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Rainer Hildebrandt und Schmalspurbahn Mosel–Ortmannsdorf: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Rainer Hildebrandt''' (* [[14. Dezember]] [[1914]] in [[Stuttgart]]; † [[9. Januar]] [[2004]] in [[Berlin]]) war ein deutscher Historiker und Publizist sowie Gründer des [[Mauermuseum]]s am [[Checkpoint Charlie]] in Berlin.
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Die '''Schmalspurbahn Mosel–Ortmannsdorf''' (auch bekannt als '''Mülsengrundbahn''') war eine [[Sächsische Schmalspurbahnen|sächsische Schmalspurbahn]]. Sie verlief von [[Mosel (Zwickau)|Mosel]] an der [[Bahnstrecke Dresden–Werdau|Hauptbahn Dresden–Werdau]] ausgehend durch den [[Mülsen|Mülsengrund]] nach [[Mülsen|Ortmannsdorf]]. Die 1885 eröffnete Strecke wurde 1951 stillgelegt.


== Leben ==
== Geschichte ==
Rainer Hildebrandt, Sohn des Kunsthistorikers [[Hans Hildebrandt]], studierte an der [[Deutsche Hochschule für Politik#Auslandswissenschaftliche Fakultät|Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Deutschen Hochschule für Politik]] in Berlin. Dort sammelte sich ab 1939/40 ein reger Kreis widerständiger Dozenten und Studenten. Darunter befanden sich neben [[Harro Schulze-Boysen]] und [[Horst Heilmann]] auch der Professor [[Albrecht Haushofer]] und der Student Rainer Hildebrandt. Er hatte Kontakt zum weiteren Kreis der Attentäter gegen Hitler am [[20.&nbsp;Juli 1944]] und war Angehöriger des Haushofer Kreises: „''Den Weggefährten gilt ein langer Blick. Ich habe meine besten Freunde, Albrecht Haushofer und Horst Heilmann, im Nazi-Reich verloren und war selbst 17 Monate in Haft. Ich habe gelernt, gegen das Unrecht zu kämpfen.''“<ref>Rainer Hildebrandt: ''Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer''. [http://buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-922484-48-6 buchhandel.de]</ref>


Bereits beim Bau des [[Bahnstrecke Dresden–Werdau|Abschnitts Chemnitz–Zwickau]] der Strecke zwischen Dresden und Werdau wurden Untersuchungen für eine Streckenführung über [[Mülsen St. Jakob]] durchgeführt, die Variante über [[Glauchau]] erhielt aber schließlich den Vorzug. Den zweiten Versuch gab es 1869, als eine Petition beim [[Sächsischer Landtag (1831–1918)|Sächsischen Landtag]] für eine Strecke von [[Zwickau]] über Mülsen St. Jakob und [[Lichtenstein/Sa.|Lichtenstein]] nach [[St. Egidien]] einging. Eine Privatbahngesellschaft erhielt zwar 1870 die [[Konzession]] dafür, durch den [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] wurde die Konzession später wieder zurückgezogen, da danach der Privatbahnbau vom [[Königreich Sachsen]] nicht mehr gefördert wurde. Die 1879 eröffnete normalspurige [[Bahnstrecke Stollberg–St. Egidien]] lag auch abseits des Mülsengrundes. An den schlechten Verkehrsbedingungen – bis 1885 besaß der Mülsengrund nichtmal ein eigenes Postamt – änderte sich daher nichts. Allerdings war man in Dresden schon zu diesem Zeitpunkt gewillt, mit dem Bau einer Bahnstrecke die wirtschaftliche Situation im Mülsengrund zu verbessern, denn der Mülsengrund gehörte damals zu den ärmeren Gegenden Sachsens.
Nach dem Beginn des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] fungierte Hildebrandt zusammen mit dem Schriftsteller [[Günther Birkenfeld]], dem damaligen Vorsitzenden der [[Junge Union|Jungen Union]] [[Ernst Benda]] und dem damaligen FDP-Stadtverordneten [[Herbert Geisler]] (1921–1986) als Lizenzträger der [[Alliierte Kommandantur|Alliierten Kommandantur]] für die [[Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit]]. Geleitet wurde diese am Anfang von Rainer Hildebrandt, dessen Hauptziel zunächst darin lag, einen Suchdienst zur Fahndung nach den vielen verhafteten und verschwundenen oder verschleppten und vermissten und verstorbenen Personen in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] aufzubauen.


Der sächsische König [[Albert (Sachsen)|Albert]] besuchte im Juli 1880 bei einer Reise den Mülsengrund, während seines Besuchs wurde von den Bewohnern wieder lautstark ein Eisenbahnanschluss gefordert. In einem Dekret wurde am 4. Januar 1884 der Bahnbau im Mülsengrund erneut eingefordert, was wenig später vom Sächsischen Landtag auch genehmigt wurde. Als Ausgangspunkt wurde der [[Bahnhof Mosel]] an der Hauptbahn Dresden–Werdau bestimmt, da von dort die kürzestmögliche Trassenführung durch die hochwassergefährdete Talaue der [[Zwickauer Mulde]] möglich war. Mosel konnte sich dabei gegen Glauchau-Schönbörnchen durchsetzen, letzteres wäre aber aus verkehrstechnischer Sicht der bessere Anschlussbahnhof gewesen. Durch den Bahnbau erhoffte man sich eine spürbare Verbesserung der schlechten wirtschaftlichen Lage das Tals.
Für das [[Ministerium für Staatssicherheit]] der DDR war die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, die von 1948 bis 1959 bestand, die „bestgehasste“ Organisation. Die Gruppe verbreitete in der DDR konspirativ Millionen von Flugblätter und Broschüren, teilweise durch Ballons. Gegen Rainer Hildebrandt gab es drei Entführungsversuche, etwa von der „Stasi“. Der erste Entführungsversuch scheiterte nach Hildebrandts Erinnerungen am 24. Juli 1949.


