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St.-Nikolaus-Kirche (Borssum) und Etymologiae: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Etymologiae''' sind eine [[Enzyklopädie]] von [[Isidor von Sevilla]] (ca. [[560]] bis [[636]]).
[[Datei:OldChurchBorssum.JPG|miniatur|St.-Nikolaus-Kirche.]]
Die [[Evangelisch-reformierte Kirche (Landeskirche)|evangelisch-reformierte]] '''St.-Nikolaus-Kirche''' steht in [[Borssum]], einem Stadtteil [[Emden]]s, und ist das älteste erhaltene Gebäude der [[Ostfriesland|ostfriesischen]] Stadt.


[[bild:Isidor-von-Sevilla_Etymologiae_1489.jpg|thumb|Isidor von Sevilla: Etymologiae (Basel: Johann Amerbach 1489)]]
== Geschichte ==
Der Bau der Kirche begann im 13. Jahrhundert. Zuvor wurde eine künstliche Dorf-[[Warft]] aufgeschüttet, in deren Zentrum die Kirche und nordwestlich davon ein Glockenstuhl des Parallelmauertyps im Stil der späten [[Romanik]] aus Backsteinen errichtet wurden.<ref name="dehio">Georg Dehio: ''Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen''. Deutscher Kunstverlag; Auflage: Neubearbeitung, stark erweiterte Ausgabe. München, Berlin (1. Januar 1992), ISBN 3422030220, S. 244.</ref> Trotz Umbauten geht das Gotteshaus im Kern auf die romanische Saalkirche zurück. Im Mittelalter gehörten Groß-Borssum und Klein-Borssum zur [[Propstei (Kirche)|Propstei]] Emden im [[Bistum Münster]].<ref>Menno Smid: ''Ostfriesische Kirchengeschichte''. (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 6). Selbstverlag, Pewsum 1974, S. 42.</ref> Im Zuge der Reformation schloss sich die Gemeinde zunächst dem lutherischen und schließlich dem [[Reformierte Kirche|reformierten]] Glauben an. Prägend wirkte [[Hermannus Aquilomontanus]] (1488/89–1548) in (Klein-)Borssum, der 1531 von [[Hero von Oldersum]] als Pastor berufen worden war. Er ließ aus der Kirche alle Altäre und Bilder („Götzenbilder“) entfernen und führte eine schlichte Abendmahlsordnung ein, bei der er im gewöhnlichen Gewand der Gemeinde viermal jährlich an einem weißgedeckten Tisch Weißbrot und Wein in seinen Zinngefäßen reichte.<ref>Eckart Krömer: [http://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/BLO/Aquilomontanus.pdf ''Hermannus Aquilomontanus''] (PDF-Datei; 58,6 kB). In: ''Biographisches Lexikon für Ostfriesland'', Bd. 4, Aurich 2007, S. 17.</ref>


''Isidor von Sevilla'' (auch bekannt als ''Isidorus Hispalensis''), der „Lehrmeister Spaniens“, veröffentlichte um 623 (630 (?)) die ''Etymologiae'' (auch bekannt als ''Origines''; voller Titel: ''Originum seu etymologiarum libri XX''; auch: ''Etymologiarum sive originum libri XX''(?); dt.: ''„Zwanzig Bücher der Etymologien oder Ursprünge“''). Isidor versuchte in dieser Enzyklopädie, das gesamte weltliche und geistliche Wissen seiner Zeit zu vereinen.
Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Kirche immer mehr, so dass die Gemeinde in den Jahren 1912/13 eine [[Reformierte Kirche (Borssum)|zweite Kirche]] errichtete. Später diente das Gebäude als Kindergarten und Dorfgemeinschaftshaus. Die St.-Nikolaus-Kirche wurde immer baufälliger und blieb schließlich geschlossen, bis Ende des 20. Jahrhunderts eine umfassende Renovierung begonnen wurde. Seit der Wiederingebrauchnahme im Jahr 2004 wird sie gelegentlich als Kapelle für Bestattungen, als Hochzeitskirche, für Familienfeiern und für Andachten von der Kirchengemeinde genutzt.


Die ''Etymologiae'' orientieren sich an den [[Artes liberales]], ergänzen diese jedoch um einen Abriss der damals bekannten Weltgeschichte. Das ''„Grundbuch des ganzen Mittelalters“'' ([[E. R. Curtius]]) wurde aus unterschiedlichsten Vorlagen zusammengestellt.
== Architektur ==
Der [[Ostung|geostete]] Saalkirche aus spätromanischer Zeit wird von einem Walmdach abgeschlossen. Die Langseiten werden durch rundbogige Fenster durchbrochen. Während die Westseite ein Fenster aufweist, ist die Ostseite heute fensterlos. In der östlichen Südmauer befindet sich ein rundbogiges Portal, an der Nordseite ein spitzbogiges.


