Kloster Rott und Philip-Johnson-Haus: Unterschied zwischen den Seiten
K HC: -Kategorie:Rott am Inn; ±Kategorie:Baudenkmal im Landkreis Rosenheim→Kategorie:Baudenkmal in Rott am Inn |
K Grammatik |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Coordinate |NS=52.509067 |EW=13.389278 |type=landmark |region=DE-BE}} |
|||
[[Datei:Kloster Rott am Inn.jpg|miniatur|250px|<center>Kloster Rott am Inn<center>]] |
|||
[[Datei:Philip-Johnson-Haus, Berlin-Mitte, westlich.jpg|mini|hochkant=1.3|Das Philip-Johnson-Haus von Nordwesten gesehen; unten rechts: die Skulptur ''[[Houseball]]'']] |
|||
Das '''Kloster Rott ''' ist ein ehemaliges Kloster der [[Benediktiner]] in [[Rott am Inn]] in [[Bayern]] in der [[Erzbistum München und Freising|Diözese Freising]]. |
|||
Das '''Philip-Johnson-Haus''' ist ein 1997 auf dem Gelände des ehemaligen Grenzübergangs [[Checkpoint Charlie]] an der [[Friedrichstraße]] 200 in [[Berlin-Mitte]] fertiggestelltes Bürogebäude. Es ist nach dem [[New York City|New Yorker]] Architekten [[Philip Johnson]] benannt, der es entwarf und zusammen mit dem Berliner Architekturbüro Pysall, Stahrenberg und Partner errichtete. Das Haus war eines der letzten Projekte Johnsons, eines Mitbegründers der [[Postmoderne]] und der [[Dekonstruktivismus (Architektur)|dekonstruktivistischen Architektur]], und ist Teil des mit fünf Gebäuden geplanten „American Business Centers“. |
|||
== Geschichte des Klosters == |
|||
Die Anfänge des Klosters reichen in das späte 11. Jahrhundert zurück. Wohl anlässlich der Hochzeit seines Sohnes Kuno II. mit Elisabeth von [[Lothringen]] reifte in Pfalzgraf [[Kuno I. von Rott]] und [[Vohburg]] der Plan zur Gründung eines Klosters auf dem Familienbesitz. Als 1081 Kuno II. kinderlos in der Schlacht von [[Höchstädt an der Donau|Höchstädt]] im Heerbann Kaiser [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrichs IV.]] fiel, wurde die Stiftung erneuert und das Kloster unter päpstlichen Schutz genommen. |
|||
== Lage == |
|||
Durch Besitzungen im [[Lamer Winkel]] im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]] ist es vielfach mit dessen Erschließung und Geschichte verbunden. |
|||
[[Datei:Philip-Johnson-Haus in the evening.JPG|mini|Abendaufnahme]] |
|||
In Block 106 der Friedrichstraße in Berlin steht das Philip-Johnson-Haus freistehend zwischen der Schützen-, Krausen- und Mauerstraße. Neben dem Gebäude befindet sich der [[Bethlehemkirchplatz]], benannt nach der 1943 zerstörten [[Bethlehemskirche (Berlin-Mitte)|Bethlehemskirche]]. Auf dem Platz steht die Skulptur „[[Houseball]]“ von [[Claes Oldenburg]] und [[Coosje van Bruggen]], die über Stationen in Bonn und Rostock zu diesem Platz gelangte. Die kugelförmige [[Pop Art|Pop-Art]]-Skulptur stellt einen Hausstand aus Möbeln und anderen Dingen dar, der zu einem Bündel gebunden ist.<ref name="houseball"/> |
|||
Bedingt durch die [[Säkularisation in Bayern|Säkularisation]] wurde 1803 das Kloster aufgelöst, Teile der Anlage niedergerissen oder verkauft, der Waldbesitz verstaatlicht und die wertvolle Bibliothek bis auf wenige Ausnahmen verkauft. Etliche der noch vorhandenen Gebäudeteile fielen 1937 einem Großbrand zum Opfer. Die [[Abtei]]kirche allerdings blieb erhalten und dient heute als [[Pfarrkirche]]. |
|||
Auf dem Grundstück befanden sich vor dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] neben der Bethlehemskirche Wohn- und Geschäftshäuser. In einem dieser Häuser fertigte der Metzger Loewenthal 1889 die ersten [[Bockwurst|Bockwürste]] für den Wirt Roland Scholz.<ref name="fde"/> Im Krieg wurden die Gebäude durch Bomben stark beschädigt und später abgerissen. Bis zur [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] lag das Gelände und seine Umgebung in unmittelbarer Nähe zur [[Berliner Mauer]] in [[Ost-Berlin]]. Teile der Anlagen zur Grenzkontrolle am Checkpoint Charlie befanden sich hier. Nach dem Abriss der Grenzanlage 1990/1991 lag das Gelände brach. |
|||
== Die Klosterkirche == |
|||
Die Rotter Klosterkirche ist dem hl. [[Marinus (Wilparting)|Marinus]] und dem hl. [[Anianus (Wilparting)|Anianus]] geweiht. Seit 1763 steht an der Stelle der ursprünglichen romanischen [[Basilika (Bautyp)|Basilika]] das heutige [[Rokoko]]bauwerk von [[Johann Michael Fischer (Baumeister)|Johann Michael Fischer]]. Die teils weiß, teils farbig gefassten Altarskulpturen von [[Ignaz Günther]] gelten als Spitzenleistungen der deutschen Plastik des 18. Jahrhunderts. |
|||
== Geschichte == |
|||
Der amerikanische Milliardär [[Ronald Lauder]] entwickelte mit seinem Partner Mark Palmer, dem ehemaligen Botschafter der Vereinigten Staaten in [[Ungarn]], die Idee eines amerikanischen Geschäftszentrums in Berlin, in das hunderte amerikanische Firmen einziehen und 3500 Arbeitsplätze entstehen sollten. Als Standort suchten sie die Grundstücke am ehemaligen Checkpoint Charlie aus. Während eines Festaktes zum Projektstart am 2. Oktober 1992 bezeichnete Berlins damaliger [[Regierender Bürgermeister]] [[Eberhard Diepgen]] das Projekt als „wichtiges Signal der Hoffnung und Zuversicht“.<ref name="Spiegel"/> Nach längeren Verhandlungen mit den Nachkommen von jüdischen Alteigentümern der Grundstücke aus New York begannen die Bauarbeiten 1994.<ref name="Spiegel"/> |
|||
Die einzigartige Harmonie von Raum, Ausstattung und Programm, welche die Rotter Klosterkirche auszeichnet, ist das Ergebnis einer im wörtlichen Sinn „einmaligen“ Werksgemeinschaft der bedeutendsten Künstler des süddeutschen Rokoko. Ihr Zustandekommen verdankt sie in erster Linie dem Auftraggeber Abt Benedikt II. Lutz (1720-1777). 1720 in [[Kitzbühel]] geboren, trat Benedikt Lutz vermutlich aufgrund der geographischen Nähe zum inkorporierten Priorat [[Pillersee]] 1737 in das Kloster Rott ein. Noviziat und theologische Studien führten ihn nach Weihenstephan bei [[Freising]], wo ihm der angesehene P. Roman Weixer (1690-1764) zum väterlichen Freund wurde. |
|||
Geplant waren fünf Bürogebäude in den Blöcken 105, 106, 200, 201a und 201b. Insgesamt sollten 160.000 m² Bruttogeschossfläche entstehen. Für jedes Gebäude zeichnete ein anderes Architektenteam verantwortlich, das bis auf Johnson, den Lauder direkt beauftragte, in vier [[Architekturwettbewerb#Offene und nichtoffene Wettbewerbe|beschränkten Architekturwettbewerben]] 1992 ermittelt wurden. Der Amerikaner [[David Childs]] von [[Skidmore, Owings and Merrill|SOM]] gewann den Wettbewerb für Block 200. Die anderen drei Aufträge gingen an Architektenteams aus Berlin, München und Frankfurt.<ref name="bauwelt"/> Philip Johnson hatte 1993 sein Büro in New York verkleinert und war 87 Jahre alt.<ref name="Schulze461"/> Während der [[Weimarer Republik]] hatte er etwa drei Jahre in Berlin verbracht<ref name="now"/> und mit der [[Kunsthalle Bielefeld]] vorher schon in Deutschland gearbeitet. |
|||
=== Baugeschichte === |
|||
[[Datei:Hochaltar Rott am Inn.jpg|miniatur||250px|Der Hochaltar von [[Ignaz Günther]] im Chorraum]] |
|||
[[Datei:Matthäus Günther -- Kuppelfresko -- Rott am Inn.jpg|thumb|250px|Das zentrale Deckenfresko von [[Matthäus Günther]] in der ehemaligen Klosterkirche (1763)]] |
|||
Nach dem weitgehenden Abbruch der alten Kirche durch „Tiroler Knappen“ Anfang März 1759 erfolgte bereits am 4. Juni die feierliche Grundsteinlegung. Nach alter Tradition begannen die Bauarbeiten im Osten mit der Errichtung von Sakristei und darüber gelegenem [[Psallierchor]]. Aufgrund der souveränen Bauorganisation Fischers und eines „allzu praecipitanten“ (übereiligen) Auftraggebers wuchs der gewaltige Bau zügig empor, so dass schon am 20. August 1760 das Richtfest begangen werden konnte, dem noch im November desselben Jahres die Schließung der Hauptkuppel folgte. Unterdessen nahmen die Stuckateure um [[Jakob Rauch (Stuckateur)|Jakob Rauch]] mit der Dekoration des Psallierchors (Reliefbilder mit Szenen aus dem Leben des hl. [[Benedikt von Nursia|Benedikt]]) ihre Arbeit auf. |
|||
Von den fünf Entwürfen des Business Centers wurden nur drei umgesetzt. Die Blöcke 105 und 200 blieben unbebaut. In Block 105 stand 2005 das umstrittene [[Freiheitsmahnmal]] der ''[[Arbeitsgemeinschaft 13. August]]'', die an einem Kauf der brach liegenden Flächen interessiert ist. Nach der Fertigstellung des Gebäudes 1997 zogen unter Anderem die [[Botschaft (Diplomatie)|Botschaften]] [[Irland]]s, [[Singapur]]s und zeitweise auch [[Australien]]s ein, die inzwischen jedoch alle wieder ausgezogen sind.<ref name="Botschaften"/> Weitere Flächen werden von unterschiedlichen Unternehmen genutzt. |
|||
Das Jahr 1761 sah neben der Vollendung des Kirchendachs vor allem die Ausschmückung des Presbyteriums, an der neben Rauch nun auch [[Matthäus Günther]] mit der Freskierung des Deckenspiegels beteiligt war. Einen ersten Höhepunkt bildete die provisorische Aufstellung des Hochaltars von [[Ignaz Günther]] im November desselben Jahres. Die Bausaison 1762 stand im Zeichen der Ausgestaltung des Hauptraumes. Zwischen Juni und Oktober schuf Matthäus Günther das monumentale Kuppelfresko mit dem „theatrum honoris“ des Benediktinerordens. Zeitgleich wurden die Arbeiten am Hochaltar beendet, der entgegen der ursprünglichen Konzeption um die Statuen der hll. [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich]] und [[Kunigunde von Luxemburg|Kunigunde]] erweitert wurde. |
|||
== Gestaltung == |
|||
Nach der Fertigstellung der Raumschale im April 1763 konzentrierten sich die Arbeiten auf die Altarausstattung. Nachdem das spätgotische Stifterhochgrab, das als einziges mittelalterliches Bildwerk in den Neubau übernommen worden war, seinen endgültigen Platz in der Vorhalle gefunden hatte, konnte am 23. Oktober 1763 die feierliche Kirchenweihe durch den Freisinger Weihbischof Franz Ignaz Albert von und zu Werdenstein vollzogen werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Ausstattung der Kirche noch nicht abgeschlossen. Beichtstühle, Eingangsgitter, Antependien und verschiedene Fassungsarbeiten zogen sich bis 1767 hin. Den endgültige Abschluss der Arbeiten bildeten die 1791 geweihten Seitenaltäre neben der Vorhalle. |
|||
[[Datei:Be Irish Embassy 01.jpg|mini|hochkant|Der Eingang des Gebäudes an der Friedrichstraße mit den Flaggen der ansässigen Botschaften]] |
|||
[[Datei:Philip-Johnson-Haus (from south-east).JPG|mini|links|Das Gebäude aus Richtung [[Checkpoint Charlie]] aufgenommen]] |
|||
Das Haus hat acht Ober- und drei Untergeschosse mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 38.000 m². [[Risalit]]artige natursteinverkleidete Baukörper bilden ein turmartiges Ensemble, das durch Glaszwischenbauten verbunden ist. Mit den aus der Vertikalen gekippten ''Curtain Walls'' über den Eingängen artikuliert sich „Johnson’s Rebellion gegen das Erwartbare“.<ref name="plf"/> Die Berliner [[Dachtraufe|Traufhöhe]] wird durch ein [[Gesims]]band in 22,90 Meter Höhe akzentuiert. Parallel zum Gesimsband läuft über dem Erdgeschoss ein weißes Metallband um, auf dem die Namen der Geschäfte angebracht sind. Im Erdgeschoss führen Passagen kreuzförmig von allen Gebäudeseiten in das zentrale, dreigeschossige Atrium, das in zwölf Meter Höhe glasüberdacht ist und an [[Heinrich Tessenow]]s Stadtbad in Berlin-Mitte 1930 erinnert. Etwa zehn Zentimeter hinter den zurückgesetzten Fenstern sind grau-oliv beschichtete Aluminiumbleche montiert, die den Blick unter die Schreibtische verhindern sollen. |
|||
=== Weitere Maßnahmen === |
|||
Nach zwei teilweise nicht originalgetreuen Restaurierungen in den Jahren 1867 und 1962/1963 wurde die ehemalige Klosterkirche von 1994 bis 2002 einer umfassenden Gesamtsanierung unterzogen, die sich am ursprünglichen Zustand orientierte. Seit Juli 2002 ist die Rotter Kirche wieder zugänglich und in neuer „alter Pracht“ zu besichtigen. |
|||
Über dem Gebäudesockel, der auf 3000 m² Fläche öffentliche Nutzungen wie beispielsweise Ladengeschäfte beherbergt, liegen sieben Obergeschosse mit weiteren 18.000 m² vermietbarer Fläche. Die darin befindlichen Büronutzungen sind als Zweibünder angelegt und umschließen zwei Innenhöfe. Das oberste Geschoss ist aus städtebaulichen Gründen zurückversetzt und bietet so eine umlaufende Terrasse vor den Büros. Zu den Innenhöfen ist das oberste Stockwerk nicht zurückgesetzt.<ref name="blake"/> Die Risalite bilden oberhalb der Traufhöhe [[Dachgaube|Gauben]]. Außen, im Atrium und in den Eingangsbereichen, sind die Wände mit grau-lila geflämmten Granit verkleidet, der nach dem Zuschnitt mit einer 900 °C heißen Flamme behandelt wurde.<ref name="skyline"/> |
|||
=== Ausstattung === |
|||
Die [[Orgel]] auf der Westempore wurde von der Orgelbaufirma Johannes Führer (München) erbaut. Das Werk befindet sich in einem barocken zweiteiligen Orgelgehäuse, an der Nord- und Südseite der Emporennische, so dass der Blick auf das Westfenster frei bleibt. Das Schleifladen-Instrument hat 32 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.<ref>Informationen zur [http://www.muenchnerorgelbau.de/akt.html Orgel]</ref> |
|||
Die Stockwerke werden über sieben [[Treppenhaus|Treppenhäuser]] und drei [[Aufzugsanlage]]n mit je zwei Fahrkörben erschlossen.<ref name="blake"/> |
|||
{| border="0" cellspacing="24" cellpadding="18" style="border-collapse:collapse;" |
|||
| style="vertical-align:top" | |
|||
{| border="0" |
|||
| colspan=16 | '''I Hauptwerk''' C–a<sup>3</sup> |
|||
---- |
|||
|- |
|||
| 1. || Bourdon || 16' |
|||
|- |
|||
| 2. || Principal || 8' |
|||
|- |
|||
| 3. || Rohrflaut || 8' |
|||
|- |
|||
| 4. || Flaut travers || 8' |
|||
|- |
|||
| 5. || Octave || 4' |
|||
|- |
|||
| 6. || Holzflaut || 4' |
|||
|- |
|||
| 7. || Quint || 3' |
|||
|- |
|||
| 8. || Superoctav || 2' |
|||
|- |
|||
| 9. || Terz || 1<sup>3</sup>/<sub>5</sub>' |
|||
|- |
|||
| 10. || Mixtur IV || 1<sup>1</sup>/<sub>3</sub>' |
|||
|- |
|||
| 11. || Trompette || 8' |
|||
|} |
|||
| style="vertical-align:top" | |
|||
{| border="0" |
|||
| colspan=16 | '''II Schwellwerk''' C–a<sup>3</sup> |
|||
---- |
|||
|- |
|||
| 12. || Suavial || 8' |
|||
|- |
|||
| 13. || Flauto || 8' |
|||
|- |
|||
| 14. || Copl || 8' |
|||
|- |
|||
| 15. || Viola da Gamba || 8' |
|||
|- |
|||
| 16. || Unda maris || 8' |
|||
|- |
|||
| 17. || Principal || 4' |
|||
|- |
|||
| 18. || Querflaut || 4' |
|||
|- |
|||
| 19. || Nasat || 3' |
|||
|- |
|||
| 20. || Waldflaut || 2' |
|||
|- |
|||
| 21. || Terz || 1<sup>3</sup>/<sub>5</sub>' |
|||
|- |
|||
| 22. || Mixtur III || 2' |
|||
|- |
|||
| 23. || Cymbl II || <sup>1</sup>/<sub>2</sub>' |
|||
|- |
|||
| 24. || Oboe || 8' |
|||
|- |
|||
| 25. || Krummhorn || 8' |
|||
|- |
|||
| || ''Tremulant'' |
|||
|} |
|||
| style="vertical-align:top" | |
|||
{| border="0" |
|||
| colspan=16 | '''Pedalwerk''' C–f<sup>1</sup> |
|||
---- |
|||
|- |
|||
| 26. || Contrabass || 16' |
|||
|- |
|||
| 27. || Soubass || 16' |
|||
|- |
|||
| 28. || Octavbass || 8' |
|||
|- |
|||
| 29. || Gedecktbass || 8' |
|||
|- |
|||
| 30. || Choralbass || 4' |
|||
|- |
|||
| 31. || Posaune || 16' |
|||
|- |
|||
| 32. || Trompette || 8' |
|||
|} |
|||
|} |
|||
== |
== Rezeption == |
||
[[Datei:Philip Johnson.2002.FILARDO.jpg|mini|links|Philip Johnson fünf Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 2002]] |
|||
* Rott am Inn. Beiträge zur Kunst und Geschichte der ehemaligen Benediktinerabtei (Hg. Willi Birkmaier) Weißenhorn 1983 |
|||
* Rott am Inn. 2. Bd. Beiträge zu Kunst und Geschichte der ehemaligen Benediktinerabtei (Hg. Willi Birkmaier) Weißenhorn 2002 |
|||
* Martin Ruf: ''Profeßbuch des Benediktinerstiftes Rott am Inn'' (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. 32. Ergänzungsband) Sankt Ottilien 1991 |
|||
* Georg Schrott: ''Belustungen und Experimente''. Naturkundliche Aktivitäten in der Abtei Rott im späten 18. Jahrhundert, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 119 (2008) 221-256 |
|||
Das Design des Gebäudes konnte die Kritiker in der Berliner Architekturszene nicht überzeugen und die in es gesetzten Hoffnung, die durch die Marketingabteilung der Investoren noch gesteigert wurden, nicht erfüllen. Franz Schulze bezeichnete den Entwurf als „Durchschnittsarbeit mit modernem Einschlag“, der „wohl kaum als nobles Werk gelten“ kann. „Dem dekonstruktivistisch orientierten und von Gehry beeinflußten<!--Zitat, daher alte Rechtschreibung--> Stil, der in letzter Zeit [Johnsons] Phantasie beschäftigt hatte, war diese Arbeit erst recht fremd.“<ref name="Schulze464"/> [[Falk Jaeger]] schrieb 1999: „der Bau hat auch nichts Originäres, Kraftvolles, Eigenständiges, wie von Johnson eigentlich erwartet wurde“ und schließt seinen Bericht mit der Feststellung: „das Haus [ist] ein Abbild seiner amerikanischen Herren: professionell geführt, höchst effektiv, technisch innovativ, doch sterbenslangweilig und wenig stilsicher im Outfit.“<ref name="jaeger"/> In einer anderen – eher postmodernen – Lesart kann das Gebäude als Superimposition eines steinernen Käfigs über einem gerasterten Glaskubus betrachtet werden.<ref name="plf2"/> |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
Nach negativen Kritiken machte Johnson, der oft selbst Kritik an den Arbeiten anderer Architekten übte – eine 1993 veröffentlichte Dokumentation der [[BBC]] bezeichnete ihn als "Paten" der amerikanischen Architektur und stellte ihn als einen „berechnenden und manipulierenden Drahtzieher“ dar<ref name="Schulze462"/> – die Berliner Stadtplanung und die Bauauflagen des [[Senat von Berlin|Berliner Senats]] verantwortlich. Dies bekräftigte er in einer Rede im [[Renaissance-Theater (Berlin)|Renaissance-Theater]] am 13. Juni 1993. Darin kritisierte er Stadtplanungen im Allgemeinen und die von Berlin im Speziellen, die durch die von Senatsbaudirektor [[Hans Stimmann]] geprägte [[kritische Rekonstruktion]] gekennzeichnet war und ihn wie alle anderen Architekten bei der Gestaltung des Hauses in der Friedrichstraße eingeschränkt habe. Johnson propagierte dagegen einen anderen Umgang mit der Stadtplanung, die seiner Ansicht nach auf Ideen von [[Karl Friedrich Schinkel]] zurückginge. Am Ende der Rede präsentierte er einen zweiten Entwurf für den Bau in der Friedrichstraße: Eine an ineinander verschlungene Eisberge erinnernde Würfelformation im Stil des Dekonstruktivismus.<ref name="Schulze466"/> Seine Berliner Partner teilten die Kritik Johnsons nicht.<ref name="skyline"/> |
|||
== Finanzierung == |
|||
Zu Beginn des Projektes war Lauder der Hauptinvestor, der aber nach Komplikationen beim Bau und der Kalkulation im September 1997 ausstieg. Die Kalkulation ging von einem Vermietungsstand und Mietpreisen aus, die auf dem Berliner Immobilien-Markt – es standen etwa 1,5 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer – nur schwer zu erzielen waren. Bilanzierungstricks führten zu einer weiteren Verschlechterung der Lage zehn Jahre nach der Eröffnung.<ref name="skyline"/> Der nach dem Ausstieg Lauders für das Gebäude gegründete Immobilienfond ging 2005 in Insolvenz. Davon waren die Einlagen von 1900 Investoren betroffen.<ref name="manske"/> 2006 kaufte die amerikanische Investmentfirma [[Tishman Speyer Properties]] das Haus.<ref name="tishman"/> |
|||
Lauders früherer Partner Mark Palmer, der das Projekt 1996 verließ, machte die Bundesregierung mit ihrem schleppendem [[Berlin/Bonn-Gesetz|Regierungsumzug]] in 1990er Jahren für die Pleiten mitverantwortlich.<ref name="Spiegel"/> |
|||
== Literatur == |
|||
* {{Literatur|Autor=Peter Blake|Titel=Philip Johnson|Verlag=Birkhäuser|Ort=Basel|Jahr=1996|ISBN=3764353937}} |
|||
* {{Literatur|Autor=Franz Schulze|Titel=Philip Johnson|TitelErg=Leben und Werk|Verlag=Springer|Ort=Wien|Jahr=1996|ISBN=3211827684}} |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat}} |
{{Commonscat}} |
||
* [http://www.friedrichstraße200.de www.friedrichstraße200.de – Internetseite des Betreibers] |
|||
* [http://www.hdbg.de/kloester/kloester_detailansicht_basisdaten.php?id=KS0356&templ=relaunch_vorlage_detail_basisdaten Klöster in Bayern: Kloster Rott (Haus der Bayerischen Geschichte)] |
|||
* [http://www.demetz-wille.com/architektur/referate/Rott-Seminararbeit_web.pdf Barockisierung der mittelalterlichen Kirche] Seminararbeit an der TU Wien, PDF (2,1 MB) |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references> |
|||
<ref name="houseball">[http://www.oldenburgvanbruggen.com/largescaleprojects/houseball.htm Beschreibung des Houseball] auf der Webseite der Künstler (englisch), abgerufen 11. September 2009.</ref> |
|||
<ref name="fde">friedrichstrasse.de: ''[http://www.friedrichstrasse.de/berlin/historie/geschichte_alle/bockwurst/ Bockwurst Hunger und Durst]'', abgerufen am 22. November 2009.</ref> |
|||
<ref name="Spiegel">{{Der Spiegel|ID=7925379|Titel=Tote Hose|Autor=|Jahr=1998|Nr=27|Seiten=119}}</ref> |
|||
<ref name="bauwelt">Bauwelt, Heft 21/1993, S. 1110.</ref> |
|||
<ref name="Schulze461">Schulze 1996, S. 461 ff.</ref> |
|||
<ref name="Schulze462">Schulze 1996, S. 462: Originaltitel der Dokumentation ''Philip Johnson: Godfather of American Architecture''.</ref> |
|||
<ref name="Botschaften">Offizielle Seiten der Botschaften [http://www.embassyofireland.de/home/index.aspx?id=29433 Irlands], [http://www.mfa.gov.sg/berlin-german/ Singapurs] und [http://www.germany.embassy.gov.au/belngerman/aboutus.html Australiens]</ref> |
|||
<ref name="Schulze464">Schulze 1996, S. 464.</ref> |
|||
<ref name="Schulze466">Schulze 1996, S. 466 ff.</ref> |
|||
<ref name="blake">Blake 1996, S. 236.</ref> |
|||
<ref name="jaeger">Falk Jaeger: ''[http://www.tagesspiegel.de/kultur/art772,1989225 Ein Amerikaner in Berlin.]'' In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 9. Januar 1999.</ref> |
|||
<ref name="now">Transkript der Rede “Berlin’s Last Chance – Schinkel, Messel, Mies van der Rohe – Now what?” vom 13. Juni 1993 im Renaissance-Theater in Berlin.</ref> |
|||
<ref name="plf">“Johnson’s rebellion against the expected is embodies in bays of curtain wall that seem to pivot outward on the diagonal.” Richard Payne, Hilary Lewis, Stephen Fox: ''The architecture of Philip Johnson'' Bulfinch Press: Boston 2002. ISBN 0-8212-2788-2</ref> |
|||
<ref name="skyline">[[Rainer Haubrich]] und Stefan Loipfinger: ''[http://www.sky-line.de/doppel/dop_10_297.html Solitär mit Ecken und […] riskanter Kalkulation]'', abgerufen 8. September 2009.</ref> |
|||
<ref name="plf2">“… therefore its overlay of gray Brazilian granite on a glass curtain wall …” Richard Payne, Hilary Lewis, Stephen Fox: ''The architecture of Philip Johnson'' Bulfinch Press: Boston 2002. ISBN 0-8212-2788-2</ref> |
|||
<ref name="manske">Tina Manske: ''[http://www.tagesspiegel.de/berlin/art270,2150374 Sanierungskonzept für Philip-Johnson-Haus gescheitert: 1900 Anleger betroffen.]'' In: ''Der Tagesspiegel'', 20. Dezember 2005.</ref> |
|||
<ref name="tishman">''[http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article251089/Tishman_Speyer_kauft_Philip_Johnson_Haus.html Tishman Speyer kauft Philip-Johnson-Haus.]'' In: ''[[Berliner Morgenpost]]'', 6. September 2006.</ref> |
|||
</references> |
|||
{{Lesenswert|14. Dezember 2009|67798680}} |
|||
{{Coordinate |NS=47.9825 |EW=12.1293 |type=landmark |region=DE-BY}} |
|||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Berlin-Mitte]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Bürogebäude in Berlin]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Philip Johnson]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Erbaut in den 1990er Jahren]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Bauwerk nach Person (Architekt)|Johnson, Philip]] |
||
[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Rosenheim|Rott]] |
|||
[[Kategorie:Marinus-und-Anianus-Kirche|Rott am Inn]] |
|||
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Rott am Inn, Kloster]] |
Version vom 27. Juni 2014, 20:17 Uhr
Koordinaten: 52° 30′ 32,6″ N, 13° 23′ 21,4″ O

Das Philip-Johnson-Haus ist ein 1997 auf dem Gelände des ehemaligen Grenzübergangs Checkpoint Charlie an der Friedrichstraße 200 in Berlin-Mitte fertiggestelltes Bürogebäude. Es ist nach dem New Yorker Architekten Philip Johnson benannt, der es entwarf und zusammen mit dem Berliner Architekturbüro Pysall, Stahrenberg und Partner errichtete. Das Haus war eines der letzten Projekte Johnsons, eines Mitbegründers der Postmoderne und der dekonstruktivistischen Architektur, und ist Teil des mit fünf Gebäuden geplanten „American Business Centers“.
Lage
In Block 106 der Friedrichstraße in Berlin steht das Philip-Johnson-Haus freistehend zwischen der Schützen-, Krausen- und Mauerstraße. Neben dem Gebäude befindet sich der Bethlehemkirchplatz, benannt nach der 1943 zerstörten Bethlehemskirche. Auf dem Platz steht die Skulptur „Houseball“ von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen, die über Stationen in Bonn und Rostock zu diesem Platz gelangte. Die kugelförmige Pop-Art-Skulptur stellt einen Hausstand aus Möbeln und anderen Dingen dar, der zu einem Bündel gebunden ist.[1]
Auf dem Grundstück befanden sich vor dem Zweiten Weltkrieg neben der Bethlehemskirche Wohn- und Geschäftshäuser. In einem dieser Häuser fertigte der Metzger Loewenthal 1889 die ersten Bockwürste für den Wirt Roland Scholz.[2] Im Krieg wurden die Gebäude durch Bomben stark beschädigt und später abgerissen. Bis zur deutschen Wiedervereinigung lag das Gelände und seine Umgebung in unmittelbarer Nähe zur Berliner Mauer in Ost-Berlin. Teile der Anlagen zur Grenzkontrolle am Checkpoint Charlie befanden sich hier. Nach dem Abriss der Grenzanlage 1990/1991 lag das Gelände brach.
Geschichte
Der amerikanische Milliardär Ronald Lauder entwickelte mit seinem Partner Mark Palmer, dem ehemaligen Botschafter der Vereinigten Staaten in Ungarn, die Idee eines amerikanischen Geschäftszentrums in Berlin, in das hunderte amerikanische Firmen einziehen und 3500 Arbeitsplätze entstehen sollten. Als Standort suchten sie die Grundstücke am ehemaligen Checkpoint Charlie aus. Während eines Festaktes zum Projektstart am 2. Oktober 1992 bezeichnete Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen das Projekt als „wichtiges Signal der Hoffnung und Zuversicht“.[3] Nach längeren Verhandlungen mit den Nachkommen von jüdischen Alteigentümern der Grundstücke aus New York begannen die Bauarbeiten 1994.[3]
Geplant waren fünf Bürogebäude in den Blöcken 105, 106, 200, 201a und 201b. Insgesamt sollten 160.000 m² Bruttogeschossfläche entstehen. Für jedes Gebäude zeichnete ein anderes Architektenteam verantwortlich, das bis auf Johnson, den Lauder direkt beauftragte, in vier beschränkten Architekturwettbewerben 1992 ermittelt wurden. Der Amerikaner David Childs von SOM gewann den Wettbewerb für Block 200. Die anderen drei Aufträge gingen an Architektenteams aus Berlin, München und Frankfurt.[4] Philip Johnson hatte 1993 sein Büro in New York verkleinert und war 87 Jahre alt.[5] Während der Weimarer Republik hatte er etwa drei Jahre in Berlin verbracht[6] und mit der Kunsthalle Bielefeld vorher schon in Deutschland gearbeitet.
Von den fünf Entwürfen des Business Centers wurden nur drei umgesetzt. Die Blöcke 105 und 200 blieben unbebaut. In Block 105 stand 2005 das umstrittene Freiheitsmahnmal der Arbeitsgemeinschaft 13. August, die an einem Kauf der brach liegenden Flächen interessiert ist. Nach der Fertigstellung des Gebäudes 1997 zogen unter Anderem die Botschaften Irlands, Singapurs und zeitweise auch Australiens ein, die inzwischen jedoch alle wieder ausgezogen sind.[7] Weitere Flächen werden von unterschiedlichen Unternehmen genutzt.
Gestaltung

Das Haus hat acht Ober- und drei Untergeschosse mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 38.000 m². Risalitartige natursteinverkleidete Baukörper bilden ein turmartiges Ensemble, das durch Glaszwischenbauten verbunden ist. Mit den aus der Vertikalen gekippten Curtain Walls über den Eingängen artikuliert sich „Johnson’s Rebellion gegen das Erwartbare“.[8] Die Berliner Traufhöhe wird durch ein Gesimsband in 22,90 Meter Höhe akzentuiert. Parallel zum Gesimsband läuft über dem Erdgeschoss ein weißes Metallband um, auf dem die Namen der Geschäfte angebracht sind. Im Erdgeschoss führen Passagen kreuzförmig von allen Gebäudeseiten in das zentrale, dreigeschossige Atrium, das in zwölf Meter Höhe glasüberdacht ist und an Heinrich Tessenows Stadtbad in Berlin-Mitte 1930 erinnert. Etwa zehn Zentimeter hinter den zurückgesetzten Fenstern sind grau-oliv beschichtete Aluminiumbleche montiert, die den Blick unter die Schreibtische verhindern sollen.
Über dem Gebäudesockel, der auf 3000 m² Fläche öffentliche Nutzungen wie beispielsweise Ladengeschäfte beherbergt, liegen sieben Obergeschosse mit weiteren 18.000 m² vermietbarer Fläche. Die darin befindlichen Büronutzungen sind als Zweibünder angelegt und umschließen zwei Innenhöfe. Das oberste Geschoss ist aus städtebaulichen Gründen zurückversetzt und bietet so eine umlaufende Terrasse vor den Büros. Zu den Innenhöfen ist das oberste Stockwerk nicht zurückgesetzt.[9] Die Risalite bilden oberhalb der Traufhöhe Gauben. Außen, im Atrium und in den Eingangsbereichen, sind die Wände mit grau-lila geflämmten Granit verkleidet, der nach dem Zuschnitt mit einer 900 °C heißen Flamme behandelt wurde.[10]
Die Stockwerke werden über sieben Treppenhäuser und drei Aufzugsanlagen mit je zwei Fahrkörben erschlossen.[9]
Rezeption

Das Design des Gebäudes konnte die Kritiker in der Berliner Architekturszene nicht überzeugen und die in es gesetzten Hoffnung, die durch die Marketingabteilung der Investoren noch gesteigert wurden, nicht erfüllen. Franz Schulze bezeichnete den Entwurf als „Durchschnittsarbeit mit modernem Einschlag“, der „wohl kaum als nobles Werk gelten“ kann. „Dem dekonstruktivistisch orientierten und von Gehry beeinflußten Stil, der in letzter Zeit [Johnsons] Phantasie beschäftigt hatte, war diese Arbeit erst recht fremd.“[11] Falk Jaeger schrieb 1999: „der Bau hat auch nichts Originäres, Kraftvolles, Eigenständiges, wie von Johnson eigentlich erwartet wurde“ und schließt seinen Bericht mit der Feststellung: „das Haus [ist] ein Abbild seiner amerikanischen Herren: professionell geführt, höchst effektiv, technisch innovativ, doch sterbenslangweilig und wenig stilsicher im Outfit.“[12] In einer anderen – eher postmodernen – Lesart kann das Gebäude als Superimposition eines steinernen Käfigs über einem gerasterten Glaskubus betrachtet werden.[13]
Nach negativen Kritiken machte Johnson, der oft selbst Kritik an den Arbeiten anderer Architekten übte – eine 1993 veröffentlichte Dokumentation der BBC bezeichnete ihn als "Paten" der amerikanischen Architektur und stellte ihn als einen „berechnenden und manipulierenden Drahtzieher“ dar[14] – die Berliner Stadtplanung und die Bauauflagen des Berliner Senats verantwortlich. Dies bekräftigte er in einer Rede im Renaissance-Theater am 13. Juni 1993. Darin kritisierte er Stadtplanungen im Allgemeinen und die von Berlin im Speziellen, die durch die von Senatsbaudirektor Hans Stimmann geprägte kritische Rekonstruktion gekennzeichnet war und ihn wie alle anderen Architekten bei der Gestaltung des Hauses in der Friedrichstraße eingeschränkt habe. Johnson propagierte dagegen einen anderen Umgang mit der Stadtplanung, die seiner Ansicht nach auf Ideen von Karl Friedrich Schinkel zurückginge. Am Ende der Rede präsentierte er einen zweiten Entwurf für den Bau in der Friedrichstraße: Eine an ineinander verschlungene Eisberge erinnernde Würfelformation im Stil des Dekonstruktivismus.[15] Seine Berliner Partner teilten die Kritik Johnsons nicht.[10]
Finanzierung
Zu Beginn des Projektes war Lauder der Hauptinvestor, der aber nach Komplikationen beim Bau und der Kalkulation im September 1997 ausstieg. Die Kalkulation ging von einem Vermietungsstand und Mietpreisen aus, die auf dem Berliner Immobilien-Markt – es standen etwa 1,5 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer – nur schwer zu erzielen waren. Bilanzierungstricks führten zu einer weiteren Verschlechterung der Lage zehn Jahre nach der Eröffnung.[10] Der nach dem Ausstieg Lauders für das Gebäude gegründete Immobilienfond ging 2005 in Insolvenz. Davon waren die Einlagen von 1900 Investoren betroffen.[16] 2006 kaufte die amerikanische Investmentfirma Tishman Speyer Properties das Haus.[17]
Lauders früherer Partner Mark Palmer, der das Projekt 1996 verließ, machte die Bundesregierung mit ihrem schleppendem Regierungsumzug in 1990er Jahren für die Pleiten mitverantwortlich.[3]
Literatur
- Peter Blake: Philip Johnson. Birkhäuser, Basel 1996, ISBN 3-7643-5393-7.
- Franz Schulze: Philip Johnson. Leben und Werk. Springer, Wien 1996, ISBN 3-211-82768-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Beschreibung des Houseball auf der Webseite der Künstler (englisch), abgerufen 11. September 2009.
- ↑ friedrichstrasse.de: Bockwurst Hunger und Durst, abgerufen am 22. November 2009.
- ↑ a b c Tote Hose. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1998, S. 119 (online).
- ↑ Bauwelt, Heft 21/1993, S. 1110.
- ↑ Schulze 1996, S. 461 ff.
- ↑ Transkript der Rede “Berlin’s Last Chance – Schinkel, Messel, Mies van der Rohe – Now what?” vom 13. Juni 1993 im Renaissance-Theater in Berlin.
- ↑ Offizielle Seiten der Botschaften Irlands, Singapurs und Australiens
- ↑ “Johnson’s rebellion against the expected is embodies in bays of curtain wall that seem to pivot outward on the diagonal.” Richard Payne, Hilary Lewis, Stephen Fox: The architecture of Philip Johnson Bulfinch Press: Boston 2002. ISBN 0-8212-2788-2
- ↑ a b Blake 1996, S. 236.
- ↑ a b c Rainer Haubrich und Stefan Loipfinger: Solitär mit Ecken und [… riskanter Kalkulation], abgerufen 8. September 2009.
- ↑ Schulze 1996, S. 464.
- ↑ Falk Jaeger: Ein Amerikaner in Berlin. In: Der Tagesspiegel, 9. Januar 1999.
- ↑ “… therefore its overlay of gray Brazilian granite on a glass curtain wall …” Richard Payne, Hilary Lewis, Stephen Fox: The architecture of Philip Johnson Bulfinch Press: Boston 2002. ISBN 0-8212-2788-2
- ↑ Schulze 1996, S. 462: Originaltitel der Dokumentation Philip Johnson: Godfather of American Architecture.
- ↑ Schulze 1996, S. 466 ff.
- ↑ Tina Manske: Sanierungskonzept für Philip-Johnson-Haus gescheitert: 1900 Anleger betroffen. In: Der Tagesspiegel, 20. Dezember 2005.
- ↑ Tishman Speyer kauft Philip-Johnson-Haus. In: Berliner Morgenpost, 6. September 2006.