Am 15. Juli 1884 begann man mit dem Bau der Strecke als schmalspurige [[Sekundärbahn]]. Außer dem Viadukt in Ortmannsdorf waren keine größeren Kunstbauten nötig, so dass der Bau recht schnell voranschritt. Die Baukosten wurden ursprünglich mit über 1,4 Mio. Mark veranschlagt, die tatsächliche Summe lag am Ende aber deutlich unter 1,0 Mio. Mark. Mehr als 1/4 der Bausumme wurde für den Oberbau ausgegeben. Am 1. November 1885 wurde die Strecke von Mosel nach Ortmannsdorf eröffnet, es war die elfte Streckeneröffnung oder -verlängerung einer sächsischen Schmalspurbahn. Bereits bei der Fahrt des Eröffnungszuges gab es den ersten Betriebsunfall, als in der Haltestelle Mülsen St. Jacob mehrere Wagen entgleisten und umstürzten.
Finanziell war die Kampfgruppe von den Amerikanern abhängig. <!--Die folgende Behauptung muß unbedingt gem. Wikipedia:Einzelnachweise belegt werden! Hildebrandt selbst sagte, dass ihm die Gruppe wegen mannigfacher Beteiligung an Sabotageaktionen in der DDR entglitt: ''„Das ist die Tragik meines Lebens, ich wusste es nicht.“''--> Wegen Differenzen mit [[Ernst Tillich]] zog sich Rainer Hildebrandt Mitte der 1950er Jahre aus der Kampfgruppe zurück und widmete sich überwiegend der Öffentlichkeitsarbeit und der kurze Zeit nach dem Bau der Berliner Mauer gegründeten [[Arbeitsgemeinschaft 13.&nbsp;August]]. Ehrenmitglieder der Arbeitsgemeinschaft waren unter anderem die Grünenpolitiker [[Petra Kelly]] und [[Gert Bastian]]. Bis zuletzt leitete Hildebrandt das [[Mauermuseum|Haus am Checkpoint Charlie (Mauermuseum)]], das die Geschichte der Maueropfer und Mauerflüchtlinge dokumentiert.


Zunächst nahm die Strecke eine vergleichbare Entwicklung, wie alle sächsischen Schmalspurbahnen. Eine nennenswerte Ansiedlung von Industrie entlang der Strecke gelang jedoch nicht, sodass die Verkehrsleistungen insgesamt auf niedrigem Niveau blieben. Bis in die 1890er Jahre erbrachte die Schmalspurbahn Gewinne, aber seit Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte die Strecke zu den unrentabelsten Schmalspurbahnen in Sachsen. Vor der Jahrhundertwende wurde mehrere Entwürfe für eine Verbindung ausgehend vom [[Bahnhof Neuoelsnitz|Bahnhof Höhlteich]] (später Bahnhof Neuölsnitz) mit der [[Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld|Schmalspurbahn Wilkau–Wilzschhaus]] erstellt, der letzte derartige Plan wurde 1899 abgelehnt. Neben einer schwierigen Topografie waren drei erfolglose Probebohrungen der Gewerkschaft Oberzschocken nach Steinkohle um 1900<ref>Rolf Vogel: ''Das Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier'', Förderverein Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgeb. e.V., S. 176 ff.</ref> maßgeblich für die Aufgabe der Erweiterungspläne, da diese Verlängerung nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Auch die Fortführung bis zum Bahnhof Neuölsnitz scheiterte 1908 endgültig. Seit 1919 verkehrten Sonntags keine Züge mehr.
Am 1. Oktober 1992 wurde dem Gründer des Mauermuseums in Berlin der [[Verdienstorden des Landes Berlin]] verliehen, 1994 wurde ihm durch [[Roman Herzog]] das [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz I.&nbsp;Klasse]] verliehen.


Nach der Weltwirtschaftskrise, in der zahlreiche kleine Betriebe schließen mussten, arbeiteten die bisherigen Weber auswärts und sorgten so für einen gewissen Berufsverkehr und damit auch für eine Änderung des Transportergebnisses. Seit 1936 betrieb zuerst die [[Kraftverkehrsgesellschaft Sachsen]], später auch die Deutsche Reichsbahn Buslinien durch den Mülsengrund. Da diese schneller und preiswerter als die Schmalspurbahn waren, war eine Einstellung des Personenverkehrs absehbar. Am 14. Mai 1939 verkehrten (vorerst) die letzten Personenzüge.
Am 9. Januar 2004 starb Rainer Hildebrandt mit 89 Jahren. Sein Wunsch war es, nach seinem Leben neben seinem Freund [[Albrecht Haushofer]] beerdigt zu werden. Da der entsprechende Friedhof für die Opfer von Krieg und Militarismus in Berlin Moabit allerdings seit 1952 für Neubestattungen geschlossen ist, wurde dieser Wunsch vom zuständigen Berliner Bezirksamt nicht erfüllt.<ref>Tobias Miller, Anne Vorbringer: [http://berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0703/lokales/0011/index.html Senat gönnt Rainer Hildebrandt keine Ruhe.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 3. Juli 2006</ref>


Durch den Zweiten Weltkrieg stiegen die Transportleistungen im Güterverkehr wieder an, aufgrund des allgemeinen Fahrzeug-, Treibstoff- und Materialmangels wurde der Personenverkehr ab dem 1. Mai 1944 auch wieder mit der Schmalspurbahn durchgeführt, berechnet wurde bei der Schmalspurbahn bis zur Betriebseinstellung 1951 der Bustarif. Vorerst wurde nur der Abschnitt Thurm–Ortmannsdorf bedient, da der Bus den Bahnhof Mosel ebenfalls nicht angefahren hatte. In Thurm bestand aber ein Anschluss zum Bus nach Zwickau. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Züge wieder bis Mosel geführt, einzelne endeten aber immer noch in Thurm.
Seine Frau [[Alexandra Hildebrandt (Künstlerin)|Alexandra Hildebrandt]], die Hildebrandt 1995 geheiratet hatte und die heute Leiterin des Mauermuseums und geschäftsführende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 13. August ist, setzt sich seitdem dafür ein, dass Rainer Hildebrandts letzter Wille doch noch erfüllt wird. Die Urne Hildebrandts mit der Nummer 173126 steht seit der Einäscherung im [[Friedhof Ruhleben#Krematorium Ruhleben|Krematorium Berlin Ruhleben]], da die Witwe sich weigert, einen anderen Beisetzungsort zu akzeptieren.<ref>http://www.tagesspiegel.de/berlin/rainer-hildebrandt-kein-friede-seiner-asche/1660358.html</ref> Eigentlich fällige Aufbewahrungsgebühren werden von der Berliner Verwaltung nicht erhoben. Ebenso wurde auf eine amtliche Zwangsbeisetzung verzichtet.


Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verkomplizierte sich der Bahnbetrieb enorm, da die vorläufige Besatzungsgrenze die Bahnstrecke teilte. Erst mit dem Abzug der amerikanischen Truppen am 15. Juli 1945 wurden die zuvor nötigen Passierscheine nicht mehr benötigt.
Hildebrandts Witwe initiierte 2004 die „Dr. Rainer-Hildebrandt-Medaille". Der Internationale Menschenrechtspreis wird zum [[Tag der Menschenrechte]] an Menschen vergeben, die sich gewaltfrei für Menschenrechte eingesetzt haben.<ref>http://www.mauermuseum.de/index-medaille.html</ref>


Am 21. Mai 1951 wurde der Verkehr mit der Begründung, Material für den [[Berliner Außenring]] zu benötigen endgültig eingestellt und die Strecke sofort nach der Betriebseinstellung abgebaut. Der Abbau war im Juli 1951 fertiggestellt.
== Werke (Auswahl) ==

* Rainer Hildebrandt: ''Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer'' (Neuauflage der 1948 erstmals erschienenen Publikation ''…&nbsp;die besten Köpfe, die man henkt'', ergänzt durch zahlreiche Fotos und Originalunterlagen). Verlag Arbeitsgemeinschaft 13. August, ISBN 978-3-922484-48-6
Noch heute zeugen einige erhaltende Gebäude wie der Ortmannsdorfer Bahnhof mit seinem Lokschuppen und Streckenmarkierungen sowie noch vorhandene Überbleibsel von Widerlagern usw. von der Existenz der Mülsengrundbahn.
* ''Wir sind die Letzten''. Neuwied/Berlin 1949 (Über Albrecht Haushofer und seine Freunde)

* ''Als die Fesseln fielen … Neun Schicksale in einem Aufstand'' <sup>2</sup>1969
== Streckenbeschreibung ==
* ''Von Gandhi bis Walesa – Gewaltfreier Kampf für Menschenrechte''
<!-- === Verlauf === -->
* ''Die Mauer spricht''

* ''Es geschah an der Mauer'' 22. Aufl. 2006
Im Gegensatz zu zahlreichen anderen sächsischen Schmalspurbahnen lag die Strecke komplett auf einem eigenen Planum.

=== Betriebsstellen ===
Sämtliche Hochbauten waren Typenbauten der Sächsischen Schmalspurbahn. An allen Stationen stand auch nur ein Bahnsteiggleis zur Verfügung, ein Zeichen des geringen Personenverkehrs.

; Bahnhof Mosel {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7836|EW=12.4811|type=landmark|region=DE-SN|name=Bahnhof Mosel}}
{{Hauptartikel|Bahnhof Mosel}}

Der ''Bahnhof Mosel'' war mit allen typischen Einrichtungen, die für einen Spurwechselbahnhof nötig waren, ausgerüstet, dazu gehörten eine [[Umladehalle]] und eine [[Überladerampe]]. Weiter waren an Hochbauten ein Empfangsgebäude, ein dreiständiges Heizhaus, ein Kohleschuppen, ein Güterschuppen und ein Wirtschaftsgebäude vorhanden. Ein Stand des Heizhauses wurde bereits seit Bahneröffnung für Wagenreparaturen genutzt, ein zweiter seit 1904. Eine Besonderheit war der [[Wasserkran (Eisenbahn)|Wasserkran]] im Heizhaus.<ref>Reiner Scheffler: ''Schmalspur-Heizhäuser in Sachsen'', Verlag Kenning, Nordhorn 1996, ISBN 3-927587-48-6, S. 26</ref> Der Schmalspurbereich bestand aus elf Gleisen mit 15 Weichen, der Regelspurbereich aus fünf Gleisen.

; Anschl Papierfabrik Crossen

Dieses 3,5&nbsp;km lange Anschlussgleis bestand nur von 1887 und 1895, in diesem Zeitraum hatte es aber großen Anteil am Güterverkehr der Gesamtstrecke. Nach dem Bau eines normalspurigen Anschlussgleises zur [[Bahnstrecke Zwickau–Crossen–Mosel|Industriebahn Zwickau–Crossen–Mosel]] wurde das schmalspurige Gleis aufgelassen.

; Haltepunkt Wulm

Die Gebäude dieser Station bestanden aus eine Wartehalle aus Holz und einem Abtritt. Nach der Einstellung des Personenverkehrs wurde die Wartehalle nach Thurm gebracht und dort aufgestellt.

; Haltepunkt Niedermülsen

An Hochbauten war hier eine Wartehalle und ein Wagenkasten vorhanden. Güterverkehr fand nur während des Zweiten Weltkriegs statt. Dazu wurde eine kleine Rampe für die Verladung von Motoren gebaut. Nach Wiederaufnahme des Personenverkehrs musste die Rampe 1944 entfernt werden.

