Well You Needn’t und Uwe Krüger: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Uwe Krüger''' (* [[15. Mai]] [[1978]] in [[Leipzig]]) ist ein deutscher promovierter Diplom-[[Journalist]] und [[Medienwissenschaft|Medienforscher]]. |
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'''Well You Needn’t''' ist eine der populärsten Komposition von [[Thelonious Monk]] aus dem Jahr 1944, die sich innerhalb weniger Jahre nach der Veröffentlichung 1947 zum [[Jazz-Standard]] entwickelte. |
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== Leben und Wirken == |
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==Struktur des Stücks== |
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Krüger wuchs in [[Borsdorf]] (Sachsen) und in [[Bergen auf Rügen]] auf. Nach dem Zivildienst studierte er von 1998 bis 2006 Diplom-Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig. Dabei hielt er sich zeitweise zu Studien- und Forschungszwecken in [[ Rostow am Don]] (Russland) auf. 2003/04 absolvierte er ein Volontariat bei der [[Leipziger Volkszeitung]]. Von 2007 bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am [[Institut für Praktische Journalismusforschung]]<ref>http://www.journalismusforschung.de/</ref> in Leipzig (IPJ) und Redakteur des Fachmagazins für Journalismus [[Message (Zeitschrift)|Message]]. |
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Die Komposition „ist [[prototyp]]ischer Monk“<ref name=HJS>Schaal ''Jazz-Standards'' S. 525f.</ref> und in der [[Liedform]] AABA gehalten. Die Melodie des A-Teils „entwickelt sich aus einer einzigen Figur (Takt 1 und 2): Dem gebrochenen F-Dur-Akkord (c-f,-a-c-a-f) folgen zwei markante Bebop-Intervalle, [[Septime|Sept]] und [[Quart]]“. Dieser „Vogelruf“ mit [[Call and Response]] wird weiter dann in Ges in einer weiteren Frage-Antwort-Runde variiert.<ref name=HJS/> Der B-Teil ist eine [[Sequenzierung]] des Themas und eine [[chromatisch]]e Verschiebung der Linie und der Akkorde – zunächst in dreischlägigen Figuren, dann zu einer langen Achtelnotenkette verdichtet. |
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In einem Beitrag für die Medienzeitschrift ''Message'' „Alpha-Journalisten [[Embedded Journalist|embedded]]?" stellte er die Berichterstattung über die [[Bilderberg-Konferenz]]en infrage, da den teilnehmenden Journalisten die Unabhängigkeit verloren zu gehen drohe.<ref>http://www.deutschlandfunk.de/re-feudalisierung-und-privatisierung-der-macht.724.de.html?dram:article_id=99848</ref><ref>https://www.lobbycontrol.de/download/Message_Bilderberg.pdf</ref> |
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[[Harmonik|Harmonisch]] besteht das Stück nur aus Septimenakkorden, die [[Ganzton|ganztönig]] und chromatisch verschoben werden. Während der A-Teil nur zwischen F-Dur und Ges-Dur pendelt, stehen die Akkorde im B-Teil in einem halbtaktigen Wechsel: G-As-A-B-H-B-A-As-G. Der Endakkord des B-Teils (C7) deutet, falls eine Festlegung möglich ist, auf die Ausgangs[[tonart]] F-Dur.<ref name=HJS/> |
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Er hielt Vorträge bei nationalen und internationalen Fachkonferenzen, u.a. der European Communication Research and Education Association (ECREA), der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ([[DGPuK]]) und des Netzwerks Recherche. Er war Mitarbeiter bei der Monographie "Der Info-Kompass zur Orientierung für den kompetenten Umgang mit Informationen" der [[Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen]] (2012).<ref>http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Kommunikation/Info_KompassFINAL.pdf</ref> |
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==Wirkungsgeschichte== |
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Monk spielte das Stück erstmals Ende 1947 im Trio (für [[Blue Note Records]]) ein, wurde aber in seinen Auftritten erst in den 1960er Jahren zur „Paradenummer“.<ref name=HJS/> [[Miles Davis]] nahm die Komposition bereits 1953 auf; seine bekannteste Interpretation entstand 1956 im Quintett mit [[John Coltrane]], [[Red Garland]], [[Paul Chambers]] und [[Philly Joe Jones]] für [[Prestige Records]]. Nun nehmen auch [[Randy Weston]] und [[Jimmy Smith]] (beide 1956), [[Art Taylor]] (1957), [[Nat Adderley]] (1958), [[Kenny Burrell]] (1959), [[Cannonball Adderley]], [[Johnny Griffin]]/[[Eddie Lockjaw Davis]] (1961), [[Chet Baker]] (1962) und [[Klaus Doldinger]] (1963) das Stück auf. Das Stücke wurde von [[Franco Ambrosetti]] in den [[Bigband]]-Kontext und von [[Poncho Sanchez]] in die [[Salsa (Musik)|Salsa]]musik übertragen, aber auch als [[Fusion (Musik)|Fusion]]nummer (von den [[Lounge Lizards]] und später im [[Hardcore Punk]] von ''Cruel Frederick'') und als Streichquartett (vom [[Kronos Quartet]]) eingerichtet. Auch Avantgardisten wie [[Steve Lacy]], [[Don Pullen]] oder das [[Ethnic Heritage Ensemble]] beschäftigten sich regelmäßig mit der Komposition. |
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Krüger arbeitete als [[freier Journalist]] und PR-Texter. Im Oktober 2012 trat er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am [[Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft]] der [[Universität Leipzig]] an. 2013 schloss er seine von [[Michael Haller (Medienwissenschaftler)|Michael Haller]] betreute Dissertation ab. |
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==Versionen mit Text== |
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Es blieb nicht aus, dass zu dem Instrumentaltitel auch Texte entstanden; der bekannteste von [[Mike Ferro]] wurde von [[Carmen McRae]] und von [[Judy Niemack]] gesungen. Auch [[Jamie Cullum]] hat den Song (auf ''Pointless Nostalgic'') interpretiert. |
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Seine Forschungsschwerpunkte sind [[Medienethik|Journalistische Ethik]], Journalismus und PR, Journalismus und [[Social Media]], Schwerpunkte in der Lehre sind methodisches Recherchieren und der Printbereich. |
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==Literatur== |