[[Bild:T_and_O_map_Guntherus_Ziner_1472.jpg|thumb|Karte der westlichen Halbkugel, Druck von Günther Zainer, 1472]]
== Innenausstattung ==
Der Druck der ''Etymologiae'' von 1472 enthält als Illustration zu Isidors Text den ersten Kartendruck des Abendlandes. Die einfache Karte ist im [[Radkarte|T-O-Stil als Radkarte]] ausgeführt.
[[Datei:Borssum Alte Kirche Innenraum (2).jpg|miniatur|Innenraum]]
Der flachgedeckte Innenraum wird von einer Holzbalkendecke abgeschlossen, die hellblau gestrichen ist. Durch an der Ost- und Westseite nachträglich eingezogene Wände wird das Kirchenschiff innen verkürzt. Der Fußboden vor der Ostwand ist um zwei Stufen erhöht. Zu den Ausstattungsgegenständen gehören die Grabgewölbe der Häuptlinge von Groß-Borssum unter dem Altarraum des Chores, der heute durch eine Wand abgetrennt ist und von der Ostseite betreten werden kann. Dort befinden sich auch mehrere Grabplatten und das Doppelgrabmal für ''Aeldt Friese zu Uttum'' († 1593) und seiner Frau, die in zeitgenössischer Tracht dargestellt wurden.<ref name="dehio" /> Vor der eingezogenen Ostwand stehen ein einfaches Lesepult und ein pokalförmiges Taufbecken und sind zwei schlichte Holztische zusammengestellt. Drei Kronleuchter aus Messing verzieren den ansonsten schmucklosen Raum. Das romanische Taufbecken aus der Entstehungszeit der Kirche hat seinen Platz in der Jugendstilkirche gefunden.


== Inhalt ==
Der westliche Bereich ist durch eine Holzwand abgetrennt, die im oberen Bereich Fenster aufweist. Ebenerdig steht die Orgel vor dieser Wand. Seit 1883 verfügte die Kirche zunächst nur über ein [[Harmonium]] der Firma Estey. Als die Kirche im Jahr 2004 wieder eingeweiht wurde, erwarb die Gemeinde eine gebrauchte Orgel von [[Alfred Führer]] von 1958 aus [[Lilienthal]]. Das Instrument verfügt über fünf [[Register (Orgel)|Register]] und ein angehängtes Pedal. [[Bartelt Immer]] sanierte das Werk und schuf 2004 einen neuen [[Prinzipal (Orgel)|Prinzipal]] 4’.<ref>''Sonntagsblatt'' der Emder Zeitung vom 22. August 2010, S. 11 (PDF-Datei; 953 kB), gesehen 12. März 2013.</ref> Die [[Disposition (Orgel)|Disposition]] lautet:


Der Inhalt wird auf 20 „Bücher“ aufgeteilt, wobei ein solches „Buch“ ungefähr einem heutigen Buchkapitel entspricht:
{| border="0" cellspacing="0" cellpadding="10" style="border-collapse:collapse;"

| style="vertical-align:top" |
*Buch 1: Grammatik
{| border="0"
*Buch 2: Rhetorik und Dialektik
| colspan=3 | '''Manual''' C–f<sup>3</sup>
*Buch 3: Mathematik, Musik, Astronomie
----
*Buch 4: Medizin
|-
*Buch 5: Rechtswesen und Zeiteinteilung
| Gedackt || 8′
*Buch 6: Bücher und Kirchenfeste
|-
*Buch 7: Gott, Engel, Heilige
| Principal || 4′
*Buch 8: Kirche, Sekten, Religionen
|-
*Buch 9: Sprachen, Völker, Reiche
| Ged. Blockflöte || 4′
*Buch 10: Wörter, Namen, Begriffe
|-
*Buch 11: Mensch
| Principal ''(C–h<sup>0</sup>)'' || 2′
*Buch 12: Tiere
|-
*Buch 13: Die Welt und ihre Einteilung
| Rauschpfeife II ''(ab c<sup>1</sup>)''
*Buch 14: Die Erde und ihre Einteilung
|}
*Buch 15: Gemeinschaftsleben
| style="vertical-align:top" |
*Buch 16: Steine und Metalle
{| border="0"
*Buch 17: Von der Landwirtschaft
| colspan=2 | '''Pedal''' C–f<sup>1</sup>
*Buch 18: Krieg und Spiele,
----
*Buch 19: Handwerk
|-
*Buch 20: Gebrauchsgegenstände
| ''angehängt''

