Georg Daniel Teutsch und John Fontenay: Unterschied zwischen den Seiten
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'''John Fontenay''' (* 1769/70 in den [[Vereinigte Staaten|USA]]; † [[7. März]] [[1835]] in [[Hamburg]]) war ein [[Schiffsmakler]], [[Reederei|Reeder]] und [[Kaufmann]]. Außerdem erwarb er zahlreiche Grundstücke und Immobilien in der [[Hansestadt]]. An Fontenay erinnern heute mehrere Straßennamen und ein als „Fontenay“ bezeichnetes Areal am südwestlichen Ufer der [[Alster|Außenalster]] in Hamburg. |
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== Leben == |
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'''Georg Daniel Teutsch''' (* [[12. Dezember]] [[1817]] in [[Schäßburg]]; † [[2. Juli]] [[1893]] in [[Hermannstadt]]) war im 19. Jahrhundert [[Bischof]] der [[Evangelische Kirche A. B. in Rumänien|Evangelischen Kirche A.B.]] [[Siebenbürgen]]s. Außerdem wirkte er als [[Lehrer]], [[Theologe]], [[Historiker]] und [[Politiker]]. |
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[[Datei:John Fontenay Anfang 30.jpg|mini|Fontenay Anfang 30]] |
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Aufgrund der national-politischen Bewegungen und der wirtschaftlichen Entwicklung des 19. Jahrhunderts ist eine Trennung zwischen den einzelnen Wirkungsbereichen fast nicht möglich. |
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=== Kindheit und Jugend === |
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Über die ersten Lebensjahre bis zu seiner Ankunft in Hamburg ist wenig bekannt; Geburtsort und Geburtsdatum sind unklar. Fontenay, der selbst nie Geburtstag feierte, gab an, um die Jahreswende 1769/70 in [[Philadelphia]] geboren worden zu sein.<ref name="Kopitzsch">Franklin Kopitzsch, Daniel Tilgner (Hrsg.): ''Hamburg Lexikon.'' Aktualisierte Sonderausgabe. Ellert & Richter, Hamburg 2011, ISBN 978-3-8319-0373-3, S. 227</ref><ref name="Ebertz">Eberenz et al, a.a.O.</ref>{{rp| Seite 16}} Forscher vermuten, dass ihn seine Mutter, ''Jane Fontenay'', als 13-jährige Auswanderin mehrere Monate nach der Ankunft in den USA auf [[Swan Island (Maine)|Swan Island]]<ref>Zeitweilig unbewohnte Insel in ''Perkins'', einem [[Unorganized Territory]] in [[Sagadahoc County]], [[Maine]]. Die Insel liegt in der [[Merrymeeting Bay]], dem Inlands-[[Ästuar]] des [[Kennebec River]]. Siehe [[:en:Perkins Township, Maine]]</ref> gebar. Sie war vermutlich während der Überfahrt von der [[Jersey|Kanalinsel Jersey]] nach [[Boston]] auf dem [[Schoner]] „Molly“ von einem Unbekannten geschwängert worden.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 14–17.}} |
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Die ersten Lebensjahre verbrachte er vermutlich auf Swan Island im Haushalt von ''Philip Dumaresq'', einem adligen Kaufmann, der seine Mutter als Kindermädchen der Familie beschäftigte.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 18}} Im Alter von ungefähr sieben Jahren zog Fontenay in den Haushalt von ''Samuel Garrigues'' und ''Mary Ralph'' nach [[Philadelphia]], wo er wahrscheinlich bis zum Erwachsenenalter blieb.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 20f.}} Wann Fontenay nach Hamburg umsiedelte, ist nicht genau bekannt. 1801 wurde sein Name erstmals im Hamburgischen Adressbuch genannt; vermutlich hielt er sich jedoch schon zuvor in der Hansestadt auf. Am 20. Mai desselben Jahres wurde er zum Schiffsmakler erwählt; sieben Tage später erwarb er das kleine Hamburger Bürgerrecht.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 23–25}} Dieses benötigte er für die Heirat mit der vermögenden Witwe ''Anna Catharina Kirsten'', die er am 24. Januar 1802 ehelichte. Kirsten brachte vier unmündige Kinder in die Ehe mit ein, um die sich Fontenay bis an sein Lebensende kümmerte.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 27–29}} Bei der Heirat gab er Mary Ralph aus Philadelphia als leibliche Mutter an<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 13}} und gab zu Protokoll, seit 1797 in Hamburg zu wohnen.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 31}} |
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== Biografie == |
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[[Datei:Anna Catharina Kirsten um 1802.jpg|mini|Fontenays Ehefrau ''Anna Catharina Kirsten'' um 1802]] |
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=== Leben in Hamburg === |
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Teutsch wurde am 12. Dezember 1817 in Schäßburg (heute Sighisoara, [[Kreis Mureș]]) als zweites von vier Kindern des Ehepaares Martin Benjamin Teutsch und Maria Katharina, geb. Weiß in eine Handwerkerfamilie hineingeboren. |
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Nachdem Fontenay 1801 seine beruflichen Tätigkeiten in Hamburg aufgenommen hatte, verschlechterte sich, bedingt durch die [[Elbblockade]] und die [[Hamburger Franzosenzeit|französische Besetzung Hamburgs]], die wirtschaftliche Situation seiner Familie. Am 11. April 1810 versteigerte er alle [[Sache (Recht)|Mobilien]] der Fontenays und verließ drei Wochen später mit seiner Familie die Hansestadt, um über [[Glückstadt]] und [[Cuxhaven]] nach [[England]] zu reisen, wo sie sich dreizehn Monate aufhielten.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 50 u. 58}} Im Juni 1811 setzte die Familie mit dem Parlamentärschiff „Le Brillant“ins französische [[Morlaix]] über, reiste dann nach vierwöchigem Aufenthalt in [[Paris]] weiter nach [[Clermont-Ferrand]], wo sie zwei Jahre wohnte. Während sich Fontenay in London noch als Hamburger Kaufmann ausgegeben hatte, trat er in Frankreich als amerikanischer Staatsbürger auf. Die Gründe für die Wahl des französischen [[Zentralmassiv]]s als Aufenthaltsort sind nicht bekannt. Er lebte dort zurückgezogen und pflegte nur Beziehungen zu wenigen ortsansässigen Einwohnern. Geschäftstätigkeiten Fontenays aus dieser Zeit sind nicht bekannt. Nach der Niederlage [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]] zog die Familie im Juni 1813 nach [[Schleswig]], damals unter dänischer Herrschaft, und kehrte im Mai 1814 nach Hamburg zurück, wo Fontenay seine Berufstätigkeit wieder aufnahm.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 58–65}} |