; Haltestelle Thurm {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7670|EW=12.5456|type=landmark|region=DE-SN|name=Haltestelle Thurm}}

[[Datei:Haltestelle Thurm (Postkarte).jpg|miniatur|Haltestelle Thurm um 1900]]
Die größte Zwischenstation unterschied sich von den anderen vier Haltestellen lediglich durch die Gleisanlagen. Hier waren zwei Gleise mit vier Weichen verbaut, das zweite Gleis endete somit auf beiden Seiten stumpf. Zwischen Ladestraße und Seitenladerampe war ein Wagenkasten für nässeempfindliches Gut aufgestellt.

; Anschl Gebrüder Stephan

1939 wurde dieses Anschlussgleis zur Firma Gebrüder Stephan gebaut, es existierte bis 1946. Es diente der Abfuhr von Rüstungsgütern.

; Haltestelle Stangendorf

Die ''Haltestelle Stangendorf'' und die drei nachfolgenden Mülsener Haltestellen ähnelten sich in der Ausführung sehr stark. Alle vier Stationen besaßen zwei Gleise mit drei Weichen.

Reisenden stand in Stangendorf eine hölzerne Wartehalle zur Verfügung, die hier quer zum Gleis stand, für den Güterverkehr war eine Ladestraße, ein [[Wagenkasten]] und eine Seitenladerampe vorhanden.

; Haltestelle Mülsen St. Micheln {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7472|EW=12.5694|type=landmark|region=DE-SN|name=Haltestelle Mülsen St. Micheln}}

In der Form wie die Haltestelle Stangendorf war auch die Haltestelle Mülsen St. Micheln angelegt, neben einer quer zum Gleis stehenden Wartehalle wurde Güterverkehr über die Ladestraße und eine Seitenladerampe durchgeführt. Ein Wagenkasten für Stückgut war nicht vorhanden.

; Haltestelle Mülsen St. Jacob {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7371|EW=12.5736|type=landmark|region=DE-SN|name=Haltestelle Mülsen St. Jacob}}

Im Gegensatz zu allen anderen Stationen war hier keine Wartehalle vorhanden, dafür diente die ein privater Flachbau mit Schankwirtschaft, die auch Fahrkarten verkauften. 1909 wurde dieses Gebäude abgerissen und durch ein Bahnhofshotel ersetzt. Ansonsten entsprach die Ausstattung mit Ladestraße, Seiteladegleis und einem Wagenkasten als Güterschuppen in etwa der der anderen Haltestellen.

; Haltestelle Mülsen St. Niclas {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7227|EW=12.5849|type=landmark|region=DE-SN|name=Haltestelle Mülsen St. Niclas}}

Für die Reisenden stand eine hölzerne Wartehalle zur Verfügung, der Güterverkehr wurde über eine Ladestraße, einen kleinen 1890 erbauten Güterschuppen und eine Seitenladerampe abgewickelt.

; Bahnhof Ortmannsdorf {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.71239|EW=12.61067|type=landmark|region=DE-SN|name=Bahnhof Ortmannsdorf}}

Obwohl der ''Bahnhof Ortmannsdorf'' kleiner als der Schmalspurteil des Moseler Bahnhofs war, befand sich das betriebliche Zentrum stets im Bahnhof Ortsmannsdorf, der aber zu 4/5 auf dem Ortsgebiet von Mülsen St. Niclas lag.

Die Gleisanlagen des Bahnhofs bestanden aus neun Weiche und sieben Gleisen. Zwei Gleise und drei Weichen wurden 1940 entfernt. An Hochbauten war ein zweistöckiges Empfangsgebäude mit angebautem Güterschuppen, ein Wirtschaftsgebäude und ein zweigleisiges zweiständiges Heizhaus<ref>Reiner Scheffler: ''Schmalspur-Heizhäuser in Sachsen'', Verlag Kenning, Nordhorn 1996, ISBN 3-927587-48-6, S. 27</ref> vorhanden. Eine Besonderheit war auch hier der Wasserkran, der sich im Heizhaus befand.

Das Empfangsgebäude und das Heizhaus sind auch heute noch vorhanden.

=== Ingenieurbauten ===

; Muldenbrücke {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7875|EW=12.5066|type=landmark|region=DE-SN|name=Muldenbrücke}}

Die [[Zwickauer Mulde]] wurde bei Streckenkilometer 2,072 durch eine Gitterträgerbrücke überquert. Das 52,2 m lange Brückenbauwerk besaß vier Öffnungen, die Lichte Höhe betrug 6,90 m. Der Hauptträger des den Fluss überspannenden Brückenteils wurde durch zwei oben liegende Parabelträger verstärkt. 1952 wurde die Brücke abgebaut.

; Klingebrücke {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7271|EW=12.5812|type=landmark|region=DE-SN|name=Klingebrücke}}

Die 37,40 m lange Brücke überbrückte dem vom Volksmund „Klinge“ genannten Amselgrund. Der Blechträger ruhte auf zwei Pendelstützen, die Lichte Höhe betrug 8,60 m.

; Viadukt Ortmannsdorf {{Coordinate|text=ICON0|NS=50.7129|EW=12.6063|type=landmark|region=DE-SN|name=Viadukt Ortmannsdorf}}

Das größte Brückenbauwerk der Schmalspurbahn war der Ortmannsdorfer Viadukt bei Kilometer 13,618, die sich trotz der Benennung nach dem Ortmannsdorfer Bahnhof vollständig auf dem Gebiet von Mülsen St. Niclas befand. Auf der 72,14 m langen Überführung wechselte die Bahn von der linken auf die rechte Talseite und überquerte dabei den Mülsenbach und die Dorfstraße. Jeweils außen lagen zwei mit Sandstein ausgefüllte Bruchsteinbögen, im Mittelteil ruhten zwei Blechträger auf einem aus Ziegeln gemauerten Stützpfeiler. Allerdings bestand für dieses Viadukt keine Notwendigkeit, da auch auf der rechten Talseite genug Baugrund für die Anlage des Ortmannsdorfer Bahnhofs vorhanden gewesen wäre. Da aber so aber für andere Flächen eine Entschädigung wegen der Anlage des Bahnhofs Ortmannsdorf gezahlt wurde, war die Brücke vermutlich das Resultat einer Bestechung. Diese Lage erschwerte aber eine mögliche Weiterführung der Bahnstrecke ungemein, da die Lage des Bahnhofs auf der linken Talseite dafür eher hinderlich war.

== Fahrzeugeinsatz ==
{{Siehe auch|Sächsische Schmalspurbahnen#Fahrzeuge}}

Die eingesetzten Fahrzeuge entsprachen den allgemeinen sächsischen Bau- und Beschaffungsvorschriften für die Schmalspurbahnen und konnten daher freizügig mit Fahrzeugen anderer sächsischer Schmalspurstrecken getauscht werden.

Gekuppelt wurde ausschließlich mit Trichterkupplungen, gebremst mit Heberleinbremsen.

=== Lokomotiven ===

Zu Beginn standen zunächst drei [[Sächsische I K|I K]]-Lokomotiven für die Strecke zur Verfügung, benötigt wurde im Normalfall davon aber nur eine Maschine. Da zwischen ankommenden und abgehenden Zügen in Mosel nur wenig Zeit lag, war vor der Jahrhundertwende in Mosel eine zweite als Rangierlok eingesetzt. Die I&nbsp;K wurde auf der Mülsengrundbahn bis in die 1920er Jahre eingesetzt.

Die [[Sächsische III K|III K]] lief zwar auch auf der Mülsengrundbahn, aber die meisten Einsätze waren nur kurzfristige Aushilfen.

Erstmals kamen zwei [[Sächsische IV K|IV K]] 1898 zum Einsatz, der Oberbau war aber noch zu schwach für die Lokomotiven und sie wurden an andere Bahnen abgegeben. Mit einer Verstärkung des Oberbaus in den 1920er Jahren übernahmen die Maschinen der Baureihe IV&nbsp;K den Verkehr. Bis zur Stilllegung wurde der Verkehr dann komplett mit dieser Baureihe durchgeführt.

=== Wagen ===

Zunächst kamen nur zweiachsige Fahrzeuge zum Einsatz, ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten vierachsigen Personenwagen auf die Strecke, seit 1910 auch vierachsige Güterwagen.

Nach der Stilllegung wurde der Großteil der Personenwagen zur Rbd Greifswald und der Güterwagen zur Rbd Schwerin umgesetzt. Nur einzelne Fahrzeuge kamen zu anderen sächsischen Schmalspurbahnen.

== Siehe auch ==

* [[Sächsische Schmalspurbahnen]]


== Literatur ==
== Literatur ==

* Alexandra Hildebrandt: ''Ein Mensch Rainer Hildebrandt – Begegnungen'' Verl. Haus am Checkpoint Charlie, Berlin 1999, ISBN 3-922484-41-7
* Rainer Heinrich, Stefan Rasch, Holger Drosdeck: ''Schmalspurbahn Mosel-Ortmannsdorf. Die Geschichte der Mülsengrundbahn.'' Foto & Verlag Jacobi, Fraureuth 2004, ISBN 3-937228-11-X.
* Christine Richter: [http://berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/0110/lokales/0013/ ''Der Freiheitskämpfer''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 10. Januar 2004, Nachruf
* Gustav W. Ledig, Johann Ferdinand Ulbricht: ''Die schmalspurigen Staatseisenbahnen im Königreiche Sachsen.'' 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Engelmann, Leipzig 1895 (Reprint: Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1988, ISBN 3-7463-0070-3).


== Weblinks ==
== Weblinks ==

* {{DNB-Portal|119343568}}
* [http://www.sachsenschiene.net/bahn_alt/str/pag_str37.htm Mülsengrundbahn bei sachsenschiene.de]
* [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/gruender-des-mauer-museums-rainer-hildebrandt-ist-tot---senat-wuerdigt-einsatz-fuer-demokratie-der-freiheitskaempfer,10810590,10142246.html Nachruf]
* [http://www.muelsengrundbahn.de Die Mülsengrundbahn Mosel – Ortmannsdorf]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Navigationsleiste Sächsische Schmalspurbahnen}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=119343568|LCCN=n/82/119125|VIAF=13116050}}

{{SORTIERUNG:Hildebrandt, Rainer}}
[[Kategorie:Historiker]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Publizist]]
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]
[[Kategorie:Träger des Verdienstordens des Landes Berlin]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1914]]
[[Kategorie:Gestorben 2004]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Hildebrandt, Rainer
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Historiker, Buchautor und Publizist
|GEBURTSDATUM=14. Dezember 1914
|GEBURTSORT=[[Stuttgart]]
|STERBEDATUM=9. Januar 2004
|STERBEORT=[[Berlin]]
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{{SORTIERUNG:MoselOrtmannsdorf}}
[[en:Rainer Hildebrandt]]
[[Kategorie:Bahnstrecke in Sachsen]]
[[no:Rainer Hildebrandt]]

Version vom 3. Juni 2014, 20:16 Uhr

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Mosel–Ortmansdorf
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen (1902)
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen (1902)
Streckennummer:sä. MO
Kursbuchstrecke:168d (1946)
Streckenlänge:13,997 km
Spurweite:750 mm (Schmalspur)
Minimaler Radius:150 m
Streckengeschwindigkeit:25 km/h
Strecke nach links und geradeaus (außer Betrieb)
Anschl Papierfabrik Crossen
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
0,00 Mosel
(Anschluss an Bahnstrecke Dresden–Werdau)
257 m
2,07 Muldenbrücke
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
2,30 Wulm 249 m
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
2,48 Brücke Mülsenbach
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
2,90 Brücke Mülsenbach
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
4,04 Niedermülsen 267 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
5,82 Thurm 273 m
Abzweig nach links und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
6,20 Anschl Gebrüder Stephan
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
6,30 Brücke Mühlgraben
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
6,72 Stangendorf 283 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
8,65 Mülsen St. Micheln 305 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
9,79 Mülsen St. Jakob 311 m
11,01 EÜ Wirtschaftsweg
11,10 Brücke Amselgrund
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
11,18 Bach
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
11,64 Mülsen St. Niclas 329 m
12,60 EÜ Lindenweg (18 m)
13,54 EÜ Wirtschaftsweg
13,62 Viadukt Ortmannsdorf
Kopfbahnhof Streckenende (Strecke außer Betrieb)
13,94 Ortmannsdorf 339 m

Die Schmalspurbahn Mosel–Ortmannsdorf (auch bekannt als Mülsengrundbahn) war eine sächsische Schmalspurbahn. Sie verlief von Mosel an der Hauptbahn Dresden–Werdau ausgehend durch den Mülsengrund nach Ortmannsdorf. Die 1885 eröffnete Strecke wurde 1951 stillgelegt.

Geschichte

Bereits beim Bau des Abschnitts Chemnitz–Zwickau der Strecke zwischen Dresden und Werdau wurden Untersuchungen für eine Streckenführung über Mülsen St. Jakob durchgeführt, die Variante über Glauchau erhielt aber schließlich den Vorzug. Den zweiten Versuch gab es 1869, als eine Petition beim Sächsischen Landtag für eine Strecke von Zwickau über Mülsen St. Jakob und Lichtenstein nach St. Egidien einging. Eine Privatbahngesellschaft erhielt zwar 1870 die Konzession dafür, durch den Deutsch-Französischen Krieg wurde die Konzession später wieder zurückgezogen, da danach der Privatbahnbau vom Königreich Sachsen nicht mehr gefördert wurde. Die 1879 eröffnete normalspurige Bahnstrecke Stollberg–St. Egidien lag auch abseits des Mülsengrundes. An den schlechten Verkehrsbedingungen – bis 1885 besaß der Mülsengrund nichtmal ein eigenes Postamt – änderte sich daher nichts. Allerdings war man in Dresden schon zu diesem Zeitpunkt gewillt, mit dem Bau einer Bahnstrecke die wirtschaftliche Situation im Mülsengrund zu verbessern, denn der Mülsengrund gehörte damals zu den ärmeren Gegenden Sachsens.

Der sächsische König Albert besuchte im Juli 1880 bei einer Reise den Mülsengrund, während seines Besuchs wurde von den Bewohnern wieder lautstark ein Eisenbahnanschluss gefordert. In einem Dekret wurde am 4. Januar 1884 der Bahnbau im Mülsengrund erneut eingefordert, was wenig später vom Sächsischen Landtag auch genehmigt wurde. Als Ausgangspunkt wurde der Bahnhof Mosel an der Hauptbahn Dresden–Werdau bestimmt, da von dort die kürzestmögliche Trassenführung durch die hochwassergefährdete Talaue der Zwickauer Mulde möglich war. Mosel konnte sich dabei gegen Glauchau-Schönbörnchen durchsetzen, letzteres wäre aber aus verkehrstechnischer Sicht der bessere Anschlussbahnhof gewesen. Durch den Bahnbau erhoffte man sich eine spürbare Verbesserung der schlechten wirtschaftlichen Lage das Tals.

Am 15. Juli 1884 begann man mit dem Bau der Strecke als schmalspurige Sekundärbahn. Außer dem Viadukt in Ortmannsdorf waren keine größeren Kunstbauten nötig, so dass der Bau recht schnell voranschritt. Die Baukosten wurden ursprünglich mit über 1,4 Mio. Mark veranschlagt, die tatsächliche Summe lag am Ende aber deutlich unter 1,0 Mio. Mark. Mehr als 1/4 der Bausumme wurde für den Oberbau ausgegeben. Am 1. November 1885 wurde die Strecke von Mosel nach Ortmannsdorf eröffnet, es war die elfte Streckeneröffnung oder -verlängerung einer sächsischen Schmalspurbahn. Bereits bei der Fahrt des Eröffnungszuges gab es den ersten Betriebsunfall, als in der Haltestelle Mülsen St. Jacob mehrere Wagen entgleisten und umstürzten.

Zunächst nahm die Strecke eine vergleichbare Entwicklung, wie alle sächsischen Schmalspurbahnen. Eine nennenswerte Ansiedlung von Industrie entlang der Strecke gelang jedoch nicht, sodass die Verkehrsleistungen insgesamt auf niedrigem Niveau blieben. Bis in die 1890er Jahre erbrachte die Schmalspurbahn Gewinne, aber seit Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte die Strecke zu den unrentabelsten Schmalspurbahnen in Sachsen. Vor der Jahrhundertwende wurde mehrere Entwürfe für eine Verbindung ausgehend vom Bahnhof Höhlteich (später Bahnhof Neuölsnitz) mit der Schmalspurbahn Wilkau–Wilzschhaus erstellt, der letzte derartige Plan wurde 1899 abgelehnt. Neben einer schwierigen Topografie waren drei erfolglose Probebohrungen der Gewerkschaft Oberzschocken nach Steinkohle um 1900[1] maßgeblich für die Aufgabe der Erweiterungspläne, da diese Verlängerung nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Auch die Fortführung bis zum Bahnhof Neuölsnitz scheiterte 1908 endgültig. Seit 1919 verkehrten Sonntags keine Züge mehr.

Nach der Weltwirtschaftskrise, in der zahlreiche kleine Betriebe schließen mussten, arbeiteten die bisherigen Weber auswärts und sorgten so für einen gewissen Berufsverkehr und damit auch für eine Änderung des Transportergebnisses. Seit 1936 betrieb zuerst die Kraftverkehrsgesellschaft Sachsen, später auch die Deutsche Reichsbahn Buslinien durch den Mülsengrund. Da diese schneller und preiswerter als die Schmalspurbahn waren, war eine Einstellung des Personenverkehrs absehbar. Am 14. Mai 1939 verkehrten (vorerst) die letzten Personenzüge.

Durch den Zweiten Weltkrieg stiegen die Transportleistungen im Güterverkehr wieder an, aufgrund des allgemeinen Fahrzeug-, Treibstoff- und Materialmangels wurde der Personenverkehr ab dem 1. Mai 1944 auch wieder mit der Schmalspurbahn durchgeführt, berechnet wurde bei der Schmalspurbahn bis zur Betriebseinstellung 1951 der Bustarif. Vorerst wurde nur der Abschnitt Thurm–Ortmannsdorf bedient, da der Bus den Bahnhof Mosel ebenfalls nicht angefahren hatte. In Thurm bestand aber ein Anschluss zum Bus nach Zwickau. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Züge wieder bis Mosel geführt, einzelne endeten aber immer noch in Thurm.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verkomplizierte sich der Bahnbetrieb enorm, da die vorläufige Besatzungsgrenze die Bahnstrecke teilte. Erst mit dem Abzug der amerikanischen Truppen am 15. Juli 1945 wurden die zuvor nötigen Passierscheine nicht mehr benötigt.

Am 21. Mai 1951 wurde der Verkehr mit der Begründung, Material für den Berliner Außenring zu benötigen endgültig eingestellt und die Strecke sofort nach der Betriebseinstellung abgebaut. Der Abbau war im Juli 1951 fertiggestellt.

Noch heute zeugen einige erhaltende Gebäude wie der Ortmannsdorfer Bahnhof mit seinem Lokschuppen und Streckenmarkierungen sowie noch vorhandene Überbleibsel von Widerlagern usw. von der Existenz der Mülsengrundbahn.

Streckenbeschreibung

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen sächsischen Schmalspurbahnen lag die Strecke komplett auf einem eigenen Planum.

Betriebsstellen

Sämtliche Hochbauten waren Typenbauten der Sächsischen Schmalspurbahn. An allen Stationen stand auch nur ein Bahnsteiggleis zur Verfügung, ein Zeichen des geringen Personenverkehrs.

Bahnhof Mosel

Der Bahnhof Mosel war mit allen typischen Einrichtungen, die für einen Spurwechselbahnhof nötig waren, ausgerüstet, dazu gehörten eine Umladehalle und eine Überladerampe. Weiter waren an Hochbauten ein Empfangsgebäude, ein dreiständiges Heizhaus, ein Kohleschuppen, ein Güterschuppen und ein Wirtschaftsgebäude vorhanden. Ein Stand des Heizhauses wurde bereits seit Bahneröffnung für Wagenreparaturen genutzt, ein zweiter seit 1904. Eine Besonderheit war der Wasserkran im Heizhaus.[2] Der Schmalspurbereich bestand aus elf Gleisen mit 15 Weichen, der Regelspurbereich aus fünf Gleisen.

Anschl Papierfabrik Crossen

Dieses 3,5 km lange Anschlussgleis bestand nur von 1887 und 1895, in diesem Zeitraum hatte es aber großen Anteil am Güterverkehr der Gesamtstrecke. Nach dem Bau eines normalspurigen Anschlussgleises zur Industriebahn Zwickau–Crossen–Mosel wurde das schmalspurige Gleis aufgelassen.

Haltepunkt Wulm

Die Gebäude dieser Station bestanden aus eine Wartehalle aus Holz und einem Abtritt. Nach der Einstellung des Personenverkehrs wurde die Wartehalle nach Thurm gebracht und dort aufgestellt.

Haltepunkt Niedermülsen

An Hochbauten war hier eine Wartehalle und ein Wagenkasten vorhanden. Güterverkehr fand nur während des Zweiten Weltkriegs statt. Dazu wurde eine kleine Rampe für die Verladung von Motoren gebaut. Nach Wiederaufnahme des Personenverkehrs musste die Rampe 1944 entfernt werden.

Haltestelle Thurm
Haltestelle Thurm um 1900

Die größte Zwischenstation unterschied sich von den anderen vier Haltestellen lediglich durch die Gleisanlagen. Hier waren zwei Gleise mit vier Weichen verbaut, das zweite Gleis endete somit auf beiden Seiten stumpf. Zwischen Ladestraße und Seitenladerampe war ein Wagenkasten für nässeempfindliches Gut aufgestellt.

Anschl Gebrüder Stephan

1939 wurde dieses Anschlussgleis zur Firma Gebrüder Stephan gebaut, es existierte bis 1946. Es diente der Abfuhr von Rüstungsgütern.

Haltestelle Stangendorf

Die Haltestelle Stangendorf und die drei nachfolgenden Mülsener Haltestellen ähnelten sich in der Ausführung sehr stark. Alle vier Stationen besaßen zwei Gleise mit drei Weichen.

Reisenden stand in Stangendorf eine hölzerne Wartehalle zur Verfügung, die hier quer zum Gleis stand, für den Güterverkehr war eine Ladestraße, ein Wagenkasten und eine Seitenladerampe vorhanden.

Haltestelle Mülsen St. Micheln

In der Form wie die Haltestelle Stangendorf war auch die Haltestelle Mülsen St. Micheln angelegt, neben einer quer zum Gleis stehenden Wartehalle wurde Güterverkehr über die Ladestraße und eine Seitenladerampe durchgeführt. Ein Wagenkasten für Stückgut war nicht vorhanden.

Haltestelle Mülsen St. Jacob

Im Gegensatz zu allen anderen Stationen war hier keine Wartehalle vorhanden, dafür diente die ein privater Flachbau mit Schankwirtschaft, die auch Fahrkarten verkauften. 1909 wurde dieses Gebäude abgerissen und durch ein Bahnhofshotel ersetzt. Ansonsten entsprach die Ausstattung mit Ladestraße, Seiteladegleis und einem Wagenkasten als Güterschuppen in etwa der der anderen Haltestellen.

Haltestelle Mülsen St. Niclas

Für die Reisenden stand eine hölzerne Wartehalle zur Verfügung, der Güterverkehr wurde über eine Ladestraße, einen kleinen 1890 erbauten Güterschuppen und eine Seitenladerampe abgewickelt.

Bahnhof Ortmannsdorf

Obwohl der Bahnhof Ortmannsdorf kleiner als der Schmalspurteil des Moseler Bahnhofs war, befand sich das betriebliche Zentrum stets im Bahnhof Ortsmannsdorf, der aber zu 4/5 auf dem Ortsgebiet von Mülsen St. Niclas lag.

Die Gleisanlagen des Bahnhofs bestanden aus neun Weiche und sieben Gleisen. Zwei Gleise und drei Weichen wurden 1940 entfernt. An Hochbauten war ein zweistöckiges Empfangsgebäude mit angebautem Güterschuppen, ein Wirtschaftsgebäude und ein zweigleisiges zweiständiges Heizhaus[3] vorhanden. Eine Besonderheit war auch hier der Wasserkran, der sich im Heizhaus befand.

Das Empfangsgebäude und das Heizhaus sind auch heute noch vorhanden.

Ingenieurbauten

Muldenbrücke

Die Zwickauer Mulde wurde bei Streckenkilometer 2,072 durch eine Gitterträgerbrücke überquert. Das 52,2 m lange Brückenbauwerk besaß vier Öffnungen, die Lichte Höhe betrug 6,90 m. Der Hauptträger des den Fluss überspannenden Brückenteils wurde durch zwei oben liegende Parabelträger verstärkt. 1952 wurde die Brücke abgebaut.

Klingebrücke

Die 37,40 m lange Brücke überbrückte dem vom Volksmund „Klinge“ genannten Amselgrund. Der Blechträger ruhte auf zwei Pendelstützen, die Lichte Höhe betrug 8,60 m.

Viadukt Ortmannsdorf

Das größte Brückenbauwerk der Schmalspurbahn war der Ortmannsdorfer Viadukt bei Kilometer 13,618, die sich trotz der Benennung nach dem Ortmannsdorfer Bahnhof vollständig auf dem Gebiet von Mülsen St. Niclas befand. Auf der 72,14 m langen Überführung wechselte die Bahn von der linken auf die rechte Talseite und überquerte dabei den Mülsenbach und die Dorfstraße. Jeweils außen lagen zwei mit Sandstein ausgefüllte Bruchsteinbögen, im Mittelteil ruhten zwei Blechträger auf einem aus Ziegeln gemauerten Stützpfeiler. Allerdings bestand für dieses Viadukt keine Notwendigkeit, da auch auf der rechten Talseite genug Baugrund für die Anlage des Ortmannsdorfer Bahnhofs vorhanden gewesen wäre. Da aber so aber für andere Flächen eine Entschädigung wegen der Anlage des Bahnhofs Ortmannsdorf gezahlt wurde, war die Brücke vermutlich das Resultat einer Bestechung. Diese Lage erschwerte aber eine mögliche Weiterführung der Bahnstrecke ungemein, da die Lage des Bahnhofs auf der linken Talseite dafür eher hinderlich war.

Fahrzeugeinsatz

Die eingesetzten Fahrzeuge entsprachen den allgemeinen sächsischen Bau- und Beschaffungsvorschriften für die Schmalspurbahnen und konnten daher freizügig mit Fahrzeugen anderer sächsischer Schmalspurstrecken getauscht werden.

Gekuppelt wurde ausschließlich mit Trichterkupplungen, gebremst mit Heberleinbremsen.

Lokomotiven

Zu Beginn standen zunächst drei I K-Lokomotiven für die Strecke zur Verfügung, benötigt wurde im Normalfall davon aber nur eine Maschine. Da zwischen ankommenden und abgehenden Zügen in Mosel nur wenig Zeit lag, war vor der Jahrhundertwende in Mosel eine zweite als Rangierlok eingesetzt. Die I K wurde auf der Mülsengrundbahn bis in die 1920er Jahre eingesetzt.

Die III K lief zwar auch auf der Mülsengrundbahn, aber die meisten Einsätze waren nur kurzfristige Aushilfen.

Erstmals kamen zwei IV K 1898 zum Einsatz, der Oberbau war aber noch zu schwach für die Lokomotiven und sie wurden an andere Bahnen abgegeben. Mit einer Verstärkung des Oberbaus in den 1920er Jahren übernahmen die Maschinen der Baureihe IV K den Verkehr. Bis zur Stilllegung wurde der Verkehr dann komplett mit dieser Baureihe durchgeführt.

Wagen

Zunächst kamen nur zweiachsige Fahrzeuge zum Einsatz, ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten vierachsigen Personenwagen auf die Strecke, seit 1910 auch vierachsige Güterwagen.

Nach der Stilllegung wurde der Großteil der Personenwagen zur Rbd Greifswald und der Güterwagen zur Rbd Schwerin umgesetzt. Nur einzelne Fahrzeuge kamen zu anderen sächsischen Schmalspurbahnen.

Siehe auch

Literatur

  • Rainer Heinrich, Stefan Rasch, Holger Drosdeck: Schmalspurbahn Mosel-Ortmannsdorf. Die Geschichte der Mülsengrundbahn. Foto & Verlag Jacobi, Fraureuth 2004, ISBN 3-937228-11-X.
  • Gustav W. Ledig, Johann Ferdinand Ulbricht: Die schmalspurigen Staatseisenbahnen im Königreiche Sachsen. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Engelmann, Leipzig 1895 (Reprint: Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1988, ISBN 3-7463-0070-3).

Einzelnachweise

  1. Rolf Vogel: Das Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier, Förderverein Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgeb. e.V., S. 176 ff.
  2. Reiner Scheffler: Schmalspur-Heizhäuser in Sachsen, Verlag Kenning, Nordhorn 1996, ISBN 3-927587-48-6, S. 26
  3. Reiner Scheffler: Schmalspur-Heizhäuser in Sachsen, Verlag Kenning, Nordhorn 1996, ISBN 3-927587-48-6, S. 27