|}
=== Buch 4: Medizin ===
|}
Isidor von Sevilla sammelt das ihm zugängliche medizinische Wissen seiner Zeit. In Kapitel I - IV und im abschließenden Kapitel XIII stellt er die Geschichte der Medizin dar. Auf den [[mythisch]]en Anfang mit [[Asklepios|Äskulap]] folgt [[Hippokrates von Kos]] als eigentlicher Begründer. Die medizinischen Schulen der [[Methodiker]] und [[Empiriker (Ärzteschule)]] werden erwähnt ohne die Namen ihrer Vertreter und ohne die Grundzüge der Lehre.

In Kapitel V entwickelt der Autor eine sehr verkürzte Darstellung der [[Humoralpathologie]] des [[Corpus Hippocraticum]]. Er könnte sie aus den Schriften des [[Vindicianus]] geschöpft haben. Vielfach werden [[Etymologie|etymologische]] Herleitungen von Begriffen versucht, die nicht immer überzeugen<ref>Lenelotte Müller: ''Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla'', Einleitung, S. 13 und Anmerkungen</ref>, wenn etwa ''sanguis'' (Blut) mit ''suavis'' (süß) in Verbindung gebracht wird.

In den Kapiteln VI bis VIII listet Isidor von Sevilla Krankheiten, meistens nur mit einer Namensherleitung auf, unterteilt in akute und chronische Krankheiten (angelehnt an [[Caelius Aurelianus]]<ref>Jaques Paul Migne: ''Sancti Isidori, Hispalensis Episcopi Opera Omnia'', ''Etymologiarum Lib. IV, Fußnoten</ref>) und äußere Krankheiten (angelehnt an [[Theodorus Priscianus]]). Bei den akuten Krankheiten erwähnt er abweichend von seinen antiken Quellen die ''pestilentia'' ([[Pest]]), die ''ganz und gar nicht ohne den Willen des allmächtigen Gottes entsteht''.

Auch in Kapitel IX bezieht sich der Autor auf die christliche Religion und rechtfertigt die Verwendung von Heilmitteln durch 2 Bibelzitate. Die Einteilung der Heilmittel in griechisch: ''pharmacia'', ''chirurgia'' und ''dieta'', bzw lateinisch: ''medicamina'', ''manum operatio'' und ''regula'' findet sich schon bei [[Aulus Cornelius Celsus]]<ref>Celsus: Prooemium, 9</ref>.

=== Buch 17: Von der Landwirtschaft ===
Isidor von Sevilla führt als Quellen die bekannten Agrarschriftsteller der Antike an, von [[Mago (Schriftsteller)]] über [[Cato der Ältere]], [[Lucius Iunius Moderatus Columella]] bis zu [[Palladius (Schriftsteller)]]. Allerdings gibt er nicht das dort angehäufte reiche Wissen wieder, sondern begnügt sich mit einer etymologischen Deutung einiger Fachbegriffe und einer Botanik der landwirtschaftlich genutzten Pflanzen.</br>Nach einer Behandlung des Ackerbaus, wobei sich vieles auch bei [[Plinius der Ältere]] findet<ref>Jaques Paul Migne: ''Sancti Isidori, Hispalensis Episcopi Opera Omnia'', ''Etymologiarum Lib. XVII, Fußnoten</ref>, wendet er sich in Kapitel V den Weinreben zu. Er zählt etwa 30 Rebsorten auf, wobei er eng Columella folgt, allerdings ohne dessen reiche Angaben zu Anbau und Eigenschaften. Selten sind Bemerkungen wie zur ''venucula''. Bei Columella<br/>''...quarum uvae temporibus hiemis durabiles ... ut Vennuculae ut ... Numisianae''<br/>bei Isidor von Sevillia<br/>''durabiles autem per totam hiemen Venuculae et Numisianae''<br/>beides : ''Venucula und Numisiana halten sich durch den ganzen Winter.<br/>
::== Rezeption ==

Das Werk wurde im [[Mittelalter]] über Jahrhunderte von Studenten als Standard-Nachschlagewerk genutzt und erstmals 1472 in Augsburg von [[Günther Zainer]] gedruckt.

== Ausgaben ==
* [[Jacques Paul Migne]]: ''Sancti Isidori, Hispalensis Episcopi Opera Omnia'', Turnholti 1969
* [[Wallace Martin Lindsay]] (Hrsg). 2 Bände. Oxford 1911 [http://archive.org/stream/isidori01isiduoft#page/n3/mode/2up Internet Archive] (beide Bände)


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie]]
* [[Liste der historischen Kirchen in Ostfriesland]]


== Literatur ==
== Übersetzungen ==
*[[Lenelotte Möller]] (Übersetzerin): ''Die Enzyklopädie des [[Isidor von Sevilla]]''. Marixverlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3865391773.
* {{Literatur
* ''The Etymologies of Isidore of Seville''. Hrsg. von Stephen A. Barney, W. J. Lewis, J. A. Beach, Oliver Berghof. Cambridge University Press, Cambridge 2006.
| Autor=[[Gottfried Kiesow]]
| Titel=Architekturführer Ostfriesland
| Verlag=Verlag [[Deutsche Stiftung Denkmalschutz]]
| Ort=Bonn
| Jahr=2010
| Seiten=55
| ISBN=978-3-86795-021-3
| Kommentar=
}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Isidore/home.html Lateinischer Text] bei [[LacusCurtius]]
{{Commonscat|Alte Kirche (Borssum)|St.-Nikolaus-Kirche (Borssum)}}
* [http://www.borssum.reformiert.de/ Homepage der Kirchengemeinde]
* Genealogie-Forum: [http://www.genealogie-forum.de/ostfrld/kirchen/borssum.htm Borssum]


== Einzelnachweise ==
== Einzelbelege ==
<references />
<references/>


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[[Kategorie:Literarisches Werk]]
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[[Kategorie:Kirchengebäude in Emden]]
[[Kategorie:Mittelalter (Literatur)]]
[[Kategorie:Literatur (Latein)]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Evangelisch-reformierten Kirche (Landeskirche)|Emden]]
[[Kategorie:Nikolaikirche|Borssum]]
[[Kategorie:Lexikon oder Enzyklopädie]]
[[Kategorie:Backsteinkirche|Emden]]
[[Kategorie:Werk (7. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Romanische Kirche|Emden]]
[[Kategorie:Erbaut im 13. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Romanisches Bauwerk in Niedersachsen|Emden]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel]]

Version vom 5. Januar 2015, 17:08 Uhr

Die Etymologiae sind eine Enzyklopädie von Isidor von Sevilla (ca. 560 bis 636).

Isidor von Sevilla: Etymologiae (Basel: Johann Amerbach 1489)

Isidor von Sevilla (auch bekannt als Isidorus Hispalensis), der „Lehrmeister Spaniens“, veröffentlichte um 623 (630 (?)) die Etymologiae (auch bekannt als Origines; voller Titel: Originum seu etymologiarum libri XX; auch: Etymologiarum sive originum libri XX(?); dt.: „Zwanzig Bücher der Etymologien oder Ursprünge“). Isidor versuchte in dieser Enzyklopädie, das gesamte weltliche und geistliche Wissen seiner Zeit zu vereinen.

Die Etymologiae orientieren sich an den Artes liberales, ergänzen diese jedoch um einen Abriss der damals bekannten Weltgeschichte. Das „Grundbuch des ganzen Mittelalters“ (E. R. Curtius) wurde aus unterschiedlichsten Vorlagen zusammengestellt.

Karte der westlichen Halbkugel, Druck von Günther Zainer, 1472

Der Druck der Etymologiae von 1472 enthält als Illustration zu Isidors Text den ersten Kartendruck des Abendlandes. Die einfache Karte ist im T-O-Stil als Radkarte ausgeführt.

Inhalt

Der Inhalt wird auf 20 „Bücher“ aufgeteilt, wobei ein solches „Buch“ ungefähr einem heutigen Buchkapitel entspricht:

  • Buch 1: Grammatik
  • Buch 2: Rhetorik und Dialektik
  • Buch 3: Mathematik, Musik, Astronomie
  • Buch 4: Medizin
  • Buch 5: Rechtswesen und Zeiteinteilung
  • Buch 6: Bücher und Kirchenfeste
  • Buch 7: Gott, Engel, Heilige
  • Buch 8: Kirche, Sekten, Religionen
  • Buch 9: Sprachen, Völker, Reiche
  • Buch 10: Wörter, Namen, Begriffe
  • Buch 11: Mensch
  • Buch 12: Tiere
  • Buch 13: Die Welt und ihre Einteilung
  • Buch 14: Die Erde und ihre Einteilung
  • Buch 15: Gemeinschaftsleben
  • Buch 16: Steine und Metalle
  • Buch 17: Von der Landwirtschaft
  • Buch 18: Krieg und Spiele,
  • Buch 19: Handwerk
  • Buch 20: Gebrauchsgegenstände

