] |
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Spätestens Mittte der 1990er Jahre ist eine weitere heftige innergewerkschaftliche Diskussion um den Sinn und die Aufgaben gewerkschaftlicher Bildungsarbeit entbrannt. Diesmal um die Frage, welche Zielgruppen die Gewerkschaften typischerweise mit ihrer Bildungsarbeit adressieren. Dies ging, wie auch schon in den 1980er Jahren, einher mit der Debatte um neue Methoden (beispielsweise [[Zukunftswerkstatt|Zukunftswerkstätten]] oder [[Kommunikation|Kommunikationsworkshops]] und Kompetenzen der Lehrenden (hier vor allem [[soziale Kompetenz|"soziale Kompetenzen"]]) im Rahmen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. Seit dieser Zeit stehen sich bis heute mindestens zwei sehr disparate Postionen gegenüber: |
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# Gewerkschaftliche Bildungsarbeit dient primär oder ausschließlich der Gewinnung gewerkschaftlicher Funktionsträger /-innen. |
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# Gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist den Mitgliedern allgemein verpflichtet und stellt zusätzlich eine kommunalpolitische Vorfeldarbeit oder auch Überzeugungsarbeit für Bürger /-innen im Allgemeinen dar. |
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Hierbei handelt es sich um einen Streit von [[Überzeugung|Überzeugungen]] oder auch [[Ideologie|Ideologien]], denn beide Positionen sind empirisch nicht (ohne weiteres) nachzuweisen. |
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# Die erste Position deshalb nicht, weil die Teilnehmer /-innen auf gewerkschaftliche Bildungsveranstaltungen schon mit einem Vorverständnis bzw. einer gewerkschaftlich positiven Grundstimmung kommen. |
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# Die zweite Position deshalb nicht, weil eine positive Grundstimmung für gewerkschaftliche Ziele und Positionen durch deren Bildungsarbeit nicht zu erfassen ist.<br /> |
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Dieser Konflikt ist nie zu Ende geführt und ausgetragen worden. Er endete zunächst abrupt mit der [[Wiedervereinigung]]. Nun kam der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit primär die Aufgabe zu, das westliche Modell mehr oder weniger unkritisch auf Ostdeutschland zu übertragen. |
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=== Pfarrei === |
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=== Struktur der Bildungsarbeit der Gewerkschaften === |
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Wann und von wem die [[St. Albanus und Cyriakus (Welver)|Kirche in Welver]] erbaut wurde, ist aus den Urkunden nicht zu ersehen. Doch setzen die ältesten Klosterurkunden aus den Jahren 1240 bis 1245 diese – wie auch die Pfarrei Welver – als bestehend voraus. Der Bauweise nach und dem Brauch damaliger Zeit folgend ist anzunehmen, dass die Herren von Welver sie im 12. Jahrhundert zunächst als Eigenkirche errichteten. Einen Hinweis darauf gibt das Patronatsrecht über die Kirche, das die Soester Vögte als Nachfolger der Herren von Welver innehatten. Zur Zeit des Klosters wurde die Kirche dann nach Bedarf umgebaut und vergrößert. |
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In [[Deutschland]] wird die brachenübergreifende und politische gewerkschaftliche Bildungsarbeit vom [[DGB]] vor allem über die verschiedenen DGB Bildungswerke und seine regionalen Verbände ([[DGB Regionen]]) sowie die Kreis- und Stadtverbände organisiert. Branchenspezifisch und für die betrieblichen Interessenvertregungen wird gewerkschaftliche Bildungsarbeit vor allem von den Einzelgewerkschaften organisiert. Auch verschiedene gewerkschaftsnahe Institutionen wie [[Arbeit und Leben]], die Bildungswerke in der Gewerkschaft [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]] (wie auch ver.di GPB, [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di b+b]]) und einige [[Heimvolkshochschule|Heimvolkshochschulen]] führen gewerkschaftliche Bildungsarbeit durch. Und schließlich ist noch die [[DGB-Jugend]], was die Jugendorganisationen der Einzelgewerkschaften umfasst, als Träger gewerkschaftlicher Bildungsarbeit zu erwähnen. Diese führt ihre Bildungsmaßnahmen oft in Kooperation mit den regionalen und/oder landesweiten Jugendorganisationen durch. |
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Der alte Pfarrverband Welver umfasste von jeher die fünf Ortschaften Recklingsen, Klotingen, Flerke, Meyerich und Welver. Historiker nehmen an, dass dieses Gebiet ursprünglich zur Stammpfarrei Dinker gehörte. Sie verweisen dabei u. a. auf den Umstand, dass bei der „Ulrichsprozession“ in Soest, zu der alljährlich auch die Vertreter der Börde-Kirchspiele eingeladen wurden, die Abgesandten Dinkers an der Spitze der „Butenlüde“, der Landgemeinden, mitgingen. Hinter Dinker folgte das Nachbarkirchspiel Welver, das sich so als eine Filiale von Dinker zu erkennen gab. |
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Gewerkschaftliche Bildungsarbeit konzentrierte sich in [[Deutschland]], seit die Arbeiterbewegung teilweise in die Systeme der sozialen Sicherung integriert wurde, auf die Schulung der gewerkschaftlichen Funktionsträger /-innen ([[Funktionärsschulung]]). Dies auch über den engen Kreis der in den Gewerkschaften Aktiven hinaus auf die in den verschiedenen sozialen Sicherungssystemen Tätigen. Daneben gibt es zusätzlich ein Repertoire an Allgemeinbildung, welches oft nicht nur den Mitgliedern offen steht, zu einem großen Teil aber von öffentlicher Förderung im Bereich der Erwachsenenbildung abhängig ist. Bis in die 1990er Jahre hatten die Gewerkschaften auch arbeiterbildende "[[Akademie|Akademien]]", wie etwa die [[Akademie der Arbeit]] in Frankfurt, die [[Sozialakademie Dortmund|Sozialakademie]] in Dortmund und schließlich die [[Hochschule für Wirtschaft und Politik]] in Hamburg. "Sie hatten eine wichtige Funktion bei der Qualifizierung gewerkschaftlicher FunktionärInnen, insbesondere bei der Übernahme hauptamtlicher Funktionen innerhalb der Gewerkschaften". Durch strukturell erhebliche Veränderungen verloren jedoch sowohl die Sozialakademie, als auch die Hochschule für Wirtschaft und Politik ihre Funktion als Akademien der ArbeiterInnenbildung.<ref>Derichs-Kunstmann <sub>3</sub>2009, S. 508f</ref><br /> In einem weiten Sinn gehörten auch die Gewerkschaftlichen Monatshefte zur gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. Auf einem akademischen Niveau wurden hier bis 2004 sozialpolitische Probleme diskutiert und politische Strategien - vielfach mit einem externen Blick darauf - verhandelt. Diese Funktion hat heute das Internetorgan "[[Gegenblende]]" übernommen. |
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Weitere Hinweise auf das mögliche Alter der Kirche in Welver könnte ihr Doppel-[[Patrozinium]] geben. Die alte Kirche ist den Märtyrern „Albanus“ und „Cyriakus“ geweiht. Die Cyriakus-Verehrung verbreitete sich, nachdem Markgraf Gero im Jahre 950 Reliquien dieses Heiligen von Rom nach dem Kloster [[Frose]] bei [[Aschersleben]] übertragen hatte. Noch weiter zurück verweist der Hauptpatron der Kirche zu Welver, der Hl. Albanus. Er wurde zu der Zeit, als angelsächsische Missionare den christlichen Glauben nach Deutschland brachten, in England besonders verehrt. |
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Das Aufgabenspektrum gewerkschaftlicher Bildungsarbeit umfasst heute zwei Aspekte: |
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*die Erfüllung von Mitgliederinteressen nach Allgemeinbildung und spezifischen Bildungsangeboten in Bezug auf die Arbeits- und Lebenswelt |
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*die Bildung von Funktionsträger /-innen im Sinne der kompetenten Erfüllung von Organisationszielen. Sie soll dabei |
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**Multiplikatoren und Multiplikatorinnen gewerkschaftlicher Politik in ihren Aufgaben stärken, |
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**zur Integration von divergierenden Mitgliedermeinungen beitragen und schließlich |
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**eine Mobilisierung politischen "Bewusstseins" bewirken. |
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Die „große Prozession am Pfingstmontag“, die über Jahrhunderte hinweg in Welver gehalten wurde, war ursprünglich eine „Albanustracht“, an der Wallfahrer aus der nahen und weiteren Umgebung in großer Zahl teilnahmen, so aus Soest, Scheidingen, Werl, besonders aber Dinker, Hultrop, Lippborg und den Lippedörfern bis Hovestadt, Liesborn und Wadersloh. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrug die Zahl der „Waller“, wie Lehrer Honkamp berichtete, 2000 bis 3000. |
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Als Theorie-Praxis-Struktur lässt sie sich wie in folgendem Schaubild charakterisieren: |
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{| border=1 align=left background-color: silver |
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!bgcolor="#CECECE" colspan="5" align="center" | Theorie-Praxis-Struktur gewerkschaftlicher Bildungsarbeit |
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!bgcolor="#CECECE" width="180" | Politikfelder |
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!bgcolor="#CECECE" width="180" | Theorie-Praxis-Bezüge |
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!bgcolor="#CECECE" width="180" | Verhandlungsgegenstände |
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!bgcolor="#CECECE" width="180" | Vermittlungsmodi |
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Der seit uralter Zeit in Meyerich gelegene Pfarrhof gibt zu der Vermutung Anlass, dass schon vor der Errichtung einer Kirche in Welver eine solche hier gestanden haben könnte. |
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Der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg bestimmte mit einer Verfügung von 1326, dass die Welverer Pfarrer in „Mederike“ – Meyerich – wohnen sollten, wo sie von „uralter“ Zeit her ihre Wohnung gehabt hätten. |
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Bei Betrachtung der hier aufgezählten Fakten könnte die kirchliche Entwicklung im Welverer Raum wie folgt vor sich gegangen sein: |
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Errichtung einer Holzkirche in Meyerich, die dem Schutz des Hl. Albanus anvertraut wird (8. Jahrhundert -?- / Vernichtung durch Zerstörung o. Brand o. Verfall -?-) |
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Die Herren von Welver errichteten eine Eigenkirche in der Nähe ihres Hofes, übernahmen das altehrwürdige Albanus-Patrozinium und unterstellen sie, der „Mode“ folgend, zusätzlich dem Schutz des Hl. Cyriakus. (10., 11. Jahrhundert ?) |
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Aus der Eigenkirche wurde eine Pfarrkirche, die weiterhin unter der Schutzherrschaft (Patronat) der Herren von Welver stand. (12. und 13. Jahrhundert) |
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Die Pfarrkirche wurde zur Klosterkirche umfunktioniert und entsprechend erweitert (1245–1254), die Pfarrei dem Kloster incorporiert (1326). |
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=== Kloster Welver === |
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[[Datei:Kirche Welver barock.JPG|miniatur|Barocke Klosterkirche (Zustand 1905)]] |
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{{Hauptartikel|Kloster Welver}} |
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Eine tiefgreifende und entscheidende Wende in der religiösen, kulturellen und wirtschaftlich-sozialen Entwicklung Welvers und seiner Umgebung brachte die Gründung eines [[Zisterzienserinnen]]-Klosters um das Jahr 1240 mit sich. Mit einer Urkunde aus dem Jahre 1242 bestätigte der Kölner Erzbischof [[Konrad von Hochstaden]] die Klostergründung und stellte die neue Ordensniederlassung unter den besonderen Schutz der Kirche. |
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Die Leitung und Verwaltung des Klosters lag in Händen der Äbtissin, die von den Nonnen auf Lebenszeit gewählt wurde. Sie führte die Aufsicht über das innere, religiöse Leben im Kloster, besorgte die zeitlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und die Vertretung des Klosters nach außen. Ihr zur Seite standen die „Priorissa“, welche die Finanzen verwaltete, die „Kellnersche“, der Küche, Keller und Dienstpersonal anvertraut war, und die „Kemnersche“, die für das Inventar, die Haus- und Kirchenordnung sorgte. |
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Als erste Äbtissin in Welver wurde Helika, eine Schwester des Vogts Walther, genannt. Ihr folgten Acela und Aleydis, welche die Klostergebäude 1261–1267 erstmals in Stein errichten ließ. Bis heute sind aus Urkunden und Akten 29 Äbtissinnen namentlich bekannt geworden. Die baufreudigste unter ihnen war wohl Maria Elisabeth von Aldebruck, die um 1685 einen Teil der Klostergebäude neu bauen und 1697–1700 eine neue Klosterkirche, die heutige [[St. Bernhard (Welver)|Pfarrkirche „St. Bernhard“]], errichten ließ. Das schöne Klosterportal, später Eingang zum Pflegeheim „St. Georg“, erinnert mit Wappen, Inschrift und Jahreszahl (1687) an sie. Das Brauhaus des Klosters, in welchem später zunächst die katholische Schule untergebracht wurde, danach das Jungkolping-Heim eingerichtet war und welches heute das Heimathaus beherbergt, erbaute Catharina Gertrudis von [[Bischopinck]]. Wappen und Inschrift an diesem Gebäude sind heute stark verwittert: „CatarIna GertrVDIs a BbischopinCk, Abba regnante, FrIDerICo rege haeC teCta feCit“. Die Inschrift birgt in römischen Ziffern die Jahreszahl 1712. Auch eine kostbare Monstranz trägt den Namenszug der Äbtissin und die Jahreszahl 1722. |
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Seit Bestehen unterstand das Kloster der Oberaufsicht des Abtes von Altenkampen am Niederrhein. Ihm oblag die letzte Entscheidung in der Wahrung der geistlichen und weltlichen Interessen des Klosters. Seine Entscheidung musste bei Kauf und Verkauf, Stiftungen und Bauten, sowie Wahlen der Äbtissin und des Pfarrers eingeholt werden. |
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In den ersten zwei Jahrhunderten erwarb das Kloster durch Übereignung (Mitgift der Töchter der in der Umgebung wohnenden Adels, die im Kloster im Sinne der damaligen Zeit Aufnahme fanden), Stiftungen und Käufe großen Grundbesitz. Im Bördekataster von 1685 wurden insgesamt 51 Höfe aus der näheren Umgebung als Klostereigentum aufgeführt. |
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Etliche Urkunden, die teils im [[Staatsarchiv Münster]] und teils auch im Stadtarchiv Soest aufbewahrt werden, zeugen von dem fast sechs Jahrhunderte währenden Wirken der [[Zisterzienserinnen]] im Raum Welver. |
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=== Reformation in Welver === |
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Die große religiöse Reformbewegung des 16. Jahrhunderts nahm auch in der Börde ihren Lauf, nachdem die Stadt Soest sich 1531 zur Lehre Luthers bekannte. Durch Ankauf der benachbarten Freigrafschaften hatte Soest sich im 13./14. Jahrhundert die Börde untertan gemacht. So versuchte es nun auch in den Bördekirschspielen der neuen Lehre Tür und Tor zu öffnen. |
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In Welver blieben die Verhältnisse für lange Zeit recht verworren. Das Kloster blieb katholisch. Die Äbtissin Gertrud van Hoyte und ihre Nachfolgerin Margaretha [[Fürstenberg (westfälisches Adelsgeschlecht)|von Fürstenberg]] suchten gemeinsam mit dem Klosterkonvent die ihnen anvertraute Kirchengemeinde vor den „Einflüssen der neuen Lehre“ zu bewahren. Es kam zu langwierigen und ermüdenden Korrespondenzen und Auseinandersetzungen zwischen dem Soester Magistrat und den Äbtissinnen. Nach vielem Hin und Her, das gegenseitige Aussperrungen, ja Vertreibungen nicht ausschloss, blieb das Verhältnis in Welver zunächst so, dass der Pfarrer katholisch und der jeweilige Vicekurat evangelisch war. Natürlich fehlte es bei dieser Lösung nicht an Reibereien und weiterem Streit. Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] griffen mal kaiserliche Truppen zugunsten des Klosters, mal auch Soldaten des Soester Rates ein. |
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Am 19. Dezember 1649 wurden Kirche, Pfarrhof und Küsterei in Welver nebst Kirchen- und Pfarrvermögen durch die kurbrandenburgischen Kommissare Droste-Neuhoff zu Altena und Eberhard Zahn, kurfürstl. Richter in Unna, in Gegenwart des Soester Magistrats endgültig der evangelischen Gemeinde hierselbst überwiesen und Albert Scheväus als lutherischer Pfarrer in die Kirche zu Welver eingeführt. Die Kirche wurde, wie schon von 1565 bis 1623, simultan genutzt: Auf dem [[Nonnenchor]] wurde der katholische Gottesdienst des Klosters abgehalten, und im unteren Raum der Kirche fand der Gottesdienst der evangelischen Pfarrgemeinde statt. Von 1697 bis 1700 errichtete das Kloster eine neue barocke Kirche (die heutige katholische Pfarrkirche) unmittelbar neben der alten Kirche, die seitdem ausschließlich von der evangelischen Gemeinde genutzt wird. |
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=== Auflösung des Klosters === |
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Die Auswirkungen der „großen Politik“ im Gefolge der französischen Revolution machten sich auch in der Soester Börde bemerkbar. Im [[Frieden von Lunéville]] (1801) wurde die Abtretung aller linksrheinischen Besitzungen deutscher Fürsten an Frankreich beschlossen. Die Betroffenen sollten „rechtsrheinisch“ entschädigt werden. Die dazu notwendigen Länder sollten gemäß Reichsdeputationshauptschluss (1803) in Regensburg durch die Enteignung des geistlichen Besitzes bereitgestellt werden. Im Jahre 1804 erschien eine Regierungskommission im Kloster Welver, um auch hier das Inventar aufzunehmen, Archiv und Kasse zu versiegeln und die Beschlagnahme auszusprechen. Nur durch den ausbrechenden Krieg verschoben sich die weiteren Maßnahmen. |
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Mit den Konventsdamen und der Äbtissin Maria Theresia von Loen machte sich auch der junge Klosterorganist und Lehrer Bernhard Heinrich Honkamp große Sorgen um die Zukunft des Klosters. Er dachte an seine Schule, die er mit viel Liebe und Idealismus eingerichtet hatte, die aber ohne die hilfsbereite Unterstützung und Förderung durch die Äbtissin und den Konvent nicht länger bestehen konnte. |
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Auf Anregung Honkamps errichtete der Klosterkonvent an seiner neuen Kirche in aller Form eine katholische Pfarrgemeinde, welche von der Kammer zu Hamm unter Zustimmung des damaligen Gouverneurs am 3. September 1807 genehmigt wurde. Zu dieser Pfarrgemeinde gehören seither die katholischen Einwohner von Welver, Meyerich, Flerke, Klotingen, Recklingsen, Einecke, Eineckerholsen, Ehningsen, Berwicke, Nateln, Dinker, Vellinghausen, Eilmsen und Dorfwelver. |
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Am 18. November 1809 wurde ausschließlich das Kloster Welver nach fast 570-jährigem Bestehen aufgehoben. Geblieben aber sind der Welverer Wald, größtes zusammenhängendes Waldgebiet der Börde, die alten Teich- und Gräftenanlagen, die Gebäude mit in Stein eingegrabenen Inschriften und dem Wappen der Äbtissin v. Aldebruch, die meisten der im Dorf noch bestehenden Fachwerkhäuser, in welchen die Bediensteten des Klosters wohnten, und die um 1700 erbaute Barockkirche. |
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=== Honkamp === |
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Das Honkamp-Denkmal erinnert an den wegen seiner Güte und Menschfreundlichkeit allseits geachteten und beliebten Lehrer, der als Klosterorganist von Anröchte nach Welver kam und hier über 60 Jahre als Erzieher und Musikfreund segensreich wirkte. Insbesondere widmete er sich auch der Armenpflege, besuchte Kranke und Notleidende in Welver und Umgebung. Er zeichnete u.a. Krankenbefunde auf, die er den Ärzten in der Stadt zur weiteren Veranlassung zukommen ließ. Mit Hilfe seiner großen naturheilkundlichen Erfahrung konnte er selbst vielen Kranken Linderung und Besserung verschaffen. Wegen seiner Verdienste um die Allgemeinheit wurde ihm vom preußischen König das Allgemeine Ehrenzeichen und später der Rothe Adlerorden 4. Klasse verliehen. |
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Im Jahre 1882 errichteten Honkamps Schüler und Freunde ihm auf Anregung Ehrenamtmanns Wilhelm Smiths ein Denkmal auf dem alten Schulhof. Heute hat es in veränderter Form seinen Platz vor der Grundschule in Welver gefunden. |
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=== Schulen === |
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Schon vor Honkamp bestand am Ort eine Schule, die von dem evangelischen Küster und Lehrer Heinrich Kötter seit etwa 40 Jahren geleitet wurde. Eine weitere wurde im Jahre 1861 für Meyerich und Flerke in Meyerich errichtet. 1892 folgte schließlich die Schule in Klotingen. Im Bereich des alten Pfarrverbandes Welver waren somit gegen Ende des 19. Jahrhunderts insgesamt vier Schulen vorhanden. |
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=== Amtsverfassung === |
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Am 15. August 1809 wurde durch die Großherzoglich-Bergische Regierung die Einführung einer Amtsverfassung verfügt. Damit wurden die Börde-Dörfer aus der [[Botmäßigkeit]] der Stadt Soest entlassen. Welver gehörte nun der Mairie Schwefe an, die Ehrenamtmann Arnold Smiths verwaltete. Smiths war erster bürgerlicher Besitzer auf „Haus Meyerich“, das schon sehr früh in mittelalterlichen Urkunden als „castrum“ (befestigter Burgsitz) erwähnt wurde. Als Erstbesitzer wurden die Herren von Mederyke genannt. In der weiteren Geschlechterfolge standen die Familien v. Hertfelde, gen. Glassem, Lappe, [[Plettenberg (Adelsgeschlecht)|Plettenberg]], Dinklage und [[Plettenberg (Adelsgeschlecht)|Plettenberg-Schwarzenberg]]. Um 1450 wurde hier auf „Haus Meyerich“ der „berühmteste Sohn der Börde“, der spätere Deutschordensmeister von Livland, [[Wolter von Plettenberg]], geboren. 1502 besiegte er in der [[Schlacht am Smolinasee|Schlacht von Pleskau]] Zar Iwan III. Hierdurch rettete er für mehr als ein Menschenalter noch einmal die Selbstständigkeit des Ordens und konnte dem Land für viele Jahrzehnte den Frieden bewahren. Ein Abguss seines Standbildes am Ordensschloss zu Riga befindet sich im Burghofmuseum in Soest. Eine Büste dieses bedeutenden Ordensmeisters ließ Ludwig I. von Bayern in der [[Walhalla (Denkmal)|Walhalla]] bei Regensburg aufstellen. |
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Mit der Geschichte des Amtes Schwefe ist der Name „Smiths“, der neuen Besitzer von „Haus Meyerich“, eng verbunden. Drei Mitglieder der Familie bestimmten nacheinander die kommunalen Geschicke des Amtes als „Ehrenamtmänner“ maßgebend mit. Der schon erwähnte Ehrenamtmann Arnold Smiths bekleidete dieses Amt von 1809 bis zu seinem Tode im Jahre 1837. Das war eine bedeutungsvolle Zeit, die mit der napoleonischen Besetzung, den Freiheitskriegen, der [[Säkularisation]], den Stein'schen Reformen und der Entlassung der Bauern aus der Hörigkeit viele neue Anfänge setzte und große Aufgaben stellte. |
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Von 1844 bis 1854 war Albert Smiths, Sohn des Arnold Smiths, Ehrenamtmann und danach bis zu seinem Tode 1861 als erster Beigeordneter im Amtsbereich tätig. |
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Am 3. Oktober 1873 schließlich wurde in der Schule zu Eineckerholsen der Ökonom Wilhelm Smiths, Enkel des Arnold und Sohn des Albert Smiths, zum Ehrenamtmann des Amtes Schwefe gewählt und durch den Landrat in sein Amt eingeführt. Seine Dienstunkosten wurden auf 400 Thaler jährlich festgesetzt. Nach seinem Wahlspruch „Tue recht und scheue niemand“ verwaltete er sein Amt 49 Jahre lang. Obwohl teilweise gelähmt, setzte er sich rastlos für die ihm übertragene Aufgabe ein. Er war Hauptmann a.D. und von 1887 bis 1890 auch Reichstagsabgeordneter. Im Familienbesitz der Smiths befinden sich noch heute ein Schreiben Friederich des Großen mit seiner persönlichen Unterschrift, mit welchem er den Verkauf des adeligen Guts „Haus Meyerich“ an „Bürgerliche“ gestattete, und ein Schreiben des greisen Kaisers Wilhelm I., das er am Tage vor seinem Tode mit sehr zittriger Hand unterzeichnete und das von Bismarck gegengezeichnet wurde. |
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=== Verkehr === |
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Am 1. Oktober 1850 erhielt die Region mit der Eröffnung der [[Bahnstrecke Hamm–Warburg]] der [[Königlich-Westfälische Eisenbahn-Gesellschaft|Königlich-Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft]] auch ihren Eisenbahn-Anschluss. Die Bahnstation zwischen Hamm und Soest erhielt den Namen „Welver“, obgleich die gesamten Anlagen in Meyericher Gemarkung liegen. Als Grund dafür wird vermutet, dass man entweder eine Verwechslung des Namens „Meyerich“ mit „Meiderich“ (Duisburg) vermeiden oder der überörtlichen Bedeutung des Namens „Welver“ (durch Kirchspiel und ehemal. Kloster) Rechnung tragen wollte. 1880 wurde ein Bahnhof in [[Borgeln]] eröffnet. |
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1876 wurde die [[Bahnstrecke Welver–Sterkrade]] in Betrieb genommen. Damit wurde der Bahnhof zu einem Knotenpunkt und gewann auch für die umliegenden Gemeinden Bedeutung. Das Gebiet um den Bahnhof wurde neuer Siedlungsschwerpunkt, der die zwei Kilometer auseinanderliegenden Dörfer Welver und Meyerich im Laufe der folgenden Jahrzehnte enger aneinanderband. |
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Heute ist dieses Gebiet verkehrsmäßiges und wirtschaftliches Zentrum, der sogenannte „Zentralort“, während die genannten Dörfer in Randlagen liegen. Kurz danach wurde in dem neuen Ortsteil „am Bahnhof“ auch eine Poststelle eröffnet. Apotheke, Molkerei, Spar- und Darlehenskasse, Lebensmittelgeschäfte, Getreide- und Futtermilchhandel und Handwerksbetriebe siedelten sich in Bahnhofsnähe an. Auch die Gastwirtschaften profitierten. Reisende aus dem bahnfernen Umland kamen nach Welver, stellten ihre Gespanne in den Stallungen der Gasthöfe unter und stärkten sich vor der Weiterreise. Geschäftsreisende logierten hier bei ihren Verkaufsfahrten in die umliegenden Dörfer. Im Sommer kamen die Aufkäufer aus den Großstädten, die hier Obst kauften und es mit der Bahn in großen Körben an die Auftraggeber in den Industriezentren versandten. Im Haus Nr. 90 (heute Parkplatz / 1974 abgerissen) nahm der erste in Welver praktizierende Arzt, Sanitätsrat Dr.med. Otto Köster, seine Wohn- und Praxisräume. Sogar eine Kegelbahn war hier in diesem Neusiedlungsbereich schon vorzufinden (Gastwirtschaft Wilhelm Huffelmann im Haus Nr. 90a – später Friseur Bergmann). Die erste Bahnhofswirtschaft richtete Christian Wiemer um 1880 ein. Später eröffnete er dann die regional bekannte Buchenwald-Gastwirtschaft. |
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=== Beliebtes Ausflugsziel === |
