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Heer (Bundeswehr) und David Rüst: Unterschied zwischen den Seiten

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'''David Georg Franz Anton''' (* [[28. Juni]] [[1831]] in [[Nienburg/Weser]]; † [[12. Juli]] [[1916]] in [[Hannover]]) war ein deutscher Arzt und [[Ornithologe]].
{{Infobox Militärische Einheit
|Name= Heer
|Bild=[[Datei:Bundeswehr Logo Heer with lettering.svg|100px|Logo des Heeres]]
|Startdatum=12. November 1955
|Land= {{DEU|3=Flagge von Deutschland|WIDTH=15}}
|Streitkräfte= [[Bundeswehr]]
|Typ= [[Teilstreitkraft]] ([[Heer|Landstreitkraft]])
|Teil_von=[[Datei:BMVg.svg|12px|Verbandsabzeichen des Führungsstabs der Streitkräfte]] [[Generalinspekteur der Bundeswehr]]
|Gliederung=[[Datei:KdoH.svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[Kommando Heer]]</br>
:[[Datei:1._Panzerdivision_(Bundeswehr).svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]]</br>
:[[Datei:10Div.jpg|15px|Verbandsabzeichen]] [[10. Panzerdivision (Bundeswehr)|10. Panzerdivision]]</br>
:[[Datei:DSO.png|15px|Verbandsabzeichen]] [[Division Spezielle Operationen|Division Spezielle Op.]]</br>
:[[Datei:DLO.svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[Division Luftbewegliche Operationen|Division Luftbewegl. Op.]]</br>
:[[Datei:Deutsch-Französische Brigade.svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[Deutsch-Französische Brigade|Dt.-Frz. Brigade]] (dt. Anteil)</br>
:[[Datei:1 (GE-NL) Corps.svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[1. Deutsch-Niederländisches Korps|1. Dt.-Nl. Korps]] (dt. Anteil)</br>
:[[Datei:Coat of arms of Eurocorps.svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[Eurokorps]] (dt. Anteil)</br>
:[[Datei:MNC NE (V1).svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[Multinationales Korps Nord-Ost|MNK NO]] (dt. Anteil)</br>
:[[Datei:Heeresamt (Bundeswehr).svg|15px]] [[Amt für Heeresentwicklung]]</br>
:[[Datei:Coats of arms of None.svg|15px|Verbandsabzeichen]] [[Ausbildungskommando Heer]]
|Mannstärke=
[[Friedensstärke|Aktive Soldaten]]:<br />
63.076<ref name="staerke">{{internetquelle| url=http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/streitkraefte/grundlagen/staerke/ | titel= Die Stärke der Streitkräfte | datum=2013-07-15 | zugriff=2013-07-15 | hrsg=Bundeswehr | autor=Bundesministerium der Verteidigung, Presse- und Informationsstab}}</ref><small> (Juli 2013)</small><br />
[[Verstärkungsreserve|Verstärkungs]]- und [[Personalreserve]]:<br />
ca. 35.000<ref name="RESERVE">{{Internetquelle|url=http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/NYxLC8IwEIT_0W4qrVVvPhC81KPWW5ouTTSPsmzrxR9vKjgDA8M3DD4wO-rZDVpcitrjHVvjdt0bLBGDfslE3kPUxrIzVijCU1teKVVDTDOFjn4Fb8tTT2BSJFkyT8XlHFhLYhgTi1_IxJwJuB5bVZwOqlJ_FZ962xw3VbkuL835imMI-y8d49V_/|titel=Interview mit Generalleutnant Weiler: Die Reserve des Heeres|datum=2001-12-16|autor=Jürgen Engelhardt|hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]], der Leiter des Presse- und Informationsstabes|zugriff=2011-05-09}}</ref>
|Stationierungsort=
[[Struzberg-Kaserne]], [[Strausberg]]
|Stationierungsort_Bezeichnung=Hauptsitz Kommando Heer
|Leitung_Bezeichnung=Leitung
|Kommandeur1_Bezeichnung=Inspekteur<br />des Heeres
|Kommandeur1= [[Generalleutnant|GenLt]] [[Bruno Kasdorf]]
}}


== Leben ==
Das '''Heer''' ist neben [[Deutsche Marine|Marine]] und [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]] eine der drei [[Teilstreitkraft|Teilstreitkräfte]] der [[Bundeswehr]]. Das Heer ist Kern der Landstreitkräfte und Träger von Landoperationen sowie Operationen [[Luftlandetruppen|luftbeweglicher]] und [[Luftbewegliche Brigade 1|luftmechanisierter]] Kräfte. Mit einem Umfang von rund 63.000<ref name="staerke" /> Soldaten [[Friedensstärke|im Frieden]] ist das Heer die größte Teilstreitkraft. In allen [[Militärischer Organisationsbereich|Bereichen der Bundeswehr]] dienen über 100.000 Soldaten in Heeresunifom.<ref group="A">Die genaue Zahl der Heeresuniformträger wird von der Bundeswehr nicht regelmäßig veröffentlicht. Im Jahr 2008 dienten in der gesamten Bundeswehr 160.000 (vgl. {{Literatur|Online=[http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=56299097&aref=image036/2008/03/20/ROSP200801300520052.PDF&thumb=false Online bei Spiegel Wissen]|Autor=Alexander Szandar|Titel=Bundeswehr. Wie Feldmäuse|Sammelwerk=Der SPIEGEL|Band=13/2008|Jahr=2008|Monat=08}}) Heeresuniformträger. Seitdem wurde die Bundeswehr stetig verkleinert, so dass die Anzahl der Heeresuniformträger abermals geschrumpft sein dürfte. Das Bundesministerium der Verteidigung gibt an, dass in der zukünftigen Struktur der erneut deutlich schrumpfenden Bundeswehr (Stichwort: „Neuausrichtung der Bundeswehr“) über 100.000 (vgl. {{Internetquelle | url=http://augengeradeaus.net/2011/09/die-grobstruktur-steht/ | titel=Die Grobstruktur steht | autor=Thomas Wiegold | hrsg=Augen geradeaus! | datum=2011-09-21 | zugriff=2011-09-21}}) Heeresuniformträger in allen Bereichen der Bundeswehr Dienst tun werden. Demzufolge beträgt die Anzahl der Heeresuniformträger zurzeit über 100.000 Mann aber wohl deutlich unter 160.000 Mann.</ref>
David Rüst war Sohn eines Oberst der Armee des [[Königreich Hannover|Königreichs Hannover]], der bei den [[Lützower Jäger]]n gedient und zuletzt Kommandeur des 4. Infanterie-Regiments in Stade war. David Rüst besuchte die Gymnasien in [[Celle]] und [[Osnabrück]] und studierte ab 1852 Medizin an den Universitäten in Göttingen und Würzburg. In Göttingen wurde er 1853 Mitglied des [[Corps Hannovera Göttingen|Corps Hannovera]]. 1856 wurde er in Göttingen zum Dr. med. promoviert. Im gleichen Jahr begann er als Assistenzarzt am Königlich-hannoverschen General-Hospital in Hannover, wurde 1857 Assistenzarzt des Infanterie-Regiments in Celle. Von 1859 bis 1864 diente er als Adjudant des Chefs der Königlich-hannoverschen Medizinalwesens. Er wurde 1864 zur Artillerie-Brigade nach Hannover versetzt. 1870 bis 1880 war er Arzt in [[Eicklingen|Groß Eicklingen]], dann bis 1887 in [[Freiburg im Breisgau]]. In seiner Freiburger Zeit erhielt er in Anerkennung für seine [[Paläontologie|paläontlogischen]] Forschungsarbeiten die Große Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] verliehen. 1887 war er wieder in Hannover tätig. Er verwaltete seit 1891 die [[Vögel|Vogelsammlung]] des [[ Provinzialmuseum Hannover|Provinzialmuseums Hannover]].


== Ehrungen ==
Die ersten Soldaten des Heeres traten am 12. November 1955 ihren Dienst an und im April 1957 wurden die ersten [[Wehrpflicht]]igen [[Einberufung|einberufen]]. Das Heer sieht sich ausdrücklich nicht in der Tradition der [[Wehrmacht]]. Im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] war die Hauptaufgabe der Bundeswehr die [[Landesverteidigung]]. Mit der Auflösung des [[Kommando Territoriale Verteidigung|Kommandos Territoriale Verteidigung]] 1969 wurden dessen Aufgaben dem Heer übertragen und dieses organisatorisch in das in die [[NATO-Kommandostruktur]] integrierte [[Feldheer]] und das unter nationalem Kommando stehende [[Territorialheer]] unterteilt. Nach Beitritt der im [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigungsprozess]] wieder errichteten Länder der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] sowie [[Berlin-Frage|Gesamtberlins]] zur [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] wurden Teile der [[Landstreitkräfte der NVA|Landstreitkräfte]] der [[Nationale Volksarmee|Nationalen Volksarmee]] in das Heer integriert. Das Feldheer wuchs dadurch auf 42 Kampfbrigaden und auf 360.000 aktive Soldaten auf und erreichte damit seine historische Maximalgröße. Das Territorialheer wurde als eigener Teilbereich im Heer 2001 aufgelöst und verbliebene territoriale Strukturen und Aufgaben in den neu geschaffenen Organisationsbereich [[Streitkräftebasis]] eingegliedert. Die Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt. Seitdem ist das Heer Teil einer [[Berufsarmee|Freiwilligenarmee]]. Seit April 2012 ist der [[Generalinspekteur der Bundeswehr]] truppendienstlicher Vorgesetzter aller Soldaten des Heeres.
* [[Sanitätsrat]] (1887)
* Ehrenpräsident der [[Naturhistorische Gesellschaft Hannover|Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover]]


== Schriften ==
Die Führung des Heeres obliegt dem [[Inspekteur des Heeres]] [[Bruno Kasdorf]]. Zum Aufgabenspektrum treten neben dem grundsätzlichen Auftrag der Landesverteidigung internationale Kriseninterventions- und Stabilisierungsoperationen. Heerestruppen sind dazu im Rahmen multinationaler Einsätze wie [[KFOR]] und [[International Security Assistance Force|ISAF]] auch in Ländern außerhalb Deutschlands [[Dislozierung|disloziert]]. Das Heer begegnet dieser Entwicklung mit einem umfassenden [[Transformation der Bundeswehr|Transformationsprozess]]. Im Rahmen von [[NATO]] und der [[Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik|Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU]] sind Truppen des Heeres in multinationale Stäbe und Verbände integriert.
* ''Beiträge zur Kenntniss der fossilen Radiolarien aus Gesteinen der Kreide, von Dr. Rüst,...'' E. Koch, 1887

* ''Katalog der systematischen Vogelsammlung des Provinzial-Museums in Hannover'', Hannover 1897 (mit Nachtrag 1900 in den Berichten der Naturhistorischen Gesellschaft)
== Auftrag und Aufgaben ==
[[Datei:Leo2A5.JPG|miniatur|Kampfpanzer [[Leopard 2]]]]

Als Teilstreitkraft der Bundeswehr ist der Auftrag des Heeres grundsätzlich deckungsgleich mit dem Auftrag und den Aufgaben der [[Bundeswehr]], wie sie vom [[Generalinspekteur der Bundeswehr]] und dem [[Bundesminister der Verteidigung]] erarbeitet bzw. verantwortet werden. Maßgebliche Veröffentlichungen dazu sind die [[Verteidigungspolitische Richtlinien|Verteidigungspolitischen Richtlinien]] Stand 2011<ref name="VPR2011">{{Internetquelle|hrsg=Bundesministerium der Verteidigung|url=http://www.bmvg.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NmU3NTMxNmI3MjY5NmIyMDIwMjAyMDIw/VPR%2520Final.pdf|datum=2011-05-18|zugriff=2011-05-18|format=PDF|titel=Verteidigungspolitische Richtlinien. Nationale Interessen wahren – Internationale Verantwortung übernehmen – Sicherheit gemeinsam gestalten}}</ref>, die [[Konzeption der Bundeswehr]] Stand 2013<ref name="KONZEPT2013">{{Internetquelle|hrsg=Bundesministerium der Verteidigung|url=http://www.bmvg.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzIzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY4Njk3OTY0MzU3Nzc3MzUyMDIwMjAyMDIw/130701%20-%20Konzeption%20der%20Bundeswehr.pdf|datum=2006-10-25|zugriff=2013-07-01|format=PDF|titel=Konzeption der Bundeswehr}}</ref> und das [[Weißbuch (Bundeswehr)|Weißbuch]] Stand 2006<ref name="WB2006">{{Internetquelle|hrsg=Bundesministerium der Verteidigung|url=http://www.bmvg.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NmE2ODY1NmQ2NzY4MzEyMDIwMjAyMDIw/WB_2006_dt_mB.pdf|datum=2006-10-25|zugriff=2011-05-18|format=PDF|titel=Weißbuch zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr 2006}}</ref>

Das Heer hat sich nach dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] von einer reinen Landstreitkraft zur Landesverteidigung zu einem Heer mit erweitertem Aufgabenspektrum gewandelt. In den Verteidigungspolitischen Richtlinien werden folgende Aufgaben für die Bundeswehr definiert:
* [[Verteidigungsfall (Deutschland)|Landesverteidigung]] als [[Bündnisfall|Bündnisverteidigung]] im Rahmen der [[NATO|Nordatlantischen Allianz]]
* internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung – einschließlich des Kampfs gegen den [[Internationaler Terrorismus|internationalen Terrorismus]]
* Beteiligung an militärischen Aufgaben im Rahmen der [[Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik|Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik]] der EU
* Beiträge zum [[Heimatschutz]], d.h. Verteidigungsaufgaben auf deutschem Hoheitsgebiet
* [[Amtshilfe]] in Fällen von Naturkatastrophen und schweren Unglücksfällen, zum Schutz kritischer Infrastruktur und bei [[Innerer Notstand|innerem Notstand]]
* Rettung und Evakuierung sowie [[Geiselbefreiung]] im Ausland
* Partnerschaft und [[Kooperation]] als Teil einer multinationalen Integration und globalen Sicherheitszusammenarbeit im Verständnis moderner [[Verteidigungsdiplomatie]]
* [[humanitäre Hilfe]] im Ausland<ref name="VPR2011" />

Im Weißbuch wird dem Heer folgende Rolle zugewiesen: „Das Heer ist Kern der Landstreitkräfte und Träger von Landoperationen sowie Operationen [[Luftlandetruppen|luftbeweglicher]] und [[Luftbewegliche Brigade 1|luftmechanisierter]] Kräfte.“<ref name="WB2006" />

''Siehe auch:'' [[Bundeswehr#Auftrag und Aufgaben|Auftrag der Bundeswehr]]

== Organisation ==
=== Führung ===
[[Datei:Bruno Kasdorf 2.jpg|thumb|[[Generalleutnant|GenLt]] [[Bruno Kasdorf]], [[Inspekteur des Heeres]]]]
Der oberste truppendienstliche Vorgesetzte des [[Heer]]es ist der [[Inspekteur des Heeres]]. Der Inspekteur des Heeres bekleidet den Rang eines [[Generalleutnant]]s und ist unmittelbar dem [[Generalinspekteur der Bundeswehr]] unterstellt. Der Inspekteur ist [[Befehlshaber]] im [[Kommando Heer]]. Über das Kommando Heer stellt er die Einsatzbereitschaft der Teilstreitkraft Heer sicher und führt die unterstellten Truppenteile. Dem Inspekteur bzw. dem Kommando Heer unterstehen unmittelbar das [[Ausbildungskommando Heer]], das [[Amt für Herresentwicklung]] sowie die Divisionen und die deutschen Anteile der multinationalen Verbände.

