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St.-Nikolaus-Kirche (Borssum) und Keil: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Dieser Artikel|erläutert den Keil als Körper; zu anderen Bedeutungen siehe [[Keil (Begriffsklärung)]]!}}
[[Datei:OldChurchBorssum.JPG|miniatur|St.-Nikolaus-Kirche.]]
[[File:Keil.jpg|thumb|Grundform des Keils]]
Die [[Evangelisch-reformierte Kirche (Landeskirche)|evangelisch-reformierte]] '''St.-Nikolaus-Kirche''' steht in [[Borssum]], einem Stadtteil [[Emden]]s, und ist das älteste erhaltene Gebäude der [[Ostfriesland|ostfriesischen]] Stadt.
[[File:L-Keile1.png|thumb|Anwendungen]]
Ein '''Keil''' ist ein Körper, bei dem zwei Seitenflächen unter einem [[Winkel#Arten von Winkeln|spitzen Winkel]] zusammenlaufen.


Keile werden als Werkzeug zum Spalten und zur Kraftübertragung verwendet, wobei das mechanische Prinzip der [[Schiefe Ebene|schiefen Ebene]] genutzt wird. Die in Richtung der Keilspitze bzw. der „Schneide“ wirkende [[Kraft]] wird danach neben der vorwärtsgerichteten Kraft auch in eine im [[Rechter Winkel|rechten Winkel]] dazu wirkende Teilkraft zerlegt. Diese Normalkraft bewirkt je nach [[Winkel]] des Keiles über die [[Reibung]] ein Beharren oder eine [[Bewegung (Physik)|Bewegung]] der auf den Keil wirkenden Lasten.
== Geschichte ==
Der Bau der Kirche begann im 13. Jahrhundert. Zuvor wurde eine künstliche Dorf-[[Warft]] aufgeschüttet, in deren Zentrum die Kirche und nordwestlich davon ein Glockenstuhl des Parallelmauertyps im Stil der späten [[Romanik]] aus Backsteinen errichtet wurden.<ref name="dehio">Georg Dehio: ''Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen''. Deutscher Kunstverlag; Auflage: Neubearbeitung, stark erweiterte Ausgabe. München, Berlin (1. Januar 1992), ISBN 3422030220, S. 244.</ref> Trotz Umbauten geht das Gotteshaus im Kern auf die romanische Saalkirche zurück. Im Mittelalter gehörten Groß-Borssum und Klein-Borssum zur [[Propstei (Kirche)|Propstei]] Emden im [[Bistum Münster]].<ref>Menno Smid: ''Ostfriesische Kirchengeschichte''. (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 6). Selbstverlag, Pewsum 1974, S. 42.</ref> Im Zuge der Reformation schloss sich die Gemeinde zunächst dem lutherischen und schließlich dem [[Reformierte Kirche|reformierten]] Glauben an. Prägend wirkte [[Hermannus Aquilomontanus]] (1488/89–1548) in (Klein-)Borssum, der 1531 von [[Hero von Oldersum]] als Pastor berufen worden war. Er ließ aus der Kirche alle Altäre und Bilder („Götzenbilder“) entfernen und führte eine schlichte Abendmahlsordnung ein, bei der er im gewöhnlichen Gewand der Gemeinde viermal jährlich an einem weißgedeckten Tisch Weißbrot und Wein in seinen Zinngefäßen reichte.<ref>Eckart Krömer: [http://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/BLO/Aquilomontanus.pdf ''Hermannus Aquilomontanus''] (PDF-Datei; 58,6 kB). In: ''Biographisches Lexikon für Ostfriesland'', Bd. 4, Aurich 2007, S. 17.</ref>


Auch die Wirkung von [[Schneidwerkzeug]]en wie [[Beil]] und [[Messer]] und von [[Verbindungselement]]en wie [[Nagel]] und [[Schraube]] beruht auf dem Prinzip des Keils.
Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Kirche immer mehr, so dass die Gemeinde in den Jahren 1912/13 eine [[Reformierte Kirche (Borssum)|zweite Kirche]] errichtete. Später diente das Gebäude als Kindergarten und Dorfgemeinschaftshaus. Die St.-Nikolaus-Kirche wurde immer baufälliger und blieb schließlich geschlossen, bis Ende des 20. Jahrhunderts eine umfassende Renovierung begonnen wurde. Seit der Wiederingebrauchnahme im Jahr 2004 wird sie gelegentlich als Kapelle für Bestattungen, als Hochzeitskirche, für Familienfeiern und für Andachten von der Kirchengemeinde genutzt.