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Um 1900 wurde das Gebiet um Welver mit seinen alten Waldungen – der Eichenmischwald reichte noch bis zur heutigen Erlenstraße – und mit den weiten Flur- und Auebereichen zu einem beliebten Naherholungs- und Ausflugsziel der Menschen des östlichen Ruhrgebiets. Viele Sonntagsausflügler, die mit der Eisenbahn aus den Richtungen Unna / Dortmund, Hamm und Soest herbeikamen, suchten in den Sommermonaten Erholung und Abwechslung in der heimischen Landschaft. In fidel geschmückten Kremserwagen fuhr man in geselliger Runde zu den Kaffeetafeln in den Gartenwirtschaften. Als man um 1900 bei Bohrungen nach Steinkohle im Raume Nateln auf eine 20 °C warme, 8%-ige Solequelle stieß, die pro Minute etwa 400 Liter Sole lieferte, stellte sich die Frage, ob man nicht auch ein Solbad errichten sollte. Die Pläne zerschlugen sich endgültig 1906, da andere und ältere Rechte zu berücksichtigen waren. |
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=== Vorläufer der heutigen Gemeinde === |
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Die politische Gemeinde des Kirchdorfs nannte sich nun „Kirchwelver“, um sich deutlicher von „Bahnhof Welver“, dessen Gesamtbereich zu Meyerich gehörte, zu unterscheiden. Der Siedlungsbau nahm zu. Die Grenzen verwischten mehr und mehr, vor allem für die Neubürger. Nach jahrelangen Beratungen in den verantwortlichen Gemeindegremien gelang es schließlich, zu einer Einigung über die Zusammenlegung der Gemeinden Meyerich und Kirchwelver zu kommen. Das übergemeindliche öffentliche Interesse, kommunale und wirtschaftliche Erwägungen und die Entwirrung der Grenzverhältnisse forderten dazu heraus. Mit diesem Beschluss wurde nachvollzogen, was durch die Entwicklung längst vorweggenommen war. Die Allgemeinheit begrüßte die Zusammenlegung zu der neuen Gemeinde mit dem Namen „Welver“ einhellig. Die Fusion erfolgte mit Wirkung vom 1. April 1957.<ref>{{Literatur | Autor = Stephanie Reekers | Titel = Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967 | Jahr = 1977 | Verlag = Aschendorff | Ort = Münster (Westfalen) | ISBN = 3-402-05875-8 }}</ref> |
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=== Bildung der heutigen Gemeinde === |
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Am 1. Juli 1969 wurden die bisherigen Gemeinden Balksen, Berwicke, Blumroth, Borgeln, Dinker, Dorfwelver, Ehningsen, Eilmsen, Einecke, Eineckerholsen, Flerke, Illingen, Klotingen, Merklingsen, Nateln, Recklingsen, Scheidingen, Schwefe, Stocklarn und Vellinghausen mit Welver zur neuen Großgemeinde Welver zusammengeschlossen.<ref>{{Literatur | Autor = Martin Bünermann | Titel = Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen | Jahr = 1970 | Verlag = Deutscher Gemeindeverlag | Ort = Köln | ohne ISBN }}</ref> |
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=== Einwohnerentwicklung === |
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{| class="wikitable" |
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! style="background:#efefef;" | Jahr |
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! style="background:#efefef;" | Einwohner |
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| 2000 || align="right" | 12.787 |
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|bgcolor="#CECECE"| gewerkschaftliche politische Zielsetzungen||bgcolor="#FFEBAD"|Organisationsspitze -----> Abteilung Bildung ||bgcolor="#FFEBAD"|Gewerkschaftspolitik - Gestaltung Bildungsarbeit||bgcolor="#FFEBAD"|bildungspolitische Theorie/Curricula/Bildungsverwaltung |
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|- |
|- |
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| 2004 || align="right" | 12.957 |
|||
|bgcolor="#CECECE"|innergewerkschaftliche Bildungspolitik||bgcolor="#FFEBAD"|Abteilung Bildung -----> Schulen / Referenten ||bgcolor="#FFEBAD"|Konzepte - Seminare||bgcolor="#FFEBAD"|Pädagog. / didaktisch-meth. / org.-polit. Ziele |
|||
|- |
|- |
||
| 2005 || align="right" | 12.884 |
|||
|bgcolor="#CECECE"|Mitgliederpolitik / Politik der Mitglieder||bgcolor="#FFEBAD"|Schulen / Referenten -----> Teilnehmer / Teilnehmerinnen||bgcolor="#FFEBAD"|Bildungsmaterial - Seminare||bgcolor="#FFEBAD"|Methoden |
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|- |
|- |
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| 2006 || align="right" | 12.778 |
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|bgcolor="#CECECE" colspan="4" align="center" | <small>(Annette Rehbock: Soziologisches Wissen und gewerkschaftliche Organisation, Münster 1989, S.30</small>) |
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|} |
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<br style="clear:both;" /> |
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== Politik == |
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== Träger der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit == |
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=== Gemeinderat === |
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Ab Oktober/November 2009 hat der Gemeinderat 28 Sitze. Diese verteilen sich wie folgt: |
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=== DGB-Bildungswerk BUND === |
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*[[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] 11 Sitze |
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Nach eigenen Angaben verfügt das [[DGB-Bildungswerk|DGB Bildungswerk BUND]] über 200 Mitarbeiter, mehr als 250 Fachreferenten, Trainer, Teamer und Tutoren. Es werden jährlich fast 70.000 Teilnehmertage in über 600 Wochenveranstaltungen, Seminaren, Lehrgängen und Tagungen realisiert. |
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*[[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] 8 Sitze |
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*[[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]] 2 Sitze |
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*[[Freie Demokratische Partei|FDP]] 3 Sitze |
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*[[Freie Wähler|BG]] 4 Sitze |
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==== Ergebnisse der Kommunalwahlen ab 1975 ==== |
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Das gemeinnützige Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat seinen Sitz in [[Düsseldorf]] und hat bis 2011 drei Bildungszentren an den Standorten [[Hamburg]], [[Düsseldorf]] und [[Hattingen]] betrieben. Die [http://www.dgb-tagungszentren.de/hattingen Bildungsstätte Hattingen] sowie das [http://www.dgb-tagungszentren.de/jugendbildungszentrum Jugendbildungszentrum Hattingen] stehen weiter als Tagungszentren zur Verfügung. Hinzu gekommen sind das DGB [http://www.dgb-tagungszentren.de/node/86 Bildungszentrum Besenbinderhof] in [[Hamburg]] und das [http://www.dgb-tagungszentren.de/duesseldorf Bildungszentrum Düsseldorf] in [[Düsseldorf]], direkt am Sitz des DGB Bildungswerks BUND. |
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Es ist aktiv in |
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*Politischer Bildung |
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*Gewerkschaftlicher Jugendbildung |
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*Betriebsratsqualifizierung |
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*Entwicklungszusammenarbeit |
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*[[Migration (Soziologie)|Migrations]]- und [[Integration (Soziologie)|Integrationspolitik]] |
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In der Liste<ref>Verzeichnisse der Kommunalwahlergebnisse des Landes Nordrhein-Westfalen (LDS NRW) von 1975 bis 2009</ref><ref>[http://www.it.nrw.de/wahlprofil/index.html Wahlprofil des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NW]</ref><ref>[https://webshop.it.nrw.de/webshop/gratis/B869%20199951.pdf Wahlergebnisse 1999]</ref><ref>[https://webshop.it.nrw.de/webshop/gratis/B869%20200451.pdf Wahlergebnisse 2004]</ref><ref>[https://webshop.it.nrw.de/webshop/gratis/B869%20200951.pdf Wahlergebnisse 2009]</ref> werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die bei der jeweiligen Wahl mindestens 1,95 % der Stimmen erhielten. |
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=== DGB-Bildungswerke auf Landesebene === |
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Neben dem DGB Bildungswerk BUND in Düsseldorf gibt es auch auf Landesebene DGB Bildungswerke wie beispielsweise das DGB [[DGB-Bildungswerk_NRW|DGB-Bildungswerk NRW]] und das [[Benutzer:Mummelgrummel/DGB_Bildungswerk_Bayern|DGB Bildungswerk Bayern]]. Sie wurden in der Regel in den 1970er Jahren im Zuge der Institutionalisierung und Professionalisierung der Erwachsenenbildung gegründet. Sie folgten auch den vermehrten Bildungs- und Freistellungsansprüchen durch das novellierte [[Betriebsverfassungsgesetz]] sowie die ersten [[Bildungsurlaub|Bildungsurlaubsgesetze]] der Bundesländer. |
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{| width="96%" class="wikitable" |
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=== Die Einzelgewerkschaften als Träger === |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | Jahr |
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[[Datei:Wmde_praesidiumsklausur_wannsee_23.06.2012_13-11-34.jpg|thumb|left|Blick auf das Ver.di Bildungs- und Begegnungszentrum "Clara Sahlberg" in Berlin-Wannsee.]] |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | CDU |
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<br /> |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | SPD |
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Die Einzelgewerkschaften tragen einen erheblichen Teil der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, insbesondere in Form der Funktionärsbildung. Sie haben dazu oft für ihren Organisationsbereich eigene Bildungsstätten bzw. [[Bildungshaus_(Erwachsenen-_und_Weiterbildung)|Bildungshäuser]], die unter einem enormen finanziellen Aufwand betreiben. Beispielhaft und nicht abschließend seien hier genannt: |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | BG |
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* Bildungshäuser der [[IG Metall]] in Sprockhövel, Schliersee oder auch Inzell |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | FDP |
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* Bildunghäuser von [[Vereinte_Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]] in Gladenbach, Brannenburg oder auch in Mosbach bzw. Walsrode |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | Grüne<sup>1</sup> |
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* Die Bildungszentren der [[IG BCE]] in Bad Münder, Haltern am See und Grünheide (Mark) |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | UDW |
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* Bildungszentrum der [[IG_Bauen-Agrar-Umwelt|IG BAU]] in Steinbach im Taunus |
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! width="12%" bgcolor="#e4e0e4" | BIW |
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* Bildungszentrum der [[NGG]] in Oberjosbach / Region Köln |
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|- align="center" |
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<br /> |
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| 1975 |
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<br /> |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|CDU|hell|DE}}" | 51,3 |
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| 32,2 |
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| |
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| 16,5 |
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| |
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| |
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| |
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|- align="center" |
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| 1979 |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|CDU|hell|DE}}" | 45,0 |
|||
| 35,4 |
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| |
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| 9,7 |
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| |
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| |
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| 9,9 |
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|- align="center" |
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| 1984 |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|CDU|hell|DE}}" | 45,9 |
|||
| 44,7 |
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| |
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| 9,4 |
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| |
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| |
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| |
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|- align="center" |
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| 1989 |
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| 35,7 |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|SPD|hell|DE}}" | 53,6 |
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| |
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| 10,7 |
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| |
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| |
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|- align="center" |
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| 1994 |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|CDU|hell|DE}}" | 42,6 |
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| 33,2 |
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| 9,4 |
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| 14,8 |
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|- align="center" |
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| 1999 |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|CDU|hell|DE}}" | 45,6 |
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| 33,1 |
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| 12,6 |
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| 8,8 |
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|- align="center" |
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| 2004 |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|CDU|hell|DE}}" | 41,1 |
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| 30,2 |
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| 18,4 |
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| 9,1 |
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| |
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| |
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|- align="center" |
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| 2009 |
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| style="background:#{{Wahldiagramm/Partei|CDU|hell|DE}}" | 40,3 |
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| 28,2 |
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| 12,5 |
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| 11,3 |
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| 7,7 |
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|} |
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;Fußnote |
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== Theoretische Ansätze und Vermittlungsprinzipien == |
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[[Datei:Arbeitsgruppenbericht_von_vorne.jpg|thumb|right|Pinnwandbericht mit Metaplankarten als Ergebnis einer Arbeitsgruppe. Ein solches Vorgehen ging bereits auf die neue Form von "Teamarbeit" in der gewerkschaftlichen Bildung zurück.]] |
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[[Datei:Arbeitsgruppe_Kamera.jpg|thumb|right|Im Bereich der offenen Bildungsarbeit, beispielsweise einem Argumentationstraining für Mitglieder, ist die Methodenvielfalt größer als im Bereich der Vermittlung rechtlicher Grundlagen...]] |
|||
[[Datei:Gruppe_Clustern_viele.jpg|thumb|right|... aber auch abhängig von den grundsätzlich erwünschten Vermittlungsprinzipien. Vor allem wie stark die Erfahrungen der Teilnehmenden einfließen sollen und dürfen - wie hier beim gemeinsamen Clustern von persönlichen Erfahrungen.]] |
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Gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist "als Erweiterung der Handlungsfähigkeit" und Voraussetzung für "die Reflexion von Handlungen", sowohl von gewerkschaftlichen Funktionsträger /-innen, als auch der Gewerkschaftsmitglieder. <ref>Ludwig 2003, S. 91</ref> Sie wurde und wird in den unterschiedlichen Gewerkschaften und auch innerhalb des DGB jedoch trotz dieser Gemeinsamkeit sehr verschieden verstanden und gehandhabt. Das spiegelt sich bereits im Sprachgebrauch der Bezeichnung der in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit eingesetzten Fachkräfte und Pädagogen (als Referenten /-innen, Teamer /-innen bzw. Dozenten /-innen). Noch viel mehr aber in den jeweiligen Konzeptionen gewerkschaftlicher Bildungsarbeit, beispielsweise als "leitfadengestützte Didaktikkonzepte" oder dem lebensweltlichen Ansatz der Teilnehmenden. Die Unterschiedlichkeit kommt auch im Anspruch des Einsatzes von haupt- und ehrenamtlichen Referenten /-innen zum Tragen. Die unterschiedlichen Ansätze weisen den Lehrenden in den gewerkschaftlichen Bildungsveranstaltungen unterschiedliche Rollen zu gegenüber den Lerninteressen der Teilnehmenden zu.<br /> |
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Für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit existieren deshalb mehrere theoretische Ansätze und didaktische Vermittlungskonzepte. Joachim Ludwig listet hierzu fünf verschiedene Ansätze auf.<ref>a.a.O.</ref>: |
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* [[Oskar Negt|Oskar Negts]] "Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen" |
|||
* Vernunft als Vermittlungsprinzip |
|||
* Beratung als Vermittlungsprinzip |
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* Erhard Meuelers "Dialog als Vermittlungsprinzip" |
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* Das Konzept der Fallarbeit zum "Verstehen als Vermittlungsprinzip" |
|||
<sup>1</sup> Grüne: B’90/Grüne |
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=== Soziologische Phantasie als Vermittlungsprinzip === |
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Oskar Negts Ansatz geht davon aus, dass eine Form der Arbeiterbildung als gewerkschaftliche Arbeit zu entwickeln sei, in der die Arbeiter und Arbeiterinnen [[Person|Subjekte]] der Lernarbeit seien. Aus inhaltlichen Problemen, klassenspezifischen Sprachsturkturen, Vorstellungen und Gesellschaftsbildern, den historischen Zielen der [[Arbeiterbewegung]] und der [[Objektive Möglichkeit|objektiven Möglichkeiten]] in der bestehenden Gesellschaft sollten Prinzipien einer [[Erziehung|Bildungsmethode]] entwickelt werden, die zunächst nur für Arbeiter und Arbeiterinnen gelte. |
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=== Bürgermeister === |
|||
Als erster Schritt sollte sich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit eine soziologisch und politisch vermittelte Elementarbildung durchsetzen, dies jedoch nicht als [[Proletariat|proletarische]] Imitation einer bürgerlichen [[Halbbildung]]. Eine Unterbewertung der Bildung in den Gewerkschaften habe dazu geführt, das durch das Anwachsen der Schicht der [[Angestellter|Angestellten]] das durch das [[Schulsystem]] immer aufs neue reproduzierte kleinbürgerliche und [[Mittelstand|mittelständische]] [[Ideologie|Ideologien]], in denen sich ''autoritäres Bewusstseinspotential entfalte'', ohne wirksame Gegenkräfte in die gewerkschaftliche Bildungsarbeit eindringen könne. Er sieht dabei die Entwicklung der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit auch insofern kritisch, als für ihn die Gefahr bestehe, dass die Gewerkschaften als ''Ordnungsmacht gegenüber die Arbeiter'' auftreten. |
|||
* seit 2009 Ingo Teimann ([[CDU]]) |
|||
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit müsse daher ihrem Inhalt und ihrer Methode nach eine ''autonome Position'' gegenüber den bürgerlichen Bildungseinrichtungen beziehen. Es müsse daher ein Ansatz entwickelt werden, welcher unmittelbar an den [[Erfahrung|Erfahrungen]] der Arbeiter ansetze und bei der ''exemplarischen Behandlung'' der soziale Konflikte im Betrieb und Alltag auf die ''klassenspezifisch präformierten Gefühls-, Denk- und Sprachstrukturen'' einzugehen habe. Diese seien mit den geschichtlichen Ereignissen zu verknüpfen. Es gehe hier also nicht um reine [[Wissen|Wissensvermittlung]], sondern um die Anwendung soziologischer [[Phantasie|Phantasiefähigkeit]] von Arbeitern und Arbeiterinnen innerhalb ihrer ausserwissenschaftlichen Sprach- und Denkformen, mit denen sie zu einer Verarbeitung von Praxis gelangen.<br /> |
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* 2004 bis 2009 Wolfgang Hörster |
|||
Didaktisch wird bei diesen Konzepten versucht, die Alltagserfahrung mit dem gesellschaftlich Allgemeinen in Beziehung zu setzen und von Seiten der Lehrenden Deutungszusammenhänge, beispielsweise des Grundwiderspruchs von Kapital und Arbeit, anzubieten. Diese Rekonstruktionen, bei denen der Lehrende in gewisser Weise Deutungshoheit hat, können in der Praxis jedoch zu vielfältigen Lernwiderständen führen.<ref group="Zitat">"Der einzelne Lernende sieht sich mit Interpretationen seiner alltäglichen Erfahrung vom Außenstandpunkt des Lehrenden konfrontiert, die für sich beanspruchen, in dieser Erfahrung einen allgemeinen gesellschaftlichen Zusammenhang erkannt zu haben. Dies führt in der Bildungspraxis zu unterschiedlichem Widerstandsformen" (Ludwig 2003, S. 85).</ref>. |
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* 1999 bis 2004 Hans-Peter Luck |
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* 1992 bis 1999 Wolfgang Daube |
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* 1984 bis 1992 Klaus Theo Rohe |
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* 1975 bis 1984 Erich Schlotmann |
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* 1971 bis 1975 Georg Knierim |
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* 1969 bis 1971 Otto Weiman |
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=== Wappen === |
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=== Vernunft oder Beratung als Vermittlungsprinzip === |
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[[Blasonierung]]: „Von Rot und Gold gespalten; rechts ein aufgerichteter goldener Rüde, links zwei gekreuzte schwarze Schwerter, zwischen deren Griffen ein schwarzer Adler steht.“ |
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Zwei der fünf Kriterien von Joachim Ludwig werden hier zusammengefasst. |
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# Vernunft als Vermittlungsprinzip folgt der Leitidee, dass über die Logik lebensweltlicher Situationen eine Vermittlung von subjektiven Erfahrungen und allgemeinen Prinzipien erfolgen kann. Dabei kann über die Wissenschaft - oder auch entsprechende Experten - ein typisches Wissen generiert und bei einem vernünftigen Abgleich Handlungsfähigkeit hergestellt werden.<ref group="Zitat">"Politische Handlungsfähigkeit der Teilnehmer wäre gegeben, wenn sie die Besonderheit der betrieblichen Situationen in ihrer allgemeinen Bestimmtheit erfassen können" (a.a.O.)</ref> Zentral für diese Konzeption ist, dass das Allgemeine im individuell besonderen enthalten sein muss. Neben einer Planungssicherheit, die über die vernünftigen Prinzipien gegeben ist, gibt es hier ein zentrales Konfliktfeld: "Sinnhorizonte von Teilnehmern/innen, die aus diesem Vernunftrahmen herausfallen, erscheinen den Lehrenden oftmals als Problem. Weil nicht vorbedacht, gelten sie als nicht allgemein, d.h. unvernünftig und somit unpolitisch"<ref>Ludwig 2003, S. 86</ref>. |
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#Mit dem Vorschlag von 2002 schlägt die IG Metall im Vorfeld von Bildungsprozessen eine Beratung vor, um eine "Bildung nach Maß" zu erreichen.<ref>Siehe hierzu IG Metall 2002 S. 40f</ref><ref group="Zitat">Hiermit ist gemeint: "Bildungsarbeit als begleitender und qualifizierender Prozess, als konkrete Unterstützung für die Arbeit und die Politik vor Ort und in den Betrieben, als Qualifizierungsbeitrag zur weiteren Entfaltung von Handlungs- und Gestaltungskompetenz" (Budde 2002).</ref> Anhand dieses Prozesses soll die gemeinsame Bildung geplant und durchgeführt werden. Dabei wird von der bisherigen Konzeption leitfadengestützter Seminare zugunsten modularer Systeme abgegangen. Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit wird als Konzept zur Qualifizierung entworfen und die Lernenden "als selbstbestimmte, selbst organisierte, reflexive und souveräne Bürger/innen entworfen, die ihren Ausbildungsgang selbst verantwortlich gestalten"<ref>Ludwig 2003, S. 87</ref>. Zentrale Begriffe dieser Teilnehmer /-innen Orientierung sind dabei Handlungsfähigkeit und Kompetenzen, die in Bezug auf die Rolle in der Organisation zu entwickeln sind, aber auch darüber hinaus wichtig sind.<ref group="Zitat">"Doch wir sind uns bewusst, dass Mitglieder und Funktionäre, die selbstbewusst, fachkompetent, zielführend und solidarisch gewerkschaftliche Interessen verfolgen können, über Kompetenzen verfügen, die ihnen auch beruflich und privat hilfreich sein können" (IG Metall 2002, S. 28). </ref>. Die politische Auseinandersetzung dreht sich nun darum, wie der gesellschaftliche Bezug zu den individuellen Erfahrungen hergestellt werden kann.<ref>Auf einer Metaebene kann man dann davon sprechen, dass "ohne gesellschaftlichen Bezug das Vermittlungsproblem zwischen Subjekt und gesellschaftlichen Verhältnissen ausgeklammert wird" (Ludwig 2003, S. 87)</ref> |
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=== |
=== Logo === |
||
[[Datei:Welver-logo.png|Welver-logo]] |
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Bei einer Verständigung durch Dialog, wie es beispielsweise Erhard Meueler konzipiert, verstehen sich die Lehrenden in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit als Experten /-innen, die Lerngelegenheiten für die Teilnehmenden organisieren. Im Rahmen eines Lehr-/Lernvertrages soll an Stelle von Belehrungen ein Erfahrungsaustausch über "objektive Lernerfordernisse" treten. Dabei wird den Teilnehmenden mit ihrem Wissen des Alltags durch den Lehrenden wissenschaftliches Wissen zur Interpretation angeboten. Vor allem auf gesellschaftliche Behinderungen des Einzelnen soll ein Augenmerk gerichtet werden, um in einem "nach vorne offener Prozess kritischer Selbstthematisierung"<ref>a.a.O.: S. 88</ref> handlungsfähig zu werden. Im Zentrum steht, dass die Teilnehmenden sich von sich aus und selbständig mit den Lerninhalten auseinandersetzen. Unklar bleibt dabei, was objektive Lernerfordernisse sind und welche Geltung ihnen zukommt.<ref group="Zitat">"In der Bildungspraxis ist die Machtbalance bei der Abfassung des Lehr-Lern-Vertrags durch die konstatierte Sachkompetenz des Lehrenden asymmetrisch. Die Teilnehmer können sich mit ihren Fragen und noch wenigen Antworten nur bedingt auf den Lehr-Lern-Vertrag einlassen" (Ludwig 2003, S. 88). </ref> |
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== Kultur und Sehenswürdigkeiten == |
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=== Verstehen als Vermittlungsprinzip === |
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=== Heimathaus Welver === |
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Das Bildungskonzept der "Fallarbeit" versucht, die Innenperspektive der Teilnehmer /-innen gewerkschaftlicher Bildungsveranstaltungen zu verstehen und "zum Ausgangspunkt des Vermittlungsprozesses zu machen".<ref>a.a.O., S. 89</ref> Selbst erlebte schwierige Handlungssituationen und ihre damit einhergehenden Irritationen werden aufgegriffen und thematisiert. Die [[Bedeutung]] der Handlungen und ihrer Schwierigkeiten soll die Vermittlung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen leisten.<ref group="Zitat">"Gesellschaftliche Verhältnisse werden als Bedeutungen bzw. Bedeutungshorizonte aufgefasst. Bedeutungen des Subjekts sind gesellschaftlich produzierte verallgemeinerte Handlungsmöglichkeiten (und -beschränkungen), die das Subjekt im Interessenzusammenhang seiner eigenen Lebenspraxis in Handlungen umsetzen kann, aber keinesfalls muss" (a.a.O., S. 89).</ref> Das Verstehen der Handlungsproblematik aus der Binnenperspektive der Teilnehmer /-innen ist als Vermittlungsprozess angelegt, der zu einer neuen Einordnung, vor allem aber zu neuer Bedeutung, zu anderen Gegenhorizonten und damit zu neuen Handlungsperspektiven auch für die anderen Teilnehmenden führen kann. Die Bildungsinhalte werden dabei relational und historisch. Sie verlieren einen umfassenden Gültigkeitsanspruch und damit die Rückführbarkeit auf ein gesellschaftlich Allgemeines. "Ob und in welcher Weise der Lernende dieses Angebot aufgreift, bleibt dem Lehrenden letztlich unverfügbar"<ref>a.a.O., S. 90</ref><ref group="Zitat">"Sinnverstehen als Differenzierungsvermögen tritt damit an die Stelle von Urteilskraft, soziologischer Phantasie und Verständigung" (a.a.O., S. 91).</ref>. |
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Im ehemaligen Back- und Brauhaus des Klosters in Kirchwelver wird eine der größten heimatgeschichtlichen Sammlungen der Region gezeigt. Auf über 400 m² sind mehrere tausend Objekte ausgestellt. Besonders zu erwähnen ist ein Diorama, das mit etwa 2500 Zinnsoldaten die [[Schlacht bei Vellinghausen]] nachstellt. |
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=== Sonstige Sehenswürdigkeiten === |
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Sehenswert sind auch die mittelalterlichen Kirchen in den Ortsteilen [[Evangelische Kirche Borgeln|Borgeln]], [[St. Severin (Schwefe)|Schwefe]] und [[St. Othmar (Dinker)|Dinker]]. |
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=== Sport === |
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== Zukunft der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit == |
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Durch die Großgemeinde Welver führt die bis heute deutschlandweit einzigartige [[Marathon-Route]]. Sie führt durch alle 21 Ortsteile. |
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Die Gesellschaft hat sich relevant verändert, was tiefgreifende Folgen auch für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit hat. Das führt dazu, dass Methoden der "Subjektorientierung" oder auch Themen wie die der Prekarisierung und der europäischen Integration eine wichtige Rolle spielen müssten.<ref group="Zitat">"Ebenso wie sich gewerkschaftliche Politik insgesamt dem rapiden Wandel der politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse stellen muss und sich in Bewegung befindet, gilt dies auch für gewerkschaftliche Bildungsarbeit" (Budde 2002). </ref> Dem steht in der Seminarpraxis häufig gegenüber, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil - insbesondere im Bereich der Erwachsenenbildung - nach wie vor über Referenten /-innen abgedeckt wird. Verbunden häufig mit "phantasielosen" Arbeitsformen und überwiegend verbalen Methoden wie Lehrgespräche und Diskussionen.<ref>Hierzu bereits Bahl-Benker & Röske 1980, S. 401.</ref><ref group="Zitat">"Die Weiterentwicklung von Bildungsarbeit, die den Anspruch hat, interessen- und praxisbezogen zu sein, müßte vor allem Arbeitsformen entwickeln, die die inhaltliche Problemverarbeitung stärker mit der Phantasie und Aktivität der Teilnehmer verbindet [...] [und] verstärkt auf den gesamten Lebenszusammenhang" bezieht (Bahl-Benker & Röske 1980, S. 401 & 403). </ref> |
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In der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit zeigen sich zudem deutlich die Probleme, welche die Gewerkschaften ganz allgemein haben. Einem deutlichen Mitgliederschwund stehen auch geringere Einnahmen gegenüber. Diese führ(t)en zu Kürzungsmaßnahmen auch im Bildungsbereich der Gewerkschaften. Hinzu kommen Abgrenzungsschwierigkeiten der Gewerkschaften bezüglich ihrer Organisationsbereiche was sehr schnell zu der Frage führt, wer wen für die Bildungsarbeit haben kann oder darf. Auch der ökonomische Rechtfertigungszwang der jeweiligen Bildungsabteilungen hat zugenommen, nicht zuletzt aufgrund der nicht beantworteten Frage, inwiefern gewerkschaftliche Bildungsarbeit dazu angetan sein muss, gewerkschaftliche Funktionsträger hervorzubringen. |
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==== Sportvereine ==== |
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=== Das Spannungsfeld von Funktionärsbildung zu politischer Bildung === |
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* SV Welver (Fußball) |
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Ohne Zweifel ist es organisationspolitisch sinnvoll für die Gewerkschaften und den DGB, die Bildungsmaßnahmen darauf zu konzentrieren, die Aktiven in den eigenen Reihen zu unterstützen und zu aktivem Handeln vor Ort zu befähigen. Dies geht jedoch einerseits einher mit einer "[[Betrieb|Verbetrieblichung]]" der Bildungsarbeit,<ref group="Zitat">"Es entstanden Seminartypen, die unmittelbar auf die Bedarfe der Betriebe und der lokalen Gewerkschaftspolitik reagierten" (Budde 2002).</ref> was die Auseinandersetzung und Durchdringung politischer Themen und allgemeiner Probleme erschwert, da sie zunächst durch das "Nadelöhr" des betrieblichen Zusammenhangs müssen - oder aber gar nicht mehr vorkommen. Durch die Bindung der Mittel verliert jedoch andererseits ein anderer Bereich deutlich an Bedeutung: die allgemeine Bildung der einfachen Mitglieder oder auch die politische Bildung von Menschen, die grundsätzlich den Zielen der Gewerkschaften zustimmen und so für ein gewerkschaftsfreundliches Umfeld sorgen. Ob dieses Spannungsfeld tatsächlich aufzulösen ist, ist derzeit jedenfalls nicht abzusehen. |
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* SuS Scheidingen 1928 e.V. (Fußball, Tischtennis) |
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* TV Flerke/Welver 1928 e.V. (Leichtathletik, Tanzen, Volleyball) |
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* TC Welver (Tennis) |
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* Judoclub Welver (Kampfsportarten) |
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* TuS Schwefe (Fußball) |
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* TV Borgeln (Fußball) |
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* SV Eilmsen (Fußball) |
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* RG Eichengrund Welver e.V. (Reiten) |
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* ASV Lange Peitsche Welver (Angeln) |
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* RV Welver (Reiten) |
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=== Karneval === |
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=== Der Doppelcharakter der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit === |
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Welver ist als Karnevalshochburg im mittleren Westfalen bekannt. Der Karnevalsumzug, der jedes Jahr zur Weiberfastnacht stattfindet, gehört zu den größten der Region.<ref>Quelle: Beitrag von W. Siepmann in der Festschrift ''800 Jahre Welver''. Hrsg.: Festausschuss der Vereine in der Großgemeinde Welver. 1979</ref> |
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Wie die Gewerkschaften allgemein weist auch die gewerkschaftliche Bildungsarbeit einen Doppelcharakter auf<ref>Hierzu Zoll <sup>2</sup>1976</ref>: |
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<!-- == Wirtschaft und Infrastruktur == --> |
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* Auf der einen Seite trägt sie, wie sich vor allem an den leitfadengestützen Seminarkonzeptionen zeigen lässt, als zweckgerichtete Bildungsarbeit gegenüber den Funktionsträger /-innen dazu bei, unmittelbare betriebliche Auseinandersetzungen vorzubereiten. Ohne jedoch grundsätzliche Fragen oder Infragestellungen der gewerkschaftlichen Beschlüsse und Aktionen zum Inhalt zu haben. "Es geht im wesentlichen um 'Schulungen' mit den Ziel, 'insbesondere die Arbeitnehmervertreter in Mitbestimmungsgremien an ihre Aufgaben heranzuführen und sie zu befähigen, die politischen Forderungen [der Gewerkschaften] in gesellschaftliche Wirklichkeit umzusetzen'".<ref>Ahlheim 1982, S. 173</ref><ref group="Zitat">"Ausgerichtet ist solche Strategie gewerkschaftlicher Bildungsarbeit überwiegend an kurzfristigen tagespolitischen Interessen und Funktionsanforderungen" (Ahlheim 1982, S. 173).</ref> |
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<!-- === Verkehr === --> |
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* Auf der anderen Seite kann und soll gewerkschaftliche Bildungsarbeit zum Willensbildungsprozess innerhalb der gewerkschaftlichen Organisationen beitragen. Das wiederum setzt Konzepte gewerkschaftlicher Bildungsarbeit voraus, welche eher "die herrschende politische Praxis der Gewerkschaften [...] hinterfragen und das Element der sozialen Emanzipationsbewegung deutlicher [...] betonen".<ref>a.a.O.</ref> Eine Eigenschaft, die innerhalb der Gewerkschaften als Organisation nicht unumstritten ist.<br /> |
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<!-- === Ansässige Unternehmen === --> |
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Als weiterführende Bildungsstrategie, die auch bestehende Positionen und Politikansätze der Gewerkschaften kritisch hinterfrägt, liegt die zweite Position ebenso im langfristigen Interesse von abhängig Beschäftigten als auch der Gewerkschaften. Gerade von dieser Art Bildungsarbeit dürfte insofern die Zukunft der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit in dem Sinne abhängen, dass darüber neue Zielgruppen erschlossen und Teilnehmer /-innen gewonnen werden können. |
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<!-- === Bildung === --> |
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== Persönlichkeiten == |
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=== Der Einsatz von "Social Media" === |
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=== Söhne und Töchter des Ortes === |
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Gewerkschaften hatten schon immer ein ambivalentes Verhältnis zu technischem Fortschritt. In der [[Berufsbildung|beruflichen Bildung]] ging dieser regelmäßig mit der Entwertung etablierter und der Schaffung neuer Berufsbilder einher. Dem stand auf der anderen Seite die optimistische Haltung der Gewerkschaften bis mindestens in die 1980er Jahre gegenüber, die mit dem Einsatz von Mikrocomputern eine "Befreiung" der Arbeit von schwerer körperlicher Arbeit verbanden.<ref>a.a.O. 1982</ref> |
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* [[Johann Adolf Heinrich Brockhaus]] (1739–1811), Vater des Verlegers [[Friedrich Arnold Brockhaus]]. |
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Mit dem Einsatz neuer Methoden und Konzepte haben sich die Gewerkschaften und die gewerkschaftlichen Bildungsträger dagegen von jeher schwer getan. Auffällig ist, dass es im Bereich der sogenannten [[Social Media]] oder auch des [[E-Learning]] bis heute kein etabliertes und flächendeckendes Angebot gibt. Es bleibt bei einigen Pilotprojekten (wie etwa das Projekt [http://www.projekt-be-online.de/ be-online] von ver.di) oder auch einzelnen Lehrgängen. |
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* [[Werner Lorant]] (* 1948), Fußballtrainer |
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* [[Wolter von Plettenberg]] (1450–1535), [[Landmeister in Livland]] |
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* [[Wilhelm Smiths]] (1847–1925), Ehrenamtmann in Schwefe und Reichstagsabgeordneter |
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* [[Rainer Dorwarth]] (*1925), Künstler |
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<!-- == Literatur == --> |
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== Weblinks == |
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=== Bildung für nachhaltige Entwicklung === |
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{{Commonscat|Welver}} |
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Am auffälligsten und auch am meisten problematisch ist jedoch, dass die Debatte um eine [[Bildung für nachhaltige Entwicklung]] in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit noch nicht angekommen ist. Dies kann man an mehreren Indikatoren festmachen, beispielsweise an der Zahl der Seminare zu den Themen Ökologie, Energiewende, betrieblicher Umweltschutz etc. Aber auch an den konkreten Themen, wenn man diverse Bildungsprogramme gewerkschaftlicher Träger durchforstet. Es steht zu vermuten, dass dies mit der Organisationsstruktur der Gewerkschaften als [[Industrie|Industrie-Gewerkschaften]] zu tun hat, welche wiederum maßgeblich auf die Teilnehmer /-innen und ihre Interessen Einfluss hat. Zumindest im Bereich der IG Metall kommen die meisten Teilnehmer /-innen, die erreicht werden, aus Großbetriebsstrukturen.<ref>vgl. hierzu Budde 2002</ref><br /> |
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*[http://www.heimathaus-welver.de/ Arbeitskreis für Geschichte und Heimatpflege – Heimatverein Welver] |
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== Quellen == |
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Dabei ist eine Bildung für nachhaltige Entwicklung durchaus auch in dem Sinne zu verstehen, dass die eigene Zukunftsfähigkeit dadurch sichergestellt werden soll. Eine Aufgabe, die über die jeweiligen Organisationsbereiche der Einzelgewerkschaften hinaus geht und branchenübergreifend vom DGB bzw. den entsprechenden Bildungswerken und gewerkschaftsnahen Organisationen aufgegriffen werden sollte. Auch im Sinne einer nachhaltigen gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. |
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<references/> |
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{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Kreis Soest}} |
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== Einzelnachweise und Anmerkungen == |
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<references /> |
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'''Zitate:''' |
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<references group="Zitat" /> |
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{{Normdaten|TYP=g|GND=2053088-2}} |
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== Literatur == |
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* Ahlheim, K. (1982): [http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1982/1982-03-a-164.pdf ''Technischer Wandel und Strategien gewerkschaftlicher Bildungsarbeit'']. In: Gewerkschaftliche Monatshefte (GMH), 1982, S. 164-175 |
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* Bahl-Benker, A. & Röske, V. (1980): [http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1980/1980-06-a-391.pdf ''Lernen im Organisation- und Lebenszusammenhang'']. In: Gewerkschaftliche Monatshefte (GMH), 1980, S. 391 - 403 |
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* Balkenhol, C. (2001): [http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/2001/2001-10-a-576.pdf Der Langstreckenlauf zur lernenden Organisation. Die IGBCE und ihre Organisationsentwicklung.] In: Gewerkschaftliche Monatshefte (GMH), 2001, S. 576 - 581 |
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* Brammerts, H., Gerlach, G. & Trautwein, N. (1984): ''Lernen in der Gewerkschaft''. Europäische Verlagsanstalt. ISBN 978-3434100805 |
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* [[Adolf Brock|Brock, A.]], Müller, H. D. & [[Oskar Negt|Negt, O.]] (1978)(Hrsg.): ''Arbeiterbildung. Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen in Theorie, Kritik und Praxis'' Reinbek bei Hamburg, ISBN 3-499-17250-X |
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* Budde, D. (2002): [http://www2.igmetall.de/homepages/bnet/file_uploads/vbuddebildungistbewegung.pdf ''Bildung ist Bewegung'']. In: Röder, W. J. & Dörre, K. (Hrsg.): Lernchancen und Marktzwänge: Bildungsarbeit im flexiblen Kapitalismus. Westfälisches Dampfboot, ISBN 978-3896915351 |
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* Derichs-Kunstmann, K. (<sup>3</sup>2009): Gewerkschaftliche Bildungsarbeit. In: Tippelt, R. & Hippel, A. v. (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. S. 507 - 513 |
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* Diegmüller, A. (2011): [http://www.gegenblende.de/++co++7e4b790e-815a-11e0-603d-001ec9b03e44 ''Betriebsrätebildung - Kernaufgabe aktiver Gewerkschaftsarbeit''] |
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* Dittrich, K. und Günthner, R. (1998): Lehrstück Novemberpogrom 1938. Ein Lesebuch der DGB-Jugend Bayern. A1 Verlag / Kulturstiftung der Stadtsparkasse München, ISBN 978-3927743380 |
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* IG Metall (2002): [http://www2.igmetall.de/homepages/bnet/file_uploads/kompetenzentwicklungundmodularisierung.pdf ''Kompetenzentwicklung und Modularisierung. Vorschlag für eine zukünftige Konzeption und Struktur gewerkschaftlicher Bildungsarbeit der IG Metall''] |
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* Krug, P. (1984): Gewerkschaften und Arbeiterbildung. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit von ihren Anfängen bis zur Weimarer Republik. BUND-Verlag, ISBN 978-3766304247 |
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* Meueler, E. (1993): ''Ich und die anderen - Zum Selbstverständnis von ErwachsenenlehrerInnen'' |
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* Meueler, E. (<sup>3</sup>2009): Didaktik der Erwachsenenbildung - Weiterbildung als offenes Projekt. In: In: Tippelt, R. & Hippel, A. v. (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. S. 973 - 987 |
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* [[Oskar Negt|Negt, O.]] (1968): ''Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen. Zur Theorie der Arbeiterbildung.'' Frankfurt a. M. |
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* Lange, D. (2010): Monitor politische Bildung. Schriftenreihe der [[Bundeszentrale für politische Bildung]], Band Nr. 1008 |
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* Ludwig, J. (2003): [http://www.die-bonn.de/doks/ludwig0301.pdf|''Das lernende Subjekt in der politischen Bildung. Didaktische Vermittlungskonzepte in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit''], Bonn: DIE |
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* Rehbock, A. (1989): ''Soziologisches Wissen und gewerkschaftliche Organisation. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit in den 70er Jahren'', Münster, ISBN 3-924550-33-6 |
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* ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (2007a)(Hrsg.): [https://bildungsportal.verdi.de/upload/bildungskonzeption.pdf Bildung bewegt. Die ver.di-Bildungskonzeptionen] |
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* ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (2007b)(Hrsg.): [http://www.haus-brannenburg.de/2_Bildungsstaettenkonzept.pdf Konzept ver.di-Bildungsstätten. Bilanz und Ausblick] |
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* Zoll, R. (<sup>2</sup>1976): Der Doppelcharakter der Gewerkschaften, Frankfurt, ISBN 978-3518108161 |
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== Weblinks == |
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{{Commons|Category:Gewerkschaftliche Bildungsarbeit|Gewerkschaftliche Bildungsarbeit}} |
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*[http://www.dgb-bildungswerk.de/ DGB-Bildungswerk BUND] |
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*[http://www.gegenblende.de/ Das Online Magazin Gegenblende] |
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*[http://www.gew.de/Gewerkschaftliche_Bildungsarbeit_2.html Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der GEW] |
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*[http://www.wgb.igbce.de/portal/site/wgb/bildungsangebote/ Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der IG BCE] |
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*[http://www.verdi-bildungsportal.de/ Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der ver.di] |
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*[http://www.verdi-gpb.de/ ver.di GPB] |
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*[http://www.igmetall.de/bildung/ Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der IG Metall] |
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*[http://blog.gpa-djp.at/bildungsarbeit/ Blogportal "Gewerkschaftliche Bildungsarbeit & Bildungstheorie" in Österreich] |
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*[http://www.denk-doch-mal.de/node/471 Ist gewerkschaftliche Berufsbildungspolitik zukunftsfähig?] |
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[[Kategorie:Ort im Kreis Soest]] |
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[[Kategorie:Welver| ]] |
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[[Kategorie:Bildung von unten]] |
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Version vom 28. Juli 2012, 21:06 Uhr
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
![]() |
| |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 37′ N, 7° 57′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Arnsberg | |
Kreis: | Soest | |
Höhe: | 83 m ü. NHN | |
Fläche: | 85,62 km2 | |
Einwohner: | 12.014 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 140 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 59514 | |
Vorwahlen: | 02384, 02921 (Borgeln) | |
Kfz-Kennzeichen: | SO, LP | |
Gemeindeschlüssel: | 05 9 74 048 | |
NUTS: | DEA5B | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Am Markt 4 59514 Bahnhof Welver | |
Website: | www.welver.de | |
Bürgermeister: | Ingo Teimann (CDU) | |
Lage der Gemeinde Bahnhof Welver im Kreis Soest | ||
![]() |
Welver ist eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Soest.
Geografie
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn von Norden grenzt Welver an Lippetal, Soest, Werl (Kreis Soest) und die kreisfreie Stadt Hamm.
Ortsteile
Die heutige Gemeinde wurde 1969 im Rahmen der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen gebildet; sie umfasst 21 Ortsteile.
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Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Durch frühgeschichtliche Funde, die von interessierten Heimatfreunden und Landwirten in und um Welver in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurden, ist doch viel Licht in unsere Vorzeit gebracht worden. Ein Teil dieser Oberflächenfunde, die durch eine immer tiefere Bodenbearbeitung zutage treten ist im Burghofmuseum in Soest und im Heimathaus Welver zu sehen. Diese Funde, die alle registriert und in Karten eingezeichnet werden, auch solche, die in Privatbesitz bleiben, ergeben zusammengefasst Einblick in die Besiedlung unserer Heimat, bevor die ersten Urkunden über die Menschen und deren Tun berichten. Die Bodenurkunden und deren Erhalt und Auswertung sind für die heutige und spätere Erforschung von großer Bedeutung. Die Eisenzeit hat wie die Bronzezeit ihre Spuren hinterlassen, allerdings sind Funde aus diesem Zeitraum (Bronzezeit, 2000 v. Chr. bis 500 n. Chr.) selten, da Eisen- wie Bronzegegenstände im Boden sich oft nicht bis auf unsere Tage erhalten haben. Auch konnte Eisen wie Bronze neu verwertet werden. Besonders häufig sind Funde aus der Jungsteinzeit (5000 bis 2000 v. Chr.), auch ältere Funde sind registriert worden. Eine besondere Bodenurkunde, die auf eine größere Siedlung hinweist, ist eine frühgeschichtliche Erdbefestigungsanlage im Kuhholz bei Kirchwelver. Sie wird von der Recklingser Straße an nördlicher Seite von West nach Ost durchschnitten. Im Volksmund trägt der Teich, der heute noch innerhalb der Anlage erhalten ist, den interessanten Namen „Walhalla“. Diedrichs schreibt in seinen Aufsätzen über Vor- und Frühgeschichte in der Soester Zeitschrift, dass die Wallburg in Welver zu den Fundstellen gehört, die eine einwandfreie Zeitsetzung noch nicht gestattet. Dies bleibt wohl einer späteren Forschung vorbehalten.
Herrensitz
Der Name „Welver“ taucht erstmals in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg auf, die mit Datum vom 12. April 1179 in Soest ausgestellt wurde. Der Inhalt der Urkunde bestätigt den Tausch zweier Bauernhöfe zwischen den Klöstern Oelinghausen und Oedingen, hat also mit unserem Ort eigentlich nichts zu tun. Unter den Zeugen jedoch erschienen hier nach den Geistlichen die Edelherren Konrad von Rüdenberg, Eberhard von Ardey und Wikbold von Welver. Da diese Edelherren sich nach dem Ort ihrer Herkunft bezeichneten, konnte Welver somit im Jahr 1979 auf ein urkundlich nachweisbares 800-jähriges Bestehen zurückblicken.
Die Edelherren von Welver wohnten auf der „Welvereburg“, wie sie in verschiedenen Urkunden genannt wird. Sie lag im Bereich des heutigen „Klosterhofs“ und „Klostergartens“ und wurde vermutlich schon damals von einem der hier heute noch vorhandenen Gräften und Teiche schützend umgeben. Wikbold war offenbar der letzte männliche Vertreter des Edelherrengeschlechts von Welver, wie aus einer Urkunde des Klosters Cappenberg (undatiert, zwischen 1185 und 1203) zu schließen ist. Darin wurde Wikbold mit seiner Frau und seiner Tochter und weiteren Zeugen aufgeführt. Ein Sohn wäre sicherlich auch erwähnt worden. Wikbolds Tochter war vermutlich mit dem Soester Vogt Eberhard (1178–1210) verheiratet. So gelangte ihr Erbe mit der Welverburg und dem Patronat über die Kirche zu Welver an die Soester Vögte, deren letzter, Vogt Walther, 1240 den Grundstein zur Errichtung eines Zisterzienserinnen-Klosters legte, indem er und seine Gemahlin Sophia ihre Güter in Welver, Klotingen und Scheidingen an das Kloster Ramsdorf verkauften.
Pfarrei
Wann und von wem die Kirche in Welver erbaut wurde, ist aus den Urkunden nicht zu ersehen. Doch setzen die ältesten Klosterurkunden aus den Jahren 1240 bis 1245 diese – wie auch die Pfarrei Welver – als bestehend voraus. Der Bauweise nach und dem Brauch damaliger Zeit folgend ist anzunehmen, dass die Herren von Welver sie im 12. Jahrhundert zunächst als Eigenkirche errichteten. Einen Hinweis darauf gibt das Patronatsrecht über die Kirche, das die Soester Vögte als Nachfolger der Herren von Welver innehatten. Zur Zeit des Klosters wurde die Kirche dann nach Bedarf umgebaut und vergrößert.
Der alte Pfarrverband Welver umfasste von jeher die fünf Ortschaften Recklingsen, Klotingen, Flerke, Meyerich und Welver. Historiker nehmen an, dass dieses Gebiet ursprünglich zur Stammpfarrei Dinker gehörte. Sie verweisen dabei u. a. auf den Umstand, dass bei der „Ulrichsprozession“ in Soest, zu der alljährlich auch die Vertreter der Börde-Kirchspiele eingeladen wurden, die Abgesandten Dinkers an der Spitze der „Butenlüde“, der Landgemeinden, mitgingen. Hinter Dinker folgte das Nachbarkirchspiel Welver, das sich so als eine Filiale von Dinker zu erkennen gab.
Weitere Hinweise auf das mögliche Alter der Kirche in Welver könnte ihr Doppel-Patrozinium geben. Die alte Kirche ist den Märtyrern „Albanus“ und „Cyriakus“ geweiht. Die Cyriakus-Verehrung verbreitete sich, nachdem Markgraf Gero im Jahre 950 Reliquien dieses Heiligen von Rom nach dem Kloster Frose bei Aschersleben übertragen hatte. Noch weiter zurück verweist der Hauptpatron der Kirche zu Welver, der Hl. Albanus. Er wurde zu der Zeit, als angelsächsische Missionare den christlichen Glauben nach Deutschland brachten, in England besonders verehrt.
Die „große Prozession am Pfingstmontag“, die über Jahrhunderte hinweg in Welver gehalten wurde, war ursprünglich eine „Albanustracht“, an der Wallfahrer aus der nahen und weiteren Umgebung in großer Zahl teilnahmen, so aus Soest, Scheidingen, Werl, besonders aber Dinker, Hultrop, Lippborg und den Lippedörfern bis Hovestadt, Liesborn und Wadersloh. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrug die Zahl der „Waller“, wie Lehrer Honkamp berichtete, 2000 bis 3000.
Der seit uralter Zeit in Meyerich gelegene Pfarrhof gibt zu der Vermutung Anlass, dass schon vor der Errichtung einer Kirche in Welver eine solche hier gestanden haben könnte. Der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg bestimmte mit einer Verfügung von 1326, dass die Welverer Pfarrer in „Mederike“ – Meyerich – wohnen sollten, wo sie von „uralter“ Zeit her ihre Wohnung gehabt hätten. Bei Betrachtung der hier aufgezählten Fakten könnte die kirchliche Entwicklung im Welverer Raum wie folgt vor sich gegangen sein: Errichtung einer Holzkirche in Meyerich, die dem Schutz des Hl. Albanus anvertraut wird (8. Jahrhundert -?- / Vernichtung durch Zerstörung o. Brand o. Verfall -?-) Die Herren von Welver errichteten eine Eigenkirche in der Nähe ihres Hofes, übernahmen das altehrwürdige Albanus-Patrozinium und unterstellen sie, der „Mode“ folgend, zusätzlich dem Schutz des Hl. Cyriakus. (10., 11. Jahrhundert ?) Aus der Eigenkirche wurde eine Pfarrkirche, die weiterhin unter der Schutzherrschaft (Patronat) der Herren von Welver stand. (12. und 13. Jahrhundert) Die Pfarrkirche wurde zur Klosterkirche umfunktioniert und entsprechend erweitert (1245–1254), die Pfarrei dem Kloster incorporiert (1326).
Kloster Welver
Eine tiefgreifende und entscheidende Wende in der religiösen, kulturellen und wirtschaftlich-sozialen Entwicklung Welvers und seiner Umgebung brachte die Gründung eines Zisterzienserinnen-Klosters um das Jahr 1240 mit sich. Mit einer Urkunde aus dem Jahre 1242 bestätigte der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden die Klostergründung und stellte die neue Ordensniederlassung unter den besonderen Schutz der Kirche.
Die Leitung und Verwaltung des Klosters lag in Händen der Äbtissin, die von den Nonnen auf Lebenszeit gewählt wurde. Sie führte die Aufsicht über das innere, religiöse Leben im Kloster, besorgte die zeitlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und die Vertretung des Klosters nach außen. Ihr zur Seite standen die „Priorissa“, welche die Finanzen verwaltete, die „Kellnersche“, der Küche, Keller und Dienstpersonal anvertraut war, und die „Kemnersche“, die für das Inventar, die Haus- und Kirchenordnung sorgte.
Als erste Äbtissin in Welver wurde Helika, eine Schwester des Vogts Walther, genannt. Ihr folgten Acela und Aleydis, welche die Klostergebäude 1261–1267 erstmals in Stein errichten ließ. Bis heute sind aus Urkunden und Akten 29 Äbtissinnen namentlich bekannt geworden. Die baufreudigste unter ihnen war wohl Maria Elisabeth von Aldebruck, die um 1685 einen Teil der Klostergebäude neu bauen und 1697–1700 eine neue Klosterkirche, die heutige Pfarrkirche „St. Bernhard“, errichten ließ. Das schöne Klosterportal, später Eingang zum Pflegeheim „St. Georg“, erinnert mit Wappen, Inschrift und Jahreszahl (1687) an sie. Das Brauhaus des Klosters, in welchem später zunächst die katholische Schule untergebracht wurde, danach das Jungkolping-Heim eingerichtet war und welches heute das Heimathaus beherbergt, erbaute Catharina Gertrudis von Bischopinck. Wappen und Inschrift an diesem Gebäude sind heute stark verwittert: „CatarIna GertrVDIs a BbischopinCk, Abba regnante, FrIDerICo rege haeC teCta feCit“. Die Inschrift birgt in römischen Ziffern die Jahreszahl 1712. Auch eine kostbare Monstranz trägt den Namenszug der Äbtissin und die Jahreszahl 1722.
Seit Bestehen unterstand das Kloster der Oberaufsicht des Abtes von Altenkampen am Niederrhein. Ihm oblag die letzte Entscheidung in der Wahrung der geistlichen und weltlichen Interessen des Klosters. Seine Entscheidung musste bei Kauf und Verkauf, Stiftungen und Bauten, sowie Wahlen der Äbtissin und des Pfarrers eingeholt werden.
In den ersten zwei Jahrhunderten erwarb das Kloster durch Übereignung (Mitgift der Töchter der in der Umgebung wohnenden Adels, die im Kloster im Sinne der damaligen Zeit Aufnahme fanden), Stiftungen und Käufe großen Grundbesitz. Im Bördekataster von 1685 wurden insgesamt 51 Höfe aus der näheren Umgebung als Klostereigentum aufgeführt.
Etliche Urkunden, die teils im Staatsarchiv Münster und teils auch im Stadtarchiv Soest aufbewahrt werden, zeugen von dem fast sechs Jahrhunderte währenden Wirken der Zisterzienserinnen im Raum Welver.
Reformation in Welver
Die große religiöse Reformbewegung des 16. Jahrhunderts nahm auch in der Börde ihren Lauf, nachdem die Stadt Soest sich 1531 zur Lehre Luthers bekannte. Durch Ankauf der benachbarten Freigrafschaften hatte Soest sich im 13./14. Jahrhundert die Börde untertan gemacht. So versuchte es nun auch in den Bördekirschspielen der neuen Lehre Tür und Tor zu öffnen.
In Welver blieben die Verhältnisse für lange Zeit recht verworren. Das Kloster blieb katholisch. Die Äbtissin Gertrud van Hoyte und ihre Nachfolgerin Margaretha von Fürstenberg suchten gemeinsam mit dem Klosterkonvent die ihnen anvertraute Kirchengemeinde vor den „Einflüssen der neuen Lehre“ zu bewahren. Es kam zu langwierigen und ermüdenden Korrespondenzen und Auseinandersetzungen zwischen dem Soester Magistrat und den Äbtissinnen. Nach vielem Hin und Her, das gegenseitige Aussperrungen, ja Vertreibungen nicht ausschloss, blieb das Verhältnis in Welver zunächst so, dass der Pfarrer katholisch und der jeweilige Vicekurat evangelisch war. Natürlich fehlte es bei dieser Lösung nicht an Reibereien und weiterem Streit. Im Dreißigjährigen Krieg griffen mal kaiserliche Truppen zugunsten des Klosters, mal auch Soldaten des Soester Rates ein.
Am 19. Dezember 1649 wurden Kirche, Pfarrhof und Küsterei in Welver nebst Kirchen- und Pfarrvermögen durch die kurbrandenburgischen Kommissare Droste-Neuhoff zu Altena und Eberhard Zahn, kurfürstl. Richter in Unna, in Gegenwart des Soester Magistrats endgültig der evangelischen Gemeinde hierselbst überwiesen und Albert Scheväus als lutherischer Pfarrer in die Kirche zu Welver eingeführt. Die Kirche wurde, wie schon von 1565 bis 1623, simultan genutzt: Auf dem Nonnenchor wurde der katholische Gottesdienst des Klosters abgehalten, und im unteren Raum der Kirche fand der Gottesdienst der evangelischen Pfarrgemeinde statt. Von 1697 bis 1700 errichtete das Kloster eine neue barocke Kirche (die heutige katholische Pfarrkirche) unmittelbar neben der alten Kirche, die seitdem ausschließlich von der evangelischen Gemeinde genutzt wird.
Auflösung des Klosters
Die Auswirkungen der „großen Politik“ im Gefolge der französischen Revolution machten sich auch in der Soester Börde bemerkbar. Im Frieden von Lunéville (1801) wurde die Abtretung aller linksrheinischen Besitzungen deutscher Fürsten an Frankreich beschlossen. Die Betroffenen sollten „rechtsrheinisch“ entschädigt werden. Die dazu notwendigen Länder sollten gemäß Reichsdeputationshauptschluss (1803) in Regensburg durch die Enteignung des geistlichen Besitzes bereitgestellt werden. Im Jahre 1804 erschien eine Regierungskommission im Kloster Welver, um auch hier das Inventar aufzunehmen, Archiv und Kasse zu versiegeln und die Beschlagnahme auszusprechen. Nur durch den ausbrechenden Krieg verschoben sich die weiteren Maßnahmen.
Mit den Konventsdamen und der Äbtissin Maria Theresia von Loen machte sich auch der junge Klosterorganist und Lehrer Bernhard Heinrich Honkamp große Sorgen um die Zukunft des Klosters. Er dachte an seine Schule, die er mit viel Liebe und Idealismus eingerichtet hatte, die aber ohne die hilfsbereite Unterstützung und Förderung durch die Äbtissin und den Konvent nicht länger bestehen konnte.
Auf Anregung Honkamps errichtete der Klosterkonvent an seiner neuen Kirche in aller Form eine katholische Pfarrgemeinde, welche von der Kammer zu Hamm unter Zustimmung des damaligen Gouverneurs am 3. September 1807 genehmigt wurde. Zu dieser Pfarrgemeinde gehören seither die katholischen Einwohner von Welver, Meyerich, Flerke, Klotingen, Recklingsen, Einecke, Eineckerholsen, Ehningsen, Berwicke, Nateln, Dinker, Vellinghausen, Eilmsen und Dorfwelver.
Am 18. November 1809 wurde ausschließlich das Kloster Welver nach fast 570-jährigem Bestehen aufgehoben. Geblieben aber sind der Welverer Wald, größtes zusammenhängendes Waldgebiet der Börde, die alten Teich- und Gräftenanlagen, die Gebäude mit in Stein eingegrabenen Inschriften und dem Wappen der Äbtissin v. Aldebruch, die meisten der im Dorf noch bestehenden Fachwerkhäuser, in welchen die Bediensteten des Klosters wohnten, und die um 1700 erbaute Barockkirche.
Honkamp
Das Honkamp-Denkmal erinnert an den wegen seiner Güte und Menschfreundlichkeit allseits geachteten und beliebten Lehrer, der als Klosterorganist von Anröchte nach Welver kam und hier über 60 Jahre als Erzieher und Musikfreund segensreich wirkte. Insbesondere widmete er sich auch der Armenpflege, besuchte Kranke und Notleidende in Welver und Umgebung. Er zeichnete u.a. Krankenbefunde auf, die er den Ärzten in der Stadt zur weiteren Veranlassung zukommen ließ. Mit Hilfe seiner großen naturheilkundlichen Erfahrung konnte er selbst vielen Kranken Linderung und Besserung verschaffen. Wegen seiner Verdienste um die Allgemeinheit wurde ihm vom preußischen König das Allgemeine Ehrenzeichen und später der Rothe Adlerorden 4. Klasse verliehen.
Im Jahre 1882 errichteten Honkamps Schüler und Freunde ihm auf Anregung Ehrenamtmanns Wilhelm Smiths ein Denkmal auf dem alten Schulhof. Heute hat es in veränderter Form seinen Platz vor der Grundschule in Welver gefunden.
Schulen
Schon vor Honkamp bestand am Ort eine Schule, die von dem evangelischen Küster und Lehrer Heinrich Kötter seit etwa 40 Jahren geleitet wurde. Eine weitere wurde im Jahre 1861 für Meyerich und Flerke in Meyerich errichtet. 1892 folgte schließlich die Schule in Klotingen. Im Bereich des alten Pfarrverbandes Welver waren somit gegen Ende des 19. Jahrhunderts insgesamt vier Schulen vorhanden.
Amtsverfassung
Am 15. August 1809 wurde durch die Großherzoglich-Bergische Regierung die Einführung einer Amtsverfassung verfügt. Damit wurden die Börde-Dörfer aus der Botmäßigkeit der Stadt Soest entlassen. Welver gehörte nun der Mairie Schwefe an, die Ehrenamtmann Arnold Smiths verwaltete. Smiths war erster bürgerlicher Besitzer auf „Haus Meyerich“, das schon sehr früh in mittelalterlichen Urkunden als „castrum“ (befestigter Burgsitz) erwähnt wurde. Als Erstbesitzer wurden die Herren von Mederyke genannt. In der weiteren Geschlechterfolge standen die Familien v. Hertfelde, gen. Glassem, Lappe, Plettenberg, Dinklage und Plettenberg-Schwarzenberg. Um 1450 wurde hier auf „Haus Meyerich“ der „berühmteste Sohn der Börde“, der spätere Deutschordensmeister von Livland, Wolter von Plettenberg, geboren. 1502 besiegte er in der Schlacht von Pleskau Zar Iwan III. Hierdurch rettete er für mehr als ein Menschenalter noch einmal die Selbstständigkeit des Ordens und konnte dem Land für viele Jahrzehnte den Frieden bewahren. Ein Abguss seines Standbildes am Ordensschloss zu Riga befindet sich im Burghofmuseum in Soest. Eine Büste dieses bedeutenden Ordensmeisters ließ Ludwig I. von Bayern in der Walhalla bei Regensburg aufstellen.
Mit der Geschichte des Amtes Schwefe ist der Name „Smiths“, der neuen Besitzer von „Haus Meyerich“, eng verbunden. Drei Mitglieder der Familie bestimmten nacheinander die kommunalen Geschicke des Amtes als „Ehrenamtmänner“ maßgebend mit. Der schon erwähnte Ehrenamtmann Arnold Smiths bekleidete dieses Amt von 1809 bis zu seinem Tode im Jahre 1837. Das war eine bedeutungsvolle Zeit, die mit der napoleonischen Besetzung, den Freiheitskriegen, der Säkularisation, den Stein'schen Reformen und der Entlassung der Bauern aus der Hörigkeit viele neue Anfänge setzte und große Aufgaben stellte. Von 1844 bis 1854 war Albert Smiths, Sohn des Arnold Smiths, Ehrenamtmann und danach bis zu seinem Tode 1861 als erster Beigeordneter im Amtsbereich tätig. Am 3. Oktober 1873 schließlich wurde in der Schule zu Eineckerholsen der Ökonom Wilhelm Smiths, Enkel des Arnold und Sohn des Albert Smiths, zum Ehrenamtmann des Amtes Schwefe gewählt und durch den Landrat in sein Amt eingeführt. Seine Dienstunkosten wurden auf 400 Thaler jährlich festgesetzt. Nach seinem Wahlspruch „Tue recht und scheue niemand“ verwaltete er sein Amt 49 Jahre lang. Obwohl teilweise gelähmt, setzte er sich rastlos für die ihm übertragene Aufgabe ein. Er war Hauptmann a.D. und von 1887 bis 1890 auch Reichstagsabgeordneter. Im Familienbesitz der Smiths befinden sich noch heute ein Schreiben Friederich des Großen mit seiner persönlichen Unterschrift, mit welchem er den Verkauf des adeligen Guts „Haus Meyerich“ an „Bürgerliche“ gestattete, und ein Schreiben des greisen Kaisers Wilhelm I., das er am Tage vor seinem Tode mit sehr zittriger Hand unterzeichnete und das von Bismarck gegengezeichnet wurde.
Verkehr
Am 1. Oktober 1850 erhielt die Region mit der Eröffnung der Bahnstrecke Hamm–Warburg der Königlich-Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft auch ihren Eisenbahn-Anschluss. Die Bahnstation zwischen Hamm und Soest erhielt den Namen „Welver“, obgleich die gesamten Anlagen in Meyericher Gemarkung liegen. Als Grund dafür wird vermutet, dass man entweder eine Verwechslung des Namens „Meyerich“ mit „Meiderich“ (Duisburg) vermeiden oder der überörtlichen Bedeutung des Namens „Welver“ (durch Kirchspiel und ehemal. Kloster) Rechnung tragen wollte. 1880 wurde ein Bahnhof in Borgeln eröffnet.
1876 wurde die Bahnstrecke Welver–Sterkrade in Betrieb genommen. Damit wurde der Bahnhof zu einem Knotenpunkt und gewann auch für die umliegenden Gemeinden Bedeutung. Das Gebiet um den Bahnhof wurde neuer Siedlungsschwerpunkt, der die zwei Kilometer auseinanderliegenden Dörfer Welver und Meyerich im Laufe der folgenden Jahrzehnte enger aneinanderband.
Heute ist dieses Gebiet verkehrsmäßiges und wirtschaftliches Zentrum, der sogenannte „Zentralort“, während die genannten Dörfer in Randlagen liegen. Kurz danach wurde in dem neuen Ortsteil „am Bahnhof“ auch eine Poststelle eröffnet. Apotheke, Molkerei, Spar- und Darlehenskasse, Lebensmittelgeschäfte, Getreide- und Futtermilchhandel und Handwerksbetriebe siedelten sich in Bahnhofsnähe an. Auch die Gastwirtschaften profitierten. Reisende aus dem bahnfernen Umland kamen nach Welver, stellten ihre Gespanne in den Stallungen der Gasthöfe unter und stärkten sich vor der Weiterreise. Geschäftsreisende logierten hier bei ihren Verkaufsfahrten in die umliegenden Dörfer. Im Sommer kamen die Aufkäufer aus den Großstädten, die hier Obst kauften und es mit der Bahn in großen Körben an die Auftraggeber in den Industriezentren versandten. Im Haus Nr. 90 (heute Parkplatz / 1974 abgerissen) nahm der erste in Welver praktizierende Arzt, Sanitätsrat Dr.med. Otto Köster, seine Wohn- und Praxisräume. Sogar eine Kegelbahn war hier in diesem Neusiedlungsbereich schon vorzufinden (Gastwirtschaft Wilhelm Huffelmann im Haus Nr. 90a – später Friseur Bergmann). Die erste Bahnhofswirtschaft richtete Christian Wiemer um 1880 ein. Später eröffnete er dann die regional bekannte Buchenwald-Gastwirtschaft.
Beliebtes Ausflugsziel
Um 1900 wurde das Gebiet um Welver mit seinen alten Waldungen – der Eichenmischwald reichte noch bis zur heutigen Erlenstraße – und mit den weiten Flur- und Auebereichen zu einem beliebten Naherholungs- und Ausflugsziel der Menschen des östlichen Ruhrgebiets. Viele Sonntagsausflügler, die mit der Eisenbahn aus den Richtungen Unna / Dortmund, Hamm und Soest herbeikamen, suchten in den Sommermonaten Erholung und Abwechslung in der heimischen Landschaft. In fidel geschmückten Kremserwagen fuhr man in geselliger Runde zu den Kaffeetafeln in den Gartenwirtschaften. Als man um 1900 bei Bohrungen nach Steinkohle im Raume Nateln auf eine 20 °C warme, 8%-ige Solequelle stieß, die pro Minute etwa 400 Liter Sole lieferte, stellte sich die Frage, ob man nicht auch ein Solbad errichten sollte. Die Pläne zerschlugen sich endgültig 1906, da andere und ältere Rechte zu berücksichtigen waren.
Vorläufer der heutigen Gemeinde
Die politische Gemeinde des Kirchdorfs nannte sich nun „Kirchwelver“, um sich deutlicher von „Bahnhof Welver“, dessen Gesamtbereich zu Meyerich gehörte, zu unterscheiden. Der Siedlungsbau nahm zu. Die Grenzen verwischten mehr und mehr, vor allem für die Neubürger. Nach jahrelangen Beratungen in den verantwortlichen Gemeindegremien gelang es schließlich, zu einer Einigung über die Zusammenlegung der Gemeinden Meyerich und Kirchwelver zu kommen. Das übergemeindliche öffentliche Interesse, kommunale und wirtschaftliche Erwägungen und die Entwirrung der Grenzverhältnisse forderten dazu heraus. Mit diesem Beschluss wurde nachvollzogen, was durch die Entwicklung längst vorweggenommen war. Die Allgemeinheit begrüßte die Zusammenlegung zu der neuen Gemeinde mit dem Namen „Welver“ einhellig. Die Fusion erfolgte mit Wirkung vom 1. April 1957.[2]
Bildung der heutigen Gemeinde
Am 1. Juli 1969 wurden die bisherigen Gemeinden Balksen, Berwicke, Blumroth, Borgeln, Dinker, Dorfwelver, Ehningsen, Eilmsen, Einecke, Eineckerholsen, Flerke, Illingen, Klotingen, Merklingsen, Nateln, Recklingsen, Scheidingen, Schwefe, Stocklarn und Vellinghausen mit Welver zur neuen Großgemeinde Welver zusammengeschlossen.[3]
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
2000 | 12.787 |
2004 | 12.957 |
2005 | 12.884 |
2006 | 12.778 |
Politik
Gemeinderat
Ab Oktober/November 2009 hat der Gemeinderat 28 Sitze. Diese verteilen sich wie folgt:
Ergebnisse der Kommunalwahlen ab 1975
In der Liste[4][5][6][7][8] werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die bei der jeweiligen Wahl mindestens 1,95 % der Stimmen erhielten.
Jahr | CDU | SPD | BG | FDP | Grüne1 | UDW | BIW |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1975 | 51,3 | 32,2 | 16,5 | ||||
1979 | 45,0 | 35,4 | 9,7 | 9,9 | |||
1984 | 45,9 | 44,7 | 9,4 | ||||
1989 | 35,7 | 53,6 | 10,7 | ||||
1994 | 42,6 | 33,2 | 9,4 | 14,8 | |||
1999 | 45,6 | 33,1 | 12,6 | 8,8 | |||
2004 | 41,1 | 30,2 | 18,4 | 9,1 | |||
2009 | 40,3 | 28,2 | 12,5 | 11,3 | 7,7 |
- Fußnote
1 Grüne: B’90/Grüne
Bürgermeister
- seit 2009 Ingo Teimann (CDU)
- 2004 bis 2009 Wolfgang Hörster
- 1999 bis 2004 Hans-Peter Luck
- 1992 bis 1999 Wolfgang Daube
- 1984 bis 1992 Klaus Theo Rohe
- 1975 bis 1984 Erich Schlotmann
- 1971 bis 1975 Georg Knierim
- 1969 bis 1971 Otto Weiman
Wappen
Blasonierung: „Von Rot und Gold gespalten; rechts ein aufgerichteter goldener Rüde, links zwei gekreuzte schwarze Schwerter, zwischen deren Griffen ein schwarzer Adler steht.“
Logo
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Heimathaus Welver
Im ehemaligen Back- und Brauhaus des Klosters in Kirchwelver wird eine der größten heimatgeschichtlichen Sammlungen der Region gezeigt. Auf über 400 m² sind mehrere tausend Objekte ausgestellt. Besonders zu erwähnen ist ein Diorama, das mit etwa 2500 Zinnsoldaten die Schlacht bei Vellinghausen nachstellt.
Sonstige Sehenswürdigkeiten
Sehenswert sind auch die mittelalterlichen Kirchen in den Ortsteilen Borgeln, Schwefe und Dinker.
Sport
Durch die Großgemeinde Welver führt die bis heute deutschlandweit einzigartige Marathon-Route. Sie führt durch alle 21 Ortsteile.
Sportvereine
- SV Welver (Fußball)
- SuS Scheidingen 1928 e.V. (Fußball, Tischtennis)
- TV Flerke/Welver 1928 e.V. (Leichtathletik, Tanzen, Volleyball)
- TC Welver (Tennis)
- Judoclub Welver (Kampfsportarten)
- TuS Schwefe (Fußball)
- TV Borgeln (Fußball)
- SV Eilmsen (Fußball)
- RG Eichengrund Welver e.V. (Reiten)
- ASV Lange Peitsche Welver (Angeln)
- RV Welver (Reiten)
Karneval
Welver ist als Karnevalshochburg im mittleren Westfalen bekannt. Der Karnevalsumzug, der jedes Jahr zur Weiberfastnacht stattfindet, gehört zu den größten der Region.[9]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Johann Adolf Heinrich Brockhaus (1739–1811), Vater des Verlegers Friedrich Arnold Brockhaus.
- Werner Lorant (* 1948), Fußballtrainer
- Wolter von Plettenberg (1450–1535), Landmeister in Livland
- Wilhelm Smiths (1847–1925), Ehrenamtmann in Schwefe und Reichstagsabgeordneter
- Rainer Dorwarth (*1925), Künstler
Weblinks
Quellen
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 30. Januar 2025. (Hilfe dazu)
- ↑ Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
- ↑ Verzeichnisse der Kommunalwahlergebnisse des Landes Nordrhein-Westfalen (LDS NRW) von 1975 bis 2009
- ↑ Wahlprofil des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NW
- ↑ Wahlergebnisse 1999
- ↑ Wahlergebnisse 2004
- ↑ Wahlergebnisse 2009
- ↑ Quelle: Beitrag von W. Siepmann in der Festschrift 800 Jahre Welver. Hrsg.: Festausschuss der Vereine in der Großgemeinde Welver. 1979