Sportski centar FSS und Privilegierter Eisenbahn-Durchgangsverkehr: Unterschied zwischen den Seiten
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→Entwicklung in einzelnen Ländern: wo ist der Zusammenhang mit dem Betreiber - für die Fahrgäste gab es vor und nach 1984 keinen Unterschied. PED ist keine Frage des betreibenden Unternehmens. |
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Als '''Privilegierter Durchgangsverkehr''' (PED) oder '''Korridorverkehr''' wird der Eisenbahnverkehr bezeichnet, der über fremde Staatsterritorien erfolgt, ohne dass entsprechende Zoll- oder Passkontrollen stattfinden. Die Züge werden oft als '''Korridorzug''' bezeichnet. |
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Das '''Kuća fudbala''' ([[Serbische Sprache|serbisch-kyrillisch]]: Кућа фудбала, [[Deutsche Sprache|deutsch]]: Haus des Fußballs) ist ein modernes Sportzentrum des [[Fudbalski Savez Srbije|serbischen Fußballverbandes]], das sich in der [[Serbien|serbischen]] Stadt [[Stara Pazova]] befindet. Das 2011 erbaute Sportzentrum verfügt über eine Gesamtfläche von 12 Hektar, davon sind 10.000 m² Hallenfläche und 60.000 m² Freiland. Neben vier [[Fußballplatz|Fußballplätzen]] mit [[Naturrasen]], von dehnen zwei eine [[Flutlichtanlage]] besitzen, hat das Gebäudekomplex unter anderem noch ein weiteres [[Spielfeld]] mit [[Kunstrasen]], das ebenfalls [[Flutlicht]]er besitzt, eine [[Sporthalle]] und eine Leichtathletiklaufbahn mit [[Tartan (Oberflächenbelag)|Tartanoberflächenbelag]], ein viersterne [[Hotel]], ein [[Restaurant]], sowie ein [[Wellness]]- und [[Fitness]]zentrum. Bei der Eröffnung des Sportzentrums waren neben dem Präsidenten des serbischen Fußballverbandes Tomislav Karadzić, unter anderem auch der [[FIFA]]-Präsident [[Sepp Blatter]] und der [[UEFA]]-Präsident [[Michel Platini]] anwesend, sowie der Präsident des kroatischen Fußballverbandes [[Vlatko Marković]] und des montenegrinischen Verbandes [[Dejan Savićević]]. Der Gesamtpreis des Gebäudekomplexes betrug 15 Millionen [[Euro]]. |
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== Allgemeines == |
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[[Datei:Transalpin.jpg|miniatur|rechts|Zuglaufschild des „Transalpin“ mit Hinweis auf den Korridorverkehr]] |
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*[http://www.sportskicentarfss.co.rs/ Offizielle Internetseite des Sportzentrums] |
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Ein Privilegierter Durchgangsverkehr wird in der Regel durch Abschluss eines [[Staatsvertrag]]es geregelt. Darin wird unter anderem festgelegt, welcher Verkehr (Personen, Fracht) dem Privilegierten Durchgangsverkehr unterliegt, welche Kontrollen durchgeführt werden dürfen und welche Kosten anfallen. |
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Durchgangsverkehr über das Gebiet anderer Staaten kann aus verschiedenen Gründen nötig sein. So kann es auf Grund der geografischen Situation unmöglich sein, die Eisenbahntrasse ohne Grenzüberschreitung verlaufen zu lassen. Auch als Folge der Änderung von Ländergrenzen kann ein Teil einer durchgehenden Bahnverbindung über das Gebiet eines anderen Staates führen. |
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Reisende, Gepäck und Güter werden nach den Bestimmungen des Binnenverkehrs der Ausgangsbahn abgefertigt, durch die Transitbahn erfolgt üblicherweise keine Kontrolle der Fahrausweise oder der Ladung. Sie stellt nur die Fahrplantrasse und, wenn notwendig, Triebfahrzeug und Lokpersonal und erhält dafür eine pauschale Vergütung. |
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Abhängig von den jeweiligen zwischenstaatlichen Beziehungen der beiden betreffenden Staaten, werden die Eisenbahnzüge unter verschiedenen Bedingungen geführt. Teilweise halten die Korridorzüge nicht im [[Transitverkehr|Transitland]], oft sind Ein- und Aussteigen dort nicht erlaubt. Mitunter werden die Einstiegstüren der Reisezugwagen verschlossen. In der Regel finden für Transitreisende keine Pass- und Zollkontrollen statt. Erleichterungen im internationalen Reiseverkehr wie etwa Aufhebung der [[Visum|Visumpflicht]] führen zur Verwischung der Regeln des PED. Aufgrund des Wegfalls der Grenzkontrollen im Zuge der Umsetzung des [[Schengener Abkommen]]s haben die meisten europäischen Korridorverkehre einen Teil ihrer Besonderheiten gegenüber dem übrigen Eisenbahnverkehr verloren. |
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Eine Abart des privilegierten Durchgangsverkehr war der [[Sperrwagen]]. Damit war es möglich, einen oder mehrere Personenwagen über Strecken des anderen Staates zu bewegen, ohne dass dieser Kontrollen unterlag. |
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== Entwicklung in einzelnen Ländern == |
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=== Deutschland === |
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[[Bild:Außerfernbahn.png|thumb|Außerfern- und Mittenwaldbahn]] |
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Die ersten Verträge über solchen Verkehr betrafen vor allem den Personenverkehr. |
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1869 wurde ein Staatsvertrag für den Bau der Strecke [[Bahnstrecke Mittelherwigsdorf–Varnsdorf–Eibau|Scheibe (heute Mittelherwigsdorf)–Warnsdorf–Seifhennersdorf]] zwischen Sachsen und Österreich abgeschlossen, die den böhmischen Bahnhof [[Varnsdorf|Warnsdorf]] ans sächsische Bahnnetz anschloss. 1871 wurde der Betrieb aufgenommen. Der Bahnhof selbst blieb im Eigentum der [[Böhmische Nordbahn|Böhmischen Nordbahngesellschaft]]. Die Züge fuhren von [[Eibau]] über [[Zittau]] bis ins böhmische [[Liberec|Reichenberg]]. |
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Ein weiterer PED war auf der [[Bahnstrecke Plauen–Cheb|Strecke Plauen–Eger]] notwendig. Die Strecke querte zwischen [[Raun]] und [[Vojtanov|Voitersreuth]] mehrmals die Staatsgrenze, so dass ab 1918 der Abschluss eines Vertrages zwischen der Tschechoslowakei und dem Deutschen Reich erforderlich wurde. Insbesondere zur Bedienung des tschechischen Bahnhofs Plesná wurde nach 1945 ein Durchgangsverkehr zwischen der ČSD und der DR vereinbart. |
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Ein gegenseitiger Durchgangsverkehr zwischen Bayern und Österreich wurde auf der [[Außerfernbahn]] ab 1913 zwischen Steinach und Reutte eingerichtet. Nach der Eröffnung der Strecke Scharnitz–Reutte am 20. Mai 1913 konnte die [[Bayerische Staatsbahn]] von [[Kempten]] über [[Reutte]] nach [[Garmisch-Partenkirchen]] fahren, während die österreichische Bahn von Innsbruck nach Reutte fahren konnte. Hier wurden den normalen Zügen Sperrwagen mitgegeben, die in Deutschland verschlossen waren und in denen keine Grenzkontrollen stattfanden. Seit 1994 gibt es keine durchgehende Züge Innsbruck–Reutte mehr. Es muss in Garmisch-Partenkirchen umgestiegen werden. Damit gilt auf dieser Verbindung der österreichische Binnentarif nicht mehr, jedoch der Tiroler Verbundtarif. |
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Durch die Grenzziehungen in der Folge des [[Versailler Vertrag]]es wurden verschiedene privilegierte Durchgangsverkehre durch den [[polnischer Korridor|polnischen Korridor]] eingerichtet. Dabei erfolgte die Abwicklung durch polnische Lokomotiven und polnisches Personal. PED bestanden bis 1936 auf folgenden Strecken: |
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* Berlin – Stettin – Stolp – Groß Boschpol – Danzig – [[Tczew]] (Dirschau) – Marienburg – Königsberg |
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* Berlin – Schneidemühl – Firchau – [[Chojnice]] (Konitz) – [[Tczew]] (Dirschau) – Marienburg – Königsberg |
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* Berlin – Schneidemühl – [[Bydgoszcz]] (Bromberg) – [[Toruń]] (Thorn) – Deutsch Eylau – Allenstein – Insterburg |
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* Berlin – [[Bahnhof Zbąszynek|Neu Bentschen]] – [[Poznań]] (Posen) – [[Toruń]] (Thorn) – Deutsch Eylau – Allenstein – Insterburg |
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* Breslau – [[Poznań]] (Posen) – [[Toruń]] (Thorn) – Deutsch Eylau – Allenstein – Insterburg |
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Ab 1936 wurden nur noch die Strecken über Groß Boschpol und Firchau bedient. Auch nach der [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|deutschen Besetzung Polens]] 1939 konnten die Züge nur mit Genehmigung verlassen werden. |
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[[Bild:Neißetalbahn Karte.jpg|miniatur|rechts|Neißetalbahn]] |
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Durch die Abtretung Nordschleswigs an Dänemark lag der Fährbahnhof [[Højer Sogn|Hoyerschleuse]] für den Verkehr nach Sylt auf dänischen Gebiet. Nachdem zunächst die Durchfahrt nur mit gültigem Visum gestattet war, verkehrten ab 1923 bis zur Eröffnung des [[Hindenburgdamm]]es 1927 auch Korridorzüge zwischen [[Niebüll]] und Hoyerschleuse. |
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Durch die Besetzung des Sudetenlandes nach dem [[Münchener Abkommen]] 1938 war das Deutsche Reich bestrebt, eine Bahnverbindung zwischen Berlin und Wien auf dem kürzesten Weg zu etablieren, der nicht der Kontrolle der tschechoslowakischen Behörden unterlag. Es wurden deshalb Durchgangsverkehre zwischen Oberschlesien und Österreich eingerichtet. Die Grenzziehung zwischen dem Deutschen Reich und dem [[Protektorat Böhmen und Mähren]] orientierte sich nicht an den bestehenden Bahnstrecken. Es war deshalb erforderlich, im Grenzgebiet weitere Durchgangsverkehre einzurichten. |
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Kompliziert stellte sich nach Beendigung des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] die Situation im neu entstandenen Dreiländereck DDR-Tschechoslowakei-Polen dar. Hier war es erforderlich, einen Durchgangsverkehr für Züge aus der DDR durch Polen auf der [[Bahnstrecke Zittau–Hagenwerder]] (Neißetalbahn) einzurichten. Eine Besonderheit der Strecke ist, dass auch der Bahnhof der Stadt [[Ostritz]] auf polnischem Gebiet liegt. Die PED-Vereinbarung sah deshalb auch einen Halt der deutschen Züge im nun [[Krzewina (Bogatynia)|Krzewina Zgorzelecka]] genannten Bahnhof vor, der von Ostritz aus über eine Fußgängerbrücke zugänglich ist. |
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Infolge der deutschen Teilung wurden kurzzeitig Durchgangsverkehre im Westen Thüringens eingerichtet. Dies betraf die Strecken [[Thüringer Bahn#Eisenach–Gerstungen|Wartha–Gerstungen]], [[Bahnstrecke Mühlhausen–Treffurt|Mühlhausen–Treffurt]] sowie die Verbindung von [[Ulstertalbahn|Wenigentaft-Mansbach]] nach Vacha. 1952 wurden diese Verkehre eingestellt. Die Strecke von [[Eisenach]] über Wartha, [[Bahnhof Gerstungen|Gerstungen]] nach [[Bahnhof Bebra|Bebra]] kreuzte mehrmals die innerdeutsche Grenze. Personenverkehr innerhalb der DDR gab es dort seit 1952 nicht mehr, aber Güterverkehr. Nach dem Bau einer [[Bahnstrecke Förtha–Gerstungen|Verbindungsstrecke]] war Gerstungen ab 1962 wieder direkt von DDR-Gebiet aus erreichbar. |
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Kein PED waren die [[Transitzug|Transitzüge]] zwischen der [[Bundesrepublik Deutschland]] und [[Berlin]]. |
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Ein Sonderfall waren die [[S-Bahn Berlin|S-Bahnzüge]] durch den [[Nord-Süd-Tunnel]] in Berlin. Hier konnten Reisende aus [[West-Berlin]] das Gebiet [[Ost-Berlin]]s ohne Kontrollen durchqueren und auch im Bahnhof Friedrichstraße umsteigen. |
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=== Tschechoslowakei, Tschechien, Slowakei === |
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Entlang der Strecke [[Bahnstrecke Mittelherwigsdorf–Varnsdorf–Eibau|Varnsdorf–Großschönau–Zittau]] [[Bahnstrecke Zittau–Liberec|und weiter nach Liberec]] besteht PED für Reisende aus der Tschechoslowakei (später Tschechien) durch deutsches (bzw. DDR-)Gebiet. Dabei liegt seit 1945 zudem ein Teilstück auf polnischem Territorium. |
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Ein weiterer solcher Verkehr mit Polen besteht auf der Strecke Hanušovice–Krnov, wo zwischen [[Mikulovice u Jeseníku]] und [[Jindřichov ve Slezsku]] polnisches Territorium und der Bahnhof [[Głuchołazy]] (früher Ziegenhals Hbf) genutzt wird. Dieser PED wurde 1888 und nach 1945 wieder eingerichtet. |
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In der Slowakei wurde am 12. September 1951 ein PED über ungarisches Territorium von [[Lučenec]] nach [[Veľký Krtíš]] aufgenommen. Mit einer neugebauten Strecke von ungarischen [[Nógrádszakál]] aus konnten die Kohle- und Kiesgruben um Veľký Krtíš und Malé Straciny am wirtschaftlichsten erschlossen werden. |
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=== Polen === |
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Auch für die polnische Eisenbahn war es ab 1938 nach der Besetzung des [[Olsagebiet]]s durch Polen erforderlich, einen Durchgangsverkehr auf der Strecke [[Bohumín]] (polnisch Bogumin) – [[Rybnik]] über deutsches Gebiet einzurichten. |
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Weitere PED waren ab 1945 an der Ostgrenze auf der Strecke [[Przemyśl]]–[[Zagórz]] und der Strecke [[Malhowice]]–[[Krościenko]] durch die [[Sowjetunion]] notwendig. |
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=== Österreich === |
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[[Datei:Treno corridoio Lienz - Innsbruck.jpg|thumb|Innsbruck und Lienz durch Italien Strecke]] |
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Die Grenzänderungen infolge des Endes des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] brachten die Notwendigkeit mit sich, auf weiteren Strecken neben dem Durchgangsverkehr mit Deutschland PED einzurichten. PED besteht seitdem auf den Stecken [[Brennerbahn]]–[[Pustertalbahn]] zwischen Innsbruck und Lienz durch Italien (seit Fahrplanwechsel 2013/2014 als Busverkehr) und auf der [[Burgenlandbahn (Österreich)|Burgenlandbahn]] von [[Loipersbach im Burgenland]]–[[Sopron]]–[[Deutschkreutz]] durch Ungarn. |
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Zur Beschleunigung des Verkehrs von [[Wien]] und [[Salzburg]] nach Innsbruck wurde ab dem 28. Mai 1967 auf der Strecke über das [[Deutsches Eck (Verkehr)|große deutsche Eck]] bei [[Rosenheim]] ein PED neu aufgenommen. In diesem Zusammenhang wurde 1982 auf Kosten der Österreichischen Bundesbahn eine [[Rosenheimer Kurve|Verbindungskurve in Rosenheim]] gebaut. Außerdem gab es bis 1994<ref name="Mösl_2004">{{internetquelle|url=http://homepage.uibk.ac.at/~c716151/naturns.pdf|titel=„Europaregion Tirol – Südtirol/Alto Adige – Trentino” – Perspektiven für einen länderübergreifenden Schienenpersonennahverkehr im Mittleren Alpenraum, S. 4|autor=Thomas Mösl|format=PDF|datum=2004-01-22|zugriff=2011-11-27}}</ref> Korridorverkehr zwischen [[Scharnitz]] und [[Ehrwald]] mit [[Fahrtrichtungswechsel|Kopfmachen]] in [[Garmisch-Partenkirchen]]. Die ohne Verkehrshalt verkehrenden Korridorzüge mit Elektrotriebwagen der [[ÖBB 4030|Baureihe 4030]] zwischen Innsbruck und Reutte endeten im Jahr 1958.<ref name="Hagemann_2011">{{internetquelle|url=http://www.db58.de/2011/01/16/korridorverkehr-eilzuege-innsbruck-und-reutte/|titel=»Korridorverkehr: Eilzüge zwischen Innsbruck und Reutte|autor=Detlev Hagemann|datum=2011-01-16|zugriff=2011-11-27}}</ref> |
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=== Frankreich, Italien === |
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Ein Privilegierter Durchgangsverkehr besteht auf der [[Tendabahn]] zwischen Frankreich und Italien. Mit der in der Vergangenheit mehrfach geänderten Grenzziehung in diesem Bereich änderten sich auch die jeweiligen Vereinbarungen. |
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=== Russland === |
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Zwischen der [[Russland|russischen]] [[Exklave]], der [[Oblast Kaliningrad]], und den Zielen im russischen Kernland, [[Moskau]], [[Sankt Petersburg]] und [[Anapa]] besteht ein entsprechender Durchgangsverkehr durch [[Litauen]] und [[Weißrussland]]. Dies ist jedoch kein PED, da die Reisenden, sofern sie nicht gerade aus EU-Ländern stammen, litauische Transitvisa benötigen. |
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== Einzelnachweise == |
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== Literatur == |
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* {{Literatur | Autor= [[Erich Preuß]] | Titel= Der Privilegierte Durchgangsverkehr 1. Teil | Verlag= transpress | Ort= Berlin | ISSN= 0026-7422 | Sammelwerk= Modelleisenbahner | Jahr= 1988 | Monat= Mai | Seiten= 12-13 }} |
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* {{Literatur | Autor= Erich Preuß | Titel= Der Privilegierte Durchgangsverkehr 2. Teil | Verlag= transpress | Ort= Berlin | ISSN= 0026-7422 | Sammelwerk= Modelleisenbahner | Jahr= 1988 | Monat= Juni | Seiten= 8-11 }} |
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* {{Literatur | Autor= Erich Preuß | Titel= Der Privilegierte Durchgangsverkehr 3. Teil | Verlag= transpress | Ort= Berlin | ISSN= 0026-7422 | Sammelwerk= Modelleisenbahner | Jahr= 1988 | Monat= Juli | Seiten= 7-8, 12 }} |
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[[Kategorie:Grenzüberschreitender Schienenverkehr]] |
Version vom 17. Dezember 2014, 16:18 Uhr
Als Privilegierter Durchgangsverkehr (PED) oder Korridorverkehr wird der Eisenbahnverkehr bezeichnet, der über fremde Staatsterritorien erfolgt, ohne dass entsprechende Zoll- oder Passkontrollen stattfinden. Die Züge werden oft als Korridorzug bezeichnet.
Allgemeines

Ein Privilegierter Durchgangsverkehr wird in der Regel durch Abschluss eines Staatsvertrages geregelt. Darin wird unter anderem festgelegt, welcher Verkehr (Personen, Fracht) dem Privilegierten Durchgangsverkehr unterliegt, welche Kontrollen durchgeführt werden dürfen und welche Kosten anfallen.
Durchgangsverkehr über das Gebiet anderer Staaten kann aus verschiedenen Gründen nötig sein. So kann es auf Grund der geografischen Situation unmöglich sein, die Eisenbahntrasse ohne Grenzüberschreitung verlaufen zu lassen. Auch als Folge der Änderung von Ländergrenzen kann ein Teil einer durchgehenden Bahnverbindung über das Gebiet eines anderen Staates führen.
Reisende, Gepäck und Güter werden nach den Bestimmungen des Binnenverkehrs der Ausgangsbahn abgefertigt, durch die Transitbahn erfolgt üblicherweise keine Kontrolle der Fahrausweise oder der Ladung. Sie stellt nur die Fahrplantrasse und, wenn notwendig, Triebfahrzeug und Lokpersonal und erhält dafür eine pauschale Vergütung.
Abhängig von den jeweiligen zwischenstaatlichen Beziehungen der beiden betreffenden Staaten, werden die Eisenbahnzüge unter verschiedenen Bedingungen geführt. Teilweise halten die Korridorzüge nicht im Transitland, oft sind Ein- und Aussteigen dort nicht erlaubt. Mitunter werden die Einstiegstüren der Reisezugwagen verschlossen. In der Regel finden für Transitreisende keine Pass- und Zollkontrollen statt. Erleichterungen im internationalen Reiseverkehr wie etwa Aufhebung der Visumpflicht führen zur Verwischung der Regeln des PED. Aufgrund des Wegfalls der Grenzkontrollen im Zuge der Umsetzung des Schengener Abkommens haben die meisten europäischen Korridorverkehre einen Teil ihrer Besonderheiten gegenüber dem übrigen Eisenbahnverkehr verloren.
Eine Abart des privilegierten Durchgangsverkehr war der Sperrwagen. Damit war es möglich, einen oder mehrere Personenwagen über Strecken des anderen Staates zu bewegen, ohne dass dieser Kontrollen unterlag.
Entwicklung in einzelnen Ländern
Deutschland

Die ersten Verträge über solchen Verkehr betrafen vor allem den Personenverkehr.
1869 wurde ein Staatsvertrag für den Bau der Strecke Scheibe (heute Mittelherwigsdorf)–Warnsdorf–Seifhennersdorf zwischen Sachsen und Österreich abgeschlossen, die den böhmischen Bahnhof Warnsdorf ans sächsische Bahnnetz anschloss. 1871 wurde der Betrieb aufgenommen. Der Bahnhof selbst blieb im Eigentum der Böhmischen Nordbahngesellschaft. Die Züge fuhren von Eibau über Zittau bis ins böhmische Reichenberg.
Ein weiterer PED war auf der Strecke Plauen–Eger notwendig. Die Strecke querte zwischen Raun und Voitersreuth mehrmals die Staatsgrenze, so dass ab 1918 der Abschluss eines Vertrages zwischen der Tschechoslowakei und dem Deutschen Reich erforderlich wurde. Insbesondere zur Bedienung des tschechischen Bahnhofs Plesná wurde nach 1945 ein Durchgangsverkehr zwischen der ČSD und der DR vereinbart.
Ein gegenseitiger Durchgangsverkehr zwischen Bayern und Österreich wurde auf der Außerfernbahn ab 1913 zwischen Steinach und Reutte eingerichtet. Nach der Eröffnung der Strecke Scharnitz–Reutte am 20. Mai 1913 konnte die Bayerische Staatsbahn von Kempten über Reutte nach Garmisch-Partenkirchen fahren, während die österreichische Bahn von Innsbruck nach Reutte fahren konnte. Hier wurden den normalen Zügen Sperrwagen mitgegeben, die in Deutschland verschlossen waren und in denen keine Grenzkontrollen stattfanden. Seit 1994 gibt es keine durchgehende Züge Innsbruck–Reutte mehr. Es muss in Garmisch-Partenkirchen umgestiegen werden. Damit gilt auf dieser Verbindung der österreichische Binnentarif nicht mehr, jedoch der Tiroler Verbundtarif.
Durch die Grenzziehungen in der Folge des Versailler Vertrages wurden verschiedene privilegierte Durchgangsverkehre durch den polnischen Korridor eingerichtet. Dabei erfolgte die Abwicklung durch polnische Lokomotiven und polnisches Personal. PED bestanden bis 1936 auf folgenden Strecken:
- Berlin – Stettin – Stolp – Groß Boschpol – Danzig – Tczew (Dirschau) – Marienburg – Königsberg
- Berlin – Schneidemühl – Firchau – Chojnice (Konitz) – Tczew (Dirschau) – Marienburg – Königsberg
- Berlin – Schneidemühl – Bydgoszcz (Bromberg) – Toruń (Thorn) – Deutsch Eylau – Allenstein – Insterburg
- Berlin – Neu Bentschen – Poznań (Posen) – Toruń (Thorn) – Deutsch Eylau – Allenstein – Insterburg
- Breslau – Poznań (Posen) – Toruń (Thorn) – Deutsch Eylau – Allenstein – Insterburg
Ab 1936 wurden nur noch die Strecken über Groß Boschpol und Firchau bedient. Auch nach der deutschen Besetzung Polens 1939 konnten die Züge nur mit Genehmigung verlassen werden.

Durch die Abtretung Nordschleswigs an Dänemark lag der Fährbahnhof Hoyerschleuse für den Verkehr nach Sylt auf dänischen Gebiet. Nachdem zunächst die Durchfahrt nur mit gültigem Visum gestattet war, verkehrten ab 1923 bis zur Eröffnung des Hindenburgdammes 1927 auch Korridorzüge zwischen Niebüll und Hoyerschleuse.
Durch die Besetzung des Sudetenlandes nach dem Münchener Abkommen 1938 war das Deutsche Reich bestrebt, eine Bahnverbindung zwischen Berlin und Wien auf dem kürzesten Weg zu etablieren, der nicht der Kontrolle der tschechoslowakischen Behörden unterlag. Es wurden deshalb Durchgangsverkehre zwischen Oberschlesien und Österreich eingerichtet. Die Grenzziehung zwischen dem Deutschen Reich und dem Protektorat Böhmen und Mähren orientierte sich nicht an den bestehenden Bahnstrecken. Es war deshalb erforderlich, im Grenzgebiet weitere Durchgangsverkehre einzurichten.
Kompliziert stellte sich nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges die Situation im neu entstandenen Dreiländereck DDR-Tschechoslowakei-Polen dar. Hier war es erforderlich, einen Durchgangsverkehr für Züge aus der DDR durch Polen auf der Bahnstrecke Zittau–Hagenwerder (Neißetalbahn) einzurichten. Eine Besonderheit der Strecke ist, dass auch der Bahnhof der Stadt Ostritz auf polnischem Gebiet liegt. Die PED-Vereinbarung sah deshalb auch einen Halt der deutschen Züge im nun Krzewina Zgorzelecka genannten Bahnhof vor, der von Ostritz aus über eine Fußgängerbrücke zugänglich ist.
Infolge der deutschen Teilung wurden kurzzeitig Durchgangsverkehre im Westen Thüringens eingerichtet. Dies betraf die Strecken Wartha–Gerstungen, Mühlhausen–Treffurt sowie die Verbindung von Wenigentaft-Mansbach nach Vacha. 1952 wurden diese Verkehre eingestellt. Die Strecke von Eisenach über Wartha, Gerstungen nach Bebra kreuzte mehrmals die innerdeutsche Grenze. Personenverkehr innerhalb der DDR gab es dort seit 1952 nicht mehr, aber Güterverkehr. Nach dem Bau einer Verbindungsstrecke war Gerstungen ab 1962 wieder direkt von DDR-Gebiet aus erreichbar.
Kein PED waren die Transitzüge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin. Ein Sonderfall waren die S-Bahnzüge durch den Nord-Süd-Tunnel in Berlin. Hier konnten Reisende aus West-Berlin das Gebiet Ost-Berlins ohne Kontrollen durchqueren und auch im Bahnhof Friedrichstraße umsteigen.
Tschechoslowakei, Tschechien, Slowakei
Entlang der Strecke Varnsdorf–Großschönau–Zittau und weiter nach Liberec besteht PED für Reisende aus der Tschechoslowakei (später Tschechien) durch deutsches (bzw. DDR-)Gebiet. Dabei liegt seit 1945 zudem ein Teilstück auf polnischem Territorium.
Ein weiterer solcher Verkehr mit Polen besteht auf der Strecke Hanušovice–Krnov, wo zwischen Mikulovice u Jeseníku und Jindřichov ve Slezsku polnisches Territorium und der Bahnhof Głuchołazy (früher Ziegenhals Hbf) genutzt wird. Dieser PED wurde 1888 und nach 1945 wieder eingerichtet.
In der Slowakei wurde am 12. September 1951 ein PED über ungarisches Territorium von Lučenec nach Veľký Krtíš aufgenommen. Mit einer neugebauten Strecke von ungarischen Nógrádszakál aus konnten die Kohle- und Kiesgruben um Veľký Krtíš und Malé Straciny am wirtschaftlichsten erschlossen werden.
Polen
Auch für die polnische Eisenbahn war es ab 1938 nach der Besetzung des Olsagebiets durch Polen erforderlich, einen Durchgangsverkehr auf der Strecke Bohumín (polnisch Bogumin) – Rybnik über deutsches Gebiet einzurichten.
Weitere PED waren ab 1945 an der Ostgrenze auf der Strecke Przemyśl–Zagórz und der Strecke Malhowice–Krościenko durch die Sowjetunion notwendig.
Österreich

Die Grenzänderungen infolge des Endes des Ersten Weltkrieges brachten die Notwendigkeit mit sich, auf weiteren Strecken neben dem Durchgangsverkehr mit Deutschland PED einzurichten. PED besteht seitdem auf den Stecken Brennerbahn–Pustertalbahn zwischen Innsbruck und Lienz durch Italien (seit Fahrplanwechsel 2013/2014 als Busverkehr) und auf der Burgenlandbahn von Loipersbach im Burgenland–Sopron–Deutschkreutz durch Ungarn.
Zur Beschleunigung des Verkehrs von Wien und Salzburg nach Innsbruck wurde ab dem 28. Mai 1967 auf der Strecke über das große deutsche Eck bei Rosenheim ein PED neu aufgenommen. In diesem Zusammenhang wurde 1982 auf Kosten der Österreichischen Bundesbahn eine Verbindungskurve in Rosenheim gebaut. Außerdem gab es bis 1994[1] Korridorverkehr zwischen Scharnitz und Ehrwald mit Kopfmachen in Garmisch-Partenkirchen. Die ohne Verkehrshalt verkehrenden Korridorzüge mit Elektrotriebwagen der Baureihe 4030 zwischen Innsbruck und Reutte endeten im Jahr 1958.[2]
Frankreich, Italien
Ein Privilegierter Durchgangsverkehr besteht auf der Tendabahn zwischen Frankreich und Italien. Mit der in der Vergangenheit mehrfach geänderten Grenzziehung in diesem Bereich änderten sich auch die jeweiligen Vereinbarungen.
Russland
Zwischen der russischen Exklave, der Oblast Kaliningrad, und den Zielen im russischen Kernland, Moskau, Sankt Petersburg und Anapa besteht ein entsprechender Durchgangsverkehr durch Litauen und Weißrussland. Dies ist jedoch kein PED, da die Reisenden, sofern sie nicht gerade aus EU-Ländern stammen, litauische Transitvisa benötigen.
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Mösl: „Europaregion Tirol – Südtirol/Alto Adige – Trentino” – Perspektiven für einen länderübergreifenden Schienenpersonennahverkehr im Mittleren Alpenraum, S. 4. (PDF) 22. Januar 2004, abgerufen am 27. November 2011.
- ↑ Detlev Hagemann: »Korridorverkehr: Eilzüge zwischen Innsbruck und Reutte. 16. Januar 2011, abgerufen am 27. November 2011.
Literatur
- Erich Preuß: Der Privilegierte Durchgangsverkehr 1. Teil. In: Modelleisenbahner. transpress, Mai 1988, ISSN 0026-7422, S. 12–13.
- Erich Preuß: Der Privilegierte Durchgangsverkehr 2. Teil. In: Modelleisenbahner. transpress, Juni 1988, ISSN 0026-7422, S. 8–11.
- Erich Preuß: Der Privilegierte Durchgangsverkehr 3. Teil. In: Modelleisenbahner. transpress, Juli 1988, ISSN 0026-7422, S. 7–8, 12.