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* [[Hans-Jürgen Schaal (Jazzautor)|Hans-Jürgen Schaal]] (Hrsg.) ''Jazz-Standards. Das Lexikon''; Bärenreiter, Kassel, 2004 (3. Auflage); ISBN 9783761814147 |
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==Meinungsmacht, 2013== |
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==Weblinks== |
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===Frühere wissenschaftliche und journalistische Behandlung der Thematik=== |
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* [http://www.jazzstandards.com/compositions-3/wellyouneednt.htm Songporträt bei ''jazzstandards.com''] |
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Krüger nimmt in seiner Dissertation Bezug auf die frühere wissenschaftlich und journalistische Behandlung der Thematik, er grenzt sich dabei gegen eher marxistisch orientierte Forschungsansätze ab, weil seine Thesen empirisch überprüft werden sollen.<ref>Meinungsmacht, S. 28</ref> |
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Anschließend an [[Jürgen Habermas]] kann das Ergebnis der Untersuchungen Krügers im Sinne einer [[Refeudalisierung]] der Strukturen politischer Öffentlichkeit und damit im Rahmen einer Privatisierung der Macht interpretiert werden.<ref>http://www.deutschlandfunk.de/re-feudalisierung-und-privatisierung-der-macht.724.de.html?dram:article_id=99848</ref><ref>http://www.rosaluxemburgstiftung.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Texte-54.pdf, S.19</ref> |
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Krüger sieht seine Forschungsergebnisse weitgehend durch die eher theoretischen Analysen des Medienwissenschaftlers [[Lutz Hachmeister]] zur [[Medienpolitik]] bestätigt. Hachmeister war schon 2007 in "Nervöse Zone" zu der Schlussfolgerung gekommen, dass sich bei Politik, Wirtschaft und Leitmedien eine "geschlossene Gesellschaft" herausgebildet habe. Krüger bezieht sich auch auf [[Peter Ludes]], der feststellt, dass Journalisten als Mitwisser ihr Privileg des Zugangs zu Politikern nicht gefährden wollen und daher auf Kritik verzichten. |
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==Einzelnachweise== |
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Krüger verweist auf die Übereinstimmung mit Schilderungen erfahrener Journalisten: [[Hans Leyendecker]] spricht von "komplizenhaften Verstrickungen". [[Hans-Ulrich Jörges]] kritisiert die Perversion des Berufs des Journalisten durch "persönliche Versippung mit der Politik", die Vermischung von Journalismus mit Politikberatung und das Schreiben von Politikerbiografien.<ref>[http://www.bpb.de/system/files/pdf/H4EPZS.pdf Vortrag von Hans-Ulrich Jörges auf Strukturwandel der Öffentlichkeit 2.0 Mediendemokratie – Embedded in Berlin]</ref> [[Gerhard Hofmann (Journalist)|Gerhard Hofmann]]s „Die Verschwörung der Journaille zu Berlin“ arbeitet die Verwobenheit von Politik und Journalismus detailliert an einem Beispiel heraus.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.netzwerkrecherche.de/files/nr-dossier-01.pdf | wayback=20121030173924 | text=nr-Dossier mit interessanten Hintergrundinformationen}}</ref><ref>Gerhard Hofmann: Die Verschwörung der Journaille zu Berlin. Ein Politisches Tagebuch samt Schluss- |
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folgerungen. Bouvier Verlag, 2. verbesserte Auflage, Bonn 2007</ref> |
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[[Josef Joffe]] selbst bezeichnete die Verflechtungen zwischen Journalisten und Meinungsmachern aus Politik und Wirtschaft als "schreckliche, symbiotische Beziehung"<ref>Stephan Alexander Weichert, Christian Zabel: Die Alpha-Journalisten: Deutschlands Wortführer im Porträt, Herbert von Halem Verlag, 2007, S. 193</ref>: {{Zitat|Jeder benutzt den anderen. Wir wollen, dass sie uns etwas erzählen, uns gar in ihr Vertrauen ziehen. Die benutzen uns natürlich genauso, denn sie kennen das moderne ontologische Prinzip, dass nichts existiert, was nicht in den Medien steht.<ref>Stephan Alexander Weichert, Christian Zabel: Die Alpha-Journalisten: Deutschlands Wortführer im Porträt, Herbert von Halem Verlag, 2007, S. 193</ref>}} |
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===Forschungsansatz, Thesen und Ergebnisse der Untersuchung Krügers=== |
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In Krügers Dissertation zum Einfluss der Eliten auf deutsche Journalisten und Medien<ref>Uwe Krüger: ''Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und AlphaJournalisten – eine kritische Netzwerkanalyse''. Köln 2013</ref> wird ein theoretisches Modell entwickelt, das Medienverhalten mit Hilfe von [[Pressure Group]]s und sozialen Netzwerken erklärt und das vorhersagt, dass Leitmedien mehr oder weniger den laufenden Diskurs der Eliten reflektieren, aber dessen Grenzen nicht überschreiten und dessen Prämissen nicht kritisch hinterfragen. |
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Ausgangsthese Krügers ist „dass eine konsensuell geeinte Elite in wichtigen Fragen (Krieg und Frieden, makroökonomische Ordnung) gegen die Interessen eines Großteils der Bevölkerung regieren kann und dass journalistische Eliten zu stark in das Elitenmilieu eingebunden sein könnten, um noch als Anwälte des öffentlichen Interesses kritisch-kontrollierend zu wirken.“ |
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Im empirischen Teil fokussiert seine [[soziale Netzwerkanalyse]] zunächst die soziale Umgebung von 219 leitenden Redakteuren deutscher Leitmedien. Jeder Dritte unterhielt informelle Kontakte mit Politik- und Wirtschaftseliten; bei vier Außenpolitik-Journalisten, [[Stefan Kornelius]], [[Klaus-Dieter Frankenberger]], [[Michael Stürmer]] und [[Josef Joffe]] finden sich dichte Netzwerke im US- und Nato-affinen Elitenmilieu. Weitere analysierte Journalisten sind [[Kai Diekmann]] (Bild), [[Peter Frey (Journalist, 1957)|Peter Frey]] und [[Claus Kleber]] (ZDF) und [[Matthias Naß]] (ZEIT). |
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Eine anschließende [[Frame Analysis|Frame-Analyse]] fragt, inwieweit der Output dieser vier Journalisten in den umstrittenen Fragen der Definition von Sicherheit (erweiterter Sicherheitsbegriff) und [[Deutsche Beteiligung am Krieg in Afghanistan|Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr]] auf der Linie der ermittelten Bezugsgruppen liegt. Abschließend werden die Berichte über die [[Münchner Sicherheitskonferenz]] und deren Gegner in fünf Tageszeitungen [[Inhaltsanalyse|inhaltsanalytisch]] untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Eliten-nahen [[Leitmedium|Leitmedien]] FAZ, Welt und Süddeutsche den auf der Sicherheitskonferenz laufenden Elitendiskurs ausführlich abbilden, dabei aber die Proteste und die Gegenveranstaltung Münchner Friedenskonferenz marginalisieren und delegitimieren.<ref>Klappentext der Buchausgabe</ref> |
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{{Zitat|Als hoch problematisch erscheinen erstens die direkten Verbindungen zur Wirtschaft, genauer die Beratertätigkeit von Chefredakteuren und Herausgebern für gewinnorientierte Konzerne: Josef Joffe (Zeit) als Beirat der [[HypoVereinsbank]] sowie [[Stefan Aust]] (Spiegel) und [[Helmut Markwort]] (Focus) als Beiräte der Deutschen [[Telekom]] AG. |
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Zweitens muss die Einbindung von Journalisten in eine Organisation der Bundesregierung kritisch gesehen werden, namentlich Klaus-Dieter Frankenberger (FAZ), Stefan Kornelius (SZ) und Peter Frey (ZDF) als Beiräte der [[Bundesakademie für Sicherheitspolitik]], eines [[Think Tank]]s im Geschäftsbereich des [[Bundesverteidigungsminister]]iums. |
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Der Beirat berät laut Akademie-Satzung das Kuratorium, das wiederum aus der Bundeskanzlerin sowie den Bundesministern der Verteidigung, des Inneren, des Auswärtigen, der Finanzen, der Justiz, für Wirtschaft und für Entwicklungshilfe besteht. Die drei Journalisten verpflichteten sich somit, jene Bundesregierung zu beraten, die sie doch eigentlich als Anwälte der Öffentlichkeit kritisieren und kontrollieren sollen.” (S. 148)<ref>http://www.isw-muenchen.de/download/krueger-ronnefeld-201403.pdf</ref>}} |
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Zu der Frage, welche Art der Beeinflussung der Journalisten durch die Eliten vorliege, vermutet Krüger, dass "Journalisten mit Eliten-kompatiblen Werten und Meinungen höhere Chancen (haben), Zugang zu den höchsten Kreisen zu bekommen, und die Einbindung in das Elitenmilieu verstärkt dann über die Zeit hinweg die Konformität. Das heißt auch: Journalisten mit Eliten-kompatiblen Meinungen haben bessere Chancen, Karriere zu machen, denn sie können im eigenen Haus und in der Branche mit exklusiven Informationen und hochrangigen Interviewpartnern punkten."<ref>http://www.heise.de/tp/artikel/38/38515/1.html</ref> Krüger argumentiert mit dem Konzept des [[soziales Kapital|sozialen Kapitals]] [[Pierre Bourdieu]]s.<ref>http://www.heise.de/tp/artikel/41/41841/1.html</ref> |
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In einer an Krüger anschließenden Untersuchung wurden auch [[Jochen Bittner]]s Verflechtungen mit Elitennetzwerken analysiert.<ref>http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=21214</ref> |
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==Rezeption und Kritik== |
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===Rezensionen=== |
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In der Rezension des Portals für Politikwissenschaft wird der Forschungsarbeit Krügers bescheinigt, dass der beobachtete fragwürdige Umgang mit der Meinungsmacht, der zu selten Gegenstand methodisch fundierter wissenschaftlicher Analysen sei, ein bemerkenswerter Beitrag zu einer offenen und sachlichen Diskussion über die Unabhängigkeit von Journalisten jenseits von Verschwörungstheorien sei.<ref>http://www.pw-portal.de/rezension/14566-meinungsmacht_43900</ref> |
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In der Rezension der FAZ bemängelt Boris Holzer, dass die Kausalität der Vereinnahmung von Journalisten durch Elitennetzwerke nicht eindeutig nachweisbar sei.<ref>http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/buecher-der-woche/sachbuecher-der-woche/uwe-krueger-meinungsmacht-wie-kommt-die-meinung-in-die-welt-12564777-p2.html</ref> |
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[[Peter Zudeick]] von der SZ bestätigt, dass Medien zur "Selbstgleichschaltung" neigen, interpretiert dies aber nicht als Beeinflussung, sondern als selbständige Entscheidung der Journalisten.<ref>http://www.perlentaucher.de/buch/uwe-krueger/meinungsmacht.html</ref> |
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[[Christoph Neuberger]] warf der Studie mangelnde Wissenschaftlichkeit vor. Nähe zu Institutionen sei ohne Grund und mit selektiver Auswahl geeigneter Zitate als Vereinnahmung interpretiert worden. Krüger betreibe selbst "Meinungsmache", da er Position beziehe statt vorurteilslos zu forschen.<ref>http://www.mediummagazin.de/e-paper/11-2014/</ref> |
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===Satirische Verwertung und Gerichtsverfahren=== |
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Krügers Konzept der Vernetzung von Alpha-Journalisten mit Thinktanks und politischen Eliten wurde am 29. April 2014 von der Satiresendung "[[Die Anstalt]]" zur Kritik an den gleichgeschalteten deutschen Qualitätsmedien und ihrer Berichterstattung zur Ukraine-Krise eingesetzt.<ref>http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2142038/Die-Anstalt-vom-29.-April-2014#/beitrag/video/2142038/Die-Anstalt-vom-29.-April-2014</ref> Darauf reagierte [[Josef Joffe]] mit einem Unterlassungsantrag an die ZDF und einem Beschwerdebrief an [[Peter Frey (Journalist, 1957)|Peter Frey]]. Der Beitrag von "Die Anstalt" entspreche nicht den Fakten und Uwe Krügers Untersuchung sei "keine gute Wissenschaft". Das ZDF wies angeblich den Antrag zurück<ref>http://www.nachdenkseiten.de/?p=21834#h02</ref><ref>http://www.heise.de/tp/artikel/41/41841/1.html</ref> Krüger relativierte die Kritik Joffes und wies erneut auf die fehlende kritische Distanz von Journalisten zu lobbyistisch arbeitenden Interessengruppen hin.<ref>http://www.heise.de/tp/artikel/41/41850/1.html</ref> |
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===Reaktionen betroffener Journalisten=== |
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In einem Interview mit dem [[Zapp (Magazin)|ZAPP]]-Autor [[Daniel Bröckerhoff]] ([[NDR Fernsehen|NDR]]) vom 14. Mai 2014 gestand [[Stefan Kornelius]] nicht näher erläuterte Fehler und einen allgemeinen Mangel an Transparenz ein, verteidigte aber seine Mitgliedschaften in Institutionen, da dies zu seinem "Geschäft als Journalist" gehöre. Er bilde sich seine Meinung eigenständig und vertrete nicht die Meinungen dieser Institutionen. Für die journalistische Mitwirkung in politischen Institutionen zog er die Grenze bei der Politikberatung. Er kritisierte die überzogene und im Ton unangemessene Auseinandersetzung mit ihm und den Leitmedien im Ganzen. Eine besondere Rolle in der Kritik an den Leitmedien wies er der Forschungsarbeit Uwe Krügers zu. Krügers These, der Einfluss von Eliten bestimme die journalistische Arbeit von Leitmedien und Alpha-Journalisten, wies er als unbegründet zurück.<ref>http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/zapp7506.html</ref> Der Psychologe Jascha Jaworski (Universität Kiel) analysierte in dem [[Watchblog]] "Maskenfall" manipulative Verfahren in Bröckerhoffs Interviewgestaltung, durch die die Hauptaussage Krügers verdreht werde ("krasses Beispiel von Zerrdarstellung").<ref>http://www.maskenfall.de/?p=5239</ref>. Michael Haller kritisert mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den Argumenten Krügers und fehlende Präzision von Begriffen wie etwa dem Begriff "Mainstream".<ref>[http://paulschreyer.wordpress.com/2014/11/04/zwischen-lesern-und-lobbynetzwerken/] Zwischen Lesern und Lobbynetzwerken, Autor Paul Schreyer, abgerufen am 9. November 2014</ref><ref>http://www.heise.de/tp/artikel/43/43237/1.html</ref> |
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===Netzwerk-Extension=== |
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Alexander Barnickel und Jonas Bergmeier haben "Cahoots - Wer mit wem?" 2014 innerhalb eines Kurses bei Prof. Jens Wunderling im Studiengang "Interaction Design M.A." an der HS Magdeburg-Stendal konzipiert und entwickelt. Auf die Idee kam Barnickel durch den Beitrag der medienkritischen ZDF-Satiresendung "Die Anstalt". Kernfunktion bildet eine Browser-Erweiterung, welche nach der Installation Journalistennamen im Text mit vorliegenden Verbindungen markiert, die Verbindungen anzeigt und auf die zugrundeliegenden Quellen verweist.<ref>http://cahoots-extension.github.io/</ref> |
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===Udo Ulfkotte: "Gekaufte Journalisten" (2014)=== |
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[[Udo Ulfkotte]] nimmt in seinem 2014 erschienenen Buch ''Gekaufte Journalisten'' Bezug auf die Forschungsarbeit Uwe Krügers. Seine Untersuchung liefere über die Darstellungen in Krügers Doktorarbeit hinaus das Insiderwissen zu den Netzwerken.<ref>http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/udo-ulfkotte/deutschland-ehrliche-journalisten-sind-offenkundig-mangelware.html</ref> |
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== Quellen == |
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== Schriften (Auswahl) == |
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[[Kategorie:Jazz-Titel]] |
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* ''Nicht das Gesicht verlieren. Worin sehen russische Lokaljournalisten die wichtigsten Aufgaben der Presse? Eine Umfrage ermöglicht erstmals einen Vergleich des Berufs- und Rollenselbstverständnisses mit dem Westen.'' In: ''Message'', Heft 1/2003, S. 88–93 |
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* ''Gekaufte Presse in Russland. Politische und wirtschaftliche Schleichwerbung am Beispiel der Medien in [[Rostow am Don|Rostov-na-Donu]]''. Lit-Verlag (Reihe Medien & Politik), Münster 2006, ISBN 978-3825896799. |
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* ''Die Gesetze der Seifenoper. Die Medien und die Entführungsopfer [[Natascha Kampusch]] und [[Susanne Osthoff]].'' In: Schertz, Christian/Schuler, Thomas (Hrsg.): ''Rufmord und Medienopfer. Die Verletzung der persönlichen Ehre.'' Verlag Ch. Links, Berlin 2007, S. 216–228 |
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* ''Das Wettrennen im Hamsterrad. Paradoxien und Gefahren des medialen Beschleunigungstrips.'' In: ''Zeitschrift für Kommunikationsökologie und Medienethik'' 11, Heft 1, 2009, S. 154–160 ([http://www.netzwerk-medienethik.de/wp-content/uploads/2012/01/ZfKM_2009_komplett.pdf online]) |
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<!-- * ''Die gereizte Großmacht: Russlands Anspruch auf Weltgeltung.'' Bouvier, 2009. ISBN 3416032675 ggf. anderer Uwe Krüger, bitte verifizieren! --> |
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* ''Leitmedien und ihre Nähe zu Politik- und Wirtschaftseliten. Theorie, Netzwerke, Fallstudien''. [[Dissertation]], Universität Leipzig 2011. |
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* ''Die Nähe zur Macht. Eliten – Netzwerke deutscher Journalisten in der Außenpolitik.'' In: ''Medien Journal'' 35, Heft 2, 2012, S. 33–49 |
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* ''Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse''. Herbert von Halem Verlag (Reihe des Instituts für Praktische Journalismus- und Kommunikationsforschung), Köln 2013, ISBN 978-3-86962-070-1. |
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* [http://www.uni-leipzig.de/journalistik/fileadmin/user_upload/00/machill/LfM_Materialien_Bd31_FINAL.pdf mit Marcel Machill und Markus Beiler: ''Das neue Gesicht der Öffentlichkeit. Wie Facebook und andere soziale Netzwerke die Meinungsbildung verändern''. Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2014.] |
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== Weblinks == |
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* {{DNB-Portal|1028660308}}. |
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* {{Perlentaucher|uwe-krueger}}. |
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* [http://www.uni-leipzig.de/journalistik2/index.php?id=353 Kurzbiografie Uwe Krügers] |
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* [http://www.message-online.com/wp-content/uploads/Artikel_Krueger_Die_Naehe_zur_Macht_Message_1_2013.pdf ''Kurzdarstellung der Dissertation vom Autor selbst''] |
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* [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/uwe-krueger-meinungsmacht-wie-kommt-die-meinung-in-die-welt-12564777.html ''Wie kommt die Meinung in die Welt?''] FAZ, 8. September 2013 |
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* [http://www.heise.de/tp/artikel/38/38515/1.html ''Journalismusforschung: "Ganz auf Linie mit den Eliten"''] telepolis, 11. Februar 2013 |
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* [http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2013/04/19/a0095 ''Böse Kontakte.''] taz, 19. April 2013 |
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* [http://pw-portal.de/rezension/14566-meinungsmacht ''Rezension zu Meinungsmacht''] von Nils Hesse im Portal für Politikwissenschaft, 5. Juni 2013 |
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* [http://www.sopos.org/aufsaetze/519cf3b76599b/1.phtml ''Gefangen im Elite-Diskurs.''] Ossietzki-Zweiwochenschrift für Politik, 11/2013 |
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* [http://www.isw-muenchen.de/download/krueger-ronnefeld-201403.pdf ''Die Verflechtungen von Leitmedien, Politik und Wirtschaft. Zu Uwe Krügers Dissertation: „Medienmacht“''] von Clemens Ronnefeld |
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* [http://www.nachdenkseiten.de/?p=21155 ''Die US-nah organisierte Gleichschaltung wichtiger Leitmedien (Teil II zur Putin- Rede, Ukraine, etc.)''] von Albrecht Müller |
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* [http://www.halem-verlag.de/2013/meinungsmacht-und-elite-journalismus/ Rezension des Halem-Verlags] |
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* [http://www.halem-verlag.de/2013/noch-eine-frage-bitte-herr-krueger/ Interview mit dem Herbert von Halem Verlag] |
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* [http://de.slideshare.net/ukrueg/elitennetzwerke-deutscher-journalisten-und-ihre-auswirkungen-am-beispiel-der-auen-und-sicherheitspolitik Folien zu einem sehr informativen Vortrag Krügers zu seinem Forschungsthema "Eliten-Netzwerke deutscher Journalisten und ihre Auswirkungen am Beispiel der Außen- und Sicherheitspolitik"] |
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* [http://de.slideshare.net/ukrueg/transcultural-communication-networks-and-adult-cognitive-development Folien zum Vortrag über "Transcultural communication networks and adult cognitive development"] |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=00mbJpUL42g Interview mit Krüger vom 20. Mai 2013] |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=1028660308|LCCN=n/91/111369|VIAF=27549013}} |
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{{SORTIERUNG:Kruger, Uwe}} |
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[[Kategorie:Journalist (Deutschland)]] |
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[[Kategorie:Medienkritik]] |
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[[Kategorie:Medienwissenschaft]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Geboren 1978]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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[[en:Well, You Needn't]] |
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|NAME=Krüger, Uwe |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Journalist |
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|GEBURTSDATUM=15. Mai 1978 |
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|GEBURTSORT=[[Leipzig]] |
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|STERBEDATUM= |
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|STERBEORT= |
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Version vom 22. November 2014, 18:04 Uhr
Uwe Krüger (* 15. Mai 1978 in Leipzig) ist ein deutscher promovierter Diplom-Journalist und Medienforscher.
Leben und Wirken
Krüger wuchs in Borsdorf (Sachsen) und in Bergen auf Rügen auf. Nach dem Zivildienst studierte er von 1998 bis 2006 Diplom-Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig. Dabei hielt er sich zeitweise zu Studien- und Forschungszwecken in Rostow am Don (Russland) auf. 2003/04 absolvierte er ein Volontariat bei der Leipziger Volkszeitung. Von 2007 bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Praktische Journalismusforschung[1] in Leipzig (IPJ) und Redakteur des Fachmagazins für Journalismus Message.
In einem Beitrag für die Medienzeitschrift Message „Alpha-Journalisten embedded?" stellte er die Berichterstattung über die Bilderberg-Konferenzen infrage, da den teilnehmenden Journalisten die Unabhängigkeit verloren zu gehen drohe.[2][3]
Er hielt Vorträge bei nationalen und internationalen Fachkonferenzen, u.a. der European Communication Research and Education Association (ECREA), der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) und des Netzwerks Recherche. Er war Mitarbeiter bei der Monographie "Der Info-Kompass zur Orientierung für den kompetenten Umgang mit Informationen" der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (2012).[4]
Krüger arbeitete als freier Journalist und PR-Texter. Im Oktober 2012 trat er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig an. 2013 schloss er seine von Michael Haller betreute Dissertation ab.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Journalistische Ethik, Journalismus und PR, Journalismus und Social Media, Schwerpunkte in der Lehre sind methodisches Recherchieren und der Printbereich.
Meinungsmacht, 2013
Frühere wissenschaftliche und journalistische Behandlung der Thematik
Krüger nimmt in seiner Dissertation Bezug auf die frühere wissenschaftlich und journalistische Behandlung der Thematik, er grenzt sich dabei gegen eher marxistisch orientierte Forschungsansätze ab, weil seine Thesen empirisch überprüft werden sollen.[5] Anschließend an Jürgen Habermas kann das Ergebnis der Untersuchungen Krügers im Sinne einer Refeudalisierung der Strukturen politischer Öffentlichkeit und damit im Rahmen einer Privatisierung der Macht interpretiert werden.[6][7]
Krüger sieht seine Forschungsergebnisse weitgehend durch die eher theoretischen Analysen des Medienwissenschaftlers Lutz Hachmeister zur Medienpolitik bestätigt. Hachmeister war schon 2007 in "Nervöse Zone" zu der Schlussfolgerung gekommen, dass sich bei Politik, Wirtschaft und Leitmedien eine "geschlossene Gesellschaft" herausgebildet habe. Krüger bezieht sich auch auf Peter Ludes, der feststellt, dass Journalisten als Mitwisser ihr Privileg des Zugangs zu Politikern nicht gefährden wollen und daher auf Kritik verzichten.
Krüger verweist auf die Übereinstimmung mit Schilderungen erfahrener Journalisten: Hans Leyendecker spricht von "komplizenhaften Verstrickungen". Hans-Ulrich Jörges kritisiert die Perversion des Berufs des Journalisten durch "persönliche Versippung mit der Politik", die Vermischung von Journalismus mit Politikberatung und das Schreiben von Politikerbiografien.[8] Gerhard Hofmanns „Die Verschwörung der Journaille zu Berlin“ arbeitet die Verwobenheit von Politik und Journalismus detailliert an einem Beispiel heraus.[9][10]
Josef Joffe selbst bezeichnete die Verflechtungen zwischen Journalisten und Meinungsmachern aus Politik und Wirtschaft als "schreckliche, symbiotische Beziehung"[11]:
„Jeder benutzt den anderen. Wir wollen, dass sie uns etwas erzählen, uns gar in ihr Vertrauen ziehen. Die benutzen uns natürlich genauso, denn sie kennen das moderne ontologische Prinzip, dass nichts existiert, was nicht in den Medien steht.[12]“
Forschungsansatz, Thesen und Ergebnisse der Untersuchung Krügers
In Krügers Dissertation zum Einfluss der Eliten auf deutsche Journalisten und Medien[13] wird ein theoretisches Modell entwickelt, das Medienverhalten mit Hilfe von Pressure Groups und sozialen Netzwerken erklärt und das vorhersagt, dass Leitmedien mehr oder weniger den laufenden Diskurs der Eliten reflektieren, aber dessen Grenzen nicht überschreiten und dessen Prämissen nicht kritisch hinterfragen.
Ausgangsthese Krügers ist „dass eine konsensuell geeinte Elite in wichtigen Fragen (Krieg und Frieden, makroökonomische Ordnung) gegen die Interessen eines Großteils der Bevölkerung regieren kann und dass journalistische Eliten zu stark in das Elitenmilieu eingebunden sein könnten, um noch als Anwälte des öffentlichen Interesses kritisch-kontrollierend zu wirken.“
Im empirischen Teil fokussiert seine soziale Netzwerkanalyse zunächst die soziale Umgebung von 219 leitenden Redakteuren deutscher Leitmedien. Jeder Dritte unterhielt informelle Kontakte mit Politik- und Wirtschaftseliten; bei vier Außenpolitik-Journalisten, Stefan Kornelius, Klaus-Dieter Frankenberger, Michael Stürmer und Josef Joffe finden sich dichte Netzwerke im US- und Nato-affinen Elitenmilieu. Weitere analysierte Journalisten sind Kai Diekmann (Bild), Peter Frey und Claus Kleber (ZDF) und Matthias Naß (ZEIT).
Eine anschließende Frame-Analyse fragt, inwieweit der Output dieser vier Journalisten in den umstrittenen Fragen der Definition von Sicherheit (erweiterter Sicherheitsbegriff) und Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr auf der Linie der ermittelten Bezugsgruppen liegt. Abschließend werden die Berichte über die Münchner Sicherheitskonferenz und deren Gegner in fünf Tageszeitungen inhaltsanalytisch untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Eliten-nahen Leitmedien FAZ, Welt und Süddeutsche den auf der Sicherheitskonferenz laufenden Elitendiskurs ausführlich abbilden, dabei aber die Proteste und die Gegenveranstaltung Münchner Friedenskonferenz marginalisieren und delegitimieren.[14]
„Als hoch problematisch erscheinen erstens die direkten Verbindungen zur Wirtschaft, genauer die Beratertätigkeit von Chefredakteuren und Herausgebern für gewinnorientierte Konzerne: Josef Joffe (Zeit) als Beirat der HypoVereinsbank sowie Stefan Aust (Spiegel) und Helmut Markwort (Focus) als Beiräte der Deutschen Telekom AG.
Zweitens muss die Einbindung von Journalisten in eine Organisation der Bundesregierung kritisch gesehen werden, namentlich Klaus-Dieter Frankenberger (FAZ), Stefan Kornelius (SZ) und Peter Frey (ZDF) als Beiräte der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, eines Think Tanks im Geschäftsbereich des Bundesverteidigungsministeriums.
Der Beirat berät laut Akademie-Satzung das Kuratorium, das wiederum aus der Bundeskanzlerin sowie den Bundesministern der Verteidigung, des Inneren, des Auswärtigen, der Finanzen, der Justiz, für Wirtschaft und für Entwicklungshilfe besteht. Die drei Journalisten verpflichteten sich somit, jene Bundesregierung zu beraten, die sie doch eigentlich als Anwälte der Öffentlichkeit kritisieren und kontrollieren sollen.” (S. 148)[15]“
Zu der Frage, welche Art der Beeinflussung der Journalisten durch die Eliten vorliege, vermutet Krüger, dass "Journalisten mit Eliten-kompatiblen Werten und Meinungen höhere Chancen (haben), Zugang zu den höchsten Kreisen zu bekommen, und die Einbindung in das Elitenmilieu verstärkt dann über die Zeit hinweg die Konformität. Das heißt auch: Journalisten mit Eliten-kompatiblen Meinungen haben bessere Chancen, Karriere zu machen, denn sie können im eigenen Haus und in der Branche mit exklusiven Informationen und hochrangigen Interviewpartnern punkten."[16] Krüger argumentiert mit dem Konzept des sozialen Kapitals Pierre Bourdieus.[17]
In einer an Krüger anschließenden Untersuchung wurden auch Jochen Bittners Verflechtungen mit Elitennetzwerken analysiert.[18]
Rezeption und Kritik
Rezensionen
In der Rezension des Portals für Politikwissenschaft wird der Forschungsarbeit Krügers bescheinigt, dass der beobachtete fragwürdige Umgang mit der Meinungsmacht, der zu selten Gegenstand methodisch fundierter wissenschaftlicher Analysen sei, ein bemerkenswerter Beitrag zu einer offenen und sachlichen Diskussion über die Unabhängigkeit von Journalisten jenseits von Verschwörungstheorien sei.[19]
In der Rezension der FAZ bemängelt Boris Holzer, dass die Kausalität der Vereinnahmung von Journalisten durch Elitennetzwerke nicht eindeutig nachweisbar sei.[20]
Peter Zudeick von der SZ bestätigt, dass Medien zur "Selbstgleichschaltung" neigen, interpretiert dies aber nicht als Beeinflussung, sondern als selbständige Entscheidung der Journalisten.[21]
Christoph Neuberger warf der Studie mangelnde Wissenschaftlichkeit vor. Nähe zu Institutionen sei ohne Grund und mit selektiver Auswahl geeigneter Zitate als Vereinnahmung interpretiert worden. Krüger betreibe selbst "Meinungsmache", da er Position beziehe statt vorurteilslos zu forschen.[22]
Satirische Verwertung und Gerichtsverfahren
Krügers Konzept der Vernetzung von Alpha-Journalisten mit Thinktanks und politischen Eliten wurde am 29. April 2014 von der Satiresendung "Die Anstalt" zur Kritik an den gleichgeschalteten deutschen Qualitätsmedien und ihrer Berichterstattung zur Ukraine-Krise eingesetzt.[23] Darauf reagierte Josef Joffe mit einem Unterlassungsantrag an die ZDF und einem Beschwerdebrief an Peter Frey. Der Beitrag von "Die Anstalt" entspreche nicht den Fakten und Uwe Krügers Untersuchung sei "keine gute Wissenschaft". Das ZDF wies angeblich den Antrag zurück[24][25] Krüger relativierte die Kritik Joffes und wies erneut auf die fehlende kritische Distanz von Journalisten zu lobbyistisch arbeitenden Interessengruppen hin.[26]
Reaktionen betroffener Journalisten
In einem Interview mit dem ZAPP-Autor Daniel Bröckerhoff (NDR) vom 14. Mai 2014 gestand Stefan Kornelius nicht näher erläuterte Fehler und einen allgemeinen Mangel an Transparenz ein, verteidigte aber seine Mitgliedschaften in Institutionen, da dies zu seinem "Geschäft als Journalist" gehöre. Er bilde sich seine Meinung eigenständig und vertrete nicht die Meinungen dieser Institutionen. Für die journalistische Mitwirkung in politischen Institutionen zog er die Grenze bei der Politikberatung. Er kritisierte die überzogene und im Ton unangemessene Auseinandersetzung mit ihm und den Leitmedien im Ganzen. Eine besondere Rolle in der Kritik an den Leitmedien wies er der Forschungsarbeit Uwe Krügers zu. Krügers These, der Einfluss von Eliten bestimme die journalistische Arbeit von Leitmedien und Alpha-Journalisten, wies er als unbegründet zurück.[27] Der Psychologe Jascha Jaworski (Universität Kiel) analysierte in dem Watchblog "Maskenfall" manipulative Verfahren in Bröckerhoffs Interviewgestaltung, durch die die Hauptaussage Krügers verdreht werde ("krasses Beispiel von Zerrdarstellung").[28]. Michael Haller kritisert mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den Argumenten Krügers und fehlende Präzision von Begriffen wie etwa dem Begriff "Mainstream".[29][30]
Netzwerk-Extension
Alexander Barnickel und Jonas Bergmeier haben "Cahoots - Wer mit wem?" 2014 innerhalb eines Kurses bei Prof. Jens Wunderling im Studiengang "Interaction Design M.A." an der HS Magdeburg-Stendal konzipiert und entwickelt. Auf die Idee kam Barnickel durch den Beitrag der medienkritischen ZDF-Satiresendung "Die Anstalt". Kernfunktion bildet eine Browser-Erweiterung, welche nach der Installation Journalistennamen im Text mit vorliegenden Verbindungen markiert, die Verbindungen anzeigt und auf die zugrundeliegenden Quellen verweist.[31]
Udo Ulfkotte: "Gekaufte Journalisten" (2014)
Udo Ulfkotte nimmt in seinem 2014 erschienenen Buch Gekaufte Journalisten Bezug auf die Forschungsarbeit Uwe Krügers. Seine Untersuchung liefere über die Darstellungen in Krügers Doktorarbeit hinaus das Insiderwissen zu den Netzwerken.[32]
Quellen
- ↑ http://www.journalismusforschung.de/
- ↑ http://www.deutschlandfunk.de/re-feudalisierung-und-privatisierung-der-macht.724.de.html?dram:article_id=99848
- ↑ https://www.lobbycontrol.de/download/Message_Bilderberg.pdf