Der Keil aus Holz, Stein oder [[Metalle|Metall]] ist eine der frühesten Erfindungen der Menschheit. Die Wirksamkeit des Keiles wird durch die bei seiner Anwendung entstehende Reibung sowie seine [[Festigkeit]] begrenzt. Ein Keil muss nicht immer aus hartem Material sein, um seine Wirksamkeit zu entfalten. Beim [[Aquaplaning]] (Wasserglätte) kann die Keilwirkung des [[Wasser]]s erheblich sein, wenn sich der [[Autoreifen]] auf der Straße mit einer gewissen [[Geschwindigkeit]] bewegt.
== Architektur ==
Der [[Ostung|geostete]] Saalkirche aus spätromanischer Zeit wird von einem Walmdach abgeschlossen. Die Langseiten werden durch rundbogige Fenster durchbrochen. Während die Westseite ein Fenster aufweist, ist die Ostseite heute fensterlos. In der östlichen Südmauer befindet sich ein rundbogiges Portal, an der Nordseite ein spitzbogiges.


In der Natur findet sich das Prinzip des Keils unter anderem bei speziellen [[Schnabel]]formen mancher [[Vögel]]&nbsp;– bspw. bei [[Spechte|Specht]], Löffler oder „Eisenkeil“ ([[Eisvogel]]).
== Innenausstattung ==
[[Datei:Borssum Alte Kirche Innenraum (2).jpg|miniatur|Innenraum]]
Der flachgedeckte Innenraum wird von einer Holzbalkendecke abgeschlossen, die hellblau gestrichen ist. Durch an der Ost- und Westseite nachträglich eingezogene Wände wird das Kirchenschiff innen verkürzt. Der Fußboden vor der Ostwand ist um zwei Stufen erhöht. Zu den Ausstattungsgegenständen gehören die Grabgewölbe der Häuptlinge von Groß-Borssum unter dem Altarraum des Chores, der heute durch eine Wand abgetrennt ist und von der Ostseite betreten werden kann. Dort befinden sich auch mehrere Grabplatten und das Doppelgrabmal für ''Aeldt Friese zu Uttum'' († 1593) und seiner Frau, die in zeitgenössischer Tracht dargestellt wurden.<ref name="dehio" /> Vor der eingezogenen Ostwand stehen ein einfaches Lesepult und ein pokalförmiges Taufbecken und sind zwei schlichte Holztische zusammengestellt. Drei Kronleuchter aus Messing verzieren den ansonsten schmucklosen Raum. Das romanische Taufbecken aus der Entstehungszeit der Kirche hat seinen Platz in der Jugendstilkirche gefunden.

Der westliche Bereich ist durch eine Holzwand abgetrennt, die im oberen Bereich Fenster aufweist. Ebenerdig steht die Orgel vor dieser Wand. Seit 1883 verfügte die Kirche zunächst nur über ein [[Harmonium]] der Firma Estey. Als die Kirche im Jahr 2004 wieder eingeweiht wurde, erwarb die Gemeinde eine gebrauchte Orgel von [[Alfred Führer]] von 1958 aus [[Lilienthal]]. Das Instrument verfügt über fünf [[Register (Orgel)|Register]] und ein angehängtes Pedal. [[Bartelt Immer]] sanierte das Werk und schuf 2004 einen neuen [[Prinzipal (Orgel)|Prinzipal]] 4’.<ref>''Sonntagsblatt'' der Emder Zeitung vom 22. August 2010, S. 11 (PDF-Datei; 953 kB), gesehen 12. März 2013.</ref> Die [[Disposition (Orgel)|Disposition]] lautet:

{| border="0" cellspacing="0" cellpadding="10" style="border-collapse:collapse;"
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan=3 | '''Manual''' C–f<sup>3</sup>
----
|-
| Gedackt || 8′
|-
| Principal || 4′
|-
| Ged. Blockflöte || 4′
|-
| Principal ''(C–h<sup>0</sup>)'' || 2′
|-
| Rauschpfeife II ''(ab c<sup>1</sup>)''
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan=2 | '''Pedal''' C–f<sup>1</sup>
----
|-
| ''angehängt''
|}
|}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Spaltkeil (Werkzeug)]]
* [[Liste der historischen Kirchen in Ostfriesland]]
*[[Keilpresse]]

{{wiktionary}}
== Literatur ==
* {{Literatur
| Autor=[[Gottfried Kiesow]]
| Titel=Architekturführer Ostfriesland
| Verlag=Verlag [[Deutsche Stiftung Denkmalschutz]]
| Ort=Bonn
| Jahr=2010
| Seiten=55
| ISBN=978-3-86795-021-3
| Kommentar=
}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|Alte Kirche (Borssum)|St.-Nikolaus-Kirche (Borssum)}}
* [http://www.borssum.reformiert.de/ Homepage der Kirchengemeinde]
* Genealogie-Forum: [http://www.genealogie-forum.de/ostfrld/kirchen/borssum.htm Borssum]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Coordinate|article=/|NS=53.339368|EW=7.225034|type=landmark|region=DE-NI}}


[[Kategorie:Technische Mechanik]]
{{SORTIERUNG:St Nikolauskirche}}
[[Kategorie:Kirchengebäude in Emden]]
[[Kategorie:Polyeder]]
[[Kategorie:Handwerkzeug]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Evangelisch-reformierten Kirche (Landeskirche)|Emden]]
[[Kategorie:Nikolaikirche|Borssum]]
[[Kategorie:Backsteinkirche|Emden]]
[[Kategorie:Romanische Kirche|Emden]]
[[Kategorie:Erbaut im 13. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Romanisches Bauwerk in Niedersachsen|Emden]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel]]

Version vom 2. Dezember 2014, 21:56 Uhr

Grundform des Keils
Anwendungen

Ein Keil ist ein Körper, bei dem zwei Seitenflächen unter einem spitzen Winkel zusammenlaufen.

Keile werden als Werkzeug zum Spalten und zur Kraftübertragung verwendet, wobei das mechanische Prinzip der schiefen Ebene genutzt wird. Die in Richtung der Keilspitze bzw. der „Schneide“ wirkende Kraft wird danach neben der vorwärtsgerichteten Kraft auch in eine im rechten Winkel dazu wirkende Teilkraft zerlegt. Diese Normalkraft bewirkt je nach Winkel des Keiles über die Reibung ein Beharren oder eine Bewegung der auf den Keil wirkenden Lasten.

Auch die Wirkung von Schneidwerkzeugen wie Beil und Messer und von Verbindungselementen wie Nagel und Schraube beruht auf dem Prinzip des Keils.

Der Keil aus Holz, Stein oder Metall ist eine der frühesten Erfindungen der Menschheit. Die Wirksamkeit des Keiles wird durch die bei seiner Anwendung entstehende Reibung sowie seine Festigkeit begrenzt. Ein Keil muss nicht immer aus hartem Material sein, um seine Wirksamkeit zu entfalten. Beim Aquaplaning (Wasserglätte) kann die Keilwirkung des Wassers erheblich sein, wenn sich der Autoreifen auf der Straße mit einer gewissen Geschwindigkeit bewegt.

In der Natur findet sich das Prinzip des Keils unter anderem bei speziellen Schnabelformen mancher Vögel – bspw. bei Specht, Löffler oder „Eisenkeil“ (Eisvogel).

Siehe auch

Wiktionary: Keil – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen