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Stausee Lipno und Kalmückien: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Stausee
{{Infobox Föderationssubjekt Russlands
|deutscher Name = Republik Kalmückien – Chalmg Tangtsch
|NAME = '''Stausee Lipno'''
|Name in Landessprache = Республика Калмыкия – Хальмг Тангч
|BILD = Karte des Stausees Lipno.png
|Name in Landessprache2 = Хальмг Таңһч
|BILDBESCHREIBUNG = Stausee Lipno
|Landessprache2 = Xal
<!-- Geographie -->
|Wappen = Coat of Arms of Kalmykia.png
|LAGE = [[Okres Český Krumlov]] und [[Okres Prachatice]] in [[Tschechien]]; [[Bezirk Rohrbach]] in [[Österreich]]
|Flagge = Flag of Kalmykia.svg
|ZUFLUSS = [[Moldau (Fluss)|Moldau]], zahlreiche kleine Bäche
|Karte = Kalmykia in Russia.svg
|ABFLUSS = Moldau
|Zentrum = Elista
|UFERORT = [[Lipno nad Vltavou]], [[Frymburk nad Vltavou]], [[Horní Planá]], [[Černá v Pošumaví]]
|Sprachen = [[Kalmückische Sprache|Kalmückisch]]
|NAHERORT = [[Český Krumlov]]
|Ethnien = [[Kalmücken]] (57,4 %)<br />[[Russen]] (30,2 %)<br />[[Darginer]] (2,6 %)<br />[[Kasachen]] (1,7 %)<br />[[Tschetschenen]] (1,2 %)
<!-- Daten Bauwerk -->
|Jahr der Erfassung = 2010
|BREITENGRAD=48/37/55/N
|Oberhaupt = [[Alexei Maratowitsch Orlow|Alexei Orlow]]
|LÄNGENGRAD=14/14/4/E
|Bezeichnung des Oberhaupts =
|REGION-ISO=CZ
|Gründung = 31. März 1992 (4. November 1920)
|HÖHE-BEZUG=CZ
|Telefonvorwahl = (+7) 847xx
|BAUZEIT = 1952–1959
|Postleitzahlen = 358000–359999
|BAUHOEHE = 25
|OKATO = 85
|TALHOEHE =
|Webseite = [http://www.kalm.ru www.kalm.ru]
|GRUENDUNGSHOEHE =
|WASSERHOEHE =
|KRONENHOEHE =
|MAUERVOL =
|KRONENLAENGE = 296
|KRONENBREITE =
|BASISBREITE =
|RADIUS =
|NEIGUNG-LUFT =
|NEIGUNG-WASSER =
|LEISTUNG = 120
<!-- Daten Stausee -->
|STAUZIEL = 725.60
|FLÄCHE = 46.50
|SEELAENGE = 42
|SEEBREITE = 5
|SPEICHERRAUM = 309,5 Mio. m³
|STAURAUM =
|EINZUG =
|HOCHWASSER = 25
|BESONDERHEITEN =
|BILD1 =
|BILD1-BESCHREIBUNG =
}}
{{Infobox Stausee
|NEBENBOX=1
|NAME = Ausgleichsbecken Lipno II
|BILD =Vyrovnávací elektrárna Lipno II.jpeg
|BILDBESCHREIBUNG =Damm Lipno II
<!-- Geographie -->
|LAGE =
|ZUFLUSS = Moldau
|ABFLUSS = Moldau
|UFERORT =
|NAHERORT = [[Vyšší Brod]]
<!-- Daten Bauwerk -->
|BREITENGRAD=48/37/32/N
|LÄNGENGRAD=14/18/17/E
|REGION-ISO=CZ
|HÖHE-BEZUG=CZ
|BAUZEIT =
|BAUHOEHE = 11.5
|TALHOEHE =
|GRUENDUNGSHOEHE =
|WASSERHOEHE =
|KRONENHOEHE =
|MAUERVOL =
|KRONENLAENGE = 224
|KRONENBREITE =
|BASISBREITE =
|RADIUS =
|NEIGUNG-LUFT =
|NEIGUNG-WASSER =
|LEISTUNG = 1.5
<!-- Daten Stausee -->
|STAUZIEL = 558
|FLÄCHE = 12.4
|SEELAENGE = 7
|SEEBREITE =
|SPEICHERRAUM = 1,6 Mio. m³
|STAURAUM =
|EINZUG =
|HOCHWASSER =
|BESONDERHEITEN =
}}
}}
'''Kalmückien''', auch ''Kalmükien'' und ''Kalmykien'', ({{RuS|Калмыкия}}; {{XalS|Хальмг Таңһч}}, Chalʹmg Tangghtsch) ist seit 1992 eine autonome Republik im südlichen Teil des [[Europa|europäischen]] [[Russland]]s.


Kalmückien ist die einzige Region in Europa, in der der [[Buddhismus]] die vorherrschende Religion ist.
Der '''Stausee Lipno''' ({{csS|''Údolní nádrž Lipno''}} ‚Talsperre Lipno‘) ist ein See im Südwesten der [[Tschechien|Tschechischen Republik]], Teil der [[Moldau-Kaskade]] ({{csS|''Vltavská kaskáda''}}) und bildet deren viertälteste und höchstgelegene [[Staustufe|Stufe]]. Er befindet sich an der Grenze zu [[Österreich]] im ''[[Biosphärenreservat Šumava|Nationalpark und Landschaftsschutzgebiet Böhmerwald]]'' ({{csS|''Národní park a chráněná krajinná oblast Šumava''}}) im [[Okres Český Krumlov]] (Bezirk Krumau), nur ein kleiner Ausläufer des Sees im Nordwesten liegt im [[Okres Prachatice]] (Bezirk Prachatitz), im Südwesten ein sehr kleiner Teil auf österreichischem Staatsgebiet ([[Bezirk Rohrbach]], [[Oberösterreich]]).


== Geographie und Klima ==
Der [[Stausee]] entstand 1959, nachdem von 1952 bis 1959 eine [[Staumauer]] mit Kraftwerk im [[Moldau (Fluss)|Moldautal]] errichtet worden war. Mit dieser Maßnahme sollten die Region, insbesondere aber die flussabwärts gelegenen Städte [[České Budějovice]] (Böhmisch Budweis) und [[Prag]] vor [[Hochwasser]] geschützt werden. Bereits damals erhielt der See seinen Spitznamen ''Jihočeské moře'' ({{deS|''Südböhmisches Meer''}}) bzw. ''Šumavské moře'' ({{deS|''Böhmerwald-Meer''}}).
[[Datei:Kalmykia03.png|thumb|links]]
Kalmückien liegt an der Nordwestküste des [[Kaspisches Meer|Kaspischen Meeres]] und besteht hauptsächlich aus [[Steppe]]. Im Süden der Republik liegt die [[Manytschniederung]]. Infolge schlecht geplanter und durchgeführter Bewässerungsprojekte ist Kalmückien seit den 1960er Jahren stark von Wüstenbildung ([[Desertifikation]]) betroffen. Mittlerweile wird in Bezug auf die Republik von der „ersten Wüste Europas“ gesprochen.


Das Klima ist hartkontinental – der Sommer ist heiß und trocken, der Winter ist schneearm, manchmal sehr frostig. Diese klimatischen Eigenschaften verschärfen sich von West nach Ost.
== Größe und Umfang ==
Der See hat heute ein Volumen von 309,5 Millionen&nbsp;m³ und eine Gesamtfläche von etwa 4650&nbsp;ha und ist somit flächenmäßig der größte See der Tschechischen Republik. Sein Pegel befindet sich bei Vollstau bei etwa bei {{Höhe|725.60|CZ|link=true}} Seine Länge beträgt 42&nbsp;km bei einer maximalen Breite von 5&nbsp;km bei [[Černá v Pošumaví]] (dt. Schwarzbach, im Folgenden einfach Černá genannt). Die durchschnittliche Tiefe beträgt 6,5&nbsp;m, die maximale 21&nbsp;m.


<div style="clear:left;"></div>
Der [[Staudamm]] hat eine Länge von 296&nbsp;m, ist 25&nbsp;m hoch und befindet sich am Flusskilometer 329,543. Es handelt sich dabei teilweise um einen [[Erdschüttdamm]] (rechtes Ufer) und teilweise um eine [[Gewichtsstaumauer]] (linkes Ufer) aus Beton. Das [[Speicherkraftwerk (Wasser)|Speicherkraftwerk]] ''Lipno I'' hat eine Leistung von 120 Megawatt. Das Kraftwerk ist ein [[Kavernenkraftwerk]] und liegt 160 Meter unter dem Damm. Die Stollen zur Wasserableitung enden einige Kilometer flussabwärts im Stausee des [[Wasserkraftwerk Lipno II|Laufwasserkraftwerks Lipno II]] {{Coordinate|text=ICON0|name=Koordinaten der Mündung|NS=48.634582|EW=14.287248|type=landmark|region=CZ-JC}}. Dieser See dient auch als Ausgleichsbecken für den unregelmäßigen Abfluss des Kraftwerks Lipno I. Ursprünglich fiel zwischen den Kraftwerken das Flussbett der Moldau auf neun Kilometern trocken, erst seit 1996 wird ein Sanierungsdurchfluss von 1,5&nbsp;m³s<sup>−1</sup> abgelassen.<ref name="Wasserkraftwerk Lipno" /> Nur für Wassersportveranstaltungen und bei Hochwasser wird mehr Wasser abgelassen.
== Bevölkerung ==
[[Datei:Caucasus-ethnic de.svg|thumb|links|Ethno-linguistische Karte der Kaukasusregion und Kalmückiens]]
Die [[Kalmücken]] sind ein [[Mongolen|mongolisches]] Volk, das im frühen [[17. Jahrhundert]] in das Gebiet der unteren [[Wolga]] gelangte. Sie sind das einzige mehrheitlich [[Buddhismus|buddhistische]] Volk in [[Europa]].


Eine weitere bedeutende Minderheit sind die [[Mescheten]] (2010: 3675 Personen). Kleinere Volksgruppen innerhalb der Republik sind die [[Tataren]] (2002: 1076 Personen) und die [[Weißrussen]] (2002: 857 Personen).
== Vorgeschichte ==
Im Gebiet der oberen Moldau befand sich bereits im [[Tertiär (Geologie)|Tertiär]] ein natürlicher See, der etwa 44&nbsp;km lang und 7 bis 22&nbsp;km breit war und der eine Tiefe von 80 bis 100&nbsp;m erreichte. Zwischen der ''Teufelswand'' (tschechisch ''Čertova stěna'') und dem Berg Luč durchbrach dieser See im Tertiär die Felsen, in die er sich seit Jahrtausenden gefressen hatte und schuf beim Durchbruch das [[Flussbett]] der Moldau.


{| class="wikitable" style="text-align: right;"
Dieses Gebiet am Oberlauf der Moldau war bereits in der [[Mittelsteinzeit]] besiedelt, was insgesamt 15 Funde aus den Jahren 1983 bis 1985 am Nordufer des Sees zwischen [[Frymburk nad Vltavou]] (dt. Friedberg, im Folgenden einfach Frymburk genannt) und [[Horní Planá]] (Oberplan) belegen.<ref>Jan Michálek: ''Bemerkungen zur vor- und frühgeschichtlichen Besiedlung jenseits und diesseits des Böhmerwaldes.'' In: ''Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen.'' 6. Treffen, Espelkamp, S. 130–153.</ref><ref>''Mesolithische Besiedlung von Lipno'' (offizielles Informationssystem der Region Český Krumlov) [http://www.ckrumlov.cz/de/region/histor/i_mezoli.htm]</ref> Die heutigen Siedlungen sind schon seit Jahrhunderten deutsches und tschechisches Siedlungsgebiet; Orte wie z.&nbsp;B. Frymburk wurden bereits 1277 erwähnt. Bereits damals nutzten die zahlreichen Holzfäller die Energie des Flusses zum Holzschwemmen. Am Oberlauf der Moldau waren damals [[Mühle]]n und [[Eisenhammer|Hammerwerk]]e weit verbreitet (damals 23), welche ebenfalls den Fluss als Energiequelle nutzten. [[Štěpánek Netolický]], Wasserbauer des Hauses [[Rosenberg (Adelsgeschlecht)|Rosenberg]], legte im Jahr 1530 einen Entwurf vor, der die [[Flößerei|Flößbarmachung]] der oberen Moldau vorsah, um den Holztransport zu vereinfachen. Dieses Vorhaben wurde um 1552 unter Albrecht von Guttstein zwischen [[Vyšší Brod]] und [[České Budějovice]] verwirklicht. So stieg der Umfang des Abholzens und des Flößens in den folgenden Jahrzehnten weiter an und erreichte sein Maximum um 1850. Erst der Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] 1914 sowie die Abtrennung der Märkte durch Ausrufung der [[Tschechoslowakei]] im Jahr 1918 führten zu einem Einbruch beim Holztransport und -verkauf.
|-bgcolor="#e0e0e0"
! rowspan="2" | Volksgruppe
! colspan="2" | VZ 1926
! colspan="2" | VZ 1939
! colspan="2" | VZ 1959
! colspan="2" | VZ 1970
! colspan="2" | VZ 1979
! colspan="2" | VZ 1989
! colspan="2" | VZ 2002
! colspan="2" | VZ 2010 <sup>1</sup>
|-bgcolor="#e0e0e0"
! Anzahl
! %
! Anzahl
! %
! Anzahl
! %
! Anzahl
! %
! Anzahl
! %
! Anzahl
! %
! Anzahl
! %
! Anzahl
! %
|-
| align="left"| [[Kalmücken]]
| 107.026
| 75,6 %
| 107.315
| 48,6 %
| 64.882
| 35,1 %
| 110.264
| 41,1 %
| 122.167
| 41,5 %
| 146.316
| 45,4 %
| 155.938
| 53,3 %
| 162.740
| 57,4 %
|-
| align="left"| [[Russen]]
| 15.212
| 10,7 %
| 100.814
| 45,7 %
| 103.349
| 55,9 %
| 122.757
| 45,8 %
| 125.510
| 42,6 %
| 121.531
| 37,7 %
| 98.115
| 33,6 %
| 85.712
| 30,2 %
|-
| align="left"| [[Darginer]]
| 0
| 0,0 %
| k. Ang.
| ?,?%
| 608
| 0,3 %
| 4.961
| 1,9 %
| 8.590
| 2,9 %
| 12.878
| 4,0 %
| 7.295
| 2,5 %
| 7.590
| 2,6 %
|-
| align="left"| [[Kasachen]]
| 193
| 0,1 %
| 2.711
| 1,2 %
| 8.550
| 4,6 %
| 7.095
| 2,7 %
| 6.132
| 2,1 %
| 6.277
| 1,9 %
| 5.011
| 1,7 %
| 4.948
| 1,7 %
|-
| align="left"| [[Tschetschenen]]
| 0
| 0,0 %
| 10
| 0,0 %
| k. Ang.
| ?,?%
| 4.791
| 1,8 %
| 8.100
| 2,8 %
| 8.239
| 2,6 %
| 5.979
| 2,0 %
| 3.343
| 1,2 %
|-
| align="left"| [[Awaren (Kaukasus)|Awaren]]
| 0
| 0,0 %
| k. Ang.
| ?,?%
| 192
| 0,1 %
| 863
| 0,3 %
| 1.941
| 0,7 %
| 3.871
| 1,2 %
| 2.305
| 0,8 %
| 2.396
| 0,8 %
|-
| align="left"| [[Ukrainer]]
| 14.606
| 10,3 %
| 1.127
| 0,5 %
| 1.589
| 0,9 %
| 3.346
| 1,3 %
| 3.706
| 1,3 %
| 4.069
| 1,3 %
| 2.505
| 0,9 %
| 1.531
| 0,5 %
|-
| align="left"| [[Koreaner]]
| 0
| 0,0 %
| 6
| 0,0 %
| 51
| 0,0 %
| 284
| 0,1 %
| 1.073
| 0,4 %
| 643
| 0,2 %
| 1.049
| 0,4 %
| 1.342
| 0,5 %
|-
| align="left"| [[Deutsche]]
| 2.603
| 1,8 %
| 4.150
| 1,9 %
| 1.547
| 0,8 %
| 5.212
| 1,9 %
| 5.509
| 1,9 %
| 5.586
| 1,7 %
| 1.643
| 0,6 %
| 1.071
| 0,4 %
|-
| align="left"| Andere
| 1.954
| 1,4 %
| 4.551
| 2,1 %
| 4.089
| 2,2 %
| 8.420
| 3,1 %
| 11.799
| 4,0 %
| 13.169
| 4,1 %
| 12.570
| 4,3 %
| 18.808
| 6,5 %
|-
| align="left"| '''Einwohner'''
| 141.594
| 100 %
| 220.684
| 100 %
| 184.857
| 100 %
| 267.993
| 100 %
| 294.527
| 100 %
| 322.579
| 100 %
| 292.410
| 100 %
| 289.481
| 100 %
|-
| align="left" colspan="17"|<sup>1</sup> <small> 5.790 Personen konnten keiner Volksgruppe zugeteilt werden. Diese Leute verteilen sich vermutlich anteilmässig gleich wie die ethnisch zugeschiedenen Einwohner.</small><ref>Bevölkerung der russischen Gebietseinheiten nach Nationalität 2010 (russisch) http://www.gks.ru/free_doc/new_site/population/demo/per-itog/tab7.xls</ref>
|}


Amtssprachen sind [[Kalmückische Sprache|Kalmückisch]] und [[Russische Sprache|Russisch]]. Die Republik ist mit einem Schnitt von 3,7 Einwohner pro Quadratkilometer äußerst dünn besiedelt.
== Erste Planungen ==
[[Datei:Südböhmen; Schwarzbach und Friedberg.jpg|miniatur|Historische Karte (1900) der Region zwischen Oberplan (Horní Planá) und Friedberg (Frymburk)]]


== Geschichte ==
Die Orte am heutigen See berichten in ihren [[Chronik]]en vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, vor allem aber in den Jahren 1740 und 1890, von häufigem Hochwasser und von Überschwemmungen, auch gibt es einige erhaltene Markierungen der Wasserhöhe an Mauern und Felsen.<ref>''Der Bau des Lipno-Stausees'' (offizielles Informationssystem der Region Český Krumlov) [http://www.ckrumlov.cz/de/region/histor/i_stlipr.htm]</ref> Mit dem Jahr 1890, als wieder ein großes Hochwasser die Region heimsuchte, beginnt die eigentliche Geschichte des Stausees. Wenige Jahre später, im Jahr 1892, veröffentlichte der Ingenieur Daniel eine Broschüre, die die Errichtung mehrerer kleiner Staudämme entlang der oberen Moldau und ihrer Nebenflüssen beschrieb, so z.&nbsp;B. bei Frymburk und bei [[Želnava]] (Salnau). Diese sollten zukünftige Überflutungen verhindern. Die Idee setzte sich durch, sodass der Landrat des Königreiches Böhmen über den Bau beriet. 1899 schlug Baurat Jan Jirsík den Bau einiger Stauseen vor, doch bereits nach ersten Verhandlungen zeigte sich, dass die Landwirte, die die fruchtbaren [[Flussaue|Auen]] bewirtschafteten, nicht bereit waren, ihre Grundstücke zu verkaufen – das Projekt geriet wieder in Vergessenheit.
Nach dem Zerfall der [[Goldene Horde|Goldenen Horde]] im 15.&nbsp;Jahrhundert wurde vom kalmückischen Khan der Beitritt Kalmückiens zum [[Zarentum Russland|Russischen Reich]] durch ein Abkommen besiegelt. 1609 wurde das [[Kalmücken-Khanat|Kalmückische Khanat]] gegründet.


''Herrscher der Kalmücken und Torghuud''
Erst ein weiteres Hochwasser im Jahr 1920 führt zu einer erneuten Planung eines oder mehrerer kleiner Stauseen, die in der Lage wären, das Schmelzwasser im Frühling aufzufangen. 1930 gab es dann die ersten konkreten Pläne von Ingenieuren des Landesamtes, die den geplanten Damm in der Nähe von [[Lipno nad Vltavou]] (dt. Lippen, im Folgenden einfach Lipno genannt) platzierten, doch auch dieses Projekt ließ sich nicht verwirklichen; Grund hierfür war die Besetzung [[Reichsprotektorat Böhmen und Mähren|Böhmens und Mährens]] infolge des [[Münchner Abkommen]]s und der Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Die Platzierung bei Lipno, welche in diesen Plänen vorgeschlagen wurde, hatte enorme Vorteile, die zum tatsächlichen Bau des Damms an dieser Stelle wenige Jahre später führen sollten: Das Flussbett befindet sich bei Lipno auf einer Höhe von {{Höhe|705|CZ}}, bei Vyšší Brod auf {{Höhe|560|CZ}} und bei [[Mělník]] an der Elbmündung nur noch bei {{Höhe|155|CZ}}, sodass der erste kurze Abschnitt einen Abfall von 145&nbsp;m hat (bei einer Entfernung von 3,5&nbsp;km Luftlinie und 10 Flusskilometern), während die restlichen 322 Kilometer des Flusses bis zur Elbmündung nur noch um weitere 405 Meter abfallen. Da die Moldau bei Lipno selbst nur einen kleinen Abfall hatte, war die Stelle zum Anstauen gut geeignet. Auch die Zusammensetzung des Baugrunds ([[Gneis]] und [[Granit]]) war ein Vorteil.
* [[Khu Urluk]] 1616–1643
* [[Daichin]] (ca. 1661 abgedankt) und Louzang († 1659)
* Puntsuk
* [[Ayuki]] 1669–1724
* ...
* [[Ubashi Khan|Ubashi]] 1761–1771/5


Zu [[Sowjetunion|Sowjetzeiten]] erhielt Kalmückien am 4. November 1920 den Status einer Autonomen Region und am 22. Oktober 1935 den einer Autonomen [[Oblast]] innerhalb der [[Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik|Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik]] (RSFSR). Unter den Sowjets wurden die Geistlichen und Priester verfolgt, die Tempel (über 100) zerstört. Im [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Deutsch-Sowjetischen Krieg]] wurde der größte Teil Kalmückiens im Juli 1942 von der deutschen Wehrmacht erobert und in der Folge mit Hilfe von [[Prinz Tundotow]] unter anderem ein Kalmückisches [[Kavallerie]]-Korps mit 3000 bis 5000 freiwilligen Kalmücken aufgestellt, das auf Seite der Deutschen kämpfte.<ref>[http://www.zweiter-weltkrieg-lexikon.de/index.php/Waffen-SS/Auslandische-Freiwillige/Zeitungen-und-Zeitschriften-auslandischer-Einheiten-und-Parteien.html Zeitungen-und-Zeitschriften-auslandischer-Einheiten-und-Parteien]</ref><ref>[[Hans Schafranek]], [[Robert Streibel]]: ''22. Juni 1941: Der Überfall auf die Sowjetunion.'' Picus Verlag, Wien 1991, ISBN 3-85452-224-X S. 136</ref> Im Dezember 1942 eroberte die [[Rote Armee]] das Gebiet zurück.
== Errichtung des Damms ==
=== Planung ===
Die Idee, einen Staudamm mit angeschlossenem Kraftwerk zu errichten, kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf, nachdem durch die Vertreibung der [[Sudetendeutsche]]n, die die größte Bevölkerungsgruppe in der Region waren, die Grundbesitzverhältnisse für die Regierung vereinfacht waren, da die Grundstücke dem Staat zufielen. Dabei war eine Studie aus dem Jahr 1948 die Grundlage für die zukünftigen Arbeiten. Grund für den Bau waren vor allem energetische und wasserwirtschaftliche Überlegungen.<ref name="Wasserkraftwerk Lipno">''Wasserkraftwerk Lipno'' (offizielles Informationssystem der Region Český Krumlov) [http://www.ckrumlov.cz/de/region/soucas/i_eleli.htm]</ref> Für die kommunistische Regierung wurde der Staudamm zum Prestigeobjekt, für das per Flugblatt mit dem Motto ''Pomoz stavět Lipno, velikou stavbu socialismu v Čechách''<ref>''Pomoz stavět Lipno, velikou stavbu socialismu v Čechách'' (Flugblatt) [http://www.ckrumlov.cz/obr/region/histor/6791b.jpg]</ref> (dt. „Hilf Lipno zu bauen, einen großen Bau des Sozialismus in Böhmen“) im ganzen Land Arbeiter gesucht wurden. Die vorbereitenden Bauarbeiten begannen bereits im Jahr 1950 mit dem Sprengen und dem Abtransport von Granitfelsen für die projektierte Straße von Frymburk nach Lipno. In den Jahren 1951 bis 1959 wurde dann der Stausee mit zugehöriger Staumauer gebaut.


1943 wurde die Republik aufgelöst. Das gesamte Volk der Kalmücken wurde unter dem Vorwurf der Kollaboration mit den Deutschen in den asiatischen Teil der Sowjetunion deportiert, die Republikhauptstadt [[Elista]] in Stepnoi umbenannt und die Kalmücken aus der Liste der Völker der Sowjetunion entfernt. Nach der Rehabilitierung der Kalmücken wurde die Stadt wieder in Elista umbenannt; am 9. Januar 1957 wurde das Gebiet erneut Autonome Oblast und am 29. Juli 1958 wieder Autonome Republik ([[Autonome Sozialistische Sowjetrepublik|ASSR]]) innerhalb der RSFSR und die Kalmücken kehrten nach Hause zurück.<ref>Isabelle Kreindler ''The Soviet Deportated Nationalities: A Summary and an Update.'' In: Soviet Studies, Bd. 38, Nr. 3, Juli 1986, S. 394&nbsp;f.</ref> Nach Auflösung der UdSSR behielt Kalmückien den Autonomiestatus als Republik innerhalb der Russischen Föderation bei (Föderationsvertrag vom 31. März 1992 mit Russland). Präsident der Republik war von 1993 bis 2010 [[Kirsan Nikolajewitsch Iljumschinow|Kirsan Iljumschinow]]. Das Parlament der Republik nennt sich Volks-[[Chural]], was auf die mongolische Tradition Kalmückiens verweist. Am 24. Oktober 2010 wurde [[Alexei Maratowitsch Orlow|Alexei Orlow]] neues Oberhaupt (Präsident) der Republik Kalmückien.
[[Datei:Moldau.jpg|miniatur|Die Moldau kurz nach dem Zusammenfluss der [[Kalte Moldau|Kalten]] und [[Warme Moldau|Warmen Moldau]] oberhalb des Stausees]]


== Verwaltungsgliederung ==
=== 1951 – vorbereitende Arbeiten ===
Die Republik ist in 13 [[Rajon]]s sowie einen [[Stadtkreis]], den die Hauptstadt Elista bildet, gegliedert. Den Rajons sind insgesamt 2 Stadt- und 112 Landgemeinden unterstellt.
In den ersten Monaten des Jahres 1951 begannen die Arbeiten am Wasserbecken, obwohl zu dieser Zeit die Planung des Projektes noch nicht ganz beendet war. Zunächst errichteten Maurer und Bauarbeiter der Firma ''Pozemní stavby České Budějovice'' in der Nähe der zukünftigen Staumauer Holzhäuser für die Arbeiter, welche später Grundlage der Siedlung Lipno (nach welcher der See auch benannt wurde) werden sollten, sowie Lager, Garagen und Werkstätten. Nun begann man mit dem Abholzen von Wäldern (etwa 550&nbsp;ha) und Alleen, die in der Überschwemmungszone lagen, was in der dicht bewaldeten Region des [[Böhmerwald]]es zu mehreren tausend LKW-Ladungen Holz führte. Des Weiteren wurden Häuser und andere Gebäude abgerissen, welche ebenfalls unter der künftigen Wasseroberfläche gelegen wären. Dies betraf zum Beispiel die Gemeinde Dolní Vltavice (dt. Untermoldau), einen Teil von Horní Planá und Frymburk sowie fast ganz Lipno, ferner wurden zwei Friedhöfe<ref>''Antonín Chlum,'' Ředitelství vodohospodářského rozvoje, Praha: Úpravy ve zdrži vodního díla Lipno, Sonderdruck aus der Zeitschrift ''Vodní hospodářství,'' Nr .9 (1960) (tschechisch), hier zitiert nach [http://www.lipen.banda.cz/clanek/35556/prehrada-lipno-vs.-zanikle-obce]</ref> verlegt. Zahlreiche Zufahrtsstraßen und Wege entstanden, um Baumaterial heranschaffen zu können. Dies alles machte das Moldau-Tal zu einer riesigen Baustelle, welche die angrenzenden Orte teilweise bis zur Unkenntlichkeit veränderte. Des Weiteren fand eine [[Geologie|geologische]] Untersuchung des Untergrundes des zukünftigen Damms statt.<ref name="Wasserkraftwerk Lipno" /><ref name="Rybářství">''Rybářství – Příloha pro předplatitele (XXIII. 50 let ÚN Lipno)'' (Beilage der Zeitschrift ''Rybářství'' zum 50-jährigen Bestehen des Stausees) [http://www.crscb.cz/doc/aktuality/lipno_50_let_priloha.pdf] (PDF-Datei; 7,9&nbsp;MB).</ref>


{| class="wikitable sortable" style="text-align:right;"
=== 1952 bis 1956 – erste Ausbaustufe ===
|-class="hintergrundfarbe6"
[[Datei:MOLDAU1.jpg|miniatur|Mündung der [[Moldau (Fluss)|Moldau]] in den Lipno-Stausee bei [[Nová Pec]] (Neuofen)]]
!<ref group="A">Nummer des Rajons/Stadtkreises (Rajons in alphabetischer Reihenfolge der Namen im [[Russische Sprache|Russischen]])</ref>

!Name
Im Jahr 1952 begann man mit dem Bau des Staudamms am Flusskilometer 329,543. Dazu wurden zunächst entlang der Längsachse des Staudamms zwölf Schächte bis in eine Tiefe von 20 Metern getrieben, bei jedem dieser Schächte fielen etwa 600 Kubikmeter [[Abraum (Bergbau)|Abraum]] an. Der harte Felsen, auf den man dort traf, wurde in weiteren 20 Metern durch die Injektion von [[Zement]]milch soweit gefestigt, dass die Fundamente dort sicher verankert werden konnten. Um ein Unterspülen des Damms zu verhindern, war es nötig, einen [[Caisson]] zu errichten. Dieser Caisson, mit einer Masse von 60&nbsp;t und der Form einer riesigen Schachtel bildet die Basis des heutigen Damms. Nach und nach entfernte man hier mehrere hundert Kubikmeter Abraum, bis der Caisson sich in der gewünschten Tiefe befand, anschließend wurde er mit Beton ausgefüllt (Gesamtmasse 230&nbsp;t).
!Name <br />(russisch)

!Name <br />(kalmückisch)
Das Kraftwerk Lipno I ist als [[Kavernenkraftwerk]] konzipiert. 160 Meter unter dem linken Dammende befindet sich der Maschinenraum, der mit zwei 160&nbsp;m langen [[Schacht (Bergbau)|Druckschächten]] mit einem Durchmesser von 4,5&nbsp;m mit dem See und mit zwei 3,6&nbsp;km langen [[Stollen (Bergbau)|Abflussstollen]] mit einem Querschnitt von 9 mal 8&nbsp;m mit dem Ausgleichsbecken verbunden ist.
!Einwohner<ref name="Einwohner">[http://www.gks.ru/bgd/regl/b10_109/IssWWW.exe/Stg//%3Cextid%3E/%3Cstoragepath%3E::|tabl-23-10.xls Einwohnerzahlen 2010] beim Föderalen Dienst für staatliche Statistik Russlands (Berechnung per 1. Januar; Exceldatei; 562&nbsp;kB)</ref>

!Fläche<br />(km²)
Ab dem 13. Mai 1952 wurden die beiden Abflussstollen von Vyšší Brod aus [[Streckenauffahrung|vorgetrieben]].
!Bevölkerungs-<br />dichte<br />(Ew./km²)

!Stadt-<br />bevölkerung
Im Jahr 1954 wurde der Bau mit einem höheren Tempo fortgesetzt, was auch dadurch möglich war, dass es kaum zu Schwierigkeiten beim Bau kam. Trotz einer verringerten Anzahl von Mitarbeitern und hohen Wasserstands der Moldau kam der Bau gut voran. Die unerwünschten Fluten eines Hochwassers konnten abgeleitet werden, sodass ein normaler Betrieb gewährleistet war. Die Fertigstellung des nahegelegenen Betonwerks begünstigte die Arbeiten weiter. Besonders intensiv arbeitete man am Durchbruch der beiden Stollen, welche Mitte Juli bereits eine Gesamtlänge von 1300&nbsp;m erreichten. Im Herbst des Jahres begann man das neue Flussbett der Moldau zu betonieren.
!Land-<br />bevölkerung

!Verwaltungssitz
Am 30. Dezember 1955 um 02:30 Uhr wurde die Moldau in ihr neues Flussbett umgeleitet. Außerdem begann man in diesem Jahr mit dem Vortrieb der Gegenstollen von Lipno aus, um die Arbeiten zu beschleunigen.
!Anzahl<br />Stadt-<br />gemeinden

!Anzahl<br />Land-<br />gemeinden
Am 10. Januar 1956 kurz vor Mitternacht kam es zum [[Durchschlag (Bergbau)|Durchschlag]] der beiden Stollen, welche von Vyšší Brod und von Lipno vorangetrieben wurden. Die Arbeiten verliefen so präzise, dass es trotz der Gesamtlänge von 3,6&nbsp;km zu keiner nennenswerten Abweichung der beiden Stollen kam.
! class="unsortable" | Lage

|-class="unsortable hintergrundfarbe5"
=== 1957 bis 1960 – abschließende Arbeiten sowie Bau und Inbetriebnahme des Kraftwerks ===
| style="text-align:center" | I || style="text-align:left" | [[Elista]]<ref group="A">Stadtkreis</ref> || style="text-align:left" | Элиста || style="text-align:left" | Элст || 106.966 || 208 || 514 || 103.053 || 3.913 || style="text-align:left" | &nbsp; || style="text-align:center" | 1 || style="text-align:center" | 4 || [[Datei:Location of Elista (Kalmykia).svg|80px]]
Mitte Januar 1957 begann der Bau des unterirdischen Kraftwerks. Der Granitfels wurde gebrochen und die so entstandene Höhle (Innenmaße 60&nbsp;x 22&nbsp;x 38&nbsp;m) anschließend ausbetoniert. Der Bau am Lipno II kam ins Stocken durch die Überschwemmungen im Jahr 1955, die das Ausgleichsbecken mit 800 Kubikmetern Sand und Schlamm füllten. Trotzdem wurde Anfang Oktober der Gewichtsblock des Beckens fertiggestellt und mit 25000 Kubikmetern Beton gefüllt. Dann sperrte man das Tal mit einem 11,5&nbsp;m hohen [[Wehr (Wasserbau)|Schüttwehr]] und installierte die erste Turbine, die bereits im Frühjahr 1957 in Betrieb ging. Im Herbst des Jahres war der Damm fertiggestellt.

[[Datei:Lipno nad Vltavou, přehradní hráz, elektrárna.JPG|miniatur|Oberirdischer Teil des Kraftwerks Lipno I, photographiert von der Staumauer]]

Anfang des Jahres 1958 begann man mit der Installierung der Maschineneinrichtung der beiden [[Kraftwerksblock|Kraftwerksblöcke]] in der Kaverne. Die Bauherren erwarteten, dass der Damm bereits in diesem Jahr das Frühjahrshochwasser würde auffangen können, daher rechnete man damit, ab 1. März die Moldau anzustauen. Aus diesem Grunde wurden nun beschleunigt die letzten Objekte abgerissen, die noch in der Überschwemmungszone standen, wie z.&nbsp;B. einige Brücken über die Moldau. Die Absicht, den Stausee langsam zu füllen, um die Staumauer nicht gleich voll zu belasten konnte allerdings aufgrund von früh und stark einsetzender Schneeschmelze nicht realisiert werden. So kam es, dass bereits am 17. Februar der Wasserstand bei {{Höhe|715.15|CZ}} lag und sich 12,5 Millionen Kubikmeter Wasser stauten. Die Wehre wurden geöffnet, um den Damm wenigstens anfangs noch zu entlasten. Bis zum 20. Februar stieg der Wasserpegel auf {{Höhe|716.35|CZ}} an, als das Ende der Schneeschmelze im Einzugsgebiet erreicht war, lag der Wasserpegel bei {{Höhe|717.40|CZ}}, es kam allerdings trotz der verfrühten Belastung zu keinen nennenswerten Problemen. Am 26. Juni 1958 schließlich wurde der letzte Block des Damms auf Straßenniveau betoniert. Somit wurde der Sommer 1958 zur ersten Urlaubssaison am Lipnostausee.

Anfang August wurde Kraftwerksblock 2 zur Montage übergeben. Am 1. September wurde dann der erste Teil der [[Francis-Turbine]] (mit einem Gewicht von dreißig Tonnen) in die Kaverne befördert, am 24. Oktober schließlich folgte die Einbetonierung von Block 1.

Am 15. Juli 1959 um 17:55 Uhr fand der erste Probelauf des elektrischen Systems statt. Am 7. Dezember ging die andere Turbine ans Netz. Nach diversen Testläufen ging Turbine zwei am 13. August 1959 und Turbine eins am 5. Januar 1960 in den Regelbetrieb. Seit dieser Zeit haben die beiden Turbinen von Lipno I und die Turbine von Lipno II insgesamt 6012 GWh Energie erzeugt (Stand 2000).

=== Reparaturen im Jahr 2004 ===
[[Datei:Lipno lossi large.jpg|miniatur|Vollbesetzte Fähre über den See während der Bauarbeiten im Sommer 2004]]
[[Datei:Lipno nad Vltavou, přehradní hráz.JPG|miniatur|links|Die erneuerte Fahrbahn im Jahr 2006]]

Von Juli bis November 2004 erneuerte die Firma ''Stavby silnic a železnic, a. s.'' die gesamte Fahrbahn auf dem Damm. Dazu musste die Straße komplett gesperrt und samt Bürgersteig und Geländer abgetragen werden. Dabei musste besonders darauf geachtet werden, dass keine Asphaltreste etc. in den See stürzen, da sich dieser in einem Naturschutzgebiet befindet.<ref>''Vodní dílo Lipno I, oprava koruny hráze'' (Bauarbeiten am Damm im Jahr 2004 durch SSŽ) [http://www.eurovia.cz/cs/reference/570-vodni_dilo_lipno_i_oprava_koruny_hraze]</ref> Während dieser Vollsperrung kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen, da statt dieser Hauptverkehrsachse Umgehungsstraßen und Fähren genutzt werden mussten. Die Arbeiten wurden erfolgreich und planmäßig im November beendet.

== Biotop „Stausee Lipno“ ==
=== Zuflüsse ===
Neben der Moldau fließen zahlreiche kleine Bäche in den Stausee, die teilweise nur wenige Kilometer lang sind. Dies sind zum Beispiel: Jezerní potok, Novopecký potok, Huťský potok, Pestřice, Ježová, Výtoňský potok, Lidový potok, Kvildský potok, Olšinka (dt. „Olschenbach“), Vydří potok, Zelenohorský potok, Račí potok, Kubohuťský potok, Kaplický potok, potok Volarský, Chlumský potok, Korunáč, Uhlíkový potok, Pernecký potok, Slatinka, Ostřice, Olšina, Lukavský potok, Černý potok, Náhlovský potok, Slupečný potok.<ref>[http://aladdin.borec.cz/pages/sumava/vodstvo.htm ''Vodstvo'' (dt. „Gewässer“)]</ref> In diesen Zuflüssen ist das Angeln ganzjährig verboten.<ref>[http://www.cernavposumavi.cz/index.php?option=com_content&view=article&id=223&Itemid=144 ''Rybaření'' (Internetauftritt der Stadt Černá)]</ref>

=== Wasserqualität ===
Der Stausee hat eine instabile [[Temperaturschichtung]], ist bei einer Sichttiefe von 1,3 bis 1,8&nbsp;m<ref name="Studie" /> [[Eutrophierung|eutroph]] und hat einen wiederkehrenden [[Cyanobakterien|Blaualgenbefall]]. Charakteristisch sind niedrige NO₃-N Werte (siehe [[Nitrat]]) im Sommer von etwa 0,1 bis 0,5&nbsp;mg/l in der gesamten Wassersäule.<ref name="Gewässerschutzseminar" /> Die Eutrophie des Gewässers begann frühestens nach 1968,<ref name="Zeitschriftenartikel" /> spätestens aber in den 1980er Jahren. Dies ist vor allem durch Abwässer zu erklären, die übermäßig viel [[Phosphor]] beinhalten, was wiederum zu übermäßiger [[Chlorophyll]]produktion führt. In den 1990er Jahren wurden zwar zahlreiche Klärwerke errichtet, die die Zufuhr von Phosphor in den See verringerten, jedoch verbesserte sich dadurch die Trophie kaum.<ref name="Zeitschriftenartikel" /><ref>''Hodnocení koncepce regionální operační program NUTS II Jihozápad na období 2007–2013'' (Bekanntmachung der tschechischen Umweltinformationsagentur 2006; tschechisch) ([http://www.ceu.cz/EIA/SEA/Koncepce/..%5Cuploads%5CMZP024K%5Coznameni.doc DOC-Datei])</ref> Um die Trophie des Sees besser zu verstehen und verbessern zu können, beschäftigten sich zahlreiche Studien (vgl.<ref name="Studie">''Odborná podpora k přípravě prováděcích předpisů zákona 254/2001 Sb.'' (Studie im Auftrag des tschechischen Umweltministeriums, 2006; [http://www.sovak.cz/diskuse/doc/analyzadopadu.pdf PDF-Datei, 3,8&nbsp;MB;] tschechisch)</ref><ref name="Gewässerschutzseminar">''12. Magdeburger Gewässerschutzseminar'' (Bericht des Seminars in Český Krumlov, 2006; [http://www.ufz.de/data/Tagungsband_12MGS5211.pdf PDF-Datei, 4,9&nbsp;MB;] tschechisch, englisch)</ref><ref name="Zeitschriftenartikel" />) mit dem Thema. Dabei stellte sich heraus, dass in den 1990er Jahren vor allem die Landwirtschaft mit 35 bis 68 Prozent und die Gemeindeabwässer mit 21 bis 42 Prozent für den hohen Phosphorgehalt verantwortlich waren. Als Lösung wird eine stärkere Klärung der Abwässer angesehen.<ref name="Zeitschriftenartikel">''Scénářová studie pro snížení eutrofizace nádrže Lipno'' (Zeitschriftenartikel: Hejzlar J et al: Scénářová studie pro snížení eutrofizace nádrže Lipno; Aktuality Šumavského výzkumu, 2006, 87–90; PDF-Datei, 70&nbsp;KB; tschechisch) [http://www.npsumava.cz/storage/87_90.pdf] (PDF-Datei; 69&nbsp;kB)</ref><ref>''Charakteristika krajů'' (Ireas, Institut für Strukturpolitik; PDF-Datei, 1,8&nbsp;MB; tschechisch) [http://www.ireas.cz/download/projekty/www_dns/priloha13c.pdf] (PDF-Datei; 1,8&nbsp;MB)</ref> Neuere Daten deuten, nach einem starken Anstieg in den Jahren 2001 und 2002, auf ein Absinken der Chlorophyll-a-Konzentration hin.<ref name="Rybářství" /><ref>[http://www.lipnoweb.cz/voda/podklady/hejz.pdf ''www.lipnoweb.cz'' (Wasserqualität)] (PDF-Datei; 400&nbsp;kB)</ref> Trotz dieser Probleme kann aus dem See [[Trinkwasser]] gewonnen werden, sowohl Oberflächenwasser, als auch [[Grundwasser]], was auch an mehreren Stellen geschieht.<ref>[http://www.estudanky.cz/vyber-studanek ''Quellen im Jihočeský kraj'' (Suchmaschine estudanky.cz)]</ref>

=== Flora und Fauna ===
[[Datei:Elgportraet han (Alces alces).jpg|miniatur| Seit einigen Jahrzehnten gibt es auch wieder Elche in der Region]]

Den See umgeben große [[Gemeine Fichte|Fichtenwälder]], zahlreiche [[Sumpf|Sümpfe]] sowie größere landwirtschaftliche Nutzflächen. Diese Landschaften bieten zahlreichen Tieren ein Zuhause. Darunter sind zahlreiche Schmetterlingsarten, wie z.&nbsp;B. das [[Tagpfauenauge]], [[Saateule]]n und der [[Kleiner Fuchs|Kleine Fuchs]]. Weitere Insekten sind z.&nbsp;B. verschiedene [[Laufkäfer]] und [[Bockkäfer]]. Weiterhin anzutreffen sind [[Wachtelkönig]], [[Braunkehlchen]], [[Neuntöter]], [[Birkhuhn]], [[Wanderfalke]]n, [[Rebhuhn (Art)|Rebhühner]], [[Spechte]], [[Eulen]], der [[Uhu]] und der [[Seeadler (Art)|Seeadler]]. Zu den Säugetieren zählen unter anderem [[Feldmaus]], [[Birkenmaus]], [[Fledermäuse]], [[Hirsche]], [[Reh]]e, [[Wildschwein]]e, [[Rotfuchs|Fuchs]], [[Baummarder|Edelmarder]], [[Europäischer Dachs|Dachs]], [[Eurasischer Luchs|Luchs]] sowie seit einiger Zeit auch der europäische [[Elch]] in den Wäldern bei Svatý Tomáš (dt. „St. Thomas“). Im See selbst gibt es [[Karpfen]], [[Hechte]], [[Zander]], [[Forelle]]n, [[Bachsaibling]]e, [[Peledmaräne]], [[Silberkarpfen]], [[Flussbarsch]]e und [[Wels (Fisch)|Welse]], außerdem [[Flusskrebse]] und [[Flussperlmuschel]]n, die aber stark gefährdet sind.<ref>''Fauna in der Region Český Krumlov'' (offizielles Informationssystem der Region Český Krumlov) [http://www.ckrumlov.cz/de/region/soucas/i_fauna.htm]</ref>

[[Datei:GemeineFichte.jpg|miniatur|Die Wälder bestehen zu einem Großteil aus Fichten]]

Die Wälder bestehen zu einem großen Teil aus Fichten, aber auch [[Buchen]], welche die ursprüngliche Vegetation sind. Weiterhin findet man hier das [[Großes Windröschen|Große Windröschen]], die [[Schopfige Kreuzblume]], [[Edel-Gamander]], [[Trauben-Gamander]], drei Arten von [[Waldvöglein]], [[Riedgras]], Trauben-[[Pippau]], [[Salbei]], [[Johanniskräuter]], [[Heidekräuter|Heidekraut]] (vor allem bei der Teufelswand und dem Berg Luč) sowie [[Steinkräuter]], [[Blasser Schafschwingel|Blassen Schafschwingel]] und [[Berglauch]].<ref>''Flora in der Region Český Krumlov'' (offizielles Informationssystem der Region Český Krumlov) [http://www.ckrumlov.cz/de/region/soucas/i_flora.htm]</ref>

=== Klima ===
Die klimatischen Verhältnisse am See sind etwas anders als die im Bezirk Český Krumlov. Charakteristisch ist hier vor allem der kurze Sommer, der zudem kühl und feucht ist. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen hier bei etwa 5 bis 5,5&nbsp;°C,<ref name="www.idnes.cz" /><ref name="Klimaverhältnisse" /> also rund 2&nbsp;°C niedriger als im Umland.<ref name="Klimaverhältnisse " /> Die höchsten Temperaturen werden im Juli erreicht, mit durchschnittlich 15&nbsp;°C, im Umland 17&nbsp;°C.<ref name="Klimaverhältnisse " /> Die Niederschläge fallen um rund 25 Prozent höher aus als in Budweis.<ref name="www.idnes.cz" /> Sommertage (Tage, an denen die Temperatur mindestens 25&nbsp;°C erreicht) gibt es in wärmeren Zonen des Bezirks Český Krumlov jährlich durchschnittlich 38, in der Umgebung des Sees 34. Frosttage (Tage, an denen die Temperatur unter 0&nbsp;°C sinkt) gibt es durchschnittlich 120, in der Umgebung des Sees sind es 150 jährlich.<ref name="Klimaverhältnisse ">''Klimaverhältnisse in der Region Český Krumlov'' (offizielles Informationssystem der Region Český Krumlov) [http://www.ckrumlov.cz/de/region/soucas/i_klipom.htm]</ref>

== Der See als Grenzgebiet ==
Die nach 1945 zum großen Teil entvölkerten Orte entlang der neuen Grenze Österreich-[[Tschechoslowakei|ČSSR]] wurden von der [[Kommunismus|kommunistischen]] Regierung kurz nach Kriegsende zum militärischen Sperrgebiet erklärt, viele Dörfer verfielen oder wurden zerstört (siehe dazu auch: [[Truppenübungsplatz Boletice]]). Dies führte dazu, dass nach der Entstehung des Stausees das rechte Ufer bis auf einige Ausnahmen bei [[Přední Výtoň]] nicht betreten werden durfte. Ebenso war es verboten, die Mitte des Sees in Richtung Österreich zu überqueren; Militär und Grenzpolizei kontrollierten dies streng. Trotzdem gelang es mehreren Menschen über die ''grüne Grenze'' nach Österreich zu fliehen, unter anderem in der Rakovská-Bucht am rechten Ufer des Sees, da das Ufer bereits österreichisches Territorium ist. Für den Ernstfall, womit auch der Kriegsfall gemeint war, gab es bereits seit 1961 den Plan, den Stausee Lipno beschleunigt um zwei Drittel zu leeren, um Truppen schneller auf die andere Uferseite bringen zu können, ähnliche Pläne gab es für weitere Stauseen der Moldau-Kaskade. Außerdem sollte das Militär den Zugang zur Moldau und zu sämtlichen Gewässern der Moldau-Kaskade kontrollieren. Nach denselben Plänen sollte der Staudamm zerstört werden, bevor er dem Feind in die Hände fällt.<ref>Politické byro ústředního výboru KSČ: [http://www.praguecoldwar.cz/kaskada.htm ''Možnost výroby 9 těžkých mostových souprav v r. 1961''] (tschechisch)</ref><ref>Petr Luňák: ''Plánování nemyslitelného: československé válečné plány 1950–1990;'' Ústav pro Soudobé Dějiny AV ČR, 2007 („Die Planung des Undenkbaren: tschechoslowakische Kriegspläne 1950–1990“) (tschechisch)</ref>

Besonderes Aufsehen erregte 1975 der Fall Barry Meeker. Der US-amerikanische Pilot flog im Auftrag Heinz Heidrichs, der 1973 aus der [[DDR]] geflohen war, dreimal mit einem Hubschrauber ([[Bell 206|Bell 206 JetRanger]]) im Tiefflug über die Grenze der ČSSR (am 17. August 1974 sowie am 15. und 17. August 1975). Er landete bei Dolní Vltavice, einem Ortsteil von Černá, und brachte bei diesen drei Flügen neun DDR-Flüchtlinge, die größtenteils Verwandte und Bekannte Heidrichs waren, nach Westdeutschland. Der dritte Flug am 17. August 1975 gelang nicht wie geplant, da sich in der Nähe des vorgesehenen Landeplatzes zufälligerweise Grenzsoldaten bei Bauarbeiten befanden. Diese Soldaten beschossen den Hubschrauber und hinderten zwei Personen an der Flucht.<ref name="cs-magazín">Český a slovenský zahraniční časopis: ''[http://www.cs-magazin.com/index.php?a=a2004091045 Střelba na hranici]'' (2004) – (tschechisch)</ref> Durch die Schüsse verletzt und mit beschädigtem Hubschrauber landete Meeker wenig später am Krankenhaus in [[Traunstein]], für das er seit eineinhalb Jahren als Rettungsflieger arbeitete.<ref>Rosenheimer Nachrichten: ''[http://www.rosenheimer-nachrichten.de/zet_report_373_8259.html Barry Meeker brachte den Kalten Krieg nach Traunstein]'' (vom 24. August 2005)</ref><ref>Time Magazine: ''[http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,947161,00.html The Copter Caper]'' (vom 1. September 1975, englisch)</ref> Dieser spektakuläre Vorfall ging durch die internationale Presse. So berichteten unter anderem [[Der Spiegel]], das [[Time|Time-Magazine]] und [[The Economist]], aber auch das Parteiblatt der [[Komunistická strana Československa|KSČ]], [[Rudé Právo]] darüber.<ref name="cs-magazín" /> Im Jahr 1976 veröffentlichte das ZDF eine dreißigminütige Dokumentation mit dem Titel ''Barry Meeker oder Ich war bloß der Pilot,''<ref>www.zdf.de: ''[http://www.zdf-jahrbuch.de/2002/programmchronik/3sat/spielfilme.htm Vor 30 Jahren – Barry Meeker]''</ref> im Jahr 2008 veröffentlichte das [[Česká televize|tschechische Fernsehen]] eine 10-minütige Reportage mit Zeitzeugen.<ref>ČT1: ''[http://www.youtube.com/watch?v=XKSYROaw96M Lipno 1975 – Barry Meeker]''</ref>

Nach der [[Samtene Revolution|Wende im Jahr 1989]] löste man das Sperrgebiet 1991 auf und begann das Gebiet touristisch zu erschließen. So gesehen erwies sich das Sperrgebiet sogar als Glücksfaktor für die heutige Nutzung, da dort die kaum berührte Natur sehr gut erhalten ist.<ref>Vojtěch Vyhnálek: ''[http://www.npsumava.cz/storage/p_biopruzk.doc Přírodní památka Pestřice – Biologický průzkum,]'' 2005 (tschechisch) (DOC-Datei; 53&nbsp;kB)</ref>

== Nutzung des Stausees ==
=== Die Rolle des Stausees bei Hochwasser ===
[[Datei:Lipenská přehrada.JPG|miniatur|Geöffnete Wehre des Stausees Lipno während des Hochwassers 2002]]

Der Stausee dient der [[Hochwasserregulierung]] an der Moldau oberhalb von Prag. An deren Oberlauf, am Rand der Mittelgebirge, fällt besonders viel [[Niederschlag]] (siehe Abschnitt „klimatische Besonderheiten“). Da Moldau und Elbe am Zusammenfluss ähnliche Durchflussmengen aufweisen, ist die Regulierung bis zum Oberlauf der Elbe spürbar (siehe hierzu auch: [[Hochwasserschutz in Dresden]]).

So wie andere Stauseen im damaligen Überschwemmungsgebiet konnte der Lipno-Stausee einen Teil des [[Elbhochwasser 2002|Hochwassers im August 2002]] abhalten und damit Städte wie Český Krumlov, České Budějovice und Prag zunächst entlasten. Allerdings warfen diverse Zeitungen im weiteren Verlauf den Betreibern des Kraftwerks vor, sie hätten nicht genug Wasser abgelassen, als für den 11. und 12. August weitere Regenfälle vorhergesagt waren. Vorwürfe wurden vor allem laut gegen Zdeněk Zídek, da er zugleich Verwalter des Staudamms, Verwalter des Hafens in Lipno (in dem zahlreiche Segelboote vor Anker lagen) und Bürgermeister von Lipno ist. Man warf ihm einen Interessenkonflikt vor, doch waren diese Behauptungen nicht haltbar. Eine Untersuchung des tschechischen Umweltministeriums aus dem Jahr 2003 entdeckte keine gravierenden Mängel bei der Bewältigung des Hochwassers.<ref>''Zpráva ČHMÚ, 2002: Vyhodnocení katastrofální povodně v srpnu 2002. 1.Etapa, Meteorologické příčiny katastrofální povodně v srpnu 2002 a vyhodnocení extremity příčinných srážek, koordinátor I. etapy J. Strachota, vydal ČHMÚ'' (Studie des Umweltministeriums der Tschechischen Republik)</ref>

[[Datei:Motivační-foto-2.jpg|miniatur|Bei Niedrigwasser sieht man Baumstümpfe, Überreste der bei der Anlage des Sees gerodeten Bäume]]

Seit diesem Hochwasser ist der Pegel des Sees ständig um ein bis zwei Meter abgesenkt, sodass mehr Spielraum vorhanden ist, auch größere Wassermengen aufzunehmen. Als im Jahr 2004 zusätzlich Wasser abgelassen wurde, um eine Rafting-Meisterschaft auf der Moldau durchführen zu können, führte dies dazu, dass einige Objekte aus dem Wasser auftauchten, die dort seit fast 50 Jahren versunken waren, wie z.&nbsp;B. Schienen und der ehemalige Bahnhof von [[Horní Planá]].<ref>[http://www.cd.cz/old/TCD2004/4_2lipno.htm ''Tratě, které „utopilo“ lipenské přehradní jezero''] (Artikel der tschechischen Bahnen, mit Foto und Karte der Region, bevor es den See gab (tschechisch))</ref> Eben durch diese Absenkung hatte der See im Jahr 2006 eine Reserve von 127,7 Millionen&nbsp;m³,<ref>[http://www.enviweb.cz/clanek/voda/58110/zprava-o-povodnove-situaci-ktera-byla-predlozena-vlade-30-3-2006-23-30-hod ''Zpráva o aktuálním vývoji povodňové sitauce na území ČR''] (Bericht des Umweltministeriums der Tschechischen Republik aus dem Jahr 2006)</ref> wodurch er den Wasserstand der Moldau beim [[Elbhochwasser 2006|Hochwasser desselben Jahres]] soweit regulieren konnte, dass die Überschwemmungen nicht so schlimm ausfielen, wie zunächst befürchtet.

=== Elektrizitätserzeugung ===
Zur ursprünglichen wirtschaftlichen Nutzung des Stausees zählt die Energiegewinnung mittels des angestauten Wassers. Das Speicherkraftwerk Lipno I hat eine Leistung von 120 Megawatt und kann bei Bedarf innerhalb von drei Minuten hochgefahren werden. Durch einen erhöhten Wasserabfluss kann auch Einfluss genommen werden auf die Stromproduktion weiterer Kraftwerke stromabwärts, darunter unter anderem das Laufwasserkraftwerk Lipno II, welches bis zu 1,5 Megawatt liefert. Diese beiden Kraftwerke des tschechischen Energiebetreibers [[ČEZ]] versorgen den Großraum Lipno mit Strom.

=== Trink- und Brauchwasseraufbereitung ===
Das Seewasser wird an mehreren Stellen als Grund- und Oberflächenwasser gewonnen, aufbereitet und dann als Trink- oder Brauchwasser genutzt. Dies geschieht unter anderem in Hůrka (Ortsteil von Černa), Lipno, Loučovice und Plískov. Von hier aus werden die Orte rund um den See, aber auch die landwirtschaftlichen Betriebe mit Wasser versorgt. Allerdings gibt es kein Leitungssystem für die gesamte Region, daher versorgen sich zahlreiche Haushalte und ganze Orte aus privaten Brunnen mit Wasser.

=== Fischzucht ===
Die Fischzucht im Lipnostausee beschränkt sich fast ausschließlich auf das Aussetzen von mehreren tausend Fischen jährlich (Details im Abschnitt Tourismus). Allerdings gab es in den 1990er Jahren Versuche, Fische zu züchten. Dazu wurden an der Mündung des Schwarzbachs (Černý potok) in den See Reusen angelegt, in denen von 1991 bis 1995 Forellen gezüchtet wurden. Diese Zucht trug mit 2 bis 6 % erheblich zur Phosphorbelastung des Gewässers bei (siehe Abschnitt Wasserqualität).<ref name="Zeitschriftenartikel" />

=== Tourismus ===
[[Datei:Marina Lipno.jpg|miniatur|Marina und Feriendorf Lipno]]

{{Balkendiagramm
| title = Wassertemperatur (°C)<ref>Počasí na Lipně: [http://www.lipensko.org/lipno_pocasi.php „Durchschnittliche Wassertemperatur des Stausees an der Staumauer in einer Tiefe von 2 Metern“] (tschechisch)</ref>
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}}

Der See, seit den 1960er-Jahren bis zur Wende 1989 eines der beliebtesten Reiseziele [[Böhmen]]s, ist heute mit seinen zahlreichen touristischen Angeboten der bedeutendste Wirtschaftsfaktor der Region und nicht nur mehr Reiseziel tschechischer Urlauber, sondern auch deutscher, österreichischer und niederländischer Touristen. Dies mag einerseits an der Natur liegen, die vor allem am rechten Ufer noch sehr gut erhalten ist, aber auch daran, dass die Region touristisch sehr gut erschlossen ist. So lässt sich hier z.&nbsp;B. wandern, Rad fahren (es gibt einen Radweg rund um den See), campen, rudern, baden, schwimmen, segeln oder surfen. Aufgrund der guten Verhältnisse finden hier schon seit den 1960er-Jahren internationale Kajak- und Segelwettbewerbe statt. Motorbootfahren ist auf dem See verboten, davon ausgenommen sind weniger als zehn Schiffe, unter anderem ein Polizeischiff, die zwei Rundfahrtschiffe und Motorboote der ''Rosenberger Lipno-Line'' (Linienschifffahrt) sowie drei Fähren in Frymburk, Dolní Vltavice und Horní Planá. Beliebt ist auch die unbewohnte, 2&nbsp;km vom Ufer entfernte und 150&nbsp;x 200&nbsp;m große Insel Tajvan (seltene tschechische Schreibweise für [[Taiwan (Insel)|Taiwan]]; in der Nähe von Černá gelegen). Die bewaldete Insel hat zwar keine Sehenswürdigkeiten, wird aber von Anglern und [[Geocaching|Geocachern]] genutzt und ist bequem per Boot zu erreichen. Eine der neuesten Attraktionen ist eine 400&nbsp;m von der Staumauer entfernte kleine Insel, auf der Kaninchen ausgesetzt wurden.<ref>http://www.idnes.cz: [http://budejovice.idnes.cz/prehrada-lipno-ma-novou-atrakci-ostrov-plny-kraliku-fyx-/budejovice-zpravy.asp?c=A100908_145448_budejovice-zpravy_pp ''Přehrada Lipno má novou atrakci, ostrov plný králíků''] – Artikel der Zeitung iDnes (tschechisch).</ref>

Wichtig für den Tourismus ist auch der Fischreichtum<ref name="Rybářství" /> im See, der zahlreiche Touristen anlockt, die häufig nur zum Angeln kommen. Daher werden hier jährlich Fische im Wert von rund 4–4,5 Millionen [[tschechische Krone|tschechischen Kronen]], darunter rund 60.000 Ein-Kilogramm-[[Karpfen]], ausgesetzt, aber auch Zander, Hechte und Forellen,<ref name="www.idnes.cz">''www.idnes.cz'' (Interviews mit Meteorologen, Rettungsschwimmern und dem Anglerverband) [http://sport.idnes.cz/sporty.asp?r=sporty&c=2000M153s04B]</ref> was ausschließlich durch den Verkauf von Angelscheinen, die es in jeder größeren Ortschaft gibt, finanziert wird. Dies waren namentlich:<ref>Jihočeský územní svaz Českého rybářského svazu: [http://www.crscb.cz/main.php?lang=cs&menu_id=54 ''Nasazení údolní nádrže Lipno v roce 2005''] – Südböhmischer Anglerverband: Besatz des Stausees Lipno im Jahr 2005 (tschechisch).</ref><ref>Jihočeský územní svaz Českého rybářského svazu: ''[http://www.crscb.cz/main.php?lang=cs&menu_id=48 Nasazení ÚN Lipno v roce 2006]'' – Südböhmischer Anglerverband: Besatz des Stausees Lipno im Jahr 2006 (tschechisch).</ref><ref>Jihočeský územní svaz Českého rybářského svazu: ''[http://www.crscb.cz/main.php?lang=cs&menu_id=42#vezirek_4 Komentář k nasazení ÚN Lipno v roce 2007 v porovnání na rok 2006]'' – Südböhmischer Anglerverband: Kommentar zum Besatz des Stausees Lipno im Jahr 2007 im Vergleich zum Jahr 2006 (tschechisch).</ref>

{| class="wikitable" style="text-align:right;"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Fisch || [[Karpfen]] || [[Schleie]] || [[Hechte|Hecht]] || [[Zander]] || [[Wels (Fisch)|Wels]] || [[Regenbogenforelle]] || [[Flussbarsch]] || [[Quappe]]
|-
|-
| style="text-align:center" | 1 || style="text-align:left" | [[Rajon Gorodowikowsk|Gorodowikowsk]] || style="text-align:left" | Городовиковский район || style="text-align:left" | Башнтан район || 17.268 || 1.099 || 15,7 || 9.480 || 7.788 || style="text-align:left" | [[Gorodowikowsk]] || style="text-align:center" | 1 || style="text-align:center" | 6 || [[Datei:Location of Gorodovikovsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| style="text-align:left;" | Anzahl (2007)
| 67.396
| 10.300
| 107.765
| 142.000
| 0
| 11.150
| 0
| 405.000
|-
|-
| style="text-align:center" | 2 || style="text-align:left" | [[Rajon Iki-Burul|Iki-Burul]] || style="text-align:left" | Ики-Бурульский район || style="text-align:left" | Ик Бурла район || 11.065 || 6.363 || 1,7 || – || 11.065 || style="text-align:left" | [[Iki-Burul]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 13 || [[Datei:Location of Iki-Burulsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| style="text-align:left;" | Gesamtgewicht (kg) (2007)
| 91.670
| 1.217
| k.&nbsp;A.
| k.&nbsp;A.
| 0
| 4.500
| 0
| k.A.
|-
|-
| style="text-align:center" | 12 || style="text-align:left" | [[Rajon Jaschalta|Jaschalta]] || style="text-align:left" | Яшалтинский район || style="text-align:left" | Яшлтан район || 16.676 || 2.416 || 6,9 || – || 16.676 || style="text-align:left" | [[Jaschalta]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 11 || [[Datei:Location of Yashaltinsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| style="text-align:left;" | Anzahl (2006)
| 62.996
| 5.400
| 93.260
| 44.000
| 0
| 5.200
| 1.300
| 0
|-
|-
| style="text-align:center" | 13 || style="text-align:left" | [[Rajon Jaschkul|Jaschkul]] || style="text-align:left" | Яшкульский район || style="text-align:left" | Яшкулин район || 14.519 || 11.669 || 1,2 || – || 14.519 || style="text-align:left" | [[Jaschkul]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 13 || [[Datei:Location of Yashkulsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| style="text-align:left;" | Gesamtgewicht (kg) (2006)
| 82.690
| 925
| 570
| k.&nbsp;A.
| 0
| 3.700
| 130
| 0
|-
|-
| style="text-align:center" | 11 || style="text-align:left" | [[Rajon Justa|Justa]] || style="text-align:left" | Юстинский район || style="text-align:left" | Юстан район || 10.312 || 7.996 || 1,3 || – || 10.312 || style="text-align:left" | [[Zagan Aman]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 7 || [[Datei:Location of Yustinsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| style="text-align:left;" | Anzahl (2005)
|-
| 75.475
| style="text-align:center" | 3 || style="text-align:left" | [[Rajon Kettschenery|Kettschenery]] || style="text-align:left" | Кетченеровский район || style="text-align:left" | Көтчнрә район || 10.379 || 6.548 || 1,6 || – || 10.379 || style="text-align:left" | [[Kettschenery]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 9 || [[Datei:Location of Ketchenerovsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| 2.200
| 475
| 102.000
| 800
| k.&nbsp;A.
| 0
| 0
|-
|-
| style="text-align:center" | 4 || style="text-align:left" | [[Rajon Lagan|Lagan]] || style="text-align:left" | Лаганский район || style="text-align:left" | Лаганя район || 19.189 || 4.685 || 4,1 || 13.770 || 5.419 || style="text-align:left" | [[Lagan (Kalmückien)|Lagan]] || style="text-align:center" | 1 || style="text-align:center" | 4 || [[Datei:Location of Lagansky District (Kalmykia).svg|80px]]
| style="text-align:left;" | Gesamtgewicht (kg) (2005)
|-
| 91.280
| style="text-align:center" | 5 || style="text-align:left" | [[Rajon Malyje Derbety|Malyje Derbety]] || style="text-align:left" | Малодербетовский район|| style="text-align:left" | Баһ Дөрвдә район || 10.186 || 3.666 || 2,8 || – || 10.186 || style="text-align:left" | [[Malyje Derbety]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 6 || [[Datei:Location of Maloderbetovsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| 300
| 95
|-
| style="text-align:center" | 6 || style="text-align:left" | [[Rajon Oktjabrski (Kalmückien)|Oktjabrski]] || style="text-align:left" | Октябрьский район|| style="text-align:left" | Октябрин район || 8.940 || 3.686 || 2,4 || – || 8.940 || style="text-align:left" | [[Bolschoi Zaryn]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 7 || [[Datei:Location of Oktyabrsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| k.&nbsp;A.
|-
| 135
| style="text-align:center" | 7 || style="text-align:left" | [[Rajon Prijutnoje|Prijutnoje]] || style="text-align:left" | Приютненский район || style="text-align:left" | Приютнин район || 11.561 || 3.110 || 3,7 || – || 11.561 || style="text-align:left" | [[Prijutnoje]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 8 || [[Datei:Location of Priyutnensky District (Kalmykia).svg|80px]]
| k.&nbsp;A.
| 0
|-
| style="text-align:center" | 8 || style="text-align:left" | [[Rajon Sarpinski|Sarpinski]] || style="text-align:left" | Сарпинский район || style="text-align:left" | Сарпан район || 13.307 || 3.738 || 3,6 || – || 13.307 || style="text-align:left" | [[Sadowoje (Kalmückien)|Sadowoje]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 9 || [[Datei:Location of Sarpinsky District (Kalmykia).svg|80px]]
| 0
|-
| style="text-align:center" | 10 || style="text-align:left" | [[Rajon Tschernosemelski|Tschernosemelski]] || style="text-align:left" | Черноземельский район || style="text-align:left" | Хар Һазра район || 12.847 || 14.192 || 0,9 || – || 12.847 || style="text-align:left" | [[Komsomolski (Kalmückien)|Komsomolski]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 8 || [[Datei:Location of Chernozemelsky District (Kalmykia).svg|80px]]
|-
| style="text-align:center" | 9 || style="text-align:left" | [[Rajon Zelinny|Zelinny]] || style="text-align:left" | Целинный район || style="text-align:left" | Целинн район || 19.951 || 5.258 || 3,8 || – || 19.951 || style="text-align:left" | [[Troizkoje (Kalmückien)|Troizkoje]] || style="text-align:center" | – || style="text-align:center" | 11 || [[Datei:Location of Tselinny District (Kalmykia).svg|80px]]
|}
|}
''Anmerkungen:''
<references group="A" />


== Städte ==
Weitere Attraktionen sind die historischen Ortskerne von Frymburk und Horní Planá ([[Adalbert Stifter|Adalbert-Stifter]]-Geburtshaus), der allsommerliche [[Jahrmarkt]] in Černá sowie die zahlreichen [[Marina (Hafen)|Marinas]] wie z.&nbsp;B. in Černá, aber auch die im Jahr 2003 neu errichtete Marina in Lipno mit angeschlossenem Schwimmbad. Im Winter gibt es um den See zahlreiche Langlaufmöglichkeiten sowie Abfahrtspisten in Lipno und Frymburk, aber zum Beispiel auch einen jährlichen Eislaufmarathon oder Eissurfing. Auch die Stadt Vyšší Brod am See Lipno II ist mit ihrem [[Kloster Vyšší Brod|Kloster]], dem historischen Stadtkern und einem Postmuseum sehenswert, ebenso der nahegelegene [[Schwarzenbergscher Schwemmkanal|Schwarzenbergsche Schwemmkanal]]. Oberhalb der Olšina-Bucht bei [[Černá v Pošumaví|Černá]] befindet sich am gleichnamigen Zufluss der Teich [[Olšina]], der einer der höchstgelegenen künstlichen Teiche Böhmens ist. Ebenfalls zu erwähnen ist die Aussichtsplattform [[Moldaublick]] in der Gemeinde [[Ulrichsberg]] in [[Oberösterreich]], welche einen Blick auf den See bietet.
Einzige [[Großstadt]] Kalmückiens ist die Hauptstadt [[Elista]]. Die nächstgrößeren Ortschaften sind die zwei anderen Städte der Republik [[Lagan (Kalmückien)|Lagan]] und [[Gorodowikowsk]] sowie die Rajonverwaltungszentren [[Zagan-Aman]], [[Jaschkul]], [[Iki-Burul]] und [[Troizkoje (Kalmückien)|Troizkoje]].


{| class="wikitable sortable" style="text-align:right;"
Über den Staudamm und das Kraftwerk besteht seit dem Jahr 2003 ein Informationszentrum, das sich in ehemaligen Räumlichkeiten des Kraftwerks befindet.<ref>[http://www.cez.cz/cs/kontakty/informacni-centra/ic-lipno.html ''Informační centrum vodní elektrárny Lipno''] („Informationszentrum des Energieversorges ČEZ“, tschechisch)</ref>
|+ Städte
|- class="hintergrundfarbe5"
! Stadt
! Russisch
! Kalmückisch
! Einwohner<br /><small>({{EWD|RU|85}})</small><ref name="einwohner_aktuell" />
|-
| style="text-align:left;" | [[Elista]]
| Элиста
| Элст
| {{EWZT|RU|85401}}
|-
| style="text-align:left;" | [[Gorodowikowsk]]
| Городовиковск
| Башнта
| {{EWZT|RU|85205501}}
|-
| style="text-align:left;" | [[Lagan (Kalmückien)|Lagan]]
| Лагань
| Лагань
| {{EWZT|RU|85215501}}
|}


== Wirtschaft ==
Über den See verkehren heute drei Fähren (Horní Planá–Bližší Lhota, Dolní Vltavice–Kyselov, Frymburk–Frýdava), es gibt zwei Brücken (eine davon überspannt die kleine Rakovská-Bucht, da das Ufer hier bereits zu Österreich gehört) sowie eine Eisenbahnbrücke. Zu erreichen ist er aus Deutschland über den Grenzübergang [[Philippsreut]], aus Österreich über die [[Leonfeldener Straße|B&nbsp;126 Leonfeldener Straße]] und den Grenzübergang Weigetschlag (Gemeinde [[Bad Leonfelden]]), aus Prag über die [[Europastraße 55|E&nbsp;55]] oder per Zug über die Haltepunkte in Černá oder [[Bahnstrecke Rybník–Lipno nad Vltavou|Lipno]].
Die Republik ist überwiegend [[landwirtschaft]]lich geprägt. Einzig in der Hauptstadt [[Elista]] gibt es etwas [[Industrie]].
Erdöl- und Erdgasvorkommen im Küstenbereich des Kaspischen Meers sind Ressourcen für Devisen.


=== Sport ===
== Nationalsport ==
[[Kirsan Nikolajewitsch Iljumschinow|Kirsan Iljumschinow]], der Kalmückien von 1993 bis 2010 als Präsident regierte, bemühte sich um die Etablierung von Schach als kalmückischen Nationalsport. Bereits im Kindesalter werden Kinder im Schach gedrillt, und es ist in der Schule reguläres Schulfach.<ref>GEO 05-2011 S.&nbsp;116 ff.</ref>
Auf dem See fanden bereits verschiedene nationale und internationale Wassersportmeisterschaften statt, so zum Beispiel im Segeln. Auch direkt hinter den Wehren des Staudamms, die zu diesem Zweck mehr Wasser ablassen, werden nationale und internationale Meisterschaften durchgeführt, so zum Beispiel im [[Rafting]] (letzte Weltmeisterschaft 2003) und im [[Kanuslalom]] (letzte Weltmeisterschaft 1967, die DDR gewann vier Goldmedaillen).<ref>Uni Magdeburg: ''[http://www.uni-magdeburg.de/uniarchiv/chronik/ Chronik – Magdeburg und seine Universität, 1967]''</ref>

Im Jahr 2007 hat Prag erwogen, sich um die [[Olympische Sommerspiele|Olympischen Sommerspiele]] 2016 oder 2020 zu bewerben,<ref>''Radio Praha'' (Prag plant Kandidatur für die Olympischen Sommerspiele ab 2016) [http://www.radio.cz/cz/clanek/89311/limit]</ref> allerdings wurde dieses Vorhaben aufgrund der [[Finanzkrise ab 2007|Finanzkrise]] fallengelassen.<ref>iDnes: [http://oh.idnes.cz/praha-ustoupila-od-olympijske-kandidatury-na-hry-v-roce-2020-pnt-/sport_oh.asp?c=A090616_105008_sport_oh_par ''Praha ustoupila od olympijské kandidatury na hry v roce 2020''] – Artikel aus iDnes (tschechisch)</ref> Da es in Prag selbst keine Möglichkeit gibt, die olympischen Segelwettbewerbe auszutragen, wurde unter anderem der Stausee Lipno als Austragungsort vorgeschlagen (und vom Präsidenten des Internationalen Segelverbandes ({{enS}} ''International Sailing Federation'') Paul Henderson für geeignet befunden),<ref>www.idnes.cz: [http://sport.idnes.cz/arealy-pro-olympiadu-racice-lipno-lobzy-f05-/sport_oh.asp?c=A061206_130330_sport_oh_ot ''Areály pro olympiádu: Račice, Lipno, Lobzy?''] (tschechisch)</ref> was in der Presse und bei der Bevölkerung kritisch diskutiert wurde, unter anderem wegen des [[Autobahn]]neubaus, der in diesem Falle nötig gewesen wäre.<ref>http://oh.idnes.cz: [http://oh.idnes.cz/praha-olympijska-za-135-miliard-d2y-/sport_oh.asp?c=A041126_163221_sport_oh_ma ''Praha olympijská? Za 135 miliard''] – Artikel der Zeitung iDnes (tschechisch)</ref>

<gallery>
Lipno 2.jpg|Nördlicher Teil des Stausees Lipno bei [[Horní Planá]]
Lipno6.JPG|Strand von Horní Planá
Lipno3.jpg|Fähre nach Dolní Vltavice
Lipno4.jpg|Abend am See
Lipno1.JPG|Blick über den See von Pihlov (Pichlern) aus
</gallery>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Georgi Watschnadse, ''Russland ohne Zensur. Eine Bilanz.'' Frankfurt am Main 1993. (zu Kalmückien S. 202 bis 205) [http://www.polpred.com/free/nem_book/book.pdf Online] (älterer Text, der die Ereignisse Anfang der 90er Jahre beschreibt; PDF; 2,2&nbsp;MB)
<!-- Bitte beide Auflagen in der Liste lassen, da die erste während des Kommunismus erschienen ist und der Inhalt in der dritten Auflage daher ein wenig variiert -->
* [[Joachim Hoffmann]]: ''Deutsche und Kalmyken 1942–1945'', Band 14 der Einzelschriften zur militärischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges, herausgegeben vom [[Militärgeschichtliches Forschungsamt|Militärgeschichtlichen Forschungsamt]], Verlag Rombach, Freiburg im Breisgau 1977 ISBN 3-7930-0173-3
* Ivan Beneš: ''Lipenská přehrada.'' Kartografie Praha, 1982 (tschechisch). <!-- keine ISBN vorhanden -->
* Ivan Beneš: ''Lipenská přehrada.'' Kartografie Praha, dritte Auflage 1992, ISBN 80-7011-208-5 (tschechisch).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Lipno Reservoir|Stausee Lipno}}
{{Commonscat|Kalmykia|Kalmückien}}
* [http://www.kalmykia.de/nachrichten/nachrichten/ Kalmückien: Nachrichten]
* [http://www.ckrumlov.cz/de/region/soucas/i_lipre.htm offizielles Informationssystem der Region Český Krumlov]
* [http://kalm.ru/en/ Website der kalmückischen Regierung (englisch)]
* [http://www.frymburk.info/historie_foto.php historische Fotos aus Frymburk mit Bildern von der Überschwemmung des Ortes durch den Stausee]
* [http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Russland/kalmyken.html Russlands Republik Kalmykien plant Völkerwanderung (Universität Kassel, Friedensforschung)]
* [http://www.ckrumlov.cz/obr/region/soucas/6696b.jpg Foto der Staumauer]
* [http://frymburk.com/rekreace/ Webcam in Frymburk mit Blick auf den See und Wetterdiagramm der letzten Tage] (tschechisch)
* [http://www.lipnoinfo.cz/bilder/karte_A3_download.pdf detaillierte Karte des Sees] (PDF-Datei; 836&nbsp;kB)
* [http://www.lipno.sumavanet.cz/www/data/lipno/img/tajvan.jpg Foto der Insel Tajvan]
* [http://www.ckrumlov.cz/de/atlas/i_semlip.htm sensitive Karte des Wasserkraftwerks Lipno I.]
* [http://www.geology.cz/aplikace/fotoarchiv/fotoarchiv.php?udalost=1 Fotoarchiv des Tschechischen geologischen Dienstes ''(Česká geologická služba)'' mit zahlreichen Fotos vom Bau der Staumauer und des Stausees aus den Jahren 1958–1960]


== Einzelnachweise ==
== Quellen ==
<references />
<references />


{{Navigationsleiste Wasserkraftwerke an der Moldau}}
{{Navigationsleiste Föderationssubjekte Russlands}}

{{Lesenswert|23. Januar 2007|26821400}}


{{SORTIERUNG:Lipno #Stausee}}
{{SORTIERUNG:Kalmuckien}}
[[Kategorie:Stausee in Europa]]
[[Kategorie:Föderationssubjekt der Russischen Föderation]]
[[Kategorie:Stausee in Tschechien]]
[[Kategorie:Kalmückien| ]]
[[Kategorie:Staumauer in Tschechien]]
[[Kategorie:Staudamm in Tschechien]]
[[Kategorie:Gewichtsstaumauer]]
[[Kategorie:Erdschüttdamm]]
[[Kategorie:Flusssystem Moldau|SLipnoer Stausee]]
[[Kategorie:Speicherkraftwerk in Europa]]
[[Kategorie:Speicherkraftwerk in Tschechien]]
[[Kategorie:Böhmerwald]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1950er Jahren]]
[[Kategorie:Okres Český Krumlov]]
[[Kategorie:Okres Prachatice]]

Version vom 17. September 2014, 20:20 Uhr

Subjekt der Russischen Föderation
Republik Kalmückien – Chalmg Tangtsch
Республика Калмыкия – Хальмг Тангч (russisch)
Хальмг Таңһч (kalmückisch)
Flagge Wappen
Flagge
Flagge
Wappen
Wappen
Föderationskreis Südrussland
Fläche 74.731 km²[1]
Bevölkerung 289.481 Einwohner
(Stand: 14. Oktober 2010)[2]
Bevölkerungsdichte 3,9 Einw./km²
Hauptstadt Elista
Offizielle Sprachen Kalmückisch, Russisch
Ethnische
Zusammensetzung
Kalmücken (57,4 %)
Russen (30,2 %)
Darginer (2,6 %)
Kasachen (1,7 %)
Tschetschenen (1,2 %)
(Stand: 2010)[3]
Oberhaupt Alexei Orlow
Gegründet 31. März 1992 (4. November 1920)
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahlen (+7) 847xx
Postleitzahlen 358000–359999
Kfz-Kennzeichen 08
OKATO 85
ISO 3166-2 RU-KL
Website www.kalm.ru
Lage in RusslandIranTurkmenistanChinaKasachstanUsbekistanMongoleiJapanNordkoreaChinaNorwegenDänemarkDeutschlandSchwedenVereinigte StaatenFinnlandKirgisistanGeorgienTürkeiArmenienAserbaidschanUkrainePolenLitauenLettlandEstlandBelarusNorwegenOblast SachalinRegion KamtschatkaJüdische Autonome OblastRegion PrimorjeRegion ChabarowskTuwaChakassienOblast KemerowoRepublik AltaiRegion AltaiOblast NowosibirskOblast OmskOblast TjumenOblast TomskBurjatienRegion TransbaikalienOblast AmurOblast MagadanAutonomer Kreis der TschuktschenOblast IrkutskSachaRegion KrasnojarskAutonomer Kreis der Jamal-NenzenAutonomer Kreis der Chanten und Mansen/JugraOblast SwerdlowskOblast TscheljabinskOblast KurganOblast OrenburgAutonomer Kreis der NenzenRepublik KomiBaschkortostanRegion PermOblast WologdaRepublik KarelienOblast MurmanskOblast ArchangelskOblast KaliningradSankt PetersburgOblast LeningradTatarstanUdmurtienOblast KirowOblast KostromaOblast SamaraOblast PskowOblast TwerOblast NowgorodOblast JaroslawlOblast SmolenskMoskauOblast MoskauOblast WladimirOblast IwanowoMari ElTschuwaschienMordwinienOblast PensaOblast Nischni NowgorodOblast UljanowskOblast SaratowOblast BrjanskOblast KalugaOblast TulaOblast RjasanOblast OrjolOblast LipezkOblast WoroneschOblast BelgorodOblast KurskOblast TambowOblast WolgogradOblast RostowOblast AstrachanKalmückienDagestanAdygejaRegion KrasnodarKaratschai-TscherkessienKabardino-BalkarienRegion StawropolNordossetien-AlanienInguschetienTschetschenien
Lage in Russland

Koordinaten: 46° 30′ N, 44° 45′ O

Kalmückien, auch Kalmükien und Kalmykien, (russisch Калмыкия; kalmückisch Хальмг Таңһч, Chalʹmg Tangghtsch) ist seit 1992 eine autonome Republik im südlichen Teil des europäischen Russlands.

Kalmückien ist die einzige Region in Europa, in der der Buddhismus die vorherrschende Religion ist.

Geographie und Klima

Kalmückien liegt an der Nordwestküste des Kaspischen Meeres und besteht hauptsächlich aus Steppe. Im Süden der Republik liegt die Manytschniederung. Infolge schlecht geplanter und durchgeführter Bewässerungsprojekte ist Kalmückien seit den 1960er Jahren stark von Wüstenbildung (Desertifikation) betroffen. Mittlerweile wird in Bezug auf die Republik von der „ersten Wüste Europas“ gesprochen.

Das Klima ist hartkontinental – der Sommer ist heiß und trocken, der Winter ist schneearm, manchmal sehr frostig. Diese klimatischen Eigenschaften verschärfen sich von West nach Ost.

Bevölkerung

Ethno-linguistische Karte der Kaukasusregion und Kalmückiens

Die Kalmücken sind ein mongolisches Volk, das im frühen 17. Jahrhundert in das Gebiet der unteren Wolga gelangte. Sie sind das einzige mehrheitlich buddhistische Volk in Europa.

Eine weitere bedeutende Minderheit sind die Mescheten (2010: 3675 Personen). Kleinere Volksgruppen innerhalb der Republik sind die Tataren (2002: 1076 Personen) und die Weißrussen (2002: 857 Personen).

Volksgruppe VZ 1926 VZ 1939 VZ 1959 VZ 1970 VZ 1979 VZ 1989 VZ 2002 VZ 2010 1
Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %
Kalmücken 107.026 75,6 % 107.315 48,6 % 64.882 35,1 % 110.264 41,1 % 122.167 41,5 % 146.316 45,4 % 155.938 53,3 % 162.740 57,4 %
Russen 15.212 10,7 % 100.814 45,7 % 103.349 55,9 % 122.757 45,8 % 125.510 42,6 % 121.531 37,7 % 98.115 33,6 % 85.712 30,2 %
Darginer 0 0,0 % k. Ang. ?,?% 608 0,3 % 4.961 1,9 % 8.590 2,9 % 12.878 4,0 % 7.295 2,5 % 7.590 2,6 %
Kasachen 193 0,1 % 2.711 1,2 % 8.550 4,6 % 7.095 2,7 % 6.132 2,1 % 6.277 1,9 % 5.011 1,7 % 4.948 1,7 %
Tschetschenen 0 0,0 % 10 0,0 % k. Ang. ?,?% 4.791 1,8 % 8.100 2,8 % 8.239 2,6 % 5.979 2,0 % 3.343 1,2 %
Awaren 0 0,0 % k. Ang. ?,?% 192 0,1 % 863 0,3 % 1.941 0,7 % 3.871 1,2 % 2.305 0,8 % 2.396 0,8 %
Ukrainer 14.606 10,3 % 1.127 0,5 % 1.589 0,9 % 3.346 1,3 % 3.706 1,3 % 4.069 1,3 % 2.505 0,9 % 1.531 0,5 %
Koreaner 0 0,0 % 6 0,0 % 51 0,0 % 284 0,1 % 1.073 0,4 % 643 0,2 % 1.049 0,4 % 1.342 0,5 %
Deutsche 2.603 1,8 % 4.150 1,9 % 1.547 0,8 % 5.212 1,9 % 5.509 1,9 % 5.586 1,7 % 1.643 0,6 % 1.071 0,4 %
Andere 1.954 1,4 % 4.551 2,1 % 4.089 2,2 % 8.420 3,1 % 11.799 4,0 % 13.169 4,1 % 12.570 4,3 % 18.808 6,5 %
Einwohner 141.594 100 % 220.684 100 % 184.857 100 % 267.993 100 % 294.527 100 % 322.579 100 % 292.410 100 % 289.481 100 %
1 5.790 Personen konnten keiner Volksgruppe zugeteilt werden. Diese Leute verteilen sich vermutlich anteilmässig gleich wie die ethnisch zugeschiedenen Einwohner.[4]

Amtssprachen sind Kalmückisch und Russisch. Die Republik ist mit einem Schnitt von 3,7 Einwohner pro Quadratkilometer äußerst dünn besiedelt.

Geschichte

Nach dem Zerfall der Goldenen Horde im 15. Jahrhundert wurde vom kalmückischen Khan der Beitritt Kalmückiens zum Russischen Reich durch ein Abkommen besiegelt. 1609 wurde das Kalmückische Khanat gegründet.

Herrscher der Kalmücken und Torghuud

Zu Sowjetzeiten erhielt Kalmückien am 4. November 1920 den Status einer Autonomen Region und am 22. Oktober 1935 den einer Autonomen Oblast innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR). Unter den Sowjets wurden die Geistlichen und Priester verfolgt, die Tempel (über 100) zerstört. Im Deutsch-Sowjetischen Krieg wurde der größte Teil Kalmückiens im Juli 1942 von der deutschen Wehrmacht erobert und in der Folge mit Hilfe von Prinz Tundotow unter anderem ein Kalmückisches Kavallerie-Korps mit 3000 bis 5000 freiwilligen Kalmücken aufgestellt, das auf Seite der Deutschen kämpfte.[5][6] Im Dezember 1942 eroberte die Rote Armee das Gebiet zurück.

1943 wurde die Republik aufgelöst. Das gesamte Volk der Kalmücken wurde unter dem Vorwurf der Kollaboration mit den Deutschen in den asiatischen Teil der Sowjetunion deportiert, die Republikhauptstadt Elista in Stepnoi umbenannt und die Kalmücken aus der Liste der Völker der Sowjetunion entfernt. Nach der Rehabilitierung der Kalmücken wurde die Stadt wieder in Elista umbenannt; am 9. Januar 1957 wurde das Gebiet erneut Autonome Oblast und am 29. Juli 1958 wieder Autonome Republik (ASSR) innerhalb der RSFSR und die Kalmücken kehrten nach Hause zurück.[7] Nach Auflösung der UdSSR behielt Kalmückien den Autonomiestatus als Republik innerhalb der Russischen Föderation bei (Föderationsvertrag vom 31. März 1992 mit Russland). Präsident der Republik war von 1993 bis 2010 Kirsan Iljumschinow. Das Parlament der Republik nennt sich Volks-Chural, was auf die mongolische Tradition Kalmückiens verweist. Am 24. Oktober 2010 wurde Alexei Orlow neues Oberhaupt (Präsident) der Republik Kalmückien.

Verwaltungsgliederung

Die Republik ist in 13 Rajons sowie einen Stadtkreis, den die Hauptstadt Elista bildet, gegliedert. Den Rajons sind insgesamt 2 Stadt- und 112 Landgemeinden unterstellt.

[A 1] Name Name
(russisch)
Name
(kalmückisch)
Einwohner[8] Fläche
(km²)
Bevölkerungs-
dichte
(Ew./km²)
Stadt-
bevölkerung
Land-
bevölkerung
Verwaltungssitz Anzahl
Stadt-
gemeinden
Anzahl
Land-
gemeinden
Lage
I Elista[A 2] Элиста Элст 106.966 208 514 103.053 3.913   1 4
1 Gorodowikowsk Городовиковский район Башнтан район 17.268 1.099 15,7 9.480 7.788 Gorodowikowsk 1 6
2 Iki-Burul Ики-Бурульский район Ик Бурла район 11.065 6.363 1,7 11.065 Iki-Burul 13
12 Jaschalta Яшалтинский район Яшлтан район 16.676 2.416 6,9 16.676 Jaschalta 11
13 Jaschkul Яшкульский район Яшкулин район 14.519 11.669 1,2 14.519 Jaschkul 13
11 Justa Юстинский район Юстан район 10.312 7.996 1,3 10.312 Zagan Aman 7
3 Kettschenery Кетченеровский район Көтчнрә район 10.379 6.548 1,6 10.379 Kettschenery 9
4 Lagan Лаганский район Лаганя район 19.189 4.685 4,1 13.770 5.419 Lagan 1 4
5 Malyje Derbety Малодербетовский район Баһ Дөрвдә район 10.186 3.666 2,8 10.186 Malyje Derbety 6
6 Oktjabrski Октябрьский район Октябрин район 8.940 3.686 2,4 8.940 Bolschoi Zaryn 7
7 Prijutnoje Приютненский район Приютнин район 11.561 3.110 3,7 11.561 Prijutnoje 8
8 Sarpinski Сарпинский район Сарпан район 13.307 3.738 3,6 13.307 Sadowoje 9
10 Tschernosemelski Черноземельский район Хар Һазра район 12.847 14.192 0,9 12.847 Komsomolski 8
9 Zelinny Целинный район Целинн район 19.951 5.258 3,8 19.951 Troizkoje 11

Anmerkungen:

  1. Nummer des Rajons/Stadtkreises (Rajons in alphabetischer Reihenfolge der Namen im Russischen)
  2. Stadtkreis

Städte

Einzige Großstadt Kalmückiens ist die Hauptstadt Elista. Die nächstgrößeren Ortschaften sind die zwei anderen Städte der Republik Lagan und Gorodowikowsk sowie die Rajonverwaltungszentren Zagan-Aman, Jaschkul, Iki-Burul und Troizkoje.

Städte
Stadt Russisch Kalmückisch Einwohner
(14. Oktober 2010)[2]
Elista Элиста Элст 103.749
Gorodowikowsk Городовиковск Башнта 9.565
Lagan Лагань Лагань 14.323

Wirtschaft

Die Republik ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Einzig in der Hauptstadt Elista gibt es etwas Industrie. Erdöl- und Erdgasvorkommen im Küstenbereich des Kaspischen Meers sind Ressourcen für Devisen.

Nationalsport

Kirsan Iljumschinow, der Kalmückien von 1993 bis 2010 als Präsident regierte, bemühte sich um die Etablierung von Schach als kalmückischen Nationalsport. Bereits im Kindesalter werden Kinder im Schach gedrillt, und es ist in der Schule reguläres Schulfach.[9]

Literatur

  • Georgi Watschnadse, Russland ohne Zensur. Eine Bilanz. Frankfurt am Main 1993. (zu Kalmückien S. 202 bis 205) Online (älterer Text, der die Ereignisse Anfang der 90er Jahre beschreibt; PDF; 2,2 MB)
  • Joachim Hoffmann: Deutsche und Kalmyken 1942–1945, Band 14 der Einzelschriften zur militärischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges, herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Verlag Rombach, Freiburg im Breisgau 1977 ISBN 3-7930-0173-3
Commons: Kalmückien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Administrativno-territorialʹnoe delenie po subʺektam Rossijskoj Federacii na 1 janvarja 2010 goda (Administrativ-territoriale Einteilung nach Subjekten der Russischen Föderation zum 1. Januar 2010). (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  3. Nacional'nyj sostav naselenija po sub"ektam Rossijskoj Federacii. (XLS) In: Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, abgerufen am 30. Juni 2016 (russisch, Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung nach Föderationssubjekten, Ergebnisse der Volkszählung 2010).
  4. Bevölkerung der russischen Gebietseinheiten nach Nationalität 2010 (russisch) http://www.gks.ru/free_doc/new_site/population/demo/per-itog/tab7.xls
  5. Zeitungen-und-Zeitschriften-auslandischer-Einheiten-und-Parteien
  6. Hans Schafranek, Robert Streibel: 22. Juni 1941: Der Überfall auf die Sowjetunion. Picus Verlag, Wien 1991, ISBN 3-85452-224-X S. 136
  7. Isabelle Kreindler The Soviet Deportated Nationalities: A Summary and an Update. In: Soviet Studies, Bd. 38, Nr. 3, Juli 1986, S. 394 f.
  8. Einwohnerzahlen 2010 beim Föderalen Dienst für staatliche Statistik Russlands (Berechnung per 1. Januar; Exceldatei; 562 kB)
  9. GEO 05-2011 S. 116 ff.