''Siehe auch:'' [[Spitzengliederung der Bundeswehr]]

=== Stellung in der Bundeswehr ===
[[Datei:Organisationsbereiche Bundeswehr.PNG|miniatur|Stellung innerhalb der Organisationsbereiche des BMVg]]
Das Heer ist
* eine der drei [[Teilstreitkraft|Teilstreitkräfte]] der Bundeswehr sowie
* einer der fünf [[Militärischer Organisationsbereich|militärischen Organisationsbereiche]] der Bundeswehr.
Seit Gründung der Bundeswehr war das Heer immer die zahlenmäßig größte Teilstreitkraft. Dies ergab sich im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] aus den der Bundeswehr zugewiesenen Aufgaben im Verteidigungskonzept der NATO für Europa, heute vor allem aus der Vielzahl an Aufgaben, die die Bundeswehr im Rahmen ihrer Auslandseinsätze zu bewältigen hat und die – im Vergleich aller Teilstreitkräfte – weiterhin große Heereskontingente erfordern.

Mit dem [[Dresdner Erlass]] wurde der [[Generalinspekteur der Bundeswehr]] truppendienstlicher Vorgesetzter des Heeres, nachdem bereits der [[Berliner Erlass]] die Kompetenzen des Generalinspekteurs gegenüber dem Heer deutlich gestärkt hatte. Auch sind deutsche Truppenkontingente für die Dauer ihres Einsatzes truppendienstlich verschiedenen Stäben außerhalb des Heeres unterstellt. Die [[Streitkräftebasis]] sowie der [[Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr|Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr]] umfassen heute viele ehemals im Heer angesiedelte Aufgaben und Truppenteile, beispielsweise die ehemals in den [[Wehrbereichskommando|Wehrbereichen]] organisierten Verbände. Das Heer ist dadurch heute kaum mehr befähigt wirklich autark zu operieren. Die „Heeresuniformträger“ der Streitkräftebasis und im Sanitätsdienst sind kein Teil des Heeres.

''Siehe auch'': [[Gliederung der Bundeswehr]]

=== Gliederung ===
{{Hauptartikel|Gliederung des Heeres (Bundeswehr)|titel1=Gliederung des Heeres}}
Die oberste truppendienstliche [[Kommandobehörde|Behörde]] ist das [[Kommando Heer]] (KdoH). Diesem sind die Divisionen sowie die deutschen Anteile der multinationalen Verbände sowie mit dem Ausbildungskommando und dem Amt für Heeresentwicklung Dienststellen mit Schwerpunkt Weiterentwicklung und Ausbildung unterstellt. Truppen im Auslandseinsatz unterstehen für die Dauer ihres Einsatzes in Masse dem teilstreitkräftegemeinsamen [[Einsatzführungskommando der Bundeswehr]] (EinsFüKdoBw). [[Ausbildungskommando Heer]] und [[Amt für Heeresentwicklung]] sind unter Anderem für die Ausbildung an den [[Schulen des Heeres]], die Heeresrüstung und andere Verwaltungsaufgaben zuständig. Im Zuge der [[Transformation der Bundeswehr]] und zur Einnahme der zukünftigen Struktur [[Gliederung des Heeres (Bundeswehr, HEER2011)|HEER2011]] ist die Gliederung der Bundeswehr einer ständigen Veränderung unterworfen. Folgende Übersicht zeigt die ''grundlegende'' aktuelle Gliederung:
* [[Datei:KdoH.svg|15px|Verbandsabzeichen KdoH]] '''[[Kommando Heer]]''' in [[Strausberg]] ([[Inspekteur des Heeres]])
** [[Deutsch-Französische Brigade]], [[Müllheim (Baden)|Müllheim]] (deutscher Anteil)
** [[Datei:1._Panzerdivision_(Bundeswehr).svg|15px|Verbandsabzeichen 1. PzDiv]] '''[[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]]''' (Division Eingreifkräfte), [[Hannover]]
*** [[Panzerlehrbrigade 9]], [[Munster (Örtze)|Munster]]
*** [[Panzerbrigade 21]] „Lipperland“, [[Augustdorf]]
*** [[Panzergrenadierbrigade 41]] „Vorpommern“, [[Torgelow]]
** [[Datei:Division Spezielle Operationen (Bundeswehr).svg|15px|Verbandsabzeichen DSO]] '''[[Division Spezielle Operationen]]''', [[Stadtallendorf]]
*** [[Luftlandebrigade 26]] „Saarland“, [[Saarlouis]]
*** [[Luftlandebrigade 31]] „Oldenburg“, [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]]
*** [[Kommando Spezialkräfte]], [[Calw]]
** [[Datei:Division Luftbewegliche Operationen (Bundeswehr).svg|15px|Verbandsabzeichen]] '''[[Division Luftbewegliche Operationen]]''', [[Veitshöchheim]]
*** [[Luftbewegliche Brigade 1]], [[Fritzlar]]
** [[Datei:10. Panzerdivision (Bundeswehr).svg|15px|Verbandsabzeichen 10. PzDiv]] '''[[10. Panzerdivision (Bundeswehr)|10. Panzerdivision]]''', [[Sigmaringen]]
*** [[Panzerbrigade 12]] „Oberpfalz“, [[Amberg]]
*** [[Gebirgsjägerbrigade 23]] „Bayern“, [[Bad Reichenhall]]
*** [[Panzergrenadierbrigade 37]] „Freistaat Sachsen“, [[Frankenberg/Sa.]]
** [[Datei:Heeresamt_(Bundeswehr).svg|15px|Wappen des Amts für Heeresentwicklung]] '''[[Amt für Heeresentwicklung]]''', [[Köln]]
** [[Datei:Coats of arms of None.svg|15px|internes Verbandsabzeichen]] '''[[Ausbildungskommando Heer]]''', [[Leipzig]]
*** [[Schulen des Heeres]]
*** [[Zentren des Heeres]]

''Siehe auch:'' [[Truppenteil]]gliederung

=== Beteiligung an multinationalen Verbänden ===
[[Datei:Dca korp pw.jpg|miniatur|deutsche, dänische und polnische Offiziere des [[Multinationales Korps Nord-Ost|Multinationalen Korps Nord-Ost]] bei einer Gedenkfeier]]
Im Rahmen von [[NATO]] und der [[Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik|Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU]] sind Truppen des Heeres ständig in multinationale Stäbe und Verbände integriert. Das Heer war von 1955 bis 1990 fest in die mittlerweile gelockerte [[NATO-Kommandostruktur]] eingebunden. Das Heer bleibt jedoch in den Streitkräfteplanungsprozess der NATO eingebunden. Heute sind die [[Korps]] die Träger der Multinationalität. Das Heer stellt im Bedarfsfall Kräfte für [[EU Battlegroup]]s, für die [[NATO Response Force|Schnelle Eingreiftruppe der NATO]] und für Missionen der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]]. Die Heerestruppen sind dazu jedoch nicht ständig in diese multinationale Verbände eingegliedert, sondern werden meist nur im Bedarfsfall abgestellt. Eine Ausnahme bildet die ständig präsente [[Deutsch-Französische Brigade]]. Weitere Beteiligungen des Heeres an multinationalen Verbänden sind:
* [[Eurokorps]]: Das Heer stellt ständig den deutschen Anteil an der [[Deutsch-Französische Brigade]] und im Bedarfsfall die [[10. Panzerdivision (Bundeswehr)|10. Panzerdivision]]
* [[1. Deutsch-Niederländisches Korps]]: Das Heer stellt im Bedarfsfall die [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|Division Eingreifkräfte]]
* [[Multinationales Korps Nord-Ost]]: Das Heer stellt im Bedarfsfall die [[13. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|13. Panzergrenadierdivision]] für das [[Dänemark|dänisch]]-[[Polen|polnisch]]-[[Deutschland|deutsche]] Korps ab.
Das Heer stellt in diesen Verbänden außerdem ständig den deutschen Anteil der Stäbe sowie in begrenztem Umfang Führungsunterstützungskräfte. Das Fernmeldebataillon 610 ist beispielsweise ständig in das Multinationale Korps Nord-Ost eingebunden. Am [[Allied Command Europe Rapid Reaction Corps]] ist das deutsche Heer nur mit wenigen Generalstabsoffizieren ständig beteiligt, hat aber die [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]] als im Bedarfsfall abzustellenden Verband vorgesehen. In besonderer Weise ist auch das [[Kommando Operative Führung Eingreifkräfte]] der Streitkräftebasis zur Führung der für EU und NATO abgestellten Verbände befähigt.

=== Kräftekategorien ===
Die [[Truppenteil]]e des Heeres sind anhand drei streitkräftegemeinsamer Kräftekategorien klassifiziert. Die Einteilung der Verbände in diese Kategorien ergibt sich hinsichtlich des unterschiedlichen Auftrags, der Verfügbarkeit, der Ausbildung sowie der Ausrüstung des jeweiligen Verbandes. Die Kräftekategorien sind eine Reaktion auf das erweiterte Aufgabenspektrum des Heeres und die damit verbundenen Auslandseinsätze, die sich hinsichtlich ihrer Aufgaben voneinander unterscheiden. Die Verbände der jeweiligen Kräftekategorie sind dazu einer jeweiligen Aufgabe zugeordnet. Die drei Kräftekategorien sind:
* [[Eingreifkräfte]] werden als schnell verfügbare und besonders robuste Kräfte für (multinationale) Kriseninterventionsoperationen hoher Intensität vorgehalten und werden dazu bevorzugt ausgerüstet. Im Heer ist dazu u.&nbsp;a. die [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]] zur [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|Division Eingreifkräfte]] umgewidmet worden.
* [[Stabilisierungskräfte]] sind Verbände zur Durchführung friedenserhaltender (multinationaler) Stabilisierungsoperationen mittlerer Intensität.
* [[Unterstützungskräfte]] sichern den Grundbetrieb des Heeres im Einsatz und in Deutschland.

=== Truppengattungen ===
[[Datei:KSK 1 retouched.jpg|miniatur|[[Kommando Spezialkräfte|KSK]]-Vorführung auf der [[Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung Berlin|ILA]]&nbsp;2000]]

Durch den Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres wurde am 17.&nbsp;Oktober 2005 die offizielle Gliederung der [[Truppengattung]]en des Heeres bekannt gegeben.<ref>[http://www.zifkras.de/ZiFkras%20NB2006%20NM.pdf Reserveoffizierkameradschaft die ZiFkras (rsg.): ''Auszug aus dem Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres vom 17.&nbsp;Oktober 2005.''] In: Die ZiFkras. Nachrichtenblatt der Reserveoffizierkameradschaft die ZiFkras. Sommer 2006.</ref> Jede Truppengattung fasst Truppenteile gemäß ihren Fähigkeiten und ihrer Ausrüstung zusammen. Äußerlich ist die Zugehörigkeit beispielsweise an der [[Waffenfarbe]] (Farbe der [[Kragenspiegel]] bzw. der [[Litze (Geflecht)|Litzen]], etc.) oder am [[Barett (Uniform)|Barettabzeichen]] erkennbar. Die Einteilung nach Truppengattungen entspricht nicht der truppendienstlichen Gliederung des Heeres. Sinn der Einteilung in Truppengattungen ist vielmehr vor allem die einheitliche Ausbildung, Rüstung und Weiterentwicklung funktional ähnlicher Teilbereiche des Heeres. Dazu sind für die Truppengattungen [[Schulen des Heeres|Schulen]] oder [[Zentren des Heeres|Zentren]] eingerichtet, an deren Spitze sich jeweils ein Offizier (meist ein Brigadegeneral) in den Dienststellungen [[General der Infanterie]], [[General der Panzertruppen]] usw. in besonderer Weise für die Weiterentwicklung und Ausbildung einer Truppengattung verantwortlich zeichnet. Folgende Tabelle stellt die Einteilung der Truppengattungen gemäß dem Kommandeurbrief zusammen. Nicht explizit im Brief, aber in der Tabelle ebenfalls aufgeführt ist der Militärmusikdienst, der de facto im Frieden<ref group="A">Für den [[Verteidigungsfall]] sind die Militärmusiker für Aufgaben im Sanitätsdienst vorgesehen und werden entsprechend ausgebildet.</ref> eine eigene Truppengattung bildet.

{| class="wikitable"
! Truppengattungs-<br />verbund
! Truppengattung
! Kragen-<br />spiegel<ref group="A">Kragenspiegel Dienstanzug. Für alle Dienstgrade außer Generale und Offiziere im Generalstab. Diese tragen besondere Stickereien auf roter Unterlage. Gezeigte Darstellung ist angelehnt an die einfachste Ausführung der Kragenspiegel mit grauen Litzen für Mannschaften. Weitere Abweichungen aufgrund der Unterstellung möglich.</ref>
! Barett<ref group="A">Barettabzeichen. Hintergrundfarbe ist Barettfarbe. Für die Gebirgsjäger ist Farbe und Anstecker der Bergmütze dargestellt. Abweichungen aufgrund der Unterstellung möglich. Beispiele: Truppenteile der Division Spezielle Operation tragen häufig ein bordeauxrotes Barett. Angehörige der Gebirgsjägerbrigade tragen oft die Gebirgsmütze mit Edelweiß statt Barett. Angehörige der Gebirgsjägerbrigade, die keine Bergmütze tragen, tragen zum Barettabzeichen zusätzlich häufig das Edelweiß. Heeresmusikkorps tragen meist eine Barettfarbe, die ihrer Divisionszugehörigkeit entspricht, also beispielsweise Schwarz in Panzerdivisionen. Angehörige multinationaler Verbände sowie Offizieranwärter tragen häufig blaue Baretts und/oder besondere Barettabzeichen.</ref>
! [[Taktisches Zeichen|Taktisches<br />Zeichen]]<ref group="A">Das dargestellte taktische Zeichen steht für die Truppengattung insgesamt (und trägt daher kein Symbol für die Größenordnung der bezeichneten Truppe). Bestimmte der Truppengattung zuzuordnende Verbände, Einheiten und Teileinheiten, sowie einzelne Fahrzeuge können abweichende taktische Zeichen führen. Oft handelt es dabei um modifizierte Formen der hier dargestellten Grundform.</ref>
! Stärke<ref group="A">Nur aktive Truppenteile des Heeres, insbesondere nicht Ergänzungstruppenteile oder gekaderte Truppenteile oder Truppenteile der Streitkräftebasis. Keine Ausbildungs-, Stabs-, Einsatz-, Unterstützungs und Versorgungskompanien, etc.</ref>
|-
! colspan="6"|'''[[Kampftruppe]]n'''
|-
| rowspan="3"|[[Infanterie (Bundeswehr)|Infanterie]]
| [[Fallschirmjägertruppe (Bundeswehr)|Fallschirmjägertruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Infanterie Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Fallschirmjäger Bw.jpg|zentriert|47px]]
| [[Datei:TZ AirborneINF.svg|50px|zentriert]]
| 16 Fallschirmjägerkompanien<br />davon 4 [[Schwere Jägerkompanie|schwere Kompanien]]
|-
| [[Gebirgsjägertruppe (Bundeswehr)|Gebirgsjägertruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Infanterie Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Gebirgsjäger Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ MtnINF.svg|50px|zentriert]]
| 12 Gebirgsjägerkompanien<br />davon 3 [[Schwere Jägerkompanie|schwere Kompanien]]
|-
| [[Jägertruppe (Bundeswehr)|Jägertruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Infanterie Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Jägertruppe Bw.jpg|zentriert|50px]]
| [[Datei:TZ INF.svg|50px|zentriert]]
| 11 Jägerkompanien<br />davon 3 [[Schwere Jägerkompanie|schwere Kompanien]]<br />4 Sicherungskompanien
|-
| rowspan="2"|[[Panzertruppen]]
| [[Panzergrenadiertruppe (Bundeswehr)|Panzergrenadiertruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Infanterie Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Panzergrenadiertruppe Bw.jpg|zentriert|47px]]
| [[Datei:TZ PG.svg|50px|zentriert]]
| 24 Panzergrenadierkompanien
|-
| [[Panzertruppe (Bundeswehr)|Panzertruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Panzertruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Panzertruppe Bw.jpg|zentriert|47px]]
| [[Datei:TZ PZ.svg|50px|zentriert]]
| 18 Panzerkompanien
|-
| colspan="2" align="center"| [[Kommando Spezialkräfte|Spezialkräfte]]
| [[Datei:Kragenspiegel Infanterie Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Kommando Spezialkräfte Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ SpecialForces.svg|50px|zentriert]]
| 5 [[Kommando (Militär)|Kommandokompanien]]<br />davon 1 Spezialkommandokompanie
|-
! colspan="6"|'''[[Kampfunterstützungstruppen]]'''
|-
| colspan="2" align="center"|[[Artillerietruppe (Bundeswehr)|Artillerietruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Artillerietruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Artillerietruppe Bw.jpg|zentriert|47px]]
| [[Datei:TZ ART.svg|50px|zentriert]]
| 5 Raketenartilleriebatterien<br />13 Panzerartilleriebatterien<br />4 Beobachtungs-/ Aufklärungsbatterien
|-
| colspan="2" align="center"| [[Heeresfliegertruppe (Bundeswehr)|Heeresfliegertruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Heeresfliegertruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Heeresfliegertruppe Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:APP-6 Army Aviation.svg|50px|zentriert]]
| 2 Transportregimenter<br />2 Kampfhubschrauberregimenter
|-
| colspan="2" align="center"| [[Pioniertruppe (Bundeswehr)|Pioniertruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Pioniertruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Pioniertruppe Bw.jpg|zentriert|47px]]
| [[Datei:TZ PIO.svg|50px|zentriert]]
| 6 Bataillone<br />+6 Kompanien
|-

! colspan="6"|'''[[Einsatz- und Führungsunterstützungstruppen]]'''
|-
| colspan="2" align="center"|[[Fernmeldetruppe (Bundeswehr)|Fernmeldetruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Fernmeldetruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Fernmeldetruppe Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ FM.svg|50px|zentriert]]
| 1 Fernmelderegiment<br />+7 Bataillone
|-
| colspan="2" align="center"|[[Heeresaufklärungstruppe (Bundeswehr)|Heeresaufklärungstruppe]]
| [[Datei:Kragenspiegel Heeresaufklärungstruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Heeresaufklärungstruppe Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ AU.svg|50px|zentriert]]
| 14 Spähkompanien<br />2 Aufklärungskompanien<br />2 Luftlandaufklärungskompanien<br />1 Fernspähkompanie
|-
| rowspan="2"|[[Heereslogistiktruppen (Bundeswehr)|Heereslogistiktruppen]]
| colspan="1" align="left"|[[Instandsetzung]]struppe
| [[Datei:Kragenspiegel Heereslogistiktruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Instandsetzungstruppe Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ INST.svg|50px|zentriert]]
| rowspan="2"|10 Bataillone
|-
| colspan="1" align="left"|[[Nachschub]]truppe
| [[Datei:Kragenspiegel Heereslogistiktruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Nachschubtruppe Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ SPPL.svg|50px|zentriert]]
|-
| colspan="2" align="center"|[[Sanitätsdienst Heer]]
| [[Datei:Kragenspiegel Sanitätstruppe Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Sanitätstruppe Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ SAN.svg|50px|zentriert]]
| keine selbstständigen Truppenteile
|-
! colspan="6"|''sonstige''
|-
| colspan="2" align="center"|[[Militärmusik#Militärmusik in Deutschland|Militärmusikdienst im Heer]]
| [[Datei:Kragenspiegel Militärmusikdienst Bw.svg|zentriert|30px]]
| [[Datei:Barettabzeichen Heeresmusikkorps Bw.jpg|47px|zentriert]]
| [[Datei:TZ Army Bands.svg|50px|zentriert]]
| 3 [[Heeresmusikkorps]]
|-
|}

Am 23. April 2013 wurde die [[ABC-Abwehrtruppe (Bundeswehr)|ABC-Abwehrtruppe]] dem am gleichen Tag in Dienst gestellten ABC-Abwehrkommando und somit der [[Streitkräftebasis]] unterstellt<ref>{{Internetquelle|url=http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/NYyxDsIwDET_yE4pUJUN6MLKUspm0qgxpEllubDw8SQDd9LppHc6vGN2pDdPpJwiBbzhYPnw-IB3ToBeuroQIJL1wtari_AkLxtT1UCLcCgN-3IzOrApOi2Zd8o5JyFNAksSDYWsIpkAjziYqjuZnfmr-rZNfW76fbvtLqcrLvN8_AGjb5eB//|titel=„Nebel – Ahoi!“ ABC-Abwehr nun Aufgabe der Streitkräftebasis|datum=2013-04-23|zugriff=2013-04-29|autor=Bernd Schwendel|hrsg= Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes}}</ref>. Bereits im Jahr 2012 wurde die [[Heeresflugabwehrtruppe]] als Heerestruppe vollständig aufgelöst und ein Großteil der Aufgaben an die [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]] abgegeben. Im Jahr 2001 hatte die neu aufgestellte Streitkräftebasis bereits einige der zuletzt zum Heer gehörenden Truppengattungen übernommen. Hierzu zählen die [[Feldjäger]]truppe, die [[Operative Information|Truppe für Operative Information]], die [[Fernmeldetruppe EloKa]] und die 2003 aufgelöste [[Topographietruppe]].

=== Standorte ===
[[Datei:Standorte Heer (Bundeswehr).svg|thumb|250px|Stationierung des Heeres]]
Das Heer ist in Kasernen fast im gesamten Bundesgebiet stationiert. Keine größeren Truppenteile befinden sich lediglich in den Ländern [[Bremen]], [[Hamburg]] und [[Berlin]]. Im französischen [[Straßburg]] befindet sich der einzige größere Standort des Heeres im Ausland. Die militärischen Anlagen, d.&nbsp;h. [[Kaserne]]n, [[Arsenal|Depots]] und [[Truppenübungsplatz|Truppenübungsplätze]] selbst stehen aber größtenteils nicht unter der Verwaltung des Heeres, sondern werden von Standort- und Truppenübungsplatzkommandanturen der [[Streitkräftebasis]] oder Dienststellen der [[Territoriale Wehrverwaltung|Territorialen Wehrverwaltung]] betrieben. Das Standortkonzept hat sich seit Ende des Kalten Krieges und spätestens mit Vorlage des Standortkonzeptes 2004 unter Bundesverteidigungsminister [[Peter Struck]] grundlegend verändert. Zahlreiche Standorte, die bis 1990 in der Nähe der zugewiesenen [[Verteidigungsraum|Verteidigungsräume]] der Truppenteile lagen, wurden einhergehend mit der Verkleinerung des Heeres aus Kostengründen geschlossen und die Truppenteile in wenigen Räumen konzentriert, die oftmals nahe geeigneter Ausbildungseinrichtungen (z. B. Truppenübungsplätze) liegen. Truppenkonzentration befinden sich heute beispielsweise in der [[Lüneburger Heide]] um die [[Truppenübungsplatz Munster|Truppenübungsplätze Munster]] und [[Truppenübungsplatz Bergen|Bergen]], in [[Ostwestfalen-Lippe]] (u.&nbsp;a. [[Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne (Augustdorf)|Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne]]), in [[Franken (Region)|Franken]], an der [[Saarland|Saar]], [[Thüringen|Westthüringen]], im [[Alpen]]raum und im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]].<ref name="STATIONIERUNG2004">{{Internetquelle|url=http://www.bundeswehr.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NmE2ODM1NmIzNzczMzMyMDIwMjAyMDIw/stationierungskonzept_komplett.pdf|format=PDF; 1,5&nbsp;MB|hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]], Bundesminister der Verteidigung [[Peter Struck]]|titel=Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland|datum=2004-11-01|zugriff=2011-05-18}}</ref>

''Siehe auch:'' [[Kaserne#Kasernen der Bundeswehr heute|Kasernen der Bundeswehr heute]], [[Liste der Bundeswehrstandorte in Deutschland]], [[Liste ehemaliger Bundeswehrstandorte in Deutschland]]

== Rekrutierung und Ausbildung ==
=== Rekrutierung ===
Die Erfassung möglicher Freiwilliger erfolgt teilstreitkräfteübergreifend über die [[Kreiswehrersatzamt|Kreiswehrersatzämter]] der [[Territoriale Wehrverwaltung|territorialen Wehrverwaltung]]. Die Auswahl der [[Offizierbewerber]] wird teilstreitkräfteübergreifend durchgeführt durch das [[Personalamt der Bundeswehr]] (Streitkräftebasis) und dessen [[Offizierbewerberprüfzentrale]] in Köln. Die [[Zentrum für Nachwuchsgewinnung|Zentren für Nachwuchsgewinnung]] unterstehen ebenfalls dem Personalamt der Bundeswehr und sind zuständig für die Anwerbung und Auswahl der Bewerber für die Mannschafts-, Unteroffiziers- oder Feldwebellaufbahn sowie für Reserveoffizierbewerber.

=== Soldaten ===
[[Datei:Bundeswehr G36.jpg|miniatur|Deutsche Soldaten mit [[HK G36|G36]] vor [[Luchs (Spähpanzer)|Spähpanzer Luchs]] in Bosnien, 2002]]
Das Heer ist seit dem Ende des Kalten Krieges deutlich verkleinert worden. Im Juli 2013 hatte das Heer eine [[Friedensstärke]] von rund 63.000 Soldaten.<ref name="staerke" /> Seit 2001 sind alle Laufbahnen des Heeres uneingeschränkt für Frauen geöffnet. Im Heer dienen etwa 3.390 weibliche Soldaten. (Stand Dezember 2010).<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/DcLBDYAgDADAWVyg_ftzC-VDihTSQKqpRdbX3GHAn9IrlVwupY47HqesaUKameFxY_FmxMUZqg3NnSorFKPBGkVjZotp4t225QMCZ4Gb/|hrsg=Bundesministerium der Verteidigung|titel=Starke Truppe – Immer mehr Frauen entscheiden sich für die Bundeswehr|ort=Berlin|datum=2009-03-18|zugriff=2009-04-01}}</ref> Dies entsprach im Dezember 2010 einem Anteil von etwa 5,2 % an allen Berufs- und Zeitsoldaten im Heer. Der von einberufenen Wehrpflichtigen zu leistende [[Grundwehrdienst]] dauerte zuletzt sechs Monate. Die Wehrpflicht wurde zum 1. Juli 2011 ausgesetzt; die letzten Wehrpflichtigen wurden im Januar 2011 eingezogen. Seit dem 1. Juli 2011 besteht das Heer damit erstmals in seiner Geschichte – sieht man von dem kurzen Zeitraum zwischen 1955 bis 1957 ab – ausschließlich aus Freiwilligen.

Im Vergleich zur Gesamt- bzw. Heeresstärke anderer europäischer Armeen (z.B. von Frankreich, Großbritannien oder Italien) hat das deutsche Heer eine relativ geringe Stärke. Dies erklärt sich durch die deutsche Besonderheit der [[Militärischer Organisationsbereich|Organisationsbereiche]] der [[Streitkräftebasis]] und des [[Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr|Zentralen Sanitätsdienstes]], in denen im großen Umfang Heeressoldaten (offizielle Bezeichnung: „Heeresuniformträger“) Dienst leisten. In allen [[Militärischer Organisationsbereich|Bereichen der Bundeswehr]] dienen derzeit über 100.000 Heeresunifomträger.<ref group="A">Die genaue Zahl wird von der Bundeswehr nicht regelmäßig veröffentlicht. Im Jahr 2008 dienten in der gesamten Bundeswehr 160.000 (vgl. {{Literatur|Online=[http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=56299097&aref=image036/2008/03/20/ROSP200801300520052.PDF&thumb=false Online bei Spiegel Wissen]|Autor=Alexander Szandar|Titel=Bundeswehr. Wie Feldmäuse|Sammelwerk=Der SPIEGEL|Band=13/2008|Jahr=2008|Monat=08}}) Heeresuniformträger. Seitdem wurde die Bundeswehr stetig verkleinert, so dass die Anzahl der Heeresuniformträger abermals geschrumpft sein dürfte. Das Bundesministerium der Verteidigung gibt an, dass in der zukünftigen Struktur der erneut deutlich schrumpfenden (Stichwort: „Neuausrichtung der Bundeswehr“) über 100.000 (vgl. {{Internetquelle | url=http://augengeradeaus.net/2011/09/die-grobstruktur-steht/ | titel=Die Grobstruktur steht | autor=Thomas Wiegold | hrsg=Augen geradeaus! | datum=2011-09-21 | zugriff=2011-09-21}}) Heeresuniformträger in allen Bereichen der Bundeswehr Dienst tun werden. Demzufolge beträgt die Anzahl der Heeresuniformträger zurzeit über 100.000 Mann aber wohl deutlich unter 160.000 Mann.</ref>

Nach dem Dienstverhältnis lassen sich die Soldaten in [[Berufssoldat]]en, [[Zeitsoldat|Soldaten auf Zeit]], und [[Freiwilliger Wehrdienst|Freiwillig länger Wehrdienstleistende]] differenzieren.

''Siehe auch:'' [[Frauen im Militär#Deutschland|Frauen in der Bundeswehr]], [[Liste der Generale des Heeres der Bundeswehr]]

=== Reservisten ===
[[Datei:Bundeswehr und THW im Hochwassereinsatz.jpg|miniatur|Klassische [[Zivil-Militärische Zusammenarbeit|ZMZ]]-Einsätze umfassen beispielsweise die Hochwasserbekämpfung gemeinsam mit zivilen Organisationen wie dem [[Technisches Hilfswerk|THW]]]]
Das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland]] sieht für die Streitkräfte eine [[Wehrpflicht]] vor, die Mitte 2011 ausgesetzt wurde. Wehrpflichtige Männer wurden bisher in ihrem zuletzt mindestens sechs Monate dauernden Wehrdienst für eine Aufgabe in den Streitkräften ausgebildet und waren danach wie auch heute noch Freiwillige nach ihrer Dienstzeit in der Regel Teil der [[Reserve (Militärwesen)|Reserve]]. Im [[Verteidigungsfall (Deutschland)|Verteidigungsfall]] oder bei anderen Krisen könnte das Heer durch Reservisten daher deutlich [[Friedensstärke|aufwachsen]]. Zur Katastrophenbewältigung sind Reservisten ein wichtiges Kernelement der [[Zivil-Militärische Zusammenarbeit|Zivil-Militärischen Zusammenarbeit]]. Während im Kalten Krieg Soldaten nach ihrem aktiven Wehrdienst meist fest in Verbände des [[Territorialheer]]es eingeplant wurden, um im Verteidigungsfall das [[Feldheer]] zu unterstützen, sind viele ehemals beim Heer angesiedelte Aufgaben des [[Territorialheer]]es in den Aufgabenbereich der [[Streitkräftebasis]] übergegangen. Viele der [[Ergänzungstruppenteil]]e im Heer wie die [[Liste der Jägerverbände der Bundeswehr|Heimatschutzverbände]] wurden aufgelöst und ihr für den Verteidigungsfall eingelagertes Material vernichtet. Gediente Soldaten sind nach ihrer Dienstzeit zwar weiterhin [[Reservist]]en, werden aber deutlich seltener als im Kalten Krieg fest einem nicht aktiven Verband zugeordnet. [[Wehrübung]]en sind mittlerweile selten und meist freiwillig. Dennoch sind auch heute noch im Heer weiterhin Dienstposten für Reservisten ausgeplant und es existieren weiterhin einige wenige [[Ergänzungstruppenteil]]e im Heer. Dazu zählen im Heer beispielsweise [[Liste der Panzergrenadierverbände der Bundeswehr|zwei nicht aktive Panzergrenadierbataillone]] und zwei [[Liste der Heeresaufklärungsverbände der Bundeswehr|Aufklärungsbataillone]]. Diese Verbände verfügen in der Regel aber über kein eigenes schweres Gerät, sondern sind als Ausbildungsverbände konzipiert, die zur Ausbildung auf das Gerät aktiver Verbände zurückgreifen. Die Zahl dieser strukturgebundenen Beorderungsdienstposten für [[Reservist]]en (''[[Verstärkungsreserve]]'') im Heer beträgt 6.000 Soldaten. Weitere Reservisten sind „als Ersatz“ oder zur Verstärkung („Spiegeldienstposten“) regulärer Dienstposten in aktiven Truppenteilen im Heer eingeplant. Diese Reservisten bilden die [[Personalreserve]], die rund 29.000 Dienstposten umfasst.<ref name="RESERVE" />.<ref group="A">Die insgesamt 35.000 Dienstposten (Soll) der Verstärkungs- und Personalreserve sind jedoch vermutlich nur teilweise besetzt. Anfang 2010 waren beispielsweise nur 40 % besetzt.</ref> Alle sonstigen nicht fest auf Dienstposten eingeplanten Reservisten bilden die mehrere hunderttausend Heeressoldaten umfassende [[allgemeine Reserve]]. Besondere Bedeutung hat die Verwendung von besonders fachlich qualifizierten Reservisten zur Deckung eines besonderen Bedarfes bei den Auslandseinsätzen. Reservisten können durch Wehrübungen und die Teilnahme an Lehrgängen innerhalb ihrer Laufbahn befördert werden und ggf. in die nächste Laufbahn aufsteigen, höchstens jedoch bis zum Dienstgrad [[Oberst]].

=== Ausbildung ===
Alle Soldaten des Heeres durchlaufen zunächst die dreimonatige [[Allgemeine Grundausbildung]]. Die Inhalte der Grundausbildung sind identisch in allen Organisationsbereichen der Streitkräfte. Zur Durchführung der Grundausbildung bilden die Bataillone meist spezielle Ausbildungskompanien. Mehrheitlich erst nach der Grundausbildung werden die Soldaten in ihre [[Stammeinheit]]en versetzt. Die weitere Ausbildung erfolgt für die meisten Soldaten im aktiven Dienst meist in den regulären Kompanien. Ausnahmen sind die [[Offizieranwärterbataillon]]e, die für [[Offizieranwärter]] zunächst Ort ihrer truppengattungsunabhänigen Ausbildung sind. Besondere laufbahn- oder truppengattungsspezifische Lehrgänge werden vor allem an den [[Schulen des Heeres]] und an den [[Zentren des Heeres]] durchgeführt. Daneben gibt es auch spezielle Ausbildungseinheiten, die beispielsweise die Ausbildung angehender [[Kfz-Mechatroniker|Kraftfahrzeugmechaniker]], [[Richtschütze]]n, [[Kraftfahrer]] durchführen und mittlerweile teils im Bereich der [[Streitkräftebasis]] angesiedelt sind. Jeder erfolgreiche Ausbildungsabschnitt wird durch die [[Ausbildungs- und Tätigkeitsnummer]] (ATN) nachgewiesen. Obligatorisch für Unteroffiziersanwärter ist der Besuch der [[Heeresunteroffizierschule]], während die angehenden Offiziere die [[Offizierschule des Heeres]] zum Erwerb ihrer [[Offizierspatent|Offiziersbriefe]] besuchen müssen. Viele Lehrgänge sind mittlerweile aber auch an Ausbildungseinrichtungen der [[Streitkräftebasis]] zu absolvieren. Offiziere aller Teilstreitkräfte absolvieren an den [[Universitäten der Bundeswehr]] in den allermeisten Fällen ein ziviles Studium, das nicht in direktem Zusammenhang mit ihrer militärischen Verwendung stehen muss. Für die Ausbildung und Weiterentwicklung der [[Truppengattung]]en tragen dabei die Kommandeure einiger Schulen oder Zentren neben den Verantwortlichen im [[Ausbildungskommando Heer]] und im [[Amt für Heeresentwicklung]] besondere Verantwortung. Diese besetzen die Dienststellungen [[General der Infanterie]], [[General der Panzertruppen]], [[General der Heeresaufklärungstruppe]], usw. Fast jede Truppengattung weist ein [[Lehrbataillon]] oder mindestens eine Lehrkompanie auf, die in besonderer Weise neben ihren Aufgaben als regulärer Verband an der Ausbildung und Weiterentwicklung der Truppengattung beteiligt ist und daher auf die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Schulen angewiesen ist. Diese Verbände und Einheiten dienen zur Erprobung neuer Technologien, Dienstvorschriften und Verfahren, sowie zur Demonstration der Fähigkeiten der Truppengattung. Die meisten dieser Verbände sind Teil der [[Panzerlehrbrigade 9]].

=== Dienstgrade ===
Die Laufbahnen der Soldaten lassen sich in die drei Laufbahnen [[Mannschaften]], [[Unteroffizier]]e und [[Offizier]]e gliedern. Die Laufbahnen Unteroffiziere und Offiziere sind nochmals in Dienstgradgruppen untergliedert. Niedrigster Rang im Heer ist der [[Soldat (Dienstgrad)|Soldat]] mit der Dienstgradbezeichnung seiner Waffengattung wie Jäger, Panzerschütze, Panzergrenadier, Kanonier u.w.. Höchster Rang im Heer ist der Dienstrang eines [[General]]s. Dieser wird nur Soldaten verliehen, die eine [[Liste der Generale und Admirale der Bundeswehr|Position oberhalb der Befehlsstruktur des Heeres]] einnehmen; der [[Inspekteur des Heeres]] ist ein [[Generalleutnant]]. Die Anrede eines Offiziers ab Brigadegeneral ist unabhängig vom tatsächlichen Dienstrang häufig „Herr General“. Die Bezeichnungen der Dienstgrade sind in den Teilstreitkräften Heer und Luftwaffe identisch.

''Siehe auch: [[Dienstgrade der Bundeswehr]]''

== Ausrüstung ==
=== Fahrzeuge und Hauptwaffensysteme ===
[[Datei:Eurocopter Tiger 2.jpg|miniatur|Der [[Eurocopter Tiger|Tiger]] ist neben dem [[Puma (Schützenpanzer)|Puma]] und dem [[NH90]] eines der größten Rüstungsvorhaben des Heeres]]

Die Hauptwaffensysteme sind der Kampfpanzer [[Leopard 2]], der [[Marder (Schützenpanzer)|Schützenpanzer&nbsp;Marder]] und ab 2013<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011">{{Internetquelle|autor=Thomas Wiegold|titel=Künftig noch 225 Leos bei der Bundeswehr (mit Korrektur)|datum=2011-10-18|zugriff=2011-10-19|url=http://augengeradeaus.net/2011/10/kunftig-noch-225-leos-bei-der-bundeswehr/#more-5353|werk=Blog Augen Geradeaus!}}</ref> dessen Nachfolger, der [[Puma (Schützenpanzer)|Schützenpanzer Puma]]. Weitere Systeme sind der Waffenträger [[Wiesel (militärisches Kettenfahrzeug)|Wiesel]] sowie die Artilleriesysteme [[MLRS|MARS]] und [[Panzerhaubitze 2000]]. Die [[Heeresflugabwehrtruppe]] nutzt zur Abwehr gegnerischer Flugkörper und Flugzeuge vor allem den [[Wiesel 2 Ozelot]]. Dazu gesellen sich weitere ungepanzerte und gepanzerte Rad- und Kettenfahrzeuge, sowie die Transport-, Verbindungs- und Kampfhubschrauber der Heeresflieger. Eine Schätzung über die zurzeit nach [[Stärke- und Ausstattungsnachweisung|StAN]] verfügbaren Hauptwaffensysteme (nur Ausgewählte mit [[Waffe#Kriegswaffen|Offensivwaffen]]) in den Bataillonen und Regimentern des Heeres sowie die in der Bundeswehr insgesamt vorhandene Exemplare gibt folgende Tabelle Auskunft:

{| class="wikitable"
! rowspan="2" |Fahrzeug
! rowspan="2"|Bild
! colspan="2" |Anzahl
! rowspan="2" |Verteilung und Anmerkungen
|- style="background: #DDFFDD;"
! Bundeswehr
! davon im Heer<ref group="A">soweit nicht anderes angegeben Schätzung. Stück. Berücksichtigt ist nur das Großgerät, das unmittelbar den Bataillonen und Regimentern der nachgeordneten Bereiche des [[Kommando Heer|Kommandos Heer]] abzgl. der nachgeordneten Bereiche des [[Ausbildungskommando Heer|Ausbildungskommandos Heer]] sowie des [[Amt für Heeresentwicklung|Amtes für Heeresentwicklung]] zugeordnet ist. Eventuell vorhandene Fahrzeuge in den übergeordneten Stäben und Verbänden bleiben unberücksichtigt. Weiteres Großgerät befindet sich in den anderen militärischen Organisationsbereichen oder in den dem [[Ausbildungskommando Heer]] nachgeordneten Bereichen (z.B. an den [[Schulen des Heeres|Truppenschulen]], am [[Gefechtsübungszentrum Heer]], etc.) u.a. als Schulungs- und Ausbildungsfahrzeuge (u.&nbsp;a. Fahrschulpanzer) oder Erprobungs- oder Versuchsmuster, bei den deutschen Truppenkontingenten im Ausland, bei Verbündeten im Rahmen von [[Leasing]]-Vereinbarungen, als Austauschfahrzeuge in der Instandsetzung, „langzeitlagernd“ in Depots oder harrt der Demilitarisierung oder Verschrottung, etc.</ref>
|-
! colspan="5"|Aktive Systeme
|-
| [[Kampfpanzer]]<br /> [[Leopard 2]]
| [[Datei:Leo2A5.JPG|120px|Kpz Leopard 2]]
| IST: 350<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" /><br />PLAN: 225<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" />
| IST: 264
| zurzeit 44 Stück je [[Panzerbataillon]]
|-
| [[Schützenpanzer]]<br /> [[Marder (Schützenpanzer)|Marder]]
| [[Datei:SPZ Marder in Heppenheim 2004.jpg|120px|Spz Marder]]
| IST: 521<ref name="BUNDESWEHRPLAN2009">{{Internetquelle|url=http://www.geopowers.com/Machte/Deutschland/Rustung/Rustung_2008/Bundeswehrplan_2009.pdf|hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]], [[Generalinspekteur der Bundeswehr]]|ort=Berlin|format=PDF|titel=Bundeswehrplan 2009|datum=2008-06-10|zugriff=2011-05-18}}</ref><br />PLAN: 0<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" />
| IST: 352+<br />PLAN: 0<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" />
| a.) zurzeit 44 Stück je [[Panzergrenadier]]bataillon (=352).<br /> Wird durch Schützenpanzer Puma ersetzt und dann ausgemustert<br /> b.) + weitere für die beobachtende [[Artillerietruppe (Bundeswehr)|Artillerie]]. Ablösung durch [[Spähwagen Fennek|Fennek]]<ref>{{Internetquelle|autor=Andreas Richter|url=http://www.panzerbaer.de/guns/relaunch/bw_beobpz-b.htm|titel=Beobachtungsfahrzeuge (Bw). Fahrzeuge der Artilleriebeobachter|zugriff=2011-05-18|ort=Hameln}}</ref>
|-
| [[Raketenwerfer|Raketenartilleriesystem]]<br /> [[MLRS|MARS]]
| [[Datei:MARS (MLRS) Bundeswehr.jpg|120px|MARS]]
| IST: 55<ref name="BUNDESWEHRPLAN2009" /><ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" /><br />PLAN: 38<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" />
| IST: 40
| zurzeit 8 je [[Raketenartilleriebataillon|Raketenartilleriebatterie]]
|-
| [[Panzerhaubitze 2000]]
| [[Datei:Panzerhaubitze 2000.jpg|120px|Panzerhaubitze 2000]]
| IST: 148<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" /><br />PLAN: 81<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" />
| IST: 104
| zurzeit 8 je Panzerartilleriebatterie
|-
| Waffenträger<br /> [[Wiesel (militärisches Kettenfahrzeug)|Wiesel 1 TOW und MK]]
| [[Datei:Wiesel120mm2.jpg|120px|Wiesel 1 mit 20 mm Maschinenkanone]]
| IST: 272<ref name="BUNDESWEHRPLAN2009" />
| IST: 120 <small>(TOW & MK)
| Varianten [[BGM-71 TOW|TOW]] und [[Rh 202|MK]] für u.&nbsp;a. Infanterieverbände. </br>In den [[Schwere Jägerkompanie|schweren Kompanien]]: 60 Stück in der Variante TOW und 60 Stück in der Variante MK
|-
! colspan="5"|Rüstungsvorhaben und Systeme im Zulauf
|-
| [[Schützenpanzer]]<br />[[Puma (Schützenpanzer)|Puma]]
| [[Datei:SPz Puma Mobilitätsversuchfahrzeug VS2.jpg|120px|Spz Puma (Versuchsträger)]]
| IST: 2<ref>{{Internetquelle|url=http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?r=434892&sid=&aktion=jour_pm&quelle=0&n_firmanr_=124308&pfach=1&detail=1&sektor=pm&popup_vorschau=0|titel=Serienstart für neuen Schützenpanzer PUMA|datum=2010-12-07|hrsg=[[Krauss-Maffei]] Wegmann GmbH & Co.KG|kommentar=Die zwei Puma wurden an das [[Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung]] geliefert|zugriff=2011-10-19|ort=Kassel}}</ref><br />PLAN: 350<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" />
| IST: 0
| Zulauf ab 2013<ref name="BUNDESWEHRPLAN2011" />
|-
| [[Kampfhubschrauber|Unterstützungshubschrauber]]<br /> [[Eurocopter Tiger|Tiger]]
| [[Datei:ILA 2010 Samstag 049.JPG|120px|UH Tiger]]
| IST: 27<ref name="Lieferstand 2013 fragdenstaat">{{Internetquelle|url=https://fragdenstaat.de/files/foi/7587/antwortbmvg.pdf|kommentar=Antwortbrief auf ein Informationsbegehren nach dem [[Informationsfreiheitsgesetz|IFG]] bzgl. Lieferstand des UHT vom 14. Januar 2013|zugriff=2013-03-02|ort=Bonn|datum=2013-02-15|titel=Lieferstand Kampfhubschrauber Tiger|hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]], Referatsleiter AIN V5|archiv-url=https://fragdenstaat.de/anfrage/lieferstand-kampfhubschrauber-tiger/|format=PDF; 1,2&nbsp;MB}}</ref></br>PLAN: 40<ref name="Lieferstand 2013 fragdenstaat"/>
| IST: 13<ref name="Lieferstand 2013 fragdenstaat"/><ref>Von den 18 an das [[Kampfhubschrauberregiment 36]] ausgelieferten Maschinen sind 4 Tiger dem [[Einsatzgeschwader Mazar-e Sharif]] zugeteilt und daher nicht mehr im Kommandobereich des Heeres. Ein Tiger des Regiments wurde bei einem Absturz im März 2013 vernichtet.</ref>
| vorgesehen für [[Kampfhubschrauberregiment 36]]
|-
| Mörserkampfsystem<br />[[Wiesel (militärisches Kettenfahrzeug)|Wiesel 2]]
| [[Datei:W2 lepzmrs.jpg|120px|Fahrzeug|Panzermörser auf Wiesel II]]
| IST: 0<ref name="BUNDESWEHRPLAN2009" /><br />PLAN: 94<ref name="BUNDESWEHRPLAN2009" />
| IST: 0<ref name="BUNDESWEHRPLAN2009" />
| geplant, übergangsweise auf [[Wolf (Fahrzeug)#Grundvariante kurz offen LL Radstand 2400 mm|Wolf]] verlastet.<br />Aufklärungs-, Führungs- und Wirkverbund Mörserkampfsystem für Mörserteileinheiten der [[Infanterie]]
|}

''Siehe auch:'' [[Liste von Kettenfahrzeugen der Bundeswehr|Kettenfahrzeuge der Bundeswehr]], [[Liste von Luftfahrzeugen der Bundeswehr|Luftfahrzeuge der Bundeswehr]] und [[Liste von Radfahrzeugen der Bundeswehr|Radfahrzeuge der Bundeswehr]]

=== Handwaffen ===
Als Bewaffnung stehen dem Soldaten je nach Einsatzzweck zahlreiche Handwaffen zur Verfügung – meist das Sturmgewehr [[HK G36]]. Manche Soldaten führen als [[Ordonnanzwaffe]] weiter das [[HK G3|G3]], das gegenüber dem G36 den Vorzug einer höheren Durchschlagskraft bietet. Fahrzeugbesatzungen führen häufig die [[Uzi|MP2 (Uzi)]] als Standardwaffe. Die Uzi wurde durch die [[HK MP7]] bereits teilweise ersetzt. Die Standardpistole der Bundeswehr ist die [[HK P8|P8]] – die Vorgängerpistole [[Walther P1|P1]] ist nur noch selten in Gebrauch. Infanteriegruppen führen außerdem meist ein [[MG3|Maschinengewehr MG3]] oder [[HK MG4]] mit sich. Die Scharfschützen in den [[Infanterie (Bundeswehr)|Infanterie-]] und [[Panzergrenadier]]kompanien führen das [[G22 (Gewehr)|G 22]] oder [[Barrett M82|G82]], die [[Designated Marksman Rifle|Zielfernrohrschützen]] einer Infanterigruppe meist eine modifizierte Version des G3. Zur Panzerabwehr steht neben der [[Panzerfaust 3]] auch die Panzerabwehrlenkrakete [[MILAN]] zur Verfügung. Letztere wird jedoch bevorzugt aufgesessen zum Einsatz gebracht. Von abgesessenen Infanteriegruppen kann auch die [[HK GMW|Granat-Maschinen-Waffe GMW 40]] und der [[M113 Panzermörser 120 mm|Mörser 120 mm]] eingesetzt werden. Aufgrund des hohen Gewichts werden die MILAN, der HK GMW sowie der 120 mm-Mörser überwiegend auf Waffenträger verlastet oder überwiegend ortsfest eingesetzt; sie sind daher keine klassischen Handwaffen.

''Siehe auch: [[Infanterist der Zukunft]] und [[Liste der Handwaffen der Bundeswehr]]''

=== Nukleare Gefechtsfeldwaffen ===
Der Einsatz [[Kernwaffe#Taktische Kernwaffen|nuklearer Gefechtsfeldwaffen]] durch die [[Artillerietruppe (Bundeswehr)|Artillerietruppe]] des Heeres war im Kalten Krieg eine taktische Option für den [[Verteidigungsfall]], wenn auch die entsprechenden Granaten und Raketen erst durch die amerikanischen Streitkräfte im Rahmen der Vereinbarungen zur [[Nukleare Teilhabe|nuklearen Teilhabe]] bereitgestellt werden mussten. Obwohl technisch auch heute noch möglich, führten Beschlüsse der [[Nukleare Planungsgruppe|nuklearen Planungsgruppe]] der NATO 1991 zu einem Verzicht solcher Einsatzszenarien.

=== Uniform ===
==== Dienstanzug ====
[[Datei:14 juillet - 26e brigade aéroportée allemande.jpg|miniatur|Fallschirmjäger im Großen Dienstanzug mit bordeauxrotem Barett und grüner Waffenfarbe. Vorne die Fahnenabordnung mit [[Truppenfahne]].]]
Der [[Dienstanzug (Bundeswehr)|Dienstanzug]] des Heeressoldaten unterscheidet sich vom Dienstanzug aller anderen Teilstreitkräfte und ist überwiegend in Feldgrau gehalten. Auch in der [[Streitkräftebasis]] dienen Heeresuniformträger. Im Vergleich zur Marine wird der Dienstanzug im normalen [[Truppendienst]] seltener getragen. Zum Dienstanzug gehört das [[Barett (Uniform)|Barett]] (bei der [[Gebirgsjägertruppe (Bundeswehr)|Gebirgstruppe]] die [[Bergmütze]]). Durch Barettfarbe und [[Uniform (Bundeswehr)#Barettabzeichen|Barettabzeichen]] ist meist eine Identifikation der Truppengattung möglich. Ausnahmen davon sind aber zahlreich. Beispielsweise tragen die meisten Angehörigen eines Luftlandeverbandes das bordeauxrote Barett. Offizieranwärter tragen ein marineblaues Barett mit dem Abzeichen der Truppengattung für die sie vorgesehen sind. Marineblaue Baretts tragen beispielsweise auch Angehörige der multinationalen Deutsch-französischen Brigade und einiger multinationaler Korpsstäbe. Letztere Soldaten tragen außerdem auch einheitliche Barettabzeichen, so dass keine Identifizierung der Truppengattung anhand ihrer Kopfbedeckung möglich ist. Die Heeresuniformträger des [[Wachbataillon]]s tragen eine besonderes Barettabzeichen – für sie gelten ohnehin in Hinblick auf die Uniform zahlreiche Besonderheiten. Gebirgsjäger und andere jetzige oder ehemalige Gebirgstruppenteile tragen eine abgewandelte Form des Dienstanzugs. Zum [[Berganzug]] mit Skibluse und Keilhose tragen diese die Bergmütze und Bergstiefel. Die Laufbahnen und eingeschränkt auch die Dienstgradgruppen lassen sich neben den Dienstgradabzeichen auch an den verschiedenartig ausgeführten [[Paspel]]ierungen an den [[Schulterklappe]]n und [[Kragen (Kleidung)|Kragen]] sowie den Doppellitzen der Krangenspiegel erkennen (für Generale beispielsweise goldene Kordel als Paspel oder Litze, für andere Offiziere Silber, für Unteroffiziere mit [[Portepee]] altgolden usw.). Eine weitere Identifikation der Truppengattung kann über die [[Waffenfarbe]] am [[Kragenspiegel]] und an den farblichen Unterlegungen oder Umrandungen der Dienstgradabzeichen bzw. Schulterklappen vorgenommen werden. Die Dienstgradabzeichen selbst bestehen beim Dienstanzug nicht mehr aus einfachem Druck oder Stickereien sondern sind aus Metall gefertigt und werden auf die Schulterklappen aufgesteckt. Am linken Ärmel wird immer das gestickte [[Verbandsabzeichen]] des Großverbandes getragen, also das der Brigade, der Division, des entsprechenden Stabes (z. B. Verbandsabzeichen des Heersführungskommandos oder der Truppenschule), des [[Wehrbereichskommando]]s usw. An der rechten Brusttasche darf zusätzlich ein ''internes Verbandsabzeichen'' getragen werden, das die Zugehörigkeit zu einer Einheit, einem Bataillon oder anderen Verband demonstriert. Dazu kommen eine ganz Reihe weiterer Abzeichen, die auf die Dienststellung, Ausbildung oder Verdienste der einzelnen Träger zurückgehen. [[Kompaniefeldwebel]] tragen zum Beispiel eine goldene Kordel über die Schulter. Unteroffiziere und Mannschaften eine ggf. erworbene [[Schützenschnur]]. Auszeichnungen, z. B. das [[Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit]] andere [[Ehrenzeichen der Bundeswehr]] oder für die Teilnahme an Einsätzen, werden meist über der linken Brusttasche als [[Bandschnalle#Bandschnallen in der Bundeswehr|Bandschnalle]] getragen. [[Ärmelband]]er werden im Heer nur von wenigen Heeresuniformträgern getragen. Dies sind im Bereich des Heeresführungskommandos nur die Heeresflieger und die Soldaten der [[Panzerlehrbrigade 9]]. Im Bereich des [[Ausbildungskommando Heer|Ausbildungskommandos Heer]] beispielsweise die Angehörigen (nicht Lehrgangsteilnehmer) der [[Offizierschule des Heeres]]. Einige für bestandene Lehrgänge verliehene Abzeichen oder durch bestimmte Qualifikationen erworbene, z.B. das [[Fallschirmspringerabzeichen]], das [[Heeresbergführer]]abzeichen oder andere Tätigkeitsabzeichen werden wiederum meist oberhalb der rechten Brusttasche angebracht und sind aus Metall. Uniformknöpfe, Stickereien der Ärmelbänder und Dienstgradabzeichen aus Metall sind silberfarben, nur für die Dienstgradgruppe Generale sind sie goldfarben.

Für besonders feierliche Anlässe ([[Großer Zapfenstreich]], Trauerfeiern) kann der ''Große Dienstanzug'' befohlen werden. Die Soldaten tragen dann beispielsweise oft Helm statt Barett, Kampfstiefel statt Halbschuhe, Überfallhose und Lederkoppel über der Dienstjacke oder dem Mantel. Besondere Uniformabwandlungen zeichnen auch die Feldjäger, die meisten Angehörigen der Musikkorps oder [[Truppenfahne|Fahnenkommandos]] aus, denn diese tragen zum Dienstanzug das [[Uniform (Bundeswehr)#Sonderformen der Heeres- und Luftwaffenuniformen bei besonderer Verwendung|Weißkoppelzeug]].

==== Feldanzug ====
Die häufigste Anzugart im Heer ist der Feldanzug in seiner Grundform. Zu Kampfstiefeln (oder Bergstiefeln) Feldhose und Feldbluse in [[Flecktarn]]muster (bei Panzerbesatzungen und Heeresfliegern auch einteilige Panzerkombinationen in oliv oder flecktarn) wird dazu im Gefechts- und Wachdienst meist die [[Feldmütze]] oder Gefechtshelm getragen. Damit wird häufig die [[Splitterschutzweste]] oder die Feldkoppel (Tragehilfe für [[Klappspaten]], [[Feldflasche]], Kampfmesser etc.) kombiniert. Außerhalb des Wach- und Gefechtsdienstes wird häufig zum Feldanzug das [[Barett (Uniform)|Barett]] oder die [[Bergmütze]] getragen. Die Dienstgradabzeichen sind einfacher als am Dienstanzug und bestehen nur aus gedruckten oder gestickten Dienstgradschlaufen die auf die Schulterklappen aufgeschoben werden. Die Truppengattung kennzeichnet keine Paspelierung sondern einfache [[Litze (Geflecht)|Litzen]], die ebenfalls auf die Schulterklappen aufgeschoben werden. Im Unterschied zur Marine sind die Stickereien für Mannschaften und Unteroffiziere nie goldfarben. Die Dienstgradabzeichen der Offiziere von Marine und Heer unterscheiden sich ohnehin in ihrer Form, obwohl die Stickereien für Generale des Heeres ebenfalls goldfarben sind. Nur in der Tarnausführung (schwarze Stickereien) gleichen sich die Abzeichen der Mannschafts- und Unteroffizierdienstgrade von Heer und Marine. Eine Unterscheidung ist dann nur – gegebenenfalls neben der Kopfbedeckung – über die fehlende Litze der Marineuniformträger möglich. Der Unterschied zum Feldanzug der Luftwaffe ergibt sich deutlich durch die auf den Luftwaffendienstgradschlaufen aufgestickten Schwingen. Verbandsabzeichen werden nicht am Feldanzug getragen; das interne Verbandsabzeichen als Anhänger nur außerhalb des Gefechtsdienstes sonst manchmal auch als (nicht fest angebrachtes) Ärmelabzeichen. Tätigkeits- und an Lehrgänge gebundene Abzeichen (z. B. bestandener [[Einzelkämpferlehrgang]]) sind im Gegensatz zur Ausführung für den Dienstanzug am Feldanzug lediglich gestickt und aufgenäht. Besondere Auszeichnungen, die am Dienstanzug meist als Bandschnalle getragen werden, werden am Feldanzug nicht getragen.

''Siehe auch: [[Uniform (Bundeswehr)|Uniformen der Bundeswehr]], [[Dienstanzug (Bundeswehr)|Dienstanzug der Bundeswehr]], [[Ehrenzeichen der Bundeswehr]]''

== Geschichte ==
=== Vorgeschichte ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1968-013-07, Amt Blank, Loosch, Wirmer, Blank, Holtz, Heusinger.jpg|miniatur|Hohe Mitarbeiter des Amtes Blank, u.&nbsp;a. Theodor Blank selbst, im Jahr 1955. Da die Bundeswehr noch nicht gegründet war, trug auch der spätere Heeresgeneral und Generalinspekteur [[Adolf Heusinger]] zivil.]]
Nach dem Zusammenbruch der [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|nationalsozialistischen Diktatur]], der fast vollständigen Zerschlagung der [[Wehrmacht]] und der sich daran anschließenden Besetzung der Gebiete des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] durch die alliierten Siegermächte war an die Aufstellung neuer deutscher Streitkräfte für einige Jahre nicht zu denken. Der beginnende [[Kalter Krieg|Kalte Krieg]] zwischen Ost und West sollte dies ändern. Bereits ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland stimmte die Beratende Versammlung des [[Europarat]]es unter dem Eindruck des [[Koreakrieg]]es der Bildung einer [[Europäische Armee|europäischen Armee]] mit deutscher Beteiligung am 11. August 1950 zu. Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]] war bestrebt, die Westbindung der Bundesrepublik zu stärken. 1951 wurde der militärisch gegliederte und mit leichten Kriegswaffen ausgestattete [[Bundesgrenzschutz]] (BGS) in einer Stärke von 10.000 Mann aufgestellt; [[Alliierte Dienstgruppen|Dienstgruppen]] zur Unterstützung der westalliierten Besatzungstruppen hatten allerdings schon länger bestanden. Die BGS Verbände bildeten vielfach einen Grundstock für die späteren Heeresverbände. In der [[Himmeroder Denkschrift]] skizzierten ehemals hochrangige deutsche Militärs der Wehrmacht die Grundzüge eines neu aufzustellenden „deutschen Kontingents im Rahmen einer internationalen Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas“. Für die deutschen Landstreitkräfte sah die Denkschrift bis 1952 die Bildung einer 250.000 Mann starken Armee vor. Die Militärs sahen die Bildung von zwölf [[Panzerdivision]]en und sechs Korpsstäben mit dazugehörigen Korpstruppen vor, da nur die Panzerdivisionen eine Kampfkraft aufbringen könnten, die zahlenmäßig weit überlegenen Truppen des späteren [[Warschauer Pakt]]es zurückzuwerfen. Am 26. Oktober 1950 wurde [[Theodor Blank]] zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“ ernannt. Dieser Vorläufer des [[Verteidigungsministerium]]s wurde etwas euphemistisch als „[[Amt Blank]]“ tituliert, diente aber explizit der Vorbereitung der [[Wiederbewaffnung]] Westdeutschlands. Das Amt Blank legte bereits im März 1954 die Pläne zur Organisation der neuen deutschen Landstreitkräfte vor. Diese sahen die Bildung von sechs Infanterie-, vier Panzer- und zwei Panzergrenadierdivisionen als deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas im Rahmen einer [[Europäische Verteidigungsgemeinschaft]] (siehe auch [[Pleven-Plan]]) vor. Nach einem Beschluss der [[Londoner Akte|Londoner Neun-Mächte-Konferenz]] vom 28. September bis 3. Oktober 1954 wurde der Eintritt Deutschlands in die [[NATO]] mit Wirkung zum 9. Mai 1955 – also vor Aufstellung eigener Truppen – als Ersatz für die politisch gescheiterte [[Europäische Verteidigungsgemeinschaft]] beschlossen. Erst nach dem NATO-Beitritt 1955 wurde das Amt in das Bundesverteidigungsministerium umgewandelt nachdem der Bundestag bereits am 8. Februar 1952 der Bundestag einem deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas zugestimmt hatte und das [[Grundgesetz]] seit dem 26. Februar 1954 entsprechend um die Artikel zur Wehrhoheit des Bundes ergänzt worden war. Theodor Blank wurde erster Verteidigungsminister. Keimzelle des Heeres bildete die Abteilung ''V Heer'' im Verteidigungsministerium. Unterabteilungen waren die Bereiche ''V A Führung und Ausbildung, V B Organisation'' sowie ''V C Logistik.''

=== Heeresstruktur I 1955–1959 ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-34150-0001, Bonn, Theodor Blank, Bundeswehrfreiwillige.jpg|miniatur|Generalleutnant [[Adolf Heusinger]], General [[Hans Speidel]] mit Bundesminister der Verteidigung [[Theodor Blank]] bei Überreichung der Ernennungsurkunden für die ersten 101 Freiwilligen der Bundeswehr in Bonn]]
Die eigentliche Geschichte des Heeres und der Bundeswehr beginnt 1955. Die ersten Soldaten des Heeres traten am 12. November 1955 ihren Dienst in [[Andernach]] an. Im April 1957 wurden die ersten [[Wehrpflicht]]igen [[Einberufung|einberufen]]. Das Heer sah sich bei der Gründung ausdrücklich nicht in der Nachfolge der zehn Jahre zuvor besiegten [[Wehrmacht]], sondern in der der [[Preußische Reformen#Heeresreform|preußischen Militärreformen]] und des [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus#Widerstand innerhalb der Wehrmacht|militärischen Widerstands]] gegen den Nationalsozialismus um die Gruppe der Freiheitskämpfer vom [[Attentat vom 20. Juli 1944|20. Juli 1944]]. Gleichwohl wurde das Offizierskorps aus Mangel an Alternativen lange Zeit vor allem durch ehemalige Offiziere des [[Heer (Wehrmacht)|Heeres der Wehrmacht]] geprägt. Erster Inspekteur des Heeres wurde der ehemalige [[General der Panzertruppe]] [[Hans Röttiger]], der bereits an der Ausarbeitung der Himmeroder Denkschrift beteiligt war. Bis zum Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] 1989 bestimmte die Konfrontation zwischen der NATO und dem [[Warschauer Pakt]] die Geschichte des Heeres.

Das Heer war von Anfang fest in die NATO-Struktur eingebunden und sollte bis 1959 in der Heeresstruktur I insgesamt zwölf Heeresdivisionen stellen. Bis 1966 sah die NATO-Strategie einen [[Massive Vergeltung|massiven atomaren Vergeltungsschlag]] im Falle eines Angriffs der in Europa an konventionellen Kräften überlegenen sowjetischen Streitkräfte vor. 1956 wurden als erste Truppenteile des Heeres sieben Lehrkompanien in Andernach aufgestellt und der Aufbau der Truppenschulen des Heeres begann. Am 1. April 1957 wurden die ersten Wehrpflichtigen in das Heer einberufen. Zur Aufstellung der nun insgesamt geplanten zwölf Panzer- und Grenadierdivisionen wurden die bestehenden Verbände etwa alle sechs Monate in zwei Verbände geteilt. Dennoch konnten bis 1959 nicht alle geplanten zwölf Divisionen der NATO unterstellt werden. Ende 1958 betrug die Stärke des Heeres etwa 100.000 Mann. Das Heer griff bei der Ausrüstung zunächst auf amerikanisches Material wie den Kampfpanzer [[M47 (Kampfpanzer)|M 47]] zurück.

Die Landstreitkräfte der Bundeswehr waren zunächst in das Heer und die [[Territorialheer|Territoriale Verteidigung]] gegliedert. Das Heer war fest in die [[NATO-Kommandostruktur]] eingebunden. Als oberste Führungsebene der territorialen Streitkräfte wurde 1957 das „Amt für territoriale Verteidigung“ – später in „Kommando Territoriale Verteidigung“ umbenannt – aufgestellt. Das Kommando Territoriale Verteidigung unterstand direkt dem Bundesministerium der Verteidigung. Im engeren Sinn bildete die Territorialverteidigung daher einen eigenen Bereich neben den Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe. Die Truppenteile für die Territoriale Verteidigung stand unter nationalem Kommando und war nicht voll in die [[NATO-Kommandostruktur]] integriert.

=== Heeresstruktur II 1959–1970 ===
[[Datei:Bundeswehr1960.jpg|miniatur|Bundeswehrsoldaten mit [[MG3|MG1]] und [[HK G3|G3]] während eines Manövers 1960. Im Hintergrund ein [[Schützenpanzer Kurz|Schützenpanzer Kurz „Hotchkiss“, Typ Spähpanzer]].]]
[[Datei:West German Bundeswehr 1960.jpg|miniatur|Panzer der Bundeswehr vom Typ [[M47 (Kampfpanzer)|M47 Patton]], 1960]]
Die Entwicklung sowjetischer taktischer Atomwaffen machte eine neue Heeresstruktur noch vor endgültiger Einnahme der Zielstruktur der Heeresstruktur I notwendig. Um die Auswirkungen von Angriffen mit atomaren Gefechtsfeldwaffen auf das Heer zu minimieren wurden die bis zu 28.000 Soldaten fassenden und als unbeweglich eingestuften [[Division (Militär)|Divisionen]] in kleinere und mobilere Einheiten – die [[Brigade]]n – gegliedert. Diese kleineren Einheiten sollten auch auf dem atomaren Gefechtsfeld mehrere Tage durchhaltefähig sein, zur beweglich geführten Verteidigung und zu schnellen Gegenangriffen fähig sein. Die neuen Panzer- und Panzergrenadierbrigaden waren außerdem zum [[Gefecht der verbundenen Waffen]] befähigt. Jede Division sollte sich aus drei Brigaden zusammensetzen. Die Panzerbrigade setzte sich standardmäßig aus einem Panzergrenadierbataillon, zwei Panzerbataillonen, einem Panzerartilleriebataillon und einem Versorgungsbataillon zusammen. Die Panzergrenadierbrigade bestand aus einem motorisierten Grenadierbataillon, zwei Panzergrenadierbataillonen, einem Panzerbataillon, einem Feldartilleriebataillon sowie einem Versorgungsbataillon. Die Grenadierdivisionen erhielten die Bezeichnung „Panzergrenadierdivision“. Ende 1959 konnten insgesamt 11 Divisionen und 27 Brigaden aufgestellt werden. Das [[Feldheer]] hatte 1959 eine Stärke von 148.000 Mann. Das Territorialheer stellte Anfang der 1960er Jahre die ersten (überwiegend nicht aktiven) Jägerbataillone und Sicherungskompanien auf. 1965 waren 34 der geplanten 36 Brigaden aufgestellt und die 12. Panzerdivision wurde als letzte der geplanten Divisionen der NATO einsatzbereit gemeldet. 1969 war das Heer auf 305.000 Mann aufgewachsen. Die Doktrin der ''massiven Vergeltung'' wurde 1967 durch die Strategie [[Flexible Response]] abgelöst, die immer noch den Einsatz nuklearer Waffen vorsah und die Strategie der [[Vorneverteidigung]] mit sich brachte. Das Heer war dazu im Rahmen der [[Nukleare Teilhabe|nuklearen Teilhabe]] bereits 1969 mit drei nuklearfähigen Raketenartilleriebataillonen und zwei nuklearfähigen Feldartilleriebataillonen aufgestellt – weitere Einheiten waren geplant. Dem Heer liefen in der Heeresstruktur II weitere neue Waffensysteme zu. Die Panzerverbände erhielten zunächst den amerikanischen Kampfpanzer [[M48 (Kampfpanzer)|M 48]], später den Kampfpanzer [[Leopard 1|Leopard]]. Die Panzergrenadiere erhielten zunächst den [[HS-30-Skandal|skandalumwitterten]] und wenig leistungsfähigen Schützenpanzer [[HS 30]], später den deutschen [[Marder (Schützenpanzer)|Schützenpanzer Marder]]. Weiterhin beschaffte die Bundesrepublik Kanonen- und Raketenjagdpanzer, Mannschaftstransportpanzer [[M113]] und Transporthubschrauber [[Bell UH-1D]].

Ab 1961 wurden die geplanten Verbände der Territorialen Verteidigung durch Reservisten aufgefüllt. Die zentrale Kommandobehörde der Territorialen Verteidigung, das [[Kommando Territoriale Verteidigung]], wurde 1969 zugunsten drei neuer Territorialkommandos ''[[Territorialkommando Nord|Nord]], [[Territorialkommando Süd|Süd]]'' und ''[[Territorialkommando Schleswig-Holstein|Schleswig-Holstein]]'' aufgelöst. Das Heer gliederte sich fortan organisatorisch in das „[[Feldheer]]“ (der NATO unterstellt) und das„[[Territorialheer]]“ (unter deutschem Kommando).

=== Heeresstruktur III 1970–1979 ===
Die Umgliederung der [[2. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|2.]] und [[4. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|4. Panzergrenadierdivision]] in Jägerdivisionen sollte eine höhere Anpassungsfähigkeit der Verbände an wechselnde Geländeverhältnisse ermöglichen. Die Korps erhielten als Reserve Panzerregimenter und eigene Luftlandekräfte. Ende 1971 unterstanden den Divisionen des Feldheeres 13 Panzer-, 11 Panzergrenadier-, 4 Jäger-, 3 Fallschirmjäger- und 2 Gebirgsjägerbrigaden. Das Heer stellte als weitere Reaktion 1975 die noch fehlenden dritten Brigaden der [[7. Panzerdivision (Bundeswehr)|7.]], [[10. Panzerdivision (Bundeswehr)|10.]] und [[12. Panzerdivision (Bundeswehr)|12. Panzerdivision]] auf. Damit wurde das Soll von 36 Brigaden erfüllt. Die neuen Brigaden wurde in Erprobung der Heeresstruktur IV zunächst als Modellbrigaden konzipiert.

=== Heeresstruktur IV 1980–1990 ===
[[Datei:West German Leopard 1 tanks and Gepard ADA moving.jpg|miniatur|[[Leopard 1|Leopard 1-Kampfpanzer]] und [[Flugabwehrkanonenpanzer Gepard|Gepard-Flakpanzer]] während der Übung [[Return of Forces to Germany|Reforger]] '85]]

Von 1980 bis 1981 gliederte das Heer in die Heeresstruktur IV um. Ziel war erneut eine Untergliederung in kleinere, flexiblere Kampfverbände. Die Zahl der Kampftruppenbataillone pro Brigaden wurde von drei auf vier aufgestockt. Einige Bataillone wurden als gemischte Panzer- und Panzergrenadierbataillone aufgestellt. Die zwölf Divisionen waren weiter in drei deutschen Korps sowie im binationalen Korps [[LANDJUT]] zusammengefasst. Die [[2. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|2.]] und [[4. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|4. Jägerdivision]] wurden in Panzergrenadierdivisionen um- bzw. rückgegliedert. Aus der [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1.]] und [[7. Panzerdivision (Bundeswehr)|7. Panzergrenadierdivision]] wurden Panzerdivisionen. Das Heer bestand in der Heeresstruktur IV aus 36 aktiven Brigaden (17 Panzer-, 15 Panzergrenadier-, 3 Luftlande- und 1 Gebirgsjägerbrigade) die den zwölf Divisionen (6 Panzer-, 4 Panzergrenadier-, die [[1. Luftlandedivision (Bundeswehr)|1. Luftlande-]] sowie die [[1. Gebirgsdivision (Bundeswehr)|1. Gebirgsdivision]]) unterstellt waren. Auf Ebene der Korps waren die Raketenartilleriebataillone mit [[MGM-52 Lance]] und die nichtaktiven Feldartilleriebataillone mit den Waffensystemen [[M110 (Haubitze)|M110]] ausgestattet und in der Lage nukleare Gefechtsköpfe zu verschießen. Auf den Ebenen darunter waren die Divisionstruppen ebenfalls mit dem [[M110 (Haubitze)|M110]] und ab 1977 auch die Artillerieeinheiten der Brigaden mit ihren [[Panzerhaubitze M109|Panzerhaubitzen M109]] in der Lage nukleare Gefechtsköpfe zu verschießen. Die Flugabwehrkräfte wurden in Regimenter auf Divisionsebene gegliedert und erhielten den [[Flugabwehrkanonenpanzer Gepard]].

Das Territorialheer gliederte sich in drei Territorialkommandos mit insgesamt fünf [[Wehrbereichskommando]]s. Dazu unterstützten die [[Unterstützungskommando (WHNS)|Unterstützungskommandos]] im Rahmen des ''Wartime Host Nation Support-Programms'' ab 1982 die amerikanischen Streitkräfte in der Bundesrepublik. Die seit 1970 bestehenden teilaktiven [[Heimatschutzkommando]]s wurden zu [[Heimatschutzbrigade]]n und umgegliedert. Das Territorialheer umfasste insgesamt zwölf Heimatschutzbrigaden, von denen sechs (teil)aktive Kampfverbände waren. Insgesamt konnte das Territorialheer im Verteidigungsfall auf 450.000 Mann anwachsen. Im Frieden umfasste das Territorialheer 1985 bereits 85.000 Mann.

{{Siehe auch|Gliederung des Heeres (Bundeswehr, Heeresstruktur 4)|titel1=Gliederung in der Heeresstruktur IV}}

=== Heeresstruktur V 1990–1992 ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1990-1004-025, Leipzig, Befehlsübernahme Jörg Schönbohm.jpg|miniatur|Am 4. Oktober 1990 übernimmt Generalleutnant [[Jörg Schönbohm]], Befehlshaber [[Bundeswehrkommando Ost]], das [[Wehrbereichskommando VII]] der Bundeswehr, vormals Militärbezirk III der Nationalen Volksarmee, in das Heer]]
Mit der zunehmenden Entspannung zwischen Ost und West wurde bereits eine Verkleinerung der Bundeswehr um bis zu 95.000 Soldaten in Betracht gezogen. Spätestens mit der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] 1990, dem Ende des Kalten Krieges und der atomaren Abrüstung beginnt eine bis heute anhaltende Phase der Verkleinerung des Heeres. 1990 wurde im [[Zwei-plus-Vier-Vertrag]] eine maximale Friedensstärke der Bundeswehr von 370.000 Mann bis 1994 vereinbart. Für das Heer, das nach Eingliederung der [[Nationale Volksarmee|Nationalen Volksarmee]] Oktober 1990 eine Stärke von 360.000 Soldaten (davon ehemalige NVA: 58.000) hatte, bedeutete dies eine Verkleinerung um rund 105.000 Soldaten auf eine Friedensstärke von 255.000 Soldaten. Nach Eingliederung der Nationalen Volksarmee (insbesondere der [[Landstreitkräfte der NVA]]) in das Heer, führte das gesamtdeutsche Heer zunächst 14 Divisionen<ref group="A">[[13. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|13.]] und [[14. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|14. Panzergrenadierdivision]] in den neuen Bundesländern</ref> und 43 Kampfbrigaden (zuzüglich der neu aufgestellten [[Deutsch-Französische Brigade|deutsch-französischen Brigade]]) sowie 6 aktive und 6 nichtaktive [[Heimatschutzbrigade]]n im Territorialheer, die auf 26 teils nur teilaktive Brigaden reduziert wurden. Das [[Territorialheer]] wurde organisatorisch mit dem Feldheer zusammengefasst und seine verbleibenden Verbände in das Feldheer eingegliedert. Die geplante Fusion der bisherigen drei Korpsstäbe mit den drei Territorialkommandos wurde nicht oder nur ansatzweise realisiert. Der einzige fusionierte Verband war lediglich das „ostdeutsche“ [[IV. Korps (Bundeswehr)|Korps/Territorialkommando Ost]] mit seinen entsprechend unterstellten fusionierten Divisionsstäben und Wehrbereichskommandos. Die bisherigen acht [[Wehrbereichskommando]]s sollten mit den Divisionsstäben fusioniert werden, was aber nur teilweise voll realisiert wurde.<ref group="A">WBK I mit [[6. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|6. PzGrenDiv]]<br />WBK II mit [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. PzDiv]]<br />WBK III mit [[7. Panzerdivision (Bundeswehr)|7. PzDiv]]<br />WBK IV mit [[5. Panzerdivision (Bundeswehr)|5. PzDiv]]<br />WBK V mit [[10. Panzerdivision (Bundeswehr)|10. PzDiv]]<br />WBK VI mit [[1. Gebirgsdivision (Bundeswehr)|1. GebDiv]]</ref>. Lediglich die ostdeutschen Divisionen und Wehrbereichskommandos wurden in vollem Umfang verschmolzen.<ref group="A">[[13. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|13. PzGrenDiv]]/ WBK VII<br />[[14. Panzergrenadierdivision (Bundeswehr)|14. PzGrenDiv]]/WBK VIII.</ref> Mit dem [[Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division]] wurde ein taktisch/operativer Divisionsstab geschaffen, der vor allem zur Reaktion auf Krisen im Ausland befähigt war. Die ostdeutschen Heeresverbände wurden bis zum Abzug der [[Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland]] nicht sofort der NATO assigniert, sondern unterstanden zunächst dem [[Heereskommando Ost]] und seinen Nachfolgekommandos bzw. dem bereits genannten Korps/Territorialkommando Ost.

Die NATO beschloss 1991 eine differenzierte neue Strategie, die die ''Flexible Response'' ablöste. Die Beschlüsse der [[Nukleare Planungsgruppe]] der NATO 1991 führten u.a. zu einem Verzicht auf nuklearfähige Gefechtsfeldwaffen des Heeres. Das [[Nationale Volksarmee#Verwertung des Wehrmaterials der NVA ab 1990|von der NVA übernommene Material]] wurde in den Folgejahren größtenteils abgegeben oder vernichtet. Besonders im Hinblick auf die besonderen Anforderungen der [[Fallschirmjägertruppe (Bundeswehr)|Fallschirmjägertruppe]] wurde der Waffenträger [[Wiesel (militärisches Kettenfahrzeug)|Wiesel]] in die Truppe eingeführt, der den [[Kraka]] ablöste.
Mit den 1992 aufgestellten [[Fallschirmjägerkompanien B1 (Kommando)]] wurde im Heer erstmals mit dem Aufbau von Einheiten für Kommandooperationen begonnen.

=== Heeresstruktur V (N) 1993–1997 ===
Schon bald erfolgte eine Nachsteuerung (N) der Heeresstruktur V. Die zunehmenden Auslandseinsätze im erweiterten Aufgabenspektrum des Heeres führten zu einem Verzicht auf die Territorialkommandos und ihrer Fusion mit den Korpskommandos bzw. führte zur Defusionierung des IV. Korps und dem Territorialkommando Ost.

Einige Korps wurden in multinationale Stäbe umgewidmet. Das [[I. Korps (Bundeswehr)|I. Korps]] wurde 1995 aufgelöst und durch das [[1. Deutsch-Niederländisches Korps|1. Deutsch-Niederländische Korps]] ersetzt. Das [[II. Korps (Bundeswehr)|II. Korps]] wurde 1993 in das [[II. Korps (Bundeswehr)#Geschichte II. (Deutsch-Amerikanische) Korps|II. Deutsch-Amerikanische Korps]] umgewandelt. Das bereits multinational aufgestellte Korps [[Hauptquartier der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holstein und Jütland|LANDJUT]] blieb bestehen. Die Brigaden wurden bis 1994 einheitlich gegliedert. Panzer- und Panzergrenadierbrigaden gliederten sich in je zwei Panzer- und zwei Panzergrenadierbataillone sowie ein Panzerartilleriebataillon. 1992 wurden als Vorläufer der heutigen [[#Kräftekategorien|Kräftekategorien]] Teile des Heeres zur Krisenreaktion bestimmt und entsprechend vorbereitet. Der Umfang der [[Krisenreaktionskräfte]] betrug 50.000 Soldaten. Im Gegensatz zu den anderen beiden ursprünglichen Korps des Heeres wurde das [[III. Korps (Bundeswehr)|III. Korps]] nicht in ein multinationales Korps umgewandelt, sondern wurde zum 1. April 1994 aufgelöst. Teile des Korpsstabes wurden zur Aufstellung des [[Heeresführungskommando]]s herangezogen. Das Heeresführungskommandos wurde als Reaktion auf die Lockerung der [[NATO-Kommandostruktur]] in Westeuropa aufgestellt. Bis in die neunziger Jahre wäre das deutsche Heer im Einsatz von der [[NATO]] geführt worden. Die Änderung der sicherheitspolitischen Lage in [[Europa]] durch den Zerfall der [[UdSSR]] machte jedoch ein deutsches Führungskommando erforderlich. Etwa zeitgleich wurde damit einhergehend das Heer neu organisiert und neben dem [[Heeresamt]] und dem [[Heeresführungskommando]] wurde das [[Heeresunterstützungskommando]] neu aufgestellt, das unter anderem logistische und sanitätsdienstliche Aufgaben im Heer zentralisierte. Das neu aufgestellte fusionierte Korps und Territorialkommando [[IV. Korps (Bundeswehr)|Korps/Territorialkommando Ost]], das bis zum Abzug der [[Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland]] aus der Bundesrepublik die ostdeutschen Truppenteile umfasste und bis dahin nicht der NATO assigniert war, wurde ab 1995 als [[IV. Korps (Bundeswehr)|IV. Korps]] fortgeführt und war damit das einzig verbliebene rein nationale Korps im Heer. Mit dem 1996 aufgestellten [[Kommando Spezialkräfte]] wurde im Heer erstmals mit dem Aufbau eines Verbandes für Kommandooperationen begonnen.

=== Neues Heer für neue Aufgaben 1997–2001 ===
[[Datei:ATF1 Dingo.jpg|miniatur|[[ATF Dingo|Dingo 1 (Version ATF''2'')]]: Der Dingo steht für eine ganze Klasse besonders gepanzerter leichter Fahrzeuge im Heer, die vor dem Hintergrund der Auslandseinsätze beschafft wurden.]]
Nach 1997 wurde die neue Heeresstruktur ''Neues Heer für neue Aufgaben'' eingenommen. Nach dem Wegfall der Korps als rein nationale Großverbände wurden die ehemals dort unterstellten [[Heeresfliegertruppe (Bundeswehr)|Heeresflieger]] in der [[Luftmechanisierte Brigade 1|Luftmechanisierten Brigade 1]] zusammengefasst. Unter dem Aspekt des erweiterten Aufgabenspektrums des Heeres wurde die Differenzierung in [[Hauptverteidigungskräfte]] (HVK) und [[Krisenreaktionskräfte]] (KRK) vorangetrieben.

Die Krisenreaktionskräfte zählten 37.000 Mann und umfassten die deutschen Anteile an den Reaktionskräften der NATO, den Stab [[Kommando Luftbewegliche Kräfte]], die Stäbe der 7. und 10. Panzerdivision, das Einsatzunterstützungskommando der Logistikbrigade 1, die Panzerbrigaden [[Panzerbrigade 12|12]] und [[Panzerbrigade 21|21]], die [[Luftbewegliche Brigade 1|Luftmechanisierte Brigade 1]], die [[Luftlandebrigade 31]], die [[Panzergrenadierbrigade 37|Jägerbrigade 37]] und den deutschen Anteil an der [[Deutsch-Französische Brigade|Deutsch-Französischen Brigade]]. Zu den KRK-Kräften zählten zusätzlich das [[Kommando Spezialkräfte]] und weitere Unterstützungskräfte. Die HVK-Kräfte bestanden aus insgesamt 20 aktiven, teilaktiven und im Frieden nicht aktiven Brigaden. Vier aktive HVK-Brigaden waren befähigt die Krisenreaktionskräfte abzulösen und wie diese gegliedert. Vier aktive, wie die KRK-Brigaden gegliederten HVK-Brigaden, waren befähigt kurzfristig weitere vier im Frieden nichtaktive Brigaden analog gegliedert aufzustellen. Acht weitere teilaktive HVK-Brigaden blieben ähnlich wie in der Heeresstruktur 5 (N) gegliedert.

Das Heer ist weiterhin am I. Deutsch-Niederländischen Korps, [[II. Korps (Bundeswehr)#Geschichte II. (Deutsch-Amerikanische) Korps|2. (Deutsch-Amerikanischen) Korps]], [[Eurokorps]], [[V. US-Korps|V. Amerikanisch-Deutsche Korps]], [[Allied Command Europe Rapid Reaction Corps|ACE Rapid Reaction Corps]] und [[Multinationales Korps Nord-Ost|Multinationale Korps Nord-Ost]] beteiligt und unterstellt diesen Kräfte für Übung und Einsatz. Das Multinationale Korps Nord-Ost war aus dem deutsch-dänischen [[Hauptquartier der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holstein und Jütland|LANDJUT]] durch Eingliederung polnischer Heeresanteile entstanden. Das [[IV. Korps (Bundeswehr)|IV. Korps]] blieb zunächst bestehen.

Für das Heer wurde der Zulauf der neuen [[Panzerhaubitze 2000|Panzerhaubitzen 2000]], des [[ATF Dingo|Dingo]] und der neuen Hubschraubertypen [[Eurocopter Tiger|Tiger]] und [[NH90]] und die Aufstellung der [[Luftbewegliche Brigade 1|Luftmechanisierte Brigade 1]] beschlossen.

=== {{Anker|Heer der Zukunft}}Transformation ===
Seit 2001 erfolgen beim Heer unter dem Stichwort [[Transformation der Bundeswehr|Transformation]] umfangreiche und kontinuierliche Strukturreformen. Gleichwohl werden weiterhin Zwischenschritte definiert: ''Heer der Zukunft'' (2001–2006) und ''Neues Heer'' bzw. ''Heer 2010'' (ab 2006). Ab etwa 2008 bis heute betrug die Stärke des Heeres etwa 105.000 bis 100.000 Soldaten. Die Weiterentwicklung des Heeres beinhaltete die weitere Kategorisierung des Heeres in [[Eingreifkräfte|Eingreif-]], [[Stabilisierungskräfte|Stabilisierungs-]] und [[Unterstützungskräfte]]. Den Kern der Eingreifkräfte bildet die [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]] (auch: ''Division Eingreifkräfte''), die in ihrer Größe, der Anzahl der [[Divisionstruppe]]n und ihren Fähigkeiten zur Führung des [[Gefecht der verbundenen Waffen|Gefechts der verbunden Waffen]] mit eigenen Truppen die einzige verbliebene Division ist, die mit den Divisionen des Kalten Krieges in etwa vergleichbar ist. Außerdem erfolgte die Ausgliederung von Teilen des Heeres in die neu geschaffene streitkräftegemeinsame [[Streitkräftebasis]] sowie den [[Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr|Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr]]. Der Streitkräftebasis wurde auch die Masse der Aufgaben des [[Territorialheer]]es übertragen und dieses als Teilbereich innerhalb des Heeres neben dem Feldheer aufgelöst. Nach Aufstellung dieser beiden militärischen Organisationsbereiche wurde das nun teils seiner Funktion entkleidete [[Heeresunterstützungskommando]] aufgelöst. Einen weiteren Beitrag zur Zusammenfassung wichtiger Unterstützungsfunktionen leistete die 2002 neu aufgestellten [[Heerestruppenkommando]] und die [[Division Luftbewegliche Operationen]]. Diese und weitere Unterstützungsverbände stellten den verbleibenden Divisionen und Verbänden des Heeres „modulartig“ einzelne Verbände zur Seite, die diese zur Erfüllung ihrer vielfältiger gewordenen Aufgaben im „erweiterten Aufgabenbereich der Streitkräfte“ benötigten. 2002 wurde auch das [[IV. Korps (Bundeswehr)|letzte verbliebene Korps]] aufgelöst und aus Teilen des Stabes das streitkräftegemeinsame [[Einsatzführungskommando der Bundeswehr]] aufgestellt, das fortan Truppen im Auslandseinsatz führen sollte. Das teils mit dieser Aufgabe betraute [[Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division]] wurde etwa zeitgleich wieder in den eher klassischen Luftlandeverband [[Division Spezielle Operationen]] rückgegliedert, die nun aber explizit zur Durchführung von speziellen Operationen befähigt wurde. Zu einer schlagkräftigen Brigade mit Kampfhubschraubern und luftbeweglichen Infanteriekräften entwickelte sich die [[Luftmechanisierte Brigade 1]], die folgerichtig 2007 in [[Luftbewegliche Brigade 1]] umbenannt wurde und ein wichtiges Element der Krisenreaktionsfähigkeit des Heeres darstellt. 2005 wurde die Neuordnung der [[Truppengattung]]en des Heeres eingeleitet. Auffällig war vor allem die Ausgliederung ganzer Truppengattungen in die Streitkräftebasis, die endgültige Auflösung der bereits stark dezimierten [[Panzerjäger]]truppe und die Aufstellung der [[Heeresaufklärungstruppe]], die im Heer die Aufklärungsfähigkeiten mehrerer Truppengattungen zentral zusammenführte. Das Ende 2009 in [[Straßburg]] aufgestellte Jägerbataillon 291 der Deutsch-französischen Brigade ist der erste größere Kampfverband in der Geschichte des Heeres, der dauerhaft in einer ausländischen Garnison stationiert wird.

Besonders die zunehmenden Auslandseinsätze führten zur Beschaffung einer ganzen Reihe neuer teils gepanzerter und/ oder teils luftverlastbarer Fahrzeuge. Dazu zählen unter anderem der [[GTK Boxer]] (Zulauf ab 2009), der [[ATF Dingo|Dingo 2]] und der [[ESK Mungo|Mungo]]. Für die neu aufgestellte [[Heeresaufklärungstruppe]] wird der [[Spähwagen Fennek]] neu beschafft. 2010 wird der Flak-Panzer [[Flugabwehrkanonenpanzer Gepard|Gepard]] außer Dienst gestellt. Im Gegenzug beginnt 2010 die Ausbildung am immobilen [[Nächstbereichschutzsystem MANTIS]]. Bis 2012 ist der Zulauf der ersten [[Tranche]] des luftverlastbaren [[Puma (Schützenpanzer)|Schützenpanzer Puma]] als Ersatz für den [[Marder (Schützenpanzer)|Schützenpanzer Marder]] geplant.

{{Siehe auch|Gliederung des Heeres (Bundeswehr, Heer der Zukunft)|Gliederung des Heeres (Bundeswehr, Neues Heer)|titel1=Gliederung „Heer der Zukunft“|titel2=Gliederung „Neues Heer/ Heer 2010“}}

=== Ausblick: Neuausrichtung der Bundeswehr ===
[[Datei:Standorte Heer Stationierungskonzept 2011.png|miniatur|hochkant=1.5|Standorte des Heeres nach dem Stationierungskonzept 2011]]
[[Datei:Heeresstruktur NeuausrichtungBW.svg|miniatur|hochkant=1.5|Struktur des Heeres nach dem Stationierungskonzept 2011]]
2011 stellte Verteidigungsminister [[Thomas de Maizière]] sein Konzept für die [[Neuausrichtung der Bundeswehr]] vor. Der Umfang des Heeres wird deutlich reduziert; das Heer bleibt aber die größte Teilstreitkraft. Geplant ist, die Anzahl der aktiven Soldaten im Heer auf maximal 61.320 zu reduzieren. Davon sollen 55.320 [[Berufssoldat]]en und [[Zeitsoldat]]en und zwischen 2.250 bis 6.000 [[FWDL|freiwillig Wehrdienst leistende (FWDL)]] sein. Künftig wird es in allen Bereichen der Bundeswehr rund 100.000 Heeresuniformträger geben, davon neben den Soldaten im Heer rund 25.000 in der Streitkräftebasis und 15.000 in Ausbildungsstellen. Bereits seit Juli 2011 umfasst das Heer nur noch freiwillig dienende Soldaten; die [[Wehrpflicht]] ist ausgesetzt. Im März 2012 wurde die [[Heeresflugabwehrtruppe]] außer Dienst gestellt.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/NYzBCsIwDIbfqOlEUbw5BqJ40oPOW7fGraxrS5ZuFx_edmACH_z_RwJvSOvUbDrFxjtl4QV1a47NInpEEmrgiNaKyTuNxD2O6FYzcap59rQmnD42dqpZsCemGALCM3_WKFrvkDMZHZvEjhSns-CJbTaRKBlhNNSyqEq5k_8pvofH9ny7buS-upR3CON4-gHjieWK/|titel=Abschied von der Heeresflugabwehrtruppe|hrsg=Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes|autor=Volker Jung|zugriff=2012-05-07|Ort=Koblenz|datum=2012-05-05}}</ref>

Der Inspekteur des Heeres wurde zum 1. April 2012 truppendienstlich dem Generalinspekteur der Bundeswehr unterstellt ([[Dresdner Erlass]]). Bisher war der Inspekteur des Heeres direkt dem Bundesminister der Verteidigung unterstellt. Daher bildete das Heer einen vollständig eigenen Bereich innerhalb der Bundeswehr und war für die Sicherstellung seiner Einsatzbereitschaft „im Rahmen der [..ihm..] hierfür zugeteilten Kräfte und Mittel und gebilligten Strukturen“ (§ 2.2.2 [[:Datei:BerlinerErlass.pdf|Berliner Erlass]]) selbst verantwortlich. Koordinierend wirkte aber bereits der [[Generalinspekteur der Bundeswehr]] (vgl. auch [[Militärischer Führungsrat]]), der für die Gesamtkonzeption und bestimmte andere Fragen wie die [[Innere Führung]] der Bundeswehr zuständig war und gegenüber den Inspekteuren der Teilstreitkräfte zwar nicht befehls- aber doch weisungsbefugt war. Er wirkte bereits maßgeblich auf die oben zitierten „zugeteilten Kräfte und Mittel und gebilligten Strukturen“ ein. Der [[Führungsstab des Heeres]] und das [[Heeresführungskommando]] wurden als erster Schritt zur Einnahme der neuen Struktur zum 1. Oktober 2012 zum neuen [[Kommando Heer]] in [[Strausberg]] fusioniert und außerhalb des Ministeriums angesiedelt. Die Aufgaben des [[Heeresamt]]es werden auf das neue [[Amt für Heeresentwicklung]] in [[Köln]] und das [[Ausbildungskommando Heer]] in [[Leipzig]] übertragen.

Das Heer umfasst zukünftig noch drei [[Division (Militär)|Divisionen]] mit insgesamt sieben unterstellten Brigaden und dem [[Kommando Spezialkräfte]] (KSK) als Brigadeäquivalent sowie der [[Deutsch-Französische Brigade|Deutsch-Französischen Brigade]], die dem Kommando Heer direkt unterstehen wird. Neben den zwei mechanisierten Divisionen ([[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]], [[10. Panzerdivision (Bundeswehr)|10. Panzerdivision]]) wird es eine [[Division Schnelle Kräfte]] geben, die aus den Verbänden der bisherigen [[Division Spezielle Operationen]] und [[Division Luftbewegliche Operationen]] bestehen wird. Diese umfasst die [[Luftlandebrigade 1]] bestehend aus zwei Fallschirmjägerregimentern (31, 26) sowie das Kommando Spezialkräfte und die [[Heeresfliegertruppe (Bundeswehr)|Heeresflieger des Heeres]]. Die Transporthubschrauber [[CH-53]] werden an die Luftwaffe abgegeben, sodass bei der Division Schnelle Kräfte ein Kampfhubschrauberregiment mit dem [[Eurocopter Tiger]] und zwei Transporthubschrauberregimenter mit [[NH90|Mehrzweckhubschrauber NH90]] verbleiben. Die [[ABC-Abwehrtruppe (Bundeswehr)|ABC-Abwehrtruppe]] sowie der [[Militärmusikdienst|Militärmusikdienst im Heer]] wechseln zur Streitkräftebasis.

{{Siehe auch|Gliederung des Heeres (Bundeswehr, HEER2011)|titel1=Geplante Gliederung im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr (HEER2011)}}

''Siehe auch: [[Geschichte der Bundeswehr]] und [[NATO#Geschichte und Entwicklung|Geschichte der NATO]]''

=== Einsätze ===
[[Datei:SFORBundeswehr.jpg|miniatur|rechts|Heeressoldaten im [[SFOR]]-Einsatz mit [[Fuchs (Panzer)|Transportpanzer Fuchs]]]]
Seit 1990 und nach dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] beteiligt sich das Heer an humanitären, friedenserzwingenden und friedenssichernden Maßnahmen auch außerhalb Deutschlands. Diese Einsätze wurden in Teilen der Öffentlichkeit und der Politik meist kontrovers diskutiert. Die ersten Einsätze hatten den Charakter humanitärer Hilfsaktionen, wobei das Heer hauptsächlich logistische oder sanitätsdienstliche Hilfe leistete. Bis 1994 wurden diese Einsätze des Heeres meist als [[Vereinte Nationen|UN-Missionen]] durchgeführt. Größte ''Blauhelm'' Mission des Heeres war zu dieser Zeit der [[Deutscher Unterstützungsverband Somalia|Deutsche Unterstützungsverband in Somalia]]. Ab 1995 nahm das Heer auch an [[NATO]]- oder [[Europäische Union|EU]]-Operationen auf dem Balkan teil. Dazu zählten [[Implementation Force|IFOR]] und [[SFOR]], später auch [[KFOR]] und [[EUFOR]]. Seit den [[Terroranschläge am 11. September 2001|Terroranschlägen am 11. September 2001]] beteiligt sich das Heer auch an Einsätzen im ''[[Krieg gegen den Terror|Kampf gegen den Terror]].'' Dazu wird vor allem die [[Operation Enduring Freedom]] gezählt. In diesem Zusammenhang ist auch der [[ISAF]]-Einsatz in [[Afghanistan]] zu sehen, der die bisher größte Mission des Heeres darstellt. 2006 wurden Heereseinheiten außerdem beim [[EUFOR#Mission in der Demokratischen Republik Kongo 2006 (EUFOR RD Congo)|Bundeswehreinsatz im Kongo]] verwendet. Für die Dauer ihres Einsatzes werden die vom Heer gestellten Truppen durch Führungskommandos der Streitkräftebasis truppendienstlich und operativ geführt.

Neben den beschriebenen Auslandseinsätzen leistete das Heer immer wieder Unterstützung bei Naturkatastrophen im Inland, wie beim [[Elbhochwasser 2002]].

''Siehe auch:'' [[Auslandseinsätze der Bundeswehr]] und [[Bundeswehr#Die Bundeswehr in der öffentlichen Kritik|Kritik]]

== Das Ehrenmal des Heeres ==
[[Datei:Koblenz im Buga-Jahr 2011 - Ehrenmal des Deutschen Heeres 01.jpg|miniatur|Das [[Ehrenmal des Deutschen Heeres]] auf der [[Festung Ehrenbreitstein]]]]
Das [[Ehrenmal des Deutschen Heeres]] befindet sich auf der [[Festung Ehrenbreitstein]] in [[Koblenz]]. Es wurde ursprünglich zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs erbaut und am 29. Oktober 1972 feierlich in die Obhut des deutschen Heeres übergeben. Heute erinnert es auch an die in der Ausübung ihres Dienstes zu Tode gekommenen Soldaten der Bundeswehr.

''Siehe auch:'' [[Ehrenmale der Bundeswehr]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Heinrich Ferdinand Curschmann]]: ''Blaubuch des Corps Hannovera zu Göttingen'', Band 1: ''1809-1899'', Göttingen 2002, Nr. 565
* {{Literatur|Autor=Helmut R. Hammerich u. a.|Titel=Das Heer 1950–1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung|Sammelwerk=Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland|Band=3|Verlag=Oldenbourg|Ort=München|Jahr=2006|ISBN=3-486-57974-6}}
* {{Literatur|Herausgeber=Gerhard Hubatschek; Förderkreis Deutsches Heer|Titel=50 Jahre Heer: der Soldat und seine Ausrüstung|Verlag=Report-Verlag|Ort=Bonn 2006|ISBN=ISBN 3-932385-21-7}}
* {{Literatur|Autor=Siegfried Schulz|Titel=Das deutsche Heer heute. The German Army today. L'armée de terre allemande aujourd'hui|Verlag=Mittler|Ort=Herford|Jahr= 1978|ISBN=ISBN 3-8132-0005-1}}
* {{Literatur|Autor=Dieter Stockfisch|Titel=[[Der Reibert]], Heer, Luftwaffe, Marine|Verlag=Mittler & Sohn|Ort=Hamburg|Jahr=2004|ISBN=3-8132-0820-6}}
* {{Literatur|Autor=Gerhard Hubatschek|Titel=Das Heer im Einsatz. Mission Orientation of the German Army|Herausgeber=Förderkreis des Deutsches Heer e.V.|Verlag=Report Verlag|Jahr=2003|ISBN=3-932385-12-8}}

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{Internetquelle|url=http://www.deutschesheer.de/|titel=Website des Heeres|hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]], der Leiter des Presse- und Informationsstabes|zugriff=2011-05-08}}
* {{Internetquelle|url=http://www.deutschesheer.de/portal/PA_1_0_P3/PortalFiles/C1256F87004CF5AE/W274RETK362INFODE/070611_Transfo+transparent_InhVerz_S.pdf?yw_repository=youatweb|titel=Transformation im Heer (PDF)|hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]], der Leiter des Presse- und Informationsstabes|zugriff=2011-05-08}}
* {{Internetquelle|url=http://heer-wandel.blogspot.com/|titel=Heer im Wandel – 1956-2010|datum=2007-07-04|autor=Jürgen Dreifke|zugriff=2011-05-08}}
* {{Internetquelle|url=http://www.ehrenmal-heer.de/|titel=Ehrenmal des Deutschen Heeres|hrsg=Kuratorium Ehrenmal des Deutschen Heeres e.V.|zugriff=2011-05-08}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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== Anmerkungen ==
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Version vom 26. Dezember 2014, 00:47 Uhr

David Georg Franz Anton (* 28. Juni 1831 in Nienburg/Weser; † 12. Juli 1916 in Hannover) war ein deutscher Arzt und Ornithologe.

Leben

David Rüst war Sohn eines Oberst der Armee des Königreichs Hannover, der bei den Lützower Jägern gedient und zuletzt Kommandeur des 4. Infanterie-Regiments in Stade war. David Rüst besuchte die Gymnasien in Celle und Osnabrück und studierte ab 1852 Medizin an den Universitäten in Göttingen und Würzburg. In Göttingen wurde er 1853 Mitglied des Corps Hannovera. 1856 wurde er in Göttingen zum Dr. med. promoviert. Im gleichen Jahr begann er als Assistenzarzt am Königlich-hannoverschen General-Hospital in Hannover, wurde 1857 Assistenzarzt des Infanterie-Regiments in Celle. Von 1859 bis 1864 diente er als Adjudant des Chefs der Königlich-hannoverschen Medizinalwesens. Er wurde 1864 zur Artillerie-Brigade nach Hannover versetzt. 1870 bis 1880 war er Arzt in Groß Eicklingen, dann bis 1887 in Freiburg im Breisgau. In seiner Freiburger Zeit erhielt er in Anerkennung für seine paläontlogischen Forschungsarbeiten die Große Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft der Bayerischen Akademie der Wissenschaften verliehen. 1887 war er wieder in Hannover tätig. Er verwaltete seit 1891 die Vogelsammlung des Provinzialmuseums Hannover.

Ehrungen

Schriften

  • Beiträge zur Kenntniss der fossilen Radiolarien aus Gesteinen der Kreide, von Dr. Rüst,... E. Koch, 1887
  • Katalog der systematischen Vogelsammlung des Provinzial-Museums in Hannover, Hannover 1897 (mit Nachtrag 1900 in den Berichten der Naturhistorischen Gesellschaft)

Literatur

Einzelnachweise