Well You Needn’t und Unterhebelrepetierer: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Winchester Model 1892 1477.jpg|350px|thumb|Winchester Modell 1892]] |
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'''Well You Needn’t''' ist eine der populärsten Komposition von [[Thelonious Monk]] aus dem Jahr 1944, die sich innerhalb weniger Jahre nach der Veröffentlichung 1947 zum [[Jazz-Standard]] entwickelte. |
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Ein '''Unterhebelrepetierer''' (engl.: ''lever-action rifle'') ist eine Schusswaffe, die durch einen Hebel unter dem Gewehrkolben durchgeladen wird. Dies war vor allem in Amerika eine gebräuchliche Form des Mehrladegewehres, während in Europa [[Repetierbüchse|Repetiergewehre]] mit einem durch den [[Kammerstängel]] betätigten [[Zylinderverschluss]] üblich sind. |
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== Geschichte == |
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==Struktur des Stücks== |
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Erste Merkmale eines Unterhebelrepetierers finden sich 1848 im Experimentalmodell von [[Walter Hunt]], gebaut durch Firma [[Hunt & Jennings]] in [[Vermont]]. <ref>Norm Flayderman: ''Flayderman's Guide to Antique American Firearms and Their Values.'' Krause Publications, Iola WI 2001, ISBN 0-87349-313-3, S. 180.</ref> |
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Die Komposition „ist [[prototyp]]ischer Monk“<ref name=HJS>Schaal ''Jazz-Standards'' S. 525f.</ref> und in der [[Liedform]] AABA gehalten. Die Melodie des A-Teils „entwickelt sich aus einer einzigen Figur (Takt 1 und 2): Dem gebrochenen F-Dur-Akkord (c-f,-a-c-a-f) folgen zwei markante Bebop-Intervalle, [[Septime|Sept]] und [[Quart]]“. Dieser „Vogelruf“ mit [[Call and Response]] wird weiter dann in Ges in einer weiteren Frage-Antwort-Runde variiert.<ref name=HJS/> Der B-Teil ist eine [[Sequenzierung]] des Themas und eine [[chromatisch]]e Verschiebung der Linie und der Akkorde – zunächst in dreischlägigen Figuren, dann zu einer langen Achtelnotenkette verdichtet. |
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Hunts [[Perkussionsschloss]]-Gewehr, der "Volitional Repeater", verwendete hülsenlose Patronen, die "[[Rocket Ball]]". Ähnlich dem [[Minié-Geschoss]] war die "Rocket Ball" hohl, aber der Innenraum war mit Schwarzpulver gefüllt; das Anzündhütchen war aber nicht in die Patrone integriert. <ref>Roger Pauly: ''Firearms. The Life Story of a Technology.'' Greenwood Press, Westport CT u. a. 2004, ISBN 0-313-32796-3, [http://books.google.de/books?id=izGOfMdSm2IC] S. 97.</ref> |
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[[Datei:Volcanic cal .41.jpg|thumb|Volcanic-Pistole Kal .41]] |
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[[Harmonik|Harmonisch]] besteht das Stück nur aus Septimenakkorden, die [[Ganzton|ganztönig]] und chromatisch verschoben werden. Während der A-Teil nur zwischen F-Dur und Ges-Dur pendelt, stehen die Akkorde im B-Teil in einem halbtaktigen Wechsel: G-As-A-B-H-B-A-As-G. Der Endakkord des B-Teils (C7) deutet, falls eine Festlegung möglich ist, auf die Ausgangs[[tonart]] F-Dur.<ref name=HJS/> |
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Horace Smith und Daniel Wesson ([[Smith & Wesson]]) entwickelten um 1852 ein Gewehr, welches auf dem "Volitional Repeater" basierte. Der Kniegelenk-Verschlussmechanismus entsprach bereits den späteren Henry- und Winchester-Gewehren. Es verschoss wie die späteren um 1855 von Winchester hergestellten Volcanic-Pistolen und Gewehre eine hülsenlose Munition, bei der die Zünd- und Treibladung direkt im hinten hohlen Geschoss eingepresst war. Da hülsenlose Munition wegen fehlender [[Liderung]] zu Gasverlusten führt und das geringe Volumen im Geschoss nur eine ungenügende [[Schießpulver|Pulverladung]] erlaubt, waren die Volcanic-Waffen ballistisch den Vorderladern unterlegen. |
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[[Datei:Henry Rifle.jpg|thumb|Henry Rifle]] |
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==Wirkungsgeschichte== |
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Erst die von [[Benjamin Tyler Henry]] entwickelte [[.44 Henry]]-Patrone mit einer [[Patronenhülse|Hülse]] zur Aufnahme des Pulvers und das dafür weiterentwickelte [[Henry-Gewehr]] wurden vom Markt angenommen und konnten sich durchsetzen. Obschon die 16-schüssige Henry keine Ordonnanzwaffe der [[United States Army|U.S. Armee]] war, erwarb die Armeeführung der [[Nordstaaten]] über 1700 Henrygewehre zur Ausrüstung spezieller Einheiten. Zudem wurden solche von vielen Unions-Soldaten auf eigene Rechnung im [[Sezessionskrieg|amerikanischen Bürgerkrieg]] eingesetzt und von den oft noch mit [[Vorderlader]]n bewaffneten Südstaaten-Soldaten als "das verdammte Yankee-Gewehr, das am Sonntag geladen wird und die ganze Woche schießt" bezeichnet. |
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Monk spielte das Stück erstmals Ende 1947 im Trio (für [[Blue Note Records]]) ein, wurde aber in seinen Auftritten erst in den 1960er Jahren zur „Paradenummer“.<ref name=HJS/> [[Miles Davis]] nahm die Komposition bereits 1953 auf; seine bekannteste Interpretation entstand 1956 im Quintett mit [[John Coltrane]], [[Red Garland]], [[Paul Chambers]] und [[Philly Joe Jones]] für [[Prestige Records]]. Nun nehmen auch [[Randy Weston]] und [[Jimmy Smith]] (beide 1956), [[Art Taylor]] (1957), [[Nat Adderley]] (1958), [[Kenny Burrell]] (1959), [[Cannonball Adderley]], [[Johnny Griffin]]/[[Eddie Lockjaw Davis]] (1961), [[Chet Baker]] (1962) und [[Klaus Doldinger]] (1963) das Stück auf. Das Stücke wurde von [[Franco Ambrosetti]] in den [[Bigband]]-Kontext und von [[Poncho Sanchez]] in die [[Salsa (Musik)|Salsa]]musik übertragen, aber auch als [[Fusion (Musik)|Fusion]]nummer (von den [[Lounge Lizards]] und später im [[Hardcore Punk]] von ''Cruel Frederick'') und als Streichquartett (vom [[Kronos Quartet]]) eingerichtet. Auch Avantgardisten wie [[Steve Lacy]], [[Don Pullen]] oder das [[Ethnic Heritage Ensemble]] beschäftigten sich regelmäßig mit der Komposition. |
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[[Datei:Spencer Carbine 2.JPG|thumb|Spencer Carbine .50 caliber]] |
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==Versionen mit Text== |
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Ein anderes in diesem Krieg eingesetztes Unterhebel-Gewehr wurde 1860 von Christopher Spencer gebaut und ist als ''Spencer repeating rifle'' im Kaliber .50 und .56 bekannt geworden. Es hat ein Röhrenmagazin mit 7 Schuss im Kolben und einen außenliegenden Hahn, der vor jedem Abfeuern von Hand gespannt werden muss. |
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Es blieb nicht aus, dass zu dem Instrumentaltitel auch Texte entstanden; der bekannteste von [[Mike Ferro]] wurde von [[Carmen McRae]] und von [[Judy Niemack]] gesungen. Auch [[Jamie Cullum]] hat den Song (auf ''Pointless Nostalgic'') interpretiert. |
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[[datei:Colt Burgess open.JPG|mini|Colt-Burgess, Verschluss geöffnet]] |
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Der eigentliche Durchbruch gelang [[Oliver Winchester]] in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Konstrukteuren wie Benjamin Tyler Henry (1860) ''Nelson King'' (er entwickelte 1866 die seitliche Ladeöffnung) und [[John Moses Browning]] (Das Browning Verschlusssystem erlaubte die Verwendung rauchloser Patronen, 1886), die die als [[Winchester (Gewehr)|Winchester-Gewehr]] bekannt gewordenen Unterhebelrepetierer entwickelten. Insgesamt wurden über 7 Mio. Winchester "Lever-Actions" in diversen Kalibern, vom [[.22 lfB]] über die [[.44-40 WCF]] bis zur [[.30-06]] (Standardpatrone der [[US Army]]), hergestellt. Die Firma gab im Jahr 2006 bekannt, dass die Produktion dieser Gewehre, insbesondere des Modells 94, nach über 100 Jahren eingestellt würde. Nur kurz, von 1883 bis 1885 stellte auch Colt den [[Colt-Burgess Rifle|Colt-Burgess Unterhebelrepetierer]] her. Heute bieten noch Firmen wie die ''Marlin Firearms Company'' (Heute [[Remington Arms]]) und ''Sturm, Ruger & Company'' solche traditionellen Repetierer eigener Entwicklung an. Das von Marlin weiterentwickelte Modell 1895 ist in seiner größeren Version auch zum Verschießen stärkerer Patronen als der .45-70 Government, der ''.450 Marlin'' geeignet. In Italien werden noch heute Nachbauten der bekanntesten Winchester-Gewehre hergestellt. |
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[[Datei:Marlin4 Marlin Model 1897 Special Order .22 Rifle.jpg|thumb|200px|Marlin Model 1897, Kaliber .22 lfB]] |
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Es gibt auch [[Flinte]]n mit Unterhebel-Lademechanismus, zum Beispiel ''Winchester Model 1887 Lever Action Shotgun'' und ''Model 1901'' im [[Flintenmunition#Kaliber|Kaliber 12]] und im größeren Kaliber 10, diese sind aber bei weitem nicht so verbreitet wie [[Vorderschaftrepetierflinte]]n. |
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* [[Hans-Jürgen Schaal (Jazzautor)|Hans-Jürgen Schaal]] (Hrsg.) ''Jazz-Standards. Das Lexikon''; Bärenreiter, Kassel, 2004 (3. Auflage); ISBN 9783761814147 |
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Unterhebelrepetierer werden heute noch hergestellt und zur Jagd verwendet. |
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==Weblinks== |
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* [http://www.jazzstandards.com/compositions-3/wellyouneednt.htm Songporträt bei ''jazzstandards.com''] |
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== Ladezyklus == |
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[[Datei:Marlin39receiver.jpg|thumb|200px|Repetier- und Abzugsbaugruppe Marlin Model 39A]] |
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Der Unterhebelrepetierer wird durch eine Vor- und Zurückbewegung des Ladehebels durchgeladen. Bei der Vorwärtsbewegung wird der [[Verschluss (Waffentechnik)|Verschluss]] entriegelt und nach hinten gezogen. Die leere Hülse wird dabei aus der Patronenkammer gezogen, ausgeworfen, und gleichzeitig wird eine neue [[Patrone (Munition)|Patrone]] vor die Kammer gebracht. Bei der Rückwärtsbewegung des Hebels wird die neue Patrone vom vorlaufenden Verschluss in die Kammer geschoben. In der letzten Phase wird der Verschluss verriegelt, was bei den Winchester-Modellen 1860/66/73 und 76 sowie dem Colt-Burgess Gewehr durch ein Kniegelenk geschieht, bei den Modellen 1886/92/94/95 durch einen Keil.[[Datei:Winchester 73 open.JPG|thumb|Funktion des Kniegelenk-Verschlusses beim Henry, Winchester Mod 66, 73 und 76]] |
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== Magazin und Munition == |
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Typisch für die zuerst angebotenen Unterhebelrepetierer ist das röhrenförmige [[Magazin (Waffentechnik)|Magazin]] unterhalb des [[Lauf (Schusswaffe)|Lauf]]es. Das Magazin wird durch eine Ladeöffnung rechts am Gewehr befüllt. Diese ist mit einer Ladeklappe verschlossen, zur Zentrierung der Patronen ist die Klappe mit einer Führungsrille versehen. Im Magazin lagern die Patronen hintereinander, jeweils mit dem Patronenboden auf dem Geschoss der vorigen Patrone. Ursprünglich wurden Unterhebelrepetierer mit Randfeuermunition geladen, ab 1873 mit Zentralfeuerpatronen im amerikanischen Kaliber [[.44-40 WCF]], ab 1874 [[.38-40 WCF]] und ab 1882 [[.32-20 WCF]], woraufhin die Hersteller von [[Revolver]]n wie Colt mit dem [[Colt Single Action Army|Single Action Army]], [[Remington Arms]] und [[Smith & Wesson]] diese Kaliber übernahmen, was erlaubte, für Revolver und Gewehr dieselbe Munition zu verwenden. Eine heute für Unterhebelrepetierer übliche Munition ist die Jagdpatrone [[.30-30 Winchester]]. Ein Nachteil der Röhrenmagazine ist die Verlagerung des Schwerpunktes der Waffe beim Schießen, was sich auf die Präzision ungünstig auswirkt. |
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Zudem sind Röhrenmagazine für Munition mit Spitzgeschossen nicht geeignet, da die Gefahr von Selbstzündung besteht. |
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Winchester und Savage entwickelten deshalb in den Neunzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts Unterhebelrepetierer mit Kastenmagazin, bei Savage wurden die Patronen wie beim [[Krag-Jorgensen]]- und [[Mannlicher-Schönauer]]-Magazin zugeführt. |
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1895 kam das Winchester Model 1895 Gewehr auf den Markt, welches ein Kastenmagazin hatte und Spitzpatronen verschoss. Die Waffe wurde als Großwild-Jagdwaffe, Infanteriegewehr und Militärkarabiner hergestellt. Die Russische Armee kaufte 1915–16 über 290.000 dieser Waffen im Militärkaliber [[7,62 x 54 mm R|7.62 Russian]]. Der Karabiner mit .22-Zoll-Lauf in den amerikanischen Armeekalibern wurde von den [[Texas Rangers (Polizei)]], die ihre Waffen selber stellten, und anderen Polizeieinheiten eingesetzt. Der berühmteste Besitzer einer Winchester Mod 95 war der Großwildjäger und spätere amerikanische Präsident [[Theodore Roosevelt]]. |
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== Vorteile des Systems == |
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Der wesentliche Vorteil des Unterhebelrepetierers liegt darin, dass er ohne losgelassen zu werden nachgeladen werden kann. Dies ist zu Pferd besonders wichtig. Auch beim Stehendschießen muss die Waffe nicht von der Schulter genommen werden, was die Feuergeschwindigkeit wesentlich erhöht. Vor der Entwicklung der [[Selbstladegewehr]]e waren deshalb die Unterhebelrepetierer mit den [[Vorderschaftrepetierer]]n die Gewehre mit der schnellsten Feuerfolge. |
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== Siehe auch == |
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* [[Winchester_(Gewehr)#Unterhebelrepetierer|Unterhebelrepetierer von Winchester]] |
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* George Madis: ''The Winchester Handbook.'' Art & Reference House, Brownsboro TX 1981, ISBN 0-910156-04-2. |
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* George Madis: ''The Winchester Book.'' Taylor Publishing Company, Dallas TX 1971, ISBN 0-910156-03-4. |
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==Einzelnachweise== |
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[[en:Well, You Needn't]] |
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[[Kategorie:Unterhebelrepetierer]] |
Version vom 20. Juli 2014, 14:25 Uhr
Ein Unterhebelrepetierer (engl.: lever-action rifle) ist eine Schusswaffe, die durch einen Hebel unter dem Gewehrkolben durchgeladen wird. Dies war vor allem in Amerika eine gebräuchliche Form des Mehrladegewehres, während in Europa Repetiergewehre mit einem durch den Kammerstängel betätigten Zylinderverschluss üblich sind.
Geschichte
Erste Merkmale eines Unterhebelrepetierers finden sich 1848 im Experimentalmodell von Walter Hunt, gebaut durch Firma Hunt & Jennings in Vermont. [1] Hunts Perkussionsschloss-Gewehr, der "Volitional Repeater", verwendete hülsenlose Patronen, die "Rocket Ball". Ähnlich dem Minié-Geschoss war die "Rocket Ball" hohl, aber der Innenraum war mit Schwarzpulver gefüllt; das Anzündhütchen war aber nicht in die Patrone integriert. [2]

Horace Smith und Daniel Wesson (Smith & Wesson) entwickelten um 1852 ein Gewehr, welches auf dem "Volitional Repeater" basierte. Der Kniegelenk-Verschlussmechanismus entsprach bereits den späteren Henry- und Winchester-Gewehren. Es verschoss wie die späteren um 1855 von Winchester hergestellten Volcanic-Pistolen und Gewehre eine hülsenlose Munition, bei der die Zünd- und Treibladung direkt im hinten hohlen Geschoss eingepresst war. Da hülsenlose Munition wegen fehlender Liderung zu Gasverlusten führt und das geringe Volumen im Geschoss nur eine ungenügende Pulverladung erlaubt, waren die Volcanic-Waffen ballistisch den Vorderladern unterlegen.

Erst die von Benjamin Tyler Henry entwickelte .44 Henry-Patrone mit einer Hülse zur Aufnahme des Pulvers und das dafür weiterentwickelte Henry-Gewehr wurden vom Markt angenommen und konnten sich durchsetzen. Obschon die 16-schüssige Henry keine Ordonnanzwaffe der U.S. Armee war, erwarb die Armeeführung der Nordstaaten über 1700 Henrygewehre zur Ausrüstung spezieller Einheiten. Zudem wurden solche von vielen Unions-Soldaten auf eigene Rechnung im amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt und von den oft noch mit Vorderladern bewaffneten Südstaaten-Soldaten als "das verdammte Yankee-Gewehr, das am Sonntag geladen wird und die ganze Woche schießt" bezeichnet.
Ein anderes in diesem Krieg eingesetztes Unterhebel-Gewehr wurde 1860 von Christopher Spencer gebaut und ist als Spencer repeating rifle im Kaliber .50 und .56 bekannt geworden. Es hat ein Röhrenmagazin mit 7 Schuss im Kolben und einen außenliegenden Hahn, der vor jedem Abfeuern von Hand gespannt werden muss.
Der eigentliche Durchbruch gelang Oliver Winchester in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Konstrukteuren wie Benjamin Tyler Henry (1860) Nelson King (er entwickelte 1866 die seitliche Ladeöffnung) und John Moses Browning (Das Browning Verschlusssystem erlaubte die Verwendung rauchloser Patronen, 1886), die die als Winchester-Gewehr bekannt gewordenen Unterhebelrepetierer entwickelten. Insgesamt wurden über 7 Mio. Winchester "Lever-Actions" in diversen Kalibern, vom .22 lfB über die .44-40 WCF bis zur .30-06 (Standardpatrone der US Army), hergestellt. Die Firma gab im Jahr 2006 bekannt, dass die Produktion dieser Gewehre, insbesondere des Modells 94, nach über 100 Jahren eingestellt würde. Nur kurz, von 1883 bis 1885 stellte auch Colt den Colt-Burgess Unterhebelrepetierer her. Heute bieten noch Firmen wie die Marlin Firearms Company (Heute Remington Arms) und Sturm, Ruger & Company solche traditionellen Repetierer eigener Entwicklung an. Das von Marlin weiterentwickelte Modell 1895 ist in seiner größeren Version auch zum Verschießen stärkerer Patronen als der .45-70 Government, der .450 Marlin geeignet. In Italien werden noch heute Nachbauten der bekanntesten Winchester-Gewehre hergestellt.
Es gibt auch Flinten mit Unterhebel-Lademechanismus, zum Beispiel Winchester Model 1887 Lever Action Shotgun und Model 1901 im Kaliber 12 und im größeren Kaliber 10, diese sind aber bei weitem nicht so verbreitet wie Vorderschaftrepetierflinten.
Unterhebelrepetierer werden heute noch hergestellt und zur Jagd verwendet.
Ladezyklus

Der Unterhebelrepetierer wird durch eine Vor- und Zurückbewegung des Ladehebels durchgeladen. Bei der Vorwärtsbewegung wird der Verschluss entriegelt und nach hinten gezogen. Die leere Hülse wird dabei aus der Patronenkammer gezogen, ausgeworfen, und gleichzeitig wird eine neue Patrone vor die Kammer gebracht. Bei der Rückwärtsbewegung des Hebels wird die neue Patrone vom vorlaufenden Verschluss in die Kammer geschoben. In der letzten Phase wird der Verschluss verriegelt, was bei den Winchester-Modellen 1860/66/73 und 76 sowie dem Colt-Burgess Gewehr durch ein Kniegelenk geschieht, bei den Modellen 1886/92/94/95 durch einen Keil.
Magazin und Munition
Typisch für die zuerst angebotenen Unterhebelrepetierer ist das röhrenförmige Magazin unterhalb des Laufes. Das Magazin wird durch eine Ladeöffnung rechts am Gewehr befüllt. Diese ist mit einer Ladeklappe verschlossen, zur Zentrierung der Patronen ist die Klappe mit einer Führungsrille versehen. Im Magazin lagern die Patronen hintereinander, jeweils mit dem Patronenboden auf dem Geschoss der vorigen Patrone. Ursprünglich wurden Unterhebelrepetierer mit Randfeuermunition geladen, ab 1873 mit Zentralfeuerpatronen im amerikanischen Kaliber .44-40 WCF, ab 1874 .38-40 WCF und ab 1882 .32-20 WCF, woraufhin die Hersteller von Revolvern wie Colt mit dem Single Action Army, Remington Arms und Smith & Wesson diese Kaliber übernahmen, was erlaubte, für Revolver und Gewehr dieselbe Munition zu verwenden. Eine heute für Unterhebelrepetierer übliche Munition ist die Jagdpatrone .30-30 Winchester. Ein Nachteil der Röhrenmagazine ist die Verlagerung des Schwerpunktes der Waffe beim Schießen, was sich auf die Präzision ungünstig auswirkt. Zudem sind Röhrenmagazine für Munition mit Spitzgeschossen nicht geeignet, da die Gefahr von Selbstzündung besteht. Winchester und Savage entwickelten deshalb in den Neunzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts Unterhebelrepetierer mit Kastenmagazin, bei Savage wurden die Patronen wie beim Krag-Jorgensen- und Mannlicher-Schönauer-Magazin zugeführt.
1895 kam das Winchester Model 1895 Gewehr auf den Markt, welches ein Kastenmagazin hatte und Spitzpatronen verschoss. Die Waffe wurde als Großwild-Jagdwaffe, Infanteriegewehr und Militärkarabiner hergestellt. Die Russische Armee kaufte 1915–16 über 290.000 dieser Waffen im Militärkaliber 7.62 Russian. Der Karabiner mit .22-Zoll-Lauf in den amerikanischen Armeekalibern wurde von den Texas Rangers (Polizei), die ihre Waffen selber stellten, und anderen Polizeieinheiten eingesetzt. Der berühmteste Besitzer einer Winchester Mod 95 war der Großwildjäger und spätere amerikanische Präsident Theodore Roosevelt.
Vorteile des Systems
Der wesentliche Vorteil des Unterhebelrepetierers liegt darin, dass er ohne losgelassen zu werden nachgeladen werden kann. Dies ist zu Pferd besonders wichtig. Auch beim Stehendschießen muss die Waffe nicht von der Schulter genommen werden, was die Feuergeschwindigkeit wesentlich erhöht. Vor der Entwicklung der Selbstladegewehre waren deshalb die Unterhebelrepetierer mit den Vorderschaftrepetierern die Gewehre mit der schnellsten Feuerfolge.
Siehe auch
Literatur
- George Madis: The Winchester Handbook. Art & Reference House, Brownsboro TX 1981, ISBN 0-910156-04-2.
- George Madis: The Winchester Book. Taylor Publishing Company, Dallas TX 1971, ISBN 0-910156-03-4.
Einzelnachweise
- ↑ Norm Flayderman: Flayderman's Guide to Antique American Firearms and Their Values. Krause Publications, Iola WI 2001, ISBN 0-87349-313-3, S. 180.
- ↑ Roger Pauly: Firearms. The Life Story of a Technology. Greenwood Press, Westport CT u. a. 2004, ISBN 0-313-32796-3, [1] S. 97.