- ↑ http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Kommunikation/Info_KompassFINAL.pdf
- ↑ Meinungsmacht, S. 28
- ↑ http://www.deutschlandfunk.de/re-feudalisierung-und-privatisierung-der-macht.724.de.html?dram:article_id=99848
- ↑ http://www.rosaluxemburgstiftung.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Texte-54.pdf, S.19
- ↑ Vortrag von Hans-Ulrich Jörges auf Strukturwandel der Öffentlichkeit 2.0 Mediendemokratie – Embedded in Berlin
- ↑ nr-Dossier mit interessanten Hintergrundinformationen ( vom 30. Oktober 2012 im Internet Archive)
- ↑ Gerhard Hofmann: Die Verschwörung der Journaille zu Berlin. Ein Politisches Tagebuch samt Schluss- folgerungen. Bouvier Verlag, 2. verbesserte Auflage, Bonn 2007
- ↑ Stephan Alexander Weichert, Christian Zabel: Die Alpha-Journalisten: Deutschlands Wortführer im Porträt, Herbert von Halem Verlag, 2007, S. 193
- ↑ Stephan Alexander Weichert, Christian Zabel: Die Alpha-Journalisten: Deutschlands Wortführer im Porträt, Herbert von Halem Verlag, 2007, S. 193
- ↑ Uwe Krüger: Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und AlphaJournalisten – eine kritische Netzwerkanalyse. Köln 2013
- ↑ Klappentext der Buchausgabe
- ↑ http://www.isw-muenchen.de/download/krueger-ronnefeld-201403.pdf
- ↑ http://www.heise.de/tp/artikel/38/38515/1.html
- ↑ http://www.heise.de/tp/artikel/41/41841/1.html
- ↑ http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=21214
- ↑ http://www.pw-portal.de/rezension/14566-meinungsmacht_43900
- ↑ http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/buecher-der-woche/sachbuecher-der-woche/uwe-krueger-meinungsmacht-wie-kommt-die-meinung-in-die-welt-12564777-p2.html
- ↑ http://www.perlentaucher.de/buch/uwe-krueger/meinungsmacht.html
- ↑ http://www.mediummagazin.de/e-paper/11-2014/
- ↑ http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2142038/Die-Anstalt-vom-29.-April-2014#/beitrag/video/2142038/Die-Anstalt-vom-29.-April-2014
- ↑ http://www.nachdenkseiten.de/?p=21834#h02
- ↑ http://www.heise.de/tp/artikel/41/41841/1.html
- ↑ http://www.heise.de/tp/artikel/41/41850/1.html
- ↑ http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/zapp7506.html
- ↑ http://www.maskenfall.de/?p=5239
- ↑ [1] Zwischen Lesern und Lobbynetzwerken, Autor Paul Schreyer, abgerufen am 9. November 2014
- ↑ http://www.heise.de/tp/artikel/43/43237/1.html
- ↑ http://cahoots-extension.github.io/
- ↑ http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/udo-ulfkotte/deutschland-ehrliche-journalisten-sind-offenkundig-mangelware.html
Schriften (Auswahl)
- Nicht das Gesicht verlieren. Worin sehen russische Lokaljournalisten die wichtigsten Aufgaben der Presse? Eine Umfrage ermöglicht erstmals einen Vergleich des Berufs- und Rollenselbstverständnisses mit dem Westen. In: Message, Heft 1/2003, S. 88–93
- Gekaufte Presse in Russland. Politische und wirtschaftliche Schleichwerbung am Beispiel der Medien in Rostov-na-Donu. Lit-Verlag (Reihe Medien & Politik), Münster 2006, ISBN 978-3825896799.
- Die Gesetze der Seifenoper. Die Medien und die Entführungsopfer Natascha Kampusch und Susanne Osthoff. In: Schertz, Christian/Schuler, Thomas (Hrsg.): Rufmord und Medienopfer. Die Verletzung der persönlichen Ehre. Verlag Ch. Links, Berlin 2007, S. 216–228
- Das Wettrennen im Hamsterrad. Paradoxien und Gefahren des medialen Beschleunigungstrips. In: Zeitschrift für Kommunikationsökologie und Medienethik 11, Heft 1, 2009, S. 154–160 (online)
- Leitmedien und ihre Nähe zu Politik- und Wirtschaftseliten. Theorie, Netzwerke, Fallstudien. Dissertation, Universität Leipzig 2011.
- Die Nähe zur Macht. Eliten – Netzwerke deutscher Journalisten in der Außenpolitik. In: Medien Journal 35, Heft 2, 2012, S. 33–49
- Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse. Herbert von Halem Verlag (Reihe des Instituts für Praktische Journalismus- und Kommunikationsforschung), Köln 2013, ISBN 978-3-86962-070-1.
- mit Marcel Machill und Markus Beiler: Das neue Gesicht der Öffentlichkeit. Wie Facebook und andere soziale Netzwerke die Meinungsbildung verändern. Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2014.
Weblinks
- Literatur von und über Uwe Krüger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Uwe Krüger bei Perlentaucher.
- Kurzbiografie Uwe Krügers
- Kurzdarstellung der Dissertation vom Autor selbst
- Wie kommt die Meinung in die Welt? FAZ, 8. September 2013
- Journalismusforschung: "Ganz auf Linie mit den Eliten" telepolis, 11. Februar 2013
- Böse Kontakte. taz, 19. April 2013
- Rezension zu Meinungsmacht von Nils Hesse im Portal für Politikwissenschaft, 5. Juni 2013
- Gefangen im Elite-Diskurs. Ossietzki-Zweiwochenschrift für Politik, 11/2013
- Die Verflechtungen von Leitmedien, Politik und Wirtschaft. Zu Uwe Krügers Dissertation: „Medienmacht“ von Clemens Ronnefeld
- Die US-nah organisierte Gleichschaltung wichtiger Leitmedien (Teil II zur Putin- Rede, Ukraine, etc.) von Albrecht Müller
- Rezension des Halem-Verlags
- Interview mit dem Herbert von Halem Verlag
- Folien zu einem sehr informativen Vortrag Krügers zu seinem Forschungsthema "Eliten-Netzwerke deutscher Journalisten und ihre Auswirkungen am Beispiel der Außen- und Sicherheitspolitik"
- Folien zum Vortrag über "Transcultural communication networks and adult cognitive development"
- Interview mit Krüger vom 20. Mai 2013
Personendaten | |
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NAME | Krüger, Uwe |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1978 |
GEBURTSORT | Leipzig |