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Fontenay starb am 7. März 1835 in seinem Wohnhaus am [[Mittelweg 185]].<ref name="Kopitzsch"/>{{rp|S. 228}} Er wurde zunächst auf dem Friedhof der [[Hauptkirche Sankt Michaelis (Hamburg)|St. Michaeliskirche]] vor dem Dammtor beigesetzt. Seit 1924 liegen seine sterblichen Überreste in einem Familiengrab der Familie ''H. F. Kirsten'' auf dem [[Friedhof Ohlsdorf]], Planquadrat Z 11. Der ursprüngliche Grabstein ist nicht erhalten geblieben.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 101f.}} |
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Er besuchte die Grundschule und das Gymnasium in der Bergschule aus [[Schäßburg]] (heute Lic. teoretic Joseph Haltrich), wo er am 1. August 1837 die [[Matura]] ablegte. Danach studierte er ab Herbst 1837 Geschichte und Evangelische Theologie in [[Wien]], um es ein Jahr danach in [[Berlin]] fortzusetzen. Nach dem zweiten Studienjahr kehrte er nach Schäßburg zurück, um das Studium als [[Autodidakt]] abzuschließen. Er war Hauslehrer der Familie Magyay in Karlsburg ([[Alba Iulia]]) und Baksay in Marossolymos (Falkendorf, rum. [[Șoimuș (Hunedoara)|Șoimuș]]). Zeitgleich nutzte er den Zugang zu der Karlsburger Bibliothek (gegründet vom katholischen Bischof [[Ignác Batthyány|Batthyany]]) und zu der [[Brukenthal-Museum|Brukenthalbibliothek]] in [[Hermannstadt]], beide reich an Handschriften und Büchern zur Siebenbürgischen Geschichte. |
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== Wirken == |
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1842 kehrte er nach Schäßburg zurück, um im darauf folgenden Jahr, am 3.-4.Januar 1843, sein Studium mit einer [[Dissertation]] in den Fächern Geschichte, Pädagogik und Theologie abzuschließen. Darauf wurde er Lehrer an der „Schäßburger Bergschule“, Konrektor 1845 und Rektor von 1850-1863. 1863 wechselte Georg Daniel Teutsch vom Lehramt ins Pfarramt, und wurde zunächst Pfarrer der evangelischen Gemeinde [[Agnetheln]]. Am 19. September 1867 wurde er zum [[Bischof]] der [[Evangelische Kirche A.B. in Rumänien|Evangelischen Kirche A.B. in Siebenbürgen]] gewählt. In diesem Amt blieb er bis zu seinem Tod. |
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Fontenay betätigte sich in Hamburg im Handel und der Schifffahrt und erwarb mehrere Grundstücke und Wohnhäuser. Am gesellschaftlichen Leben der Stadt nahm er nicht teil.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 10}} |
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=== Schiffsmakler, Reeder und Kaufmann === |
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Georg Daniel Teutsch heiratete in erster Ehe Charlotte Berwerth 1845, die ein Jahr später verstarb und in zweiter Ehe deren Schwester Wilhelmine. Aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor, einer seiner Söhne, [[Friedrich Teutsch]], wurde in der Zeitspanne von 1903 bis 1932 selbst auch Sachsenbischof. |
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Die Ausbildung zum Schiffsmakler erhielt Fontenay wahrscheinlich bei ''Johann Wietjes'', einem Hamburger Schiffsmakler und [[Notar]], der vermutlich auch Fontenays Wahl zum Schiffsmakler unterstützte. Nachdem Fontenay im Mai 1801 erwählt worden war, fertigte er in diesem Jahr über 100 Schiffe ab, im Folgejahr 133, bis zur [[Elbblockade]] Mitte 1803 weitere 50.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 32f.}} Aufgrund der Blockade liefen Schiffe nun nicht mehr den Hamburger Hafen, sondern [[Tönning]] an. Da Fontenay nur wenig Kontakte vor Ort hatte, wickelte er im zweiten Halbjahr 1803 nur acht Abfertigungen ab und arbeitete ab 1804 mit Korrespondenzmaklern zusammen. Dazu gehörte auch [[Thomas Goulton Hesleden]], mit dem der Wahlhamburger ab dem 1. Juli 1804 zusammenarbeitete. Hesleden, der in Tönning lebte oder sich dort aufhielt und die Geschäfte in Dänemark abwickelte, übernahm die Rolle des Maklers, während Fontenay als Kaufmann und Reeder tätig wurde, wozu er aufgrund des Maklereids eigentlich nicht berechtigt war.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 34–37}} Darüber hinaus bediente er gemeinsam mit Hesleden ab Ende 1804 die Strecke zwischen Hamburg und dem englischen [[Kingston upon Hull]] mit einem eigenen Segelschiff.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 60}} |
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Nach seiner Rückkehr nach Hamburg setzte er die Zusammenarbeit mit Hesleden fort. Am 8. Juni 1814 fertigten sie das erste Schiff ab, bis Ende des Jahres kamen weitere 187 hinzu. Dies waren 22 Prozent aller großen Schiffe, die den [[Hamburger Hafen]] in dieser Zeit verließen. 1820 wickelten die Geschäftsleute jedes vierte englische Schiff im Hafen ab. Von 1822 bis 1827 waren Fontenay und Hesleden in der Admiralitätsstraße als Makler im Hamburger Adressbuch eingetragen.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 65f.}} |
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== Wirkungskreis == |
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=== Immobilienbesitz === |
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Sein Wirken kann in drei große Bereiche eingeteilt werden: Lehramt, Theologie und Politik. Seine Arbeit war auf den Erhalt der kulturellen, wirtschaftlichen und territorialen Autonomie des [[Siebenbürger Sachsen|“Sachsenvolks”]] ausgerichtet. Um dieses erreichen zu können, hat er oft auf die Geschichte des “Sachsenvolks” aus [[Siebenbürgen]] zurückgegriffen, ein Gebiet, das er während seiner ganzen Laufbahn, unabhängig seines entsprechenden Amtes, erforscht hat. |
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Fontenay erwarb im Lauf seines Lebens einen umfangreichen Bestand an Immobilien und Grundstücken in Hamburg, insbesondere im Bereich nördlich des [[Dammtor]]s. Am 15. Juli 1802 kaufte er ein Haus an der Admiralitätstraße 221/212 (später 61/62), das er lebenslang als Wohn- und Arbeitsstätte nutzte.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 30}} 1807 und 1808 erwarb er mehrere Grundstücke am ''Mittelweg'' mit einer Fläche von ungefähr 5.000 Quadratmetern. Hier ließ er sein Wohnhaus und ein Gartenhaus errichten. Fontenay behielt diese Grundstücke auch während seiner Auslandsreisen.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 46}} Während der französischen Besatzung wurden alle Grundstücke und Häuser verwüstet. |
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Nach seiner Rückkehr in die Hansestadt erwarb Fontenay 1816 ein 50.000 Quadratmeter großes Grundstück am südwestlichen Ufer der [[Alster|Außenalster]]. Es handelte sich dabei um den von [[Johannes Flügge]] gegründeten Ersten Botanischen Garten Hamburgs. In den Folgejahren kaufte er neun weitere Grundstücke in diesem Bereich. Bei Testamentserrichtung umfasste das Areal eine Fläche von 84.000 Quadratmetern.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 67f.}} Darüber hinaus gehörten ihm mehrere Wohnhäuser in Hamburg, die er im Lauf seines Lebens erworben hatte.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 68}} |
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=== Lehramt === |
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== Segelschiff „Frau Anna“ == |
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Seinen ersten Beruf, den des [[Lehrer]]s, hat er 21 Jahre lang an der Schäßburger Bergschule ausgeübt, davon 13 Jahre als Direktor/Rektor der Schule (1842-1863). Während seiner Lehramtszeit reformierte und entwickelte er das Schulwesen der Bergschule, wobei diese landesweiten Ruhm erlangte. In dieser Schule wurden Lehrer und Pfarrer ausgebildet. Die Schulzeit des Seminars wurde von 2 auf 3 Jahre erweitert. Der Organisationsentwurf der [[Schulreform]], der bis 1883 in Geltung blieb, wurde von ihm gutgeheißen und später im Auftrag des Oberkonsistoriums in Endfassung gebracht. Er vereinheitlichte landesweit den Grundschul- Gymnasial- und Seminarunterricht, wobei sowohl der klassisch-humanistische Unterricht wie auch die Realfächer gleichermaßen berücksichtigt wurden. Diesem ersten Beruf sollte er später, als Pfarrer und noch mehr als Bischof, die Treue halten; nach Amtsantritt in [[Agnetheln]] förderte er den Bau einer neuen Schule (die heute seinen Namen trägt) und wirkte für den Ausbau und die gesetzliche Regelung des [[Volksschule|Volksschulunterrichtes]]. |
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Zwischen 1804 und 1810 war Fontenay Besitzer eines eigenen Segelschiffs. Das nach dem Vornamen seiner Gattin „Frau Anna“ bzw. „Fraw Anna“ genannte Schiff mit 194 [[Registertonne|Bruttoregistertonnen]] und zwölf Fuß [[Tiefgang]] hatte er gemeinsam mit seinem Schwager ''Hinrich Friedrich Ballheimer'' erworben. Da Fontenay Makler war und somit nicht als Reeder fungieren durfte, gab er im Schiffsregister [[Lloyd’s Register of Shipping|Loyd's]] Herrn ''Balemen'', ''Balleman'' oder ''Ballemann'' als Eigentümer an. Aufgrund von Hesledens Beziehungen durfte das Schiff unter Hamburger Flagge trotz der Elbblockade aus dem Hamburger Hafen ausfahren. Das um 1800 erbaute Schiff havarierte bis 1810 drei Mal.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 38–43}} Fontenay verkaufte die „Frau Anna“ während seines Aufenthalts in [[London]] im November 1810 an seine englischen Geschäftspartner ''Glee, Blades und Loft'', vermutlich, um damit seine Reisen nach England, Frankreich und Dänemark finanzieren und den Lebensunterhalt der Familie bestreiten zu können.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 60}} |
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== Fontenay-Wimpel == |
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Das 1879 erlassene ungarische Schulgesetz, welches die Einführung der [[Ungarische Sprache|ungarischen Sprache]] in den deutsch-evangelischen Schulen verfügte, weckte die besondere Aufmerksamkeit Georg Daniel Teutschs und seiner Mitarbeiter. Der einmütige Protest begründete sich dadurch, dass die Mehrheit der Grundschüler keine Gelegenheit hatten, diese Sprache jemals zu gebrauchen. Es bestand die Sorge, dass diese Maßnahme der [[Magyarisierung]] Vorschub leisten würde. |
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[[Datei:A. Kirsten Reedereiflagge.jpg|miniatur|Reedereiflagge Kirsten]] |
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Fontenay und Hesleden verwendeten einen [[Wimpel]] mit sieben roten und sechs weißen Streifen für bemakelte Schiffe der englischen Reederei Gee & Co.. Die Flagge wurde bis 1975 von der Familie Kirsten verwendet. Historische Abbildungen zeigen den Wimpel mit bis zu neun roten und acht weißen Streifen. Die Reederei von [[A. Kirsten|Adolph Kirsten]] verwendete eine Flagge mit fünf roten und vier weißen Streifen. Der Wimpel hängt heute am Haus ''Alsterufer 34''.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 117}} |
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== Nachlass == |
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Gegen Ende seines Lebens wurde unter seiner Leitung das Lehrerseminar aus [[Hermannstadt]] ins Leben gerufen. Ein großes Anliegen war ihm zeit seines ganzen Lebens der [[Fortschritt]] der [[Landwirtschaft]], die er nach Kräften unterstützt hat. |
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Das von Fontenay am 25. Oktober 1831 unterzeichnete Testament sah einen [[Familienfideikommiss]] vor. Am 28. März 1938 erklärte das [[Hanseatisches Oberlandesgericht|Hanseatische Oberlandesgericht]] für Recht, dass es sich nicht um einen Fideikomiss, sondern um eine [[Stiftung (Deutschland)|Familienstiftung]] handele. Der Nachlass wird heute von der Stiftung „John Fontenay's Testament“ verwaltet.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 107}} |
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Neben seiner Frau und deren Kindern sah das Testament eine Erbschaft von ''Jane Bloomore'' vor. Diese war angeblich das Kind eines Freundes Fontenays aus Amerika und hatte sich als Pflegekind vermutlich seit 1822/23 im Haushalt Fontenays aufgehalten. Fontenay hatte nach seinen Angaben das Geld von Janes Vater erhalten und treuhändisch für dessen Tochter verwaltet. Nach Fontenays Tod führte diese Aussage zu Rechtsstreitigkeiten zwischen Jane Bloomore und der Familie Kirsten.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 82–84}} Mutmaßungen der Steuerbehörde, wonach „unsere Pflegebefohlene dem verstorbenen Testator näher verbunden gewesen sei, als das Testament es angebe“, widersprach ''Heinrich Friedrich Kristen'', Fontenays Stiefsohn.<ref>zitiert nach: {{Literatur|Autor=Mathias Eberenz et al, a.a.O.|Seiten=84}}</ref> |
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Im Laufe seines Lebens wurden Teutsch verschiedene Ehrungen verliehen, wie seine Berufung in den Gelehrtenausschuss des [[Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Museums]], die Verleihung der philosophischen [[Ehrendoktor]]würde der [[Universität Jena]] und die Wahl zum [[Ehrenmitglied]] des [[Leipzig]]er [[Schiller]]vereins. |
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== Ehrungen und Trivia == |
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In diese Zeitspanne als Lehrer gehört auch die [[Revolution]] von 1848; er war [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] der Schäßburger [[Bürgerwehr]], die gemeinsam mit der [[Kaiserliche Armee|kaiserlichen Armee]] den [[Bürgerkrieg]] gegen die von [[Josef Bem]] geleitete [[k.u. Landwehr|ungarische Armee]] gewann. |
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[[Datei:505 gedenkstein john fontenay.jpg|mini|Das Fontenay-Denkmal]] |
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* Ein Gebiet an der südwestlichen Außenalster im Hamburger Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] wird heute noch als „Fontenay“ bezeichnet. |
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=== Theologie === |
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* Die Straßen ''Fontenay'', ''Klein Fontenay'' und die ''Fontenay-Allee'' tragen den Namen des Reeders. |
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* Sowohl Fontenays Gartenhaus als auch sein Wohnhaus sind erhalten geblieben und stehen heute unter Denkmalschutz. Sie befinden sich bei den Hausnummern [[Mittelweg 183|183]] und 185 des Hamburger Mittelwegs. |
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Nach Antritt seines Amtes als Pfarrer, entsprechend seiner [[Ausbildung]] in der [[Tradition]] jener Jahre, wirkte er für die Inkraftsetzung der neuen [[Kirchenordnung]], die er 1861 maßgeblich mitbestimmt hat. Der Bischofssitz wurde nach seiner Wahl zum [[Bischof]] von [[Birthälm]] nach [[Hermannstadt]] zurückverlegt. Entsprechend der neuen Kirchenverfassung förderte Teutsch in der Folgezeit die Zusammenarbeit zwischen den Geistlichen und den Weltlichen. Die [[Volkskirche]] wurde unter seiner Führung als Bischof vollendet und gestärkt. Dazu trugen auch die [[Visitation]]en bei, die er von 1870 bis 1884 vornahm. Er schaffte die Visitation sämtlicher Gemeinden der [[Landeskirche]], außer einer einzigen, die wegen [[Typhus]] (Kleinalisch) gesperrt war. Die Berichte, die er über ihre Durchführung dem Landeskonsistorium erstattete, gaben den Zustand der Kirche und des Volkes zu dieser Zeit wieder. Sie sind ein zeitgeschichtliches Dokument erster Ordnung. Das Ergebnis dieser Visitation ist nicht einheitlich; seine Berichte über die verschiedenen [[Kirchenbezirk]]e spiegeln ein äußerst buntes und unterschiedliches Bild wider und beleuchten alle Bereiche der jeweilig visitierten [[Gemeinde]]. |
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* An Fontenay erinnert das [[Fontenay-Denkmal]], welches seit 1926 an der Straße ''Fontenay'' unweit des Kriegerdenkmals steht.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 79}} |
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* Der Kaufvertrag Fontenays mit ''Blaydes, Loft'' und ''Gee'' über das Segelschiff „Frau Anna“ ist erhalten geblieben und wird in der Schatzkammer des [[Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg|Hamburger Staatsarchivs]] aufbewahrt. Es handelt sich dabei um ein 70 mal 85 Zentimeter großes Schriftstück, das in altem Englisch verfasst und auf [[Pergament]]papier geschrieben wurde. Aufgrund der am oberen Rand gezackten Form wird es „Indenture“ genannt.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 60}} |
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Er konnte es nicht verhindern, dass im Zuge der nationalen Bewegung unter den Völkern [[Siebenbürgen]]s die magyarisch-lutherische Gemeinden, die seit altershehr zur sächsischen Kirche gehörten, sich in ihr nicht mehr heimisch fühlten und ihren Anschluss an die lutherisch-magyarische Kirche des [[Theiß]]distrikts verlangten. In den Jahren 1876 bis 1886 vollzog sich die Trennung von 16 lutherischen Gemeinden magyarischer Sprache von der deutschsprachigen lutherischen Kirche, allein zehn davon vom [[Brașov|Kronstädter]] Kirchenbezirk. |
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* Fontenay pflanzte an seinem Wohnhaus im Mittelweg 185 eine [[Platane]], von der er angeblich für jedes seiner Kinder einen Nachkommen zog und diese hinter seinem Haus einpflanzte. Nachdem eine Tochter 1833 verstorben war, ließ er einen der vier Bäume fällen. Die anderen Bäume sind erhalten geblieben und stehen heute unter Naturschutz. Ob diese drei Bäume tatsächlich von der Stammplatane abstammen, deren Pflanzjahr Experten auf das Jahr 1807 datieren, ist nicht bewiesen.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 78f.}} |
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* 1824 ließ Fontenay am Mittelweg fünf Häuser errichten, die aufgrund der Bauform im Volksmund „Teedosen“ genannt wurden. Drei der Häuser wurden kurz vor Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] 1945 zerstört, die anderen Gebäude 1951 abgerissen.<ref name="Ebertz"/>{{rp| Seite 78}} |
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Als [[Theologe]] war er bestrebt, der [[Nation]] das seiner Meinung nach Edelste der Güter, den [[Glaube]]n an das [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] und in ihm die [[Freiheit]] des Geistes, zu erhalten, die reine Lehre im Sinne des [[Protestantismus|lutherischen Bekenntnisses]]. Für ihn war es eindeutig, dass Recht, Verwaltung und Gericht noch nicht allein die tieferen Werte der Gemeinschaft begründen konnten. |
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* Die „Friends of Swan Island“ präsentieren heute im ehemaligen Wohnhaus von Rebecca Dumaresq und Silvester Gardiner einen der Räume als Fontenays Geburtszimmer.{{rp| Seite 18f.}} |
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* Seit 2014 lässt der Hamburger Investor [[Klaus-Michael Kühne]] im Bereich der Fontenay ein Hotel bauen, das „The Fontenay“ heißen und 2016 fertiggestellt werden soll. Nach Angaben Kühnes soll es „das beste Hotel Deutschlands“ werden.<ref>[http://www.abendblatt.de/hamburg/article131221931/Kuehne-und-Scholz-legen-Grundstein-fuer-Hotel-The-Fontenay.html ''Kühne und Scholz legen Grundstein für Hotel "The Fontenay"''] [[Hamburger Abendblatt]] vom 14. August 2014. Abgerufen am 4. Dezember 2014</ref> |
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Man kann den Einfluss der Theologen der [[Vermittlung]] feststellen, der Vermittlung zwischen ewigen und zeitlichen Gütern zwischen den einzelnen [[Protestantische Kirche|protestantischen Kirchen]], der Vermittlung zwischen dem [[Christentum|christlichen Glauben]] und den kulturellen [[Schöpfung]]en des menschlichen Geistes. Dieses kam auch seinen liberalen [[Anschauung]]en entgegen, denn vom Gebiete des [[Kirchenrecht]]s her war die [[Verfassung]], für die er sich noch in seiner Zeit als Weltlicher eingesetzt hatte, in ihrem Aufbau aus einer deutschen Unionskirche übernommen worden. Er bezeichnete sich selbst als [[Rationalist]]en. Als Solcher hatte er schon in seiner Dissertation am 3. und 4. Januar 1843 in der theologischen These den Bekenntnisschriften die Eigenschaft abgesprochen, Glaubensnorm zu sein, und somit das Dasein des Teufels geleugnet. Dieses war auch der Grund, weshalb er später für die restaurative Bewegung des [[Katholizismus]] kein Verständnis aufbringen konnte und warum er auch die restaurativ-konfessionellen Bestrebungen in den evangelischen Kirchen ablehnte. |
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Seine [[Predigt]]tätigkeit zeigt, wie er die Aufgabe als [[Pfarrer]] und Verkündiger verstand; er sprach in seinen Predigten gerne von der Entwicklung zu einem höheren Ziele hin, in die sich der Einzelne durch sein Streben nach einer höheren [[Sittlichkeit]] einordnen solle. Er bemerkte, dass die [[Reformator]]en die Bahn zur [[Forschung]] geöffnet hätten, so dass der Mensch in den Stand gesetzt werde, die [[Entwicklung]] seiner Zeit vorauszusehen, um in seinem Wirken das Sinnliche zu freiem [[Gehorsam]] unter das Sittliche zu bringen. |
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Seine [[Verkündigung]] war vornehmlich sittlich geprägt; er sprach von der Vaterliebe [[Gott]]es, der das reuige Kind wieder annimmt. Dazu kam noch die Betonung der Gemeinschaft, in einer Zeit, in der sich die Vereinzelung innerhalb der Gemeinde immer mehr bemerkbar machte. Sein ungebrochener Vorsehungsglauben, der sich aus seinem persönlichen Leben und dem Geschick des eigenen Volkes als kräftig erwiesen hat, birgt in seiner optimistischen Weltanschauung wenig [[Skrupel]] und [[Zweifel]] darüber, ob sein Weg richtig gewesen wäre. |
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Für ihn, als ehemaligen Lehrer, zählte in erster Reihe die rechte [[Bildung]], die alte [[Weltanschauung|Welt-]] und Lebensanschauung, so dass der [[Glaube]] mit ihnen und nicht mit der „Barbarei“ einhergehen konnte. Darum ist es verständlich, dass er ein [[Anhänger]] der historischen Theologie war. Er suchte von der Geschichte her den Zugang zur Überlieferung von [[Jesus]] zu gewinnen und den Weg des Christentums durch die Geschichte zu verstehen. Das Evangelium war für ihn eine geschichtliche Größe mit einem ewigen Inhalt, ein höchster göttlicher Geist, der nach allen Richtungen [[Menschheit|menschlicher Entwicklung]] gewirkt habe. Es sei Jesus, der mit seinem warmen Herzen für uns einstünde. Er vertrat die Meinung, dass uns im [[Neues Testament|Neuen Testament]] das Christentum [[Christus|Christi]] entgegentrete und seine [[Schrift]]en uns die Entwicklung zur geistigen Reife bringen würde. |
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Gegen Ende seines Wirkens trat auch seine [[Erkenntnis]] der [[Lebensgemeinschaft]] des Glaubenden mit dem Heiland hervor, weil der Mensch als „ein Hauch des göttlichen Geistes“ zur [[Kindschaft Gottes|Gotteskindschaft]] und [[Brüderliche Liebe|Bruderliebe]] bestimmt sei. Er sah die geschichtliche Entwicklung der Menschheit als einen Weg, der das irdische Dasein zum Anfang des [[Gottesreich]]es umgestalte, wo die [[Gebot]]e Gottes, die zur Gottesliebe und [[Nächstenliebe]] aufrufen, erfüllt werden. Weil dieses in der Kirche geschah, welche die irdische Verwirklichung des Reiches Gottes darstelle, sah er sein [[Lebenswerk]] in der Gestaltung dieser, der [[Volkskirche]], und hinterließ sie der späteren Generationen als Erbe. |
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Auch als Bischof wurden ihm manche Ehrungen zuteil. Von 1870 war er [[Vorstand]] des [[Verein]]s für Siebenbürgische [[Landeskunde]], [[Mitglied]] des Zentralvorstandes der [[Gustav-Adolf-Stiftung]] ab 1882, [[Ehrendoktor]] der [[Jurist|Juristischen Fakultät]] der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]] und 1884 wurde er zum Ehrendoktor der philosophischen Fakultät von [[Jena]] ernannt. Eine besondere Ehrung war für ihn auch die Einladung zur Einweihung der [[Wittenberger Schlosskirche|Schlosskirche von Wittenberg]] im Oktober 1892. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* {{Literatur|Autor=Mathias Eberenz, Dieter Gartmann, Harald A. Kirsten|Herausgeber=Stiftung „John Fontenay's Testament“|Titel=John Fontenay - Hamburger Schiffsmakler und Kaufmann - Gründer der Stiftung John Fontenay's Testament|Auflage=1.|Verlag=Medien-Verlag Schubert|Ort=Hamburg|Jahr=2010|ISBN=978-3-937843-24-7}} |
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* Friedrich Teutsch: ''Georg Daniel Teutsch-Geschichte seines Lebens.'' W.Krafft Verlag, Hermannstadt 1909 |
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* Friedrich Teutsch: ''Geschichte der Siebenbürger Sachsen: Für das sächsische Volk. IV Band (1868-1919).'' W.Krafft Verlag, Hermannstadt 1926 |
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* Ludwig Binder, Josef Scheerer: ''Die Bischöfe der Evanghelischen Kirche A.B. in Siebenbürgen II - Teil.'' Die Bischöfe der Jahre 1867-1969. Böhlauverlag, KölnWien 1980 |
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* Monica Vlaicu, Thomas Nägler: ''Briefe an Georg Daniel Teutsch.'' Böhlau-Verlag,Köln-Wien, 1994, ISBN 3412108936,ISBN 9783412108939 |
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* {{ADB|37|618|628|Teutsch, Georg Daniel|Friedrich Teutsch|ADB:Teutsch, Georg Daniel}} |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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* {{DNB-Portal|102056161}} |
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*{{BBKL|t/teusch_g_d|autor=[[Erich Wenneker]]|artikel=Teutsch, Georg Daniel|band=11|spalten=733-736}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Lutherischer Theologe (19. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Lutherischer Bischof (19. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Reeder]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Gestorben 1835]] |
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[[Kategorie:Geboren 1817]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1893]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
[[Kategorie:Mann]] |
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⚫ | |||
{{Personendaten |
{{Personendaten |
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|NAME= |
|NAME=Fontenay, John |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=Schiffsmakler, Reeder und Kaufmann |
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|GEBURTSDATUM= |
|GEBURTSDATUM=1769 oder 1770 |
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|GEBURTSORT=[[ |
|GEBURTSORT=[[Vereinigte Staaten]] |
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|STERBEDATUM= |
|STERBEDATUM=7. März 1835 |
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|STERBEORT=[[ |
|STERBEORT=[[Hamburg]] |
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}} |
}} |
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[[ro:Georg Daniel Teutsch]] |
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[[hu:Georg Daniel Teutsch]] |
Version vom 6. Dezember 2014, 18:20 Uhr

John Fontenay (* 1769/70 in den USA; † 7. März 1835 in Hamburg) war ein Schiffsmakler, Reeder und Kaufmann. Außerdem erwarb er zahlreiche Grundstücke und Immobilien in der Hansestadt. An Fontenay erinnern heute mehrere Straßennamen und ein als „Fontenay“ bezeichnetes Areal am südwestlichen Ufer der Außenalster in Hamburg.
Leben

Kindheit und Jugend
Über die ersten Lebensjahre bis zu seiner Ankunft in Hamburg ist wenig bekannt; Geburtsort und Geburtsdatum sind unklar. Fontenay, der selbst nie Geburtstag feierte, gab an, um die Jahreswende 1769/70 in Philadelphia geboren worden zu sein.[1][2]: Seite 16 Forscher vermuten, dass ihn seine Mutter, Jane Fontenay, als 13-jährige Auswanderin mehrere Monate nach der Ankunft in den USA auf Swan Island[3] gebar. Sie war vermutlich während der Überfahrt von der Kanalinsel Jersey nach Boston auf dem Schoner „Molly“ von einem Unbekannten geschwängert worden.[2]: Seite 14–17.
Die ersten Lebensjahre verbrachte er vermutlich auf Swan Island im Haushalt von Philip Dumaresq, einem adligen Kaufmann, der seine Mutter als Kindermädchen der Familie beschäftigte.[2]: Seite 18 Im Alter von ungefähr sieben Jahren zog Fontenay in den Haushalt von Samuel Garrigues und Mary Ralph nach Philadelphia, wo er wahrscheinlich bis zum Erwachsenenalter blieb.[2]: Seite 20f. Wann Fontenay nach Hamburg umsiedelte, ist nicht genau bekannt. 1801 wurde sein Name erstmals im Hamburgischen Adressbuch genannt; vermutlich hielt er sich jedoch schon zuvor in der Hansestadt auf. Am 20. Mai desselben Jahres wurde er zum Schiffsmakler erwählt; sieben Tage später erwarb er das kleine Hamburger Bürgerrecht.[2]: Seite 23–25 Dieses benötigte er für die Heirat mit der vermögenden Witwe Anna Catharina Kirsten, die er am 24. Januar 1802 ehelichte. Kirsten brachte vier unmündige Kinder in die Ehe mit ein, um die sich Fontenay bis an sein Lebensende kümmerte.[2]: Seite 27–29 Bei der Heirat gab er Mary Ralph aus Philadelphia als leibliche Mutter an[2]: Seite 13 und gab zu Protokoll, seit 1797 in Hamburg zu wohnen.[2]: Seite 31

Leben in Hamburg
Nachdem Fontenay 1801 seine beruflichen Tätigkeiten in Hamburg aufgenommen hatte, verschlechterte sich, bedingt durch die Elbblockade und die französische Besetzung Hamburgs, die wirtschaftliche Situation seiner Familie. Am 11. April 1810 versteigerte er alle Mobilien der Fontenays und verließ drei Wochen später mit seiner Familie die Hansestadt, um über Glückstadt und Cuxhaven nach England zu reisen, wo sie sich dreizehn Monate aufhielten.[2]: Seite 50 u. 58 Im Juni 1811 setzte die Familie mit dem Parlamentärschiff „Le Brillant“ins französische Morlaix über, reiste dann nach vierwöchigem Aufenthalt in Paris weiter nach Clermont-Ferrand, wo sie zwei Jahre wohnte. Während sich Fontenay in London noch als Hamburger Kaufmann ausgegeben hatte, trat er in Frankreich als amerikanischer Staatsbürger auf. Die Gründe für die Wahl des französischen Zentralmassivs als Aufenthaltsort sind nicht bekannt. Er lebte dort zurückgezogen und pflegte nur Beziehungen zu wenigen ortsansässigen Einwohnern. Geschäftstätigkeiten Fontenays aus dieser Zeit sind nicht bekannt. Nach der Niederlage Napoleons zog die Familie im Juni 1813 nach Schleswig, damals unter dänischer Herrschaft, und kehrte im Mai 1814 nach Hamburg zurück, wo Fontenay seine Berufstätigkeit wieder aufnahm.[2]: Seite 58–65
Fontenay starb am 7. März 1835 in seinem Wohnhaus am Mittelweg 185.[1]:S. 228 Er wurde zunächst auf dem Friedhof der St. Michaeliskirche vor dem Dammtor beigesetzt. Seit 1924 liegen seine sterblichen Überreste in einem Familiengrab der Familie H. F. Kirsten auf dem Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat Z 11. Der ursprüngliche Grabstein ist nicht erhalten geblieben.[2]: Seite 101f.
Wirken
Fontenay betätigte sich in Hamburg im Handel und der Schifffahrt und erwarb mehrere Grundstücke und Wohnhäuser. Am gesellschaftlichen Leben der Stadt nahm er nicht teil.[2]: Seite 10
Schiffsmakler, Reeder und Kaufmann
Die Ausbildung zum Schiffsmakler erhielt Fontenay wahrscheinlich bei Johann Wietjes, einem Hamburger Schiffsmakler und Notar, der vermutlich auch Fontenays Wahl zum Schiffsmakler unterstützte. Nachdem Fontenay im Mai 1801 erwählt worden war, fertigte er in diesem Jahr über 100 Schiffe ab, im Folgejahr 133, bis zur Elbblockade Mitte 1803 weitere 50.[2]: Seite 32f. Aufgrund der Blockade liefen Schiffe nun nicht mehr den Hamburger Hafen, sondern Tönning an. Da Fontenay nur wenig Kontakte vor Ort hatte, wickelte er im zweiten Halbjahr 1803 nur acht Abfertigungen ab und arbeitete ab 1804 mit Korrespondenzmaklern zusammen. Dazu gehörte auch Thomas Goulton Hesleden, mit dem der Wahlhamburger ab dem 1. Juli 1804 zusammenarbeitete. Hesleden, der in Tönning lebte oder sich dort aufhielt und die Geschäfte in Dänemark abwickelte, übernahm die Rolle des Maklers, während Fontenay als Kaufmann und Reeder tätig wurde, wozu er aufgrund des Maklereids eigentlich nicht berechtigt war.[2]: Seite 34–37 Darüber hinaus bediente er gemeinsam mit Hesleden ab Ende 1804 die Strecke zwischen Hamburg und dem englischen Kingston upon Hull mit einem eigenen Segelschiff.[2]: Seite 60
Nach seiner Rückkehr nach Hamburg setzte er die Zusammenarbeit mit Hesleden fort. Am 8. Juni 1814 fertigten sie das erste Schiff ab, bis Ende des Jahres kamen weitere 187 hinzu. Dies waren 22 Prozent aller großen Schiffe, die den Hamburger Hafen in dieser Zeit verließen. 1820 wickelten die Geschäftsleute jedes vierte englische Schiff im Hafen ab. Von 1822 bis 1827 waren Fontenay und Hesleden in der Admiralitätsstraße als Makler im Hamburger Adressbuch eingetragen.[2]: Seite 65f.
Immobilienbesitz
Fontenay erwarb im Lauf seines Lebens einen umfangreichen Bestand an Immobilien und Grundstücken in Hamburg, insbesondere im Bereich nördlich des Dammtors. Am 15. Juli 1802 kaufte er ein Haus an der Admiralitätstraße 221/212 (später 61/62), das er lebenslang als Wohn- und Arbeitsstätte nutzte.[2]: Seite 30 1807 und 1808 erwarb er mehrere Grundstücke am Mittelweg mit einer Fläche von ungefähr 5.000 Quadratmetern. Hier ließ er sein Wohnhaus und ein Gartenhaus errichten. Fontenay behielt diese Grundstücke auch während seiner Auslandsreisen.[2]: Seite 46 Während der französischen Besatzung wurden alle Grundstücke und Häuser verwüstet.
Nach seiner Rückkehr in die Hansestadt erwarb Fontenay 1816 ein 50.000 Quadratmeter großes Grundstück am südwestlichen Ufer der Außenalster. Es handelte sich dabei um den von Johannes Flügge gegründeten Ersten Botanischen Garten Hamburgs. In den Folgejahren kaufte er neun weitere Grundstücke in diesem Bereich. Bei Testamentserrichtung umfasste das Areal eine Fläche von 84.000 Quadratmetern.[2]: Seite 67f. Darüber hinaus gehörten ihm mehrere Wohnhäuser in Hamburg, die er im Lauf seines Lebens erworben hatte.[2]: Seite 68
Segelschiff „Frau Anna“
Zwischen 1804 und 1810 war Fontenay Besitzer eines eigenen Segelschiffs. Das nach dem Vornamen seiner Gattin „Frau Anna“ bzw. „Fraw Anna“ genannte Schiff mit 194 Bruttoregistertonnen und zwölf Fuß Tiefgang hatte er gemeinsam mit seinem Schwager Hinrich Friedrich Ballheimer erworben. Da Fontenay Makler war und somit nicht als Reeder fungieren durfte, gab er im Schiffsregister Loyd's Herrn Balemen, Balleman oder Ballemann als Eigentümer an. Aufgrund von Hesledens Beziehungen durfte das Schiff unter Hamburger Flagge trotz der Elbblockade aus dem Hamburger Hafen ausfahren. Das um 1800 erbaute Schiff havarierte bis 1810 drei Mal.[2]: Seite 38–43 Fontenay verkaufte die „Frau Anna“ während seines Aufenthalts in London im November 1810 an seine englischen Geschäftspartner Glee, Blades und Loft, vermutlich, um damit seine Reisen nach England, Frankreich und Dänemark finanzieren und den Lebensunterhalt der Familie bestreiten zu können.[2]: Seite 60
Fontenay-Wimpel
Fontenay und Hesleden verwendeten einen Wimpel mit sieben roten und sechs weißen Streifen für bemakelte Schiffe der englischen Reederei Gee & Co.. Die Flagge wurde bis 1975 von der Familie Kirsten verwendet. Historische Abbildungen zeigen den Wimpel mit bis zu neun roten und acht weißen Streifen. Die Reederei von Adolph Kirsten verwendete eine Flagge mit fünf roten und vier weißen Streifen. Der Wimpel hängt heute am Haus Alsterufer 34.[2]: Seite 117
Nachlass
Das von Fontenay am 25. Oktober 1831 unterzeichnete Testament sah einen Familienfideikommiss vor. Am 28. März 1938 erklärte das Hanseatische Oberlandesgericht für Recht, dass es sich nicht um einen Fideikomiss, sondern um eine Familienstiftung handele. Der Nachlass wird heute von der Stiftung „John Fontenay's Testament“ verwaltet.[2]: Seite 107
Neben seiner Frau und deren Kindern sah das Testament eine Erbschaft von Jane Bloomore vor. Diese war angeblich das Kind eines Freundes Fontenays aus Amerika und hatte sich als Pflegekind vermutlich seit 1822/23 im Haushalt Fontenays aufgehalten. Fontenay hatte nach seinen Angaben das Geld von Janes Vater erhalten und treuhändisch für dessen Tochter verwaltet. Nach Fontenays Tod führte diese Aussage zu Rechtsstreitigkeiten zwischen Jane Bloomore und der Familie Kirsten.[2]: Seite 82–84 Mutmaßungen der Steuerbehörde, wonach „unsere Pflegebefohlene dem verstorbenen Testator näher verbunden gewesen sei, als das Testament es angebe“, widersprach Heinrich Friedrich Kristen, Fontenays Stiefsohn.[4]
Ehrungen und Trivia

- Ein Gebiet an der südwestlichen Außenalster im Hamburger Stadtteil Rotherbaum wird heute noch als „Fontenay“ bezeichnet.
- Die Straßen Fontenay, Klein Fontenay und die Fontenay-Allee tragen den Namen des Reeders.
- Sowohl Fontenays Gartenhaus als auch sein Wohnhaus sind erhalten geblieben und stehen heute unter Denkmalschutz. Sie befinden sich bei den Hausnummern 183 und 185 des Hamburger Mittelwegs.
- An Fontenay erinnert das Fontenay-Denkmal, welches seit 1926 an der Straße Fontenay unweit des Kriegerdenkmals steht.[2]: Seite 79
- Der Kaufvertrag Fontenays mit Blaydes, Loft und Gee über das Segelschiff „Frau Anna“ ist erhalten geblieben und wird in der Schatzkammer des Hamburger Staatsarchivs aufbewahrt. Es handelt sich dabei um ein 70 mal 85 Zentimeter großes Schriftstück, das in altem Englisch verfasst und auf Pergamentpapier geschrieben wurde. Aufgrund der am oberen Rand gezackten Form wird es „Indenture“ genannt.[2]: Seite 60
- Fontenay pflanzte an seinem Wohnhaus im Mittelweg 185 eine Platane, von der er angeblich für jedes seiner Kinder einen Nachkommen zog und diese hinter seinem Haus einpflanzte. Nachdem eine Tochter 1833 verstorben war, ließ er einen der vier Bäume fällen. Die anderen Bäume sind erhalten geblieben und stehen heute unter Naturschutz. Ob diese drei Bäume tatsächlich von der Stammplatane abstammen, deren Pflanzjahr Experten auf das Jahr 1807 datieren, ist nicht bewiesen.[2]: Seite 78f.
- 1824 ließ Fontenay am Mittelweg fünf Häuser errichten, die aufgrund der Bauform im Volksmund „Teedosen“ genannt wurden. Drei der Häuser wurden kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 zerstört, die anderen Gebäude 1951 abgerissen.[2]: Seite 78
- Die „Friends of Swan Island“ präsentieren heute im ehemaligen Wohnhaus von Rebecca Dumaresq und Silvester Gardiner einen der Räume als Fontenays Geburtszimmer.: Seite 18f.
- Seit 2014 lässt der Hamburger Investor Klaus-Michael Kühne im Bereich der Fontenay ein Hotel bauen, das „The Fontenay“ heißen und 2016 fertiggestellt werden soll. Nach Angaben Kühnes soll es „das beste Hotel Deutschlands“ werden.[5]
Literatur
- Mathias Eberenz, Dieter Gartmann, Harald A. Kirsten: John Fontenay - Hamburger Schiffsmakler und Kaufmann - Gründer der Stiftung John Fontenay's Testament. Hrsg.: Stiftung „John Fontenay's Testament“. 1. Auflage. Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2010, ISBN 978-3-937843-24-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Franklin Kopitzsch, Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg Lexikon. Aktualisierte Sonderausgabe. Ellert & Richter, Hamburg 2011, ISBN 978-3-8319-0373-3, S. 227
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac Eberenz et al, a.a.O.
- ↑ Zeitweilig unbewohnte Insel in Perkins, einem Unorganized Territory in Sagadahoc County, Maine. Die Insel liegt in der Merrymeeting Bay, dem Inlands-Ästuar des Kennebec River. Siehe en:Perkins Township, Maine
- ↑ zitiert nach: Mathias Eberenz et al, a.a.O.: S. 84.
- ↑ Kühne und Scholz legen Grundstein für Hotel "The Fontenay" Hamburger Abendblatt vom 14. August 2014. Abgerufen am 4. Dezember 2014
Personendaten | |
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NAME | Fontenay, John |
KURZBESCHREIBUNG | Schiffsmakler, Reeder und Kaufmann |
GEBURTSDATUM | 1769 oder 1770 |
GEBURTSORT | Vereinigte Staaten |
STERBEDATUM | 7. März 1835 |
STERBEORT | Hamburg |