Buch 4: Medizin

Isidor von Sevilla sammelt das ihm zugängliche medizinische Wissen seiner Zeit. In Kapitel I - IV und im abschließenden Kapitel XIII stellt er die Geschichte der Medizin dar. Auf den mythischen Anfang mit Äskulap folgt Hippokrates von Kos als eigentlicher Begründer. Die medizinischen Schulen der Methodiker und Empiriker (Ärzteschule) werden erwähnt ohne die Namen ihrer Vertreter und ohne die Grundzüge der Lehre.

In Kapitel V entwickelt der Autor eine sehr verkürzte Darstellung der Humoralpathologie des Corpus Hippocraticum. Er könnte sie aus den Schriften des Vindicianus geschöpft haben. Vielfach werden etymologische Herleitungen von Begriffen versucht, die nicht immer überzeugen[1], wenn etwa sanguis (Blut) mit suavis (süß) in Verbindung gebracht wird.

In den Kapiteln VI bis VIII listet Isidor von Sevilla Krankheiten, meistens nur mit einer Namensherleitung auf, unterteilt in akute und chronische Krankheiten (angelehnt an Caelius Aurelianus[2]) und äußere Krankheiten (angelehnt an Theodorus Priscianus). Bei den akuten Krankheiten erwähnt er abweichend von seinen antiken Quellen die pestilentia (Pest), die ganz und gar nicht ohne den Willen des allmächtigen Gottes entsteht.

Auch in Kapitel IX bezieht sich der Autor auf die christliche Religion und rechtfertigt die Verwendung von Heilmitteln durch 2 Bibelzitate. Die Einteilung der Heilmittel in griechisch: pharmacia, chirurgia und dieta, bzw lateinisch: medicamina, manum operatio und regula findet sich schon bei Aulus Cornelius Celsus[3].

Buch 17: Von der Landwirtschaft

Isidor von Sevilla führt als Quellen die bekannten Agrarschriftsteller der Antike an, von Mago (Schriftsteller) über Cato der Ältere, Lucius Iunius Moderatus Columella bis zu Palladius (Schriftsteller). Allerdings gibt er nicht das dort angehäufte reiche Wissen wieder, sondern begnügt sich mit einer etymologischen Deutung einiger Fachbegriffe und einer Botanik der landwirtschaftlich genutzten Pflanzen.
Nach einer Behandlung des Ackerbaus, wobei sich vieles auch bei Plinius der Ältere findet[4], wendet er sich in Kapitel V den Weinreben zu. Er zählt etwa 30 Rebsorten auf, wobei er eng Columella folgt, allerdings ohne dessen reiche Angaben zu Anbau und Eigenschaften. Selten sind Bemerkungen wie zur venucula. Bei Columella
...quarum uvae temporibus hiemis durabiles ... ut Vennuculae ut ... Numisianae
bei Isidor von Sevillia
durabiles autem per totam hiemen Venuculae et Numisianae
beides : Venucula und Numisiana halten sich durch den ganzen Winter.

== Rezeption ==

Das Werk wurde im Mittelalter über Jahrhunderte von Studenten als Standard-Nachschlagewerk genutzt und erstmals 1472 in Augsburg von Günther Zainer gedruckt.

Ausgaben

Siehe auch

Übersetzungen

  • Lenelotte Möller (Übersetzerin): Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla. Marixverlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3865391773.
  • The Etymologies of Isidore of Seville. Hrsg. von Stephen A. Barney, W. J. Lewis, J. A. Beach, Oliver Berghof. Cambridge University Press, Cambridge 2006.

Einzelbelege

  1. Lenelotte Müller: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, Einleitung, S. 13 und Anmerkungen
  2. Jaques Paul Migne: Sancti Isidori, Hispalensis Episcopi Opera Omnia, Etymologiarum Lib. IV, Fußnoten
  3. Celsus: Prooemium, 9
  4. Jaques Paul Migne: Sancti Isidori, Hispalensis Episcopi Opera Omnia, Etymologiarum Lib. XVII, Fußnoten